Wolfsblut - Teil 2 Kapitel 45: Aufklärung

Story by silverstripe on SoFurry

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Teil 2: Eis

Kapitel 45: Aufklärung

Skeptisch warf Xyon einen Blick über das Land. Von seinem Turm aus, hatte er einen guten Ausblick. Die Bäume hatten sich bereits rot-gold gefärbt und wehten durch den Wind. Viele Bäume waren um einiges kahler geworden und der Winter kündigte sich langsam aber sicher an.

Mit prüfender Miene kontrollierte Xyon die naheliegende Gegend und kam zu dem Schluss, dass es sehr still war. Er deutete es als ein gutes Zeichen.

Der Wolfsmischling kehrte um und stieg die Treppe zum Turminneren hinab.

,,Mariku hat recht, die Kampfeslust flacht ab. Es gibt immer weniger Schlachten. Woran das wohl liegt?", fragte er sich.

Ehe er die untere Etage erreichte, kam ihm eine aufgebrachte Wölfin entgegen. Kurz bevor sie gegen ihn rannte, konnte sie anhalten und keuchte aufgeregt.

,,Tau, was ist denn los?"

Xyon legte den Kopf schräg und sah sie fragend an. Tau brauchte einen Moment, bis sie nach Luft schnappen und antworten konnte. Ihr Ausdruck verriet, dass sie es eilig hatte.

,,Schnell, das musst du sehen. Mazaru ist aufgewacht."

Einen Augenblick starrte Xyon Tau nur entgeistert an, ehe er begriff. Sofort folgte er ihr in Hakkus Zimmer.

Sie öffneten die Tür und Xyon blieb die Sprache weg. Mazaru hatte die Arme um den Collie gelegt und lächelte glücklich.

,,Der ist lebendiger als Leo, wenn er einer Spinne begegnet und dann panisch im Kreis rennt", meinte Xyon. Sesuke und Mazaru bemerkten den Wolfsmischling und sahen zu ihm. Er trat zu den beiden und sagte: ,,Es freut mich, dass es dir wieder besser geht. Ich bin Xyon."

Etwas verwundert musterte Mazaru den Mischling mit der sonderbaren Fellfarbe.

,,Danke. Ich weiß noch immer nicht ganz, was passiert ist", sagte er leise. Seine Stimme klang erschöpft. Tau trat nun an das Bett, legte ihre Hand auf Mazarus Stirn und sagte: ,,Ich bin sicher, dass dir Sesuke alles erklären wird, aber vorerst solltest du dich noch etwas ausruhen und einen klaren Kopf kriegen. Ich gebe dir eine Kräutermischung zum Schlucken."

Sie hielt ihm eine kleine Holzschale vor die Nase und lächelte ihm freundlich zu.

,,Kann ich ihn mit zu mir nehmen? Ich will ihm alles erklären." Erwartungsvoll sah Sesuke die Wölfin an. Einverstanden nickte sie.

,,Lass ihn aber schlafen, wenn er es möchte. Vermutlich hat er etwas Ruhe nötig."

Sesuke schloss die Tür zu seinem Schlafzimmer und trug den Dingo zu seinem Bett. Vorsichtig ließ er ihn auf der weichen Matratze nieder, setzte sich neben ihn und deckte ihn zu.

Mazaru nahm die Kräutermischung ein und sah mit gespitzten Ohren Sesuke an. ,,Erklär's mir."

Sesuke strich ihm durch die braunen Haare und erläuterte den Zwischenfall in Chénmò. Mazaru hörte aufmerksam zu, während er weiterhin versuchte, das Gemisch hinunterzuschlucken. Es war dickflüssig und hatte einen bitteren Nachgeschmack. Angewidert verzog er das Gesicht.

,,Ich kann mich daran kaum noch erinnern. Ich lag echt im Koma?" Erstaunt hob Mazaru die Augenbrauen.

,,Ja, ein paar Wochen lang warst du einfach weg." Er ließ sich neben den Dingo fallen und drehte sich zu ihm.

,,Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Was ist denn passiert? Hat mich Kai...?"

,,Wie bereits gesagt, du wurdest von einem Laserstrahl getroffen und hast das Bewusstsein verloren."

Verwirrt rieb sich Mazaru den Kopf und versuchte seine Gedanken zu ordnen. ,,Und wie komme ich hierher? Wer waren die beiden von eben? Wo sind wir hier? Warum habe ich...?" Sesuke legte seine Pfote auf Mazarus Schnauze und unterbrach die Welle aus Fragen.

