Mein neues chaotisches Leben Kapitel 5

Story by Mirror Image on SoFurry

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#5 of Mein neues chaotisches Leben


Ich entschuldige mich erst mal wieder für die lange Wartezeit. Leider ist in den letzten Wochen viel zu viel passiert. Doch wohl der Hauptgrund war mein PC. Er war wohl der Meinung, dass er die Hälfte des Textes verschlucken sollte. Kurz bevor ich endlich fertig war.

Zudem habe ich an diesem Kapitel ein paar neue Dinge ausprobiert. Wenn alles geklappt hat, wird euch nichts auffallen. Also drücke ich mir mal selbst die Daumen.

Aber genug von dem Geplapper meinerseits. Hier ist dann mal mein kleines Geburtstagsgeschenk an euch. Ich hoffe ihr werdet euren Spaß daran haben.

Man sieht sich am Ende des Kapitels. ^^

~Mirror Image~

Inner self

Nun waren mehrere Tage und Wochen seit dem Unfall vergangen. Zu Leos Überraschung fiel ihm mit jedem vergangenen Tag seine neue Situation einfacher. Viel zu schnell fand er sich wieder in seiner Umgebung zurecht. Irgendwann war er sogar wieder in der Lage ein eigenständiges Leben zu führen, ohne auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein. So weit, dass seine Blindheit nicht einmal auf Anhieb auffiel.

Die letzten Tage verbrachte er nun fast die ganze Zeit in der Bibliothek. Seine Verletzungen waren langsam alle ausgeheilt. Selbst sein gebrochener Flügel war wieder funktionsfähig. Nur sein Augenlicht veränderte sich nicht. Nun lag er auf ein paar gemütlichen Kissen im Hauptraum der Bücherei und hörte Twillight bei ihrer Arbeit zu. Am Anfang seiner neuen Situation war noch viel zu vieles neu, als das Er Zeit hatte, von einem bestimmten Gefühl, übermannt zu werden. Jetzt jedoch gab es keinen Grund mehr, der ihn davon abhielt. In anderen Worten, Leo war es absolut und zu hundert Prozent langweilig. So lag er auf dem Bauch, alle seine Beine waren unter seinen Körper angezogen, sein Kopf lag auf einem bequemen Kissen und er schnaufte. Nun nicht zum ersten Mal. Wie oft er jetzt schon schnaufte oder seufzte, wusste er nicht. Es war jedenfalls häufig. Wenn doch wenigstens Spike in der Nähe wäre, aber nein, Rarity riss ihn sich am Morgen unter den Nagel. So blieb dem blinden Pegasusfohlen nichts anderes übrig, als weiter da zu liegen und zu seufzen.

Unglaublich, wie man die einfachsten und selbstverständlichsten Dinge im Leben so sehr vermissen konnte, wenn sie einem genommen wurden. Wie viel Leo dafür opfern, würde eines der vielen Bücher in seiner Umgebung zu lesen. Oder dem lavendelfarbenen Einhorn im selben Raum, verträumt bei der Arbeit zuzusehen. Alles besser, statt da zu liegen und nichts zu unternehmen. Weitgehend resignierend stöhnte er ein weiteres Mal auf und drehte sich auf den Rücken. Ein weites Gähnen schlich sich über seine Lippen, während er eher aus Reflex über seine Augen rieb. Um ehrlich zu sein, wusste er nicht, wie spät es war. Früher besaß er schon seine Probleme mit dem Zeitgefühl, aber jetzt gab es noch weniger, was ihn dabei half, die Zeit richtig im Auge zu behalten. So weit er wusste konnte es neun, fünfzehn oder zweiundzwanzig Uhr sein. Er wusste noch nicht einmal ob es sein letztes Mahl zum Frühstück, Mittag oder Abendessen hatte. Unglaublich, was für ein hoffnungsloser Fall in Sachen Zeit er blieb.

Gerade wollte Leo seinen Mund öffnen, da kam ein angenehm bekanntes Geräusch an seine Ohren. Nur wenige Meter vor der Eingangstür konnte er Schritte hören. Sie kamen Näher und gehörten zu einem der neusten Freunde seinerseits. Es war unglaublich hilfreich nun auch Ponys an ihrem Gang zu unterscheiden. Neben dem Geruch, dem Gefühl des Felles und dem klang der Stimme, war es die einzige Möglichkeit für ihn Ponys auseinanderzuhalten. Sie gehörten zu einem Fohlen, das er in den letzten Tagen mehr als schätzen lernte. So oft wie sie ihn besuchte, konnte Leo nicht anders als sich über ihre Anwesenheit zu freuen. Nicht, dass er etwas dagegen unternehmen wollte.

Die Tür zur Bibliothek öffnete sich mit seinem typischen leichten Knarzen. Sofort setzte er sich auf und streckte sich ein klein wenig. Bevor auch nur irgendein Pony etwas sagen konnte, meldete er sich selbst zu Wort: „Hey Silvy, was führt dich hier her?" Leo klang fröhlich, sogar glücklich. Eine unglaubliche Möglichkeit der Langeweile zu entgehen war zu greifen nah.

„Guten Morgen Nova, Miss Sparkle." Sie beugte leicht ihren Kopf in Richtung der Bibliothekarin. „Ich wollte fragen, ob ich Nova für den Rest des Tages entführen darf?"

Bevor Twilight auch nur über die Frage nachdenken konnte, war Leo schon aufgesprungen und drückte das graue Fohlen aus der Eingangstür. „Bis heute Abend Twi." Nach diesen Worten war die Tür auch schon hinter beiden Fohlen geschlossen. Das lavendelfarbene Einhorn öffnete leicht den Mund, blinzelte ein paar Mal, bis auch schon ein Lächeln über ihre Lippen glitt. Mit einem leichten Kopfschütteln begab sie sich wieder an ihre Arbeit.

Außerhalb der Bibliothek war Leo auch gleich in einen langsamen Trott übergegangen. Er konnte klar und deutlich hören, dass Silver Spoon direkt neben ihm ging. Es dauerte nicht lange und er hörte die unterschiedlichsten Ponys um ihn herum. Manche von ihnen entzifferte er sogar. Zielsicher und ohne weitere Probleme ging er die Straße entlang. Eine leichte Ruhe schlich sich langsam zwischen die Beiden, die Leo aber auch gleich erfolgreich verjagte. „Sooo, weswegen hast du mich aufgesucht Silvy? Es wird wohl einen Grund geben warum."

„Apple Bloom hat mich gebeten, dich nach der Schule abzuholen und zum Klubhaus zu bringen." War ihre einfache Antwort.

Unglaublich, was alles nach dem Unfall am Staudamm passiert war. Durch das ganze Chaos waren die ersten Weichen gelegt worden, die zu einer anfänglichen Freundschaft zwischen Silver Spoon und den CMC führte. Mit jedem weiteren vergangenen Tag wurde dieses Band stärker. Das graue Erdponyfohlen wurde im Gegenzug immer offener, bis am ende nur noch ein freundliches und höfliches Mädchen zum Vorschein trat.

Twilight schaffte es zudem die kleine Gruppe an Fohlen so weit mit Informationen zu füttern, bis diese zufrieden waren, ohne dass sie zu viel erfuhren. So war Leo nun in ihren Augen ein Pegasusfohlen mit der seltenen Gabe Einhornmagie zu wirken, was hin und wieder zu etwas Chaos bei ihm führte. Dazu war es eine gute Erklärung, warum er zurzeit bei dem Element der Magie Obdach fand.

Wieder legte sich eine etwas unangenehme Ruhe über die beiden voran trottenden. Leo konnte spüren, dass seiner Begleitung etwas bedrückte. „Und weiter? Dir legt doch etwas auf der Seele?" Schlagartig blieb das Fohlen für ein paar Sekunden stehen, Leo handelte aus Reflex genau so und drehte seinen Kopf in die Richtung, in der er das graue Pony vermutete.

„Du bist echt unglaublich ..." Sie atmete kurz laut aus. „Es geht um meine Eltern." Silver Spoon klang ein wenig schwermütig.

Leo seinerseits ging wieder weiter. „Der Park ist nicht weit entfernt. Lass uns dort ein stilles Plätzchen suchen. Ich glaube kaum das uns der Rest vermissen wird, wenn wir uns ein klein wenig verspäten." Sofort hörte er wieder das regelmäßige Auftreten ihrer Hufe, was ein leichtes Lächeln auf seine Lippen zauberte.

Mehr als fünf Minuten brauchten beide nicht, um ein stilles Fleckchen im Schatten eines Baumes zu finden. Gemütlich an dem Baum gelehnt saß Leo auf dem einfachen Rasen. Neben ihm spürte er Silver Spoon. Sie saß nah genug, dass er ihre Körperwärme ohne Probleme erahnen konnte. Ruhig vergingen ein paar weitere Minuten, Leo darauf wartend nun den Grund der Besorgnis in dem grauen Fohlen zu erfahren. Als jedoch nichts passierte, harkte er schlussendlich etwas nach: „So was ist nun mit deinen Eltern?"

Silver Spoon selbst kämpfte mit ihren Worten. Ein guter Anfang wollte ihr einfach nicht einfallen. Schlussendlich seufzte sie laut. „Meine Eltern gefallen meine neuen Freunde nicht. Sie meinen sie wären meiner nicht würdig. Es kann wohl auch daran liegen, dass ich den Kontakt zu Diamond Tiara vollkommen abgebrochen habe. Da beide unsere Familien schon seid mehreren Generationen stark befreundet waren, fiel das nicht wirklich auf viel Verständnis."

Gespannt hörte Leo den Worten zu. Sofort ging er jedes einzelne Wort in Gedanken noch einmal durch, als das Mädchen eine kurze Pause einging. Deutlich konnte er spüren, dass es noch nicht alles war.

„Außerdem wollen sie nicht, dass ich mein Hobby und Talent weiter verfolge. Wieder, weil ein handwerklicher Beruf angeblich nichts für unsere Familie sei. Sie gehen sogar so weit, dass ich die wahre Bedeutung hinter meiner Cutie Mark verbergen soll." Bei diesen Worten horchte das Pegasusfohlen auf. Vor dem Unfall lass er mehrere Bücher über das Thema Cutie Marks. Einem Pony auch nur so einen Vorschlag zu machen war absolut abstrus. Das Talent war eine Tätigkeit, nach der sich jedes Pony unbewusst sehnte. Es zu verbergen oder gar zu verleugnen führte nur zu einem Verlangen, was bei weiterer Ignoranz in schwere Depressionen führte. Wie konnten Eltern so etwas von ihrer eigenen Tochter verlangen, nur um ihr eigenes Ansehen zu wahren?

Er brauchte nicht lange, um sich eine Antwort einfallen zu lassen. Zielsicher schnippte er mit seinem Vorderhuf gegen ihre Stirn und verwuschelte danach leicht ihre Mähne. Eine Geste, die er sich in den letzten Wochen angeeignet hatte. Wenn er zurückdachte, wusste er nicht einmal wieso und wann genau er damit anfing. „Ich kann leider dir nicht viel dazu sagen. Nur dass man hin und wieder ein Risiko eingehen muss, um sein eigenes Leben zu verbessern. Egal wie du dich verhältst oder entscheidest denk daran. Ich bin für dich, da falls du Hilfe brauchst." Sofort spürte Leo, wie sich Silver Spoon ein klein wenig entspannte.

