Wechselwirkung - Teil 4 - Samstag

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#5 of Wechselwirkung

Teil 3 und das Ende der Hauptgeschichte. Ein kleiner Epilog kommt aber auch noch. ;)

Wie immer viel Spaß beim Lesen


Bauchgrummeln. Damit also begann der Samstag. Noch bevor Nick ganz wach war, zog es unangenehm unter seinem Bauchfell. Den Grund kannte er, er hatte ihn den gesamten Abend über schon gekannt. Er hatte ihn vom Einschlafen abgehalten und sogar seine Träume beeinflusst.

Es hatte sich beim Skaten angekündigt. Nick hatte Flo während der gesamten Hinfahrt über angestarrt, wann immer er hinter ihm fuhr, beobachtete er dessen elegante Bewegungen. Er hatte ihm auf den Hintern und den Tail geguckt, seinen schlanken Körper und die süßen Schlappohren auf sich wirken lassen. Er war sogar während des Fahrens kurz hart geworden, so sehr war er vertieft. Und da begann sein Problem. Genau in dem Moment hatte Flo sich zu ihm umgedreht. Er hatte nur schauen wollen, wo sein Freund blieb, ob er noch bei ihm war, aber aus Nicks Perspektive war klar, der Collie guckte ihm genau in den Schritt - direkt auf seine Latte. Vermutlich war sie nicht mal zu sehen durch den Stoff, aber dennoch ...

Seitdem hatte sich das Kräfteverhältnis in seinem Kopf umgekehrt. Die Zweifel waren nun wieder die vorherrschende Macht. Er fühlte sich wie die Voyager in ‚Ein Jahr Hölle'. Eben noch war der Raum (sein Geist) umstritten, die Kremin (Zweifel) feindlich, jedoch klein und keine Bedrohung. Und mit einem Mal *Zwoosh* verfügten sie über überlegene Schiffe und zermarterten seine kleine Intrepid-Klasse (ihn) mit jedem neuen Angriff (Gedanken). Er fand einfach keinen Schutz mehr gegen ihre Temporalen Torpedos.

Selbst wenn, er konnte seine Deflektoren nicht einfach auf eine andere Frequenz einstellen wie Janeway, da war nichts mehr, seine Schilde waren unten. Dieser Blick, dieser eine Moment hatte ihn sich schutzlos vorkommen lassen, ihm klar gemacht, dass es nichts mehr gab, war ihn von Samstag trennte, keine Schule, kein Aktivität und - er krümelte sich unter der Decke zusammen - seit eben nicht mal mehr eine Nacht. Heute war der Tag! Er würde erneut mit dem Collie in einem Raum sein, spielen, reden, schlafen, spärlich bekleidet. Sein Schaft freute sich darüber, unmissverständlich, er gab ihm einen festen Druck, aber sein Bauch ...

Wie sollte er das überstehen? Am Liebsten wäre er unter der Decke geblieben. Das konnte unmöglich gut gehen. Ansprechen wollte er schon mal gar nichts mehr. Jetzt, wo der Tag da war und Florian ihn gestern mit nur einem Blick bis ins Mark hatte einfrieren lassen, war das unmöglich.

Absagen!

Dann hätte er seine Ruhe, aber so wirklich lösen würde es das Problem auch nicht.

Ablenkung?

Das könnte helfen. Zwar auch nicht auf lange Sicht, es wäre aber erstmal etwas. Sobald er angezogen und unten war, ging es ihm etwas besser. Er verzichtete auf ein Frühstück, sondern begann sofort damit, alle leeren Umzugskartons aus dem ganzen Haus zusammenzusammeln und sie in den Keller zu bringen. Noch war niemand außer ihm auf, das änderte sich aber, sobald er zwei, drei Mal die Kellertreppe benutzt hatte. Als Erste kam Sandra in einem übergroßen und hoffnungslos verwaschenen Backstreet Boys T-Shirt aus ihrem Zimmer. Sie fragte ihn, ob er sonst noch Probleme hätte.

„Häh?"

