Terre Perdue

Story by Gleaming Black on SoFurry

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###################################################################################### Hier folgt eine weitere, tierische Geschichte von mir. Vom Furry für Furrys. ;) Ich habe diese Geschichte von 6 Kapiteln bereits Ende 2009 geschrieben. Sie ist von daher nicht so astrein wie meine neusten Geschichten, einige Beschreibungen sind womöglich schwer bildlich vorzustellen, doch das ist nicht weiter schlimm. Man sehe darüber hinweg, der Kontext, die Geschichte als Gesamtwerk, macht dies wieder wett.

Inhalt:

Terre Perdue ist eine Verlorene Welt. Nach der Machtergreifung des rücksichtslosen, mysteriösen Herrschers Ragnus ist von Natur und Menschheit nicht mehr viel übrig. Die Welt ist trist, öde und das Land heruntergekommen. Die Leute wurden Sklaven, einige zu Ragnus' Handlangern. Doch es gibt zwei Wölfe, die sich seiner Schreckensherrschaft widersetzen und ihr Leben aufs Spiel setzen, um Terre Perdue zu befreien. Gnadenlose Action, heiße Feuergefechte und blutige Beißereien verleihen der Geschichte eine abwechslungsreiche Struktur. Der Kampf spitzt sich zu, als Hinterlist und Tücke bekannt werden. Wem kann man vertrauen? Was bedeutet echte Freundschaft, wie viel ist sie noch wert in einer Verlorenen Welt? Welche Motive treibt die beiden Rebellen an? Doch die wichtigste Frage bleibt: Ist Ragnus besiegbar und wenn ja, zu welchem Preis? ######################################################################################

Terre Perdue

Kapitel I -- Bedrängnis

Schlurf - schlurf - schlurf Erde flog aus dem langen, unterirdischen Tunnel. Dunkle, trockene Erde, in der schon lange kein Leben mehr herrschte. Der Tunnel war schon einige Meter lang, doch noch war das Ziel nicht ganz erreicht. Weitere Erde flog aus dem Loch, das durch den Untergrund ging. Ein Wolf grub sich durch das Erdreich. Als er ein Geräusch vernahm, das nicht durch ihn entstand, drehte er seinen Kopf um und sah in Richtung des Ausgangs ... sein Gesicht wurde vom Mond der Nacht beleuchtet, welches direkt in den Tunnel schien. Der hellgraue Wolf, welcher dunkler wirkte als er es eigentlich war weil es so finster war, hatte zwei verschiedenfarbige Augen. Das gelbe reflektierte das Licht des Mondes gut, während das hellbraune nicht so viel von dem Licht zurückwarf. Er war schon ein kleinwenig außer Atem, trotzdem hielt er ihn an, als er meinte, eine Gefahr zu spüren. Wenn sie ihn hier entdeckten, saß er in einer tödlichen Falle, die er sich selbst gegraben hatte. Der Tunnel wurde sein Ende, denn er konnte hier nicht mehr heraus, wenn sie sich vom einzigen Eingang näherten und sofort auf ihn schossen. Der Wolf wusste, jetzt war es ausreichend lang, er spürte mit seinem inneren Wissen, dass er jetzt nur noch nach oben graben brauchte.

Eine Gestalt schlich sich an der hellen Wand entlang. Ihr Schatten war lang, doch für weitere Personen in der Nähe nicht zu vernehmen. Die Figur des Riesen schlich sich leise an dem Haus entlang. Kräftige Beine, ein Kampfanzug und ein Gürtel mit Patronenhülsen zierten den kräftigen Körper ... es war der starke Körper eines großen Anthrorüden, der sich unmerklich über das abgesperrte Gelände schlich. Keiner der Wächter hatte bemerkt, wie er über den Zaun gelangt war und jetzt bereits auf das zu schützende Gebäude Zugriff hatte. Er musste nur zur Tür gelangen, ein kleiner Hintereingang, dessen Code er dank den Unterlagen geknackt hatte.

Mit einem Mal spürte der dunkelgraue Wolf mit schwarzer Maskierung, wie der Boden weich wurde. Die Erde unter seinen großen Pfoten gab langsam nach und er verlor das Gleichgewicht, obgleich er bei seiner Operation bisher keinen Fehler gemacht hatte. Der einzelgängerische Einbrecher, bewaffnet mit einer Handfeuerwaffe, brach mit dem Boden in dem Tunnel ein, den der hellgraue Rüde zuletzt gegraben hatte und welcher ebenso überrascht wurde durch die nachgebende Decke über ihm. Mit einem Ächzen und Stöhnen fielen sie aufeinander, wobei der schwere Körper des Bewaffneten zur Seite fiel und mit dem etwas kleineren, tierischen Wolf im Loch liegen blieb. Jetzt war es wirklich nur noch ein Loch, die Tunneldecke war am Ende des unterirdischen Gangs aufgebrochen und eine Kuhle bot sich dar. Der Hellgraue, welcher eine blaue und zwei grüne Federn an seinem rechten Ellen trug, eine davon war etwas kleiner, erholte sich schnell von dem Schlag auf seinen Rücken und befreite sich mit seiner ganzen Kraft von den schweren Erdbrocken, um der Situation so schnell es ging wieder Herr zu werden. Er knurrte und bleckte die Zähne, wobei er erst einmal die Orientierung wieder erlangen musste. Auch der Riese ließ sich nicht lange bitten und zückte seine schwarze Handfeuerwaffe, die er sofort auf die Schnauze seines vierbeinigen Gegenübers richtete, bereit ihn zu töten.

