Selestral 2 - Genros Geheimnis - Kap 1,2,3
Okay... also! Ich habe die Finsternis von Tasram total überholt. Es wird 4 Bücher geben. Alle lauten Selestral. Der erste ist hier schon komplett zu lesen, Nummer 2 macht sich auf einen guten Weg mit erstmal 3 Kapiteln, 13 liegen schon bereit. Buch 4 ist in Arbeit und reicht in die Zeit vor des ersten Buches hinein. Buch 3 wird alles dazwischen aufzeigen. Alle werden teilweise unschön und nichts für schwache Nerven.
Ich habe aber auch alles Andere neu aufgesetzt und noch eine nette Story angefangen für alle die das alte Ägypten mögen und Anubis und meine sonstigen geliebten Götter.
Kapitel 1 „Der Weltraum in seiner Unendlichkeit." „Na, ihr beiden, wie sieht es aus?" „Nun. Es ist schwarz, unendlich in seiner Ausdehnung und enthält jede Menge Sterne, dunkle Materie, Planeten, Kometen und was sonst noch so herum fliegt." „Aoorgh", entgegnete Cyron. „Kira scheint immer noch auf euch abzufärben. Erst fängt sie mit den blöden Antworten an, dann macht Shana damit weiter und jetzt auch noch du, Apophis." „Tja Großvater, auf komische Fragen erhält man auch nur komische Antworten. Du stellst einfach die falschen Fragen." Cyron schüttelte den Kopf und Jody schmiegte sich an ihren gestreiften Freund, Partner und Liebhaber. „Sieht das nicht fantastisch aus?", fragte sie. „Du hast Recht, der Anblick ist wirklich unvorstellbar", entgegnete Stella. Der Cheritkreuzer Ra-em war jetzt seit dreizehn Monaten auf dem Weg von der Erde nach Genro. Ein momentaner Maschinenschaden hatte sie gezwungen aus dem Sub- in den Normalraum zurückzufallen. „Ein Klacks", hatte Drekal zu diesem Zeitpunkt gesagt. Jetzt flog der Kreuzer seit acht Wochen lediglich mit Lichtgeschwindigkeit auf sein Ziel zu und war damit viermal langsamer als das Truppentransportschiff der Erdstreitkräfte. Drekal betrat die Brücke. „Hallo", sagte sie knapp. „Ich verkneife mir die Frage nach dem wie es aussieht. Sonst erlebe ich nur noch die gleiche Schlappe wie Cyron." Die Wölfin grinste schelmisch und Cyron verdrehte die Augen. „Das wird mir wohl ewig anhaften", knurrte er. „Tja, Ehre wem Ehre gebührt", witzelte Jody. „Wie geht es eigentlich unseren Maschinen?", fragte Apophis an Drekal gewandt. „Die Reparaturarbeiten sind fast abgeschlossen. Wir müssen nur noch ein paar Tests durch laufen lassen." „Super. Wir verlieren sonst zu viel Zeit und die Aufgabe, die vor uns liegt, ist schwierig genug", sagte Cyron. Drekal nickte. „Seit wann verwendet ihr eigentlich den Subraum zur Flugzeitminimierung?", fragte Jody neugierig. „Die Technik ist noch sehr neu und unser Kreuzer ist der erste seiner Art. Der Subraumantrieb ist extrem teuer und aufwändig. Außerdem verwenden wir dafür Materialien, die wir auf unserem Planeten nicht haben. Wir müssen sie unter extrem schwierigen Bedingungen auf Asteroiden abbauen." Jody nickte verstehend. „Allerdings hat dieser Antrieb den Vorteil, dass wir wesentlich schneller sind und dazu die Zeit und den Raum nicht auffalten müssen." „Und wo liegt der Haken?", fragte Stella. „Wir dürfen ihn nicht in unmittelbarer Nähe von bewohnten Planeten benutzen. Die Subraumstrahlung beeinflusst lebendes ungeschütztes Gewebe nachhaltig." Stella pfiff leise. „Alles hat zwei Seiten, aber wenn man sie berücksichtigt, dann kann eigentlich nichts passieren", versuchte Drekal alle zu beruhigen." „Selestral an Drekal. Drekal bitte melden", hörte man die Stimme der Jaguarin plötzlich aus den Lautsprechern tönen. Die Wölfin ging zur Kommunikationskonsole. „Ja. Ich höre." „Die letzten Tests sind erfolgreich verlaufen. Wir können wieder in den Subraum übergehen." „Das sind gute Neuigkeiten. Startet den Subraumantrieb." „Ey, Captain." Drekal knurrte. Ihre ehemalige Crew gewöhnte sich nur schwer daran, sie nicht mehr als Captain anzusprechen. Aber bis Genro würde sie es wohl oder übel bleiben. Die Wölfin seufzte. „Wo ist eigentlich Syrgon?", fragte Jody. „Er liegt in unserem Quartier. Ihm geht es im Moment nicht so gut und er ist sehr müde." „Du musst ihm auch etwas Ruhe gönnen", sagte Apophis vorwurfsvoll und grinste. „Immerhin ist er auch nicht mehr der Jüngste." Das Schiff vibrierte leicht und die Sterne schienen zu verblassen, dann sah man wie sich vor dem Schiff ein Strudel zu bilden begann. Zielstrebig steuerte der Kreuzer hinein und man sah nichts mehr. Keine Sterne, keine Planeten, nichts. Nur die reine Finsternis schien sie zu umgeben. Das Schiff war in den Subraum eingetaucht und raste seinem Ziel wieder entgegen. * Tarja und Chiron lagen in ihrem Quartier und schliefen noch. Als das Schiff zu vibrieren begann, erwachte Tarja und sah sich kurz um. Sie erkannte die seit Monaten stets gleiche Umgebung ihres Quartiers und schaute zu ihrem Kater. Der lag da und hatte immer noch die Augen geschlossen. Sie beugte sich zu ihm rüber und küsste ihn zärtlich. Er stöhnte leicht und drehte sich auf die andere Seite. Das nahm sie zum Anlasse ihre Weckzeremonie etwas herrischer ausfallen zu lassen. Sie bleckte die Zähne und biss ihm ins linke Ohr. Schlagartig war ihr Tiger wach und schreckte hoch. „Hallo, mein Liebling", flüsterte ihm die Tigerin ins Ohr. Er drehte sich zu ihr um und lächelte sie an- „Sind wir schon wieder auf dem Weg oder dümpeln wir immer noch dahin?", fragte er. „So wie es aussieht fliegen wir wieder im Subraum. Zumindest sieht man keine Sterne mehr." Sie sah konzentriert aus dem Seitenfenster und Chiron seufzte erleichtert. „Das hört sich gut an. Dann schaffen wir es noch vor dem Transporter einzutreffen und haben genügend Zeit um uns auf ihn vorzubereiten." Sie nickte und stand auf. „Ich gehe jetzt erstmal duschen." Chiron überlegte kurz und schickte sich an sie zu begleiten. Tarja beobachtete ihn beim aufstehen und pfiff anerkennend. „Oh, welch entzückender Anblick." Der Kater zuckte mit den Schultern, schämte sich aber keinesfalls für seine Aufmachung. „Dann komm mal mit. Dagegen müssen wir doch was tun", sagte sie auffordernd und zog ihn mit sich. * Kira und Andrew waren schon vor den beiden Tigern erwachten und gaben sich ganz ihrer Liebe hin. Die Luchsin war ihrem Säbelzahnlöwen, welcher männlich und weiblich zugleich war, hoffnungslos verfallen. Andrew ging es mit ihr nicht anders. Sie lagen beide auf dem Bett. Man sah einige Bewegungen unter der Decke und wenige Minuten später kamen beide hervorgekrochen. Kira legte ihren Kopf auf seine Brust und wischte sich die Feuchtigkeit von den Lippen. Der Säbelzahnlöwe schaute sie an und fing an zu kichern. „Eh", sagte sie und biss ihm in die linke Brustwarze. „Autsch." Er hörte auf zu lachen. „Das ist deine Schuld. Du Chauvie. Dein männlicher Teil ist zwar auch schmackhaft, aber etwas zu großzügig." „Geben ist seliger denn nehmen", sagte Andrew und zog den Kopf ein. Er sprang aus dem Bett und rannte in die Nasszelle. Kira verfolgte ihn und tatzte nach seinem Schwanz. „Bleib gefälligst stehen", rief sie. „Du bist ein ganz verdorbener Anthro und ich werde dich dafür übers Knie legen." Er ließ sich bereitwillig fangen, zog seine Geliebte unter die Dusche und vereinigte sich mit ihr unter den Wasserstrahlen. * Syrgon hingegen fühlte sich irgendwie schlapp. „Bei Anubis. Was hat diese Wölfin nur mit mir gemacht?", stöhnte er leise, als er in den Spiegel sah. Ihm tat der ganze Körper weh. Er hatte Bisswunden am Hals und Kratzverletzungen am Rücken. Er schaute genauer in den Spiegel, trat einen Schritt weiter vor, jaulte jedoch laut auf und sah an sich herab. Er sah an bestimmten Stellen nicht sehr gesund aus, besonders an einer ganz bestimmten. Da hatte ihm seine neue Begleiterin heftig zugesetzt, sich mehr als nur einmal zu schaffen gemacht und das nicht unbedingt nur zärtlich. Auch er ging unter die Dusche und genoss die heißen Strahlen. * Fast zeitgleich waren alle fertig geworden, traten aus ihren Quartieren und trafen sich auf dem Gang. „Oh, hallo", sagte Tarja erfreut. „Wo wollt ihr denn hin?" „Wir gehen zum Speisesaal", antwortete Kira und Syrgon nickte und deutete an, dass er den gleichen Weg hat. „Ah, fein. Dann können wir zusammen gehen", freute sich die Tigerin. Syrgon stöhnte leise, als sie den Aufzug betraten. „Was ist mit dir?", fragte Andrew. „Ach nichts. Ich glaube ich werde alt. Jedenfalls setzt mir Drekal mächtig zu." Tarja und Kira sahen sich an und kicherten, während Andrew und Chiron eher bemitleidend wirkten. „Manchmal habe ich den Eindruck einem Vampir in die Arme gelaufen zu sein", setzte der Wolf fort und ein sich immer wiederholendes Bild erschien vor seinem inneren Auge. „Wieso? Ist sie so blutdürstig?" „Nein, sie ist extrem saugfreudig." Chiron biss sich auf die Unterlippe um nicht laut aufzulachen, aber Andrew lachte einfach und ohne Hemmungen. Kira trat ihm dafür vors rechte Schienbein. Er verstummte sofort und verzog das Gesicht. „Ich habe Hunger", verkündete er. Seine Luchsin sah ihn schief an. „Immer noch Hunger? Ich füttere dich wohl nicht genug?" Andrew schien peinlich berührt und zog den Kopf ein. „Ähm ... Syrgon", sagte Chiron als sie den Aufzug verließen. „Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht wie du die Sache zwischen Drekal und dir Tristan beibringen willst?" Syrgon schien eine lange Leitung zu haben und reagierte zunächst nicht auf die Frage. Dann aber blieb er abrupt stehen. „Ach der ... du glaubst doch selbst nicht, dass der Greif über vier Jahre auf mich wartet. Ausgerechnet auf einen Wolf und das wo er unzählige Partner haben kann." „Mag sein, aber er hatte dir versprochen, dass er warten würde. Ich will hoffen, dass du Recht hast und er es sich tatsächlich anders überlegt hat. Ansonsten kommt ein Problem auf dich und vor allem ihn zu." Syrgon seufzte. „Lasst uns weiter gehen. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist und wenn es überhaupt dazu kommen sollte." Chiron nickte, sah aber einen gequälten Ausdruck in den Augen des Rüden. „Genau. Lasst uns weitergehen", bemerkte Tarja beiläufig und zog ihren Ehekater mit sich.
Auf Genro hatte Chiron seiner Tigerin zwischen den einzelnen Scharmützeln einen Heiratsantrag gemacht. Tarja war begeistert und willigte ein. Auch Stella und Cyron zeigten sich nicht abgeneigt und gaben den Beiden ihren Segen und den der Götter. Leider hatten die Ereignisse seiner Zeit, eine Heirat auf ihrem Heimatplaneten verhindert und auf der Erde angekommen, war an eine solche erst Recht nicht zu denken. Nachdem sie allerdings mehrere Monate im Raum unterwegs waren und genügend Abstand zu den zurückliegenden Ereignissen hatten, stand einer Trauung nichts mehr im Weg und Drekal fühlte sich mehr als geehrt diese zu vollziehen. Torus und Syrgon wurden zu Trauzeugen verpflichtet und nahmen ihre Aufgabe durchaus ernst. Beinahe zu ernst. Die Beiden versuchten zwischenzeitlich sogar alle Fäden an sich zu reißen und rannten fast alles über den Haufen. Nachdem sie die vollständige Kontrolle übernommen hatten, versanken sie im planlosen Chaos und die Hochzeit drohte ein Fiasko zu werden. In letzter Sekunde mischte sich Drekal ein und stauchte ihren Rüden zusammen. Es dauerte eine Weile und kostete die Wölfin fast den letzten Nerv, aber sie schaffte es ihn zu überzeugen. Er übergab einen Teil seiner Aufgaben an Helios und der Taur freute sich. Nach zwei weiteren Tagen war alles vorbereitet und die Märchenhochzeit konnte starten. Sie trafen sich alle im Speisesaal und ein Drittel der Besatzung hatte sich eingefunden. Drekal machte ihre Arbeit wirklich sehr gut und am Ende fielen sich die beiden Tiger glücklich in die Arme und besiegelten ihren Bund mit einem sehr heißen Kuss. Tja und somit waren alle ihre gemeinsamen Unternehmungen ab sofort legal und Bastet hielt ihre schützende Hand über sie.
