Rabenschnabel

Story by greldon on SoFurry

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Schwere Regentropfen klopften monoton seit Stunden gegen die Scheibe, gelegentlich erhellte ein Blitz das Dunkel der Nacht.

Bruder Aretheus, wie Shetty offiziell genannt wurde, störte sich nicht daran. Er war in seine Korrespondenz vertieft, die sich schon seit Tagen angesammelt hatte.

Es war nun die dritte Woche, die er in dieser Burg verbrachte, als einziger Erbe seines verstorbenen Stiefvaters, zu dem er schon jahrelang keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Von dessen Ableben hatte er erst erfahren, als ihn ein Schreiben erreichte, dass er nun Eigentümer einer Burg sei, für die er selbstverständlich diverse Abgaben zu errichten habe.

Das Bild, das sich ihm geboten hatte, als er zum ersten Mal das Anwesen betreten hatte, war - gelinge gesagt - erschütternd gewesen: Von einer Burg konnte man bei dieser Ruine nur mit viel Wohlwollen sprechen. Bei der erstmaligen Begehung hatte er auch einen kurzen Blick in die Familiengruft geworfen, doch er brachte es nicht übers Herz, dort länger zu verweilen oder gar nachzusehen, ob da auch sein Stiefvater bestattet worden war - und vor allem, von wem.

Obwohl Einhörnern Magie sozusagen im Blut lag, konnte Shetty den hochgestochenen Erwartungen seines Stiefvaters und der schon lange verstorbenen Mutter niemals gerecht werden; während seiner Ausbildung zum Magier war er im Großen und Ganzen nur Mittelmaß gewesen, in den Augen seiner Eltern eine große Schande. Das war der Hauptgrund, weshalb er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Stiefvater gehabt hatte. Dieser war ein Erzmagier gewesen und er hatte Shetty stets spüren lassen, dass dieser ihm wohl niemals das Wasser reichen würde können - bis auf eine Ausnahme.

Im Bereich der Heilkünste war Shetty damals der Beste seines Jahrgangs gewesen und so hatte er schon sehr bald erkannt, dass darin seine Bestimmung liegen würde.

In der Tat hatte er, sobald er von der Erbschaft erfahren hatte, sofort den Entschluss gefasst, diese alten Gemäuer als Wirkungsstätte für Heiler einzurichten: Eine Art magisches Hospital sozusagen, das jedem Hilfebedürftigen unabhängig von Herkunft oder Spezies offen stehen würde.

Die erforderlichen Anträge hatte er bereits gestellt. Schon bald nach Abschluss seiner Magierausbildung hatte er erfahren müssen, dass selbst in den Bereichen der Zauberei ein gewisser Bürokratismus herrschte, den er bisher nur aus Erzählungen von fremden Welten, die von einer eigentümlichen Spezies namens Mensch bevölkert waren, kannte.

Die Renovierungsarbeiten waren überraschend zügig vorangeschritten, obwohl es freilich noch genügend zu tun gab.

Gerade eben hatte er eine erboste Antwort auf ein sehr unverschämtes Schreiben eines Architekten verfasst. Dieser im wahrsten Sinne des Wortes Aasgeier hatte die Stirn, einen höheren Preis für seine ohnehin nur sehr unzureichend erbrachten Leistungen zu verlangen, als vereinbart worden war.

Shetty rieb sich die Schläfen und nippte an seinem Becher mit Milch, den er vor sich stehen hatte. Der abzuarbeitende Briefestapel war mittlerweile deutlich geschrumpft.

Er griff nach dem nächsten Umschlag und seine Mine hellte sich auf, als er die etwas feine, zittrige Schrift auf dem Couvert erkannte, auch wenn offensichtlich Regentropfen die Tinte verwischt hatten und nur noch beim Absender die Buchstaben nschnabe und gwart klar zu erkennen waren.

Der Pferdegreif mit dem seidig weichen Gefieder und dem überaus elegant geschwungenen Schnabel war ihm während seiner Ausbildung auf jener berühmten Zauberakademie stets ein guter Freund gewesen und Shetty war überaus glücklich, dass der Kontakt auch über das Abschlusszeugnis hinaus bestehen geblieben war.

Überhaupt hatte das Einhorn von jeher eine sehr starke Affinität zu den gefiederten und geflügelten Geschöpfen, waren es nun Greife oder irgendwelche anthropomorphe Vögel. Vor allem ein rabenartiger Dozent hatte es ihm sehr angetan...

Shetty lehnte sich entspannt zurück, als er den Brief las. Er enthielt die üblichen Anekdoten über die Akademie. Offensichtlich waren dort alle aus dem Häuschen, weil ein junger Zauberlehrling aus dem Menschengeschlecht, dessen Markenzeichen offenbar eine Brille und vor allem eine Narbe auf der Stirn waren, sich neu immatrikuliert hatte. Wahrscheinlich würde er über diesen Burschen künftig noch mehr lesen können.

Das Einhorn leerte seinen Becher und griff nach dem letzten Brief, dann würde er sich endlich zur Ruhe begeben können.

Als er ihn öffnete, fiel ihm sofort dessen amtlicher Charakter auf.

Hochverehrter Frater Aretheus,

mit großem Interesse haben wir Ihr Anliegen zur Kenntnis genommen und freuen uns aufrichtig, Ihnen mitteilen zu können, dass wir Ihr Vorhaben, sich der Heilkunst zu verschreiben, für gut befinden. Allerdings können wir Ihnen nur dann die Zulassung erteilen, nachdem Sie die dazu erforderlichen Prüfungen erfolgreich abgelegt haben. Zu diesem Zweck wird bei Ihnen in den nächsten Tagen ein erfahrener Heilmagier erscheinen, um die Prüfung in den Fächern Heiltränke, Naturkunde, allgemeine Magie und Verwandlungsmagie abzunehmen.

Ich bitte Sie, dem Kollegen die ihm zustehende Gastfreundschaft zu erweisen.

Hochachtungsvoll,

Den Namen konnte Shetty beim besten Willen nicht entziffern, doch es war ihm klar, dass es sich um den Vorsitzenden des Magischen Rates handeln musste, bei dem er seine Zulassung als Heiler beantragt hatte; es verwundert ihn allerdings, dass man so schnell schon auf sein Anliegen reagiert hatte.

***

Verschlafen richtete sich Shetty auf. Irgendjemand läutete an der Pforte Sturm - eine Unverfrorenheit zu dieser morgendlichen Stunde. Genervt vollführte das Einhorn eine Handbewegung, aber der gewünschte Erfolg blieb aus und der penetrante Glockenton schallte weiterhin durch die gesamte Burg, wahrscheinlich würden auch die Toten in der Gruft damit aus ihrer ewigen Ruhe gerissen.

„Ich komme ja schon", knurrte Shetty und zog sich nachlässig seinen Seidenumhang über. Wer auch immer das war, er würde dem Störenfried gehörig die Leviten lesen. Zusätzlich ein kleiner Juckzauber oder etwas in der Art.

Immer noch tönte die Klingel, offensichtlich nahm diese impertinente Person den Finger gar nicht mehr vom Klingelknopf.

Vielleicht sollte ich mir gar nicht die Mühe machen zu öffnen, sondern gleich mit dem Horn durch die Holztür stoßen, dachte sich Shetty und schnaubte ungehalten, als er die Tür aufriss: „Was zum Henker..."

Erschrocken prallte er zurück. Vor ihm stand ein Geschöpf, bei dessen Anblick sein Herz zu pochen anfing.

Es handelte sich um einen anthropomorphen Raben, der Shetty beinahe um einen ganzen Kopf überragte. Seine tintenschwarzen Federn glänzten wie frisch poliertes Ebenholz im hellen Sonnenlicht und bildeten einen scharfen Kontrast zu dem frisch gestärkten, blütenweißen Hemd. Die schwarze Krawatte mit weißen Tupfen war streng gebunden und die Flügel waren sorgfältig am Rücken angelegt. Der Zwicker auf seinem Schnabel unterstrich den autoritären Eindruck. Auch die Hose war, passend zu den Federn und dem Hemd, in einem tiefen Schwarz und aus einem dünnen Stoff, wie er Shetty gänzlich unbekannt war. Dunkelgraue Augen musterten missbilligend das Einhorn von oben bis unten.

„Ihr seid Frater Aretheus? Ich komme im Auftrag des Magischen Rates, um Euch einer Prüfung zu unterziehen. Ihr könnt mich Magister Corax nennen. Wollt Ihr mich nicht hereinbitten? Und in welchem Aufzug steht Ihr eigentlich vor mir? Die Sonne steht bereits hoch am Himmel, da sollte man doch erwarten können, dass Ihr Euch bereits voller Eifer Eurem Tagwerk widmet."

„Wie? Was... Ach ja...", stammelte Shetty, der aus allen Wolken gefallen war. Hastig öffnete er die Tür vollständig, eine leichte Verbeugung andeutend.

„Bitte verzeiht, Magister Corax. Bitte tretet ein. Darf ich Euch zu einem Frühstück überreden?"

„Frühstück? Um diese Zeit?" Der Magister schüttelte den Kopf und machte sich eine Notiz auf einem Block, den er bereits gezückt hatte.

Das Einhorn schluckte. Offensichtlich machte er gerade einen äußerst schlechten Eindruck auf seinen Gast. Abgesehen davon, dass er kaum seine Augen von dem gefiederten Geschöpf nehmen konnte, so stattlich und elegant sah es aus, war es ihm aufs Höchste peinlich, in diesem Zustand seinem ehemaligen Naturkundelehrer gegenüber zu stehen. Doch seine Hoffnung, dass ihn der Prüfer nicht wiedererkennen würde, zerschlug sich, als dieser fortfuhr: „Einem Becher Wein wäre ich jedoch nicht abgeneigt, Frater Aretheus. Frater Aretheus... Wartet einen Augenblick... Ihr kommt mir so bekannt vor... Habt Ihr nicht erst vor gerade anderthalb Jahren Euren Abschluss auf der Akademie gemacht, so mit Mühe und Not?"

Shetty errötete. In der Tat hatte er just in diesem Fach besonders versagt, obwohl ihm Naturkunde eigentlich immer gelegen hatte. Am Prüfungstag waren ihm jedoch die Nerven durchgegangen und er hatte in seiner Aufregung nicht einmal mehr Bärlauch von Maiglöckchen unterscheiden können...

„Ja... und ja, ich hole gleich den Wein. Wenn Ihr bitte kurz warten würdet, ich ziehe mir nur rasch etwas anderes an."

Der Anthrorabe deutete ein Lächeln an: „Natürlich. Tu Dir keinen Zwang an, Shetty. Ich darf Dich doch so nennen, so wie in den alten Tagen? Und dann überlege Dir, wo ich mein Nachtlager aufschlagen kann. Die Prüfung wird morgen in aller Frühe beginnen und den gesamten Tag in Anspruch nehmen. Heute werde ich mit Dir noch alle Details besprechen."

Shetty nickte und eilte mit hochrotem Kopf zurück in seine Gemächer. Ein Blick auf die altmodische Standuhr am Ende eines langen Korridors verriet ihm, dass er wirklich ungebührlich lange geschlafen hatte, es war eher Nachmittag als Morgen.

Hastig wusch er sich und es gelang ihm sogar, seine widerspenstige Mähne zumindest teilweise zu bändigen. Ihm schlug das Herz bis zum Hals. Ausgerechnet Meister Corax hatte man ihm geschickt. Zwar war er in der Beurteilung von Leistungen äußerst gerecht, aber er verlangte von seinen Prüflingen stets das Äußerste. Aber das war es nicht alleine. Schon während seiner Zeit an der Zauberakademie hatte Shetty den Meistermagier bewundert und war sogar heimlich in ihn verliebt gewesen. Selbstverständlich war ihm klar, dass eine eventuelle Beziehung zwischen Lehrer und Schüler absolut undenkbar gewesen wäre, aber das hatte seinen Gefühlen damals keinen Abbruch getan. Und nun stand dieser attraktive Rabe unten in der Halle und wartete auf - den Wein.

„Der Wein!" rief Shetty aus und flitzte in die Küche. Da er selbst so gut wie gar keinen Alkohol trank, konnte er aus dem Stegreif heraus gar nicht sagen, ob er überhaupt Wein im Hause hatte, das wäre dann wirklich peinlich.

„Moment, ich komme gleich zu Euch, begebt Euch doch mal in den..." rief das Einhorn seinem wartenden Gast zu, als er an ihm vorbei in Richtung Kellertreppe rannte, da in der Küche zumindest schon mal kein Wein zu finden war.

Wohin soll ich mich begeb...?" rief ihm der Magister kopfschüttelnd nach und seufzte: „Immer noch der gleiche Chaot wie damals."

„Kann es wirklich sein, dass Du Dich in Deinem eigenen Refugium nicht zurecht findest?" fragte der Magister.

Shetty hatte tatsächlich einige Flaschen Rotwein im Keller gefunden.

„Nun ja", entgegnete er verlegen. „Ich bin ehrlich gesagt noch nicht dazu gekommen, die Burg vollständig zu erkunden. Ich konnte gerade einmal die notwendigsten Räume in Augenschein nehmen, für die Renovierungsarbeiten. Aber in den Kellergewölben habe ich mich noch nicht vollständig umgesehen. Ich weiß, dass da unten auch die Familiengruft ist, aber ich..."

„Aha", fiel der Meistermagier seinem ehemaligen Schüler mit einem Schnabelklicken ins Wort. „Dir ist der Keller schlichtweg unheimlich, darum warst Du nicht dort unten. Aber in der Akademie warst Du nicht so, wie soll ich es nennen, schreckhaft. Da hatten Du und Deine Kumpane den Kopf andauernd voller Flausen und ich kann mich gut erinnern, wie Euch immer wieder Punkte abgezogen wurden oder Ihr Strafarbeiten aufgebrummt bekommen habt, weil man Euch in irgendwelchen verbotenen Räumen und Kammern aufgegriffen hat. Und dass Du nur noch Milch trinkst, das ist mir auch neu. Und weil wir gerade dabei sind..."

Augenzwinkernd schob Corax ihm den leeren Becher zum Auffüllen hin.

Zum wiederholten Male errötete Shetty und wandte sich hastig ab, um seinem Gast nachzuschenken.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Meister Corax. Euch kann man wahrlich nichts vormachen. Wobei, das mit der Milch, das ist wegen meines Magens und..."

„Dummfug!" rief Corax lachend aus. „Ich denke einfach mal, dass Du irgendwann zu tief in den Kelch geblickt hast und jetzt einfach genug vom Alkohol hast."

Shetty entging es keineswegs, dass der Wein bei seinem ehemaligen Lehrer langsam seine Wirkung zeigte, zumal sich Corax ein wenig seine Krawatte lockerte.

„Du kannst mich übrigens so lange ich hier bin Magnus nennen. Das sollte Dir dann morgen bei der Prüfung morgen auch ein wenig Deine Hemmungen nehmen."

„Wie meint Ihr das?"

Beinahe hätte Shetty seinen Becher umgeworfen. Da saß er seinem großen, geheimen Schwarm gegenüber und dieser hatte ihm, seinem Prüfungskandidaten, so einfach das Du angeboten. Mit Sicherheit meinte er etwas anderes.

„Nun, was sollte daran nicht zu verstehen sein?" Der schwere Wein irrlichterte ein wenig in den dunklen Rabenaugen. „Ich nenne Dich Shetty und Du nennst mich Magnus. Was soll daran Besonderes sein? Glaube mir, das wird dem Schwierigkeitsgrad Deiner Prüfungsaufgaben morgen und meiner Objektivität bei der Beurteilung Deiner Fähigkeiten keinerlei Abbruch tun. Und nun möchte ich noch einmal mit Dir den Prüfungsablauf durchgehen und danach bitte ich Dich, mir meine Räumlichkeiten zu zeigen. Ich möchte mich nach der Reise baden, danach in aller Stille meditieren und mich danach zur Ruhe begeben. Auch Du solltest morgen frisch und ausgeruht sein."

Diese Worte wurden jedoch deutlich Lüge gestraft, als an diesem Abend noch ein paar weitere Weinflaschen entkorkt wurden und auch Shetty zu späterer Stunde etwas anderes als Milch in seinen Kelch goss.

***

Shetty wälzte sich in seinem Bett unruhig hin und her. Dass er nur schwerlich Schlaf finden würde, war ihm schon klar gewesen - aus diesem Grund hatte er sich auch dazu entschieden, ebenfalls ein wenig von dem Wein zu trinken, in der Hoffnung, auf diese Weise die erforderliche Bettschwere zu bekommen.

Aber die Aufregung raubte ihm den Schlaf, und das, obwohl er während seines Studiums niemals unter Prüfungsangst gelitten hatte. Jedoch war es nicht alleine die Sorge vor der bevorstehenden Prüfung, auch wenn sehr viel für ihn auf dem Spiel stand.

Sicherlich unter dem Einfluss des Alkohols war Corax immer näher an Shetty herangerückt, hatte dessen Schönheit und vor allem dessen seidig weiche Mähne gerühmt und ihn immer wieder einmal wie zufällig ganz unverbindlich berührt. Das wäre für sich genommen noch nichts Besonderes gewesen, doch als er irgendwann schließlich zärtlich flüsterte, dass er sehr viel für Shetty empfinden würde, ja immer schon eine selbstverständlich unterdrückte Schwäche für ihn hatte, da war es dem Einhorn, als würde es in eine bodenlose Tiefe stürzen. Wie in Trance hatte er seinem ehemaligen Dozenten ebenfalls seine Gefühle gestanden und nun lag Shetty wach und fragte sich immer wieder, ob er nicht eine Riesendummheit begangen hatte. Wahrscheinlich war Corax aufgrund des Weingenusses nicht mehr Herr seiner selbst gewesen, als er Shetty seine Zuneigung gestand. Oder aber er wollte nur Shettys Reaktion auf eine solche Situation testen und das Ganze war bereits ein Teil der Prüfung, ob das Einhorn für seine Heilertätigkeit überhaupt ausreichend moralisch gefestigt wäre.

Er schüttelte seinen Kopf, als ob er auf diese Weise seine Befürchtungen aus ihm herausscheuchen könnte, und unternahm einen weiteren Versuch, zumindest noch in den verbleibenden Nachtstunden ein wenig Schlaf zu bekommen. Aber beim Drachenzählen verwandelten sich die Drachen, die über ein Hindernis flatterten, immer mehr in große, schwarze Vögel, in Raben, die durch das offene Fenster hereinflatterten.

„Das wird wohl nichts mehr", seufzt Shetty und erhob sich gähnend.

Wenn er schon nicht schlafen konnte, dann würde er wenigstens die Zeit mit etwas Sinnvollem verbringen und noch ein wenig ein paar Zauberformeln und magische Sprüche, mit denen mit einiger Sicherheit in der Prüfung zu rechnen waren, wiederholen.

