Selestral 1 - Genros Vermächtnis - Kap 24+25
Kapitel 24 „Nun, vielleicht statten wir unseren Göttern einen Besuch ab. Ich kann mir gut vorstellen, dass die ihre Jungen nach mittlerweile achthundertfünfzig Jahren vergessen haben." Chiron pfiff leise. „Ein kühner Plan." „Mag sein, aber nicht unmöglich. Wir müssen uns ihre Technik aneignen, sie verstehen und bedienen können und am Ende werden wir sie einfach benutzen. Seid ihr denn nicht neugierig?" Er lächelte gewinnend, stand auf und machte erneut Kaffee, dann kam er zurück und setzte sich wieder hin. Kira atmete tief durch. „Wir sollten was essen", sagte sie nach einer kurzen Pause. Sie standen auf, gingen auf den Gang und einen Nebenraum weiter. Dort hatten sie ihr provisorisches Proviantlager eingerichtet und trafen auf Wotan und Sirius. Die labten sich gerade an Geflügelkeulen. „Na, alles klar bei euch?", fragte Chiron. „Japp", entgegnete Wotan knapp. „Wir haben gehört was ihr vorhabt und wollten fragen ob ihr uns beim Flug zur Erde gebrauchen könnt", fragte Sirius direkt heraus. Wotan machte die Augen zu und erwartete ein Donnerwetter, aber es geschah was ganz Anderes. Cyron strahlte und klopfte dem Wolfsrüden auf die Schulter. „Gut, wenn ihr mit wollt, dann kommt ihr mit." Er schnappte sich ein Stück Rehkeule und packte sie in den Infragrill. Sie alle hatten die Annehmlichkeiten die die Station bot schnell angenommen und den sicheren Umgang mit den Geräten sehr schnell erlernt. Wotan öffnete die Augen und schaute Sirius an. Der lächelte aufgeregt, ging zu seinem Freund und gab ihm einen Kuss. Tarja grinste. „Och, seht euch nur unser süßes Liebespärchen an." Wotan und Sirius schauten schüchtern zu Boden und verließen den Raum. Sie durchstreiften die Gänge und schauten sich einfach mal alles genauer an. Das taten sie in den bisher vergangenen achtzehn Wochen zwar zum x-ten Mal, aber es machte immer wieder Spaß. Sie erreichten das Treppenhaus und gingen eine Ebene höher. Dort was niemand außer ihnen. Sie sahen in alle Nebenräume und erreichten schließlich das letzte Zimmer. Wotan trat ein und legte seine Waffe beiseite. Sirius schloss die Tür hinter ihnen und legte ebenfalls die Waffe ab. Sie waren allein und ungestört. Die kleinen Roboter waren schon längst verschwunden und nicht mehr aufgetaucht. Endlich konnten sie sich ganz ihren Gefühlen für einander hingeben. Sie umarmten, streichelten und küssten sich heftig. Wotan hob Sirius auf den im Raum stehenden Tisch und umfasste seine Taille. Er schmiegte sich an ihn und kuschelte sich in Sirius' Fell. Ihre Glieder waren schon nach wenigen Sekunden angeschwollen und die Schwellknoten hatten sich aus den zu eng gewordenen Vorhauttaschen gezwängt und berührten einander. Sie küssten sich ekstatisch und streichelten sich gegenseitig an den Flanken. Sirius schob Wotan zurück, stand vom Tisch auf und drehte sich um. Er stützte sich mit den Händen an der Tischkante ab und bot sich seinem Partner an. Der überlegte nicht lange, packte den Rüden an den Hüften und drang sanft und gleichmäßig ein. Sirius stöhnte leise und gepresst auf und aus seinem Glied perlten die ersten Lusttropfen. Wotan begann sich in ihm zu bewegen und schloss lustvoll die Augen. Sie gaben sich ganz einander hin und nach wenigen Minuten riss Sirius plötzlich den Kopf hoch, heulte auf als sein Samen in feinen Strahlen seinen Körper verließ, auf