Wolfsblut - Teil 1 Kapitel 06: Die schwarze Wölfin
Teil 1: Rudel Kapitel 06: Die schwarze Wölfin Der krallenförmige Mond schien auf dunklen Wald, in dem sich sonst nur wenige Lebewesen verirrten. Eine kleine Maus knabberte an einer Nuss. Sie verschwand, als plötzlich ein großer, weißer Wolf auf einen hohen Stein trat. Er blickte zu den anderen beiden Wölfen auf der Lichtung. Ein Rascheln erregte seine Aufmerksamkeit, er blickte mit seinen eisblauen Augen zu einem großen Busch, aus der eine schlanke Wölfin mit schwarzem Fell und blauen Augen trat. Zwischen ihren Kiefern baumelte ein brauner Körper.
Sie legte den toten Wolf vor den großen Stein, auf dem der weiße Wolf stand.
,,Koru ist tot.", sagte die Wölfin leise.
Der Wolf sprang von dem Stein und blickte der Wölfin in die Augen. Er erkannte Trauer. Er vergrub seine Nase in dem braunen Fell. Dann schaute er in den sternenklaren Himmel und ein lautes Jaulen klang aus seiner Kehle, die anderen Wölfe stimmten in das Jaulen ein. Schließlich verklang das Jaulen und die Wölfin sagte: ,,Das war dieser Wolf, dessen Eltern von Koru getötet wurden, sein Geruch klebt an ihm, er war es."
Der weiße Wolf wusste, wen sie damit meinte. Sein Fell sträubte sich.
,,Lima, du bist eine gute Kämpferin und du wirst Korus Platz einnehmen."
Sie senkte respektvoll den Kopf, während das Alphamännchen ihre Wange leckte.
,,Ich vertraue dir, du wirst ihn für das, was er getan hat, büßen lassen, aber denk daran, du musst versuchen, ihn auf unsere Seite zu ziehen."
,,Ich weiß, Aaron." Die morgendlichen Sonnenstrahlen fielen in die dunkle Höhle und blendete Leo. Er brummte und strich sich mit der Pfote über die Schnauze. Er zuckte mit dem Schweif und öffnete die Schnauze, aus der ein lautes Gähnen hallte. Leo richtete den Oberkörper auf, rieb sich die Augen, schmatzte und schaute neben sich. Canjy schnarchte noch gemütlich vor sich hin. Leo lächelte und fuhr mit dem Finger über seine Wange.
Leo ließ ihn schlafen und tapste gut gelaunt aus der Höhle. Draußen angekommen, ließ er die Sonne auf sein weißes Fell scheinen und streckte sich kräftig. Obwohl er in der Nacht schlecht geschlafen hatte, da er sich noch Vorwürfe wegen dem Wolf machte, war er jetzt ausgeruht und fühlte sich besser.
,,Den See habe ich gestern gar nicht bemerkt.", sagte er, während er in die Ferne blickte, wo ein kleiner See lag. Einige Blätter, die von dem Wind abgetrieben wurden, flogen auf das Wasser und zogen weite Kreise. Er lächelte. Man sah ihm nicht an, dass er innerlich noch geschockt von den Ereignissen war.
Leo lief einige Schritte an das Wasser und blickte hinab
,,Ich glaube, heute wird es zum Frühstück Fische geben." Canjy versuchte genervt, einen Schmetterling zu verscheuchen, der ihm vor der Nase herum flog. Plötzlich setzte sich der Falter auf die Nase und der Fuchs wachte auf.
,,Leo? Leo?!"
Der Fuchs sprang auf und stieß sich dabei den Kopf an der harten Steindecke der Höhle. ,,Autsch... wo ist Leo denn nur hin?", fragte er sich und sah sich in der Höhle um, doch außer ihm war hier niemand. Er tapste aus der Höhle und ihm kam ein Geruch in die Nase, der seinen Magen knurren ließ. Schnüffelnd schaute er sich um und entdeckte schließlich Leo. Er saß vor einem Lagerfeuer und briet Fisch. Canjy lächelte. Er setzte sich neben den Wolf auf einem Baumstaumm.
