Las Vegas Night - Roland's Story Part 1 - Ein neuer Anfang? (Neue Version)
#1 of Las Vegas Night
Vorwort, Disclaimer und ähnliches Blabla
So, lange ist es her, dass ich hier etwas veröffentlicht hatte und das endete noch mit einem "Fortsetzung folgt" und jetzt kommt nur die gleiche Geschichte noch mal in veränderter Version. WARUM... WARUM GOTT?? fragt sich nun jeder, den es interessiert.... Also niemand ;) Es ist eigentlich immer das Gleiche. Privates geschieht und man reagiert.
Hier also der zweite Versuch, da mir die Charaktere schon ans Herz gewachsen sind und ich die Geschichte doch gerne erzählen möchte. Dann aber mit weniger Fehler und ein paar Sachen, die mir jetzt nicht mehr gefallen.
Alle Charaktere sind frei von mir erfunden und unterliegen deshalb meinem Copyright (wollte ich schon immer mal sagen). Mögliche Ähnlichkeiten mit anderen Personen, ob real oder fiktiv, sind rein zufällig. Alle Ortschaften, außer einer bestimmten Bar, und Hotels gibt es wirklich, sollten aber in dieser und folgenden Geschichten nicht mit ihren realen Ebenbildern verglichen werden. Außerdem erhebe ich nicht den Anspruch alle Abläufe in Hotels und auch der Polizei realistisch widerzugeben. Das gleiche gilt auch für mögliche Straßenverbindungen die es so in der Wirklichkeit nicht gibt.
Und das Wichtigste. Ich bin kein professioneller Autor sondern schreibe nur nebenbei zum Spaß.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und würde mich über Feedback, positiv als auch negativ, sehr freuen.
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In einer Bar des Flamingo Hotels in Las Vegas
"Jetzt hör endlich auf, dauernd an deinem Anzug rumzuzerren. Du siehst schon gut genug aus." "Wie darf ich das jetzt verstehen?" Der Mensch, der neben mir am Tresen saß, hob beschwichtigend die Hände. "In einer rein freundschaftlichen Beziehung natürlich. Du treibst mich mit deiner andauernden Fummelei nur langsam in den Wahnsinn." Eigentlich hätte ich ihn in diesem Moment darauf hinweisen sollen, dass er auch laufend an seiner Krawatte zog, ließ es dann aber sein. Ich konnte Julian ja verstehen, doch er musste auch am besten einsehen können, dass es mehr die Nervosität war, die mich laufend nach meinem Jackett greifen ließ, als der richtige Sitz. Ich hob mein Glas und die Eiswürfel darin klirrten kurz als ich es schüttelte und dem Barkeeper zeigte. "Einen Limettensaft, bitte." Der junge Schäferhund hinter dem Tresen warf mir einen fragenden Blick zu. "Sir?" "Keine Sorge, Sie haben ihn schon richtig verstanden", rief Julian mit einem Grinsen auf dem Gesicht. "Wir dürfen eigentlich keinen Alkohol mehr trinken, da dies locker den nächsten Weltuntergang heraufbeschwören könnte. Verweigern Sie uns also heute Abend jegliche weiteren alkoholischen Getränke, egal wie sehr wir betteln sollten. Verstanden?" Der Barkeeper nickte zögernd. "Wie Sie wünschen, Sir." "Und lassen Sie das Sir weg", fügte ich hinzu. "Jawohl." "Er lernt schnell." Ich ließ mir den Saft in mein Glas einfüllen und nahm sofort einen großen Schluck. Ich warf einen Blick über die Schulter und schaute mich etwas in der Bar um. Es war noch früh am Abend und so gab es noch nicht allzu viele Gäste. Doch das würde sich bald ändern. "Schwer zu glauben, dass es so weit gekommen ist, oder Roland?" Julian hatte sich auf seinem Hocker umgedreht und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tresen ab. Eine Haltung, die ich wegen meiner Rute nur schwer einnehmen konnte. Neugierig war er mir einen Blick durch seine Brille zu. Es war offensichtlich, das sein Versuch, mich in ein Gespräch zu verwickeln, nur dazu da war seine eigene Nervosität zu unterdrücken. "Das kannst du laut sagen. Wenn man bedenkt, wie alles anfing."
Vielleicht ging ja so die Zeit schneller rum.
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Auch wenn ich seit meiner Geburt nie groß aus Vegas rausgekommen war, hatte der Strip mit all seinen hellen Neonlichtern in der Nacht immer noch eine beruhigende Wirkung auf mich. "Tja", murmelte ich zu mir selbst. "Wer hätte gedacht, dass der Abend so endet." In dem Bett zu meiner Seite raschelte es leise und kurz darauf erklang eine verschlafene Stimme. "Roland? Bist du da?" Allen Anschein hatte ich zu laut mit mir selbst gesprochen. Ich drehte mich etwas und schaute auf die Wölfin, mit der ich mir bis eben das Bett teilen durfte. Sie lag auf der Seite und ihre Pfote strich über die Stelle des Bettes, auf der ich eben noch geschlafen hatte. "Ja, keine Sorge Clara", antwortete ich leise. "Ich habe nur das Fenster geöffnet, um etwas frische Luft zu schnappen." "Ok, ich dachte schon, dass du...." Kurz darauf war nur noch ihr gleichmäßiges Atmen zu hören. Es überraschte mich, dass sie so ruhig schlafen konnte, wenn man bedachte, was ihr heute Nacht zugestoßen war. Der egoistische Teil von mir war sich allerdings sicher, dass es an mir selbst lag. Es war allerdings auch der gleiche Teil, der mir leise zuflüsterte, dass ich nun meine Sachen packen und von hier verschwinden sollte. Sicher, der Sex war unglaublich gewesen, doch wir beide wussten sicher warum, und wenn wir der harten Realität ins Auge blicken würden, konnten wir beide nur den Entschluss fassen, dass es ein großer Fehler gewesen war, wenn man bedachte, auf welcher Entwicklung er aufbaute.
Ich ließ den Gedanken links liegen. Morgen würden wir beide sicher wieder klar denken können und dann erledigte sich das sicher von selbst. So konnte ich wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf mitnehmen. Die Wölfin schmiegte sich an meine Seite und ihre Pfote glitt über meine Brust hinweg, als ich mich wieder zu ihr ins Bett legte. Einer meiner Arme glitt unter ihren Kopf und meine Pfote kam auf ihrem Rücken zur Ruhe. Schwer zu glauben, dass wir uns erst letzten Abend das erste mal getroffen hatten. "Und ich wollte doch nur einen trinken", war mein letzter Gedanke, als ich einschlief.
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"Und, was hast du heute Abend noch vor?" Wann immer wir zur gleichen Zeit Dienstschluss hatten und Julian mich mit seinem Wagen bei mir absetzte, war es immer die letzte Frage, die mir der Mensch zum Abschied stellte. Ein Überbleibsel vergangener Tage. "Ich denke das Übliche", erwiderte ich, als ich die Wagentür öffnete und ausstieg. "Ach Roland. Warum setzt du alles daran, das Klischee des gebrochenen Cops zu erfüllen? Sich in irgendwelchen Bars volllaufen lassen, kann doch nicht dein neues Lebensziel sein."?Die Art, wie er mir den Vorwurf entgegenwarf, ließ deutlich erkennen, dass er keine wirkliche Diskussion beabsichtigte. Dafür kannte er mich zu gut. Es war wieder nur einer seiner vielen Sticheleien. Ich öffnete die hintere Beifahrertür und griff nach meinem Gehstock, der auf der Rückbank lag. "Keine Sorge. Wenn ich so tief gesunken bin, sage ich dir Bescheid. Also wie sieht es aus? In einer Stunde bei Finn?" "Tut mir leid. Geht nicht." Julian schüttelte den Kopf. "Anna und ich feiern heute vier monatiges." "Die Pantherdame hält dich an einer ziemlich kurzen Leine, kann das sein?" Ich wusste, dass er das nicht gerne hörte, konnte es mir aber nicht verkneifen. Die Retourkutsche ließ aber auch nicht lange auf sich zu warten. "Och, damit habe ich kein Problem. Ich denke dafür schon den ganzen Tag daran, wo genau ich sie dann später durchvö..." Ehe er seinen Seitenhieb vollenden konnte, warf ich die Tür ins Schloss. Auf seinem Gesicht war noch ein hinterhältiges Grinsen zu erkennen, als er aufs Gas trat und davonfuhr. Ich hob die Pfote zum Gruß, was er noch erwiderte, ehe der Wagen um die nächste Kurve bog. Er war zwar mein bester Freund, doch für diese Sachen würde ich ihm eines Tages noch richtig die Fresse polieren.
