Geschichte: Gekränkte Eitelkeint (w/m)
Mal wieder eine Geschichte von mir in deutscher Sprache und ja, sie beinhaltet diesmal ein Tabuthema: Die Liebe eines Menschen zu einer Kuh. Insgesamt jedoch ist das zentrale Thema dieser Geschichte die Toleranz, ein Begriff, der in der heutigen Zeit zunehmend an Bedeutung gewinnt. Doch von verschiedensten Seiten (gesellschaftlich und politisch) werden Freiheiten, für die unsere Eltern noch gekämpft haben, immer mehr eingeschränkt und in den Köpfen vieler weicht die Toleranz immer mehr blinder Regulierungswut: Toleranz bedeutet eben nicht nur, Homosexuellen-Ehen per Gesetz zu erlauben oder gegen Pegida zu demonstrieren...
Interessant ist bei dieser Geschichte aber auch der Umstand, dass es sie in zwei Varianten gibt: Es hatten sich, basierend vom gleichen Ausgangspunkt, zwei völlig unterschiedliche Handlungsstränge entwickelt, die beide weiterzuspinnen interessant gewesen ist. Einmal ging es in eine düstere Richtung und dann in eine sehr positive, ja vielleicht sogar etwas kitschige Richtung.
Während die düstere Variante wohl eher die Liebhaber von Kühen und Drachen anspricht, richtet sich die Alternativversion ("Minotauros") eher an die Fans von Stieren und Minotauren. Sie ist hier zu finden:https://www.sofurry.com/view/893319
Gekränkte Eitelkeit
Er wurde beobachtet.
Nicht, dass das etwas Besonderes gewesen wäre. Schon von Anfang an, schon als er das erste Mal hier war, spürte er ihre oder seine Nähe. Er hatte niedergedrücktes Gras gesehen und es musste sich um einen schweren Körper gehandelt haben, so wie das Gras ausgesehen hatte. Er hatte Mist gesehen, der definitiv kein Kuhdung war oder die Losung von Wölfen oder Füchsen. Er hatte Furchen im Boden, aber auch am Fels gesehen, die eindeutig von Krallen stammten, doch kein Bär würde diese Art von Krallenspuren hinterlassen haben. Er hatte auch ab und zu einen Schatten über die Berghänge hinweggleiten sehen und etwas golden im Sonnenlicht aufblitzen sehen. Und ab und zu fehlte eine Kuh oder ein Kalb aus seiner Herde, doch er selber fühlte sich nicht im Geringsten bedroht.
Im Gegenteil.
Er konnte sich glücklich schätzen. Sein Gehöft war das größte und ertragreichste weit und breit und, was er am meisten schätzte, er war alleine hier. Alleine, bis auf sein Vieh. Vom Erlös aus dem Milchverkauf - und ab und zu auch Fleisch, der Tod gehörte nun einmal zum Leben - war genug für seinen Lebensstil. Auf das, wonach es den meisten Menschen verlangte, Reichtum und Macht, verzichtete er getrost.
Er legte auch keinen Wert auf die menschliche Gesellschaft, die sich gerade in den letzten Jahren immer mehr zum Negativen hin entwickelte. Selbstsucht und Intoleranz, Engstirnigkeit und Unersättlichkeit - diese neuen Werte traten immer mehr an die Stelle von Freiheitsliebe und Anstand. Das, wofür noch seine Eltern und er selber in jungen Jahren gekämpft hatten, wurde nach und nach dem Willen irgendeiner Lobbymacht geopfert.
Nein, dem wollte er sich nicht länger beugen und so hatte er sich von der menschlichen Gesellschaft losgesagt und ein neues Leben begonnen, alleine mit den Tieren in den Bergen, wo die Welt in gewisser Weise noch in Ordnung war - vielleicht gerade deshalb, weil hier etwas war, das darüber wachte.
So betrachtete er den Verlust des einen oder anderen Stückes Vieh als Tribut, den er nur allzu gerne für sein neues Leben fernab menschlicher Gesellschaft bezahlte.
Schon von frühester Jugend an hatte er gemerkt, dass er sich niemals richtig in die Lebensweise jener Spezies einfügen wollte, die sich selber so selbstbewusst _als Krone der Schöpfung_bezeichnete.
Er wusste es jedoch besser: Es gab eine Krone der Schöpfung, nur war das bestimmt nicht das Menschengeschlecht. Und in den Augen jenes Wesens, das seiner Meinung nach die wahre Krone der Schöpfung darstellte, musste die Menschheit geradezu als roh und primitiv gelten. Das fing schon bei derer liebsten Körperertüchtigungsart an: Mehrere, angeblich erwachsene Männer jagen unter lautstarkem Gegröle und Krakele einer primitiven Zuschauermeute einem Stück runden Leders nach...
Die schlimmste Eigenschaft des Menschengeschlechts war jedoch zum einen deren ungebremste Verbreitung über den ganzen Erdball und zum anderen dessen gedankenlose, verschwenderische Umgang mit den natürlichen Ressourcen.
Zuerst bauten die Menschen Hütten aus Holz, doch aus Hütten wurden Häuser und aus Holz wurde Beton und nun griff man nach dem Meeresgrund und nach fernen Planeten. Natürliche Entwicklung, so sagt man, sei das. Doch, was heißt das schon?
