Kristall-Krieger - Kapitel 10: Gib niemals auf
Gib niemals auf
Der Husky setzte sich auf die Bettkante neben den Bauch des Leoparden. Der Leopard rutschte wieder tiefer und blieb liegen.
,,Du hast bestimmt Hunger. Soll ich uns etwas zu essen machen?", fragte Suichiro freundlich.
,,Ich will dir nicht noch mehr Umstände machen."
,,Ach was, tust du ja gar nicht. Außerdem hab ich auch Hunger. Warte hier auf mich."
Schnell verschwand der Husky und ließ den Leoparden allein, der somit endlich Zeit fand, sich das Zimmer genau anzusehen.
,,Stimmt ja, Suichiros Eltern sind reich", erinnerte er sich. Er strich sich über die Brust und verzog leicht das Gesicht vor Schmerz. Der Leopard seufzte tief und schaute auf die Uhr, die ihm verriet, dass es bereits spät in der Nacht war. Er setzte sich auf und drehte sich zur Bettkante. Vorsichtig setzte er seine Pfoten auf dem Boden ab und stieg aus dem Bett. Ein stechender Schmerz durchzog seine Glieder und seine Beine gaben unter ihm nach. Er knallte auf den Boden und blieb erschöpft liegen.
,,Diese verdammten Wunden", fluchte er und zog sich langsam wieder hoch. Vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere und bewegte sich nur sehr langsam fort. Suichiro tapste wieder in das Zimmer und warf dem Leopard einen fragenden Blick zu.
,,Was soll das werden?"
,,Ich... äh..."
Der Leopard wurde leicht rot.
,,Musst du vielleicht mal pinkeln?", fragte Suichiro. Verlegen nickte der Leopard.
,,Ist doch kein Problem", meinte Suichiro. Er ging zu dem Leopard, nahm seinen Arm über die Schulter und half ihm zu laufen, dabei schaute der Leopard verlegen zu Boden. Sie kamen im Bad an. Suichiro ließ den Leopard allein und wartete vor der Tür. Danach half er dem Leopard zurück ins Bett und ging wieder in die Küche. Suichiro hatte ein paar französische Crêpes gemacht und hoffte, das sei das richtige für den Gast. Er nahm sich die Teller und tapste wieder in sein Zimmer.
,,Hier", sagte Suichiro und überreichte dem Leopard den Teller mit Crêpes.
,,Warum tust du das für mich? Warum kümmerst du dich um mich, lässt mich bei dir schlafen und gibst mir zu essen?"
Suichiro schaute den Leopard verwirrt an.
,,Warum ich das tue? Ganz einfach, du bist mir sympathisch und ich mag dich. Außerdem kann ich dich doch nicht einfach wieder auf die Straße schicken."
Er schaute ihn schüchtern an und wiederholte: ,,Du magst mich?"
,,Ja, ich fände es wirklich toll, wenn wir Freunde werden könnten."
Der Leopard schaute erstaunt auf seinen Teller. Meinte dieser Husky das ernst? Mochte er ihn wirklich? Wollte er tatsächlich sein Freund sein? Er konnte es gar nicht wirklich fassen.
,,Was ist mit dir?", fragte Suichiro und riss den Leopard somit aus seinen Gedanken.
,,Eigentlich... habe ich gar keine Freunde", gab er leise zu.
,,Was? Wieso denn das?", fragte der Husky entsetzt.
,,Es ist einfach so. Ich war schon immer anders, als alle anderen. Ich bin ja auch kein Mensch."
,,Aber ich habe doch auch menschliche Freunde. Auf jeden Fall sind wir jetzt Freunde."
Suichiro legte seinen Arm um den Leoparden, schaute ihm in die Augen und lächelte ihn an.
,,Aber jetzt iss etwas. Du musst doch Hunger haben."
Leise knurrte dem Leopard der Magen und er begann zu futtern. Auch Suichiro hielt sich nicht zurück und ließ sich die Crêpes schmecken. Er reichte seinem Gast noch etwas zu trinken, nachdem sie fertig gefuttert hatten und dann brachte er das schmutzige Geschirr zurück in die Küche. Suichiro ging um das große Bett herum und entledigte sich, unter großem Staunen des Leoparden, seiner ganzen Kleidung.
