Timothy in the dark - Episode 01: Das Buch der Rufe

Story by XinacS on SoFurry

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#1 of Timothy in the dark

Warning: Although the first part does not contain anything of this, the following episodes will and so be prepared to see a lot of: Gay stuff, violence (not in sex), blood, gore, bad language, violence, even worse language, dirty stuff (watersports) and demons. Wait, did I mention violence? ;)

Also I do not suggest summoning demons or slaughtering people unless it really seems appropriate in your situation. =P

This story is inspired by the game "The Darkness" that I am playing at the moment as preparation to part 2 which is coming out soon.

The main character is Timothy who is feeling out of place in our world and seeks something out of the ordinary for his life which is pretty depressing at the moment. After he finds something unexpected in the old ruin of a cathedral, he might get more than expected.

The first part is introducing the main character and describes the surrounding situation and environment he lives in, so there is not too much going on, but this will change in the next parts. :)

The plan is to write the episodes in German first and translate them as I have done with the last part of Kiyumi. You will find all parts, languages and other stuff here: http://timothy.scanix.de (no popups, no ads)


Timothy in the dark

- Episode I -

Das Buch der Rufe

Es war später Nachmittag. Timothy stand schon lange vor dem Schaufenster des Elektronikfachgeschäftes und sah sich die Sendungen in dem dort ausgestellten LCD Fernseher an. Er konnte hier draußen keinen Ton hören, aber die Bilder unterhielten ihn zumindest ein wenig.

Er träumte davon auch so einen Fernseher zu haben, aber das würde wohl noch ein wenig dauern. Tim, wie ihn seine Freunde nennen würden, wenn er welche hätte, war gerade mal neunzehn Jahre alt und wohnte noch bei seiner Mutter und seinem Stiefvater.

Er schwitzte etwas, aber das lag nicht an dem aufregenden Fernsehprogramm, sondern daran, dass er viel zu dick angezogen war. Das würde sich aber in ein paar Stunden ändern, wenn es Nacht wurde und damit kälter. Denn auch heute würde er sich hier draußen herumdrücken und erst spät abends zurück nach Hause gehen.

Er konnte es nicht mehr ertragen seinen Stiefvater zu sehen, geschweige denn mit ihm zu reden. Immer dieselben Vorwürfe und Forderungen. Frank verpasste keine Gelegenheit ihm deutlich zu machen, dass er nur eine Last für ihn und seine Mutter war. Finanziell gesehen natürlich, denn ansonsten kümmerten sie sich ja kaum um ihn.

Der Bildschirm wurde dunkel und machte Platz für Tims Spiegelbild. Wenn er sich selbst beschreiben sollte, würde er sagen, dass er recht süß aussah. Er trug eine dunkle Jeans und einen schwarzen Hoodie, dessen Kapuze aber in seinem Nacken hing. Er war schlank, hatte dunkle Augen und schwarze Haare, die ihm strubbelig bis vor die Augen hingen.

Ein bisschen sehr strubbelig im Moment, wie er feststellte. Er reduzierte das Chaos ein wenig mit der Hand und entschloss sich dann, sich etwas zu essen zu suchen.

Die Suche dauerte jedoch nicht lange und er ging, wie fast jeden Abend, zur Pommes-Bude in der nähe.

„Wie immer?", begrüßte ihn der Verkäufer hinter der Theke als er den Raum betrat.

„Ja, bitte.", antwortete Tim und bekam eine Currywurst mit Pommes und Majo zum mitnehmen. Er fummelte einen fünf Euro Schein aus seiner Hosentasche, bezahlte und verließ die Bude wieder.

Während er abwechselnd ein paar Pommes und Currywurst-Stücke aufspießte und in seinen Mund verfrachtete, lief er gedankenverloren in Richtung Stadtrand. Diesen Ort eine Stadt zu nennen, war eigentlich schon geschmeichelt. Hier kannte ja noch fast jeder jeden.

Tim erreichte die letzten Häuser zwischen denen eine kleine Straße den Berg hinauf führte, die damals der Zugang zur Kathedrale gewesen war. Langsam schritt er bergauf.

Wieso ein solch kleiner Ort ein dermaßen riesiges Gotteshaus brauchte, war wohl keinem klar. Der damalige Bürgermeister hatte wohl ein Zeichen setzen wollen, auf dass sich der Rest der Stadt ebenso prächtig entwickeln sollte. Ein Blick hinauf machte klar, dass dieser Traum geplatzt war.

