Drachenmenschen - 09. Schluss jetzt

Story by Lord_Eldingar on SoFurry

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#10 of Drachenmenschen

Kyrrah flippt aus, was er mit mir macht, ist zuviel. Schluss damit, ich will keine Drachen mehr sehen!

Aber ich treffe dann doch noch auf eine Drachin, T'Irrh - und sie macht mir die Entscheidung schwer...

Teil Neun der Story eines Menschen, der entdeckt, dass in ihm ein Drache steckt.


Drachenmenschen

  1. Schluss jetzt...

Egal, was Kyrrah dazu meint, ich muss jetzt den Wind auf meiner Haut spüren. Nach einigen Tagen, in denen ich freiwillig in meinen Schuppen eingesperrt war und nach dem sehr erregenden, aber auch irgendwie frustrierenden Erlebnis unserer Paarung eben brauche ich das jetzt. Mir reicht es im Moment einfach nicht mehr, nur an den Nüstern und meinen Schwingenhänden ein wenig zu spüren.

Noch ehe ich den Gedanken richtig zu Ende gedacht habe, stehe ich schon als Mensch da... Die immer noch warme Abendsonne fühlt sich zusammen mit dem leichten Wind wunderbar auf der Haut an - würde ich das doch nur auch als Anthro spüren können, dann wäre alles in Ordnung.

Je wohler ich mich jetzt fühle, umso mehr verfinstert sich der Gesichtsausdruck von Kyrrah. - Er war ja eben schon etwas zu sehr dominant für meinen Geschmack, keine Ahnung was mit ihm ist und es ist mir ehrlich gesagt auch scheißegal im Moment. Für mich passt jetzt trotzdem gerade alles zusammen. Auch dass wir beide gerade Sex miteinander hatten, oder genauer er mit mir, erfüllt mich überraschenderweise trotz meiner eigentlich anderen Orientierung, mit einem überwiegend angenehmen Gefühl. Und er sollte doch eigentlich auch guter Stimmung sein, immerhin habe ich ihm freiwillig gegeben, was er für mich als eine Art Strafe für mein Versagen vorgesehen hatte um mich bei der Stange zu halten - Auch wenn er mich dabei am Ende mehr wie sein Spielzeug behandelt hat.

Kyrrahs Laune ist aber in dem Moment radikal umgeschlagen, als ich mich zum Menschen gewandelt habe.

„Was soll das?" -

Ich sehe ihn verwundert an, sein Ton ist hart, er klingt fast, als hätte ich ihn beleidigt.

„Nichts, ich brauch das jetzt einfach mal einen Moment." -

„Du hättest es nur sagen brauchen, wenn es Dir unangenehm ist." -

Was will er mir damit jetzt sagen?

„Sag mal, was ist mit Dir denn jetzt plötzlich los? Mir ist nichts unangenehm, ich möchte nur die Luft auf meiner Haut spüren." -

Er knurrt etwas vor sich hin und nestelt mit finsterem Blick an seinem Rucksack herum, dann dreht er sich mit einem grimmigen Grinsen zu mir um.

„Wenn Du was auf Deiner Haut spüren willst - das kannst Du haben." -

Noch ehe ich reagieren kann, hat er meine Handgelenke gegriffen und sie mir mit einigen schnellen Windungen mit dem Seil auf dem Rücken gefesselt.

„Hey, was... - Au..."

Schon hat er mir auch die Ellenbogen eng aneinander gefesselt. Das Gefühl der dadurch nach hinten gezwungenen Schultern ist nicht unbedingt prickelnd... Noch weniger angenehm ist es, dass Kyrrah mich einfach nach vorne stößt und mir dabei ein Bein stellt. Auch wenn das Moospolster recht dick und weich ist - die Landung mit straff auf dem Rücken gefesselten Armen ist alles andere als Angenehm...

„Auuu... sag mal, spinnst Du?"

Ich spucke Moos aus und fühle dabei, wie er meine Fußgelenke fesselt, dann das Seilende um die Handgelenkfesseln legt und es stramm zieht. Ein schlichter aber effektiver Hogtie, der durch die eng zusammengebundenen Ellenbogen meinen Oberkörper unangenehm nach oben zieht.

„Oh verdammt... und jetzt?" -

Seine Füße kommen in mein Sichtfeld, er hockt sich hin und ich kann den mühsam unterdrückten Zorn in seinen Augen sehen.

„Jetzt würde ich Dich gerne noch strammer fesseln... Aber ich darf Dich nicht verletzen, schließlich bin ich für Dich verantwortlich." -

„Ja danke... musstest Du mich so umschubsen?" -

„Ja. Das hat mir Spaß gemacht. Ebenso wie das Fesseln - und noch mehr Spaß werde ich bei dem Gedanken haben, wie Du hier liegst und bis morgen den Wind auf Deiner Haut spüren kannst. Viel Vergnügen dabei - vielleicht wird Dir dabei ja klar, wie ich mich fühle, wenn Du mich so behandelst." -

Verdammt... was hat er? Und was heißt, 'bis morgen den Wind auf meiner Haut spüren'... - will er mich die ganze Nacht hier so liegen lassen? Es ist noch Frühjahr, die Nacht kann kalt werden - und ich kann mich kaum bewegen...

„Kyrrah... ich verstehe nicht, was Du mir vorwirfst. Bitte sage mir, womit ich Dich verletzt habe. Und mach mich dann bitte wieder los."

Aber er schüttelt nur zornig den Kopf, zeigt mir kurz eine zusammengefaltete Rettungsdecke, die er mir in die Hände drückt, steht auf, dreht sich um und geht.

„Kyrrah... was es auch ist, es tut mir leid. - Kyrrah... bitte."

Er geht weiter, springt über den Bach.

„Kyrrah... lass mich bitte nicht so hier liegen... Kyrrah! Du kommst doch gleich wieder?" -

Kopfschütteln.

„Bis morgen Tan'Náh. Du kannst Dich ja zum Anthro wandeln und die Fesseln durchtrennen..." -

Scheiße, wie hämisch er das betont...

Ich versuche es, konzentriere mich darauf ein Anthro zu werden - ein brennender Schmerz in meinen Schultern lässt mich sofort aufhören. - Scheiße... durch die zusammengebundenen Ellenbogen würden meine Schwingen verletzt werden, wenn ich mich wandele, also verhindert der Schmerz das, mir ist dieser Weg versperrt. - Und ich verstehe jetzt, warum er diesen hämischen Tonfall hatte - ihm ist das bewusst...

Ein Versuch, zum Feral zu wandeln geht genauso daneben... Oh Scheiße!

„Kyrrah... Bitte... Ich kann mich nicht wandeln... Die Fesseln... Bitte Kyrrah! Lass mich nicht so liegen, die Nacht wird zu kalt... - Kyrrah!"

Er bleibt stehen, scheint zu überlegen - und kommt zurück.

„Kyrrah... was auch immer es ist, lass uns drüber reden..."

Aber er kniet nur neben mir nieder und nimmt mir die Rettungsdecke wieder weg.

„Kyrrah...?" -

„Du hast Recht, es ist noch zu kalt nachts für einen Menschen. Aber damit sollte es gerade so gehen..." -

Er faltet dabei die Folie auseinander und wirft sie dann über mich, zieht sie noch etwas nach oben - aber das wars auch schon. Er steht wieder auf, wirft mir noch einen grimmigen Blick zu und geht dann mit schnellen Schritten.

„Kyrrah... tu das nicht... das kannst Du nicht machen!"

Aber er geht weiter, erreicht den Waldrand und verschwindet zwischen den Bäumen, ohne sich umzusehen.

„Scheiße... Kyrrah... Michael... Bitte lass mich nicht so hier liegen..."

Nichts...

Ich hole tief Luft und schreie mit aller Kraft.

„KYRRAH...!"

Ich höre seine Schritte nicht mehr, er ist einfach weiter gegangen.

„Kyrrah... bitte..." ich schreie nicht mehr, das ist schon fast ein Flüstern...

Was ist nur mit ihm? Wieso dreht er plötzlich so durch? Er kann mich doch nicht die ganze Nacht hier so liegen lassen... Es soll zwar nicht frieren, aber 4 oder 5 Grad sind auch zu kalt, wenn man sich nicht bewegen kann. Vielleicht gibt es noch Bodenfrost... Und verdammt nochmal, es wird jetzt schon unbequem in dieser Fesselung.

Scheiße, die Sonne verschwindet schon hinter den Bäumen, es wird kühl, der Boden ist auch nicht gerade warm - wenigstens liege ich hier im Windschatten, aber es wird eine scheißkalte Nacht werden. Wenn ich das überlebe, werde ich diesen kleinen Schweinehund umbringen... ihm langsam meine Krallen in der Kehle versenken und ihm dann die Halsschlagadern zerfetzen... Ach Mist... natürlich mache ich das nicht - aber warum machst Du das mit mir...?

Ich verlege mich auf den Versuch, die Fesseln irgendwie zu lösen, aber was ich auch versuche, ich komme einfach nicht an die Knoten heran. Obendrein möchte ich die Rettungsdecke nicht verlieren, ich werde mich damit nicht wieder zudecken können, wenn ich kaum die Hände bewegen kann, von den Armen ganz zu schweigen.

Die Sonne ist gerade untergegangen... und mir ist jetzt schon kalt.

„Kyrrah! Bitte hol mich hier raus...!"

Bitte sei da, mach mich los, sag mir, was ich falsch gemacht habe...

Stille...

Der Arsch. Dann eben nochmal die Wandlung versuchen. Notfalls mit Gewalt, auch wenn ich mir dabei die Schwingen breche oder sonstwas. Oh scheiße... tut das weh... ich kann nicht... muss abbrechen.

Nach einem Moment versuche ich es nochmal... und nochmal und wieder...

Es ist schon finster... oh Mist sternenklar... also wird es noch kälter und ich friere schon jetzt erbärmlich. Ein wenig hilft die Rettungsfolie ja, aber sie liegt sehr locker mit großen ffnungen am Boden über mir ausgebreitet. Auf die Geräusche um mich herum achte ich nicht, jetzt ist anderes wichtiger. Ich greife die Folie mit den Händen, damit sie nicht von mir abrutschen kann und wälze mich mehrmals hin und her - es klappt, die Decke liegt enger, die meisten Falten liegen jetzt flach - teilweise sogar unter meinem Körper - sofort spüre ich es deutlich wärmer um mich werden - aber immer noch weit weg von einem kuscheligen Bett...

Zum Glück wirken die brennenden Schmerzen der Wandlungsversuche in den Schultern nicht nach - anders als die Schmerzen durch die Fesselung, die langsam von unerträglich zu wahnsinnig mutieren.

Weiter versuchen... immer wieder versuchen, ein Anthro zu werden - was soll ich auch sonst machen, schlafen kann ich nicht, darf ich auch nicht, dazu ist es viel zu kalt - und meine Arme bringen mich gleich um.

Durch die ewig erfolglosen Versuche werde ich wenigstens etwas abgelenkt. Wenn ich doch nur die Schwingen einfach weglassen könnte, ein Drachenanthro ohne Flügel...