Meine Wohnung lag im vierten Stock eines normalen Wohnhauses, was in seiner Art sicher nicht den Vorstellungen eines typischen Las Vegas Touristen, der niemals über den Strip und seinen Hotels hinauskam, entsprach. Während der Aufzug nach oben rumpelte, ging mir unfreiwillig Julians Bemerkung durch den Kopf. Man sagt ja immer so schön, dass man genau an das denken muss, an das man nicht denken will. Dieser verdammte Bastard. Auch wenn in seiner kurzen Moralpredigt mehr als nur ein Funken Wahrheit steckte, war es immer leicht darüber zu reden, wenn man nicht selbst der Betroffene war. Trotz der vielen Schattenseiten war der Job bei der Polizei mein Leben gewesen. Doch nach einer Kugel und einem zertrümmerten Knie hatte sich alles geändert. Zwar konnte die Medizin heutzutage regelrechte Wunder vollbringen und ich hatte es ihr zu verdanken, das ich noch beide Beine hatte, doch seitdem konnte ich das rechte Bein nicht mehr stark belasten. Die Entscheidung des Departments, dass ich wegen meiner "eingeschränkten Mobilität" nicht mehr für den Dienst auf der Strasse geeignet wäre, kam für mich damals nicht überraschend. Zumindest hatte ich noch nie einen Polizisten im Außendienst gesehen, der einen Krückstock brauchte. Selbst Julians Einsatz und seine Zusicherung, dass er trotzdem mein Partner bleiben wollte, halfen da nicht viel und so war es mit dem Dienst auf der Straße vorbei. Doch ehe ich mich vollends in den Gedanken verlieren konnte, den Rest meines Joblebens hinter einem Schreibtisch zu verbringen, erklang die Fahrstuhlglocke und die Türen öffneten sich. Das meine Laune trotzdem einen neuen Tagestiefpunkt erreicht hatte, konnte ich allerdings nicht leugnen. Ich wartete kurz in der Kabine und ließ sie dann in den zweiten Stock zurück fahren.
"Hallo Roland." Die Braunbärin und mich konnte man guten Gewissens als Freunde bezeichnen, auch wenn die Art unserer Freundschaft sehr ungewöhnlich war. "Hallo Vanessa, hast du Zeit?" Sie wusste nur zu genau, was die Frage bedeutete, doch allen Anschein kam ich ihr gerade ungelegen. Das sie ihren Mantel anhatte, ließ vermuten dass sie gerade auf dem Sprung war. "Eigentlich nicht. Ich soll gleich das Zimmermädchen spielen, das für die Stripperin eines Jungesellenabend einspringt und..." Ich hob die Pfote und brachte sie so zum schweigen. Auf Erklärungen konnte ich gut und gerne verzichten. "Eine kurze Ablenkung würde schon reichen." Vanessa kannte mich gut genug um meine direkte Art zu nehmen, wie sie war. Sie warf mir einen letzten Blick zu, ehe sie die Tür ganz aufzog. "Na gut, aber nur, weil du mal wieder schlechte Laune hast." Ich brummte abneigend und trat ein. Mit einem leisen klicken hörte ich, wie die Tür hinter mir ins Schloss fiel. "Also, wo soll...", begann ich, doch Vanessa schnitt mir das Wort ab und drückte mich gegen die Tür. "Gleich hier, ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht viel Zeit habe." Etwas unerotischeres hätte sie in diesem Moment nicht sagen können, doch darauf kam es nicht an. Ihren Mantel hatte sie schon abgelegt und auf die nahe Couch geworfen. Ich öffnete den Gürtel meiner Hose, während sie vor mir auf die Knie ging. Den Rest überließ ich ihr. Ich spürte wie sie den Reisverschluss öffnete und die Hose zu Boden sackte. Das erste Anzeichen der Erregung durchzog mich, als sie mir auch die Unterhose vom Leib zog und meinen Schwanz in die Hand nahm. "Na, er gibt sogar schon ein Lebenszeichen von sich", kicherte Vanessa leise und fing an ihn zu massieren. Sie brauchte nicht lange, bis sie ihn steif genug hatte. Das Gefühl ihrer Pfoten, die sich über ihn bewegten, ließen mir keine andere Wahl als mich ihr entgegenzustrecken. Dann fühlte ich zuerst ihre Lippen auf meiner Eichel und dann die Wärme ihres Mundes. Ihre Zunge umstrich sanft meinen Schaft und ich gab ein erstes anerkennendes Stöhnen von mir. Sie verstand ihr Handwerk eben. Dann begann sie langsam ihren Kopf vor und zurück zu bewegen und meine Lust stieg ins unermessliche. Ihr genüssliches Schmatzen drang in meine Ohren und ich legte eine Pfote auf ihren Hinterkopf um sie bei ihren Bewegungen zu unterstützen. Sie begann mit ihrer Pfote meine Eier zu massieren und ich hatte das Gefühl bereits zu explodieren, doch sie schaffte es gekonnt es noch etwas hinauszuzögern, was mich beinahe rasend machte. Mit ihren Lippen verstärkte sie den Druck und brachte mich so zum Höhepunkt. Ich musste nach Luft schnappen als ich mich mit einem letzten Stöhnen in ihr entleerte. Sie vergoss nicht einen Tropfen meines Samens. Ich brauchte noch einige Sekunden, bis ich mich von meinem Orgasmus erholt hatte, doch Vanessa war schon wieder auf ihren Beinen und hatte sich bereits den Mantel über einen Arm geworfen. "Ich sehe schon, dass es dir gefallen hat. Aber jetzt muss ich wirklich los. Die Jungs werden sicher etwas warten können, doch zu sehr sollte man ihre Geduld nicht strapazieren." Ich winkte ab. Sicher, es war mehr als schäbig gewesen, doch das war mir in diesem Moment egal, denn ich hatte was ich wollte. Zwar war ich etwas betrübt darüber, dass es nicht mehr gewesen war, denn die Bärin hatte die Sorte Körper, den ich bei Frauen besonders ansprechend fand. Diese ganze Huldigung von den angeblichen Supermodel Körpern war nicht mein Fall. Mir gefielen Frauen, die etwas auf den Hüften hatten. Man musste es nicht übertreiben, doch mir war eine füllige Dame wesentlich lieber als ein Hungerlappen. Dazu kam noch das, was bei vielen Männern der Hingucker war. Vanessa hatte schöne große füllige Brüste und ihr Hintern gehörte zu der Sorte, die man am liebsten niemals wieder loslassen würde. Hätte ich gewusst, dass es das letzte mal war, dass sie mir diesen Gefallen tat, wäre meine Reaktion sicher eine andere gewesen, doch so wünschte ich ihr nur noch viel Spaß für den Abend und verabschiedete mich von ihr.