Die dunklen Ruinen der Kathedrale hoben sich stark vom Vollmond ab, der dahinter den Himmel zierte und zum Greifen nah schien. Die spitze, zerklüftete Form, die vom prächtigen Dach übrig geblieben war, wirkte nun eher wie die Klaue eines wilden Tieres.

Der höchste Punkt des Gebäudes stand noch so halb. Der Turm mit dem etwas schief stehenden Kreuz ragte nach wie vor in den Himmel, nur eine Wand war weggebrochen und die riesige Glocke und ihre kleineren Brüder waren in die Tiefe gestürzt und hatten ein Loch in den Boden geschlagen.

Zu jener Zeit hatte sich unglücklicherweise herausgestellt, dass unter der Kathedrale riesige Lufträume im Gestein existierten. Leider war es ihnen erst aufgefallen, als das Erdbeben zum Einbruch einiger dieser Hohlräume geführt hatte. Zum Glück war es Nacht gewesen und außer dem Pfarrer war niemand im Gebäude gewesen.

Den hatte es dafür aber auch ordentlich erwischt, hatte er doch anscheinend versucht den Einsturz der Nordwand des Kirchenschiffs nur mit seinem Körper aufzufangen. Sie hatten ihn nur anhand seiner Zähne identifizieren können. Seltsam war nur, dass er um die Zeit überhaupt noch dort war und dass das Erdbeben scheinbar nur an diesem Ort gewütet hatte.

Der Weg führte nur bis hinauf zur Kathedrale und endete in der Nähe des angrenzenden Waldes neben einem Parkplatz, der - verglichen mit der Größe des Gebäudes - winzig wirkte.

Langsam schien die Natur wieder Besitz von Teilen des Weges zu ergreifen und Gras sowie Büsche wuchsen hier wieder. Tim hatte nun den Zaun erreicht, der das gesamte Gelände umspannte und überall mit Warnschildern beklebt war: „Einsturzgefahr. Betreten verboten!"

Die Stadt hatte nämlich weder das Geld für eine Renovierung, bei der sie wohl alle Aushöhlungen aufschütten müssten, noch für den Abriss des Ganzen. Nun stand das Ding einfach schon seit drei Jahren unverändert hier und war zu einem Mahnmal für den Größenwahn eines Bürgermeisters geworden.

Doch Timothy konnte sich nicht helfen. Er war fasziniert von der Ruine. Für ihn hatte das Erdbeben das Gebäude nur noch schöner gemacht. Er fühlte sich schon seit jeher angezogen von düsteren Dingen, wie Ruinen, Höhlen, allem was gotisch war und eben allem, was üblicherweise der Schauplatz von Gruselgeschichten war.

Er betrachtete sich selbst ein wenig als Emo inkognito, einfach weil er nicht den Mut hatte zu seinem Selbst zu stehen und sich dann doch eher dem Mainstream Look anschloss.

Tim aß zu Ende und warf das leere Pappschälchen dann einfach ins Gebüsch. Bis jetzt hatte er sich an die Verbotsschilder gehalten, aber heute wollte er sich die Ruine mal aus der Nähe ansehen.

Er sah sich um. Wie erwartet war er der einzige Mensch weit und breit. Es gab für normale Menschen einfach keinen Grund hier hinauf zu kommen.

Der alte Drahtzaun war kein wirkliches Hindernis. Zuerst wollte er hinüber klettern, doch dann baute er einfach die Verbindung ab mit der die einzelnen Zaunelemente aneinanderhingen und konnte eins davon wie eine Türe aufschieben. Schon war der Zugang frei und er schlich vorsichtig hinein, er wollte schließlich nicht in den Boden einbrechen.

Er folgte dem Weg aus Steinplatten, der geradewegs zum Haupteingang führte. Dies war der Weg, den damals die Gläubigen - und solche die es vorgaben zu sein - genommen hatten.

Die meisten der schweren Platten aus Granit waren gesprungen und etwa auf halbem Wege war der rechte Teil in einem Loch im Boden versunken. Tim schritt vorsichtig darauf zu und blickte hinab. Die Vertiefung reichte nur wenige Meter hinab und er konnte den Boden im Mondlicht sehen.

Er ging weiter auf den Eingang zu, der aus einer riesigen, zweiflügeligen Holztüre bestand. Allerdings hing nur noch eine Seite davon schief in den Angeln, die andere war ins Innere gestürzt. Dabei war auch das bunte Glas, das einen kitschigen Engel zeigte, herausgebrochen. Bei der noch stehenden Tür war das Bild weitestgehend intakt, lediglich die Engelsflügel fehlten.