Was solls, ich versuche es einfach. Also darauf konzentrieren, die Wandlung ohne Schwingen zu machen. Klappt nicht, wieder dieses Brennen... Weitermachen, nochmal, und wieder und wieder. Irgendwann lässt das Brennen nach, wird jedesmal weniger, dann plötzlich dieses Kribbeln auf der Haut, dass die Schuppen ankündigt... nein wieder nicht. Wieder daneben gegangen. Aber ich fasse Hoffnung, das war ein erster kleiner Erfolg. Kein Brennen in den Schultern und das Kribbeln auf der Haut... nochmal... Au, nicht genug darauf konzentriert, keine Schwingen haben zu wollen. Nochmal... kein Brennen... es kribbelt... ich verliere die Konzentration, weil ich es kaum erwarten kann, es ist wieder vorüber. Nochmal... und nochmal... es geht mal besser, mal weniger.

Plötzlich habe ich fast das Gefühl, ein Schalter klickt, rastet ein. Wieder ein Versuch... kein Brennen, nichts, gar nichts, als wäre es völlig normal so - dann beginnt dieses Kribbeln entlang meiner Wirbelsäule, so wie sonst auch immer, der Druck am Steiß, dieses Druckgefühl im Kiefer, an den Schläfen... sehr deutlich spüre ich, wie sich meine Krallen aus den Fingern und Zehen schieben. Die zusätzlichen Wirbel sich einfügen, mein Hals länger wird. Dann verschwimmt meine Sicht... durchhalten... es wird wieder klar... ich spüre meinen Schwanz, die Hörner, die meine Kopfbewegungen leicht beeinflussen durch ihr Gewicht. Mit einer Kopfdrehung sehe ich durch eine große, offene Falte in der Folie meinen Rücken mit den immer noch straff gefesselten Armen, den Hogtie, aber auch meine Tatzen, die Schuppen - und keine Schwingen. Dort, wo sie normalerweise aus meinen Schultern wachsen, ist ein einfacher, glatter Schuppenpanzer wie am Rest des Rückens.

Erleichtert seufzend lege ich den Kopf auf den Boden und beruhige mich erstmal. Es hat tatsächlich funktioniert, ich bin ein Drachenanthro - ohne Schwingen. Ist das Geil! Und es ist nicht nur Einbildung, dass mir gleich wärmer ist. Als Drache bin ich wesentlich kältetoleranter, mein Körper produziert viel mehr Wärme wenn ich es brauche, ich spüre zwar immer noch, dass es kühl ist, aber ich friere nicht mehr. Ein Problem weniger. Nur die Fesseln werde ich nicht los, so leicht könnte ich sie ohnehin nicht zerfetzen mit meinen runden Krallen, aber schon beim ersten Versuch in die Seile zu stechen stoße ich auf eine Seele aus Stahldraht... Dieses kleine Arschloch hat mich mit umwebten Stahlseilen gefesselt... Zum Glück sitzen die ein klein wenig lockerer jetzt als Anthro, es fühlt sich zumindestens etwas weniger straff an.

Scheiße, befreien kann ich mich also nicht. Aber weil ich jetzt auch nicht mehr friere, kann ich versuchen, mich soweit es geht zu entspannen. Und stelle mir vor, wie ich den Arsch morgen überraschen und zurichten werde. - Nur schnell muss ich sein, damit ich ihn wirklich überraschen kann, sonst werde ich seiner Kampfkraft schnell unterliegen. Schon alleine, weil ich die ganze Zeit gefesselt war und dementsprechend Arme und Beine noch steif sein werden.

Darüber falle ich dann tatsächlich in einen leichten Schlaf. Nur dass mich irgendwann wieder die straffe Fesselung einholt und mir immer wieder Schultern, Arme und Handgelenke besonders Schmerzen bereiten.

Endlich wird es im Osten heller, ich kann kaum erwarten, dass die Sonne hochkommt, denn langsam wird mir jetzt doch auch als Anthro etwas kühl. Dummerweise zieht es jetzt aus Westen schnell zu, der Himmel wird grau.

Und ich muss mich weiter gedulden. Ich habe zwar immer wieder an den Seilen gezuppelt, aber ich habe mit meinen Krallen definitiv keine Chance, die Drahtseile zu durchtrennen. Zum millionsten Mal schwöre ich mir, dass Kyrrah mir das büßen wird.

Es ist sicher schon fast 9, als ich die Geräusche von Kyrrah vernehme. Eilig hat er es nicht...

Aber ich will ihn ja überraschen, also schnell zum Menschen zurück. Das gelingt, aber die Schmerzen in den Armen und Schultern sind jetzt kaum noch zu ertragen. Dazu Schmerzen in den Knien, die ich ja auch die ganze Zeit nicht bewegen konnte. Insgesamt bin ich ein Wrack, jedenfalls fühle ich mich so.

Endlich erscheint er wieder auf der Wiese und kommt gemütlich auf mich zu, springt schließlich über den Bach und betrachtet mich grinsend.

„Na, wie ist Dir die Nacht bekommen?"

Ich grunze nur wütend und drehe den Kopf weg.

„Hast mir ja gestern noch lange hinterher geheult... - Kann aber nicht so schlimm gewesen sein - Du lebst ja noch." -

Ich höre fast sein selbstzufriedenes Grinsen in seiner Stimme. Nur mühsam unterdrücke ich meine wachsende Wut. Ja ich lebe noch - aber das habe ich Dir nicht zu verdanken...

Ich höre und spüre, wie er neben mich tritt und die Rettungsfolie von mir zieht - ohhh ist das kalt... ohne die Folie wäre ich als Mensch mit Sicherheit irgendwann erfroren - soll ja nicht so schlimm sein, irgendwann spürt man die Kälte nicht mehr, fühlt sich angenehm warm und wird dann unendlich müde um dann in den Schlaf zu fallen aus dem man nicht mehr erwacht.

Er hockt sich neben mich und beginnt mich endlich von diesen verdammten Fesseln zu befreien. Zuerst die Verbindung zwischen Hand- und Fußgelenken, er hält meine Füße aber fest und macht dann diese Fessel los. Langsam, mit mühsam unterdrückten Stöhnen mache ich meine Beine gerade, oh... tut das weh - aber auch gut, denn endlich kommt das Blut wieder in Bewegung.

Dann macht er erst die Handgelenke los, danach die Fesseln an den Ellenbogen. Jetzt kann ich das Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Scheiße tut das weh, als ich meine Arme langsam von meinem Rücken herabgleiten lasse. Endlich kann ich meine Schultern entspannen. Jede Bewegung schmerzt... Eigentlich wollte ich mich sofort wandeln, aufspringen und ihm meine Krallen in die Brust schlagen - aber ich kann nicht. Es dauert fast eine halbe Stunde, bis ich mit kleinen Bewegungen meine Glieder langsam wieder beweglich gemacht habe. Ansonsten bleibe ich aber weitgehend regungslos liegen.

Er war gleich aufgestanden und hat sich etwas zurück gezogen, wohl zur Sicherheit - jetzt streift er gelangweilt am Bach herum und wartet darauf, dass ich wieder in Gang komme. Wenigstens hält er das Maul und lässt mir die Zeit, meine Gelenke und Muskeln wieder beweglich zu bekommen.

Langsam stemme ich mich hoch... Oh scheiße... meine Muskeln tun immer noch weh, obwohl ich die meiste Zeit als Anthro zugebracht habe - das überträgt sich leider auch auf meinen menschlichen Körper.

Auf allen Vieren wandele ich mich wieder zum Anthro. Der Versuchung, direkt zu einem Feral zu werden, kann ich gerade noch widerstehen. Ich will ihm einige blutige Schrammen verpassen, aber nicht gleich umbringen, trotz allem nicht. Denn auch wenn ich meinen Anthrokörper inzwischen halbwegs beherrsche, muss das noch lange nicht für einen riesigen Feral gelten.

Die Nebenwirkungen der Wandlung schwinden wieder, mein Blick wird wieder klar. Sofort spüre ich jetzt auch wieder meine Schwingen - meine Flugmuskeln und die Gelenke der Flugarme sind das einzige, was mir jetzt uneingeschränkt und schmerzfrei gehorcht - Arme und Beine noch nicht, auch wenn es etwas besser geht, wie als Mensch.

Mit einem wütenden Knurren wegen der Schmerzen, stehe ich auf. Mit Zorn im Bauch starre ich Kyrrah an - aber ich verzichte auf einen Angriff. Er ist aufmerksam und erwartet offensichtlich einen Angriff von mir - so bin ich absolut chancenlos, er ist der bessere Kämpfer und meine Muskeln spielen noch nicht so mit, wie ich es bräuchte. - Na gut, dann muss ich meinen Zorn eben runterschlucken, ich bin nicht so blöd, in einen aussichtslosen Kampf zu gehen und mich willentlich von ihm verletzen lassen.

Ohne ihn direkt anzusehen - natürlich habe ich ihn trotzdem genau im Blick - will ich an ihm vorbeigehen und mich auf den Weg nach Hause machen. Heute werde ich definitiv nichts mehr trainieren.

Aber wieder muss ich sein triumphierendes Grinsen ertragen.

„Na, jetzt doch ein Drache? Warum nicht gleich so?" -

Es reicht... Ich reiße mich mühsam zusammen, trotzdem kann ich ein kurzes Zucken meiner Arme nicht verhindern, vermeide aber dennoch einen aktiven Angriff. Aber ich brülle ihn wütend an, dass selbst ein Löwe seinen Schwanz einziehen würde. Hallo... so ein Drache kann schon sehr bedrohlich klingen.

Eigentlich will ich weitergehen, aber mein Zornesausbruch hat Kyrrah in volle Kampfbereitschaft versetzt. Mit einem ähnlichen Brüllen - das aber weniger bedrohlich klingt, als meines eben - springt er auf mich zu, schleudert mich herum, mit der Brust gegen einen Baumstamm, dass mir die Luft aus den Luftsäcken getrieben wird. Noch ehe ich wieder Luft holen kann, spüre ich schon die Stichkralle seines rechten Fußes tief in meine Wade eindringen. Gleich darauf bohren sich die Krallen seiner linken Hand in meine Schulter - nicht weit weg von meiner Halsschlagader... Und um das Maß voll zu machen, muss ich meinen Kopf weit zurücklegen, damit die Dornenklingen seines rechten Armes nicht meine Kehle durchbohren.

Ein weiterer Schub unbändiger Wut durchzuckt mich - aber der Schmerz in meiner Kehle mahnt mich, sehr vorsichtig zu sein... eine falsche Bewegung und seine Dornenklingen stecken tief in meinen Kopf... - Sofort setzt meine Vernunft ein und lässt mich geradezu erstarren. Die Hände lege ich langsam in seinem Blickfeld auf den Stamm, damit er sich nicht weiter bedroht sieht.

Oh... Du Arsch... ich möchte Dich... - Scheiße.

Er faucht mir heiser ins Ohr.

