Las Vegas Night - Roland's Story Part 3 - Die Erkenntnis

Story by Dodger1980 on SoFurry

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#3 of Las Vegas Night


Vorwort, Disclaimer und ähnliches Blabla...

Alle Charaktere sind frei von mir erfunden und unterliegen deshalb meinem Copyright (wollte ich schon immer mal sagen). Mögliche Ähnlichkeiten

mit anderen Personen, ob real oder fiktiv, sind rein zufällig. Alle Ortschaften, außer einer bestimmten Bar, und Hotels gibt es wirklich, sollten aber in dieser und folgenden Geschichten nicht mit ihren realen Ebenbildern verglichen werden. Außerdem erhebe ich nicht den Anspruch alle Abläufe in Hotels und auch der Polizei realistisch widerzugeben. Das gleiche gilt auch für mögliche Straßenverbindungen die es so in der Wirklichkeit nicht gibt.

Und das Wichtigste. Ich bin kein professioneller Autor sondern schreibe nur nebenbei zum Spaß.

Außerdem sollte dieser Teil auch nur von Erwachsenen gelesen werden. Wegen den Blumen und Biene... und so halt ;)

Ich wünsche viel Spaßbeim Lesen und würde mich über Feedback, positiv als auch negativ, sehr freuen.

Die kurze Fahrt mit dem Krankenwagen verbrachten wir schweigend auf der Trage. Mein Blick ging aus den oberen Teilen der Fenster, die nicht aus diesem Milchglas bestanden und so nicht die Sicht auf die vorbeihuschenden Häuser behinderten. Das Zittern in Claras Körper war nicht mehr zur spüren und ihr Kopf ruhte die ganze Zeit an meiner Schulter. Ich hatte schon die Vermutung, dass sie eingeschlafen war, doch sie hob sofort den Kopf als der Krankenwagen ruckartig zum Stillstand kam und man den Motor abstellte. Einen kurzen Augenblick später öffnete sich die große Doppeltür am Ende des Fahrzeuges und der junge Arzt teilte uns mit, dass wir da wären. Ich fragte Clara erst gar nicht, ob ich sie noch zu ihrer Wohnung bringen sollte und stieg einfach mit ihr aus. Wir dankten noch dem Arzt und seiner Kollegin, ehe wir uns in das Wohnhaus begaben. Ihre Wohnung lag im zweiten Stock und zu meinem Leidwesen gab es in dem Haus keinen Aufzug. So musste sie sich meinem Tempo anpassen, als ich mich die Treppe nach oben kämpfte und schon nach kurzer Zeit meldete sich mein Knie wieder zu Wort und verlangte eine Pause. Die Wölfin bot mir an, mich zu stützen, doch mein Stolz verbot es mir, ihr Angebot anzunehmen. Ich konnte mich wenigstens soweit beherrschen, dass ich sie nicht wütend anknurrte. Eher hatte ich die Befürchtung, dass uns jemand im Treppenhaus entgegen kommen konnte und sie so in ihrem Krankenhemd sah, doch wir erreichten ihre Wohnung ohne irgendwelche Begegnungen. Ich wartete darauf, dass sie die Tür aufschloss, doch als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, hielt sie inne und drehte sich zu mir um.

"Roland? Ich weiß, du hast schon so viel für mich getan und ich frage nur sehr ungern, doch würde es dir etwas ausmachen, heute Nacht hier zu bleiben? Ich möchte jetzt nicht alleine sein."

"Natürlich", erwiderte ich ohne lange zu überlegen und ich hörte sie erleichtert aufatmen.

Sie führte mich in ihr Wohnzimmer, das ein allerwelts Zimmer war. Eine Couch stand in der Mitte des Raumes und ihr gegenüber ein kleiner Fernseher. An den Wänden standen einige Regale die mit Büchern und Bildern gefüllt waren und auf dem Boden lagen einige Spielsachen, die wohl ihrer Tochter gehörten.

"Hätte ich gewusst, dass ich heute noch Besuch bekomme, hätte ich vorher aufgeräumt", versuchte sie zu scherzen und der Anflug von einem Lächeln glitt über ihr Gesicht. Endlich wieder in den vertrauten vier Wänden zu sein, schien etwas Ruhe in sie zu bringen, denn ihre Bewegungen wurden sicherer und weniger zögernd. Sie bot mir einen Platz auf der Couch an, den ich dankend annahm und fragte mich noch, ob ich etwas trinken wollte. Ich bat um ein Glas Wasser, was sie mir auch gleich aus der Küche brachte, doch sich dann entschuldigte um sich ins Badezimmer zurück zu ziehen, da sie sich duschen wollte, was nur verständlich war.

Auch wenn es sich vielleicht nicht gehörte, hielt ich es nicht sehr lange aus, einfach nur herum zu sitzen. Ich hatte sicher nicht vor Sherlock Holmes zu spielen, doch es war besser, als nur stump die Wand anzustarren und es kam mir doch etwas komisch vor, einfach den Fernseher an zu schalten. Auf jeden Fall schien Clara gerne zu lesen. Dies deuteten zumindest die vielen Bücher an, die sich in den Regalen befanden. Von den Titeln her schienen es hauptsächlich Krimis zu sein und nichts, von dem ich irgendwie schon mal gehört hatte. Allerdings reichte mein Lektürekonsum auch nicht über die tägliche Morgenzeitung hinaus. Mein Blick wanderte auch über die Bilder, die an verschiedenen Plätzen in den Regalen standen. Viele zeigten Clara zusammen mit ihrer Tochter in verschiedenen Nahaufnahmen. Wenn man die Fotos als Hinweise nahm, hatte sie nicht übertrieben, als sie mir erzählte, dass die Kleine ihr ein und alles war. Auf einem Bild waren sie beide mit einer weiteren Wölfin zu sehen, die um einiges älter war. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Claras Mutter. Als ich die restlichen Bilder betrachtete, fiel mir auf, dass keines der Fotos jemanden zeigte, der der Vater des Kindes sein konnte. Bis auf ein paar Andeutungen hatten wir uns in der Bar nicht wirklich darüber unterhalten und ich war davon ausgegangen, dass Clara zumindest irgendwie mit ihm in Kontakt stand, doch nachdem was ich hier so sah, konnte man fast meinen, dass der Vater keine Rolle in ihrem Leben spielte und...

"Verdammt, Roland", ermahnte ich mich. "Du sollst jetzt nicht den Polizisten spielen."

