Timothy in the dark - Episode 02: Der Darkling
#2 of Timothy in the dark
Warning: Although the first part does not contain anything of this, the following episodes will and so be prepared to see a lot of: Gay stuff, violence (not in sex), blood, gore, bad language, violence, even worse language, dirty stuff (watersports) and demons. Wait, did I mention violence? ;)
Also I do not suggest summoning demons or slaughtering people unless it really seems appropriate in your situation. =P
This story is inspired by the game "The Darkness" that I am playing at the moment as preparation to part 2 which is coming out soon.
You will find all parts, languages and other stuff here: http://timothy.scanix.de (no popups, no ads)
Timothy in the dark
- Episode II -
Der Darkling
Die Beschwörung hatte funktioniert, so viel war sicher. Dort stand sie, die Kreatur der Finsternis, in ihrer geradezu majestätischen Unwirklichkeit und erschütterte Tims Weltbild in den Grundfesten.
Neben dem kurzen, sehr dunklen und glatten Fell, das den gebückt dahockenden Körper bedeckte, brannten sich nach und nach alle Details durch seine Netzhaut bis in seine Erinnerung.
Den rundlichen Kopf zierten an den Seiten die spitzen Ohren und die violett funkelnden Augen blickten ihn weiterhin an. Das böse Grinsen unterhalb der flachen Nase hatte sich jedoch leicht verändert.
Der Ausdruck war schon beinahe einem erwartungsvollen Blick gewichen. Dies lies den Jungen die Kraft aufbringen, seinen Blick vom Gesicht abzuwenden und den kleinen, aber bedrohlich wirkenden Körper noch einmal zu mustern.
Es gab keinen Zweifel, dies war der Darkling, der in dem Buch abgebildet war. Allerdings wirkte er in dem Buch ein wenig kuscheliger.
Die Statur war klein und schlank. Selbst aufrecht stehend dürfte er Tim kaum bis an die Brust reichen, aber scheinbar bevorzugte er ohnehin diese kauernde Haltung. Alle Gliedmaßen waren angewinkelt, so dass er jederzeit zu einem kräftigen Sprung oder zum Hervorschnellen einer seiner krallenbewehrten Extremitäten bereit war.
Tim konnte nicht anders und ertappte sich schließlich dabei, wie sein Blick zwischen den Beinen hängengeblieben war. Der frei baumelnde Penis und der dahinter hängende Sack ließen keine Fragen über das Geschlecht offen.
Erst eine Bewegung des Schwanzes, der dahinter spitz zulaufend in etwa bis zur Kniekehle reichte und plötzlich hin und her schwang, riss ihn aus seiner Faszination.
Als sein Blick vom Intimbereich des Monsters zu dessen Gesicht zurückkehrte, trug es ein wissendes Funkeln in den Augen, gerade so als wolle es sagen: „Ja, ich bin ein Kerl. Danach hast du doch gesucht, oder?"
Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert in denen Tim mit einer Attacke gerechnet hatte. Da diese ausblieb hatte er sich endlich genug gefangen, um etwas zu sagen.
„Bitte töte mich nicht!", flehte er den Darkling an.
Das schien diesen geradezu zu amüsieren, dann aber legte er den Kopf etwas schief und sah Tim fragend an.
„Du hast mich doch gerufen, oder nicht?", sagte er mit einer Stimme, die auch im Normalfall etwas von einem Flüstern hatte.
„J-Ja, schon."
„Wie sollte es denn deiner Meinung nach weitergehen?"
„Ich weiß nicht, ich habe das Buch gefunden und..."
Weiter kam er nicht, da unterbrach ihn das schallende Gelächter des Darklings.
„Irre.", rief dieser aus, „Ich bekomme echt immer die Bekloppten."
Tim war bei dem plötzlichen Ausbruch des Dämons zusammengezuckt.
„Ich habe ja nicht einmal gedacht, dass es funktioniert.", verteidigte er sich, „Bitte tu mir nichts! Ich tue alles was du willst."