,,Fisch?"
,,Ja, dort hinten ist ein See mit Fischen, ich habe ein paar gefangen. Guten Morgen übrigens.", meinte Leo.
,,Ja, Morgen. Ist der Fisch schon fertig?"
Der Wolf drückte ihn einen Stock in die Pfote, an dem ein gebratener Fisch aufgespießt war.
,,Hier, der ist fertig. Vielfraß."
,,Danke."
Er kostete den Fisch, da sagte der Wolf: ,,Aber verschluck dich ja nicht."
,,Der schmeckt wirklich gut."
Leo lächelte ihm zu und hielt weiter einen Stock mit einem Fisch über die Flamme, während er selber an einem bereits fertig gebratenem Fisch knabberte.
,,Du sag mal, glaubst du das, was dieser Kater gestern gesagt hat? Ich meine, dass Koru nicht der einzige Wolf hier ist.", fragte Canjy.
,,Wölfe leben normalerweise in Rudeln, es kann gut sein, dass Koru kein Einzelläufer war, wir müssen damit rechnen, dass wir wieder von Wölfen angegriffen werden.", meinte Leo besorgt.
Er drehte sich zu Canjy, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: ,,Und ich möchte, dass du dich aus den Kämpfen heraushältst, das ist zu gefährlich."
,,Aber Leo, ich hab dir versprochen, immer bei dir zu bleiben und ich werde auch mit dir kämpfen.", erwiderte der Fuchs.
,,Nein Canjy! Das ist gefährlich, du kannst dich nicht wehren und ich kann dich nicht beschützen, dazu bin ich zu schwach..."
,,Leo, ich kann nicht einfach nur zusehen, ich kann das nicht, du musst das doch verstehen."
,,Ich will nicht, dass du wegen mir verletzt wirst!"
Canjy wunderte sich, dass sein Wolf so laut wurde.
,,Wenn ich verletzt werde, ist das meine eigene Schuld, ich werde dir beim Kampf so gut helfen, wie ich kann, immerhin habe ich viele Jahre mit meinem Vater trainiert, das kann ja nicht umsonst gewesen sein."
Leise, sodass es Leo nicht hörte, ergänzte er: ,,Außerdem habe ich ja noch dieses Schwert, wenn ich nur wüsste, wie ich es einsetzen kann..."
,,Tu was du willst. Aber bitte sei vorsichtig, du bist doch alles, was ich noch habe.", hauchte Leo und ließ die Ohren hängen.
,,Ach, komm her du..."
Canjy nahm den Wolf in den Arm und strich über seinen Bauch, während er an dem Ohr knabberte. Leo musste lachen.
,,Ich kann schon auf mich aufpassen, ich bin kein Welpe mehr."
Leo blickte tief in die blauen Augen. Canjy entdeckte das lustvolle Leuchten in den Wolfsaugen. Er grinste und kam Leos Schnauze näher. ,,Du stinkst nach Fisch.", meinte Leo. Canjy brummte und knabberte wieder an dem Fisch. ,,Du auch." ,,Wir sollten weiterziehen.", schlug Leo vor, als sie fertig gegessen hatten.
,,In Ordnung, ich hol schnell die Tasche aus der Höhle."
Er rannte zurück zur Höhle, während Leo sich in der Gegend umschaute. Ein Rascheln erregte seine Aufmerksamkeit. Er spitzte die Ohren und fragte: ,,Ist da jemand?!"
Von einem Ast sprang eine kleine Gestalt mit glühenden Augen. Leo erkannte ihn sofort an der auffälligen Fellfarbe.
,,Du bist es. Hakku, nicht wahr?"
Der kleine, blaue Kater trat vor den Wolf und blickte ihm in die Augen.
,,Ich habe gesehen, wie ein schwarzer Wolf hier im Wald herumschleicht, ihr solltet aufpassen."
