Timothy in the dark - Episode 09: Der Tod eines Dämons

Story by XinacS on SoFurry

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#9 of Timothy in the dark

Warning: Although the first part does not contain anything of this, the following episodes will and so be prepared to see a lot of: Gay stuff, violence (not in sex), blood, gore, bad language, violence, even worse language, dirty stuff (watersports) and demons. Wait, did I mention violence? ;)

Also I do not suggest summoning demons or slaughtering people unless it really seems appropriate in your situation. =P

This story is inspired by the game "The Darkness" and even more by "The Darkness 2" which I've recently finished.

You will find all parts, languages and other stuff here: http://timothy.scanix.de (no popups, no ads)


Timothy in the dark

- Episode IX -

Der Tod eines Dämons

Timothys Augen waren nach und nach effektiver in der Dunkelheit geworden. Auch die herumliegenden Trümmerteile des Daches und die unregelmäßig angeordneten Bänke stellten für ihn keine Stolpersteine mehr dar, dafür kannte er die Kathedrale nun schon zu gut.

Das wenige Licht, das der sichelförmige Mond in dieser Nacht abgab, stellte ihn in dieser Situation dennoch vor eine Herausforderung. Tims Atmung war beschleunigt und trotz der kühlen Nacht schwitzte er. Sein Schienbein schmerzte, da er damit nach seinem Gegner getreten hatte, aber nur leblose Materie getroffen hatte.

Plötzlich huschte auf der linken Seite - fast schon außerhalb seines Blickfeldes - etwas Dunkles aus einer Ecke in eine andere und verschmolz dort wieder mit den Schatten.

Tim starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die Stelle, um jegliche Bewegung sofort bemerken zu können. Doch dann knackte es direkt rechts von ihm. Der Junge wirbelte instinktiv herum, die Hände zu Fäusten geballt, und traf in der Luft auf etwas mit Fell.

Der Angreifer schnaubte wütend und wurde aus seiner Flugbahn geworfen. Auf dem Boden angekommen funkelten er den Jungen mit seinen violetten Augen an.

„Das war ja wohl der Glückstreffer des Jahrhunderts.", spottete der Dämon.

Tim wich so weit es ging zurück, dann machte der Darkling einen Satz vorwärts und sprang in die Luft, womit er die Entfernung zwischen ihnen locker überbrückte. Sich dem Oberkörper des Menschen nähernd, holte er zum Schlag aus.

Der einzige Weg dem Angriff jetzt noch zu entgehen, war zurückzuweichen. Tim versuchte mit einem Rückwärtssprung aus dem Stand über die Sitzbank zu kommen, aber er blieb mit den Füßen an der Rückenlehne hängen.

Dennoch entging er so den Klauen des Darklings, die so dicht vor seiner Brust vorbei sausten, dass er den Luftzug spürte. Als der Junge hintenüber kippte, sprang der Dämon von seinem Oberkörper ab, was ihm einen weiteren Stoß verpasste.

Während sich Tim hilflos nach Halt greifend der Gravitation beugen musste, landete Darky anmutig auf der Sitzfläche. Dann lag der Junge auch schon mit dem Rücken auf dem kalten, harten Steinboden während seine Unterschenkel auf der Bank ruhten.

„Du bist tot!", rief Darky siegessicher und grinste mit erhobener Klaue und ausgefahrenen Krallen auf den Jungen herab.

„Na, toll.", erwiderte Tim resignierend, „Und außerdem tut mein Rücken weh."

„Weichei!", seufzte Darky, ließ seinen Arm sinken und sprang Tim von der Bank auf den Bauch.

„Ja, das wird helfen.", stöhnte Tim und krümmte sich kurz, bevor er wieder flach auf den Rücken sank.

„Wieso machen wir das hier überhaupt?"

Die dunklen Augen des Jungen sahen fragend in das Gesicht seines Dämons hinauf.

„Kampftraining.", antwortete dieser, „Es kann nicht schaden, wenn du auch mal ein paar Minuten ohne mich überlebst."

„Ich bin ja schon froh, wenn ich ein paar Minuten MIT dir überlebe.", erwiderte Tim und versuchte sich aufzurichten, was angesichts des auf ihm stehenden Darklings ein zum scheitern verurteiltes Unterfangen war.

„hm... Könntest du bitte von mir runter gehen, damit ich aufstehen kann?"

Darky setzte sich auf Tims Bauch und legte die Beine so auf seiner Brust ab, dass sich die Füße direkt vor dessen Gesicht befanden. Seinen Rücken lehnte er an die Oberschenkel des Jungen an. Dieser gab seine Anstrengungen endgültig auf und legte sich wieder hin.

„Weißt du was jetzt schön wäre, nachdem ich so viel in der Dämonenwelt rumgelaufen bin?", formulierte Darky als rhetorische Frage, „Eine Fußmassage."

Tim konnte nicht anders als zu lachen. Die Situation war einfach zu absurd. Dennoch gefiel sie dem Menschenjungen und nach dem Grinsen auf Darkys Gesicht zu urteilen, das er zwischen den Füßen hindurch sehen konnte, war seinem Dämon das sehr wohl bewusst.

Also griff er mit jeder Hand einen der kleinen Füße, die bei eingefahrenen Krallen menschlichen Füßen nicht unähnlich waren, wenn man davon absah, dass sie nur vier Zehen besaßen. Unter dem Fell, durch das seine Finger fuhren, spürte er Sehnen, Knochen und Fleisch.

Verglichen mit seinen eigenen Füßen waren diese deutlich weniger weichlich und würden dies sicherlich auch im entspannten Zustand bleiben. Dennoch war es seine Aufgabe dafür zu sorgen, dass sie so viel ihrer Härte einbüßten, wie möglich. Also begann er damit die Füße zärtlich zu kneten.

Tim verlor sich völlig in seiner Tätigkeit. Langsam arbeitete er sich in Richtung Fußspitze vor, wo er - mehr spielerisch als für die Massage - mit den Fingern zwischen die Zehen fuhr und dann jede einzelne Zehe vor und zurück bewegte.

Darky sah nachdenklich hinunter auf den Menschen, der dort mit seinen Füßen spielte. Es fühlte sich gut an. Und damit war nicht nur die Massage gemeint. Seit Ewigkeiten war dieser Mensch der einzige, der es wert war gerettet zu werden.

Der Darkling würde ihn tatsächlich als Freund bezeichnen und fühlte sich wohl in dieser Beziehung. Normalerweise bewertete er seinen Meister nur anhand der Menge an Herzen die er ihm einbrachte, doch dieser hier war anders.

