Selestral 1 - Genros Vermächtnis - Kap 56,57,58

Story by Belenes LeSabre on SoFurry

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Kapitel 56

Plötzlich schrillten Alarmsirenen und die helle Beleuchtung des Schiffsinneren wechselte auf Rot.

„Alarm! Alarm! Wir werden angegriffen. Das ist keine Übung. Ich wiederhole. Wir werden angegriffen, alles auf Gefechtspositionen."

„Verdammt", bellte Chiron. „Das hat uns gerade noch gefehlt."

„Was ist denn los?", rief Sitara, die gerade angerannt kam, aufgeregt.

„Wir werden von irgendjemandem angegriffen", entgegnete der Tigerkater.

„Mist", rief sie, „und jetzt?"

„Komm mit, wir müssen zur Brücke."

Die Beiden rannten was sie konnten, trafen unterwegs auf Apophis und Tarja und betraten gemeinsam die Brücke. Als sich die Tür öffnete, spürte man deutlich die Erschütterung.

„Direkter Treffer an Backbord", sagte Sitral. Sie hatte die Waffenkontrolle übernommen. „Aber kein Grund zur Besorgnis, die Schutzschilde halten stand."

„Wie viele sind es?", fragte Chiron.

Captain Drekal drehte sich um und sah ihn an. „Es sind zehn Kampfschiffe, mit mittelschweren Lasern. Je drei Geschütze pro Flügel."

Die Wölfin war eine beeindruckende Erscheinung und hatte ihre Besatzung allem Anschein nach sehr gut im Griff. Sie musterte kurz Tarja und versuchte sich kurz ein Lächeln abzuringen.

Dann drehte sie sich zu Sitral. „Sind unsere Lasertürme aktiviert?"

„Ja, Captain. Alle Waffensysteme sind vollständig aufgeladen und bereit."

„Sehr gut, dann machen wir denen mal Feuer unter den Hintern."

„Verstanden, Türme warten auf ihren Befehl."

„Feuer!"

Ein weiterer Treffer erschütterte den Kreuzer.

„Das kann ja wohl nicht wahr sein", stöhnte Sitral.

„Wenn die so weiter machen, nehmen die mir noch mein Schiff auseinander", sagte Drekal gepresst.

„Ziel erfasst. Türme 1 und 2 feuern." Man sah smaragdgrüne Strahlen durch den erdnahen Raum zucken, zunächst ihr Ziel suchend, aber dann fündig geworden, erbarmungslos sich durch die Hülle des ersten Kampfschiffes brennend.

„Ziel vernichtet", sagte Sitral beiläufig. „Türme 3 und 7 haben Ziele erfasst und feuern." Diesmal sah man nichts und hörte nur ein leises Brummen und spürte das Vibrieren als die Lasergeneratoren ihre tödliche Kraft entfalteten. Zwei weitere Kampfschiffe der Erdstreitkräfte waren zerstört.

„Türme 1 und 2 sind wieder aufgeladen und feuern. - Ein Schiff wurde durch einen seitlichen Treffer kampfunfähig geschossen, das Zweite trudelt und stürzt Richtung Erdoberfläche."

„Ausgezeichnete Arbeit Leutnant Sitral. Somit sind es nur noch fünf Schiffe im Angriff."

„Nicht mehr lange Captain", frohlockte Sitral. „Türme 3 und 7 sind wieder bereit, haben Ziele erfasst und feuern mit Türmen 4, 5 und 6 in Kombination." Man sah jetzt mehrere Strahlen auf dem riesigen Ausblicksdisplay aufleuchten. Innerhalb kürzester Zeit waren drei der fünf verbliebenen Angreifer zerstört. Die verbliebenen Beiden flogen eine weit ausladende Schleife und formierten sich zum erneuten Angriff. Mehrere kurz hintereinander folgende Blitze durchzuckten den schwarzen Himmel. Der Kreuzer wurde schwer getroffen und von einer gewaltigen Erschütterung erfasst.

„Verdammt! Was war das denn jetzt?", schrie Drekal.

„Keine Ahnung Captain. Aber egal was es auch war, wir wurden getroffen. Die Schilde wurden durchschlagen und wir haben ein Leck in der Außenhülle. Sektion drei auf Ebene zwei ist zerstört. Die Schotten zur Abteilung wurden versiegelt. Der Druck ist stabil."

„WAS? Wie kann das sein? Was sind das für Waffen? Was ist außerdem mit dem Friedensvertrag geschehen?"

„Captain, wenn ich ein Mensch wäre, würde es mich auch nicht gerade begeistern, wenn plötzlich ein Cheritkreuzer vor meiner Tür stünde", sagte Apophis.

„Soll das eine Kritik an unserer Vorgehensweise sein, Kater?" Drekal fletschte die Zähne und legte die Ohren an.

„Mit Nichten. Ich habe nur versucht eine Erklärung für das Vorgehen der Menschen abzugeben. Außerdem habe ich einen Namen und der lautet Apophis."

„Und wenn schon, wen interessiert das?", schnauzte die Wölfin.

„Ich weiß nicht, ob du mich verstanden hast. Versetz dich doch einfach mal in deren Lage oder noch besser, wie würdest du reagieren, wenn plötzlich ein Schiff der Menschen im festridischen Orbit auftauchen würde. Würdest du dann auch sagen, dass es einen Friedensvertrag gibt und dass schon nichts passieren wird."

Drekal schluckte und überlegte. Wieder wurde das Schiff durch die unbekannte Waffe getroffen, diesmal war es jedoch nur ein Streifschuss und es traten keine nennenswerten Schäden ein.

„Du hast Recht, Tiger ... Apophis ... Ich glaube, ich würde auch so handeln. Allerdings würde ich erstmal fragen was die Fremden denn wollen und nicht sofort schießen."

„Das ist eine andere Seite der Medaille. Wenn man einen Friedensvertrag hat und sich an diesen hält, dann würde man einen Kreuzer der anderen Vertragspartei nicht sofort angreifen. Allerdings haben wir da unten einiges durcheinander gebracht und für mächtig viel Wirbel gesorgt. Ich bin der festen Überzeugung, dass da eins zum anderen geführt hat."

Die Wölfin verstand worauf er hinaus wollte und nickte. „Sitral, öffne bitte einen Kommunikationskanal. Ich will mit den Angreifern reden."

„Ey, Captain! Verbindung kommt. Keine visuelle Übertragung, nur Audiokanal verfügbar."

„Cheritkreuzer Ra-em. Ich bin Offizier Drago von den Streitkräften der Vereinigten Staaten. Stellen sie sofort jegliche Kampfhandlungen ein und ergeben sie sich, ansonsten werden wir sie vernichten."