,,Ich werde dir alles erklären, eins nach dem anderen, aber jetzt ist es wohl besser, wenn du dich etwas ausruhst. Ich gehe mich derweil duschen. Wenn etwas ist, ich bin nebenan."Der Collie stand auf und verschwand im nächsten Zimmer. Mazaru blickte ihm hinterher. Seufzend lehnte er sich zurück in das weiche Kissen und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern.

Seine Ohren zuckten, als er das plätschernde Wasser hörte, das aus dem Raum kam, in dem Sesuke verschwunden war. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Zimmer zu. Die Möbel waren in einheitlichen Farben gehalten. Von einem Orangerot bis zu einem hellem Beige. Die Wände waren in diesem Rotton gestrichen, während die meisten Möbelstücke beige waren. Das Bettgestell, das Sofa, der Teppich, die Türen, die Schränke, der Fensterrahmen, der Tisch und die Stühle waren alle in dem gleichen beigen Farbton. Die Bettwäsche, Kissen, Tischdecken und Sitzpolster waren dagegen wieder rötlich bis orange.

Mazaru fand, dass es eine seltsame Kombination war, doch es war besser als das Grau, das er in Chénmò hatte.

Verglichen mit dem Zimmer, in dem er vor einer halben Stunde aufgewacht war, schien Sesukes Zimmer weitaus moderner zu sein. Das andere Zimmer konnte er nicht in eine Zeit einordnen, er wusste nur, dass es nicht der heutigen Zeit entsprach.

Er rieb sich wieder den Kopf. Seine Stirn war etwas heiß und die Kopfschmerzen machten sich bemerkbar. Seine Gelenke fühlten sich seltsam an und wenn er sich bewegte, schmerzten die Muskeln. Er schob es auf die Tatsache, dass er sie mehrere Tage nicht benutzt hatte.

Mazaru versuchte sich zu erinnern, was passiert war, bevor er ins Koma gefallen war. Er konnte sich noch daran erinnern, dass er den alten Mikrochip entfernt hatte, ihm aber ein neuer eingepflanzt wurde. Da er keinen anderen Ausweg fand, wollte er in einer Nacht fliehen und wurde dabei aufgehalten. Vage erinnerte er sich an eine Situation, in der er in einem Raum der Organisation war, den er vorher nie betreten hatte. Er berührte einen leuchtenden Stein und hatte somit den Alarm ausgelöst, doch was war mit dem Stein passiert? Immerhin hatte er das Glück, dass Sesuke in genau der gleichen Nacht in der Organisation war.

,,Er hatte mich nicht vergessen. Er wollte mich da raus holen."

Die Augen waren zu der Tür gerichtet, hinter der Collie verschwunden war. Es stimmte ihn glücklich, dass der Collie ihm geholfen hatte und er nun bei ihm sein konnte, obwohl er noch immer skeptisch war, da er das Gefühl hatte, dass Sesuke ihm viel verschwieg.

Er fuhr sich mit der Pfote vorsichtig über den Nacken und fühlte die kleine Stelle, an der kein Fell war. Die Wunde war schon verheilt und jetzt deutete nur die kahle Stelle darauf hin, dass Mazaru dort verletzt war. Die Wunde am Bauch und zwischen den Schulterblättern war ebenso gut verheilt. Nur das Fell musste noch nachwachsen, dann würde nichts mehr zu sehen sein.

Plötzlich bekam Mazaru einen Schrecken. Den letzten Mikrochip hatte er nicht entfernt und er müsste noch intakt sein. Als er nach seinem Erwachen in Sesukes Arme gefallen war, hatte er keinen Schmerz gespürt. Sofort schoss ihm das Bild der weißen Wölfin in den Kopf. Da sie sich um ihn gekümmert, sein Fieber gemessen und ihm Heilkräuter gegeben hatte, nahm er an, dass sie eine Heilerin war.

,,Vielleicht konnte sie mir den Mikrochip irgendwie entfernen. Ich muss sie fragen, wenn ich ihr das nächste Mal begegne."

Sein Blick fiel auf das Fenster und erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich weder in Ehur, Chénmò noch in Devay befand.