Auch er hatte natürlich Haus und Hof und Dach und Fach, doch war er darauf bedacht, seine Existenz nicht zu Lasten seiner Umwelt, sondern im Einklang mit ihr zu gestalten. Vielleicht war dies der Grund dafür, weshalb ihm die wahre Krone der Schöpfung so wohl gesonnen schien und er fühlte es, dass er unter ihrer Beobachtung stand und er sich daher nicht zu sorgen brauchte.
Trotzdem war es heute irgendwie anders. Es war nicht dieses Unterbeobachtungstehen, das ihm vertraut war und das Gefühl von Geborgenheit gab, sondern es war, als ob etwas Finsteres mit finsteren Absichten in der Finsternis lauerte, obwohl es helllichter Tag war. Unheil lag in der Luft wie ein Gewitter, das heraufzog und in einer Naturkatastrophe enden würde.
Doch er hatte sich gründlich umgesehen und dabei nichts Ungewöhnliches entdeckt.
Schließlich hatten ihn dann das gleichmäßige Geräusch von hungrigen Mäulern, die gierig Gras rupften, die Nachmittagssonne, die das saftig grüne Weideland der Hochebene beschien, und nicht zuletzt der schwere Rotwein, dem er zu seinem Mittagsimbiss durchaus ordentlich zugesprochen hatte, offensichtlich ins Reich der Träume geschickt.
Daher schreckte er auf, als eine warme, glitschig feuchte Zunge sein wuscheliges Haar und sein Gesicht erforschte.
Er lachte, als er in dem Störenfried seine Leitkuh erkannte, von deren Hals eine große Kuhglocke baumelte.
Er tätschelte die samtig weiche Schnauze des Rindviehs und streckte sich behaglich. Er hatte sich aufgrund der sehr warmen Witterung seines Gewandes fast vollständig entledigt und lag bis auf die alte Unterhose, die schon bessere Tage gesehen hatte, nackig im Gras.
Nein, er schämte sich dafür nicht im Geringsten, warum sollte er auch? Er war bis auf seine Herde alleine auf weiter Flur und zum anderen, was war schon falsch daran?
Er genierte sich auch nicht, als er es zuließ, dass die samtige, schnüffelnde Schnauze nun die Beule, die seine Unterhose wölbte, zu erkunden begann. Rasch zog er sie hinunter und gab sich der warmen, glitschigen Zunge hin, die seine Männlichkeit in kürzester Zeit zur voller Pracht ersteifen ließ, wie das bei ihm ein Zweibeiner egal welchen Geschlechts kaum hinbekam. Seine Schamhaare bebten leicht unter dem warmen Atem, der stoßweise aus ihren Nüstern kam.
„Langsam, meine Liebe", flüsterte er und streckte sich nach ihr, um ihr Gesicht zu streicheln, „Du bist unersättlich, was? Wir hatten doch erst heute Morgen im Stall das Vergnügen. Ich liebe dich ja auch."
Er musste sich zurückhalten, um nicht sofort abzuspritzen. Nein, er hatte bisher noch niemanden getroffen, der so eine geschickte Zunge hatte wie seine Lieblingskuh, auch wenn ihr Speichel, der auf seine Männlichkeit troff, ziemlich klebrig war.
Schnell drehte er sich um auf seinen Bauch und dirigierte mit einer Hand ihre Schnauzenspitze zu seinem Hinterteil. Seine Gefährtin wusste genau, was er von ihr jetzt wollte und sie drückte schnaubend ihre breite Zunge in seine Ritze.
Sie störte sich nicht im Geringsten an seinem herben, schweißigen Geruch und Geschmack, im Gegenteil, so gierig und fordernd, wie sie seine Hinteröffnung nun mit ihrer Zunge bearbeitete, schien er sogar besser zu sein als das saftigste und grünste Gras.
Zärtlich küssten und liebkosten die Kuhlippen die Rosette und die Zunge drückte dagegen, immer wieder auch hineindrückend.
Er spürte, wie sein steinhartes Glied unter sich bereits Vorfreude absonderte und seinen Bauch benetzte. Nein, er konnte es einfach nicht mehr aushalten, auch wenn er ihre Zunge am liebsten für alle Ewigkeit genießen konnte. So drehte er sich rasch herum und entzog sich ihr in einer geschmeidigen Bewegung. Aber auch das kannte sie schon zur Genüge und sie blieb geduldig und abwartend stehend, nur ihr Schwanz wedelte gemächlich hin und her. Es war eindeutig, dass sie ihn anlächelte und sie wog sich leicht so dass ihre Kuhglocke auffordernd bimmelte.
Ihr dunkel-cremefarbenes, weiches Fell wurde vom hellen Sommersonnenlicht erwärmt und aus dunkelbraunen, unendlich sanften Augen sah sie ihm dabei zu, wie er den Trittschemel, den er unter anderem genau für diesen Zweck immer auf der Weide mit dabei hatte, sorgsam hinter ihr platzierte.