Der Darkling kam ein paar Schritte auf ihn zu und stand nun direkt vor ihm. Damit war Tims Hoffnung, dass dieser den Beschwörungskreis nicht verlassen konnte, auch dahin. Tim saß immer noch an die Säule gelehnt auf dem Boden und daher überragte ihn der Darkling trotz seiner geringen Größe. Dieser musterte Tim nun von oben bis unten und schien nachzudenken.
„Also gut.", sagte er schließlich, „Du hast keine Ahnung, wie die Nummer hier läuft, aber trotzdem hast du es für eine gute Idee gehalten, einen Dämon zu rufen. Ich fühle mich geschmeichelt, dass du mich gewählt hast. Oder hast du gedacht, du könntest mit einem kleinen Kerl wie mir fertig werden?"
Tim senkte verlegen den Blick und der Darkling kicherte leise.
„Na schön. Unterschreib' das!"
Wie aus dem Nichts hielt ihm der Darkling ein zusammengerolltes Stück Papier vors Gesicht. Zögerlich nahm Tim das Pergament entgegen und rollte es auf, nur um zu bemerken, dass es in derselben unbekannten Sprache geschrieben war, wie die Beschwörungsformel.
„Was ist das?"
„Ein Standardvertrag für eine Bindung. Damit werde ich zu deinem ganz persönlichen Dämon."
Bis eben hatte Tim noch Todesangst gehabt. Jetzt wurde ihm mit einem Angebot die Tür zu einer bedeutungsvolleren Existenz aufgestoßen und alles was von Tims Vernunft in ihm noch übrig war, wurde in diesem Moment gnadenlos überstimmt.
„Muss ich mit Blut unterschreiben?"
„Nimm den hier.", sagte der Darkling und drückte ihm einen Werbekugelschreiber der Sparkasse in die Hand, „Blut hat sich als unpraktisch herausgestellt. Es wird zu schnell unleserlich. Vielleicht auch nur, weil ein paar der niederen Dämonen immer die Verträge abgeleckt haben."
Tim starrte auf den Schriftzug auf dem Kugelschreiber, der auf ein vorteilhaftes Sparkonto hinwies.
„Was denn?", drängte der Darkling, „Den hab ich bei meinem letzten Besuch in deiner Welt gefunden. Nun mach schon, uns rennt die Zeit davon."
Erst jetzt bemerkte Tim, dass die Umrisse des Darkling hier und da etwas unscharf wurden und an diesen Stellen derselbe Rauch austrat, aus dem sich der Körper vorhin gebildet hatte.
Tims Vernunft schrie noch ein letztes Mal auf und wies ihn darauf hin, dass dies ein Ausweg war. Der Dämon konnte nicht mehr lange bleiben. Er sollte auf Zeit spielen, warten bis die Gefahr gebannt war und seine Seele retten.
Aber da hatten seine Finger den Stift bereits auf das Papier gedrückt und begannen seinen Namen zu schreiben.
Kaum hatte Tim seine Unterschrift unter den unheiligen Vertrag gesetzt, griff sich der Darkling das Pergament und rollte es zusammen. Es verpuffte in einer kleinen Rauchwolke, als er es zurück in seine Welt schickte.
„Sehr gut.", sagte der Darkling, „Jetzt fehlt nur noch eins. Denn ganz ohne Blut geht es dann doch nicht."
Mit diesen Worten nahm er Tims rechten Arm und zog ihn zur Seite bis er den Unterarm in seinen beiden Klauen direkt vor sich hielt. Er streifte den Stoff der Kleidung zurück, um die Venen freizulegen.
„Ich habe ein kleines Messer in der Tasche, das relativ sauber ist.", bot Tim an, dem plötzlich wieder sehr unwohl bei der Sache war.
„Passt schon!", sagte der Darkling und riss sein Maul auf. Erst jetzt konnte Tim die vielen spitzen Zähne in ihrer ganzen Pracht und direkt vor seinen Augen sehen. Instinktiv wollte er seinen Arm zurückziehen, doch der Darkling hielt ihn fest.
Dann stieß der Dämon seine Zähne in Tims Unterarm. Tim schrie vor Schmerzen auf und versuchte sich aus der Umklammerung der spitzen Zähne zu befreien, indem er seine linke Hand gegen den Kopf des Darkling stemmte.
