Selestral 1 - Genros Vermächtnis - Kap 59,60,61
Kapitel 59 Stunden später tauchte das Transportschiff in einer Erdumlaufbahn auf. Seine Übernahme war leichter von statten gegangen als gedacht. Die Sicherheitsvorkehrungen waren minimal, da es diesmal keine Kampfanthros transportierte. Somit befanden sich nur fünf weitere Soldaten an Bord und die waren sehr schnell davon überzeugt worden, sich nicht zur Wehr zu setzen. Das Transportschiff war bis auf den letzten Quadratzentimeter voll gepackt mit Anthros und ihren Waffen. „Okay, alle mal herhören. Das Schiff landet direkt in einem Hangar des Forschungsinstituts. Wenn wir gelandet sind möchte ich, dass alle sofort ausschwärmen und das Gelände sichern. Anschließend suchen wir das Labor mit den Genmaterialien und setzen dem Ganzen hier ein Ende. Danach räumen wir das Feld und jagen alles in die Luft. Es darf nichts übrig bleiben auf das man wieder aufbauen kann", sagte Dremal. Zustimmendes Gemurmel der Übrigen durchflutete die beengten Verhältnisse. „Apophis!" „Ja, Dremal." „Du, deine Eltern sowie die beiden Menschen bleiben hier bei mir. Der Rest der Truppe schaltet die Funkgeräte und die Helmkameras ein. Auf geht's Leute und macht ihnen Feuer unter den Arsch." Das Außenschott öffnete sich und 79 Anthros schwärmten aus, postierten sich vor allen Türen und sicherten den Hangar. Plötzlich schrillte eine Alarmsirene. „Alarm, Eindringlinge, Alarm, Eindringlinge. Alle Verteidigungskräfte sofort zum Hangar." „Verdammt", murmelte Dremal. „Das musste ja kommen." Im Hangardach öffneten sich mehrere Luken und es stürzten Dutzende von Messerdrohnen in die Tiefe. „Na toll", entfuhr es Tarja. „Das kommt mir alles so bekannt vor." Man sah und hörte unzählige Laserstrahlen durch die Halle zischen, fauchen und leuchten. Die Messerdrohnen waren aber wesentlich effektiver programmiert als die auf Genro und somit schneller. Es fielen bei weitem nicht so viele aus wie bei den vorangegangenen Kämpfen. Tarja und Chiron wurde die Warterei zu bunt. Sie griffen ein, schnappten sich Waffen und rannten in den Hangar. Sie profitierten von ihren Erfahrungen und innerhalb von wenigen Sekunden lagen zwei von ihnen zerstört am Boden. Noch war die Gruppe vollzählig, aber das sollte sich jetzt schnell ändern. Mehrere Drohnen stürzten sich im Pulk auf drei der Anthros die dicht beieinander standen und hatten Erfolg. Zwei der Drohnen fielen dem Laserfeuer zum Opfer, aber die dritte schaffte es und riss einen der Anthros in den Tod. Sie durchschlug den Körper des Opfers, stieg wieder empor und suchte sich das nächste Ziel. „Scheiße", schrie Tarja. „Die sind zu schnell und auf Gruppenangriff programmiert. Das waren die, die wir kannten, nicht." Chiron bejahte ihre Bemerkung und schrie im gleichen Augenblick auf. Eine Messerdrohne hatte den Kampfanthro der neben ihm stand attackiert und ihm den Kopf abgetrennt. Sein Blut durchtränkte Chirons Fell, als er zu Boden ging. Der Tiger war für einen kurzen Moment wie gelähmt, löste sich aber schnell wieder aus der Erstarrung als er merkte, dass sich eine der Drohnen anschickte ihn als nächstes Ziel anzugreifen und Tarja laut schrie. Er riss die Waffe hoch und fegte den Angreifer aus der Luft. Die Drohne explodierte mit einem lauten Knall. Mittlerweile lagen fünf Anthros tot am Boden, zwei weitere mussten ins Landungsschiff gebracht werden, weil ihnen von den Drohnen entweder ein Arm oder ein halbes Bein amputiert worden waren. „So, ein verdammter Mist", schrie Dremal. „Wir fallen wie die Fliegen und es sind immer noch dreißig von diesen Dingern in der Luft." Die Anthros wehrten sich so gut sie konnten und nach dreißig Minuten war der Kampf beendet. Die Drohnen waren komplett vernichtet, aber auch die Truppe hatte starke Verluste erlitten. Von achtzig Kampfanthros waren nur noch dreißig einsatzfähig. Der Rest war entweder verwundet, tot oder auf dem Boden verstreut. „Noch so ein Angriff und wir können einpacken", grollte Chiron. Da öffnete sich plötzlich eine der Türen und fünf kleine Kampfroboter betraten den Hangar. Sie eröffneten sofort das Feuer. „JA", schrie Chiron. „Das ist nach meinem Geschmack. Das wird jetzt immer besser." Ohne eine Einheit direkt anzuvisieren eröffnete er das Feuer und traf wie durch ein Wunder tatsächlich einen der Roboter. Der explodierte fast augenblicklich. Metallteile flogen durch die Halle und eines traf Tarja am Oberschenkel. Sie brüllte auf und ging zu Boden. Chirons Herzschlag setzte für Sekunden aus, dann rannte er zu ihr, half ihr auf die Beine und schleppte sie in das Schiff. Er hatte Tränen in den Augen, als er ihr das Metallteil aus dem Oberschenkel zog und ihre Wunde verband. „Das ganze ist doch ein ganz blöder Bockmist. Wir sollten hier verschwinden und das Institut von außen angreifen. Die Verteidigung ist zu stark und wir befinden uns immer noch im Hangar. Bevor wir es schaffen weiter in den Komplex einzudringen, sind wir schon tot", presste Tarja hervor. Chiron sah ihr in die Augen und dann zu Dremal. Der holte tief Luft und griff zum Funkgerät. „Sofort alle ins Schiff. Wir ziehen uns zurück. Macht hin!" Innerhalb von wenigen Sekunden waren alle die noch dazu in der Lage waren wieder im Inneren des Landungsschiffs und sie verließen den Hangar. Als sie die Atmosphäre verlassen hatten, resümierten sie über den zurückliegenden Kampf. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele meiner Leute sterben sehen würde", begann Dremal und schluckte verbittert. „Wir hatten mit Messerdrohnen und Kampfeinheiten schon auf Genro zu tun", entgegnete Chiron. „Aber die, die wir kannten, waren eher stoisch und nicht so schnell und vor allem flexibel in ihrer Angriffsstrategie." „Wie meinst du das?", fragte einer der Kampfanthros. „Ich denke mal, dass es am Alter der Programmierung lag. Jedenfalls reagierten sie immer sehr spät, griffen fast nie kombiniert an und waren leicht zu irritieren. Die hier sind anders, ihre Programmierung ist scheinbar extrem fortschrittlich und den neuesten Bedürfnissen angepasst. Wir hätten keine Chance gegen die gehabt." „So ein Mist. Das darf einfach nicht wahr sein." „Was machen wir jetzt?", fragte Jody. „Einen neuen Angriff", sagte Shana. „Wir müssen da rein. Die würden das Institut nicht so schwer bewaffnen, wenn die da nur Gummibärchen herstellen würden." „Noch mal angreifen?", fragte Dremal. „Garantiert nicht. Ich habe keine Lust noch mehr von meinen Leuten zu verlieren." „Hast du ne bessere Idee?", fragte sie aufgebracht. Er schwieg. „Na toll. Keine Antwort ist auch ne Antwort." „Ich schlage vor, dass wir uns aufteilen. Ein Teil von uns holt die Fähre der Mondbasis und damit den Mech von Shanas Haus. Der andere Teil fliegt mit dem Transportschiff zur Ra-em und liefert die Verwundeten ab", sagte Chiron. „Gute Idee", entgegnete Apophis. „Aber den Mech kann von uns nur Syrgon bedienen und der ist auch auf dem Cheritkreuzer." „Ausgezeichnet, dann bringen wir den gleich mit. Wir laden die Verwundeten ab und lassen sie medizinisch versorgen. Dann krallen wir uns Syrgon und fliegen zum Mond. Ihr schnappt euch die Fähre inklusive des Mechs und kommt ebenfalls zum Mond. Wir treffen uns dort und übernehmen wieder die Anthros Voyage. Anschließend landen wir mit unserem Schiff auf der Erde und dringen erneut in das Institut ein. Wir lassen den Mech die gröbste Arbeit erledigen und alles was