Start a new life 3
Kapitel 3: Stärke
Am nächsten Morgen wurde ich wieder durch meinen Radio-Wecker wach, den ich direkt ausschaltete. Sonst brauchte ich ein paar Sekunden um den Wecker auszuschalten, aber diesmal musste ich schnell reagieren. Ich wollte Cynder nicht wach machen. Als Ruhe herrschte, schaute ich zu ihr, wie sie noch am schlafen war.
„Ich hoffe, du hast schöne Träume..." flüsterte ich ihr zu. Langsam versuchte ich mit Anstrengung, über sie zu klettern ohne sie zu wecken. Als ich sie überwunden hatte, ging ich aus meinem Zimmer mit meinen Klamotten in der Hand und zog mich im Badezimmer um. Nach einer viertel Stunde kam ich mit meinem Essen zurück und versuchte leise alles einzupacken, was ich für den Schultag brauchte. Als ich alles in der Schultasche hatte, merkte ich wie sich was bei Cynder bewegte. Ich erstarrte und hörte nur das Rascheln der Laken bei ihr. Sie drehte sich um und sah mich mit verschlafenen Augen an und sagte dann zu mir:
„Guten Morgen..." sie gähnte laut.
„Guten Morgen, Cynder." sagte ich ebenfalls und lächelte sie an.
„Was machst du da?" fragte sie mit müder Stimme, als sie sich auch schon dehnte, um wach zu werden.
„Ich mache mich für die Schule fertig. Ich geh nämlich gleich los." erklärte ich ihr.
„Was ist denn eine 'Schule'?" fragte sie mich neugierig.
„Es ist ein Ort, an dem man gehen muss, um etwas zu lernen." erzählte ich ihr, mit wenig Begeisterung. Sie nickte, als sie es verstand.
„Kann ich vielleicht mitkommen?" fragte sie mich überraschend, als ich mir grade die Schuhe anzog. Ich schaute sie mit einem besorgten Gesicht an und sagte:
„Bleib lieber hier. Ich will nicht, dass dich jemand sieht. Sonst wirst du von der Polizei festgenommen, oder von sonst jemand gekidnappt." erklärte ich ihr voller Sorgen um sie. Sie schaute mich für längere Zeit mitfühlend an, als sie dann sagte:
„Das wird bestimmt nicht passieren, denn ich weiß, dass ich bei dir sicher bin." Ich sah sie an und merkte, wie sehr sie mir vertraute. Ich bekam wieder die Gedanken im Kopf, dass ich zu schwach bin, um sie zu beschützen. Ich senkte meinen Kopf und sah den Boden an.
„Bei mir bist du nicht sicher. Ich könnte dich nie im Leben beschützen.", ich fing vor Angst an zu zittern,
„Ich bin zu schwach dafür... Ich bin zu schwach, um dich zu beschützen...!"
Als ich zu Ende gesprochen hatte, bekam ich vor Trauer und Angst Tränen in den Augen. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen könnte, wenn ihr was zustoßen sollte. Ich verlor nun immer mehr mein Selbstvertrauen und fing an zu weinen, vor Angst, vor dem, was passieren könnte. Ich verblieb lange Zeit in Trauer, bis ich jemanden bemerkte, der vor mir stand. Ich blickte auf, als sich Cynder plötzlich um mich schlängelte und mir direkt mit voller Fürsorge in die Augen schaute.
„Nico, ich weiß, dass du stark genug bist, um mich zu beschützen. Deine Stärke ist genauso groß, wie es dein Selbstvertrauen und Mut ist. Und die sind riesig..." erklärte sie mir beruhigend.
„Das sind sie eben nicht. Ich bin doch niemand...! Niemand braucht mich und ich kann niemanden helfen, weil ich zu schwach bin...!" schrie ich mir von Seele, ohne mich um die noch Schlafenden im Haus zu kümmern.
„Aber ich brauch dich doch..." sagte sie mir, mit beruhigender Stimme. Ich schaute ihr nun tiefer in ihre Augen und sah, wie sehr sie an mir hang und mir aus der Dunkelheit des Lebens raushelfen wollte.
