Selestral 1 - Genros Vermächtnis - Kap 15+16

Story by Belenes LeSabre on SoFurry

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Kapitel 15

Fast zeitgleich ging ein Seufzen durch die Reihe und im Moment hatte keiner eine passende Antwort.

„Am Anfang erschufen unsere Götter unseren Planeten, danach betrachteten sie ihr Werk und freuten sich. Sie merkten aber, dass etwas fehlte und schufen den Ozean und die drei Kontinente. Anschließend wurden von Chnum die immergrünen Zonen der Wiesen, Flüsse, Auen und Wälder erschaffen. Seth erschuf, zusammen mit Ra, die Wüste. Horus erschuf das Gebirge. Ptah bildete den Urwald und Anubis baute die unterirdischen Höhlen, Grotten und Labyrinthe. Anschließend kam Osiris und hauchte dem Ganzen den lebensspendenden Odem ein. Überrascht und überglücklich ruhten die Götter am dritten Tag aus, stellten aber gegen Abend desselben Tages fest, dass sich nichts veränderte. Enttäuscht darüber wollten sie die Welt am vierten Tag zerstören, überlegten es sich aber anders und fegten lediglich über die Oberfläche hinweg. Es entstanden Wind und Jahreszeiten. Sie merkten, dass sich etwas zu verändern schien auf ihrer Welt und beschlossen sie zu erhalten und weiterzuentwickeln. Am fünften Tag erschufen sie Tiere und ließen sie auf der Oberfläche frei. Diese vermehrten sich, entzogen sich aber jeder Kontrolle. So erschufen sie am sechsten Tag uns. Jeder Gott erschuf eine Art nach seinem Bilde. Die Wesen wurden jedoch schon sehr bald müde, konnten aber keine Kräfte sammeln und drohten zu sterben. Ra war darüber sehr traurig und die Sonne verfinsterte sich. Die erste Nacht brach an und die Wesen gingen zur Ruh' und konnten sich von der Müh' des Tages erholen. Ra und die anderen Götter bemerkten dies und führten am siebten Tag die Tageszeiten ein, mit Hell- und Dunkelphase", sprach Pallas vor sich hin.

Die Anderen schauten sie an.

„Soweit zur mythologischen Version unserer Entstehung", entgegnete Kira. „Aber wer sind wir wirklich? Was sind wir? Geschöpfe der Götter oder vielleicht eine verrückte Idee von einem der was ausprobieren wollte?"

Ungewollt hatte sie einen Gedanken geäußert der ein inneres Chaos zu verursachen drohte. Er drohte die bekannten Grenzen und Vorstellungen zu sprengen. Und was, wenn er sich als richtig herausstellte? Wie würden sie damit leben und umgehen? Und, von wem stammten sie dann in Wahrheit ab?

„Ich habe die Befürchtung", sagte Cyron, „dass die ganze Sache nicht nur ein Kampf mit materiellen Dingen wird, sondern auch mit uns selbst und unserem Glauben und unseren Grundeinstellungen."

„Du meinst, dass wir auf der Suche nach unserem Schöpfer sind?", fragte Triton unsicher.

„Ja, genau das meine ich. Wer immer die ganze Maschinerie auf unserem Planeten aufgestellt hat, hat auch Antworten auf all unsere Fragen. Und die sollten wir uns holen, immerhin ist er, sie, es, was auch immer, uns was schuldig, wenn wir es bis dahin geschafft haben."

Sie nickten zustimmend und erhoben sich. Cyron ging zu den Ladestationen und schaute nach dem Rechten. Kira ging in ihr Zelt, löschte das Licht, kuschelte sich an ihren Schatten und schlief ein. Stella ging in ihr Zelt und als Cyron eintraf schlief sie bereits tief und fest. Er legte sich neben sie, beobachtete sie und konnte nicht schlafen. Er war zu tief in seinen Gedanken gefangen und grübelte noch mehrere Stunden.