Sie kamen im Speisesaal an. Er war leer und sie somit die einzigen Gäste. „Was kann ich euch gutes tun?", fragte einer der Bedienungsfüchse. Tarja überlegte kurz. „Ich hätte gern ein saftiges Rindersteak und Kartoffeln." Der Fuchs nickte kurz und wandte sich Chiron zu. „Eine Fleischpastete hätte ich gern", sagte der betont feierlich. Andrew und Kira bestellten sich beide mehrere Stückchen Obstkuchen mit Sahne und Syrgon ließ sich Spaghetti mit Tomatensauce bringen und dazu ein Antikopfschmerzmittel. Der Fuchs verschwand wieder, um die gewünschten Sachen herbeizuschaffen. „Wie geht es dir?", fragte Tarja an Kira gewandt. Die Luchsin schaute auf ihre Hände, dann zu Andrew, ließ ihren Blick über Chiron und Syrgon schweifen, um schließlich wieder Tarja anzusehen. „Na ja. Wie man es nimmt. Es geht mir besser als man denken mag und das liegt allein an Andrew und natürlich auch an euch." Tarja nickte und schaute traurig in das Gesicht der kleinen Raubkätzin. „Denk immer daran, dass er in unseren Herzen weiterlebt und niemals stirbt." Kira schaute betroffen in die Augen der Tigerin und versuchte zu lächeln. „Ihr alle seid mir wirklich eine große Hilfe und gebt euch viel Mühe, aber den Tod meines Bruders kann niemand ungeschehen machen. Ich muss damit leben und klar kommen. Aufgeben und resignieren zählt nicht. Er würde auch nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern weiter machen und das Beste daraus." Tarja nickte und kaute auf ihrer Unterlippe. Die Ereignisse, die jetzt acht Wochen zurücklagen, kamen ihr wieder vor Augen. Sie saß zusammen mit Andrew in einem der Ruhe- und Entspannungszimmer und spielte Karten, als plötzlich eine schwere Erschütterung das Schiff erfasste. Alarmsirenen heulten auf und sie dachte erst an einen Angriff, rannte mit Andrew in Panik zur Brücke, kamen aber nur bis in die Nähe des Maschinendecks. Dort wurden sie schon von Mitgliedern des Techniknotfallteams abgefangen. Kira hatte zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, dass ihr ein Teil ihrer Seele herausgerissen wurde, verschwieg es aber. „Ihr könnt hier nicht weiter. Der Maschinenraum musste verriegelt werden, weil wir einen Maschinenschaden haben. Es treten toxische Gase aus. Die müssen erst abgepumpt werden. Außerdem besteht immer noch Explosionsgefahr", hatte einer von ihnen gesagt. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht genau, dass sich Pedro, Torus und Friggs dort aufgehalten hatten. Also warteten sie ungeduldig. Das Team bemühte sich auch den Fall schnell in den Griff zu bekommen und gab nach zwanzig Minuten den Weg frei, sperrten jedoch weiterhin den Zugang zum Maschinenraum. Als Beide auf der Brücke ankamen, wurden sie schon von Drekal erwartet. Die Wölfin schaute Kira mehr als nur erschüttert an. Da wusste sie definitiv, dass etwas nicht stimmte und ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte. Im Besprechungsraum des Captains erfuhr sie dann die schreckliche Wahrheit und brach zusammen. Pedro stand in unmittelbarer Nähe der Hauptenergiekupplung als diese in ein Ungleichgewicht der Subraumerzeugung geriet und explodierte. Er war auf der Stelle tot. Friggs und Torus hatten nicht so viel Glück im Unglück, sie erstickten qualvoll in den tödlichen Dämpfen des Leck geschlagenen Kühlungssystems. Drei Tage hatte die Luchsin gebraucht um sich zu fangen und einen weiteren Tag bis sie in der Lage war mit jemandem zu reden und wieder Nahrung aufzunehmen. Andrew bemühte sich mit viel Hingabe und Einfühlungsvermögen um sie und hatte Erfolg. * Nunmehr waren acht Wochen vergangen und Kira dachte mit Liebe an ihren Bruder, war aber schon etwas weiter entfernt vom Ereignis und damit auch vom Verlust. „Das Schlimme ist nur", sagte sie laut, „dass wir dachten, dass wir alles hinter uns gebracht hätten und nichts mehr passieren könnte. Pedros, Torus und Friggs Tod hat uns eines Besseren belehrt." Tarja nickte, schwieg aber. Sie fühlten sich alle sichtlich unwohl. Glücklicherweise brachte genau in diesem Augenblick das Bedienungspersonal die bestellten Speisen und riss sie aus ihren unangenehmen Gedanken. Fast zeitgleich öffnete sich die Tür zum Speisesaal und Skort, Binder und Selestral traten ein, außerdem hatte sich noch eine langhaarige Hündin von der Technik namens Berca hinzugesellt. Sie begrüßten sich freundlich, teilweise überschwänglich und stellten zwei Tische zusammen damit alle genügend Platz hatten. „Selestral", begann Andrew. Die Angesprochene horchte auf. „Ja?" „Kannst du uns ein paar Fragen beantworten?" „Hmmm ... Ich werde es versuchen." „Gut. Wie hast du eigentlich so schnell unsere Sprache gelernt? Ich meine, als wir dich fanden sprachst du Koptisch." Die Jaguarin lächelte verlegen. „Das ist leicht beantwortet", erwiderte sie. „Unsere Technik hat sich weiter entwickelt und wir verfügen nunmehr über eine Möglichkeit den Lernprozess durch gezielte Stimulation entsprechender Hirnregionen zu intensivieren und damit zu beschleunigen und effektiver zu gestalten." Chiron nickte zustimmend. „Wir sollten unseren Sohn davon fernhalten", wandte er sich an seine Tigerin. „Ach? Wusstest du davon?" Tarja sah ihn scharf an. „Natürlich. Für Selestral ist die Methode relativ neu, aber nicht für mich." „Und warum hast du uns nichts davon erzählt?" „Weil keiner gefragt hat?" „Hmhm. Hmmm ... Der Punkt geht an dich. Wenn man die Frage nicht kennt, dann kann man auch nicht antworten." Andrew verdrehte die Augen und wandte sich wieder an Selestral. „Also hast du die Möglichkeit alles Erlernbare innerhalb kürzester Zeit zu erlernen?" Sie nickte. „Das klingt phantastisch", warf Syrgon ein. „Eure und unsere Sprache bezeichnen wir als Interspeak. Es gibt kleine Abweichungen, aber über die kann man getrost hinweghören", erklärte die Jaguarin weiter. „Durch das sehr frühe Zusammentreffen unserer und der menschlichen Spezies muss sich ein gemeinsamer Nenner gebildet haben, der bis heute erhalten blieb." „Das klingt einleuchtend, wenn es auch nicht unbedingt beruhigt und hundertprozentig zutrifft", sinnierte Binder. Skort grinste verschmitzt. „Was willst du damit andeuten?", fragte Kira. „Nun. Euch ist auf Genro bestimmt schon aufgefallen, dass in den dortigen Basen, welche ihr übernommen habt, die Anschriften in den Bereichen in einer euch unbekannten Sprache verfasst waren. Da die Basen ursprünglich militärischen Ursprungs waren, war die dortige Hauptsprache englisch. Diese Sprache wird noch bis heute vom Militär und von der Wissenschaft benutzt, wenn man vom Latein mal in der Medizin absieht. Alle anderen Bereiche haben das Interspeak akzeptiert und sind vom englischen abgekommen. Früher hatte jedes Volk der Erde eine eigene Sprache bzw. zumindest Dialekte entwickelt die sie untereinander unterschieden", erklärte Binder. „Das ist interessant", entgegnete Kira, „somit konnten die Menschen einander unterscheiden." „Japp. Statt einen gemeinsamen Nenner zu suchen, beschränkte man sich überwiegend darauf die Summe an Unterschieden zu sehen und sich auf diese zu konzentrieren und die Sprache war ein gutes Hilfsmittel bei der Suche nach Konflikten. Allerdings erfasste eine Strömung der Verallgemeinerung die meisten Bereiche und Sprachbarrieren spielten keine Rolle mehr. Nach und nach vermischten sich die Völker und damit auch ihre Eigenheiten. Am Ende dieser Entwicklung entstand das Interspeak. Warum sich auf Festrid die gleiche Sprache entwickelte weiß ich nicht. Es muss wohl an dem liegen was Selestral andeutete." „Na schön", beendete Andrew das Thema. „Da wir das Transportschiff überholen werden stellt sich mir noch eine wichtige Frage. Was tun wir, wenn wir auf Genro angekommen sind?" „Das ist eine wirklich gute Frage", antwortete Tarja. „Allerdings kann dir wohl kaum einer zu diesem Zeitpunkt eine befriedigende Antwort geben." „Hm. Der Kreuzer müsste auf einem der unbesiedelten Kontinente landen oder im Wüstengebiet von Zurok. Auf jeden Fall muss er aus der Umlaufbahn raus. Die restlichen Entfernungen auf Genro müssen mit den Landungsschiffen überbrückt werden, wenn sie den Atmosphärenflug beherrschen", überlegte Chiron. „Wieso ein wenn?", staunte Tarja. „Es kommt auf den Landungsschiffstyp an. Nicht alle können innerhalb der Atmosphäre fliegen. Einige Typen sind nur in der Lage in die Atmosphäre einzutreten, zu landen und anschließend den Planeten wieder zu verlassen. Aber ich denke, dass ein Schiff wie die Ra-em zumindest beide Typen an Bord hat. Drekal könnte uns mit Sicherheit mehr sagen." Selestral biss sich auf die Lippen. „Ja, das müsste möglich sein. Wir haben überwiegend Atmosphärenflieger an Bord, aber das letzte Wort hierüber liegt beim Captain." „Sie ist nicht mehr der Captain", grollte Syrgon. „Ihr solltet euch endlich damit abfinden. Sie leidet sehr unter der Tatsache, dass ihr euch mit ihrer Entscheidung so schwer tut." Er schien böse zu werden und sich hineinzusteigern. Selestral seufzte. „Du hast ja Recht, aber sie hatte bisher das Kommando und sollte es auch bis Genro behalten. Alles Andere wäre unsinnig und würde womöglich in einem Chaos enden. Einer muss hier das Sagen haben und Drekal war immer die Beste für diese Sache." Syrgon lenkte ein und schloss die Augen. Ihr Argument war unanfechtbar. In der Zwischenzeit hatten alle ihre bestellten Speisen aufgegessen und die Tische waren abgeräumt worden. Berca schaute Selestral durchdringend an. „Vielleicht sollten wir Drekal rufen und auch die Anderen der genroischen Gruppe um einen Plan auszuarbeiten." Die Jaguarin sah die Hündin kurz an, nickte und stand auf. Sie tippte auf die Kommunikationskonsole. „Drekal, hörst du mich?" „Ja, was gibt es?" „Würdest du bitte mit den Chafren in den Speisesaal kommen? Wir müssen etwas klären. Und schau mal bitte ob du noch die zwanzig Kampfanthros findest und die gleich mitbringen kannst. Die sollten ja mittlerweile von der Krankenstation runter sein." „Oh. Gut, wir sind gleich da. Drekal, Ende." „Okay", wandte sie sich an Cyron. „Wir werden gesucht." Sie verließen die Brücke. Während die Anderen zum Speisesaal gingen begab sich Apophis auf die Suche nach zwanzig Kampfanthros. Er brauchte nicht lange zu überlegen wo die sich aufhalten könnten. Nach fünf Minuten wurde er fündig. Sie standen in einem der Beobachtungsräume und verfolgten die Schwärze vor den Fenstern. „Hallo", sagte er leise zur Begrüßung. Ein durchtrainierter Serval drehte sich zu ihm um und nickte nur. „Begleitet ihr mich bitte in den Speisesaal. Wir treffen uns dort um etwas zu klären. Fragt mich nicht um was es geht. Selestral schien es aber wichtig zu sein." „Hm. Nun gut. Los Leute, folgend wir dem Tiger." Eine einundzwanzigköpfige Gruppe marschierte quer durch das Schiff und erreichte letztendlich ihr Ziel. Drekal und Selestral schienen in einer heftigen Debatte zu sein, als sich die Tür öffnete. Apophis glaubte sogar ausgefahrene Krallen bei der Jaguarin zu erkennen. Allerdings beendete ihr Eintreffen den Disput schlagartig. „Ah! Wunderbar", sagte Drekal und rang sich ein Lächeln ab. „Haben wir gerade was verpasst?", fragte einer der Kampfanthros. „Nicht unbedingt. Es ging nur um meine Rangniederlegung, wieder einmal", sagte Drekal barsch und schaute kurz zu Selestral. „Also, das Übliche", rief Syrgon dazwischen. Apophis zuckte mit den Schultern. „Das wird wohl auch noch ne Weile dauern bis sich alle daran gewöhnt haben." Die Wölfin seufzte. „Lasst uns zum eigentlichen Thema kommen. Es geht um die Vorgehensweise auf Genro. Sollen wir die Ra-em landen oder sollen wir sie im Orbit lassen? Wie sieht unsere Verteidigung aus? Wen sollen wir von den Chafren in diese Sache involvieren? Welche Waffen haben wir auf Genro? Wo sollen wir das Transportschiff erwarten? Gibt es vielleicht noch schlafende Waffen auf Genro, die bisher nicht gefunden