Als ich in meiner Wohnung war, stellte ich mich erst mal unter die Dusche. Wenig später stand ich im Badezimmer und warf einen Blick in den Spiegel. Wenig überraschend zeigte sich darin ein Bernhardinergesicht, was ohne Probleme als Allerweltsgesicht durchgehen würde. Meine Augen waren von braunem Fell umgeben, das auch die Ohren überzog und nur in der Mitte meines Gesichts von einem weißen Streifen unterbrochen wurde, der sich über meine gesamte Schnauze ausbreitete. Leider lag es in der Natur meiner Art, dass man schnell der Meinung sein konnte, dass ich einen grimmigen Gesichtsausdruck hatte. "Lächle doch mal", forderte ich meinen Gegenüber auf. Ich sah, wie sich die Mundwinkel etwas nach oben zogen. Immerhin schien sich meine Befürchtung, dass der Abend schon gelaufen war, nicht zu bewahrheiten. Mit dieser Gewissheit zog ich mich weiter an. Da ich ein Freund einfacher Klamotten war, bestand meine Abendkleidung aus einer einfachen blauen Jeanshose, einem dunkelblauen T-Shirt und einem schwarzen Hemd, dass ich noch darüber zog. Wieder beneidete ich die Menschen etwas, die sich keine Kleidung kaufen mussten, die spezielle Löcher hatten, durch die sie ihre Ruten fädeln mussten. Als ich aus dem Bad kam fiel mein Blick auf die Dienstmarke, die auf dem Wohnzimmertisch lag. Ich hatte sie zusammen mit meiner Beretta, die in einem Gürtelholster daneben lag, dorthin gelegt, bevor ich mich frisch gemacht hatte. Es lag jetzt 13 Jahre zurück, dass ich in den Dienst der Stadt getreten war. Jahre in denen sich einiges verändert hatte. Doch ehe ich mich in irgendwelchen Erinnerungen verlieren konnte, steckte ich die Marke ein. Dann nahm ich die Waffe und befestigte sie an der Hinterseite meines Gürtels, wo sie von meinem Hemd verdeckt wurde. Ich hatte bei weitem nicht vor, in irgendeiner Weise den Gesetzeshüter zu spielen. Auf meinem Plan stand ein ganz normal ausklingender Abend, doch wenn es etwas gab, dass man über Las Vegas sagen konnte, dann das die Stadt niemals schlief.
Selbst nach all den Jahren, in denen ich jetzt schon Finn's Bar besuchte, musste ich auch heute noch Grinsen, als ich das Namensschild über der Eingangstür hängen sah. Die einfache Art in Form eines normalen Schildes, das am Abend nur von zwei einfachen Lampen angestrahlt wurde, war Finns Protest gegen die Neonlichterflut, die sonst die ganze Stadt beherrschte. Der einfache Eindruck den die Kneipe von außen erweckte, bestätigte sich auch jedem Gegenüber der das Innere betrat, wobei gerade das den Charme ausmachte, den der Laden auf mich auswirkte und daran Schuld war, dass ich hier schon seit Jahren hinging, wenn ich einen trinken wollte. Man durfte aber nicht den Fehler machen und einfach mit runtergekommen verwechseln. Finn achtete penibel darauf, dass sein Baby, wie er es gerne nannte, sauber und gepflegt aussah. Neben dem Tresen fanden noch einige Tische mitsamt Stühlen und einem Poolbillardtisch Platz. Erwähnenswert war auch der einarmige Bandit, der seit Jahren funktionsunfähig in einer Ecke stand und nur deswegen nicht repariert wurde, weil Finn keine Lizenz an die Stadt bezahlen wollte. Er ließ das Gerät nur stehen, weil er zumindest etwas Las Vegas Atmosphäre erhalten wollte. "Nabend Roland, das übliche?", begrüßte mich der Gorilla hinter der Theke. "Was denkst du denn", erwiderte ich und nahm auf einen der Barhocker Platz. Eigentlich war es eine der Fragen, die er sich sparen konnte, doch auch das war eines der Rituale, die sich mit den Jahren eingestellt hatten. Finn, dessen ganzer Name eigentlich James Robert Finn war, aber von allen nur bei seinem Nachnamen genannt wurde grinste kurz und griff nach einer Flasche Tequila und schüttete etwas davon in ein großes Whiskeyglas mit dicken Boden. "Ich frage mich ja immer wieder, wie du dieses Zeug nur trinken kannst." Auch dies war etwas, was ich mir jeden Tag aufs neue anhören durfte. Seine Abneigung darüber lag allerdings nicht am Tequila, sondern an der Sprite, die er danach noch dazu gab. "Jeden das seine, Finn." Ich legte einen Bierdeckel auf das Glas und schlug es einmal auf den Tresen. Ehe es überschäumen konnte nahm ich einen Schluck davon und der süßliche Geschmack der Sprite und des Alkohols rann meine Kehle hinunter. "Kommt Julian auch noch?", fragte der Gorilla, als ich das Glas wieder absetzte. "Sehr wahrscheinlich nicht." Ich zuckte mit den Schultern. "Er hat heute ein kleines Jubiläum mit seiner Freundin zu feiern." Sollte ich einen sarkastischen Unterton in meiner Stimme gehabt haben, lag es nicht in meiner Absicht. Ich freute mich für ihn, dass es so gut zu laufen schien. Doch wie es nun einmal war. Auf Veränderungen reagierte man meistens abwehrend. "Hmm, die Frau scheint ihn ja ziemlich unter den Fittichen zu haben", gab der Gorilla von sich. "Wem sagst du das?" Wir fingen an zu lachen. Neben Julian war Finn einer meiner engsten Freunde und Julian würde das gleiche über ihn sagen, wenn man ihn fragte. "Und was ist mit dir Roland?", fragte er schließlich, als wir uns wieder etwas beruhigt hatten. "Warum weigerst du dich so sehr, eine Frau in dein Leben zu lassen?" Auch wenn es eine gute gemeinte Frage war, hasste ich ihn in diesem Augenblick dafür und mit einem Schlag verschlechterte sich meine Laune. Ich wollte ihm gerade Wutendbrand eine Antwort an den Kopf werfen als sich die Eingangstür der Bar öffnete und eine Gruppe von Hyänenjungs hineintrabte. "Das sieht doch nach dem Ort aus, wo wir noch etwas zu trinken bekommen, oder Leute?" Sie alle verfielen in die typische Lache der Hyänen, die sie von ihren tierischen Verwandten übernommen hatten. Während sich die Gruppe aus vier an einem Tisch niederließ, trafen sich Finns und mein Blick. Jeder von uns hatte in seinem Beruf genug Erfahrung gesammelt um zu wissen, das diese Typen Ärger bedeuten konnten. Doch Finn war jemand, der in vielen immer zuerst das Gute sah. "Was darf ich euch bringen, Jungs?", rief er den Neuankömmlingen zu. "Vier Bier, Kollege", erklärte einer von ihnen, gefolgt von einem zustimmenden Lachen. "Kommt sofort Jungs. Legt aber schon mal das Geld auf den Tisch." Während Finn die Biergläser füllte, überlegte ich mir, mich einfach aus dem Staub zu machen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Es wäre doch eine sehr niedere Art, dem sicher folgendem Gespräch zu entgehen. Kurz darauf kam Finn zurück an die Theke und verstaute die Einnahmen in seiner Kasse. "Bis jetzt keine Probleme." Sein Blick wanderte von der Kasse zu mir. "Hast du mal wieder mit Anja, gesprochen?" Sein neuer Weg überraschte mich etwas, doch ich fasste mich schnell wieder. "Letzte Woche. Ihr geht es soweit gut und so wie es aussieht, wird sie nächstes Jahr ihren Freund heiraten." Noch während meiner Antwort wurde mir klar, was Finn daraus machen würde. "Siehst du Roland. Selbst sie scheint darüber hinweg zu sein." Er sprach mit ruhiger Stimme, der er nur allzu gut wusste, welchen Punkt er damit bei mir berührte. "Du kommst fast jeden Abend hier her und haust dir zwei, vielleicht drei, Drinks hinter die Birne. Ich habe ja nichts dagegen, aber... Lass mich aussprechen!" Der letzte Satz galt meinem Versuch ihm ins Wort zu fallen. "... aber mir ist auch klar, warum du das tust. Ich will dir keinen langen Vortrag halten, doch was genau erhoffst du dir davon? Das du die Vergangenheit irgendwie vergessen kannst? Dein kaputtes Bein wird dich wohl bis an dein Lebensende begleiten und auch..." "Ich habe schon verstanden", erwiderte ich wütend. "Meinst du mir ist das nicht klar? Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?" Darauf zuckte Finn mit den Schultern. "Die Antwort darauf ist ganz einfach, Roland. Lebe einfach mal wieder ein bisschen." "Soso, und was genau stellst du dir darunter vor?" Die Antwort darauf sollte ich bald bekommen.
