Des Zauberers Stab - 31 / Hexenjagd

Story by Were-Gato on SoFurry

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#31 of Des Zauberers Stab

Die Hexe ist gefunden, nun gilt es sie zu stellen!


Neues Jahr, neues Glück!

Mal sehen ob ich es hinbekomme wieder in einen halbwegs brauchbaren Rhytmus zu finden.

Edit: Jetzt von Shinji-Lee korrekturgelesen.

In jedem Fall wünsche ich aber schonmal viel Spaß beim lesen und natürlich beim kommentieren.

Des Zauberers Stab - 31

(eine pöse Furry-Fantasy)

31) Hexenjagd

Das Unterholz brach krachend auseinander. Voll im Saft stehende Äste brachen wie dürre Zweiglein. Dornigste Sträucher wurden mit einem Ruck aus der Erde gerissen. Nichts vermochte sich den stampfenden Hufen in den Weg zu stellen. Schnaubend stürmte Männelig voran. Mannshohe Disteln rissen an seiner Robe und schlangengleiche Brombeerranken rissen ihm die Schenkel blutig. Er nahm es kaum wahr. Irgendwo hinter sich wusste er Edwyn in guten Händen, sicher auf Tims sehnige Arme gestützt. Das musste genügen, er hatte nicht die Geduld, noch zu warten. Der Weg abseits der Pfade war kürzer, obgleich schwieriger.

Endlich kam die Lichtung in Sicht. Einzelne Sonnenstrahlen brachen durch die Blätterkrone der dicht stehenden Bäume. Er entdeckte Dan dort stehen, und nutzte den hellen Glanz des Pferdefells wie ein Leuchtfeuer.

"Wo ist sie?", brachte der Zauberer atemlos hervor, im selben Augenblick, da er auf die Lichtung trat. Pferd und Ziegenaugen richteten sich auf ihn.

"Wo ist sie?", fragte er abermals.

Dan neigte andeutungsweise den Kopf und Helga deutete in dieselbe Richtung.

"Dort drüben"

Männelig kniff die Brauen zusammen. "Wo?"

Helga blickte lächelnd zu Dan auf. "Siehst du? Er sieht es auch nicht."

Der Hengst zuckte die Schultern.

"Was soll ich sehen?", harschte der Zauberer erbost. Sein Atem hatte sich noch nicht wieder beruhigt, da geriet sein Blut erneut in Wallung.

Die Ziege streckte eine Hand aus.

"Mach die Augen zu, großer Zauberkünstler, ich führe dich."

"Was soll das werden?", schnaubte der Stier "Eine Verschwörung der Weiber? Sag mir sofort wo die Hexe ist, oder ich..."

"Meister!", fiel Dan seinem Herrn ins Wort. "Glaubt ihr einfach."

Männeligs Blick huschte unstet umher. Der Kiefer des schwarzen Stieres zitterte vor Anspannung. In der bedeuteten Richtung gab es nichts zu sehen, nur Wald und dahinter noch mehr Wald.

Die ausgestreckte Hand wartete noch immer auf ihn. Männelig stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen Seufzen und Schnauben verklang. Er zögerte ein letztes Mal, dann griff er nach der Frauenhand.

"Schließ die Augen!"

Seit seiner Mutter hatte keine Frau es gewagt, dem schwarzen Stier Befehle zu erteilen. Er gehorchte.

Mit sanftem Zug führte die Ziege den Zauberer nach vorne. Erst einen Schritt, dann einen Zweiten. Keine Ranke stellte sich nunmehr den Hufen in den Weg. Das Rauschen der jungen Blätter verschob sich, als klinge es klarer. Männelig schnupperte seltsam warme Luft. Nach dem dritten Schritt ließ die Ziege seine Finger los. Alarmiert riss der Zauberer die Augen auf, und fand sich am Rande eines Gartens wieder. Warme Sonnenstrahlen fielen durch eine Lücke im Blätterdach des Waldes herein, Mücken tanzten zwischen ihnen. Der Boden zu seinen Hufen war bestellt mit Petersilie und Winterrüben, deren reife Aromen die Luft würzten. Er hob den Kopf und entdeckte die Hütte inmitten der Beete. Nicht mehr als ein aus halben Bäumen errichtetes Blockhaus mit Reed gedeckt, doch robust und von Schichten aus Moos und hohen Farnen umfangen.