größer ist als eine Zigarettenschachtel platt machen. Damit dürfte dann das Schlimmste überstanden sein. Den Rest erledigen wir auf die bekannte Art und Weise." Dremal biss sich auf die Unterlippe. Er sah sich im Schiff um und sein Blick fiel auf den Piloten. „Wir brauchen mehr Platz im Schiff." Er drängelte sich bis zum Pilotensitz durch, griff nach dem Menschen und zog ihn gewaltsam aus dem Sitz. Der schrie laut auf und versuchte sich zu wehren, aber es war zwecklos. Die Krallen des Löwen gruben sich tief in seinen Hals und er schleifte ihn gewaltsam hinter sich her. Die Konditionierung auf Kampf zeigte sich in ihrer vollen Stärke und richtete sich gegen ihren Schöpfer. Dremal öffnete das Zwischenschott, warf den Menschen hinein und schlug auf den Verriegelungsschalter. Zischend schloss es sich wieder. „Will noch jemand was sagen?" Keine Antwort, alle schauten nur zu und versuchten die bizarre Situation zu erfassen. „Keiner der zum Abschied winken will? Na gut, dann eben nicht." Er schlug aus dem Handgelenk heraus auf den Auslöseschalter. Das Außenschott öffnete sich und der ehemalige Pilot wurde mit dem Luftstrom in den freien Raum gerissen und in Richtung Erdoberfläche katapultiert. „Gute Landung, bestell schon mal schöne Grüße von uns und schreib bitte keine Karte", grollte Dremal zynisch. Das Schott schloss sich wieder. „So genug gefeiert. Jemand sollte das Schiff steuern und uns zum Kreuzer bringen. Unsere Leute brauchen dringend medizinische Versorgung." Jody stand auf und war augenblicklich an den Steuerungskontrollen. Sie brachte den Antrieb auf Maximalleistung und programmierte den Navigationsrechner auf die Koordinaten des Cheritschiffs. „Wir sind auf Kurs 1,97 zu 2,800. Ankunft in etwa 15 Stunden. Bis dahin sollten wir uns alle etwas ausruhen." „Fein", sagte Dremal. „Kira, Andrew, Shana, Apophis und Tarja gehen mit Krisal. - Tarja, wie steht es um deine Verwundung?" Tarja nickte nur und bewegte das Bein. „Geht schon, halb so schlimm." „Ausgezeichnet. - Krisal, stell dich nicht so an und sieh zu, dass du noch neun von unseren Katzen aktivierst bekommst. Trefft euch im Landungsschiff des Transporters." Der Löwe hielt den Kopf schief. „Jetzt mach schon, ihr habt wenig Zeit und müsst den Mech holen." Krisal nickte bestätigend und schnappte sich einen der Pumas, welcher etwas hilflos drein blickte, aber schließlich mitging. Die noch fehlenden Kampfanthros brauchte man nicht zu suchen und innerhalb weniger Minuten waren alle im Landungsschiff und flogen zurück in Richtung Erde. * „Captain", sagte Sitral. Wir haben das Transportschiff auf unseren Sensoren. Es hat direkten Kurs auf uns." „Was? Wie ist das möglich?" „Keine Ahnung Drekal, aber es ist so." „Verdammt, da muss was schief gegangen sein." Stunden später befand sich das Schiff im Inneren des Kreuzers und die Verwundeten wurden auf der Krankenstation versorgt. Drekal hatte Chiron und Dremal zum Rapport gebeten. Die Beiden berichteten was vorgefallen war und die Wölfin machte ein sorgenvolles Gesicht. „Das ist sehr schlecht, mal ganz abgesehen von den Toten. Das Institut ist jetzt in erhöhter Alarmbereitschaft. Was schlagt ihr also vor, wie sollen wir jetzt noch vorgehen?" „Da gebe ich das Kommando an Chiron ab", sagte Dremal offen. Chiron zuckte zusammen und die Aufmerksamkeit des Captains ruhte ganz auf ihm. „Ich schätze, dass du eine Idee hast." „Tja, also. Zunächst erstmal muss ich Parais lobend erwähnen. Die Blockierung der Paralysefrequenz funktioniert hervorragend. - Ja und nun, ich habe tatsächlich eine Idee und sie auch schon mit Dremal besprochen. Tarja, Apophis, Kira, Shana und Andrew sind mit Krisal und neun weiteren Kampfanthros auf dem Weg zur Erde. Sie holen die Mondlandefähre mit dem Mech und fliegen anschließend zum Mond. Wir fliegen mit dem Versorgungsschiff jetzt auch zum Mond. Auf der Mondbasis steht noch das Schiff mit dem wir herkamen. Dann laden wir einfach alle Waffen und erwähnten Mech in unser Schiff und fliegen vor das Institut. Außerdem müssen wir Syrgon mitnehmen. Er ist der einzige der den Mech steuern kann." „Das klingt ausgezeichnet. Macht es so. - Aber was bitte ist ein Mech?" Chiron erklärte es ihr und mit jedem Detail das er Preis gab, wurden die Augen der Wölfin größer. „Besser geht's nicht. Das ist unsere einzige Chance und wir sollten sie nutzen. Außerdem werde ich noch zwanzig Leute aus meiner Besatzung auswählen, die euch verstärken werden. Vergesst aber das Transportschiff. Wir fliegen mit der Ra-em, denn sicher ist sicher." Dremal war begeistert und das merkte man ihm an. Der Löwe verließ zusammen mit Chiron mehr als ausgelassen den Besprechungsraum des Captains. Sie begaben sich beide auf die Technikebene des Schiffes und steuerten auf den Maschinenraum zu, denn da sollte sich Syrgon angeblich aufhalten. Aber soweit kamen sie erst gar nicht. Auf halbem Weg stolperte ihnen der Wolf direkt vor die Pfoten. „Oh, wenn man vom Teufel spricht", sagte Chiron erfreut. Syrgon stutzte und sah zu Dremal. „Wer ist das?" „Ach ja. Das ist Dremal er gehört zur Gruppe der Kampfanthros, die sich uns angeschlossen haben." „Ahhh ... so schauen die also aus." Dremal knurrte leise. „Das schockiert mich jetzt gar nicht", entgegnete der Wolf frech. Der Löwe kniff die Augen zusammen und atmete hörbar ein. „Ihr habt mich also gesucht?", änderte Syrgon schnell das Thema. „In der Tat. Wir brauchen einen Mechpiloten und hörten, dass sich hier in der Nähe einer rumtreiben soll. Würdest du uns beim suchen helfen?", witzelte Chiron. „Suchen? Ich würde sagen, gefunden habt ihr einen und den Besten dazu." Dremal verdrehte die Augen. „Ein Hund mit Egoproblemen." Jetzt knurrte Syrgon. „Das wiederum beeindruckt mich jetzt nicht", hielt Dremal dagegen. Syrgon fletschte die Zähne. „Beruhige dich wieder. Mag sein, dass du der beste Mechpilot bist", beruhigte Chiron die Beiden. Der Wolf bekam sich wieder in den Griff. „Komm mit, die Ra-em ist schon auf dem Weg zum Mond, aber an deinem Ego solltest du trotzdem dringend arbeiten", sagte Chiron noch und zerrte den Wolf mit sich. Dremal folgte ihnen. „Der Beste? Pöh. Der Einzige und nur deshalb der Beste", murmelte er. „Das habe ich gehört", rief Syrgon über die Schulter und knurrte wiederholt. Als Dank hielt ihm Chiron die Schnauze zu, so dass ihm nur noch ein leises fiepen zu entnehmen war. * „Wir haben ihn gefunden. Er lief uns geradezu in die Fänge", intonierte Chiron. „Ja und der Hund hat echte Egoprobleme, hält sich für den Besten", fügte Dremal hinzu. „Könnt ihr das Thema endlich mal sein lassen", grollte Chiron. „Das ist ja nicht mehr auszuhalten." Löwe und Wolf standen sich gegenüber und versuchten so Furcht einflößend zu knurren wie sie nur konnten. Nach fünf Minuten war das Kräftemessen beendet und die Konkurrenten beruhigten sich wieder. „Okay", sagte Chiron. „Ich glaube, dass wir jetzt soweit sind." Drekal schaute Syrgon durchdringend an. „Respekt, Rüde. Du steuerst also den Mech und rettest damit unser ganzes Unternehmen." Syrgon schaute sich irritiert um. „Was soll ich?" „Du rettest sozusagen unsere Hintern", übersetzte Dremal. Chiron fing an zu kichern. „Na, das habt ihr euch ja fein ausgedacht." „Bleib locker, Männchen. Du sollst nur deinen Mech steuern und das Institut von Waffen säubern." „Nur?" „Ja. Ist ja nicht so, dass ich dich vernaschen will, ich dich zwingen würde mir