Der Hellgraue begann zu knurren und seine Augen blitzten vor Wut. Nun entsicherte der Anthrowolf seine Pistole, bereit, ihn kaltzustellen. Doch noch bevor er das tun konnte, wurde er von seiner blitzartigen Attacke, die seinen ganzen, großen Körper nach hinten beugen ließ, überrascht und verletzt. Der Vierbeiner riss ihm eine blutige Wunde an die Seite des Halses, wodurch die Halsschlagader verletzt wurde. Doch der große Wolf erwiderte den Angriff, in dem er auf ihn schoss, als der Vierbeiner durch den Sturz auf seine Seite abrollte und zwei Meter weiter nach drüben befördert wurde. Das Abrollen aber verhinderte ein unkontrolliertes Aufkommen auf dem harten Boden, welches nicht nur Knochenbrüche oder gar den Bruch der Wirbelsäule verhinderte, sondern ihn vor allem binnen Millisekunden wieder bereit zum Angriff machte. Zunächst einmal aber musste er seinen Schüssen ausweichen. Der Dunkelgraue schoss zwei, drei Mal auf ihn, doch keine Kugel verletzte ihn, weil er vorher erahnte, wo er versuchen würde hinzuschießen, um ihn zu treffen. Etwas Schnelligkeit und Glück gehörte natürlich auch dazu, doch er schaffte es. Die Schüsse gingen daneben und jetzt blieben dem Anthrowolf nur noch 7 weitere Patronen, bevor er nachladen musste. Der Werwolf wusste, der Vierbeiner würde ihm diese Pause nicht geben, so schnell wie er war und so überraschend, wie er ihn beim ersten Mal attackiert hatte, war er fähig, die Pause des Nachladens, obwohl er geübt im Schusswechsel war, zu nutzen, um zum Gegenangriff auszuholen. Eigentlich war das trotz aller Übungen ein ungewöhnlicher Fall. Normalerweise waren die Gegner des großen Wolfs entweder bewaffnet und so musste er sich in einer Nische in Sicherheit bringen, um von den Schüssen des Gegners nicht getroffen zu werden ... oder aber der Gegner war, wie bis dahin in diesem Fall auch, unbewaffnet, allerdings, und das war dieses Mal anders, waren alle unbewaffneten Gegenkämpfer des Anthros in der Regel mit spätestens zwei, drei Schüssen erledigt. Nicht, dass der Körper des Vierbeiners weniger verletzlich war, doch sein Verstand war viel flinker, als bei jedem Gegner, den der Große zuvor jemals hatte.

Etwas erstaunt und fast schon bedauernd, dass der Vierbeiner nun sterben sollte, setzte er erneut zum Schießen an ... schade, er war gar nicht mal so übel gewesen, er sah es als „gut geschlagen" an, wenn der Vierbeiner nun von seinen Schüssen zerfetzt wurde, er vergaß ihn so schnell bestimmt nicht! Er schoss weitere drei Male in seine Richtung und er war gewiss nicht betrunken, er zielte genau und hätte ihn auch getroffen, doch der Rüde flutsche förmlich aus der Schussbahn, noch bevor er abgedrückt hatte. Natürlich war der Wolf mit den zwei Augenfarben nicht schnell genug, einem abgegebenen Schuss zu entkommen, aber anscheinend war er schneller als der etwas trägere Anthro, das machte ihn nun wiederum wütend und er wollte ihn erstrecht „erlegen". Der Dunkelgraue stand auf und stellte sich auf seine zwei Füße, schoss das gesamte Magazin auf ihn ab, jedes Mal verfehlte er ihn, jedes Mal sprang der Hellgraue zur Seite und knurrte ihn in den kurzen Pausen seines überraschten Staunens böse an. Jetzt war aber Schluss mit dem Fliehen, der Vierbeiner nutzte die Gelegenheit, als seine Patronen verschossen waren und sprang auf ihn zu. Geistesgegenwärtig ließ der Anthrorüde seine leere Waffe fallen und hob die Pfoten vors Gesicht. Er zeigte, dass auch er gewiss kein seniler Rentner war und packte seinen Körper genau im Moment des Angriffs, genau, als er seine Kehle mit seinen bereits blutigen Zähnen fast erreicht hatte, um sie zu zerfetzen. Doch so hatte er rechtzeitig reagiert ... der Anthro hielt den Vierbeiner in der Luft, er war immerhin sehr stark, mit beiden Pfoten an seinen Backen, während der vierbeinige Wolf sein Maul weiter aufriss und nach seiner Kehle schnappte, die er aber nicht erreichte. Als er das begriff und merkte, dass es so nicht ging, knurrte er nur noch und sah ihn böse an. Der Anthro, der seinen Gegner nach wie vor an den Wangen in der Luft hielt, konnte nun genau in seinen Rachen schauen und neigte den Kopf etwas zur Seite, „Buäh! Du hast Maulgeruch!" Er wollte ihn erwürgen, denn etwas anderes bot sich jetzt nicht an, doch der Wolf wehrte sich bereits wieder und stach mit seiner rechten Pfote alle Krallen in den Bauch des Anthros - durch den Stoff hindurch, und dieser war zum Kämpfen angefertigt! Dieser Wolf war nicht normal ... Weil diese Aktion sehr schmerzlich für den Großen war, warf er seinen eigenartigen Gegner einfach zwei Meter von sich weg, sodass er die Zeit nutzen konnte um nachzuladen ... mehr als ein paar Sekunden brauchte er dafür nicht und der Vierbeiner war damit beschäftigt, sich wieder aufzurappeln, wenn der Anthro ihn gerade niederschießen würde, damit er wieder zu Boden ging - und da blieb.

