Anderssein - Teil II

Story by Exylonx on SoFurry

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#2 of Anderssein

No-Yiff, Fortsetzung des ersten Teils. Ich hoffe, es gefällt weiterhin :)

Oh, und das yiffy Zeugs kommt bald.


17.06.2012, 00:13:38 Gutgut, Teil 2, danke avatar?user=70218&character=0&clevel=2 Kasrian (^^) für die Motivation. Immer noch ohne Yiff. Kommt noch :D Ich hoffe (wie immer), es gefällt und hat etwas mehr Tiefgang als der erste Teil. Oh, und wer Rechtschreibfehler findet, soll mir das bitte sagen. Ich hasse diese Dinger, diese Parasiten, die sich immer einschleichen...^^ Viel Spass.

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  • Teil II -

"Hat Patricks idiotischer Freund das wirklich gesagt? Schwuchtel?" Hendrik schnaubte. Er stand vor dem offenen Kühlschrank und stöberte nach Essbarem, Evelyn lehnte sich an eine Küchenkombination und sah ihm zu. "Oh, er sagte nicht Schwuchtel, er sagte etwas Schlimmeres. Und mehr davon, mehr Schläge und mehr Geschrei. Es gibt keinen Grund, Avishai das wissen zu lassen. Spielt auch keine Rolle. Ich habe schon andere Dinge gehört; diese ganze verdammte Welt ist keinen Deut besser als diese Stadt. Mich überrascht nichts mehr." Er schloss die Kühlschranktür und setzte sich an den hölzernen Tisch. In den Pranken hielt er ein Erdbeeryogurt. Evelyn setzte sich ihm gegenüber. "Nun", setzte der Bulle unter schmatzenden Essensgeräuschen an, "während unser Wolf eine Dusche nimmt, wie wär's, wenn wir uns ablenken und du mir von dir erzählst?" Er erntete einen schrägen Blick, doch sie beantwortete seine direkte Frage ohne Zögern. "Mhm. Ich bin ein Panther, weiblich, neunzehn Jahre alt, Einzelkind, die Eltern tot. Ich mag Musik - von den Sechzigern bis in die Achtziger! -, lese gerne und bin Jungfrau. Ich wohne gute zweihundert Meter von hier entfernt in einer kleinen Blockwohnung und langweile mich Tag und Nacht. Nun, bis gestern zumindest. Guter Anfang? Ja? Dein Zug." Ihre Eltern sind tot? Und sie sagt das einfach so? Sie musste kein gutes Verhältnis zu ihnen gehabt haben. Eine weitere Gemeinsamkeit. Er liess sich nichts anmerken. Im gleichen Tonfall antwortete er: "Ich bin ein Bulle, männlich, neunzehn Jahre alt, habe eine Schwester, die Eltern leben tief im Süden. Bis vor sechs Monaten wohnte ich in Portnoy, einer Musikerstadt. Ich habe ein Faible für Technik, Musik, Schlagzeug und kritisches Denken." Sie lachte, und es war ein warmes, herzhaftes Geräusch, das wunderbar zu ihrer rauchigen Stimme passte. "Schon klar. Die zwei verlorenen Seelen in einer verfluchten Stadt." Eine Tür knallte, und sie spitzte die flauschigen Ohren. "Fertig geduscht, wie's scheint. Komm, kritischer Denker", sagte sie, stand auf und tätschelte ihn zwischen den schimmernden, halbgrossen Hörnern. Ein kleiner Stromschlag schien von seinem Kopf aus bis in die Füsse zu wandern, und plötzlich schossen alle möglichen Bilder an seinen Augen vorbei, Bilder mit Inhalten, die er nicht einordnen konnte. Er erhob sich ebenfalls - warum nur fühlte er sich so leicht? - und folgte ihr.