„Offizier Drago. Ich bin Captain Drekal. Unsere Völker haben einen Friedensvertrag und wir sind mit friedlichen Absichten gekommen. Erklären sie mir bitte, warum sie uns angegriffen haben."

„Sie haben unser Raumterritorium verletzt und sich nicht zuerkennen gegeben. Das werten wir als Akt der Aggression."

„Eine Aggression war es bestimmt nicht, außerdem sind wir hier um Angehörige unseres Volkes zu retten, die zu Unrecht auf ihrem Planeten festgehalten werden und sogar getötet werden sollten."

„Machen sie sich nicht lächerlich, Drekal", brüllte der Offizier.

„Ach so? Ich wusste gar nicht, dass ich etwas Lustiges gesagt habe."

„Was sollen diese Spitzfindigkeiten?"

„Das sind keine Spitzfindigkeiten, mein guter Offizier."

„Halten sie die Klappe und hören sie auf Zeit zu schinden. Ergeben sie sich, sofort. Wir werden an Bord kommen, egal ob sie es wollen oder nicht."

Die Wölfin schaute zu Boden. „Na gut, wenn sie so dringend darauf bestehen. Sitral, deaktiviere die Lasertürme. - Drago. Wir heißen sie willkommen. Landen sie bitte im Hangar zwei. Drekal Ende!"

Sitral unterbrach die Verbindung. „Chiron, Apophis! Geht und bringt mir diesen Cromwell zum Hangar zwei. Wir treffen und dort."

*

Nach fünfzehn Minuten setzten die beiden Schiffe im genannten Hangar auf. Apophis und Chiron hatten Cromwell aus seinem Quartier geholt und waren in Begleitung des Wachpersonals am Schott zum Hangar zwei erschienen. Drekal persönlich öffnete das Schott und sie traten den beiden Piloten gegenüber.

„Willkommen. Sie dürfen ihre Helme gerne abnehmen. Ich schaue bei Verhandlungen meinem Gegenüber lieber in die Augen, dann weiß ich, woran ich bin."

Die beiden Piloten sahen sich an und schienen unschlüssig zu sein.

„Wir sind etwas verwirrt", sagte Drago plötzlich sehr milde. „Wir hatten uns das Ganze irgendwie anders vorgestellt. Vor allem hatten wir von den Cherit eine andere Vorstellung."

„Was meinen sie damit? Jetzt verwirren sie mich", entgegnete die Wölfin.

Der Offizier nickte kurz dem anderen Piloten zu und nahm seinen Helm ab. Die Anwesenden schauten ungläubig. Sie hatten erwartet in das Gesicht eines Menschen zu sehen, aber das geschah nicht.

Stattdessen blickten sie ins Antlitz eines Pumas, der sie mit geweiteten Pupillen anstarrte.

„Das ist nicht ganz das, was ich erwartet habe", versuchte Drekal ihre Reaktion zu erklären.

„Glauben sie mir, uns geht es genauso", antwortete der Puma. „Darf ich ihnen übrigens meinen Flügelmann vorstellen. Das ist Leutnant Tripal."

Der Pilot nahm den Helm ab und eine Säbelzahntigerin kam zum Vorschein. Drekal zuckte zusammen. Diese Tigerin war dem Tigerkater namens Apophis nicht unähnlich, nur mit dem Unterschied, dass sie kleiner war und circa 1,80 Meter groß. Tripal nickte und lächelte freundlich in die Runde, sah etwas länger zu Apophis und zwinkerte verschmitzt.

„Mich würde wirklich mal interessieren was man ihnen über uns erzählt hat. Und wie es aussieht sind die Menschen mit ihren Genforschungen wohl weiter fortgeschritten, als wir dachten."

„Wir sind psychologisch konditioniert und darauf ausgerichtet Cherit aus größerer Entfernung zu vernichten. Dass wir jetzt an Bord sind, war eigentlich nicht vorgesehen. Ich kann es mir selbst nicht erklären, aber irgendeine innere Stimme sagte mir, dass wir an Bord des Kreuzers gehen sollten, weil wir dort etwas finden würden. Was, wusste ich nicht. Zumindest bis eben", erklärte Drago.

„Das ist gut so", sagte Chiron sarkastisch. „So können sie uns wenigstens nicht mehr in Stücke schießen."

Drekal warf ihm einen scharfen Blick zu. Alle schienen sich auf die beiden Piloten zu konzentrieren und ließen Cromwell für den Moment außer Acht. Leider waren auch die beiden Sicherheitskräfte abgelenkt.

Kapitel 57

Das war die Gelegenheit für die neue, selbsternannte Eminenz. Er musste sie nutzen, denn die Chance würde nie wieder kommen.

Plötzlich rannte Cromwell los. Er duckte sich zwischen Apophis und Chiron hindurch. Warf sich auf den Boden und rutschte links an Drekal vorbei. Die blanken Stahlplatten des Hangars unterstützten ihn bei seinem Vorhaben und bremsten seine Gleitbewegung nur minimal. Als er bei Tripal ankam hob er seine rechte Hand empor, erwischte im vorbeirutschen ihre Waffe, riss sie aus dem Holster, aktivierte sie und feuerte ohne bewusst zu zielen noch in der Bewegung. Er rappelte sich auf, lachte hysterisch und sprang in eines der Kampfschiffe. Als die Sicherheitskräfte begriffen was passierte, war es schon zu spät. Cromwell hatte die Antriebe des Schiffes aktiviert und raste aus dem Hangar.

Seine Flucht war geglückt.

*

Hilflos mussten die Anderen zu sehen, wie Cromwell auf die junge Säbelzahntigerin zu rutschte. Sie hatten gar keine Zeit zu reagieren und schon gar nicht die Gelegenheit sich um den flüchtenden Cromwell zu kümmern. Der riss nämlich Tripals Waffe an sich und schoss. Der Strahl traf Drago direkt in die Brust und er brach röchelnd zusammen. Als Cromwell mit dem Schiff verschwunden war, lösten sie sich aus ihrer Erstarrung und eilten zu dem am Boden liegenden Puma. An der Stelle, wo einst sein Herz war, befand sich nur noch ein großes Loch.

Er war tot.

Drekal stand da, holte tief Luft und kniff die Augen zusammen. Tripal nahm den Kopf des Toten und begann ihn zu streicheln. „Von uns ist bisher noch niemand ums Leben gekommen. Man hat uns so ausgebildet, dass wir den Tod nicht fürchten und uns regelrecht für unsterblich halten. Außerdem wurde uns ein Chip ins Gehirn implantiert, welcher zusätzlich eine Steuerung ermöglichen soll. - Jetzt liegt einer meiner Freunde tot vor mir und ich spüre eine Leere in mir aufziehen."