Und dennoch - oder gerade deswegen - musste er es sein, der ihm half seinen Plan in die Tat umzusetzen. Auch wenn das bedeutete, dass er ihn damit in große Gefahr brachte. Oder Schlimmeres.

Darky wackelte mit seinen Zehen. Tim sah die Bewegung und spürte sie an den Sehnen unter seinen Fingern. Er sah hinauf zu dem Dämon und erschrak fast beim Anblick der so ungewohnt nachdenklichen Mine auf dessen Gesicht.

„Wir müssen reden...", begann Darky.

Die Uhr zeigte kurz nach Mitternacht und es war still bis auf das Geräusch von zeichnender Kreide und dem gelegentlichen Geräusch einer Nase, die Rotz hochzog.

Eine Träne rann die stark gerötete Wange des blonden Jungen hinunter, der dort auf dem Parkettboden seines Zimmers hockte. Sie vermochte den Schmerz jedoch nicht zu lindern.

Michael kannte es nicht anders. Soweit er sich erinnern konnte war es in den knapp dreizehn Jahren, die er jetzt auf dieser Welt war, immer so gewesen: Er machte Fehler und sein Vater bestrafte ihn dafür.

Im Licht seiner Nachttischlampe zeichnete er ein Pentagramm auf den Boden. Als Vorlage diente ihm eine Zeichnung in dem Buch, das aufgeschlagen vor ihm lag.

Er würde sich Hilfe holen, um seinen Peiniger ein für alle mal loszuwerden. Selbst wenn er dafür seine Seele opfern musste.

Endlich war das Symbol fertig und er legte die Kreide ab und nahm stattdessen sein Taschenmesser in die Hand. Laut dem Buch, das er sich aus der Bibliothek geliehen hatte, musste der Pakt mit etwas Blut besiegelt werden. Bei diesem Schritt war er sich unsicher. Wie viel war „etwas"?

Noch während er überlegte, bildete sich schwarzer Nebel vor ihm und formte einen Körper. Wenig später stand dort eine kleine, pelzige Kreatur vor ihm, die Michael auch ohne Fachbuch klar als Dämon kategorisieren konnte.

„Was zum...", entfuhr es dem Darkling als er das Pentagramm unter sich erkannte.

Michael wich vor Schreck zurück und beäugte die Kreatur ungläubig aus ein paar Metern Entfernung. Er hatte nicht mit einem sofortigen Erfolg gerechnet.

Die Augen des Dämons funkelten ihn violett an, wobei er den Gesichtsausdruck nicht so recht deuten konnte. Er schien zumindest nicht bösartig zu sein. Dennoch waren die Krallen und Zähne respekteinflößend, aber ohne diese würde er ihm ja auch nichts nützen.

Dann fiel ihm das kleine, gläserne Behältnis auf, das die rechte Hand - oder hieß es Klaue? - umklammert hielt. Solche verwendeten sie auch im Chemieunterricht. Michael hatte erwartet, dass der Dämon sein Blut einfach gleich trinken würde, aber nun schien es so, als würde er es woandershin bringen wollen.

„Du...", begann der schmächtige Junge zaghaft mit zittriger Stimme, „Du brauchst mein Blut, oder?"

In Gedanken suchte Darky das Zimmer nach versteckten Kameras ab, da die Situation völlig skurril wirkte. Er hatte sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie er an das Blut des Jungen gelangen konnte ohne ihm ernsthaft zu schaden. Und nun drängte dieser es ihm praktisch auf.

Darky nickte nur, nahm den Stopfen aus der Phiole und hielt sie dem Jungen hin. Michael kroch auf Knien auf seinen vermeintlichen Diener zu und holte tief Luft. Das würde jetzt sicher sehr weh tun.

Michael führte die Klinge zu seinem Handgelenk, aber Darky stoppte ihn.

„Willst du dich umbringen?", fragte er das Kind kopfschüttelnd, „Schneid dir in einen Finger, ein paar Tropfen reichen schon."

Michael ritzte die Haut seines linken Mittelfingers ein und hielt die Wunde über die ffnung. Mit jedem Tropfen, der sich am Boden sammelte, wuchs das Lächeln auf dem Gesicht des Dämons.

„In Ordnung, das reicht.", sagte Darky als sich eine kleine Menge des Lebenssaftes angesammelt hatte und verschloss die Phiole wieder.

Michael steckte den verletzten Finger in den Mund und leckte mit der Zunge über die Wunde.

„Was macht ein so unschuldiger Junge mit einem Pentagramm?", wollte Darky wissen.

„Ich brauche dich, um meinen Vater... zu töten.", antwortete Michael, doch fehlte die Überzeugung in der Stimme. Der Dämon erkannte, dass dies die Verzweiflungstat einer geschundenen Seele ohne wirkliche Boshaftigkeit war.

„Ich brauche dich leider so unschuldig wie du jetzt bist. Daher kann ich nicht in deinem Auftrag töten."

„Aber ich habe dich gerufen. Musst du nicht tun, was ich sage?", fragte Michael erschrocken.

„Nein.", antwortete Darky und kicherte beim Gedanken an das alberne Pentagramm, „Du hast mich nicht gerufen. Ich habe bereits einen Meister mit dem ich hier bin. Wir brauchten lediglich dein Blut."

Neue Tränen bildeten sich in den Augen von Michael als die Hoffnung langsam der bitteren Enttäuschung wich.

„Ich habe doch gesagt, dass du schlafen sollst.", brüllte die wütende Stimme von Michaels Vater, als dieser den schwachen Lichtschein unter der Tür bemerkte.

„Diese Stadt ist nicht gerade berühmt für ihre liebevollen Väter, was?", spottete der Darkling und sah nachdenklich zwischen der Phiole und dem verängstigten Jungen hin und her.

Dann wurde die Tür aufgestoßen und selbst am anderen Ende des Zimmers stieg dem Dämon der bittersüße Geruch eines verdorbenen Herzens in die Nase.

Während sich auf dem Gesicht des Mannes der Ausdruck blanken Entsetzens bildete, entblößte Darky seine Zähne in einem teuflischen Grinsen.

An das Kind gewandt rief der Darkling noch „Du bist nicht mein Meister!", dann sprang er mit ausgefahrenen Krallen nach vorne.

Eine Minute später war alles vorbei und der Dämon war verschwunden. Michael lehnte an der Wand neben dem Fenster und fragte sich, ob er das alles nur träumte.

Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung durchs Fenster und sah, wie der Dämon dort unten auf dem Bürgersteig wieder erschien.