Langsam stieg Tim über die am Boden liegende Tür ins Innere und gelangte in einen kleinen Vorraum mit kleinen Sitzbänken an den Seiten. Irgendwie wirkte dieser Raum wie ein Wartezimmer, dessen Sinn Tim nicht klar war.

Der Eingang zum Kirchenschiff bestand aus einer etwas kleineren, aber doch imposanten, zweiflügeligen Schwingtüre. Diese war erstaunlich gut erhalten und funktionierte - von einem nervtötend lauten Quietschen abgesehen - tadellos.

Hier bot sich ihm ein großartiger Anblick. Das Kirchenschiff war riesig und vor ihm lagen mindestens zwanzig Reihen mit hölzernen Sitzbänken, bevor ein paar Stufen zu dem Altar hinaufführten.

Die Decke lief weit über ihm spitz zusammen und von ihr hingen acht große Kronleuchter mit - größtenteils zerstörten - Glühbirnen herunter, ein weiterer war abgestürzt und hing nun schief auf der Armlehne einer Sitzbank.

Tim konnte alles sehr gut erkennen, da die komplette linke Wand und Teile des Daches eingestürzt waren und das Mondlicht ungehindert hineinströmen konnte. Der Zustand des Raumes befand sich in einem fließenden Übergang von rechts nach links.

Auf der rechten Seite waren die Sitzbänke noch gut erhalten und sogar die meisten der Fenster waren unbeschädigt. Je weiter man nach links schaute, umso mehr hatte die Einrichtung unter den Wetterbedingungen und dem Einsturz gelitten. Die Bänke ganz links wirkten modrig und waren teilweise mit Moos bewachsen. Ihr übriges hatten die herabgestürzten Trümmer getan und hatten viele der Bänke vollständig zertrümmert.

An einer Stelle glaubte Tim einen dunklen Fleck unter den Trümmern zu sehen an der Stelle an der vermutlich der Pfarrer gestorben war, aber er konnte sich auch täuschen.

Außerhalb klaffte auf der linken Seite ein tiefes Loch, das diesmal deutlich tiefer war und Tim konnte dort unten felsiges Gestein sehen. Viele Spitzen und scharfe Kanten zeichneten sich in der Tiefe ab und Tim machte einen großen Bogen um den Abgrund.

Der Junge ging weiter hinein bis er schließlich die drei Stufen zum Altar hinauf ging. Dieser war in der Mitte gespalten als hätte jemand mit immensen Kräften und einem großen Hammer draufgeschlagen.

Tim schritt um den Altar herum, konnte aber kein Trümmerteil finden, das dafür verantwortlich gewesen sein könnte. Mit einem Achselzucken wandte er sich ab und bewegte sich auf die rechte der beiden Türen zu, die sich an der Rückwand befanden und in den niedrigeren, hinteren Anbau führten.

Die Tür wirkte recht unversehrt und er drückte die Klinke herunter und trat hinein. Im schwachen Licht, das es durch die Tür in den Raum schaffte, erkannte er eine llampe auf einem kleinen Tischchen neben der Tür. Er nahm sie hoch und zündete sie mit seinem Feuerzeug an. Er drehte die Flamme auf das höchste Niveau und konnte den Raum nun gut erkennen.

Tim glaubte schon, dass er träumte als er sich umsah und feststellte, dass hier - von einer etwas abgestandenen Luft abgesehen - alles in bester Ordnung war.

Er stand im Büro des Pfarrers. Der Raum war recht groß und bot neben dem großen Schreibtisch mit einem Chefsessel auf der einen und zwei Besucherstühlen auf der anderen Seite noch Platz für eine große gemütliche Couch und zwei Sesseln, sowie großen Bücherregalen an drei der vier Wänden. Auf dem Tisch lag ein aufgeschlagenes Buch und es wirkte so, als hätte hier gerade noch jemand gelesen.

Tim ging zum Schreibtisch, setzte sich auf den Stuhl und sah sich um. Das hier würde sein Rückzugsort werden, gar keine Frage. Sicher, es war kalt, aber mit seiner Kleidung war das kein Problem und vor Regen und Wind war er hier geschützt.

Vor ihm lag eine Bibel, aufgeschlagen war sie an einer Stelle, die von der Verbannung Satans und allen anderen von Gott abgefallenen Engel aus dem Himmelreich handelte. Tim las ein wenig, aber der Schreibstil des Textes ermüdete ihn.

