Máella Twins - Kapitel 3: Mittellos

Story by silverstripe on SoFurry

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Mittellos

(Jackel)

An der gewohnten Stelle packte ich meine Werke aus, sodass sie von jedem Passanten gut zu sehen waren. Ich hoffte, dass ich wenigstens an diesem Tag genug einnehmen würde, um mir ein gutes Mahl genehmigen zu können. Mein Leben als freier Künstler hatte ich mir wahrlich anders vorgestellt. Die meisten Passanten waren aus unerklärlichem Grund nicht bereit, für die Bilder, die ich für sie anfertigte, zu zahlen. Sie sagen, der Preis wäre nicht angemessen, dabei fand ich das Verhältnis von Preis und Leistung genau richtig.

Es gab keinen besseren Straßenkünstler in dieser Stadt. Vor allem war ich auch der Vielseitigste, da ich sowohl gut zeichnete, als auch Musiker war.

Ich öffnete meinen kleinen Koffer, stellte ihn für die Einnahmen vor mich und nahm die Violine in die Hand. An diesem Morgen wollte ich die Frühaufsteher mit einem Lied bezaubern. Der erste Ton erklang und ich schloss die Augen. Wenn ich spielte, befand ich mich nicht mehr auf der Straße, sondern in einer eigenen Welt und ich vergaß alles um mich herum.

Ich spielte das Lied perfekt und hatte ein Gefühl, wie ich es schon lange nicht mehr hatte. Heute war ich richtig gut und als der letzte Ton langsam ausklang, hörte ich die klatschende Menge, die sich um mich herum gesammelt hatte. Viele junge Frauen himmelten mich an und die Kerle beneideten mich um mein Talent. Das war zumindest das, was ich erreichen wollte, allerdings bestand die Menge in der Realität zum größten Teil aus alten Damen, denen diese klassische Musik sehr zu gefallen schien.

Einer aus der klatschenden Menge stach heraus. Ein jüngerer Löwe mit weißem Fell sah mich mit tiefen, braunen Augen an. Er klatschte nicht, sondern stand einfach da und beobachtete mich. Wenn mich so kräftige Kerle anstarrten, wurde mir unwohl, doch das zeigte ich nie. Niemals sollte ein Mann Schwäche zeigen.

Einige Damen warfen mir etwas Kleingeld in den Koffer, während ich gebannt zu dem Löwen sah, der den Blick ausdruckslos erwiderte.Ich war mir sicher, dass ich ihn nicht zum ersten Mal sah. So ein großer Löwe fiel inmitten dieser Menschenmassen auf, daran änderten auch die Hand voll Furries, die in dieser Stadt lebten, auch nichts.

Ein Mann in Uniform warf eine Münze in den Koffer und trat in mein Blickfeld. Er war kräftigerer Statur, während hinter ihm ein schlankerer Mann in der gleichen Uniform stand.

„Netter Auftritt", sagte der dickere der beiden und sah mich mit ernster Miene an.

„Hab ich etwas verbrochen?", fragte ich, da mir diese Uniformen nicht fremd waren. Es handelte ich um Polizisten. In meiner Vergangenheit hatte ich oft mit ihnen zu tun gehabt, da Straßenkünstler zu sein damals nicht die einzige Geldeinnahme für mich war.

„Keine Sorge. Wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen."

Einverstanden nickte ich, packte meine Violine ein und fragte mich, was die beiden Polizisten von mir wollten.

„Kennen Sie diese Frau?", fragte er und hielt mir ein Foto vor die feuchte Nase.

Ich erkannte, dass es sich nicht um eine Menschenfrau handelte, es war ein Furry, das schränkte die Auswahl der in der Gegend lebenden Frauen natürlich ein. Es war eine Tigerin in einem dunkelbraunen Anzug. In der Hand heilt sie ein Mikrofon. Ich tippte auf eine Fernsehmoderatorin, allerdings wäre es mir neu, dass Furries Fernsehsendungen moderierten oder überhaupt im Fernsehen auftraten. Andererseits besaß ich selbst keinen Fernseher und konnte auch gar nicht wissen, was in der heutigen Zeit dort vor sich ging.

Nach längerem Betrachten, fiel mir auf, dass mir die braunen Augen doch bekannt vor kamen. „Sie war eine Kundin. Gestern Nachmittag habe ich ein Bild für sie gezeichnet. Sie hieß... ich weiß es nicht mehr, aber sie hatte irgendetwas davon erzählt, dass sie Reporterin ist."

„Tea Haran. Sie wird seit gestern Abend vermisst. Zwei Freundinnen wollten sie gestern Abend besuchen, da Tea, laut ihrer Aussage, keinen gesunden Eindruck gemacht hatte, als sie sie in der Stadt trafen. Die beiden Frauen haben erzählt, dass Sie sie gezeichnet hatten, danach ins Café gegangen ist und dann nach Hause gefahren sein soll."