***

Shetty schürzte leicht seine Lippen, als er seinen eigenen Körpergeruch in die Nüstern bekam. Es war genau das eingetreten, was er just auf jeden Fall hatte vermeiden wollen: Irgendwann während seines unfreiwilligen, nächtlichen Studiums hatte ihn der Schlaf doch noch überwältigt und er war, mehr durch Zufall, gerade noch rechtzeitig aufgewacht. Wollte er nicht zu spät zur Prüfung kommen, musste er wohl oder übel auf das morgendliche Reinigungsritual verzichten, geschweige denn auf sein Frühstück.

In aller Eile konnte er noch seine Schreibutensilien, das einzige bei der Prüfung zugelassene Arbeitsmittel, an sich nehmen und jetzt stand er vor der schweren, mit einem Mal ziemlich bedrohlich wirkenden Holztür zu seinem Studierzimmer.

Einen Augenblick lang überlegte er, welcher negative Eindruck sich wohl gravierender auf das Prüfungsergebnis auswirken würde, der des ungewaschen Seins oder ein verspätetes Auftauchen. Spät, aber dafür gepflegt.

Eine innere Stimme raunte ihm zu, dass beides keinen Unterschied machte und so öffnete er, eine Rechtfertigung auf den Lippen, die Tür.

Shetty prallte erschrocken zurück.

Sein Studierzimmer war verschwunden. Stattdessen war er im Begriff, jenen Prüfungsraum zu betreten, der ihm noch so vertraut aus seiner Studentenzeit war. Eine große Kammer, vollgestellt mit altmodischen Tischen und Stühlen, alle im gleichen Abstand zu einander. Die Wände waren weiß und schmucklos, die Stirnseite des Raums, an der auch das Pult der Prüfungsaufsicht stand, bildete eine große Tafel. Nur das Fenster, das einzige in diesem Raum, bot weiterhin den gleichen Ausblick auf den Burggarten wie das Fenster seines Studierzimmers.

„Willst Du hier Wurzeln schlagen?" schnarrte Magister Corax und unter dessen missbilligendem Blick betrat Shetty schließlich mit gesenktem Kopf den Raum.

„Zeig mir Deine Schreibutensilien zur Überprüfung."

Als das Einhorn vor dem Holzpult des Prüfers stand, erhob sich dieser gemessen und trat ans Fenster.

„Es hat hier auf einmal sehr stark nach Pferd gerochen", erklärte Corax mit einer gehörigen Portion Arroganz in seiner Stimme, als er das Fenster öffnete.

Shetty errötete noch mehr, doch spürte er auch einen leichten Anflug von Zorn. Gut, er hatte keine Zeit gehabt für die Morgentoilette, aber als Einhorn war sein Geruch sogar unter diesen Umständen bei weitem nicht so intensiv wie der eines normalen Pferdes.

„Weißt Du, eigentlich sollte ich Dir jetzt gleich die Eignung zur Ausübung der Heilertätigkeit

absprechen", fuhr der anthropomorphe Rabe fort. „Denn auch wenn Du heute morgen - zweifellos aufgrund Deiner Dir eigenen Fahrlässigkeit - Dich so sehr verspätet hast, dass es nicht einmal mehr zur Morgentoilette und zum Frühstücken reichte, so hättest Du durchaus die Möglichkeit eines entsprechenden Pflegezaubers gehabt. Das ist wohl das Mindeste, was man von einem Absolventen einer Hochschule der Magie erwarten kann, findest Du nicht?"

Die Rabenaugen blitzten provozierend und Shetty verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. Er murmelte einige Worte und vollführte mit seiner rechten Hand eine knappe Geste.

„Das ist schon besser", sagte Corax schließlich und lächelte, soweit man das mit einem Schnabel statt einem Mund im Gesicht tun konnte. „Nichts riecht besser als ein frisch gewaschenes Einhorn. Und nun sei ein braver Junge und zeig mir Deine Schreibutensilien, damit wir endlich mit der Prüfung anfangen können."

Als der Magister das kleine, mit blauem Samt ausgeschlagene Holzkistchen öffnete, sträubten sich seine Kopffedern ein wenig.

„Etwas unpassend heute, findest du nicht?"

Shetty war noch nie in seinem Leben so oft errötet wie an diesem unglückseligen Morgen. In der ganzen Hektik hatte er gar nicht daran gedacht, dass seine Lieblingsfeder zum Schreiben ausgerechnet eine prächtige Rabenfeder war.

Corax schüttelte den Kopf.

„Zu unser beider Glück habe ich einen Kollegen an der Hochschule, dessen bester Freund beruflich sehr viel mit Menschen aus der sogenannten Menschenwelt zu tun hat. Von dort bringt er so allerlei nützliche Gegenstände als Muster mit."

Der Rabe wühlte in einer großen Ledertasche, die er vor sich auf dem Pult stehen hatte und reichte Shetty einen golden glänzenden Gegenstand: „Hier! Darfst Du behalten. Das nennt man einen Füllfederhalter. Für Deine Tinte ist er wohl geeignet. Und nun begib Dich an Deinen Platz, wir beginnen jetzt mit der Prüfung."

Als Shetty Platz genommen hatte, zog Corax mit feierlicher Mine eine mit rotem Wachs versiegelte Pergamentrolle aus seiner Tasche hervor.

„Die Prüfung beginnt mit dem theoretischen Teil, den Du bestehen musst, um zu der praktischen Prüfung, die dann im Anschluss daran stattfinden wird, zugelassen zu werden. Beide Prüfungsteile sind gleichgewichtig. Ich belehre Dich hiermit, dass die Prüfung sofort abgebrochen wird, solltest Du bei der Bearbeitung der theoretischen Aufgaben unlautere Mittel oder Magie zum Einsatz bringen."

Hier hielt Corax kurz inne und blickte dem Prüfling streng in die Augen. Dann fuhr er fort: „Der theoretische Aufgabenteil besteht aus einem Aufsatz und drei Fragen. Hast du noch irgendwelche Fragen?"

Noch bevor Shetty in irgendeiner Form reagieren konnte, erklärte Corax feierlich: „Dann breche ich nun das Siegel."

Im gleichen Augenblick erschienen in deutlich lesbarer, ordentlicher Schrift wie von Geisterhand auf der Tafel die Prüfungsaufgaben.

Mit klopfendem Herzen blickte Shetty gebannt auf die Tafel. Das Aufsatzthema war bereits grauenvoll, wie würden erst die Aufgaben werden...

In allen Welten werden seit jeher von deren Bewohnern Abgaben und Tribute eingefordert, die in der Regel durch geflügelte Wesen beigetrieben werden. Durch Frater Aretheus seien nun die Unterschiede in der Abgabenbeitreibung durch Drachen in unserem Reich und durch Elstern im Reich der Menschen zu erläutern. Hierbei ist vor allem auf den Aspekt des Glitzerns von Gold und Schmuck einzugehen. Auch sollen die Unterschiede der Ernährung von Drachen und Elstern im Hinblick auf eine optimale Amtsausübung dargestellt werden.

Shetty schluckte schwer. Das konnte ja heiter werden - und die drei Prüfungsfragen waren auch nicht viel besser:

1 _ _Durch Frater Aretheus sind jeweils die Zusammensetzungen und Zubereitungen für folgende Heil- und Zaubertränke zu benennen und ausführlich zu erläutern:

1.1 _ _Ein Trank zur Behandlung von Warzen bei Borstentieren

1.2 _ _Ein Trank zur Behandlung der Schuppenflechte von Drachen

1.3 _ _Ein Trank zur Steigerung der Einsichtigkeit von Regierenden

2 _ _Durch Frater Aretheus ist die Herleitung der quadromagischen Formel von Oz vorzunehmen

3 Durch Frater Aretheus ist darzulegen, auf welche Weisen Giftpflanzen von Heilpflanzen zu unterscheiden sind und in welchen Fällen Heilpflanzen giftig sind und Giftpflanzen heilend.

Es lag eine gewisse, für Lehrkräfte und Prüfer so typische sadistische Genugtuung in Corax Augen, als er sich an Shettys entsetztem Gesichtsausdruck weidete und schließlich fragte: „Nun, hast Du die Aufgabenstellungen verstanden? Dann beginnt die Zeit nun zu laufen. Für den Aufsatz hast Du genau drei Stunden, für die Aufgaben jeweils eine Stunde Zeit. Ab jetzt!"

Damit zog der Magister ein großes, antik aussehendes Stundenglas aus seiner Tasche und stellte es gut sichtbar für den Prüfling auf das Pult.

Der Sand begann zu rieseln und Shetty kaute nervös am oberen Ende des Füllfederhalters herum. Was sollte er bloß schreiben? Warum hatten die Menschen ausgerechnet Elstern zum Eintreiben von Steuern? Wie sollten die die Wertsachen transportieren? In ihren Schnäbeln? Bei Drachen war das ja klar, aber ausgerechnet Elstern...

Wenn es wenigstens Raben wären, schoss es ihm durch den Kopf und sein Blick huschte unwillkürlich zu Corax, der nun mit versteinerter Miene an seinem Pult saß und Shetty scharf beobachtete.

Sofort wandte das Einhorn seinen Blick und seine Konzentration den noch leeren Papierbögen, die er zur Prüfungsbearbeitung bekommen hatte, zu. Dennoch kam er nicht umhin festzustellen, wie attraktiv doch der Prüfer war. Vor allem in der etwas legereren Gewandung, die er jetzt im Gegensatz zu gestern trug.

Seine sehr enge, schwarz glänzende Hose war aus einem lederähnlichen Material und betonte dezent die Männlichkeit des Anthrorabens. Der nietenbesetzte Silbergürtel war der einzige Kontrast, denn auch das nicht ganz zugeknöpfte Seidenhemd war ebenfalls tiefschwarz. Alleine der Zwicker auf dem Rabenschnabel war weiterhin das Zugeständnis an die würdevolle Autorität des Magisters.

Shetty stieß einen leisen Seufzer aus und endlich durchzuckte ihn ein Geistesblitz. Schon bald flossen die Worte aus dem Füllfederhalter.

Als Corax sah, dass sich Shetty nun den drei einzelnen Aufgaben zugewandt hatte, nahm er die bereits beschriebenen Blätter an sich und begann sogleich mit dem Lesen des Aufsatzes.

Dabei kicherte er immer wieder einmal in sich hinein oder gab ein Köstlich! Einfach köstlich von sich, ab und an aber auch ein brummendes Absurd!.

Der Prüfling störte sich nicht daran, er hatte sich bereits während seines Studiums an diese Art von Störungen, wenn man das wirklich so nennen wollte, gewöhnt. Die Korrektoren wollten auf diese Weise nur versuchen, die Kandidaten aus dem Konzept zu bringen. Nun, wenn Corax wüsste, was es wirklich war, das das Einhorn zum Schwitzen brachte...

Etwas schummerig im Kopf war es ihm schon zumute, als er langsam die Treppen zu seinem Privatgemach erklomm. Er fühlte sich ausgelaugt und leer. Doch hatte er das Gefühl, den theoretischen Prüfungsteil ganz gut gemeistert zu haben. Da er trotz des ausgelassenen Frühstücks immer noch keinen Hunger verspürte, wollte er die Prüfungspause zu einem kurzen, erholsamen Nickerchen nutzen. In der Zwischenzeit würde Corax die Aufgaben korrigieren.

Die Sonne stand hoch am Himmel, als Magister Corax sorgfältig mit einem Stückchen Kreide einen großen Kreis auf die Pflastersteine, die die Zufahrt zu Shettys Domizil bildeten, zog.

„Nun", begann der Magister feierlich. „Wie Du siehst, sind das die Vorbereitungen für den praktischen Teil Deiner Prüfung. Was folgerst Du daraus?"

„Dass... dass ich den Theorieteil bestanden habe?" Shettys Augen glänzten.

„Kluges Pferd", kicherte Corax. „Aber ich meinte eigentlich den Kreis hier. Doch um kurz Deine Frage zu beantworten: Ja, Du hast bestanden, wenngleich ich mir mehr von Dir erwartet habe. Die drei Prüfungsfragen waren zum Teil etwas schlampig beantwortet, aber bei dem Aufsatz ist wohl die Phantasie mit Dir durchgegangen. Oder wie kannst Du mir sonst erklären, weshalb Du mittendrin darüber philosophierst, weshalb ein Rabe wie ein Schreibtisch ist? So etwas kann doch nur einem Pferdehirn entspringen, was meine Theorie nur bestätigt, dass Einhörner nichts weiter sind als gehörnte Pferde. Und noch etwas. Unter uns gesagt, Deine Handschrift ist inakzeptabel. Ich musste einen Klarschriftzauber anwenden, um überhaupt zu erkennen, was Du da hingeschmiert hast. Du glaubst nicht, wie einem dann aber die Fehler in die Augen springen, wenn man das Dokument fein leserlich vor sich liegen hat! Aber nun merke auf, ich..."

Das charakteristische Geräusch reißenden Stoffes schnitt Corax Rede ab: Als sich dieser wieder gebückt hatte, um den Kreidekreis zu vollenden, war seine eng anliegende Hose im Schritt gerissen.

Shetty errötete, denn er konnte, freilich wohl wissend, dass sein Benehmen nun aufs Höchste unschicklich war, seinen Blick nicht abwenden, zumal der Magister offensichtlich keine Unterwäsche trug. Phantasien durchzuckten seinen Kopf und erneut bewunderte er die Schönheit dieses anthropomorphen Rabenkörpers. Was für ein prächtiger, maskulin muskulöser Körper.

„Shetty!" Mit einem zornigen Schnabelklicken riss ihn der Magister zurück in die Wirklichkeit der Prüfung. „Dass Dir nicht gleich die Augen aus dem Kopf fallen! Was fällt Dir ein, so zu gaffen? Noch nie eine gerissene Hose gesehen? Hier, nimm die Kreide und vollende die Bannkreise. Und dann widme Dich Deinen Aufgaben, die ich Dir stellen werde! Die erste Aufgabe ist jedoch noch ein wenig theoretischer Natur: Erläutere mir, weshalb ich Dich diese Bannkreise ziehen lasse."

Nachdem Shetty die Frage zur vollsten Zufriedenheit Corax beantwortet hatte, begann der eigentliche Teil der praktischen Prüfung.

Der Magister nickte zufrieden, als Shetty erfolgreich Rettichsamen in Rosen verwandelt hatte, es innerhalb des Bannkreises gewittern hatte lassen und einem eilig heraufbeschworenen blinden Maulwurf die Sehkraft wieder zurückgegeben hatte.

„Nun etwas Anspruchsvolleres", kommentierte Corax die nächste Aufgabenstellung. „Beschwöre einen Vertreter der Krone der Schöpfung herauf."

Shetty konzentrierte sich, aber er spürte tief in sich Erschöpfung aufsteigen. Hoffentlich würde die Prüfung bald vorüber sein. Zwar waren die bisherigen Aufgaben für sich betrachtet nicht allzu schwer gewesen, aber die dauerhaft erforderliche Konzentration und die damit verbundene Anspannung von Körper und Geist forderten ihren Tribut. Nur so war es zu erklären, dass inmitten einer grüngrauen Rauchwolke im Zentrum des Bannkreises sich auf einmal ein Mann in einem Rollstuhl befand. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte dieser Mensch gerade irgendwo eine Rede gehalten und war ziemlich erschrocken, sich nicht mehr in der gewohnten Umgebung zu befinden, sondern einem anthropomorphen Raben und einem ebensolchen Einhorn in die Augen zu blicken.

„Ich sagte doch", knurrte Corax und ließ mit einer fahrigen Handbewegung den Mann im Rollstuhl wieder verschwinden, „einen Vertreter der Krone der Schöpfung."

„Ja, aber..."

„Wo hast Du Deinen Grips gelassen, Pferd? Das war ein Zweibeiner der Gattung Mensch, den seinesgleichen als Minister bezeichnen, auch wenn dieser hier nicht ganz der Norm entspricht. Aber dafür kann er wohl nichts, dass er im Rollstuhl sitzt. Ich aber wollte die Krone der Schöpfung, also ein intelligentes Wesen!"

„Oh, verzeih bitte", antwortete Shetty zerknirscht und konzentrierte sich erneut.

Ein Bild begann sich vor seinem geistigen Auge zu formen, er musste dessen Zipfel nur zu fassen bekommen und dann würde sich das Gewünschte innerhalb der Bannkreise manifestieren...

„Was soll das denn nun wieder sein? Ich habe weder die Zeit noch den Sinn für derlei Unfug", tadelte Corax und seine krächzende Stimme hätte dabei sehr gut einem schimpfenden Rohrspatz angestanden.

Im mittleren Bannkreis hüpfte ein Orang Utan auf und ab.

„Offensichtlich überschätze ich Deinen Verstand. Also, beschwöre nun die Krone der Schöpfung herauf. Einen Drachen. Du kannst Dir aussuchen, welchen!"

Erneut gab es einen Donnerknall und eine diesmal graublaue Rauchwolke, aus der sich langsam ein gewaltiger, geschuppter Leib manifestierte. Der Drache schnaubte verwundert auf, in einer seiner gewaltigen Tatzen hielt er eine Pergamentrolle. Offensichtlich hatte man auch ihn mitten aus einer Tätigkeit herausgerissen.

„Nun gut", seufzte Corax. „Du hast diese Aufgabe korrekt gelöst. Aber es schickt sich nicht, ausgerechnet den Vorsitzenden des Magischen Rates heraufzubeschwören. Du musst wissen, er ist ein sehr viel beschäftigter Drache."

Doch noch bevor Shetty ein Wort der Entschuldigung an das gewaltige Geschöpf richten konnte, war dieses auch schon wieder auf einen Wink von Corax hin verschwunden.

„Besser, er erfährt es nicht, dass Du ihn im Rahmen der Prüfung herbei zitiert hast. Er könnte Dir die Zulassung zum Heiler dann wieder aberkennen. Drachen vergeben schließlich nicht so leicht irgendwelche grundlosen Störungen. So, und nun kommen wir zur letzten und allerdings auch der schwierigsten Prüfungsaufgabe. Ich hoffe, Dein Geist ist noch frisch genug, Deine Sinne geschärft und Deine Konzentrationsfähigkeit auf ihrem höchsten Niveau."

Das Heraufbeschwören des Drachens war keine Kleinigkeit gewesen; die Sonne brannte herab und immer wieder drifteten Shettys Gedanken ab, wenn er nur einen Blick auf den Magister warf. Eigentlich dürfte er, hielte er sich exakt an die Leitlinien für Magier, nun keine größeren Zauber mehr bewirken, wollte er sich nicht grober Fahrlässigkeit schuldig machen. Aber nur noch eine einzige Aufgabe trennte ihn von seiner Zulassung als Heiler und damit der Erfüllung seines lang gehegten Traums.

„Ja, ich fühle mich ganz fit", log er und bereute augenblicklich seine Worte, als Corax in den inneren Bannkreis trat.

„Nun gut", erwiderte sagte Corax leichthin. „Eine kleine Teleportationsaufgabe. Schicke mich in meine Gemächer, damit ich dort das Beinkleid wechseln kann, und hole mich anschließend wieder hierher zurück."

Shetty nickte und begann mit einer Art Singsang, der zuerst kaum zu hören war, jedoch dann immer mehr anschwoll: „Ab yul corax ann i dyad awt en yab na log a toc na awd taw may on umma dawn egg kyowl umma dawn egg kyowl."