Er beschloss die Couch auszutesten und stellte fest, dass diese sehr gemütlich war. In der Absicht sich nur kurz auszuruhen, legte er sich auf die mit dunkelrotem Stoff bezogene Sitzfläche, löschte die Lampe und schloss die Augen.

Ein Geräusch riss ihn aus seinem traumlosen Schlaf und er öffnete die Augen, konnte jedoch nichts erkennen. Er kramte sein Handy aus der Tasche und drückte die Taste an der Seite, um das Display einzuschalten. Es war zwei Uhr morgens. Er hatte deutlich länger geschlafen als gewollt. Es war Zeit nach Hause zu gehen.

Als er durch die Tür nach draußen bzw. ins halboffene Kirchenschiff trat und die Tür hinter sich schloss, huschte etwas aus den Schatten in die Dunkelheit der Nacht davon. Vermutlich war es ein Fuchs oder ein anderes nachtaktives Tier, dachte sich Tim und machte sich schnell auf den Weg nach Hause.

Leise öffnete er die Haustüre ihrer Mietwohnung im sechsten Stock des Hochhauses und schlich im Dunkeln in sein Zimmer. Es war eher eine kleine Kammer, mit einem Bett, einem kleinen Schreibtisch auf dem ein uralter Röhrenfernseher stand, einem Kleiderschrank und einem Fenster.

Gerade als er die Türe leise hinter sich schließen wollte, wurde diese aufgestoßen und zwang ihn in den Raum zu stolpern, während hinter ihm Frank hereinkam und die Tür schloss.

„Wo kommst du jetzt her?", wollte der Mann in den Vierzigern wissen und die hässlichen, blauen Augen in dem unsympathischen, stoppeligen Gesicht funkelten ihn verärgert an. Er war kräftig gebaut, obwohl einiges davon auch Fett war, und seine kurz geschorenen Haare waren schon teilweise grau.

„Ich bin nur spazieren gewesen.", antwortete Tim kleinlaut.

„Spazieren!", stieß sein Stiefvater fassungslos aus, „Du solltest dir einen Job suchen und endlich ausziehen anstatt bis spät in der Nacht alleine draußen herumzulaufen, so dass sich deine Mutter sorgen machen muss."

Tim wusste, dass das gelogen war. Seine Mutter machte sich sicher keine Sorgen um ihn, sonst hätte sie diesen Typen schon längst rausgeschmissen.

„So eine kleine Schwuchtel wie du mit deinem süßen Hintern kann doch sicher irgendwo anschaffen gehen, wenn du für eine richtige Arbeit zu blöd bist!"

Beschimpfungen war Tim gewohnt, aber so weit war Frank bisher nicht gegangen.

„Spinnst du?", erwiderte Tim wütend, „Was fällt dir ein? Du bist nicht mein Vater, du hirnloser Affe. Ich lebe mein Leben so wie ich es will!"

„Pass auf Bürschlein!", sagte Frank und kam auf ihn zu, „So redest du nicht mit mir!"

Tim hatte schon oft genug erlebt, was nun kommen würde. Seit vielen Jahren erduldete er die Schläge dieses Mannes. Wann immer Frank schlechte Laune gehabt hatte, war Tim sein Ventil gewesen.

Doch das sollte heute enden. Zum ersten Mal zeigte der Junge etwas Mut und widersetzte sich. Er wich langsam zurück zu seinem Bett, wo die große metallene Taschenlampe auf dem Nachttisch stand, weil die normale Lampe kaputt war und Frank zu faul war sie zu reparieren.

Tim sah, wie Frank mit seiner Rechten zum Schlag ausholte, dann griff er die Taschenlampe hinter seinem Rücken und schlug zu. Er steckte all seine Wut in den Schlag und der Kopf der Taschenlampe traf den Mann mit voller Wucht an der Schläfe.

Frank krachte gegen den Kleiderschrank und sank dann bewegungslos zu Boden. Erschrocken über seine eigene Tat verharrte Tim kurz, fing sich aber langsam wieder und überlegte was er nun tun sollte.

Hier konnte er nicht mehr bleiben, so viel war klar. Gedankenverloren betätigte er den Knopf der Taschenlampe, die er immer noch in der Hand hielt. Der plötzliche Lichtstrahl erhellte das Zimmer und Tim zuckte zusammen.

„Ein Qualitätsprodukt.", stellte er fest.

Dann richtete er den Strahl auf den bewusstlosen Mann auf dem Boden seines Zimmers und sah, dass dieser noch atmete und dass Blut an seiner Schläfe herunterlief.