,,Warum ziehst du dich aus?"
,,Du bist doch auch nackt, dann wäre es nur fair, wenn ich auch nackt schlafe."
Er warf seine Kleidung in den Wäschekorb und kuschelte sich neben dem Leopard unter die Decke, der nun ebenfalls nach der Decke griff und sie sich bis knapp über die Gürtellinie zog, denn sein verwundeter Bauchbereich sollte Luft bekommen und nicht an der Decke scheuern.
Der Leopard wurde etwas rot und fragte dann: ,,Macht es dir gar nichts aus, so splitternackt neben mir zu schlafen?"
,,Nein, wieso? Wir sind doch Freunde. Mir macht sowas nichts aus."
,,I-ich muss dir... etwas gestehen", mauzte der Leopard verlegen.
,,Was denn?", fragte der Husky neugierig.
,,Das ist das erste Mal, dass ich bei jemanden übernachte."
,,Wirklich? Na ich hoffe, es wird nicht das letzte Mal sein."
Der Leopard sog die Luft durch die Nase ein und erkannte den Geruch des Husky. Da war aber noch ein anderer Duft. Der eines Männchens. Er erkannte, dass es der Geruch von Silver sein musste.
,,Silver hat gestern hier geschlafen oder? Sein Duft klebt am Bett."
,,Wow hast du eine gute Nase. Dabei bin ich ja eigentlich der Hund. Ja, Silver hat hier übernachtet."
,,Du magst ihn sehr, nicht wahr?"
Suichiro schreckte etwas zurück und fragte dann: ,,Weißt du das, weil du in die Zukunft gesehen hast?"
,,Nein, das war geraten. Aber ihr passt gut zusammen."
Suichiro wurde unter seinem blauen Fell etwas rot und sprach: ,,Danke, ich wünschte, er würde mich auch so lieben wie ich ihn."
,,Liebt er dich denn etwa nicht?"
,,Nicht wirklich. Leider..."
,,Ich kenne mich damit leider nicht so gut aus", gab der Leopard zu.
,,Was ist eigentlich mit dir?", wollte Suichiro wissen.
,,Was soll mit mir sein?"
,,Bist oder warst du schon mal vergeben?"
,,Nein, ich will auch keine Beziehung. Ich muss mich auf andere Sachen konzentrieren."
,,Sowas Ähnliches hat Silver auch gesagt, aber die Liebe ist so etwas Schönes. Warum sollen wir darauf verzichten? Etwa weil wir Krieger sind? Ich finde, für Liebe muss jeder Zeit haben."
,,Da hast du eigentlich auch recht. Ich hoffe, dass das mit dir und Silver klappt."
,,Danke, und ich hoffe, dass du auch jemanden finden wirst. Tun deine Wunden eigentlich noch weh?"
,,Nein, nicht mehr so sehr."
Suichiro schaute verträumt in die blauen Augen des Leoparden.
,,Du hast echt schöne Augen."
Der Leopard wurde etwas rot und schaute den Husky verwirrt an.
,,Diese unterschiedlichen Blautöne sehen wirklich total schön aus, finde ich."
,,...Danke."
Dem Leopard wir die Situation sichtlich peinlich und Suichiro zeigte ihm ein Grinsen im Mundwinkel. Suichiro kuschelte sich tiefer unter die Decke und sagte: ,,Schlaf gut."
Die Sonne ging auf und traf die beiden ins Gesicht. Der Husky streckte sich ausgiebig und schaute dann verträumt zu dem Leoparden. Er war offenbar schon wach und starrte an die Zimmerdecke.
,,Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?", fragte Suichiro gleich.
,,Ja, danke", erwiderte der Leopard. Suichiro zog die Decke von seinem Körper, dessen größten Teil er in der Nacht für sich beansprucht hatte. Er stand auf und der Leopard tat es ihm gleich.
,,Du kannst ja schon wieder normal stehen", freute sich Suichiro.
,,Ja, ich kann zwar Wunden nicht heilen, aber mein Körper regeneriert sich doch ziemlich schnell."
Suichiro musterte seinen Körper und sagte dann: ,,Ein paar Blutflecken auf der Brust hast du aber noch. Am besten gehen wir duschen, dann wirst du die Blutreste los."