Er warf ihn weg, dass es schon beim Zusehen schmerzte und nahm sofort seine Waffe an sich um sie nachzuladen. Mit einem Auge beim Nachladen und dem anderen bei dem Gegner wurde er erneut verblüfft. Sein hellgrauer Gegenkämpfer flog zwar von ihm weg, das hatte er gar nicht verhindern können, immerhin war sein gesamter Körper in der Luft und gegen die Schwerkraft konnte er sich nicht völlig wehren, doch zu keiner Zeit landete er unkontrolliert, etwa mit dem Rücken oder mit dem Kopf auf dem steinigen Boden. Der vierbeinige Gegner wirbelte einmal durch die Luft und landete durch gekonntes Neigen und Drehen anschließend sauber auf allen vier Pfoten auf dem rauen Untergrund, knurrte sofort in die Richtung seines Feindes, als hätte er dort die ganze Zeit gestanden ... kurz gesagt, der Vierbeiner ließ ihm trotz des unvorbereiteten Wurfs zur Erde hin keine fünf Sekunden Zeit zum Nachladen. Dem Anthro stand erneut das Maul offen, nichtsdestotrotz hatte er seine Waffe neu geladen, denn der kleinere Rüde hatte noch nicht zum Angriff ausgeholt, ein Fehler von ihm, zumindest militärisch gesehen. Leider aber hatte er, im Gegensatz zu dem Anthro, nie eine Militärausbildung genossen, das konnten Vierbeiner nicht ... zum Glück für den Zweibeiner, sonst hätte sein Gegner seine Tricks womöglich gekannt und noch besser agiert, als er es so schon tat. Der Kleine war wirklich ein harter Brocken! Doch es half nichts, er musste ihn erledigen, ganz gleich, wie gut er war, denn er war sein Gegner und nur das zählte! Der Anthro feuerte gleich mehrmals ab, er wollte ihm jegliche Möglichkeit zum Entkommen nehmen, dieses Mal zersiebte er seinen Körper sicher! Der Hellgraue wusste um die Gefahr und doch wartete er weder auf Tod noch Gnade. Er wich den ersten Schüssen aus, die letzten gingen völlig ins Leere, denn er stellte sich auf und ließ sich mit dem Fall hinter einer Ecke verschwinden, die das Betongebäude bot. Durch den Fall wusste der Anthro die genaue, folgende Bahn seines Körpers nicht und konnte nicht vorhersehend schießen. Er konnte nur da schießen, wo er seinen Körper eben noch sah, doch das war jedes Mal zu spät, keine Kugel traf den starken Leib des Vierbeiners. Dieser Wolf schaffte es, einem bewaffneten Gegner zu entkommen und besaß trotzdem noch die Dreistigkeit, zu einem Gegenangriff auszuholen. Als er hinter der Ecke verschwunden war, ging der Anthro mit bösem Gesichtsausdruck etwas weiter von der Hauswand weg, näherte sich der Nische aber mit einem Bogen. Er wollte keine weiteren, bösen Überraschungen. Trotzdem konnte er nicht glauben, dass der Vierbeiner hinter der Ecke auf seinen Tod wartete, auch wenn man meinen wollte, er habe sich selbst in eine Falle begeben. Der Anthro spürte mittlerweile, dass sein Lebenswille und vor allem seine Kampfkunst zu groß waren, als dass er ihn so einfach töten konnte. Umso mehr Vorsicht wandte er an, als er vorsichtig hinter die Ecke schaute, sein Finger wollte den Abzug lösen, doch noch tat er es nicht. Hinter der Ecke war es auf jeden Fall noch dunkler als woanders und so blieb der Überraschungseffekt.

Das Einzige was er sehen konnte waren ein paar Holzkisten, die ursprünglich von der Waffenlieferung kamen. Doch mehr konnte er nicht entdecken. Gerade als er den Verdacht bekam, dass ja bekanntlich alles Gute von oben kommt, so sah er nach oben zum Dach des Gebäudes. Just in diesem Augenblick sprang der hellgraue Rüde dank Anlauf genau auf ihn zu und warf ihn nach hinten über, sodass der Anthro unkontrolliert auf dem Boden landete. Er hatte ja einiges bei der Armee gelernt, so war er immer schon gut darin, nach einem Fall sofort wieder aufzustehen und für den nächsten Angriff bereit zu sein ... doch dieser Rüde, das musste man einfach sagen, war besser. Der Vierbeiner landete direkt hinter seinem Kopf auf allen vier Pfoten. Das erste was er tat, war ihm die Waffe abzunehmen. Er legte sie ein paar Meter weiter wieder ab und gerade als der Anthro aufstand, sprang er über ihn hinweg. Die Wächter waren nun endlich auf die Kampfhandlung aufmerksam geworden und rückten an, auch wenn man sie noch nicht sah, zu hören waren sie schon aus der Ferne. Der Vierbeiner nutzte seinen Vorsprung um sich aus der Gefahrensituation ein für alle Mal zu befreien. Er hätte den Anthro jetzt töten können, wo er überrascht zu Boden gefallen war, doch was hatte er davon, wenn er seinen Gegner getötet hatte und im nächsten Augenblick von den Wachen getötet wurde? Lieber nutzte er die Gelegenheit um sich zu verflüchtigen, wahrscheinlich würden die Wächter des Gebäudes diese Drecksarbeit ohnehin für ihn erledigen. Der Vierbeiner sprang über die Kisten und von dort aus erneut aufs Dach. Er war sportlich und muskulös, was ihm erlaubte, so weit und hoch zu springen, wie es für sein Gewicht nur ging. Seine Gelenke waren wie Federn gespannt und konnten sein Gewicht förmlich durch die Luft katapultieren, wenn er den nötigen Anlauf dafür hatte. Er nahm auf dem Dach erneut Anlauf und sprang fünf Meter von der Kante des Dachs über den Zaun, welchen er nur so knapp überwand, dass die Spieße, die ein Überwinden eigentlich verhindern sollten, seinen Körper streiften und blutige Ritzer in seinen Bauch schnitten ... das jedoch war wohl das kleinere Übel, andernfalls hätten ihn die Wächter mit ihren Maschinengewehren getötet oder wenn sie es nicht getan hätten, hätte es der Werwolf. Dieser hob die Waffe sofort auf, nachdem der Vierbeiner von ihm abgelassen hatte und scherte sich nun ebenfalls nicht mehr um ihn, sondern schoss viel lieber auf die Wachen, die nun nur noch etwa zehn Meter von ihnen entfernt waren. Während der Hellgraue bereits in die Ferne rannte, so schnell er nur konnte, im Dunkel der Nacht verschwand, schoss der Anthrowolf auf die bewaffneten Menschen, die gekommen waren um den viel zu spät bemerkten Einbrecher kaltzustellen. Der Anthro war jetzt sogar ein Segen für den Vierbeiner ... denn während er die bewaffneten Menschen mit seinem Schusswechsel beschäftigte und selbst keine Gelegenheit mehr hatte, ihn zu bekämpfen, konnte er fliehen und sich in Sicherheit bringen, wovon der Dunkelgraue derzeit nur träumen konnte.

