Eine kurzer Abschnitt der Ewigkeit
Okay, ich habe eine Glatze aus altägyptisch religiösen Gründen, ich bin kein Fanatiker, ich bin Deutscher, ich bin recht ruhig, habe meine Ecken und Kanten. Ansonsten erfreut euch an meinen Geschichten. Die sind meist komisch.
Viel Spaß damit. :-)
Ein kleiner Abschnitt der Ewigkeit
„Wo treibt sich der Typ wieder rum? Immer, wenn man den schleimigen Wurm braucht, ist er nicht da." Die Gottheit, die sichtlich gereizt diesen Satz von sich gab war Anubis.
Er jaulte genervt herum, typisch für einen Schakal. Auch, wenn er der Gott des Totenreiches war und Wächter der Waage der Wahrheit, so war er ein furchtbarer Choleriker. Aber ein sehr charmanter und meist freundlicher, wenn man von seinen fünf Minuten absah, die er gerade wieder hatte.
In der Regel lief er dann auf und ab und trampelte dabei Pfade in den Granitboden.
- Jahrtausende später würde man diese Spuren finden und kluge Köpfe ihnen in Ermangelung großer Erleuchtungen die Bezeichnung des Trampelpfades aufdrücken. -
Anubis wandelte also mittels seiner Pfoten und mit seinem Uräus-Stab bewaffnet zwischen der hinteren Wand des Raumes und der ihm im Weg stehenden Maat.
Maat war die Göttin der Gerechtigkeit und Gerichtsbarkeit. Meist sah man ihr Gesicht lediglich im Profil und dann auch nur von ihrer Schokoladenseite. Viele vermuteten, dass sie den Anblick von Mumien und frischen Herzen nicht so gut verträgt und daher auch lieber ihre Schwingen ausbreitet um sich frische Luft zuzufächeln.
Anubis hielt neben ihr kurz inne und sah sie genervt an. „Kannst du bitte mal ein Stück zur Seite gehen, du störst mich in meiner Rage."
„Wie wäre es, wenn du dich einfach an deine Waage stellst und dich entspannst. Außerdem fehlt auch noch Thot."
„Der kommt etwas später und lässt sich entschuldigen", warf Hathor dazwischen.
„Ach und warum?", polterte Anubis.
„Er muss noch einen Rechenschaftsbericht schreiben und das in Schönschrift. Du kennst doch seine Handschrift."
„Ja, typisch für den Ibis. Letztens hätte ich fast einen ehrbaren Bürger zu Apophis geschickt, weil der eine Sauklaue am Leibe hat, dass jede Papyrusrolle lieber in Flammen aufgehen würde, als von ihm beschriftet zu werden."
Hathor war die kuhköpfige Göttin des Tanzes, der Musik und auch der Fruchtbarkeit. Fruchtbarkeitsgötter gab es viele im alten Ägypten und eine gehörnte Kuh war halt auch darunter.
Hathor war zu dem die Amme des Horuskindes und zog den Knaben für Isis, die als Hauptgöttin scheinbar durch alle möglichen Aufgaben überfordert war, groß und hob ihn schließlich mit ihrem Gehörn in den Himmel, wo Horus dann die Gestalt des Falken annahm und fliegen lernte und damit Ra ebenbürtig wurde.
Thot hingegen war der Gott der Schreiber und Architekten. In Gestalt eines Ibis war er bekannt, ebenso in Gestalt eines Pavians der den Schreibern gerne auf der Schulter saß. - Und wenn er einen der Schreiber mal biss, dann rannte jener wie angestochen durch die Gassen und prägte damit den Begriff, dass er vom Affen gebissen wäre. -
Anubis schaute wie erwähnt Maat stinkig an, drehte sich um und trampelte wieder in Richtung Wand. Außerdem grummelte er etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, was niemand verstand. Welch Glück für alle Beteiligten.
Sehr geräuschvoll öffnete sich eine Tür aus Sandstein.
Zu dieser Zeit waren die Türen in den Katakomben aus Sandstein, teilweise auch aus Granit, diese eben halt aus Sandstein. Das sollte aber dem Auftritt von Thot keinen Zacken aus der nicht vorhandenen Krone brechen, denn der war auch so theatralisch genug. Jedenfalls stand der Ibisköpfige endlich im Raum und bewegte sich wie auf einer Bühne.
„Ihr müsst schon entschuldigen, ich musste doch glatt 120 Papyri in Schönschrift füllen, damit der Pharao sich innerlich neben Osiris setzen darf."
„Na ja. Ehre wem Ehre gebührt und Ramses soll es gegönnt sein, auch, wenn er die Secondhandausgabe ist und deutlich eine zwei im Namen trägt."
„So, wir sind alle da. Nur der Chef der Schleimgrube fehlt noch", polterte Anubis wiederholt.
„Was haben wir denn auf dem Plan, Cheffe?", fragte Thot leger.
Anubis überging die Bezeichnung geflissentlich. „Es handelt sich um einen einfachen Arbeiter. Er wurde vom Skorpion gestochen und starb. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder."
„Hast du ein Bild von ihm?", fragte Hathor.
Anubis holte ein Papyrusbild unter seinem Rocksaum hervor und reichte es der Kuh-Göttin.
„Hmmm, sieht nett aus. Schade um ihn."
„Ach, was soll's. Wenn der Wurm endlich auftauchen würde, dann wäre das schnell erledigt. Ich mag einfache Arbeiterübergaben an Osiris. Mumie einwickeln, Herz wägen, Mumie in die Kiste packen, Herz dazu, Kiste zu und weg damit." Zuweilen hatte Anubis einen wirklich herzerfrischenden Sinn für Rituale.
„Bei Osiris, du bist manchmal wirklich makaber, Schatzilein", hauchte Maat ihm zu.
Anubis hielt inne und errötete an der Nasenspitze. „Verdammt, jetzt kann ich nicht mal mehr zornig sein. Du schaffst es auch immer wieder mich zu beruhigen."
„Dafür bin ich eigentlich nicht zuständig, aber schön, wenn es bei dir trotzdem wirkt."
Anubis verdrehte die Augen.
„Das Bild ist aber trotzdem etwas verschwommen, geht's beim nächsten mal was besser?", fragte Maat.
Anubis stöhnte auf und entdrehte seine Augen wieder. „Entschuldigt bitte, gnädige beschwingte Dame. Aber Polaroid erfindet erst in einigen tausend Jahren das Sofortbild."
*
Derweil weiter Oben. -
- Also bitte nicht geographisch verstehen, sondern eher göttertechnisch. Die Einen sind halt Unten, Andere in der Mitte und Andere Oben. Wobei oben die sogenannte Chefetage ist, wie auch heute und im irdischen Leben. Allerdings ist die Angabe der oberen Zehntausend irreführend, denn wirklich oben sind die nicht und wenn lediglich für einen sehr kurzen Zeitraum, während Osiris, Isis, Ra, Amun, Horus usw. die obere Etage auf Dauer gepachtet hatten. -
Jedenfalls wartete Osiris begierig auf das Ergebnis der Waage und es passierte nichts. So entsandte er, in Ermangelung eigenen Antriebs sich zu bewegen, seinen Sohn Horus zu Anubis.
„Frag mal nach, was da so lange dauert", sagte der nur.
Horus nickte und schwang sich auf, um der Unterwelt einen Besuch abzustatten. Er fühlte sich nicht sonderlich wohl im Reich der ewigen Finsternis, aber, wenn Papa ihn dahin schickte, was sollte er schon dagegen sagen.
So fügte er sich und klingelte an der Pforte. Ach nein, er klopfte - auf Stein, Sandstein. - Die Klingel gab's ja auch noch nicht. -
Thot öffnete langsam und schaute erstmal wer sich hinter der Tür befand. „Ach ne. Hoher Besuch", intonierte er.
„Ja, der Boss schickt mich um zu fragen was hier so lange dauert."
Von oben ertönte plötzlich eine Stimme. „Nenn mich nicht Boss, Horus. Ich bin dein Vater!"
„Irgendwie klang er etwas asthmatisch", flüsterte Anubis, schwang kurz seinen Uräus-Stab wie ein Lichtschwert in Star Wars und setzte dann er lauter fort: „Aber sag an, was gibt's so dringendes, dass du uns beehrst oder bist du zu dicht an der Sonne vorbeigeflogen und abgestürzt?"
„Heiße ich Ikarus und bin Grieche? Außerdem bin ich immer noch ein Falke und kein Pferd", er wirkte sichtlich angeknabbert.
„Das ist kein Pferd, sondern ein Pegasus und der kann auch fliegen. Sei mal nicht so eingebildet, Ägypter."
Das kam von Zeus.
„Tja ja. Der Anschiss lauert überall. Selbst die Griechen wollen was zu sagen haben." Hathor kicherte albern.
Anubis ignorierte die Einmischung der hellenischen Götterfraktion, sah zu Horus. „Richte deinem Vater aus, dass er zu sehen soll, dass er Apophis findet. Der drückt sich scheinbar oder gönnt sich eine nicht genehmigte Auszeit.
Horus zog die Stirn in Falten. „Na der traut sich was. Aber wo sollte er deiner Meinung nach sein?"
„Bin ich Nostradamus? Frag Seth. Der hockt eh nur sinnbefreit herum und schmollt in den Wüstensand. Zählt Würmer."
Horus überlegte kurz, empfahl sich mit einer derben Bemerkung die unter der Gürtellinie des Schakals lag und entfernte sich zielstrebig nach Oben.
Dort angekommen, postierte er sich vor seinem Vater. „Es gibt unangenehme Neuigkeiten."
„Und die wären?", fragte Osiris gelangweilt.
„Apophis ist nicht aufgetaucht und fehlt seit Stunden unabgemeldet."
„Hier macht jeder was er will. Irgendwann gehe ich noch mal ins Irrenhaus. Am besten unter die Sterblichen, da kennt mich eh keiner, schon gar nicht mit verrücktem Gesichtsausdruck."
„So groß ist der Unterschied zwischen beiden Stadien bei dir nun auch wieder nicht, mein Schatz", witzelte Isis.
„Was bitte? Wie meinen, mein Augenschmaus?"
„War nur ein Scherz."
„Aber ein sehr schwacher. Wie dem auch sei, Apophis ist verschwunden ohne Bescheid zu sagen. Das gefällt mir ganz und gar nicht."
„Und was gedenkt mein Gemahl jetzt zu tun?"
„Ich schicke Sachmet in die Wüste."
„Sehr gute Idee. Aber was hat sie dir getan, dass du sie bestrafen willst?"
„Nicht doch in diese Wüste, in die andere, die echte. Sie soll Seth finden, ihm berichten und der soll sich auf die Pfoten machen und suchen. Der liegt wahrscheinlich eh bloß wieder faul im Schatten herum und krault sich zwischen den Beinen."
Isis kicherte und schüttelte den Kopf. „Du bist heute aber wieder ein ganz frecher Kerl."
„Warts ab, wird noch besser", sagte er zwinkernd.
Horus setzte sich auf seinen Platz und schnäbelte derweil an einem Becher Wasser.
Osiris klinkte sich in die Fernmeldungen ein und rief von Oben in die gehobene Mitte. „Sachmet, bist du freundlicherweise mal zu gegen?"
Zu Sachmet muss ich bestimmt nicht viel erklären. Sie ist die Löwengesichtige. Sie ist Schutzgöttin der Städte und der Häuser. Sie kann bestrafen und Krankheiten bringen, wenn sie im Zorn über ungehorsame Zeitgenossen ist, aber sie kann auch heilen.
Allerdings ist sie meist mürrisch und nicht sonderlich umgänglich. Will damit sagen, sie kann ne echte Löwenzicke sein und das vom feinsten.
So auch gerade jetzt.
„Ja, bin daheim. Wer will was und warum?", schrie sie in Richtung Himmel.
„Ja, hallo holde Löwin. Wie geht's dir heute?", säuselte Osiris.
„Osiris, alter Schleimbolzen. Hör mit dem Gesülze auf. Wenn du mir so süßlich kommst, dann ist was im Gebüsch."
