Digimon Data Story - Episode V: Forschungen
#5 of Digimon Data Story
So, dass letzte Kapitel für heute ;). Hoffe, es gefällt euch ^^.
Episode V
Forschungen
Marc Scott
Ich wurde von einer groben Hand geweckt, die mich hochzog und an die Wand drückte. Langsam öffnete ich die Augen und sah einen der Wächter, die uns hierher gebracht hatten. Sein Gesicht war hinter einer Maske verborgen, aber seine Augen sah ich, ein Stück. Sie funkelten in einem Gefühl voller Abscheu. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber der Kerl kam mir zuvor.
„Nichts sagen.", befahl er grob und zerrte mich zum Ausgang. „Solcher Abschaum wie du sollte nicht reden!"
Abschaum? Wieso nannte mich der Kerl Abschaum? Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er war eisern.
„Was... was wollt ihr von mir?"
Der Mann hielt inne und drehte sich um. Dann ließ er mich auf den Boden gleiten und beugte sich hinunter.
„Ich würde dich schwulen Abschaum einfach in die GeoGreymon-Grube werfen!", sagte er eisig. „Aber Professor Sugigawa hat mehr mit euch vor."
Schwuler Abschaum? Ich blickte mich in der Zelle um und sah in einer Ecke eine Kamera hängen. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzten, dann blickte ich mich nach Guilmon um. Wo war er?
Der Mann bemerkte es und lachte auf.
„Ja, wir haben für den Fall der Fälle eine Kamera.", sagte er schadenfroh. „Man sollte halt sein Liebesspiel nicht überall machen, nicht?"
Ich warf dem Soldaten einen eiskalten Blick zu, dann wurde ich wieder hochgehoben.
„Wo habt ihr Guilmon hingebracht?", fragte ich mit drohender Stimme, ließ mich aber ohne Gegenwehr mitschleifen.
„Deinen Digimon-Liebhaber?", fragte der Wächter und spie das Wort „Liebhaber" regelrecht aus. „Keine Sorge. Ihm passiert nichts. Wir wollen ihn nicht töten. Jedenfalls... noch nicht. Und du wirst ihn schon zu Gesicht bekommen."
Mit unterdrückter Wut ließ ich mich von dem Mann hinausführen. Die Sonne blendete mich für einen Moment, in der Zelle herrschte immer trübes Zwielicht. Als sich meine Augen an die neue Helligkeit gewöhnt hatten, konnte ich rechts und links neben mir eine Prozession von Soldaten sehen. Sie alle trugen diese starken Kampfanzüge und gefährlich aussehende Waffen. Sie erinnerten mich an einen Science-Fiction-Film. Anscheinend waren sie mit den modernsten Mitteln ausgestattet. Ich konnte vom Glück reden, dass mich der Mann, der mich führte und anscheinend sehr intolerant war, nicht schon heute Nacht getötet hatte...
Als wir durch die Habacht stehenden Wächter durch waren, führte mich der Soldat hinaus aus dem Lager. Ich fragte mich, was wir da wollten. Und was hatte dieser Professor vor? Angst um Guilmon baute sich in mir auf. Hoffentlich ließen sie ihn am Leben. Ich wollte ihn nicht jetzt schon verlieren. Eigentlich niemals. Und Yamazaki. Ihm galt mein zweiter Gedanke. Ob es ihm schlechter gegangen war, als mir? Sicherlich...
Nach einigen Minuten Laufens befanden wir uns außerhalb des Lagers. Der Mann führte mich auf die Ebene hinaus und dann liefen wir noch einige Kilometer westwärts. Die Sonne brannte mir heiß auf den Körper, da ich nur meine Hosen an hatte. Nach einiger Zeit musste ich keuchen und stöhnen, aber mein Bewacher reagierte nur mit einer spöttischen Bemerkung darauf.
„Das ist anstrengender, als mit einem Digimon Sex zu haben, nicht? Ich kann mir vorstellen, dass du gerne zu ihm willst, aber keine Sorge... Das wird noch."
Ich schaute auf und bedachte den Kerl mit einem eisigen Blick.
„Wenn ihr Guilmon etwas getan habt, dann werde ich dich in Stücke reißen, so wahr ich hier stehe!", fauchte ich. Mein Wächter lachte nur daraufhin.
„Meinem Nanoanzug kannst du nichts anhaben, Junge. Nicht mal dein ach so geliebtes Digimon wird mir Schaden zufügen können. Er ist hitze- und kältebeständig und verleiht mir besondere, körperliche Verbesserungen, die im Weiten mehr ausrichten können, als ein Digimon."