„Versuche es nicht, Du Anfänger. Ich treibe es Dir schon aus, mich so verächtlich zu behandeln... Nochmal wirst Du es nicht wagen, mich wie einen dummen Jungen hinzustellen, mich als Drache durch Deine Wandlung zum Menschen so zu missachten, obwohl ich Dir kurz vorher gezeigt habe, dass ich Dich leicht dominieren kann. Nochmal wirst Du Deinen Lehrer nicht so selbstherrlich übertrumpfen und ihm anschließend so arrogant zeigen, dass Du uns Drachen verachtest und keiner sein willst..." -

Das ist es also... er ist frustriert, dass ich mir selber das Fliegen beigebracht habe, fühlt sich zurückgesetzt von mir, weil ich ihm so gezeigt habe, dass ich ihn eigentlich nicht brauche - und glaubt, dass ich ihn als Drache verachte, weil ich mich - aus seiner Sicht bei jeder Gelegenheit - zum Menschen wandle... Was für ein unlogischer Unsinn... der spinnt doch.

Ich schließe meine Augen in wütender Frustration. Aber irgendwie hat er auch Recht - wozu bin ich eigentlich ein Drache, wenn ich diesem Arschloch so hilflos ausgeliefert bin, als wäre ich ein Mensch. Das brauche ich wirklich nicht. Schluss mit diesem Scheiß... ich habe keinen Bock mehr. Scheiß auf Drache - die können mich kreuzweise.

„Na, was jetzt...?" -

Seine Stimme klingt so scheiße siegessicher, dass ich am liebsten meinen Tod riskieren würde, nur um meine Krallen in seine Augen zu treiben... aber ich zwinge mich zur Ruhe, denn er hat ja gesiegt, er hat mich gnadenlos gepinnt, wie einen Schmetterling in einer Sammlung förmlich aufgespießt.

„Ich gebe auf." -

Heiser geflüstert... und eigentlich Quatsch, da ich ihn ja nicht mal angegriffen habe.

„Kein Angriff mehr?" -

„Kein Angriff. Du bist stärker, ich unterwerfe mich."-

Du kannst mich mal, Dir unterwerfe ich mich nicht... Aber ich muss erstmal aus Deinem tödlichen Griff rauskommen...

„Bewege Dich nicht..." -

Ein wütendes Grunzen muss ihm als Bestätigung reichen, aber ich rühre mich nicht.

Als erstes zieht er seine Fußkralle aus meiner Wade. Fast habe ich das Gefühl, dass er es besonders schmerzhaft macht, aber vermutlich ist es nicht absichtlich. - Aber es tut halt weh, was mich wieder Grunzen lässt.

Dann die Krallen in meiner Schulter - hier ist er schon vorsichtiger... Er weiß, dass er viel zu erklären hätte, wenn ich hier mit zerfetzter Halsschlagader liege. Zuletzt senkt er seinen Arm und nimmt damit seine Dornenklingen von meiner Kehle. Ich bleibe noch einen Moment so stehen, bis ich eindeutig höre, dass er ein paar Schritte zurücktritt - noch habe ich meine Augen geschlossen.

Erstmal tief durchatmen, dann senke ich wieder meinen Kopf in normale Lage. Langsam stelle ich mich normal hin und drehe mich ein Stück zur Seite. Vor Wut und Adrenalin zittere ich leicht... Ich öffne die Augen, Kyrrah steht einige Schritte links hinter mir, vor mir ist freie Bahn über die Wiese...

„Was jetzt...?" -

Was für eine blöde Frage... Dich anspringen und töten natürlich...

„Nach Hause." knurre ich meine Antwort. -

„Dann los." -

Er tritt noch ein wenig weiter zurück in Erwartung, dass ich an ihm vorbeigehe. Weit genug, dass er mich nicht erreichen kann, ehe ich in der Luft bin...

Mein Körper steckt so voller Adrenalin, dass ich fast das Gefühl habe, gleich zu explodieren - gut, das wird mir helfen. - Seiner Aufforderung folgend, sprinte ich ansatzlos in Richtung Wiese los. Fünf Schritte, dann meine Schwingen ausbreiten...

„Was... Tan'Náh..." -

Es klingt verwundert, er hat noch nicht reagiert, war sicher auf einen weiteren Angriff gefasst, aber nicht auf eine spontane Flucht. Drei Schritte weiter bin ich schnell genug und springe mit dem ersten Schwingenschlag.

„Hey... mach keinen Quatsch..." -

Jetzt höre ich seine ersten Schritte, direkt starten kann er nicht, er steht zwischen den Bäumen. -

Ich bin nach zwei schnellen Schwüngen jetzt hoch genug und kann anfangen, voll durch zu ziehen. Noch sehe ich zu, schnell zu steigen, mein Vortrieb ist gering - aber trotzdem wird er große Probleme haben, an mir dran zu bleiben.

„Tan'Náh, lass den Scheiß! Bleib hier!"

Du mich auch. Schrei ruhig, gestern hast Du auch nicht reagiert.

Schon habe ich halb die Wiese überquert und bin höher als die Baumwipfel... erst jetzt startet Kyrrah und versucht krampfhaft mir zu folgen.

Denkste... hier bin ich im Vorteil. Trotzdem lege ich noch ein wenig mehr Kraft in meine Schwünge und steige schnell weiter, gleichzeitig nehme ich Fahrt auf. So hoch war ich bisher noch nicht... was auch bedeutet, dass ich zu sehen bin - die nächste Siedlung ist nicht so weit weg... Auch deshalb will ich so schnell es geht in die Wolken.

Kyrrah rudert verzweifelt hinter mir her, fällt aber immer weiter zurück, er ist zwar jetzt etwa so schnell wie ich, aber er steigt dabei kaum, so wächst mein Vorsprung vor allem in der Vertikalen.

„Tan'Náh... bitte... es tut mir leid... komm zurück... mach keinen Scheiß..." -

Ich mach keinen Scheiß, ich will nur weg hier. Und Dir glaube ich ohnehin kein Wort mehr... Macht ihr euer Ding alleine und lasst mich damit in Ruhe. Ich will von Drachen nichts mehr hören und sehen - auch wenn es gerade der Drache in mir ist, der mir meine Flucht jetzt ermöglicht.

Nur wohin... nach Hause? - Das werden sie erwarten. Trotzdem schwenke ich auf einen eher nordöstlichen Kurs, der diese Richtung vermuten lässt. Wenn ich erstmal in den Wolken bin... - Moment, die haben doch von meinen Tarnfähigkeiten gefaselt... jetzt bin ich ein dunkler Schatten vor den hellgrauen Wolken, aber wenn ich mich an die Farbe der Wolken anpasse...

Ohne das Fliegen zu vernachlässigen, suche ich mir einen Fleck aus, der aussieht, wie fast der gesamte Himmel. Und stelle mir nebenbei vor, genauso auszusehen. - Ich suche Kyrrah, der ein ganzes Ende unter mir fliegt, in etwa in die gleiche Richtung. Aber er macht jetzt den Eindruck, etwas am Himmel zu suchen. - Ein schneller Blick zeigt mir, dass meine Schuppen jetzt in einer eigenartig hellen Farbe reflektieren. Von weiter weg sieht das vermutlich hellgrau aus.

Aber weiter, so schnell wie möglich weiter nach oben in die Wolken, bald fliegt Kyrrah tief unten schon voraus, er hat mich schon jetzt aus dem Blick verloren. Kurz darauf wird es nebelig um mich, ich bin in den Wolken. Noch ein wenig höher... zum Glück bin ich höhentauglich und fühle mich sogar sicher und geborgen hier oben, als würde ich auf einem Berg stehen.

Kyrrah gibt die Verfolgung auf, er wendet und fliegt so schnell er kann zurück. Offensichtlich will er jetzt zu Josef um mit ihm gemeinsam zu meiner Wohnung zu fahren und mich dort abfangen. Denkste, ich komme nicht mehr zurück. Damit ist Schluss, ich habe keinen Bock mehr auf den ganzen Mist, ihr seht mich nicht wieder. Und so leicht lasse ich mich nicht einfangen, zumal ich vermute, dass er mich töten wird, wenn ich mich endgültig verabschieden will. Ich glaube nicht, dass die Drachen einen wie mich unkontrolliert frei herumlaufen lassen...

Ich werde irgendwo anders hingehen müssen. Weit weg von hier, vielleicht Afrika, Asien - mal sehen. Irgendein Gebiet, wo ich notfalls genug Wild finde um wenigstens als Drache überleben zu können - auch wenn das zutiefst unlogisch scheint, weil ich ja keiner mehr sein will. - Egal, ich bin nun mal einer... Aber ich will noch ein wenig mitnehmen - Kleidung, etwas Geld habe ich ja auch noch, für den Anfang wird es reichen müssen. Also Kehrtwende - ich folge Kyrrah hier oben in der Deckung der Wolken und beobachte mal, was da so abgeht. Wenn ich richtig liege, habe ich bald freie Bahn und kann einpacken, was ich brauche, bevor ich mich in Richtung Süden oder Südosten absetze.

Ich liege schon mal richtig damit, dass Kyrrah zu Josef fliegt. Er landet direkt vor Josefs Haus und stürmt praktisch hinein. Mit ruhigen Schwüngen ziehe ich hier in den Wolken meine Kreise und warte ab, zum Glück ist die Luft ruhig heute. Lange dauert es nicht, dann läuft Kyrrah zu seinem Haus und verschwindet darin. Mir ist klar, dass ich jetzt ein wenig warten muss, aber schon eine Viertelstunde später kommt er in seiner menschlichen Gestalt in der grünen Forst-'Uniform' wieder heraus und läuft zum Wagen. Nur wenig später kommt auch Josef aus seinem Haus, steigt ebenfalls in das Auto und die beiden brausen regelrecht davon.

Eine Zeitlang folge ich ihnen noch... ja, ich denke sie fahren wirklich in Richtung meiner Wohnung - als sie auf die Autobahn auffahren, drehe ich um, selbst wenn sie jetzt direkt umkehren, werde ich noch genug Zeit haben, die wichtigsten Sachen einzupacken.

Ich lege einen ordentlichen Schlag zu, achte wieder auf meine Tarnung und gehe in einen schnellen Sinkflug, der meine Geschwindigkeit noch weiter erhöht.

Vorsicht... nicht zu schnell werden, vor allem rechtzeitig abfangen... - aber mir gelingt eine recht gute Landung direkt vor meiner Wohnung in dem dritten Haus hier.

Ich gebe die Tarnung auf und fasse die Tür an... sie ist nicht abgeschlossen, also schnell rein, meine Sachen packen. Die persönlichen Dinge wie Geldbörse und der sonstige Kleinkram sind schnell in dem flugtauglichen Rucksack verstaut, den ich von Josef bekommen habe. Dazu etwas Unterwäsche, T-Shirts, Hemd, eine Jeans und leichte Schuhe. Das Waschzeug muss noch mit - aber das muss dann erstmal reichen um als Mensch nicht allzusehr aufzufallen. Achso, die leichte Regenjacke vielleicht noch - dann sieht es nicht so eigenartig aus, wenn das Wetter etwas schlechter wird.

Schnell noch einen Blick, mehr brauche ich nicht - dann schnell los. Bloß weg hier, ich hab genug von dem Laden.

Abgelenkt damit, den Rucksack zwischen meinen Schwingen zu befestigen, gehe ich zum Ausgang und stehe plötzlich ein paar Schritte von einem fremden Drachen entfernt, der mir die Tür nach draußen versperrt...

