Wolfsblut - Teil 1 Kapitel 11: Die Prinzessin
Teil 1: Rudel Kapitel 11: Die Prinzessin ,,Wer bist du!?", schrie Aaron hinauf in den finsteren Himmel. Ein greller Blitz zog sich über die dunkle Wolkendecke. Wieder wurde für einen kurzen Augenblick das Gesicht sichtbar. Ein kräftiger Windstoß zog über den Wald, Blätter wirbelten durch die Luft. Die Wolken veränderten ihre Position. Der schwarze Wolf kniff die Augen zusammen, das konnte er nicht glauben. Die Wolken formten einen Körper.
,,Ich bin die Wolfsprinzessin Alantha.", hallte die Stimme, die von der Wolkenformation zu kommen schien. ,,Seit wann haben Wölfe haben Prinzessin?", fragte Canjy sich.
,,Das Licht des Xyonits hatte mich erweckt, der Stein aus einer anderen Welt."
Aaron blickte verwirrt auf die seltsame Wolkenformation und rief: ,,Was bist du? Was willst du?"
,,Ich wusste, dass ein Teil des Steins sich hier befinden musste, daher habe ich mich in dein Bewusstsein eingenistet und dich kontrolliert, sodass du den Stein finden und behalten würdest, doch jetzt brauche ich dich nicht länger."
Die Wolken färbten sich in ein kaltes Schwarz, sie lachte kalt und Aaron krümmte sich am Boden, schwarze Blitze umgaben ihn und zerrten an seinen Kräften.
Leo blickte voller Entsetzen zu dem Wolf, der gequält wurde. Er sprang zu ihm und wollte ihm helfen, doch die Blitze trafen auch ihn und warfen ihn wieder zurück.
Aaron öffnete wieder die Augen und jaulte: ,,Das lasse ich mir nicht gefallen, ich gebe nicht auf!"
Seine Augen glühten rot auf, trotz aller Schmerzen hielt er sich auf den Pfoten und blickte voller Zorn in den Himmel. Aus seinen Augen schossen zwei rote Strahle, die sich zu einem großen Strahl bündelten und in den Himmel schossen.
Die Wölfin in den Wolken schreckte zurück und schrie laut, als der Strahl in den Himmel einschlug. Die Wolken lösten sich sich auf, die Wölfin verschwand.
,,Das wirst du noch bereuen! Ich werde den Stein noch bekommen.", rief die kalte Stimme, die daraufhin verstummte.
Leo blickte mit offenem Maul und aufgerissenen Augen in den Himmel. Die Wolkendecke verzog sich langsam, dennoch blieb es dunkel. Er blickte wieder zu Aaron und zuckte zusammen, der Wolf krümmte sich am Boden und jaulte voller Schmerz.
,,Was geht da vor?", wollte Canjy wissen, der mit dem bewusstlosen Kater auf dem Arm wieder zu Leo stapfte.
Aaron schrie laut auf, ihn umgab eine schwarze Aura, seine roten Augen glühten noch einmal, dann verblassten sie und seine blauen Wolfsaugen kamen wieder zum Vorschein.
,,Er verwandelt sich in seine alte Gestalt zurück.", sagte Cosa.
Das Fell legte sich wieder und färbte sich in das typische Weiß, er wurde wieder kleiner, bis er auf seiner ursprünglichen Größe war. Über ihm erschien ein helles Licht und etwas, das von dem Wolf auszugehen schien, floss in einem funkelnden Strom zu diesem Licht. Es verwandelte sich wieder in den Stein, der in den Farben des Regenbogens glänzte. Der Stein fiel zu Boden, Aaron keuchte erschöpft, seine Beine zitterten. Schließlich fiel er in das Gras. Leo ging langsam auf ihn zu und stupste ihn leicht mit der Vorderpfote an. ,,Er rührt sich nicht mehr.", bemerkte er und setzte sich vor ihn. Canjy ließ den Kater auf den Boden, näherte sich dem Wolf und überprüfte den Puls. ,,Er lebt noch aber sein Herzschlag ist schwach, sein Leben hängt an einem seidenen Faden."
Cosa tapste vor den verletzten Wolf und stupste ihn leicht mit der Nase an.