Mitleid hatte er keines, nur Angst davor, was ihm die Zukunft nun bringen würde. Er musste hier verschwinden und dazu brauchte er Geld. Er kniete sich hin und zog das Portemonnaie aus der Gesäßtasche seines Ex-Stiefvaters.

„320 Euro?", staunte Tim. Frank musste heute bei der Bank gewesen sein und Geld für irgendetwas besonderes geholt haben.

Mit einem Grinsen steckte er das Geld ein und fing an seine Sachen zu packen. Als er fertig war, war seine Reisetasche prall gefüllt und sehr schwer, aber schließlich zog er heute hier aus und er konnte alles gebrauchen, was er tragen konnte.

An der Tür zum Schlafzimmer hielt er kurz inne. Sollte er sich bei seiner Mutter verabschieden? Lieber nicht. Jede Minute, die er hier verharrte, konnte Frank wieder zu sich kommen und dann gab es Ärger ohne Ende. Es war ja auch schließlich kein Abschied für immer. Wenn sich die Wogen wieder geglättet hatten, kam er vielleicht wieder, wer weiß.

Der Weg zurück zur Kathedrale gestaltete sich erheblich anstrengender als gedacht. Er musste unterwegs mehrfach anhalten und die Tasche absetzen, um wieder zu Atem zu kommen.

Neben dem Blut, das durch die Anstrengung und dem was gerade passiert war durch seine Adern schoss, arbeiteten auch seine Hirnströme auf Hochtouren. So sehr er Frank hasste, verabscheute und für saublöd hielt, so hatte er mit dem Job nicht ganz unrecht. Eigentlich sollte er sich schon längst um eine Ausbildung und eine Anstellung bemüht haben, doch er wollte einfach nirgends reinpassen.

Das war schon an der Schule so. Er war immer der Außenseiter gewesen und auch falls sich tatsächlich mal ein Mädchen für ihn interessiert hatte, hatte er es mit Leichtigkeit geschafft sie zu vergraulen.

Nicht, dass ihn das großartig kümmerte. Von den Mädchen wollte er sowieso nichts. Blöd nur, dass es nicht gerade hilfreich war, sich stattdessen von den anderen Jungs in seiner Klasse angezogen zu fühlen. Nur eine weitere anormale Sache, die er zu verbergen gelernt hatte.

So war er über die Jahre zu einem Gefangenen in dem Käfig seiner selbst geschaffenen Mainstream Fassade geworden. Doch als normaler Mensch versagte er auf ganzer Linie.

Bei dem Gedanken an einen Bürojob bei dem er Tag für Tag acht Stunden seines Lebens mit einer nutzlosen Tätigkeit verbringen sollte, wurde ihm einfach schlecht. Gab es überhaupt eine legale Möglichkeit für Leute wie ihn durchs Leben zu kommen?

Selbstmord. Klar, daran hatte er auch schon gedacht. Aber das war so endgültig und irgendwie hatte er doch noch Hoffnung und Träume, die zwar unrealistisch wirkten, aber von denen sein Verstand glaubte, dass sie dennoch eines Tages eintreten würden.

Endlich hatte er das Büro erreicht und warf seine Tasche vor das Bücherregal. Mittlerweile war es schon drei Uhr nachts und trotzdem war er nicht wirklich müde. Erschöpft, aber nicht müde.

Die Aufregung die durch seine Adern pumpte hielt ihn wach. So schnappte er sich seine Taschenlampe und ging los, um den letzten Rest der Ruine zu untersuchen.

Es blieb ihm eigentlich nur noch die linke Tür im Kirchenschiff und so ging er dorthin und musste feststellen, dass diese deutlich mehr mitgenommen war. Als er sie öffnete, hing sie nur noch schief an einer Angel und schliff über den Boden.

Der Lichtstrahl wanderte, begleitet von Tims Augen, über die Wände des kleinen, länglichen Raumes. Das Büro hatte wohl den Löwenanteil der Breite erhalten und so war dieser Raum nicht mehr als ein schmaler Gang mit Regalen auf beiden Seiten in denen die Kirchenbibeln und anderer Kram verstaut war.

Die Feuchtigkeit hatte auch hier einige Regalbretter morsch werden lassen bis sie unter der Last der Bücher zusammengebrochen waren. Der Grund hierfür war der hintere Ausgang, der wohl zum Glockenturm führte und dessen Tür offen stand.

