Des Zauberers Stab - 28 / Heimkehr
#28 of Des Zauberers Stab
Der Turm hat sich verändert...
Urghs, das war knapp. Ganz ehrlich, ich hätte nicht gedacht dass ich meinen Termin diese Woche noch einhalten kann. Und leider kann ich jetzt auch mit Gewissheit sagen, dass die nächste Woche wohl ausfallen wird. Traurig, aber böse Menschen stellen sich meiner wahren Berufung vehement in den Weg.
Egal, erstmal wünsch ich viel Spaß mit dem heutigen Segment, und hoffe auf baldige Rückkehr zur Normalität. Was auch immer das sein mag.
Des Zauberers Stab - 28
(eine pöse Furry-Fantasy)
28) Heimkehr
Die Glaskuppel des Turms glänzte im Licht der Mittagssonne. In ihren Facetten brach sich das Licht und warf zahllose winzige Regenbögen in alle Richtungen. In diesem Augenblick konnte Edwyn sich keinen schöneren Anblick vorstellen. Auf seiner kleinen Klippe ragte der Turm weit in den Himmel wie der Finger einer Hand die ihn lockte. Der junge Bär trat aus dem Schatten des kleinen Wäldchens. Das Herz hüpfte ihm in der Brust. Niemals hätte er sich träumen lassen, sich einmal so sehr nach einem Ort zu sehnen. Oder vielmehr nach dem Bewohner dieses Ortes. Zugleich aber schnürte eine dumpfe Angst ihm beständig die Kehle zu. Nicht genug um ihn aufzuhalten, doch um ihr Würgen ständig bei sich zu fühlen. Was wenn er hier nicht länger willkommen war?
Als er näher kam sah Edwyn dass ein Umbau im Gange sein musste. Fein geschnittene Bretter lagen auf mehreren Stapeln verteilt hinter der Scheune neben einem Haufen frischer Ziegel. Zeichen waren mit Kohle darauf gezeichnet. Im ersten Moment vermutete er Beschwörungsformeln oder Schutzzeichen, bis er darin das Siegel des Lieferanten erkannte. Edwyn fragte sich noch was es mit all dem auf sich haben mochte, als lange vermisste Geräusche seine Aufmerksamkeit vollständig für sich beanspruchten.
"Uhhuhuh, gibs mir!", forderte eine quietschende Stimme, deren Laute von rhythmischen Stößen durchbrochen wurde. Pelzige Muskeln klatschten laut aufeinander, begleitet von blubberndem Schmatzen. Kurzes keuchendes Grunzen unterlegte die Melodie mit Bass. Edwyn drückte sich an die Mauer der Scheune und linste vorsichtig um die Ecke. Nicht unbedingt um heimlich zu spannen sondern um die Schönheit der Darbietung nicht zu stören. Obwohl ihm Ersteres auch gelegen kam.
Das Eichhörnchen lag mitten im Hof auf dem Boden. Den Kopf auf der Erde, den Hintern hochgereckt, die Beine weit gespreizt. Sein buschiger Schweif zitterte und zuckte wild umher, im Takt seines spitzen Heulens. Der Dachs hinter ihm hielt Tims zierliche Hinterbäckchen fest in beiden Händen, presste sie in seinen Schoß und stieß zu wie ein Besessener. Zwischen seinen gefletschten Zähnen stieg nebliger Atem auf. Edwyn kannte diesen Gesichtsausdruck, Arlon versuchte krampfhaft sich zurück zu halten. Es schien nicht all zu gut zu gelingen.
"Komm her!", schrie der Dachs atemlos auf, drehte Tims schmalen Leib ohne aus ihm zu gleiten und zog ihn in seine Arme. Wie tosende Flutwellen fanden ihre Schnauzen zueinander, verschlangen sich in einem vor Gier strotzenden Kuss. Die Schenkel des Eichhörnchens schlossen sich um Arlons Hüfte, seine Arme umklammerten den starken Nacken. Der Dachs hielt den kleinen Po mit nur einer Hand an sich gepresst, die andere machte sich auf Höhe seines Bauches zu schaffen.
"Noch... nicht!", quiekte Tim, den Atem von Stößen durchbrochen.
"Doch!", keuchte Arlon "Jetzt!"
Das Eichhörnchen zuckte als sei es von Blitz getroffen worden. Tim bäumte sich auf, winselndes Heulen drang aus seiner Kehle. Er warf den Kopf in den Nacken, ehe ein schüttelnder Krampf sich seines Körpers bemächtigte. Aus seinem Heulen erwuchs ein markerschütternder Schrei.