die Seitenwand des Tisches auftraf und von dort zu Boden lief um sich dort zu sammeln. Der Raum füllte sich mit einem charakteristischen Geruch. Das Aufheulen des Partners animierte Wotan grenzenlos. Endlich hatte er es auch geschafft und kam wenige Sekunden nach Sirius zum Höhepunkt und zog sich aus ihm zurück. Sirius dreht sich um und sie umarmten einander und küssten sich unendlich glücklich. Beide überkam die Müdigkeit, sie holten Decken aus einem der Schränke, breiteten diese auf dem Boden aus und legten sich hin. Sie kuschelten sich in das Fell des Partners und schliefen ein.
Die vier Tiger sowie Kira und ihr Freund saßen im Computerraum und hatten mittlerweile die zwanzigste Datei mit audiovisueller Übertragung angesehen. „Nichts", seufzte Cyron. „Einfach nichts. Am Ende sind die Informationen alle die Gleichen. Mich würde wirklich mal brennend interessieren gegen wen die Menschen Krieg geführt haben." Kira schaute auf den Computermonitor und stutzte. „Ich glaube, ich habe da was." Cyron drehte sich abrupt zu ihr um. „Dann lass mal sehen", sagte er erfreut. „Kommt auf den Bildschirm." Man hörte die Stimme eines männlichen Menschen. „Persönliches Logbuch des führenden Wissenschaftlers Thomas, Datum 21.06.2150. Heute haben wir endlich die Station komplett vom Militär übernommen und damit begonnen unsere Arbeiten wie geplant durchzuführen. Es ist nicht einfach die ganze Installation umzurüsten und umzubauen. Aber wir sind guter Hoffnung, dass unsere Forschungen spätestens in einem Jahr reibungslos laufen können. Die ersten Stasisröhren sind bereits aufgebaut und das Technikerteam hat sich an die Arbeit gemacht sie mit den Rechnern zu vernetzen. In zehn Monaten soll das erste Raumschiff mit Tieren hier eintreffen. Wir hoffen, dass in etwa fünfzig Jahren unsere Arbeit erste Früchte trägt und in etwa hundertfünfzig Jahren so viele Tiere auf diesem Planeten leben, dass die daraus resultierende genetische Vielfalt ausreicht, eine überlebensfähige Fauna zu erhalten." „Ich habe noch mehrere Einträge von ihm hier", sagte Kira nachdenklich. Die Anderen nickten. Kira startete die nachfolgenden Aufzeichnungen der Reihe nach, programmierte die Wiedergabe aber vorher so, dass die Vorstellung des Aufzeichnenden ausgeblendet und nur noch das Datum angesagt wurde. „..., Datum 13.07.2151. Wir haben es endlich geschafft. Die Forschungseinrichtungen laufen ohne Störungen. Vor drei Monaten kam das Schiff mit den ersten Tieren hier an. Wir hatten sie auf dem Hof der Station zwischengelagert, bis wir endlich genug Platz hatten um sie unterzubringen. Wir haben im hinteren Teil der Station Käfige und Stallungen errichtet, um die Tiere schadlos zuhalten und vor allem systematisch den Forschungen zuzuführen. Es handelte sich vor allem um Nutzvieh wie Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde. Das nächste Schiff trifft in 2 Jahren hier ein und soll Fleischfresser wie Raubkatzen, Wölfe usw. liefern. Mit deren Hilfe können wir dann ein funktionierendes kosystem auf die Beine stellen und verhindern, dass sich die Pflanzenfresser unkontrolliert vermehren." „..., Datum 23.04.2152. Die Klonierungssequenzen sind erarbeitet und werden gerade in die Rechner gespeist. Anschließend überlegen wir, wie wir bestimmte Basenpaare in der DNS verändern können um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen." „..., Datum 