Stille legte sich über beide Fohlen. Die angenehmen Geräusche der Umgebung fanden ihren Weg in Leos Ohren. Das Rascheln der Blätter. Der Gesang von unterschiedlichen Vögeln im Geäst der Bäume. Gelächter aus unterschiedlichen Entfernungen. Der blinde Pegasus genoss die Geräuschkulisse zusammen mit dem warmen Gefühl der Mittagssonne auf seinem Fell.

Silver Spoon schien genau so wenig erpicht zu sein, den Platz unter dem Baum den Rücken zu kehren. Zufrieden schloss Leo seine Augen, obwohl es bei ihm keinen Unterschied ergab. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Trotz des großen Chaos in seinem jetzigen Leben waren genau dass die Momente, die jedes Problem einfach nur winzig erscheinen ließen. In denen einfach alles Vergessen werden konnte.

Ein Trappeln von vier kleinen Hufen erweckte Leo wieder aus seiner halben Trance von Zufriedenheit. Sie unterschieden sich in ihrem klang jeglichen Geräuschen in der Umgebung. Vielleicht waren es die Emotionen, die mit jedem Schritt mitschwangen. Jedes Weitere aufsetzten eines Hufes auf den Boden wirkte zögerlicher als der zuvor. Irgendetwas schien an dem Gewissen der Ponys zu nagen. Wenn Leo doch bloß erkennen könnte, wem diese Schritte zugehörten. Doch leider war ihm das Muster fremd. Nur die genaue Position war alles, worüber er sich im Klaren war. Immer langsamer bewegte sich die oder der Unbekannte auf ihren Rücken zu. Durch den Baum, unter dem sie saßen, Geschütz vor jederlei ungewollten Blickkontakt.

Nur für einen kurzen Augenblick war Leo verzückt in den Gedanken des Fremden, nach einer Antwort zu suchen. Sein Versprechen sich selbst gegenüber hielt ihn davon ab. Nie wieder wollte er es so weit kommen lassen, so stark, in die Privatsphäre anderer zu dringen. Jedenfalls solange er es verhindern konnte. So vergingen die Minuten, in geheimen den Fremden mit allen restlichen Sinnen beobachtend.

Erst Silver riss ihn wieder aus seinen Gedanken. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Apple Bloom und die anderen warten bestimmt schon heißblütig auf uns."

Leo lächelte, als er die leichte Panik in dem Fremden spürte. „Ich würde nicht unbedingt heißblütig sagen, aber wir sollten sie wirklich nicht mehr viel länger warten lassen." Nach seinen Worten stand er auch schon kurzerhand auf und begab sich mit seiner Begleitung auf den Weg. Vollkommen sicher darüber den Fremden im eigenen Zwiespalt zurück zu lassen.


Etwas benommen vom eventvollen Nachmittag trottete Leo wieder nach Hause. Vieles erwartete er, als ihn Silver Spoon abholte. Neue Abenteuer zum Entdecken der eigenen Talente. Ein kleines Picknick. Vielleicht ein Nachmittag zwischen den Apfelbäumen mit den unterschiedlichsten Spielereien. Damit und mit noch viel mehr rechnete er, doch eine kleine Feier ihm zugunsten erwartete er wirklich nicht.

Noch immer konnte er das Lächeln nicht von seinen Lippen wischen. Es war einfach ein unglaublicher Nachmittag gewesen. Vor allem der Grund überraschte ihn um zu mehr. Bei all der Schwelgerei in Langeweile vergaß er vollkommen das Datum. Nicht das Er jemals ohne einen eigenen Kalender das Datum geschweige denn den Wochentag richtig im Kopf behielt. Jedoch war es Morgen so weit. Er ging wieder in die Schule. Vor wenigen Wochen wäre es noch eine unangenehme Realisierung gewesen. Das Einzige was ihn durchflutete war Vorfreude auf den morgigen Tag. So würden seine Tagesabläufe nicht mehr so unglaublich trist sein.

Überfüllt mit einem Gefühl der Glückseligkeit und Vorfreude fand er seinen Weg durch die Straßen direkt auf sein Ziel. Ponyvilles Bibliothek. Mit Freude bemerkte er den leichten Sprung in seinem Schritt. Jetzt warteten nur noch ein weiches Bett und ein erholsamer Schlaf auf ihn.

Um so überraschter blieb er schließlich vor dem Baumhaus stehen, als ihm eine recht interessante Mischung aus Stimmen entgegen wehte. Doch nicht die unterschiedlichen Stimmen ergriffen seine Aufmerksamkeit. Viel eher das Thema ließ ihn aufhorchen und schnell einen kleinen Plan aushecken. Dies zauberte ihn ein Grinsen auf die Lippen, was sogar mit Pinkie Pies kongruieren konnte.


„Dashyy komm schon!! Wir warten alle schon seid Ewigkeiten auf eine Erklärung." Das pinke Partypony sprang förmlich wie ein Gummiball durch den Hauptraum der Bücherei. „Wie viele Wochen ist es jetzt schon her? Ich will nicht mehr warten." Ihre Stimme ähnelte einem quengelnden Kind.

Jedes Element der Harmonie war anwesend. Zudem noch ein zu bekannter stiller roter Hengst, der sich das ganze Ereignis nicht nehmen lies.

„Ehm... also nur, wenn es dir nicht zu unangenehm ist." Fügte Fluttershy noch leise hinzu, was vollkommen vom Rest der Gruppe ignoriert wurde.

Rarity schnaufte nur auf. „Rainbow Dash Liebes stell dich nicht so an. Wir sind unter Freunden."

Der cyanblaue Pegasus sah leicht überfordert in die Runde. Sie kämpfte schwer mit dem Drang, einfach davon zu fliegen. Ihre Flügel zuckten hin und wieder, um diesen Anschein noch einmal zu befestigen. Einige Minuten vergingen, bevor sie resignierend den Kopf hängen ließ. Dem Beispiel gingen die beiden cyanblauen Flügel nach und ließen sich schlaff an ihrer Seite herabhängen. Sie war es offensichtlich leid, vor dem Thema zu fliehen. „Schön." Ein leichtes Seufzen kam über ihre Lippen. „Twillight du bis dir sicher, dass niemand anderes hier ist und auch niemand in nächster Zeit auftaucht?"

Das angesprochene Einhorn lächelte nur. „Spike schläft tiefe und fest. Ich glaube selbst ein Sturm kann ihn nicht aufwecken. Leon ist mit Apple Bloom und dem Rest unterwegs. Außerdem ist die Bibliothek offizielle geschlossen."

Nach diesen Informationen lies Rainbow Dash leicht den Kopf hängen. Ihre Ohren legten sich an und ein weiterer Seufzer schlich sich über ihre Lippen. „Schießt los. Was wollt ihr Wissen?"

Das pinke Energiebündel sprang wieder zu leben. „Oh ich zuerst ich zuerst!! Ich zuerst!! ... Einfach alles!! Wie war er? Wie war es?"

Der angesprochene Pegasus viel kurz in Gedanken. Ein leichtes Zucken der Flügel war zu sehen, während sich eine schwache Röte über ihre Wangen legte. „Es war unbeschreiblich. Ich weiß nicht, mit was ich es vergleichen kann."

„Ach komm schon!!" Pinkie schien nicht erfreut über diese Antwort zu sein. „Was hat er alles gemacht? Wie gut war alles? Wie lange hat es gedauert? Warum ... hmpf mmpf mmpf." Ein lavendelfarbener Huf fand seinen Weg in den Mund des Partyponys.

„Pinkie überfordere sie nicht." Nach Twilights Worten wurde es wieder still. „Ok Rainbow was hat dir am besten Gefallen? Irgendetwas muss doch besonders in Erinnerung geblieben sein?"

Die Befragte wurde kurz still, bevor sie antwortete. Die Antwort hingegen war noch weniger als ein leises Flüstern. Ihr Kopf glühte nun förmlich.

„Was war das?" harkte Twilight noch einmal nach.

Nur ein weiteres unverständliches Nuscheln war zu hören.

Twilight legte den Kopf zur Seite. „So peinlich kann es doch nicht gewesen sein?"

Nach diesem Satz war Dash förmlich aufgesprungen. „Als er mich gebissen hat!! Seine scharfen Zähne meine Haut berührt haben. Nicht fest genug das Es mich irgendwie verletzte, aber es trotzdem ein wenig weh tat. Ich war überrascht, verängstigt und gelähmt für einen kurzen Moment. Trotzdem fühlte es sich so unglaublich gut an." Die Worte des Pegasus überschlugen sich leicht und sie atmete schwer. Ihre Flügel waren nun vollkommen ausgefahren. Die Schamröte strahlte nun bis zu ihrer Brust und über beide Ohren.

Der Rest des Raumes war schlagartig still. Der Damm war nun vollkommen bei dem schnelligkeitsliebenden Pegasus gebrochen. „Alles, was er getan hat.. Seine Finger waren überall. Überall!!! Als wusste er genau, wo er mich anfassen musste. Seine Zunge. Oh Celestia seine Zunge. Und diese Zähne. Jedes Mal wenn er nur angefangen hat sie an meine Haut zu legen bin ich zusammengezuckt. Es war als würde einer der schlimmsten Stürme aus Everfree Forest in mir stecken. Mein Körper war am ende so empfindlich. Nicht einmal nachdem wir gegen die Changeling Armee gekämpft haben und trotzdem noch die Hochzeit hinter uns brachten, war ich so fertig. Zudem war das alles nicht mehr als Vorspiel für ihn! Vorspiel!!! Ich weiß nicht ob ich Angst oder Vorfreude haben sollte, wenn er es vollkommen durchzieht."

Nun war Rainbow Dash nicht mehr die Einzige, die Rot im Gesicht war. Viele andere Anzeichen in der Gruppe machten es deutlich, wie stark die eigene Fantasy jeden brachte.

Die Stille stieg langsam ins unerträgliche, als auch schon eine Stimme oder viel eher ein unterdrücktes Kichern, die Ruhe durchschnitt. Sofort wurde die Runde an Freunden dem Eindringling bewusst und folgten dem Klang zu ihrem Ursprung. Was alle sahen, ließ fast jedem die Augen aufreißen. Genau in der Mitte der Decke des Raumes hing ein ihnen nur zu bekanntes Fohlen. Hängen war vielleicht der falsche Ausdruck. Er saß auf der Holzdecke, als würde die Schwerkraft eine Ausnahme für ihn machen.

Total überrascht glitten Worte leise über Twilights Lippen: „Gravity Spell."

„Dashy ich bin froh das Es dir gefallen hat. Außerdem keine Sorge du bist nicht die Einzige im Raum, die von dem Gedanken von mir gebissen zu werden, angetan zu sein scheint." Schnell waren seine Flügel ausgefahren und Leon löste sich von der Decke, als sei es nichts Besonderes. „Ich wünschte ich könnte eure Gesichter sehen. Naja alle bis auf eins." Das Fohlen landete direkt in der Mitte der kleinen Gruppe und wandte sich direkt dem einzigen Hengst im Raum zu. „Toshy man kann dir weder was vormachen, noch sich an dich heranschleichen oder?"

Noch bevor eine Antwort kommen konnte, klang eine andere Stimme durch den Raum: „Das wage ich, zu bezweifeln."

Leon glaubte seinen Ohren nicht, als er die Stimme identifizierte. „Bitte sag mir jemand das Ich mich täusche?"

Er konnte nicht sehen, was alle Anderen in dem Raum sahen. Nicht nur ein Mund war weit offen. Keiner von ihnen konnte den Blick von der Person in der offenen Eingangstür abwenden. Nicht weil sie überrascht von dem Gast waren. Eher von der Tatsache, zum ersten Mal in ihrem Leben, einen weiteren Menschen zu sehen.