,,Ein schwarzer Wolf? Wo?", fragte Leo beunruhigt.
,,Etwas weiter weg von hier. Ich habe gesehen, wie er geschnüffelt hatte. Ich glaube, er sucht euch."
,,Gut, wir werden aufpassen, danke, aber wieso erzählst du uns das?"
Canjy trat wieder zu Leo. Seine Miene verfinsterte sich, als er den Kater sah.
,,Du schon wieder, was willst du?!", knurrte er.
,,Euch warnen, dieser Wolf sucht euch und er wird euch finden."
Der Kater kehrte ihnen den Rücken zu und wollte gehen, doch Canjy rief ihm nach: ,,Wieso sollten wir dir glauben? Wer bist du überhaupt?"
,,Das muss dich nicht interessieren.", erwiderte der Kater
Mit diesen Worten verschwand er hinter einem Baum.
,,Wollte er uns etwa Angst machen?", fragte Canjy.
,,Nein, ich glaube ihm, wir sollten auf jeden Fall gut aufpassen."
Canjy blickte ihn schief an, doch seine Miene verriet ihm, dass er es ernst meinte.
,,Wie du meinst, was jetzt?", fragte er und verschränkte die Arme.
,,Wir ziehen natürlich weiter.", sagte Leo.
Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Canjy blickte zu seinem Freund, konnte er wirklich einem Fremden glauben? Konnte es sogar sein, dass er recht hatte und ein ganzes Wolfsrudel Leo verfolgte, ihn töten wollte? ,,Was denkst du?", fragte Canjy nach einer Weile. Ihm war aufgefallen, dass der Wolf ungewöhnlich ruhig war. ,,Das, was wir tun, ist sinnlos. Sie werden meinen Geruch finden, egal wo ich hingehe. Ich könnte genauso gut hier auf sie warten, denn ich werde nirgends sicher sein.", seufzte der Wolf und blieb stehen. Canjy legte seine Pfote auf de Schulter des Wolfes.
,,Canjy?"
Leo blickte zu dem Fuchs, in seinen Augen lag tiefe Trauer.
,,Was ist?" Die Ohren des Fuchses zuckten verwundert. Er sah etwas in den grünen Augen, das er nicht zuordnen konnte.
Leo fiel dem Fuchs um den Hals und drückte ihn wimmernd.
,,Was hast du denn?", fragte Canjy verwundert.
Der Wolf drückte den Fuchs fester und sagte leise: ,,Ich liebe dich Canjy, bitte geh zurück, verzeih mir."
Der Fuchs riss die Augen weit auf, er rührte sich nicht mehr, als wäre er gelähmt. Leo holte mit der anderen Pfote aus und schlug mit der Außenkante der Pfote kraftvoll in den Nacken des Fuchses.
Canjy sank zu Boden.
Leo kniete sich zu ihm nieder und strich mit Tränen in den Augen über seine Wange.
,,Es tut mir leid, aber ich kann nicht zulassen, dass du dich wegen mir weiterhin in Gefahr begibst, ich möchte, dass du nach Hause gehst, bitte."
Leo stand auf, warf dem Fuchs einen letzten, traurigen Blick zu und rannte davon. Die Tränen liefen über seine Wangen und sein Herz schmerzte, es fühlte sich an, als hätte ihm jemand tief in den Bauch geschlagen, der Schmerz wurde immer unerträglicher, doch Leo rannte weiter, wenn er Canjy liebte, musste er ihn loslassen.
Es kam ihm vor, als würde er stundenlang davonlaufen.
,,Er hatte wegen mir schon genug Probleme, ich will nicht, dass ihm etwas zustößt, ich liebe ihn, also muss ich ihn beschützen... vor mir."
Er rannte immer weiter und stolperte über eine Wurzel, er knallte hart auf den Boden. Seine Tränen fielen auf den mit Laub bedeckten Boden.
,,Was tue ich da? Ich liebe ihn, ohne ihn habe ich nichts..."
