Wolfsblut - Teil 3 Kapitel 51: Urlaub

Story by silverstripe on SoFurry

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Teil 3: Geliebter

Kapitel 51: Urlaub

„Ein Urlaub in der Oase von Ehur? Was ist das?"

Mit einem fragenden Ausdruck in den gelben Augen sah Hakku Leo an. Tau lehnte sich währenddessen zurück und stöhnte: „Etwas Urlaub wird uns allen gut tun."

Sisco blickte sie mit einem Ausdruck an, den sie nicht deuten konnte.

„Ich dachte, das wäre eine gute Idee, nach den harten Kämpfen in der letzten Zeit", meldete sich Canjy zu Wort.

Leo seufzte, doch Canjy achtete nicht darauf.

„Die Oase von Ehur ist eine Herberge, die auch Massagen, Heilbäder und Behandlungen verschiedener Art anbieten", erklärte Tau dem Kater.

Verwirrt schüttelte Hakku den Kopf. „Und das soll was bringen? Einen Tag lang im Bett bleiben und gar nichts tun ist da viel erholender."

Doch niemand beachtete seinen Vorschlag. Tau war zu sehr damit beschäftigt, voller Vorfreude eine Liste mit Dingen zu erstellen, die sie mitnehmen musste. Stürmisch rannte sie die Treppen hoch, um ihre Sachen zu packen.

„Und du willst wirklich nicht mit?", fragte Leo den Fuchs mit einem traurigen Ausdruck. Er würde sich nicht erholen können, wenn sein Fuchs nicht bei ihm war, doch Canjys Entschluss schien fest zu stehen.

„Ich habe mein Training zu sehr vernachlässigt und ein paar Tage Ruhe würde ich mir wirklich wünschen."

Sisco erkannte, worauf das hinauslaufen würde, deshalb schnappte er sich den Kater und verließ mit ihm die Küche.

Leo sah ihnen hinterher, nahm einen Schluck Tee und fragte mit gesenkten Ohren: „Ein paar Tage Ruhe? Heißt das, dass ich dir auf die Nerven gehe?"

Canjy wandte sich dem Wolf zu, legte seine Pfote auf dessen Schulter und erwiderte: „Wir sind, seit wir damals losgezogen sind, so gut wie jeden Tag zusammen. Ein halbes Jahr ist das schon her. Ab und zu brauch ich mal etwas Ruhe von dem ganzen Rummel hier. Das hat nichts mit dir zu tun."

„Und warum nimmst du mich dann nicht mit?"

Canjy seufzte. Er suchte nach einer Antwort, die Leo nicht verletzen würde. „Ich brauche einfach ein wenig Zeit für mich allein und ich will, dass du lernst, allein klar zu kommen."

Leo umarmte Canjy und wisperte: „Ich bin nicht glücklich darüber aber es ist deine Entscheidung. Es ist ja nur eine Woche."

„Danke."

„Ahh, das ist gut. Genau da", stöhnte Tau, die nur mit Bikini bekleidet auf einem Massagetisch lag und sich von einem kräftig gebauten Tiger behandeln ließ.

Sisco sah ihnen ausdruckslos zu, ehe Leo seine Aufmerksamkeit erlangte. „Was Hakku wohl in Xornia will?"

Sisco genoss das kalte Fußbad und erwiderte: „Er wird seine Gründe haben."

Leo tauchte einen Fuß in das Wasser und zog ihn sofort wieder zurück. „Verdammt ist das kalt."

„Dann lass dich auch von einem dieser Tiger massieren, da wird dir sicher wieder heiß."

Leo verzog verwundert die Augenbrauen. Er griff sich das Handtuch und trocknete sein Fell, während er einen Blick zu Tau warf. Der Wölfin schien die Massage zu gefallen. Leo wandte sich ab und ließ den Geparden allein beim Fußbecken. Sich öffentlich eine Ganzkörpermassage geben zu lassen, wäre auch nicht das, was Leo vorschwebte, deshalb machte er einen großen Bogen um die Massagetische und die bereitstehenden Rüden in Badeshorts.

Der Whirlpool war ebenfalls besetzt, also ging Leo wieder ins Gebäude, wo er die Möglichkeiten durchging. Er wollte sich ablenken und Canjys Angebot genießen. Es war ein kostspieliges Wellness-Center, welches Canjy für sie gebucht hatte. Eine Tiefenmassage mit Fellbehandlung im abgetrennten Bereich wäre etwas nach seinem Geschmack.

„Ich glaube er hat einfach die Schnauze voll von mir", flüsterte Leo während er sich auf dem Tisch nieder ließ.