Bei ihm stand eine dunkle Gestalt neben einer Laterne, die sie aber wegen der dunklen Kleidung kaum erhellte. Vom Gesicht konnte man nur den unteren Teil sehen, da die tief ins Gesicht gezogene Kapuze einen Schatten auf den Rest warf. Doch das bisschen Haut, das man sehen konnte war stark verunstaltet und mit Narben überzogen, so als hätte er schreckliche Verbrennungen erlitten.

Michael erschrak bei dem Anblick und war jetzt erleichtert, dass seine Beschwörung nicht funktioniert hatte. Dieses Leben erschien ihm nicht erstrebenswert.

Der Dämon reichte dem Mann die Phiole mit seinem Blut und löste sich dann so plötzlich auf, wie er erschienen war. Sein Meister schritt die Straße hinunter und war bald darauf in der Dunkelheit verschwunden.

Michael drehte sich um und blickte hinab auf die Überreste des Mannes, der mal sein Vater gewesen war und jetzt leblos dort neben seinem Bett lag. Und hinten im Flur.

Erst jetzt überkam ihn das Grauen über das was hier eben geschehen war. Angst und Panik stiegen in ihm auf als ihm klar wurde, dass er jetzt alleine war und sich sein Leben jetzt endgültig ändern würde. Sein Oberkörper krampfte sich zusammen und er übergab sich auf die Überreste seines Vaters. Das war aber nicht weiter schlimm, der Läufer vorm Fußende seines Bettes konnte jetzt sowieso kaum noch schmutziger werden.

Bianca verließ den Fahrstuhl und betrat die Tiefgarage kurz nach ein Uhr nachts. Das Fotoshooting hatte mal wieder ewig gedauert. Pausenlos war der Fotograf mit neuen Ideen angekommen oder ihm hatten ihre Posen erst beim zehnten Mal gefallen. Sie hatte so dermaßen die Schnauze voll von dem Typen, aber sie brauchte die Fotos, um die Konkurrenz auszustechen.

Sie trug immer noch das übertriebene Makeup, das mit der Zeit aber schon leicht verlaufen war und ihr Gesicht wie einen schlechten, unfertigen Piccasso aussehen ließ. Ihr dünnes Seidenkleid wirkte so, als hätte sie sich einfach in eine Gardine eingewickelt und man fragte sich ohnehin was den Stoff an ihrem dürren Gerippe hielt.

Die Stöckelschuhe erzeugten ein übertrieben lautes, klackendes Geräusch, das von den Wänden der um diese Zeit praktisch leeren Tiefgarage widerhallte. Als sie heute Nachmittag gekommen war, stand hier noch alles voller Autos und sie war gezwungen gewesen am anderen Ende zu parken.

Die junge Frau fuhr erschrocken herum als hinter ihr ein klirrendes Geräusch ertönte. Sie konnte sehen, wie in der Nähe des Fahrstuhls Scherben von der Decke regneten, wo zuvor eine Leuchtstoffröhre für Licht gesorgt hatte. In der neu geschaffenen Dunkelheit sah sie eine Gestalt mit einer Kapuze, die langsam auf sie zu kam.

Sie strengte ihre Augen an, um mehr zu erkennen während sich die Gestalt dem Lichtkegel der nächsten Deckenlampe näherte. Doch kurz bevor der Unbekannte ins Licht treten konnte, zerbarst auch diese Lichtquelle. Bianca bekam Angst und wich rückwärts zurück während vor ihr nach und nach alle Lichter ausgingen und hinter dem Fremden ein Tunnel aus Dunkelheit in der Garage entstand.

Die Frau rannte los, so gut es mit den Schuhen möglich war und legte sich schon nach einigen Metern flach, wobei ihre Handtasche von ihr weg schlitterte und kurz vor ihrem Wagen zum liegen kam. Hinter ihr ertönte Gelächter, das sich so anhörte als käme es von mehreren Leuten. Sie rappelte sich hoch und rannte weiter.

Währenddessen erklang in regelmäßigen Abständen das Klirren der zerspringenden Lampen, das sich ihr näherte. Bianca ergriff die Tasche und hatte kurz darauf ihr Auto erreicht. In Panik öffnete sie die Tasche und durchsuchte sie nach dem Autoschlüssel.

Lippenstift, Puder, Spiegel, Tampons, Kondome, Portemonnaie, Haarbürste, Eyeliner, Kontaktlinsen und Deo, all das fand sie, doch keine Spur von den Autoschlüsseln. Dabei fiel ihr auf, dass es schon zu lange ruhig war. Langsam und ängstlich drehte sie sich um.

Der Typ stand nun nur noch zwei Armlängen vor ihr und die Frau erschrak beim Anblick. Auch wenn sie seine Augen wegen der tief hängenden Kapuze nicht sehen konnte, so reichte das Licht der weiter entfernten Lampen, um das vernarbte Gesicht zu sehen.

Dann fiel plötzlich etwas direkt vor ihr von der Decke und Bianca sprang instinktiv zurück. Sie prallte mit dem Rücken gegen den Wagen und sank starr vor Angst zu Boden als sie die Kreatur vor ihr sah. Diese schien mit ihrem dunklen Fell, den böse funkelnden Augen und den Krallen geradewegs einem Horrorfilm entsprungen zu sein.

In jedem dieser Filme schrien die Frauen immer pausenlos, doch ihr blieb der Laut im Halse stecken. In ihrem Kopf kreisten die Gedanken und sie suchte nach einer Erklärung dafür, weshalb es ausgerechnet sie erwischte. Es musste damit zu tun haben, dass sie ein Model war. Deswegen behandelten sie ja schon alle Männer wie ein Stück Fleisch, ein Lustobjekt. Und jetzt waren anscheinend auch noch andere Kreaturen scharf auf sie.

„Bitte nicht!", schluchzte Bianca schließlich, „Macht mich nicht zum Sexsklaven eines Monsters!"

„Pfffff", machte Tim verächtlich, „Er hat schon was Besseres als dich."

Darky kicherte und sah zu Tim hinüber, amüsiert darüber, dass der Junge diese Position scheinbar für sich beanspruchte.

„Mach dir mal keine falsche Hoffnung.", erklärte ihr Tim, „Etwas von deinem Blut ist alles was wir von dir..."

Weiter kam er nicht, da hatte Darky ihr schon seine Krallen in die Brust gestoßen und trennte ihr begleitet von einem schmatzenden Geräusch das Herz aus dem Leib. Zu mehr als einem kurzen Aufschrei kam Bianca nicht mehr, aber trotzdem bewegte sich noch etwas.

Die Tränen und der Angstschweiß auf ihrem schmerzverzerrten Gesicht hatten das Makeup verflüssigt und die verlaufende Farbe perfektionierte das skurrile Gemälde.