"Ich bin diese Stadt leid und weiss doch, dass es an jedem anderen Ort genau so ist wie hier. Deswegen werfe ich einfach so, ohne gross nachzudenken, einen Vorschlag in die Runde: Wir reisen in den Osten, übers Meer in die Graslande", sprach Hendrik einen Gedanken aus, den er seit Beginn ihrer Diskussion herumgewälzt hatte. Evelyn war mehr als skeptisch. "Ich verstehe ja, dass wir nicht hier bleiben können. Früher oder später werden wir auffliegen, und dann ist hier die Hölle los. Aber müssen es die Graslande sein? Wie überleben wir, nur zu dritt? Und, letztlich: Kennen wir uns gut genug, um so etwas zu wagen?" Sie beeilte sich, anzufügen: "Das ist natürlich gegen keinen von euch gerichtet, ihr seid mir sympathisch, kein Zweifel. Aber... Avishai, kannst du dir irgendwie vorstellen, deine Vorliebe für Männer geheim zu halten?" Es war eine unfaire Frage, und man sah ihr die Reue an. Schliesslich platzte es aus ihr heraus: "Verdammt, mir gefällt es eigentlich in der Stadt, hier muss man sich ums Überleben keine Sorgen machen, wenn man sich ruhig verhält. Glaubt mir, in den Graslanden wäre alles anders!" Sie sassen seit guten zwanzig Minuten beisammen und diskutierten. Das wieder weisse Fell des frisch geduschten Wolfes schien aus sich selbst zu leuchten, jede Haarspitze vibrierte förmlich vor Energie. Hendrik konnte nicht anders, als ihn zu bewundern. Keine vierundzwanzig Stunden zuvor war er dem Tode näher gewesen als dem Leben, nun sass er ernst, aber entspannt vor ihnen und schmiedete Pläne, als wäre nichts geschehen. Woher nahm er diese Kraft? Hendrik vermutete, dass der ständige psychische Druck den Wolf gestählt hatte und ihn immer wieder aufrichtete. Einziges Zeugnis der vergangenen Nacht war der fehlende Zahn, doch verlieh ihm dieser nur ein verwegenes Äusseres. Er war unbestreitbar attraktiv mit dunkelblauen Augen, schwarzer Nase und spitzen Ohren, und hätte jede Frau umwerben können. Avishai wiederum sah in dem Bullen gezügelte Kraft, deren Potenzial jener selbst nicht kannte, und anziehende Unsicherheit. Es war ein Jammer, dass dieser... Halbgott Frauen begehrte, im Besonderen Raubkatzen. Der Wolf mochte nicht viel sexuelle Erfahrung haben, doch besass er einen Blick für Liebeleien und aufkeimende Gefühle, und im Körper dieses Prachtbullen wurden gerade hektoliterweise Hormone ausgeschüttet, ohne dass er es merkte. Immerhin, sie passten eigentlich recht gut zusammen. Sie mussten nur selbst darauf kommen. Er zuckte gleichmütig die Schultern und erwiderte: "Ich verstehe den Grund deiner Frage. Aber ich will jetzt nicht zurück. Lieber möchte ich jemanden finden, der meine Gefühle teilt. Habt ihr hier eine Weltkarte, Hendrik?" Als die Karte aufgeschlagen vor ihnen lag, begann der Wolf - der sich bereits ausgiebig darüber Gedanken gemacht zu haben schien-, verschiedene Stellen anzutippen. "Der Norden", sagte er, "eine religiöse Hochburg. Raues Klima, dicht besiedelt. Fällt weg." Sein Finger fuhr weiter. "Der Westen. Sumpfland, Heimstatt Krimineller aller Arten. Ein Wolf wie ich überlebt keine zwei Tage. Der Süden: Zwei halb unabhängige, kriegerische Nationen, über die ich nicht viel weiss. Trocken, warm, milde Winter, reich." Er seufzte. "Der Osten: Zu grossen Teilen unerforscht, per Satellit kartographiert. An der Küste gibt es einige Städte, unberührt von Religion - aber auch jeder Art von Ordnung." Er schnalzte mit der Zunge. "Ich werde eure Gastfreundschaft nicht länger ausnutzen als nötig. Ich bin ein Sicherheitsrisiko. Ich werde in den Süden gehen." Ihm fielen diese Worte schwer, denn diese beiden waren das nächste, was er an Freunden besass. "Das kommt jetzt sehr... spontan." "Aye. Wie lange denkst du bereits darüber nach?" "Seit einigen Wochen. Das mit Patrick war eine Verzweiflungstat, und ich hatte keine grossen Erwartungen." Hendrik hob abwehrend die Hände. "Moment, Moment. Rekapitulieren wir. Wie sind wir bis hierhin gekommen?" Er sah in die Runde. "Die Kirche dominiert seit zweihundert Jahren die Welt und die Moral. Sex, Masturbation, all das ist Sünde. Neunundneunzig Prozent aller Anthros sind Teil dieses Systems und unterstützen es blind. Für uns 'Kranken' gibt es, ausser durch die Geheimhaltung unserer Gedanken, nirgends einen sicheren Hafen, vom fernen Osten abgesehen, den wir nicht kennen und in dem wir auf uns selbst gestellt wären; die Tatsache aussen vor gelassen, dass wir uns kaum kennen und dennoch ein solches Abenteuer erwägen. Dich", sagte er und sah dem Wolf mit dem übernatürlich hell schimmernden Fell in die Augen, "zieht es in den Süden. Warum?" Bevor der Wolf antworten konnte, fuhr er bereits fort: "Diese Bastarde! Mit welchem Recht wollen sie dir das Böse austreiben? Sollen sie uns doch einfach in Frieden lassen! Sollen sie uns die Liebe und die Moral lassen, denn von beidem kennen wir nichts!" Und leiser: "Ich will doch nur die Wahl haben. Mich verlieben und das zeigen dürfen." Pause. "Doch es geht nicht. Sie sind überall. Wir müssen weit weg, wenn wir nach eigenem Gutdünken leben wollen. Der Süden ist nicht weit genug weg, Avishai. Wir müssen in den Osten." Ein langes Schweigen folgte, in dem Evelyn ihn ansah und der Wolf zum Fenster ging, um hinauszuschauen. Schliesslich tönte es vom Fenster her erleichtert: "Wir?" Hendrik sah rasch zu Evelyn, die nach kurzem Zögern nickte. "Wir", bestätigte er und fühlte sich plötzlich froh. Seit er kritisch denken konnte, war die Abneigung gegen das Leben, das er zu führen gezwungen war, gewachsen, und nun war er drauf und dran, all das über Bord zu werfen. Und er tat es nicht alleine, er hatte zwei andere gefunden, die mit ihm gehen würden. Ohne den Wolf, ohne das Ereignis der letzten Nacht, realisierte er, hätte er dieses Unterfangen wohl nie in Angriff genommen. Es war alles so schnell, so undeutlich gegangen. So viele Fragen stellten sich noch, so viele Probleme galt es noch zu lösen, bis sie in Minchin ankamen. Sie würden es schaffen, er war sich sicher.