Apophis kniete sich neben sie. „Hey", flüsterte er. „Du kannst uns helfen. Du und die Anderen können uns unterstützen in dem sie Menschen wie Cromwell das Handwerk legen."

Tripal sah in traurig an. „Wir sind zu Feinden gemacht worden. Wir wussten nicht mal genau wie unsere Gegner aussehen und sollten es auch nie erfahren. Er uns ich wissen, dass es falsch ist euch anzugreifen und dass die Menschen die wahren Feinde sind. Sie haben uns gezüchtet um ihre Feinde auf bequeme Art und Weise loszuwerden. Das wir ihnen in Wirklichkeit nichts Wert sind, zeigt mir Dragos Tod."

Apophis drückte sie an sich und streichelte sie tröstend. „Die Erfahrung haben wir auch machen müssen. Ein Teil von uns sind nämlich keine echten reinen Cherit, sondern stammen aus einem Genlabor der Menschen, sind gezüchtet worden. Die Motive waren allerdings noch unehrenhafter als bei euch. Denn während ihr noch einen kämpferischen Tod gestorben währt, sollten wir eigentlich einen Tod als billiges Jagdobjekt sterben und das nur um als Trophäe zu enden."

„Das zeigt mir noch mehr, wer unsere wahren Feinde sind und das wir dringend gegen die Menschen vorgehen sollten. Bei uns brodelt es eh schon seit geraumer Zeit, aber bisher hatten wir nicht den Mut gefunden uns aufzulehnen und auch nie die Gelegenheit. Wisst ihr, dieser Chip in uns wird immer dann aktiviert, wenn das Versorgungsschiff in unserer Basis eintrifft und dadurch werden wir regelrecht paralysiert. Wenn wir einen Möglichkeit hätten das zu beenden, dann könnten wir euch tatsächlich helfen", sagte die Säbelzahntigerin fest entschlossen.

„Moment, nicht so hastig", ging Chiron dazwischen.

Apophis mischte sich ein. „Nicht alle Menschen sind so. wir haben einige Freunde unter ihnen gefunden, die uns mehr als nur unterstützen. Ich selbst bin mit einer menschlichen Frau zusammen und genieße die Zeit mit ihr."

Tripal sah ihn an und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. „Vielleicht hast du Recht. Aber was sollen wir tun?"

„Wir müssen die Genlobare und die erzeugten Klone zerstören oder besser noch retten und von der Erde fortschaffen. Wie dem auch sei, die Forschungen müssen beendet werden. Zuvor werden wir uns aber der Problems mit euren Implantaten annehmen."

Die Säbelzahntigerin nickte und seufzte. „Okay, ich werde euch helfen. Wie es mit den Anderen aussieht weiß ich nicht genau."

„Wie viele seid ihr denn?", fragte Drekal.

Tripal ließ Drago los und stand auf. „Momentan sind wir achtzig Anthros. Unsere Basis befindet sich aus dem Mars. Wo sich unsere Zuchtstation befindet, wissen wir nicht. Aber einmal im Monat kommt ein Versorgungsschiff bei uns an und bringt zehn neue Klone sowie Nahrungsmittel und Betriebsstoffe. Die haben garantiert die Koordinaten."

„Das wäre immerhin eine Chance. Wobei wir nicht vergessen dürfen das Cromwell abgehauen ist und bestimmt alles mobilisiert und gegen uns wirft was er kriegen kann", sagte Apophis.

„Wann ist das Versorgungsschiff das letzte Mal bei euch gewesen?", fragte Chiron.

Tripal überlegte kurz. „Vor 28 Tagen."

„Das ist es. Wir müssen handeln und zwar sofort", wetterte Drekal.

„Wie lange braucht man von hier bis zum Mars?", fragte Apophis.

„Etwa zwanzig Stunden, wenn man unter voller Leistung und auf direktem Weg fliegt."

„Okay", rief die Wölfin in die Runde. „Wir haben eine Aufgabe zu erledigen und sollten sofort unsere Ärsche bewegen."

Sie ging an eine der Kommunikationskontrollen des Hangars. „Sitral!"

„Ey, Captain!", ertönte ihre Stimme aus dem Lautsprecher.

„Informiere alle Stationen. Wir verlassen den Orbit und setzen Kurs auf den Mars."

„Captain?"

„Du hast meine Weisung gehört?"

„Ja, das habe ich."

„Dann tu was ich sage, wir haben keine Zeit. Wir kommen jetzt alle auf die Brücke."

Kapitel 58

Die Türen des Lifts öffneten sich und die Gruppe betrat die Brücke.

„Sitral, wie sieht es aus?"

„Wir sind auf Kurs, alle Stationen sind besetzt, der Gefechtszustand wurde einstweilen aufgehoben. Und bei allem gebührenden Respekt, aber dürfte ich erfahren was wir da wollen?"

Der Captain drehte sich nicht mal zur Schneeleopardin um und deutete nur auf die Säbelzahntigerin.

Die verstand den Fingerzeig und erklärte. „Wir sind achtzig gezüchtete Kampfanthros und unsere Basis liegt auf dem Mars. Wenn wir Glück haben, dann schließen sich euch noch weitere von uns an. Egal wie, in drei Tagen kommt wieder ein Versorgungsschiff dort an und wird weitere zehn Anthros bringen. Ihr wollt die Genlabors zerstören und braucht die Koordinaten dafür. Die befinden sich auf jeden Fall in diesem Versorgungsschiff."

Sitral riss die Augen auf. „Das klingt vernünftig. Auf jeden Fall erleichtert das unser Vorhaben erheblich."

Drekal nickte leicht, zustimmend. „Und deshalb sind wir jetzt auf dem Weg dorthin."

Sie ging zu ihrem Captainsessel und drückte auf die Komtaste zur Krankenstation.

„Parais?"

„Ja, Captain."

„Ich schicke dir jemanden. Scanne mal bitte das Gehirn und versuche herauszufinden ob man den implantierten Chip deaktivieren kann. Drekal Ende."

*

Tripal verließ die Brücke und ließ sich vom Schiffscomputer zur Krankenstation lotsen. Ebenso verließen Apophis und Chiron die Brücke und wollten schauen was der Rest ihrer ursprünglichen Gruppe macht. Sie gingen kreuz und quer durch das Schiff und fanden schließlich die gesuchten Personen im Maschinenraum. Sie waren gerade damit beschäftigt den Chefingenieur mit Fragen zu belästigen.

„Ah!", rief Tarja erfreut. „Da seid ihr ja. Wir haben euch schon vermisst." Sie ging auf ihren Kater zu und küsste ihn hingebungsvoll.

Jody lächelte Apophis an, schaute zu Tarja und Chiron rüber, sah dann wieder zu Apophis und sprang ihm in die Arme. Was dann folgte war eine Begrüßungsorgie und Jody vergaß alles um sich herum, konnte ihre Finger nicht mehr von ihrem geliebten Kater lassen.