Ja, auch wenn es die sogenannte zivilisierte Gesellschaft schockierte und sie diese Tatsache den schlimmsten Kapitalverbrechen gleichsetzte, er liebte sie und sie erwiderte seine Liebe. Natürlich sprach die menschliche Gesellschaft nur allzu gerne gerade einem Rindvieh die Fähigkeit ab, zu lieben und Gefühle zu empfinden, doch drängt sich da dann geradezu die Frage auf, wer das größere Rindvieh ist: Eine Kuh, die ebenso Tod und Schmerz fürchtet wie der Mensch, was sich immer wieder bei den erschütternden Szenen auf den Schlachthöfen rund um den Globus zeigt, oder aber der Mensch, der diesem Lebewesen genau diese Fähigkeit der Empfindung abspricht und die körperliche Liebe zu diesem Geschöpf als Missbrauch und Vergewaltigung einstuft, gleichzeitig aber per Gesetz erlaubt, dass Vieh kreuz und quer in qualvollen Tiertransporten durch ganz Europa gekarrt wird.
Es ist geradezu paradox: Die gleiche Gesellschaft, die es gesetzlich ermöglicht, dass eine Kuh wie ein Stück Vieh im negativen aber leider wahrsten Sinne des Wortes, also wie ein Gegenstand, so schön als Nutzvieh bezeichnet, aus rein ökonomischen Interessen in zu engen Stallboxen teilweise im eigenen Mist knietief stehend gehalten werden darf, sie maschinell besamt wird und dann, wenn sie ihre Milchquote nicht mehr erfüllt, einfach als Fleisch für Hamburgerpatties in automatisierten Schlachtbetrieben endet, anonym und mit unzähligen Leidensgenossinnen, diese gleiche Gesellschaft also maßt es sich aber dann an, die moralische Keule zu schwingen gegen denjenigen, der mit seinen Schützlingen gewissenhaft umgeht, sie hegt und pflegt, sie auf grünen, saftigen Weiden grasen lässt und ihnen einen würdevollen Lebensabend, sozusagen das Gnadengras gewährt, wenn ihre Fähigkeit, Milch zu geben, abnimmt, - und diese Zuneigung auch körperlich mit ihnen teilt, freilich niemals unter Einsatz irgendeines Zwangs oder Gewalt.
Er stand nun hinter ihr auf dem Schemel und betrachtete sie, ihr weiches Fell, ihre sanftmütiges, treues Naturell, ihre göttlichen, sich sanft wiegenden Hüften. Sicherlich, Kühe waren nicht gerade die reinlichsten Geschöpfe, auch wenn er sich stets zweimal am Tag die Zeit nahm und die Mühe machte, sie zu waschen und zu säubern. Er wusste auch, dass die körperliche Liebe ziemlich schmutzig enden konnte, aber Gott, schließlich konnte man sich danach ja waschen...
Mit sanfter Hand strich er über ihre feuchten Lippen, sie selbst hielt ihren Schwanz bereits einladend zur Seite und in die Höhe. Sie lehnte sich seinen schmeichelnden Fingern entgegen, mit einem sehnsuchtsvollen Laut. Nein, das war kein tierischer Gehorsam, kein sich Dem -Menschen-Unterwerfen aus einer Abhängigkeit oder Angst heraus, es war ihr freier Wille und sie zeigte es ihm oft genug, wie sehr sie ihn mochte und begehrte.
Er platzierte seine Hände an ihren prächtigen Hüften, strich sein Glied ein wenig an ihren Lippen auf und ab, weiterhin Vorfreude abgebend. Dann drang er in sie ein, langsam, genussvoll, zärtlich. Ihre feuchte Hitze umfing sein Glied, zog es regelrecht in sie hinein und er musste all seine Willenskraft aufbringen, nicht gleich auf der Stelle zu kommen. Und obwohl er schon so lange mit ihr verkehrte, für ihn fühlte es sich immer noch so erregend und neu an wie am allerersten Tag ihrer Vereinigung und immer noch fand er es faszinierend, dass eine Kuh genauso eng ist wie eine Stute, obwohl das von außen gar nicht so aussieht.
Vor und zurück - langsam und in stetem Rhythmus nahm er sie und sie lehnte sich ihm mit jedem Stoß entgegen. Sanft stieß er mit seiner Leibesmitte gegen ihr Hinterteil, sein Glied immer wieder vollständig in ihr versenkend. Gleich würde es soweit sein. Er spürte ihre Muskeln um sein Glied zucken und pulsieren und er wusste bereits, dass es gleich eine sehr nasse Angelegenheit werden würde, was ihn aber nicht im Geringsten störte.
Er kam genau in dem Augenblick als der warme Schwall Kuhurin sein Glied umspülte und ihn einnässte. Unbeirrt davon, ja es genießend stieß er weiter in sie hinein, ihr Ladung um Ladung seiner Liebe schenkend, bis schließlich sein Höhepunkt abebbte....
Dem Stand der Sonne nach zu urteilen war es für ihn langsam Zeit, nach Hause zu gehen. Vor allem brauchte er dringend eine Dusche. Nicht, dass es ihn störte, dass er nach Kuh roch, aber er fühlte sich verklebt und verschwitzt an und das mochte er denn doch nicht so sehr.