Sie hatten das Geld, noch fehlten die Ausrüstung und das Ziel. Am Schluss, nach einigem Hin und Her, einigten sie sich auf Minchin, eine kleine, verschlafene Hafenstadt, mehr provisorische Kolonie als dauerhafte Siedlung, benannt nach dem Sänger und Dichter Tim Minchin. Hendrik buchte die Flugtickets von Dante, der nächstgelegenen Stadt ihres jetzigen Aufenthaltsortes, nach Laibach, und von dort die Schiffstickets nach Minchin. Die ganze Reise würde gute zwei Wochen in Anspruch nehmen (es war ein furchtbar altes, langsames Schiff). In einer endgültigen Geste drückte er die Enter-Taste und erhielt gleich darauf die Buchungsbestätigungen. Es war vollbracht. Morgen um zehn Uhr würde das Flugzeug abheben. Nun brauchten sie nur mehr das Gepäck. Und eine ordentliche Portion Glück, um unerkannt die Stadt verlassen zu können, wenn sie nicht bereits heute Abend aufgegriffen wurden. Es war natürlich ein Problem, die Sachen des Wolfs zu holen - wenigstens hatte er seine Identitätskarte im Portemonnaie gehabt, das machte die Situation einfacher. Ohne Zweifel wurde sein Zimmer im Studententrakt des Schulhauses überwacht. Er löste das Problem kurzerhand, indem er sagte: "Ich lass' das Zeug zurück. Sollen sie's mit Weihwasser besprengen, davon wird's nicht keuscher. Ich fange ganz neu an." Hendrik hatte tiefen Respekt vor dieser Entscheidung. Evelyn verschwand für einige Stunden und kehrte bald darauf mit einem Dutzend Bücher, einigen Kleidern, Dokumenten, Geld und allerlei Kleinzeug zurück. Auch sie liess den Grossteil ihrer Habseligkeiten hinter sich. Für Hendrik stellte sich dieses Problem nicht. Er war nur mit Kleidern ins Haus seiner Schwester gezogen, und im Elternhaus hatte er kaum persönliche Dinge. Hosen und Shirts, Unterwäsche, Bücher und ein Notizblock sowie alle nötigen Dokumente fanden Platz in einem Koffer. Er hinterliess seiner Schwester keine Nachricht.