Dass sich Corax bereits anschickte, seine gerissene Hose auszuziehen noch während der Zauber gewoben wurde, war ein großer Fehler. Als Shetty einen verstohlenen Blick auf den Magister warf, geriet er für einen kurzen Augenblick aus dem Takt und verschluckte einige Silben.

Es gab einen grellen, pastellfarbenen Blitz - ein lauter Donnerschlag blieb jedoch aus - und in der Luft hing ein Geruch wie von verbrannten Haaren. Einzelne schwarze Federn segelten langsam zu Boden und wo eben noch der Meistermagier gestanden hatte, war etwas Unförmiges zu sehen, das aussah wie eine übergroße Kartoffel oder ein kleiner Kürbis, in dem irgendein Witzbold unachtsam kreuz und quer zahlreiche schwarze Federn gesteckt hatte.

„Krah! Krah!" war zu hören, als dieses Ding rasend schnell heranwuchs, bis es schließlich an Shettys Bauchnabel reichte.

Erschrocken wich das Einhorn einen Schritt zurück: „Magnus, äh, Magister Corax?"

In dieser peinlichen Situation erschien Shetty die förmliche Anrede seines ehemaligen Lehrers eindeutig angemessener.

„Krah-krah!"

Das schwarze Etwas hüpfte aus dem Bannkreis und dunkelgraue Augen funkelten zornig den Prüfling an.

„Krah-krah! Nun sieh Dir an, was Du angerichtet hast", krächzte eine Stimme, die Shetty unangenehm vertraut vorkam.

Vor ihm hüpfte ein etwas zu groß geratener, ordentlich zerzauster Rabe zornig auf und ab.

„Ich... ich...", stammelte Shetty hilflos.

„Na los! Steh nicht so dumm herum, Du Ausgeburt an Unfähigkeit, Du dummer Ackergaul, Du... krah-krah, krah-krah... "

Der Rabe musste seine Schimpftirade unterbrechen, als seine Stimme ihn verließ und er nur noch wütend krächzen konnte.

Als Shetty nach dem Raben griff, pickte dieser mit seinem scharfen Schnabel nach dessen Hand und flattert wild mit den Flügeln. Nur allzu bald kam seine Stimme wieder zurück: „Krah-krah! Finger weg! Was fällt Dir ein! Krah! Los! Worauf wartest Du noch? Verwandle mich augenblicklich zurück, ansonsten... krah-krah... krah-krah!"

„Beruhig Dich! Ich will doch nur Dein Gefieder ein wenig glätten und..."

„Krah-krah! Lass den Quatsch! Na los. Verwandle mich zurück! Krah-krah!"

„Ich... ich glaube, dazu werde ich einen Trank brauen müssen in meinem Laboratorium. Aber...", Shetty verkratzte sich verlegen die Stelle an seinem Kopf, an der das einzelne Horn entspross.

„Aber was?" fragte der Rabe scharf und klickte mit dem Schnabel. „Willst Du mir vielleicht sagen, dass Du nicht weißt, wie es geht?"

„Ich... ich..."

„Krah-krah! Also? Was ist? Glaubst Du allen Ernstes, dass Du Deine Prüfung auf diese Weise bestehst? Wenn Du mich nicht augenblicklich in meine richtige Gestalt zurückverwandelst, dann werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass Deine Zulassung als Heiler für alle Ewigkeit... krah-krah!"

Für einen kurzen Augenblick durchzuckte Shetty eine ungeheuerliche Idee.

„Versuch das erst gar nicht!" rief der Rabe krächzend und flatterte erregt mit seinen Flügeln. „Die kleinste Dummheit Deinerseits und ich picke Dir die Augen aus, krah-krah!"

***

Kleine Staubwölkchen wirbelten unter ihren Schritten auf, als sie die enge Steinwendeltreppe in das Kellergewölbe stiegen. Der Rabe, der zu groß war, um von Shetty einfach auf dem Arm getragen zu werden und daher vor dem Einhorn etwas unbeholfen die Stufen hinabhüpfte, nieste zum wiederholten Male, als ihm der Staub in die Nase stieg.

„Sauber gemacht hast Du hier wohl noch nie. Aber was wundert mich das, Du warst schon damals ein Schlamper, was diese Dinge anbelangt, krah-hatschi-krah!"

Shetty verbiss sich einen Kommentar und den Hinweis darauf, dass er bislang einfach keine Zeit für solche Aktivitäten gefunden hatte.

Etliche Stufen und Niesanfälle mit daran anschließenden spitzen Bemerkungen seitens Corax später standen sie vor einer schweren Holztür, die von einer modernen Tiefkühltruhe zur Hälfte verstellt war.

„Sehr geschickt aufgestellt", kommentierte der Rabe krächzend das bizarre Szenario und fragte neugierig: „Was bewahrst Du darin auf? Und wie wird das betrieben? Elektrizität?"

„Äh... nur ein paar Vorräte", murmelte Shetty und ließ die andere Frage unbeantwortet. Er zwängte sich an dem modernen Gerät, das so gar nicht in diese Umgebung passte, vorbei. Der Schlüssel in dem verrosteten Schloss ließ sich wider Erwarten anstandslos herumdrehen und sie betraten den muffigen Raum. Shetty entzündete eine Laterne.

„Ich weiß nicht einmal, ob es hier drin Strom gibt. Ich war in diesem Raum noch nie. Aber angeblich war das hier die Vorratskammer für alle Trankutensilien."

Corax warf Shetty einen Blick zu, der Bände sprach. Zuvor waren sie in dessen Laboratorium gewesen, doch waren dort von den für den zu brauenden Trank erforderlichen Zutaten, die der Rabe benannt hatte, gerade einmal die gestoßenen Hufnägel und die getrockneten Wacholderbeeren zu finden gewesen. Natürlich war dieser Umstand umgehend von Corax mit spitzen Worten kommentiert worden und in der Tat würde es bei potentiellen Klienten sicherlich keinen guten Eindruck hinterlassen, wenn Shetty als Heiler nicht zumindest die grundlegenden Zaubertrankzutaten griffbereit hatte.

Im flackernden Laternenlicht entdeckte das Einhorn tatsächlich einen Lichtschalter und augenblicklich war der Raum von dem grellen Licht einer einzelnen Glühbirne erhellt. Die Regale, die bis an die Decken reichten, waren vollgestopft mit Tiegeln und Töpfen, Büchsen und Dosen, Flaschen und Papiertütchen. Spinnweben und dicke Staubschichten zeugten davon, dass hier schon lange niemand mehr etwas herausgeholt hatte.

„Krah-krah!" sagte Corax und wandte neugierig seinen Kopf hierhin und dorthin. „Immerhin hat Dein Stiefvater auch den Komfort der Menschenwelt geschätzt. Und er war ein ordentlicher Zauberer, wenn ich mir so ansehe, wie fein säuberlich die Beschriftung der einzelnen Sachen hier ist."

Corax klickte mit dem Schnabel: „Im Gegensatz zu Dir. Nachdem Du den Trank gebraut hast, wirst Du hier Ordnung machen. Was ist dort hinten verborgen?"

Shetty folgte dem Blick des Rabens und erschauderte leicht: „Hinter der Tür? Da geht's runter in die Familiengruft. Wenn Du nichts dagegen hast, dann würde ich da lieber nicht runtergehen."

„Krah-krah! Was ist das? Ein Magier, ein Heiler, der Angst vor Toten hat? Krah-krah! Fürchten solltest Du Dich lieber vor mir. Mach Dich endlich an die Arbeit, damit ich meine Gestalt wieder habe und meinen Bericht für den Magischen Rat verfassen kann."

„Sehr wohl", beeilte sich Shetty zu sagen und streckte eine Hand nach einem der Regale aus.

„Was brauchen wir noch mal?"

„Wie bitte?" fuhr ihn der Rabe an. „Krah-krah! Du hast Dir nicht behalten, was ich Dir zuvor in Deinem Laboratorium aufgezählt habe? Wahrlich, unwürdig bist Du für diesen Beruf. Krah-krah!"

„Das waren immerhin beinahe ein Dutzend Sachen", rechtfertigte sich Shetty.

„Krah-krah! Sooo viele", ätzte der Rabe. „Aber schön, ein Pferdegehirn kann wahrlich nicht so hochkomplexe Dinge speichern. Fangen wir also an. Erstens: Die versilberte Schale des Grafen Giostrò."

„So was habe ich nicht."

„Krah-krah!"

Corax schlug mit seinen Flügeln und versuchte unbeholfen, auf einen Schemel zu hüpfen. Schließlich schaffte er es ohne allzu viel von seiner Würde einzubüßen. Herrisch ließ er seinen Blick über die staubige Arbeitsfläche des großen Tisches gleiten.

„Und was ist das da?" fragte er schließlich, als er einen alten Blechnapf erblickte.

„Das ist ein Blechnapf", erklärte Shetty seufzend. „Ich denke mal, mein Stiefvater war vielleicht wohlhabend, aber nicht reich genug, um so ein Utensil zu besitzen wie eine Schale von diesem komischen Grafen."

„Das ist nicht eine Frage des Vermögens sondern eine des Stils, und es verwundert mich, dass es so etwas nicht in diesem Hause gibt. Nun gut, wie dem auch sei. Krah-krah! Diese... äh Schale wird wohl auch ihren Zweck erfüllen. Als nächstes brauchen wir eine handvoll getrocknete Otternasen."

Shetty griff nach einem kleinen Papiertütchen in einem der Holzfächer: „Hier!"

„Schön. Nun zwölf gezwirbelte Zaunkönigzungen!"

Das Einhorn machte sich auf die Suche und entdeckte schließlich eine kleine, verstaubte Dose, deren Beschriftung er nicht entziffern konnte. Er hielt sie dem Raben vor den Schnabel. „Meinst Du, das sind die Zaunkönigzungen?"

„Krah-krah! Kann ich hellsehen? Schau halt in die Büchse hinein, dann weißt Du es. Wieso fragst du so dumm?"

„Naja, diese Dose stand in dem Fach, wo eigentlich die Zaunkönigzungen aufbewahrt werden."

Shetty pustete den Staub weg, freilich darauf bedacht, diesen nicht in Richtung des Rabens zu blasen, und öffnete vorsichtig die Büchse. Angewidert schloss er sie sofort wieder und stellte sie zurück ins Fach.

„Offensichtlich hat sie keine Zaunkönigzungen beinhaltet", stellte Corax trocken fest und fügte hinzu: „Du könntest sie aber doch dann gleich korrekt beschriften, krah-krah!"

Das Einhorn nickte und schrieb feinsäuberlich das Wort getrocknete Gehirnviertel auf ein Etikett. Dann fischte er eine andere Dose aus dem Regal: „Rabenzungen hätte ich hier!"

„Nein, nein! Stell die weg! Krah-krah! Zaunkönigzungen sollen es sein!"

„Ich fürchte, da sieht's schlecht aus."

„Krah-krah! Na gut, hast Du Nachtigallenlebern?"

„Ja, die sind hier!"

Shetty griff nach einer Art Einweckglas.

Corax legte den Kopf schief und musterte den Inhalt.

„Krah-krah! Ich denke, zwei davon sollten es tun. Machen wir weiter. Vier Maß Drachenmilch."

„Die habe ich draußen", antwortete Shetty.

„Draußen?"

„Ja, in der Tiefkühltruhe."

„Krah-krah!" Der Rabe schlug mit seinen Flügeln. „Du bewahrst Drachenmilch in der Kälte auf? Und Du glaubst wirklich, dass die Wirkung davon erhalten bleibt auf diese Weise?"

Das Einhorn errötete leicht: „Naja, ich finde schon, habe schon öfters Drachenmilch eingefroren für späteren Genuss."

Corax schüttelte den Kopf, verkniff sich aber einen Kommentar.

„Ein Kilo frische Erdbeeren, püriert", fuhr er mit der Liste fort.

„Es ist Spätsommer. Wo soll ich da noch frische Erdbeeren herbekommen?" fragte Shetty.

Der Rabe seufzte: „Die Lagerung von Erdbeeren in der Tiefkühltruhe wäre etwas sinnvoller als die von Drachenmilch, findest Du nicht? Aber dann wird es ohne Erdbeeren gehen müssen. Krah-krah. Die wären für einen besseren Geschmack gewesen."

Die Sonne war bereits am Untergehen, als sie schließlich alle Zutaten zur wenngleich auch nicht vollen Zufriedenheit des Raben zusammengesucht und in das Laboratorium gebracht hatten.

„So, das Ganze muss nun eine halbe Stunde köcheln, bis der Trank gelb-grau ist", wiederholte Shetty die Anweisung, als er alle Zutaten richtig abgemessen, vorschriftsmäßig in der Schale aus Blech zusammengerührt und die Masse schließlich zum Kochen gebracht hatte.

Grün-grau! Krah-krah", verbesserte ihn Corax und fügte ein wenig versöhnlicher hinzu: „Ich weiß, dass es sich um ein schweres Rezept handelt. Aber auch das muss einem angehenden Heiler geläufig sein. Wobei ich mir bei Dir immer noch nicht im Klaren darüber bin, ob ich Dich auf die armen Hilfesuchenden wirklich loslassen soll. Wie wäre es mit etwas Wein, während wir hier warten?"

Das Gebräu blubberte graubraun vor sich hin, ab und an zerplatzte eine entstehende Blase. Der Geruch war am Rande des Erträglichen.

„Hmmm", meinte Shetty skeptisch. „Die Farbe sieht irgendwie nicht so aus, wie sie sollte. Ob das an den fehlenden Erdbeeren liegt?"

„Krah-krah", kommentiere Corax vielsagend und reckte seinen Hals, um einen Blick in das Gefäß werfen zu können.

„Oder an der gefrorenen Drachenmilch, krah-krah! Hast Du die Otternasen reingetan?"

„Ja!"

„Die Hufnägel?"

„Sind drin."

„Krah-krah! Was ist mit den getrockneten Wacholderbeeren?"

„Ja doch!"

Auf diese Weise zählte der Rabe jede einzelne Zutat noch einmal auf und Shetty seufzte schließlich: „Du warst doch dabei, wir haben jede einzelne Zutat reingetan. Wenn Dir was nicht passt, schütte ich den Mist weg und Du kannst meinetwegen für immer so rumlaufen. Steht Dir ohnehin besser, diese Gestalt."

Kaum waren die Worte gesprochen, bereute sie Shetty auch schon. „Das ist mir jetzt nur so rausgerutscht", schob er zerknirscht hinterher.

Die dunklen Rabenaugen fixierten Shetty: „Ich denke, Du verkennst Deine Situation, Prüfling. Du bist es, der hier einen massiven Fehler gemacht hat und Du bist es, der die Prüfung hätte bestehen müssen, um die Zulassung zu bekommen, dass Du als Heiler tätig sein kannst. Und ich bin derzeit von Deiner Leistung nicht sonderlich überzeugt, wie Du Dir wohl denken kannst, krah-krah! Und nun stelle das Gefäß so hin, dass ich daraus trinken kann. Der Trank wird schon seine Wirkung tun."

Vorsichtig hievte das Einhorn das Behältnis mit der ekelerregenden Flüssigkeit auf einen niedrigen Holzhocker und sofort tauchte Corax gierig seinen Schnabel hinein.

„Du trinkst das wirklich?"

„Natürlich", krächzte der Rabe und verschluckte sich beinahe. „Dachtest Du vielleicht, ich wollte mich darin suhlen?"

Es gab weder einen Donnerknall, noch Blitze oder gar Rauch. Die Metamorphose war abgeschlossen, noch ehe Shetty den nächsten Atemzug tun konnte.

„Das ist viel besser!" rief Corax und schüttelte sich. „Du ahnst ja nicht, wie sehr diese kleinen Federn überall am Körper jucken. Offensichtlich hat man als vollständiger Rabe ganz andere Federn als wenn man in einem anthropomorphen Körper steckt. Muss wohl eine Evolutionsgeschichte sein. Egal, ist ja jetzt zum Glück ausgestanden. Was starrst Du mich eigentlich so an?"

Der Rabe hatte nun wieder seine ursprüngliche Anthrorabengestalt angenommen, doch stand er nun völlig unbekleidet vor Shetty in dessen Laboratorium. Und wiederum kam das Einhorn nicht umhin, den prachtvollen Rabenmannkörper zu bewundern.

„Ich... äh, verzeih...", stotterte Shetty verlegen.

Corax Schnabel klickte: „Stört es Dich, dass ich nackt bin? Ich finde das ganz angenehm so. Es ist furchtbar heiß hier drin, findest Du nicht? Vielleicht sollten wir in einen anderen Raum gehen und es uns dort bequem machen. Ich könnte noch etwas mehr Wein vertragen und wir sollten uns jetzt über die Prüfung unterhalten. In meinem Gepäck oben im Zimmer habe ich zwei Flaschen sehr exklusiven Weines. Genau das Richtige, um den doch noch glücklichen Ausgang Deiner Prüfung zu feiern."

Shetty nickte und begab sich auf die Suche nach dem Wein, während Corax zielstrebig den großen Salon aufsuchte.

Als das Einhorn mit einem Tablett, auf dem sich zwei Gläser und eine Karaffe voll dunklen, samtigen Weins befanden, den Raum betrat, hatte es sich Corax auf dem breiten Kanapee bereits bequem gemacht. Immer noch unbekleidet, saß er breitbeinig und leger zurückgelehnt.

Mit einem leisen Klirren stellte Shetty das Tablett ab und ließ dabei immer wieder verstohlen seinen Blick über Corax streifen.

Als ob dieser seine Gedanken gelesen hätte, fragte er lächelnd: „Nun, mein Freund? Möchtest Du nicht wissen, wie ein Rabe so beschaffen ist? Setz Dich zu mir - und stell den Wein am Besten hier auf diesem kleinen Beistelltischchen ab."

„Ich... Ich weiß nicht so recht. Ich meine, ich kann doch nicht einfach...", stammelte Shetty und schaute peinlich berührt nach unten.

Er konnte sich einfach keinen Reim aus dem Ganzen machen. Noch vor kurzem hatte Corax ihn gescholten, weil er ihn bei dem Missgeschick der reißenden Hose so angestarrt hatte, und nun bot er ihm an, seine Anthrorabenanatomie zu erkunden.

„Na, nun komm schon her zu mir", forderte ihn Corax auf.

Gehorsam nahm Shetty den Wein und die Gläser und kam näher. Als sich das Einhorn ein wenig bückte, um die Sachen wie ihm geheißen auf dem Beistelltischen abzustellen, ergriff der Magister die Initiative und legte seine Hand auf Shettys Wange. „Natürlich kannst Du. Wenn ich, Dein ehemaliger Lehrer und nun Prüfer Dir das sage, dann kannst Du alles."

Corax Schnabel war nur wenige Zentimeter von Shettys Gesicht entfernt. Das Einhorn erzitterte, als er den Rabenatem auf seinem Gesicht spürte. Noch nie war er seinem größten Schwarm so nahe gewesen.