wurden? Wo werden wir, also die Besatzung der Ra-em leben und wohnen? Wie kriegen wir eine gesunde und stabile Population auf Genro etabliert? Die jetzige ist zu schwach und die Intronenviren reichen nicht ewig um durch Mutationen die Vielfalt zu erhalten." „Das sind aber mal ne Menge Fragen auf einmal", sagte Jody und atmete hörbar aus. „Wir sollten sie Schritt für Schritt erörtern", warf Binder ein. „Außerdem sind wir ja auch noch da und können helfen." „Das freut mich", entgegnete Kira beiläufig. „Die Fragen sind teilweise relativ schnell beantwortet", warf Selestral ein. „Aha? Dann lass mal hören." Apophis schaute sie aufmerksam an. „Die Ra-em sollte in wenigen Tagen aus dem Subraum in den Normalraum übergehen. Wir müssen die Navigation kontrollieren und den Raum scannen. Irgendwo werden wir den Truppentransporter finden. Dann können wir mehr entscheiden. Ob die Ra-em landen soll oder nicht ist gerade nicht aktuell. Auf Genro dürften noch die Waffen existieren die in den Basen lagen oder noch liegen. Und der Rest wird sich ergeben, genauso die Frage nach der genetischen Vielfalt." Drekal überlegte einige Zeit und nickte schließlich. „Du hast Recht. Wir sollten in zwei Tagen aus dem Subraum raus und den Raum absuchen." Es entstanden kleinere Diskussionen unter den Anwesenden. Plötzlich platzte es aus Jody heraus. „Ich bin schwanger." Eisiges Schweigen gepaart mit Interesse auf einigen Gesichtern. „Was sagtest du gerade?", fragte Tarja. „Ich bin schwanger?" „Nicht du", plapperte Apophis dazwischen. „Sie!" „Das war mir auch klar, aber wie?" „Darüber muss ich dich doch wohl nicht unterrichten Mutter. Immerhin wirst du das wohl wissen, sonst gäbe es mich nicht." Tarja rollte mir den Augen. „Wann ist das passiert?" „Ich weiß es nicht genau. Aber irgendwann in den letzten Wochen", sagte Jody kleinlaut. „Das ist interessant", sagte Finlay. „Die Spermien scheinen einen Weg gefunden zu haben die Eizelle einer vollkommen fremden Spezies zu befruchten. Das ist ganz was Neues." „So ungewöhnlich ist das gar nicht", sagte Skort und kicherte. „Immerhin waren die Cherit schon sehr viel früher auf der Erde und haben überall ihre Gene hinterlassen. Überliefert ist die Reproduktion mit irdischen Tieren. Vielleicht hat der eine oder andere Cherit die Grenze überschritten und sich heimlich mit einem Menschen gepaart?" Chiron starrte den Professor aus großen Augen an. „Das hätte ungeahnte Trageweite, wenn das stimmen würde." Skort nickte. „Das würde bedeuten, dass Menschen und Cherit in wesentlichen Teilen der DNA überstimmen und somit verwandt sind, zumindest im weitesten Sinne." „Au man", entfuhr es Andrew. „Tja, da würde mich interessieren was bei Jody und Apophis raus kommt", sagte Shana. „Vermutlich eine exotische Mischung aus Mensch und Chafren", entgegnete Jody. „Aber warum hat es solche Wesen dann nicht auf der Erde gegeben?", fragte Tarja. Apophis überlegte sichtlich. „Weil die DNA der Cherit und die der Menschen doch zu unterschiedlich war. Es kam nur selten zu Befruchtungen. Außerdem kann es sein, dass eine der DNA's dominant ist und im Phänotyp zum tragen kommt, während der Genotyp gemischt ist. Allerdings verlief die Fortpflanzung mit den irdischen Tieren gut und es entstanden Mischwesen, die nach außen hin normal waren, aber Cheritgene enthielten. Nachdem sich das irdische Militär von der Genetik die Zucht einer Wunderwaffe erhoffte und Tiergene ihres Planeten mit denen der Cherit kreuzte, fand durch das schon vorhandene Cheritmaterial eine Art Rückkopplung statt. Da Menschen und Erdentiere aus dem gleichen Genpool stammen, erschuf man zwar Anthros, diese hatten aber ein Erbmaterial welches sich stärker an das der Menschen anlehnte als man dachte." „Das klingt zwar verworren, aber plausibel", frohlockte Skort. „Natürlich, nur so kann man sich Jodys Schwangerschaft erklären", ergänzte Apophis. „Das würde auch erklären warum so viele Chafren ohne Nachwuchs sind", sinnierte Finlay. „Sie sind nicht unfruchtbar. Ihre Samen- und Eizellen weisen unterschiedliche Schlüssel auf." „Wie meinst du das?", fragte Sitara. „Ganz einfach. Wenn Apophis Recht hat und unsere Erbanlagen steten Fluktuationen unterworfen sind, dann ist es ganz logisch das früher oder später immer mehr Lebewesen auftreten die so starke Abweichungen in ihren Genen haben, dass es bei der Paarung zu einer Abstoßungsreaktion zwischen den Samen- und Eizellen kommt. Dabei kann es Ausnahmen geben bei denen es sehr gut passt oder ferner gerade noch so. In zunehmendem Maße passt es aber immer weniger. Wir sind nicht unfruchtbar, die Entwicklung der Generationen driftet immer weiter auseinander und das führt über kurz oder lang zum Aussterben." Sitara senkte den Kopf. „Wie lange würde es noch funktionieren?" „Vermutlich noch zehn bis fünfzehn Generationen", antwortete Selestral an Stelle von Finlay. „Ihr habt das gleiche Problem wie wir vor tausenden von Jahren. Daher griffen wir auch auf irdischen Tiere zurück. Wir sträubten uns anfangs, aber es war unsere einzige Hoffnung." „Verdammt", entfuhr es Binder. „Macht euch mal keine Sorgen", ging Drekal dazwischen. „Wir sind ja auch noch da und werden eure Gene schon kräftig durch mischen." Die Wölfin zwinkerte schelmisch zu Syrgon rüber. Der rutschte augenblicklich in sich zusammen. „Bitte sanft mischen", entgegnete er leise. Sie verstand ihn und warf ihm einen Kuss zu. „Okay, damit haben wir einiges geklärt. Der Rest findet sich später", sagte sie laut. Die Versammlung löste sich auf und Drekal begab sich an die Theke und nahm sich ein Glas Wasser. Syrgon stellte sich neben sie. „Wegen der Sache von vorhin", begann er. „Du solltest nicht so aus dem Fell fahren, wenn sie dich als Captain ansehen." Sie seufzte. „Fängst du jetzt auch damit an?" „Nein. Das will ich ja gar nicht. Aber du musst auch ihre Situation verstehen. Es ist nicht leicht für alle Beteiligten plötzlich ohne Anführer dazustehen, vor allem wo du doch die beste Wahl dafür warst." Drekal sah ihn an. „Danke für die Blumen. Du hast vermutlich Recht. Ich werde einstweilen noch provisorisch die Kommandostruktur wahren, aber auf Genro ist endgültig Schluss." Er nickte bestätigend. * Apophis unterhielt sich derweil angeregt mit Jody und Finlay. „Also, was soll ich sagen?", begann der Leopard. „Zunächst erstmal, herzlichen Glück-wunsch." „Danke", erwiderte Jody und lächelte offenherzig. „Tja, mich würde wirklich interessieren wie der Hybrid aussehen wird. Mehr nach Mensch oder mehr nach Chafren? Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich gerne im Auge behalten und die Entwicklung beobachten." Apophis schaute seine Gefährtin aufmunternd an und schloss als Zustimmung kurz die Augen. Jody nickte daraufhin, fühlte sich aber etwas unbehaglich und unter die Lupe genommen. Finlay bedankte sich und verließ mit Sitara den Raum. Syrgon und Drekal folgten ihnen kurze Zeit später. Am Ende standen nur noch Selestral, Jody, Apophis, Chiron, Tarja, Stella, Cyron, Professor Skort und Doktor Binder zusammen. „Wie lange brauchen wir eigentlich noch bis Genro?", fragte Cyron an Selestral gewandt. „Etwa zwanzig Tage, bei dieser Geschwindigkeit. Wenn ich den kurzen Aufenthalt im Normalraum mit einbeziehe vielleicht einundzwanzig Tage. Kommt drauf an wie weit der Truppentransporter entfernt ist." „Ah! Das sind gute Neuigkeiten", frohlockte er. „Ich bin begierig darauf unsere Freunde endlich wieder zusehen." Stella konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Was die wohl in der Zwischenzeit gemacht haben?" „Wir werden es sehen." „Ach übrigens", hub Gregor Binder plötzlich an. „Ich muss dich dringend etwas fragen, Selestral." Die Jaguarin sah ihn an und er fuhr fort. „Ich habe unsere gesammelten Daten noch mal überprüft und ausgewertet. Dabei stieß ich auf eine Ungereimtheit." „Oh und die wäre?", fragte sie. „Der Sakopharg in dem wir dich fanden wies laut unseren Messungen ein Alter von etwa 15.000 Jahren auf. Du hattest aber behauptet, dass du gegen Ramses gekämpft hattest. Kannst du mir den Unterschied in den Daten erklären?" Die Kätzin legte den Kopf schief. „Ganz einfach. Das Gestein war 15.000 Jahre alt. Der Sakopharg wurde vor meiner Zeit gefertigt und wartete auf seine Bestimmung. Keiner wusste, wann das sein würde bis wir von den Truppen Ramses' angegriffen wurden und wir uns recht erfolgreich zur Wehr setzen konnten. Den Rest kennst du ja. Der größte Teil von uns floh von der Erde, der kleinere Teil wurde aufgerieben. Meine Zeit war gekommen und der Sinn des Sakophargs erschloss sich. Ich wurde in Stasis versetzt, nachdem wir schriftlich die zurückliegenden Ereignisse dokumentiert hatten." Binder nickte. „Das klingt einleuchtend. Entschuldige bitte mein Misstrauen, ich wollte dich nicht verletzen." Selestral lächelte ihn freundlich an und schloss kurz die Augen.
Wie jeden Morgen blickten Shiva und Pathenon zum Himmel, in der Hoffnung ein ihnen bekannt vorkommendes Flugobjekt zu sehen. Aber es war vergebens. Der Himmel war seit über einem Jahr leer und er war es auch weiterhin. Selbst die Drachen, die damals so zahlreich waren, tauchten nur noch sehr selten auf. Pathenon streichelte seine Ehekätzin liebevoll und zog sie mit sich ins Haus. Es war etwa 9 Uhr und das Dorf Felgan erwachte zum Leben. Dank der Gleiter die zur Verfügung standen, war eine Versorgung aller Teile der Bevölkerung ohne Probleme möglich und ständig waren Marktstände auf dem zentralen Dorfplatz aufgebaut. Han-Dun war mittlerweile nur noch Regierungssitz. Die meisten Händler hatten sich über alle Dörfer und Städte verteilt. Außerdem waren drei weitere Dörfer entstanden, welche Peschdan, Turlak und Britek hießen. Peschdan war eine Mischstadt in der Wölfe, Hunde und Katzen gemeinsam lebten, in Turlak hatten sich Greife, behufte Chafren und Tauren zusammengefunden und in Britek war eine bunte Mischung aller Chafrenarten entstanden und es war gleichzeitig die Verteidigungszentrale von Genro geworden. Wenn die Weltraumabenteurer zurückkehrten, dann würden die staunen was sich innerhalb kürzester Zeit alles entwickelt hat. Die ehemalige Urwaldbasis war von mehreren Teams der Truppe und aus Wissbegierigen erkundet worden. Sie hatten wirklich alles ans Tageslicht befördert was nur irgendwie brauchbar erschien. Auch sie entdeckten die Bibliothek und verfrachteten alle Unterlagen in einen neu errichteten Anbau neben Hargots Hütte. Nichts war mehr so wie es mal war. Genro begann den Weg einzuschlagen, den die Cherit auf Festrid schon lange gingen und er forderte seinen Tribut, die Veränderung. Der Ozelot Hargot brütete stets über Büchern und wurde von Casandra mit allem versorgt. Man munkelte, dass die Wildkätzin ihn wirklich mit allem versorgte und er ab und zu mit einem komischen Grinsen vor seiner Hütte stand. Die fähigsten Handwerker und Metallbearbeiter halfen beim Aufbau einer Metallurgiestruktur mit Eisengießereien, Stahlveredlung, des Weiteren entstand im Zeitraffer der Waffen- und Verteidigungssektor mit massiven Gebäuden. Die Waffensysteme der alten Station wurden demontiert und nach nur einem halben Jahr wurde jedes Dorf und jede Stadt von drei großen Lasertürmen flankiert und geschützt und das nicht ohne Grund. Es schienen sich auf Sabeth Dinge zu ereignen die mehr als beunruhigend waren. Die einstmals friedliche Welt von Genro war wiederholt befleckt worden und das Paradies hatte seine Krallen ausgefahren. Im Zuge dessen war auch ein funktionierendes Informationssystem aufgebaut worden und ein Frühwarnsystem hatte den Betrieb aufgenommen. Die Gleiter wurden durch Neubauten ergänzt und die anfängliche Zahl von zwei Stück auf zehn erhöht. Erwähntes Frühwarnsystem befand sich auf der Planetenrückseite in der ehemaligen Landebasis, in der eine