Wolfsblut - Teil 2 Kapitel 25: Fell an Fell

Story by silverstripe on SoFurry

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Teil 2: Eis

Kapitel 25: Fell an Fell

Die Sonnenstrahlen trafen den Dingo unverhofft ins Gesicht. Genervt versuchte er die Strahlen mit den Pfoten zu vertreiben. Als ihm auffiel, dass dies nicht klappte, wölbte er den Rücken und gähnte. Langsam öffnete er die verschlafenen Augen, brummelte leise und schob die Decke weg, da es für seinen Geschmack warm genug war. Ihm fiel auf, dass jemand die Decke über ihn gelegt haben musste. Er warf einen scharfen Blick zu dem leise schnarchenden Collie neben sich. Mazaru seufzte und lehnte sich an das Sofa.

Durch die rötlichen Vorhänge, lag ein beruhigender roter Schimmer in dem Raum. Es schien ein schöner Tag zu werden. Eine beruhigende Stille schwebte in der Luft, etwas Glut leuchtete noch im Kamin. Mazaru strich sich die Haare zurecht und wandte sich in Sesukes Richtung. Sesuke trug nur den Verband um seine Brust und dünne Unterwäsche. Da in dem Zimmer die ganze Nacht das Feuer prasselte, war es sehr warm gewesen.

Mazaru seufzte. Sesuke war ziemlich groß, ob er eines Tages wohl auch so groß sein würde? Eigentlich wollte er das gar nicht. Er fand, dass er viel wendiger wäre, solang er klein bliebe. Mazaru schüttelte den Kopf, genau genommen war die Körpergröße irrelevant.

Der Dingo betrachtete den Körper des Collies. Er hatte gepflegtes, weiches Fell, seine eingeknickten Ohren waren schwarz, die Markungen um die Augen waren ebenfalls schwarz, sonst war sein Gesicht hell. Knapp über den Augen war das Fell bernsteinfarben, während die Schnauze weiß war. Mazarus Augen wanderten tiefer, Sesukes Bauch war weiß, an den Seiten wurde es orange, bis es am Rücken schließlich schwarz wurde. Mazaru schaute sich seine eigene Fellfärbung an. Sein Hauptfell hatte die Farbe von Sand, nur am Bauch wurde es heller, bis es schließlich einen cremeähnlichen Farbton annahm.

Er blickte wieder zu dem Collie. Mazaru bemerkte, wie wenig er eigentlich über den Collie wusste. Hatte er Familie? Was machte er in seiner Freizeit?

Mazaru verdrängte die Fragen, die ihm im Kopf herumschwirrten. Was würde es ihm bringen, wenn er Antworten auf diese Fragen bekäme? Es würde nichts ändern, nie würde sich etwas ändern.

Der Dingo seufzte und musste wieder an etwas anderes denken. Ob er wohl jemals fühlen könnte? Zwar fühlte er mehr, als ein Zàhng normalerweise fühlen sollte, doch seine Emotionen waren eingeschränkt. Er erinnerte sich an das, was ihm gesagt wurde. Ihm wurden die Emotionen abtrainiert, die er zu diesem Zeitpunkt hatte, Emotionen wie Freude, Wut und Zuneigung zu den Eltern, doch die Emotionen, die er erst bekommen würde, wenn er älter wäre, wie Liebe und Freundschaft, kamen gar nicht erst zum Vorschein.

Mazaru seufzte, er wusste, dass er diese Emotionen auch nie empfinden könnte, er würde sich nie verlieben oder Freundschaft schließen können. Er schaute zu Sesuke, konnte er das wirklich nicht? Empfand er nichts für den Collie? Mazaru war verwirrt, vielleicht wollte er ja doch mit Sesuke befreundet sein. Sogleich verdrängte er seine Gedanken.

Der Schweif des Collies wedelte sanft. Mazaru fragte sich, wovon er wohl träumte. Er rutschte näher zu dem Collie, das weiche Fell sah einfach zu verführerisch aus.

Mazaru keuchte, als etwas in sein Innerstes Stach. Er spürte etwas weiches zwischen den Pfoten. Die Pfote lag auf Sesukes Bauchseite. Reflexartig zog Mazaru die Pfote zurück, sodass das Stechen nachließ.