Instinktiv ducke ich mich, gehe in eine Art Verteidigungshaltung. Aber auf mein halb erschrecktes, halb wütendes Knurren breitet der dunkelgrüne Anthro mit den dunkelbraunen Bauchschuppen seine Schwingen etwas aus und hebt die Hände - er macht auf mich irgendwie den Eindruck, mich nicht wirklich aufhalten zu wollen...

Ich knurre ihn an.

„Noch einer? Wer bist Du jetzt?" -

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, das ungewöhnlich schlank und glatt wirkt.

„Keine Sorge. Ich habe nicht vor, ein attraktives Männchen anzugreifen... Mit Dir würde ich lieber ein wenig turteln... Ich bin T'Irrh, wenn Du möchtest darfst Du mich aber auch Angelika nennen." -

Er ist eine Sie..., daher die weicheren Formen ihres Körpers. Sie ist also die Partnerin von Josef und ich beginne schon zu verstehen, warum er mit ihr zusammen ist. - Und eigentlich hätte es mir auch auffallen müssen, dass sie ein Weibchen ist, alleine schon ihr Geruch - aber ich bin mit meiner Flucht wohl zu sehr abgelenkt.

Nun habe ich aber das Problem, wie ich an ihr vorbei komme - ich erinnere mich deutlich daran, dass Josef davon sprach, dass sie besser kämpft als Kyrrah - und dem bin ich schon unterlegen... - Nachdenklich betrachte ich sie - und da ich sie sehr offen mustere, merkt sie das natürlich auch - und scheint mein Interesse zu genießen.

Mit ihren überwiegend dunkelgrünen Schuppen, dazu die tiefbraunen Bauchschuppen und der braunen Musterung wäre sie im Wald gut getarnt, damit erklärt sich nebenbei auch ihr Name.

Tja, mit ihr habe ich ja keinen Streit, also sollte ich höflich sein.

„Entschuldige, dass ich so kurz angebunden bin und Dich doch so neugierig anstarre. Ihr nennt mich Tan'Náh, wie Du sicher weißt. Oder Ralf - als Mensch. - Naja... und Du bist die erste Drachin, die ich treffe und ich bin trotz allem immer noch hetero." -

Was fasel ich da für einen Stuss... Aber sie lächelt und nickt.

„Ja ich weiß. Josef hat mir von Dir erzählt - und mich vorhin gebeten, hier zu bleiben und zu versuchen, Dich davon zu überzeugen, bei uns zu bleiben." -

„Er wusste, dass ich hierher komme? - Hier zu bleiben habe ich kein Interesse mehr, ich bin fertig mit den Drachen und dem ganzen Quatsch. Wirst Du mich mit Gewalt hindern, zu gehen? Josef sprach davon, dass Dir das wohl mühelos gelingen würde..." -

„Nein. Er bat mich, dich gehen zu lassen, wenn ich Dich nicht mit Argumenten überzeugen kann. Ich habe außerdem beschlossen, Dir zu helfen, so gut ich kann - auch wenn ich mich damit ein wenig gegen meinen Partner stelle."

Sie kommt mit geradezu elegant weichen Bewegungen die paar Schritte zu mir. Ich muss mich bemühen, nicht in ihren wunderschön grünen Augen zu versinken. Dazu ihr Duft, der mich verwirrt - anziehend, aber nicht wirklich erregend, irgendetwas bekanntes ist darin, das mich stört... Wieder registriert sie meine Reaktionen und lächelt.

„Lass Dich nicht von mir beeinflussen, so gut sieht so eine Drachin doch gar nicht aus."

Sie nestelt eine kleine Tasche von ihrem Handgelenk und gibt sie mir.

„Etwas Hilfestellung für die erste Zeit. 2.000 in Bar und eine Guthabenkarte mit 15.000. Die beiden wissen davon nichts, Du kannst die Karte also unbesorgt benutzen, ich werde Dich nicht darüber verfolgen. Das Geld kommt übrigens von mir, auch das werden sie nicht erfahren." -

„Ich kann doch nicht einfach Geld von Dir nehmen und verschwinden." -

„Doch, das kannst Du. Ich kann es verschmerzen - und ich weiß ein wenig, wie Du Dich fühlst in diesem Körper - Josef sprach davon. Auch ich bin nicht immer glücklich damit." -

„Fühlst Du auch nichts durch Deine Schuppen?" -

Sie schüttelt leicht den Kopf.

„Das ist es bei mir nicht - aber sieh mich doch mal richtig an. Mit den Augen eines Menschen meine ich."

Unerwartet für mich, schrumpfen ihre Schwingen und ihr Schwanz, ihre Schuppen ziehen sich zurück, der Kopf wird menschlich und aus Schuppen werden Haare... Sie wandelt sich zum Menschen, direkt vor mir, fast auf Körperkontakt... - Sie verwirrt mich mit ihrer scheinbaren Unbekümmertheit - auch wenn ich gerade ein Drache bin - aber was ich zu sehen bekomme ist eine ausgesprochen hübsche und wohlgeformte junge Frau von vielleicht 25 Jahren, die natürlich völlig nackt vor mir steht und fast hilflos mit den Schultern zuckt. - Die junge Frau, die ich schon kurz auf dem Monitor bei Josef gesehen habe, da natürlich nicht nackt...

„Sieh mich doch an..." -

Etwas, das sie mir eigentlich nicht sagen muss... Oh shit... ich bin noch viel zu sehr Mensch, um nicht hinsehen zu müssen... - und doch begehre ich sie nicht, irgendwas stört...

„Äh... ja... Hrrmmm... entschuldige, aber ich habe im Moment Schwierigkeiten Deine Augen zu finden..." -

Sie versteht meinen Scherz, kichernd kommt sie noch etwas näher, legt ihre Hand unter mein Kinn und hebt meinen Kopf etwas.

„Hier oben..." -

Ja da sind sie, die auch jetzt sagenhaft grünen Augen in dem mir vom Videogespräch schon bekannten, hübschen Gesicht, eingerahmt von der dunkelblonden Mähne...

Auch sie scheint eine gewisse Erregung zu spüren... Ihre Nippel wirken bretthart, als sie leicht über meine Brustplatten gleiten - Heilige Lebenskraft... wenn ich das jetzt auch noch spüren könnte und nicht nur sehen...

T'Irrh tritt wieder zwei Schritte zurück und kurz darauf steht wieder die dunkelgrüne Drachin vor mir. - Aus den Augen eines Menschen ist das bedauerlich, denn auch wenn ich eine Drachin durchaus attraktiv finde, fehlen im direkten Vergleich doch ein paar Schlüsselreize. Aber das gilt für die Augen und Nüstern eines Drachen ganz und gar nicht, wie ich mir überrascht eingestehen muss. Unsere erotischen Schlüsselreize liegen eben etwas anders. - Wieso denke ich jetzt eigentlich bei 'Drachen' mit 'Wir'...?

Sie seufzt.

„Wenn Du als Frau mit Dir und Deinem Aussehen eigentlich ganz zufrieden bist - und dann in einen so maskulinen Körper, wie den einer Drachin gezwungen wirst, dann zweifelst Du manchmal auch ein wenig. So gerne ich sonst eigentlich eine Drachin bin. - Wobei ich fürchte, das wird später als Feral sogar noch schlimmer." -

„Ah, das meinst Du. Keine Frage, eine so ausgesprochen attraktive junge Frau - noch dazu auf Hautkontaktnähe... da laufen die männlichen Hormone sogar bei einem Drrékh noch Amok, wie Du ja sicher bemerkt hast. - Dann übergangslos die Drachin... - auf einen Menschen wirkt das ernüchternd, das muss ich zugeben, auch wenn Du auf viele Menschen dennoch anziehend wirken wirst. Auf Drrékh sowieso...

Aus der Sicht eines Drachen jedoch... - ich weiß nicht woher, aber ich sehe Dich jetzt gerade mehr wie ein Drache. Und die finden den Körper eines Menschenweibchen irgendwie merkwürdig überladen." -

Sie sieht mich fragend an.

„Bist Du sicher?" -

„Wie gesagt, ich weiß nicht woher ich das weiß, aber ja, ich bin mir da sicher, wie ein Drachenmännchen ein Weibchen sieht. Sowohl als Anthro, wie als Feral.

Deine Körperformen und sogar Deine Schuppen sind eleganter, teilweise runder und in den Formen weicher, als die eines Männchens, für uns deutlich - und anziehend. Auch als Drachin hast Du breitere Hüften und eine schlankere Taille als wir Männchen, nicht so deutlich wie bei den Menschen, aber vorhanden - breite Hüften bedeuten ein leichtes Eierlegen, größere Eier, somit stärkere Nestlinge.

Ja, zugegeben, die Brüste fehlen, Drachen säugen ihre Nestlinge ja nicht, aber die Formen eurer Flugmuskeln haben eine ebenso wichtige Wirkung auf uns. Kräftige Muskeln bedeuten ein starkes Weibchen und das ist attraktiv für uns. Und Deine sind ausgesprochen attraktiv...

Und deine Schuppenfarben wirken unscheinbar, Deine Schuppen sind fast Matt, dazu noch die Musterung... eine hervorragende Tarnung, die Dich im Wald oder dichten Gehölzen praktisch unsichtbar machen - perfekt für ein brütendes Weibchen und somit sehr anziehend für uns.

Und dann noch der Geruch. Dein Duft fesselt mich - ich wollte schon lange wieder fort sein - und nun stehe ich hier und berausche mich an Deiner Nähe... -

Nein, mache Dir keine Gedanken über Dein Aussehen T'Irrh. Ich empfinde mit meiner menschlichen Sichtweise ja auch Kyrrah als recht attraktiv, auch wenn er ein Männchen ist - aber jetzt, wo ich Dich kennenlernen durfte... Du bist sehr hübsch und anziehend, auch als Drachin auch für einen Menschen - für einen Drachen sowieso. Der schlanke Kopf, die geschwungenen Hörner, die zierlichen Ohrfinnen und die große Kopffinne... die weichen und doch akzentuierten Formen Deines Gesichts, die herrlichen grünleuchtenden Augen... - muss ich noch mehr sagen?" -

Sie schüttelt den Kopf, kommt wieder zu mir und legt mir ihre Hände an die Wangen. Dann spüre ich ihre Lippen auf meinen, ihre Zunge sucht und findet den Weg zu meiner...

Nach dem überraschend langen und liebevollen Kuss, blickt sie mir tief in die Augen.

„Danke Tan'Náh. Du bist der erste, der mit mir mal ohne zuviel Hormone im Blut darüber sprechen konnte. Eigentlich Schade... Naja, ich war immer der Meinung, Josef ist zu voreingenommen, aber offensichtlich habe ich ein wenig Attraktivität mit herüber retten können." -

„Gerne. - Äh, was ist schade? Dass ich gehen will?" -

„Nein. Schade ist, dass wir beide verwandt sind. Du hast doch auch unseren Familiengeruch wahrgenommen, Bruder..." -

Das war es, was mich bei aller Attraktivität an ihr gestört hat, das was mir an ihrem Geruch bekannt vorgekommen ist, warum sie mir sympathisch ist, ich aber keinen Sex mit ihr haben will - tatsächlich müssen wir sehr nahe verwandt sein...