Mazaru wurde neugierig. Er richtete den Oberkörper auf und legte den Kopf schräg, als er die durchsichtigen Vorhänge sah, die sich leicht im Wind, welcher durch das halb geöffnete Fenster ins Zimmer drang, bewegten.

Er entschied sich, der Sache auf den Grund zu gehen und stieg vorsichtig aus dem Bett. Seine Beine schmerzten und er musste sich an dem Bettgestell festhalten. Er brauchte eine Weile, um einen sicheren Stand zu finden, doch er dachte, dass Bewegung das Beste sei, um seine Beine wieder auf Trab zu bringen.

Schritt für Schritt ging er auf das Fenster zu und hielt sich am Fensterbrett fest. Er sah aus dem Glas und riss die Augen weit auf. Eine große Landschaft erstreckte sich vor seiner Nase. Der riesige Wald schien bis zu den Bergen zu gehen, hinter denen die Sonne langsam verschwand.

Er befand sich in einem höheren Stockwerk und konnte rechts eine steinerne Mauer erkennen, hinter der sich ein leerer Marktplatz befand. Die Höhe beeindruckte Mazaru. Er konnte sich nicht erinnern, jemals in einem so hohen Gebäude gewesen zu sein. Selbst das Gebäude der Organisation Chénmò war kleiner.

Plötzlich bekam der Dingo ein mulmiges Gefühl und sein Kopf schmerzte wieder stärker. Er schwankte und verlor die Kontrolle über sein Gleichgewicht. Ungeschickt landete er auf dem Hosenboden. Seine Ohren zuckten, als er das Gefühl hatte, dass es plötzlich viel ruhiger war.

Mühselig versuchte er sich aufzurichten, als sich plötzlich eine Tür öffnete und ein durchnässter Collie ins Zimmer stolperte. Durch seine nassen Füße fiel es ihm schwer, auf dem Boden Halt zu finden. ,,Mazaru? Was ist passiert?"

Der Dingo sah den nackten und zitternden Collie verwundert an. ,,Ich bin nur hingefallen, kein Grund zur Sorge. Meine Beine wollen noch nicht so ganz."

Sesuke rutschte zu Mazaru und half ihm auf die Beine.

,,Bleib lieber noch im Bett."

Mazaru hielt sich an den Armen des Collies fest, welches sich als schwierig herausstellte, da das Fell voller Seife und dadurch glitschig war.

,,Nein, ich habe lange genug geschlafen."

Er schlang seine Arme um Sesukes Bauch und schmiegte sich eng an das nasse und glitschige Fell. Sesuke war überrascht, doch er kniete sich ein Stück tiefer, um mit dem Dingo auf Augenhöhe zu sein.

,,Na gut, wenn du dir sicher bist."

Mazaru bemerkte, dass der Collie leicht zitterte. Durch das Fenster strömte kalte Luft in das Zimmer.

,,Bin ich. Wir gehen besser wieder ins Bad, sonst erfrierst du noch."

Sesuke blinzelte verwirrt. ,,Wir?"

Mazaru nickte und drängte den Collie in die Richtung, aus der er gekommen war. Sesuke ließ sich darauf ein und zusammen tapsten sie in das Badezimmer. Hier war es weitaus wärmer und in der Luft schwebte noch der Wasserdampf.

Sesuke ging mit dem sowieso schon entkleideten Dingo unter die Dusche und stellte das Wasser an. Während er sich die Seife aus dem Fell wusch, fragte Mazaru: ,,Wo sind wir hier eigentlich?"

Das Wasser durchnässte den Dingo und ließ das Fell schwer an seinem Körper kleben. Er schüttelte sich und sah den Collie fragend an.

Während Sesuke Mazarus Haare einseifte, antwortete er: ,,Wir sind hier in Xornia."

Mazaru stellte sich unter den Wasserstrahl, um die Seife aus den Haaren zu bekommen.

,,Xornia? Den Namen habe ich schon oft gehört."

Sesuke griff sich wieder die Seife und rieb sie auf Mazarus Brust. ,,Wir sind nicht mehr in der Welt, in der du geboren wurdest. Xornia ist eine Parallelwelt. Es gibt viele Parallelwelten, musste du wissen, ich kenne nichtmal alle von ihnen."

Mazaru schloss die Augen und genoss das Gefühl, am ganzen Körper eingeseift zu werden. Da er auch dieses Mal keinen Schmerz verspürte, konnte er sich sicher sein, dass der Mikrochip entweder entfernt wurde oder er nicht länger intakt war.