Männelig sagte nichts, er fürchtete sobald er den Mund öffnete, würde ihm ein Laut des Erstaunens entweichen, den er der Hexe nicht gönnen wollte. Helga räusperte sich leise, fast als wäre es ihr peinlich, die Stille des Ortes zu stören.

"Als ich Dan heute Morgen gesucht habe, ist er mindestens schon viermal an diesem Haus vorbei gelaufen. Es schien ihm gar nicht aufzufallen. Und du hast es auch nicht gesehen, Zauberer. Ich glaube fast, Männer können es erst sehen, wenn sie direkt davor stehen. Ansonsten laufen sie drum herum, ohne es zu merken."

Der schwarze Stier biss sich auf die Zunge. Daran hätte er denken müssen. In dumpfer Wut wollte er die Ziege von sich stoßen, doch wusste er nur zu gut, dass der Zorn allein ihm selbst galt. Sie traten auf den staubigen Hof, der sich zwischen dem Haus, einem Brunnen und den Beeten erstreckte.

"Was nun, großer Zauberer?", fragte Helga "Willst du anklopfen, oder muss ich das auch noch für..."

Ein dumpfer Schlag schnalzte durch die Luft und die dicke Ziege klappte nach vorne.

"Kleine Verräterin!", zischte eine bebende Stimme.

Männelig fuhr herum. Vor ihm stand die Hexe, jene Kuh, die Edwyn aufgelauert und ihm Abscheuliches angetan hatte. In einer Hand hielt sie ein Holzscheit. Der schwarze Stier hätte sie im Dunkeln erkannt, wenngleich sie in seiner Erinnerung anders aussah.

"Hast dir also ein Mädel angelacht, um mich zu finden", spöttelte die Hexe "Schlau. Was hast du dem dummen Ding versprochen, wenn sie mich aufstöbert? Gold? Zicklein? Sie weiß doch hoffentlich, dass sie sich nicht in dein Bettchen stehlen kann, oder?"

"Ina", presste der Zauberer zwischen den Zähnen hervor.

"Oho, du weißt meinen Namen noch. Ich bin gerührt." Klackend fiel das Holzscheit in den Staub. Sie rieb sich die Hände, als wollte sie Schmutz loswerden. "Ist dein vorheriges Schätzchen etwa schon eingegangen? Wundert mich, ich dachte das kleine Pelzknäul würde mehr als das verkraften."

Männeligs Zähne knirschten ehe sie sich öffneten. "Was hast du mit Edwyn angestellt?"

Ina zuckte die Schultern. "Was kümmerts dich? Wenn er fort ist, nimm den nächsten aus deinem Harmen. Oder willst du mir weiß machen, du hättest ihn von Herzen geliebt? Ist das nicht zu mädchenhaft für einen großen starken Zauberer?"

Der schwarze Stier nahm festen Stand, die Kuh wich zurück, als würden sie tanzen. Männeligs Hände formten das Teufelshorn.

"Was hast du ihm angetan? Rede, oder ich reiße dir die Zunge aus dem Schlund!"

Die Kuh reckte sich, lockerte den Nacken und streckte die Hände zum Schreckenszeichen und Donnerschlag aus. Zwischen ihren Fingern prasselte Zauberkraft. Ein böses Lächeln umspielte ihren Mund.

"Versuch es, Zauberer!"