,,Wir? Du meinst ich mit dir?"
,,Ja, oder hast du etwas dagegen?"
,,Nein, nein."
Der Leopard folgte dem Husky durchs Hau. Schließlich erreichten sie ihr Ziel. Es war ein kleiner Raum, der an Boden und Wänden weiß gefliest war. Am Boden befanden sich die Abflüsse aber keine Dusche war zu sehen. Suichiro sah gleich den fragenden Blick des Leoparden und kicherte.
,,Das hier ist die Dusche", sagte er. Der Leopard schaute ihn verwirrt an. ,,Wie meinst du das?"
Suichiro drückte gegen eine der Wandfliesen und ein Rauschen ertönte. Der Leopard bemerkte, dass einige der Fliesen an der Wand, Decke und Boden Löcher hatten. Suichiro drückte erneut auf einen Punkt der Fliese, der an dem Punkt kurz hellrot ausleuchtete.
,,Jetzt nicht erschrecken", warnte der Husky. Das Rauschen wurde immer Lauter und plötzlich spritzte aus den Löchern der Fliesen das warme Wasser. Der Leopard schreckte zurück, von überall wurde das Wasser auf sie gespritzt, von den Seiten, von oben und sogar von unten.
,,Cool oder?", lachte Suichiro. Der Leopard blickte sich um. Durch das viele Wasser konnte er den Husky kaum erkennen. Suichiro tapste zu seinem Freund und griff ihn an die Pfote.
,,Keine Angst", sagte er sanft.
,,Wow, eine ziemlich große Dusche. Das ist aber nicht sehr sparsam im Verbrauch von Wasser, oder?"
,,Ich wiederhole mich zwar, aber ich sage es gerne nochmal: meine Eltern sind reich und können sich sowas leisten. Und nun entspann dich."
Der Leopard griff nach dem Duschmittel, das in einem ebenfalls gefliesten Regal in einer Ecke platziert war und seifte sich dann ein. Die restlichen Blutflecken verschwanden aus seinem Fell und zurück blieben halbwegs verheilte Wunden, die man durch das schneeweiße Fell kaum sehen konnte. Auch Suichiro seifte sich ein und genoss die sanfte Massage des Wassers, dass von allen Seiten auf seinen Körper gespritzt wurde. Sie blieben noch eine Weile in dem Raum, dann stellte Suichiro das Wasser ab und drückte erneut gegen eine der Wandfliesen, die kurz aufleuchtete. Aus den Löchern der Wand strömte nun warme Luft, die das Fell der beiden trocknete.
,,Das ist wirklich praktisch, Dusche und Trockner zugleich."
,,Ja, wir haben zwar eine richtige Dusche, aber hier das benutze ich am liebsten."
,,Kann ich mir vorstellen."
Sie gingen aus dem Raum heraus und der Leopard sagte: ,,Danke für alles, das war wirklich nett von dir. Ich hoffe, dass ich mich dafür revanchieren kann."
,,Ach was, das habe ich doch gern getan", lächelte Suichiro.
,,Ich muss wieder los. Wir werden uns wiedersehen, versprochen."
,,Warte, willst du dir nicht etwas anziehen, bevor du gehst?"
,,Nein, brauche ich nicht. Ich habe bei mir genug Sachen"
Er schnippte mit der Pfote und ein Portal öffnete sich. Der Leopard schaute noch einmal zu dem Husky, dann verschwand er in dem Portal.
,,Bis bald", rief Suichiro ihm nach.
Bei Kristy zu Hause: Ihre Eltern sahen sie erwartungsvoll an. Kristy saß an einem Klavier und schaute sich die Noten auf dem Papier an.
,,Spiel mein Kind. Schon deine Urgroßeltern hatten ein großes Musiktalent. Meine Großmutter hatte das Klavierspielen meiner Mutter beigebracht, die wiederum hatte es mir beigebracht und jetzt bist du dran", erzählte die Mutter.
,,Ich weiß", sagte Kristy genervt. ,,Aber wieso muss ich es denn lernen? Ich hatte schon damals versagt."