Der Collie zuckte mit den Augenlidern und brummte: ,,Du darfst mich ruhig anfassen, ich beiß dich schon nicht."

,,Ich wollte dich nur wecken, um dir zu sagen, dass ich Hunger habe.", erwiderte Mazaru. Sesuke räkelte sich und gähnte laut. ,,Von wegen.", lachte er. Mazaru wandte sich ab. Sesuke nahm Mazarus Pfote und legte sie sich auf den Bauch. Mazaru schloss die Augen. Das Fell zwischen seinen Fingern war weich, ein seltsames Kribbeln machte sich in ihm breit.

Er öffnete die Augen, zog die Pfote zurück und brummte: ,,Lass das, ich will das nicht."

Etwas Grelles leuchtete in den blau-grünen Augen des Rüden. Er bewegte seinen Oberkörper zu dem Dingo, legte seine Arme um Mazarus Schultern und hauchte: ,,Soll ich prüfen, ob diese Aussage eine Lüge war?"

Ausdruckslos erwiderte der Dingo: ,,Fass mich nicht an."

Sesuke grinste, die Pfoten wanderten durch das sandfarbene Fell. Mit einer schnellen Bewegung befreite Mazaru sich aus der Berührung und knurrte: ,,Das war ernst gemeint."

Der Collie verzog schmollend die Lefzen und fragte: ,,Willst du nun wieder fühlen können oder nicht?"

,,Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt will.", log der Dingo. ,,Natürlich willst du es, ich sehe es an deinen Augen."

Mazarus Augenbrauen hoben sich verwundert. ,,Seit heute Morgen glänzen sie, als wären sie voller Gefühl und Emotion. Dein Körper will seine Gefühle zurück und erkämpft sich die fremden Gefühle, du musst es nur noch zulassen, dann kann ich deinem Körper geben, wonach er verlangt."

,,Ich glaube, dass du da eher etwas anderes im Sinn hast, Köter."

,,Eh?" Sesuke blickte ihn verwundert an. ,,Du willst wohl eher dem nachgehen, wonach dein Körper verlangt. Ich habe viel über die Welt jenseits unserer Organisation gelesen und weiß, dass es euch nur um Fressen und Fortpflanzen geht. Ich kenne dich nicht und du sagst mir nichts, wieso sollte ich dir trauen?"

,,Und du denkst, dass ich zu denen gehöre, die außer Nahrung und Sex keinen Sinn im Leben sehen?"

Mazaru schwieg, über Sesukes Gesicht zog sich ein breites Grinsen, welches zu einem amüsierten Lachen wurde. ,,Weißt du, du bist der erste, der das von mir denkt."

Sesuke verschränkte die Arme. ,,Ich wurde in meinem Leben bereits genug bedient.", sagte Sesuke leise. Mazaru wandte sich ab und flüsterte: ,,Dort wo ich aufgewachsen bin, gibt es sowas nicht. Sex wird allerhöchstens zur Fortpflanzung praktiziert, aber selbst dafür gibt es weniger schmutzige Methoden."

,,Schmutzig? Ihr seht also Sex als schmutzig an, findet es aber normal, wenn man sich auf andere Weisen fortpflanzt?"

,,Wir haben keine Gefühle, Sesuke, vergiss das nicht."

Der Collie schnaubte. ,,Wie groß ist eure Organisation?"

,,Die meisten Kontinente haben ein bis zwei Organisationen, doch der Hauptsitz ist hier."

Sesuke ballte die Fäuste und meinte: ,,Diese Organisation hätte niemals gegründet werden dürfen, es ist ein Verbrechen an der Natur, Gefühle auszulöschen und Lebewesen zu Robotern zu machen."

Mazaru lehnte sich an die Sofalehne und meinte: ,,Das Programm zerfrisst mich innerlich." Sesuke blickte zu ihm. ,,Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, das Falsche zu tun. Es ist, als ob zwei Teile in meinem Kopf gegeneinander Kämpfen würden. Der eine Teil will mich zurück zur Organisation bringen, der andere Teil, der momentan dominiert, will, dass ich mich von der Organisation abwende und wieder normal werde."