Der Tiger verteilte l auf seinen Pfoten und sah den Wolf neugierig an. „Wer? Erzählen Sie."

„Ich bezweifle, dass sie das hören wollen."

Der Tiger legte seine Pfoten auf Leos entkleideten Rücken und begann mit der Massage.

„Warum? Ich höre gerne die Geschichten von anderen Leuten."

„Nun ja, ich bin schwul." Leo machte eine Pause, um die Aussage wirken zu lassen. „Mein Freund ist in die Berge gegangen und er hat gesagt, dass ich nicht mitkommen soll, weil er Ruhe braucht."

Der Wolf knurrte genüsslich, als ihm der Nacken massiert wurde. Der Duft von Mandel und Vanille kitzelte seine Nase und er spürte, wie der Druck auf seinem Nacken verschwand.

„Vielleicht erkennt er einfach nicht, was er an dir hat."

Leo verwunderte es, dass der Tiger plötzlich in einer anderen Stimmlage sprach, die fast einem Hauchen glich. Er bekam ein mulmiges Gefühl und überprüfte, ob der Knoten des Handtuchs, welches um seine Hüfte gebunden war, noch hielt. „Das kann ich nicht glauben."

Die Fingerspitzen glitten an Leos Wirbelsäule hinab.

„Bist du dir da wirklich sicher? Ich glaube, dass er dich anlügt. Manchmal tun Jungs das. Affären sind keine Seltenheit."

Die Pfote lag auf Leos Schweifansatz.

„Du kennst ihn überhaupt nicht!", bellte Leo und stemmte sich hoch.

Der Tiger trat einen Schritt zurück, verschränkte trotzig die Arme und erwiderte: „Merk dir meine Worte."

Leo packte seine Sachen und verschwand wortlos aus dem Raum. Er ballte die Fäuste und versuchte seine Wut zu verdrängen. Was konnte dieser ahnungslose Muskelprotz schon von wahrer Liebe wissen?

Der Wolf schloss seine Tür auf, schleuderte den Schlüssel in eine Ecke und warf sich aufs Bett.

„Wie war er?"

Tau blickte auf. „Wer?"

Sie faltete ihre Kleider zusammen.

„Na dieser Tiger." Sisco klang neutral, doch Tau nahm an, dass er wütend war. Offensichtlich war es ihm nicht recht, dass sie sich von einem anderen hat anfassen lassen.

„Wie soll er gewesen sein? Er hat mich nur massiert."

„Als ich vorhin zurück in unser Zimmer gegangen bin, ist er mir mit einem breiten Grinsen begegnet." Sisco war vor sie getreten. Seine raumgreifende Erscheinung ließ ihr Nackenfell abstehen, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

„Nach der Massage, die übrigens nur eine Rückenmassage war, hat er mich gefragt, ob er mich zum Essen einladen darf."

Sisco sah sie ausdruckslos an.

„Ich habe abgelehnt."

Der Gepard trat einen Schritt zurück. Tau hatte das Gefühl, dass sich ein zufriedener Gesichtsausdruck zeigte.

„Würde es dich stören, wenn ich mit ihm ausgehe?", fragte sie und konnte nun ihre Kleider in den Schrank räumen.

Sisco zog sich das T-Shirt aus und machte sich an seiner Tasche zu schaffen. „Negativ."

Da war sie wieder, die gefühlskalte Ausstrahlung. Tau verzog die Lefzen und kratzte mit den Krallen über die Holzverkleidung des Schrankes. „Warum fragst du mich dann? Wenn du etwas von mir willst, kannst du es mir auch direkt sagen!"

„Es gibt nichts relevantes, das ich dir mitteilen müsste."

Die Wölfin ließ die Schranktür zuknallen und sagte bestimmt: „Ich gehe nach Leo sehen."

Als Tau an der Tür klopfen wollte, vernahm sie ein seltsames Geräusch. Neugierig drückte sie ihr Ohr gegen die Tür. Es klang nach dem Quietschen des Bettes. Tau fragte sich, ob es nicht sinnvoller wäre, den Wolf allein zu lassen. Wer wusste schon, ob Leo vielleicht nicht gestört werden wollte?

Tau war es egal, was Leo wollte. Sie spähte durch das Schlüsselloch und erkannte, dass sich der Wolf unruhig im Bett herum wälzte.

„Du spannst einen Homosexuellen aus?"

Tau zuckte zusammen und fuhr hoch. Sie wirbelte herum und seufzte erleichtert, als sie Sisco erkannte.

