Des Zauberers Stab - 23 / Alte Wunden

Story by Were-Gato on SoFurry

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#23 of Des Zauberers Stab

Wie weit läuft man, wenn man nach Hause läuft?


Und es läuft und läuft und läuft. Ist es zu glauben, dass ich am Anfang dachte ich mach vielleicht zehn Folgen? Dabei hätte ich das Ende schon längst, es fallen mir nur ständig Dinge ein die noch davor passieren müssen.

Naja, erstmal sehen wie lange es noch unterhaltsam bleibt.

Natürlich sollte das wie immer kein armes, minderjähriges Kindchen lesen; und alle anderen sind freundlichst zum kommentieren eingeladen.

Des Zauberers Stab - 23

(eine pöse Furry-Fantasy)

23) Alte Wunden

Merkwürdig, wie Orte sich veränderten.

Oder vielmehr, wie sie so anders werden konnten, ohne dass man es ihn ansah.

Als die Dämmerung sich langsam über den großen Hof senkte, saß Edwyn noch immer in der kleinen Nische im Dach der Scheune, wie sooft zuvor und blickt durch das große Astloch nach draußen.

Dort unten zerrten seine beiden älteren Brüder gerade den Pflug unter das Vordach, für den Fall dass es in der Nacht regnete. Der Frühling kam mit großen Schritten heran, und das Gerät musste noch auf Schäden durch die vergangene Kälte abgeklopft werden. Weiter hinten mühten sich seine Schwägerinnen mit Körben voll ausgedörrtem Holz und Stroh. Der Winter war vorüber, nun musste Platz für Neues geschaffen werden. Edwyn seufzte. Es fühlte sich merkwürdig an, alles so mit anzusehen. Am ersten Tag hatte er noch versucht zu helfen, nachdem er Vater seine Aufwartung gemacht hatte. Der alte Bär war nicht einmal vom Tisch aufgestanden, Mutter hatte den Beutel mit Zaubersaat entgegen genommen. Ein Teil von ihm hatte bösartig grinsen wollen, nun da er wusste wie die Saat ihre Fruchtbarkeit bekam. Doch hatte er nur dagestanden, reglos, wie ein Kind dass seine Strafe erwartete; während etwas wie Fleisch gewordene Leere nach seinen Eingeweiden griff. Vater sprach kein Wort mit ihm, seine Brüder wollten sich von ihm nicht helfen lassen. All das war nicht neu, und doch fühlte es sich soviel frischer und kälter an.

Mutter hatte ihn zu Bett gebracht, als ob er den Weg jemals vergessen konnte. Er fragte nach Schicks, und erfuhr dass der Hase geheiratet hatte, mit der Aussicht eines Tages den Hof seines Onkels übernehmen zu können. Es berührte ihn viel weniger, als er es wollte. Er wälzte sich in einem Bett, das ihm zugleich zu klein und zu leer erschien; schlief dabei kaum. Am nächsten Morgen verzehrte er lustlos ein Frühstück aus schwarzem Brot, Butter, Honig und Gerstenkuchen nach dem er sich fast ein Jahr gesehnt hatte. In seinem Mund schien es sich in Asche zu verwandeln. Am Tisch wurde gesprochen, doch als er nach etwas fragte breitete sich Schweigen rings um ihn aus. Diesen Tag hatte er damit verbracht Mutter in der Küche und im Garten zur Hand zu gehen. Nach einer Weile begann sie ihm zaghaft Fragen zu stellen, und Edwyn antwortete gerne; wenngleich er die Wahrheit ein wenig zensierte. Solange Vater nur auf den Feldern war, fühlte es sich fast wie früher an. Seine Brüder würden ihm vorwerfen an Mutters Rockzipfel zu hängen, doch das war nie anders gewesen.

Beim Karottenschälen ertappte er eine junge Magd dabei, wie sie ihn mit großen Augen anstarrte wann immer sie glaubte er würde sie nicht sehen. Fast hätte sie den Mut aufgebracht ihn etwas zu fragen, ehe ein Klaps auf den Hinterkopf von der älteren Magd sie auf andere Gedanken brachte. Die Ältere, ein Schaf namens Hanna, bedachte Edwyn mit einem Blick, bei dem er sich in das nächste Loch verkriechen wollte. Hanna war schon so lange hier, sie hatte ihn aufwachsen sehen. Noch am Abend, in seinem Versteck über der Scheune, dachte er darüber nach. Er war zu einem Fremden geworden, einem unanständigen Eindringling im Haus seiner Eltern.