Da die hochsommerliche Wetterlage stabil war, hatte er beschlossen, seine Herde über Nacht im Freien lassen. Das Gras schien während der Nachtstunden besonders nahrhaft und wohlschmeckend zu sein, ein Umstand, den die Kühe sehr schätzten und den sie durch die Abgabe der Milch in besonderer Qualität würdigten.
Er selbst freute sich auf ein herzhaftes Abendessen und machte sich auf den Weg. Wie er aber den Abend gestalten würde, darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht.
Er hatte sich auch keine Gedanken mehr über den Umstand gemacht, dass er sich heute schon den ganzen Tag über beobachtet gefühlt hatte...
Sein Weg führte ihn entlang eines etwas breiteren Baches, dessen kristallklares Wasser sich munter und eilig ergoss und in dem sich einige Forellen tummelten. Seine Ufer waren gesäumt von Birken und Buchen.
Er genoss den Gang entlang des Gewässers immer wieder aufs Neue und zuckte erschrocken zusammen, als völlig unvermittelt vier bewaffnete Männer aus dem Schatten der Bäume ihm in den Weg traten: Finstere Gesellen, alle groß und breitschultrig, mit struppigen dunklen Bärten und langen Haaren. Ihre Kleidung bestand aus dicken, grobstoffigen Hemden und Hosen. Hier und da trug einer einen Fuchsschwanz oder einen blanken Tierschädel am Gürtel. Jeder der Männer hatte entweder eine Axt oder ein großes Messer, bei deren Anblick ihm himmelangst wurde. Unwillkürlich wanderte seine Hand zu seinem großen Allzweckmesser, das er immer am Gürtel trug, jedoch wohl wissend, dass er nicht die geringste Chance haben würde. Aber kampflos würde er sich gewiss nicht geschlagen geben, denn auf einen Kampf würde es sicherlich hinauslaufen. In einem von ihnen erkannte er einen militanten Tierschützer, der durchaus polizeibekannt war, da es diesem Mann weniger um die Sache an sich, nämlich dem Tierschutz, als um zünftige Schlägereien ging. Aber wie üblich, der Staatsapparat hat natürlich keinerlei Handhabe, solche gewaltbereiten Idioten wegzusperren, vor allem, wenn sich diese bei Gerichtsverfahren bei ihren Opfern einfach nur entschuldigen mussten und Besserung gelobten - nur um bei der nächsten Wirtshausschlägerei wieder festgenommen zu werden.
Alle vier gehörten der örtlichen Burschenschaft an und anstatt einer geregelten Arbeit nachzugehen, verbrachten sie ihre Tage und Abende im Sommer fast ausschließlich im Biergarten im Tal, während sie in den Wintermonaten in den Wirtsstuben saßen. Ihre Lebensinhalte waren Bier, Schnaps, Zigaretten und Titten. Sie waren ausgesprochene Schürzenhelden, aber dörfliche Damenwelt hatte schon immer eine Schwäche für diese Art von maskulinen Typen. Nach außen hin waren natürlich auch die Mädchen emanzipiert, aber eigentlich sehnten sie sich nach harten Kerlen, nach dem, was diese vier Typen, die nun vor ihm standen, verkörperten. Manchmal haben Frauen eben doch Haue ganz gern, und genau das stand diesen vier Typen auf die Stirn geschrieben.
Er seufzte, denn niemand würde ihm helfen und wahrscheinlich würde nun sein letztes Stündlein geschlagen haben - oder, im besten Falle, seine Kühe für einige Wochen nicht wieder sehen, während er wochenlang im Spital zubringen würde. Zum Glück hatte er keine Angehörigen, um die er sich sorgen müsste.
„Bäh, der stinkt nach Kuhscheisse!"
Der faulige Atem des selbsternannten Tierschützers schlug ihm mit voller Wucht ins Gesicht und er fragte sich unwillkürlich, ob nicht trotz allem eine Kuh besser roch.
„Das kann man ja ändern, ich muss eh brunzen", lies sich einer der Kerle vernehmen und öffnete anzüglich grinsend seinen Reißverschluss.
Unter grölendem Gelächter und Gejohle seiner Spießgesellen begann er gegen seine Beine zu urinieren. „So nämlich!"
„Los, Cowboy, das findest du doch so geil. Knie dich hin und mach dein Maul auf", wurde er aufgefordert und zu seinem Schrecken fühlte er den scharfen Druck kalten Stahls einer Klinge an seiner Kehle.
„Ich schlitz Deine Kehle auf, wenn Du's nicht tust", flüsterte eine Stimme drohend in sein Ohr.
Ihm blieb keine Wahl und zur Erheiterung der Bande folgte er der Anweisung in der Hoffnung, dass sie es dann damit auf sich beruhen lassen würden.
Es kam jedoch, wie es kommen musste, einer der Typen rief laut aus:
„Seht Euch diese Sau an! Erst schändet er das Vieh und dann bettelt er auch noch um unsere Pisse. Wahrscheinlich ist der auch schwul."