„Och, heute schlechte Laune?"
„Klar, bei dir ist immer was im Gebüsch, bei mir schon lange nicht mehr. Maahes ist ja ständig auf Kriegszug mit Ramses II."
„Das wollte ich so detailliert gar nicht wissen. Aber warum schreist du mich so an?"
„Weil ich den Überbringer der letzten schlechten Nachricht gefressen habe und die Nachricht gerade per rooming über den Olymp gesendet wird."
„Du hast doch wohl nicht eine der armen Botenhyänen massakriert? Irgendwann schicke ich dir die ganzen Rechnungen von Hermes zu."
„Doch, aber sei beruhigt, sie schmeckte trocken. Die vorherige, die mir den Grenzvorfall bei den Hethitern meldete, war wesentlich zarter und schön saftig."
„Ja, ich weiß, war ja auch ein Rüde, die saften bei dir gerne mal schnell."
„Genau", schnurrte Sachmet leise. „Aber genug des Geschmieres, was liegt an?"
Osiris erhob seine Stimme etwas. „Apophis ist verschwunden. Maat, Hathor, Thot und der gute Anubis, warten sehnsüchtig auf ihn, aber er fehlt mit augenscheinlicher Dreistigkeit."
„Oh, das klingt mal interessant und abwechslungsreich. Lass mich raten, alle sind ruhig und Anubis pflegt wieder seine aufbrausende Art und nervt alle, vor allem sich selbst?"
„Genau. Horus war schon da. Steht alles in den Startlöchern."
„Hmhm. Ich kümmere mich drum und scheuche mal Seth hoch, vielleicht weiß der was. Und Sobek werde ich auch mal besuchen, der hockt gerade am Nildelta rum und angelt."
„Gut, mach das. Osiris, Ende." Der Obergott verschwand vom Himmelsrohr und es herrschte wieder Stille im Hause der Sachmet.
Die Löwin senkte das Haupt und überlegte. ‚Seth als ersten einschalten oder erst Sobek?'
Da die Göttin am Rande zur Wüste lebte und ziemlich genau wusste wo sich der Halbwolf aufhielt, packte sie ausreichend Wasser und etwas zu essen ein und marschierte persönlich los. Seth würde den Ernst der Lage bei ihrem Auftauchen wohl recht schnell begreifen, auch wenn er manchmal dümmer tat als er war. Musste wohl am falschen Umgang mit den Wüstenwürmern liegen.
Während Sachmet sich also auf den Weg machte, haderte Anubis immer noch mit dem durch Abwesenheit glänzenden Apophis. „Eine Unverschämtheit."
„Boah, kannst du mal ne andere Platte auflegen?", motzte genervt Hathor.
„Warum, ich meckere gern und habe meinen Grund dafür?"
„Trotzdem nervst du tierisch."
Anubis sah die Kuhgehörnte an und nickte schließlich. „Gut, lässt sich eh nicht ändern. Aber was passiert während wir warten mit dem da?" Er deutete auf die Mumie, welche nun schon seit Stunden tapfer, stumm und reglos wie eine Salzsäule vor den Toren von Sodom und Gomorrha neben der Waage stand.
„Ach ja", sagte Maat. „An den habe ich ja gar nicht mehr gedacht."
„Noch riecht er ja nicht so streng, nur etwas nach feinen len und Kräutern", lobte Anubis seine Arbeit.
„Nicht mehr lange und er stinkt wie ein Furz von Apis", näselte Hathor.
Apis ist ein heiliger Stier, vergleichbar einer Gottheit. Vierbeinig und Symbol der Fruchtbarkeit. An Festen bei denen die Fruchtbarkeit verehrt wurde, trugen Priester meist stilisierte Stierpenisse vor den Zeremoniebegleitern her und Bauern führten einen geheiligten Stier in ihrer Mitte, direkt hinter den Priestern her. Nicht selten wurde bei diesen Zeremonien auch die Göttin Hathor mit gefeiert und es wurde viel getanzt, gesungen, musiziert, reichlich gegessen und getrunken.
„Aber wohin mit ihm? Zur Arbeit können wir ihn schlecht schicken und wieder auswickeln geht auch nicht."
Anubis überlegte kurz und kam zu einem Entschluss. „Wir tun so als ob Apophis da wäre und wägen jetzt das Herz. Hat er einen Spruch gelernt, der ihm den Übergang ins Grab und wieder heraus ermöglicht?"
Die Mumie begann sich plötzlich etwas zu bewegen und wedelte mit einem Zettel, den Anubis sich schnappte und zu lesen begann:
„Von Hermopolis kommend gelang ich hierher,
Um die Arme zu heben der Wesen,
Die niedergeschlagen und kraftlos.
Ich bin der Götter lebende Seele
Eingeweiht in die Weisheit der
Dem großen Thoth dienenden Geister..."
Anubis schaute die Mumie schief an. „So, so. Im Jenseits nicht mehr arbeiten wollen, hoffe du hast genug Uschebti im Grab bei dir. Und dann auch noch Apopi dafür anrufen - und der ist doch nicht hier."
„Wir fangen jetzt an. Der Ärmste soll zur Ruhe kommen", sagte Maat.
Alle anderen nickten zustimmend und so geschah es, dass sein Herz auf die linke Waagschale gelegt wurde, während auf der rechten eine Straußenfeder lag.
Aber irgendwas war anders, irgendwas passte nicht und plötzlich fiel es Anubis auf. „Verdammt, die Waage bewegt sich nicht. Das Herz ist genauso schwer wie die Feder."
Maat wurde nervös, Hathor schaute etwas leer und Thot rutschte zufällig der Griffel aus der Hand und fiel zu Boden.
„Entzückend", sagte Maat. „Was machen wir jetzt?"
Die Mumie zuckte mit den Schultern, Anubis schaute von einem zum anderen, Hathor machte immer noch ein leeres Gesicht und Thot suchte seinen zuvor zu Boden gefallenen Griffel.
„Wir machen nichts oder schicken die Mumie auf die Suche nach Apophis. Vielleicht lockt eine frische Leiche den Wurm an?"
Die Mumie schüttelte heftig den Kopf.
„Was schlägst du dann vor? Willst du ewig da stehen und müffeln? Hinter dir warten auch noch Andere."
Die Mumie zuckte wieder mit den Schultern und vibrierte eigenartig, es sah aus als ob der Inhalt der Bandagen lachen würde.
„Großartig. Ein schleimiges Vieh was streikt, vier Götter die rum stehen, eine Suchaktion die dauern kann und jetzt noch ne lachende Mumie. Was kommt als nächstes? Maahes ohne Mähne, frisch rasiert?" Anubis schlug sich vor die Stirn.
Als ob das noch nicht reichte, tippte die Mumie Anubis plötzlich auf die linke Schulter.
Der Schakalgott drehte sich um und schaute das Gebinde schief an. „Was willst du?"
Die Mumie antwortete mit einer Art von pantomimischer Einlage. Sie deutete auf ihn, dann auf sich und dann auf sein Herz und nach oben.
Anubis verstand langsam, aber er verstand was der Inhalt der Binden wollte. „Ah ja, du willst dein Herz wieder haben und mit mir an die Oberfläche?"
Die Mumie nickte und hüpfte etwas vor Freude.
Der Schakal sah Maat, Hathor und Thot an. Letzterem fiel sicherheitshalber wieder der Griffel zu Boden, somit war er elegant aus der Schusslinie getaucht. Hathor schaute noch leerer als zuvor und schien innerlich sich ein Lied zu trällern. Lediglich Maat nahm diese absurde Idee zum Anlass verstört zu wirken.
„So eine verwegene Idee hatte ich noch nie gehört und das will was heißen. Das grenzt an Dreistigkeit die ihres Gleichen sucht."
Die Mumie ließ die Schultern hängen und stand wieder still neben der Waage.
Anubis setzte sich auf seinen Stuhl, stellte den Uräus-Stab zur Seite und kratzte sich genüsslich am Hintern.
„Na toll der Herr macht es sich bequem. Und was machen wir jetzt?", fragte Hathor.
„Macht was ihr wollt. Ich warte jetzt, habe dank der Mumie Gesellschaft, kann mit ihm Seneth spielen und etwas ausruhen."
So machten sich Hathor und Maat in ihre normalen Gefilde auf und ließen Anubis nebst Binden-Hassan allein.
- Achja, ich vergaß zu erwähnen, dass der mumifizierte Arbeiter zu Lebzeiten Hassan hieß und seine stete Bezeichnung als Mumie alle Anwesenden ermüden dürfte, was mich aber nicht davon abhalten wird. -
Sachmet schritt derweil frohen Mutes quer durch die Wüste, auf der Suche nach Seth. Der Sand brannte unter ihren Pfoten und nach der Düne Nummer 12 ½ wurde sie einer Oase ansichtig.
„Mich deucht, ich kann den Wolf schon riechen", sagte sie zu sich selbst und steuerte direkt auf die Oase zu.
Derweil unterhielt sich Anubis mit Hassan dem Bandagenfreund.
„Was hast du alles schönes gemacht?", fragte er.
Logischerweise konnte die Mumie nicht antworten, bar jeder Zunge und des Mundes.
„Ach verdammt, nicht mal reden kann man mit dir. Hast du an den Pyramiden gearbeitet?"
Die Mumie nickte leicht.
„Ah, sehr gut. Vorarbeiter, Zimmermann oder Vorbereiter?"
Die Mumie zuckte dreimal mit der rechten Schulter.
„Ah, Vorbereiter. Statik?"
Hassan nickte heftig.
„Sehr schön. Eine gute und verantwortungsvolle Aufgabe. Wenn ich mal einen Tempel brauche, dann hole ich dich aus deinem Grab", witzelte Anubis.
Hassan gab ein ersticktes „Ihhhhh", von sich.
Der Schakal fing an zu lachen. „Keine Sorge, dein Sakopharg ist deine Ruhestätte und bleibt geheiligt."
Die Mumie seufzte sichtlich erleichtert.
Sachmet näherte sich der Oase und tatsächlich saß dort Seth und sonnte seinen Pelz.
„Ist das nicht etwas warm auf Dauer?", fragte sie.
Seth sprang auf, musterte die Löwin und schüttelte sich den Sand aus dem Fell. „Nur, wenn ich die Sonnencreme vergesse."
„Verklebt das Fell damit nicht?"
„Nein, nur wenn ich sie benutze."
Sachmet versuchte den Nutzungswitz der Sonnencreme einzuordnen und zu verstehen. Gab es aber schnell auf.
„Lass die blöden Scherze. Wir haben ein Problem."
„Ah. Daher weht der Wind und ich dachte schon du hättest zu viele Zwiebeln gegessen und währest regelrecht her gedüst."
„Werd nicht frech, Köter. Sonst gibt's Katzenkloppe."
„Okay, okay. Schieß los."
„Apophis ist verschwunden."
Zunächst stand Seth reglos da, dann schaute er sich um, dann fing er an zu lachen.
„Was ist daran so lustig?" Sachmet wurde sauer.
„Ich stelle mir gerade Anubis vor, wie er cholerisch durch die Unterwelt rennt und versucht der Flut der Mumien Herr zu werden."
„Schön, dass dir der Gedanke gefällt. Ich finde es geradezu entsetzlich."
Seth schien sich zu beruhigen und lud Sachmet ein, sich zu setzen. Die nahm an und beide hockten im Schatten einer Palme.
„Hast du schon eine Ahnung wo er eventuell sein könnte?", fragte Seth.
„Wenn ich das wüsste, wäre ich bestimmt nicht hier."
„Punkt für dich. Hast du schon einen anderen von uns gefragt?"
Sachmet schüttelte den Kopf. „Du bist der erste. Danach will ich noch Sobek fragen."
„Du weißt, dass er gerade angeln ist? Da will er nicht gestört werden."
„Ich weiß, ich weiß aber auch, dass er meist nur Krokodilweibchen angelt. Der alte Lustmolch."
