Dragakera - Down with the Tyrants - Chapter 1 (german)
Kapitel 1 - Der Anfang des Wahnsinns
„Und du glaubst wirklich, dass wir irgendwas finden?" fragte Shurei zweifelnd, doch Femali ließ sich davon nicht beirren. „Wie oft denn noch: Dort wo es alte Ruinen gibt, dort gibt es auch Schätze und diese ganze Dragogengeschichte ist wahr. Aber ich glaube kaum dass es sie heute noch gibt. So wie ich das in diesem Buch gelesen habe, haben sie sich am Ende alle gegenseitig abgemetzelt. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gab. Es hat sich seit Jahrhunderten keiner mehr in den Norden getraut, also woher sollen wir wissen, dass es nicht dort Schätze zu plündern gibt? Alte Kulturen hatten immer große Schätze, das war schon immer so und Drachen an sich sind ja schon Schatzklauber. Da werden diese Dragogen wohl an die... na ja... sie hatten einfach viel Gold." Entgegnete sie trotzig und kletterte den nächsten Abhang hinauf.
Shurei und Femali gehörten zum Menschenvolk der Syndali, einem in den Highlands des Mittellandes ansässigen Volkes. Shurei war ein muskulöser Mann mit schwarzem, schulterlangen Haar und einer kreuzförmigen Narbe an der Wange. Seine Augen waren blau wie die See von Arecia und seine Haut war eher von heller Natur. Die Haare die vor seinen Ohren wuchsen hatte er zu zwei Zöpfen zusammengebunden. Er war immer für eine Prügelei zu haben und schreckte vor keinem Abenteuer zurück. Er und Femali waren schon seit Jahren ein Team.
Femali dagegen wirkte eher zierlich, auch wenn sie doch recht kräftig war. Sie war etwas Besonderes in ihrem Volk denn sie hatte schneeweiße Haare, die ihr bis zur Taille reichten. Für diese Exkursion hatte sie diese zu einem langen Zopf zusammengebunden. Ihre Augen glitzerten grün wie Smaragde. Auf ihrem Rücken trug sie ihren Kampfspeer, während Shurei den Rucksack und seine beiden Krummsäbel aus dem Süden trug. Er hatte sie für einen ordentlichen Batzen Geld bei einem fahrenden Händler gekauft, aber mit diesen Waffen war er besser, als mit normalen Schwertern. An den Gürteln der beiden hingen Lederumbundene Jägerarmbrüste mit schon eingespannten Bolzen. Man konnte nie wissen, wann ein Todlichtschatten herabstieß, um sie von der Felswand zu pflücken.
Beide trugen eine verstärkte Lederrüstung, um im Kampf auch wenigstens etwas geschützt zu sein.
Mit einem Prusten zog sich Femali weiter nach oben. Es war schwer in das nördliche Gebiet zu kommen. Es lag auf einem hohen Plateau und man musste klettern, um nach oben zu kommen. Außer man hatte einen Drachen gezähmt um damit hoch zu fliegen, doch es war einfacher einen Walfisch in eine Wandertasche zu stopfen, als so ein Vieh zu zähmen. Die waren nämlich nicht gerade von der friedlichen Sorte. Nur das Königreich von Kararon hatte einige Drachenreiter zur Verfügung, doch die würden solch eine Aktion nie unterstützen.
„Also noch mal." Begann ihr Gefährte abermals. „Wir sind hier, weil du aus diesem Buch gelesen hast, dass es hier womöglich einen Schatz gibt? Also das sind mir irgendwie zu schwammige Informationen." Meinte er etwas ruppig.
„Hey du bist doch sonst nicht so die Meckerziege wenn's um Schätze geht."
„Ja, aber sonst muss ich auch nicht einen 1000 Meter hohen Abgang erklimmen um da ran zu kommen. Ich hoffe für dich, dass sich das lohnt. Sonst werfe ich dich eigenhändig die Klippe wieder runter." Entgegnete er grinsend. Sie wusste es war nur ein Scherz aber diese Streitgespräche machten auch die mühsamste Kletterei etwas erträglicher.