Ich bekam nicht einmal mit, wie sie in die Bar kam. Seit meinem ersten Drink war einige Zeit vergangen und die Kneipe hatte sich mit einigen Gästen gefüllt. Die Hyänengruppe war noch immer da, doch außer einer etwas höheren Lautstärke fielen sie nicht weiter auf. Ich war nur kurz auf der Toilette gewesen und als ich wieder zurück an den Tresen ging, saß sie auf dem Hocker neben meinem. Vielleicht hatte ich einen Drink zu viel, denn eigentlich war ich niemand, der sofort irgendwelche Frauen anstarrte, doch bei ihr machte ich eine Ausnahme und blieb kurz stehen. Auch wenn ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, war ich mir sicher, dass sie eine Wölfin war. Sie hatte mausgraues Fell. Zumindest das, was nicht von ihrem schwarzen Rock und weißen Hemd verdeckt war, hatte diese Farbe. Nur auf ihrer Rute, zog sich ein dünner schwarzer Streifen der Länge nach durch ihr Fell. Hauptgrund für die kurze Betrachtung war allerdings ein anderer. Sonst für ihr eher sportliches Aussehen bekannt war der Körperbau dieser Wölfin mehr nach meinem Geschmack. Sie schien eine breite Hüfte zu haben, was sie mollig erscheinen ließ, was aber nicht soweit ging, dass ich sie fett nennen würde. Ihr Hintern, der sich durch Rock abzeichnete, war zumindest schon mal einen Blick wert gewesen und auch ihr Busen, dessen Wölbung ich auch von meinem Standort aus sehen konnte, schien einer der Sorte zu sein, der vielen Frauen sicher Rückenschmerzen bereiten würde. Doch ehe ich auf irgendwelche Ideen kommen konnte, ging ich zu meinem Hocker zurück. Genug geguckt, weiter im Text. Da auch auf der anderen Seite von meinem Platz jemand saß, hatte ich nicht mehr soviel Bewegungsfreiraum als ich mich setzen wollte und die Wölfin zuckte kurz zusammen, als ich ausversehen mit meinem Gehstock gegen ihr Bein stieß. Ich entschuldigte mich, als ich Platz nahm, den Stock an den Tresen lehnend. "Keine Ursache", erwiderte sie freundlich. Sie hatte ein hübsches Gesicht. Es hatte die gleiche Fellfarbe wie der Rest ihres Körpers und das freundliche Lächeln, welches sie mir kurz entgegengebrachte, fügte sich wunderbar darin ein. Unter normalen Umständen wären es wahrscheinlich die einzigen Worte gewesen, die wir miteinander ausgetauscht hätten, doch ich hatte die Rechnung ohne Finn gemacht. "Oh, wie ich sehe habt ihr euch sogar schon kennen gelernt." Ich gab nur ein kurzes "Häh?" von mir, während meine Sitznachbarin eine etwas elegantere Wortwahl nutzte. "Was meinst du damit Finn?" Der Gorilla warf ihr einen kurzen Blick zu, der etwas hinterhältiges in sich hatte. "Nicht bestimmtes. Ich kenne euch beide nun aber schon gut genug um zu wissen, was euch..." "Willst du mich etwa verkuppeln?" Überrascht davon, dass wir beide ihm gleichzeitig die gleiche die Frage entgegenwarfen starrten wir uns skeptisch kurz an. "Ups, ich glaube ich höre da gerade einen Gast rufen." Mit diesen Worten machte sich der Gorilla beinahe fluchtartig vom Acker und ließ uns beide alleine, wie man jemanden alleine an einem Tresen lassen konnte. "Dieser verdammte Mistkerl", murrte ich lauter als eigentlich gewollt. "Sind wir jetzt hier neuerdings auf dem Love Boat?" "Anscheinend, aber das ist eben Vegas." Überrascht von ihrer Antwort warf ich ihr einen weiteren Blick zu. Sie schien von Finns Vorgehen genauso überrumpelt worden zu sein wie ich und warf ihm einen wütenden Blick hinterher. "Wie lange schon in der Stadt?", fragte ich. "Schon mein ganzes Leben lang. Und Sie?" "Ebenfalls. What happens in Vegas..." "... stays in Vegas." Es schien schon eine Ewigkeit her zu sein, dass ich den Spruch aufgesagt hatte, der am besten meine Verbindung zu der Stadt widerspiegelte . Warum ich es ausgerechnet bei ihr wieder getan hatte, sollte mir noch lange ein Geheimnis bleiben. In diesem Moment war ich nur überrascht, dass sie den Spruch zu Ende führte. Auch wenn es nicht eigentlich nicht meine Absicht war, schien ich damit ihre Aufmerksamkeit geweckt zu haben, denn diesmal war sie es, die mir einen prüfenden Blick zuwarf. "Mein Name ist Clara." Sie streckte mir ihre Pfote entgegen. "Roland. Roland Edwards." Ich erwiderte die Geste und wir gaben uns die Pfoten. Ihre Tatze legte sich in meine, als ich sie schüttelte und mir fiel auf, was für ein weiches Fell sie hatte. "Zumindest das hat Finn schon mal geschafft", erklärte sie, als wir unseren Pfotendruck beendeten und warf dem Gorilla einen weiteren Blick zu, der diesmal nicht ganz so sauer war, wie das letzte mal. "Sie scheinen ihn ja besonders gut zu kennen. Kommen Sie öfters her, Roland?" "Regelmäßig. Deswegen wundert es mich, dass ich Sie hier noch nie zuvor gesehen habe. Sie scheinen ja auch keine Unbekannte für Finn zu sein." "Ich bin fast jeden Tag hier. Allerdings morgens, da ich hier auf den Weg zur Arbeit meinen Kaffee trinke. Der heutige Abend ist nur eine Ausnahme." Mein Blick wanderte kurz auf den Kragen ihres Hemdes, der das Logo des Four Queens Hotels zierte. "Ich arbeite am Informationsstand im Casino", erklärte sie weiter. Allen Anschein hatte sie meinen Blick bemerkt. "Sorry, ich wollte nicht unhöflich sein", entschuldigte ich mich. "Nicht als Beleidigung aufgefasste", lachte sie leise. "Verraten Sie mir auch, was Ihr Beruf ist?" "Polizeibeamter." Dies entlockte ihr ein überraschtes "Oh". Einen Tonfall den ich schon öfters hörte, wenn es um meinen Beruf ging. In der Regel kamen dann die Fragen nach der Gefahr und wie man denn damit umging und als das ganze bedrückende Zeug. "Reiner Schreibtischjob." Mit diesen Worten zeigte ich ihr meinen Gehstock. "Keine gute Voraussetzung für die Straße." "Und trotzdem rennst du immer noch mit deiner Knarre durch die Gegend", ging es mir durch den Kopf. Ein weiteres "Oh", doch diesmal war es sanfter, fast schon bemitleidend. "Was ist denn passiert?" "Ich wurde angeschossen." Meine Worte hatten meinen Mund verlassen, ehe ich darüber nachdenken konnte und auch der Tonfall den sie angenommen hatten, war bei weitem nicht der, den ich ihr entgegenbringen wollte und einen kurzen Augenblick lang lag ein bedrückendes Schweigen zwischen uns. "Das tut mir leid", sagte sie schließlich mit einer unsicheren Stimme. "Ich wollte nicht unhöflich sein." "Nicht als Beleidigung aufgefasst." Doch recht überzeugend kam meine Antwort wohl nicht rüber, denn ich hörte selbst wie grantig meine Stimme klang und ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie alles andere als glücklich darüber war. In diesem Moment wurde mir klar, was gerade geschah und innerlich verfluchte ich Finn, dass er diese Nummer abgezogen hatte. Keine Ahnung, was für eine Mine ich in diesem Moment aufsetzte, doch wirklich ansprechend war sie wohl nicht. "Es wäre wohl besser, wenn ich mir einen anderen Platz suche." Sie schob den Hocker etwas zurück um aufzustehen. "Es tut mir wirklich leid, wenn ich..." "Nicht." Reflexartig griff ich nach ihrer Pfote, zog sie aber wieder zurück, als mir klar wurde, was ich da gerade tat. Ungläubig starrte sie auf die Stelle wo ich sie berührt hatte. Schlimmer konnte es wohl nicht mehr kommen. "Lebe einfach mal wieder ein bisschen, Roland", hörte ich Finns Stimme in meinem Kopf. "Es tut mir leid, Clara", sagte ich langsam. "Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich heute Opfer eines