Im selben Augenblick riss Arlon ihn noch fester an sich, presste die zuckenden und bebenden Hüften mit aller Kraft an seine Lenden. Sein Gesicht lag in der Brust des Eichhörnchens vergraben, schnaubend sog er dessen Duft in sich auf. Indessen begannen Tims Finger den Nacken des Dachses zu streicheln. Das Heulen war zu einem wohligen "Hu!" abgeklungen und auch seine Beine zitterten kaum noch. Auf seinem Gesicht lag jener Ausdruck vollendeter Zufriedenheit. Unwillig langsam öffnete er die Augen.
"Edwyn!", rief er freudig aus. Hastig löste er seine verhakten Füße von den Hüften des Dachses. "Arlon, sieh mal, Edwyn ist wieder da!"
Verlegen lächelnd trat der junge Bär hinter der Häuserecke hervor.
"He Ed!", war alles was der dicke Dachs zwischen zwei Atemzügen hervorbrachte. Behutsam ließ er Tim von seinem Schoß gleiten. Schmatzend löste sein verschmierter Schwengel sich aus dem Darm des Eichhörnchens und fiel schlapp nach unten. Wackelig kam er auf seinen eigenen Beinen zum stehen, während er heftig mit dem Schweif ruderte um nicht in die eine oder andere Richtung umzukippen. Auf seinem zerrupfen Bauch war ein weißer Fleck zu sehen, dessen Ausläufer zäh nach unten rannen. Mit etwa derselben Konsistenz wie Arlons Samen, der die Innenseiten seiner Schenkel zierte. Seine Knie drohten nachzugeben.
"Vorsicht!", rief Edwyn und packte das Eichhörnchen an den Schultern.
"Geht..." Tim holte einmal tief Luft, langsam kehrte die Ruhe in seine Brust zurück "Geht schon wieder. Arlon war nur ein wenig eifrig. Hu!"
Er ließ sich gegen den Bären fallen.
"Gut dass du wieder da bist! Der böse Junge" Er deutete auf den noch knienden Dachs "hat mir sicher gerade ein riesenhaftes Gelege eingepflanzt. Da brauchen wir unbedingt noch ein Maul mehr."
"Tim!", sagte Arlon in einem mahnenden Tonfall. Die beiden Lehrlinge sahen einander an, dann den Bären, dann wieder zurück.
"Was ist los?", fragte Edwyn schließlich.
"Es ist... nun ja...", begann Tim zaghaft. Er löste sich von Edwyn, diesmal trugen ihn seine Beine. Dennoch tänzelte er von einer Pfote auf die andere.
"Männelig ist seltsam geworden seit du weg bist", sagte Arlon rundheraus. Der massige Dachs stemmte sich auf ein Knie und richtete sich ächzend auf.
"Arlon!", mahnte Tim "Das kannst du so nicht sagen. Seltsam ist nicht das richtige Wort. Der Meister, er ist... er ist doch nur..."
"Doch, seltsam trifft es ziemlich gut", hielt Arlon dagegen. "Selbst für einen Zauberer" Sein Blick wandte sich Edwyn zu. "Ich habe gehört was er getan hat, und du hattest allen Grund sauer zu sein. Von mir wirst du keinen Vorwurf hören, dass du so Hals-Über-Kopf verschwunden bist. Und ich glaube auch sonst von niemand"
Fast unmerklich schüttelte Tim den Kopf.
"Aber seit du gegangen bist, ist der Meister zunehmend merkwürdiger geworden. Hier, ich habe nicht seltsam gesagt, zufrieden?"
Tim verdrehte die Augen zum Himmel.
"Am ersten Abend hat er kein Wort gesprochen. Am Tag darauf fanden wir unsere Aufgaben mit Kreide an die Wände vor seinem Studierzimmer geschrieben."
"Die Tür war verriegelt", fügte Tim hinzu. "Von da an verbrachte er fast alle Zeit da oben. Sogar in der Nacht ging er um. Eine ganze Woche lang. Dann begann er Briefe zu schreiben. Ein paar davon ließ er uns austragen. Zum Sägewerk, zur Lehmgrube, zum Maurermeister. Vor ein paar Tagen wurden all das Bretterzeug und die Steine gebracht. Wir wissen nicht was er vorhat! Und gestern hat er Dan weggeschickt."