Schließlich fiel er in einen unruhigen und kurzen Schlaf. Im Traum ging er durch einen langen und hell erleuchteten Gang. Er kam an eine Tür und klopfte an. Sie wurde von der anderen Seite geöffnet und er trat in eine riesige Halle. An den Wänden standen riesige Stühle und auf jedem saß einer der bekannten Götter. Sie sahen freundlich auf ihn herab und zeigten auf einen anderen Stuhl, der am Kopfende der Halle stand. Der war leer. Er ging langsam und unsicher darauf zu, als plötzlich ein Wesen eintrat und darauf Platz nahm. Er dachte erst, dass es sich um Ra handeln müsste. Aber als er genauer hinsah, erkannte er, dass es nicht Ra war der da Platz genommen hatte. Es war ein Wesen, wie er es noch nie gesehen hatte. Es ging aufrecht, hatte zwei Beine, zwei Arme und auch einen Kopf. Es war nackt und ihm anatomisch ebenbürtig. Aber trotzdem war da etwas was ihn regelrecht abstieß und gleichzeitig faszinierte. Dieses Wesen hatte eine rosige Haut. Das war es auch was ihn irritierte. Er konnte die Haut sehen, denn es hatte keinerlei Fell und auch keinen Schwanz.

„Wer bist du?", fragte Cyron.

„Ich bin dein Gott", erwiderte das Wesen mit donnernder Stimme.

Weiter kam er in seinem Traum nicht. Er schrie auf und erwachte schweißgebadet.

Er fasste neben sich und fühlte nach seiner Gemahlin, aber die war nicht da. Das Tageslicht schickte sich mittlerweile an, die Regentschaft der Nacht zu beenden. Er trat vor das Zelt und suchte nach Stella, fand sie auch und ging zu ihr.

„Hallo Liebling", begrüßte sie ihn und küsste ihn sanft auf die Nase.

„Hallo", sagte er, mit belegter Stimme.

„Was ist mit dir Schatz, geht's dir nicht gut?", fragte Stella besorgt.

„Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich habe nur schlecht geschlafen und hatte merkwürdig geträumt."

„Oh, oh. Ich hoffe, dass dich die ganze Sache nicht überfordert."

„Ne, ich schaff das schon.", sagte er und lächelte beruhigend.

Er sah sich um und stellte fest, dass er scheinbar der Letzte war, der aus dem Zelt gekrochen war. Er schnappte sich seine Frühstücksration und schlang ausgehungert sein Fleisch hinunter. Nach etwa einer Stunde hörte man ein leises summendes Geräusch und über die Hänge kamen die Drachen. Freudig streckten sich viele Arme in die Luft, um sie zu begrüßen. Cyron hatte aufgegessen und eilte zu Groodarn, der wie immer die Gruppe der Drachen anführte und somit als erster landete.

„Guten Morgen, Tiger Cyron und auch guten Morgen an alle Anderen", sagte der Drache.

„Hallo Groodarn."

„Wie ich sehe habt ihr die letzten beiden Tage gut überstanden. Erzählt doch mal, was ihr alles erlebt habt."

Cyron gab im Schnelldurchlauf die Geschehnisse wieder und die Drachen, die es mit anhörten waren sichtlich beeindruckt.

„Also war es, alles in allem, ein voller Erfolg", bestätigte der Drache das Gehörte.

Cyron und auch einige Andere nickten.

„Das freut mich zu hören, Tiger Cyron. Was habt ihr als nächstes vor?"

Der Satz war inzwischen eine Standardformel von Groodarn geworden und der Tiger hätte ihn wahrscheinlich verständnislos angeschaut, wenn er diese Frage nicht gestellt hätte.

„Wir möchten an den Rand des Urwalds. Dort schlagen wir unser nächstes Lager auf und überlegen unsere weitere Vorgehensweise."

„Ihr solltet erstmal nach Felgan zurückkehren und eure Lebensmittelvorräte ergänzen", gab der Drache zu bedenken. „Außerdem muss ich euch darüber informieren, dass wir einen tragischen Verlust hinnehmen mussten. Einer meiner Freunde war vorgestern auf der Jagd und flog bis dicht an die Grenze zum Urwald. Was genau ihn ausgerechnet dorthin geführt hatte wissen wir nicht. Jedenfalls entdeckten wir ihn gestern blutüberströmt am Ufer des Tiglus. Wir vermuten, dass er schon an der Waldgrenze angegriffen und schwer verwundet wurde. Er muss sich dann noch bis zum Flussufer geschleppt haben und ist dann dort gestorben."