„Oma Sunny?"

„Jepp das bin ich." Nicht nur einmal drang das dumpfe Aufschlagen eines in Bewusstlosigkeit übertretenden Körpers an seine Ohren.

„Oma was suchst du hier?" Leon versuchte die unterschiedlichen Gefühle in seiner Umgebung zu ignorieren, was wirklich nicht einfach war.

Sie zuckte nur leicht mit den Schultern. „Nichts Besonderes wollte mich nur ein wenig um meinen Enkel kümmern."

Das Fohlen seinerseits zog nur die Augenbrauen zusammen. „Belüge mich nicht. Du hast nur einen Grund gesucht, um dich von der Arbeit zu drücken. Was meint den deine Schwester dazu?"

Mit einem leichten Abwinken ihrer Hand fuhr sie fort: „Ach sie wird es schon regeln. Ich bin eher gespannt, wie weit sich der Zauber entwickelt hat." Mit ihren Worten ging sie langsam auf ihren Enkel zu und leicht in die Hocke, nur um leicht ins Stocken zu kommen. „Warte, du bist schon in der Blindphase?"

Diese Frage lies Leon aufhorchen. „Daran ist der Zauber schuld?!!"

Prinzessin Celestia lies sich von der Reaktion ihres Enkels nicht beirren. „Die Phase ist dazu da, damit du auf halbwegs natürliche weiße deine Sinne schärfst. Bei deinem Großvater hat es ein Jahr gedauert, bis dies eintrat. Dafür ging es in zwei Tagen vorbei. Wie lange bist du schon blind?"

„Über eine Woche."

„Das ist komisch", eine ihrer Hände ging an ihr Kinn, „Alles geht wesentlich schneller bei dir, warum dann nicht diese Phase?" Nun überlegte sie kurz. „Ist irgendetwas mit dem Zauber passiert, als ich weg war? Schnelle Veränderungen oder desgleichen?"

„Ich war für einen halben Tag lang wieder wie vor dem Zauber."

„Jetzt ehrlich? So etwas hätte eigentlich nicht möglich sein dürfen." Hier stockte Leos Großmutter.

Ein paar geschlagene Sekunden verblieben in vollkommener Stille. Keiner der Anwesenden traute sich, ein Ton von sich zu geben. Alle beobachteten gespannt, was vor ihren Augen passierte. Wie die ältere Dame, für sie als Prinzessin Celestia bekannt, ihre Hand ausstreckte. Ihr Daumen berührte sachte die Stelle zwischen Leos beider Augen. Ein feines Netz aus Magie umschloss seinen Körper.

Leo seinerseits fühlte sich langsam wie in eine warme Decke gehüllt. Es war befreiend und beruhigend zugleich. Er atmete entspannt aus.

„So wie es aussieht, ist der Zauber durch irgendeinen Grund pausiert. Ich kann ihn wieder starten, doch weiß selbst ich nicht, was dann passiert." Stellte seine Großmutter schließlich tief in Gedanken fest.

„Mach es einfach," war die gesamte Bestätigung, die sie brauchte. Das feine Netz aus Magie leuchtete auf, bis es eine fast blendende Leuchtkraft entwickelte. Danach verpuffte es schlagartig.

„Das müsste es gewesen sein." Diese Worte erreichten Leo aber schon gar nicht mehr. Überwältigt von allen Eindrücken, die ihn umgaben, war er einfach nur sprachlos. Schon alleine die Tatsache wieder zu sehen brachte ihn fast zum Weinen, doch war da noch so viel mehr. Die Farben waren so viel intensiver. Ohne viel Mühe sah er die kleinsten Details in seiner Umgebung. Jedes einzelne Haar auf seinem Bein. Die Maserung in dem Holz, was ihn umgab. Jedoch dies war nicht das Atemberaubendste. Alles pulsierte eine Energie aus, die er nicht beschreiben konnte. Es war fast so als konnte er die Magie, die alles durchflutete, erkennen. Je stärker er sich auf die einzelnen Quellen konzentrierte, desto einzigartiger wirkte dessen Aura. Es waren viel zu viele Eindrücke gleichzeitig.

Zum Schutz schloss Leo seine eigene Augen. „Daran muss man sich erst einmal gewöhnen." Leider blieb ihm keine Zeit dafür. Wie von einem Fluss erfasst, durchströmten ihn Gefühle, die er schon seit Ewigkeiten vergessen hatte. Schockiert riss er die Augen auf. Nichts außer gleißendes Weiß zeigte sich in seinem Blickfeld. Langsam hob er ohne sein eigenes Wirken vom Boden ab. Egal wie sehr er sich bewegte, Leo rührte sich keinen Millimeter aus der Schwebe. Nach und nach verlor er seine Kräfte. Mit der letzten Energie zog er sich in eine kleine Kugel zusammen.


Seine Freunde konnten nicht mehr ausrichten, als schockiert zuzusehen. In der Zwischenzeit waren alle wieder zu sich gekommen. Manche fanden ihre Stimme sogar wieder.

„Alles in Ordnung mit ihm?", fragte Twilight besorgt.

Celestia immer noch als Mensch saß nun auf dem Boden und beobachtete das Spektakel. „Mach dir keine Sorgen. Er wehrt sich nur. Ich habe mir schon gedacht, dass es nicht einfach für ihn wird."

„Prinzessin, wie meinen sie das?" Rainbow schaltete sich in das Gespräch ein.

„Bis jetzt ist bei Leo der Zauber genauso abgelaufen, wie bei seinem Großvater. Nur wesentlich schneller. Jetzt muss er sich mit seinen eigenen Gefühlen, Ängsten, Sorgen und Problemen auseinandersetzten. Damit kam er noch nie zurecht. Mitfühlend Anderen gegenüber war er schon immer. Sich aber wirklich mit seinen Problemen auseinander zu setzten oder gar andere deswegen um Hilfe zu bitten war nie seine Stärke. Außerdem sieht es so aus als würde alles gleichzeitig auf ihn einschlagen. Vielleicht ein Nebeneffekt der ungewollten Pause. Ich weiß es nicht. Wir können nur abwarten und schauen." Langsam griff sie in ihre Hosentasche und holte einen einfachen Lutscher hervor. Mit wenigen Bewegungen war dieser von seiner Verpackung befreit und in den Mund gesteckt.

Wie so viele Male zuvor mussten alle Freunde warten und hoffen, dass alles gut ging. Eigentlich sollten sie langsam daran gewöhnt sein. Trotzdem war die steigende Unruhe zu spüren. Leo seinerseits schien sich immer mehr zu verkrampfen, als würde er einen Kampf mit sich selbst führen. Das weiße Licht um ihn herum flackerte unregelmäßig auf. Die Stärke variierte jede Sekunde.

Die Stirn von Celestia legte sich in Falten. „Wenn er es nicht bald zulässt, sucht sich der Zauber einen anderen Weg. Ich wusste, dass Leonardo stur ist, aber das ist lachhaft."

Twilight und ein paar andere Anwesenden atmeten erschrocken ein. „Wäre das gefährlich?"

Die Matriarchin schüttelte nur leicht ihren Kopf. „Nein Twilight. Es könnte aber wesentlich unangenehmer für ihn sein, als es einfach zuzulassen. Der Zauber soll ihm helfen und nicht verletzten. Wenn er das bloß verstehen würde."

Kaum verließ das letzte Wort ihre Lippen, war ein Aufschrei von Leo zu hören: „Lass mich endlich in Ruhe!!!" Das Licht erstrahlte und badete den ganzen Raum in einem gleißenden Weiß. Fast jeder Anwesende schloss seine Augen oder wandte seinen Kopf ab.

Nur ein Satz war noch zu hören, bevor alles in der Umgebung verschluckt wurde. „... du willst mich jetzt auf den Arm nehmen", kam genervt von Celestia selbst.


„Argh... was ist passiert?" Ein leichtes Pochen ließ Twilight aufstöhnen. Mit einem Huf die pochende Stelle massierend öffnete sie eins ihrer Augen, nur um mit kompletter Dunkelheit konfrontiert zu werden. Schlagartig kamen wieder die Bilder in ihren Kopf. Sofort waren beide ihre Augen aufgerissen, dass leichte Pochen vollkommen vergessend. Sie sollte eigentlich in der Bibliothek sein. Wo war sie?

Alle ihre Sinne schrien auf, als ihr langsam die gesamte Umgebung bewusst wurde. Um sie herum war ein vollkommenes Nichts. Trotz der kompletten Schwärze konnte sie sich selbst klar und deutlich erkennen. Mehr gab es nicht. Sie schwebte in einem Void aus Dunkelheit. Trotzdem konnte sie das Gefühl eines Déjà-vu nicht abschütteln. Am überraschendsten war jedoch, dass sie keinen Funken Angst verspürte.

Sich selbst den Kopf darüber zerbrechend schwebte sie in der ereignislosen Umgebung. Sie konnte zwei Dinge unternehmen. Abwarten und schauen, ob irgendetwas passierte oder auf irgendeine Art und Weiße versuchen herauszufinden, was das eigentlich alles sollte. Twilight brauchte nicht einmal darüber nachzudenken.

„Hallo ist hier irgendjemand?" Die Frage blieb unbeantwortet. Mit Worten jedenfalls. Ein leichtes Funkeln in der weiten Ferne war zu erkennen. Im ersten Moment dachte das lavendelfarbene Einhorn es wäre nur eine Einbildung. Mit jeder vergehenden Sekunde wurde das Funkeln jedoch stärker und schien näher zu kommen. Verwirrt legte sich ihre Stirn in Falten. Mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit schoss eine Straße aus Licht auf sie zu. Eigentlich sollte sie bei diesem Anblick wenigstens ein klein wenig in Panik verfallen. Zu ihrer Verwunderung war sie noch immer die Ruhe selbst.

Es dauerte nicht Lange und die Straße erreichte sie schlussendlich. Immer noch schwebend beäugte Twilight das Licht unter ihr. Sachte berührte sie mit einer ihrer Hufe das Gebilde. Sofort landete sie mit allen vier Hufen auf dem Weg, als stände sie schon von Anfang an darauf. Ihr Blick folgte die Straße. Das Ende war nicht zu erkennen.

Bevor sie sich auch nur überlegen konnte, was sie wohl am besten täte, spürte sie einen leichten Schubser. Verwirrt schaute sie zurück, nur um das aufgerollte Ende der Straße zu erkennen. Sie beobachtete, wie das Ende sie ein weiteres Mal schubste und damit zum Gehen aufforderte.

Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ist schon gut. Ich mache mich auf den Weg." Twilight drehte sich wieder nach vorne und setzte sich in Bewegung. Mit ziemlicher Sicherheit rollte sich die Straße hinter ihr weiter auf, dafür brauchte sie nicht einmal nachschauen. Viel wichtiger war die eine Frage, die durch ihre Gedanken lief.

Was erwartet mich wohl am Ende?"

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Eine cyanblaue Pegasusdame sprang wie vom Blitz getroffen auf. Irritiert flatterten ihre Flügel, was den verwirrten Blick in ihren Augen nur noch intensivierte. „Was ist passiert? Wo bin ich? Wo sind die anderen?" Immer noch gänzlich mit der Situation überfordert lies sie ihren Blick über die Umgebung schweifen. Der Anblick war mehr als nur überfordernd für Rainbow Dash. Überwältigt setzte sie sich hin und ließ ihre Flügel hängen. Hin und wieder blinzelte oder rieb sie sich über die Augen.