„Wieso hast du das gemacht?", wollte Tim entsetzt wissen, „Wir wollten doch nur ein bisschen von ihrem Blut, wie bei dem Jungen."

„Sieh es als Bonus!", antwortete Darky und schlang das mickrige Herz im Ganzen hinunter, „Ihr Herz stank geradezu vor Bosheit und zusammen mit dem Herz von dem Vater habe ich jetzt genug Energie, um dich wieder ansehnlich zu machen."

Dem hatte Tim nichts entgegen zu setzen. Also hockte er sich neben seinen dämonischen Freund und schob die Kapuze in den Nacken zurück.

Von dem einst so hübschen Gesicht war nichts mehr übrig. Die Nase bestand nur noch aus einer Erhebung im Gesicht, die Ohren waren praktisch nur noch Löcher an den Seiten seines Kopfes und Haare besaß er an keiner Stelle mehr.

Der Darkling trat nahe an Tim heran und konzentrierte sich auf die Heilung. Bald schon glättete sich die Haut zu ihrem ursprünglichen, jugendlichen Aussehen.

Dann wuchsen Ohren und die Nase nach, was für Timothy mit einem intensiven Kribbeln verbunden war. Danach fühlte es sich an, als würde die Taubheit eines Körperteils langsam nachlassen mit dem Unterschied, dass dort vorher nichts gewesen war, das hätte taub sein können.

Zum Schluss wuchsen die Haare in Rekordzeit nach und bildeten sogar die ursprüngliche Frisur nach.

Der Junge tastete sein Gesicht und den Rest seines Kopfes mit den Fingern ab und Atmete erleichtert auf. Zwar hatte ihm Darky versprochen, ihn wieder hinzubekommen, aber erst jetzt fühlte er sich wieder wirklich wohl.

„Danke, Darky!"

„Nein.", der Dämon schüttelte den Kopf, „Ich danke dir!"

Das benötigte Blut füllte Darky direkt aus der Wunde am Herzen ab, solange es noch Flüssig war. Danach waren sie hier fertig.

„Na, dann komm mal, mein Sexsklave!", sagte Darky grinsend und sie verließen die Tiefgarage.

---==- Ein paar Stunden früher -==---

Verfolgt von Timothys Augen ging die Sonne hinter dem Hügel unter. Hier, etwas außerhalb der Stadt, lagen einige Felder mit Getreide und anderem angebauten Unkraut der anliegenden Bauern. Links von ihm im Tal begann der Wald und hinter ihm begann das Felsengebirge, an dessen kalte, moosbewachsene Steilwand sich Tim anlehnte.

Die dunklen Augen des Jungen starrten gedankenverloren in die Unendlichkeit während er an das dachte, was ihm Darky erzählt hatte. Jetzt wusste er endlich wohin sein Dämon immer verschwand. Es gab also einen Dämonenlord für den sie Energie sammelten. Eigentlich gab es viele davon, aber seiner war besonders verabscheuungswürdig.

Daher hatte sich Darky dazu entschlossen ihn zu töten. Aber hierfür brauchten sie das große Buch der Beschwörungen, um ihn in die Menschenwelt zu holen, wo er isoliert und geschwächt war. Nur so konnten sie ihn bezwingen.

Problematisch an dem Plan war, dass die Dämonen das Buch nicht berühren konnten. Allerdings war es weitaus schwieriger den freien Willen eines Menschen zu beherrschen, daher konnte ein solcher das Buch weiterhin anfassen.

An dieser Stelle kam Tim ins Spiel. Er sollte von Darky geführt in die Dämonenwelt kommen und das Buch stehlen.

Erschwerend kam allerdings hinzu, dass ein Mensch schon nach wenigen Minuten zu einem Häufchen Asche wurde, wenn er sich dort aufhielt. Das lag daran, dass diese Welt eigentlich im Inneren eines gigantischen, dämonischen Organismus lag und dessen Abwehrmechanismus Fremdkörper angriff, wie es das Immunsystem der Menschen mit Viren tat.

Die beiden Welten lagen nebeneinander, wie zwei Spuren einer Autobahn, wenn man das Ganze mal vereinfacht darstellte. Man konnte praktisch überall hin- und herwechseln, wo gerade kein Hindernis im Weg war. An der Stelle mit dem Buch stand aber aus Sicht der anderen Welt leider gerade ein LKW auf dieser Spur, repräsentiert von diesem Gebirge.

Wenn der Dämonenlord diese Stelle mit Absicht ausgesucht hatte, war das ein cleverer Schachzug von ihm, aber wenn man Darky glauben schenken durfte, handelte es sich wohl eher um einen Zufall.

Wie auch immer: Durch diesen Umstand musste Tim leider ein ganzes Stück auf der anderen Seite zurücklegen, um zum Buch zu gelangen. Daher hatte ihm der Dämon die freie Entscheidung gelassen, ob er es wagen wollte oder nicht.

Nach allem, was Tim bisher mit seinem Dämon erlebt hatte, fühlte er sich an seiner Seite nahezu unsterblich. Außerdem war ihm viel daran gelegen, das Band zwischen ihnen weiter zu stärken. Also konnte er gar nicht anders als Darky zu helfen.

Endlich tauchte der Darkling auf. Sie wechselten keine Worte. Darky ergriff einfach Tims Hand und blickte wartend zu ihm auf. Der Junge holte noch einmal tief Luft und nickte dem Dämon zu, dann waren sie verschwunden.

Timothy fand sich in einer Art Gang aus Felsgestein wieder, obwohl es sich nicht um normale Felsen zu handeln schien, da sie von leicht pulsierenden Adern überzogen waren. In dem schwachen Licht, das von den Kristallen in den Wänden abgegeben wurde, konnte Tim sehen, dass sie von sechs weiteren Dämonen umgeben waren.

Die meisten von ihnen waren Darklinge, aber zwei kleinere, fliegende Kreaturen waren ebenfalls darunter. Der Darkling direkt vor ihnen, der die Gruppe anzuführen schien, wies eine Vielzahl alter Narben auf und war den anderen Dämonen unter dem Namen Tryo bekannt.

Ihr Erscheinen kam einem Startschuss gleich. Sofort rannten bzw. flogen alle in dieselbe Richtung los, in die Tim nun energisch von Darky gezogen wurde. Jetzt setzte auch das Brennen auf der Haut des Jungen ein. Es fühlte sich an, als hätte er die Hand in einen auf 200 Grad vorgeheizten Backofen gesteckt und es wurde schlimmer.