Tim durchschritt behutsam den Raum und leuchtete herum, auf der Suche nach etwas Nützlichem. Alles was er fand waren ziemlich viele Kerzen in einer Kiste in der Ecke und ein großer Kanister. Er schraubte den Verschluss ab und roch an der ffnung. Er war kein Experte, aber das musste wohl Lampenöl sein. Er verschraubte den Kanister wieder und ging durch den Ausgang.

Er stand nun im Glockenturm, dem die rechte Wand fehlte und dadurch klaffte in der Wendeltreppe, die an der Außenwand hinaufführte, in jeder Etage eine große Lücke.

Tim leuchtete mit der Taschenlampe gerade nach oben und konnte am oberen Ende des Turmes gerade noch die Aufhängung der Glocken erahnen mit ihren Verstrebungen und Seilen.

Dann leuchtete er nach rechts, geradewegs auf die Stelle, wo die Glocken nun waren. Ein Loch von gut drei Metern Durchmesser machte es unmöglich von hier nach draußen zu gelangen ohne zu springen, und zwar weit.

Tim griff nach einem Seil, das über ihm baumelte, beugte sich langsam über den Rand und leuchtete in die Tiefe. Dort unten in einigen Metern Tiefe war er sicher das goldene Glänzen der Glocke zu erkennen. Sie schien zwischen Felsen eingeklemmt zu sein und in einer größeren Höhle zu liegen.

Er beugte sich weiter vor, um in die Höhle hineinleuchten zu können. Das zusätzliche Gewicht auf seinem rechten Fuß war zu viel für die Erde unter ihm und sie gab nach und rutschte ins Loch. Tim zog am Seil, doch die Fasern, die Jahrelang dem Wetter ausgesetzt waren, rissen und so verlor der Junge das Gleichgewicht und fiel mit einer leichten Drehung rückwärts in die Tiefe.

Sein Schrei wurde durch einen dumpfen Gong beendet, den die Glocke abgab als der Junge auf ihr aufschlug. Die Taschenlampe rollte Tim aus der Hand und kam auf dem Boden zur Ruhe.

Sie leuchtete jetzt tief in die Höhle hinein, wo zu Tims Verwunderung inmitten der vielen unterschiedlich dicken Felssäulen, die den Boden mit der Decke verbanden, Möbel standen. Dann gingen die Lichter für Tim aus.

Stöhnend kam Timothy wieder zu sich. Um ihn herum war es immer noch dunkel, von dem Schein der Taschenlampe abgesehen, die immer noch auf den seltsamen Ort vor ihr deutete. Vorsichtig kletterte Tim von der Glocke herunter. Sein Rücken schmerzte sehr, aber er hatte sich scheinbar nichts gebrochen.

Ihm wurde bewusst, wie viel Glück er gehabt hatte und verfluchte sich für seinen Leichtsinn. Wenn ihm hier etwas Ernsthaftes zustieß, würde ihn niemand finden bevor es zu spät war. Andererseits war das vielleicht auch eine Lösung für alle seine Probleme. Er sah auf sein Handy. Scheinbar war er nur etwa zwanzig Minuten weg gewesen.

Er bückte sich und hob seine Taschenlampe wieder auf. Zu seiner Erleichterung erkannte er neben sich eine Metallleiter, die anscheinend zu einer Falltür im Glockenturm führen musste. Sein Weg nach draußen war also gesichert, doch nun wollte er sich diesen Ort erst einmal ansehen.

Tim musste sehr vorsichtig laufen, da gerade hier unter dem Loch alles mit Moos bewachsen und glitschig war. Weiter hinten wurde es etwas besser. Die Höhle ging noch endlos weiter, er konnte kein Ende erkennen.

Allerdings fiel der Boden stark ab. Das hier schien der höchste Punkt der Höhle zu sein. Und hier, auf einer Fläche, die in ihrer Größe in etwa dem Büro entsprach, hatte jemand einen Tisch, ein Regal und einen Stuhl aufgestellt.

Tim zündete die sechs Kerzen eines Kerzenständers neben dem Schreibtisch an, der hier unten anscheinend als Hauptlichtquelle gedient hatte und machte die Taschenlampe aus, um die Batterien zu schonen.

Erst jetzt bemerkte er den Boden, da er bis jetzt eher die Möbel und Wände angestrahlt hatte. Der Boden war glatt geschliffen worden und ihn zierte ein riesiges Symbol von über zwei Metern Durchmesser.