„Bruder? Wie kann das sein?" -

„Unser Vater hat in seiner menschlichen Form im Laufe der Zeit mit mehreren Menschenfrauen Kinder gehabt und die Drachengene weitergegeben. Wir beiden sind seine jüngsten, bei denen die durchgekommen sind - wir haben noch zwei Schwestern, die sind viel älter, wir sind alle Halbgeschwister, immer andere Mütter. Ich wusste, dass er noch ein Kind hatte, aber nicht, dass Du auch ein Drache bist - und dass wir uns hier jetzt treffen... naja gut, bei Josef als Mentor..." -

Verrückt... da treffe ich hier überraschend auf eine Halbschwester. Das erklärt mir aber auch, wie ich ein Drache sein kann - meine Mutter ist also mal fremdgegangen...

„Du wusstest nicht, dass ich ein Drache bin? Weil ich so spät erwacht bin?" -

„Das kommt noch dazu. Aber nicht bei jedem Kind eines Drachen mit einem Menschen kommen die Drachengene voll durch - wir sind eine Minderheit, vielleicht einmal bei zehn. Unser Vater hat über fünfzig Kinder in dreihundert Jahren gezeugt, davon sind mit Dir jetzt vier Drachen - und Du bist sein jüngstes Kind." -

„Du kennst ihn?" -

„Du wirst ihn auch kennenlernen. Er lebt seit fünfzig Jahren drüben, nimmt aber zu seinen Drachenkindern den Kontakt auf. Leider sind wir noch nicht wirklich eine Familie, da auch unsere Schwestern drüben leben und ich immer wenig Zeit habe, wenn ich mal da bin. Ich hoffe da jetzt ein wenig, mit Dir mehr Kontakt zu haben... etwas später vielleicht." -

„Eigentlich gerne. Aber... entschuldige, ich mag eigentlich nichts mehr mit euch zu tun haben... Oh, entschuldige... ich meine nicht Dich... die Drachen... ach Mist..."

Sie lächelt, offensichtlich hat sie schon verstanden, was ich sagen wollte.

„... Du sagtest, Du hast drüben nur wenig Zeit - kannst Du in die Drachenwelt?" -

„Nur mit Hilfe eines Drachen. Aber ich muss öfter rüber... Wer weiß, vielleicht bist Du in ein paar Jahren mal mein Toröffner..." -

Ich senke den Kopf, ich mag ihr nicht in die Augen blicken...

„Vermutlich wohl nicht... Entschuldige, ich muss jetzt los. Ich habe keine Lust, pausenlos auf der Flucht zu sein, weil Kyrrah mir sofort an den Schuppen klebt." -

Sie legt mir beruhigend die Hände auf die Brust.

„Du hast noch Zeit. Josef hat mir versprochen, sich nicht vor morgen früh auf den Weg zurück zu machen. Vor morgen mittag sind sie also nicht wieder hier. Und Kyrrah wird bei ihm bleiben müssen, weil Josef notfalls leichte Herzprobleme haben wird..." Sie zwinkert.

„Ich will wenigstens noch Deine Wunden etwas behandeln, Kyrrah war nicht sehr rücksichtsvoll und auch bei Drachen können Verletzungen sich entzünden und Dich schwächen. - Und dann solltest Du auch noch etwas essen, Du hattest seit gestern morgen sicher nichts mehr, oder?"

Ich schüttele nur leicht mit dem Kopf und sie weiß auch sofort, dass es meine Antwort auf ihre letzte Frage ist.

„Also bleibst Du noch ein wenig?"

Ich nicke. Irgendwie habe ich das Gefühl, ihr vertrauen zu können - immerhin ist sie meine Schwester. Und selbst, wenn sie mich nur festhalten will, bis die beiden wieder zurück sind, macht sie es auf eine sehr angenehme Weise, denn sie steht immer noch vor mir mit ihren Händen auf meiner Brust. Und immer wieder spüre ich ihre Schnauzenspitze sanft meine berühren. Alleine das nimmt die ganze Spannung aus mir und ich fühle die Müdigkeit.

„Hast Du alles hier, was Du brauchst? - Dann lass uns rüber zu mir gehen. Hier wird Kyrrah rumschnüffeln und schnell merken, dass Du noch hier warst. Aber bei mir wagt er das nicht, er wird also nicht herausfinden, wie lange Du noch bei mir bist." -

T'Irrh greift jetzt meine Hand, zieht mich zur Tür und weiter zu Josefs Haus. Ich folge ihr wortlos, beobachte sie, wie sie vor mir her geht, ihre geschmeidigen Bewegungen, das sanfte Schwingen ihres Schwanzes, elegant und gleichzeitig kraftvoll. - Fast bedauere ich, dass sie meine Schwester ist...

Drinnen nimmt sie mich mit nach oben in den Flügel, wo ich noch nicht war - der private Teil von Josefs Wohnung. Schließlich schiebt sie mich in den letzten Raum, ein Schlafzimmer, das zwar recht schlicht, aber eindeutig weiblich eingerichtet ist.

„Leg Dich schon mal ins Nest, ich hole alles, was ich brauche, um Deine Wunden zu versorgen - die an der Schulter bluten ja immer noch..." -

Ich stehe vor der Schlafkugel, die ähnlich wie meine ist und rieche eindeutig ihren Duft darin.

„Das ist Dein Bett - Nest... ich kann mich doch nicht einfach da rein legen..." -

„Doch, kannst Du. Los jetzt. Mach Dir keine Gedanken wegen dem Blut, das ist schnell wieder weggewischt - ich bevorzuge abwaschbare Materialien. Und Dein Geruch darin wird mir hoffentlich ein paar angenehme Träume schenken..."

Sie gibt mir einen sanften Stoß und ich setze mich auf das weiche Polster.

„Na also. Keine Sorge, hier wird Kyrrah nie reinkommen. Sollte er es je mit Gewalt versuchen, endet er als blutiges Bündel... - Du brauchst nicht so erschreckt schauen. Ich mag ihn ja eigentlich auch, aber er passt nicht in mein Beuteschema und noch entscheide ich, welches Männchen meinem Nest nahekommen darf..." -

Sie zwinkert mir zu und verschwindet kurz im Bad, wo sie etwas sucht. Nach einem Moment kommt sie mit Tüchern, einige davon feucht, und einer Box zurück. Als erstes wischt sie das Blut von meinen Schuppen und drückt mich dann sanft, aber bestimmt zurück, damit ich mich hinlege. Sie lehnt sich dann über mich und beginnt die tiefen Wunden in meiner Schulter zu lecken.

„Warum machst Du das eigentlich?" -

„Das ist wirklich so, dass unser Speichel desinfizierend und blutstillend wirkt. Also nicht nur die Begierde, Dich zu schmecken..." -

Grinsend macht sie weiter.

„Ja - aber überhaupt das alles... Du sagst, Du willst mich gehen lassen, gibst mir eine Menge Geld, versorgst mich hier, willst mich notfalls sogar schützen..." -

„Ach so, das. Eigentlich wollte ich mich völlig heraushalten. Aber nachdem Kyrrah recht kleinlaut berichtet hat, was er mit Dir gemacht hat... - nenn es Mutterinstinkt... ich wollte Dir helfen. Dir die Möglichkeit geben, in Ruhe herauszufinden, wo Du hingehören willst. Na und jetzt, wo ich weiß, dass wir Geschwister sind... -

Ich weiß, dass Du die Ausbildung so schnell haben wolltest, aber Kyrrah empfindet zur Zeit auch einen starken Druck durch den Rat, das macht einen Drachen schnell aggressiv. Zürne ihm nicht zu lange, er wollte Dir nicht schaden. - Wie hast Du als Mensch eigentlich die Nacht so gut überstanden? Es war doch recht kalt..." -

Ein klein wenig aufgedreht scheint sie mir zu sein, so wie sie losredet... Sie nimmt ein paar Sachen aus der Box, die irgendwie nach Arzneimitteln aussehen.

„Es war eisig, trotz der Rettungsdecke, die er mir übergeworfen hatte. Ich glaube, es hat sogar etwas gefroren... In meiner Verzweiflung habe ich einen Weg gefunden." -

„Einen Weg? Du kannst unmöglich aus den Fesseln entkommen sein, ich weiß, dass er Erfahrung damit hat, einen Menschen zu fesseln und ihn dann zu beherrschen. Bisher schien es aber so, dass er diesen Drang gut im Griff hatte." -

„Ich hatte angedeutet, dass er mich fesseln müsste, um Sex mit mir zu haben, das hat ihn wohl gereizt." -

Sie benutzt ein Mittel, das heftig in den Wunden brennt und nimmt dann eine Art Salbe.

„Alles aus Heilpflanzen von drüben..." erklärt sie kurz.

„Suche die Schuld an seinem Ausraster jetzt nicht bei Dir. Bondage im Zuge von erotischen oder sexuellen Spielen ist was anderes, als einen Menschen nackt eine Nacht lang der Kälte auszusetzen, ohne sich um ihn zu kümmern. Als er zugegeben hat, dass er ohne sich um Dich zu sorgen, einen angenehmen Abend vor dem Fernseher verbracht hatte, wäre ich ihm fast ins Gesicht gesprungen. Ich habe ja Verständnis für SM-Spiele, aber das ging zu weit. Immerhin scheint er das aber begriffen zu haben, er wirkte sehr niedergeschlagen. - Aber wie hast Du es so gut überstanden?" -

„Als Anthro." -

„Er hat gesagt, dass er Dich absichtlich so gefesselt hatte, dass Du Dich nicht wandeln konntest..." -

„Richtig. Es ging auch eine ganze Zeit lang nicht. Bis ich nach dem tausendsten Versuch auf die Idee kam, die Schwingen weg zu lassen..." -

„Die Schwingen weg lassen...?" -

Sie unterbricht ihre Pflege meiner Wunden und sieht mich fragend an.

„Ja. Die hinderten mich ja an der Wandlung, weil ich so gefesselt war, dass ich mich verletzt hätte, wenn sie aus meinen Schultern wachsen. Bis ich auf die Idee gekommen bin, mich ohne Schwingen zu wandeln. Ein Drachenanthro ohne Flügel." -

Sie greift an meine Schnauze und drückt meinen Kopf nach unten um mir direkt in die Augen sehen zu können. Und sie wirkt sehr aufgeregt...

„Sag das nochmal!" -

„N Nfoo on ne Füffne... - ch gnn nif ffeffn wnn dn m dn Mn ffuääfft..." -

„Was? Ich verstehe ni... oh, entschuldige!" -

Schnell lässt sie meine Schnauze wieder los.