„Ich spanne ihn nicht aus, außerdem, was willst du überhaupt hier? Wolltest du nicht schlafen gehen?", sagte sie in einem fast fauchenden Tonfall. Sie stemmte die Fäuste in ihre Hüfte und sah den Gepard fordernd an.

„Meine Kraftreserven sind voll genug. Ich benötige noch keine Ruhephase."

„Schon klar, dein Akku ist noch voll. Ich frage mich, was mit Leo los ist. Seit wir hier sind, benimmt er sich seltsam. Er hängt zu sehr an Canjy."

„Mangelndes Selbstvertrauen", sagte der Gepard kühl. „Da er sich nicht mehr in einen Wolf transformieren kann, hat er kein Vertrauen mehr in sich selbst. Er wendet sich an Canjy, in der Hoffnung, dass er ihn aufbaut und stärkt. Das ist die einzig logische Erklärung oder was meinst du?"

„Und wir können nichts tun, um ihm zu helfen?", hakte die Wölfin nach. Sie warf erneut einen Blick durch das Schlüsselloch.

„Wenn ich ihn scanne, könnte ich den Fluch mit einer Wahrscheinlichkeit von siebenundvierzig Prozent identifizieren und eventuell herausfinden, wie man ihn aufhebt."

„Wie kommst du auf diese Zahl?"

Sisco klopfte an die Tür.

„Intuition."

„Du willst mir etwas von Intuition erzählen?"

Der Gepard war bereits ins Zimmer getreten. Wütend darüber, dass Sisco ihr nicht zugehört hatte, stapfte Tau ihm hinterher und schloss die Tür.

Leo kroch unter der Decke hervor, kratzte sich hinter dem Ohr und fragte: „Warum seid ihr hier?"

Seine Stimme klang wie ein Reibeisen.

„Dir helfen", erwiderte Sisco. „Vielleicht kann ich deinen Fluch neutralisieren."

Sisco drückte auf den kleinen Knopf unterhalb des kleinen Würfels und legte diesen auf den Boden. Er drängte die beiden Wölfe einige Schritte zurück.

Das hellgrüne Licht, welches der Würfel ausstrahle, spiegelte sich in Leos Augen wider, der diese weit aufgerissen hatte.

Tau hielt die Arme vor ihr Gesicht, um eine Blendung zu vermeiden. Das Licht war so intensiv, dass es selbst mit geschlossenen Augen schmerzte. Es war ein kaltes aber reines Licht, welches den Raum einhüllte.

Als Tau bemerkte, dass das Licht verblasste, nahm sie die Arme runter. Ein langer Tisch stand dort, wo vorher der Würfel lag. Die Wölfin nahm an, dass es sich um eine von Siscos Erfindungen hielt.

„Dieser Würfel hat sich in einen Tisch verwandelt", fiel Leo auf.

„Das nennt man Komprimierung", verbesserte Sisco, der einen kleinen Computer aus seiner Tasche holte und diesen mit einem Kabel an den Tisch anschloss.

Leo beäugte den Tisch voller Unbehagen. Die metallische Kälte, die er ausströmte, ließ seine Pfoten prickeln.

„Worauf wartest du?", wollte Tau wissen.

Ohne den Tisch aus den Augen zu lassen, entkleidete sich der Wolf bis auf die Unterwäsche und trat näher an das Gerät. Er wagte einen Blick zu dem Geparden, der sich eine seltsam aussehende Brille aufsetzte, die mit seinem tragbaren Computer verbunden war.

„Wie lange wird dieser Scannvorgang dauern?", fragte Leo skeptisch.

Sisco gab etwas in seinen Computer ein und antwortete: „Wie viel Zeit der Scannvorgang beanspruchen wird kann nicht im vornherein errechnet werden. Das hängt von der Art des Fluchs ab."

Leo nahm einen tiefen Atemzug und legte eine Pfote auf die Metallplatte des Tisches. Es war kalt und einige Härchen an Leos Arm stellten sich auf. Der Wolf dachte an die Zeit, als er sich noch verwandeln konnte und legte sich entschlossen auf den Tisch. Wenn es eine Möglichkeit gab, den Fluch zu brechen, dann musste Leo sie ergreifen, egal wie unheimlich sie ihm vorkam.

Tau nahm die Kabel und fixierte sie an verschieden Körperregionen des Wolfes, anschließend ließ sie ihn allein und machte sich in ihrem Bett an ihrer Tasche zu schaffen.

Eine Glaswand schloss Leo ein. Ein elektrisches Prickeln breitete sich in ihm aus.