Trotz dieser Ermahnung haftete der Blick noch immer auf dem Bild. Doch der Grund wurde ein Anderer, denn plötzlich kamen mir Julians und Finns dauernde Ermutigungen wieder in den Sinn. Lebe dein Leben wieder etwas, hatten sie mir die letzten Monate laufend eingebläut und wohin würde mich das jetzt vielleicht bringen? Das ich die Vaterfigur eines kleinen Mädchens werden sollte? Vielleicht war es eine Nachwirkung der Schießerei die nun doch meinen Verstand erreichte oder ich war einfach nur zu müde um mir genauere Gedanken darüber zu machen, doch die Vorstellung kam mir plötzlich nicht mehr so abwegig vor. Zumindest in diesem Moment und ich hatte auch nicht genug Zeit vollends in diesem Gedanken zu versinken. Als ich mich langsam umdrehte um mich wieder auf die Couch zu setzen, sprang mir ein Buchtitel ins Auge, den ich durchaus kannte. Es stand in einem der oberen Regale und war nicht besonders dick und doch griff ich danach. Hauptsächlich, weil es mich überraschte, das Clara so etwas las und ich wollte mich vergewissern, dass ich mich nicht verlesen hatte. Ein kurzer Blick auf das Cover bestätigte, dass es nicht der Fall war, denn ich kannte es nur zu gut. Es zeigte eine vollbusige Tigerdame, die halb nackt in den muskulösen Armen eines Löwen lag, der sie gerade am Hals liebkoste. Ihre Kleidung zeigte genug von ihrem Fell, dass es ein Hingucker war, aber nicht genug um allzu anrüchig zu sein. Immerhin befanden wir uns in Amerika, wo das öffentliche zeigen von Geschlechtsteilen fast einer Todsünde gleichkam. "Chantal und der ungestüme König" zierte der Titel das Cover und der Name Olivia Wunderlust stand darüber.

"Das dürfte man wohl meine peinliche Leidenschaft nennen."

Vor Schreck ließ ich beinahe das Buch fallen. Ich hatte nicht mitbekommen, wie Clara aus dem Badezimmer gekommen war und sich neben mich gestellt hatte. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu ehe ich mich daran machte, das Buch wieder ins Regal zu stellen. Sie hatte sich in einen dunkelblauen Bandemantel gehüllt und die Dusche schien ihr zumindest etwas gut getan zu haben. Auch wenn die Müdigkeit in ihren Augen zu sehen war, wirkte sich doch erfrischt.

"Tut, mir leid", entschuldigte sie sich. "Ich wollte dich nicht erschrecken."

"Du brauchst dich nicht entschuldigen. Immerhin hast du mich beim Spionieren erwischt."

Darauf musste sie leise lachen und es tat gut sie so zu hören. Vielleicht überstand sie die ganze Sache sogar besser als ich hoffte.

"Oh ja. Und du hast sofort mein dunkles Geheimnis entdeckt."

Ich zuckte mit den Schultern, als ich meinen Blick über das Regal schweifen ließ. Sie hatte fast alle von Olivias Wunderlusts Büchern.

"Du wirst vielleicht lachen, aber ich kenne die Autorin."

"Du kennst Olivia Wunderlust?" Die Skepsis in ihrer Stimme war nicht zu überhören. "Woher denn?"

"Wir wohnen beide im selben Wohnhaus und da kommt man ab und zu ins Gerede. Wenn du willst mache ich euch beide miteinander bekannt."

"Und außerdem vögelt ihr regelmäßig miteinander und erst vor ein paar Stunden hat sie dir einen geblasen, du Spinner", meldete sich plötzlich meine innere Stimme. "Willst du ihr das vielleicht auch noch erzählen?"

Es hätte mir klar sein müssen, dass es dazu führt. Olivia Wunderlust war Vanessas Pseudonym, unter dem sie diese schnulzigen Sexromande schrieb, deren literarischen Eskapaden auf ihren eigenen Erfahrungen basierten, die sie mit so einer komischen Sextreffen Website machte. Das wir es in der Vergangenheit miteinander getrieben hatten, war nur ein Nebenrauschen gewesen und es war uns nur um den Sex gegangen. Ich versuchte die Gedanken in eine andere Richtung zu drängen und hoffte, dass sich meine Unsicherheit nicht bei Clara bemerkbar machte.

"Das Angebot nehme ich gerne an", antwortete sie neugierig. "Vielleicht signiert sie mir sogar ein paar Bücher."

"Das wird sie sicher", erwiderte ich, wobei ich das Gefühl hatte, dass sie mir nicht wirklich glaubte. "Aber ich würde mich jetzt gerne unter die Dusche stellen."

Es war nicht mal ein lahmer Versuch das Gespräch abzubrechen, bevor ich noch irgendeine Peinlichkeit von mir gab. Ich spürte wie mich die Müdigkeit langsam einzuholen drohte und wir sollten uns langsam wirklich etwas Schlaf gönnen.

"Natürlich, Roland. Ich habe dir schon ein Handtuch rausgelegt und wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich auch gleich ins Bett legen. Ich mach dir nur noch schnell die Couch fertig."

Doch ich winkte ab.

"Mach dir keine Arbeit. Leg mir einfach nur das Bettzeug raus. Den Rest schaff ich schon alleine. Sieh zu, dass du etwas Schlaf bekommst."

Dem widersprach sie nicht.

Als ich unter der Dusche stand, fingen die Zweifel an an mir zu nagen.

"Verdammte Scheiße, Roland", fluchte ich leise vor mich hin. "Was zur Hölle machst du hier überhaupt?"

Ich ließ das warme Wasser über mich prasseln während meine Stirn an der kühlen Wand der Dusche lehnte.

"Glaubst du Depp wirklich, dass das was zwischen euch wird? Was wird sie wohl sagen, wenn sie irgendwann mal erfährt, dass du ihre Lieblings Schnulzen Autorin regelmäßig durchgefickt hast? Und meinst du ernsthaft, dass sie deine beschissene Laune länger als drei Tage aushalten wird? Spätestens wenn du ihre Tochter scheiße behandelst ist Schluss."

Ich schloss die Augen und atmete einmal tief ein und wieder aus.

"Verlier jetzt nicht die Nerven. Sie ist eine nette Frau und sie sieht sogar noch super aus. Also reiß dich jetzt gefällig zusammen, oder willst du wirklich dein restlichen Leben wie der letzte Loser leben?"

Das wollte ich sicher nicht, doch ich zweifelte langsam daran, dass heute der richtige Tag war, mit den Veränderungen anzufangen.

Keine Ahnung wie lange ich unter der Dusche gestanden hatte, doch ich hatte nicht damit gerechnet, Clara auf dem Sofa sitzen zu sehen, dass sie entgegen meiner Bitte doch schon fertig gemacht hatte. Etwas pikiert wünschte ich mir, dass ich mir mehr als nur meine Boxershorts angezogen hatte.