,,Der Albtraum ist vorbei, ich weiß, er ist ein starker Wolf, er wird überleben und wieder so wie früher werden, bevor er diesen Stein gefunden hatte."
Er drehte sich zu Leo und sagte: ,,Ich danke dir Leo, doch dieser Stein muss vernichtet werden, so etwas darf nicht noch einmal geschehen."
Der Wolf nickte und ging langsam auf den Stein zu.
,,Wie können wir ihn nur zerstören?", fragte Leo sich. Der Stein leuchtete im einfallenden Mondlicht in den Farben des Regenbogens, ein schönes Farbenspiel, doch Leo ließ sich davon nicht beeinflussen, der Stein musste verschwinden, für immer.
Er ging näher, die Farben leuchteten in seinen Augen, die Angst pulsierte in ihm, als er vor dem Stein stand.
,,Leo, was hast du?", fragte Canjy, als er bemerkte, dass Leo starr auf den Stein blickte. Leos Körper schien wie eingefroren, seine Pfoten kribbelten und seine Augen leuchteten. Plötzlich begann der Stein wieder stärker zu leuchten.
,,Leo, weg da, schnell!", rief Cosa, doch Leo hörte ihn nicht mehr, er fiel in eine Art Trance, sein Körper rührte sich nicht mehr.
,,Leo!", schrie Canjy und rannte zu ihm, doch da löste sich der Stein in glitzernde Funken auf, diese flogen um den Wolfskörper. Leo kniff die Augen zusammen, als er von dem silbern glänzenden Staub umgeben war. Das helle Mondlicht, das von jedem Funken reflektiert wurde, blendete ihn.
Leo hustete und fiel zu Boden. Canjy kniete sich zu ihm nieder und schrie: ,,Was passiert mit ihm!"
,,Der Stein dringt in seinen Körper ein.", antwortete Cosa.
Der Körper des Wolfes zuckte, die Funken legten sich eng an seinen Körper und schienen zu verschwinden. Leos Fell färbte sich schwarz und ihm schossen Bilder in den Kopf. Bilder von Blut, rotes Blut auf einem Fell, das wie ein Regenbogen glänzte, er sah Schmerz, Verzweiflung, er hörte die qualvollen Schreie aus der dunkelsten Tiefe. Kein Licht schien in dieser grausamen Dunkelheit, es war finster, kälter als alles, was er bisher gesehen hatte, das Eis lösten tiefe Wunden, Schmerz und Trauer aus. Leo hörte die Rufe des verzweifelten Wesens, doch es war gefangen in der Dunkelheit.
,,Leo, wach doch auf, Leo!"
Canjy rüttelte an dem Wolf und versuchte verzweifelt ihn zu wecken.
,,Wach auf!"
Er klammerte sich an das Fell und drückte ihn an sich.
,,Bitte wach auf.", flüsterte er leise.
Leos Körper beruhigte sich langsam, die Anspannung ließ nach, das Fell verblasste, bis es wieder weiß wie frisch gefallener Schnee war.
,,Er braucht einen Arzt.", meinte Canjy, als er den Herzschlag des Wolfes überprüfte.
,,Canjy."
Der Fuchs drehte sich zu dem alten Wolf, der mit dem Schweif zu dem Kater deutete, der gerade aufwachte.
,,Was ist passiert?", fragte Hakku benommen und klopfte sich den Dreck aus dem Fell.
,,Erklär ich dir später, hol die Karte aus meiner Tasche, wir müssen unbedingt in die nächste Stadt, Leo ist verletzt.", drängte der Fuchs.
,,Und Aaron auch.", ergänzte Cosa, der sich gerade unter den weißen Wolf schob, sodass er ihn seinem Rücken transportieren konnte.
Hakku packte die Karte aus, entfaltete sie und meinte: ,,Wir müssen an der Schlucht entlang gehen, irgendwann kommt eine Brücke." Canjy nickte und stand auf, er hielt Leo auf den Arm. ,,Dann auf nach Aloxa.", sagte er. Die Sonne ging bereits auf, als sie am Horizont endlich die Stadt erkannten.