Es war kein Pentagramm oder so, sondern ein großer Kreis auf dessen Rand sechs kleinere Kreise lagen, von deren Rändern wiederum jeweils zwei Linien zu anderen Kreisen führten. An jedem der kleineren Kreise stand ein Wort geschrieben, das in einer für Tim unbekannten Sprache geschrieben war.

Im Zentrum bildeten die Linien ein netzartiges Gebilde, das grob ein großes Dreieck darstellte und in der Mitte jedes kleinen Kreises deuteten Wachsreste darauf hin, dass dort mal Kerzen gestanden hatten.

„Ich werd' bekloppt!", flüsterte Tim in die Dunkelheit, als er sich vorstellte, was hier wohl passiert war. Der ehemalige Pfarrer hatte mit irgendwelchen teuflischen Beschwörungen herum experimentiert. Eine andere Erklärung fand der Junge nicht.

Er durchsuchte den Schrank und den Schreibtisch und musste enttäuscht feststellen, dass die Bücher allesamt dermaßen modrig waren, dass sie praktisch in seinen Händen zerfielen und unlesbar waren. Er fand auch kein magisches Amulett oder dergleichen.

Jetzt blieb nur noch diese verdammte Schreibtischschublade, die sich bisher seinen Versuchen, sie zu öffnen, widersetzt hatte. Die Feuchtigkeit hatte dazu geführt, dass sie sich verzogen hatte und klemmte nun fest.

Tim riss der Geduldsfaden und er trat mehrfach mit aller Gewalt gegen die Schubladenaufhängung bis diese herausbrach und die Schublade krachend zu Boden fiel.

Die Schublade enthielt nur eine einzige Sache: Ein kleines Päckchen, das in Wachspapier eingewickelt war. Tim öffnete es und fand ein kleines Buch von der Größe einer kleinen Kirchenbibel aber mit festerem Papier. Das Buch war Dank der Verpackung perfekt erhalten und aufgeregt las er den Titel: „Das Buch der Rufe"

Sobald genug Wachs auf den Boden getropft war, um der Kerze sicheren Halt zu bieten, stellte er die brennende Kerze hinein und drückte sie fest bis sie von alleine stehen blieb. Tim hatte das Buch nicht mehr aus der Hand legen können, nachdem er es aufgeschlagen hatte. Ein Teil von ihm wusste, dass so etwas nur in Märchen funktionierte. Aber die Mehrheit in ihm Schrie: Aber was, wenn doch?

Tim nahm die nächste Kerze und zündete sie an. Noch drei weitere, dann war er fertig.

Auf den ersten Seiten des Buches hatte er eine Zeichnung des Symbols gefunden, das sich auf diesem Boden befand. Der Inhalt des Buches konnte als eine Sammlung von Beschwörungen bezeichnet werden und so füllten Beschreibungen von abartigen, übernatürlichen Wesen und Methoden sie herbeizurufen die Seiten.

Aufgeführt waren ihre Stärken, Schwächen, sowie jede Menge Warnungen vor ihnen, die Tim irgendwie an das Buch der Drachen aus „Drachenzähmen leicht gemacht" erinnerten: „Extrem gefährlich, sofort töten!"

Noch zwei Kerzen. Am besten hatten ihm die Skizzen gefallen, die es zu den meisten der Biester gab. Der Zeichner war sehr talentiert und hatte es geschafft sie beinahe lebendig wirken zu lassen.

Egal wie unterschiedlich sie waren, es war kaum ein Geschöpf dabei, bei dem man den Eindruck gewann, dass man sich ihm nähern sollte.

Sein Verstand stellte sich natürlich die Frage, warum er dann versuchen wollte, eins von ihnen herbeizurufen. Im Moment hatte er allerdings mehr Angst davor für ewig in der Normalität gefangen zu sein als vor dem Tod.

„Darkling", sagte Timothy leise vor sich hin.

So hieß das kleine Monster, das er sich ausgesucht hatte. Es schien für einen ersten Versuch der richtige Kandidat zu sein und vielleicht würde er es sogar schaffen es im Notfall zu besiegen. Alles natürlich für den Fall, dass dieses Buch nicht einfach nur ein riesiger Schwindel war.

Die letzte Kerze. Sein Hände zitterten etwas als er sie am Boden fest drückte. Sie stand erst etwas windschief und Tim musste sie korrigieren. Tim stand auf und ging ein Stück zurück. In dieser Dunkelheit beleuchteten die sechs Kerzen die Mitte des Symbols recht gut.