„Gut. Ich werde mal einen Draht zu Ikarus herstellen. Vielleicht hat der Pegasus eine Ahnung oder sogar was gesehen. Du gehst weiter zum Nil. Dort steht eine Barke. Nimm sie und lasse dich stromabwärts treiben. Sobek sollte nicht zu verfehlen sein, bei seinem dicken Hintern."
„Ah ja und du pflegst die internationale Zusammenarbeit."
„Aber so was von."
Sachmet nickte, zeigte auf die Palme und nach oben, füllte ihre Trinkflaschen schnell noch mit frischem Brunnenwasser und setzte ihren Weg fort.
Seth richtete seinen Blick an der Palme empor und kletterte hinauf. - Daher stammt übrigens der Begriff des, jemanden auf die Palme bringen oder er ging die Palme hoch. -
Auf der Palme angekommen, schnappte sich Seth zwei Wedel und richtete sie passend aus. Zunächst hörte er nur lautes Rauschen, welches nach und nach Hufgetrappel wich.
„Ikarus? Bist du da? Seth hier."
„Hier Ikarus auf Kanal 1, Kanal gesichert. Muss ja nicht jeder hören."
„Ah, sehr gut. Wie geht es dir?"
„Ausgezeichnet, bin fit wie ein Turnschuh."
„Fein. Ich hörte schon von der neuen Kollektion eurer Siegesgöttin Nike. Ich hab da eine Frage an dich."
„Oh, eine Frage. Ich vermute mal, du willst ne Antwort."
„Nein, aber nicht doch. Wie kommst du denn auf die Idee? Ich stelle gerne Fragen, vor allem, wenn ich blöde Antworten erwarten darf, wie von dir."
„Scherzbold. Stell deine Frage."
„Hast du rein zufällig etwas von Apophis gesehen oder gehört? Nur gaaaanz zufällig."
Ikarus schwieg eine Weile.
„Bist du noch da?"
„Ja, ich überlege gerade ob es nen Sinn ergibt, wenn ich ne Vermutung äußere."
„Tu dir keinen Zwang an und lass mal hören."
„Ich sah etwas großes grünes, was einem Drachen ähnelte und es war in Begleitung unserer Hydra."
„Oh nein. Das fehlte noch."
Ikarus nickte, was natürlich für Seth nicht erkennbar war.
‚Wenn ich das Osiris erzähle, ersäuft der mich', dachte er bei sich.
„War die Antwort ausreichend und schweigst du deshalb oder gehst du innerlich schon die Reihenfolge deiner Tode durch, die dir Osiris angedeihen lassen wird?"
„So ein Quatsch. Als ob. Für Meucheln und Metzeln ist immer noch Maahes zuständig. Na ja, ein klein wenig davon liegt mir auch im Blut."
„Tja, Ehre wem Ehre gebührt. Aber mal ganz unter uns. Was hast du jetzt vor?"
„Erstmal von der Palme runter und dann Sachmet hinterher laufen. Weit sollte die Dame noch nicht sein."
Der Pegasus brauchte eine Weile um die Nachricht zu verdauen.
„Sag bitte nicht das Madame Ungemach, Lady Ich-lass-deine-Knochen-krachen, Senorita Du-kannst-mich-mal-kreuzweise auf dem Weg hierher ist?"
„Nein, sei unbesorgt. Sie ist auf dem Weg zu Sobek und der letzte Punkt an dem er gesichtet wurde liegt im tiefsten Nildelta. Bis sie da ist, bin ich dreimal bei ihr."
„Gut. Ich fliege dann in Richtung des Nildeltas. Dort sollte ich dann Sobek treffen und wohl später auch Miss Ich-zerfleische-dich-und-spucke-deine-Gedärme-ins-Mittelmeer-Sachmet."
„Okay, wir treffen uns dann dort. Ich flitze mal hinter ihr her."
„Bis denn dann, Alter."
„Nicht so frech, Jungspund."
„Tzzzzzzzzzzz"
„Du mich auch und weg."
Seth unterbrach die Verbindung und rutschte von seiner Palme, an der er genug gewedelt hatte, orientierte sich und machte sich pfeifend auf den Weg. Das Lied was er pfiff war reichlich schräg und hatte zum Inhalt, wie Sachmet sich wohl beim Sex anstellen würde und sie unter dem Schwanzansatz trocken wäre wie die Sahara, weil Maahes andere Wüstenblumen begießen würde.
So wanderte er pfeifend und trällend in eine Richtung, in der er Sachmet vermutete. Ob es tatsächlich die richtige Richtung war, das sollte sich später zeigen.
- Aber soweit sind wir in der Geschichte noch nicht. -
Maat und Hathor kamen bei Selket, der Skorpiongöttin an und klopften freundlich an die Tür. Sie begehrten Einlass, klar, sonst würden sie kaum anklopfen und freundliches Anklopfen unterscheidet sich von unfreundlichem durch den Ton. Er war sanft und nicht so unwirsch.
Jedenfalls, war Selket daheim und freute sich über den unerwarteten Besuch. „Hallo, ihr Beiden, kommt doch rein und macht es euch gemütlich."
Die beiden Göttinnen traten ein und kurze Zeit später saßen sie, umgeben von Skorpionen, wie die Drei von der Tankstelle auf dem Divan und naschten Oliven und Trauben.
Welch Mischung für den Gaumen und später den Magen, aber schwanger war keine von den Dreien.
Die Damenrunde begann typisch mit der Diskussion über das Wetter, unliebsame Stadtbewohner, angenehme Stadtbewohner, den Fortschritt beim Pyramidenbau, die Festvorbereitungen der Priesterschaften für sie und abschließend dem Knackarsch von Ramses II.
Nachdem diese Punkte penibel abgearbeitet waren, kamen sie auf Anubis, die Mumie und das Fehlen von Apophis zu sprechen. Selket war zunächst amüsiert über die Tatsache, dass der Gott des Totenreiches sich mit einer Mumie beim Senethspiel vergnügte und darauf zu warten schien, dem Ärmsten irgendwann die Bandagen zu wechseln, wenn der das Balsamierungsöl nicht mehr halten kann.
Aber im Laufe des Gespräches und des einsetzenden Kopfkinos wurde Selket nachdenklicher und beschloss ihre Skorpionarmee auszusenden und ebenfalls zu suchen.
Nicht umsonst hatte sie den Skorpionkönig um den kleinen Finger gewickelt.
Selket entschuldigte sich bei Maat und Hathor und ging ins Nebenzimmer. Sie wollte mit ihrer Skorpionarmee Kontakt aufnehmen und dort hatte sie den besten Empfang.
Sie ging ans Fenster, schnappte sich einen ihrer Skorpione der gerade im Rahmen saß, hob ihn hoch und drehte seine Scheren breitgefächert in die Luft. Den Kopf hielt sie ans rechte Ohr und den stachelbewehrten Schwanz vor den Mund, anschließend pustete sie über den Stachel.
„Ja, Vermittlung?", ertönte eine sanftseidige Stimme.
„Hallo, hier ist Selket, ich bräuchte eine direkte Verbindung zum Skokö."
„Zu wem bitte?"; säuselte die Stimme.
„Zum Skokö", wiederholte die Göttin. „Rede ich Chinesisch oder was?"
„Jetzt bitte nicht unverschämt werden, Gnädigste. Was glauben sie mit wem sie sprechen?"
„Was glauben sie wer ich bin?"
„Selket, na und? Ich bin Athene, aber spiele ich mich deswegen so auf?"
‚Die Zicke hat mir gerade noch gefehlt', dachte sich die Skorpionköpfige, antwortete aber: „Ach, Athene. Du bist es meine Teure. Wusste ja nicht, dass du heute die Vermittlung übernehmen musstest. Da gibt es bestimmt reichlich zu tun für dich."
„Ach, Selket, meine Liebe. Du glaubst gar nicht was hier los ist. Jeder will was von mir. Ich wusste gar nicht, dass ich so begehrt bin. Nun ja, egal. Was war dein Begehr noch mal?"
„Ich wollte mit dem Skorpionkönig, kurz Skokö sprechen."
„Ach ja, warum sagst du das denn nicht gleich? Was liegt denn dringendes an?"
„Das geht dich, mit Verlaub nichts an, du wirst es eh so oder so erfahren, da du die Vermittlungsdame bist."
- Soweit einstweilen zum offiziellen Gespräch, was wirklich gedacht wurde steht im anschließenden und strengstens gesicherten Absatz, auf den nur der gewogene Leser Zugriff hat. -
Selket entgleisten langsam aber sicher die Gesichtszüge. ‚Kleine Abziehbildgöttin, was bildet die sich ein. Mit ihrem Getue kann sie als Nutte gehen. Sie ist ja so gefragt. Klar von Wildebern und Eselhengsten.'
Athene ging es nicht anders. ‚Die bildet sich wohl in ihrer Wüste ein was Besonderes zu sein. Die spinnt wohl, war zu lange in der Sonne gelegen. Zu oft von ihren Skorpionen gestochen worden, die blöde Zimtzicke.'
- Soweit zur inoffiziellen Seite, jetzt wieder zur offiziellen. -
„Wenn du das sagst, meine liebe Selket. Ich verbinde", sagte Athene und verschwand aus der Leitung.
‚Möge die doch tot umfallen', dachte Athene noch. ‚Danke, gleichfalls', dachte Selket als Antwort.
- Stille Kommunikation ist doch was Feines. -
Jedenfalls, stand kurzerhand die Verbindung.
„Hallo, König", sagte die Göttin kurz und knapp zur Begrüßung.
„Na, wenn das mal nicht meine holde Göttin mit den Scheren ist? Was gibt es denn? Hast du Sehnsucht nach mir?"
„Das könnte dir so passen. Es geht um wichtige Dinge", sagte Selket ernst.
„Na, dann. Schieß los."
Selket erklärte ihm alles und er willigte ein, ein paar Hundertschaften seiner tapferen und kampferprobten Armee durch die Wüste zur Küste des Mittelmeeres zu schicken.
Damit war die Göttin sehr zufrieden und versprach ihrem König ein leckeres Abendessen bei Kerzenschein in einem noblen Restaurant in Kairo, wo man auch Skorpione als Gäste begrüßt.
Das Gespräch wurde beendet, Selket kehrte zu Maat und Hathor zurück, die drei machten sich einen ruhigen Abend und das Quatschfass Athene posaunte natürlich überall die dramatischen Neuigkeiten herum.
Wenn es schon die Finanzmärkte gegeben hätte, wären die in diesem Augenblick wohl zusammen gebrochen.
Derweil an ganz anderer Stelle.
Ramses der II. und sein Heer standen an der syrischen Grenze und diskutierten über Angriff und einfacher Grenzsicherung. Die Nacht zog sich und die Einwände und Befürwortungen nahmen an Fahrt ab und wurden immer ausgelutschter.
Ramses beschloss daraufhin sich zu einem Gebet zurückzuziehen und an Maahes zu wenden.
Maahes, war ein männlicher Löwengott und trug den bezeichnenden Nebennamen Gott des Gemetzels, welcher bei ihm Programm war. Daher sollte man im Gebet zu ihm stets achtsam sein und zur Not mit dem Schlimmsten rechnen. Daher wurde er auch selten erwähnt, was allerdings auch nicht gerade produktiv war.
Ramses verneigte sich also vor der Figur des Gottes und kniete langsam nieder.
„Was ist dein Begehr, Ramses. Sprich zu mir, zum Gott des Gemetzels, dem Anführer deines Heeres, dem Schutzgott der dich bewacht. Ich bin Maahes, der Bemähnte."
„Herr, ich bin am zweifeln, ob ich das Richtige tue, wenn ich die Assyrer angreife."
„Warum zweifelst du?"
„Ich bin zwar gottgleich auf Erden, aber ein wahrer Gott bist du. Ich werde erst ein wahrer Gott, dir gleich, wenn ich sterbe. Aber mir kommen Zweifel was den Mut meiner Armee angeht."
„Du solltest nicht zweifeln. Wenn du zweifelst, dann zweifeln auch deine Männer. Oder zweifelst du etwa auch an mir?"
„Niemals würde ich an meinem Schutzgott zweifeln."