Doch er konnte ihn keinen Zentimeter bewegen und musste hilflos mit ansehen, wie dieser einen nach dem anderen Schluck von seinem Blut trank. Tim wurde klar, dass die Verletzung tödlich war. Es war ausgeschlossen, dass dieses Gebiss die Venen verfehlt hatte.
Als der Darkling endlich von selbst losließ, presste Tim seine Hand auf die Wunde, aus der das Blut nun förmlich heraus floss. Seine Hand war jedoch zu klein, um die Wunde zu verdecken und irgendwie war alles glitschig, wodurch er ständig verrutschte.
Vor Schmerzen wurde ihm schlecht und unter Tränen sah er den Darkling vor ihm sitzen und grinsen. Langsam leckte er sich Tims Blut von den Lippen. Von den Auflösungserscheinungen fehlte jetzt jede Spur.
Es hatte sich also bewahrheitet, bevor es richtig begonnen hatte: Wer sich mit dem Bösen einließ, der wurde sein Opfer.
Doch dann veränderte sich etwas. Er schien unempfindlicher für den Schmerz zu werden. War es so, wenn man starb?
Langsam löste er seine Hand von der Wunde und Fäden aus Blut bildeten sich, bevor sie wieder zerrissen. Darunter sah er, wie der dunkle Rauch seinen Unterarm umfing.
Dann schlossen sich die Wunden langsam. Zuerst war es mehr eine wage Empfindung, dann konnte er deutlich eine kontinuierliche Veränderung beobachten. Schließlich waren die Wunden verschwunden und mit ihnen der Schmerz.
Timothys Atmung normalisierte sich langsam wieder und er wischte sich die Tränen aus den Augen, damit aber auch Blut ins Gesicht. Darauf kam es aber auch nicht mehr an, klebte sein Blut doch jetzt überall an ihm.
„Du wirst nicht sterben, wenn ich in deiner Nähe bin.", erklärte der Darkling immer noch grinsend, „Das ist der Pakt. Du bist mein Anker in dieser Welt, dafür halte ich dich am Leben. Ich setze meine Kräfte gegen deine Feinde ein, dafür sorgst du für mein Wohl."
„Dein Wohl?", fragte Tim kleinlaut und fühlte sich keineswegs wie der Meister des Dämons nachdem dieser ihn fast umgebracht und noch seinen Spaß dabei gehabt hatte.
„Du hast wohl das Kleingedruckte nicht gelesen, was?", kicherte der Dämon, „Aber keine Sorge, alles zu seiner Zeit."
„Kleingedrucktes? Ich konnte das Großgeschriebene nicht einmal lesen."
„Du hättest eine deutsche Fassung verlangen können.", erklärte der Darkling glucksend.
Tim wusste, dass er manipuliert worden war. Er hatte willenlos alles getan, was der Darkling von ihm wollte.
„Hat es dir wenigstens geschmeckt?", fragte Timothy immer noch sauer und rieb sich den Unterarm. Dabei krümelte nach und nach das trocknende Blut ab und gab die unversehrte Haut frei.
„Nicht wirklich, du hast zu viel Eisen im Blut."
„Wirst du mich jetzt häufiger beißen oder so?", wollte Tim wissen. Sein Mut rührte von der Erkenntnis her, dass ihn Freundlichkeit scheinbar auch nicht vor Schmerzen bewahrte.
„Keine Sorge. Das war nur für den Vertrag. Dich zu verletzen ist das letzte, was ich will."
Der Darkling grinste und schmälerte damit die Glaubwürdigkeit seiner Aussage enorm.
„Aber es ist trotzdem auf deiner Liste?", erwiderte Tim.
„Ja.", der Darkling lachte. Der Junge begann ihm zu gefallen.
In den darauf folgenden Stunden weihte ihn der Dämon in alles ein, was er wissen musste und Tim hörte aufmerksam zu. Von seiner Müdigkeit gab es keine Spur mehr, obwohl es schon langsam wieder Morgen wurde.