Kristy erinnerte sich an früher. Sie war noch ein kleines Kind als sie vor vielen Leuten Klavierspielen musste. Sie hatte Angst und hatte deshalb versagt. Ihre Eltern wollten ihr unbedingt beibringen, Klavier zu spielen, dabei wollte Kristy das gar nicht und seitdem sie damals versagt hatte, hat sie große Angst davor, dass es wieder passieren würde. Sie erinnerte sich noch genau daran, als die Ansagerin sagte: ,,Begrüßen sie Kristy Hiro. Sie wird auf dem Klavier eine Balade spielen."
Dabei stand Kristy auf einer großen Bühne und die vielen Leute schauten nur auf sie. Ihr schlotterten die Knie und sie konnte nicht spielen. Schließlich ist sie heulend aus dem Saal gerannt.
,,Es ist eine Familien-Tradition!", sagte die Mutter fest.
Kristy seufzte und schaute auf die schwarzen und weißen Tasten.
,,Ich kann es nicht", sagte sie zu sich selbst.
,,Spiel, mein Kind", wiederholte die Mutter Zaghaft drückte Kristy auf einige der Tasten, dann aber stand sie auf, ging weinend aus dem Zimmer und schrie: ,,Ich kann es nicht und ich werde es nie können!"
,,Aber Kristy!", rief ihr ihre Mutter nach aber Kristy war schon in ihrem Zimmer verschwunden, warf laut die Tür hinter sich zu und legte sich schluchzend auf ihr Bett.
,,Ich will das nicht mehr, ich kann es nicht", schluchzte sie leise vor sich hin. Sie vergrub ihr Gesicht in einem Kissen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
,,Ich bin nicht begabt. Ich kann nichts. Ich falle allen doch nur zur Last."
Ein lautes Klingeln ließ sie aufschrecken. Sie zwang sich aus dem Bett und trottete zur Haustür. Kristy war ziemlich erstaunt. Silver stand vor der Tür und keuchte erschöpft.
,,Was ist passiert?", fragte Kristy sofort.
,,Du musst schnell mitkommen. Ich habe gesehen, wie der schwarze Löwe in der Stadt aufgetaucht ist. Er wird bestimmt bald zuschlagen!"
Kristy blieb erschrocken stehen und dachte nach: ,,Ich kann nicht kämpfen. Bestimmt bin ich Silver und den anderen auch eher eine Last als eine Hilfe."
Dann aber schob sie den Gedanken beiseite und rannte Silver hinterher. Drake kreuzte ihren Weg und fragte: ,,Wohin so eilig?"
,,Der Schwarze Löwe ist aufgetaucht!", antwortete Silver ihm schnell. Drake schaute zu Kristy, die traurig zu Boden blickte, aber er sagte nichts, sondern folgte den beiden. Nicht weit weg hörten sie einen Schrei. Sie nickten sich zu und holten ihre Stäbe hervor.
,,Rubin des Feuers, erstrahle!"
,,Topas des Donners, erstrahle!"
,,Smaragd der Natur, erstrahle!"
Der Löwe stand Jake gegenüber. Dieser war ein Klassenkamerad von Silver und den anderen.
,,Ihr seid wirklich eine Plage!", rief der Löwe, als er bemerkte, dass die Krieger sich näherten.
,,Inusaschi, erscheine!"
Der Löwe hielt eine Karte hervor, aus der ein Dämon trat, der einem anthropomorphen Igel ähnelte, welcher viele Stacheln auf dem Rücken trug.
,,Kümmere dich um sie!", befahl der Löwe und wandte sich dann wieder seinem Opfer zu. Inusaschi trat näher zu den Kriegern. Kristy wich erschreckt einige Schritte zurück.
,,Ich kann es nicht, ich kann es nicht", sagte sie sich immer wieder.
,,Donnerschlag!"
Silver griff den Dämon an, der jedoch schoss einen seiner Stacheln ab, die den Angriff neutralisierte und dann weiter auf Silver zuflog. Der Stachel spaltete sich und nagelte den Wolf auf den Boden, wobei er schmerzvoll schreien musste.
Kristy war dies zu viel. Sie rannte weg. Drake schaute ihr nach und folgte ihr.
,,Was soll das werden?! Ihr könnt doch jetzt nicht abhauen!", rief Silver ihnen nach.