,,Und warum sind wir hier?"

Nachdem Mazaru von oben bis unten voller Seifenschaum war, ließ er das Wasser den Schaum wieder abspülen.

,,Früher oder später mussten wir sowieso hierher, außerdem können dich die Zàhngs hier nicht finden. Ich denke nicht, dass sie von der Existenz dieser Parallelwelt wissen oder die Fähigkeit besitzen, unbemerkt durch das Tor der Welten zu kommen oder es überhaupt zu öffnen."

,,Tor der Welten?" Mazaru legte den Kopf schräg. ,,Das ist das Tor, welches die Parallelwelten voneinander trennt. Wenn man in eine andere Welt geht, muss man durch dieses Tor. Die Wächterin dieses Tores hatte mir geholfen, dich aus Chénmò zu holen", erklärte Sesuke.

Mazaru versuchte die ganzen Informationen zu verarbeiten und lehnte sich an den Collie, um den Halt nicht zu verlieren.

,,Verstehe aber warum mussten wir hierher?"

,,Erinnerst du dich noch daran, dass ich gesagt habe, dass ich einen Auftrag zu erledigen habe, der dich betrifft?"

Mazaru nickte. Er hatte lange darüber nachgedacht, was der Auftrag war, doch nie kam er auf eine plausible Lösung und da Sesuke es ihm nicht verraten hatte, blieb er in Ungewissheit.

,,Mein Auftrag war es, dich hierher zu bringen, doch vorerst sollte ich dafür sorgen, dass du kein gefühlloses Wesen mehr bist."

Mazaru blinzelte, als ihm das Wasser ins Gesicht platschte. Er schüttelte den Kopf und fragte: ,,Und was sollte ich hier und warum musstest du dafür sorgen, dass ich..."

,,Schau", unterbrach Sesuke den Dingo. Er malte einen Kreis an die beschlagenen Fliesen der Wand.

,,Stell dir vor, dass das die Welt des Lichts ist. Hier wurdest du geboren."

Sesuke zeichnete einen zweiten Kreis, der den ersten einschloss. ,,Das hier ist Xornia. Wir befinden und sehr nahe an deiner Heimatwelt."

Mazaru nickte und versuchte sich vorzustellen, was Sesuke erklärte. Ein dritten Kreis umschloss die beiden ersten Kreise. ,,Das hier ist Sylv und in dieser Welt befindet sich etwas, das etwas sehr schreckliches anrichtet."

,,Was ist es denn?"

,,Genau wissen wir es nicht, du bist derjenige, der es herausfinden und zerstören sollte."

Mazaru trat einen Schritt zurück und verlor dabei fast das Gleichgewicht. Er konnte sich noch an der Wand festhalten. Ungläubig starrte er den Collie an, aufgrund des ernsten Gesichtsausdruckes konnte er davon ausgehen, dass er nicht scherzte.

,,Wie soll ich das denn anstellen?", wollte Mazaru wissen. ,,Dieses Ding verwandelt Sylv in eine Eiswelt, alle Bewohner dieser Welt sind zu Eis erstarrt."

Mazarus Augen wurden groß, als er sich die Welt vorstellte. Eine pure Welt aus Eis.

,,Da sich Xornia nahe an Sylv befindet, greift es auf uns über. Die Temperatur ist zwar erst um wenige Grad gesunken, doch die Auswirkungen zeigen sich auf den Bewohnern Xornias. Sie bekämpfen sich und töten sich gegenseitig. Wir haben jeden Tag viel damit zu tun, die Kämpfe zu beenden und uns um die Verletzten zu kümmern. Wenn dieses Ding in Sylv nicht aufgehalten wird, wird Xornia und die anderen Welten auch so enden. Das ist nur eine Frage der Zeit."

Mazaru rutschte an der Wand herunter und setzte sich auf den Boden. Er starrte auf das plätschernde Wasser und stellte sich vor, wie sich seine Heimat in eine Eiswelt verwandelt.

,,Wenn sich alle, die hier in Xornia leben, gegenseitig bekämpfen, warum tust du das dann nicht? Die anderen beiden von vorhin haben auch friedlich gewirkt."

,,Wir haben ein Gegenmittel, das allerdings nicht für alle Bewohner Xornias reicht. Dir wurde auch eine Spritze verabreicht, als du im Koma lagst, damit du nicht gewalttätig wirst, wenn du aufwachst."