Sesuke legte die Arme um Mazaru, der die Berührung trotz des stechenden Schmerzes in seinem Innersten zuließ. ,,Du kannst nicht zwischen zwei Welten stehen, du musst dich für eine Seite entscheiden und ich bitte dich, dich für die vernünftigere Seite zu entscheiden. Denk darüber nach, was dir die Organisation angetan hat, was sie dir genommen hat."

Mazaru schloss die Augen, der Schmerz in seinem Körper ließ langsam nach, er zog sich in seine Gedanken zurück. Ihm flogen die Bilder der Vergangenheit in den Kopf, seine Eltern hatten ihn einfach weggeben, hatten sich nicht darum gekümmert, was aus ihm wurde. Er musste in der Organisation schreckliche Dinge erleiden, er wurde Schmerzen ausgesetzt, die ihn abhärten sollten. Als er noch ein Welpe war, wurde er auf blutige Weise gefoltert, er erinnerte sich an die Schreie der anderen und an den eigenen Schmerz. Er blieb länger als die anderen in dieser Stufe stecken, da er den Schmerz immer gleich schrecklich empfand, sein Körper wurde nicht immun dagegen. Schließlich hatte Mazaru die Zähne zusammengebissen und ließ den Schmerz über sich ergehen, da er nicht länger in dieser Stufe bleiben wollte. Er wusste schon damals, dass er nicht wie die anderen waren, denn diese wurden Schmerz-unempfindlich. Er war damals sieben gewesen. Sieben Jahre lang hatte er Schmerzen erleiden müssen, sein Körper hatte Schäden davongetragen, er war anfälliger für Krankheiten und seine Sinne wurden geschwächt, zwar war dies alles nur zeitweilig, doch noch immer fühlte sich Mazaru erschöpft von der Folter. Er erinnerte sich, dass sie in ihrer Welpenzeit ein Wochenende im Monat aus der Organisation gehen konnten, um ihre Eltern zu sehen und das tun zu können, was Welpen am liebsten taten, mit anderen spielen. Er ging immer auf den Spielplatz und wollte mit anderen Welpen spielen, doch diese lehnten ihn ab, sagten, dass ihre Eltern ihnen nicht erlaubten, mit ihm zu spielen.

Mazaru klammerte sich an Sesuke und kniff die Augen fester zu.

Sesuke hörte ein leises Schluchzen, schließlich öffnete der Dingo wieder die Augen. Er räusperte sich und löste sich aus Sesukes Umklammerung.

,,Hast du eine Entscheidung getroffen?"

Mazaru schlang die Arme um seinen Bauch, innerlicher Schmerz zerriss ihn, er spürte Traurigkeit, ein Gefühl, das er nicht empfinden dürfte. Er kniff die Augen zusammen, etwas in ihm wollte sich jetzt an den Collie klammern und sich ausheulen. Sesuke strich über Mazarus Rücken. Er spürte seine Anspannung, diesem armen Wesen wurden schreckliche Dinge angetan. Dinge, die Sesuke nicht rückgängig machen konnte, doch er würde alles dafür tun, dass Mazaru sich wieder fühlt, als würde er wirklich leben.

,,Ich werde dich von dem Schmerz befreien.", hauchte er sanft in Mazarus Ohr. Mit einem schüchternen Blick schaute Mazaru in die funkelnden Augen. ,,Wirst du mir mein eisiges Wesen, meine Verzweiflung nehmen?" Mazaru konnte selbst nicht glauben, dass er das gerade gefragt hatte, doch etwas in ihm wünschte sich, dass Sesuke mit Ja antworten würde.

,,Ich werde tun, was du willst.", flüsterte er. Mazaru seufzte, schloss die Augen und ließ sich von dem Collie umarmen.

Mazaru gab sich ihm hin, ignorierte den eisigen Schmerz. Die warmen Pfoten des Collie wanderten durch das Fell, welches wieder glanzvoll und lebendig wirkte. Mazaru legte den Kopf in den Nacken und spürte die Berührungen unter seinem Shirt auf seinem nackten Fell.

