Des Zauberers Stab - 24 / Zuhause

Story by Were-Gato on SoFurry

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#24 of Des Zauberers Stab

Omi weiß immer Rat


Es wird langsam immer schwieriger diesen kleinen Satz hier vorzuschieben, weil ich mich ständig fürs Lesen bedanken möchte :-)

Diesmal ist es nur ein kurzes Segment, vorallem weil ich fürchte sonst jemanden zu langweilen. Aber meinem Gefühl nach gehörte es hier rein.

Natürlich freue ich mich nach wie vor über jeden Kommentar, und hoffe dass hier keine zu empfindlichen Seelen (unter 18) mitlesen.

Des Zauberers Stab - 24

(eine pöse Furry-Fantasy)

24) Zuhause

Keuchend goss Edwyn sich noch eine Schale Wasser über den Kopf. Es war eiskalt, und der Nachtwind machte es nicht wärmer, aber es brachte ihn wieder in die Welt zurück. Nach einem solchen Zauber, einem so tiefen Eintauchen in den unappetitlichen Verstand eines anderen, brauchte er jede Versicherung dass er sich wieder in der Wirklichkeit befand. Er schüttelte den Kopf und verteilte das Gros des Wassers dabei im weiten Umkreis. In dichten Wolken stieg sein Atem vor ihm auf. Tief sog er die kalte Nachtluft in seine Brust. Der sternklare Himmel mochte noch einmal Frost bringen, doch man roch bereits den Frühling.

Edwyn lehnte sich auf den gemauerten Brunnen, kämmte sich mit einer Hand noch einige dicke Tropfen aus dem Pelz und starrte hinab in das Dunkel. Der Mond schien hell und voll in dieser Nacht, und zeichnete einen scharf geschnittenen Schatten in den Brunnenschacht. Der junge Bär dachte daran wie sich mit solchen Schatten in Brunnen der Umfang der Welt berechnen ließ. Wie das Mondlicht gewissen Blumen zum erblühen brachte, deren Honig einzig von einer besonderen schwarzen Hummel gesammelt wurde. Wie die Gesetzte der Natur mit denen der Zauberkunst im ewigen Streit langen, und beständig versuchten einander durch Schlupflöcher aufzulauern. All die Dinge, von denen er noch vor einem Jahr nicht den leisesten Schimmer gehabt hatte. Aber so war es gedacht, oder? Er war ein Lehrling geworden, also hatte er gelernt. Männelig war so gut zu ihm gewesen. Meister Männelig, verbesserte er sich. Der Gedanke an den schwarzen Stier ließ ihn alle Kälte vergessen. Edwyn ertappte sich bei dem Wunsch zurück zu kehren. Vielleicht hatte er Recht gehabt. Immer und mit allem. Das Schlimmste das der Meister ihm jemals angetan hatte war, ihn von einem Höhepunkt zum nächsten zu stoßen und ihn nach mehr schreien zu lassen. Das konnte man ihm nicht unbedingt zum Vorwurf machen, oder? War es wirklich so furchtbar, was Männelig getan hatte? Dann wieder, er hatte ihn dazu gebracht sein gegebenes Versprechen zu vergessen. Hatte Widerstände in einem Rausch aus Wolllust erstickt und ihn behandelt wie ein unmündiges Kind. Edwyn warf einen flachen Stein in den Brunnen und lauschte dem schmatzenden Glucksen. Jung mochte er noch sein, doch Kind war er keines mehr. Dazu schmeckte der Triumph noch viel zu süß. Über Kinder war Jupp hergefallen, nun dem hatte er ein Ende gemacht. Er, er alleine. Welch besseren Beweis konnte es geben?

Seufzend wandte Edwyn sich von dem Brunnen ab.

Da huschte etwas durch den Schatten, den das große Haus auf den Hof warf. Eine finstere Gestalt trat aus dem Dunkel hervor, begleitet von einem spitzen Quietschen. Aller Triumph in Edwyn zerplatzte und machte jähem kaltem Schrecken Platz. Er wollte rennen, sich verstecken, da sagte die Gestalt: "Ach, Edwyn, du bist das."

Der junge Bär erkannte die Stimme, er atmete auf.

"Omi, du hast mich erschreckt!"

