Máella Twins - Kapitel 6: Leblos
Leblos
(Lion)
Ich kettete die Tigern ab und hievte sie mir über die Schulter. Zum Glück war sie nicht schwer. Ich drehte mich zu den anderen um, die mich perplex ansahen. Keiner von ihnen hätte mir wohl zugetraut, dass ich zu dem hier in der Lage war. Doch es ging nicht darum, mich zu beweisen. Was andere von mir hielten, war mir egal.
Sicher war es nicht legal, jemanden gegen seinen Willen zu entführen, doch irgendwoher mussten die Laborratten ja kommen und schließlich blieben sie ja nicht auf Dauer eingesperrt.
Es war mein Job, andere zu entführen und meine Belohnung war ein Dach über dem Kopf, Nahrung und Befriedigung an den Gefangenen. Keine schlechte Bezahlung für jemanden, der vorher nichts hatte.
Ich verlor keine weitere Zeit und verschwand aus dem Kerker, den ich anschließend abschloss. Vermutlich sahen mir drei Augenpaare hinterher und machten sich Sorgen um die junge Tigerin, doch dem durfte ich keine Beachtung schenken.
Ich lief den Gang entlang und hielt die Gefangene fest. Selbst wenn sie vorzeitig aufwachen würde, hätte sie keine Chance. Zwar wusste ich, dass sie eine starke Persönlichkeit hatte, doch körperlich war sie eher zart. Nichts, was mir Angst machen müsste.
Im Laborraum angekommen ließ ich die junge Frau auf den Metalltisch nieder und schnallte ihre Arme und Beine fest. Ich persönlich verstand nicht, warum für diese Tests Furries entführt werden mussten. Würde man sie fragen und sie dafür bezahlen, dass sie die Produkte testeten, wären alle glücklich, nur ich wäre dann arbeitslos. Vermutlich wollte einfach niemand das Geld bezahlen und deshalb wurde diese Methode eingeführt. Menschen waren schon ein seltsames Volk. Ich würde sie nie verstehen.
Die Tür sprang auf und einige der in weiße Kittel gehüllten Wissenschaftler betraten den Raum. Ich nickte ihnen zu, um ihnen mitzuteilen, dass ich meine Arbeit erledigt hatte. Einer der Männer dankte mir, gab mir ein Päckchen und deutete auf die Tür. Das war mein Stichwort. Ich durfte bei den Tests nicht anwesend sein, deshalb verschwand ich mit meiner Essensration aus dem Labor.
Als ich die Tür hinter mit zufallen ließ, die anschließend verriegelt wurde, hielt ich einen Moment inne. Was war der Grund dafür, dass ich nicht dabei sein durfte? Vermutlich lag es daran, dass die Wissenschaftler besondere Schutzanzüge trugen und niemand einen für mich anfertigen lassen wollte. Egoisten! Wer war derjenige, der die Drecksarbeit machte? Ich! Warum also durfte ich nicht sehen, was mit denen passierte, die ich hierher brachte?
Eigentlich war es mir auch egal, was mit ihnen passierte. Es konnte nichts spektakuläres sein. Vermutlich wurde einfach eine neue Feuchtigkeitscreme an ihnen getestet und geschaut, ob sie schlecht darauf reagierten. Da gab es wohl selten etwas spannendes zu sehen. Allerdings war ich froh, dass ich nicht derjenige war, der dort die Labormaus spielte und an einen Tisch geschnallt wurde.
Dennoch war ich neugierig. Ich versteckte meine Essensration in meiner Kammer und kehrte zu der verschlossenen Tür zurück. Ein kleines Fenster ließ mich Einblicke in den Raum gewähren. Ich sah die Tigern. Sie schien noch zu schlafen. Die Wissenschaftler stellten gerade die Kamera ein, die die Reaktionen der Tigerin aufzeichnete. Sie brachten die Kamera in Position und schalteten den Strahler an, der Licht auf den nackten Körper der Tigern warf. Sie musste bei dem grellen Licht blind werden. Hoffentlich hatte die junge Reporterin nichts gegen eine Sehhilfe, denn diese würde sie nach den Tests brauchen.
Die Tigerin wachte auf und versuchte sich zu orientieren.
„Was wollt ihr von mir?! Lasst mich frei!", hörte ich die Tigerin rufen. Das war wohl das Übliche, was die Männer zu hören bekamen.
Das Mädchen riss an den Fesseln und schien völlig in Panik gewesen zu sein. Ich konnte nicht nachvollziehen, weshalb es so grauenvoll sein sollte, Testobjekt für kosmetische Produkte zu sein, die später sowieso in Drogerien verkauft wurden. Das schlimmste, was ihr passieren konnte, wäre wohl ein Hautausschlag oder etwas ähnliches.
Einer der Männer hatte einen länglichen Gegenstand in der Hand, den ich aus der Entfernung nicht genau erkennen konnte. Vielleicht ein Messgerät oder ein Rasierer, um das Fell an der zu testenden Stelle zu entfernen.
Nach ein paar Minuten zog ich mich in meine Kammer zurück, wo ich mich über die Essensration hermachte und darüber nachdachte, was ich gesehen hatte.