Die Gruppe kam an anderen Dämonen vorbei, die erschrocken zurückwichen. Die meisten starrten nur entsetzt auf den Menschen, aber hin und wieder wurden sie von einem anderen Darkling oder größeren Dämon angegriffen. Wenn das passierte, trennte sich ein Darkling von ihrer Gruppe ab, um den Angreifer in Schach zu halten.

Als sie schließlich im Raum mit dem Buch der Beschwörungen angekommen waren, waren nur noch Darky, ein weiterer Darkling und ein Flugdämon übrig. Tim fühlte sich mittlerweile so als würde er nackt auf einem Grill liegen und schrie vor Schmerzen. Zum Glück wurde er von Darky gezogen, da er auch nur noch Schemenhaft sehen konnte.

Darky konnte in dieser Situation nicht mehr tun als die verheerende Zerstörung am Körper des Jungen zu verlangsamen. Die richtige Heilung musste warten, bis sie zurück in der Menschenwelt waren und er sich richtig konzentrieren konnte, falls es dann nicht schon zu spät war.

Sofort wurden sie von den beiden Kolossen angegriffen, die das Buch bewachten. Der linke, der eine große Keule trug, schlug damit zu und verfehlte sie nur knapp. Der sie begleitende Darkling wich nach links aus, sprang auf die Keule und lief auf ihr hinauf. Mit ausgefahrenen Krallen zielte er auf die Kehle des Riesen.

Die andere Wache rannte auf Tim zu und versuchte ihn zu greifen. Der Flugdämon spie ein ätzendes Sekret, das sich präzise über die drei Augen des Riesen ergoss und ihn blendete.

Mit einer Hand fuhr der Koloss sofort und dennoch zu spät in sein Gesicht, um seine Augen zu schützen. Mit der anderen Hand griff er weiter nach dem Jungen, doch dieser wurde von Darky rechts um den strauchelnden Riesen herumgeführt.

Endlich hatten Sie ihr Ziel erreicht und Darky zerschlug den gläsern wirkenden Kristall, der das Buch umgab. Gleich darauf ertönte ein schriller Schrei in den Gängen, der wohl eine Art biologischer Alarm war.

„Los! Schnapp dir schnell das Buch!", forderte Darky seinen menschlichen Freund auf.

Timothy griff nach dem Buch, aber er hatte weder genug Kraft in der Hand, um es zu halten, noch genug Gefühl, um sagen zu können, ob er überhaupt etwas in den Händen hielt. Also drückte er das Buch mit seinem Arm an seine Brust. Dann zog ihn Darky wieder zurück.

Tims Schritte wurden immer wackliger. Kaum hatten sie den Raum verlassen, konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel hin. Der Darkling drehte ihn einfach auf den Rücken und zerrte ihn mit großer Geschwindigkeit an seinem Arm über den Boden. Als sie ihren Startpunkt endlich wieder erreicht hatten, löste sich die Dämonenwelt um sie herum auf.

Als die kühlende Nachtluft seinen geschundenen Körper einhüllte, hatte Tim schon keine intakten Nerven mehr, die diese Linderung hätten verspüren können. Mit einem letzten ohrenbetäubenden Schrei, der alle Vögel auf den Feldern um sie herum aufschreckte, wurde Tim ohnmächtig.

Der Darkling starrte auf Timothys geschundenen Körper und wusste gar nicht, wo er anfangen sollte. Von der Haut war nicht mehr viel übrig, dem Fleisch darunter ging es auch nicht viel besser. Jetzt bemerkte er, dass der Jungen nicht mehr atmete. Die Lunge hatte es auch erwischt und andere innere Organe sicher auch.

Zu allererst musste er ihn am Leben halten. Also konzentrierte sich Darky auf Tims Herz, Lunge, Gehirn, Nervenbahnen und Adern. Es wäre auch gut, wenn Tim wenigstens wieder ein wenig sehen und hören konnte. Und genau so weit kam der Darkling mit seiner Energie.

Sein Freund sah zwar immer noch aus wie ein Grillwürstchen, aber er war außer Gefahr. Außerdem hatten sie das Buch erbeutet. Der erste Schritt in seinem Plan lag hinter ihnen. Zufrieden und völlig verausgabt brach Darky neben Tim zusammen und schlief ein.

Darky wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatten, aber es konnte nicht sehr lang gewesen sein. Er rüttelte Tim wach und dieser erhob sich langsam und wackelig auf die Beine. Sein ganzer Körper schmerzte, seine Haut dagegen war seltsam taub. Er hatte auch nicht so viel Gefühl in den Fingern, doch als er sein Gesicht abtastete, bemerkte er dennoch deutlich, dass dort nichts so war, wie es sein sollte.

"Es tut mir Leid, Tim. Mehr konnte ich im Moment nicht für dich tun."

Darky sah das erschrockene Gesicht des Jungen und hob beschwichtigend die Hände.

"Nur für den Moment, keine Sorge! Sobald ich wieder mehr Energie habe, kriege ich dich wieder hin."

Der Junge, den nun nicht einmal seine Mutter wiedererkennen würde, nickte langsam und bezeugte so sein Vertrauen in den Dämon.

Timothy hob das gestohlene Buch auf, das im Schlaf von ihm heruntergerutscht war und nun mit der Rückseite nach oben lag. Er hielt das übergroße, in einer Art Leder gebundene Buch vor sich. Er hatte Probleme den schweren Gegenstand auf einer Hand zu balancieren, um das Cover abzutasten. Das Cover war reichlich verziert, besaß aber keinen Text.

Dort war ein scheinbar menschliches Wesen in der Mitte dargestellt, umgeben von einer Vielzahl verschiedenster Kreaturen. Diese wurden repräsentiert durch Lederstücke, die in die Form ihrer jeweiligen Silhouette zurechtgeschnitten waren. Tims Finger fuhren über eine ihm bekannte Form und er sah hinunter zu Darky, der ihm lächelnd zunickte.

"Lass uns zur Kathedrale gehen.", drängte der Darkling, "Wir haben heute Nacht noch einiges zu tun."

Tim drückte das große Buch mit der einen Hand an seine Brust und trug mit der anderen Hand an der Unterkante das Gewicht. Während sie hinunter ins Tal liefen, um durch den Wald und auf der anderen Seite hinauf zur Kathedrale zu laufen, rekapitulierte Tim die Geschehnisse des Abends.

Der Junge war tatsächlich in einer anderen Welt gewesen, was eine unglaubliche Erfahrung gewesen war. Selbst wenn er nicht gleich verbrennen würde, so schien die andere Welt kein attraktives Urlaubsziel zu sein. Alles schien so karg und unwirtlich zu sein.