,,Wir müssen zur Tierarztpraxis May. Aber was glaubt ihr, werden die sagen, wenn wir mit zwei verletzten Wölfen dort ankommen?", wollte Hakku wissen, als sie das hölzerne Schild, auf dem der Name der Stadt stand, erreichten.
,,Uns bleibt nichts anderes übrig, wir müssen einfach hoffen, dass sie sie behandeln.", meinte Canjy. Cosa lief hinter Hakku und Canjy und sah sich misstrauisch in der Stadt um, sein Schweif klemmte zwischen den Beinen und seine Ohren waren angelegt.
,,Du brauchst keine Angst zu haben.", meinte Hakku und strich dem Wolf über den Kopf, der verwundert mit den Ohren zuckte. Der bewusstlose Aaron auf seinem Rücken machte keine Anstalten, aufzuwachen. Seine Beine hingen schlaff herab und sein Fell war zerzaust und schmutzig. Sie liefen weiter durch die Stadt, während Hakku die Karte überprüfte.
,,Es muss ganz in der Nähe sein.", meinte er und stieß plötzlich gegen jemanden.
,,Kannst du nicht aufpassen!?", fuhr ihn jemand an. Hakku schüttelte den Kopf und sah zu der Person, es war ein Mädchen. „Wer bist du denn? Ich habe dich hier noch nie gesehen.", meinte sie.
Hakku musterte sie, es war eine Wölfin mit weißem Fell, ihre Augen strahlten blau. Auf den Armen hatte sie gelbliche Flecken, im gleichen gelben Farbton war auch ihre Schweifspitze. Auf ihrem Schweif konnte man dunkelrote Streifen sehen. Sie trug zwei lange, geflochtene Zöpfe. Sie hatte eine auffallende Haarfarbe, während die Haare rechts hellbraun waren, wurden sie nach links hin heller, bis sie ganz orange waren.
,,Was geht dich das an?!", fauchte der Kater.
,,Fahr die Krallen wieder ein, Katze.", erwiderte die Wölfin und positionierte die Pfoten an ihre Hüften.
Canjy drängte sich zwischen die beiden und fragte: ,,Weißt du zufällig, wo hier die Tierarztpraxis ist?"
Die Wölfin entdeckte den Vierbeiner in seinen Armen. Sie hob die Augenbrauen, sie erkannte sofort, dass es kein gewöhnlicher Hund war. Sie sah an ihm vorbei und erkannte die anderen beiden Wölfe.
,,Wölfe? Richtige Wölfe?"
,,Ja, kannst du uns nun helfen oder nicht?", fragte Canjy ungeduldig und sah zu Leo, der tief zu schlafen schien.
,,Dort werden Haustiere behandelt, keine wilden Raubtiere.", meinte sie.
Canjy seufzte tief, doch die Wölfin ergänzte: ,,Aber ich weiß vielleicht einen Ort, an dem ich euch helfen könnte, wartet hier." In einem finsteren Schloss trat ein junger, Furry mit einem weiß-grauen Pelz ein. Er lief durch die Gänge, bis er in einen Saal kam, wo eine große Wölfin auf einem Thron saß, sie war ebenfalls ein Furry, hatte sehr lange, dunkelbraune Haare und trug ein weites Kleid. Um sie herum waren viele Wölfe versammelt, allesamt Vierbeiner. Ein großer, brauner Wolf mit orangefarbenen Flecken saß vor ihrem Thron und ließ sich von ihr streicheln.
,,Ihr habt mich gerufen, Prinzessin Alantha.", sagte der grau-weiße Wolf und senkte respektvoll den Kopf.
,,Wie Ihr wisst", begann die Prinzessin, ,,haben wir nur einen Teil des Xyonits, den anderen Teil sollte der Rudelführer Aaron besorgen, doch er hat sich gewehrt und mich aus seinem Kopf vertrieben, ich habe keinen Zugriff mehr zu ihm, doch ich spüre, dass der Stein in jemand anderes eingedrungen ist. Wir müssen denjenigen finden und ihm den Xyonit entreißen. Hilos, diese Aufgabe übergebe ich dir, suche denjenigen mit dem Xyonit und bring ihn mir."