,,Verstehe aber warum soll ausgerechnet ich dieses Ding in Sylv zerstören und warum hätte ich es nicht machen können, als ich noch ein Zàhng war, da wäre ich vermutlich stärker gewesen."

Sesuke kniete sich nieder und legte seine Pfoten auf Mazarus Schultern.

,,Das mag sein, aber Xyon hat herausgefunden, dass Sylv weitaus schneller gefriert, seit die Schlachten hier angefangen haben. Er geht davon aus, dass die Gefühllosigkeit und Kälte der Lebewesen das Ding in Sylv stärkt. Es wäre zu riskant gewesen, dich hierher zu bringen, als du noch ein Zàhng warst. Trotzdem bist du noch der Einzige, der nach Sylv gehen könnte, ohne dabei eingefroren werden zu können."

Mazaru blickte auf und verlor sich in den leuchtend blau-grünen Augen des Collies.

,,Wieso?"

Sesuke stellte das Wasser ab und brachte Mazaru wieder auf die Beine.

,,Weil du ein Wächter bist."

Der Collie hielt den Dingo an den Schulten fest, falls er erneut den Halt verlieren sollte.

,,Was heißt das?", fragte Mazaru und sah Sesuke schief an.

,,Lass mich dir eine Geschichte erzählen."

Er schüttelte sich das Wasser aus dem Fell und griff nach einem Handtuch, mit dem er sich und den Dingo abtrocknete. Verwundert beobachtete Mazaru den Collie, der nun nach einem Bademantel griff. Er legte ihn Mazaru über und sagte: ,,Der ist dir zwar etwas groß, aber dann erkältest du dich wenigstens nicht."

Sesuke öffnete die Badezimmertür, schloss das Fenster und warf sich das Handtuch um die Hüften. Gemeinsam warfen sich die beiden in das Bett und Sesuke begann zu erzählen: ,,Vor vielen, vielen Jahren lebte die Welt Xornia in Frieden, es war wie ein Paradies. Tiere, Furries, Gestaltwandler und andere lebten ohne Sorgen zusammen, diese Welt wurde von einem Furry beherrscht, dessen Name Xyen war, er besaß das Herz der Welt, den Xyonit. Dieser Stein und die Welt waren voneinander abhängig, wer den Stein in der Hand hatte, hatte auch die Welt in seiner Hand. Xyen war einer der wenigen, die die Macht dieses Steins kontrollieren konnten, er wurde zum Wächter dieses Steines. Ein Dämon namens Ez'quil war scharf auf diese Macht, er wollte Xyen töten und den Stein an sich reißen, damit er der neue Herrscher der Welt werden konnte. Normalerweise können in dieser Welt keine Dämonen und Monster leben, da die Welt von einer Art Schutzhülle umgeben war, doch irgendwie konnte er nach Xornia kommen, ohne dabei zu sterben..."

Aufmerksam hörte der Dingo zu, wie der Collie die Geschichte von Xornia und den Wächtern erzählte.

Als Sesuke endete fragte Mazaru: ,,Verstehe, aber was hat das jetzt mit mir zu tun?"

,,Die sechs Wächter werden immer wieder geboren und du bist einer dieser Wächter. Ich hatte gehofft, dass du es während deines Lebens selbst herausfindest, so wie Tau und Hakku."

,,Tau und Hakku?"

,,Die beiden sind auch Wächter, die in der Welt des Lichts geboren wurden. Im Gegensatz zu dir wurden sie schon im jungen Alter zu einem Wächter."

Beleidigt verschränkte Mazaru die Arme. ,,Tut mir leid, dass ich nicht so wie die bin."

,,Dafür kannst du nichts. Ich habe bei dir von Anfang an gespürt, dass du nicht wie die anderen Wächter bist. Dir hatte etwas gefehlt und ich weiß nicht genau, was es ist. Seitdem du hier in Xornia bist, habe ich das Gefühl, dass du wieder ein richtiger Wächter bist. Ich weiß nur nicht, was sich geändert hat."

,,Aha und was hat es sich jetzt mit dem Wächter-sein auf sich?"