Sesuke lächelte und zog den kleinen Jungen zu sich. Seine Pfoten strichen über das Fell an Mazarus Bauch. Sesuke beobachtete den Schweif des Dingos. Caniden hatten es an sich, mit dem Schweif zu wedeln, wenn sie sich freuten oder glücklich waren, doch seitdem Sesuke Mazaru das erste Mal traf, hatte er kein einziges Mal mit dem Schweif gewedelt, er hing nur schlaff herab. Sesuke würde wohl mehr tun müssen, um seinen Schweif zum Wedeln zu bringen, nur was? Was wollte der Dingo? Vielleicht würde ein Kuss etwas bewirken. Sesuke kniff die Augen zusammen und schob den Gedanken beiseite, wieso dachte er an sowas? Er hatte selbst gesagt, dass er nichts von Minderjährigen will. Zwar mochte er Mazaru, allerdings eher wie einen kleinen Bruder.

Sesuke seufzte, wie lange ist es her, dass er seinen eigenen Bruder sehen konnte? Nachdem er von seinem Elternhaus ausgezogen war, hatte er nur noch per Kommunikationsanlage mit ihm Kontakt gehabt.

Eine warme Pfote, die über seine Schulter strich, erregte seine Aufmerksamkeit. Sesuke betrachtete den Dingo, wie seine Pfoten über seine Schulter zu den Armen glitten und durch das dunkle Fell streiften.

Sesuke lächelte, anscheinend fand Mazaru gefallen an körperlichen Berührungen. Für den Collie waren Berührungen etwas, das er jeden Tag haben konnte, er hatte in Xornia viele Freunde, mit denen er Berührungen im Form von Umarmungen austauschen konnte, selbst wenn es nur Freunde und keine Partner waren. Sesuke seufzte, er hatte keinen Partner und hatte sich auch geschworen, nie wieder einen zu haben, doch seit ein paar Jahren sah er die Dinge wieder anders.

,,Tut es weh?", fragte Mazaru und riss den Collie somit aus seinen Gedanken. Sesuke blickte zu dem Dingo, der seine Pfoten auf die Seiten seiner Brust gelegt hatte. ,,Ich meine deine Verletzung, tut sie noch weh?"

Sesuke schüttelte den Kopf und sagte: ,,Es war schon schlimmer, wenn ich mich weiterhin schone, wird die Wunde schnell verheilen, doch wenn wieder Leute aus der Organisation kommen, werde ich kämpfen. Es ist für mich wichtiger, dich zu beschützen."

,,Aber ich will nicht, dass du dir meinetwegen Schmerzen zufügen musst."

,,Mach dir um mich keine Sorgen." Sesuke lächelte und strich über Mazarus Flanke. Der Dingo zuckte zusammen, als der Collie ihn an dieser Stelle berührte. Wieder schoss ein Stechen durch seinen Körper und er kniff die Augen zusammen. Er wollte auf Berührungen nicht verzichten, doch wenn er dafür diese Schmerzen ertragen musste, würde er das nicht lange aushalten.

Mazaru biss die Zähne zusammen und ließ alles zu. Er zog sich das viel zu große Shirt aus, denn er wollte nicht durch Stoff von dem Collie getrennt sein, er wollte die Berührungen ohne etwas dazwischen spüren.

Sesuke riss überrascht die Augen auf, als der Dingo sich halbnackt an ihn schmiegte.

Dem Collie fiel erst jetzt auf, was für einen leichten Körper der Dingo hatte und wie sehr sein Pelz glänzte. Früher war es glanzlos gewesen, dachte er.

Das Fell rieb an Fell, eine brennende Hitze entstand durch die Reibung. Mazaru schloss die Augen, er kämpfte gegen den Schmerz an, der ihn zu ersticken drohte. Wenn er gewinnen wollte, musste er den Schmerz aushalten, es gab Kämpfe, die er allein austragen musste, Sesuke hatte keine Ahnung, welche Schmerzen Mazaru erleiden musste. Mazaru entschied sich dafür, es ihm nichts zu erzählen, da er selbst damit fertig werden wollte, Sesuke hatte bereits zu viel für ihn getan.