„Quatsch, das ist eine durch und durch perverse Sau, wahrscheinlich steht der auch auf kleine Jungs. Ich kenn doch solche Typen, liest man doch jeden Tag in der Zeitung. Los, machen wir ihn fertig, der macht sich an niemanden mehr ran."
Der Tritt in sein Gesicht traf ihn hart, aber nicht unerwartet und er war erstaunlich schnell wieder auf seinen Beinen.
Mit gezückten Waffen gingen sie auf ihn los, doch zu ihrer Verblüffung wusste er selbst nur allzu gut mit seinem Messer umzugehen und so setzte er sich verbissen gegen diese Kerle zur Wehr. Er parierte ihre Hiebe so gut es ging und konnte sogar selber den einen oder anderen Treffer landen, Keuchen und Stöhnen vermischte sich mit dem sanften Geplätscher des Baches, dem Vogelgezwitscher und dem gelegentlichen Bimmeln der Kuhglocken.
Doch all seine tapfere Entschlossenheit änderte nichts an dem Umstand, dass er alleine gegen vier kräftige Männer kämpfte.
Schweiß rann sein Gesicht herunter und er blutete aus einigen Wunden und Kratzern.
Ihm war heiß und freilich war es ihm in diesem Augenblick nicht bewusst, dass es nicht nur die Anstrengungen des Kampfes waren, die ihn so sehr schwitzen ließen.
Die Sommerwärme war einer dumpfen Schwüle gewichen und die Nachmittagssonne war hinter tief hängenden Gewitterwolken verschwunden.
Schon zuckten die ersten Blitze, doch das darauf folgende Donnergrollen ging in der Rauferei einfach unter.
Er achtete auch nicht auf die ersten Regentropfen, die ihm schwer auf den Schädel klatschten.
Ein gleißender Blitz fuhr zischend zwischen die Kontrahenten und er wurde einige Meter zurückgeschleudert. Der unmittelbar folgende Donnerschlag ließ ihre Ohren klingen.
Ziemlich benommen rappelten sich die Männer wieder auf. Etwas war nun anders als zuvor.
Angreifer und Opfer starrten gleichermaßen überrascht auf eine Gestalt in ihrer Mitte, die zuvor mit Sicherheit noch nicht da gewesen war. Es war unmöglich zu bestimmen, ob es sich um ein weibliches oder männliches Wesen handelte, oder dessen Alter zu schätzen, denn die Gestalt war vollständig verhüllt in einer Art Mönchskutte, die allerdings ein paar Nummern zu groß geraten schien und die Kapuze war so tief in das Gesicht gezogen, dass man nichts erkennen konnte.
Ihr seid also gerade dabei über diesen Mann, Recht zu sprechen?
Diese Worte _klangen_mehr in seinem Kopf, als dass er sie mit seinen Ohren richtig hörte.
Die Augen seiner Peiniger jedenfalls waren vor Entsetzen weit aufgerissen und unwillkürlich traten alle einen Schritt zurück von der Gestalt, die offenbar zu ihnen allen gesprochen hatte.
„Ich muss schon sagen, komische Gebräuche habt Ihr Menschen und eine eigenartige Vorstellung von Recht und Unrecht!"
Diese Worte waren nun eindeutig gesprochen und für den Bedrängten war die helle, weiche Stimme engelsgleich. Er bewunderte den Mut der jungen Frau - zumindest klang die Stimme feminin, aber auch das mochte nichts heißen - und ärgerte sich gleichzeitig über ihren Leichtsinn, denn nun würde er nicht nur seine Haut, sondern auch die ihre retten müssen. Er mochte sich lieber nicht ausmalen, was das Gesindel mit ihr anstellen würden, bevor sie sie ermordeten.
Engelsgleich wirkte ihre Erscheinung auch auf die vier Freunde: Wie ein Racheengel stürzte sie sich auf die Männer und niemand vermochte zu sagen, woher sie das flammende Schwert hatte, da sie auf einmal in ihren Händen hielt.
Furiengleich wütete sie unter ihnen, ein Wirbel aus Stahl und Feuer. Die ehemaligen Angreifer wussten nicht, wie ihnen geschah - sie hatten nicht einmal mehr die Zeit, ihre Waffen auch nur zu schwingen.
Es hatte noch nicht einmal richtig angefangen, da war alles schon vorbei.
Er kämpfte mit einem Würgereiz bei dem sich ihm bietenden Anblick, denn viel mehr als vier noch dampfende Aschehäufchen und zerschredderte Gewandfetzen war nicht mehr von dem aggressiven Quartett übrig geblieben.
Langsam wandte sich die Gestalt um und er hielt den Atem an: Vor ihm stand die hübscheste Frau, die er je gesehen hatte, ihre verheerende Waffe hatte sie mit einer lässigen Handbewegung in ihrer Kutte verstaut.
„Sei ohne Furcht, Bauer und Liebender, denn Dein Herz ist rein. Ich habe Dich schon seit geraumer Zeit beobachtet."
Das eben Erlebte und die Art und Weise, wie sie zu ihm sprach, ließ dem Mann die Knie weich werden. Mehr ein als ein etwas einfältig klingendes Danke! brachte er nicht über seine Lippen.