Diese Nachricht war bestürzend.

„Verdammt, das tut mir ehrlich Leid. Die Situation gerät außer Kontrolle und nimmt an Schärfe zu. Scheinbar wird alles was sich nur in Richtung des Urwalds bewegt sofort niedergemacht", warf Chiron ein.

„Okay, wir haben unsere Sachen soweit zusammen gepackt. Wir brechen nur noch die Zelte ab und fliegen dann nach Felgan. Die Lage ist scheinbar sehr ernst und mit der ganzen Bewaffnung der Station dort ist nicht zu spaßen", entschied Cyron.

„Ich habe aber auch eine gute Nachricht, die euch vielleicht freuen wird", sagte Groodarn.

„Wir helfen euch. Nachdem unser Freund angegriffen und getötet wurde sind wir involviert und euer Kampf ist nunmehr auch unser Kampf geworden. Wir greifen ab jetzt aktiv ein."

Cyrons Augen begannen zu leuchten, denn das war in diesem Augenblick eine wirklich dringend benötigte, gute Nachricht. Er zögerte auch nicht lange und weihte Groodarn in die Unterlagen ein, in welchen die Ausrüstung der Station beschrieben war. Der Drache nickte, als er Cyrons Ausführungen folgte.

„Wir fliegen jetzt nach Felgan und warten bis morgen. Ich werde die Anderen auch in die Unterlagen einweihen. Sie müssen wissen was auf sie zu kommt. Wir müssen vor allem damit rechnen auf extrem heftigen Widerstand zu stoßen und dass nicht alle lebend zurückkehren werden", ergänzte Cyron.

Groodarn nickte und wirkte nicht erfreut. „Wir haben schon einen Drache verloren. Ich hoffe, dass es nicht noch mehr werden, aber ausschließen kann man es nicht", sagte er.

„Nein, es wird wirklich hart werden. Aber lassen wir die Köpfe nicht hängen. Wir haben jetzt einen entscheidenden Vorteil. Wenn wir angreifen, dann im Verbund. Also gleichzeitig aus der Luft und vom Boden aus. Das wird den Gegner vielleicht überfordern und uns wertvolle Zeit verschaffen."

Das war einleuchtend, konnte sich der Angreifer, der sich scheinbar ihrer Welt bemächtigen wollte, doch nicht mehr nur auf eine Zielebene konzentrieren und war gezwungen seine Waffensysteme zu Splitten.

„Okay, packen wir es an", merkte Cyron auf. „Alle mal herhören!", rief er laut. „Wir fliegen jetzt nach Felgan zurück, dort machen wir einen Zwischenstopp und übernachten. Ich habe euch wichtige Neuigkeiten zu vermitteln."

Sie bauten die Zelte ab, verstauten sie und beluden die Drachen. Nachdem alle sicher und bequem Platz genommen hatten, hoben ihre geflügelten Freunde ab und nach vier Stunden erreichten sie ihr Ziel. Die Dorfbewohner freuten sich riesig über die Ankömmlinge und bereiteten ihnen einen herzlichen Empfang. Hargot war im Dorf geblieben und freute sich überschwänglich Casandra wiederzusehen. Er rannte auf sie zu und umarmte sie innig. Sie war zunächst verwirrt und wusste nicht recht was sie von diesem Überfall halten soll. Ergab sich aber schließlich in ihr Schicksal und flauschte Hargots Fell durch. Die Wirtin Shiva eilte herbei und sah sich um. Ihre Augen leuchteten auf, als sie Pathenon entdeckte und sie stürzte auf ihn zu. Er erstarrte zur Salzsäule, als er merkte wie ihm geschah. Aber es war eh schon zu spät. Shiva sprang ihm förmlich in die Arme, klammerte sich an ihm fest und küsste ihn heiß und innig. Die Umherstehenden beobachteten das und fingen an zu johlen und zu applaudieren.

