Wolf's Journey - Kapitel 03: Der Anfang eines schweren Weges

Story by silverstripe on SoFurry

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#3 of Wolf's Journey


Der Anfang eines schweren Weges

Mit dem Fuß ließ er einen kleinen Stein über den erdigen Boden rollen. Der Wolf lehnte sich auf der Bank zurück und beobachtete den schweigenden Mond, der gemächlich über den schwarzen Himmel zog.

„Ich konnte ihm nicht sagen, dass mein Vater mich rausgeworfen hat. Ich bereite ihm schon genug Unannehmlichkeiten."

Yuchi legte sich auf die Bank und wickelte den Schweif um sich. Dank des dichten Fells würde er zwar nicht erfrieren, doch wieder mit dem Husky vor dem warmen Kamin zu sitzen und langsam einzuschlafen, wäre angenehmer gewesen.

„Ich fühle mich wie ein obdachloser", seufzte er und starrte die leuchtende Kralle am Sternenhimmel an.

„Mal sehen, was der Morgen bringt."

Ein Vogelschrei riss ihn aus dem Schlaf. Hatte er verschlafen?

Yuchi rieb sich die Augen und streckte sich ausgiebig. Die Nacht auf der harten Bank hatte ihre Spuren hinterlassen, doch er hatte keine Zeit, sich um Rückenschmerzen zu kümmern. Seufzend rappelte er sich auf, schnappte sich seinen Rucksack und machte sich fertig für die Schule.

Auf dem Weg musste er wieder an den vergangenen Tag denken. Vermutlich würde es noch ein Nachspiel mit Max geben. Auf diese Konfrontation hatte Yuchi wenig Lust, doch es würde ihm nicht erspart bleiben. Er hoffte, dass die Sache nach diesem Tag ein für alle mal aus der Welt geschafft wurden konnte. Ein paar Fausthiebe würde er vertragen, solange Max nicht wieder mit dem Messer kam. Er spürte wieder den Schmerz in seinem Bein, doch er ignorierte ihn.

Vor der Schule wurde er vom Direktor abgefangen. Der ältere Mann bedeutete Yuchi ihm zu folgen.

Verwundert ging Yuchi dem älteren Mann nach, bis sie in seinem Büro ankamen. Er ahnte nichts Gutes, als sich die Tür schloss und er einige Personen in dem Zimmer wiedererkannte: Der Direktor, sein Klassenlehrer, seine Eltern und zwei Personen, die er nicht kannte, ihm aber dennoch bekannt vorkamen.

„Setz dich, Yunichi", sagte der Direktor und deutete auf den freien Stuhl neben seinen Eltern.

Widerwillig setzte er sich. Er ließ die Menschen, die ihn von ihren Sitzplätzen aus fixierten, nicht aus den Augen. Von so vielen Menschen umgeben zu sein, die ihm offensichtlich nicht wohlgesinnt waren, beunruhigte ihn. Viel lieber wäre er jetzt wieder auf seiner Bank im Wald und würde in tiefem Schlaf versinken.

„Dein Klassenlehrer hat mit mir über dein Verhalten geredet, Yunichi."

Der Wolf drehte die Ohren in die Richtung des Direktors und verzog verächtlich die Augenbrauen. Das konnte ja nichts Gutes bedeuten. Nie hatte sein Klassenlehrer etwas positives über ihn gesagt.

„Herr und Frau Rote haben mich darüber informiert, was zwischen dir und deinem Mitschüler vorgefallen ist."

Yuchi warf einen scharfen Blick zu dem Ehepaar. Nun erkannte er den arroganten Blick wieder, es waren eindeutig die Eltern von Max.

„Wir haben auch deine Eltern eingeladen und uns gemeinsam beraten, was wir mit dir machen sollen, da ein friedliches Schulleben mit dir nicht mehr gewährleistet werden kann. Die Rotes sind nicht die einzige Familie, die sich darüber beschweren, dass ein Wesen wie du diese Klasse besucht. Sie haben verlangt, dich von der Schule zu verweisen. Bisher hatte ich dich erfolgreich verteidigen können, doch da sich die Komplikationen in den letzten Monaten wieder gehäuft haben, sehe ich mich gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen."

Yuchi ließ den Direktor aussprechen und entgegnete dann in einem gleichgültigen Ton: „Toll. Und was heißt das?"

„Du wirst auf eine andere Schule verwiesen."

Yuchi spitzte die Ohren. Die Idee war nicht schlecht. Er konnte noch einmal neu anfangen. Dieses Mal würde alles anders ablaufen.

„Auf eine Militärschule."

Die Idee war doof.

Der Wolf stand auf. „Was sagt ihr dazu?!"