Dann ging alles blitzschnell: Der Rabe zog Shettys Schnauze ganz dicht zu sich heran und die Schnabelspitze berührte die samtigen Equidenlippen. Leise seufzend gab Shetty nach und öffnete seinen Mund. Schon spürte er die Rabenzunge nach seiner eigenen tasten. Corax hielt dabei seine Augen geschlossen und gab einen leisen, gurrenden Laut von sich. Nach einigen Augenblicken, die für Shetty das höchste Glück bedeutet hatten, löste Corax den innigen Kuss schließlich und blickte dem Einhorn tief in die Augen.

„Siehst Du, Du kannst sehr wohl. Und nun setz Dich her zu mir. Oder glaubst du mir etwa nicht, dass sich Deine Wünsche heute Nacht erfüllen werden? Du brauchst es nicht abzustreiten, ich kenne Deine Gedanken, Träume und Wünsche mindestens genauso gut wie Du selbst."

Shetty erwiderte nichts darauf, sondern setzte sich neben Corax und blickte ihn an. Er bewunderte Corax Muskulatur unter dessen schwarzem Gefieder und sein Blick glitt weiter nach unten, zwischen die Beine des Raben.

„Das ist wirklich... wunderschön", nuschelte Shetty verlegen.

„Hm? Was meinst Du?" Corax hatte ein unschuldiges Gesicht aufgesetzt.

„Also... ich, das heißt, Deine... hmmm... Deine maskuline Erscheinung. Dein muskulöser Körperbau", stotterte das Einhorn schüchtern.

„Oh. Ja. In der Tat. Ich achte stets auf eine ausgewogene Ernährung und auf ausreichende körperliche Ertüchtigung. Das sollte im Übrigen auch ein Einhorn", antwortete Corax und genoss sichtlich die Verlegenheit seines Prüflings.

„Nun, Dir ist ja hoffentlich bewusst", fuhr Corax nach einer kurzen Pause fort, „dass der Beruf des Heilers es natürlich so mit sich bringt, dass sich der Heiler auch mit den intimeren Körperregionen der Hilfesuchenden befassen muss. Dazu ist es äußert hilfreich, wenn er sich mit deren Aussehen und Funktionen im Vorfeld bereits vertraut gemacht hat."

Shetty nickte.

„Ich meine nicht nur die üblichen Dinge wie die Genitalien von Menschen, Caniden, Drachen oder beispielsweise irgendwelchen Equiden. Schließlich gibt es ja, wie Du an mir siehst, noch zahlreiche andere Spezies und der eine oder andere Vertreter davon wird vielleicht einmal Deine Hilfe benötigen, wenn Du verstehst, was ich meine. Was weißt Du also beispielsweise über Vögel im Allgemeinen oder beispielsweise im Besonderen über Raben?"

„Nun ja, wenn ich ehrlich bin, nicht allzu viel. Halt das, was so in den Büchern steht über die Vogelanatomie."

„Und was steht da so geschrieben?" wollte Corax wissen und brachte seinen Schnabel erneut ganz dicht an Shettys Gesicht.

„Nun ja, dass Vögel zum Beispiel nicht wie andere Säugetiere oder auch wie manche Drachenarten sichtbare Hoden haben oder auch ein versteifbares Glied - sieht man jetzt mal von so Sonderfällen wie den Enten ab. Normalerweise spielt sich alles über die sogenannte Kloake ab, quasi eine Allzwecköffnung."

Corax nickte verständnisvoll und lächelte. Dann deutete er auf sich selbst.

„Und was meinst Du, mein lieber Shetty, sieht das hier wie eine Kloake aus?"

Das Einhorn errötete, als er die mittlerweile stattliche Erektion des Raben betrachtete.

„Weißt Du", dozierte Corax, „ich lehre meinen Studenten immer, dass sie sich nicht nur blind auf das verlassen sollen, was in Büchern so alles geschrieben steht. Kritisch lesen, sage ich immer, und hinterfragen. Nachforschen. Und dann zu eigenen Schlüssen kommen."

„Ich verstehe", antwortete Shetty und konnte kaum seinen Blick von der prachtvollen Männlichkeit nehmen. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt, als sich vor seinem geistigen Auge unaussprechliche Phantasien in ausgesprochen lebhaften Bildern manifestierten.

„Nun, da Du offensichtlich noch keinerlei Erfahrung in dieser Hinsicht gemacht hast, solltest Du Dich wirklich mit der Rabenanatomie vertraut machen."

Der Tonfall wurde eine Spur härter, befehlender.

„Sei ein gutes Pferdchen und erforsche es. Schau es Dir genau an, fühle es, rieche daran, koste es."

Immer noch ein wenig rosawangig kam Shetty dieser Aufforderung nach, nahm Corax prachtvolle Männlichkeit in die Hand und fühlte dessen Konturen. Das Einhorn brachte schließlich seine Schnauze unmittelbar an die Penisspitze und schnupperte neugierig. Doch so sehr es an dem dargebotenen Glied auch roch, es war so ganz anders, als was es sich erwartet hätte. Im Gegensatz zum Beispiel zu dem kräftigen Männchengeruch eines Drachens oder dem charakteristischen Hengsteln war der Geruch des Rabengliedes nahezu nicht wahrnehmbar, ein extrem dezenter Duft, ein Hauch einer Ahnung von Moschusgeruch.

Corax zirpte lustvoll auf, als der warme Equidenatem seine Männlichkeit umhüllte und liebkoste wie warme Sonnenstrahlen die Blumen auf einer Frühlingswiese. Shetty gab ein leises, sehnsuchtsvolles Wiehern von sich und der Atemhauch ließ die kleinen, schwarzen Federchen am Penisansatz vibrieren.

„Das ist wirklich wunderschön", flüsterte Shetty und berührte vorsichtig mit der Spitze seiner Zunge das obere Ende des Rabengliedes. Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, doch der Geschmack war neutral, der Rabe schmeckte einfach nur sauber.

Corax grub seinen Schnabel in die weiche Mähne des Einhorns und nahm dessen Duft in sich auf.

Auch wenn Raben, sei es nun in ihrer reinen Vogelgestalt oder in anthropomorpher Form, selbst so gut wie gar keinen Eigengeruch verströmten, so war ihr Geruchssinn ähnlich wie ihr Sehvermögen und ihr Gehör äußerst ausgeprägt.

„Gefällt es Dir?" flüsterte er in Shettys Mähne und liebkoste dessen Hinterkopf.

„Und wie", hauchte das Einhorn und bearbeitete behutsam mit seinen Lippen das Glied vor seiner Schnauze.

„Ich würde Dich auch gerne einmal erforschen", sagte Corax leise.

Erstaunt stellte Shetty für einen Augenblick die Liebkosungen ein.

„Wie bitte?"

„Nun, auch ich würde gerne mal Deines sehen", gurrte Corax und streichelte Shettys Rücken entlang. „Weißt Du, als Dozent kommt man nicht so sehr herum. Man verkehrt in den Kreisen, die als gesellschaftlich korrekt gelten, aber das ist in meinem Fall nur ziemlich eingeschränkt möglich, da es, wie Du weißt, nicht gerade viele Vogelartige im passenden Alter gibt."

„Ich verstehe", entgegnete Shetty mit klopfendem Herzen.

Das hätte er niemals zu träumen gewagt, dass ein Rabe, ja gar sein ehemaliger Lehrer, an seinem Körper Interesse zeigen würde.

Corax gab ihm einen spielerischen Klaps aufs Hinterteil, doch obgleich sehr viel Zärtlichkeit in dieser Geste lag, so war da auch eine unterschwellige Forderung. Shetty bemerkte gar nicht, wie geschickt Corax die Fäden in die Hand genommen hatte und das Einhorn in seinem Sinne steuerte.

„Nun, ich sitze hier vor Dir unbekleidet und lasse mich von Dir betrachten, da wäre es doch nur billig und recht, wenn auch Du Dich ein wenig freizügiger zeigen würdest, findest Du nicht?"

Erneut errötete Shetty und ließ von dem Raben ab.

„Verzeih, daran habe ich gar nicht gedacht", murmelte er und fragte sich im gleichen Augenblick, weshalb zur Hölle er um Entschuldigung dafür bat, dass er angezogen war.

Mit flinken Handgriffen entledigte er sich seines Gewandes und stand kurze Zeit später nackt, wie ihn Gott geschaffen hatte, vor dem Magister, der um so viele Jahre älter war als er.

„Sehr schön! Sehr schön!" kommentierte Corax den Anblick und forderte Shetty auf, sich wieder zu setzen.

„So sieht also ein Pferd aus", stellte der Rabe fest und strich langsam mit zwei Fingerspitzen über den deutlich geschwollenen Sheath.

„Aber ich dachte immer, dass Ihr Rösser so Riesenschläuche habt, die gegen Eure Bäuche klatschen, wenn Ihr erregt seid", fügte er zwinkernd hinzu.

„Aber... das haben wir Equide ja auch. Ich habe momentan nur noch nicht ausgeschachtet, ich... ooohhh, das fühlt sich angenehm an..."

Corax geschickte Hand knetete die fleischige Falte.

„Hmmm? Wirklich, zeig mal her!"

Als Shetty sich anschickte, selbst Hand an sich zu legen, meinte Corax leise: „Lass mich das machen. Ich denke mal, es ist für Dich leichter, wenn Du Dich einfach nur dabei entspannst."

Das Einhorn erschauderte wohlig, als zwei Fingerspitzen vorsichtig in den Sheath eindrangen. Er nickte ergeben und ließ seine Hand sinken.

Corax beugte sich dich dicht über Shettys Intimbereich und nahm den Geruch auf. „Ihr Pferdewesen riecht an dieser Stelle doch sehr intensiv", stellte er fest, „egal ob Einhörner, Pegasi oder ganz normale Pferde. Aber ein sehr angenehmer Geruch!"

Bereits nach einige Augenblicken schob sich langsam der Pferdeschlauch heraus und Corax gurrte befriedigt: „Das ist schon eher, was ich erwartet habe."

Shetty genoss sichtlich diese Berührungen und er bebte förmlich am ganzen Körper. Er fasste sich ein Herz und ergriff wieder Corax Männlichkeit.

Der Rabe gurrte zufrieden und liebkoste seinerseits das ersteifende Equidenglied, bis dieses vollständig ausgeschachtet war.

„Es liegt gut in meiner Hand, vor allem pulsiert es so schön", lächelte Corax.

„Dein Glied fühlt sich aber auch ganz fantastisch an", erwiderte Shetty leise und leckte über die ffnung.

Auf diese Weise erforschten sich die beiden gegenseitig, wobei das Einhorn deutlich zurückhaltender war als der Magister. Der Anthrorabe ging zwar äußerst behutsam, dabei aber auch äußert zielstrebig vor. Schon bald war das Zimmer erfüllt von dem schweren Moschusgeruch, den der zur vollen Länge versteifte Hengstschlauch verströmte.

„Ich mag diesen würzigen Geruch", stellte Corax fest und hielt nun mit einer Hand die leicht geschwollene Spitze, die Shettys Glied trompetenartig erscheinen ließ, während er mit der anderen den an der Wurzel ziemlich dicken Schaft massierte. Immer mehr pilzte Shettys Männlichkeit auf und der Einhornhengst spürte, wie sich in seinen Lenden ein Orgasmus zusammenbraute.

Shetty war so sehr in Ekstase, dass er darüber völlig die Befriedigung seines Gastes vergaß. Doch Corax schien es ihm nicht zu verübeln, sondern fuhr mit seinen geschickten Liebkosungen fort, dabei zufrieden dem immer schneller gehenden Atem des Equiden lauschend.

Unter lustvollem Aufwiehern spritzte Shettys warmer Samen in hohem Bogen aus seinem zuckenden Glied und benetzte dabei nicht nur seine eigene Brust, sondern auch die Hand des Raben. Er ließ seinen Schlauch nun ganz nach Art der Pferde rhythmisch gegen seinen Bauch klatschen, Ladung um Ladung seiner Sahne absondernd, die Corax mit geschickten Fingern auffing und an Shettys Glied verrieb, um es so lange weiter zu melken, bis schließlich nichts mehr nachfolgte. Erst dann ließ Corax von dem Einhorn ab und forderte es auf, ihm das Hinterteil zuzukehren.

„Du hast mich schon verstanden, mein Freund", erklärte Corax. „Wie Du vorne beschaffen bist und wie Du dort riechst habe ich je eben kennengelernt. Aber findest Du nicht, dass die Lektion unvollständig wäre, würde ich nicht auch noch Deine Kehrseite erkunden?"

Shetty nickte und brachte sich in die gewünschte Stellung. Corax Hände glitten über die wohlgeformten Hinterbacken und der Rabe fühlte mit seinen Fingerspitzen unter dem seidigen Schweif, den Shetty blähte wie eine Fahne. Das Einhorn stöhnte leise auf und Corax spürte, wie sich Shettys Anus aufgrund der unerwarteten Berührung zusammenzog.

Die Finger des Raben waren noch mit Shettys Samen vollgeschmiert und Corax entschied, dass dies als Lubrikant reichen musste. Ein wenig grob drückte er einen Finger in die enge ffnung, was Shetty schmerzerfüllt aufwiehern ließ.

„Na, na, na... Du kannst mir doch nicht weiß machen, dass Du da noch jungfräulich bist und Du nicht einmal einen einzigen Finger in Dir aushältst."

Mit der anderen Hand hielt Corax nun das Einhorn niedergedrückt, während er seinen Finger forschend in seinem Opfer hin und her bewegte und dabei tiefer hinein bohrte.

Ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle brandete über Shetty herein: Der Eindringling schmerzte, andererseits malte er sich voller Sehnsucht aus, wie es wohl sein musste, etwas anderes tief in sich zu spüren. Doch als Corax einen weiteren Finger hinterher schieben wollte, verkrampfte sich das Einhorn so sehr, dass der Rabe es schließlich enttäuscht aufgab und auch den ersten Finger herauszog.

Nun, wenn nicht jetzt, dann ein anderes Mal. Und das wird schon sehr bald sein, dafür werde ich sorgen, dachte sich Corax und sagte mit schmeichelnder Stimme, als er seine Finger an seine Nasenlöcher hielt: „Du riechst auch da hinten recht angenehm. Ich hätte das nicht gedacht. Ja, ja, es geht halt nichts über den Geruch von Pferden. So voller Wildheit, Leidenschaft und Wollust." Dann fügte er listig hinzu: „Möchtest Du mich einmal an dem intimsten aller Bereiche berühren?"

Ohne auf eine Antwort zu warten drückte Corax Shetty hintüber und kletterte so über ihn, dass sich sein Unterleib genau über der Einhornschnauze befand.

Neugierig brachte Shetty seine samtigen Nüstern unmittelbar an die dargebotene ffnung, während er mit seiner rechten Hand nach dem Schaft des immer noch steifen Rabengliedes fasste. Er schnupperte vorsichtig an Corax und dieser brummelte wohlig, als er den warmen Atem über seine Intimregion streichen fühlte. Er reckte und fächerte seine Schwanzfedern auseinander und breitete seine Flügel auf dem Rücken aus.

„Braver Bub", stöhnte er leise und drückte lüstern dem Einhorn sein Hinterteil entgegen. Shetty befeuchtete einen Finger mit Speichel und rieb zunächst an der ffnung, bevor er schließlich sanften Druck ausübte und eindrang. Shetty war überrascht ob der enormen Wärme, die seinen Finger umhüllte. Zwar wusste er, dass die Körpertemperatur bei Vögeln deutlich höher war als die beispielsweise eines Einhorns, beinahe vergleichbar mit der eines Drachens, doch hatte er es sich nicht vorstellen können. Da es dem Raben offensichtlich gefiel - sein Glied sonderte einige transparente Tröpfchen ab, deren Geruch ganz leicht an ein Zimtzitronengemisch erinnerte - bewegte das Einhorn ein wenig den Finger in Corax hin und her, bis ihn schließlich die Neugier überwältigte.

Langsam zog er seinen Finger heraus, roch prüfend daran, flehmte ein wenig und brachte schließlich seine Schnauzenspitze dicht heran.

Corax zwitscherte regelrecht, als Shettys Zunge forschend eindrang.

„Ja, das ist genau das, was ich will", raunzte der Rabe und er fühlte sich nun ebenfalls nahe an seinem Höhepunkt. Wenn er schon nicht das Einhorn besteigen konnte, zumindest nicht in dieser Nacht, so würde ihm dieser Hengst eben auf andere Weise Lust und Erleichterung spenden und so wie es aussah, machte dieser seine Arbeit äußerst gut.

„Wenn Du doch im Unterricht genauso aufmerksam und bei den Prüfungen genauso geschickt gewesen wärst", seufzte Corax und sein Glied pulsierte in Shettys Hand.

Gerade noch rechtzeitig brachte das Einhorn seine Schnauze an das Rabenglied, um keinen einzigen Tropfen der köstlichen Gabe zu vergeuden.

Mit heftigem Schnabelklicken und einem kehligen Gurren entlud sich Corax in die gierig saugende Equidenschnauze, wobei Shetty unermüdlich an dem prächtigen Glied rieb.

Als schließlich nichts mehr kam und das Einhorn Corax auch noch hingebungsvoll sauber geleckt hatte, seufzte dieser zufrieden: „Das war gar nicht so übel für Deine erste Lehrstunde im Fach Rabenanatomie."

Corax beugte sich über Shetty hinweg und griff nach der Karaffe.

„Ich denke, das sollten wir begießen. Und wer weiß, vielleicht gibt es heute Nacht ja noch eine weitere Unterrichtsstunde."

***

Shettys Schädel brummte und in seinem Mund hatte er einen eigenartig metallischen Geschmack. Langsam richtete er sich auf, doch sofort wurde ihm schwindlig und er ließ sich zurück in sein weiches Kissen sinken.

Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann und vor allem wie er ins Bett gekommen war. Der vorangegangene Abend war für ihn nur eine vage, nebulöse Erinnerung, mehr nicht. Sicherlich, da waren einige Erinnerungsfetzen, zum Beispiel, dass er die Prüfung trotz der massiven Panne doch noch bestanden hatte und dass Corax zur Feier dieses Umstandes von irgendwoher einen schweren, samtig schmeckenden Wein herbeigeschafft hatte...

Die Strahlen der Morgensonne fielen in Shettys Schlafkammer und liebkosten den Equidenkörper mit ihrer Wärme. Eigentlich stachen sie auf ihn ein und sie waren heiß. Wenn er es genau bedachte, war es auch mehr eine Art glühendes Picken und es war zweifellos schmerzhaft und gar nicht liebkosend.

Es war nicht die Sonne.

Langsam drehte er den Kopf und starrte geradewegs auf einen großen Schnabel, der seinem Gesicht unbehaglich nahe stand.

„Krah-krah! Wach sofort auf! Krah-krah! Du elender, Du nichtsnutziger, Du..."

Schmerzhaft bohrte sich der Rabenschnabel erneut in Shettys entblößte Schulter.

„Was ist denn los?"

Diese Frage war völlig überflüssig, denn es war offensichtlich: An Shettys Bett stand Corax, wieder in der ungeliebten Rabenform, nur dass er jetzt ein wenig größer war als bei seiner ersten Verwandlung.