„Damit tust du gut. Schwöre deine Männer auf eine längere Zeit an der Grenze ein. Es wird eine Belagerung werden. Die Assyrer werden die Nerven verlieren und angreifen. Ich werde sie empfangen und mit euch kämpfen."
Ramses horchte auf und dankte Maahes für die Worte des Mutes.
An wieder anderer Stelle.
Sachmet erreichte nach unzähligen Tagen quer durch die Wüste endlich das Nilufer und auch das dort befindliche Boot.
Sie ging an Bord und sah sich um. Es war einer Göttin würdig und bestach durch Einfachheit, aber auch durch eine sehr sorgfältige Ausarbeitung und Verzierung. Mittig befand sich ein kleiner Thron, welcher von einem Dach aus Palmenwedeln geschützt wurde.
„Nun gut", sagte Sachmet zu sich selbst und schaute auf den Fluss.
Sie pfiff und schlug kurz auf das Wasser. „Hey, aufwachen. Hoch mit euch. Das Boot bewegt sich nicht von allein. Liegt nicht so faul im Schlamm herum."
Im Schlamm bewegte sich etwas und verschlafen näherten sich sechs Nilkrokodile, schlängelten sich langsam dem Boot entgegen.
„Nun mal ran ihr Schlafmützen. Tante Sachmet will zu eurem Herrchen."
Die Krokodile schauten mürrisch zu ihrer Auftraggeberin hinauf, gähnten herzhaft und taten schließlich worum die Löwin sie gebeten hatte. Wobei das Wort gebeten eher eine übertrieben euphemistische Ausdrucksweise ist.
So, bewegte sich das Boot langsam in Richtung des Nildeltas.
- Selbst dem Letzten dürfte an dieser Stelle aufgefallen sein, dass wir eine weitere Persönlichkeit als vermisst zu melden haben. -
Seth war eine Düne zu früh abgebogen und damit nicht wie erwartet am Nilufer angekommen.
Er zog es vor einen kleinen Abstecher durch ein Labyrinth zu machen.
Das Labyrinth war nicht nur ein einfaches Labyrinth aus Grünzeug wie Hecken, Rasen, Blumen und anderen Bepflanzungen bestehend.
Aber mit Nichten, es handelte sich um ein besonderes Labyrinth, dessen Zugang weit unter die Erde führte. Meterhohe Mauern säumten die Wege und Irrwege und am Anfang war ein bronzener Ring in die Wand eingelassen, wobei darunter ein Knäuel aus rotem Garn am Boden lag.
Dem wölfischen Gott schwante etwas, es kam ihm irgendwie bekannt vor. Irgendwo hatte er schon mal etwas von so einem Labyrinth gehört, aber ihm wollte ums Verrecken nicht einfallen wo. So stand er da, überlegte und verfluchte den Augenblick, an dem er sich lieber mit Ikarus vergnügt hatte, als im Unterricht aufzupassen.
‚Denk nach, denk nach, du Köter.' In Gedanken versunken, knotete er das Ende des Garnknäuels an den Bronzering und ging langsam geradeaus, betrat den ersten Gang des Labyrinths.
Da fiel es ihm ein und er wollte schnell wieder raus, was ihm aber nicht gelang, denn statt des Ausgangs, der zuvor der Eingang war, sah er plötzlich sich selbst. Er sah, wie er in einem langen geradeaus führenden Gang stand. Er drehte sich mit seinem Körper langsam wieder in die Richtung in der er gehen musste und sah seine Spiegelung, wenn man es denn so nennen wollte, sich ebenfalls umdrehen, so dass sie nun Rücken zu Rücken zueinander standen. Seth ging ein paar Schritte rückwärts, aber statt gegen den Rücken seines anderen Ichs zu stoßen, ging er durch sich selbst hindurch und stand sich plötzlich selbst gegenüber. Und sein Gegenüber hatte sein Garnknäuel in der Hand. Der Gott erschrak nur kurz und ging auf seine Spiegelung zu, durch sie hindurch und nahm ihr das Knäuel wieder aus der Hand.
Nunmehr wieder mit einem roten Faden bewaffnet und dem Wissen, ihm war eingefallen wo er sich aufhielt, dass der rote Faden der Ariadne gehörte und sich irgendwo ein Ausgang befand, wenn er sich des Minotaur erwehren konnte.
„Wohl an Seth", intonierte er, „möge die Jagd nach dem Ausgang beginnen. Und nach der Antwort auf die Frage, wie ich zum Geier hier hinein geraten bin."
Wie auf Kommando erschien ein Geier neben ihm, schaute ihn scharf an und krächzte etwas. Seth stand versteinert da, starrte den Geier an und überlegte schwer, ob er etwas sagen soll oder lieber schweigt. Er zog es vor zu schweigen und der Geier verschwand wieder.
‚Hier muss ich mit Wünschen wohl sehr vorsichtig sein', dachte er, während er langsam den Gang weiter entlang schlich, das Garnknäuel sich straff spannte und er die erste Ecke erreichte, nach links abbog und in einem tempelartigen Säulenraum stand.
„Wow, sieht ja aus wie in Isis' Privatgemächern."
An den Wänden standen mehrere Sakopharge aufgereiht. Er trat an einen heran und öffnete ihn.
Der Inhalt hatte schon bessere Zeiten gesehen und beschwerte sich mit einem heftigen Armfuchteln und wüstem Gebrumme. Als Seth den Sakopharg schnell wieder schloss, um sich in Gedanken schon dem nächsten zu nähern, bemerkte er nicht, dass er der Fuchtelmumie eine Hand abtrennte.
Er ging langsam zum nächsten Granitbehälter um sich dessen Inhalt anzuschauen, aber er wurde auf halbem Wege dahin bestimmt aber freundlich an der rechten Pfote angetippt.
Er sah zu Boden und blickte auf eine bandagierte Hand, die mit den Fingern auf den Granitboden klopfte und schließlich mit dem Zeigefinger in Richtung des ersteren Sakophargs deutete.
Der Wolfsköpfige seufzte, bückte sich, hob die Hand auf, welche ihm jetzt den erhobenen Mittelfinger zeigte, daher später der Ausdruck des Stinkefingers, der roch nämlich wirklich so, ging zum Sakopharg Nummer eins und öffnete den Deckel. Er nahm die Hand und stopfte sie der Mumie, welche sich wieder protestierend erhob, direkt in den Mund, stieß sie wieder zurück und knallte den Deckel zu.
- Später würde man dieses als das Maul stopfen bezeichnen. -
Seth beschloss sich jetzt den Inhalt hinter Deckel Nummer zwei anzusehen. Die Mumie war verschlafen, drehte sich nur zur Seite und schnarchte deutlich hörbar. Also machte er den Deckel wieder zu.
Sakopharg Nummer 3 war schon wesentlich interessanter. Unter seinem Deckel befand sich keine Mumie, sondern ein Plan des Labyrinths und ein goldener Schlüssel. Er nahm alles an sich und zog es vor, die unheilige Gegend zu verlassen und seinen Weg fortzusetzen.
Unterdessen bei Anubis und seiner Mumie Hassan.
„Hast du Lust ne Runde Seneth zu spielen?", fragte der Schakalköpfige.
Hassan überlegte nicht lange und nickte zustimmend.
„Sehr gut." Anubis bot ihm seinen Stuhl an und schnappte sich den Thron von Maat, zog ihn näher an den Stuhl, auf dem die Mumie mittlerweile saß und nahm ebenfalls Platz. Er baute das Senethspiel auf und die beiden begannen sich beim Spiel zu vergnügen.
An wieder anderer Stelle des unendlichen Chaos'.
Ikarus flog über dem Mittelmeer herum und hielt Ausschau nach der Hydra und Apophis. Wenn er sie finden würde, dann könnte er sie vielleicht zur Umkehr bewegen, zumindest aber könnte der Pegasus einer unangenehmen Begegnung mit Sachmet entgehen. Einer Begegnung die an eine schöne Vergangenheit erinnerte und ein böses Ende.
Aber bisher war alles Fehlanzeige und das Meer lag ausgesprochen ruhig. Er überlegte notfalls Poseidon anzurufen, wenn er auf Sizilien einen kurzen Zwischenstopp machen würde. Sowie, die dortigen Götter ihm die Landeerlaubnis gewähren würden.
Also steuerte er frohen Mutes die Küste der Sizilianer an, in der Hoffnung, dass die Einheimischen ihm nicht gleich die Mafia schickten.
An sehr hoher Stelle stand die Kommunikation nicht mehr still.
„Wir müssen einen Weg finden um das drohende Chaos zu stoppen", rief Osiris in den Raum der kosmischen Ordnung.
„Wir? Wieso wir? Wer hat denn einen schleimigen Drache verloren? Du oder ich?", erboste sich Zeus.
„Und wo ist er hin? Ich hörte was läuten, dass er mit deiner Metaxa saufenden Hydra auf Abwegen ist. Athene ist da sehr gesprächig, wenn man ihr schmeichelt."
„Na schön. Das mit Hydra wird ein Nachspiel für sie haben."
„Gut so. Bringt uns aber kein Stück weiter. Anubis sitzt mit einer Mumie in den Katakomben, kratzt sich am Hintern und spielt mit dem Bandagierten Seneth. Apophis spielt den Verknallten und brennt durch. Sachmet schippert gerade mit einem Boot den Nil runter zu Sobek. Sobek angelt gerade im Delta nach Weibern. Seth ist Sachmet hinterher gerannt und vom Wüstensand verschluckt worden. Maat, Hathor und Selket machen einen gemütlichen Damenklatsch. Der Skorpionkönig hat zwei seiner Hundertschaften auf die Suche nach Apophis geschickt."
„Oh... das nenne ich mal einen Aufstand."
„Ja, soll ich Thot, Chnum, Maahes, Ptah auch noch schicken? Oder vielleicht Chons raus jagen? Dann kann ich den Laden hier dicht machen. Was hast du schönes anzubieten?"
Zeus überlegte.
„Athene bleibt erstmal in der Rufvermittlung. Da leistet sie hervorragende Arbeit, denn so eine fähige Tratschtante wie die bekomme ich kein zweites Mal."
Osiris konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Ich finde das nicht lustig", knurrte Zeus. „Aphrodite pflegt ihre Hügel und ihre Rosengewächse. Die werde ich mal anspitzen, dass sie zuweilen etwas über die Hänge des Hellesponts blickt. Die Hydra ist ja wie erwähnt auch verschwunden. Achja, Ikarus hat sich auch auf den Weg gemacht."
„Woher weißt du das?"
„Ganz einfach, wenn der geflügelte Gaul denkt, dass er auf Kanal 1 sicher ist, dann denkt auch nur er das."
Zeus kicherte hinterlistig.
„Gut. Aber weiter. Ikarus bewegt sich in Richtung Sizilien und sollte in Kürze dort anlanden. Poseidon könnte auch mal Ausschau halten, wenn er das nicht eh schon tut."
„Ausgezeichnet. Ich hoffe nur das Apophis und Hydra nicht das Mittelmeer verlassen und einen Abstecher sonst wo hin machen."
„Hoffentlich, aber notfalls werde ich in Asgard bei Odin anrufen und dort auf die Steine von Stonehenge klopfen."
„Mach das. Und ich versuche Anubis zu besuchen und ihn mal etwas aufzumuntern."
„Gut. Zeus, Ende."
Derweil bewegte sich der wölfische Seth etwas unsicher weiter durch das Labyrinth des Minotaur mit dem roten Faden der Ariadne bewaffnet, einem goldenen Schlüssel am Gürtel und einer Karte, die er drehen und wenden konnte wie er wollte. Er befand sich immer an der falschen Stelle. Vor allem hatte das vorsintflutartige Navigationskärtchen einen Fehler. Es zeigte an wo Seth herkam und nicht wo er hin musste. Er sah den Weg, den er gegangen war und den Weg den der Minotaurus hinter sich ließ. Also würde er ihm früher oder später in die Arme laufen und das war nicht wünschenswert. Auch ein Gott hatte seine Grenzen und Seth konnte zwar Schmerzen austeilen, er liebte es gerade zu, wenn sich Andere in Agonie wanden, aber selbst wollte er es nicht.