„Nicky, es ist halb acht und du räumst das Haus um! Ich meine ... Ernsthaft?" Der Kater war sprachlos.

„Ich meine, was geht denn ab; bist du aus dem Bett gefallen?"

„M-so ähnlich." Nick fühlte sich plötzlich ziemlich dämlich, um 7:30 Uhr mit vier platt gefalteten Kartons in den Pfoten im Flur zu stehen. War es wirklich noch so früh?

„Scheiße!" fluchte Sandra. „Fall gefälligst leiser aus dem Bett." Missmutig stapfte sie ins Badezimmer.

Nach dieser Begegnung der genervt-verschlafenen Art versuchte er, leiser zu sein. Die sperrigen Pappen jedoch machten ihm einen Strich durch die Rechnung, daher dauerte es nicht lange, bis seine Mutter ebenfalls aufstand. Sandra hatte sich inzwischen in der Küche Kaffee aufgesetzt und beäugte ihren Bruder missbilligend mit verschränkten Armen, während sie regelmäßig gähnte.

„Guten Morgen?!" begrüßte ihre Mutter erst ihn und dann die Katze neben der Kaffeemaschine. „Wer hat euch denn aus dem Bett geholt?"

„Der da!" Sandra zeigte genervt auf Nick. Der hatte inzwischen alle Kartons verstaut und schloss die Kellertür.

„Nicolas, kannst du nicht schlafen oder bist du krank? Es ist Samstag, normalerweise kommst du doch vor Elf gar nicht aus dem Zimmer." Sie fühlte seine Stirn.

Er zog weg und strich sich über die Ohren, was nicht die geringste, sichtbare Veränderung bewirkte. „Mjo, ich konnt` nicht mehr schlafen."

„Und da dachtest du: ‚wenn nicht ich, dann keiner'?!"

Er presste die Lippen aufeinander und vermied ihren Blick. „Sorry, ich dachte ich helfe. Wollt` nicht aufgeregt im Bett liegen."

„Aufgeregt? Doch nicht, weil dein Freund heute kommt?"

Nick schreckte hoch. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er das Wort überhaupt laut ausgesprochen hatte. „Nein! Quatsch, wie kommst du da drauf? Ist ja nur ein Freund, richtig?"

Sie sah ihn nur an. Sein Tonfall war lauter ausgefallen als er gedacht hatte.

„Ich meine, ich hatte ja schon öfters Freunde zum Übernachten, ist ja nichts besonderes." Er musste hier weg, sonst sabbelte er sich noch um Kopf und Kragen. „Ich muss noch die Karten sortieren, ja, ein Deck bauen. Das mach` ich mal besser."

„Nicolasschatz, alles in Ordnung?" Bevor sie seine Stirn erneut auf Fieber befühlen konnte, rannte er die Treppe rauf. Er brauchte einige Minuten, bis er sich gesammelt hatte. Am Liebsten hätte er laut geschrien oder wäre eiern gegangen, aber das würde alles nicht helfen, also versuchte er sich am Deckbau.

Zwei Stunden später stellte er sehr zu seiner Erleichterung fest, dass man dabei viel Zeit verplempern konnte. Er hatte sich ein rein schwarzes und ein rot-grünes gebaut. Beiden fehlte der Feinschliff, da war er sicher, aber zumindest waren es seine. Und er war abgelenkt.

Die beiden Katzen hatten sich derweil fertiggemacht und fragten, ob er mit zum Einkaufen wolle. Die Idee kam ihm gerade Recht, Hauptsache er hatte etwas zu tun, etwas zwischen sich und Florian.