"Habt ihr da drüben auch sowas, wie Städte oder Märkte oder irgendwas, wo ihr Spaß haben könnt?", wollte Tim wissen.

"Nein, Kleiner. Zum Spaß haben kommen wir in deine Welt."

Tim dachte daran, wie Darky in den dunklen Gängen gehaust haben musste bis er ihn mit dem Pakt zumindest zeitweise in diese Welt geholt hatte. Aber außer in Notsituationen, hatten sie wenig anderes unternommen. Vielleicht hatte er Lust auch mal einfach die Menschenwelt zu bereisen und sich verschiedene Orte anzuschauen, auch wenn sie dies natürlich nur Nachts machen konnten.

"Wenn du mal...", begann Tim, "Ich meine, wir können auch gerne mal einfach so irgendwohin gehen, wenn du Spaß haben willst. Sag mir einfach, wenn ich mit dir zu einem bestimmten Ort gehen soll."

Darky hielt inne und blickte erstaunt zu seinen Freund auf. Der Junge hatte gerade erst sein Leben riskiert und war immer noch völlig verunstaltet deswegen. Trotzdem machte er sich Gedanken darüber, was er für seinen Dämon tun konnte. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt.

"Danke, Tim! Das mache ich bestimmt."

Die zuckenden Schatten an den Wänden wichen dem Kerzenlicht geschickt aus. Sie waren zurück in der Kathedrale, seiner Bathöhle, wenn man so wollte. Tim hockte vor dem Buch auf dem Boden des Büros und ihm gegenüber saß sein Darkling.

"Blätter durch, ich sag dir, wenn du die richtige Seite erwischt hast!", forderte ihn dieser auf.

Tim blätterte durch das Buch. Oben auf den Seiten war jeweils die Darstellung einer Kreatur zu finden, gefolgt von Text, der anscheinend die Beschwörung beschreibt. In seltenen Fällen waren zwei Beschwörungen auf einer Seite, in ganz seltenen Fällen waren es zwei Seiten Text. Auch Darky war vertreten, mit einer Seite an Beschreibungstext. Der Text bestand stets aus seltsamen Symbolen, die ihn stark an ägyptische Hieroglyphen erinnerten.

"Stop!", rief Darky als sie eine Seite mit einem bulligen Dämon mit fledermausähnlichen Flügeln erreicht hatten. Diese Beschwörung bestand aus zwei Seiten.

"Lies vor!"

"Scherzkeks.", erwiderte Tim, "Ich weiß nichtmal was für eine Sprache das ist."

Kaum hatte er das gesagt, da schienen sich die Zeichen zu bewegen.

"Na, super. Jetzt verschwimmt der Scheiß auch noch."

"Irrtum.", korrigierte ihn Darky und deutete mit einem Lächeln auf das Buch als Tim ihn fragend ansah.

Tatsächlich schien sich die Farbe auf den Seiten nur neu anzuordnen, bis sie schließlich zu Tims Erstaunen einen deutschen Text gebildet hatte.

"Das Buch passt sich seinem Leser an.", bestätigte Darky nur das, was der Junge jetzt ohnehin schon vermutet hatte.

Also las Tim den Text laut vor. In diesem wurden alle nötigen Schritte beschrieben, um den Dämonenlord zu beschwören und zu binden.

Zunächst musste man das Blut von zwei bestimmten Menschen besorgen, die man mit dem Finger eines Dämons ausfindig machen musste, der zuvor mit dem Blut des Beschwörers und einer aufgesagten Formel vorbereitet werden musste. Dann würde der Finger einem Informationen aufschreiben, wo diese Menschen zu finden waren.

Danach musste ein recht kompliziertes Diagramm aufgezeichnet werden. Das Blut des unschuldigen Wesens musste in den nördlichen Kreis und das Blut des Wesens, das seine Unschuld verkauft hatte, musste in den südlichen Kreis der Zeichnung getröpfelt werden. Gefolgt von einer noch längeren Beschwörungsformel sollte der Dämon dann vor einem erscheinen.

Der Pakt mit dem Dämon musste hier nicht nur mit dem eigenen Blut, sondern mit weiteren 10 Menschenopfern besiegelt werden, die live vor der Kreatur getötet und deren Herzen an ihn verfüttert werden mussten.

Danach folgten noch etliche Hinweise, aber die waren nicht wirklich von Bedeutung, da sie nicht ernsthaft vorhatten einen Pakt mit diesem Dämon zu schließen. Also war es Zeit für den ersten Schritt.

"Wir brauchen einen Dämonenfinger.", sagte Tim.

"Kein Problem.", antwortete Darky, steckte sich den Zeigefinger ins Maul und biss zu. Der Dämon stöhnte auf und spuckte kurz darauf seinen eigenen, abgetrennten Finger auf den Boden. Angestrengt starrte er auf den Stumpf des Fingers an seiner Hand aus dem kurz darauf ein neuer Finger nachwuchs.

Darky bewegte seine Finger und fuhr die Krallen aus und wieder ein, gerade so als würde ein einen Systemcheck durchführen. Zufrieden nickte er und sah dann wieder zu Tim, der ihn entsetzt anstarrte.

"Maaaaan! Kannst du Bescheid sagen, bevor du sowas abartiges machst?"

Den Jungen schüttelte es bei dem Anblick. Irgendwie war es einfach etwas anderes, wenn der Dämon das Herz von einem verhassten Menschen herausriss.

"Wieso? Du hast doch schon Schlimmeres gesehen?"

"Ja, aber die anderen waren mir auch egal."

"Keine Sorge, ich bleib immer sexy.", erwiderte Darky grinsend.

"Darum geht es nicht.", widersprach Tim und errötete, "Lass uns einfach weitermachen!"

Nun musste der Finger mit seinem Blut benetzt werden. Er blickte auf seinen Zeigefinger und suchte in seiner Tasche nach seinem Messer, konnte es jedoch nicht finden. Darky warf ihm einen auffordernden Blick zu und entblößte seine spitzen Zähne in einem gruseligen Lächeln. Resigniert hielt ihm Tim seinen Finger hin.

"Aber nur ANbeißen, nicht ABbeißen!"

Darky ergriff die Hand und führte den Finger zum Mund. Er biss nicht zu, sondern drückte den Finger lediglich an den linken, oberen Eckzahn bis dieser die Haut des Menschen durchstach. Tim zuckte bei dem leichten Schmerz nur unmerklich zusammen und hielt den nun blutenden Finger über den des Dämons, der vor ihm lag. Die Tropfen seines Blutes schienen von dem toten Körperteil förmlich aufgesaugt zu werden.