Er befreite sich von den Stacheln und stellte sich wieder hin. Etwas Blut lief ihm durchs Fell, aber er war noch nicht kampfunfähig. Wieder feuerte Inusaschi einen Stachel ab. Der Wolf sprang zur Seite und der Stachel schlug in die harte Straße ein. Silver rannte los und sprang vor den Dämon, aber der rammte dem Wolf eine Faust in den Magen, sodass Silver zurückgestoßen wurde. Er taumelte ein paar Schritte, dann hatte er sich wieder gefangen und rief: ,,Donnerschlag!"
Der Dämon aber wich dem Angriff gekonnt aus, währenddessen schnippte der Löwe und die Schlingen fesselten Jake.
,,Bist du bereit?", fragte er und hielt seine Pranke vor die Brust des Jungen. Der dunkle Nebel drang in den Körper des Jungen ein, der schmerzvoll schreien musste. Schnell bemerkte der Löwe: ,,Kein Seelenkristall!"
Er öffnete ein Portal und verschwand darin, Jake knallte derweil bewusstlos auf den harten Boden.
In einer dunklen Ecke zwischen zwei Häusern konnte Drake Kristy einholen.
,,Was sollte das? Warum haust du ab?", fragte der Fuchs sofort. Kristy wich seinem Blick aus und schluchzte leise.
,,Ich bin die Schwächste der Gruppe. Ich falle euch doch nur zur Last. Das war schon von Anfang an klar."
Sie dachte daran, was die Jungs ihr darüber erzählt haben, was sie schon erlebt haben.
,,Silver ist der Anführer. Er musste damals allein gegen den Schwarzen Panther kämpfen. Suichiro war im Unterschlupf unserer Feinde und er hatte es geschafft, meinen Seelenkristall zurück zu bringen. Du Drake, warst in die Vergangenheit gereist und hattest alles miterleben müssen. Du hast den Dämon anschließend auch ganz alleine besiegt und mit dem Leopard brauche ich gar nicht anzufangen. Er hat von uns allen am meisten mitmachen müssen. Egal wie stark unsere Gegner auch waren, ihr konntet immer siegen. Ich kann da nicht mithalten, ich kann es nicht!", schrie sie ihn an.
,,Das stimmt doch gar nicht. Gestern hast du gut gekämpft", versuchte Drake sie zu beruhigen.
,,Hör auf, ich kann weder kämpfen, noch kann ich Klavier spielen!"
Drake sah sie erstaunt an.
,,Klavier spielen?"
,,Als ich klein war, musste ich Klavierspielen lernen. Als ich auf einer Feier auftreten sollte, hatte ich versagt. Ich konnte nicht spielen und bin weinend weg gerannt. Ich bin nur ein Feigling. Ein Angsthase. Ich werde immer wieder versagen!", schluchzte sie. Ihr liefen bereits einige Tränen übers Gesicht und sie wich dem Blick des Fuchses aus.
,,Silver kämpft ganz allein da draußen. Er schafft es nicht allein, aber er gibt trotzdem alles. Er kämpft und gibt nicht auf!"
Kristy sah mit Tränen in den Augen zu dem Fuchs auf.
,,Und das musst du auch tun Kristy!"
,,Aber... ich kann nicht..."
Inusaschi feuerte einen weitere Stachel ab, dem Silver nicht ausweichen konnte. Der Stachel traf ihn am Arm und blieb tief darin stecken. Silver fiel auf die Knie. Aus seinem Arm quoll das Blut und lief in Strömen seinen Arm herunter. Er schrie schmerzerfüllt. Sein Schrei war so laut, dass es durch die ganze Gegend hallte, auch Drake und Kristy konnten es hören.
,,Ich darf nicht aufgeben. Ich muss weitermachen", sagte sich Silver, zog sich den Stachel aus dem Arm und versuchte sich wieder auf die Beine zu stellen aber er schafft es nicht. Sein Arm schmerzte zu stark dafür und dies lähmte ihn.
Kristy schreckte zurück bei diesem lauten Schrei.
,,Wir dürfen ihn nicht im Stich lassen", sagte Drake. Er gab Kristy einen Kuss auf die Wange und rief: ,,Silver kämpft alleine da draußen. Wir müssen ihm helfen!"
Er ließ Kristy zurück und rannte zu Silver, der schmerzerfüllt am Boden lag.