„Ich..."

„Krah-krah! Spar Dir Deine Worte! Was hast Du getan? Krah-krah! Los, steh auf und tu endlich was. Und was Deine Zulassung anbelangt, ich... ich..."

„Jetzt beruhig Dich erst mal. Was ist denn geschehen?" versuchte Shetty einzulenken, doch er goss mit seiner Äußerung nur l ins Feuer.

„Was geschehen ist? Krah-krah! Das fragst Du noch? Du hast zu wenig von dem Trank gebraut, oder das Rezept falsch ausgelegt oder was weiß ich..."

„Wieso ich? Es war Dein Rezept", rechtfertigte sich das Einhorn und bereute augenblicklich seine Worte, als ihm Corax schmerzhaft mit dem Schnabel in den Oberschenkel zwickte.

„Entschuldige", murmelte er und tappte zu seinem Kleiderschrank.

„Ich mache mich gleich dran, Dir einen neuen Trank zu brauen. Die Zutaten habe ich noch im Kopf. Ich ziehe mir nur rasch etwas an. Warte im Laboratorium auf mich!"

Ganz toll, das hat's gebraucht. Meine Zulassung ist beim Teufel und ich habe meinen ehemaligen Lehrer in meiner Burg, in Rabengestalt. Und irgendwie bin ich für ihn jetzt auch noch verantwortlich. Vielleicht sollte ich einen anderen Trank brauen, ich könnte... Dieses und Heftigeres schoss Shetty durch den Kopf als er durch die Korridore eilte. Er war entsetzt, dass er überhaupt zu solchen Gedanken fähig war, er, ein Einhorn, das jegliches Leben zu achten und zu wahren hatte.

„Krah-krah!" wurde er empfangen. „Wo hast Du so lange gesteckt, los beeil Dich gefälligst ein bisschen!"

Der Rabe hüpfte aufgebracht vor der verschlossenen Laboratoriumstür auf und ab.

„Ich bin ja schon da", murmelte Shetty und steckte mit zittrigen Fingern den Schlüssel ins Schloss. Ich glaube, ich werde ihn doch ums Eck bringen. Diese Bemerkung konnte er sich zum Glück noch im letzten Augenblick verbeißen.

Er hatte am Vorabend die Zutaten nicht mehr weggeräumt und so konnte er sich unverzüglich an die Arbeit machen.

„Oh weh", sagte er schließlich, als er ein kleines Flakon geöffnet hatte und es schüttelte.

„Was ist?" krächzte Corax heiser.

„Ich fürchte, die Drachenmilch ist zur Neige gegangen."

„Krah-krah! Und? Dann holst Du eben neue aus dem Vorratsraum."

„Ich fürchte, das ist nicht so einfach. Ich habe keine mehr im Haus."

„Was?" So hoch wie jetzt war Corax noch nie gesprungen. „Krah-krah! Das darf doch nicht wahr sein. Wie kann man keine Drachenmilch auf Vorrat haben? Welch Unglück!"

„Naja, so schlimm ist es jetzt nicht", versuchte Shetty seinen Gast zu beruhigen.

„Nicht schlimm? Krah-krah!" Wütend pickte Corax nach dem Einhorn, das gerade noch ausweichen konnte.

„Nicht schlimm? Nicht schlimm, sagt er! Krah-krah! Krah-krah!" echauffierte sich der Rabe.

„Ich... ich kann neue Drachenmilch besorgen, morgen, spätestens übermorgen sollten wir wieder welche haben", sagte Shetty und versuchte, optimistischer zu klingen, als ihm zumute war. „Oder können wir auf die Milch verzichten?"

Funken schienen aus den dunklen Rabenaugen zu sprühen.

„Auf die Drachenmilch verzichten? Die wichtigste Zutat überhaupt? Krah-krah! Welch Ahnungslosigkeit!" rief Corax aufgebracht und breitete verzweifelt seine Flügel aus.

„Ist ja schon gut", beschwichtigte Shetty. „Ich kümmere mich gleich drum. Ich werde Greldon einen Brief schreiben und..."

„Greldon?" fragte Corax und legte seinen Kopf schief, sein Gefieder sträubte sich. „Der Drache?"

„Ja, genau der. Ein lieber Freund von mir. Der hilft mir ganz bestimmt aus mit der Drachenmilch und wenn ich ihm gleich schreibe, kann er schon morgen oder übermorgen da sein und uns weiterhelfen. Du kannst ja die Zeit nutzen und ein wenig in der Gegend herumfliegen. Und mit etwas Glück vielleicht bei einem plötzlich auftretenden Gewitter vom Blitz erschlagen werden."

Letzteres dachte sich das Einhorn natürlich nur und schalt sich sofort für diesen Gedanken. Schließlich war es ja irgendwo tatsächlich seine Schuld, dass Corax nun ein übergroßer Rabenvogel war und dadurch einiges an Würde eingebüßt hatte, die er als Lehrer an der Akademie normalerweise ausstrahlte.

„Greldon! Ausgerechnet Greldon! Der ist ja noch ein größerer Tunichtgut als Du! Und ausgerechnet der soll uns nun aus dem Schlamassel helfen? Ausgerechnet der soll Drachenmilch bei sich zu Hause haben?" lamentierte Corax.

„Wieso bei sich zu Hause? Ich denke mal, die wird er immer bei sich haben, jede Menge sogar, wie ich ihn kenne und er wird sicherlich bereit sein, mir was davon abzugeben!" rief das Einhorn und stürmte voller Tatendrang aus seinem Laboratorium.

„Hat die Drachenmilch immer bei sich... Moment! Shetty! Warte! Du meinst doch nicht etwa..."

Corax schloss seinen Schnabel wieder und wackelte ebenfalls aus dem Laboratorium. Er seufzte. So dumm würde doch wohl das Einhorn nicht sein und mit Sicherheit würde es schon wissen, was es tat. Zumindest hoffte er das.

***

„Das kann doch wohl nicht wahr sein! Dieser elende Flohsack!"

Der wütend peitschende Drachenschweif hätte beinahe eine kostbare Bodenvase aus Porzellan zertrümmert, wenn sie Tylon nicht rechtzeitig aus dessen Reichweite gebracht hätte.

„Was ist denn los, mein Liebling?" fragte die Drachin.

„Es ist dieser Wolf. Er hat mich immer noch nicht entlohnt, obwohl ich ihn schon mehrfach gemahnt habe", schnaubte der silberne Drache wütend.

„Er hat mich beauftragt, für ihn eine Geschichte zu schreiben, habe ich auch gemacht, und nun bezahlt er mich dafür nicht", fügte Greldon hinzu als er Tylons fragenden Blick bemerkte.

„Komm, reg Dich nicht so auf", versuchte die blaugeschuppte Drachin ihren Freund zu beruhigen. „Vielleicht zahlt er ja noch, vielleicht steckt er nur in vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten."

„Nach so vielen Monaten? Nein, der will nur nicht bezahlen. Und was mich so ärgert ist, dass er nicht mal auf meine Schreiben diesbezüglich mehr reagiert. Aber den kauf ich mir!"

„Welche Geschichte hast Du denn für ihn geschrieben?" wollte Tylon wissen und schob sich näher an Greldon heran. Ihm stieg ihr wunderbarer Drachinnenduft in die Nüstern und er beruhigte sich ein wenig.

Schäfchen zählen oder so ähnlich", grollte Greldon und plötzlich hellte sich seine Miene auf.

„Was meinst Du, ich könnte doch eine neue Geschichte schreiben, die eben davon handelt, dass Akeela mich nicht bezahlt hat. So vielleicht als Warnung an andere, dass sie ihm nicht auch irgendwas liefern und dafür keine Entlohnung erhalten."

„Ich weiß nicht", erwiderte Tylon zögernd. „Ich glaube nicht, dass Du auf diese Weise viel erreichen wirst. Hier, lese lieber das hier. Dieser Brief wurde gerade für Dich abgegeben."

„Ein Brief für mich? Wer sollte mir denn schreiben? Oh, der ist ja von Shetty."

Eilig öffnete der Drache den Umschlag, wobei er eine seiner messerscharfen Krallen geschickt als Brieföffner einsetzte. Das Einhorn und der Drache waren schon seit ihrer gemeinsamen Ausbildung eng miteinander befreundet und zwischen ihnen herrschte ein sehr inniges Verhältnis.

Greldon Gesichtszüge entspannten sich immer mehr, als er die an ihn gerichteten Zeilen las.

Mein lieber Freund... murmel... murmel... Drachenmilch... murmel... murmel... mich möglichst bald in meinem neuen Domizil zu besuchen... murmel... murmel... Vielleicht kannst Du ja sofort aufbrechen, in freudiger Erwartung, Dein Shetty."

„Und, was schreibt er?" fragte Tylon neugierig.

Greldon grinste: „Dass Shetty mich so bald wie möglich wieder sehen möchte und dass er irrsinniges Verlangen nach Drachenmilch hat. Ich wusste schon immer, dass es Einhörner trotz ihrem ganzen Getue von wegen Reinheit und Keuschheit faustdick hinter den Ohren haben. Natürlich werde ich mich sofort auf den Weg machen. Schließlich bin ich das meinem Freund schuldig, wenn er mich schon so dringend braucht."

Greldon grollte genüsslich auf, als er an die bevorstehende Begegnung mit seinem Freund dachte und sein Schweif hob sich unwillkürlich.

Ein wenig eifersüchtig schob sich Tylon noch enger an den Silberdrachen heran.

„Ich bin mir sicher, ich kann Dich mindestens genauso gut befriedigen wie Dein Freund", schnurrte sie leise und brachte in einer fließenden Bewegung ihre Schnauze an Greldons Hinterteil. Der männliche Drache schnaubte überrascht auf. Er liebte über alles das Gefühl, wenn warmer Atem über seine intimen Körperpartien strich.

Natürlich war sich Tylon dessen absolut bewusst und sie wusste auch, was ihr Gefährte am Allerliebsten mochte.

„Oh ja, das fühlt sich so wunderbar an, mein Liebes", brummte der silberne Drache lüstern und hob seinen Schweif noch höher, als er Tylons Zunge an sich spürte.

Sein intensiver Drachenmännchengeruch stieg der blauen Drachin in die Nüstern, worauf sie ebenfalls ein wenig ihren Schweif anhob.

„Du riechst äußerst erregend, mein Lieber", schnaubte sie leise und brachte sich derart in Stellung, dass auch Greldon an ihr schnuppern konnte.

Er zischelte lustvoll, als seine Gefährtin zunächst verspielt an dessen Hinteröffnung züngelte und schließlich ihre lange, geschmeidige Zunge in ihn eindrang. Wohlige Schauer durchliefen den Drachen und er fühlte in seinem Sheath eine vertraute Regung.

Tylon drang immer wieder tief mit ihrer Zunge in Greldon ein und dieser brachte lüstern seine Schnauze unter ihren Schweif. Der aufregende Duft des liebesbedürftigen Weibchens erregte ihn zusätzlich und schon sehr bald schachtete er aus.

„Oh, was haben wir denn da?" fragte Tylon neckend und zog ihre Zunge zurück, als sie Greldons erigierendes Glied bemerkte.

Mit einem schelmischen Blitzen in den Augen nahm sie ohne Umstände die prächtige Männlichkeit in ihr Maul und liebkoste sie mit geschickter Zunge, wobei sie provozierend mit ihrem Hinterteil wackelte.

„Ich weiß, was Du magst", stöhnte Greldon und bewegte ein wenig seine Hüften, um in die dargebotene Schnauze zu stoßen. „Du willst meine Milch und Du gönnst Shetty keinen einzigen Tropfen, hmmm?"

„Genau", brummte die Drachin und begann an Greldons Glied zu saugen.

„Keine Sorge, für Dich habe ich immer ausreichend Milch, wann und wo Du sie auch immer magst."

„Dann", schnurrte Tylon und ließ augenblicklich von Greldon ab, „will ich sie jetzt, und zwar tief in mir."

Sie entzog sich ihrem Gefährten und kauerte sich vor ihm hin, ihren Schweif neckisch nach oben und zur Seite gehoben.

Sofort war Greldon an ihrem hinteren Ende und drückte seine Schnauze an ihr Hinterteil. Wie sehr ihn der Drachinnengeruch erregte. Er flehmte und konnte es kaum mehr erwarten. Lustvoll leckte er über ihre weibliche ffnung, ihren herben Geschmack auf seiner Zunge prüfend wie einen kostbaren Wein. Tylons Nektar floss bereits reichlich und ihr Geruch wurde intensiver, wirkte geradezu berauschend auf Greldon.

Nein, er konnte sich nicht länger zurückhalten. Er drang noch ein paar Mal tief mit seiner Zunge in Tylons Scheide ein, ihre inneren Wände zusätzlich befeuchtend, und brachte sich dann hinter ihr in Position.

Er packte sie mit seinen Vordertatzen an ihren Flanken und leckte zärtlich ihren dargebotenen Nacken. Langsam drang er mit seinem Glied in die glitschige ffnung ein und zischelte erregt, als ihn feuchte Wärme umschmeichelte. Tylon ließ ein leises, lustvolles Stöhnen vernehmen, als sie der Eindringling weitete und sie hielt die Augen halb geschlossen. Dabei schnurrte sie behaglich.

Schließlich war das Drachenglied vollständig in Tylon versenkt und spielerisch ließ es Greldon langsam heraus gleiten, nur um er gleich wieder kraftvoll in den herrlichen Drachenleib zurückzustoßen.

„Ich liebe Dich, Tylon", brummte der Silberdrache zärtlich und war so sehr in Ekstase versunken, dass er ihre gehauchte Erwiderung nur im Unterbewusstsein wahrnahm.

Immer wieder drückte er sein Glied bis zum Anschlag in Tylon und entlockte ihr ein lustvolles Schnurren gleich einer Katze, die es sich auf einem Fensterbrett bequem gemacht hatte und sich von der Sonne ihren Bauch bescheinen ließ.

Tylons Säfte flossen immer mehr und sie stemmte ihren Hinterleib lustvoll gegen Greldons Stöße. Greldon sonderte bereits ein wenig Vorfreude und schnaubte lüstern seinen heißen Atem über den Hinterkopf der Drachin.

Auch in Tylon bahnte sich langsam ihr Höhepunkt an und sie drückte sich im synchronen Rhythmus zu Greldons Bewegungen feste gegen seine Stöße. Sie keuchte auf, als Greldons scharfe Zähne versehentlich ihre Schuppen durchdrangen. Getrieben von der Leidenschaft hatte er in ihren Nacken gebissen, nicht anders als es ein Tigermännchen tat, wenn es sich mit seiner Liebsten paarte.

Die Luft um sie war geschwängert von den Ausdünstungen ihrer in Leidenschaft und Liebe vereinten Leiber und kleine Rauchfahnen kräuselten sich aus Greldons Nüstern: Sein Orgasmus stand unmittelbar bevor.

Nach einem halben Dutzend immer kraftvoller werdender Stöße war es schließlich so weit: Der Silberdrache entließ Tylon aus dem Nackenbiss und brüllte lauthals seine Lust heraus. Sein dickflüssiger Samen ergoss sich tief in die Drachin und er stieß weiterhin sein Glied tief in seine Liebste.

In diesem Augenblick der höchsten Lust erreichte auch Tylon ihren Höhepunkt und gemeinsam surften sie am Scheitelpunkt der Woge der Leidenschaft. Ladung um Ladung gab Greldon ab und Tylon presste ihren Hintern feste gegen das Drachenglied in ihr, sich regelrecht daran aufspießend. Um keinen Preis wollte sie es aus sich heraus gleiten lassen und ihre inneren Wände molken Greldons Männlichkeit leer.

Langsam ebbten ihre beiden Höhepunkte ab und nur widerwillig zog Greldon sein Glied aus der Drachin heraus, die sich sofort herumwarf, um es mit geschickter und zärtlicher Zunge gründlich sauber zu lecken.

„Oh ja, so ist's gut, braves Mädchen", brummte Greldon und blickte liebevoll auf Tylon herab. Mit weichen Tatzen liebkoste er ihr wunderschönes Gesicht.

Sie blickte zu ihm auf, als sie von seiner Männlichkeit schließlich abließ und schnurrte: „Na? Du musst doch zugeben, dass ich das mindestens genauso gut kann wie dieses Pferd."

„Einhorn", verbesserte Greldon und zwinkerte ihr zu. „Und man kann ein Einhorn mit einer Drachin doch gar nicht vergleichen, vor allem, wenn es sich um die liebste und hübscheste Drachin der Welt handelt."

„Ach nein?" fragte Tylon grinsend.

„Aber zu diesem Shetty möchtest Du trotzdem reisen, oder? Er muss also was können, was ich nicht oder nicht so gut kann."

Manchmal konnte Tylon ziemlich hartnäckig sein und Greldon verspürte bei ihr immer noch einen leisen Anflug von Eifersucht.

„Naja, diese samtig-weichen Hossieschnauzen sind doch geradezu dafür prädestiniert, an Drachenhintern gerieben zu werden, oder? Und ich liebe es einfach, Pferden, insbesondere gehörnten, zu zeigen, wo ihre Position ist in der natürlichen Ordnung. Und das ist einfach unter dem Schweif eines Drachens."

„Aha", sagte Tylon knapp und wandte sich ab. „Weiß das Dein Freund auch?"

„Nun ja, ich denke schon. Denn wenn er meine Drachenmilch will, dann wird er schon mein Hinterteil auf diese Weise verwöhnen müssen."

„Ich verstehe", sagte Tylon und beendete die Diskussion mit einem leidenschaftlichen Zungenkuss.

„Aber in erster Linie möchte ich Shetty helfen. Weiß der Geier, wozu er so dringend meine Milch braucht."

„Also schön", seufzte Tylon, als sie schließlich den Kuss äußerst widerstrebend löste.

„Aber lass mich nicht zu lange allein!"

***

Nachdem Shetty das Schreiben an seinen Freund verfasst hatte, machte er sich daran, die übrigen für den Trank benötigten Zutaten zusammenzusuchen. Jetzt, wo sie ohnehin auf die Drachenmilch warten mussten, konnte er auch gleich versuchen, die Zaunkönigzungen und vielleicht sogar die Erdbeeren aufzutreiben. Letztere würden zu dieser Jahreszeit mit Sicherheit ein Vermögen kosten.

Er wollte Corax bitten, diese Zungen zu besorgen und eventuell auch einen fahrenden Händler, von dem sie eventuell Erdbeeren erstehen konnten, ausfindig zu machen, doch der Rabe hatte ohne ein weiteres Wort die Burg verlassen. Wahrscheinlich schmollte er.

Egal, dachte sich Shetty. Soll Magnus ruhig den Beleidigten spielen. Ich tue doch eh mein Bestes.

Plötzlich fiel ihm etwas ein. Hatte Magister Corax nicht einmal eine magische Karte erwähnt, mit der man alles Mögliche finden konnte? Dazu musste man nur in das dafür vorgesehene Feld einen Suchbegriff schreiben, zum Beispiel Zaunkönigzungen, dann musste man noch den Begriff Bezugsquellen auswählen und den eigenen Standort angeben. In wenigen Augenblicken würde diese Karte dann sämtliche Bezugsquellen für Zaunkönigzungen im Umkreis von wenigen Kilometern anzeigen.