Die Wachen hatte er niedergeschossen, doch es dauerte nicht lange und er hörte, wie sich aus der anderen Richtung die nächsten näherten. Ihm fiel ein, wie er von hier wegkommen konnte. Über den Zaun sprang er gewiss nicht, denn er wusste, dass er so weit wahrscheinlich nicht ohne Übung springen konnte und sich selbst brutal aufspießen würde. Er rannte stattdessen dorthin, wo er in das Loch eingebrochen war. Er hatte mitbekommen, dass der Fremde einen Tunnel gegraben hatte und wäre er nicht darüber gelaufen beziehungsweise hätte er ihn nicht gegraben, wäre die ganze Mission geglückt. Nur dieser Zufall hatte verhindert, dass die beiden eigentlich so guten Wölfe mit ihrem Einbruch scheiterten, was er aber erst jetzt feststellte. Der Anthro schoss ein paar weitere Male in die Tunneldecke, wofür er eines der Maschinengewehre der toten Menschen verwendete und öffnete den Tunnel somit. Der Gang war jetzt auch groß genug für ihn und der Kampfwolf konnte unter dem Zaun hindurch, was recht flink ging, die Zeit ließ ihm auch keine andere Wahl. Nach dem Aufstehen hinter dem Zaun, feuerte er noch ein paar Salven ab, bevor er sich auf seinen offenen Geländewagen setzte, den er etwas weiter entfernt unauffällig geparkt hatte und davonfuhr. Er wurde zwar von ein paar Wachen verfolgt, diese konnte er allerdings mühelos während der Fahrt nach hinten raus niederstrecken.

Spät in der Nacht schleppte sich der junge Vierbeiner ächzend zu einem alten Zelt, das sichtlich von den Witterungsbedingungen dieser Zeit gezeichnet war. Sofort öffnete sich der einzige Eingang und eine menschliche Gestalt trat heraus, deren Schatten, durch das Mondeslicht verursacht, auf den erschöpften Krieger fiel. Zwei Hände umfassten den verletzten Hals des Rüden liebevoll und legten sich darauf, als konnten sie die Wunden allein durchs Auflegen heilen. Müde schloss der Rüde die Augen und gab sich den liebevollen Händen hin. Ein letztes Ächzen verließ seine heisere Kehle, dann fiel der Wolf in seinen Schlaf.

Es war nun schon einige Jahre her, dass Ragnus, der schreckliche aber nie und von niemandem je zuvor persönliche getroffene Herrscher von Terre Perdue die Macht erobert hatte. Seit dem war die ganze Welt ein dland und das Leben war hart geworden. Die Natur war großenteils abgestorben unter den umweltfeindlichen Bedingungen, denn Ragnus wollte, dass alles ausschließlich ihm diente. Alle Menschen die Ragnus unterwerfen konnte, hatte er versklavt, der Rest wurde brutal vernichtet oder gefangengenommen. Der große Betonklotz war sein Hauptquartier, nur sehr wenige profitierten von seiner Herrschaft, die meisten wussten noch nicht einmal, wie er sie überhaupt erlangt hatte. Es schien nur einen einzigen Rebellen zu geben, Rayo, der Anthrorüde. Er hatte sich in einer verlassenen Ruine einquartiert, eine alte Ziegelsteinfabrik am Rande der ebenso verkommenen Stadt. Die Herrschaft Ragnus' hatte die Welt dahingerafft und den Platz zum Leben arg beschränkt. Hätte Ragnus ihn ausfindig gemacht, wäre er schon ein toter Wolf. Er musste stets auf der Hut sein, allein das Wissen über einen Rebellen machte das Dasein für Rayo zur ständigen Lebensgefahr. Doch das kümmerte ihn jetzt gar nicht mal vordergründig, denn er hatte sich gut verschanzt und war schwer bewaffnet. Was ihn jetzt beschäftigte, war die Tatsache, dass er nicht der letzte, noch nicht unterworfene, freie und vor allem klar bei Verstand befindliche Wolf war, der draußen umherstreifte, außerhalb der Arbeitslager und Gefängniszellen unter Ragnus' Herrschaft. Zunächst hatte er natürlich gedacht, dieser Kerl wäre einer von Ragnus' Helfern, auch wenn's ihn gewundert hätte. Doch mittlerweile war er sich sicher, der Fremde war ebenfalls ein Rebell! Andernfalls wäre er nicht vor den Wächtern geflohen. Er suchte fieberhaft in den Akten, die er hatte mitgehen lassen, nach Informationen über den vierbeinigen Artgenossen, doch er fand nichts. Es gab keinen Eintrag über ihn in den Aufzeichnungen, die er bei seiner ersten Gelegenheit hatte mitgehen lassen aus Ragnus' Hauptquartier ... dies musste bedeuten, dass er entweder mit unter der Decke steckte oder aber auf seiner Seite war, dass er nie zuvor Gefangener unter Ragnus' Regime gewesen war und es tatsächlich geschafft hatte, bis heute in Freiheit zu leben. Kein Wunder, er war wirklich ein exzellenter Kämpfer ... Rayo konnte sich durchaus vorstellen, dass er seine Freiheit so bisher immer verteidigt hatte. Da sie sich verstecken mussten, kam es, dass er nie zuvor von seiner Existenz erfahren hatte.

Die Nacht nach der ersten sollte Rayos zweiter Versuch sein, in das Hauptquartier einzudringen. Leider war der Überraschungseffekt nun nicht mehr so groß, da Ragnus wusste, dass es noch mindestens einen Rebellen gab, den er noch nicht besiegt hatte. Die Sicherheitsvorkehrungen für Ragnus' Quartier wurden demzufolge verschärft und die Wachen besser vorbereitet. Nichtsdestotrotz musste der Anthrorüde es wagen und einen neuen Einbruch starten. Auch er hatte sich dieses Mal besser vorbereitet und das Maschinengewehr vom getöteten Wächter von seinem ersten Coup mitgenommen. Er hatte es auf den Rücken gebunden und schoss mit einer Armbrust einen Widerhaken auf das Dach des Gebäudes, oben, von einem Baum aus, den er mit einer simplen Leiter bestiegen hatte. Der Wolf schaffte es, sich unbemerkt nach drüben zu hangeln und auf das Dach zu gelangen. Als er oben stand und durch ein Fenster blickte, das am Tage Licht in das Gebäude lassen sollte, von oben herab, dachte er sich. Wenn der Kerl hier wieder auftaucht, brech' ich ihm jeden Knochen einzeln! Er öffnete die Scheibe auf dem Dach mit einem Glasscheider und sprang herab in das darunterliegende Büro.