„Danke, es spricht sich einfacher, wenn Du mir die Schnauze nicht zuhältst. Ja ein Schwingenloser Anthro - so habe ich die Nacht überstanden." -

„Tut mir leid, dass ich so stark reagiert habe. Aber das ist etwas, woran viele Drrékh schon lange üben. Denn hier zwischen den Menschen könnten wir ohne Schwingen viel einfacher auch als Anthros leben. Wir wirken auf die meisten furchterregend, das könnten wir mit menschlicher Kleidung deutlich mindern - nur stören dabei unsere Schwingen." -

„Ja, das klingt logisch. Ihr habt das bisher nicht erreicht?" -

„Nein. Wir wissen, das es geht, es hat schon welche gegeben, die es konnten - aber auch die Drrá'Kin kennen derzeit keinen. - Und Du kannst es?" -

„Ich habe notgedrungen entdeckt, wie es geht. Jedenfalls wie es bei mir geht." -

„Kannst Du es mir zeigen?" -

„Ich versuche es, aber ich kann es nicht versprechen. Vielleicht geht es nur im Notfall..." -

„Bitte..." -

Ich drehe mich auf den Bauch und konzentriere mich darauf, keine Schwingen zu haben, aber ein Anthro zu bleiben. Nicht einfach, denn diesen Weg habe ich ja noch nicht ausprobiert, aber schon beim dritten Versuch habe ich den richtigen Auslöser gefunden. Ein eigenartiges Gefühl, wenn nur die Schwingen sich zurückziehen, alles andere aber bleibt, wie es ist. Aber schon nach einigen Sekunden fehlt jedes Gefühl meiner Flugarme, ebenso wie die jetzt fehlenden Flugmuskeln.

„Scheiße... Du... Du hast keine Schwingen mehr... nur glatter Rücken... - bitte stell Dich mal hin."

Seufzend stehe ich auf und stelle mich vor sie. Jetzt betrachtet sie mich so eingehend, wie ich vorhin sie als Mensch. Ein Gedanke, bei dem ich grinsen muss.

„Entschuldige, ich starre Dich an... - aber... Du bist so... dünn... und..." -

„Ja, es fühlt sich auch eigenartig an. Wie ein Mensch mit Schwanz. - Nur leider spüre ich fast nichts durch meine Schuppen." -

T'Irrh steht auf und schmiegt sich an meine Brust, greift unter meinen Armen durch und streicht mit ihren Händen über meinen Rücken.

„So habe ich noch nie ein Männchen spüren können... eigenartig, aber sehr angenehm. - Und Du spürst nichts davon?" -

„Ich spüre Dich schon. Wenn Du fest genug zufasst, spüre ich auch schwach Dein Streicheln, aber immer wie durch Leder oder so etwas." -

„Ah, so ist das also."

sie beginnt mit einem schnurrenden Knurren, nach einem Moment, den sie sehr offensichtlich genießt, blickt sie mich entschuldigend an - ohne mich loszulassen.

„Entschuldige, ich habe schon Drrékhmännchen umarmt, nicht alle sind unattraktiv... aber ich war noch nie einem so nahe wie Dir jetzt. Und auch wenn Du mein Bruder bist, bekomme ich Lust auf Dich..." -

„Vielleicht sollten wir das besser lassen. Du bist meine Schwester und in einer Partnerschaft mit Josef..." -

Seufzend nickt sie.

„Du hast Recht. Aber ein Männchen ohne Schwingen spüren dürfen..." -

„Ist das denn so etwas besonderes?" -

„Natürlich! Soweit die Drrá'Kin wissen, gibt es seit Jahrhunderten keine mehr, die sich willentlich ohne Schwingen transformieren können. Es gab früher mal eine Familie, in der es viele konnten, aber die Fähigkeit ging verloren. - Kann man das lernen?" -

„Ich weiß nicht, vermutlich kann es nicht jeder, wenn es so selten ist, aber sicher mehr, als nur mich. Ich habe es ja auch nur entdeckt, weil ich dazu gezwungen war. Mich überrascht jetzt mehr, dass ich es praktisch auf Anhieb wieder konnte, aus einer ganz anderen Situation heraus. Damit hätte ich nicht wirklich gerechnet. Na - und als meine Schwester solltest Du es doch eigentlich auch in Dir haben..." -

Sie schiebt mich wieder zu ihrem Nest, wie sie es nennt.

„Das ist logisch, dann werde ich üben. Aber leg dich ruhig wieder hin. Ich muss noch Dein Bein behandeln - und Du bist ziemlich müde, wie ich bemerkt habe. Schlaf ruhig zwei, drei Stunden. Ich verspreche Dir, dass niemand erfahren wird, dass Du hier bist, auch Josef nicht." -

„Aber ich kann doch nicht einfach in Deinem Nest schlafen..." -

„Wie ich schon sagte: Doch kannst Du. Ich möchte es so und nun Schluss mit der Diskussion. Leg Dich hin, lass Dich zu Ende behandeln und dann schlafe ein wenig. Es ist ohnehin sicherer für Dich, im Dunkeln zu fliegen und dann ist es besser, wenn Du ausgeruht bist. Du hast die Zeit, nutze sie entsprechend." -

„Ich könnte sie auch nutzen, einen entsprechenden Vorsprung zu bekommen." -

„Den Kyrrah sicher auch annehmen wird. Starte einfach später, ich werde ihn darin bestärken, dass Du schon Stunden vorher aufgebrochen bist - er wird Dich also sehr viel weiter weg vermuten, als Du tatsächlich bist. - Und wenn Du mir eine Richtung nennst, wo sie mit dem Suchen anfangen sollen um Dich nicht zu finden, werde ich sie schon in die passende Gegend leiten." -

„Ich weiß nicht... ich will weit weg von hier, irgendwo, wo ich als Mensch untertauchen oder als Drache lange unentdeckt leben kann." -

Ich lege mich wieder in die weichen Polster und lasse mich weiter von T'Irrh behandeln.

„Als Drache unbemerkt leben... Da fällt der Süden und Westen schon mal aus. Du bist Flieger, die bevorzugen Gebirge als Reviere. Und von hier aus im Süden... Die Alpen sind zu dicht besiedelt, in Afrika ist es ähnlich oder Du kannst die einsamen Gebirge auch als Drache ziemlich vergessen. Weit im Norden ist es zwar kalt, aber auch wenig besiedelt, da steckt viel Logik drin. - Ich würde mich wohl eher Richtung Osten orientieren. Weit nach Osten. Erste Zwischenstopps vielleicht in der Tatra oder die Karpaten - aber als Ziel das ganze Gebiet um Tibet mit dem Karakorum, dem Pamir, Kunlun, Tianshan, Altai oder Himalaya... Ein großes Gebiet, in dem ein Drache lange unentdeckt leben und immer wieder ausweichen kann. - Oder nach Amerika und dort die ganze Westküstenkette entlang. Auch ein riesiges Gebiet, aber beides ein langer Weg." -

Ich überdenke ihre Vorschläge.

„Norwegen und Schweden... klingt gut. Dünn besiedelt, viel Wild vor allem Rentiere und Elche auch im Winter... Zwar wenig Höhlen, aber es wird sich sicher immer eine leerstehende Hütte finden, in der ich einige Zeit leben kann. Oder ich baue mir selber eine." -

„Da wirst Du also eher nicht hingehen?" -

Ich schüttele leicht den Kopf, meine Gedanken gingen ja ohnehin schon Richtung Osten.

„Gut. Das kann ich Kyrrah gut verkaufen. Du stammst ja aus dem Norden, bist also ein 'Wikinger' und hast eine Neigung zumindest in Richtung Dänemark, wie wir wissen. Schon logisch, dass Du im Norden Zuflucht suchst, also Norwegen - vielleicht auch Island oder Spitzbergen, da gibt es Höhlen oder alte Bergwerke und heiße Quellen." -

Viel verstehe ich nicht mehr von dem, was sie mir noch sagt, das weiche Lager, ihr Duft, der selbst mit der familiären Note sehr angenehm ist und der mich vollständig umgibt... alles entspannt mich so sehr, dass ich langsam weit weg segele... Schon bald bin ich eingeschlafen.

Der Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich fünf Stunden geschlafen habe, es ist kurz vor drei... Ich bin alleine, T'Irrh ist nicht zu sehen oder zu hören - kann ich ihr vertrauen oder hat sie Josef und Kyrrah benachrichtigt? Nee Quatsch, das glaube ich nicht, sie ist meine Schwester und es klang sehr ehrlich, dass sie mir helfen wollte.

Ich stehe auf, da geht schon die Tür auf.

„Ah, Du bist wieder wach. Los, ab unter die Dusche. Die Salbe ist jetzt fest und wirkt wie ein wasserbeständiges Pflaster. Und dann isst Du erstmal was. Ich habe mit Josef gesprochen, sie beobachten Deine Wohnung und hoffen, dass Du nachts dort eintreffen willst, damit Dich niemand bemerken soll." -

„Weiß er, dass ich hier bei Dir bin?" -

„Nein. Aber er weiß, dass ich noch Zeit brauche und die verschafft er uns." -

„Warum macht er das...?" -

„Er hofft natürlich, dass ich Dich überzeugen kann, zu bleiben. Aber er vertraut auch meinem Urteil, wenn ich Dich gehen lasse, wird er das nicht in Frage stellen und vertreten." -

Damit schiebt sie mich sanft, aber bestimmt ins Bad und macht die Tür hinter mir zu. Na gut, ich nutze die Gelegenheit, mich wieder vorzeigbar zu machen. Nach der Rundumerneuerung - jetzt wieder mit meinen Schwingen - betrachte ich meine versorgten Wunden, tatsächlich bildet die Salbe einen elastischen Film, der die noch schwach sichtbaren Einstiche zwischen meinen Schuppen abdeckt.

So versorgt kann ich wohl beruhigt meine Flucht angehen. Zurück im Schlafraum finde ich T'Irrh mit geschlossenen Augen in ihrer Schlafkugel hocken. Aber sie ist hellwach und hat mich mit ihren Sinnen offensichtlich 'beobachtet'.

„Dein Geruch ist dem unseres Vaters sehr ähnlich, deshalb bist Du mir auch sofort irgendwie vertraut gewesen." -

„Irgendwie schade, dass ich ihn nie kennenlernen werde..." -

„Warum wirst Du ihn nicht kennenlernen?" -

„Weil mein Entschluss feststeht, mit Euch Drachen nichts mehr zu tun haben zu wollen. Entschuldige, das geht nicht gegen Dich, aber ich will einfach keine Schuppen mehr sehen, wenn ich erstmal hier weg bin. Schlimm genug, dass ich für die Flucht und um mich verstecken und leben zu können wohl ein Anthro bleiben muss." -

„Möchtest Du, dass ich mich wandele?" -

„Nein, bleib so, Du bist anscheinend ja doch gerne eine Drachin und ich komme auch nur als Drache hier weg, ich hab ja kein Auto hier." -

„Scheiß Konflikt, was? Willst kein Drache sein und musst es doch sein, um keiner sein zu müssen..." -

„Ja... genau... würdest Du mir einen Gefallen tun und mir bitte die Halsschlagadern zerfetzen...?" -

Sie springt auf und fasst mich mit einem entsetzten Blick an den Schultern.

„Tan'Náh! Große Lebenskraft - nein! Schon gar nicht bei meinem Bruder! - Willst Du wirklich sterben?" -

„Nein... eigentlich nicht... aber ich will auch nicht wirklich als Drache irgendwo einsam in der Bergwildnis leben müssen..." -

„Wie wäre es als Drache unter Drachen?" -

„Was meinst Du? - Nein... nein keine Drachen..." -

„Ich meine, dass Du nach drüben gehen könntest. Kein Drrá'Kin wird Dir einen Vorwurf machen, Du könntest an einem warmen, gemütlichen Ort leben und Kontakte zu anderen Drachen haben - wenn und wann Du willst. Sie werden Dich in Ruhe lassen, wenn Du niemanden sehen willst. - Vielleicht mal ein Weibchen, das sich ein wenig an Dir reiben möchte..." -

Ich schüttele den Kopf.