Die wütende Frage war an seine Eltern gerichtet.

„Wir stimmen dem Vorschlag zu", sagten sie im Einklang.

Die Antwort hatte Yuchi erwartet. „Gut, dann gehe ich."

Er warf ihnen seinen Rucksack zu und wandte sich ab.

Verwundert fing der Vater die Tasche und beobachtete, wie sein adoptierter Sohn die Tür öffnete.

„Ich übernehm' das!", hörte Yuchi seinen Klassenlehrer sagen. In diesem Moment wollte Yuchi seinem Lehrer den Hass spüren lassen, den er gegen ihn hegte. „Lasst mich in Ruhe!", brüllte er und schlug mit voller Wucht die Tür zu, durch die der Mann gerade gehen wollte. Ein grotesk klingendes Schreien erhallte.

Jetzt hieß es für Yuchi so schnell wie möglich weg von diesem Ort zu kommen. Er rannte den Gang entlang und nutzte dafür alle Kraftreserven, die ihm zur Verfügung standen. Die Wände flogen an ihm vorbei, während er die Tür des Haupteingangs fixierte.

Der Gedanke an das eben Geschehene verwirrte ihn. Wie konnte er derartig handeln? Noch immer zitterte er am ganzen Körper. Doch er verdrängte den Gedanken schnell wieder und stemmte die Eingangstür auf, dabei stieß er jemanden um, der gerade die Tür öffnen wollte.

Ohne eine Regung zu zeigen sah Yuchi auf Max, der am Boden kauerte und sich den Kopf rieb. Offenbar war er hart auf dem Boden aufgeschlagen. Viele Worte gingen dem Wolf durch den Kopf, die er gerne sagen würde, doch er sagte nichts zu seinem Mitschüler und lief davon.

„Was ist bloß in mich gefahren? Was war nur los?", fragte Yuchi sich und schlug wütend gegen eine Steinmauer, sodass seine Hand schmerzte. Er konnte noch immer nicht begreifen, was geschehen war, doch aus irgendeinem Grund fühle er sich befreit. Als hätte er etwas getan, das schon längst nötig war.

Er warf einen verächtlichen Blick auf das alte Fachwerkhaus, welches er soeben verließ. Mit einem neuen Rucksack auf den Schultern verließ er seine alte Wohnung. Vermutlich würde er nie wieder hierher zurückkehren. Mit den nötigsten Dingen, die er sich auf die Schnelle eingepackt hatte, machte er sich auf und davon. Egal wohin. Es war überall besser, als an diesem Ort.

Als er Makis Haus erreichte, holte ihn die Realität zurück und er schluckte schwer. Was würde aus dem Husky werden?

Wenn er einfach weg ginge, würde er seinen Freund womöglich nie wieder sehen. Das könnte er nicht ertragen.

„He, Yuchi! Solltest du nicht in der Schule sein?"

Yuchi zuckte verwundert mit den Ohren, als er die wohlklingende Stimme hörte. Er ging auf das Grundstück, wo er den Husky mit einer Karte in den Pfoten erblickte.

„Es gab da ein kleines Problem. Und was ist mit dir? Warum bist du schon hier?"

Maki seufzte resigniert und erklärte: „Meine Eltern haben gestern mitgekriegt, dass du bei mir warst."

Yuchi legte den Kopf schräg und sah ihn mit einem fragenden Blick an.

Maki trat näher zu dem Wolf und sagte leise: „Ich darf eigentlich niemanden ins Haus bringen. Deswegen gab es gestern einen Streit. Aber bald hab ich das hinter mir und weißt du auch warum? Heute ist doch mein großer Tag, ich gehe nach Waldbach. Meine Eltern haben mir letzte Woche ja schon die WG gesichert."

Er deutete auf die Karte. Yuchi nickte abwesend und überlegte.„Waldbach?"

Yuchi zuckte mit den Ohren, als er begriff, was dies bedeutete.

"Das heißt, du gehst weg?"

Maki nickte. „Ich wollte warten, bis du von der Schule heim kommst, um mich von dir zu verabschieden."

Yuchis Kopf dröhnte und sein Schweif zitterte unruhig. Der Gedanke, von Maki getrennt zu werden, riss eine Wunde in sein Innerstes.

„Was soll ich denn ohne dich tun? Ich kann do..."

Der Wolf wurde unterbrochen, da Maki ihn fest umarmte. Yuchi wusste nicht wie ihm geschah. Der Duft des Huskys hüllte ihn ein und verdrängte für einen Moment die Dinge, die durch Yuchis Kopf gingen. „Es tut mir leid Yuchi."

Seine Stimme klang gebrochen.