03.09.2155. Die Arbeit läuft hervorragend. Die Sequenzen sind entschlüsselt und die entsprechenden Basenpaare herausgefunden. Wir haben heute den ersten Tieren Zellen entnommen und mit der Gewebezucht begonnen." „..., Datum 12.05.2156. Die Ergebnisse übertreffen unsere kühnsten Erwartungen. Es ist jetzt nicht mal ein Jahr her, dass wir Zellkulturen angelegt hatten. Man erkennt jetzt schon erste Strukturen." „..., Datum 22.09.2160. Es ist gelungen. Innerhalb von nur fünf Jahren haben wir es geschafft einen kompletten tierischen Organismus zu erschaffen. Es geschah in einer reinen Stasisröhre und es war weder Spendersamen noch Spendereizelle notwendig. Heute Abend werden wir diesen Erfolg gebührend feiern." „..., Datum22.08.2200. Die ersten Tierarten sind komplett. Es handelt sich vor allem um Pflanzenfresser und Nutztiere. Alle Tiere die zu uns auf dem Wege des Raumtransportes kamen, sind bereits tot. Wir entnahmen allen Tieren Zellen in ausreichendem Maße, froren sie ein, ließen sie von den Computern katalogisieren. Mit den Fleischfressern sind wir genauso verfahren. Die Kadaver wurden fachgerecht entsorgt, die noch lebenden Resttiere wurden ebenso beseitigt. Alles was wir jetzt noch an Tieren haben sind ausschließlich Klone." „..., Datum 22.03.2300. Was ist schief gegangen? Wir haben alle Sicherheitsvorschriften beachtet. Unsere Forschung trug reichlich Früchte. Die geklonten Tiere, egal ob Omnivore oder Carnivore tummeln sich auf der Oberfläche des Planeten. Ihre Fruchtbarkeit und ihr schnelles Wachstum übertreffen selbst die kühnsten Vorstellungen. Wir entnahmen den weiblichen Klontieren Eizellen und den männlichen Sperma. Wir untersuchten beides und trafen immer wieder auf das gleiche Ergebnis. Es gab keinerlei Anomalien und Ei- und Samenzellen hatten stets 100% Vitalität. Wir hatten die verrückte Idee, eine weitere Steigerung einzubringen. Wir wollten den Tieren mehr Intelligenz geben, damit sie sich nicht sinnlos dahinmetzeln. Aber wie gesagt nur etwas und es ging vor allem darum, dass sie uns Menschen als ihren Herrn anerkennen und niemals jemanden angreifen würden. Wir haben es getan und ein Monster erschaffen. Wir entnahmen einer Klonkuh eine Eizelle, manipulierten sie aber nicht. Einem Löwen entnahmen wir Samen und veränderten diese Zellen. Wir verseuchten sie mit einem entsprechenden Intronenvirus das beim Menschen dafür sorgt, dass sich ab einem bestimmten Entwicklungsstadium vermehrt Hirngewebe bildet. Es gelang auch und das Experiment verlief planmäßig. Aber es muss etwas schief gegangen sein und es entwickelte sich eine tierische Kreatur mit einem menschlichen Hirn. Wir wissen nicht genau wie es vonstatten ging, aber es ist sicher, dass sich während der Zellteilung das Intronenvirus zu früh aktivierte. Es konzentrierte sich vor allem auf den Bereich der später die Entwicklung des Gehirns beeinflusst. Außerdem geschah etwas, was eigentlich nicht sein kann, denn das Virus teilte und vermehrte sich. Die spontanen Virenableger beeinflussten nachhaltig die Form des Körperbaus und verschiedene Bereiche der weiteren Anatomie. Die Rechner hatten uns vor einem solchen Ausgang nicht gewarnt, denn dieses Szenario war ihnen vollkommen unbekannt. Wir haben beschlossen dem Experiment ein schnelles Ende zu bereiten." „..., Datum 26.03.2300. Wir haben uns eingehend beraten und kamen zu dem Entschluss das