"Ach, das wollt ich nicht", sagte die alte Bärin und trat aus dem Schatten. Sie trug eines jener alten Kleider, die nur noch aus Flicken zu bestehen schienen. In den Händen hielt sie ein bauchiges Gefäß mit einem einzigen Henkel. Gemächlich näherte sie sich dem Brunnen, stellte den Nachttopf auf den Boden und kippte einen der halbvollen Eimer darüber aus.

"Trocken wird er von selbst."

"Bist du deswegen extra noch mal aufgestanden?", fragte Edwyn. Seit er zurückgekommen war hatte er nicht viel von seiner Großmutter gesehen. Am ersten Tag war sie noch bei Verwandten gewesen, und nach ihrer Rückkehr hatte sie fast nur geschlafen.

"Weißt du, in meinem Alter ist das mit dem Schlaf so eine Sache", murmelte sie achselzuckend. Erst jetzt sah Edwyn, dass sie ihre Pfeife zwischen den Zähnen hielt. Vater sah es gar nicht gern, wenn seine Schwiegermutter paffte.

"Außerdem bin ich ja nicht als Einzige noch munter. Komm, setz dich zu mir aufs Bänkchen."

"Ist es dir nicht zu kalt?", fragte Edwyn.

Seine Großmutter lächelte ihn an, so breit dass ihre abgenutzten Zähne im Mondlicht funkelten.

"Was du aushältst verkrafte ich noch lang Bürschchen!", meinte sie "Außerdem, frische Nachtluft hat noch keinem geschadet. Die Großmutter meiner Großmutter, Gott hab sie selig, die hat noch in Höhlen geschlafen; den ganzen Winter durch. Nach der Altvorderen Art. Da werd ich mich vor ein bisschen Zugluft drücken."

Auf dem Weg zur Bank ächzte sie dennoch. Edwyn versuchte sie zu stützen, doch die resolute Bärin stieß ihren Enkel sanft beiseite. Das Alter mochte sie etwas Beweglichkeit, jedoch keine Kraft gekostet haben. Krachend ließ sie sich auf die breite Bank an der Hauswand fallen, gefolgt von einem donnernden Furz.

"Sag einer was von Zugluft", lachte sie. Geschickt bugsierte sie ihre Pfeife in die Mitte ihrer Schnauze und zog kräftig daran. Ein Funken Kohlenglut flammte in dem schwarzen Kopf auf. Sie nahm ein Beutelchen aus einer Tasche hervor, streute etwas davon auf die Glut und klopfte dann auf den Platz neben sich. Edwyn setzte sich zu ihr. Sie legte fest den Arm um ihn. Es roch nach verbrannten Blumen, seine Omi rauchte immer irgendein Heidekraut.

"Nichts, was du nicht kennst, oder?", fragte sie.

Edwyn blinzelte verwirrt. "Was meinst du?"

"´N fideles Hinterstübchen", lachte sie und klopfte mit der flachen Hand auf den Hintern ihres Enkelsohns. Edwyn Gesicht wurde so heiß, dass er sich sicher war auch in der finstersten Nacht aufzuleuchten. Er wollte sich davon stehlen, doch seine Großmutter hielt ihn mühelos in ihrer Umarmung.

"Ach komm Edwyn, stell dich nicht so an. Glaubst du, ich wüsste nicht wofür man Buben zum Zauberer schickt? Ich bin nur froh, dich mal wieder im Arm halten zu können."

"Und... und das stört dich gar nicht?"

"Ach, woherdenn", winkte die Bärin ab "Dein Urgroßonkel Martin, Gott hab ihn selig. Der war auch mit seinem Knecht beieinander. Durft natürlich auch keiner wissen, aber wenn man die Kammer drunter hat, naja. Hab nie eingesehen, was so schlimm daran sein soll. Außerdem, was soll man denn schon tun? Dir ein armes Mädel suchen, das dich dann kuriert? Da hätten wir danach nur zwei unglückliche junge Leute."

Edwyn war wie vom Donner gerührt. Seine Omi war immer schon von der etwas derberen Sorte gewesen, doch niemals, nicht in tausend Jahren, hätte er sich träumen lassen dass sie über SOLCHE Dinge bescheid wissen konnte.

"Ist denn der Zauberer wenigstens gut zu dir?", fragte sie.

"Ja", sagte Edwyn und war selbst verblüfft von seiner Überzeugung.

"Dann ist's gut" Sie zog wieder an der Pfeife und ließ den Blumendampf durch ihre Nase entweichen. "Weißt du, unterm Strich hab ich es auch immer gern von hinten bekommen. Nicht so schön wie andersrum, aber doch ganz angenehm."