,,Ist alles Okay? Wie geht es dir?"
,,Naja, durchgestochen eben, was ist mit Kristy?"
Kristy dachte an Drakes Worte: ,,Wenn ich es nicht versuche, kann ich es auch nicht schaffen. Ich darf nicht aufgeben. Drake hatte recht. Ich darf sie jetzt nicht im Stich lassen!"
Sie rannte los, schnell war sie wieder bei Silver und Drake.
,,Es tut mir leid. wir sind ein Team und wir müssen immer zusammenhalten, egal was auch passiert."
Drake warf ihr einen aufmunternden Blick zu und wandte sich dann wieder zu dem verletzten Wolf. Kristy ging einige Schritte zu dem Feind zu, eine grüne Aura umgab sie.
,,Tut mir leid Emerald. Du warst immer an meiner Seite und ich hatte einfach aufgegeben... das war falsch."
Die sanfte Stimme antwortete ihr: ,,Nicht nur ich bin immer an deiner Seite. Du hast Freunde an deiner Seite."
Kristy drehte sich um und schaute zu Silver und Drake.
,,Du hast viele Freunde, die immer für dich da sind aber jetzt musst du für sie da sein."
,,Du hast recht. Ich habe Freunde, die auf mich zählen. Ich werde sie nicht enttäuschen!"
,,Los Kristy, jetzt zeig deinen Freunden aber was du kannst!"
,,Ja, das mache ich!"
Die grüne Aura um Kristy wurde immer größer und ihr Edelstein auf dem Knoten ihrer Schleife leuchtete in einem hellen Licht. Der Dämon wich einige Schritte zurück und war erstaunt von der Kraft, die von ihr ausging. Kristy sprang hoch in die Luft und begann dort sich um die eigene Achse zu drehen. Immer schneller drehte sie sich. Einige Blätter und Blüten umgaben sie dabei.
,,Blumen Kreisel!", rief sie und die vielen Blätter und Blüten begannen zu leuchten und regneten auf den Feind nieder. Die Blüten durchschossen den Dämon, der sich daraufhin in eine Karte zurückverwandelte, auf der ein I für Igel stand und sich dann in Staub auflöste. Sofort rannte Kristy zu Silver und half ihm auf die Beine.
,,Entschuldige. Ich hoffe, das verheilt schnell wieder."
,,Ach was. Es geht schon. Aber hau beim nächsten Mal nicht einfach ab."
,,Ganz bestimmt nicht."
Silver stützte sich an Kristy und Drake ab und zusammen trugen sie ihn zu Kristy nach Hause, wo dann auch Suichiro eintraf.
,,Warum sagt mir keiner Bescheid, dass ihr am kämpfen ward? Ich hoffe, du bist nicht zu schwer verwundet Silver", sagte Suichiro besorgt.
,,Nein", beruhigte er ihn. Sie setzten sich auf das Sofa im Wohnzimmer von Kristy. Sie waren wieder in menschlicher Gestalt, da Kristys Eltern ja noch im Haus waren.
,,Drake, ich danke dir. Du hast mir die Augen geöffnet. Ich darf nicht einfach aufgeben. Das betrifft auch das Klavierspielen."
Kristy stand auf und ging zu dem Klavier. Sie setzte sich davor und schaute unsicher auf die weißen Tasten.
,,Du kannst es. Versuch es", munterte Drake sie auf. Kristy begann zu spielen. Diesmal klappte es. Sie traf die Töne und eine wunderschöne Melodie erklang. Die Jungs lehnten sich zurück und genossen die Musik.
Ein paar Minuten spielte sie, dann trat ihre Mutter ins Wohnzimmer und sagte: ,,Ich wusste doch, dass du es kannst."
Kristy schaute erschrocken zu ihrer Mutter.
,,Ich habe damals wohl zu viel von dir verlangt, dafür muss ich dich um Verzeihung bitten. Du spielst nur noch, wenn du es auch wirklich willst, okay?"
Kristy nickte ihr zustimmend zu aber fragte dann: ,,Und was ist mit dieser Tradition? Alle in der Familie müssen es können."
,,Vergiss diese Tradition. Wenn du nicht spielen willst, dann tu es auch nicht."