Experiment weiterlaufen zulassen. Unsere Neugier ist zu groß und wir möchten unbedingt erfahren, was daraus wird." „..., Datum 23.10.2300. Es ist geschafft. Die Aufzucht des Wesens in der Stasisröhre ist beendet. Die Veränderung der Gene hat den typischen Schnellwuchs erzielt. Wir haben die Kreatur aus der Röhre geholt und von den Geräten getrennt. Sie stand im Raum, aufrecht und starrte uns an. Sie blickte nicht leer, wie viele von den Tieren die wir hier schon geklont hatten, sondern hatte warme und intelligente Augen. Was haben wir nur getan?" „..., Datum 10.04.2302. Das Wesen ist echt der Knüller in unserer Station geworden. Es ist nicht nur interessant mitzuerleben wie sich sein Geist entwickelt, sondern auch wie sich sein Charakter ausprägt. Mit seiner Lernschnelligkeit und seiner überdurchschnittlichen Auffassungsgabe stellt es mich schon fast in den Schatten. Manche bekommen es langsam mit der Angst zutun und ziehen Zweifel an der Richtigkeit unseres Tun's in Betracht." „..., Datum 10.09.2303. Wir haben verschiedene der von uns geklonten Tiere eingefangen um sie zu untersuchen. Wir können bisher keinerlei Unregelmäßigkeiten feststellen. Alle Tiere sind topfit und zeigen keinerlei Ausfallerscheinungen. Das Wesen hat unsere ganze wissenschaftliche Bücherei durchgelesen und hat den Stoff mehr als gut verarbeitet. Ich fürchte jetzt um meine Position." Er lachte irre. „..., Datum 10.09.2303. Wir haben heute beschlossen, dass wir das Experiment mit verschiedenen Tierarten nochmals nachvollziehen wollen. Diesmal jedoch mit artspezifischen Ei- und Samenzellen. Von mehreren Mitarbeitern kam die Idee, dass es sich bei der Intronenmutation vielleicht um eine Reaktion auf das verschmelzen einer Rindereizelle und einer Raubtiersamenzelle handeln könnte. Unser Kind interessiert sich sehr für unsere Arbeit und beobachtet uns mit scharfen Augen." „..., Datum 10.01.2389. Bis heute haben wir ergebnislos herumgefummelt. Alle Experimente die das gewünschte Ergebnis bringen sollten, schlugen fehl. Wir beschränkten uns mehrere Jahre darauf, mit den Rechnern alle Eventualitäten auszuschließen und haben den Durchbruch erzielt. Letzte Nacht begann unser letzter großer Versuch. Wir befruchteten von jeder Spezies die uns zur Verfügung stand, jeweils fünf Eizellen mit den entsprechenden Samenzellen und schleusten unter verschärften sterilen Bedingungen das fragliche Virus ein. Wenn es klappt, werden wir in spätestens acht Monaten das Ergebnis vor uns stehen haben. Unser Wesen, das wir mittlerweile lieb gewonnen haben, haben wir auf den Namen Anthro getauft. Es ist eine echte Bereicherung unserer Mannschaft geworden und wir wollen es nicht mehr missen." „..., Darum 10.02.2389. Die Kulturen wachsen in den Stasisröhren prächtig, bisher können wir keinerlei Abweichungen feststellen und es scheint zu glücken." „..., Datum 12.04.2389. Die Klone, als solche muss man sie ja ab sofort bezeichnen, wachsen schneller als gedacht, also hat das Virus wieder eine spontane Teilung erfahren und ist mutiert. Allerdings scheint etwas anders zu laufen. Der Bereich des Hirns scheint diesmal nicht betroffen zu sein." „..., Datum 13.04.2389. Verrat! Wir hatten Wachen vor dem Labor postiert. Sie sind ermordet worden. Wer war das?" „..., Datum 13.05.2389. Wir haben den Schuldigen gefunden. Es war einer unserer eigenen Mitarbeiter. Er gehörte zu