"Wie weggeschickt?", entfuhr es dem Bären.
"Naja, weg halt." Das Eichhörnchen suchte nach Worten. "Er ließ ihn ins Studierzimmer kommen während wir beide im Wald junge Triebe suchten. Und als wir zurückkamen war er weg. Der Meister stand noch in der Küche und guckte in die leeren Töpfe, mit einem Gesicht wie acht Tage Regenwetter. Als wir ihn fragen was denn sei, ging er einfach."
Dachs und Eichhörnchen blickten einander an. "So war er noch nie!"
Edwyn schluckte. In seinem Kopf stapelten sich angsterfüllte Gedanken zu schwankenden Türmen aufeinander, die jederzeit umkippen konnten.
"Glaubt ihr, ich bin hier noch willkommen?"
Der Ausdruck in den Gesichtern seiner Freunde war genug, um seine Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern.
"Ich würde jederzeit Ja sagen", meinte Arlon schließlich "Aber ich bin nicht der Herr dieses Turms."
Tim nickte betreten.
Edwyn fühlte die kalte Furcht an seinen Schultern nagen. Ein Teil von ihm wollte flüchten, sich verbergen und nie wiederkehren; um Männelig und seiner vergangenen Liebe in schmerzhaft schönen Erinnerungen zu gedenken. Doch diesmal zerquetschte er diesen Impuls. Schon einmal war er gelaufen. Es hatte ihn fort geführt, es hatte ihn zur Hexe geführt. Heute würde er nicht fliehen.
"Ich gehe zu ihm!", sagte er mit aller Entschlossenheit die er in sich finden konnte. Dennoch schwankte seine Stimme.
"Willst du nicht erst etwas mit uns essen?", fragte Tim.
Edwyn schüttelte den Kopf. "Ich hab das viel zu lange aufgeschoben."
Damit betrat er den Turm.
Eichhörnchen und Dachs blieben im Hof stehen. Eine ganze Weile lang sagten sie kein Wort.
"Was wenn er ihn endgültig fortjagt?", flüsterte Arlon schließlich "Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis er auch uns nicht mehr erträgt. Bis wir schließlich doch allein sind."
Tim trat leise an Arlon heran, lehnte sich an dessen Seite und schlang seine Finger um die des Dachses. Er schluckte, seine Zunge war belegt.
"Dann hast du immer noch mich."
Die Tür am Ende der Treppe war bedeckt mit Kreidestaub. Hastig verwischte Wörter und halbe Sätze bedeckten das Holz und die Wände ringsum. Edwyns Hand lag auf der Klinke. Das kalte Messing fühlte sich an, als laste das Gewicht der Welt darauf. Noch war Zeit, noch hatte der Meister ihn nicht gesehen. Noch konnte er wieder gehen.
Edwyn trat ein.
Hell leuchtete die Sonne durch die hohen Fenster. Papierfetzen voll verschmierter Worte verteilten sich über den Boden und die meisten Tische. Das Bett war zerwühlt, die Decke lag daneben. An einem alchemistischen Aufbau daneben stand groß und schwarz der Herr des Turmes, dem Eingang den Rücken zugewandt. Er trug keine Robe. Seinem Fell fehlte jeglicher Glanz. Er stellte gerade eine kleine Phiole in ihre Halterung zurück, dann stützte er sich mit beiden Armen auf die Arbeitsplatte.
"Schließ die Tür!", befahl er. Seine Stimme klang dunkel und rau.
"Ich bin es, Meister", sagte Edwyn nachdem der Riegel eingeschnappt war.
Männeligs Gestallt straffte sich.
"Ich weiß!", murrte der Stier "Wie sollte ich NICHT wissen, dass du es bist?"
"Keine Rätselworte Meister, bitte nicht heute. Ich bin gekommen, um..." Edwyn hob eine Pfote um näher zu treten, da fuhr die Hand des Stieres in die Höhe.
"BleIB: " , fuhr Männelig ihm ins Wort "Bleib da stehen!"
Edwyn gehorchte.
Der schwarze Stier schnaubte laut. "Bist du gekommen dich zu entschuldigen, und mich zu bitten, dich wieder unter meinem Dach aufzunehmen?"
"Nein", entgegnete Edwyn ruhig. Er hatte so viele Stunden damit zugebracht sich dieses Gespräch auszumalen, nun erschien ihm das Wirkliche fast wie einer seiner Träume.
"Was dann?"