Der Dingo blickte auf. Sesuke drückte den Dingo fester an sich. Mazaru spürte das weiche Fell an seinem Körper, seine Gedanken drehten sich. Sesuke gab ihm so viel, dass er es gar nicht verarbeiten konnte.

Mazaru blickte zu dem Schweif, der an der Oberseite schwarz war, doch an der Unterseite war das Fell weiß wie Schnee. Der Dingo bemerkte, dass der Schweif leicht hin und her pendelte. Er erinnerte sich, dass er gelesen hatte, dass dies bei Caniden Freude ausdrückte. Mazaru blickte hinter sich, sein Schweif wedelte nicht, er konnte sich nicht daran erinnern, jemals unbewusst mit dem Schweif gewedelt zu haben.

Mazaru spürte, wie Sesukes Pfote über seinen Rücken hinab wanderte. Er empfand es als angenehm, obwohl diese Berührung einen Blitz durch seine Wirbelsäule schießen ließ.

Mazaru entdeckte ein freundliches Lächeln im Gesicht des Collies, er hatte ein schönes Lächeln, doch noch mehr gefielen ihm die Augen. Sie strahlten voller Emotionen, Mazaru wusste, dass Augen nicht lügen konnten, deshalb wirkten seine Augen auch so kalt, metallisch und farblos, obwohl sie früher mal die Farbe glänzendem Goldes hatten. Mazaru wich Sesukes Blick aus, wie seine Augen wohl nun aussahen? Er war noch nicht geheilt, seine Augen könnten noch metallisch sein, doch Mazaru spürte, wie immer mehr der Gefühle zu ihm zurück kamen. Er fühlte etwas, was ihm bisher fremd war. Vertrauen, welches er zu dem Collie empfand. Er würde Sesuke alles anvertrauen, denn er war der Einzige, der sich um ihn sorgte, ihm das gab, was er brauchte.

Mazaru blinzelte, seine Ohren senkten sich. ,,Er tut so viel für mich, doch ich kann ihm nichts geben.", sagte er sich in Gedanken. Er wollte dem Collie auch etwas geben, doch er hatte alles, was er brauchte. Er konnte fühlen, hatte wahrscheinlich eine glückliche Familie, vielleicht auch eine Gefährtin und Welpen. Mazaru schüttelte sich, er wollte das nicht, zwar wusste er nicht weshalb, doch er wollte nicht, dass Sesuke eine Gefährtin hatte. Mazaru ballte die Fäuste, wieso war er so egoistisch? Sesuke hatte ein eigenes Leben, welches Mazaru nicht kaputt machen durfte, er sollte nicht in sein Leben treten und alles durcheinander bringen.

Mazaru löste sich aus der Umarmung und wandte sich von dem Collie ab, die Hitze brannte noch lange auf seinem Fell, doch für ihn erlosch das warme Gefühl viel zu schnell.

Sesuke setzte sich auf, legte den Kopf schräg und schaute den Dingo verwundert an. ,,Was ist los?" Als Antwort seufzte Mazaru nur, der stechende Schmerz in seinem Körper ließ nach, dafür verlangte etwas in ihm wieder nach Berührungen, Mazaru wurde schwindelig. Sesuke rutschte näher zu Mazaru, der sich nun den Kopf rieb.

,,Hast du eigentlich Familie?", wagte Mazaru zu fragen. Sesuke lächelte. ,,Weshalb willst du das denn wissen?" Mazarus Ohren zuckten, er drehte den Kopf zu ihm, sein Blick blieb an den Augen hängen, an den Rändern waren sie blau, um die Pupille zog sich ein grüner Ring, die beiden Farben verliefen ineinander. Ein wundervolles Farbenspiel, fand Mazaru.

,,Ich bin vom Elternhaus ausgezogen.", meinte Sesuke. Mazaru schwieg.