Kein heulender Mob versammelte sich vor Hendriks Wohnung, es folgten keine weiteren Psalmen des Priesters über das Radio, und niemand erfuhr von der Anwesenheit Avishai's. Sie assen spät zu Mittag (Huhn, Bohnen, Reis), plauderten über dies und das und lernten sich langsam kennen. Hendrik erfuhr von Avishai, dass dieser von seinem Vater auf diese Schule geschickt worden war, weil er ihm nicht fromm genug schien. Er mochte Früchte, Spaziergänge und das stürmische Meer. Seine beiden älteren Brüder, so lernte Hendrik mit Erstaunen, befanden sich auf der selben Pilgerreise wie seine Schwester, der Wolf hatte mit nur siebzehn Jahren glücklicherweise nicht teilnehmen dürfen. So vergingen die Stunden wie im Flug, und etwas wie Vertrauen oder sogar Freundschaft entstand, schlug zarte Wurzeln wie eine frisch getopfte Pflanze. Dann war es bereits Zeit für ein frühes Abendessen (ein Mischmasch aus Brot, Aufschnitt, Honig und anderem), das sehr viel schweigsamer ausfiel, denn alle waren in Gedanken beim morgigen Tag.

Es war später Abend, das Geschirr des Abendessens geputzt, die Wohnung aufgeräumt, Avishai im Bett. Hendrik sass mit einem Glas Wasser auf dem Sofa und blickte träge ins Feuer. Leise Schritte erklangen hinter ihm, dann sagte Evelyn: "Danke, dass du's für mich gesagt hast. Hätte er mich gefragt, ob ich mitkomme... ich weiss nicht, was ich geantwortet hätte." Sie umrundete das Sofa und stand vor ihn. Hendrik rutschte zur Seite, um ihr Platz zu machen. Er war seltsam froh, ihre Gesellschaft allein zu haben. Sie setzte sich hin und er musterte ihr Gesicht. Nicht zum ersten Mal. Dunkelgrüne, geschlitzte Augen, umgeben von nachtschwarzem Fell, wunderbar weich scheinende Pinselohren, seidenweisse Reisszähne... ihre schlanken Arme endeten in ebenso eleganten wie gefährlichen Pfoten. Trotz allen Widerstands wanderte sein Blick tiefer, über ihre festen, weder zu grossen noch zu kleinen Brüste, die sich unter dem weiten T-Shirt abzeichneten, und noch tiefer, über ihren nur von einer Unterhose bedeckten Schritt und die schlanken, nackten Beine. Wenn sie stand, reichte sie ihm knapp bis ans Kinn. "Sie ist keine dieser kalten Schönheiten", dachte plötzlich ein Teil seines Verstandes, den er nicht gut kannte, "die ähnlich lebendig wirken wie Statuen." Nein, sie war eben nicht perfekt, sie war hübsch, warmherzig... Er riss sich zusammen und antwortete freundlich: "Gerne. Ich habe selbst gestaunt. Und ich find's gut; die Vorstellung eines Lebens nach eigenem Wunsch. Natürlich hätte ich auch etwas anderes sagen können, es war einfach der rechte Zeitpunkt, fand ich..." Er geriet ins Schwafeln und brach ab. Sie grinste und schwieg. Hendrik lagen plötzlich tausend Worte auf der Zunge, doch er schluckte sie runter. Er wollte sich nicht mehr blamieren als nötig, und konnte nicht wissen, dass auch sie gerne geredet hätte. So blieben sie in freundlichem, gespanntem Schweigen sitzen, Opfer ihrer eigenen Schüchternheit. Und als eine halbe Stunde später ihr Kopf auf seine Schulter gerutscht war, bemerkte es keiner von ihnen, denn sie schliefen tief und fest. Immerhin war Morgen ein grosser Tag.

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Mef. Das war's auch schon. Teil 3 ist in der Mache. Btw, kennt jemand jemanden, der für Stories öfter mal unentgeltlich Artworks macht?