Keuchend schleppte Edwyn sich voran. Ihm war übel, seine Pfoten brannten, der geschwollene Bauch zog ihn wie eine Schürze aus Blei nach vorne. Auf Tims Schulter gestützt vermochte er gerade noch sich aufrecht zu halten, während er mit der freien Hand beständig nach den tiefer hängenden Ästen griff, um sich daran weiter zu ziehen.

Ich hätte im Turm bleiben sollen, schalt er sich ohne dabei den Atem an Worte zu verschwenden. Sein Magen rumorte, verlangte nach Tulpenzwiebeln und gerösteter Leber, während er zugleich ausspeien wollte.

War sein Liebster schon bis zur Hexe gelangt? Hatte man sie tatsächlich gefunden? In seinem Kopf stürzten die Fragen übereinander, verdammt dazu ohne Antwort zu bleiben. Männelig konnte die Hexe längst am Kragen gepackt haben. Er würde sie niederwerfen, ihren Widerstand brechen und sie zwingen... was zu tun?

Schnaubend lehnte Edwyn sich mit der Schulter an einen Baum, um nur ein wenig zu rasten. Tim wollte sich nichts anmerken lassen, doch ein erleichterter Laut entfuhr ihm doch als das Gewicht des Bären nicht länger auf ihm lastete. Edwyn klammerte sich mit einer Hand an den Baum, die andere schob sich wie von selbst unter seine Robe und ruhte auf seinen Bauch. Unter seinem plüschigen Fell fühlte sein Fleisch sich heiß und prall an. Hatte er Fieber? Er glaubte es nicht, doch andererseits war seinem Körper längst nicht mehr zu trauen. Sobald er nur die Hexe erreichte, würde es besser werden. Männelig würde sie zwingen ihn zu... zu... Nun da er stillhielt konnte es wieder spüren. Die Tritte, die so unglaublich sanft an sein Innerstes schlugen. Das alles war so falsch, so absurd, so... so... schön. Er war kein Mann, ein Mann legte sich nicht zu einem anderen und genoss es so sehr. Ergab es da nicht viel mehr Sinn, was nun mit ihm geschah? War er nicht von Hause aus dazu gedacht? Besäße er sonst derartige Triebe? Was würde die Hexe tun? Männeligs Kind aus seinem Bauch reißen? Es durch Zaubertränke vergehen lassen? Wollte er das? Durfte er das wollen?

Wie Felsen stürzten die Fragen auf ihn nieder.

"Wie geht's?", fragte Tim behutsam "Wieder besser?"

Edwyn nickte ohne den Blick zu heben.

"Dan steht gleich dahinten", sagte das Eichhörnchen beruhigend "Warte, ich hol ihn."

"Nicht nötig", brachte Edwyn heraus. Er ließ den Baum los und stemmte sein Gewicht wieder auf die schmerzenden Pfoten. Den letzten Teil des Weges würde er auch noch bewältigen.

"Wo ist der Meister?", fragte Tim als sie den hellbraunen Hengst endlich erreichten. Dan stand noch immer an derselben Stelle, die Erde ringsum war von seinen Hufen durchpflügt.

"Da, glaube ich"

"Was? Drück dich deutlicher aus!"

"Ich wünschte das wär so einfach", brummte der Hengst "Helga packte ihn bei der Hand und führte ihn da ins Gebüsch. Ich hab sie noch gesehen, und dann... ich glaub ich hab einmal zulange geblinzelt, und schon waren sie weg."

"Wie weg?"

"Schlicht und einfach weg. Kein Nebel, keine Sirren in der Luft. Nur plötzlich nicht mehr da."

"Aber das Gestrüpp ist nirgendwo nieder gedrückt, sind sie über die Hecke gesprungen."

"Nein, sie gingen einfach."

"Dahin? Da ist nichts als düsterer Wald. Nichtmal vernünftige Pilze wachsen mit so wenig Sonne."

"Ich kann dir nur wieder und wieder sagen was ich gesehen habe."

"Willst du hinterher?"

"Da durch? Eigentlich nicht."

"Ich auch nicht."

"Aber..."