So ging er vorsichtig weiter und Begriff noch nicht den richtigen Kniff bei der Karte. An der nächsten Ecke bog er rechts ab und stand vor einer Wand.
‚Sackgasse', dachte er. ‚Toll.' Er schaute intensiver auf die Karte und fing an intensiver zu überlegen.
‚Also, wenn die Karte bei mir und dem Minotaur anzeigt wo wir herkommen. Wie bekomme ich die Karte dazu das Gegenteil zu tun?'
„Heureka", entfuhr es ihm. Er dreht sich nicht um und ging Rückwärts. Tatsächlich, drehten sich die Fußspuren um und zeigten jetzt den Weg den er gehen musste und den Weg, den der Taurus gehen würde um ihn zu kriegen.
So konnte man ab jetzt einen Seth beobachten der permanent rückwärts ging und ab und zu über die Schultern schaute. Er war ein schematisierter Wolfskopf auf der Karte und der Minotaur war ein Stierkopf mit langen Hörnern.
- Wesentlich später in der Zeit würde sich ein ähnliches Schema auf unzähligen Computern tummeln und Builder Dash oder Snake oder ähnlich heißen. -
Osiris rief nach Ptah und ging über die Vermittlung. Sollte Athene ruhig tratschen, dann war sie glücklich und Zeus wusste, dass er nichts unversucht lassen würde. Er schnappte sich einen Steinkauz und rief: „Vermittlung Olymp!"
„Vermittlung, Athene die göttliche am Apparat."
Osiris musste sich beherrschen um nicht laut zu lachen oder Athene wahlweise zusammen zu stauchen. Er entschied sich für den diplomatischen Weg und war die Freundlichkeit selbst, zumindest Athene nicht wieder eine ihrer Wahnvorstellungen präsentierte. Jedoch konnte sie nicht anders.
„Hallo, teure Athene, hier ist Osiris. Sei doch so reizend und verbinde mich mit Ptah."
„Oh, der ägyptische Chef höchstpersönlich. Hör mal, bei euch scheint wohl der Notstand ausgebrochen zu sein, euer Apophis ist ja ein ganz schlimmer und fummelt an Hydra rum und deine Götter machen auch was sie wollen."
Osiris nahm den Steinkauz vom Ohr, schaute auf dessen Schnabel, dann auf dessen Hintern. Nein, die Stimme von Athene kam aus dem Schnabel des Tieres und nicht aus dessen Hintern. Es hätte ja auch anders sein können, denn soviel eingebildeten Mist hatte er noch nie gehört.
Er wurde daher etwas direkter. „Ich hatte ein Ansinnen geäußert und das würde ich gerne erledigt wissen und was meine Gottgeschäfte angeht, da deucht es mich, dass diese dich nichts angehen."
Athene schluckte hörbar. „Ich werde doch mal fragen dürfen", sagte sie plötzlich sehr höflich und kleinlaut.
„Das war unhöflich junge Dame, immerhin bin ich etwas älter. Und wenn du mir das nicht glauben willst, dann schicke ich dir gerne meine Eule nach Athen. Aber erstmal muss ich dringend Ptah sprechen."
„Okay, ich verbinde."
Es knackte kurz in der Leitung und dann erfolgte Marschmusik auf altägyptische Art und Weise.
„Guten Tag, sie sind verbunden mit dem Feldapparat des Ptah, dem Gott des Militärs, der Verteidigung und der Strategie."
„Na toll, ein Quasselkasten", sagte er leise und dann schrie er in den Hintern des Kauzes, dass der sich aufblähte. „Verdammt, mach deine dämlich Marschmusik aus und geh an den Feldsprecher. Das ist ein militärischer Notfall." Eigentlich war es übertrieben ausgedrückt, aber es funktionierte.
„Hier Ptah. Sir, hier bin ich, Sir!"
„Na wie schön. Nett, dass du doch da bist."
„Ich bin immer da, wenn ich nicht gerade die Truppen abnehme und auf ihren Ausbildungsstand teste."
„Schön für dich. Aber wir haben Probleme und du musst in die Wüste."
„In die Wüste? Was habe ich dir getan? Bin ich ein Fuchs?"
„Nein, aber die Lage ist zu ernst um Scherze zu machen."
„Jawohl, mein Feldherr."
„Scherzbold. Aber zum Thema, Apophis ist verschwunden."
„Oh, das ist in der Tat etwas ganz Neues auf dem Sektor des Militärs. Was wünschest du? Soll ich die Wüste durchkämmen? Soll ich Krokodile nach ihm tauchen lassen?"
„Nein, nicht doch. Also der Reihe nach, damit du im Bilde bist. Apophis ist verschwunden. Sachmet ist auf dem Weg zu Sobek. Seth war auch auf dem Weg zu Sobek, ist aber verschwunden. Sobek ist nach Weibchen angeln. Maahes ist mit Ramses in der Wüstenei bei den Assyrern. Maat und Hathor sind bei Selket. Selket hat den Skorpionkönig überredet zwei Hundertschaften seiner Armee loszuschicken. Athene sitzt im Olymp in der Vermittlung. Zeus ist ungehalten. Ikarus schwebt in Richtung Sizilien und dann zu uns. Hydra ist bei Apophis und auch verschwunden. Aphrodite schaut zuweilen mal über den Hellespont und Poseidon übernimmt vielleicht die Unterwasserflotte."
„Oh ha, das hört sich nach einen Fall für Ptah an."
„Genau. Schau, dass du Maahes ablöst und Kontakt zu diesem unreifen Jungendlichen herstellst, genannt Ramses II. Ich brauche Maahes dringend bei Sobek. Wenn Seth nicht rechtzeitig bei Sobek auftaucht und Ikarus dort auf Sachmet trifft, dann gibt es Pferdelasagne."
„Hm, okay. Dann werde ich Maahes mal ablösen. Auch, wenn ich eher der Meinung bin, dass es Ikarus ganz Recht geschähe, wenn er von Sachmet ne Tracht Prügel beziehen würde."
„Nein. Die Sache sollte ruhen, ist ja auch schon lange her", sagte Osiris mit etwas Strenge.
„In der Ewigkeit gibt es kein schon lange her. Es existiert ewig und nicht nur für den Augenblick."
„Nun, in einem Punkt hast du Recht. Wenn ich Sachmet wäre, dann wäre ich auch sauer."
„Siehst du. Es passiert auch nicht jeden Tag, dass man erfährt, dass ein Gott einen anderen Gott mit einem Halbgott betrügt."
„Okay, lassen wir das."
„Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Maahes. Wo genau ist der?"
„Direkt an der Nordspitze zum Reich der Assyrer. Du kannst die Truppen nicht verfehlen."
„Danke. Over and out."
Osiris war sichtlich erleichtert. Wenigstens einer seiner Götter der spurte, wenn der auch einen kleinen militärischen Dachschaden hatte.
Ikarus erreichte unterdessen Siziliens Küste und landete unbehelligt. Er ging ein paar Schritte ins Landesinnere. Wobei ein paar Schritte untertrieben war, er hatte Hunger und machte sich über saftiges Grün her.
Das sollte aber sehr schnell unschöne Konsequenzen haben, zumindest für Ikarus.
Es dauerte nur wenige Minuten bis mehrere Bauern mit Mistgabeln auftauchten. Sie hatten den Hengst landen sehen und waren aufgebracht. Zwei der Bauern hatten ihre Pferde dabei.
Dem Pegasus wurde es etwas mulmig zu mute, aber er blieb stehen und schaute dem Pulk entgegen.
„Na, da bist du ja wieder. Du hellenischer Mistkerl. Was willst du diesmal? Wieder über unsere Stuten herfallen?", schrie einer der Bauern.
Ikarus stutzte, sah sich die beiden Pferde genauer an und sein Erinnerungsvermögen pellte nach und nach einige Details hervor. Hach, waren das schöne Minuten des Vergnügens und der Wollust. Wie es aussah allerdings mit den üblichen Konsequenzen. Er konnte aber auch nicht von den schönen Stuten lassen.
Die Bauern ließen jedoch erkennen, dass sie durchaus anderer Meinung waren und ihn lieber zur Rechenschaft ziehen würden, als ziehen zu lassen.
Ikarus spürte, dass er aus den Nummern nicht mehr rauskommen würde.
„Tja, da kann man es sehen, auch bei göttlichen Wesen kommt irgendwann alles zurück oder sogar sie selbst."
Ikarus schaute sich verzweifelt um und trat den einzig richtigen Weg an, den Fluchtweg, direkt ins Wasser. Aber er kam nicht weit. Poseidon erhob sich aus den Fluten und schaute recht ungehalten auf die Bauern.
„Ihr solltet eigentlich dankbar sein. Eure Stuten werden göttliche Fohlen gebären, die alle anderen Pferde übertreffen werden. Dankt man es so einem Pegasus, der eure Stuten ohne Zahlung nahm und nur um des Spaßes Willen?"
Die Bauern ließen die Mistgabeln fallen und einer fing an zu stammeln. „Nun ja, wenn man es so betrachtet. Sehen wir es als Freundschaftsdienst der Götter an und vergessen wir die Idee der Betonschuhe an den Hufen."
Ikarus wieherte entsetzt auf und erhob sich schnell in die Lüfte. Er sah dankend zu Poseidon, nickte kurz und verschwand in Richtung des Nildeltas.
Osiris hatte sich unterdessen auf die Socken gemacht und klopfte vorsichtig an die Sandsteintür zum Reiche der Toten und damit zum Reiche von Anubis.
Der Schakal spielte immer noch Seneth und Bandagenfan Hassan gewann eine Runde nach der anderen. Der Gott ärgerte sich schon sichtlich und da kam das Klopfen an der Hintertür gerade Recht.
Anubis erhob sich und deutet der Mumie an, dass sie sitzen bleiben soll. Er ging zur Tür und öffnete sie, wollte gerade barsch etwas sagen, aber er ließ es schnell, als er gewahrte wer sich ihm gegenüber aufgebaut hatte.
„Oh, mein Chef", sagte er an Hassan gewandt.
Die Mumie rutschte in sich zusammen und fing an zu schlottern.
„Keine Sorge, ich bin ja bei Dir."
Osiris trat ein und schaute sich um. „Wie wäre es mal wieder mit Spinnenweben entfernen?"
„Warum sollte ich das tun?"
„Damit etwas mehr Ordnung hier einzieht. Das ist ja die reinste Räuberhöhle."
„Schließ bitte nicht von deiner Ordnung auf mich", erwiderte Anubis frech.
Osiris stutzte und hob eine Augenbraue. „Ich könnte dich in die Schlangengrube werfen, aber Apophis ist ja nicht da."
„Du solltest auch nicht Andere in eine Grube werfen wollen, die du nicht ausgehoben hast."
Osiris nickte und grinste etwas. „Gut gekontert. Wie ich sehe hast du deinen Humor noch nicht verloren."
„Noch nicht. Hassan leistet mir eine gute Gesellschaft."
„Du wirst noch eine Weile ausharren müssen. Notfalls läuft es darauf hinaus, dass du bei deiner Mumie die Bandagen tauschen musst und nochmals balsamieren solltest."
„Oh, sieht es so schlimm aus?"
„Schlimmer als du denkst. Zwei Götter verschwunden und der Rest ist bis auf wenige Ausnahmen auf der Suche nach dem Lindwurm. Zeus hat auch schon seine Götter scharf gemacht und notfalls müssen wir die Asgards noch mit ins Boot holen und wenn die Kelten auch noch was vermelden wollen, dann können wir nur noch zu den Göttern beten."
„Du vergisst, wir sind Götter und sich selbst anzubeten stinkt nach Eigenlob."
„Ich glaube, eher stinkt deine Mumie."
Hassan wurde starr vor Schreck und gab wieder das „Ihhhhhhhhhhh" von sich.
„Hat der was?", fragte Osiris besorgt.
„Nein, nein. Ihm gefällt nur dein Gedankengang nicht."