„Hey, hey", rief Shana dazwischen. „Kriegt euch mal wieder ein. Hebt euer Geturtel für später auf. Das ist immerhin ein Maschinenraum und kein Leichtümpel."

Apophis setzte Jody wieder ab und küsste sie innig. Die Frau schien im siebten Himmel zu schweben und ihre Augen strahlten.

„Wohin fliegen wir eigentlich?", fragte Andrew.

„Wir sind auf dem Weg zum Mars", erklärte Chiron knapp.

„Aha. Und was gibt es da feines?"

„Achtzig Anthros, die sich uns hoffentlich anschließen werden."

„Wie kommst du denn darauf?"

„Unsere lieben Menschen sind weiter als wir dachten und haben auf dem Mars eine Kampfanthrobasis errichtet und jeden Monat kommen etwa zehn weitere Klonanthros hinzu."

Kira erschrak. „Du meinst, die sind gerade dabei eine ganze Armee aufzubauen?"

„Japp", entfuhr es Apophis.

„Wann sind wir da?", fragte die Luchsin.

„In etwa 35 Stunden. Die Kampfschiffe, die uns vorher angegriffen hatten, brauchten dafür nur 20 Stunden. Aber die waren kleiner, schneller und hatten einen besseren Anflugvektor."

Kira nickte. „Ist schon bemerkenswert das alles. Ich hätte vor Monaten noch nicht mal davon geträumt, dass ich Genro verlasse, ganz zu schweigen davon, dass ich gegen Roboter kämpfen würde, unsere Vorfahren treffe und mit Menschen Freundschaften schließe."

„Das hat keiner von uns", sagte Gregor. „Weder auf der einen noch auf der anderen Seite."

„Tja und nun spitzt sich die Lage wiederholt zu und alle Vermutungen die wir bisher angestellt haben erweisen sich als Wahrheit. Die Gegenwart hat die Phantasie überholt", sinnierte Finlay. „Die werden mich auf Genro bestimmt schon vermissen. Hoffentlich läuft in der Praxis alles glatt."

Sitara sah ihn an und streichelte ihm sanft über die Ohren. „Bestimmt haben die alles im Griff. Mach dir keine Sorgen."

Finlay seufzte. „Bei euch macht sich langsam Heimweh breit oder?", fragte Shana.

„Ich fürchte ja", entgegnete Tarja. „Genro ist schließlich unsere Heimat, auch wenn hier alles aufregend und neu ist. Unser Leben dort war ruhig und friedlich. Hier wirkt alles irgendwie überdreht und oftmals gewalttätig."

„Das leuchtet mir ein", sagte Shana versöhnlich.

„Okay, wir haben noch viel Zeit. Wir sollten uns noch etwas ausruhen. Im Moment stehen wir so und so nur im Weg herum", stellte Chiron fest.

Tarja und auch die Anderen stimmten zu. Sie verließen den Maschinenraum und gingen in ihre Quartiere.

*

Chiron legte sich aufs Bett und Tarja machte es sich neben ihm bequem.

„Werden wir langsam der Abenteuer überdrüssig?", fragte Chiron in Gedanken versunken.

Tarja streichelte seine Hände. „Ich glaube nicht. Aber die Ereignisse überschlagen sich seit wir die Waffen und die Stationen auf Genro entdeckt hatten. Wir sehnen uns alle insgeheim nach etwas mehr Ruhe und vor allem nach etwas festem, einem ruhenden Pol in der Brandung. Aber den werden wir nicht so schnell finden, erst wenn das alles hier überstanden ist."

„Ja, ich hoffe nur, dass uns nicht auf halber Strecke der Mut verlässt und wir alle gesund heimkehren."

Die Tigerin beugte sich über ihren Kater und küsste ihn. Er griff nach ihr, zog sie zu sich und streichelte sie liebevoll. Sie gab sich seinen zärtlichen Händen hin und schnurrte wohlig. Nach wenigen Minuten hörte man das Aufbrüllen von zwei Tigern.

*

Jody und Apophis machten sich die gleichen Sorgen. Wobei Jody sich eher mit dem Gedanken quälte wie ihre Entscheidung ausfiele, wenn die Mission abgeschlossen war.

„Was ist, wenn hier alles vorbei ist?", fragte sie.

„Wir werden einen Weg finden um zusammenzubleiben. Ich werde mich nicht mehr von dir trennen."

Sie lächelte traurig. „Du wirst zurückgehen und mich vergessen. Du bist ein Tiger und ich nur ein Mensch. Das darfst du nicht vergessen. Wie wäre es denn mit der Säbelzahntigerin, wie hieß sie gleich, Tripal? Ihr wärt ein zauberhaftes Pärchen."

Apophis sah sie traurig an. „So denkst du also? Du meinst, dass da einfach eine Artgenossin von mir auftaucht und ich lasse dich sitzen? Das betrübt mich. Unsere Freundschaft, wenn nicht sogar unsere Beziehung ist etwas ganz besonderes und das werde ich niemals im Leben aufgeben."

Die Frau fing an zu lächeln, diesmal aber nicht traurig und sie überschritt mit Apophis die letzte Grenze. Zärtlich und zurückhaltend drang er in Jody ein. Lustvoll vereinigten sich die Beiden und jede Sekunde war ein Genuss für sie. Ihre Sinne trennten sich von ihren Körpern und explodierten gemeinsam, strahlten heller als jeder bekannte Stern.

*

Sitara und Finlay hatten sich auf die Krankenstation begeben und erkundeten die medizinischen Geräte.

„Ich habe gehört, dass du Arzt bist", sagte der Leiter der Station.

Finlay drehte sich zu dem Leopardentaur um.

„Mein Name ist Parais", stellte der sich vor.

„Ah, hallo. Ich bin Finlay und das ist meine Gemahlin Sitara. Und du hast Recht."

„Es freut mich endlich mal einen Mediziner kennenzulernen, der nicht auf Festrid lebt." Er lächelte die Beiden aufrichtig an. „Wie kann ich euch beiden helfen?"

„Nun ja. Wir wollten eigentlich nur mal gucken. Die Geräte die ihr habt sind wesentlich moderner als alles was ich kenne."

„Das glaube ich dir gerne. Wir haben für diese Entwicklung aber auch sehr lange gebraucht. Früher haben wir genauso gearbeitet wie du es bestimmt kennst."

Finlay nickte.

„Entschuldigt bitte. Das sollte nicht herablassend klingen."

Finlay lächelte. „Ist schon okay. Wir müssen auf euch ja wie Halbwilde wirken. Da kann ich deinen Stolz auf euren Fortschritt schon verstehen."