In diesem Moment schlug ein dumpfes Beben durch die Luft, wie Donner dem das Geräusch fehlte. Nur eine wuchtige Erschütterung, welche die gesamte Welt zu erfassen schien und die man schwer im Magen spürte.

"Zauberei!", hauchte Dan.

Tim nickte zustimmend "Und viel davon."

Tief schnaubend standen sie sich gegenüber. Hexe und Zauberer, Kuh und Stier. Mit zitternden Muskeln starrten sie einander in die rot unterlaufenen Augen, die Hände noch immer zu Zaubergesten erhoben. Man wollte meinen, sie hätten sich nicht einmal bewegt, doch nichts konnte der Wahrheit ferner sein.

"Schwerer als damals, nicht wahr?", schnaufte Ina, ohne ihre Deckung zu vernachlässigen. "Macht keine Freude, wenn das Weib sich wehrt."

"Ich dachte, Edwyn hätte das klar gestellt", keuchte Männelig "Ich wurde ebenso benutzt wie du!"

"Ohja, deine kleine Hure hat mir einiges erzählt."

Mit einem Brüllen schleuderte Männelig pure Zauberkraft nach ihr. Ina wich aus, hinter ihr platzte zischend Rinde von einem Baum.

"Habe ich da einen Nerv getroffen? Verzeih, die große Liebe, ich vergaß. Natürlich kostete es sehr viel mehr Überwindung sich an ein süßes Knäblein zu wagen, als an eine Frau die wehrlos am Boden liegt!"

Sie stieß die Faust nach vorne. Männelig fing das Gros des Zaubers ab, doch was durch seine Finger drang versengte ihm den Wangenpelz. Der Gestank verbrannter Haare stieg ihm in die Nase, doch durfte er sich nicht ablenken lassen.

Sie wird müde, erkannte er, aber ich auch. Ein Zauberkampf zehrte Kraft in Windeseile auf. Er spürte bereits, wie sein Kopf schwer wurde, die Ränder seines Blicks sich eintrübten. Der Kuh musste es ähnlich ergehen, dies konnte nicht mehr lange andauern.

Er setzte einen Huf zur Seite, die Hexe zog nach. Wie in einem absurden Tanz drehten sie sich umeinander, ohne sich auch nur für ein Blinzeln aus den Augen zu lassen. Angestrengt achteten sie auf jede noch so kleine Bewegung. Jeder winzige Vorteil konnte die Oberhand in diesem Kampf bedeuten.

"Oho, dein Bärchen ist dir nachgelaufen!", raunte Ina. Die Lehrlinge standen hinter dem Zauberer, er konnte sie nicht sehen. "Wie das eine brave Schlampe eben tut. Aber musstest du ihn wirklich so heraus füttern? Er platzt ja gleich aus seinem Hemdchen. Ich hab ihn dir wesentlich ranker zurückgeschickt."

"Edwyn ist deinen Fängen entlaufen!", hielt Männelig dagegen "Und tu nicht so, als wüsstest du nicht was ihn plagt. Was du ihm angetan hast. Erniedrige dich nicht noch mit diesen weibischen Spielchen."

"Was weißt du schon von Erniedrigung?", schnaubte die Kuh "Und Spielchen sind auch nur dein Ressort."