Ihr Gehirn konnte das Bild einfach nicht verarbeiten. Sie saß in einem gigantischen Zimmer. Überfüllt und überfüllt von Kuscheltieren der unterschiedlichsten Sorte. Teddybären in unterschiedlichen Größen. Manche sogar in Lebensgröße. Einhörner, weiße Häschen und was nicht noch alles zu erkennen war. Gigantische Kissen in Herzform waren auf dem Boden verteilt. Alles in den Farben Pink, Rosa und Lila gehalten. Kleine Tischchen mit Spielteeservice und Spitzendeckchen bedeckt standen im Raum verteilt. Meistens wiederum mit unterschiedlichen Kuscheltieren besetzt. Jegliches Spielzeug, was man sich vorstellen konnte und jedem Mädchen das Herz vor Vorfreude höher schlagen ließe.

Ein Schauder jagte über Rainbow Dashs Rücken. In ihrer Jugend besaß sie auch ein paar Kuscheltiere, aber waren es Nachbildungen von den damaligen Wonderbolts. Mit dem ganzen Mädchenkram konnte sie noch nie etwas anfangen. Jetzt saß sie in einem Raum, der aus einem ihrer Albträume hätte entspringen können.

Mit beiden Vorderhufen griff sich Dash an den eigenen Kopf. „OK denk nach. Was ist das Letzte, an das ich mich erinnern kann?" Sie bemerkte nicht einmal, dass sie anfing, mit sich selbst zu reden. „Ich war in der Bibliothek mit den Mädels ...", dort brach ihr Gedankengang ab. Ihre Wangen glühten rot auf, als sie sich an das Gespräch erinnerte. Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Bevor sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, hörte sie ein Geräusch. Ihre Ohren bewegten sich irritiert in alle Richtungen. Es klang fast so als würde jemand in einem regelmäßigen Rhythmus gegen Holz tippen.

Es dauerte nicht lange und Dash erkannte den Ursprung des Tippens. Überrascht drehte sie sich um und kam ins Stocken. Eine Ecke des Raumes unterschied sich so sehr von dem Rest, dass sie nicht anders konnte, als zu starren. Es war zwar nur ein sehr kleiner Teil, doch dieser lag in einem dunklen Schatten. Genau in dieser Schwärze stand ein Tisch, das einzige vergleichbare Möbelstück in der Größe, den sie kannte, stand in Leos Haus. An diesem Tisch waren zwei Stühle, wobei einer von beiden mit einer großen Gestalt besetzt war. Die Gestalt war in einer schwarzen Kutte gekleidet, sodass man nichts von ihr erkennen konnte. Nur eine Hand schaute heraus, die regelmäßig mit den Fingern auf die Holzplatte schlug. Auf dem Tisch stand ein Glas halb gefüllt mit einer braunen Flüssigkeit und groben Eis.

Der Kontrast zum Rest des Raumes warf Rainbow Dash ein wenig aus der Bahn. Doch am meisten irritierte sie die Hand. Sie wirkte zugleich vertraut, trotzdem fremd. Sie erinnerten Dash an Leos Hände, doch wirkte sie schmaler und graziler und hatte längere Fingernägel. Zudem waren die Nägel in einer Farbe, die nicht natürlich wirkte.

Nur ein einziges leises Wort kam ihr über die Lippen. „Leo?" Eigentlich waren es eine Frage und ein Name, aber wer nahm das schon so genau.


Big Macintosh bewegte sich kein bisschen. Er saß immer noch genauso, wie wenige Momente zuvor in der Bibliothek, still auf dem Boden und Beobachtete das Schauspiel vor ihm. Es war auch nicht einfach irgendetwas anderes zu unternehmen. Was sich vor ihm abspielte, war einfach nur unglaublich. Stumme Bilder zeigten sich auf einer gigantischen Fläche direkt vor seinen Augen. Viele davon kannte er. Ein Bild von Ponyville, dem inneren von Sugecube Corner, eine Standaufnahme aus Leos Geburtstagsfeier und noch so viele andere Situation und Orte die er erkannte. Aber auch Bilder, die dem roten Hengst neue waren, zeigten sich.

So viele andere Menschen. Freunde und Familie aus Leos früheren Leben. So viel vermutete Big Mac jedenfalls. Es war schon faszinierend, das alles zu sehen. Die Bilder wurden jedoch konkreter. Sie bewegten sich nicht mehr wie in einem Fotoalbum. Nun schaute er den Ereignissen, wie durch ein Fenster bei ihrem Geschehen zu. Entscheidungen, die Leo getroffen hatte. Fehler und Streitereien, die er beging. Sie wirkten chronologisch, was er von der wachsenden Gestalt Leos ableiten konnte. Mit jedem kleinen Ereignis wurde etwas klarer in Macintoshs Augen. Sie wurden immer schneller und schneller. Mit Leichtigkeit konnte man nun etwas übersehen oder sogar ein ganzes Geschehen verpassen. Dem Erdpony passierte das jedoch nicht.

Die neusten Ereignisse waren ihm halbwegs alle bekannt, bis sie schließlich die Gegenwart erreichte. Schlagartig verschwanden die Bilder und ließen eine weiße Fläche zurück. Erst jetzt konnte Big Macintosh seinen Blick abwenden und sich genauer Umschauen.

Es war nur ein kleiner Raum vollkommen in Weiß. Nichts war hier drin zu entdecken, außer ihm selbst und einer weiteren Gestalt, die er sofort erkannte. Es war ein Junge, schon kein Kind mehr, aber noch lange kein Mann. Mac brauchte nicht lange um ihn als Leo zu identifizieren. Er sah vor wenigen Momenten noch genügend Bilder, um sich dieser Tatsache sicher zu sein. Der jüngere Leo saß in einer Position auf dem Boden, die der rote Hengst nur zu gut kannte. Mit seinen Beinen an den Körper gezogen, beiden Armen um sie geschlungen und dem Gesicht auf die Knie gelegt. Nicht nur einmal entdeckte er Leo in dieser Position.

Ohne viel zu überlegen stand Big Mac auf und ging auf den Kauernden zu. Als er schließlich in Berührungsreichweite war, schaute Leo auf. Was Macintosh in diesem Moment sah, brachte ihn ins Stocken. Anstatt dem ihn bekannten Gesicht, erkannte er eine weiße Fläche. Nicht viel anders, als der Rest des Raumes. Dieser Anblick hätte ihn viel mehr verstören müssen, als es das tat.

Eine mechanisch wirkende Stimme drang an seine Ohren, als sich ein wie von einem Fohlen gezeichnetes lächelndes Gesicht auf der weißen Fläche zeigte. „Alles in Ordnung bei dir Toshy?"

Genau in diesem Moment wusste Big Mac, warum er hier war.


Wie lange Applejack schon herumwanderte wusste sie nicht. Doch eins war ihr sicher, diese Umgebung war einfach nur unheimlich. Der Himmel war tiefrot. Um sie herum waren nur schwarze Gerippe von ehemaligen Bäumen zu erkennen. Ein nicht spürbarer Wind pfiff durch deren Geäst und jagte dadurch in regelmäßigen Abständen eine Gänsehaut über ihren Rücken. Jede Faser in ihrem Körper war angespannt. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal so verängstigt war. Selbst auf dem Weg durch den Everfree Forest fühlte sie sich nicht so verschüchtert. Damals war sie wenigstens nicht alleine.

Ein weiteres Pfeifen ließ sie aufspringen. Normalerweise sollte sie nach dem nun gefühlten hundertsten Mal nicht mehr so schreckhaft sein. Mit jeder vergehenden Minute fühlte sie sich jedoch unwohler in ihrer Haut. Immer mehr Fragen drängten sich in ihr Unterbewusstsein. Jede Beängstigender als die Vorige. Wenn sie doch wenigstens aus diesem gruseligen Wald herauskäme.

Kaum dachte sie daran, konnte sie erkennen, wie etwas weiter vorne der Weg in einer Lichtung endete. Erleichtert, endlich diese schrecklichen Bäume hinter sich zu lassen, ging sie in einen leichten Galopp über. Ein Schritt in die Lichtung und sie bereute ihre Entscheidung. Was sich vor ihr zeigte, brachte sie zum Schlucken. Eine gigantische heruntergekommene Villa, mit allem was dazugehörte, stand direkt vor ihr. Zersprungene Fenster, klappernde Fensterläden, abbröckelnder Farbe. Es sah schon fast so aus, als wäre es in Blut gebadet worden.

Ein Blitz direkt hinter dem Gebäude ließ sie zusammenzucken. Schnell sah sie nach hinten. Sie konnte zurück in den Wald oder es in dem Haus versuchen. Wenigstens wäre sie dort halbwegs geschützt.

Ein weiteres Mal schluckte Applejack schwer. Zögerlich ging sie auf die Villa zu. Wenn der Blitz und Donner ein Anzeichen für ein Unwetter waren, sollte sie sowieso zu schnell wie möglich einen Unterschlupf suchen. Dieser Einfall machte die ganze Situation nicht unbedingt einfacher. Sie fühlte sich unangenehm in ihre Jugend zurückversetzt, als noch so vieles Ängste hervorrief, wie es bei jedem Fohlen im jungen Alter üblich war.

Schnell schüttelte sie ihren Kopf und ging auf die Eingangstür zu. Zögerlich legte sie einen Vorderhuf an die Tür und öffnete sie. Wie zu erwarten war es in der Villa stockfinster. Nur sehr langsam wagte sich das orange Erdpony vorwärts. Ihre Schritte hallten in dem leeren Gebäude wieder. Schlagartig spürte sie einen Windzug gefolgt von einem lauten Knall. Sofort sprang Applejack mit einem lauten Schrei in die Luft. Dumpf landete sie wieder auf dem Boden. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie befürchtete schon, dass es ihr aus der Brust springen würde. Mit einem Versuch sich zu beruhigen atmete sie tief ein und wieder aus. Wie lange sie das tat, wusste sie nicht. Langsam verlangsamte sich ihr Herzschlag.

AJ lies leicht ihren Blick schweifen. In der Zwischenzeit gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Zwar erkannte sie nicht alles, doch waren grobe Umrisse erkennbar. Als sie ihren Blick schweifen lies blieb ihr Blick erst an der zugeschlagenen Tür hängen. Sie beschenkte den Eingang mit einem wütenden Blick, bevor sie sich weiter umsah.

Vereinzelte heruntergekommene Möbelstücke waren alles, was zu erkennen war. Zwei Türen führten weiter in die Villa. Sonst war nichts weiteres Ausgefallenes zu erkennen. Kurz überlegend setzte sie sich wieder in Bewegung. Sie fasste einen Beschluss. Lieber gleich alles erkunden, bevor sie später eine ungewollte Überraschung erlebte.

So ging sie Raum nach Raum ab. Nur um immer wieder mit heruntergekommene Möbel konfrontiert zu werden. Irgendwann stand sie vor dem letzten Raum in dem Gebäude. Die Villa hatte zu Applejacks Überraschung weniger Zimmer, als es vom äußeren Erscheinen wirkte. Gerade als ihr Huf die Tür berührte, geriet sie ins Stocken. Erst jetzt viel ihr etwas auf. Bis gerade eben waren nur ihre Schritte die einzigen Geräusche, die in der Villa hörbar waren. Doch da war gerade etwas anderes. Sie spitze ihre Ohren. War das ein Schluchzen? Weinte da jemand?