„Hey sei froh dass wir wenigstens Nebel haben, so laufen wir nicht Gefahr von Todlichtschatten angegriffen zu werden, außerdem ist es ja nicht mehr weit." Beruhigte Femali ihn doch er schnaubte nur.
„Drei... Tage... seit verdammten drei Tagen klettern wir hier rum wie die Affen, um in dieses verdammte, untergegangene Drachenreich zu kommen. Ich hab für die nächsten 3 Jahrzehnte die Nase voll von irgendwelchen Felswänden." Meinte er etwas gereizt und kletterte weiter.
So ging das die nächsten 2 Stunden weiter, bis endlich der Rand der Klippe kam. Endlich hatten sie nach all den Strapazen den Anfang des alten Dragogenreiches entdeckt. Es gab eigentlich nichts Ungewöhnliches. Vor ihnen erstreckte sich ein großer und alter Wald. „Diese Bäume müssen jahrtausende alt sein." Meinte Femali ehrfürchtig und strich über das Holz. „Ihr Holz ist fest wie Stein. Das ist wirklich unglaublich."
„Jaja, schön dass du dich über steinhartes Holz freust. Ich würde mich dagegen lieber über steinhartes Geld freuen, von dem ich mir ne schöne Flasche Wein und ne hübsche Dirne kaufen kann." Als Antwort bekam er nur ein abfälliges Schnauben von Femali.
„Ach komm schon wie oft sind wir denn hier? Außerdem finde ich das sehr faszinierend."
„Das kannst du dir immer noch anschauen wenn wir die Schätze haben. Wir müssen ja sowieso wieder runter, also. Verschieb deine Forschungen auf später. Lass uns erstmal weiter gehen. Ich trau dem Frieden hier nicht." Meinte er und ging etwas in den Wald hinein. Etwas widerwillig folgte Femali ihm, aber innerlich wusste sie doch, dass er Recht hatte.
Sie gingen bis zum Abend immer tiefer durch den Wald und fanden schließlich einige überwucherte Häuserruinen und sie beschlossen, dort zu übernächtigen. Nachdem sie die Ruinen noch etwas abgesucht hatten, um vielleicht ein paar goldene Gegenstände oder andere Schätze zu finden, was allerdings erfolglos blieb, machten sie sich daran ihr Nachtlager zu beziehen. Sie wechselten sich mit der Wache ab. Zuerst hielt Shurei Wache, anschließend Femali.
Die Nacht war recht ruhig. Alles war ihr soweit vertraut. Das Zirpen der Insekten und auch alles andere. Alles war wie bei ihnen. Es wirkte beruhigend. Sie saß vor dem Lagerfeuer, welches sie in einer kleinen Grube angelegt hatten, um vor Wind geschützt zu sein. Damit es nicht erlosch, warf sie noch einmal einen Scheit nach, der helle Funken aufsprühen ließ. Hinter ihr lag auf seiner Decke Shurei und schnarchte leise vor sich hin. Unbewusst dachte Femali über all die Abenteuer nach, die sie mit dem tapferen Kämpfer erlebt hatte. Sie waren wirklich ein gutes Team und hatten trotz gefährlichsten Situationen immer auch eine gewisse Prise spaß haben können. Nicht dass sie sich liebten, aber es war irgendwie immer lustig mit ihm. Damals, als sie das Piratenschiff des silbernen Schädels infiltriert hatten und sich dann aufs Deck durchgekämpft hatten. Oder auch als sie die Ruinen der vergessenen Stadt Adamentia gefunden hatten, die aus einem silbernen Stein gebaut worden war und mitten in einem Berg lag. Die vielen Skelettwächter hatten sie zu Knochenmehl verarbeitet, um an dieses besondere Artefakt zu kommen, oder damals als... sie schreckte auf. Etwas stimmte nicht. Die Stimmen der Nacht waren verstummt. Nur das Knistern des Feuers war noch zu hören. Sie spannte sich an und nahm ihren Speer. Sich bereithaltend wartete sie ab und blickte zum Rand der Grube. In ihr keimte die Angst, was mochte dort draußen sein? Ein Troll? Ein Oger? Oder etwas noch Schlimmeres? Sie vernahm das Stapfen von Füßen. Großen Füßen und sie kamen in ihre Richtung.