"Keinen Schlaf gefunden?", fragte ich, währen ich mich neben sie setzte.

"Ich habe es versucht, doch ich konnte kein Auge zumachen."

Ich musste nicht lange überlegen um zu wissen, dass es eine Lüge war, hielt es aber für eine normale Reaktion, wenn man bedachte, was sie durchgemacht hatte.

"Du musst dir keine Sorgen machen Clara, ich werde die ganze Nacht hier sein und..."

"Darf ich dir eine Frage stellen, Roland?", unterbrach sie mich.

"Sicher", erwiderte ich zögerlich. Ich merkte, wie sie die Frage Überwindung kostete. "Wenn du möchtest, können wir das auch morgen besprechen. Vielleicht geht es ja mit etwas Schlaf..."

"Wer ist Anja?"

Ihre Frage traf mich wie ein Faustschlag in die Magengrube. Sie hatte offensichtlich im Krankenwagen mitbekommen, wie ich Julian angeschrien hatte.

"Ich glaube nicht, dass ich...", begann ich, konnte den Satz aber nicht zu Ende bringen.

All die guten Ratschläge von Julian und Finn. Alle Vorsätze, dass ich endlich aus diesem seelischen Tief herausfand, drohten auf einem Schlag vernichtet zu werden. Ich spürte wie alles ins Rutschen geriet und versuchte mich verzweifelt an einen Gedanken zu klammern, der mich retten konnte.

"Anja, war eine junge Frau, die meine Hilfe benötigte, sie aber nicht bekam", hörte ich mich irgendwann sagen und kaum hatte ich diesen Satz zu Ende gebracht, spürte ich wie sich meine inneren Schranken öffneten.

Es kam nicht selten vor, dass ich auf dem Heimweg noch einige Kleinigkeiten einkaufte, ehe ich den Abend ausklingen ließ. Julian war noch auf dem Revier, da er noch Papierkram zu erledigen hatte, als fiel an diesem Abend unsere Fahrgemeinschaft flach. Ich hatte bei einem Supermarkt an der Kolosen Avenue gehalten und war gerade dabei meinen Einkauf im Kofferraum zu verstauen, als ich auf der anderen Straßenseite zwei Bullen sah, die ein Zebramädel in einen Rohbau führte. Allein das machte mich etwas stutzig, doch ich wusste, dass etwas nicht stimmte, da die Frau nicht den Eindruck machte, wirklich Einfluss darauf zu nehmen. So wie sie von den beiden gestützt wurde, sah es danach aus, als hätte man sie betäubt. Ich forderte über mein Funkgerät im Wagen Unterstützung für ein mögliches Verbrechen in Verzug an. Das Protokoll verlangt in solchen Fällen, dass man auf Unterstützung wartete. Keine Ahnung, warum ich mich nicht daran hielt. Wahrscheinlich war es mein Gerechtigkeitssinn oder vielmehr mein Verlangen, mögliche Gefahr von dem Mädchen abzuwenden, denn ich war mir sicher, dass man mit ihr nichts gutes in Schilde führte. Ich überquerte die Strasse und betrat mit gezogener Waffe den Rohbau. Wahrscheinlich sollte hier mal ein Wohnhaus stehen, denn es führte ein langer Gang an zwei Türausschnitten vorbei, ehe er an einer Treppe endete. Ich war nur wenige Schritte gegangen, als ich aus einen der Räume ein lautes Stöhnen hörte. Es gab noch kein Licht und da eine Taschenlampe mich sicher verraten hätte, verließ ich mich auf das Licht des Mondes, welches durch die verschiedenen ffnungen in das Gebäude strahlte. Langsam schlich ich mich an der Wand entlang bis ich an der ersten Türöffnung anlangte. Ich warf einen kurzen Blick hinein und was ich sah, sorgte dafür, dass sich meine Innereien zusammenzogen. Das Zebramädchen lag auf ihrem Rücken, ihre Kleider zerrissen neben ihr. Einer der Bullen lag zwischen ihren Beinen, die er mit seinen Armen nach oben drückte und stieß wie wild in sie hinein. Sie war auf jedem Fall betäubt worden, denn ihre Arme lagen schlaff neben ihr und selbst in dem schummrigen Licht konnte ich sehen, wie ihre Augen so verdreht waren, dass man nur noch das Weiße in ihnen sehen konnte. Es war dieser Anblick gewesen, der mich wie ein blutiger Anfänger handeln ließ. Ich betrat den Raum und zielte mit der Waffe auf den Drecksack.

"POLIZEI!! LASSEN SIE VON DER FRAU AB UND HEBEN..,."

Weiter kam ich nicht. Ein lauter Knall schnitt mir das Wort ab und den Bruchteil einer Sekunde später traf ein Schlag mit der Wucht eines Baseballschlägers mein rechtes Bein, welches plötzlich nicht mehr vorhanden zu sein schien. Ich hatte nicht einmal Zeit aufzuschreien, als ich wegknickte und zu Boden stürzte. Als ich aufschlug rutschte mir die Waffe aus der Hand und mehr aus Reflex versuchte ich sie wieder zu fassen zu kriegen. Doch noch ehe ich mich nach ihr strecken konnte, spürte ich einen kurzen Schlag auf den Hinterkopf und dann war alles nur noch schwarz.

Über meine gesamte Erzählung hatte Clara schweigend neben mir gesessen. Ich merkte, wie sie ab und zu den Atem anhielt und irgendwann hatte sie nach meiner Pfote gegriffen.

"Oh mein Gott", sagte sie leise.

Ich schnaubte abfällig.

"Ich war so ein Idiot gewesen. Ich hatte den zweiten Bullen übersehen, der sich wohl im Raum in meinem Rücken aufgehalten hatte. Weiß der Teufel warum. Vielleicht hatten sie mich bemerkt, vielleicht wollte er sich da nur heiß machen, keine Ahnung. Jedenfalls hat er mir eine Kugel ins Bein gejagt und mir dann mit einem Backstein auf den Schädel geschlagen. In meiner Kopfwunde hatte man Gesteinskrümel gefunden die jedenfalls dazu passten."

"Was ist dann passiert?", fragte sie vorsichtig.

Ich musterte sie und überlegte, ob ich noch weiter erzählen sollte, doch welchen Sinn hätte es gehabt, wenn ich nun aufhören würde. Den übelsten Teil hatte ich ihr schon brühwarm erzählt. Mein Blick fiel auf ihre Pfote, mit der sie meine hielt. Sie zitterte wieder leicht und ich legte meine Andere darauf und strich sanft darüber.