stets zu Diensten zu sein." Syrgon fiel die Kinnlade runter. „So ... soll ...", er schluckte heftig. „Sollte das jetzt ein Angebot sein?" „Vielleicht? Ich mag Rüden die stark sind und wissen was sie wollen. Ich liebe es, wenn ein Männchen geschmeidig eins wird mit seiner Waffe." Sie umschlich Syrgon, streichelte ihm sanft über den Rücken, pustete ihm plötzlich in das linke Ohr und schlug ihm aufmunternd auf den Hintern. Syrgon machte einen Satz nach vorn und heulte auf. Er rannte wie von der Tarantel gestochen aus dem Besprechungsraum und verschwand. „Was war das denn?", fragte Dremal irritiert. „Ich glaube der Gute hat ein kleines Problem und muss kurz kalt duschen. Also, Captain. Ich muss schon sagen. Sie wissen wo ein Wolfsrüde seinen neuralgischen Punkt hat und gut motivierbar ist." Drekal kicherte, weil sie verstand worauf Chiron hinaus wollte. „Der ist ja schnell aus dem Gleichgewicht zu bringen", stellte sie fest. „Japp und das wo er vor unserem Abflug noch ein Abenteuer mit einem Greif hatte." Die Wölfin riss die Augen auf. „Hmhm", sagte sie nur und grinste leicht. Kurze Zeit später tauchte Syrgon wieder auf und war sichtlich erfrischt. „So, jetzt bin ich bereit für meine Aufgabe." Drekal sah ihn scharf an und fuhr sich mit ihrer Zunge über ihre Lippen. Syrgon seufzte. „Dazu kommen wir später, meine Teure, ähm, Captain", entgegnete er nur, woraufhin sie ihn anlächelte und nickte. „Wir gehen dann mal in den Speisesaal", sagte Chiron und zog den Rüden hinter sich her, bevor der wieder abdreht. „Wow", sagte Syrgon. „Was für ein Weibchen." „Ich dachte, du hättest etwas mit Tristan am Laufen?" „WAS?", kreischte der Wolf schrill auf. „Woher weißt du davon?", fragte er mit gesenkter Stimme. „Das hatte mir ein kleines Vögelchen gezwitschert", antwortete Chiron versonnen und starrte zur Decke. „Lass mich raten. Dieses kleine Vögelchen ist weiblich und hat Rosetten." „Keine Ahnung wovon du sprichst." Sie setzten sich wieder in Bewegung und erreichten schließlich den Speisesaal. Die Hälfte der Kampfanthrotruppe, die von Drekal hinzu georderten Cherit und auch der Rest der Chafren sowie Jody und Gregor Binder waren schon anwesend. „Oh", rief Syrgon. „Kommen wir wieder zu spät? Haben wir was verpasst?" Cyron drängelte sich durch die Massen. „Schön, dass du auch auftauchst, Wolf." Syrgon sprang Cyron förmlich an den Hals und überrumpelte den Tiger mit dieser Aktion. „Ey!", schrie Stella. „Lass die Finger von meinem Männchen." Alle Anwesenden drehten sich zu den Beiden um und fingen an zu lachen. Der Raum schien unter dem Gelächter zu dröhnen und die zwei Menschen waren sichtlich verloren in dem Meer das aus 65 Anthros bestand. Komisch, der Raum konnte in der Tat 200 Anthros fassen, aber wenn man den Saal betrat hatte man den Eindruck, dass es mindestens 300 sein müssten. Irgendwie hatten es alle geschafft nur die Hälfte des Raums in Beschlag zu nehmen und daher rührte das dichte Gedränge. Wie dem auch sei, sie waren jetzt vollzählig und Captain Drekal, gefolgt von Sitral und Selestral betraten den Raum. Drekal räusperte sich, viele Augen richteten sich auf sie und es zog sehr schnell eine gespenstische Stille ein. Sie nahmen nunmehr auch den Rest des Raumes in Besitz und setzten sich. „Okay. Leute. Alle mal herhören. Ich möchte kurz erklären um was es geht." „Hört, hört", rief jemand dazwischen. Kurzes Gekicher tönte durch die Reihen. „Danke, sehr freundlich. Hoffentlich bleibt es dabei und ihr seid immer noch so erfreut und witzig, wenn es richtig losgeht. Ihr seid dazu auserkoren worden ein Institut auf der Erde anzugreifen. Die Gruppe der Kampfanthros hat es vor kurzer Zeit schon mal versucht und ist leider gescheitert. Als sie rein gingen waren es noch achtzig Kämpfer. Als sie den Rückzug antreten mussten waren es nur noch dreißig Einsatzfähige und zwanzig Verletzte, die anderen Dreißig sind innerhalb von fünfzig Minuten draufgegangen. Die Verteidigung der Einrichtung ist sehr massiv. Das Gebäude sieht nach außen hin vollkommen normal aus, hat es aber in sich. Ich will nichts schön reden oder verheimlichen. Die Kampfanthros sind nur im Hangar gewesen, sie sind dort gelandet und mussten sich auch dort geschlagen geben. Sie wurden von schätzungsweise dreißig Messerdrohnen angegriffen und als noch fünf kleine Kampfroboter dazu kamen war es aus. Wie viele von den Waffensystemen im Gebäude noch aktiv sind wissen wir nicht. Daher halten sich alle zunächst im Hintergrund. Wir haben einen Wolfsrüden unter uns der einen Mech steuern und im Kampf führen kann. Er wird mit seiner Maschine in das Gebäude eindringen und das Gröbste beseitigen. Wenn der Hangar sicher ist, rücken alle nach und sichern die Nebenräume. Der Mech rückt weiter in den Komplex vor und wird vermutlich das Feuer auf sich ziehen. Somit ist der Rest der Truppe unbehelligt und kann die Suche nach dem Großlabor fortsetzen. Dringt ein und zerstört alle Computer und technischen Anlagen die ihr findet. Es darf nichts übrig bleiben. Sichert Papiere und holt sie raus. Wenn ihr euch zurückzieht, dann legen einige von euch Sprengladungen mit Zeitsteuerung. Stellt sie so ein, dass Syrgon auch noch raus kommt. Sollte dem irgendwas passieren, reiße ich euch den Arsch auf." Viele guckten zu Syrgon, dann zu Drekal und feixten. Der Captain hatte anscheinend einen Liebhaber ins Auge gefasst und hielt seine schützende Hand über ihn. „Also Leute, ihr wisst worauf es ankommt. Bewegung!" Die Anthros sprangen auf und verließen den Saal. Die zwei Menschen folgten. „Captain", sagte Selestral. „Ich will mitgehen. Ich fühle, dass ich gebraucht werde." Drekal schaute sie nachdenklich an. „Gut. Geh mit, wenn es dein Wunsch ist, aber pass auf dich auf." Selestral nickte kurz und verließ den Raum. „Ich brauche jetzt was herbes", sagte Drekal daraufhin. „Bedienung, zwei Bier bitte." Sitral und die Wölfin prosteten sich zu, tranken die Gläser aus und gingen ebenfalls.
Die Fähre und den Mech zu holen war einfacher als befürchtet. Scheinbar hatte niemand damit gerechnet, dass jemand auf die Idee käme, einfach aufzutauchen und alles abzuholen. Shanas Haus war daher vollkommen unbewacht. * „Das ist wirklich erniedrigend", grollte Andrew. „Reicht es nicht schon, dass wir in einen richtigen Kampf ziehen? Nein, jetzt müssen wir auch noch dicht gedrängt stehen und den Schweiß des Anderen einatmen." Kira fand die Situation auch mehr als pikierend und gab Andrew Recht. Außerdem trieben Andrews Ausdünstungen die Tiger neben ihm fast in den Wahnsinn und sie fingen an sich gegenseitig begehrliche Blicke zuzuwerfen. Nach endlosen Stunden, aber keine Sekunde zu spät, erreichten sie den Mond und landeten. Die Schotten waren noch nicht einmal richtig geöffnet, da rannten die Ersten schon aus der Fähre, quer durch den Hangar, eröffneten das Feuer auf die herbeieilenden Wachen und verschwanden in der Station. Die Tiger, die direkt neben Andrew gestanden hatten, taten das Gleiche, jedoch aus anderen Motiven. Sie schossen ebenfalls und töteten den Rest der Wachmannschaft, flitzten durch die Station, fanden die Quartiere und verschwanden in den einzelnen Zimmern. Minuten später tauchten alle klatschnass wieder auf und man sah ihnen die Erleichterung förmlich an. Andrew schien zu ahnen was ihr Problem gewesen war und suchte ebenfalls eine Dusche auf. Nachdem sich alle wieder zusammengefunden