Nun mit dem Ohr gegen die Tür drückend konzentrierte sie sich voll und ganz auf jedes Geräusch. Es dauerte nicht lange und ein weiteres Schluchzen war zu vernehmen. Jetzt besaß sie keine Zweifel mehr. Sachte öffnete Applejack die Tür, nur um mit ein paar Treppen und vollkommener Dunkelheit konfrontiert zu werden. Sie führten zu hundert Prozent in den Keller. Ihre Gedanken waren im Zwiespalt. Ein weiteres Schluchzen befreite sie davon, als AJ auch schon die ersten Schritte in die Dunkelheit wagte.


Rainbow Dash konnte nur leise dabei zusehen, wie die Gestalt sich zu ihr drehte. Unter der Kapuze waren nicht mehr als die beiden Augen zu erkennen. Jetzt gab es für den Pegasus keine Zweifel mehr. Genau vor ihr saß Leo. Dieser schien sich bei ihrem Anblick jedoch leicht zu verkrampfen.

„Dashy was machst du den hier?" Die Stimme die an Rainbows Ohren drang wirkte gezwungen tief. Sie besaß nur geringe Ähnlichkeit mit dem Ton, denn der Pegasus sonst gewohnt war.

Sie schnaufte nur. „Keinen blassen Schimmer. Habe gehofft, du könntest es mir erklären." Langsam ging sie auf ihn zu. Das ganze Bild war falsch. Seine normale Haltung war kaum zu erkennen. Normalerweise war er leicht nach vorne gekrümmt, seine Ellenbogen lagen auf der Tischplatte auf und seine Knie zeigten nach außen. Nichts davon war hier zu erkennen. Er saß mit einem geraden Rücken. Seine Arme waren herangezogen, sodass seine Oberarme den Oberkörper berührten. Die Beine waren knapp übereinandergeschlagen, wobei die Hände nun mit den Fingern ineinander verschränkt auf dem oberen Knie ruhten. Diese Sitzposition sah Rainbow Dash zum ersten Mal und wirkte unglaublich unbequem.

„Was ist all dies?" Mit einem Huf zeigte sie weit in den Raum hinein. „Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist die Bibliothek und als Nächstes lande ich in einem übertriebenen Raum aus Pink und Plüsch."

„Pink?" Leos Frage klang überrascht. „Ich sehe nur Schwarz einen Tisch mit einem Glas Cognac, denn ich nicht mal leiden kann und dich in diesem Raum."

„Du willst das alles nicht sehen?!" Der Pegasus war fast sprachlos. „Und was soll dieses Outfit? Hast du etwas zu verstecken?"

Bei der letzten Frage zuckte der Mensch deutlich zusammen. Rainbows Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie schließlich den Groschen fallen hörte. „Warte ... du versteckst dich." Dieser Satz brauchte keine Antwort. Es war nicht viel mehr als eine ausgesprochene Feststellung.


Twilight wurde langsam müde. Wie lange war sie jetzt schon unterwegs? Ihr Blick war schon längst auf ihre eigene Hufe gesunken. Gefühlte Stunden starrte sie in die Ferne, ohne eine kleine Änderung zu erkennen. Es war schon fast so, als würde sie sich kein bisschen vorwärts bewegen. Das war frustrierend. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hier hergekommen war, was sie hier sollte und vor allem wie sie hier wieder raus kam.

Sie traute sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr, nach vorne zu schauen. In der Angst wieder genau dasselbe Bild zu sehen. Schwärze, weißer Weg, kein Ende. Da konnte doch jeder irgendwann den Verstand verlieren.

Mit viel Mühe zwang sich das Einhorn, aufzuschauen. Selbes Bild, keine Änderung. „Ach komm schon, das ist lächerlich!!!" Nun schlussendlich resignierend setzte sie sich auf die Straße. Ihr Hufe taten ihr weh. Die Umgebung war nun mehr als bedrückend. Die Einsamkeit war einfach nicht mehr auszuhalten. Wer konnte so etwas bei gesundem Ponyverstand länger als einen Tag aushalten?

Es dauerte nicht lange und Twilight spürte eine regelmäßige Berührung an ihrem Rücken. Sie brauchte nicht zurückzuschauen, um zu wissen, was da genau vor sich ging. Ehrlich gesagt besaß das lavendelfarbene Einhorn keine Lust mehr. Wenn sie doch wenigstens Magie wirken könnte. Nicht das sie es unzählige Male versuchte in den letzten Sekunden, Minuten, Stunden. Waren es vielleicht schon Tage? Hier gab es kein wirkliches Zeitgefühl!

„Hör auf damit!! Ich gehe nicht weiter, ich muss mich ausruhen." Sie verlor langsam ihre Geduld. Jetzt redet sie schon mit einer Straße! Ein lautes Seufzen war zu hören. Der Druck zwischen ihren Augen wurde langsam wieder stärker. Irritiert massierte sie ihre Schläfen. Irgendetwas musste sie doch unternehmen können? Diese Frage stellte sie sich nicht zum ersten Mal. Alleine daran zu denken, intensivierte ihre Kopfschmerzen noch einmal.

Als Erstes brauchte sie etwas um ihre Schmerzen zu verringern. Die kühle Brise ist schon ein Anfang. „Kühle Brise?" Erschrocken öffnete sie ihre Augen. Sie bewegte sich und das immer schneller. Ihre Mähne wehte schon nach hinten von der Geschwindigkeit. Langsam wurde sie in den aufgerollten Teil der Straße gedrückt. Zu ihrer Überraschung fühlte es sich weich ein.

Was auch immer passierte, sie wurde immer schneller. Tränen bildeten sich langsam in ihren Augen. Mit Verwunderung bemerkte sie langsam die Änderung in ihrem Blickfeld. Die Straße wurde kürzer. Die Freude darüber wurde schnell mit einer Sorge ersetzt. Sie war schnell. Viel zu schnell. Was ist, wenn sie das Ende erreichte?

Geschockt sah Twilight dabei zu, wie die Straße immer kürzer wurde. Es dürfte nicht mehr lange dauern und sie fände heraus, was dann passierte. Sie hielt den Atem an und schloss im letzten Moment die Augen. Der Wind brach schlagartig ab. Nichts weiter geschah. Sie saß immer noch. Keine Schmerzen, kein gar nichts. Langsam öffnete sie ihre Augen. Nun war sie am Ende angelangt. Ihr Gehirn musste erst realisieren, was gerade passiert war.

Zunächst drehte sie sich um und beschenkte dem aufgerollten Ende der Straße mit einem wütenden Blick. „Was hat dich davon abgehalten, dass gleich von Anfang an zu machen?"

Keine Antwort.

„Und hier bin ich wieder und rede mit einer Straße." Wenn sie hier raus kam, brauchte das Einhorn dringend etwas gegen ihre Kopfschmerzen. Langsam stand sie auf und fing an die Umgebung genauer zu untersuchen. Irgendetwas musste es hier doch geben. Schwarz, schwarz und noch mehr schwarz. Es wäre jetzt ein schlechter Scherz, gäbe es tatsächlich nichts. Langsam ging sie an den Rand der Lichtstraße. Vielleicht war irgendetwas unter ihr?

Twillight hatte nicht einmal die Möglichkeit nachzuschauen, als sie auch schon wie von einem Sprungbrett nach oben geschleudert wurde. Der Schrei blieb in ihrer Kehle stecken, als sie wieder in vollkommener Schwerelosigkeit schwebte. Die Straße unter ihr war verschwunden. Bevor sie sich aufregen konnte, fiel ihr etwas im Augenwinkel auf. Es war nur schwer zu erkennen. Irgendwie wirkte es wie eine Blase aus schwarzem Wasser. Kein Wunder, dass ihr das vorher nicht aufgefallen war. Mit etwas Mühe näherte sie sich dem Objekt.

Nach mühsamen Hin- und Herbewegen, schwebte sie schließlich direkt davor. Eine Kugel aus einer Flüssigkeit. Schwer zu sagen ob sie farblos oder wirklich schwarz war. Doch eins war sicher. Irgendetwas befand sich darin. Twilight versuchte aus unterschiedlichen Blickwinkeln mehr zu erkennen, bis sie schließlich überzeugt war. Darin befand sich Leon.

„Leo?" Die Gestalt rührte sich, indem sie den Rücken zum Einhorn drehte und sich noch weiter in sich zusammenzog. „Toll und was jetzt?", kam es resignierend von dem lavendelfarbenen Einhorn.


Mit jedem Schritt knarzten die Treppen lauter und durchschnitt die unnatürliche Ruhe. Applejack würde Lügen, wenn sie behauptete, nicht vollkommen angespannt zu sein. Die absolute Dunkelheit machte es nicht einfach die Treppen abzusteigen. Vorsichtig ein Huf vor den anderen. Die Treppe selbst fühlte sich unendlich an. Nur das immer wieder auftretende Schluchzen hielt sie davon ab, umzukehren.

Trotzdem half es ihr kein bisschen dabei, dieses unangenehme Gefühl in ihrer Magengegend los zu bekommen. Der Fluchttrieb stieg immer weiter in ihr an. Sie wusste schon nicht mehr ob es schlecht oder gut war, dass keine ihrer Freundinnen anwesend waren. So konnten die Mädels sie wenigstens nicht in ihrer momentanen Form sehen. Sie schluckte noch einmal. Jeder Schritt viel ihr langsam schwerer.

Irgendwann erreichte sie schließlich das Ende der Stufen. Nun vollkommen mit der Situation überfordert blieb sie starr stehen. Egal wie lange sie versuchte etwas in der Umgebung zu erkennen, es würde keinen Sinn ergeben. Kein Funken Licht drang in diese tiefen. Nur der modernde Geruch von altem Keller und feuchter alter Luft war alles, was sie in dieser Dunkelheit wahrnahm.

Schnell spitzte sie wieder ihre Ohren. Nur wegen dem Schluchzen, wagte sich Applejack hier nach unten. Mit einer leichten Hoffnung nicht mehr ganz so alleine in dieser unheimlichen Umgebung zu verbringen. Sofort hörte sie wieder das unterdrückte Weinen. Es war nun wesentlich näher als zuvor, jedoch klang es immer noch recht weit entfernt.

Nur ungern löste sie sich von der Treppe. Ewig hier zu stehen brachte sie aber auch nicht weiter. Mit einem Ruck und einem Huf an der naheliegenden Wand ging sie die Kellerwand, immer weiter den Ton folgend, entlang. Die Stimmung in diesem Raum war nicht angenehm. Viel eher bedrückend. Unglaublicherweise sehnte sie sich schon fast zum unheimlichen Wald zurück. Mit einem Kopfschütteln verwarf sie wieder diese Gedanken. Diese würden ihr sowieso nicht weiter helfen.

Schritt nach knirschendem Schritt ging sie voran. Immer näher dem Schluchzen entgegen. Sie kam ins Stocken. Ein leichtes, kaum wahrnehmbares Licht zeigte sich vor ihr. In dieser Dunkelheit so viel intensiver, als es sein sollte. Ihre Schritte beschleunigten sich. Hoffnung dieser endlosen Dunkelheit und Einsamkeit endlich zu entkommen trieb sie voran.

Es dauerte nicht lange und sie fand sich vor einer geschlossenen Tür wieder. Das Schluchzen war nun klar zu hören. Wer oder was auch immer weinte, befand sich hinter dieser Tür. Ihr Huf glitt an den Türhenkel, bevor sie innehielt. Alles könnte sich dahinter befinden. Vielleicht war es auch eine Art von Falle? Vielleicht wird alles auch nur wieder schlimmer, sobald die Tür offen war?