"Als ich wieder aufwachte, lag ich schon im Krankenhausbett", erzählte ich weiter. "Es war schon seltsam. Julian saß zusammengesackt auf einem Stuhl daneben und war laut am schnarchen. Ich musste ihn wecken, als ich wieder einigermaßen klar denken konnte."

Als der Gedanke daran zurückkam musste ich kurz auflachen und auch Clara huschte ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht.

"Er war die ganze Zeit über im Krankenhaus geblieben und erzählte mir dann auch alles weitere. Die Kollegen die als Verstärkung angekommen waren hatten mich gefunden und den Krankenwagen gerufen.

Zuerst dachten sie ich wäre tot gewesen. Ich war nicht ansprechbar und hatte einiges an But verloren. Von den Bullen und dem Mädchen fehlte jede Spur. Im Krankenhaus hatte man mich gleich unters Messer gelegt und versucht mein Bein wieder zu flicken. Später teilte man mit lapidar mit, dass ich von Glück reden konnte, noch beide Beine zu haben. Vielmehr konnte ich froh darüber sein, dass man mich nicht einfach abgeknallt hatte. Wahrscheinlich wussten die, dass ein toter Cop einem ziemlich viel Ärger einbrachte. Der Schlag hat mir eine schwere Gehirnerschütterung eingebracht, an der ich noch einige Wochen zu knappern hatte. Was dann daraus wurde, sieht man ja jetzt."

Mir war klar, dass es einer lahmer Versuch war, das Gespräch zu einem Ende zu führen, doch der leicht verstärkte Druck von Claras Pfote, ließ mich ahnen, dass es noch nicht vorbei war.

"Was ist mit Anja passiert?"

Mein Blick verharrte auf unseren Pfoten.

"Man hat sie einige Stunden später ein paar Straßen weiter in einer Seitengasse gefunden. Sie war am Leben und bei der späteren Untersuchung fand man einige Spuren die auf KO Tropfen hinwiesen. Man hatte sie ihr in einem Club eine Strasse weiter in den Drink gemixt. Ich will dir jetzt die Details ersparen, doch man hat sie ziemlich übel zugerichtet. Ich habe sie sogar im Krankenhaus besucht, doch sie war so weggetreten, dass sie von der ganzen Sache nichts mitbekommen hatte. Ab und zu telefonieren wir noch miteinander und tauschen ein paar Floskeln aus."

"Roland es tut mir leid was dir passiert ist, aber..."

"Nein, Clara. Es tut mir leid, was dir zugestoßen ist", unterbrach ich sie und warf all die guten Vorsätze mit einem gewaltigen Schwung über Bort. "Ich hätte dich niemals alleine gehen lassen sollen. Ich hätte wissen müssen, dass diese Typen uns auflauern würden. Ich..."

Ich verstummte als Clara ihre Pfote sanft auf meine Schnauze legte.

"Pst, Roland. Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Du hast so vieles für mich getan und du hast mich vor großem Leid bewahrt. Dafür werde ich dir ewig dankbar sein." Vorsichtig strich sie mir mit der Pfote über die Wange. Ein Gefühl, an dass ich mich wohl ewig erinnern würde, doch ihr Gesicht war ernst und ich sah, dass sich Tränen in ihren Augen bildeten.

"Doch bitte sehe in mir keine zweite Anja, der du helfen konntest. Das hat sie nicht verdient." Sie musste leise schniefen. "Und das habe auch ich nicht verdient."

Ich griff nach ihrer Pfote und hielt sie zwischen meinen. Mein Verstand schrie, dass ich sie in den Arm nehmen sollte, doch ich konnte es nicht. Was ist, wenn ich das alles völlig falsch einschätzte?

"Keine Sorge", antwortete ich stattdessen. "Das werde ich nicht. Versprochen."

Das zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, welches ich auch nie vergessen würde. Mit ihrer freien Pfote wischte sie sich die Tränen aus den Augen und ein leises Lachen entwich ihrer Kehle. Unsere Blicke trafen sich und wir schauten uns in die Augen. Ich merkte nicht einmal, wie sie nach meiner Schnauze griff und sich leicht nach vorne beugte. Sie schloss die Augen und ich tat es ihr gleich, ehe wir uns küssten. Es war nur ein kurzer Kuss, den ich bereitwillig erwiderte. Mehr war in diesem Moment auch nicht nötig gewesen. Sie lächelte, als ich die Augen wieder öffnete und stand auf. Meine Pfote hielt sie weiter fest in ihrer.

"Komm bitte mit", sagte sie leise.

Eine Aufforderung, der ich gerne nachkam.

Zurückblickend konnte ich mich nicht einmal erinnern, wie sie mich in ihr Schlafzimmer führte. Erst als ich mit dem Rücken auf ihrem Bett lag und sie sich sanft auf mich legte, setzte mein Verstand wieder ein. Der anfänglich flüchtige Kuss wurde immer inniger, mit unsere Pfoten an dem Gesicht des Anderen. Gierig saugte ich mit jedem meiner Atemzüge den Geruch ihres Fells in mich hinein und er ließ mich fast Wahnsinnig werden. Unsere Zungen spielten miteinander, wann immer sich unsere Schnauzen trafen und ihr warmer Atem durchzog mein Fell. Immer wieder trennten wir uns voneinander nur um unsere Gesichter nahe beieinander zu halten und uns in die Augen zu schauen. Mein Pfote wanderte an ihren Nacken und ich zog sie noch enger an mich heran, damit ich ihren Hals liebkosen konnte. Sie gab ein leises "Oh" von sich, als es geschah und ich spürte, wie sich ihre Pfote an meinen Hinterkopf legte, um mich dabei zu unterstützen. Irgendwann lösten wir uns wieder voneinander, unsere Schnauzen nur wenige Millimeter voneinander entfernt. Sie ließ von mir ab und richtete sich auf und ich spürte die Aufregung in mir wachsen, als sie den Gürtel ihres Bademantels öffnete und ihn ablegte. Seit unserem ersten Treffen in Finns Bar hatte ich sie nicht mehr so eingehend gemustert und ich hielt unweigerlich den Atem an, als ich es tat. Sie hatte den perfekten Körper. Egal ob es ihre üppige Hüfte, ihr moppeliger Bauch oder ihre großen Brüste waren. Es passte alles einfach perfekt zusammen. Mit einem wissenden Lächeln legte sie sich wieder auf mich. Ihre Schnauze war dicht neben meinem linken Ohr.

"Ich scheine dir zu gefallen."