„Schließe die Augen. Die Strahlung, die alsbald einsetzen wird, könnte deiner Netzhaut schaden."

Leo hörte auf den Geparden und hielt die Augen geschlossen.

„Du wirst gleich einen ungewöhnlichen Reiz spüren. Bleib ruhig und halte die Augen geschlossen."

Sisco drückte eine Taste und die Glaswand verschwand.

Sichtlich erleichtert öffnete Leo die Augen und ließ sich von Tau die Kabel abnehmen. Die Wölfin gab ihm eine Tasse und sagte: „Trink das."

Leo tat, was sie sagte und leerte den etwas unüblich schmeckenden Kräutertee.

„Das ist Kaciad-Saft. Er unterstützt deinen Kreislauf, der nach dem Scannvorgang etwas geschwächt wurde", erklärte Tau und nahm ihm die Tasse wieder ab.

„Und was jetzt? Was kam raus?", drängte Leo.

Sisco klappte den kleinen Computer zusammen und sagte: „Die Daten sind gespeichert. Es wird etwas Zeit in Ansprach nehmen, um die Daten auszuwerten. Morgen werde ich dir das Ergebnis mitteilen. Du solltest dich jetzt ausruhen."

Leo fiel auf, wie müde er war, daher nickte er.

Tau und Sisco nahmen ihre Sachen und verschwanden in ihr Zimmer.

„Ich dachte, dass es in eurer Welt gar keine Technik gibt", fragte Tau, die gelangweilt den Geparden beobachtete, wie er an seinem Computer arbeitete.

„Ich habe während meiner Ausbildung einige Jahre in Ampre verbracht. Eine Welt, die technisch fortgeschrittener ist als diese Welt", erwiderte Sisco kühl.

„Und hast du schon was über Leo herausgefunden?", hakte sie nach.

„Ich habe bisher nichts Relevantes in Erfahrung können. Doch wusstest du, dass sich sein Fell an der Rückenpartie umfärbt, wenn er sich verwandelt? Das kommt davon, dass sich die Pigmente..."

„Interessiert mich nicht", knurrte sie und ließ sich laut seufzend in ihr Bett fallen, doch die Aufmerksamkeit des Geparden erregte sie damit nicht. Sie seufzte erneut, diesmal energischer.

Sisco reagierte nicht auf sie.

Mit zusammengebissenen Zähnen griff sich Tau ihr Handtuch und verschwand aus dem Zimmer. Wenn Sisco schon nicht interessiert an einem richtigen Gespräch war und Tau keinen Schlaf fand, würde sie wenigstens noch ein heißes Bad nehmen.

Sie zog die Schiebewände zu und warf einen Blick auf den Steinkreis in der Mitte des Raumes. Durch die Wände aus Papier drang leicht das flackernde Licht der Kerzen in den Fluren.

Tau legte ihre Kleider ab und trat zu dem Steinkreis. In dem Kreis befand sich eine Vertiefung, die mit heißem Wasser gefüllt war. Der Dampf ließ das Fell der Wölfin feucht werden. Die Tropfen rannen über den Hals bis zu ihrer Brust.

Das Wasser schien die richtige Temperatur zu haben.

Sie setzte sich auf einen flachen Stein und tauchte den Fuß in das Becken. Wie ein Blitz schoss die Hitze in die Wölfin, doch schnell war der erste Schreck vergangen und sie tauchte tiefer ein. Tau stützte sich am Beckenrand ab und ließ ihren Körper ins Wasser gleiten. Sie seufzte, als die Hitze in ihr Fell sickerte.

Tau genoss die Wärme für einen Augenblick. Die in den vergangenen Wochen angestaute Anspannung war wie verflogen. Sie entflocht ihre Haare und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen einen Stein.

Als sie die Augen wieder öffnete, zuckte sie zusammen. Es war ein Anblick, auf den sie nicht vorbereitet war.

„Sisco!", schrie sie. „Was hast du hier verloren?!"

Zu ihrer Verwunderung lag ein keckes Grinsen auf seinen Lefzen. Die Kleidung, die er vorher am Leib trug, hielt er in der Hand, doch mit einem lässigen Wurf beförderte er sie zu einer Holzbank an der Seite des Raumes.

„Ich dachte, dass du möglicherweise Gesellschaft haben möchtest", gab er mit seiner monotonen Stimme von sich.

Tau war verwirrt. Der Gepard klang so ernst wie immer, doch die Tatsache, dass er nackt und mit einem breiten Grinsen vor ihr stand gab ihr zu bedenken.