Es war ein Leichtes, von diesem Raum in den Nachbarraum zu gelangen. Er hatte in den Akten auch einen Grundriss des Gebäudes entdeckt und konnte sich daran orientieren. Er wusste genau, wo er hinmusste, die Frage war nur, auf wie viel Widerstand er unterwegs dorthin treffen würde. Im Nachbarbüro saß ein Mensch, der an den Plänen Ragnus' arbeitete. Er wurde völlig überrascht durch den Anthrowolf und schrak vom Musikhören auf, doch da war es für ihn schon zu spät. Mit gut geworfenem Dolch tötete der Anthro ihn mitten ins Herz. Es musste noch leise gehen, damit er so lange unbemerkt blieb, wie es nur ging. Jetzt öffnete er die Tür des nächsten Büros und gelangte in den Flur. Dort wurde er vom Feuer mehrerer Soldaten überrascht, die er aber gekonnt niederschoss. Die Überwachungskameras hatten ihn verraten! Daran hatte er gar nicht mehr gedacht ... Der Wolf wollte weiter, in Richtung seines Ziels, doch es wurden immer mehr Menschen, die ihn aufzuhalten versuchten. Sie erwiderten den Schusswechsel und versteckten sich hinter der nächsten Ecke am Ende des Flurs. Der Dunkelgraue schoss immer wieder in ihre Richtung und erledigte auch den ein oder anderen ... „Ihr wollt schweizer Käse?? Sollt ihr kriegen!" Aber als ein Soldat plötzlich eine Handgranate nach ihm schmiss, war er doch sehr überrascht. „Hej?! Niemand sprach davon, dass der Käse geschmolzen sein muss!" Sofort rannte er ein Stück weg, aber die Druckwelle erreichte ihn noch und schleuderte ihn unangenehm zu Boden. Er fühlte die Härte des Flurs mit der Schnauze und dachte daran, wie toll es doch wäre, wenn er so gut aufgekommen wäre wie der Vierbeiner, der darin ja einsame Spitze war, ganz gleich wie er aufkam. Er rannte zurück zum Büro, aus dem er kam und suchte nach einer weiteren Möglichkeit, sein Ziel zu erreichen. „Gibt's hier keinen Notausgang für in die Enge geratene Einbrecher?", maulte er unzufrieden und sah sich um. Die weißen Wände gafften ihn förmlich an, als wollten sie sagen ,Hier nicht!' Doch das hielt ihn nicht davon ab, dem Wahnsinn zu entkommen. „Ich wollte schon immer mal Architekt spielen ...", witzelte er und schoss mit seinem Maschinengewehr eine Art Luke in die Decke.

Jetzt war es ein Leichtes für ihn die Platte aus der Decke zu nehmen und sich nach oben zu hieven. Oben gelangte er direkt im Büro darüber an und sah sich hastig nach einer Möglichkeit zum Flüchten um. Doch als er plötzlich die Stimme des obersten Befehlshabers Ragnus' hörte, wusste er, dass es doch besser war, erst einmal in die Defensive zu gehen. Der Befehlshaber öffnete die Tür zu seinem Büro selbstbewusst, während er mit Ragnus persönlich via Funkgerät kommunizierte. „Wir werden dein Eindringling fassen, das garantiere ich Ih ...", sprach er und verstummte abrupt, als er das Loch im Boden sah. Dass der „Eindringling" persönlich noch in seinem Büro war, wusste er gar nicht, aber er ahnte es. Er beendete das Gespräch mit den Worten. „Das verspreche ich Ihnen ... so wahr ich General Ragito bin!" Er legte das Funkgerät beiseite und zückte seine Handfeuerwaffe aus dem Gürtel. Langsam schritt er auf die einzige Versteckmöglichkeit in seinem Büro zu ... der Schrank.

Im weißen Mondeslicht ruhte der hellgraue Wolf. Er lag zusammengerollt auf einem alten, ausgefransten Busfahrersitz. Der Bus bestand nur noch aus der Karosserie, dem Lenkrad und eben diesen einen Sitz, auf dem er schlief. Die Fenster waren vor dem Transport zum Schrottplatz herausgenommen worden ... das war, als noch ganz andere Zeiten herrschten und überhaupt noch Busse fuhren, sodass man neue bestellt hatte und diesen ausmustern konnte. Der alte MAN stand scheinbar ruhig und, abgesehen von dem Hellgrauen, verlassen auf den anderen, alten Karosserien, wie schon seit über einem Jahrzehnt, vor sich hinrostend. Die Ohren des Wolfs waren das erste, was sich blitzartig bewegte, als ein maschinelles Summen begann. Als nächstes öffneten sich auch seine verschiedenfarbigen Augen. Das Gelbe reflektierte das Mondlicht, das Hellbraune kaum. Er hob den Kopf, als es aufhörte und sah skeptisch in den dunkelblauen Nachthimmel durch die Front. Alles begann zu wackeln, als die großen, schweren Eisenkrallen des Schrottkrans in das Innere des alten Busses drangen und sich langsam schlossen. Sie selbst waren nicht das Problem, viel mehr die Tatsache, dass der junge Rüde scheinbar gefangen war in der nun schwebenden Karosserie. Er verlor den Halt von dem Sitz und durch die Schräglage in der Luft fiel er mit voller Geschwindigkeit nach hinten, genau durch das Heck nach draußen, wobei er vorher noch ein paar Male gegen die Haltestangen geprellt war, was die ein oder andere Rippe hatte brechen lassen. Der Wolf mit dem Verband um den Hals fiel aus dem alten Bus, in dem er eben noch geschlafen hatte auf das Dach eines Autos, das auf unzähligen anderen Autos zu einem Berg getürmt war. Er gewann schnell wieder neuen Halt und fiel nicht weiter in den gefährlichen Schrott, der so viel Metall und Glas beherbergte, dass man nie wissen konnte, was dort für tödliche Gefahren lauerten, wenn man hineinfiel.