Shetty betrat das Gästezimmer, in dem er Corax untergebracht hatte. Vielleicht hatte er ja diese Karte in seinem Reisegepäck. Außerdem konnte er bei der Gelegenheit auch gleich das Fenster für Corax öffnen - auch wenn er nun ein sehr großer Rabe war, müsste er eigentlich hindurch passen, wenngleich es freilich etwas eng für ihn werden würde...

Das Einhorn hatte keine Gewissensbisse, als er Corax Habseligkeiten durchsuchte. Schließlich war es ja im Interesse des Raben, auch wenn die Zaunkönigzungen problemlos durch Nachtigallenlebern, von denen er noch einige vorrätig hatte, ersetzt werden konnten.

Er wühlte sich gerade durch die achtlos auf einen Haufen geworfene, getragene Unterwäsche des Meistermagiers, als ein Schatten das Zimmer verdunkelte.

„Krah-krah! Ich sehe wohl nicht recht! Was machst Du mit meiner Wäsche, Pferd? Krah-krah!"

„Oh... nein! Magnus, wirklich, es ist nicht so, wie es aussieht, ich...", stotterte Shetty, dem die Schamesröte ins Gesicht gestiegen war.

„Das schlägt dem Fass den Boden aus! Mein ehemaliger Schüler und jetzt Aspirant auf die Zulassung zum Heiler wühlt in meiner Wäsche. Wolltest wohl Deine Nüstern darin versenken, was? Krah-krah! Dir werd' ich helfen! Raus! Aber sofort."

Der Rabe, der schwerfällig in das Zimmer hüpfte, sah in diesem Augenblick so Furcht einflößend aus, dass Shetty jeden weiteren Rechtfertigungsversuch unterließ und aus dem Zimmer schlich. Er wusste nicht, was schlimmer war: Dass ihn Corax nun für einen Wäschefetischisten hielt oder ihn des Diebstahls hätte bezichtigen können...

Die Sonne war schon lange untergegangen und Shetty saß alleine in seinem Salon. Den Raben hatte er nicht mehr zu Gesicht bekommen. Das Einhorn hatte ein aufgeschlagenes Buch auf seinem Schoß liegen, doch er konnte sich nicht auf dessen Inhalt konzentrieren. Die Sätze, Wörter und Buchstaben tanzten vor seinen Augen einen wirren Reigen und er gab es schließlich ganz auf. Seine Gedanken schweiften immer wieder ab zu dem Gast unter seinem Dach. Sicherlich, in erster Linie sorgte er sich darum, dass er seine Zulassung höchstwahrscheinlich nicht bekommen würde - nicht, nachdem diese Pannen passiert waren. Wobei er sich die zweite beim besten Willen nicht erklären konnte. Gut, sie hatten die Zaunkönigzungen durch Nachtigallenlebern ersetzt und es waren keine Erdbeeren im Trank gewesen - aber war das wirklich die Urasche dafür, dass der Trank nur für einige Stunden gewirkt hatte?

Aber das war es nicht alleine. Shetty wurde immer mehr klar, dass er für Corax mehr empfand, als gut für ihn war. War der Meistermagier schon in seiner Anthrorabengestalt äußerst attraktiv, so faszinierte ihn der riesenhafte Rabenkörper umso mehr. Wenn er nur sein Gefieder nicht immer so zerzaust hätte. Shetty schloss die Augen und er stellte sich vor, selbst ein Rabe zu sein und zusammen mit einem Raben, der circa dreimal so groß war wie er selbst, durch die Lüfte zu jagen, übermütig und frei...

„Da steckst Du ja!" riss ihn eine bekannte Stimme aus seinen Träumereien.

„Oh! Wie ist das passiert?" rief Shetty überrascht auf, als er Corax in seiner vertrauten anthropomorphen Gestalt in der Tür stehen sah.

„Ich weiß es nicht", gab Corax zu und schüttelte sich. „Puh! Immer dieses Jucken, wo vorher die verdammten Vogelfedern waren. Egal, wir haben miteinander zu reden! Weshalb hast Du in meiner Wäsche geschnüffelt?"

„Wie... wie kommst Du...", stammelte Shetty.

„Wie ich darauf komme, dass Du in meiner getragenen Unterwäsche geschnüffelt hast? Weil ich Dich in Flagranti erwischt habe. Weshalb solltest Du sonst meine Sachen in den Händen gehalten und Dein Gesicht darin nahezu vergraben haben?"

„Aber ich habe doch gar nicht... und ich meinte, wieso bist Du wieder in dieser Gestalt?"

„Was weiß ich", grollte Corax. „Ich war im Zimmer und plötzlich, als die Sonne unterging, wurde mir schwindlig und ich verlor das Bewusstsein. Als ich später zu mir kam, hatte ich wieder meine normale Erscheinungsform. Das werden wir später versuchen zu ergründen. Aber nun lenke nicht ab. Dein ungebührliches Verhalten von vorhin ist eines Einhorns absolut unwürdig. Aber auch wenn Du nicht mehr mein Schüler bist, diese Flausen werde ich Dir schon austreiben!"

Entsetzt beobachtete Shetty, wie Corax seinen Ledergürtel löste.

„Aber ich habe doch wirklich nicht an den Sachen geschnüffelt. Ich habe vielmehr nach der Karte..."

Das eine Ende vom Gürtel verfehlte Shetty nur um Haaresbreite.

„Was für eine Karte? Wolltest was von meinen Sachen stehlen? Dir helfe ich, und ich sage Dir gleich, Du wirst niemals zum Heiler zugelassen, nie und nimmer. Für den versuchten Diebstahl sollte ich Dich eigentlich umgehend beim Magischen Rat melden!"

„Aber ich wollte doch auch nichts stehlen!" rief Shetty und ihm schossen Tränen der Verzweiflung aber auch der Wut in die Augen. „Verdammt nochmal, ich wollte doch nur nachsehen, ob Du diese magische Karte dabei hast, von der Du damals im Unterricht erzählt hast. Die Karte, mit deren Hilfe man alles findet, was man sucht."

Corax hielt inne und musterte Shetty. Langsam ließ er die Hand sinken: „Die guhgelmagische Karte hast Du bei mir gesucht? Was wollest Du denn finden?"

„Erdbeeren", sagte Shetty leise uns fügte hinzu: „Und wo ich auf die Schnelle Zaunkönigzungen herbekomme, für den Trank."

„So, so", gurrte der Anthrorabe und baute sich drohend vor Shetty auf. „Vielleicht glaube ich Dir sogar. Aber abgesehen davon, dass ich diese Karte nicht bei mir habe, werde ich Dich Mores lehren: Wenn man etwas möchte, dann fragt man und versucht nicht, es sich einfach zu nehmen."

Shetty wusste nicht wie ihm geschah: Auf einmal fühlte er sich von starken Armen gepackt und ähnlich einem unfolgsamen Kind lag er quer über dem Schoß des sitzenden Anthrorabens.

„Autsch!" rief er mehr aus Schreck denn aus Schmerz, als Corax' große Hand auf sein Hinterteil klatschte.

„Dir werde ich die Flötentöne schon beibringen, Pferdchen!"

Erneut sauste die Hand nieder auf den Einhornhintern. Shettys Gesicht war knallrot angelaufen. Was für eine Demütigung. Er, ein erwachsener, vollständig ausgebildeter Magier wurde wie ein junges Fohlen von seinem ehemaligen Lehrer gezüchtigt.

„Das reicht jetzt", schnaubte Shetty und wollte sich dem eisernen Griff des Magisters entziehen. Doch dieser packte nur umso fester zu und auch seine Schläge wurden härter, so dass sie auch durch die relativ dicken Hosen, die Shetty trug, immer schmerzhafter zu spüren waren.

„Was..." - Das charakteristische Geräusch zerreißenden Stoffes ließ Shetty verstummen. Corax hatte kurzerhand mit einem äußerst kräftigen Ruck Shettys Hose heruntergezogen und versohlte nun sein wehrloses Opfer.

Tränen der Scham und allmählich auch des Schmerzes traten Shetty in die Augen.

Als der Rabe ihm ein gutes Dutzend Hiebe verabreicht hatte - sanfte Schläge von dessen Standpunkt aus -, befeuchtete er die Finger seiner rechten Hand mit Speichel, während er Shetty immer noch über seinen Schoß gebeugt festhielt.

„So, mein Freund. Ich bin noch nicht fertig mit Dir. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie steht mir nun der Sinn nach einem knackigen, engen Einhornhintern."

„Au, das tut weh!" schrie Shetty verzweifelt auf, als Corax nicht gerade behutsam zwei Finger in die entblößte ffnung drückte.

„Wenn Du Dich entspannst, tut es auch nicht so weh", entgegnete Corax kühl und lockerte das Einhorn.

„Ich will aber nicht", protestierte das Einhorn.

„Das ist jetzt vorerst unbeachtlich. Ich will es, das ist das Einzige, was zählt, Freundchen."

Zur Unterstützung dieser Äußerung trieb Corax einen dritten Finger in die gedehnte ffnung.

„Du bist wirklich überraschend eng. Vor allem wenn man bedenkt, dass Du ja auch unter anderem mit Drachen verkehrst."

Corax lockerte die enge ffnung und zu Shettys Erleichterung zog er nach einiger Zeit die Finger alle auf einmal aus ihm heraus. Doch die Freude wehrte nicht lang, denn nun schob Corax vier Finger auf einmal in den bereits überdehnten Anus und klickte zufrieden mit dem Schnabel: „Doch, ich denke, das sollte jetzt gehen. Beug Dich vornüber und halte Deinen Schweif zur Seite, verstanden?"

„Ich..."

„Du willst doch nicht, dass ich Dir wehtue?"

Wie zufällig drückte der Rabe seine Finger besonders tief in das Einhorn, so dass dieses schmerzerfüllt aufwimmerte.

„Also, willst Du ein braves Pferdchen sein für Deinen Lehrer?"

Shetty schniefte und sagte nichts.

„Ich fasse das als Ja auf", gurrte Corax zufrieden und zog seine Finger heraus. Sein Glied war bereits zu seiner vollen Pracht ersteift.

Wie einen Sack Kartoffeln hob der Meistermagier Shetty hoch und warf ihn förmlich bäuchlings über die Lehne des Kanapees, so dass er einen ungehinderten Zugang zu Shettys Hinterteil hatte. Dabei sah er ganz deutlich den ausgefahrenen Einhornschlauch.

„So viel also dazu, dass Du das nicht willst, Pferdchen. Ich wusste es schon immer, Ihr Pferde, vor allem die mit einem Horn auf der Stirn, seid einfach rechte Schlampen!"

Mit etwas Speichel befeuchtete er sein Glied. Während er grob mit einer Hand das unglückliche Einhorn niederdrückte, trieb er roh seine Männlichkeit in die sich wieder verkrampfende ffnung. Doch Corax überwand mit viel Geschick und wenig Geduld den Widerstand des Schließmuskels und erfreute sich an dem schmerzerfüllten Wiehern des Hengstes.

„Ich sagte doch, dass Du Dich dabei entspannen sollst, Du dummer Gaul."

Zur Verdeutlichung seines Standpunktes ließ er rasch seine Hand auf eine der Hinterbacken klatschen, bevor er Shetty damit wieder niederdrückte und in Position hielt.

Ob es tatsächlich aufgrund des Klapses war, dass sich das Einhorn für einen Augenblick entspannte, oder ob es aus einem anderen Grund geschah, war für Corax völlig unerheblich; jedenfalls konnte er nun mit einem einzigen Stoß seine gesamte Männlichkeit in Shetty versenken.

Er verhielt in ihm einige Augenblicke, die für Shetty jedoch wie Stunden waren, zog sich dann quälend langsam zurück, nur um wieder kraftvoll seinen Stolz in ihm zu versenken.

Sein lustvolles Zwitschern übertönte das schmerzerfüllte Wimmern.

Wild mit seinen Flügeln schlagend stieß er sein Glied immer wieder in die geschundene ffnung, seine Stöße glichen denen eines Dampfhammers.

„Wunderbar, ja... so... eng", keuchte Corax wollüstig und gab sich ganz seinem besitzergreifenden Trieb hin. „Halt schön still, Pferdchen!"

Auch wenn es Shetty gar nicht wollte, aber das hämmernde Glied, das unaufhörlich seine Prostata marterte, und die Rohheit, mit der sich der Rabe seiner bemächtigt hatte, erregten ihn aufs Höchste und klatschend schlug sein Schlauch gegen seinen Bauch. Ehe er es sich versah, spritze sein Sperma in hohem Bogen aus dem aufgepilzten Schlauch. Der Geruch des frischen Pferdesamens und die durch den Orgasmus verursachten Kontraktionen um das Rabenglied herum, brachten Corax ebenfalls an den Scheitelpunkt seiner Lust.

Krächzend schlug er mit seinen Flügeln, um die Balance zu halten und nach wenigen weiteren Stößen schoss der Vogelsamen regelrecht tief in Shettys Eingeweide. Immer weiter stieß Corax in Shetty, dessen Orgasmus auf diese Weise intensivierend.

„Das hat gut getan", seufzte Corax schließlich und ließ mit einem leisen Plopp sein Glied aus dem Einhornhintern heraus gleiten.

Er ließ von seinem Opfer ab und sagte: „Ich hoffe, das war Dir eine Lehre, nie mehr an fremden Sachen zu schnüffeln oder mich anzulügen."

„Aber..."

„Nichts aber. Das Thema ist jetzt erledigt. Los doch, steh schon auf!"

Shetty erhob sich stöhnend.

„Mir tut alles weh hinten", beklagte er sich.

„Sei nicht so wehleidig", entgegnete Corax unwirsch und warf dem Einhorn einen abschätzenden Blick zu. „Und nun lauf schon und bring mir was Vernünftiges zu trinken. Und dann versuchen wir das Rätsel zu lösen, weshalb ich meine normale Gestalt wiederbekommen habe, ohne nochmal einen Trank zu mir genommen zu haben."

Es wurde eine lange Nacht: Unzählige Bücher wurden gewälzt, das Rezept und die verwendeten Zutaten genauestens analysiert und so manche Flasche Wein ging zu Neige.

Plötzlich stöhnte Corax, der sich gerade einen Folianten in das Regal zurückstellte, auf.

„Mir ist schwindlig. Ich glaube, ich muss mich ein wenig ausruhen."

Doch er schaffte es nicht mehr bis zu dem Lesesessel und Shetty, der gerade in einem Abschnitt über Zauberverstärker vertieft war, konnte gerade noch aus seinen Augenwinkeln heraus sehen, wie Corax regelrecht in sich zusammen sackte.

„Krah-krah! Krah-krah!" krächzte es von der Stelle, an der eben noch der Meistermagier gestanden hatte.

„Wenigstens wissen wir, dass ich doch nicht erlöst bin von dem, was auch immer Du mir angetan hast", schimpfte der Rabe in seiner gewohnten Weise.

„Moment, mir kommt da ein Verdacht", rief Shetty und öffnete die Jalousien.

Draußen ging gerade die Sonne auf.

„Wie ich vermutet habe. Aus irgendeinem Grund wirkt der Trank nur während der Nachtstunden. Da müssen wir also ansetzen."

„Krah-krah! Nicht wir, sondern Du. Denn schließlich hast Du mir diesen Schlamassel eingebrockt. Aber Du hast ja wohl mittlerweile die richtigen Zutaten alle aufgetrieben, als ich gestern außer Haus warst, nehme ich an?"

„Ich... äh... also...", stotterte Shetty verlegen.

„Also nicht! Krah-krah! Was hast Du dann gestern gemacht? Auf der faulen Pferdehaut gelegen? Krah-krah! Während ich in dieser unwürdigen Gestalt umherflattern muss. Nicht gerade eines Magiers meines Ranges würdig! Krah-krah!"

„Abgesehen davon, dass ich diese Rabenform keinesfalls als unwürdig betrachte, im Gegenteil, ich finde sie sogar wunderschön, ist das ja gerade das, was ich gestern versucht habe zu erklären. Ich habe diese dingensmagische Karte gesucht, weil ich die Zaunkönigzungen beschaffen wollte und die Erdbeeren."

Guhgelmagische heißt das. Nicht einmal die einfachsten Dinge kannst Du Dir merken", krächzte Corax und hüpfte zu der Tür. „Hast Du wenigstens die Drachenmilch bekommen? Ich dachte, die wollte Dir dieser Drachenfreund bringen."

„Greldon? Der ist unterwegs hierher. Er hat mir eine Nachricht zukommen lassen."

„Krah-krah! Herzeigen, los!"

„Bitte?"

„Krah-krah! Die Nachricht. Zeig sie mir. Spreche ich so undeutlich?"

„Nein, natürlich nicht", erwiderte Shetty und zog ein zerknittertes Schriftstück aus der Tasche seines Umhangs.

„Greldon schreibt sogar ausdrücklich, dass er sich sehr auf das Treffen mit mir freut und er mir soviel von seiner Drachenmilch geben wird, wie ich nur will", erklärte das Einhorn, als es das Schreiben Corax vor den Schnabel hielt.

„So, so. Dieser Drache ist ein Taugenichts, so wie Du. Krah-krah! Da haben sich die zwei richtigen gefunden. Krah-krah! Würde mich wundern, wenn er was Brauchbares beisteuern könnte."

Plötzlich sträubte sich Corax Nackengefieder und er schlug heftig mit seinen Flügeln.

„Krah-krah! Da! Ich hab's ja gewusst! Ich hab's gewusst! Krah-krah! Aber so nicht, Freunde!"

„Was ist denn?" fragte Shetty und nahm das Schreiben wieder an sich, doch Corax hielt es nicht für nötig, direkt auf diese Frage zu antworten.

„Ich nehme das nun selbst in die Hand", erklärte der Rabe hochmütig und verließ würdevoll, soweit bei einem Raben davon die Rede sein konnte, den Raum.

Shetty seufzte und zuckte mit den Schultern. Er räumte die noch herumliegenden Bücher und Dokumente weg und sammelte die leeren Flaschen ein. Dabei überlegte er, ob es sich lohnen würde, sich noch für ein oder zwei Stunden zu einem kleinen Nickerchen zurückzuziehen. Denn mehr, als auf die Ankunft seines geschuppten Freundes zu warten, konnte er jetzt ohnehin nicht tun.

***

Der Flug war bisher angenehm verlaufen und Greldon glitt auf günstigen Thermiken seinem Ziel entgegen.

In der Ferne konnte er schon das neue Domizil seines langjährigen Freundes erkennen. Der Drache war voller Vorfreude und er verspürte jene freudige Erregung, die ihn immer dann überkam, wenn er sich mit Shetty traf. Das Einhorn war aber auch zu geschickt mit seiner Zunge und nichts fühlte sich besser an als die samtige Einhornschnauze an bestimmten empfindlichen Körperpartien des Drachens. Dazu der wunderbar anregende Equidengeruch - in der Tat, das Treffen mit Shetty würde sehr erquicklich werden, genau das Richtige nach den ganzen Ärgernissen, mit denen sich der Drache in den letzten Wochen und Monaten hatte herumschlagen müssen. Dafür würde er seinen Freund mit so viel Drachenmilch belohnen, wie dieser nur wollte.