Er spuckte auf den Boden und sah wieder nach vorn. Während wir geredet hatten, kam etwas in Sicht, dass wie ein Loch aussah. Ein sehr großes Loch. Mir fiel der Vergleich mit einem Kometeneinschlag ein, aber dazu war es dennoch zu groß. Rundherum um den Krater standen Forscher und Soldaten, die zu etwas hinaufsahen. Als ich ebenfalls hinsah, wollte ich meinen Augen nicht trauen.
Hoch oben, über dem Krater, hing an einem Kran... Guilmon, Chop und Mo! Die drei Digimon baumelten an Stricken herunter und sahen ängstlich nach unten. Guilmon hatte einige Kratzer und Verletzungen, sogar welche, die schlimm zu sein schienen. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
„Guilmon!", rief ich nach oben und er blickte herunter.
„Marc-chan!", entfuhr es ihm freudig und er strampelte mit den Beinen. Ich versuchte, mich von meinem Bewacher loszureißen, aber der Griff war weiterhin eisig. Dann trat jemand oben auf eine Plattform, die gerade eben herausgefahren wurde. Als ich genauer hinsah, konnte ich eine Peitsche in seinen Händen erblicken. Ich schrie auf und wehrte mich noch stärker. Doch da wurde das Teufelsgerät schon geschwungen und ich hörte einen markerschütternden Aufschrei von Guilmon. Es hatte Tränen in den Augen und Blut stob auf, an der Stelle, wo er getroffen worden war. Dann sackte es ohnmächtig zusammen.
„Wenn du nicht willst, dass dein Freund weiter leidet...", hörte ich die vertraute Stimme von Professor Sugigawa. „...dann würde ich an deiner Stelle mal schön den Mund halten, Freundchen!"
Ich sah nach unten auf den Boden, der ausgedörrt war und einer Wüste nicht ganz unähnlich. Stimmte ja, wir befanden uns in der Wüste. Der Gebietswechsel war an mir vorüber gegangen. Plötzlich, ohne dass man es wirklich bemerkte, konnte in der Digital World Vegetation und die Landschaft von Wüste zu Dschungel wechseln.
Stumm führte mich jemand weg. Ich war krank vor Sorge um Guilmon, was sich oben schmerzvoll hin und her warf. Seine Ohnmächtigkeit war zum Glück nur von kurzer Dauer gewesen. Was konnte ich doch nur tun, um ihm zu helfen! Und warum wurden sie überhaupt gefangen genommen? Eine Träne lief mir das Gesicht herunter. Ich streckte die Hände hervor, die aneinander gefesselt waren, und fing sie auf. Dort glitzerte sie eine kleine Weile, bevor ich sie an der Hose abwischte.
Ich wurde in die wartende Menge aus Forschern und Soldaten hineingetrieben. Wohin, dass wusste ich nicht. Auf einmal hörte ich zwei vertraute Stimmen. Ich sah auf und erblickte Yamazaki-kun und Nanako-chan, welche mich ebenfalls sahen und zu mir herüber riefen.
Der Soldat, der mich führte, ging mit mir zu den beiden und schubste mich dann grob hinunter. Ich kam schmerzvoll am Boden auf und bekam Sand in den Mund. Meine Hände taten von dem Aufprall weh und ich musste mich ein paar Mal hin und her kugeln, bevor ich wieder normal atmen konnte. Der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen.
„Marc-kun!", hörte ich Yamazaki rufen. Da wurde mir aufgeholfen. Es war Yamazaki-kun. Anscheinend waren Nanako und er nicht gefesselt worden. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu, dann drehte ich mich und sah auf uns den Professor zukommen.
Er grinste wie jemand, der einem ein schönes Geschenk gemacht hatte und spielte mit der Peitsche in seiner Hand. Dann gab er sie einem der Soldaten und blieb vor mir stehen.
„Na?", fragte er und sah mich genau an. „Hattet ihr beide denn gestern Nacht Spaß?"
Mit dem finstersten Blick, den ich gerade zustande brachte, starrte ich ihn an.
„Das ist Verletzung der Intimsphäre!", sagte ich leise. „Bedeutet es Ihnen so wenig?"
Sugigawa lachte auf, als hätte ich einen besonders guten und tollen Witz gemacht. Er wischte sich über das Gesicht und nahm die Brille ab. Dann sah er mich wieder an.
„Das waren Notwendigkeiten, Marc.", sagte er und ich fuhr zusammen, als er mich mit meinen Namen ansprach. Woher kannte er ihn? „Notwendigkeiten, um besser die Digital Monster erforschen zu können."