Yuchi schloss die Augen und genoss die Umarmung, wissend, dass es die letzte sein könnte. Als sie sich voneinander lösten, fiel Yuchi plötzlich etwas ein: „Ich gehe einfach mit dir."

„Wenn es nur so einfach wäre."

Der Wolf schüttelte den Kopf und überlegte sich, ob er es wirklich durchziehen konnte, von Zuhause wegzulaufen.

„Du kannst nicht mit. Dein Leben ist hier und..."

„Ich habe kein Leben mehr ohne dich!", fiel Yuchi ihm ins Wort und hielt die Pfote des Huskys fest. „Nimm mich mit."

Maki war erstaunt über diese Reaktion. Es würde ihm zwar gefallen, gemeinsam mit dem Wolf aus Landlurf zu verschwinden, doch das konnte er nicht tun.

„Bitte", ergänzte Yuchi.

Maki blickte zu Boden und schien nachzudenken.

„Ich will weg von diesem Ort und ich würde mit niemanden lieber fortgehen, als mit dir", versuchte Yuchi den Husky zu überzeugen.

Maki sah auf. „Bist du sicher, dass du das willst und es später nicht bereust?"

„Ganz sicher", sagte Yuchi fest.

„Na gut, wenn du dir so sicher bist, dann komm mit. Aber du bist selbst für dich verantwortlich."

Über das Gesicht des Wolfes zog sich ein glückliches Lächeln und er fiel dem Husky um den Hals.

Maki war nicht vorbereitet auf die stürmische Umarmung und fiel mit dem Wolf zu Boden.

Yuchi lag auf ihm und blickte Maki schweifwedelnd in die Augen.

Maki ertappte sich dabei, Yuchis Duft zu erschnüffeln und seine Nase an die des Wolfes zu halten. Er wurde rot, schubste den Wolf von sich und sagte: „Ich hole meine Sachen."

Yuchi sah mit einem traurigen Blick auf die Bank am Waldrand, an der so viele Erinnerungen hingen, die er hinter sich lassen würde.

„Warum gehen wir durch den Wald? Wir könnten an der Straße entlang gehen", erkundigte er sich und schaute zu dem Husky, der die Karte studierte.

„Der Wald ist eine Abkürzung. Wir benötigen nur ein paar Tage, um den Wald zu durchqueren. Über die Straße von Ort zu Ort zu reisen würde fast zwei Wochen in Anspruch nehmen."

Maki faltete die Karte zusammen, nickte dem Wolf zu und schritt voran in den Wald hinein. Er hielt seinen Kompass fest in der Hand und versuchte vor Yuchi einen sicheren Eindruck zu machen.

„Dafür könnten wir die Nächte aber in Herbergen verbringen, statt unter freiem Himmel im Wald zu übernachten", warf Yuchi ein.

„Das könnten wir uns sowieso nicht leisten."

Der Wolf musste sich eingestehen, dass sein Freund recht hatte. Er sah auf den großen Rucksack, den der Husky auf dem Rücken mit sich herumschleppte. „Du hast aber wenigstens ein Zelt dabei, oder?", fragte er und stellte sich vor, die Nacht in einem kleinen Zelt zusammen mit dem Husky zu verbringen. Ein interessanter Gedanke, fand er.

„Nein, das wäre zu schwer gewesen. Für uns beide muss eine Wolldecke reichen."

Yuchi seufzte enttäuscht.

Als sie sich am späten Abend ein Lager zurecht machten, schichtete Maki Holz in einen Kreis aus Steinen und entzündete das Lagerfeuer. „Ich hätte nicht erwartet, dass es Nachts so kalt sein würde", klagte er und sah zu Yuchi, der die Decke ausbreitete und sich darauf nieder ließ.

„Das hätte ich dir gleich sagen können. Man gewöhnt sich daran", lachte der Wolf und knackte eine Nuss. Er beobachtete den Husky, der versuchte, die kleine Flamme zu einem Lagerfeuer zu machen.

„Fleisch wäre mir lieber als dieser Nagetierfraß", sagte er und spuckte ein hartes Stück Schale aus.

Maki sah belustigt zu ihm und erwiderte: „Ich habe eben einen Hasen gesehen. Zeig doch mal, was du für Jagdkünste drauf hast, Wolf."

Yuchi ließ sich auf den weichen Stoff fallen, rieb sich über den Bauch und grummelte: „Wäre keine schlechte Idee. Aber ich habe noch nie versucht, wirklich zu jagen. Der Wolf von heute geht in den Supermarkt."

„Du bist der einzige Wolf, den ich kenne, der sich lieber diesen Fraß aus dem Supermarkt kauft."

„Ich bin auch der einzige Wolf, den du überhaupt kennst", lachte Yuchi und knackte noch eine Nuss.