beschauliche Ruhe herrschte. Kapitel 2 Von alldem wussten weder die Cherit noch die heimkehrenden Chafren, noch die Menschen etwas. Apophis hatte sich in den vergangenen zwei Tagen mehr als nur einmal mit dem Gefangenen Frings unterhalten. Cromwell hatte man in eine separate Zelle gesperrt, denn er war in der Zwischenzeit vollkommen durchgedreht und gemeingefährlich geworden. Zunächst hatte man es gar nicht gemerkt. Als er jedoch Sinja Angriff und Grey sich schützend vor sie stellte war man gewarnt. Seitdem lag Grey auf der Intensivstation und wurde im künstlichen Koma gehalten, bis er sich soweit erholt hatte. Sinja war Tag und Nacht bei ihm und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. * Drekal, die sich entschlossen hatte einstweilen Captain zu bleiben, stand auf der Brücke, sah sich kurz um und auf den Chronometer. „Nun gut. Sitral, deaktivieren sie den Subraumgenerator. Lassen sie uns nach dem Truppentransporter suchen." „Ey, Captain!", sagte die Schneeleopardin und ließ das Schiff wieder in den Normalraum zurückkehren. „Starte den Scan einstweilen für den Nahbereich. Ich will durch den Aktivmodus nicht noch mehr auffallen als wir es durch den Rückfall aus dem Subraum eh schon sind." Sitral startete die entsprechenden Scannerphalanxen und wartete auf die Ergebnisse. * Apophis derweil interessierte sich bei seinen Gesprächen vor allem für Fragen der Genetik und der Verbindung von menschlichen Erbanlagen und denen der Cherit und Chafren. Frings war zunächst verwirrt, Begriff aber nach und nach worauf der Tiger hinaus wollte. „So, so. Diese Frau mit der du zusammen bist hat also empfangen. Wirklich bemerkenswert. Dann stimmt meine Theorie scheinbar doch." „Welche Theorie?" „Hmmm ... Das kann etwas dauern." „Wir haben sehr viel Zeit." „Na gut. Wie ich schon erwähnte bekam die Erde vor ca. 1,6 Millionen Jahren Besuch von den Cherit. Sie siedelten sich an, aber ihre Zahl war begrenzt und sie suchten nach Möglichkeiten ihre genetische Ausdünnung zu verlangsamen, wenn nicht sogar zu verhindern. Diese Cherit kannten zwar die Gentechnik, aber das reichte durch den normalen Verfall der Sequenzen nicht aus. Also suchten sie nach geeigneten Partnern und fanden in den irdischen Tieren verwandte Arten. Sie waren zwar primitiv, aber anatomische kompatibel. Die Cherit paarten sich also mit ihnen und es klappte. Es entstanden fruchtbare Nachkommen, welche aber vierpfotig waren und nur über eine begrenzte Intelligenz verfügten. Die Tiergene waren extrem dominant und beherrschten daher den Phänotyp. Der Genotyp war allerdings mischerbig. Zur gleichen Zeit machte sich eine weitere Spezies auf der Erde daran den Entwicklungsweg zu beschreiten. Der Mensch trat auf die Bildfläche. Die ersten Hominiden waren primitiv, sehr primitiv sogar. Anfangs verschloss man sich vor der Vorstellung, dass sich diese Hominiden unter Umständen mit Tieren vereinigten. Allerdings passt das jetzt sehr gut ins Bild. Die ersten Menschen also waren ihrer Art nicht treu und paarten sich mit Tieren. Die Gene waren noch so verwandt, dass sich aus den Verbindungen fruchtbare und lebensfähige Wesen entwickelten. Hier war es allerdings so, dass die menschlichen Gene stärker waren als die der Tiere. Sie trafen auch auf Tiere die aus der Verbindung mit den Cherit entstanden waren. Es entstanden Hominiden, welche aber Tier- und am Ende auch Cheritgene enthielten. Die Hominiden die bei ihrer Art blieben erzeugten Nachkommen, die sich am Ende zum Neandertaler entwickelten. Diejenigen die frevelten und sich mit Tieren einließen, gaben ihren Nachkommen einen entscheidenden Vorteil mit auf den Weg, wenn das Tier mit dem sie sich vereinigten einer Cherit-Tier-Verbindung entstammte. Eine beschleunigte Zunahme des Hirnvolumens und ein gutes Anpassungsvermögen waren die Folgen. Der Neandertaler starb aus, die Hybriden passten sich an, überlebten und entwickelten sich zum Cromagnon, am Ende zum Homo sapiens sapiens. Klingt verrückt, aber wir verdanken unsere Existenz euch Anthros. Bei der Rückzüchtung auf Genro wusste man nichts von einem aktiven Cheritgen und einem dominanten Tiergen. Man hat einfach ins Blaue geschossen und ist voll auf die Nase gefallen. Die Wissenschaftler hatten später zumindest ansatzweise eine Ahnung und es gelang. Dieser Andrew entstand. Die Urcherit auf der Erde verschwanden und haben nichts weiter hinterlassen, nur Knochen und ihr Erbgut liegt in unseren Genen und denen vieler Tierarten. Und diese Verbindung mit dieser Frau zeigt ganz deutlich, dass unser aller Erbgut eine gemeinsame Schnittstelle hat und die liegt in der Urzeit unserer Erde." „Aber warum verschweigt man das und schreckt sogar vor Gewalt nicht zurück?" „Glaubt ihr an Gott?" „Wir haben mehrere Götter. Jede Art ist nach dem Bilde eines Gottes entstanden." Frings nickte. „Siehst du und auch wir Menschen glauben daran. Es wäre eine Katastrophe, wenn bekannt würde, dass ihr Gotteswesen seid, aber wir nur ein Produkt von sodomistischen Urahnen." Apophis überlegte und nickte wieder. „Ich verstehe was du meinst. Es war für uns auch ein Schock zu erfahren, dass wir einem Genexperiment entsprungen sind." „Das freut mich zu hören. Na ja, die Menschheit hat ihren Glauben und ihr den euren. Ihr Anthros seid den Göttern oder dem Gott näher als wir es je waren und die Menschheit ist für eine solche Wahrheit nicht reif genug." Irgendwie fühlte sich der Kater nicht wohl in seinem Fell und wirkte sichtlich nervös. „Wenn du möchtest, dann kannst du ruhig gehen und es deinen Freunden erzählen. Ihr habt ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren, denn ihr könnt damit umgehen. Und da es kein weiteres Zusammentreffen zwischen Cherit und Menschen geben wird, ist das Geheimnis gewahrt." Apophis schüttelte den Kopf. „Gewahrt bleibt diese Wahrheit vielleicht, aber es wird wohl immer wieder Zusammentreffen zwischen und geben. Eines steht kurz bevor." „Ah, du meinst den Truppentransporter." „Ja. Wir werden ihn abfangen und zerstören. Ich glaube kaum, dass er sich zur Umkehr überreden lässt." „Warum? Versucht es doch einfach mal. Ansonsten würdet ihr mich enttäuschen." Apophis kratzte sich am Kinn und verließ den Zellenblock. * Sitral schaute immer noch auf die Konsole. „Bisher nichts Verdächtiges im näheren Bereich, Captain." „Danke, erweitere den Bereich." „Ey." * Das Gespräch zwischen Frings und Apophis verbreitete sich in Windeseile und sorgte für heftige Diskussionen. Alles wartete darauf, dass der Transporter ausfindig gemacht und es endlich zur Sache gehen würde. * Plötzlich schrie Sitral quer über die Brücke. „Treffer, ich habe ihn. Größe und Masse können nur einem Schiff entsprechen, welches der Beschreibung des Transporters entspricht. Keine Kennung." „Sehr gut", sagte Drekal. „Entfernung?" „Captain, direkter Kurs in unsere Richtung, Zusammentreffen in zwölf Minuten." Drekal riss die Augen auf und schlug mit der Hand auf den Gefechtsalarm. Aus allen Lautsprechern war ihre Stimme zu hören und gleichzeitig schrillten die Alarmsirenen. „Alles sofort auf Gefechtsposten. Die Kampfjäger sofort in Startpositionen. Gesuchter Truppentransporter auf Abfangkurs. Ankunft in elf Minuten. Gefechtsalarm." Alle Decks und Stationen waren rot ausgeleuchtet und vermittelten ein unheilvolles Gefühl. „Sitral, alle Laserbatterien aufladen. Schalten sie die Freund-Feind-Kennung zu. Ich fürchte, dass es zum Kampf kommt. ffnen sie die Kommunikationskanäle." Sitral nickte nur. „Kanäle offen", sagte sie. „Cheritkreuzer Ra-em ruft das unbekannte Truppentransportschiff. Bitte melden sie sich!" Es kam keine Antwort. „Hier spricht Captain Drekal vom Cheritkreuzer Ra-em, unbekanntes Transportschiff, bitte nehmen sie Kontakt zu uns auf!" Wieder keine Antwort. „Entweder sind die taub oder nur blöd und wollen uns nicht hören", schnaubte Drekal verärgert. Sitral grinste in sich hinein und konnte sich denken was als nächstes kommen würde, dafür kannte die den Captain zu gut. „Okay, dann eben auf die andere Art und Weise. - Cernos. Schicken sie unser Kampfgeschwader raus. Sie sollen sich vor dem Kreuzer aufbauen und eine schöne Reihe bilden. Die werden schon sehen was passiert." Der Hirsch nickte kurz und gab den Startbefehl raus. Innerhalb weniger Minuten hatten vierzig Kampfgleiter vor der Ra-em Position bezogen und waren selbst für einen Blinden deutlich zu erkennen. „Achtung! Transportschiff! Hier spricht Captain Drekal vom Cheritkreuzer Ra-em. Auch, wenn sie sich weigern zu antworten, hören können sie mich trotzdem. Falls sie sich weiter taub stellen sollten, verschaffe ich mir anderweitig Gehör. Wir kennen ihr Ziel und werden auf jeden Fall verhindern, dass sie es erreichen. Wir können diesen Konflikt friedlich lösen oder militärisch. Sie haben die Wahl." Die Stille wurde jäh unterbrochen. „Hier Transportschiff Final god. Captain Drekal, ziehen sie sich aus unserer Flugbahn zurück, ansonsten sind wir gezwungen sie anzugreifen. Wir werden auf jeden Fall unseren Auftrag ausführen und erfolgreich beenden." „Nun ja, wenn sie meinen, Captain Unbekannt. Ich bin da anderer Ansicht", sagte Drekal, drehte sich in ihrem Sessel und gab das Angriffskommando. Die Kampfgleiter zerstreuten sich in Angriffspositionen und jagten auf das Ziel zu. „Sind die Batterien geladen?" „Ja, Captain. Alle Batterien feuerbereit." „Ausgezeichnet. Bring uns näher an den Feind und zwischen unsere Gleiter. Ziehen wir das Feuer größtenteils auf uns. Der Kreuzer verträgt das eher als unsere kleinen Flitzer." Sitral nickte. „Lieber mit einer Hornisse stechen, als Mücken opfern", sagte sie leise. „Genau. Wir haben die ja auch genau da wo es richtig weh tut." Der Kreuzer näherte sich wuchtig wie er war dem Transportschiff, welches jetzt gegen ihn erschreckend winzig wirkte. „Feuer frei, Sitral. Zeigen wir denen mal wo der Stacheln sticht." „Ey, wir stechen." Drekal schaute zu Sitral rüber und rollte mit den Augen, grinste aber trotzdem. Die Laserbatterien nahmen fauchend und brummend ihre Arbeit auf. Mehrere Salven erfassten punktgenau das Transportschiff und erreichten wenigstens eine erste genauere Reaktion. Der Transporter stoppte, während die Kampfgleiter es umkreisten und ebenfalls ins Visier nahmen. „Sitral, verbinde mich noch mal mit diesem Helden Namenlos." „Verbindung ist offen", kam kurz die Antwort. „Captain Drekal vom Cheritkreuzer Re-em ruft den Transporter Final god." „Ja, ich höre sie Captain Drekal." „Ah, endlich mal eine Antwort und kein Gegenbefehl. Mein Angebot die Sache friedlich zu lösen steht immer noch. Ansonsten machen wir weiter und ich glaube nicht, dass sie uns gewachsen sind." „Ja, Captain. Ich habe sie durchaus gehört und verstanden. Mit ihrer Erlaubnis würde ich gerne mit meinem ersten Offizier zu ihnen an Bord kommen und die Übergabe unseres Schiffes an sie besprechen." Drekal machte ein langes Gesicht und schaute verwirrt zu Sitral, dann zu Cernos, dann zu Colras der an der Navigation saß. Dann schaute sie wieder zum Zentralschirm, überlegte kurz. „Einverstanden Captain, wie heißen sie eigentlich?" „Mein Name ist Decker und mein erster Offizier heißt Olfson." „Gut, Captain Decker und Mister Olfson. Wir erwarten sie in dreißig Minuten. Sie bekommen die Anflugvektoren für Hangar vier. Und tun sie uns allen den Gefallen und kommen sie bitte unbewaffnet." „Verstanden. Decker, Ende." Drekal überlegte, ging auf der Brücke langsam auf und ab und sinnierte laut. „Was haben dieser Decker und dieser Olfson vor? Erst sollen wir denen aus dem Weg gehen, werden von denen bedroht. Wir zeigen mal gerade ansatzweise unsere Angriffsstärke und so mir nichts dir nichts lenken die ein und kommen mit einer Kuschelnummer. Da stimmt doch was nicht oder?" „Vielleicht gefiel ihnen der Auftrag