Sofort sah der Hellgraue auf zum Führerhaus des Krans, konnte allerdings nichts erkennen, da das Mondlicht in den Scheiben reflektierte. Hier war etwas ganz und gar nicht normal ... niemand würde den Schrottplatz mehr betreiben, weil Ragnus sich nicht für Ordnung und Wiederverwertung interessierte und die Sklaven nur das tun durften, was er befahl und absolut nichts anderes. Der Kran lenkte den alten Bus zurück in seine Richtung, als der Kranführer - wer auch immer das war - den jungen Wolf dort oben auf dem Autodach frei und schutzlos stehen sah. Der Bus wurde herabgelassen und der Schatten seiner Karosserie wurde immer größer auf dem Hellgrauen. Sein Blick war etwas erschrocken ... jemand wollte ihn töten, das stand mittlerweile ganz außer Frage. Es war nicht gerade nett, jemanden mit einem Bus zu erschlagen. Doch er war das harte Leben spätestens seit Ragnus' Herrschaft gewohnt und war auch bereit gegen einen überlegenen Gegner anzutreten, welcher ihn noch dazu ungerechterweise im Schlaf überrascht hatte. Der Rüde erwartete keine Rücksicht, er würde selbst keine zeigen. Doch jetzt erst einmal musste er dem Tod von der Schippe springen, sonst war er im wahrsten Sinne des Wortes platt. Von dem Berg zu verschrottender Autos sprang er auf einen Metallbehälter, der gegenüber stand. Er stand deutlich tiefer, war aber in zu erreichender Ferne. Sein unglaubliches Können im Bewegen und Kämpfen erlaubten es ihm immer wieder, solch gigantische Sprünge möglich zu machen. Der geübte Wolf sprang mit seinen kräftigen Hinterbeinen sofort wieder ab, als er den Rand des Behälters erreicht hatte. Er sprang weiter auf den parallel dazu verlaufenen Rand auf der anderen Seite. Da die Ränder zu schmal zum Stehen waren für einen Vierbeiner, konnte er dort nicht verweilen und das wollte er auch gar nicht, so lange der Kran ihn mit dem Bus verfolgte. Er durfte die Angst nicht Herr über sich werden lassen, er hatte das Sagen und nicht seine Angst! Spitze, glitzernde Eisenteile funkelten in dem dunkelblauen Behälter und luden geradezu ein zum Sterben inmitten messerscharfer Eisenreste. Doch er schaffte es auf den zweiten Rand, von dem er schon wieder absprang noch bevor der das Gleichgewicht zu irgendeiner Seite verlor und sein Körper flog in einem großen Bogen über den Zaun des Schrottplatzes, direkt auf den benachbarten, verlassenen und rostenden Rummel, der schon lange niemandem mehr Freude bereitet hatte.

Der Wolf schaffte es auf die sichere Seite und warf einen Blick zurück zum Kran, während er allerdings noch rannte, auch wenn er ziemlich außer Puste war, da ihn sein Talent im Springen und Rennen jedoch auch eine Menge Kraft forderte. Der Kran folgte ihm und durchbrach den Zaun vom Schrottplatz schlicht, schob den Behälter mit den Metallresten einfach beiseite und rollte wie eine ganze Armee auf den hellgrauen Rüden zu. Dieser rannte so schnell er konnte. Sein Können im Kämpfen bestand vor allem auch darin, sofort und blitzschnell auf neue Ideen zu kommen, wie er sich retten konnte oder den Gegner weiter zurückdrängen konnte. Der kräftige Rüde tat einen letzten, überweiten Sprung nach vorn und rettete sich in der letzten Sekunde in ein Karussellauto, das durch jahrelanges Rosten sofort umbrach und auf die Seite kippte, als der Wolfskörper förmlich hineinschoss. Es war eh etwas eng für den Wolf, doch es konnte ihm das Leben retten, nur das ... wenn überhaupt, denn in diesem Augenblick ließ der Kranführer den Bus herunter, welcher sofort mit der Seite auf das Karussell fiel und alles unter sich begrub. Der junge Rüde verdankte sein Überleben nur dem kleinen Karussellauto, welches ihn vor dem großen Bus gerettet hatte. Die Hohllage, die dadurch entstanden war, hatte ihm den Raum zum Überleben geboten, sodass er nicht tödlich zerdrückt wurde von der großen Karosserie des Busses.