Das Trinken des Blutes hatte eine Verbindung zwischen ihnen geschaffen, die es dem Dämon ermöglichte, ihn überall aufzuspüren und in seiner Nähe zu erscheinen. Tim konnte ihn rufen indem er sich einfach mit diesem Wunsch auf ihn konzentrierte. Der Darkling konnte ebenfalls aus eigenem Antrieb jederzeit zu ihm kommen.
Zu Bedenken war, dass der Darkling kein Licht vertrug, daher war er auch erst erschienen nachdem die meisten Kerzen erloschen waren. Jetzt, da er eine Bindung zu einem Menschen hatte, waren ein paar Kerzen eigentlich kein Problem mehr, aber die völlige Finsternis war ihm dennoch lieber.
"Aber dann kann ich dich ja gar nicht richtig sehen.", bemerkte Tim.
"Wozu musst du mich sehen?", wollte der Dämon wissen.
"Ich... äh...", stammelte Tim.
Der Darkling lächelte wissend.
"Mit der Zeit werden sich deine Augen anpassen und du wirst im Dunkeln viel besser sehen können."
Tim erfuhr, dass der Dämon nur in seiner Nähe in diese Welt wechseln und in ihr existieren konnte. Wenn er sich zu lange weit entfernt aufhielt, würde er zurück in die andere Welt gezogen werden.
Auf Tims Nachfragen, die der Darkling mit erstaunlicher Geduld beantwortete, erklärte er ihm, dass diese Welt nicht die klassische Hölle war, die er aus Märchenbüchern, wie der Bibel, kannte.
Zwar bevölkerten Dämonen diese Welt, jedoch befanden sich keine Menschen in ihr, die sich im Fegefeuer vor Schmerzen wanden, um für ihre Sünden zu büßen. Ein Mensch betrat diese Welt eher selten, zumindest in einem Stück.
Tim fiel auf einmal auf, dass sie ihre Namen gar nicht ausgetauscht hatten.
"Ich heiße übrigens Timothy, wie heißt du?", fragte er seinen neuen Freund.
"Wir nennen unsere Namen nicht jedem Sterblichen.", antwortete der kleine Dämon, "Ich bin ein Darkling und ich glaube nicht, dass du meinen Namen brauchst, um mich in einer Darkling Ansammlung gezielt anzusprechen."
"Darf ich dich dann Darky nennen?"
"Der Preis für Kreativität ist dir damit sicher.", antwortete der Darkling spöttisch, „Und es ist mir eigentlich egal, wie du mich nennst, ...Meister!".
Das letzte Wort war mit Verachtung ausgesprochen worden und machte klar, dass der Dämon Timothys Autorität nicht anerkannte. Doch der Junge war von der bloßen Existenz des Wesens und seiner neuen Situation so fasziniert, dass ihm praktisch alles andere egal war.
Der Tag war bereits angebrochen und es wurde langsam heller in der Höhle auch wenn es nur Streulicht war. Kein Lichtstrahl, der durch das Loch mit den Glocken hereinkam, schaffte es direkt bis zu der Stelle an der sie saßen.
„Es wird langsam ein bisschen hell hier.", merkte Darky an, „Ich habe noch was zu erledigen und sehe dich dann heute Abend wieder. Du weißt wie du mich rufen kannst."
„Ok.", sagte Tim und sah zu, wie sich der Dämon vor ihm auflöste.
Timothy hatte Mühe wieder aufzustehen. Erst jetzt merkte er, wie verkrampft er doch die ganze Zeit an der Felssäule gesessen hatte. Der Rücken schmerzte ihm und seine Glieder waren steif.
Außerdem kam jetzt die Müdigkeit wieder zurück, die ihm bis eben noch wie weggeblasen erschien. Er wickelte das Buch wieder in das Wachspapier und nahm es mit, als er die Leiter emporstieg.
Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass sich die Falltür ohne Probleme öffnen lies. Er stieg aus dem quadratischen Loch hervor und ließ die hölzerne Klappe wieder zufallen. Wenn man nicht wusste, dass dort ein Eingang war, konnte man ihn kaum ausmachen.
Im Büro angekommen, zog er die blutigen Sachen aus, warf sie in eine Ecke und sich selbst danach auf die Couch. Er schob das Buch in den Spalt zwischen der Sitzfläche und der Rückenlehne. Dann deckte er sich zu und schlief praktisch auf der Stelle ein.