hatten, marschierten sie zurück zum Hangar. Andrew und Kira nahmen sich bei der Hand und umkreisten das Schiff. „Es ist tatsächlich noch da", freute sich Kira. „Ja, hoffentlich sind auch noch die Waffen an Bord", murmelte Andrew vor sich hin. Vier Kampfanthros überholten sie und stürmten in die offene Zugangsluke. Man hörte mehrere Schüsse, dann flogen die Leichen von acht Menschen auf den Boden der Station. „Hier ist alles sauber", sagte einer der Anthros. Kira verschlug es die Sprache. Soviel Rohheit und Kaltschnäuzigkeit hatte sie noch nie erlebt. Wobei sie den Anthros keine Schuld geben konnte. Sie waren so gezüchtet worden und entsprechend ausgebildet. „ALLE IN DAS SCHIFF, BEWEGT EUCH UND SEID NICHT SO LAHM", brüllte Krisal. Die Truppe beschleunigte die Schritte und war im nu im Inneren der Anthros Voyage verschwunden. Die Chafren besetzten die Kommandobrücke und warteten auf das Eintreffen der Ra-em. Vierzig Minuten später landete ein großer Cheritgleiter neben der Anthros Voyage und Syrgon, Dremal, Jody und dreißig weitere Anthros stiegen aus. Damit waren sie vollzählig. „Beweg deinen Hintern in die Landefähre und hol endlich den Mech", brüllte Andrew zur Begrüßung. Innerhalb von wenigen Minuten hörte man zuerst ein lautes Pfeifen und dann schwere stählerne Schritte. Der Mech verließ die Landefähre und steuerte direkt auf das große Cheritschiff zu. Der Gleiter hob ab und flog lediglich mit seinem Piloten bemannt zurück zur Ra-em, während Syrgon unter großem Staunen der Anderen mit seinem Mech geräuschvoll das Schiff betrat. * Wenig später waren sie auf direktem Weg zum Institut. Es wurde Zeit aufzuräumen. Sie durchstießen die Erdatmosphäre, stürzten förmlich dem Boden entgegen und setzten direkt vor dem Gebäude hart auf. „Okay, wir sind unten", sagte Kira über das Interkom. Syrgon hatte es sich in seinem Mech häuslich hergerichtet und startete die System erneut. Er hob die Daumen in Andrews Richtung, welcher sich an der Schleuse postiert hatte und diese nun öffnete. „Viel Glück!", rief er dem Wolf zu. Syrgon hörte ihn nicht mehr und gab der Maschine die Sporen. Der Mech rannte quer über den Vorplatz, überrannte den Absperrzaun. Syrgon zündete den Raketenwerfer und feuerte eine Salve in das Zugangstor. Drei Raketen bohrten sich in den massiven Panzerstahl und explodierten zwischen den Stahlplatten. Das Tor wurde mit einer gewaltigen Explosion aufgerissen. „Hört ihr mich?", kam Syrgons Stimme aus den kleinen Interkomlautsprechern. Andrew drückte auf den Wechselsprecher. „Ja, wir können dich laut und deutlich hören." „Super. Ich habe mich ins Interkom eingeklinkt, damit ihr verfolgen könnt was passiert und ich euch warnen kann, falls es nötig sein sollte." Plötzlich hörte man Laserfeuer und das Surren von Messerdrohnen. „Ich kriege gerade Besuch", rief Syrgon. Danach hörte man wie der Mech seine tödliche Fracht im Hangar verteilte. Die Explosionen der Raketen und das Hämmern der Maschinenkanonen waren unüberhörbar. „Wow, das glaube ich einfach nicht", sagte Dremal begeistert. „Hört euch das an. Das klingt wie eine ganze Armee die da reinmarschiert." Auch für die anderen Kampfanthros klangen die Geräusche des Mechs wie Musik. Nach zehn Minuten war Ruhe. „Ihr könnt jetzt rein kommen. Ich ziehe weiter." Die Anthros rannten aus dem Kreuzer und in den Hangar hinein. Der Mech war nicht mehr zu sehen, man hörte nur noch seine Schritte in einem der großen Gänge hallen. Die Zerstörung die Syrgon angerichtet hatte war katastrophal. Der Hangar war nicht wieder zuerkennen. Keine der Türen, Tore oder Deckenluken existierte noch. Metallschrott der von mehreren Messerdrohnen und Kampfeinheiten stammte, bedeckte den gesamten Boden. „Okay, Leute. Wir gehen auch weiter. Ähm, wir nehmen das Loch in der Wand, das große Loch, da in der Mitte." Nacheinander tauchten sie in die Station ein. Tatsächlich erkannte man noch einen Gang, der sich hinter einer Tür befand. An seinem Ende klaffte ein weiteres Loch, welches von einer Rakete gerissen worden war. „Da hinten müssen wir links herum und dann weiter geradeaus, dann nach rechts und durch die nächste Tür. Dahinter muss eine Treppe nach unten führen. An ihrem Ende liegt das Labor", rief Dremal und ging voraus. „Na super und wieder Gänge, Türen und Treppen", sagte Andrew an Kira gewandt. Die Luchsin grinste verschmitzt. „Was beschwerst du dich denn? Ist doch fast wie zuhause." Andrew rollte mit den Augen. „Du hast zwar Recht, aber ich hoffte wir hätten diesen Part unseres Unternehmens hinter uns gelassen. Na ja, er holt uns jedenfalls immer wieder ein." Kapitel 60 Wie Drekal gehofft hatte, zog Syrgon die gesamte Institutsverteidigung auf sich und seinen Mech. Er hatte keine ruhige Sekunde und lag praktisch unter Dauerbeschuss. Leider zeigte der Mech die ersten Ausfallerscheinungen. Nicht, dass nur die Munition zur Neige ging und er zum ersten Mal die Notabschaltung des Reaktorblocks überbrücken musste, was den Mechrechner zu einem Fluch veranlasste ala Notabschaltung überbrückt, bei zweimaliger Notüberbrückung des Systems steht statischer Schaden unmittelbar bevor, nein, auch der rechte Waffenarm bewegte sich nur noch sehr widerwillig und hakte ab und zu. Syrgon merkte, dass sein treuer Roboterfreund das Gebäude nicht mehr mit ihm verlassen würde. „Freunde, egal wo ihr seid. Ihr solltet euch beeilen. Mein Mech hat ernste Probleme." „Hier Andrew. Halte noch etwas durch. Wir sind fast da." „Das freut mich, bringt mich aber nicht wirklich weiter." „Dremal", schrie Andrew von hinten. „Wir sollten einen Zahn zulegen. Syrgons Mech macht langsam die Hocke. Wenn er lebend rauskommen will, dann müssen wir uns sputen." Dremal verstand was Andrew meinte und rannte plötzlich los. Die Anderen folgten ihm und innerhalb kürzester Zeit standen sie vor der Tür zum Treppenhaus. Sie war offen. „Das sieht nicht gut aus", murmelte der Löwe. „Passt auf. Hier scheint schon jemand zu sein", ergänzte er laut. Sie gingen die Treppe hinab und sicherten sich immer wieder nach allen Seiten ab. Etage für Etage arbeiteten sie sich nach unten vor. * Syrgon kämpfte derweil um sein Leben. Der rechte Waffenarm war seit Minuten nicht mehr ansprechbar und reagierte auch nach einem Neustart der autonomen Bewegungssteuerung nicht mehr. Der linke Waffenarm funktionierte noch makellos, aber die Munitionsanzeige neigte sich dem roten Teilbereich. Er hatte noch etwa 600 Schuss zur Verfügung, aber die Angreifer wurden und wurden nicht weniger. Er war extrem weit in die Station vorgedrungen. „Zu dumm, gerade jetzt muss ich mich von meinem Spielgefährten trennen. Aber man sollte gehen, wenn es am schönsten ist." Er verschoss seine restliche Munition und verteilte noch ein paar ordentliche Schläge gegen die Gebäudeverteidigung. Dann drehte er den Mech so, dass er den Gang vollständig ausfüllte und keine der Kampfeinheiten und Messerdrohnen ihm folgen konnten. Er streichelte liebevoll das Cockpit und die Steuerungsarmaturen, gab eine Kusshand in Richtung des Hauptrechners. Anschließend stellte er den Hauptreaktor auf Überlastung, öffnete die Kanzel, sprang aus dem Mech und rannte so schnell er konnte in die Richtung aus der er gekommen war. Nach vier Minuten hatte er den Hangar erreicht, sah sich kurz um und sprintete durch den Zugang, den hoffentlich auch die Anderen genommen hatten. Er hatte Glück und tatsächlich das richtige