„Ich kann dir aber nicht helfen, wenn mal was passiert." sagte ich mit einer noch traurigeren Stimme. Ich starrte wieder auf den Boden und weinte.
„Doch du kannst!" schrie sie plötzlich und hob meinen Kopf mit ihrer Hand. Ich starrte sie an, als ich ihre Bitte in den Augen sah, die mir sagte, dass ich sie nicht mehr alleine lassen soll.
„Ich wünsche mir, dass du aufhörst so zu denken. Ich möchte mir keine Sorgen mehr um dich machen müssen." Ich war wie erstarrt, als ich sie hörte. Sie begann sich näher an mich zu drücken, als schon die Krallen ihrer Drachenhände schmerzten.
„Ich weiß, dass du zu allem fähig sein kannst, wenn du an dich glaubst." flüsterte sie mir ins Ohr.
„Aber ich bin für so was nicht gewachsen..." versuchte ich ihr zu erklären.
„Aber ICH glaube an dich." sagte sie mir plötzlich. Ich spürte nun, wie sich was in mir veränderte. Es war mir nicht bekannt, was sich änderte, aber es hatte mit Cynder zu tun.
„Ich glaube, dass du stark genug bist und das weiß ich." sagte sie mir bevor sie sich auf mich zu bewegte.
Sie küsste mich nun mit voller Leidenschaft und ich blickte sie mit Ungewissheit an. Aber jetzt sah ich erst, wie sehr sie mir traute und wie sehr sie an mir hang. Mir kam ein Gedanke in den Sinn, was das, was gerade passierte, zu bedeuten hat. Und mir fiel schnell eine Antwort ein die mich wieder Glücklich machte. Sie war in mich verliebt. Wir waren in einander verliebt. Ich und Cynder. Wir waren so verschieden, aber im inneren passten wir. Wir wollten jetzt nie wieder den Anderen verlassen. Wir fühlten uns frei von jeder Angst und jedem Zweifel. Sie vertrieb jeden Selbstzweifel der in mir ruhte. Die Stimmen des Eigenmisstrauens waren für immer verschwunden. Sie sind nur dank Cynder verschwunden und ich war dankbar darüber. Nun hob ich auch meine Hände und hielt ihre Taille, während ich den Kuss dankend erwiderte. Ich löste langsam wieder den Kuss und bewegte meinen Mund auf ihre Wange zu und küsste sie dort weiter. Dann sprach ich ihr leise ins Ohr:
„Ich danke dir, Cynder... Du hast mir mein Selbstvertrauen zurückgegeben... Du bist das Licht, was mein Leben erhellt hat. Ich werde alles tun, damit dir nichts Schlimmes mehr widerfährt. Ich liebe dich über alles und will dich nicht verlieren."
„Ich liebe dich auch..." flüsterte sie mir dann ebenfalls ins Ohr und wir behaarten noch für kurze Zeit in einer warmen Umarmung. Ich öffnete meine Augen wieder und schaute auf die Uhr und merkte, dass es Zeit war langsam loszugehen. Ich wischte mir die Tränen weg.
„Cynder?"
„Ja, Liebster?"
„Gehen wir?" ich lächelte sie fröhlich an.
„Gerne." sie lächelte zurück. Ich gab ihr noch was Vernünftiges zum Anziehen, als wir uns dann auch schon auf dem Weg zur Schule befanden. Die ganze Zeit über, die wir bis zur Schule brauchten, hatte sie sich an meinen Arm geklammert und ihren Kopf an mich gelehnt. Ich schaute zu ihr und ich fühlte mich so glücklich, wie nie zuvor. Ich dankte Gott für Cynder.
In der Schule angekommen, waren wir beide alleine da und wir saßen uns nebeneinander auf eine Bank. Ich schaltete nun meinen Mp3-Player an und gab Cynder einen meiner Kopfhörer. Sie lehnte ihren Kopf auf meine Schulter und wir hörten entspannt der Musik. Einige Minuten später kamen schon die ersten Schüler, die uns schon verwundert anstarrten, was uns aber nichts ausmachte.
„Hey, Nico!" hörte ich aus kurzer Entfernung eine vertraute Stimme rufen. Ich drehte mich in die Richtung der Stimme und sah Merlin, der etwas verwirrt und erstaunt zu Cynder starrte.