Der Wolf nickte und sagte: ,,Sehr wohl." ,,Hier sind wir.", sagte die junge Wölfin und deutete auf die Höhle.
,,Was ist hier?", fragte Canjy, der verwundert in die Höhle, die weit entfernt von der Stadt lag, blickte. Es war eine Steinhöhle, die mitten in einem kleinen Wald lag.
,,Folgt mir.", sagte die weiße Wölfin und tapste in die Höhle. Schulterzuckend folgten Canjy und die anderen ihr.
,,Das ist eine Art Geheimversteck von mir und ein paar Freunden, hinter den ganzen Bäumen, die den Eingang verdecken, bemerkt niemand diese Höhle."
,,Ah ja, und was ist das für eine Höhle?", erkundigte sich der Fuchs. Er bemerkte die Fackeln, die an den Wänden befestigt waren und als Lichtquelle in der Dunkelheit dienten.
,,Hier wachsen besondere Heilkräuter, die ich hier sammeln kann, außerdem gibt es hier eine Wasserquelle. Im Wasser wachsen besondere Pflanzen, die den Regenerationsprozess beschleunigen, einen Versuch ist es wert."
,,Verstehe, aber wer bist du eigentlich?", fragte der Fuchs.
,,Ich heiße Tau May."
,,May? Heißt so nicht auch die Tierarztpraxis?", erinnerte sich Hakku.
,,Ja, meinen Eltern gehört die Praxis, später werde ich auch mal eine große Ärztin wie sie sein. Doch ich will ich eine Ärztin für Furries werden."
Sie kamen an die Quelle, das Wasser schimmerte leicht grünlich durch die Pflanzen, die darin wuchsen.
,,Nun los, lass die Wölfe ins Wasser, die Kräuter werden auch die Wunden heilen. Ihr könnt auch darin baden, das wirkt auch bei euch.", meinte sie lächelnd. Canjy blickte sie errötet an und setzte Leo ab.
,,Keine Sorge Jungs, ich geh derweil in den anderen Teil der Höhle und sammle ein paar Kräuter."
Und schon verschwand sie in der Dunkelheit. Cosa ging langsam näher an das Wasser, er legte Aaron ab und streckte eine Pfote ins Wasser. Er hob die Ohren, sein Schweif richtete sich auf. Der Wolf stieg mit den Vorderpfoten ins Wasser und tauchte die Nase hinein. Der Schweif wedelte aufgeregt.
Canjy legte Leo vor das Wasser und blickte zu Hakku, der nur errötet in eine dunkle Ecke starrte.
Der Fuchs seufzte tief und meinte: ,,Na gut, also Hose runter."
Er zog sich aus und stieg vorsichtig ins Wasser.
,,Das ist gar nichtmal schlecht.", meinte er und ging tiefer hinein.
Leo öffnete benommen die Augen und sog die Luft durch die Nase ein. Langsam kroch er voran zum Wasser, schließlich viel er kopfüber hinein und tauchte ab.
,,Leo?"
Canjy drehte sich erschreckt um und ging schnell zurück an die Stelle, an der der Wolf verschwand. Doch schon tauchte der Wolf in Zweibeiner-Gestalt wieder auf und schüttelte sich das Wasser aus dem blonden Haar. Canjy lächelte zu dem Wolf und drückte ihn fest an sich.
,,Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht. Ist auch wirklich alles noch dran?"
,,Ja, aber du musst mich nicht gleich erdrücken.", lachte der Wolf.
Ein weiteres Platschen erklang und Aaron tauchte wieder auf, er war am anderen Ende des Sees, wo das Wasser weniger tief war. Er schüttelte sich und blickte zu Cosa.
,,Endlich bist du wieder aufgewacht, der Albtraum ist nun endgültig vorbei.", freute sich der graue Wolf.
,,Was ist bloß passiert? Ich kann mich kaum erinnern.", meinte Aaron verwirrt und sah sich in der Höhle um.
,,Das ist jetzt egal, das Wichtigste ist, dass du wieder gesund bist."
Leo lächelte ihnen zu und sah dann zu dem Kater, der noch mit verschränkten Armen zu ihnen blickte.