"Spielen nicht, nur gewinnen!" Männelig schlug mit beiden Händen zugleich zu. Gewaltige Zauberkraft schoss durch seine Finger, zogen Streifen der Verwüstung in den Boden wo die Hexe eben noch gestanden war. Britzelnd stob die trockene Erde auf und erfüllte die Luft mit Brandgeruch. Hastig riss er den Schutzwall wieder hoch. Keine Sekunde zu früh, denn schon prallte die fremde Kraft über ihn, umschloss ihn wie eisiges Feuer und drückte ihn nieder bis alles was noch zu spüren blieb kaltes, taubes Pochen war. Röchelnd rang der schwarze Stier nach Atem. Er fand keine Kraft mehr seine Schwäche zu verbergen. Sein Schädel fühlte sich an wie von einem Schmied bearbeitet, zwischen seinen Hörnern klang eine ferne Glocke nach. Die Welt fühlte sich unwirklich an, als hätte man sie in weite Ferne gerückt. Ein Schatten fiel auf ihn nieder. Die Kuhhexe warf ihn. Sie stand so nahe, keuchend, zornentbrannt, einen Zauber zum Schlag erhoben. Plötzlich schien sie soviel größer zu sein. Erst da bemerkte Männelig, dass er auf die Knie gesunken war. Seine Arme hielten den Schutz noch aufrecht, doch fühlte es sich an, flösse Blei durch seine Adern. Er zitterte. Kälte breitete sich in seiner Brust aus. Bittere Niederlage und Galle schwappten in seinem Mund.

"Wenn du...", würgte er mühsam hervor "Wenn du erst deine Rache hast... wirst du wenigstens Edwyn erlösen?"

"Dein Bärchen interessiert mich nicht", stieß die Kuh heraus.

Männelig fühlte die Kälte seinen Rücken hinauf kriechen. Dies war zu Ende, er wusste es.

"Versprich es mir!", verlangte er mit aller Kraft die ihm noch blieb. "Versprich mir, dass er lebt!"

Die Beine der Kuh zitterten als sie sich dem Zauberer näherte. Ihre Finger bebten zwischen Spannung und Erschöpfung.

"Und was dann?"

Wie tote Zweige fielen die Arme des schwarzen Stieres herab, sein Zauberschild verlosch. Aus halb geschlossenen Augen blickte er zu seiner Richterin empor. Er sog Luft für einen letzten Satz in seine Lungen.

"Dann nimm dir was du willst"

Ina stand still. Noch stand ihr Schild, noch erwartete sie den Schlag aus der Hinterhand. Doch der Zauberer hielt still. Auf Knien lag er vor ihr, der schwarze Stier, die Pein ihres Lebens. Ein kreischender Schrei entwich ihrer Kehle. Männelig schloss die Augen. Die Hexe schlug zu.

Die Faust traf ihn unerwartet. Männeligs Kopf wurde zur Seite geschleudert, sein Kiefer knirschte, die Zähne prallten aufeinander. Schmerz explodierte und übertönte alle Taubheit. Doch der tödliche Zauberschlag blieb aus.

"Ich hasse dich!", heulte die Hexe. Ihre Fäuste trommelten auf den Rücken des Stieres, warfen ihn nieder.

"Hasse, hasse dich!", kreischte die Kuh. Ihr Geifer spritzte auf das schwarze Fell. "Ich habe mich an die Hexe verkauft, nur für die Kraft dich zu töten. Dann kommt deine Hure und lässt mich dich verstehen, und jetzt ergibst du dich auch noch?"

Sie hieb auf die Rippen des Stieres ein, doch ihren Schlägen fehlte längst jede Kraft, sie taten nicht einmal mehr sonderlich weh.

"Das ist nicht gerecht!", schluchzte Ina "Du hast mir das angetan! Alles, an allem bist du schuld! Seit dieser Nacht wollte ich dich umbringen. Dann kommt deine Bärenschlampe, macht irgendwas mit meinem Kopf und plötzlich... Ich hab so sehr auf den Kampf gehofft. Wärst du nicht gekommen, ich hätte dich gesucht. Auf die eine oder andere Weise. Ich wollte dass es ein Ende findet, ein für alle Mal! Und jetzt liegst du da, ich hab gewonnen verdammt! Jahr um Jahr hab ich mir das ausgemalt."

Sie starrte auf ihre fleckigen Hände, auf ihrem Fell gerannen versprengte Blutstropfen.

"Warum fühlt es sich jetzt so falsch an?"

