Máella Twins - Kapitel 4: Lustlos
Lustlos
(Loup)
Mit einer leichten Betrübnis sah ich zu meinen schlafenden Kameraden in diesem Kerker, dessen Wände aus Eis zu bestehen schienen. Die beiden waren noch sehr jung und hatten ihr Leben noch vor sich. Sie hatten es nicht verdient, hier grausam ermordet zu werden. Ich war so jung wie Panther, Tea schien etwas älter zu sein, doch ich hatte mit meinem Leben bereits abgeschlossen, daher war die Tatsache, dass ich hier war, weniger schlimm, wie für die anderen beiden. Trotzdem würde ich alles versuchen, was mir möglich war, um aus diesem Kerker heraus zu kommen.
Ich schätzte, dass ich bereits einige Tage hier war. Da ich hellwach war, ging ich davon aus, dass es draußen mitten am Tag war, doch da es in diesem Kerker immer dunkel war, konnte man sich nicht sicher sein. Dadurch, dass ich nackt und mein Fell recht dünn war, fror ich und ich wusste, dass es den anderen beiden ähnlich erging. Mein Körper fühlte sich recht steif an, da ich dadurch, dass ich an Armen und Beinen festgekettet war, wenig Bewegungsfreiheit hatte. Meine Arme fühlten sich taub an, da sie nach oben gehalten wurden und meine Beine schmerzten vom vielen Stehen.
Ich spitzte die Ohren, als ich nahende Schritte hörte. Ob es wohl wieder einer der vermummten Menschen war, die uns zwangen unverdauliches Brot und abgestandenes Wasser zu uns zu nehmen, damit wir am Leben blieben? Ich hoffte nicht, dass mir wieder der Kiefer aufgezwängt wurde, allerdings war das noch der geringste Schmerz, den wir hier ertragen würden.
Die Schritte wurden lauter. Ich hielt es für das beste, es meinen Kameraden gleich zu tun und einfach die Augen zu schließen. Das Rascheln des begehrten Schlüssels hallte in dem langen Gang wider. Quietschend öffnete sich die Gittertür und jemand betrat unseren Kerker. Ich hörte mein Herz schlagen und konnte es nicht verhindern, kurz die Augen zu öffnen.
Das weiße Fell schien im Dunklen zu leuchten und ich wusste sofort, dass es der Löwe war, den ich damals unterschätzt hatte. Er trug in den Armen einen weiteren Furry und wollte ihn wohl gerade neben Panther an die Wand hängen. Es war ebenfalls ein recht jung wirkender Kerl mit graubraun gemustertem Fell. Ich vermutete, dass er bewusstlos war. Als der Löwe die Beine des Kerls festkettete, fiel mir auf, dass das Fell an den Oberschenkeln des Entführten verklebt war. Einige weiße Tropfen liefen über die Beine und versickerten im Fell. Ich erinnerte mich, dass ich das gleiche Bild bei Panther gesehen hatte. Auch er hatte verklebtes Fell, als er in den Kerker gebracht wurde. Mir war es neu, dass die Insassen von Trustburgh vergewaltigt wurden, da sie meines Wissens nach nur getötet wurden. Vielleicht hatte ich mich getäuscht und man wurde hierher gebracht, um so lange vergewaltigt zu werden, bis man starb. Es hätte zwar den gleichen Effekt, doch diese Methode kam mir etwas merkwürdig vor.
Plötzlich drehte sich der Löwe zu mir um und ich kniff schnell die Augen zusammen. Sofort schoss mir der Gedanke in den Kopf, dass ich schon recht lange gefangen war und der nächste sein müsste, der umgebracht werden sollte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, als ich spürte, dass der Löwe näher zu mir trat. Ich stellte mir die Frage, weshalb der Löwe überhaupt für die Menschen in Trustburgh diente, da er somit gegen seine eigene Spezies arbeitete. Allerdings hatte ich nicht mehr die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, da der Löwe bereits vor mir stand. Ich spürte seinen Atem, roch seinen Duft, fühlte seine Anwesenheit. Vermutlich zitterte ich, doch ich war nicht mehr in der Lage, dies wahrzunehmen.
Der Löwe löste die Ketten von meinen Armen, die sofort herabfielen, als wäre kein Leben mehr in ihnen. Ich spürte sie nicht mehr und verlor das Gleichgewicht, doch der Löwe hielt mich fest und löste die Ketten von meinen Füßen. Das war der perfekte Augenblick, den Löwen zu überrumpeln und zu fliehen, doch dazu war ich nicht in der Lage. Allerdings würde es keinen besseren Zeitpunkt mehr geben, deshalb sammelte ich mich, versuchte mich zu konzentrieren, um im richtigen Moment zu handeln.
Der Löwe schlang seinen Arm um meine Hüfte und hievte mich über seine Schulter. Ich unterdrückte ein Stöhnen. Er schleppte mich hinaus und schloss die Gittertür wieder ab. Wenn ich es also tatsächlich schaffen sollte, mich zu befreien, müsste ich an den Schlüssel kommen, wenn ich die anderen Drei retten wollte. Das Ganze würde sich schwieriger gestalten, als ich gedacht hatte. Ich war noch nicht bereit, um mich gegen den Löwen zu wehren. Meine Arme fühlten sich noch taub an und mir fehlte die Kraft. Obwohl ich wusste, dass ich gleich meinem Tod ins Auge blicken würde, fehlte das Adrenalin im meinem Blut, um mich zu befreien.