Obwohl er die Buchstaben nun lesen konnte, verknotete ihm das Aufsagen der Formel fast die Zunge. Doch er schien erfolgreich gewesen zu sein, denn der Finger erhob sich und stand nun leicht hüpfend auf dem Boden.

"Er braucht etwas zum Schreiben.", erinnerte ihn Darky.

Tim kicherte leise bei dem Gedanken, der ihm kam. Die Idee war verrückt, aber vielleicht funktionierte es. Also holte er sein Handy aus der Hosentasche und öffnete seine Notizen-App, so dass die Bildschirmtastatur sichtbar war. Dann legte er das Smartphone vor den Finger auf den Boden.

Völlig fasziniert von der irren Szene mussten die beiden ihr Lachen unterdrückend, während sie dabei zusahen, wie der Finger tatsächlich den Touchscreen verwendete, um einen Text zu verfassen. Wie mit einem magischen Wissen ausgestattet, schaltete der Finger nach Bedarf gekonnt zwischen Buchstaben und Ziffern hin und her.

Nach und nach füllte sich der digitale Zettel mit Buchstaben, die sich über sechs Zeilen erstreckten. Danach hielt der Finger kurz inne als würde er das Getippte auf Fehler überprüfen und kippte dann leblos um.

Als der Spuk vorüber war, hatten sie zwei Namen und die Orte an denen sich die Personen gerade aufhielten.

„Dann gehen wir jetzt los, um diese zwei Leute zu finden?", fragte Tim.

„Warte noch.", sagte Darky, „Ich will noch etwas anderes vorbereiten."


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Seit dem Überfall auf den heiligsten Besitz des Dämonenlords waren nur wenige Minuten vergangen. In der Dämonenwelt betrat der bullige Herrscher eine Höhle, deren Wände schon unzählige Schmerzensschreie zurückgeworfen hatten.

Das scharfkantige Felsgestein der verschieden großen, flachen Erhöhungen bohrte sich in das Fleisch der Verräter, die jetzt liegend darauf festgeschnallt waren. Mit der starken Lichtquelle direkt darüber, wirkten diese fast wie Operationstische. Jedoch hatten die Operationen, die hier durchgeführt wurden, noch nie einem „Patienten" geholfen.

Wütend schnaubend fuhr sein Blick von einem Dämon zum nächsten, wobei er auf jedem kurz verharrte, um sich seinen neuen Feind einzuprägen. Dann trat der zur Zeit noch herrschende Dämon an einen ihm wohlbekannten Störenfried heran.

„Du hast mich schon einmal hintergangen, Tryolandath!", schrie der Dämonenlord Tryo an und verpasste dem Darkling eine Ohrfeige, die dessen Nackenwirbel zum Knacken brachte, „Dir ist doch klar, dass ich dich jetzt foltern und danach töten muss, oder?"

Der vernarbte Darkling drehte seinen Kopf langsam wieder zurück und starrte unbeirrt an die Decke. Dann wanderte sein Blick langsam ins Gesicht seines namenlosen Unterdrückers und er begann zu grinsen, als er merkte, wie sich sein Körper langsam auflöste.

Kurz darauf starrte der Dämonenlord fassungslos auf eine leere Folterbank und musste dann mit ansehen, wie die anderen gefesselten Dämonen nach und nach verschwanden.

Begleitet von einem wütenden Gebrüll hämmerte seine Faust auf den Felsen ein bis sich ein Riss gebildet hatte. Dann hielt er inne und nahm eine aufrechte, angespannte Haltung an. Er war vorbereitet und wartete auf den bevorstehenden Kampf.

Die Hände des Jungen zitterten stark vor Aufregung, was es auch nicht einfacher machte das schwere Buch zu halten. Sie standen jetzt in der kleinen Höhle, in der Timothy das Buch gefunden hatte, mit dem er Darky beschworen hatte. Der begrenzte Platz sollte ihnen im Kampf gegen ihren tyrannischen Herrscher einen Vorteil verschaffen.

Vor ihm auf dem Boden erstrahlte die weiße Kreide kontrastreich zum dunklen Felsenboden und die beiden kleinen Pfützen aus Menschenblut glitzerten im Kerzenlicht. Die Augen der darum versammelten Dämonen ruhten auf dem Menschenjungen, der ihnen zur Freiheit verhelfen sollte.

Tim wusste, dass diese Kreaturen ihm alle freundlich gesonnen waren, aber dennoch fühlte er sich in ihrer Gegenwart unwohl. Darky nickte ihm auffordernd zu, denn ihnen blieb nicht viel Zeit bis die anderen Dämonen in ihre Welt zurückgezogen wurden.

Mit zitternder Stimme begann Tim den Text zu lesen, der wie gewöhnlich unter akutem Vokalmangel zu leiden schien. Dennoch schaffte er es irgendwie keine Fehler zu machen und als er den letzten Buchstaben über die Lippen gebracht hatte, erschien bereits der ihm bekannte Nebel, aus dem sich die beschworene Kreatur bilden würde.

„Und jetzt bring dich in Sicherheit.", rief ihm Darky zu.

Tim rannte in die andere Ecke der Höhle, wo er hinter der abgestürzten Glocke in Deckung ging. Kurz darauf ertönte ein ohrenbetäubendes Gebrüll, das den metallischen Klangkörper hinter ihm in Vibration versetzte und die Ankunft des Endgegners verkündete.

Auch die anderen Dämonen stießen Gebrüll aus, dann begann der Kampf. Da Tim den Kampf nicht sehen konnte, stellte er sich vor, wie der Koloss um sich schlug, um die Angriffe der kleineren, wendigeren Kämpfer abzuwehren.

Hin und wieder ertönte ein schmerzerfüllter Schrei der kleineren Dämonen und ein dumpfer Schlag oder ein Krachen, wenn diese aus der Luft geholt wurden und auf dem Boden oder in einem Regal aufschlugen. Dann ertönte plötzlich ein Gong als Etwas die Glocke traf.

„Alles klar.", rappelte sich das Etwas wieder auf und Tim erkannte Darkys Stimme, „Auf zur Runde 2!"

Timothy wusste nicht, ob es an der Erschöpfung des Dämonenlords lag oder an einer neuen Strategie der Angreifer, aber es erklangen immer mehr frustrierte Schreie des Großen und weniger der Darklinge oder der Flugdämonen. Dann krachte es laut, was nur bedeuten konnte, dass etwas Großes in die Regale gefallen war.

Wenig später wiederholte sich das Geräusch, nur diesmal schien er auf den Boden gefallen zu sein. Dann erklangen die Rufe.

„Sieg!"