"Was?" Edwyn schluckte trocken. Ihm wurde zunehmend mulmiger.

"Wie nennst du es denn? Euer Männerstich. Das Hoppla-Hopp von hinten."

Längst hätte der junge Bär Fersengeld gegeben, doch dem Griff seiner Großmutter konnte er sich nicht entwinden.

"Was...", krächzte er aus trockener Kehle "Was weißt du denn darüber?"

"Was werd ich wissen, erfunden hab ichs jedenfalls nicht. Aber ich hatte zwei zufriedene Ehemänner, und dabei nur sieben Kinder. Glaubst du, dass geht wenn man nicht ein bisschen Fantasie zeigt?"

Ein undefinierbarer Laut verließ Edwyns Kehle. Darüber hatte er nie nachgedacht, und daran wollte er auch nicht denken.

"Ich hab damals meinen Großonkel gefragt, wie es geht", sinnierte sie bedächtig "Man tut sich leicht weh dabei. Viel Schmalz ist gut. Und sauber sollte man sein. Deswegen will ich, dass du weißt, dass du mich fragen kannst. Und du kannst dich auch darauf verlassen, dass ich schweige wenn du das willst. Oder hab ich dir jemals von den Sachen deiner Schwestern erzählt?"

"Nein!" Edwyn schüttelte hastig den Kopf.

"Da siehst du es", sagte die Bärin bestimmt "Ich weiß, so was ist komisch für ein Kind; und einen Jungen noch dazu. Aber mir ist komisch lieber als dass du dich in deinem eigenen Zuhause Tag um Tag verkriechst; nur weil dich alle dumm anglotzen. Und dein Vater, dieser..." Sie biss sich auf die Lefzen "Du darfst nicht schlecht von deinem Vater denken, aber mein kleines Mädel hätte sich wirklich einen besseren finden können. Vor allem einen fröhlicheren." Sie seufzte tief "Ist dein Zauberer wenigstens fröhlich?"

Edwyn wusste nicht genau wie er diese Frage beantworten sollte.

"Ja", sagte er zögerlich "Eine Zeit lang wenigstens."

"Und was für eine Zeit?"

"Solange ich bei ihm war"

Die alte Bärin nahm ihren Enkel in die Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Hoffentlich weiß er auch, was er an dir hat! Er tut dir doch nicht weh, oder?"

"Nein"

"Nein, aber...?"

"Das hab ich nicht gesagt!"

"Nein, das Aber klang so mit. So schlecht sind meine Ohren noch nicht. Was hat er getan?"

"Ni... nichts"

Die Bärin nahm Edwyns Gesicht zärtlich in beide Hände.

"Schatz, ich bin nicht dumm. Ein Lehrling besucht erst nach einem ganzen Jahr seine Familie. Jahr und Tag, das ist der Spruch. Dein Jahr war noch nicht rum. Sag mir besser was der magische Tagedieb getan hat, oder ich wandere zu seinem Turm und lass ihn an seinem Schwanz von der Zinne baumeln!"

Das komische an dieser Drohung war, dass Edwyn nicht für einen Augenblick bezweifelte dass seine Omi wirklich dazu fähig sein konnte. Er flüchtete sich in einige Momente des Schweigens, dann gab er nach und erzählte seiner Großmutter was geschehen war. Ohne etwas auszulassen.

Die alte Bärin lauschte, fragte an ein paar Stellen nach und nickte dabei bedächtig. Leichter und leichter kamen Edwyn die Worte über die Lippen. Die starke Umarmung seiner Großmutter löste seine Zunge besser als jeder Folterknecht. Sie streichelte seinen Kopf und hörte zu. Er erzählte all die vielen kleinen Dinge die sich in seinem Inneren angestaut hatten. Von Tims Gabe Eier zu legen, von Dans Milch, von der Magd die in dem Turm nicht geduldet wurde; von seinem prachtvollen schwarzen Stier und allem, allem anderen.

Alles wofür niemand sonst Verständnis haben konnte.

Seine Omi hörte ihm geduldig zu. Sie war nicht mit allem einverstanden, hielt es ihm jedoch nicht vor. Schließlich ermahnte sie ihn, immer treu zu seinen wahren Freunden und Gefühlen zu stehen, empfahl ihm den Kamilleneinlauf länger wirken zu lassen, und gab ihm den besten Rat den er in seinem Leben erhalten würde.