„Was ist mit Leo? Er will möglichst bald wissen, was mit ihm los ist", erinnerte ihn die Wölfin.

Als Sisco noch näher trat, legte Tau den Arm um ihren Oberkörper, damit ihre Brust verdeckt blieb.

„Er wird sich gedulden können."

Der Gepard ging in die Knie und legte die Hand auf ihre Schulter. Er spielte mit einer Strähne ihres nassen Fells.

Tau spürte, wie sich ihr Nackenfell aufstellen wollte.

„Geh ins Bett", brachte sie mit kratziger Stimme hervor. Die Wölfin räusperte sich und sah den Geparden mit einem ernsten Blick an.

„Und wenn ich nicht will?"

Diese Gegenfrage hatte sie nicht erwartet.

Sisco ließ seine Pfote zu ihrem Hals gleiten und strich leicht mit der Fingerspitze über das Fell. Diesmal konnte er sich nicht auf seine technischen Kenntnisse verlassen. Er musste ohne Hilfe versuchen, das Ziel zu erreichen. Und dieses Ziel war die Wölfin.

„Gib mir mein Handtuch", sagte Tau ohne einen Funken Gefühl in ihre Worte zu legen.

„Wieso? Du kannst es dir doch holen", erwiderte er und sah sie mit einem Blick an, den sie zuvor selten an ihm gesehen hatte.

„Mach schon. Willst du der Bitte einer Dame nicht nachkommen?"

„Ich lasse mich nicht herumkommandieren."

Seine Hand schloss sich um ihre Schulter.

Tau seufzte und stand auf. Ihr Schweif war verführerisch um ihre Hüfte geschlungen und verdeckte gerade so die intimsten Bereiche.

Ein Schauer schoss durch Sisco, der seine Pfoten zum Prickeln brachte. Da in Xornia Nacktheit von jedem vollführt wurde, war Sisco den Anblick des weiblichen Körpers gewohnt, doch diese Wölfin brachte sein Herz dazu schneller zu schlagen und sein Interesse zu wecken, was sonst nur technische Dinge taten. Dieses Interesse war jedoch anderer Art.

Tau lief mit in die Luft gestreckter Nase an ihm vorbei und schnappte sich ihr Handtuch, das sie sich dürftig umband. Als sie die Schiebewand zur Seite zog, räusperte sich Sisco.

„Hast du nicht etwas vergessen?", fragte er mit schnurrendem Unterton.

Tau war so verwirrt von der Stimmlage, dass sie erst gar nicht begriff, dass der Gepard ihre Unterwäsche in den Pfoten hielt.

„Mistkerl! Gib mir das wieder!", fauchte sie.

„Hol es dir."

Vor Wut schnaubend stapfte sie auf ihn zu und griff nach ihren Sachen, doch Sisco hielt sie grinsend in die Luft, sodass sie nicht an sie herankam. Während sie sich nach ihrer Wäsche streckte, löste sich ihr Handtuch und fiel zu Boden.

Sisco ließ ein leises Schnurren aus seiner Kehle klingen, doch Tau lief rot an und verdeckte panisch ihre privaten Bereiche.

Der Gepard hielt ihr die Wäsche vor die Nase und schnurrte: „Ich will es mir mit dir ja nicht verscherzen. Ich werde deinem Rat folgen und zu Bett gehen."

Tau hörte nicht zu sondern schnappte sich ihre Sachen und zog sich flüchtig an. Als sie wieder aufblickte, zog Sisco gerade die Schiebewand zu.

Die Wölfin seufzte. Von Siscos plötzlichem Wandel noch immer verwundert wickelte sie ihre nassen Haare in das Handtuch und blies die Kerzen aus, die als einzige Lichtquelle in dem Raum dienten.

Als Tau zurück in ihr Zimmer trat, war das Licht bereits gelöscht und Sisco lag schlafend in seinem Bett.

Die Wölfin musste bei dem Anblick des schnarchenden Geparden lächeln.

Sie schloss die Tür, tastete sich zu ihrem Bett vor und verkroch sich unter der Decke. Jetzt hätte sie Schlaf finden können, doch die Gedanken hielten sie davon ab. Bei ihrer ersten Begegnung hatte Sisco zwar Interesse zu ihr gezeigt, doch nie hatte sich etwas Größeres entwickelt. Sisco hatte sich als technikbesessener Muskelprotz ohne viele Gefühle herausgestellt. Die Seite, die Tau eben an ihm kennenlernen durfte, ließ ihn wieder ganz anders dastehen.

Vielleicht gab es doch noch Hoffnung.