Bevor sie sich mit noch mehr Gedanken quälte, öffnete Applejack die Tür. Der Anblick der sich ihr zeigte lies sie die Luft anhalten. Es war nur ein kleiner Raum. Eine ihr unbekannte Lichtquelle hing von der Decke und tauchte alles in unnatürliche Schatten. Jeder Millimeter der Wände war mit den unterschiedlichsten Bildern behängt. Jedes Verstörender als das Vorige. Kohlezeichnungen, die an manchen Stellen nicht mehr Bizarrer sein konnten.

Genau in der Mitte dieses Raumes saß ein Wesen schluchzend in sich zusammengezogen. Es wirkte so jung. Für Applejack gab es keinen Zweifel, wenn sie vor sich sah. Noch bevor sie irgendwie reagieren konnte, sah das Kind auf. Die Augen waren rot unterlaufen und ausgetrocknet vom endlosen weinen. Sobald sich ihre Blicke trafen, riss es die Augen auf. Alles was AJ in diesem Moment erkennen konnte, war eine einzige Emotion. Panik. Sofort wisch das kleine Wesen zurück und drückte sich an die entgegengelegene Wand. Beide Arme schützend vor sich verschränkt.

Das orange Pony war nun vollkommen überfordert. Ein Gedanke bildete sich in ihrem Kopf. So unglaublich diese Frage auch klang.

Leo hat Angst vor mir?

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„Es tut mir leid es so ausdrücken zu müssen, aber hör einfach auf mit dem Mist!" Big Macintosh war mit seiner Stimme nicht lauter geworden. Trotzdem war das Gewicht hinter jedem Wort klar herauszuhören.

Die Maske änderte sich nach diesen Worten. Statt der Kinderzeichnung war nur noch ein großes Fragezeichen zu erkennen. „Was meinst du?" Die Stimme Leos verlor nichts an ihrem mechanischen Klang.

„Das reicht mit den Spielchen. Ich habe lang genug gewartet, bis du endlich von alleine hinter deiner Fassade hervor kommst. Nach der netten Bildervorführung muss ich aber einsehen, dass es wohl nie der Fall sein wird." Big Macs Augen bohrten sich in die weiße Flasche auf dem Gesicht des jungen Mannes.

Dieser reagierte kein bisschen, langsam verschwand das Fragezeichen und hinterließ wieder eine blanke weiße Maske.

Der rote Hengst atmete schnaufend aus. Langsam setzte er sich direkt vor dem einzig Anderen in diesem kleinen Raum. „Habe ich dir schon einmal erklärt was meine Cutie Mark bedeutet?"

Nur ein Kopfschütteln gab es als Antwort.

„Wie fast alle in meiner Familie kann ich gut mit Äpfeln und des gleichen umgehen, jedoch ist das nicht mein wirkliches Talent." Macintosh setzte sich so um, damit ein klarer Blick auf seine Cutie Mark entstand. Nicht vielen hat er davon erzählt. Nur Applejack und seine Großmutter wussten von der genauen Bedeutung. Nachdem der rote Hengst endlich seine Cutie Mark verdient hatte, verbrachte er Stunden damit sie genauer zu betrachten. Die aufgeschnittene grüne Apfelhälfte. Klar und deutlich waren die Kerne in der Mitte zu erkennen. Es war nicht so, dass er die genaue Bedeutung verbergen wollte. Er sah nur keinen wirklichen Grund dahinter, es jedem auf die Nase zu binden. Um ehrlich zu sein, war er am Anfang recht beängstigt von dessen Bedeutung. Mit den Jahren gewöhnte er sich aber daran.

„Wie beim Apfel kann ich ohne Probleme und mit wenig Mühe etwas in der Quintessenz erfassen. Andere zu durchschauen ist für mich eine Kleinigkeit. Ich kann förmlich eine Lüge vom Gesicht ablesen. Deswegen rede ich mit Fremden nicht so wirklich viel. Sie sagen mir ohne ein Wort alles, was ich wissen muss. Bei dir war es am Anfang schwerer. Es waren andere Dinge, auf die ich achten musste. Jetzt bist du aber ein offenes Buch für mich, wie jeder andere auch. Deswegen weiß ich schon seit geraumer Zeit, dass du dazu neigst, dich für andere zu verstellen." Hier machte Mac eine kleine Pause, um auf eine Reaktion zu warten. Leider kam keine.

So redete er einfach weiter. „Die Bilder gerade haben meine Befürchtung nur bestätigt. Irgendwann in deinem Leben hast du angefangen dich deinem Gegenüber anzupassen. Du hast dich immer mehr in dich selbst zurückgezogen. Maske um Maske ist dazu gekommen. Alles nur um denen die dir wichtig sind, dass zu geben, was sie brauchten. Du versteckst alles so gut, dass selbst ich es nicht erkennen kann. Ich weiß nur, dass du etwas versteckst. Merkst du nicht das Es ungesund für dich ist? Glaubst du das Ich mich deswegen nicht um dich sorge?"

Die erste Bewegung war von Leo zu erkennen. Farben vermischten sich zu einem totalen Wirrwarr auf der weißen Maske. Laut breitete sich ein Riss auf dessen Oberfläche aus. Seine Stimme verlor jeglichen mechanischen Klang. „Ich weiß es doch. Trotzdem kann ich nicht damit aufhören. Ich weiß selbst nicht mehr, wer ich bin! Glaubst du, es fällt mir leicht?! Was ist, wenn da nichts mehr ist!!!" Der Riss erreichte nun beide Seiten der Maske. Verzweifelt griff der junge Mann danach und hielt sie zusammen.

Big Macintosh griff nach beiden Schultern. „Lass mich dir helfen. Lass deine anderen Freunde dir helfen. So wie du es die ganze Zeit für uns getan hast. Jeder möchte, dass du so sein kannst, wie du bist. Niemand möchte dir etwas Böses. Du musst es nur zulassen."

Leo seinerseits schüttelte immer heftiger mit dem Kopf. Der Hengst atmete tief ein. So sehr hoffte er, dass seine kleine Ansprache reichen würde. Leider blieb ihm nur noch eine Möglichkeit. Mit einer einfachen Bewegung war die Maske von Leos Gesicht gewischt. Entsetzen war auf seinen nun erkennbaren Zügen geschrieben. Dies hielt aber nicht lange an, bevor Erleichterung sich über die Gesichtszüge zog. Mit einem letzten Blick auf die sich nun auflösende Maske erstrahlte das gesamte Zimmer in einem hellen Licht.


„Ugh!!" Twilight war langsam am Verzweifeln. Nichts half, um die Aufmerksamkeit von Leo auf sich zu ziehen. Kein Rufen, kein Schreien, kein gegen die Blase schlagen, genauso wenig wie immer wieder die Position um die Blase zu wechseln. Sie wurde schlichtweg ignoriert.

„Du willst mich doch veräppeln!! Könnte endlich mal etwas passieren. Mir ist egal was!!" Genau nach ihrem letzten Wort erstrahlte die gesamte Umgebung schlagartig in einem weißen Licht. Es kam zu schnell, um darauf zu reagieren, und war direkt wieder verschwunden. Twilight blinzelte und rieb sich die Augen. Diese Situation besaß für ihren Geschmack viel zu viel Ähnlichkeit mit einem unerwarteten Blitzlicht.

Nachdem ihre Augen sich endlich wieder an die Umgebung gewöhnten, sah sich das Einhorn um. Alles schien genauso wie vor dem Blitzlicht. Immer noch ewige Schwärze und die Blase direkt vor ihr. Gerade wollte sie wieder aufstöhnen, als ihr etwas auffiel. Irgendetwas stimmte mit der Blase nicht. Nach genauerem Betrachten bemerkte sie endlich den Unterschied. Die Oberflasche war eindeutig in Bewegung.

Mit geweckter Neugier nährte sie sich der Oberfläche so weit es ging. Die Blase war in Schwingung gekommen. Sie ähnelte einem ruhigen See, der regelmäßig mit kleinen Steinchen beworfen wurde.

Zu viele Frage schwirrten in ihrem Kopf. Alle ohne Möglichkeit auf eine Antwort. Langsam bewegte sie eine ihrer Vorderhufe auf die Blase zu. Sie war sich sicher, dass noch vor Kurzem die Oberfläche fest war. Kurz vor der Berührung hielt sie noch einmal inne. Vielleicht sollte sie alles überdenken? Bevor sie weiter in Zweifel versinken konnte, wagte Twilight sich den letzten Millimeter. Mit einem hörbaren 'Blob' verschwand die Seifenblase vollkommen.

Irritiert bewegten sich die Ohren des Einhorns in unterschiedliche Richtungen. Nichts, aber auch wirklich nichts in dieser Umgebung gab Sinn. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Genau in diesem Moment klickte es bei ihr. Das unverständlich bekannte Gefühl. Die allgemeine Verrücktheit dieser Gegend. Ihre Magie, die nicht funktionierte. Sie war in einer Art Traum. Viel eher in einer Welt von Leo geschaffen, wie vor schon so vielen Wochen in ihrem gemeinsamen Traumerlebnis.

Ohne weiter zu überlegen wandte sich Twilight an die schwebende Gestalt direkt vor ihr. „Leo?"

Dieser schaute nicht auf. Er bewegte sich nicht einmal. Nur ein leises Flüstern war zu hören. „Lass mich in Ruhe Twilight." Keine Kraft, keine Emotionen schwangen mit der Stimme mit. Er klang vollkommen fremd.

Was ist los?" Das Einhorn vergaß vollkommen die Umgebung. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm und das alleine nahm ihre vollkommene Aufmerksamkeit auf sich.

„Nichts ist los und das ist gut so." Noch immer war gar keine Aktion von ihm zu erkennen.

So kam Twilight wirklich nicht voran. Langsam verstand sie die gesamte Situation. Die Worte ihrer Mentorin schallten in ihrem Kopf wieder: „...Mitfühlend anderen Gegenüber war er schon immer. Sich aber wirklich mit seinen Problemen auseinander zu setzten oder gar andere deswegen um Hilfe zu bitten war nie seine Stärke ..."

Irgendwie musste sie zu ihm durchdringen. Der Zauber oder vielleicht auch Leo selbst wählten sie für diese Aufgabe. Diese ganze Umgebung spiegelte die Gefühlssituation wieder. Er zog sich zurück. Lieber verschloss er sich vor allem, als sich mit seinen eigenen Problemen zu konfrontieren. Das war nicht gesund. Twilight wüsste schon gerne, wie er zu so einem Entschluss gekommen war. Jedoch brachte sie das auch nicht wirklich weiter.

Ihr Blick verfestigte sich. Hier gab es viele Möglichkeiten zu handeln, doch nur eine ergab im Moment am meisten Sinn. Schnell bewegte sie sich an Leo heran suchte den Kopf und die geschlossenen Augen. Schnell schnippte Twilight gegen die Stirn des jungen Mannes.

„Hey!! Für was war das?" Mit einem überraschten Blick seinerseits entstand ein Blickkontakt zwischen den Beiden.

Bevor er sich noch weiter beschweren konnte, startete das Einhorn auch schon ihre kleine geplante Rede: „Du hörst mir jetzt mal zu Mister. Sich zurückzuziehen und zu verschließen hilft dir kein bisschen weiter. Ich weiß von was ich Rede. Ich habe mich lange genug hinter dem Vorwand des Lernens versteckt, vor Angst mit anderen Ponys zu interagieren. Erst als ich es endlich zugelassen habe, konnte ich die Magie hinter Freundschaft verstehen, die ich so lange ignorierte. Was auch immer dich davon abhält, irgendetwas an dich heranzulassen. ES. IST. ES. NICHT. WERT!" Jedes der letzten fünf Worte untermalte sie mit einem tippen auf Leos Stirn. „Also hör auf mit dem Selbstmitleid und bring endlich alles ins reine mit dir selbst."