,,Komm schon her.", rief Leo. Hakku sah zur Seite.
,,Er hat Angst, dass wir ihm etwas weg gucken könnten.", sagte Canjy.
,,Hm." Leo stapfte aus dem Wasser und sagte zu dem Kater: ,,Du brauchst dich doch nicht verstecken Hakku."
Der Kater seufzte, ließ langsam seine Hose sinken, verschränkte die Pfoten vor dem Schritt und folgte dem Wolf ins Wasser.
,,Na also, ist gar nichts dabei."
,,Mh..." Seufzend erhob sich Tau mit einem Kräuterbündel in den Pfoten, die sie gerade gepflückt hatte.
,,Ob ich wohl jemals eine so gute Ärztin werde?", fragte sie sich und packte die Kräuter in eine Tasche.
,,Ich muss erstmal frische Luft schnappen und mir die Beine vertreten.", meinte sie und ging aus der Höhle. Draußen angekommen atmete sie tief ein und ging ein Stück durch den Wald. Nach einigen Minuten setzte sie sich auf einen Baumstumpf und blickte in den Himmel.
,,Entschuldigen Sie junge Dame, darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?", fragte ein junger Wolfs-Furry mit weißem Fell, seine Ellenbogen, Bauch und Beine waren hellgrau und seine Augen strahlten ein freundliches Grün aus. Tau schüttelte sich, sie war kurz eingenickt.
,,Klar, setzten Sie sich.", meinte Tau und bot ihm den Platz neben sich an.
Tau blickte errötet zu ihm, er trug nur ein offenes, hellbraunes Hemd und eine knappe blaue Jeans und seine weißen Haare lagen wild auf seinem Kopf. Er bemerkte ihren verlegenen Blick und fragte: ,,Dürfte ich Ihren Namen erfahren?"
,,Na klar, ich heiße Tau.", stotterte sie.
,,Ich heiße Hilos. Warum erzählen Sie mir nicht etwas über sich?"
,,Naja, meine Eltern sind Tierärzte, mein Traum ist es, auch eine so gute Ärztin wie sie zu werden. Ich arbeite hart um diesen Traum wahr werden zu lassen, manchmal helfe ich in der Praxis, sammle Heilkräuter oder so. Meine Eltern unterstützen mich darin auch, doch manchmal habe ich das Gefühl, dass sie nur meine Leistungen interessiert, denn sonst unternehmen wir kaum etwas zusammen ."
,,Aha, verstehe.", meinte Hilos.
,,Oh ist das langweilig, aber Geduld Hilos.", sagte er sich in Gedanken. Hakku sprang aus dem Wasser und meinte: ,,Mir reicht es, dieses fröhliche Zusammensein ist ja so ätzend."
Leo blickte ihn verwundert an und fragte: ,,Wo willst du jetzt hin?"
,,Ich gehe raus." Und schon hatte er sich seine Sachen geschnappt und ist aus der Höhle gesprungen. ,,Sollen die doch fröhliches Gemeinschaftsbaden machen, aber ich halte mich da raus."
Er lief aus der Höhle und blickte sich um. Seine Ohren zuckten und ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Hakku lief tiefer in den Wald, bis er schließlich Tau und den Wolf sah, er hielt sich hinter einem Baum versteckt und lauschte.
,,Sagen sie, haben sie schon mal von dem mächtigen Stein Xyonit gehört?"
Hakku spitzte die Ohren, während Tau den Wolf nur verwirrt anblickte.
,,Nein, tut mir leid."
,,Sind Sie sicher?" Tau nickte, Hilos stand auf und sagte: ,,Ach ja? Ich glaube du weißt ganz genau, wovon ich rede."
,,Nein, ich kenne keinen Stein mit diesem Namen, ich kenne einige Heilsteine, also da gibt es..."
,,Sei still, wollen wir doch mal sehen, ob du wirklich die Wahrheit sagst."
Hilos trat zurück, sein Körper begann gelb zu leuchten, seine Kleidung verschwand und er löste sich in tausende Funken auf, die sich erneut zusammensetzten und zu einem Wolfskörper wurden.
,,Ein Gestaltwandler?!" Tau trat erschreckt einige Schritte zurück.