„Ach so. Damit muss er halt leben. - Ach ne. Das geht ja nicht mehr. Er ist ja schon tot. Hm, was macht man mit einer toten Mumie, die nicht leben kann, aber auch nicht richtig sterben?"
Osiris stand vor einem Problem, dass er nicht kannte.
Anubis überlegte lange hin und her. „Wir könnten seine Seele einfach zu dir schicken, ich glaube, er war ne ehrliche Haut und den Rest übernehme ich. Wie immer, Klappe zu und tot."
Osiris schien tatsächlich zu überlegen und schüttelte den Kopf. „Wenn wir noch eine Chance haben und die haben wir, nutzen wir sie. Ansonsten komme ich über kurz oder lang auf deine Idee zurück."
„Das solltest du. In Ägypten wird fleißig weiter gestorben und wenn das Gemetzel mit Maahes bei den Assyrern anfängt beginnt bei mir die Hochsaison."
„Stimmt schon, aber den Zahn ziehe ich dir erstmal. Das wird dauern, denn ich habe Ptah zur Ablösung in die Wüste geschickt und Maahes wird sich auf die Pfoten ins Nildelta machen, zu Sobek und Sachmet um Ikarus aus den Pranken von Sachmet zu befreien."
„Oh ha, der arme Pegasus. Der tut mir aber so was von Leid. Schade, dass sein Herz nicht auf meiner Waage landen wird."
„Du bist ja richtig gemein. Diese Ader kenne ich gar nicht an dir."
„Selbst du lernst nie aus. Und jetzt würde ich gerne Seneth weiter spielen. Ich verliere zwar nur ungern, aber vielleicht habe ich sogar eine masochistische Ader an mir. Wer umgibt sich auch schon gerne mit Mumien?"
Osiris grinste und Bandagen-Hassan fing an zu vibrieren. Er lachte mal wieder.
„Ich bin dann wieder weg, bis später."
„Ja, bis dann."
Anubis setzte sich wieder zu seiner persönlichen und liebgewonnen Mumie und spielte weiter Seneth.
Sachmet schipperte derweil mit Krokoantrieb weiter den Nil hinab und betrachtete die Landschaft, die Fellachen die auf den Überschwämmungsäckern die Ernte einbrachten und wusste dabei, dass sie unsichtbar war. Als Gott konnte man nicht gesehen werden, es sei denn man wollte es oder wechselte in eine andere Gestalt, wie die eines Tieres. Das aber war eine andere Sache und eher den griechischen Göttern vorbehalten, natürlich mit den entsprechenden Konsequenzen. Vor allem Zeus tat sich da hervor. - Und da genannter Gott den Vogelgestalten sehr anhänglich war, wurde später wohl von einigen Leuten der irdischen Sphäre, der dem Wortstamm abgeleitete Begriff geprägt. -
Poseidon schaute die Bauern nochmals scharf an und versank im Meer. Er setzte so schnell er konnte Ikarus hinterher und überholte ihn kurze Zeit später.
Der Gott der Fluten erhob sich unmittelbar als nasse Wand vor dem Pegasus, der gerade noch rechtzeitig abbremsen konnte.
„Huch, kannst du mich erschrecken", rief Ikarus.
„Ich weiß. Das tue ich gern."
„Und warum bin gerade ich dein Ziel und keine kleine Nymphe?"
„Werd mal nicht gleich frech! Mit nassen Flügeln kannst auch du nicht fliegen."
„Okay. Was willst du?", fragte Ikarus kurz.
„Du hast es wohl sehr eilig?", merkte Poseidon an.
„Kann man so sagen."
„Wohin so schnell des Weges?"
„Och, nicht weit. Ist nur ein Katzensprung", sagte der Pegasus gedankenverloren und bereute es sofort.
„Aha! Ein kleiner Abstecher nach Ägypten?"
„Ja". Ikarus wirkte sichtlich genervt.
„Schönes Land. Macht sich gut auf einem Faltpapyrus. Das Land der Götter, Mythen und Mysterien."
„Nein, das ist schon das neugebildete griechischen Parlament."
„Oh, stimmt. Wie wäre es dann damit? Ich wünscht' ich wär' in Ägypten. Fliegen sie mit Ikarus-Reisen."
„Hahaha und bestellt wird über Isis-Tours, Abwicklung über Olympia-Aero."
„Aber mal im Ernst. Was willst du in Ägypten? Alte Feindschaften erneuern?"
„Was bitte? Nein. Aber nicht doch. Ich treffe mich mit Seth."
„Oh, daher weht der Wind. Alte Freundschaft."
„Genau."
„Und täglich grüßt das Wolfsgetier, hmmmm?"
„Was soll diese Bemerkung?"
„Egal. Ist aber schade für dich, denn der gute Seth ist leider verschwunden."
„WAS?", Ikarus' Stimme entglitt kurz, aber deutlich hörbar in einen guten Sopran.
„Tja. Der liebe Zeus sagte es mir und der weiß es von Osiris. Dem verschwinden so nach und nach alle Götter."
„Merde. Trotzdem muss ich hin, wenigstens zu Sobek."
„Hmmmmm", murmelte Poseidon.
„Apophis und Hydra sind durchgebrannt."
„Ich weiß. Ich weiß sogar wo sie sind."
„Was? Wo sind sie? Sag es mir, schnell."
„Seh' ich so bescheuert aus, als dass ich es dir verraten würde?"
„Nein, nur wässrig."
Poseidon schaute despektierlich ob dieser Bemerkung drein.
„Na, dann flieg mal weiter und grüß mir die Löwen."
„Wieso DIE Löwen? Es geht ja nur um Sachmet."
„Nur Sachmet? Die sollte ausreichend sein. Reicht schon in ihrem Häcksler zu landen."
„Wen erwartest du denn noch, wenn es um noch mehr Löwen geht?"
„Denk nach und flieg weiter. Flugwind soll gut fürs Hirn sein", sagte Poseidon noch und tauchte ab.
Ikarus verstand nichts und zog weiter.
Sobek derweil, angelte. Er hatte schon einige Fische gefangen und verspeist und einige Krokodildamen geangelt und vernascht. Jetzt lag er am Ufer und sonnte sich im Schlamm liegend.
- Später wird das in normalen Kreisen als Schlammpackung bezeichnet und wenn es richtig ins Geld geht zum Fango erhoben. Im Prinzip bleibt es das Gleiche. -
Sachmet erreichte endlich das Delta und das Boot schlug den rechten Mündungsarm ein. Von weitem erkannte sie die doch recht üppige Echse und grinste kätzisch.
Ptah war unterdessen mit Sturmgepäck und Marschmusik seiner eigenen Kapelle durch die Wüste gezogen und traf zielsicher auf Maahes.
Der sah den Militärgeschädigten noch nicht, aber er hörte ihn schon von weitem, grollte leise und knirschte mit den Zähnen. ‚Was will der denn hier?', dachte er dabei.
Sobek ahnte noch nichts von seinem bevorstehenden Glück und lag faul im Schlamm, als ihm plötzlich jemand fest in den Hintern trat.
Er schnellte empört hoch.
„Na, mein Dickerchen. Was liegst du hier so faul rum?"
Der Krokodilgott schaute blinzelnd und erkannte Sachmet. „Ach ne. Miss Zickenterror persönlich."
„Ich zicke dir gleich was."
„Schon gut, schon gut. Was willst du von mir?"
„Apophis ist verschwunden."
„Und was habe ich damit zu tun?"
„Osiris schickt mich. Du mögest doch bitte ein paar deiner Krokodile ausschwärmen lassen um ihn zu suchen."
Sobek schaute sie durchdringend an und schwieg.
„Keine Antwort ist auch eine Antwort, aber in diesem Moment nicht die richtige."
„Und du glaubst, ich schicke meine Süßen in salzige Gewässer? Ihr scheint wohl alle zu spinnen. Habt ihr keinen anderen Deppen gefunden?"
„Nein. Würde ich sonst hier stehen und dich gerade fragen?"
„Und mit einer solchen Bemerkung willst du mich überreden beim suchen zu helfen? Ein Wunder das überhaupt jemand mit dir redet."
„So stelle ich es mir vor und mit mir reden schon noch genug. Aber danke der Nachfrage."
„Du bist echt unverbesserlich, wirklich."
„Also. Hörst du mir jetzt zu oder schaltest du weiter auf Durchzug?"
„Würde ich dir antworten, wenn ich es weiter täte?"
„Bestimmt nicht. Kannst du da was drehen oder wie schaut's aus?"
„Ja, bis ans Deltaende, viel weiter geht's nicht."
„Okay, wenigstens etwas."
„Sobek schaute nachdenklich auf den Schlamm, dann kurz zu Sachmet, dann auf den Himmel. So stand er eine Weile da und knurrte plötzlich. „Der hat mir gerade noch zu meinem Glück gefehlt.", sagte er.
„Wer?", fragte Sachmet und folgte dem Blick Sobeks.
Sie stutzte. „Der scheint wohl auf Schmerzen gestriegelt zu sein", murmelte sie voller Tatendrang.
„Halt deine Zähne und Krallen unter Kontrolle. Der hat was vor und ich will wissen was."
Sachmet seufzte und winkte ab.
Maahes stand da wie ein Fels in der Brandung und schaute über die Wüste. Seine Mähne wurde durch den Wind zerzaust und seine beiden schweren Schwerter hielt er fest in den Händen. Er war das Bild eines Löwengottes schlechthin.
Wenig später erschien Ptah vor ihm und machte seine Musik aus bevor es Maahes tat und seine Kapelle filetieren würde.
So verschwanden Alle und nur die beiden Götter blieben übrig.
„Was willst du hier?", fragte der Mähnige genervt.
„Grüße Großer. Osiris schickt mich zur Ablösung."
„Ablösung?"
„Genau. Was geht so ab an der Front?"
„Du hast echt ein Ding an der Klatsche."
„Ich weiß, Alter. Bin sogar Stolz drauf. Und wenn ich du wäre, ginge ich mal zum Barbier, ein schöner militärischer Kurzhaarschnitt wäre das Richtige für dich. Aber sag an. Gibt es schon Erfolge im Felde?"
„Wir belagern die Grenze, mehr nicht."
„Belagern? Du und belagern? Wie langweilig. Schon einen Assyrer gesehen?"
„Die Truppen von Ramses sahen wohl welche, hörte ich munkeln."
„Gut, dann übernehme ich ab jetzt. Du sollst ins Nildelta."
„Was soll ich da?"
„Du möchtest deine Sachmet im Zaume halten."
„Was macht die im Delta? Die ist wasserscheu."
„Osiris hat sie hingeschickt um Sobek zu überreden uns bei der Suche nach Apophis zu helfen."
„Welchen Apophis?", fragte Maahes gelangweilt. „Den irdischen Hethiterfürsten Apophis oder den schleimigen Drache aus der Schlangengrube, der auch noch von den Menschen als Gottheit angesehen wird?"
„Das Gewürm, es ist verschwunden. Und leider hat sich ein gewisser Freund von Sachmet entschlossen auch bei Sobek zu erscheinen und bei der Suche helfen zu wollen."
Der Löwenköpfige schaute Ptah schief an, verzog das Gesicht. „Oh, nein. Das fliegende Pferdefrikasse."
„Genau das."
„Sachmet wird sich freuen."
„Oder sie hatte schon ihren Spaß."
„Gut. Ich mache mich auf den Weg und bin hoffentlich schnell genug um das Ärgste zu verhindern."
„Gut. Bis dann."
„Bis dann."
Ptah schaute in Richtung der Grenze und Maahes rannte los.
Die einzigen Beiden die bisher zu kurz kamen sind diejenigen um die sich das ganze Chaos entwickelt hat, nämlich Apophis und Hydra.