Die weit aufgerissenen Augen des Mannes zeigte dessen Verwunderung klar und deutlich. „Aber ..."

„Kein aber. Manchmal muss man ein Risiko eingehen, um sein eigenes Leben zu verbessern." Noch immer sah Twilight direkt in Leos Augen. So konnte sie auch klar und deutlich die Veränderung in ihm erkennen. Er akzeptierte endlich die Tatsache an sich.

Leo seufzte kurz auf. „Du hast recht." Sofort wurden beide in einem gleißenden weißen Licht gebadet.


Applejack als überfordert zu bezeichnen war mehr als nur Untertrieben. Sie stand im Eingang des kleinen Raumes erstarrt zu einer Statue. Diese ganze Situation war schon verwirrend genug, doch das schlug allem dem Boden aus. Nichts, wirklich nichts in ihrem Leben hätte sie auf so etwas vorbereiten können.

Als wäre das nicht genug sprang auf einmal die kleine Lichtquelle im Raum zum Leben. Zuerst war nur ein kleines Flackern zu erkennen, bevor es im hellen Licht erstrahlte. Geblendet von der plötzlichen Helligkeit blinzelte das orange Farmpony ein paar Mal.

Nachdem sie endlich wieder klar sah, überschlug sie Verwunderung. Die Atmosphäre in dem Raum hatte sich verändert. Es war zwar immer noch ein klein wenig unheimlich, aber wesentlich weniger verstörend ohne die Schatten. Die Bilder waren nun nichts weiter als Kinderzeichnungen. Zwar zeigten immer noch ein paar von ihnen etwas fragliche Szenen, trotzdem konnte Applejack nun wesentlich besser mit ihnen umgehen.

Das Einzige was sich nicht veränderte war der Zustand der kleinen Kreatur mit ihr im Zimmer. Ihr war schon beim ersten Blick klar, dass es sich um Leo handelte. Dies half ihr aber in dieser Situation nicht wirklich weiter. Noch immer zitterte er wie Espenlaub. Selbst das Licht veränderte nichts an seinem Verhalten.

Leicht schnaubend ging AJ in den Raum und schloss die Tür hinter sich, bevor sie sich selbst auf dem Boden setzte. Irgendwie musste sie ihn beruhigen. Irgendetwas musste sie doch unternehmen können? Näher heran wagte sie sich nicht, in Sorge ihn noch weiter zu verängstigen. Unsicher ließ sie ihren Blick in den kleinen Raum umherschweifen. Die Zeichnungen zeigten unterschiedliche Landschaften, Lebewesen, Dinge und Situationen. Manche waren recht verstörend, vor allem in der kindlichen Darstellung.

Ihr Blick ging wieder zu dem zusammenkauerten Kind. Es verhielt sich noch immer wie in den ersten Sekunden, nachdem sich ihre Blicke trafen. Zeit würde ihr also nicht weiterhelfen. Applejack atmete einmal tief ein und wieder aus. „Alles in Ordnung Sugarcube?"

Zu ihrer Überraschung bekam das orange Pony sogar eine Antwort. Solange man ein wildes Kopfschütteln als Antwort sah.

„Was ist den los?" Hoffend versuchte Applejack so ruhig und gelassen wie möglich zu klingen. So gut wie es ging wollte sie mehr Panik vermeiden.

Es schien zu funktionieren. Leo schien sich ein wenig zu beruhigen. Er zitterte nicht mehr so stark und ließ langsam die Arme sinken. Den Blickkontakt vermied er trotz allem. Nur leise konnte man seine Stimme hören, fast nur erahnen. „Ich habe Angst", kam es mit zitternder Stimme von ihm.

So viel dachte AJ sich schon. Es war mehr als offensichtlich. Trotzdem konnte sie ihre Freude nicht verstecken. Langsam kam sie voran und das war alles, was sie für ein leichtes Lächeln brauchte. Mit ihm zu reden war wohl der beste Weg in dieser Situation. „Weswegen?"

Zum ersten Mal seit ihrem Auftreten in dem Raum trafen sich ihre Blicke. Zwar nur für einen kleinen Augenblick, doch gab genau das Applejack Hoffnung. Sie konnte danach den Jungen dabei beobachten, wie dieser kurz auf sie und dann auf eine der vier Wände des Raumes zeigte. Schnell sah sie sich die Bilder an der Wand an.

Die zuerst chaotisch wirkende Aufteilung der Zeichnungen war alles andere als eine richtige Einschätzung gewesen. Alle Wände für sich besaßen ein Hauptthema, in dem sie unterteilt waren. Genau die gezeigte Wand stellte unterschiedliche Situationen da. Es wirkte wie ein gigantisches Bilderbuch. Jedoch endete jede Situation auf die wohl schlimmst mögliche Weiße. In jedem von ihnen wurde der kleine Junge auf unterschiedliche Art verletzt. Sei es nun emotional oder körperlich.

Applejack war nicht so intelligent wie Twilight, doch verstand auch sie nun die Bedeutung hinter den Zeichnungen. Es konnte sich nur um eine Sammlung von Ängsten handeln. Überrascht glitt ihr Blick über die anderen Kollagen. Vor allem bei den Tieren blieb sie hängen. Das wohl am ältesten von ihnen ergriff ihre komplette Aufmerksamkeit. Das Bild war reichlich vergilbt und wirkte recht spröde, als könnte es nur von einer Berührung zusammenfallen.Ihr Gehirn brauchte lange, um den Inhalt zu verarbeiten. Ganz deutlich war ein einfach gezeichnetes Pferd darauf zu erkennen.

Applejack kam ins Stocken. Nun war sie absolut überfragt. Leo besaß eine Angst gegen Pferde? Wie sollte sie es dann anstellen, ihn zu beruhigen? Wäre sie in Leos Haut und ein Greif hätte versucht sie in ihrer Kindheit zu besänftigen, wäre sie wohl auch in einen vollkommenen Schock verfallen.

Sich ihren Kopf zermarternd ließ sie ihren Blick weiter über die Bilder schweifen. Alle waren in unterschiedlichen Zustand. Manche wirkten frisch gezeichnet. Während andere wiederum aussahen, als hingen sie hier schon mehrere Jahrzehnte. Dies bedeutete etwas, da war sich das Farmpony sicher. Hier konnte sie jedoch nur spekulieren.

Schließlich tief in Gedanken verfallend, ließ AJ den Kopf leicht hängen. Was wäre die beste Handlung in dieser Situation? Vielleicht sollte sie einfach den Raum wieder verlassen? Damit wäre Leo aber nicht wirklich geholfen. Außerdem wollte sie nicht wirklich in den dunklen Keller zurück. Was würden andere in dieser Situation unternehmen? Kurz schüttelte sie ihren Kopf. Sie muss anders überlegen. Dies konnte alles nur wieder eine dieser verrückten magischen Chaossituationen sein, mit denen Leon in den letzten Wochen schon viel zu oft zu tun hatte. Also besaß sie eine Aufgabe hier. Eine Aufgabe, für die sie am besten von allen geeignet war.

In was war sie allen ihren Freundinnen voraus? Oft war sie stur wie ein Esel. Sie konnte lange und hart arbeiten. Was war da noch? Überrascht riss sie ihre Augen weit auf. Wieso war sie nicht früher darauf gekommen? Ihre unverblümte Ehrlichkeit. Genau das war ihre Stärke.

Der Blick des orangefarbenen Erdponys verfestigte sich. Schnell ließ sie ihre Augen über die vielen Bilder schweifen. Alles fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Es war schon fast lächerlich. Die schiere Menge an Ängsten war schon übertrieben. Schon ein Wunder, dass keine Zeichnung des eigenen Schattens dabei war. Wieso war es bis jetzt bei Leo nicht aufgefallen? Ihr Kopf qualmte langsam vor Fragen, Verwirrung und Überlegungen. Jedenfalls war jetzt nicht die richtige Zeit dafür. Sie musste agieren und das bald.

Mit einem einfachen Kopfschütteln und ein paar tiefen Atemzügen bereitete sich Applejack vor. „Leo es ist normal, dass man Angst hat. Jeder besitzt Dinge, vor denen er sich fürchtet. Selbst ich habe ein paar Sachen, die mich in Panik versetzten können. Angst ist etwas Natürliches, was einen am Leben hält. Doch gibt es Ängste, die darunter fallen und wieder andere nicht."

Das Kind sah nach diesen Sätzen überrascht auf. Diese Worte schienen etwas in dem kleine Jungen zu bewirken.

„Der Unterschied ist, wie man damit umgeht. Sich vor ihnen zu verstecken ist die falsche Entscheidung. Nach und nach muss man sich mit ihnen auseinandersetzten. Nur so kann man manche Ängste überwinden oder mit ihnen Umgehen lernen." AJ beobachtete, während sie redete, ihr Gegenüber genau. Dieser schien nur für sich selbst zu überlegen.

„Du musst nicht alles alleine bewältigen. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich immer für dich da sein werde, sobald du Hilfe brauchst." Das Farmpony sah glücklich dabei zu, wie sich Leo immer weiter entspannte. Nach und nach zerfielen Zeichnungen in ihrer Umgebung zu Staub.

Eine Stimme riss sie aus ihrem Glücksgefühl: „Du hast recht AJ, aber verspreche nichts, was du nicht halten kannst. Denn wovor ich mich am meisten fürchte, kannst selbst du mir nicht helfen." Sein Blick ging zu den letzten beiden Bildern in dem Raum. Sie wahren klarer als alle Anderen davor. Auf ihnen schien sogar etwas geschrieben zu stehen.

Schnell las Applejack die wenigen Zeilen. Sofort blieb ihr die Luft im Hals stecken. Bevor sie auch nur irgendwie darauf reagieren konnte, meldete sich der Junge wieder zu Wort.

„Ich danke dir trotzdem." Ein breites Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, was der Stute noch weiter den Atem verschlug. Sie sah klar und deutlich die Ehrlichkeit des Lächelns in seinen Augen. Ein Knoten bildete sich in ihrem Hals. Nun war alles erreicht, was Applejack erreichen wollte. Warum fühlte sie sich dann noch verlorener als vorher? Gerade als sie ihren Mund öffnete, flackerte das Licht ein weiteres Mal hell auf und tauchte den ganzen Raum in grelles Weiß.


„Ich verstecke mich nicht Rainbow. So etwas nennt man ein Geheimnis." Nun war wieder alles von Leon unter der Kutte versteckt. „Es ist nicht so, dass du keine Geheimnisse hast Dashy."

Der Pegasus wollte schon etwas kontern, als sie der letzte Kommentar wieder aus der Bahn warf. Nun selbst in Gedanken ging sie auf den Tisch zu und setzte sich auf den freien Stuhl. Zum Glück besaß sie ein klein wenig Übung mit dieser Art von Sitzgelegenheit. Nicht das Es diese Stühle irgendwie bequemer werden ließ. Nach leicht unbeholfenem Hin und Her fand sie endlich eine gute Position.

Eine unangenehme Ruhe legte sich über die beiden Anwesenden. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. Irgendwann fand der cyanblaue Pegasus die richtigen Worte. „Du hast recht. Ich habe Geheimnisse. Trotzdem hat mir jemand gezeigt, dass es einfacher ist, schwere Geheimnisse mit jemand anderen zu teilen."

„Pinkie Pie?"