Es war nicht mehr als ein leises Flüstern, doch ich hörte es. Ich gab nur ein bestätigendes Schnauben von mir und schwang erneut meine Arme um sie, als wir uns wieder küssten. Tief in ihrem Fell vergraben, erkundeten meine Pfoten ihren Körper, während ihre an meinem Kopf ruhten. Mein Glied meldete sich schmerzhaft in meinen Shorts. Es war unbeschreiblich, wie sehr ich sie in diesem Moment wollte, doch ich überließ ihr das Tempo. Sie sollte wissen, dass nur sie die Kontrolle besaß und niemand anderes. Sie erhob sich etwas und meine Pfoten wanderten über ihre Brüste. Mit einem kurzen Zischen zog sie die Luft durch ihre Zähne, als ich mit der Zunge über ihre Brustwarzen strich, doch ich durfte mich nur kurz an ihnen verköstigen. Sanft legte sie ihre Pfoten auf meine Schultern und drückte mich wieder zurück aufs Bett. Sie wanderte an mir herab und meine Erregung stieg ein weiteres mal, als sie mich von meinem letzten Kleidungsstück befreite. Ich fühlte ihre Pfote an meinem Glied, als sie es in die richtige Position brachte und kurz darauf ließ sie sich auf mich nieder. Wir stöhnten beide auf, als ich in sie eindrang, gefolgt von einer kurzen Pause. Die feuchte Wärme, die mich umgab war unbegreiflich und mein Atem begann schneller zu gehen, als sich Clara langsam über meinen Körper auf und ab bewegte. Ihr Kopf ruhte neben meinem und ihr heißer Atem strömte mit ihrem Stöhnen in meine Ohren. Ich warf meine Arme um sie und fixierte sie über ihren Schulterblätter, um sie sanft bei ihrer Bewegung zu unterstützen. Egal wie lange wir hier liegen würden. Ich wollte ihre Nähe nicht verlieren und ihr ging es genauso. Wir brauchten nicht das Tempo erhöhen. Wir brauchten uns auch keine Sprüche in die Ohren zu säuseln, wie sehr wir uns wollten. Das alles war in diesem Augenblick unnötig, denn wir brauchten nur uns in unserer gleichmäßigen Bewegung. Das war alles was zählte und so verloren wir uns irgendwann ineinander.

Eng umschlungen lagen wir noch zusammen auf dem Bett, als jeder von uns zu Atem kommen musste. Doch irgendwann kam der Moment, in dem sie sich von mir trennte. Sie lächelte mich an und strich mir sanft durch das Fell an meinem Kopf. Ich tat das gleiche und wir küssten uns ein letztes Mal. Niemand musste ein Wort sagen, denn es wäre unnötig gewesen. Sie rutschte etwas hinab und legte ihren Kopf auf meine Brust. Schon kurz darauf spürte ich den ruhigen gleichmäßigen Atem ihres Schlafes.

Neben mir gab Julian ein kurzes "Hmmm" von sich.

"Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte ich ihn genervt.

"Mir wird gerade klar, dass du mir nie erzählt hast, was genau in dieser Nacht zwischen dir und Clara passiert ist."

"Und das aus guten Grund."

Diese Antwort schien ihn zu beleidigen.

"Ach Roland, willst du damit sagen, dass du die romantischte Nacht deines Lebens nicht mit deinem besten Freund teilen wolltest?"

"Das sagt gerade der Richtige. Muss ich dich daran erinnern, was für eine Nummer du abgezogen hast?"

Sehr genau wissend, worauf ich hinaus wollte, hob er beschwichtigend die Hände.

"Schon gut, schon gut. Du hast gewonnen." Sein Blick wanderte zum Barmann. "Noch ein Wasser bitte."

"Sehr wohl."

"Und hören Sie auf so interessiert zuzuhören. Es ist ihre Aufgabe das verdeckt zu machen."

Darauf musste ich kurz lachen. Der Barkeeper aber suchte schnell das Weite, nachdem er Julian das Glas auf die Theke stellte.

"Jetzt hast du ihm aber einen ziemlichen Schrecken eingejagt."

"Da muss er durch", erwiderte Julian trocken. "Immerhin soll er seinen Job ja ordentlich machen."

Dem stimmte ich zu. Julian stieß noch mit seinem Glas an und nahm einen Schluck.

"Das war übrigens der Moment an dem ich kurz davor stand, alles hinzuschmeißen und abzuhauen."

"Ernsthaft?", fragte Julian. "Gerade nachdem ihr den nettesten Blümchensex der Geschichte hattet?"

"Du dummes Arschloch", warf ich ihm entgegen, doch was konnte man von ihm auch anderes erwarten. "Aber ja, genau danach. Konnte nicht schlafen und hab mich für ein paar Minuten vors offene Fenster gesetzt und den Strip angestarrt."

Erneut gab Julian sein "Hmmm" von sich.

"Was hat dich umgestimmt?"

Vielleicht lag es an den Medikamenten, die man uns Beiden zuvor gegeben hatte oder an dem Offensichtlichen, nämlich dass wir erst sehr spät zu unserem Schlaf gefunden hatten. Aus welchen Gründen auch immer. Keiner von uns beiden war wach, als die Wohnungstür geöffnet wurde. Erst der Lärm, als die Tür zurück ins Schloss fiel, lies mich Blinzeln. Zuerst wusste ich nicht, wo ich mich befand, doch dann dämmerte es mir langsam.

"Na, dann wollen wir doch mal schauen, wo sich Mama versteckt."

Mein Verstand war noch zu vernebelt um zu realisieren, was passierte und so konnte ich nur meinen Kopf heben, als sich die Schlafzimmertür öffnete und eine ältere Wolfsdame hereintrat, ein kleines Wolfsmädchen vor sich herschiebend.

"Clara Liebes, warum bist du noch nicht...."

Sie gab einen erschreckenden Laut von sich, als sie uns erblickte. Für einen kurzen Moment, der mir wie eine Ewigkeit vorkam, schauten wir uns an.

"Äh...Guten Morgen?"

Sicher war es nicht das intelligenteste gewesen, was man in solch einem Augenblick sagen konnte, doch zumindest brach es den Bann, der zwischen uns zu liegen schien. Die Wolfsdame ging zwei Schritte zurück und zog das Kind hinter sich her. Kurz darauf flog die Zimmertür krachend ins Schloss. Davon wurde auch Clara wach und ihr Kopf hob sich ruckartig von meiner Brust.

"Was war das?", fragte sie verschlafen.

Ehe ich ihr antwortete, wanderte mein Blick an uns herunter und ich stellte erleichtert fest, dass uns die Bettdecke zumindest ab der Hüfte abwärts bedeckte.

"Oma?" Die Kinderstimme war deutlich durch die Tür zu hören. "Wer war der Hund, mit dem Mama im Bett lag?"