Viertel nach vier Uhr nachmittags. Das zeigte sein Handy an. Tim konnte nicht glauben, dass er so lange geschlafen hatte. Hätte er nicht so einen großen Hunger gehabt, hätte er vielleicht sogar noch länger geschlafen.
Erst jetzt wurde Tim richtig bewusst, dass das Büro überhaupt keine Fenster besaß. Als es draußen noch dunkel war, hätte es ohnehin keinen Unterschied gemacht. Aber nun war es auffällig und er fragte sich, wieso der Raum so umgesetzt wurde.
Tim säuberte sein Gesicht und seine Hände mit etwas Spucke und Taschentüchern so gut es ging vom Blut. Dann zog er sich saubere Kleidung an, packte die schmutzigen Klamotten in eine Tüte und machte sich auf den Weg in die Stadt.
Mit den Taschentüchern verschwand er dann auch kurz im angrenzenden Wald, um sich vom gestrigen Hotdog zu trennen. Tim vermisste den Luxus eines Badezimmers, aber für den Moment musste es eben so gehen.
Um kurz vor fünf hatte er die Klamotten in eine Waschmaschine im Waschsalon gestopft und musste kurz darauf einer erschrockenen Frau erklären, dass es sich bei den roten Schwaden im Waschwasser nicht um Blut, sondern um die rote Farbe handelte, mit der er zu Hause eine Wand gestrichen hatte, was natürlich gelogen war.
Er nutzte die Zeit, um direkt nebenan beim Italiener eine große Pizza Diavoli zu verdrücken. Die war nicht nur vom Namen her passend, er mochte es auch etwas pikant.
Nach der Pizza und einer Cola ging es ihm schon deutlich besser. Die nächste Station war ein Lebensmittelladen, wo er einige Sandwiches, Kekse, Chips, Schokolade und was zu trinken kaufte.
Mit seinem Einkauf setzte er sich wieder in den Waschsalon während der Trockner seine Wäsche bearbeitete. Er spielte etwas auf seinem Handy, sah aber eigentlich nur den „Game Over!" Screen.
Er konnte sich einfach nicht konzentrieren und es wurde schlimmer je näher die Abendstunde rückte. Endlich war der Trockner fertig. Er packte seine Klamotten und schleppte alles hoch in die Kathedrale.
Zum Glück beobachtete ihn niemand. Es wäre schon etwas auffällig gewesen, Lebensmittel dort hinauf zu tragen. Tim beschloss in Zukunft lieber einen Umweg zu nehmen, um sein Versteck nicht zu verraten.
Timothy verteilte seine fast trockene Kleidung auf den Stühlen. Dann brachte er die Lebensmittel hinunter in die Höhle, wo es kühler war und der Kram hoffentlich etwas länger genießbar blieb.
Zehn Minuten nach sieben war Tim fertig.
Wenn er Darky richtig verstanden hatte, dann war es egal, wo er sich aufhielt. Also zog er sich noch was drüber und ging hinunter in die Stadt.
Er verbrachte fast zwei Stunden damit, planlos herumzulaufen, sich DVD Hüllen in der Videothek anzusehen und auf dem Platz mit dem Brunnen den Skatern zuzuschauen.
Es war nun schon fast neun Uhr und die Sonne stand schon tief, als sich Tim dazu entschloss, doch wieder in sein neues zu Hause zurückzukehren.
Dann war er plötzlich da: Frank. Tim hatte ihn nicht kommen sehen und doch stand er auf einmal vor ihm mit einem großen Pflaster an der Schläfe und einem wütenden Blick, der alles toppte, was er von ihm gewohnt war.
Instinktiv rannte Tim so schnell er konnte los. Frank lief hinter ihm her und rief ihm zu, dass er stehenbleiben sollte. Sie verließen die Fußgängerzone und kamen in einen Bereich, der um diese Uhrzeit schon wie ausgestorben war.