unserem eigenen Team, nicht mal zur Sicherheit oder zur Technik. Sein Motiv war eindeutig. Er hatte Spielschulden bei den beiden Opfern gehabt, verstrickte sich in Widersprüche und hatte am Ende kein sauberes Alibi. Das reicht für eine Anklage. Er ist bereits auf dem Weg zur Erde um dort vor ein ordentliches Gericht gestellt zu werden." „..., Datum 13.07.2389. Es ist wieder passiert. Letzte Nacht, als wir alle schliefen, griff das mutierte Virus auf das Hirn über und das Wachstum im Bereich des Schädels und des Gehirns ist stärker geworden. Ich kriege das jetzt nicht mehr auf die Reihe." „..., Datum 14.07.2389. Alles aus. Wir sind geliefert. Es sind Daten über unsere Arbeit durchgesickert und zur Erde gelangt. Unsere Forschungen sind mit sofortiger Wirkung eingestellt worden. Wir dürfen nichts mehr anrühren, bis eine außerordentliche Untersuchungskommission eingetroffen ist. Vom zentralen Computer sind Kampfeinheiten und Messerdrohnen, die noch vom Militär stammen, aktiviert worden. Jeder Versuch die Beweise zu vernichten wird sofort mit dem Tode bestraft, einer unserer Mitarbeiter musste es schon erfahren." „..., Datum 15.07.2389. Mir sind Videoaufzeichnung in die Hände gelegt worden, die zeigen was wirklich in jener gewissen Nacht geschehen war. Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Wir waren die ganze Zeit auf einer falschen Spur. Unser Anthro hatte die Wachen getötet, war in das Labor eingedrungen und hatte mit Hilfe unserer Apparatur das fragliche mutierte Virus aus seinen eigenen Zellen gewonnen. Anschließend verseuchte er alle Kulturen mit diesem Virus und hat damit unsere Arbeit zu seiner eigenen gemacht. Wir können es nicht mehr verhindern, aber in Kürze werden Unmengen an Anthros diese Welt bevölkern. Wir haben uns an der Schöpfung versündigt und eine neue Spezies erschaffen. Eine Mischung aus Tier und Mensch die in einer perfekten Harmonie ineinander aufgeht. „..., Datum 20.08.2389. Letzte Nacht hat unser Anthro die Röhren zerstört und seine Artgenossen befreit. Die Kampfmaschinen haben vollkommen versagt. Sie alle waren viel zu schnell und konnten die Station fast ungehindert verlassen. Wir haben versucht es zu verhindern und sind von der Mordmaschinerie angegriffen worden. Die meisten sind schon draufgegangen und ich werde wohl der Nächste sein. Ich wünsche unseren Kindern ein friedliches und erfolgreiches Leben. Mögen sie den Planeten in Besitz nehmen und niemals erfahren was hier geschah und wie sie wirklich entstanden sind. Gott möge mir vergeben." Kapitel 25 Das waren die Daten die sie gesucht hatten. Jetzt wussten sie, wie sie entstanden waren. Es war kein Zufall. Ihr Urvater war ein Zufall, aber sie selbst waren es nicht. Sie waren das gewollte Produkt dieser Menschen, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Der Rest war der Wunsch des geheimnisvollen ersten Anthros. Ihm und diesen Menschen verdankten sie ihre Lebensumstände und ihre Anatomie, ihren Geist und ihre Seele. Cyron atmete schwer, auch Stella musste angesichts dieser Tatsache nach Luft ringen. „Das ist alles schön und gut, aber es geht hier ausschließlich und ganz eindeutig nur um Anthros und wirklich nur darum", warf Tarja ein. „Ja, worauf willst du jetzt hinaus?", fragte Chiron. „Es kommt mir nur merkwürdig vor, dass es hier nicht nur Zweibeiner wie wir es sind gibt, sondern auch Vierpfotler und