Er richtete sich wieder auf und schüttelte sich den Dreck aus dem Fell.
,,Aber es ist besser, wenn er in Sicherheit ist, ich darf nicht so egoistisch sein und ihn in Gefahr bringen."
Leo blickte nochmal zurück in den Wald. Die letzten Tage spielten sich wie ein Film vor seinem geistigen Auge ab. Er hatte Canjy schon lange geliebt und nun, als er endlich mit ihm zusammen war, musste er ihn loslassen. Der Wolf ballte die Fäuste, die Krallen bohrten sich in die Handflächen. ,,Habe ich das richtige getan?", fragte er sich. ,,Ja, ich kann weder ihn, noch meine Familie, noch irgendwen anders beschützen. Es ist sicherer für ihn, wenn er nach Hause geht."
Plötzlich hörte er ein Knacken, er spitzte die Ohren.
,,Canjy? Bist du das?"
Er schnüffelte, doch es war nicht der Geruch seines geliebten Fuchses.
,,Hakku?"
Doch es war auch nicht der fremde Kater.
Er sog scharf die Luft ein, als er etwas schwarzes sah. Von einem Fels sprang eine junge Wölfin. Ihre Augen strahlten Wut aus und sie fletschte die Zähne.
,,Du bist also derjenige, der Koru getötet hat. Leo, ich sollte dich dafür ebenfalls umbringen!"
Sie sprang los, doch Leo sprang zur Seite. Die Wölfin wandte sich um, ein Jaulen stieg aus Leos Kehle. Die Verwandlung setzte ein, seine Kleidung zerriss, er leuchtete und sein Körper löste sich in tausende Funken auf. Der Wolf trat aus den Lichtspiel hervor.
,,Koru war zwar ein Dummkopf, aber ich habe ihn geliebt und du hast ihn kalt ermordet!", knurrte die schwarze Wölfin.
,,Er hat meine Eltern getötet, hat meinen Freund verletzt und mich auch beinahe umgebracht.", erwiderte Leo.
Die Wölfin sprang erneut los, doch Leo duckte sich unter ihr hinweg und rollte sich zur Seite. ,,Warum könnt ihr uns nicht einfach in Ruhe lassen?!", rief Leo.
Die Wölfin blieb stehen und blickte den Wolf verwundert an.
,,Ja, meine Eltern haben ihr Rudel verraten und sind zusammen fortgelaufen, aber warum mussten sie dafür getötet werden?"
,,Die Treue zum Rudel steht über der Liebe, sie hätten es nicht verraten dürfen."
,,Und dafür mussten sie getötet werden? Und warum verfolgt ihr mich?"
,,Du bist ihr Sohn, du bist ein Wolf. Du gehörst zu uns und solange du dich weigerst, dich uns anzuschließen, werden wir dich jagen."
,,Aber wieso? Ja, ich weigere mich eurem Rudel beizutreten, ich könnte mich niemals mit jemanden verbünden, der meine Eltern getötet hat. Warum akzeptiert ihr das nicht einfach und lasst uns in Ruhe?"
,,Uns?"
Die Wölfin trat näher zu dem weißen Wolf und schnüffelte an ihm. Leo wich zurück und sah sie schräg an.
,,An dir klebt der Geruch eines Fuchses. Eines Rüden"
Leo trat einen Schritt zurück und blickte sie erschreckt an. ,,Ein Freund, nicht wahr?"
,,Eigentlich mein Freund, aber das geht dich nichts an, er ist nicht hier."
,,Hm, vielleicht gehorchst du uns ja, wenn deinem Freund etwas zustößt." Die Wölfin grinste.
,,Das würdet ihr nicht wagen!", knurrte Leo. Die Wölfin umkreiste ihn und sagte: ,,Bist du sicher?"
,,Er hat damit nichts zu tun, er hat weder jemanden verraten, noch hat er sonst etwas getan."