"Ich bin gekommen um zu fragen, ob ich hier noch einen Platz habe", erklärte der Bär "In diesem Turm, in dieser Lehre." Er schluckte und flüsterte leise: "In deinem Herz"
Männelig ließ einen Moment der Stille verstreichen.
"Ein anderer würde sagen, dass kommt auf dasselbe heraus."
"Ein anderer ist kein Zauberlehrling", erwiderte Edwyn.
Der schwarze Stier nickte, sein Kopf sank dabei tiefer nach vorn. "Wohl wahr"
Edwyn setzte zu einem weiteren Schritt an. "Meister, ich..." "Komm nicht näher!" Männeligs Brüllen hallte von den Wänden wieder. Er seufzte tief. "Willst du vergessen, was ich deiner Meinung nach Falsches getan hätte?"
"Nein" Edwyn biss sich auf die Lippe. "Aber ich begreife es jetzt."
"Was glaubst du zu begreifen?"
"Wie leicht es ist. Wie schnell. Wie verführerisch einfach."
Männelig stutzte, Edwyn kannte die Art wie sein Meister den Kopf hob. Das war sogar von hinten zu erkennen.
"Du hast es ebenso getan!", stellte der schwarze Stier fest.
"Ja, Meister."
"Wer?"
"Banditen, Schänder. Eine Hexe die mich gefangen nahm."
Der Meister stieß einen anerkennenden Pfiff aus. "Eine imposante Reise"
Edwyn nickte. "Darum verstehe ich es nun." Er stockte, befeuchtete seine Zunge. "Vor allem, wie falsch es war!"
Männelig richtete sich auf. "Hatten sie es nicht verdient?"
"Doch! Aber es sollte nicht so sein."
"So einfach. Es war wie Glatteis. Fast wäre ich über jedes Ziel hinaus geschossen. Und etwas geworden, dass ich nicht sein wollte."
Der Stier gab einen tiefen Ton von sich. "Und das bin ich, in deinen Augen?"
"Nein. Aber beinahe."
"Beinahe", wiederholte Männelig langsam.
"Ihr... Du hast es mich gelehrt!", setzte Edwyn hastig nach "Aber ich hatte es nicht begriffen. Nicht so. Es sind so viele kleine Schritte, sie sehen so harmlos aus. Doch plötzlich..."
"...ist man zuweit gegangen", hauchte der schwarze Stier.
Edwyn nickte betreten. Vorsichtig setzte er eine Pfote in eine Lücke zwischen Dutzenden Blättern.
"Du verstehst es also?", fragte Männelig.
"Ja", antwortete der Bär. "Jetzt schon"
Der schwarze Stier stützte sich wieder auf die Arbeitsplatte, sein Kopf sank tief herab. "Ich hatte es vergessen", sinnierte er leise "Einfach vergessen"
Edwyn tastete sich weiter vor, leise und unendlich langsam. Ein Kloß formte sich in seinem Hals. "Meister. Männelig, was ist mit dir? Warum darf ich dir nicht in die Augen sehen?"
Ein Zittern lief durch den muskulösen Leib des Stieres. Es schien als sinke er in sich zusammen. Gepresst schnappte er nach Luft. "Weil..." Die Stimme riss ihm ab. "Weil ich weiß, dass sobald ich dein Gesicht sehe..." Ängstlich neigte er den Kopf. Nun stand Edwyn neben ihm, nah genug um die tiefroten Äderchen in den aufgequollenen Augen zu sehen. Der große schwarze Stier fiel auf die Knie. "...ich dich nur noch anflehen will, bei mir zu bleiben!"
Männelig brach in Tränen aus. Schluchzend und schaubend fiel er nach vorne. Edwyn stürzte auf ihn zu; fing ihn halb, wurde mit zu Boden gerissen. Sie rollten durch einen Wust aus Papieren die sich wie tanzende Teufel um sie scharten. Die Hörner des Stieres prallten gegen die steinernen Fliesen. Es knackte trocken, er stöhnte auf. Schließlich kamen sie zur Ruhe. Edwyn lag auf der Seite, den Kopf seines Liebsten in seinem Bauch vergraben.
"Verlass mich nicht!", wisperte Männeligs raue Stimme. Es lag ein wirrer Ton darin. Der junge Bär legte seine Hände auf den Kopf des Stieres und streichelte sein schwarzes Haar.
"Wie lange hast du nicht geschlafen?", fragte Edwyn sanft.