Tim traute sich langsam aus seinem Versteck heraus und erblickte den Dämonenlord offenbar bewusstlos am Boden liegend. Einen Flugdämon hatte es wohl erwischt und er klebte - zermatscht, wie eine Mücke - an der Felswand. Die anderen hatten es wohl überlebt, auch wenn keiner von ihnen unverletzt war.

Die Höhle war praktisch verwüstet. Es gab hier kein Möbelstück mehr das heil geblieben war. Holzfragmente, Bücher und alles andere, das mal in den Regalen untergebracht gewesen war, lag nun auf dem Boden verteilt.

Ein Darkling lag an eine Wand angelehnt und hatte offenbar beide Beine gebrochen, ein anderer hatte schwere Wunden am Brustkorb. Darkys linker Unterarm fehlte und wuchs gerade nach, was Tim mit einem Schrecken zur Kenntnis nahm. Immerhin schien es ihm ansonsten gut zu gehen.

Der Junge ging vorsichtig näher an den Dämonenlord heran. Der Körper war völlig übersät mit Biss- und Kratzwunden, bei vielen war ein Stück Fleisch herausgerissen worden. Andere Stellen waren von der Säure der Flugdämonen verätzt, unter anderem das linke Auge.

„Du wirst niemanden mehr unterdrücken!", Darky war endlich wiederhergestellt und kletterte auf den Brustkorb des ehemaligen Oberdämons.

Er fuhr die Krallen aus und begann ein Loch in die Brust zu graben. Endlich hatte er sein Ziel erreicht und schnitt es mit den Krallen heraus. Dann wuchtete er das übergroße Herz in die Höhe, was einen Freudengeschrei bei den anderen auslöste.

Darky hielt den großen, schwarzen Fleischklumpen mit beiden Händen vors Gesicht und biss ein großes Stück heraus, das er gierig hinunter schlang. Sofort veränderte sich etwas bei ihm. Auch wenn Tim es nicht mit seinen Augen sehen konnte, so konnte er doch die Macht spüren, die plötzlich von seinem Darkling ausging, so als hätte sich seine Aura auf das mehrfache ausgeweitet.

„Meister!", riefen plötzlich alle anderen Dämonen und fielen vor ihm auf die Knie.

Der neue Dämonenlord stieg von der Leiche seines Vorgängers hinunter und trat vor Tryo. In dem Blick, den die beiden sich zuwarfen konnte Tim eine uralte, starke Freundschaft lesen.

Darky legte Tryo seine Hand auf die Brust und wenig später begannen die Veränderungen. Die offenen Wunden schlossen sich langsam und neues Fell spross an den zuvor kahlen Stellen und ließ alle Anzeichen einer früheren Verletzung verschwinden. Die Narbe über dem linken Auge verschwand als würde sie von oben nach unten ausradiert werden. Dann füllte sich die zuvor blanke Pupille wieder mit Farbe und das Auge war nicht länger blind.

Als Darky seine Hand zurückzog, war die Schönheit des anderen Darklings wiederhergestellt.

Nicht nur Tryo musste seine Tränen der Freude zurückhalten als er seinen Retter umarmte und ihm ein „Danke!" ins Ohr flüsterte. Tim konnte bei allen Anwesenden eine große Erleichterung und Freude spüren.

Im Hintergrund begann sich die Leiche des großen Dämons aufzulösen, wie bei einer umgekehrten Beschwörung. In der anderen Welt würde ihr Auftauchen ein deutliches Zeichen an die verbliebenen, loyalen Anhänger des Tyrannen senden. Diese hatten nun keine Wahl als sich dem neuen Lord zu unterwerfen.

Kurze Zeit später begannen sich auch alle anderen Dämonen aufzulösen, um auf der anderen Seite auf ihren Freund und neuen Anführer zu warten. Nun waren Tim und Darky wieder alleine.

„Tim!", sprach ihn Darky an, „Du hast ja keine Ahnung, wie sehr du uns geholfen hast. Ich weiß, dass du sehr gelitten hast und ich bin dir unendlich dankbar dafür."

Der Junge lächelte seinen Freund an. Nie zuvor hatte er ihre Beziehung in einem solch positiven Licht gesehen. Er konnte sich kaum noch in die Zeit zurückversetzen, in der er Angst vor Darky gehabt hatte. Nun war ein Leben ohne seinen neuen, besten Freund für ihn undenkbar.

„Das habe ich gerne gemacht.", sagte er schließlich.

Darky grinste ihn an, wurde dann aber nachdenklich.

„Weißt du...", begann er, „Ich habe nachgedacht. Du bist noch so jung und du bist ein netter Kerl. Ich weiß wirklich nicht, ob das hier das richtige für dich ist. Du könntest ein so schönes, normales Leben führen."

„Was meinst du damit?", fragte Tim erschrocken und befürchtete zu wissen, wohin das Gespräch führen würde.

„Seit ich in deinem Leben aufgetaucht bin, hast du mehr Qualen ertragen müssen als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Vielleicht ist es nun Zeit dafür, dass dieser selbstzerstörerische Trip aufhört."

„Aber...", unterbrach Tim.

„Lass mich bitte ausreden, Tim!", fuhr Darky fort, „Du bist der erste Mensch, den ich als Freund bezeichnen würde. Aber das bringt auch mit sich, dass ich nicht nur länger an mich denken kann. Ich muss mich auch fragen, was für dich das Beste ist."

„Aber du bist das Beste, was mir in meinem Leben bisher passiert ist. Ohne dich bin ich verloren.", erwiderte Tim.

„Das kannst du nicht sagen, wenn du nicht versucht hast, ein normales Leben zu führen. Deshalb löse ich unseren Pakt auf."

„Was?"

„Das ist möglicherweise kein Abschied für immer, ich werde in einiger Zeit sicher mal im Geheimen nach dir sehen. Aber du musst versuchen ein Leben ohne Dämonen zu führen. Ich glaube fest, dass das besser für dich ist."

Timothy war sprachlos. Die Achterbahn der Gefühle, die er gerade mitmachte, vertrug sein Magen nicht so gut und krampfte sich zusammen. Vom absoluten Höhepunkt der Freude schnellte sein Wagon in ungeahnte Tiefen hinab, aber ihm war nicht danach die Arme hochzureißen und zu jubeln, denn dort unten vor ihm endeten die Schienen.

Selbst als Darky bereits begann sich aufzulösen, schaffte Tim es nicht ein Wort über seine Lippen zu bringen und streckte nur stumm seine Hand nach ihm aus, doch der Darkling lächelte nur milde.

„Lebe wohl, Timmy!", verabschiedete sich Darky und war kurz darauf verschwunden.