Der Collie legte die Arme um Mazarus Bauch, der daraufhin die Augen zusammenkniff. Sesuke zog ihn zu sich, Mazaru spürte seinen Pelz am Rücken, er fühlte sich, als würde er auf Federn liegen, jedoch war es auch, als ob jedes einzelne Haar eine Nadel war, die in sein Innerstes stach. Warum konnte er Berührungen nicht einfach schmerzlos genießen? Sunhào wollte ihm das, was er jetzt brauchte, verwehren. Er ließ den Kopf hängen, warum musste er nach Chénmò? Warum hatten sie ihm dies angetan? Fragen ohne Antworten schwirrten durch seinen Kopf. Er spürte, wie Sesukes Pfoten über seine Brust fuhren.

Mazaru blickte nach hinten, Sesuke lächelte, die Augen leuchteten.

Der Dingo seufzte, er kannte Sesuke erst einige Tage, doch er fühlte sich bereits zu ihm verbunden, er wollte sich nie von ihm trennen müssen. Er fuhr die Krallen aus, die sich in die Handflächen bohrten. Sesuke hatte ein eigenes Leben, er würde nicht ewig Zeit für ein Kind wie ihn haben.

Sesukes Pfoten massierten die Brust. ,,Du bist angespannt, versuch dich doch etwas zu entspannen.", meinte er.

Mazaru atmete tief ein und lehnte sich an den Collie. Mazaru genoss für einige Augenblicke die angenehme Berührung, doch dann griff er an Sesukes Handgelenke und zog die Pfoten von seinem Körper.

,,Das sind genug Berührungen, mehr ertrage ich nicht.", sagte Mazaru. Sesuke erkannte die Lüge sofort, doch er meinte nur: ,,Wie du willst." Er blickte auf die Uhr, dann auf den Kamin. ,,Das Feuer ist fast aus, könntest du etwas auflegen?"

Seufzend nickte der Dingo und stand auf.

Der Collie suchte sich neue Unterwäsche zusammen und zog die alte Boxershorts aus.

Aus den Augenwinkel sah Mazaru, wie der weiße Stoff zu Boden sank, etwas in ihm flammte auf, er wollte sich umdrehen, doch er gab sich dem nicht hin und griff sich ein Stück Holz.

Sesuke zog sich frische Unterwäsche, gefolgt von einer dunkelblauen Jeans, an. Mazaru öffnete die Kamintür. Sesuke schloss gerade den Knopf der Hose, doch dann blickte er verwundert auf. Ihm schoss etwas durch den Kopf und er brüllte: ,,Vorsicht!" Doch es war zu spät, der Dingo ließ das Holz fallen und schüttelte die Pfote. Sesuke sprang auf, zog Mazaru von dem Kamin weg und schaute auf seine Pfote, er hatte sich verbrannt. ,,Du hast gar keine Ahnung, wie heiß Feuer wirklich ist, nicht wahr?" Mazaru zog die Pfote zurück und blickte den Collie ausdruckslos an. ,,Du hattest nie Kontakt mit Feuer, oder?"

Mazaru nickte abwesend und schaute auf seine Pfote, eine dünne Eisschicht hatte sich um die Pfote gebildet, die langsam zu Wasser schmolz, Sesuke hob die Augenbrauen.

,,Eis.", sagte er mehr zu sich selbst, als zu dem Dingo. Mazaru blickte auf.

,,Komm, deine Klamotten dürften wieder trocken sein.", sagte der Collie.

,,Du kannst gut kochen.", meinte Mazaru. Sesuke blickte auf und lächelte, das war das erste Mal, dass er ein Lob für seine Kochkünste bekommen hatte. Mazaru stellte den Teller in die Spüle und legte sich auf das helle Sofa, welches mittlerweile zu seinem festen Schlafplatz geworden war. Zwar bat Sesuke ihm immer sein Bett an, doch Mazaru bevorzugte es, auf dem Sofa zu schlafen. Sesuke ging davon aus, dass sein Bett zu groß und zu weich für den Dingo war, der wahrscheinlich einen härteren Schlafplatz gewohnt war, doch Mazaru wollte nachts einfach nicht alleine sein, würde das jedoch nie zugeben.

Schnell spülte Sesuke das Geschirr und trabte ins Wohnzimmer, welches direkt an die kleine Küche grenzte.

Er setzte sich zu dem Dingo aufs Sofa, legte seinen Arm um ihn und meinte: ,,Dein Fell ist wirklich weich, nicht jeder hat so wundervolles Fell."