intelligente Huftiere sowie Drachen und Greife. Wo kommen die her?" „Gute Frage. Ich könnte mir vorstellen, dass im Laufe von sechshundertelf Jahren und ungehinderter Entwicklung, sich die eine oder andere Mutation gebildet hat", antwortete Cyron. Tarja nickte. „Mag sein, aber so schnell?" „Es wurde ein Virus eingeschleust welches die Wachstumsrate erheblich beschleunigen sollte und das war auch gelungen", warf Kira ein. Die junge Tigerin kaute auf ihrer Lippe. „Das klingt einleuchtend, immerhin sind spontane Mutationen auch schon während der Experimente aufgetreten und haben zu allen möglichen unerwarteten Resultaten geführt." Cyron kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und schaute zu Kira. „Hast du vielleicht irgendwo ein Bild von diesem Uranthro?" „Hm ..., mal schauen", sagte sie und wühlte in den Dateien. „Japp, hab eins. Ist sogar eine Videoaufzeichnung." Sie klickte auf die entsprechende Datei, der Bildschirm wurde wieder hell und man erkannte Wissenschaftler die vor einem Wesen standen das locker zwei bis drei Köpfe größer war als alle anderen zu sehenden Personen. Sie standen teilweise mit Messgeräten bewaffnet vor ihm und schienen verschiedene Werte zu nehmen. Im unteren Rand des Bildes liefen verschiedene Zahlen- und Buchstabenkolonnen durch. Darunter waren Blutzusammensetzung, Sauerstoffgehalt im Blut und im Gewebe, Lymphe, Lungenvolumen, Herzfrequenz und Blutdruck, Körpertemperatur, Muskeltonus, Hautspannung, Gehirnaktivität, Augen-innendruck, Sehschärfe, Körpergewicht, Körpergröße und -umfang. Die Wissenschaftler waren allesamt männlich. Plötzlich trat eine Wissenschaftlerin ins Bild, trat direkt vor den Anthro. Sie holte ein großes Reagenzglas hervor, nahm ihre linke Hand und streckte sie vor. Ihre Hand verschwand zwischen sich und dem Anthro im Bereich der Taille. Sie sah auf ihre Hand und das was sie darin hatte und ... nach wenigen Sekunden erkannte man, dass der Anthro die Augen schloss, das Gesicht verzog und die Zähne fletschte. Dann drehte sich der weibliche Mensch um, lächelte breit und mit aufgerissenen Augen in die Kamera und hielt das Reagenzglas hoch, wie eine Trophäe. Es enthielt seinen Samen. Sie verschwand aus dem Bild und der Anthro hatte dümmlich entspannte Gesichtszüge. ‚Kein Wunder, nach der Behandlung', dachte sich Cyron und sah zu Stella. Die starrte weiter auf die Aufzeichnung und legte plötzlich die Stirn in Falten und ihre Kinnlade schien förmlich auf den Tisch zu fallen. Das weckte Cyrons Neugier und er schaute wieder auf den Bildschirm. „Was ist das denn?", fragte er laut und erstaunt. „Ich dachte er wäre ein er." „Ist er auch", sagte Kira grinsend, „aber nicht nur." Der Anthro wurde jetzt nicht mehr von Wissenschaftlern umringt und vor der Kamera verdeckt. Man konnte sich endlich ein detailliertes Bild von ihm machen. Er hatte sehr langes und üppiges Fell, zwei lange, schlanke und sehr gerade Beine, sein Schwanz schwang sanft und entspannt hin und her und war ebenfalls sehr buschig. Sein Penis und das Scrotum stammten vom Aussehen und von der Größe her allerdings eher vom Stier und waren selbst für seine Körpergröße etwas zu kräftig geraten. Bei dieser Region musste die Klonkuh kräftig dominiert haben. Der Anthro hatte einen auffällig stark bemuskelten Bauch, eine schlanke Taille, breite Schultern und einen - Busen. Tatsächlich, sie hatten sich nicht