„Erforschen?", fragte ich überrascht.
„Ja, erforschen.", sagte Sugigawa selbstgefällig. „Deshalb sind wir hergeschickt worden. Wir wollen wissen, ob es möglich ist, die Daten der Digital Monster uns nutzbar zu machen. Und wir wollen ihr Wesen besser verstehen. Wie sie denken und fühlen, du wisst schon."
Yamazaki keuchte auf und starrte Sugigawa an. „Sie wollen sie... absorbieren?", sagte er mit bebender Stimme.
Sugigawa wandte sich ihm zu und lächelte kühl. Ich hasste diesen Menschen schon vorher, aber jetzt, mit seiner Offenbahrung, was sie vorhatten, noch mehr. Dieses Schwein schreckte vor nichts zurück.
„Warum nicht?", sagte er und sah zu den Digimon hoch. „Bei so viel überschüssiger Datenmenge, die die Digital World inne trägt, wäre es doch eine Verschwendung, sie ungenutzt zu lassen. Das sagt jedenfalls mein Chef."
Ich runzelte die Stirn. Diese Leute hier wurden von jemand angeführt? Vielleicht ein Konzern oder irgendetwas anderes in diese Richtung?
„Digimon sind doch keine Datenpakete, die man so einfach ausbeuten kann!", sagte Nanako-chan aufgebracht. „Sie sind lebende Wesen. Sie fühlen und lieben und..."
„Oh ja, sie lieben besonders.", fiel ihr Sugigawa ins Wort und sah zu Guilmon hoch. „Nicht, mein Freund?", flüsterte er.
„Was meinen Sie damit?", fragte Yamazaki-kun misstrauisch.
Sugigawa blickte wieder in unsere Gesichter. Zuerst in das von Juno-kun, dann lange in meines.
„Frag doch Marc. Er wird es wohl am besten wissen, nicht, Marc?", sagte er fröhlich.
Yamazaki fragte mich nicht und ich war froh darüber. Ich wusste nicht, wie die beiden reagieren würden, wenn raus käme, dass ich und Guilmon uns liebten.
„Nun denn, wie es auch sei.", meinte der Professor. „Ich wollte heute eigentlich noch mit den Forschungen beginnen."
Er drehte sich um und ging voraus, bevor wir ihn fragen konnten. Hilflos musste ich mit ansehen, wie er die Treppe zum Kran hoch ging und, oben angekommen, irgendwas auspackte. Es war ziemlich groß und schien sehr schwer zu sein. Denn ich konnte ihn, auch auf diese Entfernung, ächzen hören. Beunruhigt blickte ich zu Guilmon und betete, das ihm nichts passieren möge. Mit einem Blick auf die anderen stellte ich fest, dass es ihnen genauso erging. Sie machten sich auch Sorgen um ihre Digimon, aber noch lange nicht so viele, wie ich.
Mo und Chop wälzten sich oben und versuchten, sich aus ihren Fesseln zu befreien, aber sie waren sehr fest gezogen und es führte nur dazu, dass sie sie fester zogen. Chop stöhnte auf und hörte auf, sich zu wehren. Wahrscheinlich hatte die Fessel bald seine Hände abgeschnürt.
Sugigawa kam nun näher und hielt das seltsame Gerät an Mo. Dieser starrte angstvoll darauf, dann schaltete der Professor es an. Der Schrei, der daraufhin von Mo erklang, ließ meine Haare zu Berge stehen. Nanako-chan schluchzte und weinte. Irgendwas schien mit ihrem Digimon zu passieren, aber ich wusste nicht, was. Die Schreie wurden aber haarsträubender und irgendwie schien es, als würde Mo... dünner werden.
Dann folgte auf einmal eine Explosion, die die Forscher und Soldaten zusammenfuhren ließ. Alle drehten sich um und über ihren Köpfen, hoch oben, schien etwas zu kreisen. Man erkannte nicht genau, was es war, aber ich spürte, dass es ein Digimon war.
Sugigawa fluchte und hörte auf, das Gerät an Mo zu halten. Dieser seufzte auf und fiel dann in Ohnmacht. Der Forscher drehte sich um und fing an, den Kran wieder hinunter zu steigen. Als er unten war, brüllte er irgendwelche Befehle zu den Soldaten, die sich dann eiligst in Bewegung versetzten. Wutschnaubend rannte er zu mir hinüber und verpasste mir einen Tritt. Ich keuchte und fiel auf die Knie, mit den Händen stützte ich mich ab.