Die Frau trat dicht an ihn heran und er konnte gar nicht umhin, ihre Reize wahrzunehmen. Er wäre kein Mann gewesen, wenn sich in ihm nicht etwas geregt hätte. Sein Puls ging schneller, aber dennoch... Und da war dann noch sein Äußeres: Abgesehen von den Kampfspuren, stank er nun nach Schweiß, Blut und Urin... und nach Kuh. Was sollte sie nur von ihm halten? Andererseits, hatte sie ihn eben nicht als _Liebenden_bezeichnet? Und was meinte sie damit, ihn seit geraumer Zeit beobachtet zu haben? War sie am Ende... aber, _das_konnte doch nicht sein, oder?
Doch wer auch immer sie war, sie schien sich an seinem Äußeren und Geruch nicht stören, zumindest ließ sie sich nichts anmerken, als sie weiter zu ihm sprach: „Du brauchst dich deiner Gefühle nicht zu schämen. Aber, bist du dir auch ihrer Liebe gewiss?"
„Ich... Ich bin mir nicht sicher, wovon du... äh... ihr... Sie sprechen. Ich habe keine Liebschaft im Tal, wenn Sie das meinen, ich...."
Das glockenhelle Lachen passte so gar nicht zu ihrem furienhaften Gebare noch vor einigen Augenblicken.
„Nicht im Tal. Hier, dort hinten, genauer gesagt, auf der Weise."
Schamesröte schoss ihm ins Gesicht, als die täuschend echt das Muhen einer Kuh imitierte, es klang sogar genau wie das seiner Kuh.
„Wie gesagt", fuhr sie dann ungerührt fort, „Du brauchst dich deiner Gefühle nicht genieren oder gar grämen. Auch wenn es sicherlich bessere Alternativen für dich geben würde. Komm, lass uns ein wenig zusammen gehen. Erzähle mir mehr von Dir, mein tapferer Freund."
Geschickt bugsierte sie ihn zurück auf den Weg, den er gehen musste, um nach Hause zu gelangen.
Ein plötzlich aufgekommener Windstoß verwehte alle Spuren des Dramas, das sich hier kurz zuvor ereignet hatte.
Beide waren schon geraume Zeit unterwegs und immer wieder versuchte diese geheimnisvolle Frau ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch grunzte der Mann nur gelegentlich ein paar Antworten oder versuchte sich an höflichen, aber belanglosen Plattitüden. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er zunehmend nervöser wurde, als sie sich seinem heimatlichen Hof näherten.
„Hast Du eigentlich Weib und Kind, Bauer?" fragte sie ihn schließlich gerade heraus.
Sie waren stehen geblieben und sie warf ihm einen langen und tiefen Blick zu. Sie war ihm nahe, sehr nahe und ihm trat der Schweiß auf seine Stirn. Ihr warmer, frischer Atem strich über seine Wangen und wie zufällig konnte er die Knospen ihrer festen Brüste gegen seinen Körper spüren.
„Nein, ich..."
„Also lebst du hier ganz alleine?"
„Nun ja", antwortete er und ein wenig Verlegenheit schwang in seiner Stimme mit. „Nicht ganz, mein Vieh lebt hier auch noch. Und an manchen Tagen kommt eine Aushilfskraft, um mir zur Hand zu gehen. Ich bin nicht sonderlich gerne in menschlicher Gesellschaft, da fühle ich mich immer so... unbehaglich."
Erneut erklang ihr glockenhelles Gelächter und diesmal gab es nicht den leisesten Zweifel an ihrer Absicht, als sie ihm noch näher kam.
„Das tut mir leid, das zu hören. Und er erstaunt mich doch. Ein so hübscher, stattlich gebauter Mann. Eigentlich müsstest du dich vor Anträgen und entsprechenden Angeboten kaum retten können?"
„Ich...."
Wieder fiel sie ihm ins Wort: „Oder sind es vielleicht eher andere Männer, die du begehrst? Auch daran wäre nichts verkehrt."
„Nein, es ist einfach so, dass ich..."
„Dass du dich sehr einsam fühlst, so alleine hier draußen, ich weiß", beendete sie den Satz für ihn.
Er gab es auf und trat einen Schritt zurück, um wieder etwas Abstand zwischen ihr und sich zu bringen. Sie war ihm auf eine seltsame Art und Weise unheimlich und doch fühlte er sich in gleichem Maße zu ihr hingezogen. Ihre Augen zogen ihn in ungeahnte Tiefen, tiefer als das tiefste Meer.
„Die Nacht bricht herein und ich habe noch eine lange Reise vor mir", fügte sie hinzu, als sie seine Unsicherheit spürte. „Wäre es wohl möglich, dass ich diese Nacht unter deinem Dach verbringe, guter Mann?"
Er rang nach Luft, als ihre Hand verführerisch seinen Rücken entlang strich.
„Und ich könnte dir ein wenig deine Einsamkeit lindern", hauchte sie ihm ins Ohr.
„Sie können gerne bei mir über Nacht bleiben", sagte er höflich und wand sich ein wenig unter ihrer Berührung. Unsicher, was er auf ihr nun doch recht eindeutiges Angebot antworten sollte, fügte er hinzu: „Ich werde im Wohnzimmer auf der Couch schlafen."