verguckt. Er hatte große wohlgeformte Brüste, die sich hinter einer üppigen Mähne, die vom Kopf ausging, zu verstecken versuchten. Der Kopf war löwentypisch, aber hatte lange Säbelzähne. Das Lebewesen wirkte auf Cyron wild, ungestüm, schnell, wendig, stark, aber auch freundlich, liebevoll, sanft, zärtlich und regte ihn auf irgendeine Weise sexuell an. Er stutzte bei der letzten Feststellung und schüttelte den Kopf. „Was ist Liebster?", fragte Stella. „Nichts, nichts. Ist schon gut. Es ist alles in Ordnung", antwortete er. „Kann es sein, dass du dich gerade bei dem Gedanken ertappt hast, dass er dich erotisch anzieht?", fragte die Tigerin direkt und erbarmungslos. Cyron zuckte zusammen. „Aha! Erwischt. Aber sei beruhigt, mit geht's nämlich genauso. Und ich weiß nicht warum." Kira lächelte verschämt. „Ich glaube das geht hier jedem so. oder irre ich mich?" Tarja und Chiron sahen die Anderen an und nickten leicht, aber bestimmt. „Er hat etwas an sich, dass ich nicht definieren kann", sagte Cyron leise. Kira nickte. „Japp, er ist hermaphrodit und könnte einem jeden von uns die geheimsten Wünsche erotische Natur erfüllen, ohne dass er fragen müsste. Er würde spontan und aus Überzeugung handeln und immer den richtigen Punkt treffen. Außerdem stellt er eine Art Überwesen dar. Er wäre Vater und Mutter zugleich, würde Beschützer, Jägerin, Ernährer und Lehrerin in einer Person sein. Er würde dominant sein und gleichzeitig dominiert werden wollen." Die Tiger nickten und Pedro saß in der Ecke und grollte leise. „Er vereint alle Vorzüge in sich", ergänzte Chiron. „Ja, aber der Umgang mit ihm dürfte auch nicht leicht sein, da er auch alle Nachteile mitbringt", fügte Cyron an und bekam dafür einen schnippischen Blick von Stella. „Sieh mich bitte nicht so an, Schatz", sagte er schnell. „Ich kann diesen Blick von dir nicht vertragen." „Gut so! Das sollst du auch nicht." „Aber egal wie. Ich finde dieses Wesen faszinierend und würde ihm zu gerne begegnen", lenkte Cyron ab. „Das wird nur nicht möglich sein. Er müsste sonst über sechshundert Jahre alt sein", gab Stella zu bedenken. „Das würde ich nicht so absolut ausschließen", warf Kira ein. Alle schauten sie fragend an. „Nun, in den Aufzeichnungen war kein Wort darüber gefallen ob er die Station verlassen konnte oder hier getötet wurde." „Du meinst ...", setzte Chiron an. „... genau das. Wir dürfen nicht vergessen, dass er überdurchschnittlich intelligent war, die Technik der Station extrem hoch entwickelt ist und er vielleicht eine Möglichkeit gefunden hat sein Leben zu verlängern. Wobei sechshundert Jahre selbst dafür eine verdammt lange Zeit sind", beendete Kira den Gedanken. „Wir mutmaßen doch nur, allein die Beweise dafür bleiben wir uns schuldig." Cyron schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Er sah auf die Uhr. „Es ist schon recht spät und ich werde langsam müde. Wir sollten schlafen und danach weiter machen und dann mal nach nutzbaren Techniken suchen. Vielleicht gibt es das Eine oder Andere, was wir im täglichen Leben verwenden können und unserer Bevölkerung zu mehr Wohlstand verhilft. Außerdem sollten wir uns irgendwann mal an den Mech ran wagen und nach den Schiffen suchen, von denen des fteren die Rede war." Stella breitete mehrere Decken auf dem Boden aus und sie legten sich hin. Innerhalb kürzester Zeit waren alle im Land der Träume verschwunden.