,,Wächter können sich mithilfe eines Steins verwandeln, der mit dem Kraftspender, der die elementare Fähigkeiten verleiht, in einer Symbiose steht. Beide werden weitervererbt, sobald ein Wächter stirb. Früher wurden Wächter nur in Xornia geboren, doch seitdem die Wächter auch in andere Welten gehen, um dort Aufträge zu erledigen, werden sie auch in der nächsten Welt, der Welt des Lichts, geboren."

,,Moment. Elementare Fähigkeiten? Stein? Kraftspender? Das ist mir alles zu viel, ich verstehe rein gar nichts."

In Mazarus Augen spiegelte sich die Verwirrung. Sesuke versuchte es ihm nochmals genau zu erklären.

,,Okay, das habe ich verstanden. Dann bist du auch ein Wächter, richtig?"

Sesuke nickte. ,,Im Gegensatz zu dir wurde ich allerdings in Xornia geboren, mein Element ist der Wind."

,,Und welches ist mein Element?", fragte Mazaru vorsichtig.

,,Kannst du dir das nicht denken?"

Mazaru überlegte, über welches Element er Fähigkeiten besitzen könnte.

,,Ich habe die Fähigkeit, immer wieder in schwierige Situationen zu geraten", sagte er schließlich.

,,Nein, dein Element ist das Eis. Deswegen macht dir Kälte auch nichts aus."

Der Dingo zuckte mit den Ohren und ihm wurde klar, warum er für den Auftrag bestimmt war. ,,Da mein Element das Eis ist, kann ich gefahrlos nach Sylv gehen."

Sesuke nickte. Er griff nach einer Schatulle, die auf dem Nachttischschrank stand und öffnete sie. ,,Die hier ist für dich."

Mazaru staunte, als er die kleine Perle in der Schatulle sah. Sie leuchtete in einem hellen Türkis.

,,Was ist das?" Er griff nach der Perle, um sie sich aus der Nähe anzusehen. Plötzlich schoss ein seltsames Gefühl durch ihn hindurch und er hatte das Gefühl zu schweben. Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass er tatsächlich in der Luft stand und die Perle vor ihm schwebte.

,,Sesuke! Was passiert hier?!"

,,Vertrau mir, lass dich auf das Gefühl ein."

Mazaru schloss die Augen und spürte, wie ihn eine Aura der Kälte umgab. Das Blut in seinen Adern schien zu gefrieren und er spürte, wie ein Schneesturm gegen seinen Körper peitschte. Seltsamerweise spürte er keinen Schmerz, es fühlte sich an, als würde er ein Teil des Sturm werden. Wie eine Schneeflocke durch den Wind getrieben werden und in einem See landen, der sofort gefror.

Als Mazaru die Augen wieder öffnete, erlosch das Licht und die Perle war plötzlich verschwunden. Langsam sank er wieder hinab und landete auf dem Bett. Sesuke grinste.

,,Und? Wie hat es sich angefühlt?"

,,Seltsam. Irgendwie komisch. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Was war das?"

Sesuke warf die Decke um den Dingo und legte einen Arm um ihn. ,,Xyon hat mit der Hilfe des Xyonits etwas geschaffen. Genaueres will er nicht erklären, doch er hat für jeden Wächter eine Perle geschaffen, die deren Fähigkeiten kontrolliert und verbessert. Er selbst nennt diese neue Kraft Xyonix. Ich glaube, mit dem Namen wollte er nur Werbung für sich selbst machen."

Mazaru vergrub seine Pfoten in dem noch feuchten Fell des Collies und sagte: ,,Okay, das ist alles etwas seltsam. Und nun soll ich so bald wie möglich nach Sylv gehen, um dieses Ding zu zerstören?"

Sesuke schüttelte den Kopf. ,,Abgesehen davon, dass du noch zu schwach bist, hat Xyon gesagt, dass die Schlachten plötzlich aufgehört haben und sich die Temperatur wieder normalisiert hat. Wenn wir Glück haben, hat sich das Problem von selbst beseitigt."

Mazaru kratzte sich am Hinterkopf und meinte: ,,Man, das ist alles zu viel für meinen Schädel. Ich brauch eine Pause."

Er zog sich den Bademantel aus, warf ihn vom Bett und schmiegte sich eng an den Collie.

,,Na gut, es ist zwar noch etwas zu früh, aber für dich mache ich eine Ausnahme. Schlafen wir eine Runde."

Er nahm den Dingo in den Arm und strich ihm über den Rücken. Mazaru genoss es und konnte in den Armen des Collies gut einschlafen.