„W-wer ist das?" fragte er verdutzt.
„Das ist Cynder, meine Freundin." antwortete ich gelassen, ohne Angst zu haben, was die anderen dazu sagen würden. Ich lächelte dann zu Cynder, die immer noch begeistert von meiner Musik war. Sie fing an sich zu meiner Musik zu bewegen und es sah aus, als würde sie schon fast tanzen. Es sah einfach nur süß aus.
„Wer ist sie denn?" fragte Merlin erneut.
„Sie ist der letzte Drache, der bis heute überlebt hat..." nun schaute ich nicht mehr fröhlich und sah auch, dass Cynder nun wieder traurig wurde. Ihr Schweif war nun in einer trägen Lage. Ein Anzeichen von Trauer legte sich über sie, doch ich nahm meinen Arm und umarmte sie, um ihr meine Nähe zu zeigen.
„Merlin, kannst du uns bitte kurz alleine lassen...?" fragte ich ihn. Aber ohne etwas zu sagen verschwand er schon wieder. Währenddessen versuchte ich Cynder wieder aufzumuntern. Es verging viel Zeit, als ich sie wieder zum Lachen bringen konnte.
Als die erste Pause anfing, gingen ich und Cynder wieder raus auf den Hof und setzten uns auf einen der vielen Bänke. Bevor wir uns jedoch hinsetzen konnten, kamen wieder zwei Typen von der Schule, die ich nicht kannte, uns beiden entgegen.
„Hey, wer ist denn die Geile Schlampe?" fing einer von ihnen an zu sagen. Ich bekam totale Wut auf ihn, da er sie als Schlampe bezeichnete. Ich versuchte jedoch meine Wut zu unterdrücken.
„Dich würde ich mal gerne flachlegen." Sagte plötzlich der andere. Ich versuchte schon vor Wut die Hände zu ballen, um die Wut zu unterdrücken. Doch dann fasste er sie einfach brutal ans Gesicht, dass sie anfing zu schreien. Nun raste ich total und hörte nur noch Cynder in meinem Kopf rufen:
„Bitte, tu endlich was!" Ein Blitz schoss durch meine Nerven und ich spürte, wie sich mein Körper von alleine bewegte.
„UAARGH!!" hörte ich plötzlich schreien, als ich merkte dass ich jemanden grade den Arm verdreht habe, so dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Nun versuchte mich der andere von den Beiden zu attackieren, doch ich spürte nichts mehr im Körper. Ich sah und hörte nur noch, was um mich rum passierte. Während ich noch die Hand des Einem hielt, hob sich mein Bein mit hoher Geschwindigkeit und trat dem Attackierenden mitten in den Magen. Ich war total baff, als ich sah, was mein Körper alles machte, ohne das ich wusste, dass ich es konnte.
Nun ließ ich die Hand des anderen los, als der schon zum nächsten Schlag ausholen wollte. Kurz bevor er treffen konnte, weichte ich mit einem Schritt aus, lief auf ihn zu, hielt ihn an der Jacke fest und trat ihn mit voller Wucht mitten in den Magen. Beide lagen jetzt da und ich war nicht einmal aus der Puste. Alles passierte so rasenschnell, aber für mich kam es wie eine Ewigkeit vor. Alles um mich rum passierte langsam. Als mein Körper jedoch keine Gefahr mehr verspürte, begann alles schneller zu werden. Alles war wieder normal.
„Was war los mit mir?" fragte ich mich selber. Ich drehte mich weg von dem Passierten und sah plötzlich die ganze Schule auf dem Hof, die mich verwundert umzingelten. Ich ging ein paar Schritte weiter zu Cynder. Alle starrten mir hinterher, aber mir war es egal.
„Ist bei dir alles klar, Cynder?" fragte ich sie. Doch sie umarmte mich und sagte mir ins Ohr:
„Vielen Dank, Schatz." sie küsste mich und ich erwiderte es. Ich nahm meine Arme um sie und gab ihr meine Wärme. Sie war jetzt nicht mehr alleine. Sie hatte mich und ich sie. Ich hab es geschafft sie zu beschützen. Und sie hatte mir geholfen. Dank ihr hab ich die Kraft gefunden, Stark zu werden. Wir verblieben fast die ganze Pause über in unserem Kuss. Alle starrten uns an und tuschelten über uns. Vor allem über Cynder redeten alle, aber uns beiden war es egal. Wir haben uns gefunden und niemand konnte uns mehr trennen.