Nach dem Abendbrot, bei dem er sich bemühte seinen Brüdern nicht zu viele Ansatzpunkte für Scherze zu bieten, streunte er noch durch den Hof. Alle anständigen Mitglieder des Haushalts begaben sich rasch zu Bett, aber niemand wies ihn zurecht. Vielleicht schliefen sie besser, wenn sie den Zauberlehrling draußen wussten, anstatt unter ihrem Dach.

Ziellos wanderte Edwyn um die Scheune und strich mit der Hand über den alten bröckligen Putz. Das Fachwerk weiter oben war früher sein Klettergerüst gewesen, er kannte die Winkel unter den alten Dachbalken, wusste wo oft das Regenwasser hinein sickerte. Er kannte jeden Zehbreit Boden und jeden Grashalm darauf. Wie konnte ein Ort der ihm so vertraut war sich so fremd anfühlen?

Edwyn war so tief in trüben Gedanken versunken, dass er die Schritte erst hörte als es zu spät war. Der Schlag warf seinen Schädel nach vorne, Donner hallte zwischen seinen Ohren wider. Schmerz fegte alles andere beiseite. Er taumelte nach vorne, fing sich an der Scheunenwand ab. Er sah nichts mehr, seine Augen tränten. Und plötzlich stieg ihm ein unverkennbarer Gestank in die Nase.

"Da hat mich aber einer vermisst!", zischte eine beißende Stimme in sein Genick. Eisenharte Finger packten seine Arme und drückten ihn gegen die Mauer.

"Jupp!", keuchte Edwyn als die Luft aus seiner Brust gedrückt wurde. Angst und Erinnerung schossen ihm wie brennendes Eis durch den Leib.

"Du erinnerst dich noch, wie schön!", säuselte der Vielfraß ihm zu. "Aber ich schätze, jeder behält seinen Ersten im Gedächtnis."

Edwyn spürte ihn näher kommen, der drahtige Tagelöhner drängte sich an seinen Rücken, das schmierige Fell berührte ihn. Fühlen und erinnern floss ineinander, als hätte es das vergangene Jahr nie gegeben; er war wieder klein. Der drückend saure Geruch ließ ihn würgen.

Der Vielfraß schmatzte genüsslich.

"Dann wollen mal sehen, ob der Zauberer dich nicht zu weit aufgerissen hat!"

Mit einem einzigen rabiaten Griff zerrte er die Hose des Bären nach unten, krachend rissen einige Fäden. Edwyn keuchte erschreckt als kalte Nachtluft seine Hinterbacken berührte.

"Mhmm, was für ein Prachtarsch. Jetzt weiß ich wieder, was mir an dir gefallen hat. Du hast mir ja damals schon damit zu gewinkt, hast dich immer bemüht dich vor mir zu bücken, stimmts nicht? Sonst wärst du wohl auch kaum zu mir zurück gekommen. Oh, und schrei ruhig. Hier hat uns ja schon damals keiner gehört."

Edwyn spürte wie schleimiges Fleisch zwischen seine Backen glitt, roch den Gestank von jahrzehntealtem Dreck. Langsam schloss er die Augen, blies den Rest seines Atems aus seinen Lungen. Alles in ihm wurde ruhig, er drückte die Angst beiseite, die Scham, den Schmerz. Bis nur sein Erinnern noch bei ihm blieb, und das was darin kochte.

"Dann zeig mal, was dir der Zauberer beigebracht hat!", zischte Jupp und setzte zum Stoß an.

Edwyn holte Luft. Es fühlte sich an, als glühten seine Augäpfel.

"Mehr als du ahnst!"

Der Knall des Schlages hallte weit über das offene Feld und ließ die jungen Blätter an den Bäumen erzittern. Jupp fand sich am Boden wieder, sein Kiefer brennend wie von öligem Feuer. Über ihm stand ein Bär, dessen Augen heller strahlten als die Sterne und der Mond am Himmel. In einer fließenden Bewegung stieg er aus seiner Hose. Er öffnete den Mund, und seine Stimme hallte wie Donner im Schädel des Vielfraß wider.

"Du hast mir weh getan, Jupp!", sagte er in einer Weise, die sich direkt in das Hirn des Tagelöhners brannte. "Und du wolltest mir weismachen, es hätte mir zu gefallen. Weil ich bin, wie ich bin."