Aus den Augenwinkeln heraus sah Greldon eine Bewegung. Etwas Schwarzes, relativ Großes, bewegte sich von seitlich unten kommend auf ihn zu und war auf direktem Kollisionskurs mit dem Drachen.

„Krah-krah! Krah-krah!"

„Ein Rabe?" rief der Drache verwundert aus. Ein so großes Exemplar war ihm bisher noch nie untergekommen. Andererseits schien dieser Rabe direkt von Shettys Domizil zu kommen und soweit Greldon wusste, hatte sein Freund dort auch ein geheimnisvolles Laboratorium. Vielleicht war dieser Rabe ja das Ergebnis irgendeines Experimentes oder eines Zaubers.

Wie eine schwarz gefiederte Kanonenkugel schoss der Vogel auf den Drachen zu.

„Hey, pass doch auf, Du dummes Vieh!" rief Greldon und änderte im letzten Augenblick seinen Kurs, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.

Doch völlig unbeeindruckt davon blieb der Rabe weiterhin auf Kollisionskurs.

Als er sich unmittelbar vor der großen Drachenschnauze befand, blieb er flatternd in der Luft stehen.

„Krah-krah! Halt! Weg! Krah-krah!"

„Was?" grollte Greldon und schnaubte aus seinen Nüstern, so dass der Rabe ein wenig zurückgeweht wurde.

Doch dieser ging sofort wieder in die Offensive und flatterte vor Greldons Gesicht herum, sein Gefieder drohend gesträubt.

„Weg! Verschwinde! Fort!"

„Jetzt wird mir das aber zu bunt", knurrte der Drache und schlug mit seiner rechten Vordertatze nach dem Vogel, der jedoch geschickt diesem Hieb auswich.

„Los, weg! Krah-krah! Flieg in Deine Höhle zurück, wo Du hingehörst, krah-krah!"

Greldon versuchte schließlich, den lästigen Vogel zu ignorieren und hielt weiter auf sein Ziel zu. Aber Corax ließ nicht locker und ging erneut auf Konfrontationskurs. Zu Greldons Schrecken hatte es der Rabe jetzt offensichtlich auf seine Augen abgesehen.

Erbost schnaubte er einen Feuerball nach dem Störenfried, doch der Rabe krächzte nur spöttisch und versuchte erneut, den Drachen anzugreifen.

„Ich sagte, weg, sonst picke ich Dir die Augen aus! Das ist mein Einhorn, meines ganz allein!"

Der gleichmäßige Flügelschlag des Drachens geriet für den Bruchteil eines Augenblicks aus dem Takt.

„Was redest Du da für einen Unsinn?" fauchte Greldon.

„Du willst zu Shetty!" stellte Corax anklagend fest.

„Das geht Dich überhaupt nichts an und nun lass mich in Ruhe, ansonsten..."

Greldon sog geräuschvoll Luft durch seine Nüstern, doch Corax flatterte weiter aufgeregt vor seinen Augen.

„Du willst Dich mit ihm vergnügen. Hast Du was mit ihm?"

„Das geht Dich überhaupt nichts an!"

„Krah-krah! Krah-krah! Doch! Shetty gehört mir. Er liebt mich, mich allein, verstanden? Und er ist mein Einhorn. Mein geliebtes Einhorn, krah-krah!"

Greldon verstand die Welt nicht mehr, doch ihm war klar, dass er nicht in Ruhe weiterfliegen konnte und entschloss sich zur Landung. Corax folgte ihm auf den Boden.

„Also, was ist los?" grollte Greldon und zwang sich zur Ruhe. Einzig sein peitschender Schweif zeugte davon, dass er am liebsten das schwarze Federknäuel vor ihm mit seinem Feuer geröstet hätte.

„Krah-krah! Shetty ist mein Einhorn und ich erlaube nicht, dass Du zu ihm fliegst. Los, flieg zurück, verschwinde."

„Ganz schön frech für einen Raben, wenngleich auch einen etwas zu groß geratenen", stellte Greldon fest und er spürte glühend heißen Zorn in sich aufsteigen.

„Ich weiß nicht, was Du willst und was hier gespielt wird, aber Shetty hat mich zu sich gerufen. Er will meine Drachenmilch und ich werde sie ihm geben, ob es Dir passt oder nicht. Dich geht das gar nichts an", knurrte der Drache und streckte drohend eine Tatze nach Corax aus.

Dieser pickte frech danach und krächzte: „Oh doch! Krah-krah. Denn ich liebe ihn und er liebt mich. Und Du bist so dumm wie er. Krah-krah! Er will nämlich gar nicht diese Art von Drachenmilch!"

„Wie bitte?"

„Krah-krah! Drachenmilch! Nicht die Milch eines Drachens! Aber Shetty war noch nie eine Leuchte im Fach Botanik, wie ich weiß."

„Botanik?"

„Krah-krah! Botanik, ja! Dummer Drache! Und nun fort mit Dir! Shetty ist mein Einhorn. Weg! Weg! Krah-krah!"

Nachdem sich Corax ausreichend davon überzeugt hatte, dass sich der Drache, dem es schließlich tatsächlich zu bunt geworden war - ein edles Geschöpf seines Ranges hatte etwas Besseres zu tun, als sich mit schmutzigem Federvieh zu zanken -, wirklich von seinem Vorhaben, Shetty einen Besuch abzustatten, hatte abbringen lassen, flog der Rabe selbstzufrieden in Richtung Burg zurück.

Ihm war durchaus bewusst, dass sein Handeln äußerst egoistisch gewesen war, und er konnte sich nicht daran erinnern, jemals zuvor so Besitz ergreifend gewesen zu sein. Andererseits hatte er in den vergangenen Tagen, die er nun auf Shettys Anwesen verbrachte, eine immer größere Zuneigung zu seinem ehemaligen Schüler entwickelt, wobei, wenn er ehrlich zu sich selber war, schon damals sehr tiefe Gefühle für Shetty gehegt hatte. Doch seitdem er, wenngleich auch nur temporär, in der momentanen Rabengestalt feststeckte, hatten sich diese Gefühle deutlich intensiviert. Aber auch seine Lust hatte deutlich zugenommen, das Verlangen, Shetty nicht nur zu lieben, sondern ihn zu besitzen.

Die Begegnung mit Greldon hatte Corax in seiner von Anfang an bestehenden Vermutung bestärkt: Die Drachenmilch, die Shetty in den Trank gegeben hatte, war nicht die Art von Drachenmilch, die das Rezept vorsah. Es war tatsächlich wie befürchtet das Ejakulat eines Drachens gewesen, das Shetty aus Unwissenheit verwendet hatte und durch den Verzehr des Gebräus hatten sich nun offensichtlich diverse Dracheneigenschaften auf den Raben übertragen. Offenbar gehörten unter anderem ein ungeheures Besitzdenken, eine äußerst gesteigerte Libido und der Hang zur Selbstüberschätzung hinzu...

Zu den ausgedehnten Ländereien, die nach dem Tod des Stiefvaters ebenfalls in Shettys Besitz übergegangen waren, gehörten auch mehrere Gewächshäuser.

Shettys Stiefvater war einer der Besten seiner Zunft. Es würde mich schon sehr verwundern, wenn er sich das Harz nicht selbst hergestellt hätte, überlegte Corax und hielt auf das größte Glashaus zu. Er flog ein paar Mal darüber hinweg und schließlich fand er, wonach er Ausschau gehalten hatte: Im Dach waren einige Luken geöffnet, durch die er bequem in das Gewächshaus, ein großes Palmenhaus, wie man sie in jedem großen botanischen Garten landauf, landab fand, gelangen konnte.

„Krah-krah! Wusste ich es doch!" rief er schließlich triumphierend.

***

Die Sonne war schon lange untergegangen und Shetty saß im großen Salon, ins Leere starrend. Dass er für den Rest des Tages Corax nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte und dieser sich auch jetzt nicht blicken ließ, war ihm noch nicht einmal aufgefallen. Aber er wäre ohnehin nicht auf dessen Gesellschaft erpicht gewesen, nicht nachdem, was vorgefallen war.

Nachdem Shetty bis zum späten Nachmittag vergeblich auf die Ankunft seines Freundes gewartet hatte, hatte er ihm eine kurze Nachricht zukommen lassen, in der er sich nach dessen Verbleib erkundigt hatte. Er hatte umgehend von Greldon Antwort bekommen und genau dieses Schreiben lag auf dem blank polierten Mahagonischreibtisch.

Shetty wusste, dass es nun allein an ihm lag und er sich gewaltig anstrengen musste, die Freundschaft zu dem Drachen aufrecht zu erhalten; Greldon war in seinen Gefühlen zutiefst verletzt worden.

Das Einhorn seufzte und tunkte die Feder in das Tintenfässchen. Selbstverständlich würde er postwendend antworten und seinem Freund mitteilen, dass das alles ein ganz fruchtbares Missverständnis sei.

Shetty dachte gerade darüber nach, dem Drachen einen spontanen Besuch abzustatten und ihm die Antwort persönlich zu überbringen, freilich auch verbunden mit einer Form der Wiedergutmachung, die für sie beide äußerst entspannend sein würde, als die Tür geräuschvoll aufgestoßen wurde.

„Was..."

Eigentlich wollte Shetty Corax ungeachtet dessen Ranges als Meistermagier zur Rede stellen, doch der Anblick des Magisters ließ ihn verstummen.

Dieser stand lässig gegen den Türpfosten gelehnt und grinste Shetty anzüglich an.

Corax trug wieder seine sehr eng anliegende, schwarz glänzende Hose, deren Riss im Schritt er zwischenzeitlich genäht hatte. Der nietenbesetzte Silbergürtel war, wie auch der Hosenknopf, geöffnet. Das dunkelblaue Seidenhemd war ebenfalls nicht zugeknöpft.

Provozierend trat er auf Shetty zu und hob eine Hand, die von einer leicht schaumigen, weißen Substanz, von der ein etwas strenger Geruch ausging, besudelt war.

„Komm her, Einhorn. Ich will Dich den Unterschied zwischen Milch und Harz lehren."

Corax Tonfall ließ keinerlei Widerspruch zu.

„Ich verstehe nicht", begann Shetty, doch der Magister winkte nur ab.

„Drachenmilch hast Du nicht bekommen, aber für Dich wird es wohl auch Rabenmilch tun. Und wenn Du ein braves Pferdchen bist, dann werde ich Dir zeigen, was Drachenmilch wirklich ist."

Corax legte seine Hände auf Shettys Schultern und drückte ihn fordernd auf die Knie.

Shetty wieherte leise, er wusste aus Erfahrung, dass es nichts bringen würde, sich den Wünschen des Magisters zu verweigern.

Dieser rieb ohne weitere Umschweife seine Penisspitze an den rosigen Nüstern entlang.

„Komm, rieche an mir, Pferdchen."

Shetty tat wie ihm geheißen und Corax genoss den warmen Atem an seinen Genitalien. Schließlich fragte er: „Und? Was riechst Du?"

Unterwürfig blickte das Einhorn auf: „Ich verstehe nicht..."

„Was Du riechst, will ich wissen."

„Naja, wenn ich ehrlich bin, nicht allzu viel."

Shetty erinnerte sich daran, wie erstaunt er beim ersten Mal gewesen war, dass das Rabenglied so gut wie gar keinen Geruch verströmte.

„Gut. Jetzt leck dran!"

Mit geschickter Zunge leckte das Einhorn zunächst ein paar Mal über die Spitze der ihm dargebotenen Männlichkeit, dann den gesamten Schaft entlang.

Corax schloss genüsslich seine Augen und öffnete seinen Schnabel zur Hälfe, leise gurrend. In zunehmender Erregung breitete er seine Flügel aus und wählte einen breitbeinigeren Stand.

Shetty kam nicht umhin, Gefallen an dieser Art des Dienens zu finden und vorne in seiner Hose zeichnete sich eine verräterische Wölbung ab.

Als Shetty zum wiederholten Male mit seiner Zungenspitze in den kleinen Spalt an der Penisspitze hineinleckte, klickte der Rabe in Ekstase mit dem Schnabel und strich mit ungewohnter Zärtlichkeit über Shettys Wangen.

Plötzlich jedoch packte er das Einhorn mit einer Hand an seinem Horn, mit der anderen hielt er es am Hinterkopf in Position.

„Na los, mach Dein Mäulchen auf, wie es sich für eine Pferdeschlampe gehört."

Fordernd drückte er seine Männlichkeit gegen die weichen Einhornlippen, die sofort den Weg freigaben.

„Ja, so ist's brav!" rief Corax und flatterte wild mit seinen Flügeln, als er immer wieder und dabei immer tiefer in Shettys Schnauze stieß.

Prompt verschluckte sich das Einhorn bei den ersten Stößen - so tief im Maul hatte er noch nie zuvor ein Glied gehabt.

Auf Corax wirkte das Röcheln und Schnauben geradezu anregend. Er entließ bereits die ersten Tröpfchen der Vorfreude in die feuchte Lustgrotte.

Shetty hatte seine Lippen so fest es ging um das Rabenglied geschlossen und tat sein Bestes, die rhythmischen Stöße abzufedern. Immer wieder verschluckte er sich dabei, was schließlich Corax bewog, provozierend zu fragen: „Was ist? Braucht das die Pferdeschlampe wirklich so nötig? Dann besorg es mir ordentlich, Pferdchen."

Shetty schnaubte und tat, was von ihm verlangt wurde. Dass sich mittlerweile ein feuchter Fleck vorne auf seiner Hose gebildet hatte, störte ihn nicht weiter. Er wollte nur eines, nämlich den Magister befriedigen und dessen Vogelsamen schmecken.

Das Einhorn umwickelte das Rabenglied in seinem Maul mit der samtigen Zunge, während dies immer wieder tief in seine Kehle drückte.

Corax stöhnte, als er den leichten Druck um seine Männlichkeit spürte und entließ weitere Tröpfchen seiner Vorfreude.

„Zumindest dafür hast Du ein Talent", sagte er und trieb seine Gliedspitze so tief in Shettys Rachen, wie er nur konnte. Die Federn an seinem Penisansatz kitzelten bei jedem Stoß die Einhornschnauze.

Das wilde Flügelschlagen war der Auftakt zu Corax Höhepunkt. Immer noch in die Einhornschnauze stoßend, jetzt jedoch nicht mehr so tief, fütterte er Shetty regelrecht mit seiner warmen, salzig-bitter schmeckenden Gabe. Das dickflüssige Geschenk lief seine Kehle hinab und er genoss den Geschmack, der sich in seinem Maul ausbreitete.

Shetty war überrascht, dass der Rabe so viel zu bieten hatte und der Vogelsamen rann an seinen Mundwinkeln herunter.

„Braves Pferd", keuchte Corax zufrieden und ließ sich zum Abschluss von Shetty gründlich sauberlecken.

Schließlich erschlaffte langsam das Glied, doch Corax dachte nicht daran, das Einhorn loszulassen.

„Noch einen anderen Saft sollst Du heute einmal schmecken, mein Freund."

Shettys Augen weiteten sich vor Schrecken, doch genau in diesem Augenblick traf ihn die intensiv riechende, hellgelbe Flüssigkeit an seinen Nüstern.

Auch wenn sich das Einhorn instinktiv davor ekelte, die Neugier war stärker und er streckte versuchsweise seine Zunge in den warmen Strahl.

„Das schmeckt Dir, nicht wahr? Na los, sei ein braver Gaul und schlucke. Wehe, Du verschwendest einen einzigen Tropfen davon. Ja, so ist's gut, Pferd. Ich wusste doch, dass Du das magst."

Genussvoll urinierte der Rabe in und über die Einhornschnauze, kurzzeitig zielte er auch direkt in die Nüstern, und erst als sein Strahl vollkommen versiegt war, löste er seinen Griff.

„Das hat gut getan", gurrte Corax befriedigt und half Shetty wieder auf die Beine.

Corax strich die verschmierte Hand über Shettys Schnauzenspitze.

„Und nun, im Gegensatz dazu, weißt Du, mein Freund, was das ist?"

Das Einhorn schüttelte seinen Kopf. Der Geruch dieser Substanz überlagerte sogar noch den anderen Duft, den er noch in seinen Nüstern hatte. Vorsichtig leckte er daran und stellte fest, dass der Geschmack ein wenig an Vanille erinnerte.

Corax kicherte. „Du willst mir wirklich sagen, dass Du den Geschmack nicht erkennst, dass Du nicht weißt, was das ist?"

Der Magister brachte seine Garderobe in Ordnung und richtete sich stolz auf.

„Das, was Du gerade von meiner Hand geleckt hast, das ist ein Harz, das ich einige Zeit lang zwischen meinen Fingern verrieben habe, damit es diese weiße, schaumige Konsistenz bekommt. Erinnert sie Dich nicht auch an Milch?"

Shetty spürte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg.

„Jedenfalls, das Harz ist, wenn es unmittelbar von der Pflanze gewonnen wird, so rotbraun bis blutrot."

„Dracaena Cinnabari", murmelte Shetty verlegen.

„Hm?

„Dracaena Cinnabari. Eine Drachenbaumart. Das Harz wird auch für Weihrauch verwendet", sagte Shetty. „Aber ich kenne das Harz nur unter der Bezeichnung Drachenblut."

Corax nickte: „Das ist auch richtig so, umgangssprachlich wird das Harz der Dracaena Cinnabari auch als Drachenblut bezeichnet. Etwas seltener wird das Harz aber auch als Drachenmilch bezeichnet, eben weil es diese milchartige Konsistenz bekommt, wenn man es verreibt. Und nun dürfte es auch klar sein, weshalb der Trank nicht seine richtige Wirkung entfalten konnte. Es lag an der Drachenmilch. Und nun komm, ich habe nicht Lust, mich noch einmal vollständig in einen Raben zu verwandeln. Dieser Vogelkörper ist im Großen und Ganzen doch recht unpraktisch. Also, frisch ans Werk. Die Drachenmilch habe ich bereits ins Laboratorium gebracht. Ach ja, da fällt mir ein: Du solltest mal Deine Gewächshäuser genauer inspizieren: Denn da findest Du eigentlich alles, was man so als Standardzutaten für Tränke und Heilmittel braucht."

***

„Dir ist klar, dass ich beim besten Willen die Prüfung nicht für bestanden erklären kann?" fragte Corax und in seiner Stimme lag aufrichtiges Bedauern.

Shetty nickte schweigend, sein Gesicht war wie versteinert. Eigentlich war ihm das schon von Anfang an klar gewesen, aber er hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, zumal ja nun die Angelegenheit zumindest aus der Sicht des Magisters ein gutes Ende genommen hatte.

Der Trank wurde, bis auf die Erdbeeren, nun mit den richtigen Zutaten gebraut und Corax hatte seine richtige anthropomorphe Rabengestalt jetzt auch wieder während des Tages. Der fehlgeschlagene Zauber war nun endgültig ausgemerzt.