Der Wolf ließ ein lautes Jaulen aus seiner Kehle erklingen, Tau schrie voller Schmerz und ein gelbes Licht umgab sie. Hilos verzog die Augenbrauen. ,,Sie hat ihn tatsächlich nicht.", bemerkte er und trat zurück, das Licht ließ nach und Tau fiel erschöpft auf die Knie.
,,Was mache ich jetzt bloß mit ihr?", fragte er sich.
Plötzlich erstrahlte ein helles Licht und ein Wasserstrahl schoss gegen den Wolf, der ihn zu Boden schleuderte. Von einem hohen Ast sprang ein blauer Kater mit weißem Gewand und er rief: ,,Angelockt durch das sanfte Rauschen des Flusses, ich bin Aquamarin!"
Tau blickte erstaunt auf den Kater, der sich dem Wolf entgegen stellte.
,,Das ist doch dieser Kater, der mit den Wölfen hierher kam.", bemerkte sie und trat erschreckt zurück.
,,Geh mir aus dem Weg, Kätzchen!", schrie Hilos und sprang auf Hakku los. Krallen zogen sich durch das Gesicht des Katers, der fauchend zurückwich.
,,Ich werde dir nicht verzeihen, dass du mich so reingelegt hast, dafür wirst du bezahlen!", rief Tau. Sie hielt eine Pfote nach oben, etwas rotes flackerte über der Handfläche. Hakku riss weit die Augen auf, als sich das Licht in einen roten Stein verwandelte.
Der Edelstein glühte in einem hellroten Licht, er sank zu ihrer Brust herab, Blütenblätter wirbelten auf und umkreisten sie. Tau legte den Kopf in den Nacken, als sich ihre Kleidung auflöste und eine riesige Blüte wie aus dem Nichts aus dem Boden schoss. Taus Füße berührten den Blumenstempel, die Blütenblätter schlossen sich um die Wölfin.
Die Blüte leuchtete hell, die Blätter schienen zu glitzern. Schließlich brach die Blüte auf und Tau trat in einem neuen Outfit vor, sie trug ein weißes Gewand mit einem roten Gürtel und Armbändern, ein hellroter Schal schlang sich um ihren Hals.
,,Angelockt durch die sanfte Brise der Rose, ich bin Rubin!"
,,Sie ist also auch ein Wächter wie ich.", bemerkte Hakku.
Tau hob ihre Arme hoch in die Luft und setzte die Pfoten um. Sie begann sich schnell um die eigene Achse zu drehen, die langen Zöpfe wirbelten durch Luft. Blätter und Blüten wirbeln um sie und schienen zu leuchten. Tau streckte die Arme zur Seite und drehte sich schneller, die Blüten und Blätter verformten sich, sodass sie zu spitzen Geschossen wurden. Sie flogen in einem Wirbelsturm auf den Wolf zu.
,,Hey, was soll das? Hör auf!", jaulte er, als die Blätter, die so scharf wie Rasierklingen waren, sein Fell zerschlitzten. ,,Ich komm wieder!" Jaulend machte sich der grau-weiße Wolf aus dem Staub. Tau wurde langsamer und ging in die Knie. Sie keuchte erschöpft.
,,Wer war das?", fragte sich Hakku.
Tau sah zu ihm auf und fragte: ,,Bist du Aquamarin?"
Hakku nickte. ,,Ich hätte nicht gedacht, dass du auch einer wie ich bist.", meinte der Kater. ,,Leo?"
Der Wolf drehte sich zu Aaron um, der ihn schuldbewusst anblickte.
,,Was ist?"
,,Ich kann mich zwar kaum noch erinnern, aber ich weiß, dass ich etwas Schreckliches getan habe, das tut mir leid." Leo nickte ihm zu und wandte sich an Cosa.
,,Was ist eigentlich mit dem Stein passiert?", fragte er.
,,Kannst du dich nicht erinnern? Er ist in deinen Körper eingedrungen, dein Fell ist wie bei Aaron schwarz geworden, doch dann wurde es wieder normal."