Er holte das Buch vom Schreibtisch und stellte sich vor das Symbol. Er las die Worte erst ein paar Mal leise, damit er gleich keinen Fehler machte. Der Satz war nicht lang, gerade mal zehn Worte, aber fast jedem davon schien irgendwo ein Vokal zu fehlen und so wurde das Aussprechen zu einer Zungenübung.

Er holte Luft und sprach den Satz mit fester Stimme und fehlerfrei aus. Als er fertig war, war er sich sicher ein Grollen gehört zu haben. Aber vielleicht war es auch nur sein Echo aus den Tiefen der Höhle gewesen.

Gespannt starrte er auf den Boden vor ihm. Doch nichts geschah. Mit jeder Sekunde, die verstrich, schmolz seine Hoffnung dahin. Enttäuscht sank er nach einer Weile auf den Boden und lehnte sich an eine Felssäule.

Tim las sich die Seiten des Buches noch einmal genau durch. Hatte er was falsch gemacht? Nein, er konnte nichts finden, was er vergessen hatte. Vielleicht dauerte es doch seine Zeit bis der Zauber wirkte?

Er entschloss sich der Sache noch ein wenig Zeit zu geben und blätterte in dem Buch herum bis ihn die Müdigkeit endlich doch eroberte und er im Sitzen einschlief.

Timothy wusste nicht, was ihn geweckt hatte, aber irgendetwas ging hier vor sich. Er musste eine ganze Weile geschlafen haben. Die Kerzen, die er aufgestellt hatte, waren bis auf die zuletzt aufgestellte komplett abgebrannt, sie hielten anscheinend nicht wirklich lange und waren deutlich kürzer als die Kerzen im Kerzenständer, die immer noch brannten.

Dann bemerkte Tim es. Zuerst hatte er gedacht, dass es nur der Rauch der erlöschten Kerzen sei. Doch die schwarzen Rauchschwaden über dem Symbol bewegten sich seltsam, irgendwie zielstrebig. Langsam bildeten sie einen Körper, dessen Umrisse sich immer mehr verdichteten bis das Licht der Kerzen einen unheimlichen, zuckenden Schatten in die Höhle hineinwarf.

Tims Herz schlug ihm so heftig in seiner Brust als wolle es herausspringen und davonlaufen. Doch er konnte nur dasitzen und das Wesen anstarren, das ihm den Rücken zugewandt hatte. Es hockte im Kreis und seine Arme hingen so herunter, dass seine Hände mit dem Handrücken auf dem Boden lagen.

Der Körper war nur grob menschenähnlich, vielleicht ähnelte er auch eher einem Affen. Der Körperbau schien es ihm zu erlauben gleichermaßen gut auf zwei Beinen oder auf allen Vieren zu laufen. Die Statur war schlank und drahtig und sowohl die Finger als auch die Zehen endeten in spitzen Krallen.

Der Kopf war sehr rundlich und wies neben den dürren spitzten Ohren kaum etwas auf, das den Umriss von einer Kugel unterschied. Sein Gesicht konnte Tim nicht sehen, da es in die andere Richtung blickte. Der Körper war überzogen von einem kurzen, dunklen Fell, das - sofern er es in diesem Licht richtig einschätzen konnte - stark verfilzt war. Eine Bekleidung trug das Monster nicht.

Endlich kam etwas Leben in die Kreatur und Tim hörte nun zum ersten Mal auch etwas. Sie stieß ein Geräusch aus, das irgendwo zwischen einem Seufzer und einem Grollen lag.

Tim konnte nun auch deutlich sehen wie sich die Schultern im Rhythmus seiner Atmung hoben und senkten. Dann schien es tiefer einzuatmen und beugte sich vor. Mit einem kleinen Luftstoß blies es die letzte Kerze im Beschwörungskreis aus.

Danach drehte es sich langsam zu Tim um. Die Nasenflügel der flachen Nase bewegten sich, so als ob es etwas roch. Dann erblickte es den Jungen. Die Augen schienen die Dunkelheit zu reflektieren und funkelten Tim violett an.

Der Mund, dessen Mundwinkel sich gerade zu einem Grinsen verzogen, war mit einer roten, zähflüssigen Substanz verschmiert. Tim war sofort klar, dass das nur Blut sein konnte.

Eine lange, spitze Zunge kam zum Vorschein und leckte um den Mund herum, um dann mit seiner Beute wieder im Mund zu verschwinden. Danach kehrte der Mund wieder zu einem bösartigen Grinsen zurück, das diesmal auch die vielen kleinen, spitzen Zähne offenbarte, die er beherbergte.

„Ah...", sagte der Darkling schließlich, „Der Nächste."