„Nein... nicht bei den Drachen... - die werden mich doch nicht in Ruhe lassen..." -

„Doch, werden sie. Ich arbeite eng mit den Drrá'Kin zusammen und weiß, wie sie ticken. Sie werden Dich natürlich nach Deinen Gründen fragen, aber akzeptieren, wenn Du sagst, aus persönlichen Gründen, oder weil Du keine Drrékh sehen magst und keinen Kontakt mit Drachen wünscht. Sie werden Dich für den Rest Deines Lebens von anderthalb oder vielleicht zweitausend Jahren auch völlig alleine lassen, wenn Du es so willst. Dort gibt es genug ruhige und angenehme Ecken, wo Du Jahrhunderte lang keinen Drachen sehen wirst, solange Du Dein Revier nicht verlässt." -

Oh Scheiße, ja... Jahrhunderte... will ich mich wirklich einige Jahrhunderte im Karakorum oder Himalaya verkriechen? Immer auf der Flucht vor den anderen Drachen und vor allem auch vor den Menschen, die ja mit Sicherheit immer weiter vordringen werden? - Aber andererseits... das hier sind Menschen, die kenne ich so einigermaßen, selbst die Drrékh - aber wenn ich wirklich in diese Welt der Drachen gehe, dann bin ich da mehr oder weniger alleine unter einer mir fremden Spezies - und wer weiß, vielleicht gelten wir Menschengeborene bei ihnen sogar als besonders lecker...

Naja, als Futter werden wir vermutlich wohl nicht gelten, aber sonst... welchen Grund hätten sie, mir Asyl zu gewähren, wo ich doch eigentlich sogar wegen ihnen auf der Flucht bin. T'Irrh sieht mir meine Zweifel wohl deutlich an. Sie legt mir ihre Rechte an die Wange und streicht sanft mit dem Daumen über meine Lippen.

„Ich will Dich nicht überreden zu denen zu gehen, die Du eigentlich meiden willst. Das war auch nicht geplant. Ich hatte nur überlegt, wo Du hingehen könntest und da bin ich eben darauf gekommen, dass sie Dich drüben als letztes suchen werden." -

„Du meinst, die Drrá'Kin werden mich dort frei und ungestört leben lassen? Leben dort noch andere Menschen?" -

„Der Rat wird sicher noch einmal versuchen, Dich zu überzeugen. Aber Du wirst dort in Frieden leben können - abgesehen davon, dass sicher immer wieder Weibchen sich mit Dir paaren werden wollen. -

Menschen leben dort nicht, nur Drachen. Allerdings bevorzugen einige die Form eines Anthros, vorwiegend Drrékh. Wir können dort auch nicht als Menschen überleben, die Umwelt dort ist auf längere Sicht tödlich, nur als Drache - auch als Anthro - ist es sicher. Nicht nur wegen Krankheiten oder Tiere dort, es kommt auch viel mehr UV-Licht am Boden an. Unsere Schuppen schützen uns vollständig, aber als Mensch verbrennst Du praktisch. -

Wenn Du möchtest, begleite ich Dich. Ich bin oft drüben und kann Dir einiges zeigen - und auch ein wenig für Dich sprechen." -

Ich mache es ihr nach und streichele ebenfalls ihre Wange.

„Danke meine Schwester - aber ich glaube, ich bleibe in dieser Welt. Vorerst wenigstens." -

„Natürlich. War auch nur eine Idee. Komm Tan, iss erst mal was und dann überlegen wir, was Du noch brauchen könntest. Du hast noch reichlich Zeit bis es dunkel ist." -

„Tan? - Mein Name wird immer kürzer..." stelle ich grinsend fest. -

„Ja, unter Verwandten und engen Freunden ist es üblich, den Namen stark zu kürzen und ihn auch nicht so getragen auszusprechen, wie sonst in der Sprache üblich. Du bist Tan, ich bin Ti. Zwar geht dabei meistens die Bedeutung verloren, aber das stört keinen. - Kommst Du?" -

„Ah, verstehe. Ja, ich komme, langsam bekomme ich wirklich Hunger." -

Sie züngelt mir kurz über die Nüstern und geht dann vor in einen geräumigen Wohnraum, zwei Räume weiter. Hier ist es gemischt eingerichtet, teils für Drachen, überwiegend aber menschlich und recht modern, wie mir auffällt. Hier im privaten Bereich hat wohl T'Irrh die Federführung in der Einrichtungsgestaltung und sie hat sich deutlich einen jugendlicheren Geschmack bewahrt. Nebenan im Flügel wo auch Gäste empfangen werden und Küche und Esszimmer sind, hat wohl Josef die Einrichtung gewählt. Da ist das eindeutig gesetzter - obwohl... die Küche ist hochmodern.

Hier ist auch ein kleiner Esstisch und der ist reichlich gedeckt. Fleisch in Streifen und dünnen Scheiben, naturbelassen und mit verschiedenen Marinaden. Früchte und so etwas wie Kuchen... Ganz offensichtlich ist es ein unterschied, ob ein Weibchen oder ein Männchen für das Essen sorgt. T'Irrh bietet verschiedenes Fleisch an, etwas Hirsch und Rind aber auch Kaninchen und Geflügel - und Schwein, offenbar eine alte Rasse, denn es ist gut durchwachsen. Und vor allem die verschiedenen Marinaden in denen das meiste Fleisch eingelegt wurde.

„Hau rein, Tan. Dass wir rohes Fleisch besonders mögen, heißt ja nicht, dass man nicht etwas draus machen kann. Ich habe viel mit l gemacht und auch das fette Schweinefleisch genommen, wenn Du heute noch eine längere Strecke fliegst, brauchst Du genug Energie." -

„Es riecht auf jeden Fall schon mal lecker. Aber das alles..." -

Ich setze mich an den Tisch und probiere, was T'Irrh mir reicht.

„Zugegeben, wärst Du nicht mein Bruder, hätte ich Dir das Geld gegeben und Dich fliegen lassen, vielleicht noch etwas zu essen gegeben, aber weiter nicht... obwohl... Du bist wirklich ein stattliches Männchen, wer weiß... - Nein, aber meinem kleinen Bruder helfe ich natürlich, so gut ich es kann." -

„Auch wenn ich mich gegen euch stelle?" -

„Das machst Du doch gar nicht. Oder willst Du Drachen töten? - Na siehst Du. Dass Du nichts mit uns zu tun haben möchtest, kann ich sogar verstehen, Du warst schließlich schon sehr lange ein Mensch." -

„Aber warum hilfst Du mir? Ich meine, Du wolltest es ja schon, bevor Du wusstest, dass ich Dein Bruder bin." -

„Weil ich hoffe, dass Du in ein paar Jahren den Weg zu uns finden wirst. Als mein Bruder hoffe ich das natürlich besonders." -

„Verstehe... wer weiß... aber jetzt nicht." -

„Klar. Verschwinde für eine Weile und überlege Dir, wie es weitergehen soll. Und mache Dir keine Gedanken wegen Geld, ich werde rechtzeitig wieder was auf die Karte laden." -

„Ti, nein. Ich kann doch nicht..." -

Sie hält mir die Schnauze zu.

„Doch. Wir haben ein Konto für so was. Die Drachen bezahlen für das, was Du erleiden musst. Nicht ich. - So musst Du das sehen. Das wird wirklich nicht von meinem Geld sein - aber ich sorge dafür, dass Du Geld hast. Und Du bekommst auch noch ein verschlüsseltes Handy, mit dem Du Kontakt zu mir aufnehmen kannst. Ich werde niemandem sagen, dass ich in Kontakt mit Dir stehe oder wo Du bist, falls ich das irgendwie erfahre. - Das heißt, ich werde den Rat schon informieren, dass der Kontakt zu Dir nicht komplett abgebrochen ist. Wenn ich Trrá'Yrrh darum bitte, wird er es sicher auch vertraulich behandeln." -

„Trrá'Yrrh... Weise Flamme - ein Mitglied des Rates?" -

„Richtig. Er hat viel Einfluss und steht uns Drrékh sehr offen gegenüber. - Ach so, ja. Wenn Du etwas von Tssa'Rán, T'Ssir oder T'Assár hören solltest - das sind Vater und unsere beiden Schwestern." -

„Meinst Du?" -

„Naja, vielleicht. Jedenfalls weißt Du dann, wer das ist." -

Wir essen beide gemütlich noch eine ganze Weile, wobei mein Körper anscheinend instinktiv bevorzugt die fettreicheren Varianten vorzieht. Dabei erfahre ich von Ti nebenbei, was sie eigentlich so macht.

Sie hat einen Job in so etwas wie der Hauptverwaltung aller Unternehmungen der Drrékh. Dort werden, falls notwendig, die Firmen koordiniert, damit keine sinnlose Konkurrenz untereinander entsteht. Ansonsten bleiben die Firmen unabhängig in ihren Entscheidungen. Trotzdem gibt es dort regelmäßig Treffen um Informationen auszutauschen und Aktionen zu besprechen.

Aber ihre Hauptaufgabe liegt in der Steuerung der Berater. Ti ist mit zuständig dafür, dass immer ein geeigneter Berater für Regierungen, Militär oder Firmen rechtzeitig bereit steht und eingesetzt, bzw. auch mal ausgetauscht wird und pausieren kann. Und sie gehört auch zu der kleinen Gruppe derer, die die Informationen an die Drachen weiter leiten und deren Ratschläge und Ansichten zurück an die Berater geben.

Dadurch hat sie häufige und oft auch persönliche Kontakte zu den Drrá'Kin und gehört zu der Gruppe, die besonderes Vertrauen genießen, denn sie hat einen sehr umfassenden Einblick und muss dazu alle Informationen auch noch einmal interpretieren, denn die Drachen wünschen eine weitere Sichtweise dazu.

Umso mehr wundert mich, dass sie mir hilft, denn ich wende mich ja eigentlich gegen die Drachen.

„Quatsch. Du willst mit uns nichts zu tun haben, damit handelst Du ja nicht gegen uns. Und vielleicht lässt Du Dich ja irgendwann doch noch überzeugen, da helfe ich doch gerne und halte den Kontakt." -

„Mit uns, gegen uns... das klingt mir plötzlich irgendwie so absolut... Natürlich möchte ich weiterhin mit Dir was zu tun haben - auch als Drache..." -

Lächelnd streicht sie mir sanft über die Nüstern.

„Siehst Du, deswegen mache ich das. Und keine Sorge, Drachenblut ist stärker als der Hang an meinem Job. Ich gehe lieber putzen, als Dich zu verraten." -

Ich schüttele heftig den Kopf.