nicht mehr oder sie wollen ihren Feind mal persönlich kennenlernen." „Hm... du meinst Neugier?" „Ja. Typisch Mensch, immer neugierig, egal was passiert." „Gutes Argument. Aber wir werden sie etwas erschrecken. Wir werden mal unseren menschlichen Besatzungsteil in den Hangar bitten. Mal sehen was die Herren sagen. Und holt die Kampfgleiter wieder zurück. Sechs sollen bleiben und das Landungsschiff der beiden Besucher eskortieren." „Meinst du, dass das eine gute Idee ist? Wobei schaden kann es ja nicht. Wir sollten aber auf jeden Fall sehr vorsichtig sein und sollten verhindern, dass die Beiden auch nur ansatzweise zu nahe an diesen Frings und vor allem diesen durch geknallten Cromwell heran kommen." Die Wölfin ging an die Interkomkonsole. „Drekal an Apophis." „Ja, Captain. Ich höre." „Sieh mal bitte zu, dass du dir Shana, Gregor, Jody und Skort greifst und dich mit ihnen auf den Weg zu Hangar vier machst. Ich komme mit vier Leuten von der Sicherheit da hin." „Ah, was ist denn passiert? Erst der Gefechtsalarm und jetzt das?" „Wir bekommen in nunmehr zwanzig Minuten Besuch von zwei Herren. Sie möchten über die Übergabe des Schiffs verhandeln." „Was?" „Ihres Schiffs, nicht unseres." „Oh! Das klingt faszinierend und vor allem so plötzlich." „Ja. Daher Vorsicht. Drekal, Ende." Die Wölfin sah kurz zu Sitral, betätigte das schiffsweite Interkom. „An die gesamte Besatzung der Ra-em, der Gefechtsalarm ist aufgehoben. Unsere Gleiter kommen zurück. Es sollen Verhandlungen von Seiten der Menschen stattfinden um deren Schiff zu übernehmen. Drekal, Ende." „Drekal an Selestral." „Ey, Captain." „Du übernimmst die Brücke, während ich unseren Besuch empfange." „Bin schon auf dem Weg." Kurze Zeit später erschien die Jaguarin und nahm im Kommandosessel Platz. Drekal und Sitral begaben sich zum Hangar. Als sich die Tür öffnete, standen Shana, Jody, Apophis, Gregor und Walter Skort schon am Ende der Landerampe und warteten. „Na, ihr", intonierte die Wölfin. Sitral machte eine finstere Miene und winkte die Sicherheitsleute heran. „Ratet mal alle wer gleich zum Essen erscheint." Jody seufzte, Shana schaute etwas leer, Gregor und Walter flüsterten sich etwas zu und Apophis versuchte einen begeisterten Gesichtsdruck zu üben. Zwei Minuten später war es soweit. Die Landefähre des Truppentransportes traf ein, eskortiert von den Kampfgleitern des Kreuzers. Die Ausstiegsluke öffnete sich und tatsächlich betraten zwei unbewaffnete menschliche Personen das Cheritschiff. „Willkommen an Bord der Ra-em, ich bin Captain Drekal, das ist mein erster Offizier Sitral." Einer der Männer verbeugte sich kurz. „Ich bin Captain Decker und das ist mein erster Offizier Olfson. Ich bin erfreut sie kennen zu lernen." „Das glaube ich in der Tat. Somit haben sie wenigstens das Glück nicht gleich in Stücke zerschossen zu werden", sagte Jody sarkastisch. Apophis schaute sie an und verdrehte die Augen. Die Aufmerksamkeit der beiden Männer der Final god lenkte sich jetzt auf Apophis und die vier Menschen. „Sie haben Menschen als Besatzung an Bord? Ich bin erstaunt", stellte Decker fest. „Im Gegensatz zu ihnen sind wir halt Spezies übergreifend", entgegnete Sitral spitzfindig. Drekal grinste etwas. „Gut, begleiten sie mich bitte in meinen Besprechungsraum. Dort können wir über alles in Ruhe verhandeln." Decker nickte kurz und schluckte. Sie verließen den Hangar, während zwei Personen vom Wachpersonal bei der Fähre der Menschen blieben. Sichtlich beeindruckt über das Schiff, folgten Decker und Olfson dem Pulk der Anthros und Menschen, erreichten wenige Minuten später die Brücke und den Bereitschaftsraum des Captains. „Nehmen sie doch Platz", sagte die Wölfin und setzte sich an das Kopfende des Tisches. Nachdem alle saßen begann sie. „Warum wollen sie ihr Schiff so plötzlich übergeben? Da ist doch ein Haken bei der Sache oder irre ich mich?" „Da ist kein Haken dabei, aber wir wollten erstmal sehen mit wem wir es wirklich zu tun haben. Vor allem stellen wir uns die Frage, woher sie wussten wo wir zu finden sind. Einen solchen Zufall in den Unendlichkeiten des Alls gibt es nicht." „Das ist richtig. Wir waren auf der Erde und haben, sagen wir mal ...", sie schaute zur Decke, „für etwas Unordnung gesorgt." „Aha! Darf ich fragen wie sie das meinen?" „Also. Ich gehe mal davon aus, dass sie nicht im Besitz der letzten Informationen sind." „Vermutlich nicht, aber ich werde wohl gleich auf dem neuesten Stand sein, dank ihnen." „Ja, das habe ich vor und dann reden wir über einige Bedingungen", sagte Drekal wohl überlegt. Sie wollte die Reaktionen der beiden Menschen sehen und sie etwas schmoren lassen. Decker sah zu Olfson und nickte schließlich in die Runde ohne jemanden direkt anzusehen. „Na schön. Wo fange ich am besten an? Lassen sie mich mal überlegen. Ihr Schiff wurde im Auftrag der grauen Eminenz namens Krondal gestartet. Gehe ich da richtig in der Annahme?" Decker nickte. „Machen sie es bitte nicht so spannend." Drekal grinste breit, aber gekünstelt zynisch, spitzte die Lippen und fuhr fort. „Krondal ist Tod." „Was ist er? Tod?" „Ja, er wurde wenige Wochen nach dem Start ihres Schiffes von seinem Assistenten umgebracht." „Cromwell", spuckte Olfson. „Dem Idioten habe ich nie über den Weg getraut." „Keine Sorge, er befindet sich nicht mehr auf freiem Fuß", warf Sitral in den Raum. Drekal schüttelte kurz den Kopf. „Oh, das hört sich gut an", sagte Decker. „Der Wahnsinnige gehörte schon lange hinter Schloss und Riegel. Hatte sich nur niemand an ihn rangetraut." „Wir schon und er sitzt in unserem Zellenblock. Dort wird er auf Genro unseren Gesetzen anvertraut und rechtmäßig verurteilt." „Meinen sie nicht, dass er einen fairen Prozess verdient hat. Einen menschlichen Prozess?" „Nein. Immerhin hat er nicht gegen menschliche Gesetze verstoßen. Er verstieß gegen unsere Gesetze, indem er versuchte unsere Existenz mit ihrer Hilfe auszulöschen." Decker machte eine nachdenkliche Miene. „Na schön, meinetwegen." „Des Weiteren hat ihr Einsatz eh keinen Sinn mehr. Das Konzil ist aufgeflogen und wurde aufgelöst. Die Funde die ihre Geschichtsschreibung komplett verändern werden, sollten schon freigegeben und damit öffentlich sein und zudem haben wir dafür gesorgt, dass Leute wie Cromwell und Konsorten nicht mehr forschen können." „Wie sollte das gehen?", fragte Decker irritiert. „Wir haben das Hauptlabor in den Boden gestampft. Da wo es unserer Meinung nach hingehört, die Computer und Unterlagen sind vernichtet bzw. in unserem Besitz." „Sie scheinen ja nichts anbrennen zu lassen. Haben an alles gedacht. Aber an die Kampfanthros auf dem Mars wohl nicht." „Oh, die haben sich uns angeschlossen und zwanzig von ihnen sind ebenfalls hier auf dem Schiff." Decker seufzte. „Wie es scheint stehen wir dann wohl auf verlorenem Posten. Und was erwarten sie jetzt von uns?" „Wir geben ihnen die Möglichkeit abzuziehen und zur Erde zurückzukehren und bitte kommen sie nicht wieder hierher. Wir sind schneller bei ihnen, als sie bei uns. Glauben sie mir." Olfson schaute Drekal komisch an, grinste und nickte. Decker schaute Olfson an, verzog den Mund und atmete tief durch. „Einverstanden. Wir ziehen ab." „Eine sehr gute und weise Entscheidung. Ach ja. Wir werden mit unserem Kreuzer und einer starken Abwehrflotte auf Genro bleiben. Unsere Stärke kennen sie ja bereits und sie haben nur einen Bruchteil davon gespürt was ihnen blüht, wenn sie nochmals auf die Idee kommen sollten diesen Raumsektor zu verletzen." Decker ließ sich die Worte der Wölfin durch den Kopf gehen. „Wir brechen sofort auf." „Drekal an Sicherheit. Unsere Gäste möchten gehen und heimkehren." Alle erhoben sich und betraten den Hangar. Kurze Zeit später war die Fähre auf der Final god angekommen. „Danke Captain Drekal für ihre Gastfreundschaft und das wir abziehen dürfen. Ich werde ihre Warnung mitnehmen und daran denken." „Nichts zu danken. Eine weitere Chance dazu bekommen sie aber nicht. Drekal, Ende." „Ich habe verstanden. Decker, Ende." Der Raumtransporter durchbrach die Lichtmauer und war auf dem Heimweg. „Das ging mir irgendwie zu einfach", sagte Apophis. „Zuweilen findet man auch intelligente Menschen", sagte Jody und schaute Apophis frech an. Sie kehrten auf ihre Posten zurück. „Sitral, heb den Alarm komplett auf." „Ey, Captain." „Maschinenraum, wir gehen jetzt in den Subraum." Wenige Sekunden später bildete sich ein Wirbel vor dem Kreuzer und er tauchte in die sternenlose Finsternis ein, war wieder auf dem Weg nach Genro. * Nunmehr waren mehrere Tagen vergangen und die Reise durch den Subraum hatte ein Ende gefunden. Die Ra-em verließ den Subraum und sprang in den Normalraum zurück. Genro war in greifbarer Nähe und die Gemüter freuten sich auf eine neue Welt, eine neue Heimat. Nach zwei weiteren Tagen schwenkte der Kreuzer in einen Orbit um den Zielplaneten ein. Alle blickten gespannt auf die Oberfläche. „Willkommen zuhause", flüsterte Tarja. Chiron grinste breit und Andrew kuschelte sich an Kira. „Wir haben es tatsächlich geschafft und sind zurück." „Maschinenraum an Brücke", hörte man Sitrals Stimme aus dem Lautsprecher. „Hier Drekal, was gibt es?" „Wir sind bereit zur Landung. Der Landeplatz ist die Wüste im Ostteil des Hauptkontinents, dort haben wir keinerlei Lebenszeichen registrieren können. Nur am äußersten Rande befindet sich ein großes Gebäude. Es droht jedoch keinerlei Gefahr. Außerdem haben unsere Sensoren einige interessante Dinge festgestellt." „Ach?" „Ja. Laut unseren Infos müssten es sechs Siedlungen auf dem Hauptkontinent sein, aber es sind neun und eine davon scheint anteilig verlassen zu sein." „Was bei Bastet geht da unten vor?", sagte Cyron, der ebenfalls im Maschinenraum war. „Kann ich mal ein Bild haben?" „Kein Problem." Auf dem Monitor erschien ein Lageplan. „Und wo ist die halbverlassene Siedlung?" „Hier", erwiderte Berca, die die Sensorenvermessung übernommen hatte und zeigte auf den entsprechenden Punkt. „Das ist Han-Dun", stellte der Tiger fest. „Warum wurde der zentrale Marktplatz verlassen?" „Sie haben sich scheinbar neuen Raum erschlossen und neue Siedlungen errichtet", sagte Stella begeistert. „Aber so schnell?" „Gut möglich", mischte sich Shana ein. Cyron schaute sie nachdenklich an und schaute wieder auf das Bild seines Heimatplaneten. „Da gibt es noch was", sagte Berca. „Was noch?" „Die Siedlungen sind stark im Ausbau und relativ modern. Außerdem sind die Städte mit schweren Lasertürmen abgesichert." „WAS? Was zum Geier geht da vor?" Cyron war außer sich. „Sind wir zu spät gekommen? War da noch was, was wir übersehen hatten?" „Quatsch!", fuhr ihn Stella an. „Unmöglich", beruhigte ihn Drekal über das offene Interkom. „Aber was haben dann die Lasergeschütze zu bedeuten?" „Unsere Freunde waren fleißig und haben mitgedacht", sinnierte Andrew. „Wahrscheinlich haben sie sich in die Urwaldbasis begeben und reichlich Beute gemacht." Er schaute auf einen anderen Monitor und nickte bestätigend. „Kira kommst du mal her." Die Luchsin stellte sich neben ihn. „Kommt dir das bekannt vor?" Sie nickte. „Japp. Es handelt sich um den Laserturmtyp der die Mechhalle in der Urwaldbasis gesichert hatte. Sie müssen die Baupläne und die beiden Originale verwendet haben um sie zu replizieren." „Sieht ganz danach aus." „OH!", rief Berca plötzlich aus. „Ich habe Funkfrequenzen empfangen." „Funkfrequenzen? Auf Genro?" „Ja. Man hat uns entdeckt und eine Gefahrenmeldung abgeschickt." „Aua", sagte Tarja. „Das hört sich nicht gut an." „Wo war der Ursprung der Sendung?", fragte Drekal die über Interkom immer noch mit dem Maschinenraum verbunden war. „Auf der Rückseite des Planeten", sagte Berca. „Sie haben die Landungsbasis entdeckt und nutzen sie als Frühwarnsystem", raunte Shana. „Das ist