"Weil es falsch ist!" Männeligs Stimme klang leise, alle Luft war aus seinen Lungen geschlagen, das Atmen fiel ihm schwer. "Edwyn hat deinen Geist geheilt, wie meinen davor. Eine alte Wunde aufgerissen und den Eiter heraus gedrückt. Ich würde sagen, dass es mir leid tut, aber wie könntest du mir glauben? Ich würde es so gerne ungeschehen machen, aber wie sollte das gehen? Darum bitte ich dich nur, hilf meinem Edwyn, was du mit mir machst ist mir gleich."

Die Kuh trat einen Schritt zurück. Sie richtete sich auf und wischte über ihr Gesicht.

"Willst du mir auch noch weiß machen, dass dir soviel an dem armen Jungen liegt?"

"Es ist viel simpler", erklärte der Stier, und ihm war als nähmen die Worte für einen Moment all den Schmerz von ihm "Ich liebe ihn!"

"Das ist doch absurd", schnaubte die Hexe "Du spekulierst, dass ich jetzt von edler Gesinnung bin, dass ich mir schlicht ansehen muss, was es mit deinem Bärchen auf sich hat."

Auf Männeligs halbem Gesicht, der Hälfte die nicht gerade anschwoll, zeigte sich ein angedeutetes Lächeln. "Da es eh von dir stammt, willst du es sicher begutachten. Auf weibliche Neugier ist Verlass."

"Ahja?" Schwungvoll schritt Ina hinter den knienden Stier und schlug ihm den Huf ihm zwischen die gespreizten Beine. Männelig gab ein ersticktes Röcheln von sich und fiel nun endgültig in den Dreck.

"Dass ich dich nicht umgebracht habe, erlaubt dir noch lange keine Frechheiten!"

Energisch stapfte sie die wenigen Schritte an die Grenze ihres Reiches und wischte dabei den verzauberten Salzkreis weit genug auf, um den Männern einen Blick auf ihre Hütte zu gestatten. Noch ehe die Lehrlinge auch nur den Mund öffnen konnten, hatte sie Edwyn schon am Kragen gepackt.

"Du kommst mit mir! Ihr anderen zwei könnt euch um eueren Herrn kümmern."

"Mutter Gottes, was ist denn mit dir passiert?"

Die Stimme der Hexe klang ehrlich, ihr Erstaunen war nicht aufgesetzt.

Edwyn wusste darauf nichts zu sagen. Er hatte mit Schadenfreude gerechnet, mit Hohn und Gelächter aber nicht mit großäugiger Verwunderung. Nackt saß er auf dem Tisch der Hexe, die Beine weit gespreizt, den Oberkörper zurückgelegt, und wartete still während die sanften Kuhfinger seinen riesigen Bauch betasteten.

Ein Röcheln klang durch die offenstehende Tür herein. Edwyn drehte den Kopf und sah wie sein Liebster gestützt auf Tim in die Hütte trat. Er ging dabei überaus breitbeinig und vorsichtig. Dan kümmerte sich draußen um Helga.

Die Hexe blickte nur kurz zwischen den Schenkeln des Bären auf.

"Warst du so eifersüchtig auf uns Frauen, Zauberer? So wild auf eigene Kinder, dass du dem armen Jungen derartiges antun musstest?"

Mit zusammengebissenen Zähnen richtete Männelig sich auf und stützte sich auf einen Stuhl. Nickend bedeutete er dem Lehrling ihn loszulassen.

"Ich dachte, dass hätten wir hinter uns gebracht", knurrte er. "Warum willst du jetzt noch leugnen, dass dies dein Werk ist?"

"Weil es die Wahrheit ist!", entgegnete die Hexe. "Mach mich besser nicht noch einmal wütend. Und überhaupt wüsste ich nicht einmal wie ich das anfangen sollte, ich habe nur versucht...Oh!"

"Oh?" Männelig versuchte sich aufzurichten und beließ es schnell bei dem Versuch. "Was soll das heißen, Oh?"