Loch in der Wand erwischt. Nach weiteren Minuten hatte er die Gruppe erreicht. „Alles auf den Boden legen", schrie er. Andrew und einige Andere drehten sich erschrocken um, sahen Syrgon und warfen sich augenblicklich hin. Wenige Sekunden später erschütterte eine Explosion das Gebäude, erfasste das Treppenhaus und brachte Teile dessen zum Einsturz. Eine dicke Staubwolke quälte sich durch die Gänge, drang ins Treppenhaus vor und brachte alle zum husten. „Verdammt, Syrgon. Was hast du getan?", fragte Dremal. „Das war mein Mech. Ich erwähnte ja schon, dass er Probleme hatte. Tja und der rechte Waffenarm war endgültig hin und für den linken fehlte mir die Munition. Da habe ich de Fusionsreaktor auf Überladung geschaltet und damit vermutlich die Hälfte des Gebäudes eingeäschert." Apophis nickte ihm zu. „Gute Arbeit." Syrgon versuchte zu lächeln. „Ich habe mich aber nur ungern von meinem Schätzchen getrennt. Er war ein wirklich treuer Begleiter." „Nicht schon wieder", brummelte Dremal und schaute zur Decke. „Los machen wir weiter." Sie stiegen weiter hinab und kamen schließlich an die Hochsicherheitstür, die ins Labor führen sollte. „Sie ist verschlossen", sagte der Löwe bitter. „Lass mich mal ran", mischte sich ein weiterer Kampfanthro ein und hielt ihm ein kleines Päckchen Sprengstoff unter die Nase. Er nickte. „Seht zu, dass ihr die Treppe wieder hoch kommt", brüllte er. „Wir müssen mindestens drei Stockwerke wieder hoch. Hopp, hopp." Minuten später erfolgte wieder eine Detonation, aber diesmal waren alle darauf vorbereitet. Die Tür war offen und das Labor lag vor ihnen. Sie drangen ein und verteilten sich im Raum. Er war riesig und man konnte schnell den Überblick verlieren. „Vernichtet alles und sichert die Aufzeichnungen." Sie durchsuchten die Schränke, die Schreibtische, kramten eine Kiste hervor und warfen alles was irgendwie nach Papieren aussah hinein. Andere Anthros begannen mit brachialer Gewalt die leer geräumten Schränke und Tische zu zertrümmern. Schließlich kamen sie bei den Computern an. Kira stürmte hervor und betrachtete alles ausgiebig. „Okay, das übernehme ich." Sie setzte sich vor eines der Terminals und begann zu programmieren. „Was hast du vor?", fragte Andrew. „Ich verpasse ihnen einen echt ekligen Virus und vernichte damit alle Datensätze und zwar gründlich. Ihre Finger flogen förmlich über die Tastatur. Nach acht Minuten hatte sie es geschafft. „Und Action", sagte sie süffisant. Sie drückte die Eingabetaste und nach wenigen Sekunden brach ein System nach dem anderen zusammen. Die Beleuchtung erlosch und die Notfallbeleuchtung ging an. In diesem Moment sprangen zwei Gestalten aus einer dunklen Ecke und rannten quer durch den Raum. Die kamen aber nicht weit und prallten auf Stella und Cyron. Der Tigerkater erkannte, dass es sich um menschliche Gestalten handelte und schlug sofort zu. Sie gingen unter einem gedrückten Stöhnen zu Boden. „Ich brauche hier mal Licht", rief er. Andrew und Dremal kamen hinzu und leuchteten mit ihren Taschenlampen. „An ne. Wen haben wir denn da? Mr. Cromwell. Lange nicht gesehen und doch wieder erkannt", sagte Andrew. „Steht auf ihr jämmerlichen Gestalten", sagte Dremal scharf. Zwei der Kampfanthros packten jeweils Cromwell und den noch unbekannten Menschen, hoben sie hoch und stellten sie auf den Beine. „Lasst uns mal hören. Was habt ihr hier zu suchen? Wolltet ihr alles zerstören oder in Sicherheit bringen?" Cromwell spuckte Dremal ins Gesicht und erntete dafür nur eine Ohrfeige. „Wo sind die Materialien?", fragte er. „Lüg mich nicht an. Ich warne dich." „Die haben wir bereits gesichert, es gibt hier nur noch die Aufzeichnungen." „Das tut mir aber Leid", sagte Kira zynisch. „Wieso?", fragte Cromwell. „Eure Daten sind gerade einem ganz üblen Virus zum Opfer gefallen, fürchte ich." Cromwell ließ rot an vor Wut. „Ihr seid doch vollkommen durchgeknallt. Ihr habt alles zerstört, wofür wir Jahrhunderte gebraucht haben. Ihr seid total wahnsinnig." „Das glaube ich dir aufs Wort. Wir sind sogar so wahnsinnig, dass wir euch jetzt mitnehmen." „Was soll das? Wo bringt ihr uns hin?" „Das werdet ihr schon sehen. Weg mit ihnen", sagte Dremal und wedelte mit einem seiner Finger. Andrew, Kira, Stella und Cyron fesselten sie und begleiteten sie aus dem Gebäude. „Okay, egal was noch übrig ist. Wir sprengen jetzt das Gebäude." „Ey." „Verdammt. Die Zeitzünder sind hin." „Was ist los?", schrie der Löwe. „Die Zeitzünder. Sie müssen bei der Explosion des Mechs zerstört worden sein." „Ein EMP. SCHEIßE. Das darf doch alles nicht wahr sein." „Ist es aber!" „Okay", seufzte Dremal und atmete tief durch. „Alle mal herhören." Die Kampfanthros sahen zu ihrem Anführer. „Seid ihr bereit für den letzten großen Schritt?" Sie begriffen was er meinte. Es würde schwer werden und ihre Freiheit wäre in unerreichbare Ferne gerückt, wenn sie diesen Schritt gingen. Aber sie wussten um was es ging und waren bereit. Sie legten die Sprengladungen an allen zugänglichen Stellen, verbanden sie mit Handauslösern untereinander. „Ich bleibe hier", sagte einer der Pumas. „Gut. Die Anderen verlassen augenblicklich den Raum." Sie zogen sich zurück und von Etage zu Etage wurden es immer weniger Personen die den Weg zurück antraten. „Ist das wirklich nötig?", fragte Tarja an Dremal gewandt. „Ja. Das Gebäude und der darin enthaltene Stahl schirmen die Funksignale der Zünder ab. Wir müssen die einzelnen Etagen und Räume von Hand sprengen. Es darf nichts übrig bleiben." Tarja nickte traurig. „So habe ich mir das nicht vorgestellt." „Ich weiß, das haben wir auch nicht. Aber du darfst eins niemals vergessen. Wir Kampfanthros sind ein Teil der hier durchgeführten Experimente, wenn das alles hier enden soll, dann müssen wir auch hier enden. Einen anderen Weg gibt es nicht. Außerdem habt ihr noch zwanzig von uns auf der Krankenstation des Kreuzers liegen, die sollten Hilfe genug sein, wenn ihr den Transporter angreift." „Ja. Ich verstehe was du meinst. Trotzdem erfüllt es mich nicht mit Freude oder Hoffnung." „Das sollte es aber." Er nahm Tarja bei der Hand und küsste sie vorsichtig, dann lächelte er. „Bring den Rest von euch hier raus. Ihr habt fünf Minuten, dann rummst es." Tarja riss die Augen auf und schaute sich um. Sie entdeckte Chiron, Syrgon und die drei Menschen. „Wir verschwinden jetzt. Los, macht schon." Sie überlegten nicht lange. Nach drei Minuten hatten sie den Hangar erreicht und eine weitere Minute später waren sie in ihrem Schiff. „Starten!", schrie Tarja. „Wo sind die Anderen?", schrie Kira zurück. „Verdammt. Mach einmal, dass was ich dir sage und bring die scheiß Blechkiste in die Luft." Kira glotzte Tarja verwirrt an, wollte was erwidern, überlegte es sich aber anders. Sie stürzte an die Steuerungskonsole und Sekunden später schwebte das Schiff in der Luft, gewann an Höhe. Alle schauten gebannt auf das Institutsgebäude und verharrten der Dinge die da kommen mögen. Plötzlich hörte man mehrere Explosionen. Das Gebäude schien zunächst zu erzittern, schließlich wankten die Mauern und brachen zusammen. Eine weitere Explosion zerriss die Bodenplatte und das Treppenhaus stürzte ein. Der letzte der Kampfanthros zündete die Ladungen im Labor. Die Explosion ließ das gesamte Gelände erzittern und alles was noch übrig war stürzte in die Tiefe, begrub alles unter sich und hinterließ ein riesiges Loch im Boden. Es