Aus der Geschichte wissen wir das Hydra weiblich ist, drachenartig, schwimmen und fliegen kann. Apophis von göttlicher Seite her ist ebenfalls Drache, naja, man kann ihn so bezeichnen, wenn man etwas von seiner schmierigen Gestalt aus der Schlangengrube absieht. Immerhin entsorgt er die Körper derjenigen, deren Herzen auf der Waage der Gerechtigkeit durchgefallen und damit schwerer als die Straußenfeder waren. Daher klappte es ohne ihn nicht mit dem wägen und ein aktuelles Resultat seiner Abwesenheit sitzt bei Anubis und spielt Seneth.
Egal wie, jedenfalls hat sich die griechische Hydra in den ägyptischen Apophis verknallt und beide ziehen durch das Mittelmeer ihres Wegs. Ab und zu zeigen sie sich, aber bleiben die meiste Zeit unsichtbar. Die letzte vage Sichtung zeigte besorgniserregend an, dass sie sich einer Enge zwischen Mittelmeer und Pazifik nähern.
Der gute Seth folgte der vorgegebenen Spur auf der Karte, natürlich im Rückwärtsgang. So durchschritt er nachfolgend im Stundentakt einen grünen Raum mit hohen Säulen und offenen, leeren Sakophargen, dann einen roten Raum mit blauen Vorhängen an den Wänden. Schließlich kam er in einen ockerfarbenen Raum mit zahllosen Hieroglyphen an den Wänden. Manche waren in die Wände gemeißelt, Andere sahen aus als wären sie hervor stehend und flimmernd. Seth blieb stehen, schaute auf die Karte und packte sie einstweilen weg. Er wollte sich die Glyphen mal genauer ansehen, vor allem die flimmernden. So drehte er sich im Raum von links nach rechts und umgekehrt und ging schließlich zur ersten Wand, trat näher an das Horusauge und sah es scharf an.
Nun. Er allein sah das Auge scharf an, aber er merkte sehr schnell, dass das Auge ihn ebenfalls scharf ansah.
- Heute würde man salopp sagen, beide warfen ein Auge drauf oder sie fassten das Geschehen mal ins Auge. -
Ein Auge starrte das andere an und beide warteten auf eine Reaktion. Die kam von Seth. Der zuckte zurück, fiepte kurz auf und trat einen Schritt zurück. Das Auge folgte seiner Bewegung und trat fünffach aus der Hieroglyphe hervor und umschwebte seinen Kopf. Der Wolfsköpfige fuchtelte mit den Armen, um sich der schwirrenden Augen zu erwehren, aber wenn er dachte das war es schon, dann hatte er sich aber geirrt. So nach und nach schwirrten und summten noch mehr Glyphen aus den Wänden hervor und um ihn herum. Er schaute sich um und fühlte sich wie in einem Bienenschwarm. Horusaugen, anchs, djeds, udjats, djebas, Falken selbst, inpus, Sachmets trieben in dem Gerangel ihr Unwesen.
Er fing an zu schielen und rannte schreiend aus dem Raum, rannte weiter, merkte nicht mal, dass die Hieroglyphen ihm nicht folgten.
Die Glyphen hatten ihren Spaß, schauten sich an und zuckten mit den nicht vorhandenen Schultern. Jedenfalls hatten sie erreicht was sie wollten und Seth sollte es schnell merken, als er plötzlich im vollen Lauf gegen etwas stieß. Er fiel, rieb sich den Kopf und schaute auf zwei riesige Hufe.
So saß er einige Zeit, starrte auf die Hufe und hörte ein Schnauben von sehr viel weiter oben. Langsam hob er sein Haupt und sein Blick wanderte über muskulöse Beine, Lenden, einen muskulösen Torso und dann schaute er direkt in das Gesicht. Perfekt! Er hatte den Minotaur gefunden oder vielmehr der ihn und der war nicht freundlich gesonnen.
Wie von der Tarantel gestochen sprang Seth auf und rannte in die Richtung aus der er kam; die Kammer mit den Hieroglyphen war harmloser.
Schreiend rannte er um sein Leben, der Minotaur rannte schreiend hinter ihm her.
Die Hieroglyphen in der ockerfarbenen Kammer sahen den wolfsköpfigen Gott angerannt kommen, traten in gebündelter Form an, freuten sich schon Seth wieder zu verwirren. Allein bei der Vorfreude blieb es, denn der rannte laut schreiend und ohne sie eines Blickes zu würdigen, durch sie hindurch und auf der anderen Seite der Kammer in den dahinter liegenden Gang hinein. Die Glyphen schauten sich staunend an, als sie ein weiteres Geschrei hörten, was sich allerdings tiefer anhörte und nicht so panisch wie bei Seth war, sondern eher wie...
... die Hieroglyphen wurden des Minotaur ansichtig, schrien in Panik auf und flüchteten ebenfalls aus dem Raum und hinter Seth hinterher, gefolgt vom Minotaur.
Die Glyphen waren etwas schneller als Seth, holten ihn aber nicht ein. Er musste in einer Sackgasse stoppen und rannte wieder zurück, traf auf die Glyphen die in ihrer Flucht von links kamen, entschloss sich daher nach rechts zu flüchten. Leider hatte der Minotaur einen Quergang genommen und stand plötzlich vor Seth, der sich aber in seiner Flucht vor den Glyphen, von dem nicht beeindrucken ließ und an ihm vorbei rannte. Der Minotaur stand verdutzt da als der schreiende Gott an ihm vorbeistürmte, schaute dem hinterher, drehte sich wieder um, sah die Hieroglyphenwolke auf sich zurasen, schrie auf und rannte nun seinerseits in Flucht vor den Glyphen hinter Seth her und vor den Glyphen weg, während Seth vor den Glyphen flüchtete und der Minotaur ihm auch noch auf den Fersen war. Die Glyphen selbst wussten nicht warum sie noch schreiend hinter zwei Gestalten her jagten, aber es machte wenigstens Spaß und das Labyrinth erfüllte seinen Zweck.
Ikarus setzte derweil zur Landung an und als er den Boden berührte schaute er in eine neutrale Miene und eine finstere. Wem welche der Mienen gehörte brauche ich wohl nicht zu erklären, nur soviel sei zur Lösung des Rätsels beigetragen, die neutrale gehörte nicht Sachmet.
„Du hast ja Nerven", rief Sobek von weitem.
Der Pegasus schüttelte den Kopf und trabte näher. Blieb direkt vor den beiden Göttern stehen.
Sachmet beherrschte sich schwer und knirschte mit den Zähnen.
„Hallo, ihr zwei. Ich wollte mal schauen wie es Seth geht, aber der ist angeblich verschollen", begann Ikarus.
Sachmet schaute noch finsterer. „Was ist der?"
„Laut Poseidon und der weiß es von Zeus und der wieder von Osiris, ist Seth wohl vom Erdboden verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht."
„Super", Sachmet wirkte jetzt echt angenagt wie alte Knochen.
„Dafür bringe ich auch gute Nachrichten. Ich bin da und Poseidon hält auch Ausschau und meinte, dass er beide gesehen hat."
„Das Letztere ist gut, das Erstere wird sich noch zeigen", knurrte die Löwenköpfige.
„Ich dachte, dass das jetzt nicht so wichtig wäre", zeigte sich Ikarus erstaunt.
„Es ist immer noch wichtig."
„Und warum?"
„Weil es nicht jeden Tag passiert, dass mir, Sachmet, ein Verehrer, in diesem Fall Seth, von einem Halbgott, einem Pegasus ausgespannt wird. Und der Köter ist so dämlich und fällt auch noch auf dich rein."
Ikarus schaute gelangweilt drein. „Du verlierst nicht gern. Was?"
Sachmet war das genug und sie brüllte auf. „Pass mal auf du Etwas! Nur weil du ein Herm bist, heißt das nicht, dass du einer Göttin einen Gott klauen kannst. Treib dich auf deinen Wiesen rum und mit deines Gleichen."
„Tja... ich kann halt mit allem dienen", kommentierte der Pegasus.
Sachmet war drauf und dran sich auf das Zwitterpferd zu stürzen. „Das wirst du bezahlen, dich mit mir anzulegen."
Sobek schrie laut und ging dazwischen. „Seid ihr beide bescheuert? Das ist nicht der richtige Ort und nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Wir haben andere Probleme und die sind wesentlich wichtiger als euer Blödsinn."
Die Beiden sahen Sobek erschrocken an und ließen von ihrem Zwist ab. So aufgebracht hatte den Krokodilgott noch keiner der Beiden erlebt.
„So und bevor ich mich wirklich aufrege, fährst du die Krallen ein und findest dich damit ab, dass es Dinge gibt die halt so sind wie sie sind und du mein Freundchen", er wandte sich an Ikarus, „lass es dir eine Lehre sein. Auch wenn du hermaphrodit bist, heißt es noch lange nicht, dass du dir nehmen kannst was du willst. Siehst ja wo das hinführt."
Die Nilgottheit wandte sich seinen Echsen zu. „Ihr wisst was zu tun ist. Schwimmt das Delta runter und schaut euch um. Vielleicht trefft ihr am Ende des Deltas auf Poseidon, wenn wir Glück haben, erfahren wir wo Apophis und diese Hydra hin sind. Wäre doch gelacht, wenn wir das Kind nicht geschaukelt kriegen."
So beobachteten Sobek, Sachmet und Ikarus wir dutzende Krokodile den Schlamm verließen und sich in Richtung des Mittelmeers aufmachten.
Zu diesem Zeitpunkt im Labyrinth.
Seth rannte immer noch, schreiend und mit aufgerissenen Augen, durch die Gänge, Räume und Kammern, auf der Flucht vor den Hieroglyphen. Dahinter der Minotaurus, der Seth nicht wirklich verfolgte, wohl aber ebenso schreiend durch die Gänge, Räume und Kammern fegte als wäre Apophis hinter ihm her. Auch er war auf der Flucht vor den Hieroglyphen und letztendlich kamen die Hieroglyphen, ebenfalls schreiend, aber verfolgend.
Seth schien in der Flucht keinen Sinn mehr zu sehen und bog links ab, versteckte sich in einer Nische. Sekunden später raste der Minotaur an ihm vorbei, blieb kurz stehen und versteckte sich in einer Nische auf der anderen Seite, schräg gegenüber. So entging beiden die Anwesenheit des Anderen. Die Hieroglyphen schossen heran, fegten durch den Gang und verschwanden lautstark hinter der nächsten Biegung.
Minotaurus und Seth schauten aus ihren Verstecken, traten in den Gang und schauten sich um. Sie sahen sich an, grüßten sich kurz, aber erleichtert und verharrten plötzlich in der Bewegung. Langsam, aber sehr langsam drehten sie ihre Köpfe zueinander, sahen sich wieder an und erstarrten.
„Lass den Quatsch und uns heim gehen. Sehen wir lieber zu, dass wir den Hieroglyphen nicht wieder über den Weg laufen", sagte Seth.
Der Taurus überlegte kurz und reichte Seth die Hand. So schlugen sich Beide Stück für Stück durch die Gänge. Seth holte seine Navi-Karte hervor, lief Rückwärts um den richtigen Weg zum Ausgang zu finden und der Minotaur drehte ihm den Rücken zu und ging somit Vorwärts, nur für den Fall, dass die verrückten Schriftzeichen wieder ihre Wege kreuzen sollten.
Ptah stand derweil anstatt Maahes in der Wüste und schaute auf die Grenze zum Feind. ‚Naja, wenigstens ist es schön ruhig', dachte er bei sich und setzte sich auf eine der Dünen und genoss die Sonne. Im Hintergrund klapperten die Truppen von Ramses II. mit ihrem Kochgeschirr und es begann köstlich nach sonnengebackenem Fladenbrot und Hirse zu duften und es kam eine leichte Brise vom kalten Wasser herüber geweht.
- Jahrtausende später würde man das Prinzip des Fladenbrots für den menschlichen Körper nutzbar machen und es Solarium nennen. -
Maahes marschierte unterdessen in Mission Rette den Pegasus vor Sachmet durch die Wüste und erreichte endlich das Nildelta. Von weitem erspähte er schon das Drama, als er nicht nur Sobek, sondern auch Sachmet und direkt daneben Ikarus erkannte.
Er begann zu rennen so schnell er konnte. Wedelte von weitem mit den Armen und Schwertern.