beeindruckend", sagte Syrgon mit leicht verträumtem Gesichtsausdruck. „Können wir einen Funkspruch absetzen um uns zu erkennen zu geben?" „Natürlich und das sollten wir auch machen. Wer weiß, was sonst alles passieren könnte", antwortete Drekal. „Genau! Wenn unsere Leute schon Lasertürme bauen können, wer kann nur im entferntesten erahnen was noch alles an Verteidigungsanlagen errichtet wurde", gab Chiron zu bedenken. Tarja umarmte und küsste ihn spontan. „Wofür war das?" Der Tiger wirkte sichtlich irritiert. „Dafür, dass du uns Chafren als deinesgleichen ansiehst und nicht die Cherit." „Wir sind ein Volk, egal welchen Namen es trägt." Dafür bekam er nochmals einen Kuss und schien gefallen daran zu finden. Er schnappte sich seine Ehetigerin und beide verfielen in einen heftigen Kusstaumel. Die umherstehenden Anthros grinsten. „Drekal an Berca. Ich möchte euch sofort auf der Brücke haben, alle. Sofort." „Ey, Captain." Kurze Zeit später, erschienen alle auf der Brücke und stellte sich um Drekal auf. „Berca. Stell bitte eine Verbindung nach Genro her", sagte die Wölfin. Die Hündin spielte geschickt auf der Computertastatur. „Verbindung steht, Captain." Die Wölfin warf ihr einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts und schüttelte nur kurz den Kopf. Syrgon seufzte. „Genro-Landungsbasis, hier ist der Subraum-Cheritkreuzer Ra-em, können sie mich hören?" Es verstrichen einige Minuten und keine Antwort kam. „Genro-Landungsbasis, hier spricht Captain Drekal vom Subraum-Cheritkreuzer Ra-em, können sie mich hören?" Sekunden der Stille verstrichen, dann kam endlich eine Antwort. „Ähm ... Hier Genro-Landebasis. Hylas und Tristan auf Horchposten. Sagtest du gerade etwas von einem Cheritkreuzer?" Drekal grinste breit. „Ja. Das waren meine Worte. Wir sind mit friedlichen Absichten hier und kommen direkt von der Erde." „Oh, oh. Das wird nach den vergangenen Erlebnissen aber niemanden freuen, dass ihr von der Erde seid. Aber abgesehen davon dachten wir, dass die Bevölkerung der Erde als Mensch bezeichnet wird und nicht als Cherit. Ihr wart doch die Feinde der Menschen in einem 1000 Jahre zurückliegenden Krieg?" „Da hat aber einer seine Hausaufgaben gemacht", brummelte Sitral. „Hylas. Wir sind ebenfalls Anthros und ihr wisst nicht alles, sondern nur einen Bruchteil. Wir sind eure Urahnen." „Sollte das jetzt ein Witz sein? Also ehrlich, wer immer in der Frequenz hängt sollte mit diesen Scherzen aufhören. Tristan, bist du das? Hör auf mit dem Quatsch." „Nein, nein. Ich mache keine Witze, außerdem möchte dich jemand sprechen?" „Oh! Wer denn?" „Hylas. Altes Pinselohr, es tut gut deine Stimme zu hören." „Cyron? Nein, das kann nicht sein." „Doch, doch. Ich bin es und fast alle Anderen sind auch hier." „JEAAAAH!", schrie der Luchs begeistert auf. „Das muss ich gleich berichten." „Moment", rief Cyron. „Der Kreuzer wird in der Wüste landen, da er für die Basis zu groß ist. Sag den Anderen Bescheid. Wir sehen uns in ein paar Stunden." „Aber klar doch. Du glaubst gar nicht wie sehr wir uns freuen. Euer Kreuzer sollte aber nicht landen, sondern bleiben wo er ist. Wir hatten hier ein paar seltsame Begegnungen in letzter Zeit und daher sind alle etwas sensibel geworden. Hylas, Ende." „Abgeschaltet", sagte Berca. „Was sollte das denn bedeuten?", fragte Drekal verwundert an Cyron gewandt. Der schien zu überlegen. „Hm, wie es aussieht sind die Geschütztürme nicht ohne Grund und vor allem nicht aus reiner Vorsorge errichtet worden. Hylas war auch nicht wie sonst, er wirkte sehr irritiert und vorsichtig und wenn alle Anderen sensibel geworden sind... würde mich brennend interessieren was vorgefallen sein muss." „Komisch, bei unserer ersten Begegnung sagte Colras, dass ihr auf Genro gewesen wärt. Scheinbar ist euer Besuch aber allen entfallen", merkte Andrew harsch an. „Wir hatten nur eine Fähre runter geschickt und die landete auch weit außerhalb der bewohnten Gebiete. Außerdem haben sich unsere Agenten unauffällig bewegt und sich nicht zu erkennen gegeben", wies Sitral seinen Vorwurf energisch zurück. Damit war er offensichtlich zufrieden und schwieg. „Hylas sagte was davon, dass es sich um seltsame Vorgänge gehandelt hat", ergriff Chiron das Wort und sorgte für einen Themenwechsel. „Ja schon, aber nach allem was wir zusammen durchgemacht haben, muss es sich um etwas sehr beunruhigendes handeln, denn selbst nach der Übernahme der Urwaldbasis waren alle irgendwie entspannt", ward Cyron ein. „Wie es scheint ist es, was immer es sein mag, immer noch vorhanden und stellt scheinbar eine Bedrohung dar", überlegte Tarja. „Du hast Recht. Er sagte, dass in letzter Zeit seltsame Sachen passiert sind." „Bitte nicht schon wieder", seufzte Syrgon. „Ich dachte wir hätten es jetzt endlich geschafft und den ganzen Mist überwunden." Drekal sah auch nicht glücklich aus. „Tja, mein Lieber. Wie es scheint geht es lustig weiter. Allerdings wissen wir diesmal nicht worum es geht, sondern Andere." Der Rüde nickte. „Und ich dachte, WIR kämen mit echten Neuigkeiten." „Tja, die Schau haben uns unsere Freunde geklaut." „Wie dem auch sei, wir landen jetzt. - Sitral! Gib allen Bescheid. Wir suchen Freiwillige die mitkommen. Der Rest bleibt hier und hält das Schiff in Form. Wer weiß ob wir hier ganz schnell verschwinden müssen und den Planeten evakuieren. Wir gehen mit den Landungsschiffen runter und ihr könnt die Anthros voyage nutzen. Die dürfte nicht zu bedrohlich wirken." Sitral nickte bestätigend und leitete Drekals Befehle weiter. Cyron nickte ebenfalls und schloss kurz die Augen. Kapitel 3 Hargot rannte aufgeregt zwischen Casandra und Shiva hin und her. Sollte es wirklich stimmen, sollten ihre Freunde endlich wieder zurückgekehrt sein? Als Hylas sie informiert hatte, dass ein fremder Kreuzer mit Cyron und all den Anderen an Bord in der Umlaufbahn schwebte, hatten sich sofort zehn Freiwillige in die Gleiter gesetzt und waren in Richtung der großen Steppe los geflogen. Zwei Stunden später hatten sie deren Rand erreicht und stoppten. Nun suchten sie den Himmel ab, bis auf den Ozelotkater Hargot, der wuselte immer noch hektisch hin und her. „Da, da kommen sie", schrie plötzlich Casandra. Der Himmel war angefüllt mit größeren und kleineren Gleitern und einem großen Schiff, welches schon einmal die Atmosphäre von Genro durchflogen hatte. „Bei Anubis, sind das viele", flüsterte Dark ehrfürchtig. Dark war ein Wolfstaur und sein Aussehen gewöhnungsbedürftig. Seine Mutter war ebenfalls ein Wolfstaur, aber sein Vater ein Tigertaur. „Wie geht's dir?", fragte ihn Shiva. „Ganz gut, wenn man davon absieht, dass ich gleich meinem Vater gegenüber stehe und ihn zum ersten Mal sehen werde." „Bleib ganz ruhig. Helios wird mächtig überrascht sein, da er von deiner Existenz nichts weiß. Ich bin auf sein Gesicht gespannt." „Gerade das macht mich ja etwas nervös." „Ach was. Wir schon schief gehen. Er konnte ja nicht ahnen, dass seine Nacht mit deiner Mutter eine solche Auswirkung haben würde. Meistens bleiben Mischpaarungen ergebnislos." „Du hast Recht. Ich sollte mich nicht schon jetzt verrückt machen." Shiva klopfte ihm liebevoll auf den Rücken und lächelte ihn an. „Großer Thot", schrie einer der anwesenden Stiere. „Das eine Schiff kommt mir aber sehr bekannt vor." Alle starrten fasziniert hinauf, dorthin wo sich die anfänglichen Umrisse zeigten und nun mehrere Schiffe dem Boden entgegen strebten. Shiva wurde jetzt doch hibbelig. „Das ist das Schiff mit dem unsere Freunde geflogen sind. Also stimmt es wirklich, sie sind zurück und die Götter haben sie beschützt." Unter einem ohrenbetäubenden Getöse setzten die Schiffe weich auf dem Grasboden auf und die Triebwerke wurden abgeschaltet. Ruhe legte sich über die Szenerie. Dann kam erneut Bewegung in einen der Schiffsrümpfe, eine Luke öffnete sich und die Gestalt eines Anthrotigers erschien. Shiva blinzelte gegen die Helligkeit, kniff etwas die Augen zusammen. Plötzlich schrie sie auf. „Tarja? Es ist Tarja." Lasziv schritt diese aus der Fähre und ging auf die Jaguarin zu. Da standen sie sich gegenüber und schauten sich an. Minuten vergingen, dann war keiner mehr zu bremsen. Die beiden Weibchen fielen sich um den Hals und knuddelten sich herzhaft. So ging es reih um und immer mehr vertraute Gesichter erschienen und verließen die Schiffe. Als Pathenon Stella und Cyron erblickte war es um ihn geschehen. Er rannte wie von der Tarantel gestochen auf die Beiden zu uns riss sie von den Pfoten. Mit einem dumpfen Schlag landeten alle Drei im Gras und sielten sich minutenlang darin herum. Als Chiron auftauchte, wiederholte sich der Vorgang, diesmal aber mit Casandra. Apophis räusperte sich. „Ähm ... Ja, also. Da wir nunmehr alle wieder zusammen sind und uns wieder beruhigt haben, möchte ich euch unsere neuen Mitbewohner vorstellen. Als erste verließen zehn Kampfanthros eine der Fähren und stellten sich der Reihe nach vor. Dann kamen Binder, Thorn, Grant und Skort zum Vorschein und wurden entgeistert angestarrt. „Sind das Menschen?", fragte Hylas. „Ja, wir sind Menschen", entgegnete Shana. „Komisch. Ich hatte immer gedacht, dass ihr größer wärt", sagte Casandra und schüttelte den Kopf. „Ich darf euch meine Partnerin vorstellen", verkündete Apophis feierlich und zog Jody zu sich heran. Pathenon und Shiva waren verblüfft. „Du bist mit einem Menschen zusammen?" Er nickte. „Ja. Sie ist wirklich bezaubernd und eine sehr gute und liebe Frau. Und sie trägt unser Kind." Wenn sich alle bisher noch im Griff hatten, jetzt nicht mehr. Augenblicklich waren die Beiden umringt und hörten von allen Seiten nur Glückwünsche und gute Ratschläge. Jody war sichtlich nervös und versuchte der Situation zu entfliehen. Glücklicherweise verließen genau jetzt Drekal und Syrgon als letzte eine der Fähren und wurden unter lautem Jubel begrüßt. „Wer ist denn das Weibchen?", fragte Hylas neugierig. „Das ist meine Partnerin, Drekal. Sie war der Captain des Kreuzers Ra-em." Hylas grinste erst und zuckte dann zusammen. „Das wird Tristan aber bestimmt nicht gefallen." Syrgon schaute ihn schief an und Begriff. „Au man. Der wird doch seine Bemerkung nicht wirklich wahr gemacht haben und hat gewartet?" „Ich glaube schon. Außerdem sagte er, dass du ihn wohl gefragt hättest ob er wartet und dass du die Beziehung zu ihm hergestellt hattest." „Ich? Au verdammt. Das liegt schon Ewigkeiten zurück. Dann haben wir tatsächlich ein echtes Problem." Der Rüde seufzte. Er würde einem guten Freund einen harten Schlag versetzen müssen und das schmeckte ihm nicht. Aber aus der Nummer kam er nicht mehr heraus. „Wer ist Tristan?", fragte Drekal direkt heraus. „Ähm, er ist ein guter Freund." „Ein guter Freund? Und dann machst du so ein Gesicht?" „Na ja, da gibt es noch ein Problem. Ich hatte mit Tristan eine Affäre, kurz bevor wir starteten und er meinte am Tag unserer Abreise noch, dass er auf mich warten würde. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass der Kerl es wahr macht." Der Wölfin entglitten die Gesichtszüge. „So, so. Du machst also mit mir rum und hier wartet jemand auf dich?" „Nein, nicht direkt. Ach, verdammt. Wir hatten nur eine Nacht zusammen. Ich dachte er meint es nicht so. ich kann doch nicht in den Kopf eines Greifes schauen." „Oh. Du hattest Sex mit einem Greif? Wow. Das klingt faszinierend." Drekal konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Syrgon stand daneben und schaute mehr als nur dumm drein. „Ich finde das gar nicht komisch. Ich weiß nämlich nicht, wie ich es dem Kerl beibringen soll." „Lass dir was einfallen. Die Suppe hast du dir eingebrockt, also wirst du sie jetzt auch auslöffeln." Syrgon schloss die Augen und ließ den Kopf sinken. „Du hast ja wieder mal Recht. Außerdem bringt es nichts um den heißen Brei herumzureden. Ich sollte es aber am nötigen Taktgefühl nicht mangeln lassen." Drekal strich ihm über die Ohren und schnappte in die Luft. „Du packst das schon." „Ich habe da eine Idee", sagte Syrgon plötzlich und ging auf Shana zu. „Kann ich mal kurz mit dir sprechen", sagte er und nahm sie etwas beiseite. „Was kann ich für dich tun?" „Ich habe ein Problem und du könntest die Lösung dafür sein." „Ich? Wie das?" „Tja. Also. Das ist nicht so einfach, aber ich versuche es mal kurz zu erklären. Bevor wir zur Erde flogen übernachteten wir alle in Felgan und dort traf ich auch auf einen Greif namens Tristan. Er ist homosexuell und ich war zu diesem Zeitpunkt noch, na ja, noch ..." „Jungfrau?" „ ... ja, genau. Jedenfalls dachte ich bei seinem Anblick, dass ich es auch wäre, aber ich habe mich geirrt." „Ah ja und was habe ich damit zu tun?" „Na ja, er hat auf mich gewartet und hofft, dass ich das auch getan habe, aber seitdem ich Drekal über den Weg lief haben sich die Dinge entscheidend geändert." Shana seufzte. „So, so. du willst mich verkuppeln oder wie?" „Hm, jetzt wo du es sagst." „Ich bin aber lesbisch und kann mit einem männlichen Greif nichts anfangen." „Hmhm. Das habe ich befürchte. Na gut. Ich danke dir trotzdem, auch wenn du mir nicht helfen kannst." „Kein Problem", erwiderte sie etwas zynisch. Er kehrte zu seiner Wölfin zurück. „Und großer Held. Konntest du was erreichen?" „Nein, leider nicht. Shana steht nicht auf Männchen und Tristan nicht auf Weibchen. Da führt kein Weg zusammen." Drekal feixte. „Vielleicht kann ich dir helfen?" „Du? Wie das denn?" „Nun ganz einfach. Ich war der Captain der Ra-em und kenne die Dienstakten." „Und?" „Tja. Ich hätte da einen homosexuellen Leopardentaur im Angebot. Vielleicht erwärmt der ja Tristans Herz? Außerdem würde Parais nicht mehr so launig sein, wenn wir Glück haben." „Jeah. Das wäre die Chance schlechthin." Sie nickte schief. „Wenn du mich nicht hättest", sagte sie nur noch und ging hinüber zu Parais. Derweil unterhielten sich Stella, Cyron und Casandra miteinander. „Was ist eigentlich vorgefallen? Als wir die Oberfläche gescannt haben, entdeckten wir Lasertürme um die Siedlungen herum." „Nun, wir hatten etwas Stress. Hmmm... Ach, das Ganze ist etwas schwierig zu erklären." „Versuchs doch einfach mal. Ich bin viel zu neugierig um es darauf beruhen zu lassen. Egal wie kompliziert es ist", entgegnete Stella und ihr Kater stimmte ihr zu. „Na schön", seufzte Casandra. „Der Grund für die Bewaffnung ist vielleicht etwas aus der Luft gegriffen und vage. Aber wir fanden in der Urwaldbasis ein Archiv mit zum Teil beunruhigendem Inhalt. Da stand etwas über Genexperimente und eine Spezies, die einst auf Genro gelebt haben soll. Weiterhin hieß es, dass bestimmte Forschungen und Experimente in den Anfängen steckten und oftmals fehlschlugen." „Das klingt ja grauenhaft", sagte Andrew, der hinzugetreten war. „Stimmt. Ist es auch. Es steht auch geschrieben wo sich der Ort der Entsorgung befindet." „Wo? Mach's nicht so spannend", entgegnete Cyron aufgeregt. „Haltet euch fest. Er liegt auf Sabeth." Alle wurden plötzlich blass um die Nasen. „Das ist ja ungeheuerlich. Warum sind wir damals nicht schon darauf gestoßen?" „Wir haben nicht danach gesucht", beantwortete Stella Cyrons Frage spontan. „Warts ab, das Beste kommt noch. Es steht nicht näher erklärt ob sie getötet wurden oder nicht. Tja und genau 5 Monate nach eurem Abflug begann es. Des Nachts hört man unheimliche Schreie und seltsame Geräusche. Mal kommen sie von sehr weit entfernt, mal scheinen sie aus nächster Nähe zu kommen. Ihr seht, die Geschütze stehen nicht umsonst da." „Das ist unfassbar", flüsterte Andrew sichtlich geschockt. „Erinnert ihr euch noch an die Computeraufzeichnungen aus der Basis, die wir sahen?", fragte Cyron an den Säbelzahnlöwen und Stella gewandt. „Welche Aufzeichnungen?", fragte Casandra dazwischen. „Moment, teure Freundin. Das erklären wir dir, anschließend", sagte der Tiger und richtete seinen Blick wieder auf die zuvor Angesprochenen. „Meinst du etwa die Genversuche des Militärs?", fragte Stella mit weit aufgerissenen Augen. Er nickte. „Nirgends wurde erwähnt was genau bei deren Versuchen herauskam. Es wurde lediglich von einer Ausbildungsbasis gesprochen. Bei den Audiodateien der Wissenschaftler war aber plötzlich die Rede davon, dass das Militär auch experimentierte. Was ist aber aus den Produkten geworden? Und da drängt sich noch eine Frage auf. Andrew war allein in der Station. Es wurde glaubhaft überliefert das alle Klone fliehen konnten und das will ich gerne glauben. Aber was ist aus den so genannten minderwertigen Ergebnissen geworden?" „Kann mich endlich mal einer aufklären?", polterte Casandra dazwischen. „Eine Sekunde noch", entgegnete Andrew und hob den Zeigefinger in ihre Richtung. „Angeblich wurden alle Tiere der Erde und alle nicht 100prozentigen Klone getötet. So hieß es zumindest." „Nicht ganz", korrigierte Stella. „Es hieß, dass sie getötet wurden und entsorgt. Was ist, wenn sie entsorgt wurden und dieses Entsorgen einer Tötung gleichgesetzt wurde?" „Dann leben sie vielleicht noch und sitzen auf Sabeth", grübelte Cyron. „Was erwartet uns dort aber? Wie sehen sie aus und vor allem, sind sie friedlich oder aggressiv?" „Redet ihr jetzt endlich mal wieder mit mir?" Casandra riss Cyron und die beiden Anderen aus ihren finsteren Gedanken. „Was möchtest du denn wissen?", fragte Stella versöhnlich. „Ich würde gerne erfahren wovon ihr da sprecht." „Hmhm. Interessant, dass du das fragst", stellte Andrew fest. „Wieso? Warum sollte ich nicht fragen?" „Weil dir die Antworten zum größten Teil bekannt sein dürften." „Was? Wie kommst du denn darauf?" „Du weißt doch, dass es hier um Genexperimente ging. Das die Menschen mich erschufen und dass die Chafren in Wirklichkeit rückgezüchtete Cherit sind. Und du weißt auch, dass es vor langer Zeit Cherit auf der Erde gab, die überall ihr Genmaterial verstreuten und somit zu unserer Existenz beitrugen." Mit seinen Äußerungen hatte Andrew Casandra bloß gestellt. Die guckte jetzt ziemlich entgeistert drein, schien ihre weitere Vorgehensweise stark zu überdenken. „Gib dir keine Mühe, meine Gute", sagte Cyron. „Wir waren auf der Erde mehrfach in Lebensgefahr und als es am Schluss tatsächlich so aussah, dass es mit uns aus wäre, griffen die Cherit ein und retteten uns. Tja und dabei kam durch Sitral heraus das Chiron ein Agent war. „Hmmm ... lasst mich raten. Ganz nebenbei ist meine Tarnung auch aufgeflogen?" „Volltreffer und Hargots auch." Die Wildkätzin seufzte. „Und nun?" „Wir sagen es nicht weiter. Das Ganze liegt allein bei dir", antwortete Stella und Cyron nickte. „Wir werden sehen und die Zeit dafür wird kommen", sagte Casandra. „Es ist deine Entscheidung." Casandra nickte noch kurz und verließ die Drei um sich Chiron zu widmen. * Helios stand derweil allein herum, bis sich plötzlich ein ihm unbekannter Wolfstaurwelpe näherte. „Hallo", grüßte der Fremde ihn freundlich, aber sichtlich nervös. Helios schaute ihn an und lächelte. „Hallo, junges Männchen. Wer bist du? Ich kenne dich nicht und deine Fellzeichnung ist recht außergewöhnlich." Der Welpe nickte. „Du kannst mich auch nicht kennen, dafür bin ich noch zu jung, aber du kennst meine Mutter." Helios kam ins Grübeln. Er betrachtete ihn ausgiebiger und riss plötzlich die Augen weit auf. „Nein, das kann nicht sein. Tabatha und ich waren nur eine Nacht zusammen. Du kannst unmöglich unser Sohn sein." Das junge Männchen legte den Kopf schief und musterte den Tigertaur. „Meine Mutter schwärmt heute noch von dieser Nacht und hat ein verzücktes Lächeln, wenn sie deinen Namen hört und ausspricht." „Aber wie ist das möglich? Ich meine, dass es sehr selten ist das Mischpaarungen zu einem Ergebnis führen." „Das darfst du mich nicht fragen, dafür fehlt mir das Wissen und außerdem bin ich noch zu jung um so etwas wissen zu müssen." Helios seufzte. „Natürlich. Du hast Recht. War eine blöde Frage von mir. Wo ist eigentlich Tabatha? Ach ja. Wie heißt du eigentlich?" „Mein Name ist Dark und meine Mutter lebt in Peschdan." „Peschdan? Ist das nicht eine der neuen Siedlungen?" Er nickte. „Gehen wir nach Peschdan? Ich habe vieles aufzuholen, fürchte ich", sagte Helios. Darks Gesichtszüge hellten sich auf, denn damit hatte er nicht gerechnet. „Ja!", sagte er schnell. „Ja. Das würde Mutter bestimmt sehr freuen und mich freut es auch." Helios grinste. „Komm mal mit zu den Anderen." Er stellte Dark seinen Freunden vor und verkündete im selben Augenblick, dass er sich nach Peschdan zurück ziehen würde, da es dort ein Weibchen gäbe das auf ihn wartet und er seinem Sohn ein guter Vater sein möchte. „Das ist vollkommen richtig", sagte Cyron und klopfte Helios freundschaftlich auf den Rücken. „Kümmere du dich erstmal um deine frische Familie. Wir schaffen das schon, auch wenn es schön wäre, wenn du bei uns bliebest. Aber es wird auch so gehen." Helios seufzte mal wieder und verabschiedete sich von seinen Freunden. Er begleitete Dark zu einem der Gleiter, in welchem schon Bargon saß und sie nach Peschdan brachte. * „Wow!", intonierte Stella. „Das sind wirklich überwältigende Neuigkeiten." „Genau", entgegnete Cyron. „Und so ganz nebenbei hat unser guter Helios eine nette Wolfstaurin beehrt." Jody kicherte und blickte zu Apophis. „Na ja, wenigstens bin ich jetzt nicht mehr allein mit meiner Schwangerschaft und es hat noch ganz Andere erwischt." Apophis grinste breit und nahm sie in die Arme. „Na schön", sagte Cyron. „Und nun?" „Wir sollten erstmal Chiron aus Casandras Krallen befreien. Ich fürchte, dass er sonst noch bleibende Schäden davon trägt", stellte Kira fest. Sie drehten sich in die Richtung, in die die Luchsin zeigte und sahen eine erzürnte Wildkätzin und einen etwas begossen dastehenden Tigerkater. Das Bild war wirklich unglaublich komisch, denn immerhin war Chiron 2,10 Meter groß und übertraf das Weibchen damit locker um Köpfe. Also gingen die Luchsin, die vier Tiger und der Säbelzahnlöwe Andrew zu den Beiden um Chiron den Rücken zu stärken und Casandra zu bremsen. „Mein lieber Freund!", sagte die Wildkätzin scharf. „Noch bekloppter konntest du dich wohl nicht anstellen. Das du dich eingemischt hast, obwohl du es nicht solltest sei dahingestellt und im nachhinein sogar berechtigt. Das du eine Zeitreise unternommen hast und damit unsere Zukunft nachhaltig verändert hast, lasse ich auch noch gelten, auch wenn die jetzigen Umstände ein direktes Resultat deines Eingreifens sind. Aber das deine Tarnung aufgeflogen ist, ist allein deine Schuld. Und damit nicht genug. Nein! Die von mir und Hargot platzt gleich mit." Chiron sah sie traurig an. „Soll ich dir mal was sagen. Das ist mir so was von egal. Ich für meinen Teil habe das herum Gespiele mit unseren Artgenossen satt. Ich habe keine Lust meine Beziehung zu meiner Ehekätzin zu verspielen, nur weil dir unsere Tarnung wichtiger ist. Ich bin froh, dass es so gekommen ist und ich danke allen Göttern, dass die Anderen es so gefasst aufgenommen und mir nicht gleich das Fell über die Ohren gezogen haben." „Ach so?" „Ja, stell dir das mal vor." „Und du glaubst, dass deine Beurteilung der Situation auch für uns spricht?" „Was für euch sprechen würde, wäre die Tatsache, dass ihr endlich ebenfalls die Wahrheit sagen würdet und zwar vor allen. Ich jedenfalls werde es tun und mir ist es wirklich egal was ihr beide davon haltet. Wir sind alle Cherit und nicht Chafren und Cherit und wir stehen auch nicht auf einer höheren Stufe der Entwicklung und haben nicht das Recht irgendwas zu beurteilen und uns tatenlos im Hintergrund zu halten, während hier alles kaputt geht und ums Überleben kämpft." Casandra starrte ihn durchdringend an. „Du meinst