Die Stimme ihrer Tochter schien auf einen Schlag den Schlaf aus der Wölfin zu vertreiben. Ihr Blick wanderte zu einem Wecker, der neben ihr auf dem Nachttischt stand und ich spürte, wie ein Ruck durch ihren Körper ging.

"Oh nein." Plötzlich hellwach löste sie sich von mir und schwang hastig die Beine über den Bettrand. "Schon so spät."

Sie eilte zu einem Kleiderschrank und zog sich notdürftig mit einer Stoffhose und einem T-Shirt an. Ich kam dabei nicht herum, einen Blick auf ihren Hintern zu erhaschen. Er stand dem Rest an ihr in nichts nach.

"Völlig falsches Timing", ermahnte ich mich. "Erst wolltest du mit der Frauenwelt nichts zu tun haben und nun wirst du plötzlich sofort notgeil?"

Sie eilte zur Tür, blieb allerdings kurz davor stehen und ihr Blick wanderte zu mir. Es schien, als würde der letzte Abend erst jetzt wieder in ihre Erinnerung zurückfinden.

"Oh Gott, was soll ich ihnen ihr nur sagen?", fragte sie mich.

"Deiner Tochter erst mal überhaupt nichts", brummte ich, während ich versuchte, mich aus dem Bett zu winden, was ohne Hilfe, nicht besonders einfach war. Mein Bein schmerzte noch ein bisschen und auch mein Schädel fühlte sich dumpf an, was ich eigentlich nur von einem Kater kannte. "Aber deiner Mutter solltest du erzählen was passiert ist."

Plötzlich stand sie neben mir und reichte mir helfend ihre Pfote, die ich dankend annahm. Ich blieb kurz auf dem Bettrand sitzen und versuchte den restlichen Schlaf aus meine Augen zu reiben.

"Bleibst du bitte noch so lange?"

"Natürlich."

Ich griff nach meinem Hemd und zog es mir über. Irgendwie hatten es meine Sachen mit ins Schlafzimmer geschafft. Als ich mir meine Hose anziehen wollte, durchzog ein stechender Schmerz mein Bein, während ich es ausstreckte.

"Lass mich dir helfen, Roland."

Clara ging neben mir in die Hocke und half mir in das Hosenbein zu schlüpfen.

"Danke", sagte ich knapp und knöpfte mich zu.

Sie hob ihren Blick und schien zu merken wie peinlich es mir war, dass sie mir bei so einer einfachen Sache helfen musste. Als sie sich wieder langsam erhob, beugte sie sich vor und unsere Schnauzen trafen aufeinander. Ich schloss die Augen und genoss diesen kurzen Augenblick. Wollte ich das wirklich hinter mir lassen?

"Kein Problem", hauchte sie leise, als wir uns wieder voneinander getrennt hatten. "Es ist das Mindeste was ich für dich tun kann."

Sie half mir auch auf die Beine.

"Dann lass uns mal gehen."

Ihre Mutter saß mit der kleinen Lilly in der Küche. Die Augen des Kindes weiteten sich vor Freude, als sie ihre Mutter sah.

"Mami!", rief sie erfreut aus und hüpfte von ihrem Stuhl um auf Clara zuzulaufen.

Die Wölfin ging in die Hocke im ihre Tochter in die Arme zu schließen und kurz darauf hörte man sie leise schluchzen.

"Mein Schatz, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich zu sehen."

Mit einem fragenden Blick löste sich das Mädchen aus ihrem Griff.

"Warum weinst du denn?", fragte sie unsicher.

"Ja, Liebes", meldete sich Claras Mutter zu Wort. "Ist alles in Ordnung?"

Ihr reservierter Blick war auf mich gerichtet, als sie es ihre Tochter fragte. Von ihrem Aussehen war sie schnell als Claras Mutter zu erkennen. Ich schätzte sie auf zirka fünfzig. Ihr Gesicht war an einigen Stellen schon etwas eingefallen und ihr Fell hatte einige hellgraue Flecken.

"Ja, es ist alles in Ordnung." Sie schniefte noch einmal. "Ich freue mich einfach nur, dass Ihr beide hier seid."

Ihre Tochter gab sich damit zufrieden, doch ihre Mutter glaubte ihr kein Wort. Clara drückte die kleine Wölfin noch einmal und wandte sich dann mit ihr zu mir.

"Lilly, darf ich dir Roland vorstellen? Er ist ein Freund von mir, der sehr nett ist und der mir sehr geholfen hat."

Die kleinen Kinderaugen fixierten mich schüchtern und ich hob die Pfote zum Gruß.

"Willst du ihm nicht mal dein Zimmer zeigen? Es gibt etwas, was ich mit Oma bereden muss."

"Ok." Es war der Tonfall, den ein Kind von sich gab, wenn es etwas tun musste, worauf es eigentlich keine große Lust hatte. "Aber nicht lange."

"Ich beeil mich mein Schatz."

Mit diesen Worten ließ sie ihre Tochter los, die kurz darauf aus dem Zimmer lief. Ich nickte Clara kurz zu und schloss die Tür hinter mir, als ich die Küche verließ.

"Warum humpelst du denn?", fragte sie neugierig, als ich ihr in ihr Zimmer folgte.

"Ich habe mich leider an meinem Bein verletzt. Deswegen brauche ich auch meinen Gehstock."

Ich versuchte den gleichen Tonfall zu nutzen, mit dem ich früher Kinder angesprochen hatte, wenn es meine Arbeit erforderte. Wenn man etwas nicht tun durfte, war es ihre Intelligenz zu unterschätzen. Das konnte sehr schnell unangenehm werden.

"Das ist aber doof."

Ihr Kinderzimmer war so eingerichtet, wie ich es für ein kleines Mädchen erwartete. Der Raum war in gelben Farben gestrichen und auf dem Boden verstreut lagen verschiedene Spielsachen, wobei es sich hauptsächlich im Puppen handelte. Ihr Holzbett stand in einer Ecke des Zimmers.

"Wirst du jetzt mein neuer Papa?"

Ihre Frage traf mich völlig unvorbereitet. Soviel zu der Intelligenz des Kindes. Ich musste mich räuspern, ehe ich antworten konnte.

"Wie kommst du denn darauf?"

"Falsche Frage, Roland", hörte ich meine Gedanken schreien, doch es war zu spät.

"Weil du mit Mama im Bett warst."

Hätte ich kein Fell gehabt, hätte die Kleine sicher gesehen, wie ich rot wurde, auch wenn ihre kindliche Logik die Frage anders meinte, als man sie auffassen konnte. Zumindest hoffte ich das.