„Ach, mach dir keine Umstände. Ich würde gerne das Nest mit einem so stattlichen, schönen Mann wie dir teilen."
Er erschrak bei diesen Worten: „Nest?"
„Wieso Nest?" fragte die Frau verständnislos.
„Nun ja, Sie haben von Nest gesprochen."
„Habe ich das?"
„Ja."
„Oh, Nun gut, wie auch immer, ich meinte natürlich Bett."
„Das habe ich mir schon gedacht."
„Natürlich können wir es uns auch im Stall, im Heu bequem machen, wenn dir das lieber ist. Oder wäre dir das unangenehm?"
Wieder so eine kleine Anzüglichkeit. Er schwieg verlegen und der jungen Frau fiel es zusehends schwerer, ihre Contenance zu wahren: „Nun gut, wo wir das nun geklärt haben, wie steht es nun?"
Sein Gesicht hatte die Färbung einer reifen Tomate angenommen. So eine Forschheit seitens des weiblichen Geschlechts hatte er noch nie erlebt, zumal er sich selbst niemals für sonderlich attraktiv und interessant gehalten hatte. Am liebsten würde er diese Frau, mochte sie ihm hundert Mal das Leben gerettet haben, hier stehen lassen und sich in seine eigenen vier Wände zurückziehen, um alleine zu sein.
Es verstrichen einige weitere Augenblicke, bis er schließlich seine Antwort nuschelte: „Ich fürchte, das geht nicht."
„Bitte? Wieso sollte das nicht gehen? Du lebst allein und ich bin eine hoffentlich für Dich attraktive junge Frau?"
Sie hielt inne und musterte ihn Stirne runzelnd. So lange hatte sie noch nie gebraucht, einen Mann zu verführen, es sei denn...
„Sag mir jetzt bloß nicht, Bauer, dass du nur an Kühen Gefallen findest."
Eine peinliche Stille trat ein, bis er sich beeilte zu erklären: „Nein, nein, das auch nicht. Also, schon in gewisser Weise. Ich meine, es ist nur...", er rang nach Worten, „Ich... ich bin schon vergeben sozusagen. Ich liebe sie und..."
Doch weiter kam er nicht, denn der fremden Frau riss nun endgültig der Geduldsfaden.
Täuschte er sich, oder schien sie zu wachsen?
„Willst du vielleicht sagen, dass du einer schmutzigen, einfältigen Kuh den Vorzug gibst, wo du doch auserkoren bist, etwas Besseres zu bekommen? Das kannst du nicht ernstlich meinen."
Er nahm seinen ganzen Mut zusammen: „Bitte, versuchen Sie mich zu verstehen. Ich weiß nicht, wer Sie sind, was Sie sind. Wahrscheinlich nicht von dieser Welt. Und nach menschlichen Maßstäben... Ich meine, kein normaler Mann würde sich Ihrer Schönheit entziehen können, aber bei mir ist es nun einmal so, dass ich mich nicht nur von der menschlichen Gesellschaft zurückgezogen habe, weil sie mir immer fremder geworden ist, sondern ich... ich finde einfach... nun, wie soll ich sagen.... mich spricht auch ein menschlicher Körper nicht so sehr an wie..."
„Du willst also sagen, dass ich dir in dieser Gestalt nicht gefalle? Ohne es überhaupt einmal versucht zu haben? Nun höre mir gut zu, du elender, undankbarer Mensch. Ich habe dich nicht die ganze Zeit über beobachtet und dich schließlich von diesem Idiotenpack gerettet, nur um mir nun anhören zu müssen, dass du nicht mit mir dein Nest teilen willst, nur weil dir meine Gestalt nicht gefällt."
Ein plötzlich aufkommender Windstoß zwang den Mann auf die Knie. Die Gestalt der Frau schien auf einmal mit dem Dunkel der anbrechenden Nacht zu verschmelzen und die Luft war voll statischer Elektrizität. Ihre glockengleiche Stimme ging in ein fauchendes Donnern über: „Dir gefällt also meine Gestalt nicht, Bauer? Vielleicht spricht Deinem jämmerlichen Kleingeist vielleicht diese Gestalt an? Wirst Du mir auch in dieser Form meine kleine Bitte ausschlagen? Oder muss ich mich tatsächlich in eine Kuh verwandeln. Aber diese Schmach wirst du mir wohl ersparen?"
Ein erstickter Schrei drang aus seiner Kehle er in glühende Drachenaugen blickte.
Das konnte doch gar nicht sein, er musste träumen. Die plausiblere Erklärung war jedoch, dass die Kerle ihn totgeprügelt hatten und er gerade das erlebte, worüber Wissenschaftler und Theologen nur spekulierten und philosophieren konnten. Nur, war ein Drache an diesem Übergang zwischen Diesseits und Jenseits etwas Gutes oder Schlechtes? Seit jeher assoziiert der Mensch Drachen mit der Hölle, dem Verderben und dem Chaos - wenn man nicht gerade dem asiatischen Kulturkreis angehörte. Er aber liebte Zeit seines Lebens Drachen, oft genug hatte er davon geträumt, einmal einem Drachen nahe zu sein. Ja, er hätte alles dafür gegeben, der menschlichen Gesellschaft den Rücken zu kehren, wenn er dafür unter Drachen sein konnte, auch wenn sie ihn vielleicht nur als Appetithappen betrachten würden. Aber es gab auf seiner Welt nun einmal keine Drachen....