Die Wölfin grinste ihn an und sagte: ,,Er bedeutet dir scheinbar viel. Leider wurde mir verboten, dich zu töten, jedoch wurde mir nicht verboten, jemand anderen zu töten. Du hast meinen geliebten Koru getötet, dafür werde ich dir deinen Freund nehmen!"
,,Nein!", schrie Leo und versuchte die Wölfin zu rammen, doch diese sprang zur Seite und gab Leo einen starken Hieb auf in den Kopf.
Leo ging zu Boden, Blut lief über seine Wange. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die schwarze Wölfin hinter den Bäumen verschwand. Leo sprang auf und ignorierte den Schmerz. ,,Canjy!", rief er und rannte los. Der Fuchs öffnete die Augen und wollte sich aufrichten, als sein Nacken plötzlich zu schmerzen begann. Er strich darüber und blickte sich um.
,,Leo? Leo?!"
Niemand antwortete. Er legte die Ohren an.
,,War das jetzt nur ein Traum?"
Ihm fiel es wieder ein.
,,Das war kein Traum, Leo hat mich wirklich... aber wieso?"
Plötzlich erregte ein Rascheln der Blätter seine Aufmerksamkeit.
,,Wer ist da?", knurrte er und fuhr herum.
,,Ich bin es."
Hinter einem Baum sprang der Kater hervor, sein Blick war ernst.
,,Was willst du?!", fragte der Fuchs misstrauisch.
,,Dir deinen Hintern retten, bald wird hier ein Wolf aufkreuzen und dich..."
,,Ein Wolf? Etwa Leo?"
Der Kater schüttelte den Kopf, Canjy sank zu Boden und blickte in die Ferne.
,,Warum Leo? Warum!?" Er presste die Arme um seinen Körper und blickte in den Himmel. Der Kater trat zu ihm und sagte: ,,Dafür ist jetzt keine Zeit, hier ist es gefährlich, du musst hier verschwinden!"
,,Wieso sollte ich dir vertrauen?", knurrte er.
,,Du bist so ein Dummkopf, von mir aus lass dich doch umbringen, mich stört's nicht."
Canjy richtete sich wieder auf und sagte: ,,Leo hat mich verlassen, jetzt ist mir egal, was mit mir passiert, es spielt keine Rolle mehr..."
Er wandte sich um und schlich langsam davon.
,,Warte doch!", rief Hakku ihm nach, doch der Fuchs hielt nicht an.
Hakku lief dem Fuchs hinterher und sagte: ,,Ich habe deinen Leo beobachtet, er hat dich nur allein gelassen, weil er nicht wollte, dass du dich wegen ihm weiterhin in Gefahr bringst."
,,Aber ich habe ihm doch gesagt, dass ich es so will, lieber bleibe ich bei ihm und bringe mich dadurch in Gefahr, als dass ich ohne ihn leben müsste."
,,Was da zwischen euch läuft, weiß ich nicht und es ist mir auch egal, aber du solltest von hier verschwinden, dieser Wolf ist stärker als du. Ich glaube, dass Leo sehr traurig wäre, wenn du sterben würdest, das ist immerhin doch das, was er verhindern wollte, oder?"
Canjy sah den Kater geknickt an. ,,Ja..."
Plötzlich erklang erneut ein Rascheln und etwas schwarzes sprang aus den Sträuchern.
,,Jetzt ist es zu spät, um wegzulaufen.", bemerkte Hakku.
,,Darf ich mich vorstellen? Ich bin Lima und ich werde dich töten!"
Sie blickte zu dem erstarrten Fuchs.
,,Es ist immer gut zu wissen, wie derjenige heißt, der einen umbringen will.", meinte Hakku. Die Wölfin trat näher, Hakku stellte sich schützend vor den Fuchs und rief: ,,Erst musst du an mir vorbei!"
Canjy blickte erstaunt zu dem kleinen Kater und fragte: ,,Wieso tust du das?"
Doch Hakku gab keine Antwort, er schloss seine Augen und hielt seine Pfote hoch.