"Nun, dass kann ich dir leider nicht sagen, Lilly. Das wird erst die Zeit zeigen."

Das war noch nicht mal eine Lüge.

"Also ich fände das komisch."

"Und warum?"

Das wollte ich allerdings wirklich wissen.

"Weil du kein Wolf bist."

Darauf musste ich lachen.

Es vergingen einige Minuten, in denen mit die Kleine einige von ihren Spielsachen präsentierte und mir einige Löcher in den Bauch fragte, die ich brav beantwortete und nur froh darüber war, dass es nicht weiter in irgendwelche Peinlichkeiten abdriftete. Dann hörte ich irgendwann die Küchentür gehen und kurz darauf kam Clara gefolgt von ihrer Mutter in das Kinderzimmer. Es war nicht zu übersehen, dass sie gerade geweint hatte.

"Na, habt ihr viel Spaß?"

"Unglaublichen", erklärte ich.

"Geht so", erwiderte Lilly in einem Tonfall den sie mir gegenüber nicht verwendet hatte. "Ich will lieber mit dir Spielen."

"Das darfst du jetzt auch mein Schatz." Sie setzte sich neben ihrer Tochter auf den Boden. "Und weist du, was das Beste ist? Mami muss heute und morgen nicht an die Arbeit. Das bedeutet, dass wir die beiden Tage nur für uns haben."

Das entlockte dem Kind einen kurzen Freudenschrei und sie fiel ihrer Mutter um den Arm. Ich konnte nicht anders, als bei diesem Anblick zu lächeln. Ich betrachtete die Szenerie noch etwas, als mich plötzlich etwas an meinem Ärmel zog und Claras Mutter neben mir stand. Ihr vorerst harter Blick war einem weichen gewichen und auch sie schien vor wenigen Augenblicken einige Tränen in den Augen gehabt zu haben. Ihre Tochter hatte ihr also alles erzählt.

"Könnten wir uns kurz unterhalten?"

Clara war zu sehr mit ihrer Tochter beschäftigt, als das sie bemerkt hätte, wie wir das Zimmer verließen. Kaum hatte sie die Tür hinter uns geschlossen nahm sie mit beiden Pfoten meine und drückte sie leicht. Ich sah, dass sie mit der Fassung kämpfen musste.

"Für das, was sie für meine Tochter getan haben, möchte ich Ihnen danken."

Es hatte jetzt vieles gegeben, was ich in dieser Situation sagen könnte, doch nichts davon schien angebracht wenn man bedachte, dass sie uns vor wenigen Minuten zusammen im Bett überrascht hatte.

"Keine Ursache."

Sie schien zu wissen, warum ich mich so zurückhielt und ich fragte mich, was ihr Clara sonst noch über uns erzählt hatte. Diese Frage beantwortet sich allerdings sehr schnell von selbst.

"Sie müssen verstehen. Ihr Vater hat sich kurz nach ihrer Geburt von mir getrennt und auch als sie mit Lilly schwanger war, wollte ihr Freund nichts mehr von ihr wissen. Er hat sie vor die Wahl gestellt. Entweder er oder das Kind." Bei diesem Satz flammte für einen kurzen Augenblick die Wut in ihr auf, doch sie verschwand sofort wieder. "Sie will sicher nicht, dass ich Ihnen das erzähle, doch Clara hat mir erzählt das sie schon lange nicht mehr so viel Spaß hatte, bis es dann zu diesem schrecklichen Vorfall gekommen war."

Ich spürte, wie sie den Druck auf meine Pfoten verstärkte.

"Bitte versprechen Sie mir, dass sie meiner Tochter nicht das Herz brechen."

Das musste erst mal etwas sacken. Auch wenn ihre Absichten sicher ehrenhafter Natur waren, hätte ihr doch eigentlich klar sein sollen, dass sie damit, nüchtern betrachtet, ihrer Tochter keinen Gefallen tun würde.

"Wie ist eigentlich Ihr Name?", fragte ich schließlich.

"Carolina", antwortete sie, noch immer meine Pfote umschlossen. "Carolina Wilkins."

"Frau Wilkins, ich kann Ihnen sagen, dass ich Clara sehr mag, aber ich hoffe doch, dass sie verstehen, dass ich solch ein Versprechen jetzt nicht geben kann."

Sie musterte mich kritisch, doch wie konnte ich es ihr verübeln. Ich würde ihr aber jetzt sicher keinen Schwachsinn erzählen.

"Sie scheinen einen guten Charakter zu haben." Ihr Blick wurde weicher. "Und ich sehe die Unsicherheit in Ihren Augen. Ich dürfte es Ihnen wirklich nicht sage, aber Clara hat Angst, dass diese Sache nun zwischen Ihnen stehen wird. Lassen Sie das nicht zu."

Ich nickte.

"Ich glaube ich sollte jetzt langsam gehen", erklärte ich, als sie meine schweigende Antwort bekommen hatte. "Es gibt ein paar Sachen, die ich auf dem Department klären muss. Bleiben Sie noch etwas bei Ihrer Tochter?"

"Natürlich", erwiderte sie sofort. "Notfalls den ganzen Tag."

Es beruhigte mich etwas zu wissen, dass Clara nicht alleine sein würde. Ich wäre gerne noch bei ihr geblieben, doch ich musste wirklich dringend aufs Revier. Julian hatte vollkommen Recht gehabt, als er sagte, dass es eine ernste Sache war. Schon der alleinige Einsatz der Waffe brachte eine Menge Papierkram mit sich, doch da ich noch jemanden erschossen hatte, würde ich heute sicher noch von der Internen befragt werden, und die sollte man auf keinen Fall warten lassen. Ich klopfte kurz an die Tür des Kinderzimmers und öffnete sie kurz darauf. Clara saß auf dem Boden und las ihrer Tochter aus einem Buch vor. Die Kleine hatte sich dafür auf ihren Schoß gesetzt. Beide schauten zu mir auf, als ich eintrat.

"Ich würde ja noch gerne etwas bleiben", erklärte ich. "Aber ich muss langsam auf das Revier zurück."

"Natürlich", erwiderte Clara und wandte sich an ihre Tochter. "Ich bringe Roland noch zu Tür Kleines, OK? Oma wird so lange mit dir spielen."

"OK, Mama."

"Sagst du Roland noch auf Wiedersehen?"

"Auf Wiedersehen, Roland."

Es klang vielleicht nett, aber sie würdigte mich keines Blickes. Dies blieb auch ihrer Mutter nicht verborgen.

"Immerhin hat sie sich verabschiedet", lachte sie leise, als sie das Zimmer verließ.