„Nein! Riskiere für mich nicht Deinen Job und Deinen Ruf bei den Drachen. Du bist offensichtlich glücklich mit Deiner Tätigkeit. Ich will nicht, dass Du das riskierst, nur um mich zu schützen. Ich danke Dir, dass Du mir hilfst, ich bin Dir wirklich dankbar dafür - aber wenn diese Hilfe für Dich unangenehme Folgen hat, lass es bitte. Ich werde schon klar kommen, wenn irgendwelche Drachen vor mir stehen und was von mir wollen, ich bin schließlich selber einer. Und ich werde auch ohne Geld irgendwie klarkommen, hätte ich sonst ja auch schaffen müssen. - Und notfalls gehe ich zu ihnen." -

Ti kommt zu mir rüber, dreht mich auf dem Stuhl etwas und setzt sich auf meinen Schoß. Dann legt sie ihre Arme um meinen Hals und schließlich sanft ihre Nüstern gegen meine. Deutlich spüre ich, wie die enge Zuneigung zu meiner Schwester in mir wächst - und gleichzeitig ihre geschwisterliche Liebe zu mir. Ganz offensichtlich verbindet Drachenblut wirklich sehr stark.

„Siehst Du - das meine ich. Ich würde alles geben, um Dich von den Drachen fern zu halten - und Du würdest alles auf Dich nehmen, damit ich keine Schwierigkeiten deswegen bekomme." sie kichert. -

„Ti, ernsthaft. Ich will nicht, dass Du wegen mir Probleme bekommst. Lass mich einfach laufen und kümmere dich nicht um mich, ich komme schon irgendwie klar." -

„Ach Tan... nein keine Sorge. Ich werde keine Schwierigkeiten haben, die Drachen wissen schließlich selber, wie sehr unser Blut uns verbindet. Und notfalls wird Vater auch noch ein Wörtchen mitreden." -

„Du sagtest, ihr seid nicht so richtig familiär...?" -

„Drachen sind oft etwas reserviert, auch innerhalb der Familie. Ich bin wohl durch Josef noch sehr menschlich eingestellt, daher empfinde ich noch anders. - Aber er wird seinen Sohn nicht alleine lassen, wenn Du seine Hilfe brauchst. Selbst wenn er nicht versteht, was Dein Problem ist."-

„Naja, die Begegnung wird wohl noch warten müssen..." -

Ti sieht mich etwas traurig an. Ich spüre, wie ihre Zunge über meine Lippen gleitet, sich sanft den Weg in meinen Mund erzwingt, dann zärtlich meine Zunge umschlingt und mit zu sich herüber zieht. Ein langer liebevoller Kuss, eigentlich viel zu liebevoll für Geschwister, aber ich genieße einfach die Nähe, die sie mir jetzt schenkt.

Natürlich weiß auch sie, dass ich heute noch alle hier verlassen will und bald auf solche Zärtlichkeiten verzichten muss - oder will... Gelingt das, was ich will, werde ich nie wieder mit einem Drachen zärtliche Beziehungen haben. Höchstens gelegentlich mal mit einem Menschenweibchen - und dann auch nur als Mensch.

Schließlich steht sie auf und zieht mich mit sich.

„Komm, ich zeige Dir ein paar Tricks, wie Du Dich gegen einen Krieger verteidigen kannst. Und wie Du sie schnell und kompromisslos besiegst. Und anschließend zeige ich Dir noch, wie Du noch energiesparender fliegst." -

Draußen führt sie mir kurz ihren Kampfstil vor - schon 5 Minuten später ist mir klar, warum Kyrrah soviel Respekt vor ihr hat. Sie hat einen extrem harten, kompromisslosen Stil, ist sehr schnell und ihre Krallen sind länger und vor allem schärfer. Auf die Dornenklingen angesprochen, grinst sie nur.

„Bevor er die ausgefahren hat, atmet er schon durch die Kehle...".

Ich sehe sie erschreckt an.

„Nein, das wird nicht geschehen. Er weiß, dass ich stärker und schneller bin und meine Krallen für ihn gefährlich sind. Es wird nie zu einem tödlichen Kampf zwischen uns kommen, bzw. er wird vorher aufgeben. - Oder ich, auch wenn es unwahrscheinlich ist. Du hast heute morgen richtig reagiert, als Du jeden Widerstand aufgegeben hast. - Aber ich zeige Dir jetzt, wie Du ihm beim nächsten Mal zuerst Deine Fangzähne in den Hals schlägst und Deine Krallen einsetzt, denn die sind nicht weniger gefährlich als meine." -

In aller Ruhe zeigt sie mir die besten Abwehrbewegungen und wie ich kompromisslos einen Gegenangriff setze. Sie hätte sogar mit seinen Krallen in der Schulter noch seinen Arm abgewehrt und zugebissen an meiner Stelle.

Das trainiert sie dann mit mir - zum Schluss sitzen selbst bei voller Kampfgeschwindigkeit - natürlich ohne den richtigen Einsatz von Krallen und Zähnen - bei Fünf Übungskämpfen, dreimal meine Fangzähne an ihrer Halsschlagader - die anderen beiden Male hätten meine Krallen tief in ihrer Brust am Halsansatz gesteckt.

„Gut Tan. Wenn Du bei einem echten Kampf so durchziehst, auch bei den Gegentreffern, die ich setzen konnte und Du den Schmerz halbwegs ignorieren kannst - dann wird Dich nicht mal ein Weibchen besiegen können. Und wir kämpfen gnadenloser als ihr Männchen. - Erschreck nicht, wenn sich mal zwei Weibchen um dich prügeln - da fließt ernsthaft Blut, auch wenn es nur darum geht, ein Männchen für sich zu gewinnen..." -

„Hoffentlich nicht anschließend noch meines, weil ich keine der beiden möchte..." -

„Sag es einfach von Anfang an klar und deutlich. Wenn sie sich dann trotzdem noch um Dich streiten, überrascht Du die Siegerin nicht damit, wenn Du sie doch nicht akzeptierst. - Hmm, Du machst mir eigentlich nicht den Eindruck, als würdest Du nur mit Männchen eine Partnerschaft eingehen wollen." -

„Will ich auch nicht. Kyrrah war und ist eine Ausnahme - immerhin war es für mich doch ein sehr erotisches Erlebnis. Aber wirklich zusammenleben möchte ich lieber mit einem Weibchen." -

„Weil er Dich so behandelt hat?" -

„Nein, das ist zwar der Grund, weil ich ihn nicht mehr sehen möchte - aber die Paarung davor war sogar sehr ... naja, erotisch... - aber es ist für mich schon immer die Ausnahme gewesen. Ich bin hetero und ich bleibe es. Trotz der sehr angenehmen Erfahrung mit ihm - vor seinem Ausraster." -

Ti nimmt das kommentarlos so hin und zeigt mir anschließend noch, wie ich mit sehr viel weniger Kraft vorankomme. Bei richtiger Fingerhaltung brauche ich dazu nur die voll wie im Gleitflug ausgebreiteten Schwingen ein wenig auf und ab schwingen um genügend Vortrieb zu bekommen und schnell zu fliegen. - Natürlich nicht nur einfach schwingen, ich muss schon auch etwas Kraft da rein legen, insgesamt aber sehr viel weniger, als ich bisher verbraucht habe. - Nach einigen Übungsrunden lasse ich auch Ti deutlich hinter mir, was sie mit einem zufriedenen Lächeln akzeptiert.

„Du bist eben ein Flieger, in dem Bereich haben wir anderen keine Chance." ist ihr freundlich trockener Kommentar dazu.

„Aber dafür auch so zerbrechlich und schrecklich Dürr gebaut..." die augenzwinkernde Ergänzung.

Was auch nicht verkehrt ist, denn sie ist deutlich kräftiger gebaut, und nur einen Hauch kleiner.

Bald ist es 18h, Ti kommandiert mich wieder in ihre Schlafkugel um noch ein wenig auszuruhen.

...

Mich weckt ein sanfter Kuss.

„Acht Uhr Tan. Es wird dunkel, Du kannst gleich aufbrechen - wenn du möchtest..." -

Ich streichele ihr über die Wange.

„Ach Ti... ich möchte nicht - aber..." -

„Ich weiß." -

Es fällt mir richtig schwer, mich jetzt aus dem Bett zu schwingen, aber ich will immer noch weg, einfach nur weg. Und nichts mehr von Drachen sehen oder hören.

Ti begleitet mich nach unten und hilft mir, den Rucksack zwischen den Schwingen zu befestigen.

„Ich habe das Telefon und das Geld in die Seitentasche gesteckt. Und in der Fronttasche ist etwas Trockenfleisch. Nicht sehr lecker, aber es reicht für zwei oder drei Tage als Notration. - Ach ja. In der Flasche ist eine Kräutertinktur von drüben. Davon ein paar Tropfen morgens und abends in den Bereich Deiner Duftdrüsen hier im Nacken und hier in der Geschlechtsspalte auftragen, dann wird Dein Geruch neutralisiert und kein Drache kann riechen, dass Du in einem Versteck warst. Keine Sorge, es brennt nicht und riecht eigentlich nach nichts. - Und dann noch etwas zur Wundversorgung, falls es notwendig sein sollte - so leicht kannst Du Dich ja nicht verletzen, wenn Du Drachen aus dem Weg gehst." -

„Woher hast Du so eine Tarnkappe?" -

„Die Drrá'Kin bewegen sich gerne unbemerkt, wenn sie hier sind - das kennt also kaum jemand hier. Ich habe aber offiziell Zugang zu allem aus ihrer Welt, also kein Problem."

Sie seufzt und umarmt mich.

„Machs gut, Tan. Ich hoffe, ich höre von Dir... Entschuldige, dass ich nicht mit raus komme, aber so kann ich ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, wohin Du geflogen bist... - außerdem soll mein Bruder als letzten Eindruck nicht seine heulende Schwester sehen... ich meine, für den Fall, dass wir uns nicht mehr..."

sie lässt mich abrupt los und dreht sich weg.

„Raus mit Dir... ehe ich es mir überlege und Dich gewaltsam festhalte." -

Ich streiche ihr im Vorbeigehen mit der Hand über den Rücken und sehe den Schauer, der über ihre Schuppen dabei läuft...

Scheiße... ich will weg - und möchte doch bei meiner Schwester bleiben... aber...

Ziemlich niedergeschlagen trotte ich aus dem Haus, die Tür fällt hinter mir ins Schloss, die kühle Abendluft umfängt mich. Zwei Sekunden brauche ich, um mich voll an die Dunkelheit zu gewöhnen, die Augen eines Drachen können das wesentlich schneller als menschliche.

Fast überdeutlich höre ich Ti die Treppe hochlaufen, schnell hochlaufen... - ich ahne, dass sie sich jetzt in ihr Nest wirft, um noch soviel von meinem Geruch aufzunehmen, wie es geht. Ihre Stimmung kann ich nur vermuten, aber fröhlich wird sie nicht sein.

Ich atme tief durch, meine Entscheidung steht fest. Nach ein paar Schritten breite ich meine Schwingen aus, beschleunige und nach ein paar schnellen Sprintschritten springe ich hoch und starte - oooh... fast wäre es schiefgegangen, ich muss mich besser konzentrieren. Noch fliege ich nicht aus dem Unterbewussten, noch muss ich mich bewusst damit beschäftigen.

Aber nach ein paar weiteren kräftigen Schwüngen bin ich hoch genug, um es etwas lockerer angehen zu lassen, also Kurve und auf meinen Kurs... es ist dunkel genug und ich möchte ebenfalls dunkel sein - meine Schuppen scheinen jetzt gar kein Licht mehr zu reflektieren... ich bin ein Loch in der Dunkelheit - lebe wohl, Schwester. Wer weiß, ob oder wann wir uns wiedersehen...