„Hey", sagte Parais, „ich habe eine prima Idee. Ihr könnt mir auf der Station helfen und ich erkläre euch wie alles funktioniert. Ich glaube, dass wir das eine oder andere Gerät mehrfach vorrätig haben. Die kannst du gerne haben und damit deine Praxis auf Genro aufwerten."

Der Leopard bekam leuchtende Augen und auch Sitara war die Freude anzusehen. „Das würdest du tun?"

„Ja", sagte der Taur bestimmt.

Sie unterhielten sich die nächsten Stunden ausgiebig und Parais begann ihnen alles zu erklären. nebenbei halfen sie ihm bei der Auswertung der Daten, die er von Tripals Hirnscan hatte.

*

Stunden später erwachten Tarja und Chiron. Sie nutzten die Dusche ihres Quartiers und gingen erfrischt in den Speisesaal. Es war 17 Uhr und um diese Zeit befand sich nur sehr wenig Schiffspersonal hier. Ein paar Techniker saßen an einem der runden Tische, hatten ihre Tablets auf der Tischplatte liegen und aßen eine dunkle, cremige Masse.

„Hallo", sagte Tarja.

Die Hunde guckten sie schief an. „Hallo, junge Tigerin. Womit können wir denn helfen?", entgegnete schließlich eine Hündin.

„Ähm ... ja. Das ist vielleicht jetzt ne blöde Frage. Aber was esst ihr da?"

Einer der Rüden musste lachen. „Entschuldigung, aber ich habe noch niemanden gesehen der Eis nicht kennt."

Tarja schaute den Rüden scharf an und dann auf das Eis. „Bei uns auf Genro kennen wir kein Eis, zumindest keines das man essen kann."

„Ach so. Du bist einer der Chafren die von Genro gekommen sind. Dann kann ich das verstehen."

„Was meinst du damit?"

„Na ja. Man munkelt, dass ihr hinter dem Mond lebt und wie in der Urzeit."

„Ach, sagt man das? Nun ja, wir mögen nicht so hochtechnisiert sein wie ihr, aber wir sind trotzdem Stolz auf unsere Gesellschaft und auf das was wir erreicht haben. Außerdem behandeln wir Andere die in der Entwicklung nicht so weit entwickelt sind nicht von oben herab und bezeichnen sie nicht als unterentwickelt. Da haben wir euch definitiv etwas voraus." Tarjas Augen funkelten wütend.

Die Hunde merkten, dass sie drauf und dran waren in einen handfesten Streit zu geraten und lenkten ein.

„Okay, okay. Du hast ja Recht. Ich muss mich entschuldigen. - Bedienung! Zwei Eis, bitte. - Setzt euch doch zu uns und erzählt von euch."

Es wurde das Eis serviert und Tarja nahm vorsichtig den ersten Löffel. Sie ließ die cremige, kalte Masse vorsichtig auf der Zunge zergehen, schloss die Augen, genoss den Geschmack und das Gefühl, das die Kälte auf ihrer Zunge hinterließ. Sie lächelte breit und leckte sich Eisreste genüsslich von den Lippen. Die Hunde schauten ihr dabei interessiert zu. Einer der Rüden musste plötzlich husten.

Das brachte Tarja wieder in die Realität zurück. „Entschuldigt bitte. Ich habe mich gehen lassen."

„Och, ist schon okay."

„Na gut. Dann werde ich mal erzählen", sagte sie und begann ausführlich zu berichten.

*

Der Türsummer ertönte. Apophis schrak hoch, sortierte seine Gedanken und rief: „Herein!"

Shana stand in der Tür und trat ein. Jody schlief so fest, dass sie noch nicht mal merkte, dass sie Besuch bekommen hatten.

„Ah. Hallo Shana", sagte Apophis. „Jody schläft noch. Womit kann ich dir helfen?"

„Nun ja", stammelte Grant. „Ich mache mir natürlich auch so meine Gedanken und vor allem darüber wie es denn weitergeht, wenn ihr eure Mission abgeschlossen habt."

„Oh", entfuhr es Apophis.

„Ja und ich frage mich wie es denn wäre, wenn ich, wenn ihr hier fertig seid und zurück auf euren Planeten kehrt, mit euch kommen würde. Ich habe auf der Erde eher wenig zu verlieren. Und wenn ich euch beide so sehe, dann weiß ich, dass sich Jody bestimmt schon die gleiche Frage gestellt hat."

Apophis machte ein nachdenkliches Gesicht. „Das stimmt. Jody hatte mir in der Tat die gleiche Frage und sie weiß auch, dass ich sie nicht verlassen will. Auf der Erde können wir auch nicht bleiben, da ist es zu unsicher. Außerdem, was hätten wir Anthros auf der Erde schon zu erwarten?"

Shana nickte. „Ihr wärt weiterhin Spielball der Mächte, jeder würde versuchen euch in die Finger zu bekommen um vielleicht doch noch den entscheidenden Vorteil herauszuschlagen. Das wäre das Eine. Das Andere wäre die Tatsache, dass es sehr schwer werden dürfte euch ungehindert unter Menschen zu bewegen. Ihr würdet unter den Furries die ganz großen Stars werden und von einer Convention zur nächsten gereicht werden und einige von ihnen würden alles drum geben den einen oder anderen von euch mal in die Kiste zu bekommen."

„In die Kiste?"

„Sex. Ich rede schlicht und einfach davon, dass es genug Notgeile gibt die zu gerne mal Sex mit einem Anthrotiger hätten."

Apophis schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht glauben. Aber ich muss wohl deinem Urteil vertrauen. Ich hoffe nur, dass du mit deiner Aussage nicht an Jody gedacht hast."

„Nein. An Jody habe ich dabei nicht gedacht, wobei ihre Motive ähnlich liegen oder besser gesagt lagen."

„Wie meinst du das?"

„Man könnte sie oberflächlich betrachtet, in die gleiche Schublade stecken wie viele Andere, aber bei ihr liegt der Fall anders. Sie hatte nie Interesse an einer Beziehung zu einem Menschen. Ihre Prioritäten lagen so lange ich sie kenne schon immer bei Anthros."

„Oh! Du willst damit aber nicht sagen, dass ich ihr erstes Männchen bin."

„Doch genau das."

Apophis seufzte. „Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich noch zärtlicher gewesen. Ich dachte sie wüsste was auf sie zu kommt und was sie zu erwarten hat."

Shana riss die Augen auf. „Willst du damit etwa sagen, dass ihr beide miteinander ...?"

„ ... genau das und ich habe jede Sekunde mit meinem Kater genossen. Er ist extrem zärtlich und braucht sich keinerlei Vorwürfe zu machen. Eine sinnlichere Erfahrung hätte ich mir gar nicht vorstellen können", sagte Jody. Sie war schon eine geraume Zeit wach, hatte sich aber schlafend gestellt und dem Gespräch gelauscht.