„Nun?"
Der warme Drachenatem schlug ihm ins Gesicht. Es gab tatsächlich Drachen. Zumindest dieser war echt, echter als ihm momentan lieb war.
Was war er nur für ein Narr, hier stand das Wesen vor ihm, das er immer schon als die Krone der Schöpfung angesehen hatte, freilich ohne zu ahnen, dass sich dieses Wesen jemals manifestieren würde. Jetzt und hier stand ein Drache vor ihm, offensichtlich sogar eine Drachin, und verlangte von ihm, einem Sterblichen, der nicht einmal von edler Herkunft war, eine Unterkunft für die Nacht und ein wenig Zärtlichkeit vielleicht obendrein. Was sie schon in Frauengestalt eine wahre Schönheit gewesen, so war sie in ihrer eigentlichen Drachengestalt einfach nur atemberaubend. Und sie bot sich ihm an. Vielleicht würde sie sogar bei ihm bleiben oder ihn zumindest regelmäßig besuchen. Er könnte eine Drachin lieben und vielleicht würde sie seine Liebe aufrichtig erinnern.
Liebe... Erwidern... Was sind Gefühle kompliziert.
Jede Faser seines Körpers begann sich nun nach diesem unbeschreiblichen Geschöpf, das vor ihm stand und ihn mit glühenden Augen musterte, zu verzehren. Verlangen. Aber auch Angst. Seine Emotionen waren ein wüster Wirbel. Die Welt drehte sich um ihn herum in rasender Geschwindigkeit und plötzlich war Stille um ihn herum. Sanfte, braune Augen, voller Zuneigung und Vertrauen suchten seinen Blick und brannten sich den Weg direkt in sein Herz mehr als das die glühenden Drachenaugen vermochten.
Es war vorbei. Freilich, er war der dümmste Mensch der Weltgeschichte, als er sich die Chance auf die Erfüllung seines immer gehegten Wunsches, auf dem Rücken eines Drachens der Menschenwelt zu entfliehen, für immer verbaute, weil er sich mit dem begnügen wollte, was er hatte, nämlich einer Liebe, die gesellschaftlich nicht toleriert, geschweige denn akzeptiert würde. Abgesehen davon, jetzt, wo er einem Drachen Auge in Auge gegenüberstand, gewann das Gefühl von Angst die Oberhand.
So rappelte er sich mühsam hoch und brachte mit erstickter Stimme hervor: „Bitte vergebt mir, Eure Hoheit... Ich...ich... kann nicht..."
Damit wandte er sich um und stürzte in die Dunkelheit davon, Schutz in seinem Haus suchend.
Wie vom Donner gerührt starrte die Drachin dem fliehenden Menschen hinterher und schnaubte kleine Rauchkringel in die Luft. So etwas war ihr noch nie passiert. Normalerweise konnte kein Menschenmann ihrem weiblich-menschlichen Erscheinungsbild widerstehen und kein Drache hatte sie je verschmäht. Diesem Menschen hätte sie sogar die Freude gemacht und ihm dabei auch noch die unermessliche Ehre erwiesen, dass sie ihn in ihrer Drachengestalt geliebt hätte.
Mit ihrem Schuppenschweif peitschte sie die Luft. Nach langer Zeit hatte sie endlich wieder einmal einen Menschen für würdig befunden, sich mit ihm einzulassen, ihm vielleicht sogar mit sich zu nehmen und ihn die Gesellschaft der Drachen zu holen, so wie es sich dieser Mensch im Speziellen insgeheim immer erhofft hatte. Und nun gab ihr genau dieser Menschenmann auch noch einen Korb. Noch schlimmer wog für sie aber der Umstand, dass er feige Reißaus von ihr genommen hatte, gerade so als ob sie ein wildes Tier wäre, das ihn aufgrund der Zurückweisung in Stücke reißen würde. Wie gerne hätte sie sich mit ihm in Ruhe unterhalten, ihm seine Angst genommen. Sie hatte nie vorgehabt, ihn wegen seiner Neigung zu verurteilen, sie wollte ihm nur eine andere Perspektive für sein Leben aufzeigen, es bereichern und ihm schließlich dann die freie Wahl zu lassen. Aber er hatte sich ihr von Anfang an versperrt und das machte sie rasend.
Er erwachte am nächsten Morgen noch etwas früher als gewohnt. Er war schweißgebadet, in der Nacht war er von einem furchtbaren Albtraum gequält worden, dessen Bilder sich in sein Bewusstsein nahezu eingebrannt hatten.
Als er wenig später zum Weideplatz zu seinen Kühen kam, wusste er schon beim ersten Anblick der blutgetränkten Grashalme, dass sein schlimmer Traum wahr geworden war.
Er bückte sich und mit Tränen in den Augen zog er ein Bruchstück der geborstenen Kuhglocke aus dem blutigen Schlamm.
ENDE