Chiron stupste Tarja an. „Wie es aussieht hat sich da noch ein Pärchen gefunden." Tarja war gerade mit dem Abladen ihrer Sachen beschäftigt, aber unterbrach ihre Tätigkeit, schaute in die Richtung in die auch Chiron blickte und fing an zu kichern. „Sieht so aus. Shiva hängt ja förmlich wie eine Klette in seinem Fell." Chiron nickte, sah Tarja an und küsste sie. „Lass mich auch deine Klette sein", flüsterte er ihr ins Ohr. Sie schlug die Augenlider nieder und nickte bejahend. Er schwebte wie auf Wolken und wünschte sich, dass dieser Augenblick ewig halten würde.

Aber die Zeit verging und große Ereignisse warfen ihre Schatten voraus.

„Wir müssen uns mit allen zusammensetzen und beratschlagen wie wir weiter vorgehen. Die Sache wird morgen extrem haarig werden", sagte er in einem ernsten Tonfall.

Tarja seufzte und nickte wiederholt.

Nach etwa einer Stunde waren die Drachen von ihrem Ballast befreit und legten sich am Flussufer zur Ruhe. Die Truppe setzte sich auf den Dorfplatz und erholte sich ebenfalls. Es wurden reichlich Nahrung und Getränke gereicht, was seine Wirkung nicht verfehlte und die Moral aufpolierte. Während alle noch aßen, erhob sich Tarja und bat einen Augenblick um Aufmerksamkeit. „Hört mal her", begann sie und machte ein nachdenkliches Gesicht.

Sie musste überlegen, denn einerseits wollte sie die vor ihnen liegende Etappe nicht schön reden, aber andererseits wollte sie auch nicht entmutigen.

Es war eine feine Gratwanderung die sie hinlegen musste. „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche wollt ihr zuerst hören?" Gemurmel entbrannte, legte sich aber schnell.

Der Stier Torus rief: „Zuerst die gute Nachricht. Danach kann man sich überlegen, ob man die schlechte überhaupt noch hören will."

Kapitel 16

Leises Gelächter ertönte und auch die junge Tigerin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Na schön, wenn ihr es so wollt, dann sollt ihr es auch so bekommen. - Die Drachen begleiten uns ab sofort in unserem Kampf."

„Hört, hört", ertönte die Stimme eines Greifs.

„Warum denn das auf einmal?", fragte ein anderer Greif, namens Tristan.

„Ganz einfach. Einer ihrer Drachenfreunde wurde am gestrigen Tage an der Grenze zum Urwald abgeschossen und starb am Flussufer. Jetzt sind sie bereit uns aktiv zu helfen und nicht nur für unseren Transport zu sorgen."

Unruhe bemächtigte sich der Truppe.

„Wenn ein Drache schon abgeschossen wird und das schon an der Waldgrenze, was verbirgt sich dann dort?", fragte Wotan, einer der Wölfe.

„Tja, es ist nett, dass du das fragst, denn damit komme ich auch schon zur schlechten Nachricht." Sie zog den betreffenden Zettel aus den Unterlagen die sie bei sich hatte und las die entscheidenden Stellen laut vor.

Jetzt war es endgültig vorbei mit der Stille. Alle waren mehr als nur besorgt und taten dies auch kund.

„Verdammt, wir haben keine Chance gegen so was" und „Ist ja wirklich entzückend, dass wir das auch erfahren" und „Das ist verrückt, wir werden alle dabei draufgehen", waren zu vernehmen und das waren noch die klareren Worte. Ansonsten hörte man eher undefinierbare Flüche und Ausdrücke die weit unter die Gürtellinie gingen.

„EHHHHHHHHHH!", schrie Cyron dazwischen. „Habt ihr euch jetzt endlich wieder im Griff?"

Es zog Ruhe ein und unzählige böse Blicke wurden Cyron und auch Tarja zugeworfen.

Tarja nahm sich ein Herz und ergriff sofort wieder das Wort. „Verdammt noch mal, Leute! Was habt ihr gedacht was das hier wird? Ein Ringelpietz mit Anfassen? Als ihr euch freiwillig gemeldet habt und ich betone das Wort freiwillig, denn keiner hat euch gezwungen mitzumachen und es steht jetzt immer noch jedem frei zu gehen. Ihr konntet euch wohl doch denken, dass es kein lauschiger Spaziergang wird. Wenn ihr euch jetzt darüber wundert, dass die Kacke am dampfen ist, dann frage ich mich wie blind ihr eigentlich am Anfang ward. Hat euch unser erster, leicht erworbener Sieg so selbstsicher werden lassen, dass ihr bei der geringsten Schwierigkeit und dem kleinsten Hindernis sofort aufgeben wollt? Interessiert ihr euch plötzlich nur noch für euch selbst und gar nicht mehr für die ganze Sache? Ist es euch egal was aus uns und unserer Welt wird?"