Mazaru seufzte. ,,Es ist nicht wichtig, ein weiches Fell haben, Fell ist nur dafür da, den Körper bei Kälte warm zu halten. Da wir keine Kälte empfinden, ist dies wichtig, weil wir sonst unbewusst erfrieren könnten."

Sesuke blickte ihn voller Verwunderung an.

,,Ihr spürt keine Temperaturveränderungen?"

,,Normalerweise nicht, daher können wir sowohl in den eisigen Regionen, als auch in den heißesten Wüsten eingesetzt werden, wir müssen nur darauf achten, bei der Kälte gutes Fell und immer ein Auge auf das Thermometer zu haben und bei Hitze genügend Wasser zu uns zu nehmen."

Sesuke nickte. ,,Hattest du schon mal einen Einsatz?"

,,Nein, ich bin erst auf der vierten Stufe, für einen Einsatz muss man mindestens Stufe sechs gemeistert haben."

,,Wie lange dauert denn die Ausbildung?", erkundigte sich der Collie und strich über Mazarus Rücken, der sich seine Jacke ausgezogen hatte, sodass er nur noch das rote Shirt trug.

,,Unterschiedlich, für jede Stufe braucht man ungefähr ein Jahr."

,,Das heißt ja, dass man bereits mit zehn Jahren ein perfekter Zàhng sein könntest."

Mazaru nickte und spürte die warme Pfote durch den dünnen Stoff.

,,Ja, könnte ich, doch es ist normalerweise nicht der Fall, dass man nur zehn Jahre für die Ausbildung braucht, ich habe allein sieben Jahre für die erste Stufe gebraucht. Nur der Gründer der Organisation hatte es in weniger als zehn Jahren geschafft, er ist bisher der einzige Zàhng der Stufe zehn, er hatte sie auch erst vor einigen Monaten erreichen können."

Sesuke zuckte mit den Ohren. ,,Wer ist denn der Gründer?"

,,Ein Fuchs. Ich habe ihn nur selten gesehen, aber er hat das Programm Sunhào erschaffen."

Sesuke nickte und rückte näher an den Dingo.

,,Man sagt, dass der Gründer im Gefängnis gesessen hatte, dort hatte er das Programm entwickelt und an sich selbst getestet, nach seiner Entlassung hatte er die Organisation Chénmò gegründet."

Sesukes Ohren zuckten erneut.

,,Du sagst immer, dass es ein Programm gibt. Ist es wie ein Computerprogramm?"

Mazaru lehnte sich zurück und versuchte, die Berührung zu genießen.

,,Ja, man kann es damit vergleichen. Wie wenn an an einen Computer angeschlossen wird, der die Daten, also die Emotionen, löscht. Ist eine komplizierte Angelegenheit, von der ich nichts verstehe. Doch es ist nicht nur ein Programm, welches uns gefühllos macht. Die Immunität gegenüber Schmerz wird durch Folter erreicht, man wird blutigen Schmerzen ausgesetzt, die man ertragen muss, nach einiger Zeit, wird man immun gegen diesen Schmerz." Mazaru seufzte. ,,Ich wurde allerdings nie immun, weshalb ich auch so lange in dieser Stufe stecken blieb."

Sesuke zog seine Hand zurück und fragte: ,,Wie ist es mit Berührungen, können sie sie spüren?"

,,Ja, allerdings lehnen sie Berührungen ab, denn sie haben keinen Nutzen, sie lösen keine angenehme Gefühle aus, da sie diese ausgeschaltet haben."

,,Und wie ist es bei dir?"

,,Ich hatte sie auch abgelehnt." Er blickte zu dem Collie hinauf. ,,Doch mittlerweile..." Seine Augen leuchteten. ,,mag ich sie."

Sesuke lächelte, zog den Dingo zu sich und schob die Pfoten unter sein Shirt, wo sie den Bauch kraulten. Mazaru genoss die Berührungen und ignorierte den Schmerz, ewig würde er dies nicht können.

Er gähnte laut, Sesuke lächelte und fragte: ,,Gehen wir schlafen?"

Mazaru nickte.