Der General von Ragnus hob seine Waffe, um auf seinen Schrank zu schießen. Er wollte gerade den Abzug ziehen und seinen etwaigen Gegner, dort drin im Schrank, töten, als die Türen aufsprangen und der starke Fuß des Anthros gegen seine Stirn schlug und ihn eine Etage tiefer beförderte, da er genau in das Loch fiel, dass Rayo zuvor geschossen hatte. „Aber Ragito, warum nimmst du denn nicht den Fahrstuhl?", fragte er keck und band sich das Gewehr wieder auf den Rücken. Er nahm zudem die Handfeuerwaffe an sich, die der General durch den Sturz obengelassen hatte; sie hatte den Weg durch das Etagenloch nicht gefunden. Nun machte er sich auf, ebenfalls wieder in das darunterliegende Büro zu gehen und landete mit einem gekonnten Sprung auf dem Fußboden des Raumes darunter. Er sah noch das grimmige Gesicht des Typs, der sich General schimpfte, als dieser ihn mit einem Brett gegen das Gesicht schlug, das er aus einem Aktenregal hatte. Nach einem kurzen Augenblick der Benommenheit fasste sich der Anthro an die Nase, um zu prüfen, ob sie blutete ... doch nicht einmal das war der Fall. Dieser Schlag hätte nicht einmal eine Fliege getötet ... eher gestreichelt, dachte er sich. Trotzdem grinste er und sprach in einer beinahe freundlichen Art zu dem verblüfft zu ihm sehenden General. „Ha, ich weiß: Du bist leidenschaftlicher Bud-Spencer-Gucker, nicht wahr?!" Unmittelbar nach diesem Satz trat er ihm mit voller Wucht in die Magengegend, sodass der leichte Körper des Menschen gegen einen Schrank dahinter prallte, der daraufhin etwas zu wackeln begann. Ohne nennenswerte Pause packte er den Körper des Mannes, „Ich nämlich auch!" und schleuderte ihn über den weißen Schreibtisch. Er flog über die glatte Oberfläche und riss Stifte und Blätter mit herunter, als er auf dem Boden aufkam. Der Dunkelgraue klatschte sich in die Pfoten und lachte fies. „Da hab ich wohl schon ein paar Staffeln mehr gesehen." Der junge Vierbeiner, den er beim letzten Mal getroffen hatte aber trotzdem nicht vermisste, hatte seinen Ehrgeiz geweckt. Es war beinahe langweilig, zu wissen, dass man der einzige, noch Übriggebliebene war, der es mit diesem Regime aufnehmen konnte ... doch jetzt, da er wusste, es gab noch jemanden der fähig war, Ragnus' Leuten ernsthaft zu schaden, wollten auch seine Kampfgeister wieder aufleben. Er kletterte auf den Schreibtisch und sprang von dort aus ab, um sich wieder nach oben in das Büro darüber zu hangeln. Er war vielleicht nicht so schnell wie der Kleine, trotzdem schaffte er es nach oben. Sein unbewaffneter Gegner stellte erst einmal keine Gefahr dar. Er musste nun viel lieber zu seinem Ziel gelangen, sonst war das ganze Unterfangen mit all seinen Risiken umsonst gewesen. Er türmte in den Flur, wo ihn schon drei Wachen mit einem Feuerhagel erwarteten. Er konnte ihn sofort erwidern und die drei niederstrecken, bevor die Gefahr zu groß wurde. Er rannte den Flur entlang und gelangte zu einem Raum, in dem er vermutete, was er suchte. Mit einem kräftigen Fußtritt trat er die Tür aus Pappe ein und überraschte eine Putzfrau bei der Arbeit. Er hätte sie womöglich erschossen, doch die Zeit ließ es nicht zu. Die Wächter waren alarmiert und bald wimmelte es hier nur so von Truppen und Verstärkungen. Einen Raum weiter öffnete er die nur angelehnte Tür und hielt seine Maschinenpistole, bereit, eventuelle Gegner sofort niederzumetzeln, bevor sie ihn lebensgefährlich verletzten ... als vier, fünf Besen und Schrubber in seine Richtung fielen, die er überrascht festhielt und zurück in die Besenkammer drückte. „Gibt's nicht! Jetzt werde ich schon von Besen attackiert!", grummelte er, wobei er das nicht ganz ernst meinte und schloss die Tür wieder. Erst als er die dritte Tür mit dem zu vermutenden Raum öffnete, fand er, wen er suchte. Ein junger Anthrohund, gefesselt mit Seilen auf dem Boden an der Wand. Er holte sein Klappmesser heraus und befreite ihn. „Wer sind Sie?", fragte der Hellbraune überrascht, doch der Anthro ging darauf nicht ein, denn die Zeit drängte. „Schwing deine kleinen Füßchen, damit wir hier rauskommen. Hier wird's bald mächtig unangenehm werden." Der junge Hund war kleiner als er, das ,kleine Füßchen' war also durchaus gerechtfertigt. Doch der Hund war irritiert, wer sein unbekannter Befreier war und warum er hier auf einmal auftauchte. „Wieso soll ich mit Ihnen mitgehen, ich kenn' Sie doch gar nicht." „Besser ein unsicheres Leben als ein sicherer Tod", sprach der Wolf finster und hob ihn einfach hoch. Er sprach: „Wenn du hierbleibst, bist du allemal dran." Da kamen auch schon fünf Menschen, die das Feuergefecht eröffneten. Der Anthro schmiss sich förmlich zur Seite und setzte den Gefangenen ab. „Du musst jetzt allein laufen, Bursche. Papi muss mit denen da mal etwas schimpfen." Er nahm sein Gewehr an sich und schoss zurück, wobei er drei gleich beim ersten Versuch tötete. Das Maschinengewehr, silbern und futuristisch anmutend, ratterte die Gegner förmlich zu Tode. Als etwas Ruhe einkehrte, nutzte er die Gelegenheit und verließ den Raum, in dem der Hund gefangen war, während er diesen bei der Pfote nahm. „Komm jetzt!" Die übriggebliebenen Wächter nutzten das Verlassen seiner Deckung sofort und schossen ohne Unterbrechung in ihre Richtung. Eine Kugel schaffte es, den Hund am Bein zu treffen, was ein Weiterlaufen für ihn völlig unmöglich machte. Aber der Anthro hatte eh schon eine bessere Idee, wie sie diesem Kugelhagel entkamen und nahm ihn erneut hoch. Dieses Mal rannte er mit ihm eine Treppe hinunter, unten setzte er ihn ab. Vor einer Glastür, die als Notausgang diente, hielt er an und schoss diese kaputt. Er packte den Hund und warf ihn herunter - es waren nur noch zwei Stockwerke und ein paar Schürfwunden waren allemal nicht so schlimm, als wenn sie durch die Wachen ums Leben kamen. „Tut mir Leid, was sein muss, muss sein!" „Ahhh!", schrie der Hund, bevor es einen dumpfen Aufschlag gab, als er auf dem ungemütlichen Boden landete. Der Anthro sprang hinterher, zwei Etagen waren nun wirklich kein Ding für ihn, und hob den Hund sofort wieder hoch, um weiterzuflüchten. Er sah seinen Wagen in der Ferne, als er eine bekannte Stimme hinter sich hörte. „Wohin des Wegs, Wolfi?" Als er sich umdrehte blickte er in den Lauf von Ragitos Waffe, der Bud-Spencer-Gucker ... der General, wenn man so wollte. Er grinste hämisch und triumphierte den Sieg über den Anthro, der nun von Wachen umgeben war. Der Kampf war zu Ende ...