Es überraschte mich, dass Tea verschwunden sein sollte, doch ich wusste, dass ich damit nichts zu tun hatte.

„Wo waren Sie gestern Abend um 23:00 Uhr?", fragte mich der dünnere Polizist, der nun zum ersten Mal den Mund auf machte.

„Hören sie, ich würde niemals eine Frau entführen. Ich hätte gar keinen Grund dazu", betonte ich.

Der dünnere Polizist ging an mir vorbei, holte das Bild aus meiner Sammlung heraus und fragte: „Was ist hiermit? Sie haben eine Zeichnung der Frau."

„Ich bin Straßenkünstler. Ich habe Sie gezeichnet."

„Und warum haben Sie und nicht die Frau das Bild?"

„Sie wollte es nicht kaufen", sagte ich und drehte den Kopf zu dem anderen Polizisten.

„Ich kenne die Frau nichtmal. Was sollte ich davon haben, sie zu entführen oder ihr etwas anzutun?"

„Wo waren Sie gestern Abend?", wiederholte er.

„Ich... Hatte eine Verabredung."

„Also haben Sie ein Alibi? Wenn uns Ihre Verabredung das bestätigen kann, haben wir keinen Grund, Sie weiterhin zu den Verdächtigen zu zählen. Wir brauchen Namen und Anschrift."

Ich senkte den Kopf und gab ihnen die Adresse der Dame, bei der ich den Abend verbracht hatte.

„Ah, diese Adresse ist uns bekannt. Aber normalerweise besuchen nur menschliche Männer dieses Bordell."

Ich legte die Ohren an, weil ich mich selber dafür schämte, diesen Ort besucht zu haben. Es war auch nicht das erste Mal gewesen. Manchmal konnte ich nicht anders. Wenn man keine Freundin hatte, musste man zu anderen Mitteln greifen, sodass ich sogar mein Geld, das für meine Nahrung gedacht war, für diese Dienstleistungen ausgebe.

„Wie dem auch sei, wenn sich dort jemand an Sie erinnert, haben Sie nichts zu befürchten."

Mit diesen Worten verschwanden die Polizisten wieder und ließen mich allein zurück. Die klatschende Menge hatte sich längst aufgelöst und ich hatte das Gefühl, die einzige Person an dieser Straßenecke zu sein.

Ich setzte mich auf meinen Koffer und machte eine Pause. Die Gedanken musste ich erst verarbeiten. Es war nicht selten, dass jemand spurlos verschwand, soviel wusste ich. Immer wieder verschwanden Furries, ob jung oder alt, männlich oder weiblich und nie wurden sie wieder gefunden. Zwar hatte mir die junge Dame nicht gezahlt, doch sie tat mir leid. Vermutlich würde sie nie wieder jemand zu Gesicht bekommen.

„Entschuldigung?"

Erschrocken sah ich auf und sah in das kantige Gesicht eines Löwen, das von einer weißen Mähne umgeben war. Es war der Löwe von vorhin! Was hatte er jetzt hier zu suchen?

„Sie zeichnen doch Portraits. Könnten Sie eines für mich anfertigen?"

Perplex starrte ich ihn einige Sekunden lang an. Ich nickte und kramte in meinen Sachen. Es war unüblich für mich, einen Mann zu zeichnen, da normalerweise nur Frauen zu mir kamen.

„Nehmen Sie doch Platz. Es wird eine Weile dauern."

Der Löwe setzte sich und ich stellte meine Staffelei auf. Als ich den ersten Strich setzte, überkam mich wieder das unbehagliche Gefühl wie vor einigen Minuten, als mich der Löwe aus der Menge angestarrt hatte.

„Ich habe viele ihrer Spiele mit der Violine gehört. Sie sind begabt", lobte mich der Löwe.

„Vielen Dank", versuchte ich möglichst uneingeschüchtert zu sagen. Dieser Löwe raubte mit den Atem und das nicht auf eine positive Art und Weise.

„Ich heiße Lion Raun, wie lautet Ihr Name?"

„Jackel Pörek", stieß ich knapp hervor und führte den Bleistift über das Papier.

Alle weiteren Fragen beantwortete ich ebenso knapp und versuchte dabei das Bild zwar gut aber trotzdem so schnell wie möglich fertig zu bekommen, um den Löwen wieder los zu werden. Zwar war er nicht unfreundlich, doch seine Anwesenheit versetzte mir eine Gänsehaut.

„Vierzig Platt macht das dann", sagte ich, nachdem ich das Bild fertig hatte. Ich nahm es aus der Staffelei und zeigte es Lion.

Er betrachtete die Zeichnung und ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

„Es ist schön geworden, doch ich zahle nicht in deiner Währung. Ich kann dich nur in Naturalien entlohnen."

Ich verstand nicht, was der Löwe meinte. Lange Zeit darüber nachzudenken hatte ich auch nicht, da mir das Bild aus den Händen fiel. Als ich danach griff, wurde mir plötzlich schwarz vor Augen und ich verlor das Bewusstsein.