Kupplungsversuches eines übereifrigen Wirtes werde, und wenn ich ehrlich bin, war ich noch nie gut in solchen Sachen." Erneut blickte sie auf mich ab und ich hatte plötzlich den Eindruck, dass sie genauso Nervös wie ich zu sein schien. Doch dann verschwand die Nervosität und ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. "Nun gut. Das ist ein gutes Argument." Erleichterung machte sich in mir breit, als sie mit ihrem Hocker wieder an den Tresen rutschte. Sie machte einen netten Eindruck und es hatte gut getan, endlich mal wieder ein normales Gespräch zu führen. Es wäre eine Schande gewesen, wenn es wirklich so geendet hätte. "Und, hat er Erfolg?" Als wären die letzten Sekunden nicht geschehen, schaute mich Clara interessiert an. "Wie bitte?" "Finn. Hat er Erfolg?" Plötzlich überkam mich wieder die Unsicherheit. Ich hatte nicht wirklich daran gedacht, wohin diese Unterhaltung überhaupt hinführen konnte. "Also mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt. Doch wenn ich ehrlich bin, war ich noch nicht oft in solchen Situationen. Mir fehlt es also etwas an Erfahrung, um meine Erfolgsaussichten abzuschätzen." Diesmal musste Clara leise lachen. "Die stehen gar nicht mal so schlecht. Allerdings gibt es zwei Sachen, die man als Mann nutzen kann, um seine Chancen zu erhöhen." "Und welche?" "Zum einen mögen es Frauen, wenn man sie auf einen Drink einlädt, solange es nicht zu plump ist und ab einem gewissen Punkt des Gespräches sollte man auf das "Du" wechseln um die Distanz zu verringern." "Das lässt sich einrichten." Ich klopfte auf den Tresen um Finns Aufmerksamkeit zu erlangen und rief ihn mit einem Fingerzeig zu mir. Als der Gorilla bei uns war bestellte ich einen Limettensaft und Clara ein Tonic Water. "Ich hoffe doch, dass es keine alkoholischen Drinks sein müssen", versuchte ich zu witzeln, als Finn die Gläser füllte. "Eine Fahne wird bei meinem Job nicht gerne gesehen." "Geht mir genauso. Allerdings bin ich auch nicht sehr anspruchsvoll, was das angeht, da sich die Männerwelt mir nicht gerade vor die Füße wirft." Es war zu hören, dass es sie eine gewisse Überwindung kostete so über sich zu sprechen und die Frustration überwiegte in ihrer Stimme. "Ich wüsste nicht warum." "Ist es nicht offensichtlich?" Mit ihrer Pfote vollzog sie eine Geste an ihrem Körper herab. "Nicht gerade die Idealvorstellung." Aus den Augenwinkeln sah ich das Grinsen in Finns Gesicht, der plötzlich seltsam lange brauchte, die beiden Gläser zu füllen. "Ich war noch nie ein großer Freund von besonderen Vorgaben, was das angeht. Und außerdem gefallen mir Frauen, die man anfassen kann ohne Angst zu haben, sie kaputt zu machen." Ich hörte wie sich Finn laut räusperte, als er uns die Gläser zuschob und in diesem Moment wurde mir klar, was ich da gerade gesagt hatte. Unsicher wanderte mein Blick zu Clara, die nicht den Eindruck machte, dass ich sie damit irgendwie peinlich berührt hätte. "Ok, das habe ich so noch nie gehört, aber ich fühle mich geschmeichelt." "Das war auch meine Absicht", erwiderte ich hastig. "Das Schmeicheln natürlich." Ich nahm mein Glas und hielt es ihr entgegen. Wir stießen an und nahmen einen Schluck. "Gibt es noch weitere Gründe", fragte ich, als ich mein Glas wieder abgestellt hatte. Clara verzog kurz das Gesicht, als das bittere Tonic ihre Kehle hinunterlaufen schien und plötzlich hatte ihr Blick etwas forderndes. "Meine vierjährige Tochter, die mein ein und alles ist." Ich spürte wie auch Finns Blick auf mir haftete, während ich Clara in die Augen schaute. Auch wenn sie sich bemühte einen ernsten Gesichtsausdruck zu wahren, war nun die Nervosität in ihr nicht zu übersehen. Kein Wunder, konnte ich mir doch denken, wie viele Abfuhren sie aus diesem Grund schon erhalten hatte. "Lebe etwas, Roland." "Auch wenn es etwas überraschend kommt, sehe ich keinen Grund, warum das die Erfolgsaussichten von Finn, der in diesem Moment sicher einen Gast zu bedienen hat, schmälern sollte." Ihr war die Erleichterung anzusehen, die sich in ihr breit machte. Sie wollte etwas sagen, doch in diesem Moment erklang plötzlich eine der Hyänenstimmen, direkt hinter ihr. Die Alkoholfahne war schon zu riechen, ehe er das erste Wort gesprochen hatte. "Na schau dir das mal an. Sag mal Mutter, was nimmst du denn dafür, dass man mal anpacken darf?" Noch ehe ich reagieren konnte, streckte er die Pfote aus und griff Clara an die Brust. "Hey!! Pfoten weg!!" Es lag wohl an der Anspannung, die vorhin noch in ihr gelegen hatte, doch sie wirbelte herum und verpasste dem Grabscher eine schallende Ohrfeige. Schlagartig wurde es still in der Bar und alle Augen waren auf uns gerichtet, als der Hyänejunge nach hinten taumelte, und sich die Wange hielt. Ich hatte noch genügend Zeit um aufzustehen und mich vor Clara zu stellen. Das ich mich auf meinen Stock stützen musste, ließ mich sicher nicht sehr bedrohlich aussehen, doch für diesen Punk würde es schon reichen. Seine Reaktion viel genauso aus, wie ich es erwartet hatte. Zuerst starrte er ungläubig auf seine Pfote, mit der er sich die Wange hielt und dann durchzog die Wut sein Gesicht, als er auf Clara zuging. "Du miese Schlampe. Ich werde dir schon zeigen..." Ich spürte, wie eine von Claras Pfoten an meiner Seite Halt suchte. "Wenn du auch nur noch einen Schritt weiter gehst, werde ich dir diesen Stock hier persönlich dahin stecken wo die Sonne nicht scheint." Es bestand keine Notwendigkeit zu brüllen, denn meine Worte erzielten genau die Wirkung die ich wollte. Mein Gegenüber blieb stehen und ich nahm auch dann nicht den Blick von ihm, als ich hörte, wie mehrere Stühle über den Boden geschoben wurden, denn ich wusste nur zu gut, was gleich passieren sollte. "Ok, ihr Penner. Das reicht jetzt. Ihr vier verzieht euch jetzt und lasst euch hier nie wieder sehen, kapiert?" Es war die Mischung aus Finn drohender Stimme und dem riesigen Holzknüppel, den er für solche Fälle unter seiner Theke aufbewahrte und der sich nun in seinen Händen befinden müsste, der die Situation vor der Eskalation bewahrte. Wir standen uns noch einen Moment gegenüber und der Blick des Hyänen wanderte zwischen Finn und seinen Kumpanen hin und her, bis er schließlich mit den Schultern zuckte. "Was auch immer. Ist eh ein Scheißladen hier." Mein Blick folgte ihm, bis er mit seinen Kumpanen aus der Tür verschwunden war und ich spürte, wie die Anspannung von mir abfiel, als sie hinter ihnen zufiel. Einen kurzen Augenblick später füllte sich der Raum wieder mit den verschiedensten Gesprächsfetzen, wobei zu hören war, dass ich viele über das gerade Geschehene unterhielten. "Danke", war Claras einziges Wort, als wir uns wieder setzten. Ihr war der Schreck anzusehen, der in sie gefahren war. "Keine Ursache." Ich versuchte nicht allzu locker zu klingen, denn das Letzte, was ich jetzt brauchte, war ein Machoauftritt. Auf die letzte Minute hätte ich gut und gerne verzichtet. "Ist bei dir alles ok?" Sie nickte kurz. "Netter Schlag übrigens." Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Drink und lachte kurz. Ich war mir sicher, dass es ihr bald wieder besser gehen würde. "Man tut was man kann." Wir wechselten einen kurzen Blick. Der Abend schien noch sehr interessant zu werden. "So, erzähl mir doch mal etwas über deine Tochter."