Sie ging zwischen die Reihen und schaute bei ihren Worten jedem Einzelnen ins Gesicht.

„Ist es euch mit einem Mal vollkommen egal, ob ihr morgen noch friedlich leben könnt und was aus euren Weibchen und Jungen wird? Wollt ihr ständig in Angst leben einem heimtückischen Anschlag zum Opfer zufallen, der von einer dämlichen Maschine ausgeführt wird? Außerdem scheint es euch auch nicht zu interessieren, wer den ganzen Schrott auf unserem Planeten gebaut hat?"

Ihre Worte waren im wahrsten Sinne des Wortes heroisch und erzielten eine durchschlagende Wirkung. Einige der Chafren die vorher noch laut durch die Gegend gebrüllt und eine sehr blumenreiche Aussprache an den Tag gelegt hatten, senkten die Köpfe und besannen sich eines Besseren.

„Aber wie sollen wir das schaffen?", fragte der Wolf Bargon.

Tarja drehte sich zu ihm um. „Das werden wir schaffen. Wir müssen es nur wollen. Unser Gegner ist stark, verdammt stark sogar, aber wir haben unseren Glauben an das Gute und die Hoffnung auf ein sicheres Leben auf unserer Seite. Das gibt uns Kraft, das dürfen wir niemals vergessen. Außerdem wird man nicht damit rechnen, dass wir tatsächlich angreifen und wenn wir es tun, dann wird es wahrscheinlich eine böse Überraschung sein. Unser Feind fühlt sich durch seine Waffenausrüstung zu sicher und diesen Punkt müssen wir geschickt ausnutzen. Die Drachen verschaffen uns einen entscheidenden Pluspunkt. Mit ihrer Hilfe ist es uns möglich die Basisverteidigung zu teilen. Wenn wir morgen angreifen, dann gesammelt und mit einem gewaltigen Schlag. Die Drachen greifen aus der Luft an, während wir gleichzeitig am Boden vorrücken, dadurch sind zu viele Ziele in der Luft und am Boden. Wir müssen drei Gruppen von unseren sieben durchschleusen und diese müssen die Station von innen heraus lahm legen. Von außen können wir das nicht tun."

Der Wolf nickte zustimmend und fing an zu heulen. Die anderen Wölfe stimmten mit ein und plötzlich brüllte und jaulte ein jeder AnChafren auf seine eigene, charakteristische Weise. Die Szenerie war gespenstisch, aber gab Mut und Kraft und davon brauchten sie eine Menge. Tarja ging zurück zu Cyron, der nahm sie in die Arme und drückte sie. „Das war hervorragend. Du hast es geschafft und sie wieder zusammengeschweißt."

Nachdem wieder Ruhe eingezogen war, schrie plötzlich die Einhornstute. „Wir kriegen Besuch!"

Chiron schoss wie von der Tarantel gestochen hoch und rannte zu Sandra. „Was ist denn los?", fragte er.

„Ich hatte meinen taktischen Monitor überprüft und ihn aktiviert. Am unteren Ende des Flusslaufes kommen drei Kampfeinheiten in unsere Richtung. Die Ankunft wird auf zwanzig Minuten geschätzt."

„Verdammter Mist", entfuhr es Chiron und er klopfte Sandra anerkennend auf die Flanke.

„Leute", schrie er, „wir kriegen hier ein Problem. Es kommt auf uns zu und will in zwanzig Minuten Ärger machen."

Er lief zurück in die Mitte des Dorfplatzes.

„Was ist denn los?", fragte Wotan.

„Kampfeinheiten, drei Stück. Sie sind auf dem Weg hierher." Und an Tarja gewandt: „Der Tanz beginnt."

Cyron schrie dazwischen. „Die Tauren. Wo sind sie?"

„Hier", schrien die fast gleichzeitig zurück.