Die Hexe trat von dem Tisch zurück, den Blick starr auf Edwyns Bauch gerichtet. "Als mir klar wurde, wen ich da vor mir habe, da habe ich etwas versucht. Eine Rezeptur aus den Büchern meiner Vorgängerin. Eine Abfolge von Mixturen, die mit der Zeit Männlein zu Weiblein wandeln sollten. Ich fand den Gedanken spaßig, den Lustknaben des Zauberers zum Mädchen zu machen. Ha! Sie sagte noch es würde nie klappen. Aber ich wollte es schon lange ausprobieren. Also versuchte ich mein Glück. Nachdem nichts geschah ließ ich den Bären aufwachen, und... Nunja, lassen wir das."

Sie begann unstet hin und her zu schreiten.

"Ein guter Teil der Mixturen war mein Mondblut. Das, und die Umgebung all der Zauberkräfte muss irgendwie..."

"Soll das heißen, dass Kind stammt auch von dir?", schrie Edwyn auf.

Ina schnaubte verächtlich. "Wohl kaum! Meine Fruchtbarkeit war der Preis, den ich für die Hexerei bezahlte. Dennoch, es muss einen Teil dazu beigetragen haben. Ich hätte es nur nie für möglich gehalten."

Männelig fiel es sichtlich schwer ruhig zu bleiben.

"Was genau denkst du, ist passiert?"

Die Hexe zuckte mit den Schultern. "Gute Ausgangslage, stetig fließende Zauberkraft, unbewusste Wünsche? Woher soll ich das wissen? Vermutlich gab es nicht das Eine, mehr eine Verbindung von vielen Dingen. Form, die sich Funktion schuf. Das solltet ihr doch am Besten wissen, manchmal schlängt ein Zauber um sich. Ein Gebräu das Weiblich machen soll, verbunden mit soviel Verkehr, als wollte man verbissest Nachwuchs zeugen, verbunden mit dem Fluss der Kraft durch beide Leiber..."

"All das verselbstständigte sich irgendwann, und formte Edwyns Leib so um dass ein Kind darin wachen konnte?"

"Offenbar", gab Ina etwas ratlos zu. "Ich vermute, es begann im Blut. Eine Hitze, gierige Lust, um die Befruchtung sicher zu stellen. In den Gedärmen formte sich etwas wie eine Tasche, das vor dem Unrat des Körpers geschützt lag. Dort hinein gelangte der Samen eines Zauberers, der sich nach Kindern sehnte."

"In einem Körper, der sie ihm gerne geben würde", vollendete Edwyn die Überlegung. Seine Hand tastete nach Männelig. Die Finger des schwarzen Stiers schlossen sich um die Seinen. "Dann ist es meine Schuld!"

"Es ist niemandes Schuld!", sagte Männelig entschlossen.

"Und doch stückweise von allen." Ina seufzte. Sie schüttelte sich, ging zum Küchentisch und tauchte das Gesicht in eine Schüssel voll Wasser. So lange, dass Tim schon besorgt zu den anderen blickte, als die Hexe prustend wieder auftauchte. Sie schlug ihre nassen Haare beiseite und trocknete sich mit einem Tuch ab.

"Na schön", verkündete sie "Ein trächtiger Knabe. Warum auch nicht? Am heutigen Tag wundert mich überhaupt nichts mehr. Hexen holen schon immer Kinder auf die Welt, warum nicht auch dieses? Jetzt, da wir uns zumindest einig zu sein scheinen, wie es da hinein geraten ist, können wir anfangen zu überlegen, wie wir es denn heraus bekommen."

Am Abend dieses Tages, die Sterne standen bereits am Himmel, zog gepresstes hohes Ächzend durch den obersten Stock des Zauberturms. Der junge Bär klammerte sich mit beiden Händen an die Lehne des Stuhls. Seine Beine zitterten, er schnappte nach Luft. Es tat weh, aber wenn er jetzt aufgab würde es eher früher als später noch viel schlimmer weh tun. Dann würde alles zu spät sein. Das Gewicht lastete schwer auf seinen angespannten Schenkeln, seine Sehnen brannten, er sank ein wenig und es tat wieder weh. Er wimmerte.