Maki legte noch ein Stück Holz auf und ließ sich neben dem Wolf nieder. „Stimmt."

Ein Schauer fuhr Maki durchs Fell und er zog die Beine an. Ihm war nicht bewusst, wie kalt es nachts im Wald sein würde. Er zitterte und legte den Schweif um die Beine, in der Hoffnung, es würde ihn etwas wärmen. Das Feuer heizte nur mäßig und Maki fragte sich, wie Yuchi es so einfach aushalten konnte. Vermutlich hatte er nur ein dichteres Fell. Maki ließ die Ohren hängen und streckte die Pfoten zum Feuer, doch es half nichts.

Yuchi beobachtete Maki und zog schließlich sein Oberteil aus.

„Hier", sagte er und hielt dem Husky den Pullover vor die Nase. „Ist sowieso deiner."

Maki sah für einen Augenblick schweigend auf den nackten Oberkörper des Wolfes, bis er begriff, was dieser meinte. Er nahm das Oberteil und fragte: „Ist dir das nicht zu kalt?"

Yuchi lächelte kopfschüttelnd.

Schulterzuckend zog sich der Husky den Pullover über den Kopf, während Yuchi sich zusammenrollte und laut gähnte. „Wo genau gehen wir eigentlich hin?", fragte er.

Maki legte sich auf den Rücken und starrte in den Himmel während er antwortete: „Waldbach. Kennst du die Stadt nicht?"

Yuchi verneinte und streckte sich. „Nie gehört."

„Eine Auffangstelle für Yokai. Sie werden dort in Wohngemeinschaften untergebracht und haben die Möglichkeit, Arbeit zu finden und zur Schule zu gehen und dabei nur unter Ihresgleichen zu sein. Das ist die einzige Stadt in der Gegend, die nur von Yokai bewohnt wird. Waisenkinder gehen oft in diese Stadt, um noch eine Chance auf eine Familie zu haben."

„Aber wie können sie sich das leisten?"

„Man muss vorerst nichts zahlen. Wenn man in einer gewissen Zeit genug Geld durch Arbeit verdient hat, bezahlt man Miete und kann dort bleiben. Minderjährige, die noch zur Schule gehen, werden bei Volljährigen untergebracht, die im Gegenzug dafür weniger Miete zahlen müssen. Erst wenn man volljährig ist und die Schule beendet hat, ist man zahlungspflichtig. Es wäre doch auch sinnlos, dich mitzunehmen, wenn du sowieso wieder gehen müsstest, weil du kein Geld hast."

Yuchi beobachtete den Husky aufmerksam, der noch immer zitterte.

„Was auch immer. Warum habe ich nie zuvor von der Stadt gehört? Ich wäre viel früher dorthin gegangen."

Maki blickte ihm in die Augen und sagte: „Ich habe dir schon früher von ihr erzählt. Ich hab gesagt, dass ich eines Tages dorthin ziehen werde aber du hast mir scheinbar mal wieder nicht zugehört."

Der Wolf kratzte sich verlegen am Ohr und gab zu: „Das kann natürlich auch sein."

Maki wandte sich wieder ab und streckte seine Pfoten zu dem Feuer, um sie zu wärmen.

Yuchi begann sich um seinen frierenden Freund zu sorgen. Leise robbte er näher zu ihm und legte den Arm um seinen Bauch.

Erschrocken drehte sich Maki um und blickte in die grünen Augen des Wolfes, dessen Körper dicht an seinem lag.

„'Tschuldigung. Ich dachte, dir wäre kalt und ich sollte sich etwas wärmen."

Maki spürte die Wärme, die von dem Wolf ausging und ihn einhüllte. Die gelbe Pfote, die auf seiner Bauchseite lag, war warm und löste etwas aus, das Maki verwirrte.

„Danke", sagte er leise. Seine Stimme klang heiser.

Yuchi war überrascht von dieser Antwort. Er hätte damit gerechnet, dass der Husky ihn abweisen würde, andererseits gab es dafür keinen Grund, es war lediglich ein Gefallen. Er zuckte zusammen, als er spürte, wie sich die kalten Pfoten des Huskys in sein Fell gruben.

„Ich hoffe, meine Pfoten sind nicht zu kalt", sagte Maki leise.

Yuchi schüttelte den Kopf. Obwohl die Hände kalt waren, lösten sie ein angenehmes Gefühl aus. Die Nacht auf diese Weise mit einem Gefährten zu verbringen gefiel Yuchi. Er sog die Luft ein und nahm den männlichen, leicht herben Geruch des Huskys wahr, während er die Augen schloss und in den Schlaf fiel.

„Gute Nacht."