,,Was?! Dieser Stein ist noch in mir? Der muss da sofort raus!", schrie er panisch und fummelte an seiner Brust herum. ,,Wie stellst du dir das vor?", fragte Canjy, der dazu geschwommen kam. ,,Canjy, Leo, kommt raus, wir müssen was besprechen!", rief eine Stimme. Es war der Kater, der gerade in die Höhle tapste.
Alle stiegen aus dem Wasser, schüttelten sich das Wasser aus dem Fell, zogen sich wieder an und folgten dem Kater. Sie verließen die Höhle, draußen trafen sie auf Tau. Sie erklärten ihnen, was passiert war.
,,Ich dachte, der Albtraum wäre endlich vorbei.", seufzte Leo.
Er drehte sich zu Cosa und Aaron.
,,Es ist besser, wenn ihr das uns überlasst, ihr habt schon genug durchmachen müssen, geht zurück in den Wald."
Cosa trat vor und sagte: ,,Danke Leo." Er sah zu Canjy und Hakku. ,,Ich danke euch für alles, was ihr getan habt."
,,Ich danke euch ebenfalls, viel Glück auf eurer Reise.", sagte Aaron und zusammen verschwanden sie im dunklen Wald.
,,Waren es vorhin nicht eigentlich drei Wölfe?", fragte Tau verwundert. Leo grinste sie an und sie trat verwirrt zurück.
,,Moment, du warst eben noch nicht dabei."
,,Ja, denn ich bin der dritte Wolf. Ich bin ein Gestaltwandler, also ein Tier, welches sich in einen Furry verwandeln kann."
,,Noch ein Gestaltwandler? Aber weshalb warst du vorhin ein Vierbeiner?"
,,Das bin ich auf dem Schlachtfeld immer, sonst bin ich ein Furry."
,,Wieso? Ich habe bisher kaum Gestaltwandler getroffen und weiß auch nicht viel über sie, aber ich dachte, ihre bevorzugte Form wäre die, der Vierbeiner." Leo trat zu Canjy, gab ihm einen Kuss und sagte: ,,Ich bin wegen ihm so, außerdem habe ich mich so sehr an diesen Körper gewöhnt, dass ich lieber in ihm stecke."
Tau verzog die Augenbrauen, als sie bemerkte, wie Canjy seine Arme um den Wolf legte und ihn ansah. ,,,Moment... ihr seid..."
Leo und Canjy nickten.
,,Die süßesten Jungs sind immer vergeben... oder versuchen mich anzugreifen..."
Sie schauten sie verwundert an.
,,Ach egal, vergesst es, warum gehen wir nicht zu mir nach Hause? Ihr seid doch Reisende, ihr könnt bei mir übernachten."
Die Jungs nickten einverstanden und sie machten sich auf den Weg. Sie traten in das Mehrfamilienhaus. Canjy sah sich um und war froh, im Dorf aufgewachsen zu sein, mit mehreren Familien in einem Haus zu leben, würde ihm absolut nicht zusagen. Er sah zu Leo.
,,Ihr habt garantiert Hunger, wollt ihr etwas essen?", fragte Tau und deutete auf die kleine Küche. ,,Ja, ich verhungre gleich.", sagte Canjy sabbernd.
Tau packte ein Fertiggericht in die Mikrowelle und deckte den Tisch, während Leo, Canjy und Hakku sich setzten.
,,Sag mal, ist es wirklich in Ordnung, wenn wir hier übernachten?", fragte Leo.
,,Keine Sorge, meine Eltern erlauben mir Reisenden Unterschlupf zu gewähren. Wisst ihr, viele Reisende kommen hier in die Stadt, vermutlich wegen der Sehenswürdigkeiten, ich finde die allerdings alles andere als Sehenswert.", meinte Tau. ,,Sicher, dass du keine Schwierigkeiten bekommst?", wollte Canjy sich vergewissern.
,,Nein, macht ihr nicht aber sagt mal, was ist eigentlich passiert, dass ihr so verwundet ward?", erkundigte sich die weiße Wölfin.
,,Das ist eine lange Geschichte.", seufzte Leo.
,,Warum erzählt ihr sie mir nicht? Ich habe Zeit."