"Weiß nicht, konnte nicht. Hab ständig geträumt, du wärst nimmer da", brabbelte der Stier. Es klang als sei seine Zunge schwerer geworden. Als wäre all seine Kraft verbraucht.
Edwyn strich ihm über die Stirn. "Komm, leg dich ins Bett."
Aus halboffenen, rotgeschwollenen Augen blickte der schwarze Stier zum Gesicht des Bären auf. Er vollführte etwas das ein Nicken sein mochte.
Zerrend und schiebend gelang es Edwyn den Ausbund von Männlichkeit und Zaubermacht in seinen Bettkasten zu verfrachten. Ächzend legte der große Stier sich nieder und verzog das vernebelte Gesicht. Nach der langen Wacht musste alles an ihm schmerzen. Doch er ließ nicht zu dass der Schlaf ihn holte, noch nicht. Seine Hand ergriff Edwyns Finger, schloss sich fest darum.
"Bleibst du bei mir?"
Edwyn nahm die Hand fort und schlüpfte aus seiner Robe. Er nahm die Decke vom Boden auf, schmiegte sich an den warmen Rinderleib und zog die wärmende Wolle über sie. Seine Schnauze kam genau vor einem Ohr seines Meisters, seines Liebsten zu liegen und er flüsterte nur ein einziges Wort "Ja!"
Als das Geschrei von draußen sie weckte stand die Sonne bereits so tief dass sich ihr Licht tief orange färbte. Edwyn erwachte als Erster, für ihn war es kaum mehr als ein Nickerchen gewesen. Männelig öffnete zaghaft die Augen.
"Was ist...", wollte erfragen, da sah er das Gesicht des Bären vor sich und verstummte. Bebend erhoben seine Finger sich und griffen nach Edwyns Wangenplüsch. Der junge Bär brummte.
"Ich träume dich nicht!?", hauchte Männelig.
Edwyn legte seine Hand auf die seines Liebsten "Nein"
Männeligs Arme lagen um ihn, noch ehe er sich dessen bewusst war. Seine Brust wurde an die des Stieres gepresst.
"Edwyn", hauchte Männelig andächtig, wieder und wieder, wie ein Gebet. Edwyn ließ ihn mit Freunden gewähren, genoss seine Hitze, seine Kraft, seinen Geruch. Wie sehr er doch diesen einzigartigen Duft von Kräutern, Schwefel und reiner Männlichkeit vermisst hatte.
"Ich war wohl kein besonders edler Anblick", begann der schwarze Stier zaghaft. Er löste seinen Griff etwas und schloss stattdessen die rechte Hand des Bären zwischen die Seinen. "Aber alles was ich sagte, all das war wahr. Ich verspreche dir, ob mit Zauberei oder ohne, ich werde dir nie, niemals wieder etwas ohne deinen Wunsch antun! Bei meiner Ehre als Zauberer, als Mann. Bei meiner Liebe!"
Die freie Hand des Bären legte sich um die des Stieres. Ihm war als fügten sie sich wie von selbst zueinander. Ihre Augen trafen sich.
"Niemals werde ich ohne Einladung in deinen Kopf blicken", flüsterte Edwyn "Nie wieder deine Liebe anzweifeln und dich nie mehr so alleine lassen. Das schwöre ich!"
Für eine ganze Weile hielten sie einander fest, zufrieden damit im Blick des anderen zu versinken.
"Man könnte fast meinen, wir hätten geheiratet", kicherte Edwyn irgendwann.
"Ja, was ist das bloß über uns gekommen?"
"Es fühlte sich richtig an."
"Ja. Möchtest du es besiegeln?"
"Was schwebt dir da vor?"
Männelig beugte sich vor und schürzte die Lippen. Edwyn traf ihn auf halbem Wege. Es war ein Kuss der all die Furcht der vergangenen Wochen enthielt, alle Ängste und alle Bedenken. Im seinem hell erstrahlenden Lichte brannten sie hinweg. Ihre Hände lösten sich voneinander, befreiten sie von der Decke, fanden die viel zu lange vermissten Berührungen.
"Ho!", keuchte Edwyn erstaunt als der Kuss endlich endete. Unter der Decke kam purpurrot und steinhart die Männlichkeit seines Liebsten zum Vorschein. Wunderschön zeichnete das rot pulsierende Fleisch sich gegen das schwarze Fell ab. Aus der Spitze flossen bereits Ströme von Vorfreude. "Wie lange hast du den denn vernachlässigt?"