„Macht euch nach vorne und aktiviert die Monitore und Waffen. Pedro geht hinter einer der nächsten Häuserecken in Stellung. Haltet uns den Rücken frei, bis wir Ikarus und Sandra wieder die Kanonen aufgesetzt haben."

Es kam heftige Betriebsamkeit auf. Die Tauren rannten, so schnell sie ihre Beine trugen nach vorn, bauten sich zwischen den Häusern auf, schalteten ihre Funkgeräte ein und koordinierten ihre Positionen. Pedro tat das Gleiche und verschanzte sich regelrecht. Cyron und Chiron rannten derweil zwischen den Häusern herum und fanden schließlich, in eine Ecke gestellt, die gesuchten Waffen. Sie schrien Sandra und Ikarus herbei, welche auch prompt zur Stelle waren. Die Laser- und Maschinenkanonen wurden in die Plattformen eingerastet und mit der Steuerung verbunden. Da beide die Monitore schon aktiviert hatten, nahmen die Waffen sofort ihre Funktion auf und versuchten die Ziele anzuvisieren.

„Okay, macht ihnen die Hölle heiß", munterte sie Chiron auf und gab jedem von ihnen einen leichten Klaps auf den Hintern. Sie galoppierten los und bauten sich an anderen, aber strategisch günstigen Punkten auf.

Tatsächlich, da waren sie. Drei Kampfeinheiten kamen den Fluss hinauf und in fünf Minuten würden sie das Dorf erreichen. In zwei Minuten waren sie in Schussreichweite. Cyron und Chiron waren zu Tarja zurück gerannt.

„Alle Anderen, vor allem die Dorfbewohner verschwinden von den Straßen und begeben sich in ihre Häuser! Alle Mitglieder unserer Truppe schnappen sich ihre Waffen, aktivieren diese, bleiben aber in Deckung bis sie gebraucht werden!", wies Cyron an.

Innerhalb weniger Sekunden waren der Platz und die Straßen leergefegt. Einige Chafren hatten sich die vor Tagen dort abgestellten Munitions- und Waffenkisten geschnappt und provisorische Deckungen gebaut. Noch eine Minute bis zur Ankunft der Roboter. Alle waren feuerbereit und wussten, dass es jetzt ans Eingemachte geht.

Man hörte schon die Schritte der Einheiten, als Cyron endlich den entscheidenden Befehl gab. „FEUER!"

Der Pegasushengst eröffnete das Feuer und kräftige saphirblaue Strahlen zuckten durch den Abendhimmel. Die Einhornstute stimmte mit ihren Waffen in das Wimmern und Fauchen der Laser mit ein und es ertönten die schnellen und sehr schweren hämmernden Geräusche der Kanonen. Die Stille wurde geschändet und sollte auch so schnell nicht zurückkehren. Die Kampfroboter registrierten, dass sie erwartet wurden und unter Beschuss geraten waren. Zwei wichen vom Weg ab, teilten sich auf und griffen seitlich an. Ikarus und Sandra schossen unbeirrt auf den verbliebenen Roboter und wenige Sekunden später gab die Panzerung auf. Die Geschosse der Kanonen durchbrachen die Rüstung des künstlichen Wesens, zersiebten seine Haut. Die Laserkanonen drangen in die entstandenen Lücken ein und saugten sein elektronisches Leben aus. Leitungen, Schaltkreise und Prozessoren fingen Feuer, schmorten und zerbarsten. Unter einem fast tierischen Aufschrei hauchte das Steuerungszentrum aus und die Kampfmaschine strauchelte, stolperte, ging noch einen Schritt, dann noch einen und brach schließlich zusammen.