gab definitiv nichts mehr, was man noch hätte retten können. „Wie ist das möglich? Wo sind die Kampfanthros?", fragte Kira immer noch verwirrt. „Entschuldige bitte, wenn ich dich angeschnauzt hatte. Aber die Zeit drängte und ich konnte keine weiteren Erklärungen abgeben." Kira nickte. „Du weißt was passiert ist?" „Ja. Die Zeitzünder waren durch die Explosion des Mech zerstört worden. Die Kampfanthros mussten die Ladungen von Hand zünden. Sie haben sich alle geopfert, um alles auszulöschen." Kira schaute Tarja betroffen an. „Deshalb mussten wir so schnell starten. Sie hatten keine Zeit mehr zu verlieren." „Ja. Dremal hatte Angst, dass ihm und seinen Leuten der bevorstehende Tod die Kraft nimmt." „Das kann ich verstehen. Wir hatten neue Freunde gefunden und verdammt schnell wieder verloren. Ich hätte, selbst nach dem Tod von Ikarus, niemals gedacht, dass uns der Tod so schnell wieder einholen würde." „Das hat keiner gedacht", sagte Chiron und nahm Tarja in seine Arme. „Wo sind eigentlich Cromwell und sein Scherge geblieben?", fragte Tarja. Die haben wir in eines der Quartiere gesperrt und holen sie erst raus, wenn wir beim Cheritkreuzer sind." „Okay, dann machen wir uns jetzt auf den Weg. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich immer noch ein Transportschiff mit Soldaten an Bord auf dem Weg nach Genro befindet." „Was?", fragte Selestral. „Ja. Krondals letzte Rache, um die Brut des Teufels auszurotten", sagte Apophis und vollführte einen angedeuteten Hexentanz. Jody kicherte. „Lass es lieber. Ein Tiger macht beim tanzen eine urkomische Figur." Nach fünf Stunden hatten sie den Kreuzer erreicht und landeten im Hangar. Dort befanden sich schon zwanzig Cherit des Sicherheitspersonals, ebenso Sitral und Drekal und erwarteten die beiden Gefangenen sowie einen ausführlichen Bericht. „Willkommen an Bord. Mit wem habe ich die Ehre?", sagte Sitral zynisch, als die Gefangenen aus dem Schiff geführt wurden. „Mein Name ist Cromwell und mein Mitarbeiter ist Doktor Krings." „Ah so. sie sind also dieser Cromwell, der uns so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Fein, dass sie uns nun doch Gesellschaft leisten wollen." Sitral deutete mit einer kurzen Kopfbewegung an, dass die Beiden in die Zellen geführt werden sollen. „Chiron, ich erwarte in zehn Minuten einen ausführlichen Bericht in meinem Besprechungsraum. - Ihr könnt wegtreten." Sie verließen den Hangar, auch Syrgon schickte sich an zu gehen. „Moment noch, Syrgon", rief Drekal. Sie ging auf ihn zu. „Ich freue mich zu sehen, dass du es auch überlebt hast. Ich habe mir Sorgen gemacht um dich." Syrgon sah sie erstaunt an. „Aber Captain, du wirst doch nicht etwa Gefühle haben und diese zeigen?" „Siehst du, das ist mein Problem. Alle sehen mich nur als kommandierenden Offizier. Keiner sieht die Wölfin in mir." Sie ergriff plötzlich die Hand des Rüden und rieb ihren Kopf an ihr. „Ähm, wir könnten gesehen werden", gab der Rüde zu bedenken. „Und wenn schon", entgegnete sie und umarmte ihn. So standen sie ganze zwei Minuten, bis Syrgon sich dafür entschied, sie wieder auf Abstand zu bringen. Er stand da, sah sie an und lächelte verlegen. „Ich bin es Leid immer nur Befehle zu geben und für alles und jeden unnahbar zu sein. Als ich mich zum Dienst auf diesem Kreuzer meldete, war die Karriere für mich alles. Partnerschaft, Sexualität sowie das Großziehen von Welpen war Sache von Anderen. Seitdem du mir so selbstbewusst, fast schon arrogant, frech und vor Lebensfreude und Kraft strotzend gegenüber standest, habe ich gespürt, dass sich mein Leben falsch entwickelt hat. Ich werde auch nicht jünger, das spüre ich sehr deutlich und ich sollte mir langsam darüber Gedanken machen wie es weitergehen soll. So wie bisher jedenfalls nicht. Ich möchte eine radikale Wende." Syrgon lauschte interessiert. Drekal zeigte eine völlig neue Seite an sich. „Komm mit, wir müssen zum Besprechungsraum und wollen die Anderen doch wohl nicht warten lassen." Sie gingen beide los und traten aus dem Hangar. „Erzähle mir von Genro", bat sie den Wolf. Der Rüde überlegte. „Hmmhmm ... ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Erstmal ist es dort sehr gemütlich und nicht so hektisch wie bei euch. Wir haben alle klare Aufgabenteilungen. Ich lebe mit den anderen Caniden in Strongham. Das ist eine recht große Stadt. Die meisten von uns hüten Viehherden auf saftigen grünen Weiden. Ein geringer Teil von uns ist mit der Jagd auf Wild beschäftigt, der Hauptteil dessen obliegt den Raubkatzen, welche in Felgan leben." „Eure Arten leben getrennt?" „Ja, aber das war nicht immer so. irgendwann entwickelten sich die Dörfer und Städte jedoch entsprechend den Bedürfnissen des Hauptanteils der Bevölkerung. Andere Arten die in diesen Städten lebten, drohten nicht genug berücksichtigt zu werden. Daher trennten wir uns entsprechend auf. In letzter Zeit entscheiden sich aber immer mehr von uns ihr Leben unter anderen Umständen gestalten zu wollen und ziehen in andere Städte. Außerdem ist es nicht so einfach eine geeignete Partnerin oder einen Partner zu finden. Momentan sind wir zahlenmäßig noch so groß, dass eine Inzucht nicht zustande kommt. Aber das wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein." „Das klingt alles sehr schön, fast paradiesisch. Leider hat das Paradies einen Fehler und scheint dem Untergang geweiht zu sein. Was ihr braucht ist frisches Blut." Syrgon machte ein nachdenkliches Gesicht und nickte zustimmend. „Seid ihr eigentlich bewaffnet gewesen, also bevor das Chaos ausbrach?", fragte Drekal weiter. „Wir hatten Waffen für die Jagd, aber immer nur Pfeil und Bogen sowie Speere. Die Waffen, die wir jetzt besitzen, haben wir aus den menschlichen Basen erbeutet." „Hmhm ..." „Warum hast du eigentlich danach gefragt?" „Nichts, nichts. Ich hatte da nur so eine Idee." „Ach so? - Wie ist es denn bei euch auf Festrid?" „Na ja, unser Planet hat auch seine schönen Seiten. Früher, also sehr weit in der Vergangenheit war es natürlich schöner als heute. Festrid war dünn besiedelt und man konnte stets alle Monde sehen. Heute ist Festrid sehr stark bevölkert, die Technik hat uns in vielen Bereichen die Arbeit erleichtert und uns sogar ersetzt. Leider ist auch sehr viel vom ursprünglichen Zauber verloren gegangen. Sehr viele Städte sind regelrecht zugepflastert mit Bauwerken und man ist ständig von Artgenossen oder anderen Anthroarten umgeben. Manchmal ist man der Gesellschaft überdrüssig und dann flüchtet man in eines der wenigen Habitate die wir erhalten haben. Dabei handelt es sich um besondere Landschaften und exotische Orte, die man um nichts in der Welt aufgeben will." „Das hört sich einerseits sehr schön an, aber andererseits auch sehr trist und öde." „Wenn man es nicht anders kennt, dann vermisst man auch nichts anderes." Syrgon nickte nachdenklich. * Mittlerweile hatten sie das Besprechungszimmer erreicht und die Tür öffnete sich. Drekal und Syrgon traten gemeinsam ein. Chiron saß bereits am Tisch und erhob sich respektvoll. „Setz dich wieder hin und lass den Quatsch", sagte Drekal barsch. „Schieß los." Chiron berichtete detailliert über die zurückliegenden Ereignisse. „Ich hatte, um ehrlich zu sein, nicht gedacht, dass sich die Kampfanthros opfern würden. Immerhin ist es nicht ihr Kampf gewesen, sondern unser." Chiron schloss die Augen und sah die Wölfin wieder