Shana und Apophis drehten sich zu Jody um.

„Es ist wirklich sehr lieb von dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst, Shana. Aber ich bin erwachsen und denke, dass ich gut auf mich aufpassen kann. Du bist zwar meine beste Freundin, musst aber nicht auf alles achtgeben."

Shana senkte den Kopf und nickte.

„Und du mein lieber Tigerkater, bis das beste Männchen was sich eine Frau wie ich wünschen kann und ich werde mit dir kommen, nach Genro."

Apophis sah sie scharf an. „Bist du dir sicher? Du wirst die Erde vermissen und zurück kannst dann nicht mehr. Wir werden den Kontakt zur Erde abreißen lassen und einen großen Bogen um sie machen."

Jody nickte. Sie wusste was sie wollte und war von ihrem Vorhaben nicht mehr abzubringen.

„Auf der Erde würdest du einen Mann kennenlernen und vielleicht Kinder haben. Du könntest ein gutes und glückliches Leben führen", gab der Tiger zu bedenken.

„Was ist auf Genro anders, so dass ich nicht auch dort glücklich Leben kann? Ihr seht auch nicht gerade traurig aus und wenn es dort so schlecht wäre, dann würdet ihr doch wohl nicht zurückkehren wollen, sondern eher hier bleiben. Abgesehen davon. Ich glaube das Finlay ein guter Arzt ist und dass es auf diesem Schiff eine Menge an Gerätschaften gibt, die er mitnehmen könnte. Und wenn die Zeit reif dafür ist, dann werde ich bestimmt auch ein Kind bekommen, allerdings nicht von irgendjemanden, sondern nur von dir."

Apophis zuckte zusammen. „Jody. Da muss ich dir allerdings noch was sagen. Ich sehe zwar erwachsen aus, bin es aber nicht."

„Was willst du denn damit sagen?"

„Nun ja. Wenn meine Entwicklung normal laufen würde, dann wäre ich jetzt so ..." Er machte eine Handbewegung in Richtung Boden, die zweifelsohne seine Körpergröße andeuten sollte.

Shana und Jody sahen sich verwirrt an, dann beide zu Apophis.

„Würdest du uns das jetzt bitte mal erklären?", fragte Shana neugierig.

„Gerne. Ich bin eine Mutation. Wie wir schon erklärten, sind wir aufgrund der genetischen Auswahl und Rekombination entstanden. Es wurden durch Wissenschaftler Intronenviren in unsere DNS eingeschleust, die unerwarteter Weise ständig mutieren. Ich müsste jetzt eigentlich erst drei Jahre alt sein und wäre auch entsprechend groß. Mein Äußeres entspräche dem meiner Eltern. Allerdings hat bei mir eine größere Mutation statt gefunden und ich bin vollkommen anders. Nur wenige Merkmale erinnern an meine Eltern. Diese Mutation hat dafür gesorgt, dass ich Gefühle spüren kann, extrem starke Gedanken lesen kann, dass ich Säbelzähne habe und dass ich zum Schnellwuchs neige. Daher hat man das Gefühl, dass ich schon zwanzig Jahre alt bin."

Jody ließ ihren Atem hörbar entweichen. „Ich habe mich versündigt und eine Welpen verführt."

„Und wie du das hast", sagte Shana leise und kicherte. „Schau ihn dir doch mal genauer an. Das ist kein Welpe. Das ist ein extrem gut aussehender Tiger", ergänzte sie.

„Mach dir keine Sorgen, Jody", sagte Apophis sanft. „Ich habe es gewollt und du hast dir nichts zu Schulden kommen lassen."

Jody sah ihn aus glasigen Augen an. „Das alles hätte nicht passieren dürfen."

Apophis lachte plötzlich auf.

„Was ist daran so komisch", knurrte Jody.

„Nichts, nichts. Ich musste mich nur gerade an ein Gespräch mit meiner Mutter erinnern."

„Wie kommst du denn ausgerechnet jetzt darauf?"

„Das Gleiche sagte Chiron auch zu ihr, nachdem sie ihn verführt hatte. Mein Vater war auch ihr erstes Männchen, aber das merkte man bei meiner Mutter auch nicht."

Shana krümmte sich und fing an lauthals zu lachen, zeigte abwechselnd auf Apophis und Jody. Die Beiden schauten sich an, dann scharf zu Shana. Die spürte die Blicke und versuchte sich wieder zu beruhigen. „Okay. Sorry. Ihr habt ja Recht. Ich fand es gerade nur zu komisch. Eure Situation ist fast identisch mit der von Apophis' Eltern."

Der Tiger kratzte sich am Kopf. „Du hast Recht."

Jody schaute Apophis lange an, dann stand sie auf. „Egal. An unserer Liebe hat sich nichts geändert und ich werde mit dir kommen."

Apophis strahlte und nahm sie in seine Arme.

„Na bitte. Wieder eine Beziehung gerettet", sagte Shana und erhob sich ebenfalls. „Macht euch frisch. Wir sind im Anflug auf den Mars."

„Was? Und das sagst du uns erst jetzt?"

„Na ja. Die Prioritäten hatten sich im Laufe unseres Gesprächs verschoben. Der Mars rennt nicht weg, aber die Fragen mussten erstmal geklärt werden."

Apophis nickte, nahm Jody bei der Hand und verschwand mit ihr in der Nasszelle.

Shana ging zur Tür. „Wir sehen uns dann auf der Brücke." Keine Antwort. Sie verließ das Quartier und machte sich auf den Weg.

Nach fünfzehn Minuten traten Jody und Apophis in den Gang und überlegten in welche Richtung der Lift zur Brücke lag. Glücklicherweise kam gerade ein Crewmitglied vorbei. Jody nahm sich ein Herz und fragte. Der Hengst schnaubte kurz, sah Jody missbilligend an, schaute dann zu Apophis, schien zu begreifen und zeigte in die gesuchte Richtung.

„Danke", sagte Jody freundlich. Das Pferd schüttelte nur den Kopf und verschwand hinter der nächsten Biegung.

„Die sind aber wirklich echt freundlich", sagte sie mit einem bitteren Anflug.

„Man kann es ihnen nicht verübeln. Menschen sind halt nun mal der Feind und von freundlichen und netten Menschen scheinen die meisten nichts zu wissen."

„Das muss es sein. Ich versuche es nicht persönlich zu nehmen." Sie lächelte ihn an. Als sie im Aufzug standen, fragte Jody: „Wie ist es eigentlich bei euch?"