Aus seiner Pfote stiegen kleine Funken hinauf, Canjy hob erstaunt die Augenbrauen. Die Funken verschwanden und ein kleiner, blauer Stein schwebte in der Luft.
,,Jetzt passt gut auf.", lachte Hakku. Der Stein glühte auf und schwebte vor Hakkus Brust. Hakku seufzte und legte den Kopf in den Nacken, der Boden unter seinen Füßen färbte sich weiß. Die Wölfin trat einige Schritte zurück, Canjy beobachtete verblüfft das grelle Lichtspiel. Das Haarband löste sich auf, sodass Hakkus lange Haare durch die Luft wirbelten, sein Körper glühte in einem hellen Licht, seine Hose schien sich aufzulösen. Plötzlich schoss eine Welle von Wasser aus dem Boden, welche den Kater einhüllte. Canjy und die Wölfin traten erschreckt zurück.
Das Wasser verschwand, Hakku trat auf den Boden, ein blauer Schal, der sich um seinen Hals schlang, wirbelte umher. Der Kater trug nun ein weißes Gewand, welches an der Hüfte von einem dunkelblauen Band gehalten wurde, seine Haare waren wieder zusammengeflochten und wurden von einem blauen Band gehalten.
Er öffnete wieder die sonnengelben Augen und trat vor.
,,Angelockt durch das sanfte Rauschen des Flusses, ich bin Aquamarin!" Canjy riss seine Augen weit auf.
,,Leo ist scheinbar nicht der Einzige, der sich verwandeln kann." Er musterte das neue Outfit des Katers, das ganze erinnerte ihn an die Comics, die er früher gern gelesen hatte. ,,Ich wollte schon immer mal in einem Comic mitspielen.", dachte er sich.
Die Wölfin trat vor und rief: ,,Geh mir aus dem Weg, ein kleines Kätzchen wie du ist doch kein Gegner für mich."
,,Das werden wir ja noch sehen!"
Die Wölfin sprang auf den Kater, doch der stemmte sein Knie gegen ihre Brust und funkelte sie wütend an. Lima sprang zurück und knurrte laut. Sie rannte auf ihn los, doch Hakku streckte eine Pfote zu ihr aus, Wassertropfen sammelten sich um seine Pfote und formten sich zu einem Pfeil, den er auf die Wölfin schoss.
,,Ein Wasserpfeil? Was zur Hölle...?" Canjy rieb sich die Augen.
Der Pfeil traf die Wölfin an der Stirn und warf sie zu Boden.
Canjy ging einen Schritt auf Hakku zu und fragte: ,,Ist sie... besiegt?"
,,Nein, aber du solltest die Chance nutzen und von hier verschwinden."
Doch plötzlich sprang die Wölfin wieder auf und fletschte die Zähne. Sie rannte zu dem verwunderten Kater und biss ihm in den Arm, während sie mit den Krallen seinen Bauch bearbeitete. Hakku fauchte und befreite sich von ihr, das kochend-heiße Blut lief über seinen jungen Körper, es färbte die weiße Kleidung rot und er fiel auf die Knie.
,,Canjy... lauf.", sagte er leise, dann fiel er, seine Augen schlossen sich.
Der Fuchs starrte geschockt zu dem blutenden Kater. Die Wölfin sprang zu ihm und schnappte nach ihm. Canjy wich zurück.
,,Wenn ich nur wüsste, wie ich sie besiegen kann. Warum habe ich nicht aus Superkräfte?"
Die Wölfin schnappte erneut nach ihm und erwischte ihn an der Hinterpfote.
Canjy fiel zu Boden und spürte den stechenden Schmerz. Lima sprang auf ihn, er spürte, wie sich ihre Krallen in seinen Bauch bohrten und er winselte leise.
,,Das wird dein Ende!", grollte sie und wollte ihre Zähne in seinen Hals schlagen, doch ein grell-blaues Licht erstrahlte, das sie blendete.