„Hey Shurei, wach auf, wir kriegen Gesellschaft." Rief sie ihrem Kumpanen zu und trat ihn sacht in den Rücken, um ihn zu wecken. Grummelnd wurde er wach und erhob sich. „Was ist denn los? Wenn es nichts Wichtiges ist, dann..." in diesem Moment war das Stapfen zu einem lauteren Stampfen geworden und er erhob sich nun endlich und zückte seine Schwerter. „Egal was da kommt, wir machen daraus unsere nächste Tagesration." Meinte er kampflustig.
Die Kreatur war jetzt ganz nah, das Stampfen war verklungen, doch man konnte nichts sehen, wahrscheinlich wegen dem Feuer, welches die Nachtsicht trübte.
Plötzlich glomm ein giftgrünes Augenpaar in der Dunkelheit auf und ein bedrohliches Knurren war zu hören, dann schnellte der Kopf der Bestie vor und das mit dolchartigen Zähnen besetzte Maul schnappte nach den Beiden, diese konnten sich doch mit einem Satz zur Seite retten. „Ein Drache!" rief Shurei und hieb auf den Hals der Bestie ein, diese zog sich jedoch so schnell aus dem Feuerschein zurück, wie sie gekommen war und man konnte eine knurrige Stimme hören. „Ein Weibchen. Du wirst mir gehören." Zischelte der Drache, als seine Augen sich auf Femali richteten und ihre Augen weiteten sich, während ihr Gesicht immer weißer wurde. „D- D- Der Drache... spricht." Stammelte sie so leise, dass nur sie es hören konnte. Sie war wie vom Donner gerührt und unfähig sich zu bewegen. „Komm her du zu groß geratene Eidechse. Du kriegst hier niemanden. Außer den Tod." Doch Shurei rannte in die Dunkelheit und hieb fast blind nach dem Ungetüm. Dieses brüllte vor Schmerz auf, als seine Klingen wohl ihr Ziel fanden, doch gleich darauf kam er wieder angesegelt und rollte über ein paar Trümmer und blieb dann reglos liegen. Entsetzt blickte sie zu ihrem Freund und die Tränen stiegen in ihr auf. Mit Tränen des Hasses und knirschenden Zähnen blickte sie in die Dunkelheit, zu den grünen Drachenaugen. „Du... du MONSTER!" rief sie und rannte auf ihn zu und hieb mit ihrem Speer nach ihm. Ein paar Kratzer und Stiche fügte sie ihm in ihrer Raserei zu, doch riss er ihr dann den Speer aus der Hand und packte sie. Vor Wut schreiend wand sie sich in seinem Griff und versuchte sich zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Er war einfach zu kräftig. Sie machte sich auch darauf gefasst zu sterben, wie ihr Freund. Allen Hass und alle Wut, die sie hatte, richtete sie mit einem Blick auf ihn und sie fletschte die Zähne.
„Du bist perfekt. Du kommst mit mir kleines Weibchen." Zischelte er und drehte sich um, um mit ihr davon zu fliegen. In der Dunkelheit der Nacht konnte sie nur wenig von ihm erkennen. Sie blickte auf den Lagerplatz mit dem immer weiter in die Ferne rückenden Lagerfeuer und Tränen überkamen sie. Shurei... er... er war tot und sie war in den Fängen dieses Monsters jetzt auch dem Untergang geweiht.