Der Vielfraß wollte fliehen, auf Händen und Tatzen fort kriechen, doch zähes Wurzelwerk platzte knirschend aus der Erde und schlang sich um seine Glieder. Vor ihm baute der Bär sich auf, wie ein Riese warf er seinen Schatten über ihn. Seine Augen knisterten förmlich. Jupp schrie erbärmlich, als ihr unerbittlicher Blick sich durch seinen Kopf wühlte.

"Es ist mir gleich, wer du bist", begann Edwyns Donnerstimme erneut. "Es ist mir gleich, dass deine Mutter dich verstieß."

Der Vielfraß jaulte als die Erinnerung wie ein geisterhaftes Bild um ihn waberte.

"Es ist mir gleich, für wie groß du dich hältst!"

Jede Demütigung, jedes geplatzte Geschäft, jeder Betrug kam zum Vorschein. Umschwirrten Jupp hackend und pickend wie Aasfresser.

"Du hast so vielen weh getan!"

Erinnerungen an hundert Jungen und hundert Mädchen flogen dem riesenhaften Bären zu. Ihre Schreie, ihre Flehen, ihr Schmerz. Wie ein dunkler Engel fing sie in einer Hand auf und verbarg sie in der anderen.

"Das hat nun ein Ende!", verkündete er.

Jupp kreischte, jeder einzelne Laut traf seinen Kopf wie ein Schmiedehammer.

"Bring mich nicht um!", wimmerte der Vielfraß. Rotz und Wasser liefen über sein Gesicht und spülten ein wenig Dreck aus seinem Fell.

Der Bär lächelte auf ihn herab, niemals hatte er etwas Grausameres gesehen.

"Nein, das wäre viel zu schnell vorüber." Die dunkle Bärengestalt legte die Hände aneinander und formte etwas "Du sollst endlich einen Freund bekommen."

Er hob die rechte Hand ins Mondlicht, ein fetter Hirschkäfer zappelte zwischen seinen Fingern.

"Ein Freund, für alle Zeiten!"

Die Wurzeln strafften sich, Jupp versuchte sich gegen sie zu sträuben, vergebens. Das sehnige Holz wickelte sich nur enger um seine Arme und zog ihm gleichzeitig die Beine auseinander. Der finstere Bär beugte sich nach unten und setzte den Käfer auf den Boden. Es raschelte als er sich durch das zertrampelte Gras bewegte. Als Jupp sah wohin der Käfer warf er sich schreiend in seine Fesseln. Die Bärengestalt bewegte nur seine Hand, und die Hinterbacken des Vielfraßes wurden auseinander gerissen. Nur einen Moment später war der Käfer am Ziel. Jupps gelles Kreischen begleitete sein Verschwinden. Die Wurzeln zogen sich in die Erde zurück, nur der keuchende Vielfraß verblieb auf der Wiese. Am ganzen Körper zitternd raffte er sich langsam auf, und begann seinen Bauch zu betasteten.

"Du spürst ihn, nicht wahr?", fragte der dunkle Bär mit den leuchtenden Augen "Dein Freund wird jetzt auf dich Acht geben. Gerätst du wieder in Versuchung dir mit Gewalt zu nehmen was dir nicht zusteht, dann wird er dich beißen. Erst nur ein wenig, wenn du aber nicht aufhörst wird er weitermachen. Erst verlierst du dein Wasser, dann dein Blut. Und solltest du dich dann noch weitertreiben, beißt er dir von innen heraus die Eier ab und sie verfaulen noch in deinem Sack."

Schreiend kam der Vielfraß auf die Beine. Befreit von den Wurzeln hinderte ihn nichts daran in der Nacht zu verschwinden. Auch Edwyn nicht. Der junge Bär sank zitternd zu Boden, grub seine bebenden Finger in die feuchte Erde und schnappte nach Luft. Ein milder Wind kam auf und blies den Gestank fort. Längst war Jupp nicht mehr zu sehen, nur sein Brüllen klang noch durch die Nacht während es beständig leiser wurde. Edwyn lehnte sich glucksend zurück und blickte zum Himmel. Eine sonderbare Leichtigkeit breitete sich in seinem Inneren aus. So musste ein Held in den alten Geschichten sich fühlen, wenn er ein Monstrum erschlagen hatte. Sicher würde Jupp Hilfe suchen. Eine Hexe oder vielleicht sogar einen Doctore wenn er einen finden konnte der neugierig genug war. Aber wie sollte einer von denen etwas bekämpfen, dass nur im Kopf eines Tagelöhners wirklich war. Er würde den Käfer spüren, aber niemals zu fassen bekommen. Laut lachte Edwyn in die Nacht.