Wir unterhielten uns noch über alles mögliche. Ihre Tochter, die ein aufgewecktes freches Kind war, sollte nur das erste Thema sein. Sie zeigte mir auch ein Foto von ihr, das die Aussage noch unterstrich, da man darauf das Wolfsmädchen mit rausgestreckter Zunge sah. Ich hatte mir noch nie Gedanken über Kinder gemacht und ich fand keinen Grund, der mich nicht davon abhalten sollte, positiv der Sache gegenüber zu stehen. Also würde ich die Sache einfach auf mich zukommen lassen. Die kleine Lilly verbrachte die Nacht bei Claras Mutter und würde morgen früh wieder bei ihr sein. Wir erzählten uns gegenseitig Geschichten aus unseren Jobs, wobei ich mich auf die eher skurrilen beschränkte und ihr natürlich nicht irgendwelche Leichengeschichten auftischte. Wir spielte sogar eine Partie Billard, die sie knapp begann. Dabei erwischte ich mich, wie mein Blick auf ihre Oberweite fiel, als sie sich mit ihrem Queue über den Tisch beugte, und ich war mir sicher, dass sie es bemerkte, denn als sie sich wieder aufrichtete, hatte sie diesen wissenden Blick in ihren Augen, doch es schien ihr zu gefallen. Neben all dem, gab es noch etwas, was uns beide betraf, nämlich, dass wir die Zeit komplett aus den Augen verloren.
Wir saßen wieder am Tresen, als sich Finn zu uns gesellte. "Ich möchte euch ja nicht stören, aber ich sehe es als meine Pflicht an, euch darauf aufmerksam zu machen, dass wir es bereits nach Mitternacht haben." Unsere Blicken fielen auf die Uhr, die an der Wand hing und Claras Augen weiteten sich vor Schreck. "Um Himmels willen, und ich muss morgen wieder früh aus dem Bett." Ihr Blick wanderte zu mir und ihre Stimme beruhigte sich wieder etwas. "Ich sollte wirklich los, Roland." Sie stand von ihrem Hocker auf ohne den Blick von mir zu nehmen. "Der Abend hat mir sehr viel Spaß gemacht." "Geht mir genauso", erwiderte ich wahrheitsgemäß. "Und, wenn du möchtest, können wir ihn gerne widerholen." Es war wohl genau das, was sie hören wollte, denn das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter. "Das würde mich freuen." Sie wandte sich an Finn und fragte ihn nach etwas zu schreiben. Er schob ihr einen Zettel mit Stift, den er seltsamerweise schon in der Hand hatte, über den Tresen. Als sie die beiden Sachen an sich nahm, beugte sie sich über den Tresen und küsste ihn kurz auf die Wange. Ich hatte keinen Grund eifersüchtig zu sein, denn ich konnte mir gut vorstellen, was dahinter steckte. Dann schrieb sie etwas auf den Zettel und faltete ihn in der Mitte zusammen, als sie sich mir wieder zuwandte. "Vielleicht können wir ja mal etwas Essen gehen." Mit diesen Worten drückte sie mir den Zettel in die Pfote und küsste mich sanft auf die Wange. Wenn es etwas gab, was ich von diesem Abend niemals vergessen würde, dann ihre Lippen auf meinem Fell. Für einen kurzen Moment glaubte ich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Mit Müh und Not brachte ich ein "Aber gerne" hervor, was sie ein letztes Mal zu amüsieren schien. "Dann bis bald, Roland. Ich wünsche dir noch eine schöne Nacht." Ihre Pfote strich über meine Seite, als sie an mir vorbeiging. "Soll ich dich nach Hause begleiten?" Ich schaffte es noch die Frage zu stellen, ehe sie die Tür geöffnet hatte. Sie blieb kurz stehen und warf mir einen beruhigenden Blick zu. "Nett das du fragst, aber ich wohne nur einen Block entfernt, und die Gegend hier ist nicht sehr schlimm." Ich widersprach ihr nicht, denn ich kannte die Gegend gut genug. So wartete ich schweigend bis sie durch die Tür verschwunden war. "Wie ein Profi", hörte ich Finns Stimme neben mir. "War es denn so schwer?" Ich musste lachen. Ich konnte nicht glauben, wie sich der Abend entwickelt hatte. "Eigentlich müsste ich dir ja jetzt eine Zimmern. Aber es wäre sicher angebrachter, danke zu sagen." "Keine Ursache." Es warf im einen kurzen Blick zu und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dann nahm ich Claras Zettel in die Hand und faltete ihn auseinander. Auch wenn es egoistisch war, hatte ich richtig vermutet, dass sie mir ihre Telefonnummer aufgeschrieben hatte. Zusammen mit ihrem Namen. Clara Wilkins. "Ich glaube ich sollte mich auch langsam auf die Socken machen." Ich faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn in die Hosentasche. "Schreibst du auf?" "Aber natürlich", winkte Finn ab. Ich ging noch einmal kurz auf Toilette, ehe ich mich noch von dem Gorilla verabschiedete. Dann wandten sich die Dinge zum schlimmsten.