Ich verabschiedete mich noch von ihrer Mutter, die noch völlig unschuldig erwähnte, dass sie sich freuen würde, mich bald wieder zu sehen, ehe sie im Kinderzimmer verschwand und Clara mich zur Wohnungstür führte. Sie ging auch noch zwei Schritte mit auf dem Flur, wo sie dann stehen blieb.

"Soll ich dich noch nach unten begleiten", fragte sie mich vorsichtig.

"Nicht notwendig. Ich sehe doch, dass du wieder zu deiner Tochter willst."

Sie nickte kurz und umarmte mich zum Abschied. Ihre Pfoten strichen über meinen Rücken und ich konnte nicht anders, als ihr die gleiche Geste entgegenzubringen.

"Ich danke dir für alles, Roland", sagte sie leise. "Auch wenn ich mir wünsche, dass der Abend anders zu Ende gegangen wäre."

Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen löste sie sich wieder aus der Umarmung.

"Ich meine jetzt nicht das...." Sie zögerte. "Ich meine es war sehr schön und ich habe mich schon lange nicht mehr so geborgen gefühlt."

"Ich weiß, was du meinst", antwortete ich ihr. "Mir geht es genauso."

Ein letztes Mal blickten wir uns in die Augen, ehe sie sich wieder an mich schmiegte.

"Sei bitte ehrlich", hörte ich sie irgendwann. "Du hättest angerufen, oder?"

"Natürlich."

Das ließ sie leise auflachen und als sie sich von mir löste, hatte sie wieder einen leichten Anflug von Tränen in ihren Augen.

"Das freut mich." Sie beugte sich nach vorne und küsste mich auf die Wange. "Machs gut Roland."

"Machs gut Clara."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und kurz darauf schloss sich die Tür vor mir und ließ mich so alleine auf den Flur zurück. Ich atmete einmal tief durch und machte mich dann daran, die Treppe nach unten zu humpeln. Viele Gedanken flogen in meinem Kopf umher als ich mich ins Erdgeschoss begab und als ich durch die Haustür nach draußen trat gab es nur noch einen, der übrig blieb.

"Und was jetzt?"

Das war etwas, auf das ich noch keine Antwort wusste. Stattdessen versuchte ich mich erst mal zu orientieren. Die nächste U-Bahn Station war nur einige Straßen entfernt. Trotz meines Stockes würde ich also schneller als mit dem Taxi sein. So humpelte ich langsam los, blieb aber nach wenigen Schritten wieder stehen.

"Verdammt Roland. Du hast dir aber auch gleich den größten Schwierigkeitsgrat überhaupt ausgesucht", murmelte ich leise, als ich in die Jackentasche griff und mein Handy hervorholte. Ich brauchte einen kleinen Augenblick bis ich den Zettel mir Claras Nummer gefunden hatte, aber ich hatte ihn zumindest in der ganzen Aufregung nicht verloren. Es klingelte zweimal als ich die Nummer wählte und nach einem kurzen Klicken hörte ich ihre Stimme.

"Hallo?"

"Clara? Hier ist Roland. Wir hatten uns gestern Abend in Finns Bar getroffen und du hast so einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich dich morgen gerne zum Essen einladen würde."

Auf der anderen Seite der Leitung war ein erlösendes Lachen zu hören und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Die Zukunft würde sehr interessant werden.

Julians Lachen schallte durch die gesamte Bar und sorgte dafür, dass sich einige Gäste mir einem abwertenden Blick zu uns umdrehten.

"Oh Mann, Roland. Warum hast du mir nie erzählt, dass ihre Mutter euch beide im Bett überrascht hat?"

"Es wundert mich ein bisschen, dass du fragst." Wenn Blicke töten könnten, wäre er in diesem Moment leblos von seinem Hocker gefallen. "Bist du sicher, dass in deinem Drink kein Alkohol ist?"

"Ich hoffe doch. Sonst kenne ich einen gewissen Barkeeper, der morgen keinen Job mehr hat."

Bei diesen Worten zuckte der Schäferhund hinter dem Tresen zusammen.

"Ich versichere Ihnen, dass in Ihrem Drink kein Alkohol ist", erklärte er hastig. "Sie haben mir ausdrücklich gesagt, dass..."

"Jaja, beruhigen Sie sich." Beschwichtigend hob Julian die Hände. "Das war ein Witz."

Nicht völlig überzeugt davon, behielt der Barkeeper noch eine Zeit lang seine steife Haltung, bis sich ein weiterer Gast bei ihm meldete. Er schien erleichtert darüber zu sein, dass er etwas Abstand zwischen sich und uns bringen konnte.

"Tut mir leid, Roland. Ich wollte dich nicht bloßstellen."

Es war zu hören, dass sich Julian beherrschen musste, nicht weiter zu lachen, als ihm der Gedanke wohl wieder durch den Kopf ging.

"Ich tue jetzt einfach mal so, als würde ich dir das glauben." Mein Blick wanderte zu der Uhr, die über der Theke hing. "Was meinst du? Wie lange noch?"

Meine Frage schien ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Sein Gesicht wurde wieder ernst und auch er schaute kurz auf die Uhr.

"Keine Ahnung. Vielleicht noch eine halbe Stunde?"

"Meinst du?"

"Herrgott, Roland. Woher soll ich das denn wissen" Wenn es einen Moment gab, an dem ihn die ganze Sache zu überfordern drohte, fand dieser gerade statt. "Woher soll ich das denn wissen? Es ist ja nicht so, dass ich das jeden Tag mach."

"Okok, schon gut. Beruhig dich wieder. Vielleicht solltest du doch noch einen trinken."

Seine Mine verhärtete sich kurz, doch dann fing er wieder an zu lachen. Allerdings leiser als das letzte Mal.

"Nein, kein Alkohol. Alles war mir hier passieren kann, wäre nichts dagegen, was mir blüht, wenn ich betrunken zu unserem Termin komme."

Da musste ich ihm zustimmen. Immerhin schien er sich wieder etwas zu beruhigen, denn er lehnte sich einem Ellenbogen auf den Tresen und ließ seinen Blick mal wieder durch die Bar wandern. Irgendwann räusperte er sich leise. Es war seine Art ein Gespräch anzufangen, was er eigentlich nicht führen wollte.

"Weißt du", begann er langsam. "Eigentlich müsstest du froh sein, dass man dir dein Knie zerschossen hat."

Wir blickten uns beide an. Mir war klar, worauf er hinaus wollte, auch wenn ich es vielleicht etwas anders ausdrücken würde, doch an sich hatte er Recht. Wäre ich damals nicht angeschossen worden, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben.

FORTSETZUNG FOLGT