„Wer ist das?", schrie Sugigawa und holte mich wieder auf die Beine. „Wer, zum Henker, stört meine Experimente!?"
„Woher... soll ich das wissen?", keuchte ich und blickte nach oben. Das Digimon hoch oben stürzte sich nun auf den Kran zu. Erschrocken schrieen die Soldaten auf und versuchten, auf das Wesen zu feuern. Doch dieses wich aus und fuhr dann durch die Fesseln der drei Digimon. Sie wurden durchtrennt und ich konnte Sugigawa zur Seite schubsen, sodass er auf den Allerwertesten fiel. Ich rannte voraus und kam gerade noch rechtzeitig an, um Guilmon mit einem Hechtsprung aufzufangen. Der Schlag, der darauf folgte, war so gewaltig, dass ich kurz ohnmächtig wurde. Als ich wieder nach einer Sekunde aufwachte, rappelte sich Guilmon auf und half mir hoch.
„Geht es dir gut, Marc-chan?", fragte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich nickte und sah hinter uns Yamazaki-kun und Nanako-chan aufstehen. Sie drückten ihre Partner an sich, die wohl auf den Boden gefallen waren und Schrammen bekommen hatten. Dann sahen wir nach oben.
Das Digimon, was nun auf uns zuflog, sah aus wie ein metallener Vogel. Die Flügel endeten in metallenen Spitzen und hatten statt Vogelfedern Metallfedern. Das Maul glich einem Drachen, hatte aber auch Vogelzüge. Der Rücken war goldgelb und schien jetzt ein Licht auszuströmen. Auf dem Digimon saß ein Mädchen, das dunkles Haar und ebenso dunkle Haut besaß. Es blickte uns an und deutete dann auf die Nordseite des Kraters, wo keine Soldaten standen.
Ich nickte und wir liefen darauf zu. Hinter uns wurden Schreie laut und ein Fauchen. Als ich mich umdrehte, konnte ich ein Digimon sehen, dass einer Katze glich. Es fuhr mit den Krallen nach mir, doch ich sprang zu Seite. Guilmon krachte gegen das Katzendigimon und rappelte sich dann auf, um mir hinterher zu rennen.
Ich fluchte und bedachte das feindliche Digimon mit einem Blick, der genau sagte, wie sauer ich war. Doch mir blieb keine Zeit, nachzudenken, denn uns stellte sich ein Soldat in den Weg. Er war in einen Lederpanzer gehüllt und hob drohend sein Gewehr. Guilmon aber rief hinter mir:
„Fireball!"
Und feuerte einen flammenden Ball auf den Gegner ab. Dieser wich gerade noch so aus und wir konnten an ihm vorbei rennen. Fluchend schoss er zwei ungezielte Schüsse ab, die knapp an Yamazaki vorbeisausten. Guilmon kam neben mir an und ich fasste ihn bei der Hand.
„Danke, das war knapp.", bedankte ich mich bei ihm und lächelte ihn an.
„Keine Ursache, Marc-chan.", antwortete er und kniff schelmisch die Augen zusammen.
Dann kamen wir alle am Nordrand des Kraters an. Als ich hineinsah, konnte ich undeutlich rot blitzende Augen sehen und ein Brüllen schlug mir entgegen. Das schien diese GeoGreymon-Grube zu sein, von der der Soldat geredet hatte. Schauernd sah ich wieder nach vorn. Kein schöner Gedanke, darein zu fallen.
Es gab einen Wind und über uns schoss der Metallvogel, machte dann kehrt und flog auf den Kamm des Kraters zu. Wir liefen auf ihn zu und konnten sehen, wie das dunkelhäutige Mädchen absprang. Sie lief auf uns zu, sprach aber nichts. Sie zerrte mich und Nanako, sowie Yamazaki auf den Metallvogel und dann hoben wir auch schon ab. Hinter uns wurden Flüche und Schüsse laut, doch den Letzteren wich der Vogel leicht aus. Das Mädchen blickte sogleich nach vorn und ignorierte uns.
Erleichtert ließ ich mich nach hinten fallen und spürte Wärme an meinen Kopf. Ich sah über die Schulter und sah Guilmon, der mich warm anlächelte. Ebenfalls lächelnd strich ich ihm über den Kopf und ergab mich dann seiner Umarmung. Ich schloss die Augen und kuschelte mich an Guilmon. So schlief ich ein und bemerkte nicht die viel sagenden Blicke, die uns Yamazaki und Nanako zuwarfen.