„Hm. Es ist herrlich. Viel schöner als auf der Erde. Bei uns gibt es auch Gebirge, eine Wüste und einen Urwald. Das Klima ist ziemlich gleichmäßig in den einzelnen Zonen. Die Temperaturen schwanken zwischen kühl und angenehm warm. Es ist sehr grün. Es gibt viel Wild und die Chafren leben in Dörfern und Städten. Es ist gemütlich und nicht zu hektisch."

„Das klingt sehr schön. Ich habe bemerkt, dass es unterschiedliche Chafren gibt. Gibt es die bei euch auch? Ich meine, dass ich in eurer Gruppe nur einen Taur sehe, einen Stier, eine Greifin und ansonsten nur einen Wolf, Leoparden und Tiger."

„Oh ja. Du hast Kira und Pedro vergessen."

„Stimmt, aber das sind auch Raubkatzen."

„Jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Raubkatzen sind scheinbar sehr dominant auf Genro. Aber es gibt noch viel mehr Spezies. Da gibt es Pegasi, Einhörner, Greife, Taure, Drachen, Raubkatzen, Wölfe, Hunde. Es gibt Vierpfotler, das sind die QuChafren und Anthros, das sind die AnChafren."

„Wow. Das klingt ja wie im Märchen."

„Meinst du?"

„Ja. Aber wie konnte es zu so einer Vielfalt kommen? Ich meine damit, wie konnte es passieren, dass es so viele unterschiedliche intelligente Arten auf ein und demselben Planeten gibt?"

„Das liegt wohl daran, dass man sich an unseren Genen vergriffen hatte und die Mutationen unkontrolliert waren."

„Ja. Mag ja sein. Aber auf diesem Schiff habe ich keinerlei Vierpfotler gesehen. Vielleicht den einen oder anderen Taur, aber keine Einhörner und Pegasi etc."

„Du hast Recht", sagte Apophis und grübelte. „Das ist eine gute Frage, aber ich kann dir keine Antwort darauf gegen. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht."

„Komisch, du bist doch so ein helles Köpfchen und machst dir immer und über alles, Gedanken. Nur darüber nicht?"

Apophis zuckte mit den Schultern. „Ich habe es einfach als gegeben hingenommen. Wir sind Geschöpfe der Götter und jeder unserer Götter hat eine Spezies nach seinem Ebenbild erschaffen, daher kam es zu dieser Vielfalt."

Jody lächelte. „Das klingt interessant und erinnert mich sehr stark an den Glauben der alten Ägypter."

Apophis seufzte. „Ich glaube Chafren und Cherit haben sehr viel gemeinsam und die alten Ägypter haben sehr viel von den Cherit vor tausenden von Jahren übernommen."

„Ja. Man stolpert immer häufiger über Beweise, die das belegen."

Der Lift war angekommen und sie betraten die Brücke.

Drekal drehte sich abrupt um. „Ah, die nächsten Beiden sind eingetroffen. Deine Eltern und Shana sind auch schon hier."

Apophis nickte Tarja und Chiron erfreut zu. Kurze Zeit später betraten auch Stella und Cyron die Brücke, sahen sich kurz um und gesellten sich hinzu.

„Und wie sieht es aus?", fragte Cyron.

„Nun, es ist eine Kugel und sie scheint fast rot zu sein. Man nennt es auch Mars", entgegnete Jody.

Cyron runzelte die Stirn, sah Jody schief an und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich sollte mal ein ernstes Wort mit Kira reden. Ihr Humor macht langsam aber sicher die Runde." Er bleckte kurz die Zähne.

Jody zuckte kurz mit den Schultern.

„Na schön", rief Drekal. „Sitral. Geh bitte in einen Orbit auf der Rückseite des Planeten. Wir sollten unsere Umlaufgeschwindigkeit so anpassen, dass wir stets im Schatten, auf der sonnenabgewandten Seite bleiben. So bleiben wir vielleicht unentdeckt und man schlägt nicht sofort Alarm."

„Ey, Captain", entgegnete Sitral trocken.

Das Schiff schwenkte in eine niedrige Umlaufbahn ein und schien stehen zu bleiben.

Drekal ging zu ihrem Sessel und rief die Krankenstation. „Parais? Wie sieht es mit dem Implantat bei Tripal aus?"

„Hier Parais. Wir haben da ein kleines Problem. Die Implantate sitzen ziemlich tief in der Hirnsubstanz und sind vernetzt. Wenn wir sie entfernen würden, dann hätte das den Tod des Individuums zur Folge."

„Verdammt, das hat uns gerade noch gefehlt. Gibt es denn eine andere Möglichkeit sie zu umgehen?"

„Ja, die gibt es. Wir haben die Sendefrequenz ausfindig gemacht und können sie blockieren. Damit sind die Implantate unbrauchbar."

„Super."

„Wir haben auch schon ein entsprechendes Gerät gebaut und können es gerne ausprobieren."

„Das ist noch besser. Bringe es bitte in den Hangar, wir treffen uns dann dort. Drekal, Ende."

„Verstanden, Ende."

„Gehen wir in den Hangar und statten den Kampfanthros einen Besuch ab", sagte die Wölfin und betrat den Lift. „Sitral, du hast die Brücke."

Sitral nickte knapp und setzte sich in den Kommandositz. Jody, Apophis, Shana sowie Tarja und Chiron gesellten sich dazu. Im Hangar trafen sie auf Tripal und die Gruppe war vollzählig.

„Wo ist Parais?", fragte die Wölfin. „Er hat mir das Gerät übergeben und meinte, dass er dir nicht unbedingt über den Weg laufen müsste", entgegnete die Säbelzahntigerin.

„Das wird ja immer toller mit ihm. Seine Launen sind wirklich nicht zu überbieten", seufzte Drekal.

*

Kurze Zeit später schwebte das Shuttleschiff über der Planetenoberfläche und setzte neben der Basis auf.

„Okay, raus jetzt. Nehmt die Waffen mit. Wir wissen nicht ob man besonders erfreut auf unsere Ankunft reagiert." Dem stimmte sogar Tripal zu. Sie schlossen ihre Schutzhelme und betraten den Marsboden. Er war weich und gab bei jedem Schritt nach. Etwa 400 Meter voraus befand sich der Eingang der Basis.

Sie näherten sich mit einem unguten Gefühl. „Hoffentlich geht das gut", sagte Shana leise, aber der Helmfunk war sehr empfindlich und übertrug jedes Geräusch.

„Keine Angst junge Greifin. Wird schon schief gehen", witzelte Jody.

Shana sah sie scharf an. „Lass diese Sprüche und bete dafür, dass du Recht hast."

Jody schmollte und streckte Shana die Zunge raus.

„Das habe ich gesehen", sagte diese kurz.

„Auch egal. Manchmal bis du einfach nur komisch", schmollte Jody lauter.