Also erzählten sie ihr, was alles passiert ist, wie Leos Eltern angegriffen und bei dem Brand gestorben sind, wie Koru sie angegriffen hatte, aber Leo ihn schließlich besiegen konnte, wie Lima von Mare getötet wurde, die anschließend aus dem Rudel verbannt wurde und in die Schlucht gestürzt ist, was Cosa Leo von dem Stein erzählt hatte und von dem Kampf gegen Aaron.
,,Verstehe, dann habt ihr Drei wohl schon eine Menge erlebt.", meinte Tau.
,,Ja, haben wir, ich hatte gehofft, dass nun endlich alles vorbei sein würde, aber anscheinend geht der Albtraum weiter.", seufzte Leo.
,,Wegen diesem Wolf, der mich angegriffen hatte? Ich frage mich, wer er ist.", sagte Tau.
,,Sag mal", fing Hakku an, ,,wir beide sind ja Wächter, weißt du zufällig was über die anderen Wächter?"
,,Tut mir leid, du bist der Erste, den ich getroffen habe.", meinte Tau, während sie das Essen verteilte. ,,Was passiert denn, wenn ihr alle zusammen seid?", erkundigte sich der Fuchs. Hakku zuckte mit den Schultern. ,,Danke für das Essen.", sagte Leo nachdem sie fertig gegessen hatten.
,,Kein Problem, ihr beide könnt im Gästezimmer schlafen.", sagte sie zu Canjy und Leo.
Der Fuchs grinste den Wolf an, während dieser seufzte: ,,Das kann ja was werden..."
,,Du Hakku kannst bei mir im Zimmer auf dem Sofa schlafen, ich würde gerne etwas mit dir besprechen." Der Kater nickte einverstanden. Sie räumten den Tisch ab, danach zeigte Tau ihnen das Gästezimmer und verschwand mit Hakku in ihrem Zimmer.
,,Also, was wolltest du mit mir besprechen?", fragte der Kater.
,,Es ist meine Pflicht als Wächterin zu kämpfen, es sind Feinde aufgetaucht, also ist es unsere Aufgabe, gegen diese zu kämpfen." Leo warf sich erschöpft ins Bett und starrte an die kahle Decke. Canjy setzte sich neben ihn, während der Wolf seufzte: ,,Ich hatte gehofft, dass dieser Albtraum endlich vorbei ist, doch wieder tauchen neue Gegenspieler auf, ich frage mich, was es mit diesem Hilos auf sich hat und wer genau diese Wolfsprinzessin ist."
Canjy streifte sich die Kleidung ab und meinte: ,,Wir haben Aaron und sein Rudel geschafft, dann werden wir das hier auch schaffen."
Leo blickte skeptisch zu dem Fuchs und seufzte: ,,Ich habe noch diesen Stein in mir, ich habe Angst, dass ich auch zu so einem Monster wie Aaron werde." Canjy nickte und strich ihm über die Wange.
,,Was auch immer passiert, ich bleibe bei dir und beschütze dich, ich lasse es nicht zu, dass du zu so einem Monster wirst."
Leo drehte sich weg und erwiderte: ,,Ich bezweifle, dass du mich wieder zu dem machen könntest, was ich war."
Der Fuchs drückte sich an ihn, knabberte sanft an seinem Ohr und hauchte: ,,Mach dir darüber nicht so viele Gedanken, entspann dich."
Leo seufzte und ließ sich die Boxershorts ausziehen. Die Augen des Fuchses leuchteten voller Erregung, doch Leo meinte nur: ,,Wie soll ich mich entspannen, wenn dort draußen wieder Feinde sind?"
,,Denk einfach nicht daran, lehn dich zurück, schließe die Augen und entspanne dich.", hauchte der Fuchs.
,,Aber ich..."
,,Entspann dich gefälligst!"
Leo lehnte sich zurück und meinte: ,,Ich weiß, du meinst es nur gut, aber ich kann das nicht einfach ignorieren Canjy."
Er lehnte sich zur Seite und zog die Decke über sich. Canjy blickte ihn mit einem Ausdruck von Enttäuschung an und schwieg. Er schmiegte sich an Leos Rücken und flüsterte: ,,Ich bleibe bei dir und beschütze dich, das hab ich versprochen."