Tim rannte in eine Abzweigung hinein und wurde dann langsamer. Vor ihm lag eine Sackgasse mit hohen Wänden. Die angrenzenden Gebäude gehörten zu einer Fabrik, die um diese Zeit bereits verlassen war. An den Seiten standen überall große Müllcontainer, außer an den Stellen an denen die Türen waren.
Der Junge machte sich gar nicht erst die Mühe, die Türen zu überprüfen. Sie hatten von dieser Seite nicht einmal richtige Türklinken und waren mit Sicherheit verschlossen.
„Jetzt habe ich dich!", rief Frank hinter ihm triumphierend, wenngleich auch völlig außer Atem. Siegessicher nahm er sich die Zeit wieder zu Luft zu kommen und stützte sich dabei auf seine Knie.
Die Sonne war gerade untergegangen und die Straßenlaternen schalteten sich mit einem Flackern ein. Der Lichtschein der Laterne gleich am Ausgang, der einzigen Lichtquelle hier, reichte nur knapp bis zur Hälfte in die Gasse hinein.
„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass du damit durchkommst, du kleiner Scheißer, oder?", fragte ihn Frank entrüstet, „Schlägst mich nieder und beklaust mich dann noch."
Timothy schwieg. Er malte sich verschiedene Möglichkeiten aus, wie das hier enden konnte. Irgendwas rannte auf dem Dach herum und ein Dachziegel fiel herunter, um nur einen Meter neben Frank auf dem Boden zu zerspringen.
„Verdammte Katzen!", schimpfte er.
Dann wandte er sich wieder Tim zu.
„Als erstes mal her mit meinem Geld!", forderte er.
„Nein.", antwortete Tim entschlossen.
„Dann werde ich es eben aus dir rausprügeln, deine Entscheidung!"
Frank kam auf ihn zu und hob die Fäuste. Tim versuchte den Schlag zu blocken, aber hatte gegen die Kraft des Mannes keine Chance. Die Faust landete krachend in seinem Gesicht und brach ihm die Nase.
Blut rann über seine Lippen und tropfte von seinem Kinn, doch Tim taumelte nur ein paar Schritte zurück und hatte die Arme wieder kampfbereit oben.
„Hast du irgendwelche Drogen genommen?", fragte ihn Frank, „Du bist doch nicht einfach so über Nacht mutig geworden. Drogen würden ja zu so einem Sonderling wie dir passen. Aber bitte, wenn du noch nicht genug hast, kriegst du noch 'nen Nachschlag. Ich habe meine wahre Freude dabei."
Kaum hatte er den Satz beendet, rammte er dem Jungen seine Rechte auch schon in den Magen. Er verfehlte sein Ziel allerdings leicht und traf auf die Rippen. Timothy konnte spüren, wie mindestens eine Rippe in seinem Brustkorb splitterte.
Der Schlag nahm ihm die Luft und der Schmerz zwang ihn zu Boden, wo er sich keuchend zusammenrollte. Frank zog ihm sein Portemonnaie aus der Hosentasche und sah hinein.
„Dein Glück, dass nicht viel fehlt. Und auch das wirst du mir zurückzahlen.", sagte Frank und steckte es ein, „Deine Mutter wird ganz schön enttäuscht von dir sein."
Mit einem Klirren erlosch die Straßenlaterne und die Gasse wurde in Dunkelheit getaucht. Franks Augen brauchten ein paar Sekunden, um sich anzupassen. Dann sah er eine leblose Katze von der Laterne herunterfallen.
„Was ist denn heute mit den verdammten Viechern los?"
Frank sah noch einmal kurz auf Tim herunter, schüttelte dann den Kopf und machte kehrt.
„Lass dir das eine Lehre sein!", ermahnte er den Jungen nachdem er ein paar Meter von ihm entfernt war und sah sich noch einmal um, vielleicht sollte er doch einen Arzt rufen. Was er dort allerdings sah, ließ ihn wie angewurzelt stehenbleiben.
„Ich habe bereits daraus gelernt.", sagte der dunkelhaarige Junge aufrecht stehend. Bis auf etwas verschmiertes Blut an seinen Lippen deutete nichts mehr auf eine Verletzung hin. Die dunklen Augen funkelten Frank böse an.
„Jetzt ist es an der Zeit, das Gelernte anzuwenden."