Bis auf die Fahrt im Auto klappte das auch ganz gut, aber als sie mit vollgestopften Beuteln zu Hause ankamen traf ihn der Blick auf die Uhr umso mehr: Bereits nach Eins. Seine Mutter kümmerte sich um das Mittagessen und Sandra räumte die Einkäufe weg. Nick nutzte die Zeit und räumte sein Zimmer auf. Mit jeder verstrichenen Minute wurde er nervöser. In einer Dreiviertelstunde ging er glatte drei Mal pinkeln. Es kamen zwar nur ein paar Tropfen, aber den Drang hatte er vor lauter Aufregung trotzdem. Da er seinem Geist keine Details mehr zuließ, gab es nichts Spezielles, das ihm Angst machte, es war ein Zustand des Immer-mehr-Heinsteigerns, in dem er sich befand. Das Ganze gipfelte in einem plötzlichen Blutsturz nebst Bewegungsstarre, als nämlich im Erdgeschoss die Türklingel ertönte.

Flo war da. Vorbei! Kein Schutz mehr, Schilde unten, strukturelle Integrität kritisch und an`s Polarisieren der Hüllenpanzerung war nicht zu denken. Nicht bei der Voyager. So was konnte sein Verstand abrufen, aber mit Alltagsdingen hakte es gewaltig. - Bewegen zum Beispiel.

„Nicolas, kommst du runter? Dein Freund ist hier." Nicolas kam nicht.

„Schatz? Soll ich ihn hoch schicken?" Wieder antwortete er nicht.

„Geh ruhig rauf, Nicolas ist in seinem Zimmer," hörte er seine Mutter gedämpft.

Die näherkommenden Schritte des Collies tauten ihn etwas auf. „Nick?" Florian`s schwarze Nase schob sich durch die Tür.

„Uhm, hi."

„Hi. Hattest du Musik an?"

„Wie? ... Ja. Nein."

Florian stand vor ihm, er war wirklich hier. Der Kater bräuchte nur seine Pfote auszustrecken und er könnte ihn berühren, aber das tat er nicht. Sein Freund sah die Karten, schaute ihn dann aber besorgt an. „Du hastn Deck gebaut? Cool. ... Nick? Gehts dir gut? Du siehst komisch aus."

„Nee, alles gut, Moment." Damit flüchtete er ins Bad und wuschelte sich feucht durchs Gesicht. Er pinkelte ein viertes Mal, wartete bis ihm etwas besser war und kam schließlich halbwegs normal zurück ins Zimmer. Eigentlich, so hatte er übers Waschbecken gebeugt festgestellt, war ja gar nichts los. Er hatte Besuch, na und? ‚Also komm wieder runter und wart` mal ab, was sich so ergibt'. Das war sein Plan. Er war schlecht, aber überhaupt einen Plan zu haben wiederum, empfand er als beruhigend.

Florian blätterte durch die beiden von Nick gebauten Decks. Während er das tat, warf der Kater einen verstohlenen Blick hinüber. Im Gegenlicht des Fensters leuchteten die Ränder seines Fells. Jetzt, nach der Überwindung des Schocks von eben (weswegen genau hatte er sich eigentlich derart hineingesteigert?) freute der Kater sich einfach nur noch über die Anwesenheit seines Freundes. Sie diskutierten über die Decks und machten mit jedem ein Probespiel. Anschließend bauten sie sie um, spielten erneut und schauten dann eine Folge BSG. Nick schaffte es und dachte nicht allzu viel über seine Gefühle nach, aber der Kopf drehte sich öfter als nötig zu seinem Freund. Er genoss dessen Anblick und wehrte sich gleichzeitig gegen das unterschwellige Kribbeln in seinem Bauch.

War es ein unangenehmes Kribbeln oder ein freudig-erregtes? Er konnte es nicht sagen.

Die nächsten Stunden über vergingen wie im Flug. Ähnlich bei seinem Besuch bei Flo wechselten sie sich auch hier mit ihren beiden Hobbys ab. Unterbrochen wurden sie lediglich vom Abendbrot. Draußen wurde es dunkel.

Gegen zehn Uhr ging Nicks Mutter schlafen und auch Sandra verließ ihr Zimmer nicht mehr. Die beiden Freunde hatten es sich zum Spielen auf dem Boden gemütlich gemacht, eine Couch besaß Nick nicht. Zwischen ihnen befand sich ihr Spielfeld, welches sie wieder einmal einräumten. Der Kater hatte zum wiederholten Male verloren. Seine Decks waren zwar besser geworden, es fehlte ihnen jedoch an Struktur, wie Flo es nannte. Kombinationen, redundante, ineinandergreifende Karten.