Das erregte glücklicherweise die Aufmerksamkeit aller und sie schauten gebannt in die Richtung des Schwertwedlers.
Als Sachmet die flatternde Mähne erkannte, rollte sie mit den Augen. „Was will der Kerl jetzt hier? Ich bin noch nicht fertig mit meiner Arbeit", knurrte sie leise.
Ikarus hingegen hörte jetzt die Glocken läuten, genauer gesagt die der Freiheit, denn die lagen in Sachmets Pranke, die sich hinter Sobeks Rücken zwischen den Hinterläufen des Pegasus' zu schaffen gemacht hatte, um sie, wenn es nach ihrem Willen ginge, schnell und schmerzhaft zu entfernen.
Der Hengst schnaubte ängstlich und hoffte, dass der Löwe sich eilen würde, bevor er unersetzliche Teile verliert.
Sachmet hielt an ihrem Gedanken und mit ihrer Pranke aber fest.
Maahes kam näher, fuchtelte mit den Schwertern und wirkte furchteinflößend.
Sobek sah ebenfalls zu ihm hinüber und fing an zu kichern. „Scheint so als ob Ikarus jetzt alles verliert."
Der Pegasus zuckte zusammen und fand das nicht lustig und wähnte sich schon als Hackbraten enden, aber etwas ganz anderes geschah, als Maahes endlich vor ihnen stand.
„Sachmet. Lass den Verrückten los. Das ist es nicht wert. Es geht doch eh nur um verletzten falschen Stolz", sagte der Löwengott sanftmütig.
Die Löwin ließ langsam von ihrem Wunschdenken ab und den Pegasus damit in die ersehnte Freiheit.
„Na, alles noch dran?", fragte der Bemähnte den Hengst.
Der nickte nur und schwieg ängstlich.
„Eins muss ich dir aber lassen. Mut hast du nicht, aber mehr Glück als Verstand und irgendwann sind die Dinger ab."
Maahes wandte sich wieder an Sachmet. „Ich hörte das Apophis und Seth verschwunden sind."
Sachmet nickte kurz. „Ja, sind sie. Wobei das von Seth hörte ich von der fliegenden Lasagne. Wegen Apophis bin ich ja hier. Aber mal abgesehen davon. Was treibt dich hierher? Hattest du nicht einen Date mit Ramses II?"
„Ich wurde von Ptah abgelöst."
„Von Ptah? Ohje, der arme Ramses. Hoffentlich hat der am Ende nicht auch was an der Pfanne kleben wie der."
„Solange der nicht gerade seine Marschmusik über die Truppen hereinbrechen lässt ist alles im grünen Bereich. Ein Gespräch mit Ptah wird ihm allerdings nicht erspart bleiben. Wobei, so wie ich Ptah kenne, wird die traute Gebetszweisamkeit auf sich warten lassen."
„Das bleibt ihm zu wünschen."
„So jetzt unterrichtet mich aber mal. Was habt ihr bisher erreicht?", fragte Maahes mittlerweile entspannter.
„Nun ja", fing Ikarus an. „Seth scheidet ja aus. Der sollte hier sein, ist aber nicht erschienen. Sobek hat gerade mehrere Krokodile los geschickt und ich sprach mit Poseidon. Der hat Hydra und Apophis wohl gesichtet, will mir aber nicht sagen wo."
„Na toll. Die hellenischen Götter machen mal wieder auf Geheimnis", seufzte Maahes.
„Tja, somit stehen wir rum und schauen uns schief an", sagte Sobek.
*
Apophis und seine geliebte Hydra erreichten unterdessen die Meeresenge von Gibraltar und zogen es vor ein kleines Päuschen einzulegen.
Später wird diese Meeresenge aufgrund der Verkehrzunahme, egal ob über Wasser oder darunter, lapidar Straße genannt, auch wenn man keinen Asphalt sieht. Manchmal riecht es ansatzweise jedoch danach.
Also tauchten die beiden Turteltäubchen auf und landeten zur Sicherheit auf der Seite der Landmassen an, welche sich später Spanien nennen wird und europäischen Boden bildet. Die andere Seite kannten sie schon und das wäre ja langweilig gewesen.
Sie entstiegen sie dem Wasser und überlegten einen kleinen Spaziergang zu machen.
Gesagt, getan. Erregten sie hier doch am wenigsten Aufsehen.
Apophis umgarnte seine Hydra mit Liebessprüchen par exellance. „Deine Schuppen sind heute aber besonders grün. Wie machst du das nur, immer so schön glänzend auszusehen?", sülzte er.
„Du Charmeur. Ich bin doch eh meist im Wasser und so eine Algenkur vor der Küste Kretas tut meinen Schuppen immer sehr gut", hauchte sie zurück.
„Irre. Das sollte ich mir merken und des fteren meinen Untergrund bei Anubis verlassen."
Die Hydra nickte leicht und lächelte. „Ob der dich vermisst?"
„Wer? Anubis? Mit Sicherheit. Die werden bestimmt nach mir suchen. Lediglich finden werden sie uns nicht so schnell", grinste Apophis breit.
„Na ja, wer suchet der findet. Egal was und wie schnell", gab die Hydra zu bedenken.
„Meinst du wir sind schnell genug um pünktlich zum Mittsommernachtsfest in Eire zu sein?"
- Jetzt dürfte auch den letzten Lesern aufgefallen sein, was die beiden Reptilien vor hatten. Ein Abstecher sieht anders aus und das Ziel dürfte weder Osiris noch Zeus ein Freudestrahlen entlocken. -
„Ich denke schon. Ich will auf keinen Fall das Erschrecken der Kelten verpassen. Die springen dann immer so schön schnell über das Feuer oder rennen glatt hindurch. Außerdem haben sich Nessie und der germanische Lindwurm ebenfalls angemeldet. Da dürfen wir nicht fehlen."
„Ah, hört sich nach einem Festbankett für uns an."
„Eben. So, jetzt haben wir uns aber genug gesonnt. Zuviel davon schadet den Schuppen und du willst mich doch jung und knackig haben, wenn ich auf Wales unser Gelege baue."
Apophis schloss zustimmend die Augen, öffnete sie wieder und küsste die Hydra sanft, wobei sich die Barteln der beiden umschlangen.
*
„Athene? Gib mir Zeus, schnell!", rief Aphrodite in eine der Rosen die ihr am nächsten standen, als sie sich mit der Vermittlung verbunden hatte.
„Hallo Aphroschatzi. Ich verbinde sofort", säuselte Athene zuckersüß.
„Zeus hier!", donnerte der Obergott in Richtung Akropolis.
„Hallo, Aphrodite hier. Pass auf Chef, es gibt unangenehme Neuigkeiten."
„Dann lass mal hören, Gnädigste."
„Hydra und Apophis sind in der Meeresenge von Gibraltar auf spanischer Seite an Land gegangen und wie es aussieht liegt ihr Ziel weiter im Norden."
„WAS?", Zeus war außer sich. „Das darf nicht wahr sein. Verdammt noch mal. Das wird Osiris gar nicht gefallen."
„Das ist leider die Wahrheit. Mehr kann ich auch nicht sagen", die Schönheitsgöttin blieb ruhig.
„Gut. Ich danke dir trotzdem. Bis später. Ich werde sehen was sich machen lässt."
„Ja, bis später mal. Aphrodite, Ende."
„Ende."
„Athene? Bist du noch da?", fragte Zeus sofort in Richtung des Tempels der neugierigen Göttin.
„Ja, ich bin immer noch in der Vermittlung."
„Sehr schön. Dann gib mir sofort Osiris in die Leitung. Es eilt!"
„Aber klar, ich verbinde."
„Osiris hier! Wer spricht? Ich höre."
„Hier ist Zeus. Gut das du da bist. Ich habe unangenehme Neuigkeiten."
„Wenn du mit unangenehmen Neuigkeiten kommst, dann brennt die Luft im Olymp. Aber bei mir sieht es auch nicht besser aus."
„Dann fang du an, das geht vielleicht schneller", sagte Zeus auffordernd.
„Gut. Also, Seth ist immer noch verschwunden. Sobek hat ein paar Krokodile ins Nildelta bis zur Einmündung ins Mittelmeer geschickt. Maahes ist bei Sobek im Delta angekommen, gerade noch rechtzeitig um die Entmannung deines Ikarus' durch unsere Sachmet zu verhindern. Ptah langweilt sich derweil im Wüstensand zwischen Ramses' Armee und der, der Assyrer. Die Skorpionarmee von Selket ist auf einen Zugang gestoßen der Tief unter den Wüstenboden führt, wo der her kommt weiß allein der Geier."
Plötzlich tauchte neben Osiris ein Geier auf und starrte den ägyptischen Gott an. Der Gott starrte zurück.
„Kurzen Moment bitte Zeus. Ich habe hier gleich einen kleinen Disput mit einem ungebetenen Gast. Danach bist du dran", sagte Osiris langsam und ohne dabei den Geier aus den Augen zu lassen.
„Was machst du komischer Gummiadler hier?", fragte Osiris an den Aasgeier gewandt.
Der antwortete logischerweise nicht direkt. Er kackte lediglich auf einen Punkt auf der unter ihm liegenden Karte und traf mitten in der eingezeichneten Wüste den Punkt des Zugangs zum Labyrinth.
Zeus sah sich den Fleck genauer an und seufzte, würde er sich lieber später drum kümmern.
„Einen feinen Haufen hast du gemacht. Gibt es sonst noch etwas von deiner Seite?"
Der Geier krächzte kurz und verschwand.
„So, da bin ich wieder. Dann schieß mal los", sagte Osiris an Zeus gewandt.
„Gut", fing der an, „es brennt der Baum und lichterloh. Doch sitz ich im Olymp und bin darüber heilfroh."
„Was soll der Quatsch. Sag an was wichtig ist."
„Das wird dir genauso wenig gefallen wie es mir nicht gefallen hat."
„Aha? Und das wäre?"
„Ich weiß wo unsere beiden Krösus' sind."
„Was? Das ist ja toll. Wo sind sie?"
„Warts ab. Das ist ja das Problem, es ist überhaupt nicht toll. Die beiden sind auf spanischer Seite an Land gegangen und turteln rum. Ihr genaues Ziel kennt keiner, aber es liegt garantiert viel weiter im Norden."
„Na großartig. Das bedeutet das die Spanier später bei anderen Anlanden werden, quasi als eine Art Gegenbesuch."
„Ne, das weniger. Aber ich denke, dass wir eine Konferenzschaltung brauchen."
„Hmmm ... Du meinst, dass wir die Asgard und die Kelten mit ins Boot holen müssen?"
„Genau das. Und du weißt, dass Odin nicht gerade ein netter Kerl ist, wenn es um Fremdbesuche geht. Der schickt doch gerne mal Thor aus um Anderen eins reinzuzimmern mit dem Hammer."
„Ja, Hör' mal wer da hämmert, kenn ich schon. Und Skadi wird sich bei den Kelten auch sehr dankbar äußern. Die Inselgötter versuchen gerade die piktischen Schriftzeichen zu erfinden, damit man sie später entdeckt und als Piktogramme nutzen kann", witzelte Osiris.
„Sehr lustig. Aber mal im Ernst. Was denkst du, was wir am schlauesten machen sollten?", fragte Zeus.
„Ich denke, also bin ich. Nun ja. Ich denke, wir sollten eine Konferenz einberufen und zu viert beraten, immerhin haben die Germanen den Lindwurm an der Backe und die Schotten und Kelten Nessie. Wer weiß wohin unsere beiden Liebesdrachen wollen und wenn die ne Party mit den anderen Beiden anfangen, dann wird's im Norden lustig."
„Solange sie die Nordlichter nicht zweckentfremden und Diskobeleuchtung draus machen, soll mir das Recht sein, aber wir sollten das Schlimmste verhindern und die beiden anderen Leidensgefährten informieren."
„Ja. Dann sollten wir uns mal in die Schalte begeben. Wir nehmen dafür aber den Sicherheitskanal über die kosmische Ordnung."
Da kömmt noch mehr...