"Dabei musste ich ständig an dich denken", erklärte Männelig atemlos. "Und sobald mir wieder bewusst wurde dass du weg bist, fiel alles in sich zusammen."
Das Geschrei aus dem Hof wurde lauter, mehrere Stimmen riefen nach dem Meister.
"Du solltest hinaus schauen", seufzte Edwyn während Männelig seinen Hals liebkoste. "Sonst lassen die uns nie in Ruhe."
"Hast Recht", schnaubte der Meister atemlos ohne sich zu bremsen. Edwyn packte die starken Schultern und rieb sich an dem kraftvollen Nacken.
"Beeil dich!"
Sie sprangen aus dem Bett ohne die Finger voneinander zu lassen. Halb neben, halb übereinander quetschten sie sich in das Fenster das zum Hof führte und blickten hinunter.
"Was ist?", rief Männelig hinunter während er Edwyns Ohr beknabberte.
Unten auf dem Hof standen Arlon und Tim zu beiden Seiten und reckten präsentierend die Arme in die Luft. Zwischen ihnen stand Dan, hoch aufgerichtet wie ein Triumphator und blickte keck nach oben. Auf den Schultern des Hengstes saß eine dickliche blonde Ziege, die sich mit einer Hand an der Mähne ihres Geliebten festhielt. Sie hatte die Bluse aufgeknöpft, die tanzenden Brüste der Abendsonne präsentiert und winkte ausgelassen mit ihrer Leibwäsche.
"Hallo!", rief Helga ausgelassen "Hallo! Grüß euch, großer Zaubermeister. Und habt vielen Dank!"
Tänzelnd bemühte sich Dan ihre Bewegungen auszugleichen, doch die Anstrengung schaffte es nicht das Strahlen von seinem Gesicht zu vertreiben.
"Was hat das zu bedeuten?", fragte Edwyn leise.
Männelig vergrub seine Schnauze im Genick des Bären und knabberte an dessen Pelz.
"Manchmal muss einem erst das Wichtigste genommen werden, damit man einsieht wie ungerecht man war."
"Aber eine Frau, in deinem Turm?"
Männelig schnaubte, sein heißer Atem umspülte Edwyns Sinne. "Mir kommt kein Weib unter mein Dach!"
"Und wo wird Helga dann...?"
"Ich habe Dan das Dach der Scheune geschenkt", erklärte der schwarze Stier zwischen kleinen Küsschen die Schulter hinab. "Er hat so gut wie ausgelernt, er hat es sich verdient. Außerdem leckt es."
"Dann richten die beiden sich in der Scheune ein? Dafür auch das ganze Holz!"
"Ja. So ein Zufall, nicht?"
"Ja, unfassbar!"
Der Bär griff hinter seinen Rücken, seine Hand umfasste bebendes, hartes Fleisch.
"Was machst du da?", keuchte Männelig.
"Ich kröne den Moment" Geschickt lenkte Edwyn die pulsende Männlichkeit genau dorthin wo sie gebraucht wurde. Er atmete tief aus, entspannte seinen Unterleib.
"Nicht, ich..."
Der heiße Riemen berührte die zuckende Bärenpforte. Vorfreude glitschte zwischen ihnen. Edwyn ließ sich zurückfallen. Sein Liebster glitt in ihn. Keuchend nahm er ihn auf.
Es war als wäre er der Welt entrückt. Wie aus weiter Ferne legten starke Arme sich um ihn, fassten ihn, hielten ihn fest und sicher. Es gab sich vollkommen der Sensation hin, dem Gefühl seines Liebsten in seinem Leib. Mächtige Stierhoden schmiegten sich zärtlich an die seinen. Eine erste zarte Bewegung berührte ihn auf die wundervollste Weise die er sich ausmalen konnte.
"Ich kann nicht lange!"
Die Stimme sprach leise zu ihm, es war ihm gleich. Er bewegte sich, schwang im Takt. Gab sich vollkommen seinem Liebsten hin. Jedes Zucken fühlte er, jedes Beben, jeden Zug. Eine wundervolle Stimme grunzte in sein Ohr, zog ihn ganz fest an sich. Hitze explodierte in seinem Bauch, nahm ihn gefangen und erfüllte ihn vollständig. Seufzend spürte er die cremige Saat, ihre Versprechen, ihre Kraft. Sie floss tief in ihn, wo sie hingehörte.
Es war ein Augenblick so vollkommenen Glücks, dass Edwyn unmöglich kommen fühlen konnte, was ihm noch bevorstand.