„Ohne die blöde Mauer hätte ich dich aber gehabt. Die hat einfach alles weggeblockt. Wenn jede Runde ein Angriff dagegen läuft ... und dann die Mutation und Belebung darauf ... das` doch Scheiße!"

„Mag sein," grinste Flo breit. „Dafür war`s aber auch da. Außerdem - mit ‚Terror' hättest du sie gekriegt."

„Ja, aber die`s nur ein Mal drin. So manche gute Karte fehlt mir halt doch noch."

Der Kanide nickte, wobei seine Ohren leicht wackelten. Er rieb symbolisch Daumen und

Zeigefinger aneinander: ‚Teuer!'

„Ja, leider. Und so heftig einsteigen will ich auch nicht."

„Verstehich. Kost halt viel Zeit und Geld. Wir können ja mal im Internet gucken; ob`s ein paar billige Kartenpacks gibt. Bei eBay oder so."

Nick überlegte noch, als Flo fortfuhr: „Auf jeden Fall gibt`s da Listen, in denen alle Editionen gelistet sind."

Das klang gut und unverbindlicher als nach Preisen zu gucken. „Okay, können wir." Sie standen auf und gingen an den Schreibtisch, wo der Computer stand. Der Kanide kniete sich neben Nicks Bürostuhl. Die Powerleuchte blinke, der Rechner befand sich also nur im Standby. Ein Mausklick genügte und die Lüfter drehten an, Nick musste lediglich den Monitor einschalten. Für einige Sekunden starrten sie auf das Bootlogo des Herstellers, dann erschien Windows. Und nicht nur das - alles, was er beim letzten Verwenden des Computers offengelassen hatte, ebenfalls. Ihm rutschte das Herz in die Hose: freeyourself.com war noch immer geöffnet. ‚Vielen Dank für deine Anmeldung, NiKat. Dein Account wird überprüft und danach freigeschaltet.' Mit hastigen Bewegungen klickte er das Fenster weg.

„Äh, Nick ..." begann Flo. „... war das ...?" Weiter kam er nicht. Ein Trayicon-Popup unterbrach ihn und informierte sie beide darüber, dass eine neue Email eingetroffen sei. ‚freeyourself.com - Dein Coming-out-Forum - Anmeldebestätigung', stand in der Betreffvorschau.

Für einige Sekunden kehrte unendliche Stille ein, sogar die Sprechblase verschwand lautlos. Am Liebsten wäre Nick ebenfalls einfach nur verschwunden oder hätte die Zeit zurückgedreht, aber beides war nicht möglich; sein Geheimnis war raus.

Und jetzt kannte Flo es auch. Dabei wusste er ja selber nicht einmal, wie weit es ging, oder ob es überhaupt echt war, oder was? Konnte es sein, dass alles nur aus Hirngespinsten oder Hormonschüben und/oder Neugier bestand? Oder ... oder ...

„N ... Nick?" Flo schaute den Kater in die Augen.

Nicolas seufzte, ehrlich und tief. Er ließ die Maus los und sackte zurück in den Stuhl. Die Pfote drückte er gegen das Gesicht, schloss die Augen und atmete tief durch. „Fuck!" fluchte er leise. Wieder folgte Stille.

*Bidümm*

Windows meldete verfügbare Updates. Nick wurde für einen kurzen Augenblick abgelenkt, kehrte aber umgehend in die unangenehme Realität zurück. Er musste etwas sagen. Jede Sekunde länger ohne Erklärung schien alles nur noch schlimmer zu machen.

Ging noch schlimmer? „Flo, ich ..."

ER WAS? Was war mit ihm? „Ich hab` mich da angemeldet, weil ..." Wie wollte er etwas erklären, das er selber nicht wusste?

  • Aber er wusste es doch! Er musste es sich nur eingestehen. Wieder ergänzte sein Verstand ein zögerliches , ... irgendwie'.