Am Ende der Pause gingen wir in die Klasse, wurden aber jedoch direkt von der Schulleiterin ins Lehrerzimmer gerufen. Wir machten uns keine Sorgen darüber, was passieren konnte. Wir gingen Hand in Hand, auch wenn jeder, der uns entgegen kam, uns versuchte zu meiden, oder uns anstarrte. Doch uns beiden war es egal. Im Lehrerzimmer angekommen saßen wir uns vor die Leiterin der Schule. Neben uns saßen die beiden Typen aus der Pause, die so schienen, als hätten sie schon alles erzählt. Ich blickte dann zur Schulleiterin und wartete gespannt auf dem, was sie uns sagen wollte.
„So... erzählt jetzt mal eure Seite der Geschichte. Ich hör auch gut zu." Fing sie an uns anzusprechen. Ich schaute Cynder kurz an, bevor sie mir mit einem leichten Nicken sagte, dass ich erklären konnte. Ich fing dann an zu erklären, wie die Beiden zu uns kamen und sie dann meine Freundin als Schlampe bezeichneten, dass sie Cynder brutal begrabscht haben und ich dann vor Wut versucht habe sie abzuhalten. Ich versuchte mich bei ihnen zu entschuldigen, da ich sie beschützen wollte.
„Es tut mir Leid, Leute, aber ich wollte sie beschützen. Nicht nur weil sie meine Freundin ist, sondern auch weil sie sonst niemanden mehr hat. Denn ihre Familie lebt nicht mehr..." erklärte ich weiter. Nun herrschte Stille im Raum und die Beiden starrten uns nur noch an. Als ich dann ihre Augen sah merkte ich, dass es ihnen wohl Leid tat. Mir ging dann aber wieder Cynder durch den Kopf und ich sah, wie sie schon wieder vor Trauer weinte. Ich bekam auch schon Tränen in den Augen. Ich hielt es nicht aus, sie so zu sehen. Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie an meine Brust. Sie hielt sich an mich fest und ließ all ihre Gefühle raus. Es tropften ihre Tränen auf meine Hose. Alle Beide starrten uns voller Mitgefühl an.
„Naja... Versucht euch alle wieder zu vertragen, okay?" sagte die Leiterin ruhig.
Die Beiden trauten sich gar nichts mehr zu sagen. Es tat ihnen wohl Leid. Ich lächelte leicht. Ich hob Cynder´s Kopf und sie sah die Beiden ebenfalls an. Nun lächelte sie auch voller Glück. Einer von ihnen fing dann an zu sprechen:
„Es... Es tut uns Leid. Verzeiht uns bitte. Wir wussten nichts. Wir wussten nichts von ihr." Mir und Cynder kamen Gefühle rauf die uns sagten, dass es noch Mitgefühl auf der Welt gab.
„Wir werden jeden auf der Schule erzählen, wer sie ist und was sie verloren hat. Alle werden dann mehr von ihr wissen, als vorher. Jeder wird sie dann verstehen." Ich blickte dann mit einem erstaunten Gesicht und ich fühlte Glück in der Seele. Dann schaute ich zu Cynder und merkte wie sie weinte. Sie weinte vor Glück. Sie hatte nun Freunde gefunden. Die ersten Freunde in ihrem Leben. Sie fühlte sich nun nicht mehr Einsam. Ich drückte sie jetzt noch mehr an mich und lächelte. Nach einer Weile gingen wir alle wieder zurück in unsere Klassen. Als die Schule vorbei war, liefen wir beide wieder nach Hause. Cynder sah den ganzen restlichen Tag glücklich aus. Ich war froh darüber, dass Fremde ihr helfen wollten, obwohl sie Cynder nicht kannten. Cynder und ich waren nun endlich Glücklich und niemand konnte es mehr ändern.