Sie blickte sich um und bemerkte, wie ein Pfeil auf sie schoss. Lima wurde getroffen und von dem Fuchs geschleudert. Sie fiel auf den harten Boden.
Lima brachte sich wieder auf die Beine. Ein stechender Schmerz ließ sie aufjaulen, sie bemerkte eine tiefe Wunde auf ihrem Körper und rief: ,,Das werdet ihr noch bezahlen! Ich komme wieder!"
Sie rannte davon und verschwand hinter den Bäumen.
,,Ich habe es geschafft.", keuchte Hakku und fiel auf den Boden, die Wunden hatten ihm zu sehr zugesetzt. Leo rannte zu dem Fleck, an dem er Canjy das letzte Mal gesehen hatte.
,,Canjy!", jaulte er laut, da er nicht mehr da war. Er schnüffelte und fand schließlich die Geruchsspur seines Fuchses. Er folgte der Spur und hoffte, ihn schnell zu finden.
Nach einigen Augenblicken kam ihm der Geruch von Blut in die Nase.
,,Oh nein!", fluchte er uns schnüffelte schnell weiter. Schließlich kam er zu der Lichtung und fand seinen Freund und Hakku blutend am Boden liegen.
Er rannte zu dem Fuchs und leckte ihm über das Gesicht.
,,Canjy, wach doch auf.", winselte er. Leo bemerkte die Wunde an seiner Hinterpfote und auf seinem Bauch, plötzlich hörte er ein leichtes Keuchen.
Hakku öffnete wieder die Augen, richtete den Oberkörper auf und hauchte: ,,Das war diese schwarze Wölfin, Lima."
Leo fletschte wütend die Zähne und jaulte laut. Der Kater kam auf die Beine und sagte: ,,Dein Freund ist nur verwundet, er kommt wieder aufwachen, du solltest ihn in Sicherheit bringen."
Leo verwandelte sich wieder in einen aufrecht gehenden Wolf und versuchte den Fuchs hochzuheben.
,,Dort ist eine Höhle.", sagte der Kater.
Leo ging mit Canjy zu der Höhle und legte ihn auf ein Bett aus Blätter.
Dann ging der Wolf wieder zu dem Kater und sagte: ,,Danke."
Hakku lächelte ihm zu und wollte gehen, doch seine Wunden lähmten ihn.
,,Du solltest dich auch ausruhen, komm mit in die Höhle."
,,Nein, es geht schon..."
Der Wolf nahm den Kater an die Pfote und sagte: ,,Du kommst mit!"
In der Höhle legte sich der Kater in eine Ecke und leckte seine Wunden sauber, Leo legte sich neben den Fuchs, strich ihm über die Wange und berührte seine Nase mit seiner. Langsam öffneten sich die blauen Augen des Fuchses und er schaute traurig zu dem Wolf.
,,Canjy, es tut mir leid...", flüsterte Leo.
,,Warum hast du das getan?"
,,Ich... hatte Angst, ich wollte nicht, dass du dich wegen mir in Gefahr begibst."
,,Leo, lieber setze ich mich allen Gefahren der Welt aus und bleibe bei dir, als ohne dich leben zu müssen."
Der Wolf schaute den Fuchs erstaunt an.
,,Versprich mir, dass du das nicht mehr tust.", sagte der Fuchs. ,,Ja, ich verspreche es, ich werde dich mit allem beschützen, was ich habe."
Der Fuchs klammerte sich an den Wolf und sie verschmolzen zu einem innigen Kuss.
Sie lösten sich voneinander, der Fuchs blickte sich in der Höhle um und entdeckte den kleinen Kater.
,,Hakku."
Der Kater blickte zu ihm.
,,Ich danke dir."
Hakku lächelte ihm zu und drehte sich dann wieder weg. Canjy drückte sich eng an den Wolf und hauchte: ,,Ich liebe dich, ohne dich wäre mein Leben sinnlos, also tu mir das nie wieder an, bitte."
,,Ganz bestimmt nicht, ich liebe dich auch."