Letzte Chance, vielleicht fiel ihm ja noch eine Ausrede ein, es müsste jedoch schon eine verdammt gute sein ... und schnell ...

„Weil ..."

Der Collie öffnete seine Schnauze, um etwas zu sagen, entschied sich dann jedoch dagegen. Er behielt sie offen.

„Weil ich vielleicht auch ..." Seine Stimme brach. „... schwul bin?!"

Sein Gegenüber machte große Augen, ergriff jedoch noch immer nicht das Wort. Er starrte den Katerjungen nur fassungslos an. Die geöffnete Schnauze, zwei sichtbare Reißzähne und die Pinke Zunge zeugten von seinem Drang, etwas zu sagen, aber es kam nichts.

Ich Nicks Bauch verpustete irgendjemand Luftschlangen. Der Moment war unendlich und quälend. Er musste doch noch etwas sagen, musste etwas hinzufügen, irgendetwas, eine Begründung ... „Ich mag dich." Es entglitt seinen Lippen ganz zaghaft. Florian blinzelte. „Mich?"

Als gäbe es noch jemanden im Raum.

„M-jop." Nicks Blick wanderte hinab zu einigen Krümeln auf dem Schreibtisch.

„Aber - wieso? Ich dachte, also ..." Unsicher formte er Brüste mit seinen Pfoten und hielt sie sich vor den Brustkorb. „... du ...?"

„Hm-ichweißnichtmehr," gab Nick zu. Hatte er es je gewusst? So wirklich gewusst? „Ich hab` das nur so gesagt, um, naja ..."

„... nicht schwul zu sein?" schlug der Collie vor.

„... normal zu sein," korrigierte sein Freund. „Alle sind doch Hetero ... hab` ich gedacht."

Flo nickte. „Na gut, aber was hat sich verändert? Oder hast du mich damals einfach nur verarscht?"

„Nein!" antwortete Nick heftig. „Ich habdich nicht verarscht!" Ich hab das wirklich ... geglaubt. Und so richtig glaube ich das hier jetzt auch noch nicht." Erneut blinzelte Flo nur und wartete scheinbar auf weitere Ausführungen.

„Geändert ... hat sich nichts, nur, ich hab` ganz viel nachgedacht." Nach einer kurzen

Pause fügte er hinzu: „Über dich."

Jetzt hob der junge Kanide die Augenbrauen und drehte seine Ohren. „Mich?"

„Ja, weil, weißt schon, was du mir erzählt hast und so." ‚Und außerdem habe ich mich in dich verknallt', dachte er. So befremdlich dieser Gedanke war, umso besser tat es, ihn zuzulassen. Endlich!

Flos Gesichtsausdruck wurde ernster. „Nick, ich hab dir das nicht erzählt, um dich unter Druck zu setzen, oder so. Als du gesagt hast, dass du hetero bist, da war ich enttäuscht, klar, aber damit hatte ich ja auch gerechnet. Was sonst hatte ich denn anderes erwartet?"

Die Frage war Rhetorisch, der Kater antwortete nicht.

„Du machst das doch jetzt nicht meinetwegen, oder?"

„Ich mache überhaupt nichts, ich ..." Er hielt inne und schluckte. „... das ging von alleine, ich weiß ja nichtmal wirklich ..." Er sah auf und verlor sich in Flo`s Augen. Diesen klaren, blauen Augen. Es stimmte, er wusste ja noch gar nichts hundertprozentig. Und so lange es alles nur reine Theorie und verquere Fantasie bliebe, würde sich daran nichts ändern.

‚Du musst dir sicher sein!' ermahnte ihn seine Schwester in Gedanken.

‚Aber wie?' dachte er. ‚Wie kann ich sicher gehen, es ist doch alles so verwirrend?' Klarheit! Wie schon zuvor brauchte er Klarheit, mehr als alles Andere!

„Was weißt du nicht wirklich? Wie jetzt?" Der Collie schaute ihn fragend an.