Ich sah zu Boden und bemerkte, dass der Löwe mich schon eine ganze Weile durch die Gegend schleppte. Wohin er mich wohl brachte? Ich hatte keine explizite Vorstellung davon, was mit mir gemacht wurde, doch ich wusste, dass es keine Angenehme Erfahrung sein würde.
Plötzlich bog der Löwe ab und öffnete die Tür einer kleinen Kammer. Für ein Gebäude dieser Größe ein recht kleiner Raum zum Abschlachten, fand ich. Immerhin hatte ich genügend Zeit, wieder Gefühl in die Arme zu kriegen, doch ehe ich dem Entführer mein nicht vorhandenes Messer in den Rücken stechen konnte, hob er mich hoch und presste mich gegen die Wand. Die Wand war zu meinem Bedauern kalt und nicht sonderlich bequem.
Der Löwe drückte die Hand auf meinen Rücken, sodass ich mit der Brust gegen die Wand gedrückt wurde. Es war unangenehm, doch es war nicht fest genug, um mir die Rippen zu brechen. Vielleicht wollte mich der Löwe nicht umbringen. Ich dachte an den Kerl, den er kurz vorher in unseren Kerker gebracht hatte und sog die Luft durch die Nase ein. Mein Entführer hatte tatsächlich etwas anderes mit mir vor. Auf diese Weise wollte ich sicherlich nicht entjungfert werden! Ich müsste genug Kraft gesammelt haben, um mich ausreichend wehren zu können, daher verließ ich mich auf mein Gefühl und richtete die Ohren nach hinten. Der Löwe fasste sich in den Schritt und hatte vermutlich vor, sein Gemächt zu meinem Sitzfleisch zu führen. Ich versuchte den richtigen Punkt mit dem Ohr zu orten und hob ein Bein an. Mit einer Kraft, auf die jedes Pferd neidisch wäre, trat ich nach hinten aus und schien eine empfindliche Stelle getroffen zu haben. In einem hohen Ton brüllte der Löwe auf und ging rücklings zu Boden. Schnell wand ich mich und stürzte mich auf dem Löwen. Ich hielt mit einer Hand seine kraftvollen Pranken fest. Mit der zweiten Pfote fasste ich an seine Genitalien und ließ ihn meine Krallen spüren.
„Ist das hier wirklich Trustburgh?! Was wird mit den Gefangenen angestellt?!", brüllte ich. Der Löwe gab keine Antwort. Er fletschte die Zähne und sah mich mit wütenden Augen an. Zu meinem Verwundern wehrte er sich nicht gegen meinen Griff.
„Rede!", befahl ich und kitzelte mit den Krallen seine Hoden.
Der Löwe gab ein Winseln von sich, doch ich vermutete, dass es nur ein Befreiungsversuch war. Ich sah mich in dem Raum um, der scheinbar nur eine Besenkammer war. Es gab nichts, womit ich den Löwen fesseln konnte. Ich hätte ihn lediglich mit einem Handfeger knebeln können, doch dann würde ich auch keine Antworten bekommen.
Ich griff fester zu und quetschte seine Hoden zusammen, doch ich konnte keine Antwort aus ihm herauspressen. Den Schlüssel hielt er fest in der Pfote. Wenn ich seine Hoden loslassen würde, um ihm den Schlüssel abzunehmen, würde er sich vermutlich wehren. Ich musste handeln, solange ich ihn in der Hand hatte.
„Dann sag mir, wie ich hier raus komme!"
Meine Krallen verletzten bereits die Haut, doch er gab nicht nach. Sein Winseln wurde zu einem Knurren und ich hatte das Gefühl, je fester ich zupackte, desto wütender wurde er.
Mit aller Kraft griff ich zu, sodass der Löwe höllische Schmerzen ertragen musste, doch das war mir egal. Er hatte es nicht anders verdient. Allerdings ließ seine Miene nichts von dem Schmerz sehen.
Plötzlich riss er einen Arm aus meinem Griff und rammte die Faust in mein Gesicht. Sofort wurde ich zurück geschleudert. Der Löwe stand auf, griff sich an den blutenden Hodensack und funkelte mich voller Zorn an.
„Das wirst du mir büßen!", brüllte er.
Meine einzige Chance war es jetzt noch, wegzulaufen und den Löwen abzuhängen, da ich vermutete, dass der Löwe aufgrund seiner Statur langsamer war. Ich sprang auf, riss die Tür auf und flitzte nach draußen, doch der Löwe jagte hinter mir her.
Ich rannte um mein Leben, doch der Löwe sprang, riss mich um und schlug seine Zähne in mein Bein. Jetzt würde ich definitiv nicht mehr weglaufen können. Der Schmerz war unerträglich und ich musste schreien. Ich hatte verloren. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, mich aus der Situation zu befreien. Selbst wenn ich es noch schaffen würde, den Löwen los zu werden, könnte ich nicht schnell genug fliehen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Bein gebrochen war.
Der Löwe ließ mein Bein los und sah mich mit blutverschmierten Lefzen an. Seine Pranke drückte mein Gesicht auf den Boden, während die andere sich an etwas anderem zu schaffen machte und den Löwen das beenden ließ, was er begonnen hatte.
Meine Schmerzensschreie hallten in dem Gang wider, doch niemand schien mich zu hören. Ich hatte das Gefühl, innerlich zerrissen zu werden und hatte nicht den Hauch einer Chance mich dagegen zu wehren. Voller Qual musste ich es ertragen und hoffte, dass ich nach der bald einsetzenden Bewusstlosigkeit wieder aufzuwachen würde.