Corax musterte das Einhorn durch den aufgesetzten Zwicker hindurch aus seinen dunkelgrauen Augen.

„Lass den Kopf nicht hängen", sagte er schließlich leise und erhob sich. „Du bist noch recht jung an Jahren. Und wenn ich ein gutes Wort für Dich einlege, wirst Du vielleicht die Prüfung schon binnen Jahresfrist wiederholen können."

Erneut nickte Shetty nur und ließ verzagt seinen Blick über den prachtvollen Anthrorabenkörper schweifen. Corax trug wie am Tag seiner Ankunft sein blütenweißes Hemd, das sich so wunderbar von dem Ebenholzschwarz des Rabengefieders und der schwarzen Hose abhob. Nur auf die Krawatte hatte der Magister jetzt verzichtet.

Das Einhorn seufzte und darin lag nicht nur die Frustration über die nicht bestandene Prüfung und der damit verwirkten Chance auf eine Zulassung als Heiler, sondern auch die Angst, etwas für immer unausgesprochen zu lassen.

Als sich Corax zur Tür wandte, brachte Shetty seinen ganzen Mut auf und rief beinahe flehentlich: „Magnus, warte! Bevor Du gehst... da ist noch etwas, was ich Dir sagen muss."

„Hmm? Was denn noch? Wenn Du glaubst, Du könntest mich bezüglich der Prüfung umstimmen, dann..."

„Nein! Nein! Wirklich nicht!" rief Shetty und befeuchtete nervös seine Lippen. Wie sollte er es nur formulieren?

„Ich... ich... naja, auch wenn es mir sehr leid tut, dass ich Dir mit dem fehlgeschlagenen Zauber so viel Kummer bereitet habe, aber ich fand... Naja, als richtiger Rabe hast Du wirklich sehr, sehr attraktiv ausgesehen..."

„Oh, nicht dass Du denkst, ich würde Dich jetzt weniger attraktiv finden", schob Shetty rasch hinterher, als ihn Corax aus tiefen Augen schweigend anblickte.

„Was ich eigentlich sagen wollte... also, ich...", stammelte das Einhorn und sein Schweif zuckte aufgeregt hin und her. „Also, ich habe die Zeit mit Dir sehr genossen und ich finde Dich einfach so attraktiv und ich würde gerne, also, wenn ich ein Rabe wäre, dann würde ich..."

Corax Augen blitzten kurz auf, aber er schwieg.

„Also, ich wollte sagen, also, ich wollte sagen, dass ich Dich auch als richtigen Raben gerne..."

Da machte der Magister einen Schritt auf das Einhorn zu und schloss es in seine Arme zu einer kräftigen Umarmung. Shetty zitterte am ganzen Leib und legte seinen Kopf an die starke Rabenbrust.

Corax Hände strichen sanft den Equidenrücken entlang und Shetty konnte die Krallenspitzen spüren. Es war ein wunderbares Gefühl und er hoffte inständig, dass ihn Corax nie wieder loslassen würde.

Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht und Corax löste schließlich die Umarmung. Er blickte streng durch seinen Zwicker auf Shetty herab und sagte schließlich leise: „Du wolltest sagen, dass Du Dich wirklich in mich verliebt hast. Nun, das weiß ich schon lange, denn ansonsten hätte ich mich nie der Leidenschaft hingegeben in der Zeit, die ich bei Dir verbracht habe. Und Du weißt, was ich für Dich empfinde. Vor allem weiß ich aber, dass Du eine Schwäche für Raben und rabenähnliche Geschöpfe hast, ich habe die Bücher und Schriften in Deiner Bibliothek gesehen. Aber Du bist ein anthropomorphes Einhorn und ich ein ebensolcher Rabe. Du kennst unser Los als Zauberer. Wir sind den gesellschaftlichen Zwängen unterworfen und auch, wenn man mittlerweile über gleichgeschlechtliche Beziehungen hinweg sieht oder diese zumindest nicht mehr verfolgt, so würde doch eine interspezifische Beziehung in der ffentlichkeit geächtet werden. Für Deine Zukunft als angehender Heiler, denn ich gehe davon aus, dass Du die Prüfung wiederholen wirst und da sicherlich mehr Glück haben wirst, wäre ein solcher gesellschaftlicher Dünkel fatal und auch ich als Dozent wäre am Ende meiner Karriere. Auch wenn ich Dich wirklich liebe, Shetty, genau aus diesem Grund werde ich nun durch diese Türe gehen. Lebe wohl, mein Freund!"

Shetty nickte und wischte sich verstohlen einige Tränen aus den Augen. Corax hatte nur das ausgesprochen, was er die ganze Zeit schon über gewusst hatte: Zwischen ihm und dem Magister konnte einfach nicht mehr bestehen als eine rein körperliche Liebe, die aber unter allen Umständen geheimgehalten werden musste.

Corax blickte ihm tief in die Augen und nickte.

Wäre ich doch selber auch ein Rabe, egal ob ein richtiger Rabe oder zumindest so wie Corax ein anthropomorpher, dachte sich Shetty und erwiderte den Blick des Magisters.

Ohne ein weiteres Wort wandte sich Corax ab und trat in das helle Sonnenlicht hinaus.

Plötzlich fiel ihm etwas ein und er kramte in seiner großen Ledertasche.

„Warte mal kurz, ich glaube, ich habe noch etwas vergessen", sagte er zu Shetty, der gerade die Tür hinter dem Magister schließen wollte.

Etwas umständlich wühlte Corax in der Tasche herum und zog schließlich ein Dokument heraus.

„Ich habe ganz vergessen, dass Du das hier noch unterschreiben musst. Das ist die Bestätigung, dass ich Dir das Prüfungsergebnis mitgeteilt habe und gleichzeitig das Prüfungsprotokoll."

Er überflog das Protokoll noch einmal und seufzte.

„Eigentlich hast Du Dich wirklich recht gut geschlagen bis auf diesen Teleportationszauber. Doch auch darüber hätte ich unter bestimmten Umständen hinweg sehen können, zumal Du offensichtlich etwas abgelenkt warst, wobei das eigentlich auch nicht passieren darf. Dass Du aber nicht wusstest, was Drachenmilch ist, das ist einfach unverzeihlich. Als Heiler musst Du einfach mit diesen Dingen vertaut sein."

„Ich weiß ja", erwiderte Shetty zerknirscht. Das Fach Botanik hatte ihm bereits während seiner Ausbildung immer wieder Schwierigkeiten bereitet.

„Andererseits", murmelte Corax vor sich hin, als Shetty das Prüfungsprotokoll unterschrieb,

„wenn ich Dein Wort hätte..."

„Was?" fragte Shetty und reichte dem Magister das unterzeichnete Dokument, das dieser nun unschlüssig in Händen hielt.

„Wenn Du mir versprichst, dass Du Dich sofort ausführlich mit den Pflanzen in Deinen Gewächshäusern befasst und Deine Wissenslücken im Bereich der Botanik schließt, könnte ich Dich unter Umständen die Teleportationsaufgabe wiederholen lassen... Oh, wie ungeschickt, jetzt habe ich doch glatt versehentlich dieses Blatt hier zerrissen."

„Du meinst, ich bekomme noch eine Chance?"

Shettys Augen glänzten. Wenn es schon keine gemeinsame Zukunft mit Corax geben konnte, so konnte er zumindest vielleicht seinen beruflichen Traum erfüllen.

„Nun, ich denke, ich kann das verantworten vor der Kommission", erklärte der Magister feierlich und rückte seinen Zwicker zurecht.

„Wann?"

„Jetzt gleich, natürlich. Schließlich will und muss ich ja Deine Fähigkeiten testen. Auch aus dem Stegreif heraus musst Du in der Lage sein, durchaus anspruchsvollere Zauber wirken zu können. Also, wie steht's? Bist Du bereit? Es ist Deine einzige Chance, die Du bekommen wirst."

„Natürlich!" rief Shetty und trat voller Eifer ebenfalls in das Sonnenlicht, während Corax seine Taschen abstellte.

Er reichte Shetty ein Kreidestückchen und sofort zog dieser damit die noch von der ursprünglichen Prüfung bestehenden Kreidekreise nach.

„Gott, ich hätte das Hemd nicht anziehen sollen", bemerkte Corax beiläufig und kratzte sich umständlich am Rücken. „Es juckt und kratzt."

Shetty erwiderte nichts darauf, sondern konzentrierte sich vollständig auf das Nachziehen der Linien.

Als er damit schließlich fertig war, blickte er fragend zu Corax, doch dieser lächelte nur:

„Nein, nein. Das ist mir zu gefährlich bei Dir. Diesmal wirst Du Dich selbst in den Kreis stellen und die Teleportation an Dir selber vornehmen."

„Wie Du meinst", erwiderte Shetty und trat in den Kreis.

Corax machte eine rasche Handbewegung und deutete vage in Richtung seiner Taschen.

„Dorthin teleportiere Dich. Das solltest Du wohl auf die Schnelle hinbekommen. Bedenke, Deine einzige und letzte Chance, die Prüfung zu bestehen."

Shetty nickte und schloss seine Augen, um sich zu konzentrieren.

Er streckte seine Arme nach vorne und sein anfängliches Gemurmel schwoll zu einem leisen Singsang an: „Ab yul aretheus ann i dyad awt en yab na log a toc na awd taw may on umma dawn egg kyowl umma dawn egg kyowl."

Da er seine Augen geschlossen hielt, sah er nicht die Handvoll kleiner, schwarzer Federn, die just in dem Augenblick, als der Zauber gewoben wurde, innerhalb des gezogenen Kreidekreises den Boden berührten.

Das Einzige, das Shetty durch seine geschlossenen Augen hindurch wahrnahm, war ein greller Lichtblitz, der diffuse Schatten in seine Augenlider einzubrennen schien. Dann fühlte er einen gewaltigen Schmerz, als ob jeder einzelne seiner Knochen bersten würde und Übelkeit befiel ihn.

Das Einhorn hatte sich niemals zuvor selbst teleportiert und es hatte ein Gefühl des Emporgehobenwerdens erwartet, nicht jedoch das, was nun mit ihm geschah.

Etwas presste ihn zu Boden und er war kurz davor, sein Bewusstsein zu verlieren. Er wollte um Hilfe rufen - ironischer Weise war in diesem Augenblick sein einziger Gedanke, dass er erneut in der Prüfung versagt hatte - doch sein Mund konnte keine Worte formen.

„Krah-krah! Krah-krah!"

Corax trat auf langsam auf das schwarze Etwas zu, das nun innerhalb des Kreidekreises auf und ab hüpfte und wie wild mit seinen Flügeln schlug.

„Wo habe ich das nur schon einmal gesehen?" rief Corax lächelnd und weidete sich an dem Anblick.

„Mein lieber Shetty. So wie es scheint, liegen Dir Teleportationsaufgaben überhaupt nicht!"

„Krah-krah! Krah-krah!"

„Hmmm? Was sagst Du? Ich verstehe Dich nicht. Du krächzt zu undeutlich. Aber das gibt sich mit der Zeit, glaube mir, ich weiß das aus eigener Erfahrung."

„Krah-krah! Krah-krah!"

Der Rabe hüpfte verzweifelt von einem Fuß auf den anderen.

„Oh? Deine Prüfung? Nun ja, ich fürchte, Du hast sie leider diesmal endgültig nicht bestanden."

„Krah-krah! Krah-krah! „Krah-krah! Krah-krah!"

„Oh, natürlich helfe ich Dir in Deine Gestalt zurück. Aber lass mich Dir sagen, Du siehst wirklich äußerst attraktiv in dieser Gestalt aus. Fast schon so, als ob es von Anfang an Deine Bestimmung gewesen wäre, ein Rabe zu sein und nicht so ein dummes, gehörtes Pferd."

„Krah-krah! Krah-kra-aha?"

„Komm! Ich bring Dich in Dein Laboratorium. Zwar ist nun ein anderer Trank erforderlich bei Dir, aber zum Glück für uns beide kenne ich auch da die Rezeptur und im Gegensatz zu Dir weiß ich, wo ich die dazu erforderlichen Zutaten finden kann."

Corax ging in die Hocke und streckte seinen Arm aus, so dass Shetty auf ihn hüpfen konnte. Der Rabe war deutlich kleiner als es damals Corax in Rabengestalt gewesen war.

Bereits nach einer guten Stunde blubberte in einem tönernen Topf munter ein nahezu pechschwarzes Gebräu, dessen Konsistenz der von flüssigem Teer ähnelte. Der Geruch war allerdings recht angenehm und erinnerte entfernt an den von Heidelbeeren.

„Keine Sorge, mein Freund, gleich bist Du erlöst", sagte Corax und strich behutsam über das schwarze Rebengefieder.

Als der Trank begann, große Blasen zu werfen, stellte Corax den Topf vorsichtig auf einen Untersetzer aus Messing und löschte das Feuer.

Shetty krächzte und verfolgte neugierig jede Bewegung des Magisters. Er kam nicht umhin, ihn aufs Neue zu bewundern. In der Tat, Corax war jemand, der wusste, was er wie zu tun hatte und dabei sah er einfach auch noch blendend aus.

„Ich muss den Trank noch ein wenig auskühlen lassen", erklärte er und trat an das Fenster, um es zu öffnen.

Vogelgezwitscher drang von draußen herein, als Corax sich herauslehnte und in die Ferne blickte. Shetty hatte den Eindruck, als ob Corax angestrengt über etwas nachdachte und wollte ihn nicht stören. Er hatte schon genug Unheil angerichtet und wollte den Schaden nicht noch durch irgendwelche Unbedachtsamkeiten vergrößern. Vielleicht versuchte Corax ja gerade, sich an einen zu dem Trank zusätzlich erforderlichen Zauberspruch zu erinnern...

Es mochten vielleicht zehn Minuten vergangen sein, die der Anthrorabe schweigend und unbeweglich am geöffneten Fenster verbracht hatte. Schließlich wandte er sich ab und trat an den Tisch mit dem Trank.

„Gleich kommt der große Augenblick, mein gefiederter Freund. Entschuldige mich nur für einen kurzen Augenblick, ich bin gleich wieder bei Dir."

Ehe es sich Shetty versah, war er alleine mit dem Trank in seinem Laboratorium. Er vertrieb sich die Zeit damit, abwechselnd seine Flügel zu strecken und sich, so gut es ging, selbst zu betrachten. Auch wenn es noch äußerst ungewohnt war, es war doch ein auf bizarre Weise angenehmes Gefühl, in diesem Rabenkörper zu stecken. Verschiedene Gedanken durchzuckten das Vogelhirn: Wie es wohl sein mochte, auf das Fenstersims zu klettern und sich von dort einfach abzustoßen in die grenzenlose Freiheit der Lüfte? Würden ihn irgendwelche Instinkte steuern und ihm zeigen, wie er mit den Schwingen umzugehen hatte, oder würde er wie eine schwarze Kartoffel einfach nach unten stürzen und am Boden zerschellen? Wie mochte es sein zu fliegen, vielleicht in der Gesellschaft eines anderen Raben, eventuell gar mit einem Raben, den man liebte?

Er war so sehr in seine Gedanken versunken, dass er gar nicht die lange Abwesenheit des Magisters bemerkte.

Die Sonne stand bereits deutlich tiefer, als Corax schließlich zurückkehrte. Er wirkte sehr zufrieden.

„Entschuldige bitte, dass es so lange gedauert hat. Es gab doch noch mehr zu erledigen, als ich zunächst gedacht hatte. Aber nun ist alles geklärt und es kann losgehen."

„Krah?" Shetty blickte den Magister fragend an, als dieser ihm seinen Arm anbot und ihn vorsichtig auf den Tisch hievte.

„So, mein Freund, nimm einen ordentlichen Schluck davon."

Etwas unbeholfen kletterte der Rabe auf den Rand des Topfes und beugte sich vornüber, heftig mit seinen Flügeln schlagend, um das Gleichgewicht zu halten. Er tauchte seinen Schnabel ein und trank einen kleinen Schluck, holte etwas Luft, tauchte erneut den Schnabel ein - und wartete vergebens auf eine Wirkung.

Corax ließ ihn dabei keinen Augenblick aus den Augen.

Auch wenn sich optisch keinerlei Veränderung abzeichnete, wäre die Behauptung, der Trank sei ohne Wirkung gewesen, falsch, denn als Corax sich erkundigte, wie Shetty sich jetzt fühlte, krächzte dieser: „Krah-krah! Krah-krah! Gut. Aber - krah-krah! Ich kann jetzt sprechen, krah-krah!"

„Sprechen konntest Du vorher auch schon", erwiderte Corax lächelnd und forderte Shetty mit einer Geste auf, einen weiteren Schluck von dem Trank zu nehmen.

„Nur hat man Dich vorhin nicht verstanden, und das, obwohl ich ja selbst ein Rabengeschöpf bin. Aber Dein Akzent war einfach grauenhaft."

„Krah-krah! Aber, der Trank funktioniert nicht", stellte Shetty fest und blickte an sich herab. Doch immer noch war er ein Rabe, wenngleich auch ein besonders herrliches Exemplar.

„Nun sei doch nicht so ungeduldig, mein Lieber", tadelte ihn Corax und griff nach einem hölzernen Löffel, der auf dem Tisch lag.

„Der Trank funktioniert durchaus. Schließlich können wir uns jetzt wieder unterhalten. Aber er kann noch mehr. Sieh her."

Zu Shettys grenzenlosem Erstaunen begann Corax, den Trank bis auf den letzten Tropfen auszulöffeln.

***

Zwei Schatten glitten geschwind dahin über dichte Wälder und tiefe, blaue Gewässer. Doch diese Welt unter ihnen war zur Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpft, als die beiden großen schwarzen Vögel sich hoch über den vereinzelten Schleierwolken von der Thermik tragen ließen.

„Krah-krah! Krah-krah! Gut machst Du das schon. Du siehst, es ist leichter als man meinen möchte, ein Rabe zu sein. Wie fühlst Du Dich?"

Der kleinere der beiden Raben ließ seinen Schnabel klicken und stieß übermütig einen schrillen Ruf aus. „Wunderbar, einfach wunderbar, Magnus! Krah-krah!"

Der führende Rabe warf einen zärtlichen Blick auf seinen Gefährten und sagte schließlich:

Magister Corax, wenn ich bitten dürfte, mein geliebter Aretheus. So viel Zeit muss sein."

„Also gut, wie Du meinst. Aber warum nennst Du mich wieder Aretheus?"

„Krah-krah! Krah-krah! Ganz einfach. Shetty ist wohl kaum der passende Name für ein Geschöpf der Lüfte. So kann man einen Ackergaul nennen, meinetwegen auch noch ein Einhorn, aber doch nicht einen Raben. Krah-krah! Außerdem, weißt Du wirklich nicht, was der Name Aretheus bedeutet?"

„Nein! Krah-krah! Was heißt er denn?"

„Krah-krah! Er bedeutet..." und hier zwinkerte Corax vergnügt, „... Rabenschnabel. Zumindest in einer ganz bestimmten Sprache. Und jetzt los! Wer zuerst bei dem Berggipfel dort hinten ist!"

ENDE