,,Ich werde jetzt aber nicht aufgeben. Ich werde weiter üben", sagte Kristy und spielte erneut die Tasten. Noch eine Weile spielte sie, dann verabschiedete sich Silver und Suichiro von ihr. Nur Drake blieb noch da. Kristy beendete ihr Spiel und ging mit Drake in ihr Zimmer.
,,Danke, für alles", sagte sie. Drake setzte sich auf das Sofa in ihrem Zimmer und nickte ihr zu.
,,Du kannst wirklich gut spielen und du bist auch eine begabte Kriegerin, das hast du heute bewiesen."
Kristy setzte sich neben ihn und wurde etwas rot.
,,Danke..."
Plötzlich verstummten beide und sahen sich verträumt in die Augen. Sie kamen sich langsam näher und schlossen die Augen. Langsam berührten sich ihre Lippen und sie küssten sich liebevoll. Sie verschmolzen geradezu miteinander und sie verwandelten sich während des Kusses in ihre tierische Gestalt. Sanft spielten ihre Zungen miteinander und der Moment schien ewig anzudauern. Langsam lösten sie sich wieder voneinander, öffneten die Augen und sahen sich schüchtern an. Beide sind rot geworden und wussten nicht, was sie sagen sollten. Schließlich war es Drake, der langsam mit der Pfote über Kristy Gesicht strich. Kristy kam dem Fuchs näher und umarmte ihn. Fest drückte sie den Fuchs an sich und spürte dessen Wärme. Kristy drückte sich an die Brust des Fuchses und fühlte seinen Herzschlag. Leise flüsterte sie: ,,Ich liebe dich Drake."
Der Fuchs streichelte sie zwischen den Ohren und sagte: ,,Ich liebe dich auch, mein kleines Häschen."
Derweil war Silver und Suichiro bei Suichiros Haus angekommen, wo Suichiro einen Verband um Silvers Arm wickelte.
,,Danke Suichiro", sagte Silver erschöpft.
,,Du musst aufpassen, dass dir sowas nicht wieder zustößt", warnte Suichiro.
Silver setzte sich auf die Bettkante und warf Suichiro einen dankenden Blick zu.
,,Was ist eigentlich mit dem Leopard?"
,,Heute Morgen haben wir uns geduscht. Wr war ja voller Blutflecken und danach ist er wieder weg. Er hat dieses Portaldingens geöffnet und war dann weg, aber er hat gesagt, dass wir uns wiedersehen würden."
Silver schaute ihn erschrocken an.
,,Du hast mit ihm geduscht?!"
,,Daran ist doch nichts außergewöhnlich", wunderte sich Suichiro. Silver seufzte und ließ sich aufs Bett fallen. Suichiro zog sich aus und legte sich neben den Wolf ins Bett.
,,Magst du ihn?", fragte Silver.
,,Den Leopard? Ich mag ihn schon. Er ist sehr nett. Ich würde ihn gerne besser kennen lernen. Du wirst ihn bestimmt auch mögen, wenn du ihn besser kennst."
,,Daran zweifel ich", flüsterte Silver mehr zu sich, als zu Suichiro.
,,Glaub mir. Er ist freundlich. Also ich vertraue ihm. Er ist immerhin auch ein Kristall-Krieger."
Silver schaute ihn mit einer Mischung aus Wut und Misstrauen an, aber Suichiro achtete nicht darauf, sondern zog die Decke über sich und schlief ein.
,,Suichiro gehört mir. Dieser Leopard soll sich ja von ihm fern halten", sagte er sich und schlief ebenfalls ein.
,,Silver", sagte eine leise Stimme. Silver blickte auf und freute sich, mal wieder mit Topaz reden zu können, aber dies sollte ihm verwehrt bleiben, denn die Stimme gehörte jemand anderem.
,,Lichtleopard?"
Der Leopard stand vor ihm und blickte auf ihn hinab.
,,Was willst du von mir?", fragte Silver wütend.
,,Wir müssen reden, geh zum Mondstein."
,,Mondstein?", wiederholte Silver.
,,Geh aus dem Dorf hinaus, durchgehe den Wald und passiere die großen Felsen dahinter, bis du einen Berg erreichst, auf dessen Spitze du eine Wand aus Stein sehen kannst. Dort wirst du mich treffen."