Ich war zu abgelenkt um ihn zu hören. Ich war einige Meter gegangen, als ich die Stimme hinter mir hörte. "Hey!" Ich hatte mich nicht ganz umgedreht, als mich der Schlag an der linken Kopfseite traf. Ein stechender Schmerz durchzog mich und mir wurde kurz schwarz vor Augen. Ich hatte es wohl meinem dicken Schädel zu verdanken, dass ich nicht sofort ohnmächtig wurde. Ich schaffte es noch meine Arme auszustrecken um nicht flach auf dem Gehweg aufzuschlagen. "Da hast du's jetzt Alter", hörte ich die männliche Stimme drohend über mir. "Jetzt zeig mir doch mal, wie du mir deinen Stock in den Arsch schieben willst." Zwar verzogen sich die Sterne in meinem Blick wieder langsam, doch da war noch der pochende Schmerz in meiner Schläfe, der ihn trübte, als ich meinen Kopf zur Seite drehte und in das Gesicht eines der Hyänentypen schaute. Wäre sein Spruch nicht gewesen hätte ich ihn sofort als den erkannt, der Clara in der Bar an die Brust gepackt und sich dafür eine von ihr eingefangen hatte. Sein Visage war von Wut durchzogen und in der Pfote, die er drohend über mich hielt, funkelte der Schlagring auf, der vorhin Bekanntschaft mit meinem Schädel machte. "Du machst gerade einen ganz großen Fehler, Freundchen", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. "Ich bin..." "Schnauze Alter!" Er trat mir in die Rippen. Im Vergleich zu seinem Schlag war es nur ein schwacher Schmerz der durch mich hindurch zog, doch er ließ mich nach Luft schnappen. "Du hast jetzt erst mal Sendepause. Und nur damit du es weißt. Deiner fetten Freundin zeigen wir gerade, was mit Schlampen passiert, die sich mit uns anlegen." Es dauerte etwas, bis sich seine Worte in meinen Verstand bohrten doch als sie es schlussendlich taten, gab es nicht mehr viel, was ich dagegen tun konnte, das sie ihre Wirkung in mir entfalteten. "Und nun Schlaf gut, du Penner!!" Mein Verstand setzte aus und ich schaltete auf Automatik. Sein Schlagring sauste genau in dem Winkel auf mich herab, den ich vermutete und so wurde er schon auf halben Wege von meinem Arm geblockt, während sich meine andere Faust mit voller Wucht zwischen seinen Beinen vergrub. Ihm blieb nur genug Zeit einen kurzen Schmerzenslaut von sich zu geben, als ich ihm an einem Bein packte und meine Aufwärtsbewegung dazu nutzte, ihn zu Boden zu werfen. Ich hörte wie ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde, als er auf dem Betonboden knallte. Es fehlte an jeglicher Gegenwehr, als ich ihm mein gesundes Knie auf die Brust setzte und ihn auf den Boden fixierte. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch sie verwandelte sich in blanke Angst, als ich ihm meine Waffe unter das Kinn setzte. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, wie ich die Pistole aus dem Holster gezogen hatte. "Wo ist sie?", zischte ich ihm entgegen. Einem Teil von mir war klar, dass dies in keinster Weise den Regeln entsprach, doch dieser Teil lag in diesem Moment tief in meinem Inneren. Etwas anderes hatte die Kontrolle über mich erlangt und dieses Etwas pfiff auf die Regel. Es sah auch, wie sich ein kleiner Widerstand in seinen Augen aufzubauen drohte und ich verstärkte den Druck mit der Waffe. "Wo ist sie, du verdammtes Arschloch." Diesmal brüllte ich ihn an. "Spuck es aus, oder dein beschissenes Hirn verteilt sich über den Gehweg." Ich sah, wie sein Widerstand zerbrach. "Okok. Sie sind da drüben auf der anderen Straßenseite", sprudelte es aus ihm heraus. "Die Gasse da hinten." Ich richtete mich etwas auf und steckte die Waffe wieder zurück. Dann sauste meine Faust auf ihn herab und traf ihn knapp über den Ansatz seiner Schnauze. Es gab einen kurzen gedämpften Knall. Ich hatte das Gefühl das etwas unter meinem Schlag zerbrach, doch ich nahm keine Rücksicht darauf, selbst wenn meine Faust auf der anderen Seite seines Schädel rausgekommen wäre. Sein Körper erschlaffte sofort. Das Adrenalin in mir verhinderte wohl, dass ich den Schmerz in meinem Knie spürte, als ich mich aufrappelte und anfing über die Straße zu humpeln. Meinen Gehstock ließ ich einfach liegen. Ich war so ein Idiot gewesen. Es hätte mir doch klar sein sollen, dass die Typen auf uns warteten egal wie lange sie dafür ausharren mussten. Trotz meiner Wut und dem dumpfen Schädel, der mich die ersten Schritte mehr torkeln als humpeln ließ, schaffte es meine Vernunft wohl doch, sich bemerkbar zu machen, denn ich griff nach meinem Handy und drückte ein paar Tasten, als ich die Straße überquert hatte. Mit einer Hand stützte ich mich an der Hauswand ab, während ich mit der anderen das Telefon an mein Ohr drückte und mir den Weg zu betroffenen Gasse bahnte. Es klingelte zweimal, ehe es leise knackte und ich Julians angestrengte Stimme hörte. "Hör mal Roland...", begann er, doch ich schnitt ihm das Wort ab. "Rutsch von deiner Alten runter und komm sofort zu Finn. Hier wollen gerade ein paar Typen eine Frau vergewaltigen." Es war eine kalte Berechnung die mich dazu brachten diesen Wortlaut zu nutzen, denn ich wusste nur zu gut, was diese Wort bei ihm bewirken würden. "Fuck!" Seine Stimme klang plötzlich hellwach. "Roland, bau bloß keinen Scheiß! Ich..." Zu mehr kam er nicht mehr, denn ich hatte aufgelegt und steckte das Handy wieder weg. Nur noch wenige Meter trennten mich von der Gasse und die Beretta wanderte wieder in meine Pfote. "Egal was jetzt passiert, Roland", sprach ich leise zu mir selbst. "Du kannst Vergangenes nicht rückgängig machen. Was auch immer du auch tun must... Tu es gewissenhaft." Kurz bevor ich die Gasse erreichte hörte ich sie schon. Es war ihre typische Lache, das diese Hyänen von sich gaben. Ich zwang mich zur Ruhe als ich die Ecke erreichte und warf vorsichtig einen Blick herum. Es war dunkel, doch ich sah die Schemen der restlichen drei Typen, wie sie sich über die Wölfin hermachten. Zur ihrer linken und rechten Seite befand sich je einer von ihnen und drückten sie zu Boden. Der dritte hockte vor ihr und machte sich an ihr zu schaffen. Sie versuchte sich wohl so gut wie mögliche ihnen zu erwehre, doch sie schien keine Chance. Ihr Wimmern drang an meine Ohren und es klang danach, als hätte man sie geknebelt. Für einen kurzen Augenblick musste ich den Drang unterdrücken einfach in die Gasse zu humpeln und jeden von ihnen eine Kugel zu verpassen. Doch dann siegte wieder meine Vernunft. "Tu was du tun musst, doch tue es gewissenhaft." Ich warf einen letzten Blick auf die Gruppe, ehe ich mich in die Gasse begab. Die Dunkelheit machte es zu gefährlich sie von der Straße aus zu stellen. Zu meinem Vorteil waren die drei zu sehr mit ihrer Tat beschäftigt, als das sie mich bemerkten. Sie hatten nicht einmal mitbekommen, was mit ihrem Freund auf der Straße passiert war. "Jetzt halt still du Schlampe, sonst setzt es etwas. Dir kann eh keiner mehr helfen." Langsam humpelte ich auf sie zu, meine Pistole auf sie gerichtet, während ich mich mit der anderen Hand an der Wand abstützten musste. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr würde ich schießen. Das Wimmern der Wölfin wurde lauter und es war zu hören wie Stoff zerrissen wurde. Mein Knie rebellierte immer lauter und ich musste meine ganze Kraft zusammenraufen um den Schmerz aufs bestmögliche zu ignorieren. Ich näherte mich ihnen auf gut drei Meter, als ich mein Gewicht auf das gesunde Bein verlagerte und die Pistole mit beiden Händen umgriff. "POLIZEI!! LASSEN SIE VON DER FRAU AB UND LEGEN SIE SICH MIT DEN GESICHT NACH UNTEN AUF DEN BODEN!!" Meine Stimme dröhnte durch die Gasse. Ich war überrascht, dass ich trotz meiner Wut den gesetzestreuen Wortlaut benutzen konnte. Synchron zuckten die Köpfe der Hyänen nach oben und für einen kurzen Augenblick standen wir uns schweigend gegenüber. "Na sie mal einer an. Unser Humpelbein ist ein Cop." Es war derjenige, der zwischen Claras Beinen gekniet hatte. Er hob die Hände und stand langsam auf. Das Grinsen auf seinem Gesicht war noch immer zu sehen. Entweder war er zu besoffen oder hatte sich mit etwas anderen zu gedröhnt, das ihn die Sinne benebelte. "Sieht so aus, als kämen wir doch nicht zum Stich." "Ich sagte, dass Ihr die Frau loslassen und euch mit euren Visagen auf den Boden legen sollt, sonst..." Ich sah die Klinge kurz im Licht der Straße aufblitzen und die Bewegung die ihr Träger zu Claras linken damit ausführte ließen nicht viel Spielraum für Interpretationen. Er wollte sie der Wölfin an die Kehle legen. Da sie alle nahe beieinanderstanden musste ich die Haltung der Waffe nur geringfügig ändern, ehe ich den Abzug drückte. Es donnerte laut, als die Beretta ihre Kugel ausspuckte und leicht in meinen Pfoten zuckte. Einen Wimpernschlag später durchzog ein Ruck den Körper des Hyänenmannes und er brach mit einem lauten Schrei zusammen. Ich hatte ihn auf Ellbogenhöhe in die Seite getroffen. Nichts lebensbedrohliches, wenn es zügig behandelt wurde, doch es würde auch sehr schmerzhaft für ihn werden. Das Messer glitt ihm aus der Hand als er zu Boden viel, doch mein Blick war schon wieder zu den anderen Beiden gesprungen. Und das keine Sekunde zu spät. Auch wenn das alles in weniger als drei Sekunden geschah, hatte derjenige, der sich mir mit erhobenen Händen gegenüberstellte, eine weitere Waffe gezogen. Wahrscheinlich war sie in seinem Hosenbund versteckt. In dem kurzen Augenblick konnte ich nur erkennen, dass es keine besonders Pistole war, doch auf diese Entfernung machte es keinen Unterschied wie groß das Kaliber war. Mir blieb keine andere Wahl, auch wenn es mich in diesem Moment nicht weniger kümmern könnte. Dreimal zog ich den Abzug der Waffe durch. Der sicherer Halt in meinen Pfoten verhinderte, dass der Rückschlag sie stark beeinflusste und so trafen alle drei Kugeln ihr Ziel. Der Hyäne zuckte bei jedem Einschlag in seine Brust zusammen, ehe er erschlaffte und mit einem erstickenden Laut zu Boden viel. Das Donnern der Waffe ließ meine Ohren klingeln, doch das war der Preis dafür, wenn man sie in solch einer engen Gasse benutzte. Ich richtete die Waffe auf den Verbliebenden. Was mit seinen beiden Freunden passiert war, ließen ihn, mit Panik in den Augen, aufspringen. Ehe ich noch etwas sagen konnte, drehte er sich um und lief tiefer in die Gasse hinein. Es hatte keinen Sinn, ihm einige Kugeln hinterher zu jagen, denn dies würde alles noch komplizierter machen. Sollte er sich ruhig aus dem Staub machen. Seine beiden Freunde, für die der Abend damit enden würde, dass sie mit Handschellen an ein Krankenhausbett gefesselt waren, würden schon verraten, wer er war und wo man ihn finden konnte. Auch wenn es mich einige Überwindung kostete, ignorierte ich Clara noch einen Moment und meine Waffe wanderte wieder auf den Hyänenjungen, dem ich nur eine Kugel verpasst hatte. Er wand vor Schmerzen auf den Boden und gab ein leises Jaulen von sich. Er bemerkte mich nicht, als ich ihn mit einen Tritt auf den Rücken drehte und neben ihn in die Hocke ging. Ich ignorierte sein Gewimmer und durchsuchte ihn schnell nach versteckten Waffen, fand aber keine. Ein kurzer Blick auf die Wunde ließ mich wissen, dass er die Zeit, bis ein Krankenwagen hier war, ohne Probleme überleben würde. Dann endlich konnte ich meinen Blick auf Clara wenden, und es trieb mir fast die Tränen in die Augen. Bis auf ihr Höschen lag ihre gesamte Kleidung in Fetzen um sie verteilt auf den Boden. Allen Anschein war ich aber zum Glück nicht zu spät gekommen. Ihre Pfoten hatten sie ihr mit dem Stoff ihres Rockes vor dem Bauch zusammengebunden und sie auch damit geknebelt. Sie wimmerte und hatte die Augen zusammengepresst, was allerdings die Tränen nicht davon abhalten konnte in ihrem Wangenfell zu versacken. Ich kniete mich neben sie und befreite sie von ihrer Mundfessel. Erschrocken riss sie die Augen auf und gab einen angsterfüllten Schrei von sich, der mir ins Mark fuhr. "Pssst, Clara. Es ist alles gut", versuchte ich beruhigend auf sie einzureden. "Man wird dir nichts mehr tun." Es dauerte einen Augenblick bis sie zu begreifen schien, was gerade passierte, doch dann erkannte sie mich. "Roland?", fragte sie verzweifelt. "Bist du das wirklich?" "Ja, ich bin es", erwiderte ich sanft und strich ihr über die Wange. "Bleib ganz ruhig." Sie fing erneut an zu weinen als ich sie von ihrer Fessel befreite. Kaum hatte ich den Stoff um ihren Pfoten gelöst fiel sie mir um den Hals. Ich musste schmerzhaft aufzujaulen, als ich nach hinten rutschte um mich zu setzen, damit die Last von meinem Bein genommen wurde und ich sie besser halten konnte. "Oh mein Gott, ich hatte solche Angst", weinte sie, ihren Kopf auf meine Schulter gelegt. Ich konnte nicht anders, als mit meinen Pfoten über ihren Rücken zu streichen. "Jetzt ist es vorbei", erwiderte ich leise. Mit der Erleichterung kamen auch die Schmerzen zum Vorschein, die meine Aufregung in den letzten Minuten unterdrückt hatte. Mein kaputtes Bein schrie förmlich vor Schmerzen und mein Kopf fühlte sich an, als wolle er jeden Augenblick zerspringen. Auch Clara war zu kraftlos um aufzustehen und so blieben wir in der dunklen Gasse sitzen, bis irgendwann die Polizeisirenen zu hören waren. Ich achtete nicht darauf, wie lange es dauerte, doch irgendwann hörte ich ein lautes Reifenquietschen, gefolgt von Türenschlagen. "Roland?", rief Julian auf der Straße. "Wo zur Hölle steckst du?" "Ich bin hier", rief ich zurück. "Wir brauchen hier sofort einen Krankenwagen." "Ist schon auf dem Weg." Kurz darauf sah ich seine Umrisse am Ende der Gasse auftauchen.
Auf ihn war eben verlass.
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Mit der Zeit hatten sich mehr Gäste in der Hotelbar eingefunden, doch die meisten hatten sich einen Platz an einen der zahlreichen Tische gesucht und so hatten Julian und ich die Theke weiterhin fast für uns alleine. "Wenn ich ehrlich bin, hatte ich damit gerechnet, dass du einen Leichenberg hinterlässt", erklärte Julian, an seinem Wasser nippend. "Ich denke das hat uns beiden ziemlich den Hintern gerettet." Ich nickte bestätigend, auch wenn diese Nacht nicht völlig spurlos an uns vorbeigegangen war. Zwei Jahre waren seitdem vergangen. Ich hatte unglaubliches Glück gehabt. Wäre meine Reaktion etwas langsamer gewesen.... Es war damals vielleicht dieser Moment gewesen, an dem ich begriff, dass es keinen Sinn machte, der Vergangenheit hinterher zu trauern, wenn es die Zukunft gefährdete. "Sag mal, Roland. Hattest du jemals Zweifel daran, ob es das wirklich Wert war?" Auf diese Frage brauchte ich nicht lange überlegen. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Limettendrink und stellte das Glas zurück auf den Tresen. "Nur ein einziges mal. Danach nie wieder."
FORTSETZUNG FOLGT...