Die beiden anderen Roboter dachten, dass es eine gute Idee wäre von den Flanken her anzugreifen. Aber da hatten sie sich geirrt, denn da standen die Tauren und Pedro. Ohne mit auch nur einer Wimper zu zucken eröffneten sie das Feuer und dem Roboter zur linken Flanke schwanden nach kurzer Zeit die Sinne. Mehrere Treffer hatten sein Sensorenzentrum lahm gelegt und er stand reglos herum. Er funktionierte noch, aber er war unfähig zu auch nur einer Reaktion. Er konnte weder Ziele erfassen, noch die Flucht ergreifen. Die Elektronik entschied sich somit für den einzig richtigen Schritt, stehen bleiben, einen Notruf ins Netzwerk einspeisen und auf Hilfe warten. Diese wäre eigentlich von den beiden anderen Robotern gekommen, aber einer war zerstört und der andere hätte selbst dringend Hilfe benötigt. Nach mehreren Minuten und einer relativ heftigen Gegenwehr des Stahlungetüms gab auch der Dritte auf und fiel auf die nicht vorhandene Nase. Wenige Sekunden später explodierte er und verteilte seine Eingeweide klappernd und scheppernd in der Gegend. Es herrschten zehn Minuten gespannter Stille. Dann schauten die ersten über ihre Barrikaden, feuerten nochmals zur Sicherheit in die ehemalige Schussrichtung, dann waren sie sich sicher. Sie hatten auch diesen Kampf für sich entschieden.

Siegesgeschrei wurde angestimmt. Sie hatten ihren Mut zurückerobert und waren sich absolut sicher, dass es nichts geben würde, dass sie aufhalten kann.

Plötzlich schrie Pallas wie wild zu den Anderen hinüber. Sie nahmen die Beine in die Hand und rannten zu der Fuchstaurin. Die stand vor einem der Kampfroboter und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zunächst wunderten sich alle über ihre Reaktion, weil sie diese für übersteigert hielten. Dann schauten sie aber genauer hin und begriffen das Ungeheuerliche.

„Schaut euch das mal an", sagte Pallas.

„Das glaube ich nicht", bemerkte Torus.

„Das ist ja der absolute Oberhammer", entfuhr es Grey und Sinja versteckte sich hinter ihm. „Das Ding macht mir Angst", sagte sie.

Da standen sie alle und vor ihnen ein Kampfroboter der blind war, sich zwar bewegen wollte, aber es nicht konnte. Das war ihre Chance und die sollten sie auch nutzen.

Cyron kam hinzu und pfiff verblüfft. „Kira!", rief er. „Komm mal her, das musst du dir ansehen."

Die Luchsin erschien und baute sich vor dem Roboter auf. Sie ging eine Runde um ihn herum und ließ ihren Atem hörbar entweichen. „Egal wie ihr das hinbekommen habt, aber das ist eine einmalige Gelegenheit die Technik des Feindes zu untersuchen. Die kriegen wir kein zweites Mal. Ich werde mich gleich an die Arbeit machen. Pedro wird mir dabei helfen. Die Anderen können gehen, ich kann hier niemanden gebrauchen der mir im Wege steht und auf die Füße tritt."

Cyron kicherte leise und deutete den Anderen an sich zu verziehen, er selbst tat es auch. Er liebte Überraschungen und glaubte fest daran, dass Kira sie alle überraschen würde. Sie teilten Nachtwachen ein und der Rest der Truppe verschwand in den Betten. Der nächste Tag würde schwer werden und mit viel Aufregung einhergehen.

Es war 20 Uhr als Kira mit ihren Arbeiten an der Kampfeinheit begann. Zunächst ging sie nochmals eine Runde um das Gerät herum und schüttelte den Kopf. ‚Das ist ja wirklich der absolute Glanzpunkt des Einsatzes', dachte sie bei sich. Sie holte sich Pedro heran und stieg auf seinen Rücken. Er trug sie so dicht an den Roboter, dass sie ihn berühren konnte. Sie strich mit einer Hand über die Oberfläche und fand eine kleine Wartungsklappe. Sie stieg von Pedros Rücken, holte sich Werkzeug und machte sich ans Werk. Sie öffnete die Klappe und schaute hinein.

Während die Wachen um das Dorf herumpatrouillierten, kamen sie in regelmäßigen Abständen an der Stelle vorbei, an der der Kampfroboter stand. Sie beobachteten Kira beim eifrigen Herumschrauben, Kabelflicken. Hin und wieder hörte man die Luchsin kichern, prusten, maunzen oder ein erstauntes Oh und Ah sagen. Ansonsten hüllte sie sich in Schweigen. Sie bastelte fast die ganze Nacht an dem Roboter herum und am Ende war sie fertig. Als sie sich selbst noch für ein paar Stunden auf die Ohren legte, war ihr letzter Gedanke, dass sie sich auf die dummen Gesichter der Anderen freut.