Die Tür wurde aufgestoßen und ein schwarzer Stier stürmte mit einem Eimer Wasser in den Raum.

"Edwyn, was machst du denn da?"

Feucht glänzende Bärenaugen blickten sehnsüchtig zu dem Zauberer auf.

"Ich dachte, ich könnte den Nächsten versuchen."

"Oh Edwyn" Männelig stellte das Wasser ab und trat hinter den Bären. Zärtlich schlang er seine Arme um dessen Brust und unter den hoch gewölbten Bauch. Edwyn seufzte leise. Allein die Hitze seines Liebsten an sich zu spüren ließ ihn allen Schmerz vergessen. Vorsichtig richtete der schwarze Stier sich auf und hob den Bären mit sich an. Mit einem lauten Schmatzen verließ der polierte Stein den jungen Leib und blieb glitschig schimmernd auf der Sitzfläche zurück. Sanft umspielte Männelig den Nacken des Bären mit der Zunge.

"Edwyn, es hat mich Jahre gekostet all die Steine zu bewältigen. Hetz dich doch nicht so sehr." Er küsste das Ohr seines Liebsten. "Ich wünschte, ich könnte es dir abnehmen."

"Du kannst ja das nächste austragen", murrte Edwyn. Er tastete nach hinten, doch die Lenden des Stieres wichen aus. "Wie geht es deinen Zwillingen?"

"Sie werden heilen. Aber das braucht Zeit", antwortete der Stier. Seine Finger gruben sich in den plüschigen Hintern des Bären. "Wie alles andere auch. Leg dich doch mit mir hin, es war so ein langer Tag."

Edwyn nickte unsicher. "Meinetwegen. Aber mit dem Granit!"

Männelig verdrehte die Augen. "Wenn du unbedingt willst."

Der schwarze Stier legte sich aufs Bett und Edwyn kniete sich über ihn, den Hintern direkt auf Männeligs Gesicht gerichtet.

"Möchtest du noch etwas Hexensalbe?"

"Ja, bitte", nickte Edwyn "Die tut gut!"

"Na wenigstens kann sie das."

Der Zauberer tauchte den polierten Granit in die Schale welche die Hexe gefüllt hatte und drehte den Stein in dem trüben Mus. Dann setzte er die Spitze behutsam an die schleimige Bärenpforte. Edwyn ließ sich zurück sinken und nahm den kühlen Stein laut seufzend in sich auf. Der Pfropf war ein wenig kleiner als der Granat mit dem er es zuvor versucht hatte, daher glitt er in einem Rutsch in ihn, bis nur noch der flache Sockel aus dem weichen braunen Fell aufragte.

"Tut er dir auch wirklich nicht weh?"

"Ein wenig zieht es", gab Edwyn zu "Aber ganz schön eigentlich. Die übrigen schaffe ich sicher auch noch." Ächzend legte er sich neben den schwarzen Stier und vergrub sein Gesicht in dessen Brust. "Glaubst du, es wird klappen. Das, du weißt schon, wenn es dann soweit ist."

Männelig streichelte ihm die Wange. "Ich hoffe es!"

"Ina hat gesagt, es müsste funktionieren", beteuerte der junge Bär "Wenn der Zauber schon alles andere so hingebogen hat und alles."

"Ich weiß", flüsterte der Zauberer "Ich stand daneben."

"Ja" Edwyn schmiegte sich an Männeligs Körper, so eng sein praller Bauch es eben erlaubte. "Ich hab Angst!"

Der schwarze Stier streichelte seine Wange. "Zurecht"

Trocken schluckte der junge Bär. "Versprichst du mir, dass alles gut wird?"

Männelig sah ihm in die Augen. "Das kann ich nicht."

Edwyn hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Ich weiß"

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