an. „Tripal deutete jedoch schon sehr früh an, dass sich die Kampfanthros nicht besonders verbunden mit Menschen fühlten. Sie sagte, dass es brodeln würde und sie nur den richtigen Zeitpunkt abwarten wollten. Das Ergebnis sehen wir ja. Tja und nun?" „Wir müssen das Transportschiff abfangen, wissen aber nicht wo es ist." „Das ist das Handikap", entgegnete Syrgon. „Ich denke, wir sollten mal mit unseren Gefangenen reden. Vielleicht wissen die ja mehr." „Super Idee", entfuhr es Chiron. * Als sie im Zellentrakt ankamen waren Apophis, Shana, Jody, Tarja und Selestral bereits mit einem Frage und Antwort Spiel beschäftigt. Cromwell und Krings schienen nicht sehr kooperativ zu sein. „Hallo", sagte Drekal. „Habt ihr schon was rausbekommen?" „Na ja, wie man es nimmt", sagte Selestral. „Das Transportschiff von dem Krondal sprach ist jetzt seit circa drei Wochen unterwegs und fliegt mit vierfacher Lichtgeschwindigkeit. Wo genau es ist, weiß keiner. Wir wären aber auf jeden Fall in der Lage eher auf Genro zu sein als die Soldaten." Drekal nickte. „Dann sollten wir das in Betracht ziehen. Sonst noch was?" Apophis schüttelte den Kopf. „Na dann los. Wir sind noch lange nicht fertig", munterte Drekal die Anwesenden auf. Cromwell und Krings schienen plötzlich einen Disput zu haben, an dessen Ende Cromwell den Wissenschaftler nur scharf an sah und dieser beleidigt schwieg. Drekal ging zum Interkom der Zellenebene. „Drekal an die gesamte Besatzung der Ra-em. Unsere Aufgaben auf der Erde sind abgeschlossen. Allerdings ist es den Menschen geglückt ein Transportschiff nach Genro auszusenden. Dieses Problem müssen wir noch aus der Welt schaffen und den Cherit auf diesem Planeten helfen. Wir setzen somit Kurs auf den eben genannten Planeten. unterwegs werden wir das fremde Schiff überholen und haben dadurch genügend Zeit uns auf dessen Eintreffen vorzubereiten." Krings sagte plötzlich etwas zu Cromwell, worauf dieser leicheblass wurde, die Augen weit aufriss und ungläubig den Kopf schüttelte. Drekal setzte ihre Ansprache fort: „Die Chafren auf Genro befinden sich, wie wir wissen auf einem niedrigeren technologischen Stand als wir, also sollten wir die nötige Sorgfalt walten lassen und unsere Freunde dort nicht zu extrem ins kalte Wasser werfen. Außerdem ergeht von mir folgender Befehl. Ich werde den Planeten Genro nicht mehr verlassen und somit auch nicht nach Festrid zurückkehren. Wer diese Entscheidung für sich persönlich teilt, der möge mir rechtzeitig Bescheid geben. Auch nachdem wir den Planeten dort gesichert haben, werden wir dringend gebraucht. Wer möchte, kann also ebenfalls dort bleiben. Da ich als Captain auf dem Flug nach Festrid nicht mehr zur Verfügung stehe muss ein Nachfolger gefunden werden. Für entsprechende Vorschläge wäre ich sehr dankbar. Drekal, Ende." Selestral ließ hörbar die Luft entweichen. „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?" „Ja. Ich bin mir absolut sicher", entgegnete die Wölfin, ging zu Syrgon und küsste ihn intensiv. Apophis und Jody lächelten erfreut, Selestral verdrehte die Augen. Die Anderen schickten sich an den Zellenblock zu verlassen. Kapitel 61 „Moment noch", rief Apophis. „Bevor wir fliegen und die Beiden den Gerichtsbarkeiten überstellen, müssen sie mir noch ein paar Fragen beantworten." Krings sah zu Boden und wandte sich dem Tiger zu. „Wird ja auch Zeit, dass ihr richtig fragt, dann schieß mal los." „Das können sie nicht tun", plärrte Cromwell. Krings schaute ihn nur traurig an. „Sie werden wohl nie merken, wenn es aus ist. Die Wahrheit ist im Moment das Einzige was noch zu retten ist. Alles Andere ist vollkommen sinnlos geworden." „Sie Narr, sie können unseren Feinden doch nicht unser Vermächtnis in die Hände spielen." Cromwell stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Schafft den hier bitte weg", sagte Cyron und zeigte auf Cromwell. „So und jetzt erzählen sie mal." „Stell Fragen und ich gebe Antworten." „Okay", begann Apophis. „Wie kommt es zu dieser Artenvielfalt unter den intelligenten Spezies? Wieso waren wir für euch von Anfang an Feinde? Warum gibt es auf Genro Lebewesen, die es auf Festrid nicht gibt?" „Das sind viele Fragen auf einmal", stellte Krings fest. „Aber ich fange einfach mal an." „Auf Festrid liegt tatsächlich euer aller Ursprung. Die Cherit existieren schon seit fast 3,4 Millionen Jahren. Eine Überbevölkerung ihres Planeten zwang sie zum anteiligen Exodus. Jahre suchten sie nach einem Planeten um sich niederzulassen und neu anzufangen. Schließlich kamen sie zur Erde und stellten fest, dass es eine primitive Spezies namens Homo erectus gab. Das war vor etwa 1,6 Millionen Jahren." „Das kann nicht sein. Unsere Daten sagen, dass es vor 50.000 Jahren dazu kam, dass ein Schiff mit Vertretern unserer Welt gestartet wurde", mischte sich Chiron ein. „Dann sind eure Informationen nicht ganz vollständig. Fakt ist, dass es vor 1,6 Millionen Jahren Cherit auf der Erde gab. Diese Informationen haben wir bewusst geheim gehalten. Diese Cherit bevölkerten nach und nach viele Teile der Erde. Ihre Technologie war extrem hoch entwickelt. Sie waren der Gentechnik mächtig und schafften es ihre DNA zu manipulieren. Im Laufe der Jahrtausende manifestierten sich diese Änderungen in den Cherit. Es traten gravierende Veränderungen ein. Die einheimische Tierwelt dürfte es nicht gerade leicht gemacht haben, denn fressen und gefressen werden stand auf der Tagesordnung. Die Cherit beschlossen einzugreifen und kombinierten ihre Erbmasse mit derer der hiesigen Tierwelt. Sie versuchten dadurch einen Konsens herbeizuführen. Das schlug aber fehl, denn die Gene der einheimischen Fauna waren extrem dominant. Viele Cherit starben durch Tierangriffe. Die Überlebenden verließen teilweise die Erde und traten erneut die Suche nach einem neuen Zuhause an. Die Menschheit entwickelte sich weiter, machte Fortschritte und übernahm die Vormachtstellung auf dem Planeten, welches, wenn die Cherit nicht zum größten Teil gegangen wären, niemals passiert wäre. Sehr schnell füllten die Menschen alle Ecken aus. Es entwickelten sich später die Kulturen der Mayas, Inkas, Azteken, Babylonier, Kelten, Germanen, Römer, Ägypter. Zuvor gab es aber die Ankunft eines zweiten Cheritschiffes, welches vor 50.000 Jahren ankam. Sie wurden später für die meisten dieser Kulturen zu Göttern. Allerdings kam es zu Konflikten und die Cherit wurden verdrängt. Die letzten gesicherten Funde stammen aus der Zeit zu Ramses II in Ägypten, danach versickern. Die Gruppe der Cherit die von der Erde floh um weiter zu suchen ist auf Genro gelandet. Sie entwickelte sich prächtig und hatte wie zuvor auf der Erde sehr schnell den ganzen Planeten in Besitz genommen. Auf der Erde fand man mittlerweile die ganze Wahrheit heraus und verfiel in Panik. Der ganze Glaube an die göttliche Vorsehung geriet ins Wanken. Also beschloss man etwas zu unternehmen. Im Jahre 1967 war es soweit. Ein lichtschnelles Raumschiff war fertig gestellt worden und startbereit." „Stopp, Stopp", sagte Shana. „Sie wollen und doch wohl nicht weiß machen, dass es im Jahr der ersten Mondlandung bereits ein solches Schiff gab?" „Doch, das gab es. - Die erste Mondlandung war ein primitives Ablenkungsmanöver. Primitiv, aber effektiv. - Tatsächlich waren die offiziellen Kreise erst soweit, dass man auf dem Mond landen konnte. Die geheimen Stellen waren schon viel weiter. Einer der federführenden Forscher war der Deutsche Werner von Braun." „Der Erfinder der V2. Na toll. Für Geld haben die Deutschen scheinbar schon immer alles getan", grollte Jody. „Da haben sie vielleicht nicht ganz Unrecht", sagte Krings und fuhr fort. „Wir starteten also das Schiff und es gelang unentdeckt zu bleiben. Wir taten es als Wetterballons ab und viele glaubten an Ufos oder gar eine Verschwörung. Über das Weitere können wir eher nur mutmaßen, aber so wie es sich uns darstellt, wird es wohl wie folgt gewesen sein. Das Schiff kam auf Genro an, landete und es kam zum Kampf. Die Cherit wurden mit List und Tücke überrollt und vernichtet. Gleichzeitig fanden wir aber Aufzeichnungen. Aus diesen konnten wir entnehmen, dass es einen weiteren Cheritplaneten gibt. Allerdings war der so weit entfernt, dass wir uns entschlossen ihn nicht anzugreifen. Der Plan schien auch aufzugehen und es blieb ruhig und friedlich. Die Cherit auf Festrid aber dehnten ihren Handel unablässig aus und kamen schließlich zur Erde. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon wussten wer die Cherit waren, schrillten hier die Alarmsirenen auf. Viele, die von unserer geheimen Vergangenheit wussten, wurden sehr nervös. Die ersten Schiffe ließen wir passieren und merkten, dass die Cherit scheinbar nichts vom Verbleib der beiden Raumschiffe wussten. Zunächst war noch Stille. Aber dann tauchten immer wieder Schiffe auf und plötzlich geschah das Dramatische. Die Cherit fanden Überreste ihrer Spezies auf der Erde, genauso wie ihr sie gefunden habt. Damit war klar, dass es zu einem offenen Kampf kommen musste. Wir schossen die beiden Schiffe im Orbit ab und bemächtigten uns der Leichen. Wir extrahierten die DNA und konservierten sie. Zu dieser Zeit mussten wir unsere Forschungen nach Genro verlagern, da die Cherit nach ihren beiden Schiffen suchten und dahinter kamen, dass wir sie abgeschossen hatten. Es kam zum Krieg. Auf Genro wurden die Basen errichtet und die Forschungen begannen. Ursprünglich wollte man aus den vorhandenen Raubkatzengenen eine Kriegerelite generieren. Dem Militär gelang es aber nicht. Warum wissen wir nicht." „Aber wir wissen es", platzte Chiron heraus. „Ach so?" „Ja. Wir hatten ein Schiff im Orbit postiert und die gewonnen Daten in den Basen sanft manipuliert. Egal was ihr Menschen auch tatet, es war immer falsch. Außerdem kamen ja noch die gestreuten Gene von uns dazu und die waren unberechenbar." „Das ist sehr interessant und erklärt jetzt einiges. Clever, wirklich sehr clever. Tja, also misslangen die Experimente. Die Cherit wurden des Krieges müde und ein Friedensvertrag wurde abgeschlossen. Die Basen blieben erhalten und wurden der Genforschung überstellt. Genro sollte ein Vergnügungs- und Ausflugsziel werden. Mittlerweile war die Menschheit in der Lage überlichtschnelle Raumschiffe in großen Stückzahlen zu bauen, welche eine solche Reise ermöglichten. Das Ergebnis dieser Forschungen kennt ihr ja." „Das ist ja alles schön und gut, erklärt aber immer noch nicht wie es zur Artenvielfalt kommen konnte. Auf Festrid gibt es keine Vierpfotler, abgesehen von Tauren." „Das liegt ganz einfach daran, dass es eure Vorfahren geschafft hatten ihre Gene so ziemlich überall einzustreuen. Letztendlich kamen sie auch bei den Reptilien an und diese wurden größer und größer und größer und es entstanden Drachen. Durch andere Mutationen entstanden dann wohl auch die Pegasi und Einhörner. Die Cherit selbst bestanden ursprünglich fast ausschließlich aus Anthros. Ihr Chafren seid hundertprozentige Cherit. Ihr wurdet lediglich rückgezüchtet. Auf eurem Planeten wart ihr die ersten und wir Menschen haben ihn euch genommen. Genauso wie wir euch vor über einer Millionen Jahren die Erde genommen haben." „Du meinst, wir sind nicht auf einem Planeten zuhause?", fragte Tarja erstaunt. „Nein. Ihr seid ein Volk von vielen Planeten. Ihr seid eigentlich die rechtmäßigen Bewohner von Festrid, der euer eigentlicher Ursprung ist, aber auch der Erde und Genro. Wir Menschen hatten nur Glück und verdanken unsere Existenz der Verknüpfung von Umständen. Was wir am Ende daraus gemacht haben sieht man ja." „Das sind schwerwiegende Antworten und unsere Existenz beruht somit ganz klar nicht auf menschlichen Experimenten." „Nein, ganz klar nicht, denn wenn es nicht zum Angriff aus Genro gekommen wäre, dann würdet ihr heute wesentlich höher entwickelt leben als ihr es jetzt tut. Wir haben euch in eurer Entwicklung blockiert." „Ihr verdammten Menschen. Ihr habt uns unsere Vergangenheit gestohlen, ihr habt uns massenweise ermordet und das nur um eure gottgleiche Stellung zu bewahren. Was ist das bloß für ein Glaube der den Mord an ganzen Völkern sanktioniert?", schnaubte Apophis wütend. „Würdet ihr für euren Glauben nicht das Gleiche tun?", fragte Krings. „Niemals. Wir sind in Frieden hergekommen und wollten nur Antworten. Wir hatten nie die Absicht euch die Erde streitig zu machen." „Das könntet ihr auch gar nicht", sagte Krings überheblich. „Das glaubst du. Wenn die Cherit von Festrid und Genro sich zusammenschließen, dann hättet ihr keine Chance", sagte Selestral scharf. „Wer bist du überhaupt, dass du es wagst so etwas zu sagen?", brüllte der Wissenschaftler auf einmal. „Ich bin Selestral vom Stamm der Jaguare und ich bin Einer der Nachkommen des Exodus vor 50.000 Jahren. Ich habe gegen die ägyptischen Armeen gekämpft, ich habe Ramses II persönlich ins Gesicht geschaut und ich lebe noch heute." Krings schrak zurück. „Das ist nicht möglich." „Doch, ist es", sagte Apophis sarkastisch. „Ihr habt nicht alles auslöschen können, weil ihr blind seid in eurer Arroganz." Krings senkte den Kopf. „Ihr seid so unwissend und werdet irgendwann die Quittung dafür bekommen", sagte Selestral. „Ich habe das Gefühl, dass du das gerade sehr genossen hast und es dir eine Genugtuung war", sagte Apophis an die Jaguarin gewandt. „Ja, das war es in der Tat. Aber jetzt sollten wir gehen und diesen Planeten für immer verlassen. Er sollte unsere Heimat werden, ist es aber nie geworden. Meine neue Heimat liegt auf Genro, denn nach Festrid möchte ich nicht zurückkehren." * Als sie die Brücke betraten, sah Sitral aufmerksam zu Drekal. „Captain! Die gesamte Besatzung will ihnen folgen und auf Genro bleiben." „Und was jetzt?", fragte Chiron in die Runde. „Wissen Teile eurer Bevölkerung eigentlich schon von der ganzen Wahrheit?", fragte Drekal. „Nein", entgegnete Cyron. „Wir wollten sie, nachdem wir auf bestimmte Sachen gestoßen waren nicht unnötig schocken und vor der Wahrheit verschonen. Wir wussten ja nicht, was noch alles auf uns zukommt." „Wir alle sind intelligente und lernfähige Lebewesen. Sie werden es verstehen. Außerdem werden fast alle von ihnen zum ersten Mal in ihrem Leben einem Menschen gegenüberstehen", sagte Shana. Drekal schaute die Frau schief an und fing an zu lächeln. „Das glaube ich dir unbesehen und eure Existenz lässt sich nicht leugnen, warum auch. - Okay, lasst uns heim fliegen, nach Genro. Denn das soll unsere neue Heimat werden und unser Volk hat ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren. Wir haben nichts zu verbergen und eine Kultur, die älter ist als viele Andere und das überall im Universum." Die Wölfin nahm ihre Rangabzeichen ab und legte sie auf den Tisch. „es wird höchste Zeit für einen Neuanfang und Genro braucht uns."