Naheliegend wäre es gewesen, unter dem Bus liegenzubleiben und abzuwarten. Mit großer Wahrscheinlichkeit ging sein Gegner davon aus, dass er ihn getötet hatte. Doch was sollte er tun, hier liegenbleiben? Nein, irgendjemand hatte ihn zum Kampf herausgefordert und er nahm ihn an! Er wollte sich nicht verstecken, auch wenn der unbekannte Gegner mit ungerechten Mitteln auf eine ungerechte Weise kämpfte. Der junge Rüde ließ nicht lange auf seinen Gegenangriff warten und kroch unter dem Bus hervor. Zähnefletschend rannte er auf den Kran zu. Sein Gegner musste jetzt sicher sein, er war noch am Leben! Der Hellgraue setzte zum Sprung an und schnappte mit seinen Zähnen nach dem Haken, der zwischen der Kralle hing und hielt sich daran fest. Aber von dieser Position aus, hilflos in der Luft, konnte er nicht viel ausrichten. Er versuchte einen Weg zu finden, in persönlichen Kontakt mit seinen Gegner zu kommen, damit endlich Schluss war mit diesem ungerechten Kampf ... Kran gegen Wolf. Doch noch bevor er etwas ausrichten konnte, bewegte ihn der Arm des Krans über eine andere, gefährliche Maschine. Er wurde gegen seinen Willen in einer Autopresse herabgelassen, wo er sogleich vom Haken fiel, als sein Hinterteil den Eisenboden berührte. Er stieß auf und fiel über den Rücken. Es dauerte auch gar nicht lang' und der Albtraum setzte sich fort. Es war nicht anders zu erwarten und so bewegten sich die Stahlwände, schwere, massive Eisenquader, auf die Mitte zu, kurz davor, den Wolf förmlich zu zerquetschen. Vor ihm - kein Ausweg, nur Metallwände, die zu hoch zum Springen waren ... an den Seiten die Quader, die immer näher kamen, von einem fiesen Summen begleitet. Es schien kein Entrinnen für den jungen Rüden ... aber er fand einen Weg! Er lief ein Stück zurück und fixierte den silbernen Haken, der ihn hier drin abgeworfen hatte. Schnell rannte er darauf zu und setzte etwa einen Meter davor zum höchsten Sprung an, den er erreichen konnte. Er hatte nur diese eine Chance, sonst musste er grausam sterben. Wenn er diesen Sprung verfehlte und den Haken nicht erreichte, war alles vorbei. Nur der feste Wille und die Motivation zum Kampf machten es ihm möglich, diese schier unmögliche Tat zu vollbringen - er schnappte nach dem eisernen Haken und biss sich daran fest, er zog seine Rute ein und die Stahlquader unter ihm schlossen sich mit einem lauten -Klong-. Gerettet! Dieses Mal ließ er nicht mehr los, er wollte seinem anonym kämpfenden Gegner nicht noch ein Mal die Gelegenheit geben, ihn irgendwo abzusetzen, wo er nur in Schwierigkeiten geriet. Der Hellgraue zog sich mit all seiner Kraft daran hoch und hievte seinen Körper auf die abgerundete Spitze des Kranarms. Von dort aus fixierte er mit einem verhassten Blick die Kanzel des Krans, durch deren Scheiben er seinen Feind nach wie vor nicht sehen konnte. Der Wolf rutschte den steilen Arm zunehmend herunter und er musste nun langsam zum Sprung ansetzen, bevor er zu tief gerutscht war oder gar herunterfiel, wo sein Gegner ihn nur noch zu überfahren brauchte. Doch eine Gelegenheit bot sich ihm schnell, als er, auf dem Rücken den Metallarm herunterschlitternd, bei einer Winde ankam, die den Haken steuerte, der am Ende des Arms war. Der Wolf mit den verschiedenfarbigen Augen nutzte dies, sobald er die Winde erreicht hatte und stieß mit seinem rechten, ausgestreckten Hinterlauf genau auf diese Winde, was sein Rutschen abrupt beendete und fiel durch die Fliehkraft nach vorn, mit dem Rücken weg von der Oberfläche des Arms. Er wäre nun heruntergestürzt und hätte sich zwischen den Schrottresten, unten am Boden, zunächst schwer verletzt und wäre später von seinem Gegner erledigt worden, hätte er nicht nach dem Absetzen, von der Winde weg, mit dem linken Hinterlauf gegen den Metallarm gedrückt, was seine Flugbahn umlenkte mit direktem Ziel nach oben. Seine fähigen Muskeln erlaubten ihm den plötzlichen Absprung von dem Arm, beförderten ihn in einem Bogen in die Höhe der Kanzel, dort, wo er hinwollte. Er schloss Augen und Maul und neigte den Kopf rasch etwas nach unten, damit er mit der weniger verletzlichen Schädeldecke im Stande war, die Scheibe des Führerhauses zu durchbrechen, woraufhin er die Augen wieder öffnete und sein Maul für den kräftigen Biss öffnete. Noch im Glassplitterregen, durch den er kaum etwas sehen konnte, attackierte er somit alles, was sich im kleinen Führerhäuschen befand ... einen leeren Sitz. Seine spitzen Wolfszähne rammten in das weiche Lederpolster und der Schwung des Fluges ließ seinen Körper einmal um den halben Sitz wirbeln, wobei das Zubeißen ein lautes Ratsch verursachte und ein großes Stück aus dem mit Schaumstoff gefüllten Sitz riss. Sein Körper flog anschließend durch die Flugkraft weiter in die Richtung, hinaus zur Scheibe hinter dem Sitz, die er aufgrund des nicht vorhandenen, zu attackierenden Gegners dieses Mal ungebremst und unkontrolliert durchbrach, wobei sich schmerzende Glassplitter tief in sein Fleisch bohrten. Sein Körper fiel nun also doch hinunter in den wüsten Schrott und das Metall schnitt ihm tiefe Wunden durch die Adern. Stille. Nach einer kurzen Pause kramte seine verletzte Pfote die Metallreste bei Seite. Ächzend gelangte der Rüde wieder an die Oberfläche und stellte sich, trotz schwerer Blessuren am gesamten Leib, stolz wie immer auf den Schrottberg und sah knurrend umher. Sein unbekannter Gegner hatte sich verflüchtigt, einen Nahkampf gemieden. Wie feige war dieser Typ nur, wenn er ihn unvorbereitet im Schlaf angriff, mit einem Kran und einer großen Autopresse gegen einen Unbewaffneten kämpfte und sich nach seiner Niederlage feige auf die Flucht begab!