das was du gesagt hast in der Tat ernst. Ich sehe an deinem Blick, dass du überzeugt bis das Richtige getan zu haben." „Ja, davon bin ich fest überzeugt. Außerdem habe nicht ich unsere Tarnung auffliegen lassen, sondern die gute Sitral und ihr Partner Colras. Die Beiden standen nämlich unserer Gruppe auf der Erde gegenüber und verlangten namentlich nach mir. Woher hätten sie denn von mir wissen sollen, wenn ich nicht von Anfang an einer von ihnen gewesen wäre. Der Rest war ein Kinderspiel und wurde von Drekal erledigt." Die Erwähnte stand in der Nähe und unterhielt sich mit Syrgon, Pathenon und Shiva. Als sie ihren Namen hörte spitzte sie die Ohren und drehte sich zu den Beiden um. „Habt ihr nach mir verlangt?", fragte die Wölfin schnippisch." „Nein, nicht wirklich!", herrschte Casandra zurück. Das nahm Drekal zum Anlass auf die Konfrontation einzugehen und schritt auf die Wildkätzin zu. „So, so. Du suchst wohl mal wieder Streit?" „Streit? Mach dich nicht lächerlich. Du kannst mir doch nicht das Wasser reichen. Du schmalgeistige Hündin, du!" Die Anderen die sich den Beiden langsam genähert hatten um eigentlich Chiron zu helfen, hielten inne und trafen die Entscheidung lieber auf Distanz zu bleiben. Der Streit welcher sich zwischen Drekal und Casandra anbahnte ging in die zweite Runde und drohte langsam, aber sicher, heftigere Züge anzunehmen. „Wie hast du mich gerade genannt?" „Du bist eine halbe Portion und nicht mal eine Wölfin. Außerdem hast du die Diskretion eines Meteoriten der direkt auf der Oberfläche eines Waldsees einschlägt." „In blumenreichen Vergleichen warst du schon immer die Beste, aber leider auch nur damit. Casandra! Du hast als Agentin versagt und eine mehr als nur schlampige Arbeit hingelegt. Ich habe eure Tarnung auffliegen lassen, okay. Aber nur, weil ihr euch doch schon selbst das Wasser abgegraben hattet. Früher oder später wärt ihr eh auf die Schnauze gefallen. Ich habe diesen Vorgang lediglich beschleunigt." „Das ist ja wohl ne Frechheit. Nicht nur, dass du die Dreistigkeit besitzt dich mit mir anzulegen, nein, du besitzt sogar die Frechheit mir schlampige Arbeit vorzuwerfen. Wer hat denn schlechter gearbeitet? Du oder ich? Haben wir es geschafft 300 Jahre unerkannt zu bleiben oder du? Haben wir auf der Erde landen müssen um die angerichtete Scheiße wegzuräumen oder du?" „Das glaube ich ja nicht. Den Mist habt ihr doch verbockt. Wir haben lediglich den Schaden begrenzt und die Trümmer weggeräumt. Wir haben eine Katastrophe verhindert, die auf dem Weg hierher war, von der du nicht mal was wusstest." „Na das ist ja mal wieder toll. Der große Captain lässt mal wieder den siegreichen Chef raushängen." Das war zuviel des Guten. Drekal ging zwei Schritte auf Casandra zu und sprang. Im selben Moment sprang Tripal, die mit den anderen Kampfanthros seitlich stand, dazwischen. Sie erwischte Casandra und riss sie von den Pfoten. Beide landeten unsanft auf dem Boden und Drekal schoss wie eine Rakete quer über die Beiden hinweg, landete ebenfalls, federte ihren Sprung ab, drehte sich abrupt um und visierte erneut ihre Kontrahentin an. „Schluss mit dem Mist!", brüllte Andrew dazwischen. „Was soll der Blödsinn eigentlich?" „Blödsinn? Das ist kein Blödsinn. Casandra war schon immer arrogant und rechthaberisch. Sie hat sich nie Befehlen gebeugt und war der Meinung, dass sie alles besser kann. Was dabei herauskam sieht man ja." „Beherrsche dich Wölfin oder du bekommst meine Krallen zu spüren." „Ach ja? Bist du dafür nicht schon zu alt oder sehe ich da tatsächlich noch Kämpferblut in deinen Adern fließen? Oder ist es einfach nur die Angst, dich vor deinem Sohn zu blamieren?" „Halte deine Zunge im Zaum!", schrie die Wildkätzin plötzlich mit weit aufgerissenen Augen. „Casandra hat einen Sohn?", fragte Stella plötzlich dazwischen. „Aber natürlich. Nur deshalb ist sie ja hier. Damit sie ihn im Auge hat und er keine Dummheiten machen kann. Allerdings hat das nicht viel genutzt." „DREKAL! DU GEHST ZU WEIT!", brüllte Casandra bedrohlich und setzte zum Sprung an. „Bevor du springen kannst, haben alle die Wahrheit erfahren", lachte die Wölfin auf. „Sollen es doch alle wissen. Sollen doch alle erfahren das Chiron dein Sohn ist." Im selben Moment schoss ein Fellball auf Drekal zu, riss sie aus Tripals Händen und ging gemeinsam mit ihr zu Boden. Fellbüschel flogen, Blut spritzte und ein Knäuel aus einer Wildkätzin und einer Wölfin rollte wild knurrend und fauchend hin und her. Cyron, Apophis und Andrew stürzten sich auf das Handgemenge und trennten die beiden Weibchen gewaltsam. Casandra hatte mehrere kahle und blutende Stellen am Kopf und Drekal sah auch nicht gerade wie das blühende Leben aus, außerdem hatte sie ein Veilchen geschlagen bekommen. „Das glaube ich einfach nicht", sagte Chiron leise. „Du hast das alle die Jahre vor mir geheim gehalten?" Casandra spuckte den Sand den sie im Mund hatte aus. „Natürlich oder dachtest du ich hätte auch nur eine ruhige Minute gehabt oder selbständig Entscheidungen treffen können, wenn du davon gewusst hättest?" „Ich begreife das nicht. Warum?" „Das sagte ich schon. Ich bin im militärischen Abwehrdienst tätig und habe daher einen gefährlichen Job. Du hättest doch keine Minute ohne Sorge um mich gelebt. Davor wollte ich dich beschützen. Außerdem bist du so ein großer und stolzer Tigerkater, das wollte ich dir nicht nehmen. Sie mich doch an. Deine Mutter ist eine verkümmerte Wildkätzin. Lediglich deinem Vater ähnelst du sehr stark. Was hättest du gemacht, wenn du die Wahrheit gekannt hättest? Du hättest dich doch nur geschämt." Chiron schüttelte traurig den Kopf. „Du hast viel zu wenig Selbstvertrauen, Mutter und unterstellst mir Dinge, die du gar nicht beurteilen kannst." „Oh doch, denn du ähnelst nicht nur äußerlich sondern auch charakterlich sehr deinem Vater. Und der war ein verdammt stolzer Tigerkater. Ich habe bis heute nicht begriffen was er an mir fand." „Ich schon", sagte Chiron und blickte traurig zu Boden. „Na schön", sagte Cyron. „Nachdem auch das geklärt wäre, fliegen wir nach Felgan. Es wird Zeit endlich wieder die heimischen Gefilde aufzusuchen." Also stiegen sie alle wieder in die Gleiter. Casandra und Drekal waren tunlichst darauf bedacht in unterschiedliche Gefährte zu steigen, worüber alle sehr froh waren. Auf dem Weg nach Felgan sah Chiron, der neben seiner Mutter saß, gespielt interessiert aus dem Fenster. Er haderte mit seinem Schicksal. ‚Was ist nur so schlimm daran, dass meine Mutter eine Wildkätzin ist? Was ist so verwerflich daran, dass sie es mir verheimlicht hat?', dachte er. Casandra starrte derweil zu Boden und schwieg. Pathenon hatte die Steuerung übernommen und brach das eisige Schweigen. „Shiva hat übrigens ihr Wirtshaus in Felgan aufgegeben und lebt jetzt ebenfalls in Peschdan." „Oh!", entfuhr es Cyron. „Warum das denn?" „Na ja, die meisten von unserer ehemaligen Meute leben auch dort, nur wenige sind in Felgan geblieben." „Aha, interessant und schade zugleich. Wer leitet jetzt das Wirtshaus?", fragte Stella neugierig. „Das hat Aldo übernommen. Der hatte keine Lust mehr auf irgendwelche Abenteuer und zog es vor richtig sesshaft zu werden. Er führt es aber erst seit acht Wochen. Zuvor hatte Shiva es mit Samantha versucht, aber das ging schief." „Mit Sam? Oje, das konnte doch nicht gut gehen. Was genau ist denn passiert?" „Ich möchte es mal so sagen. Wir hatten unsere Differenzen was ihren Umgang mit den Gästen anging", mischte sich Shiva ein. Tarjas Neugier war geweckt. „Was denn für Differenzen?" Die Jaguarin seufzte. „Wie es aussieht werdet ihr wohl eh nicht ruhen, bis ihr alles wisst. Na gut, sei es drum. - Ich hatte ihr das Haus anvertraut und in den ersten Wochen lief es auch sehr gut. Dann erreichte mich die Nachricht, dass sich Dinge ereignet hatten, die nicht in das Ambiente gehörten." „Ja", sagte Pathenon dazwischen. „Sie hat auf den Tischen getanzt und den Männchen dabei sehr tiefe Einblicke in ihre Anatomie gewährt." „Ach?", sagte Tarja und musste lachen. „Das finde ich überhaupt nicht komisch", entgegnete Shiva barsch. „Mein Wirtshaus war ein Ort der Anständigkeit und kein Freudenhaus. Dieses gefleckte Luder hat mir den Ruf versaut. Aber damit nicht genug." „Was? Da kommt noch mehr?" „Aber sicher doch, denn sonst wäre es ja nicht Samantha. Ich hatte eigentlich gehofft, dass das alles gewesen wäre, aber es kam noch schlimmer. Mehrere Gäste beschwerten sich massiv bei mir darüber, dass sie am Tresen saßen und plötzlich von einer Flüssigkeit getroffen wurden. Als sich einer der Getroffenen vorbeugte um zu sehen was da vor sich ging, hat er einen Schock bekommen." „Warum das?", fragte Stella. „Samantha war dabei ein Rind zu melken und das hinter meinem Tresen und bei vollem Haus." „Hmmm ... na ja. Ist vielleicht ein ungeeigneter Zeitpunkt und Ort. Vielleicht hatte einer der Gäste ein Glas Milch bestellt und Sam hatte lediglich Wert auf Frische gelegt?", fragte Tarja ohne den tieferen Sinn zu erfassen. Shiva verzog das Gesicht und Pathenon prustete los. „Ich glaube kaum, dass das Zeug jemand trinken wollte, selbst Samantha zog es vor es nicht zu tun. - Und du hörst auch auf zu lachen. Das war ein Trauerspiel." Tarja Begriff langsam und machte große Augen. „Das ist doch wohl nicht dein ernst?" „Oh doch, das ist es." Pathenon setzte noch eins drauf. „Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Stier klapperdürr und schon um die 75 Jahre alt war." „Was immer sie dazu bewogen hatte, damit war sie deutlich unter ihr eigenes Niveau gerutscht", wetterte Shiva. „Schlimmer kann es wohl nicht mehr kommen", seufzte Cyron. „Mit Nichten. Außer seinem Lendenerguss verlor der Stier auch noch sein Leben. Die Erregung schaffte sein Herz nicht mehr und jetzt kursieren die dümmsten Sprüche. Der Eine lautet: „Shivas und Sams Wirtshaus, wenn du überlebst, kommst du wieder raus'" und der Zweite lautet: „Das Wirtshaus in Felgan, wir helfen dir bei all deinen Wünschen und Bedürfnissen". Cyron konnte sich nicht mehr beherrschen und krümmte sich vor lachen. „Entschuldige bitte. Aber das ist zu komisch." Er lachte weiter und weiter. Plötzlich hörte er auf, sah Shiva an. „Der erste Spruch ist böse, der zweite entbehrt nicht einer gewissen Logik. Aber da fällt mir noch ein besserer ein: „Sams Wirtshaus. Hier gibt es die etwas andere Art von Getränken mit Schuss"." Er riss die Augen auf und brüllte vor lachen wieder auf. Shiva schaute ihn scharf an, biss sich auf die Unterlippe, schaute dann zu ihrem Kater und merkte, dass der Atemprobleme hatte. Als er merkte, dass ihn sein Weibchen musterte platzte es heraus. Er hielt sich den Bauch vor lachen ihm liefen die Tränen. Das war das Ende. Tarja, Chiron, Stella und sogar Casandra stimmten in das Gelächter mit ein. Shivas bitterernste Miene verschlimmerte alle nur noch. Sie kaute heftig auf ihrer Unterlippe und schien zu weinen. Das Gelächter verstummte schlagartig. „Entschuldige bitte, Liebste", sagte Pathenon. Die Jaguarin schaute ihn schief an, hörte auf ihre Lippe zu beknabbern und prustete los. „Klasse! Einfach herrlich eure Gesichter so zu sehen. Der Trick klappt doch immer wieder." Während Shiva jetzt lachte, schauten ihr die Anderen dabei ernst zu. „So, jetzt aber mal Spaß beiseite. Wie stellt ihr euch eure weiteren Schritte vor?", fragte Pathenon. „Tja. Wir werden erstmal von unserem Haus Besitz ergreifen und dann müssen wir unsere Vorräte auffüllen. Die Speisekammer ...", sagte Cyron. „ ... ist schon frisch aufgefüllt. Dafür haben wir gesorgt, nachdem wir von eurer Landung erfuhren", warf Pathenon dazwischen. „Ihr seid wirklich lieb." Shiva zwinkerte ihm zu. „Und dann erzählt ihr mal in Aldos Wirtshaus, was ihr alles erlebt habt." „Aber gerne", entgegnete Cyron.