„Ach, vergiss es. Du benimmst dich manchmal wie ein Kind."

„Ach ja?" Shana wurde gereizter.

„Schluss jetzt!", ging Drekal dazwischen. „Eure Sprüche könnt ihr euch sparen. Wir haben hier ne ernste Sache am Hals und die müssen wir erstmal erledigen. Danach ist immer noch Zeit sich gegenseitig aufzuziehen."

Die beiden Frauen verstummten und sie setzten ihren Weg fort. Als sie sich nur noch 50 Meter vom Eingang entfernt befanden, öffnete sich dieser plötzlich und fünf Gestalten traten ins Freie. Sie hatten ihre Waffen feuerbereit gemacht und zielten auf die Cherit und die Menschen.

„Deckung!", schrie Drekal und sie warfen sich auf den Boden. Allein Tripal blieb stehen und näherte sich weiterhin dem Eingang.

„Es besteht keine Gefahr. Ich bin es, Tripal und ich bringe Freunde mit. Wir wollen reinkommen und uns unterhalten."

Die Kampfanthros standen unschlüssig herum. Einerseits fühlten sie sich durch die Menschen und die Cherit bedroht, andererseits vertrauten sie der Säbelzahntigerin.

„Truppenkommandant, hier Dremal. Unser Besuch bekundet friedliche Absichten und bittet um ein Gespräch", sagte einer der Kampfanthros.

„Hier Kommandostelle. Bringt sie rein. Wir treffen uns im Lagezentrum."

Sie betraten das Gebäude und legten die Helme ab, nachdem das Schott geschlossen und die Atmosphäre ausgeglichen war.

Auch hier stutzten die Kampfanthros als sie zum ersten Mal die Cherit sahen. Und es war überall das Gleiche. Nach kurzer Zeit hatten sich alle im Lagezentrum versammelt und folgten den Ausführungen von Drekal und Chiron. Nachdem die Beiden fertig waren, spielten sich tumultartige Szenen ab. Eine heftige Diskussion entbrannte, welche am Ende einen Gedanken hervorbrachte. Wie soll es jetzt weiter gehen?

„Wir übernehmen das Versorgungsschiff und fliegen zur Erde um die Laboratorien ausfindig zu machen und dem Treiben dort ein Ende zu setzen", sagte Chiron.

Der Vorschlag traf auf einhellige Zustimmung. Ihr Plan war aufgegangen. Die Kampfanthros waren zwar auf die Kriegsführung konditioniert, aber hatten noch nie zuvor ihren Feind gesehen. Jetzt wo er selbst auftauchte, den Kontakt zu ihnen suchte, änderte sich alles.

„Kann das Schiff überhaupt noch achtzig weitere Anthros aufnehmen?", fragte Chiron an Drekal gerichtet.

„Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist."

Chiron seufzte. „Wenn du meinst."

*

Langsam schwenkte das Versorgungsschiff in den Marsorbit ein und ein Landungsschiff trennte sich ab, schwebte in Richtung Oberfläche. Die Piloten und Versorgungssoldaten hatten keinen blassen Schimmer von dem, was in der Basis vorgefallen war und wussten auch nicht, dass die Implantate zur Paralysierung nicht mehr funktionierten.

Tatsächlich hatte auch der Trick funktioniert und der Cheritkreuzer war im Schatten des Mars unentdeckt geblieben. Die Soldaten luden Kisten mit Material aus, öffneten die Stationsschleuse und traten ein. Alles sah friedlich aus. Plötzlich standen zwei Kampfanthros hinter den Piloten des Landungsschiffes und drückten ihre Waffen in deren Rücken.

„Keine falsche Bewegung", sagte Dremal. „Steht schön langsam auf."

Die Piloten folgten seiner Anweisung und erhoben sich von ihren Sitzen. Aber noch in der Drehung zog einer von ihnen seine Waffe und schoss auf einen der Anthros. Der Löwe reagierte zu spät. Im selben Moment in dem der Laser des Piloten sein Ziel traf, wurde dieser von der Waffe Dremals getötet. Der Pilot brach sofort zusammen, kurze Zeit später lag auch Dremals Begleiter am Boden und bewegte sich nicht mehr. Der zweite Pilot wollte die Gunst des Augenblicks nutzen und ebenfalls auf den verbliebenen Anthro feuern, aber der war gewarnt und schoss sofort und ohne zu zögern. Dremal packte die beiden Leichen und schleifte sie aus dem Landungsschiff. Anschließend ging er zur Basis, sah dass die Materialien im Lager verstaut waren und schloss die Ausgangstür. Vier weitere Anthros eilten herbei und postierten sich davor.

„Lasst keinen lebend hinaus", befahl er. Die Wachen nickten kurz.

Dremal ging weiter in die Station hinein und traf auf die Versorgungssoldaten. Die waren mittlerweile den Kampfanthros in die Hände gelaufen und damit ihre Gefangenen.

„Wie steht es mit dem Schiff?"

„Es ist in unseren Händen", antwortete Dremal.

„Wunderbar. Wo ist eigentlich Krisal?"

„Einer der Piloten zog ohne Warnung seine Waffe. Krisal hat es nicht geschafft."

„Du bist aber schnell mit deinen Urteilen", sagte jemand von hinten.

Dremal drehte sich abrupt um. Da stand Krisal.

„Was?" Er starrte ungläubig. „Ich dachte, du wärst tot. Immerhin lagst du am Boden und hast dich nicht mehr gerührt."

„So schnell stirbt ein Löwe nicht. Ich war zwar am Boden, aber noch lange nicht ausgezählt." Krisal rang sich ein Lächeln ab und setzte sich auf einen Stuhl.

„Ihr beide", sagte Dremal und zeigte auf zwei seiner Mitstreiter, „bringt ihn auf die Krankenstation."

Er wandte sich an die Soldaten. „Und ihr seid ab sofort unsere Gefangenen. - Bringt sie weg. - Und der Rest der Truppe macht sich startklar. Wir haben ein Ziel und das heißt es jetzt zunehmen."

Ein unkontrollierbares Chaos schien auszubrechen. Überall rannten Anthros durch die Gänge, verschwanden in ihren Kabinen und tauchten voll ausgerüstet wieder auf.

„Okay, Helme schließen und Abmarsch in das Landungsschiff. Wir müssen schnell sein und das Transportschiff fast noch im gleichen Augenblick übernehmen, in dem wir andocken."

Die Meute setzte sich in Bewegung.

„Verdammter Mist!", schrie Dremal plötzlich. „Einer von euch kommt mit mir. Wir brauchen einen der Soldaten. Der muss den Köder spielen."

Apophis und Dremal holten einen der Gefangenen und machten ihm unmissverständlich klar um was es ihnen ging. Er sah keine Möglichkeit zu widersprechen.