Nick schaute zurück. Das Glitzern in den Augen war noch immer da. Wie kleine Sterne, die darin strahlten, spiegelten sich die Straßenlaternen von draußen und der Mond, der durch`s Fenster schien. Die Ohren halb zur Seite und den Kopf leicht schief, konnte er Florian die Unsicherheit förmlich ansehen. Und einen Schimmer Hoffnung. Unterdrückte, schwache Hoffnung. Der Fleck weißen Fells schimmerte leicht hellblau im Schein des Bildschirms. Und dann erinnerte der Kater sich plötzlich an noch etwas Anderes, das Sandra ihm gesagt hatte. Nicht zu ihm, sondern über sich selber.

„Nick?" Flo hatte seine Schnauze noch immer leicht geöffnet als er ihn ansprach.

Der Felide hatte soeben eine Entscheidung gefällt. Er versuchte sich zu beruhigen, indem er langsam und tief einatmete. Er inhalierte den vertrauten Geruch nach Hund. Es war so einfach und es gab keinen anderen Weg. Es gab keinen Grund nervös zu sein, gleich würde er es wissen. Er setzte alles auf eine Karte. Er war Neo und Agent Smith in einem: ‚Es endet, heute Nacht!'

„Nicolas, alles in Ordnung mit di ... mmhm " Weiter kam Flo nicht.

Mitten im Satz beugte sein Freund sich vor, schlang die Arme um Nacken und Oberkörper des Border Collies und küsste ihn.

Ein Feuerwerk, als Nicks Lippen die seines Freundes berührten. Sie waren so zart und warm. Und feucht, aber nicht unangenehm. Er schmeckte das Aroma des Kaniden, alles verschmolz zu einer wohligen Liebkosung. Am Ende spitzte er seine Lippen und ließ mit einem kaum hörbaren Schmatzer von Florian ab. Er verharrte nur Zentimeter vor dessen Gesicht. Sein Freund, hatte er mitgeküsst? Er konnte es nicht sagen. Sein Bauch erwärmte sich, darin flatterte alles, seine Barthaare zitterten und sein Schritt war hart und prall wie nie zuvor.

Dann Zweifel. War er zu weit gegangen? Er musterte den überrumpelten Jungen vor sich. Das Glitzern in den Collieaugen hatte sich verändert. Es war lebendiger, schien voller Bewegung zu sein. War es Wut, Abneigung oder etwa doch etwas Positives? Nick konnte es nicht einschätzen.

Je länger er sein Gegenüber anstarrte und Florian in seiner Bewegungslosigkeit verharrte, umso größer wurden seine Zweifel. Was hatte er nur getan, wieso hatte er sich nicht im Griff gehabt. Wieso war er so ... so ...

Und plötzlich bewegte sich der Collie. Er zog Nick zu sich und küsste ihn zurück. Der jugendliche Kater murrte wohlig. Er küsste ein zweites Mal. Dann wieder Flo und dann beide. Ihre Lippen drückten sich genussvoll aneinander. Erneut schmeckte Nick den Speichel seines Freundes. Er schob vorsichtig seine Zunge hervor und schleckte ihm über die Lefze. Flo schleckte zurück. In der Hose des Katers puckerte die Schwellung schmerzhaft. Er öffnete die Schnauze und ließ Flo`s Zunge hinein. Sie leckte die Seine. Er wand sich vor Lust. Wieder zuckte sein Schaft, was ihn zusätzlich anregte. Auch der Collie öffnete seine Schnauze nun endgültig und schob sich weit in Nicks. Ihre Zungen rangen feucht miteinander.

Nick hatte seine Antwort. Der Kater wusste, dass er richtig lag. Er liebte den gleichaltrigen Kaniden. Er war es, er war der Richtige! Alle Last der vergangenen zwei Wochen fiel von ihm ab. Wie Wärme seines Freundes flutete durch seinen Körper und entspannte jeden Muskel, sie drang in jeden Winkel und füllte ihn vollständig mit Liebe.

Florian erging es genauso. Sie waren an ihrem Ziel angekommen, sie hatten sich gefunden. Sie liebten sich, akzeptierten, was sie waren; sie waren ein Paar.