„Du ..." Rainbow Dash Blick lag auf der Tischplatte. Sie war glatt poliert und aus altem Kirschholz. Der Tisch wirkte dadurch zugleich nagelneu und wie eine alte Antiquität.

„Wieso ich? Nach meinem wissen war da nie etwas."

Die Stirn des Pegasus legte sich in Falten. Jedoch erhob sie nicht ihren Blick von der glatten Tischoberfläche. Viel eher folgte sie mit den Augen die natürliche Maserung des Holzes. „Du weist mehr über mich, als alle anderen. Selbst mehr als meine besten Freundinnen oder meine Familie. Du kennst Seiten an mir, die ich vor vielen bis hin zu allen verstecke. Trotzdem hast du dich niemals über mich lustig gemacht. Viel eher nur wahrgenommen und hingenommen. Es war ein erleichterndes Gefühl, so schnell akzeptiert zu werden."

Eine Hand von dem einzigen Menschen im Raum zeigte wieder aus der Kutte hervor. Der Tisch war klein genug, damit Leon einfach über ihn hinweg greifen konnte. Mit einer leichten Berührung strich er ihr über die Seite des Kopfes. Es war nur ein flüchtiges Gefühl. Die Hand wirkte dabei so zerbrechlich an ihrer Haut. Überrascht sah Dash auf und fand den Blickkontakt ihres Gegenübers. Obwohl sie immer noch nur die Augen sehen konnte, erkannte sie in ihnen ein Lächeln. Unbewusst lehnte sich der Pegasus in die Berührung.

„Da ist ein unterschied zwischen deinen und meinen Geheimnissen." Der neutrale Klang seiner verstellte Stimme ließ diese Aussage umso schwerwiegender klingen.

Bevor Rainbow Dash auch nur eine Frage gedanklich formulieren konnte, passierte etwas vor ihr, was jede Faser und jeden Gedanken in ihren Körper bannte. Die beiden Augen unter der Kapuze der Kutte fingen an zu leuchten. Es stieg ins Unermessliche an, bis sie schließlich ihre eigenen Augen schließen musste. Leicht geblendet rieb sich Rainbow über die Augen. Kaum sah sie ihre Umgebung wieder genau, erkannte sie sofort den Unterschied. Die nichts zeigende Dunkelheit um den Tisch war verschwunden. Jetzt war alles in derselben Farbe, wie der Rest des Raumes. Jedoch war dies nicht das Besondere an der ganzen Veränderung. Der Tisch, an dem sie saßen, stand direkt vor einer offenen Tür. Der offene Durchgang zeigte direkt in einen langen schmalen Flur. Auf beiden Seiten des Flurs waren gleichmäßig weitere verschlossene Türen verteilt. Das Ende des Weges war nicht zu erkennen. Drei Türen fielen direkt auf, da hinter den geschlossenen Durchgängen ein helles Licht zu erkennen war, was den direkten Bereich vor ihnen beleuchtete.

Jetzt stand es für den Pegasus fest. Dieser Ort war verrückt. Schnell suchte sie wieder einen Blickkontakt mit Leo. Bevor sich nur ein richtiger Gedanke in ihrem Kopf sammeln konnte, fing er auch schon an zu sprechen. Seine Stimme klang nicht mehr verstellt, trotzdem war sie alles andere als bekannt für Rainbow Dash. Sie klang viel zu weiblich. „Jetzt weiß ich, wo wir sind."

Der Pegasus war einfach nur sprachlos von dem Klang, der ihre Ohren erreichte. Eine angenehme Singsangstimme. So vollkommen unpassend zu ihrem Bild über den Menschen vor ihr. „Hier wollte ich eigentlich nie sein. Dieser Ort war gut verschlossen." Er schnaufte laut aus. „Aber es ergibt nun wesentlich mehr Sinn. Ich könnte meine Großmutter erwürgen."

Dieser Kommentar riss den cyanblauen Pegasus aus ihren Gedanken. „Wieso das?"

„Wäre sie nie mit dem Zauber gekommen, hätte ich dieses ganze Chaos nicht durchleben oder mich mit mir selbst befassen müssen. Ist nicht wirklich meine Lieblingsbeschäftigung" Ein tiefer Seufzer, folgte auf seine Aussage. Nachdem er sich ausgiebig gestreckt hatte, redete er weiter: „Aber die anderen haben recht. Leider ..."

„Jetzt hast du mich verloren." Rainbow Dash war langsam recht überfordert.

„Du und die Anderen steckt in meinem Ich. Naja eigentlich in den Seiten meines Ichs, die ich gut versteckt ignorierte. Sich mit sich selbst zu befassen ist schwer."

Diese konnte Rainbow nun wieder verstehen. Zwar, nicht wirklich wo sie waren, aber das war wieder so etwas Magisches. Genau als das wurde es bei ihr abgestempelt.

„Was war deine ersten Gedanken, als du dieses Zimmer gesehen hast?", fragte Leon, als sein eigener Blick auf dem Zimmer lag.

„Du kannst ihn jetzt sehen?" Ein Nicken war die Antwort. Sie musste nicht lange überlegen, um die offene Frage zu beantworten. „Ich habe eine Gänsehaut bekommen. Dieser Mädchenkitsch war noch nie etwas für mich."

„Ich wünschte bei mir wäre es genauso."

Interessiert sah die Pegasusstute dabei zu, wie sich seine Hände einen Weg zu der Kapuze fanden. Schnell war diese zurückgeworfen und der ganze Kopf freigelegt. Ihre Augen wurden groß. Zwar erkannte sie immer noch Leon vor sich, doch war er einfach nur anders. Seine Züge waren wesentlich weicher. Zwar wusste sie nicht, wie weibliche Menschen aussahen, aber hier durfte nicht mehr viel fehlen. Er trug ein wenig Make-up, nicht zu viel das Es übertrieben wirkte, aber wieder so viel das Es auffiel. Seine Haare waren geschmeidig glatt und mit Spangen in einem Seitenscheitel gehalten. Was sie am meisten aus der Bahn warf, war ihr erster Gedanke. Rainbow gefiel, was sie sah. Sie merkte nicht einmal, dass sie ihre Gedanken laut aussprach. „Du siehst gut aus."

Seine Reaktion ließ ihr Herz stehen bleiben. Er sah ihr direkt in die Augen und lächelte leicht. Es war nicht das lächeln, was sie an ihm kannte. Trotzdem wurde es schwer zu atmen.

„Ich würde mich gerne bedanken, aber ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich aussehe. Aber nachdem zu urteilen, was ich hier in diesem Raum verschlossen hielt, recht weiblich." Interessiert sah er sich auf seine eigenen Hände, als wären diese etwas Neues. Ohne aufzuschauen, sprach er weiter. „Als Kind waren meine Vorlieben nicht wirklich die eines Jungen. Ich mochte keine Kämpferei oder Sport. Autos, Actionfiguren lies ich links liegen. Ich wollte Puppen, Kuscheltiere und vieles mehr in diese Richtung. Schminken, hübsch anziehen. Prinzessin sein und von einem Prinzen gerettet werden. Das volle Klischee. Dann wurde ich eingeschult und merkte, dass es nicht von mir erwartet wurde. Jungen sollten etwas robuster sein. Sich jeden Tag neue Schürfwunden zulegen. Böse zu Mädchen sein. Jungs eben. Ich wurde schnell zu einem Mobbingopfer. Solange bis ich diese Seite an mir in mir versteckt hielt und mich den anderen anpasste. Ab da an wurde einfach alles in mir vergraben, sobald es nicht zum Bild passte, was von mir erwartet wurde."

Hier pausierte er. Rainbow Dash spürte einen Kloß in ihrem Hals. Es war in ihrer Jugend nicht wirklich anders. Sie verstellte sich, um nicht weiter ein Opfer von Hänseleien zu sein. Irgendwann bemerkte man nicht mehr das man sich verstellte. Das falsche Ich wurde zum neuen Ich. Ab diesem Moment war es schwer, wieder umzukehren.

„Mein Geheimnis ist anders als deines, habe ich vorhin gesagt. Eigentlich habe ich schon seit Langem keine Angst mehr, was andere von mir denken. Genau der Grund, warum du dich verstellst. Ich habe viel mehr Angst, dass mir nicht mehr gefällt was ich wirklich bin. Genau das ist etwas womit ich mit mir selbst ins Reine kommen muss."

„Ich bin für dich da." Rainbow wollte so vieles in dieser Situation sagen, doch zu mehr war sie einfach nicht in der Lage.

Leo sah sie danach wieder mit einem Lächeln an. Es wirkte so ehrlich. Viel ehrlicher, als die vielen Male zuvor seid dem Sie sich kannten. Er zwinkerte ihr zu. „Ich weiß, aber damit muss ich alleine klarkommen." Sich selbst streckend stand er auf. „Genug mit der Selbstphilosophie. Es wird Zeit, dass ich wieder alleine in meinem Kopf bin."

Gerade öffnete der Pegasus den Mund, da wurde auch schon alles in ein blendendes Weiß getaucht.


Alle Anwesenden in der Bibliothek rieben sich die Augen. Vier in der Gruppe wirkten wesentlich desorientierter als der Rest. Niemand sagte am Anfang etwas. Sie versuchten alle, mit dieser Situation klarzukommen.

Die ersten Worte kamen von Celestia persönlich: „Hier habe ich mehr erwartet als das." Ihre Augen lagen direkt bei der Gestalt auf dem Boden.

Schnell folgten alle ihren Blick und waren verwundert. Viele wussten, was sie eigentlich hier sehen sollten. Jedoch war dies nicht der Fall. Sprachlos sahen sie Leo dabei zu, wie dieser sich langsam stöhnend aufsetzte.

„... Wieso fühle ich mich so verkrampft? Ich habe langsam genug, von dem Gefühl, überfahren worden zu sein." Nur schleichend ging er in eine bequeme Sitzposition über. „Das wird zu einer unangenehmen Angewohnheit." Nur langsam öffnete Leo seine Augen, sofort erkannte man die Überraschung auf seinen Zügen. „OK, das ist neu."

Der Rest der Gruppe sah ihm nur verwundert dabei zu, wie dieser sich langsam in dem Raum umsah. Ein Funkeln in seinen Augen lies ihn freudig neugierig wirken. Irgendwann musterte er seine Freunde genauer. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Alle hielten den Atem an. „Ihr seht besser aus." Gerade setzte er sich um, als er mit einem lauten Einatmen innehielt. Verwundert sah er an sich herab und erstarrte komplett. Leon erkannte sich sofort, trotzdem war es ein fremder Anblick. So sah er schon lange nicht mehr aus.

Sofort suchte er den Blickkontakt mit seiner Großmutter, die immer noch als Mensch auf dem Boden saß. „Erklärung bitte?"

„So wie es aussieht, hast du deine Stützräder verloren." Der frische Lolli lag in ihrer Wange, während sie sprach. „Keine veränderte Wahrnehmung mehr. Kein anderes Aussehen zum Schutz. Du siehst aus wie du selbst und bekommst alles so mit, wie es wirklich ist."

Seine Stirn legte sich in Falten. Ihm gefiel die Erklärung ganz und gar nicht. Vor allem war der Blick seiner Freunde langsam unangenehm. Eine Reaktion, die er vor so langer Zeit schon nicht leiden konnte. Eher abwesend strich er sich über die Lippen und blieb an einer Narbe hängen, die er entlang fuhr. Leon war eigentlich recht froh, dieses Aussehen verloren zu haben. Mit ein paar Narben auf dem Oberkörper konnte er leben, wenn man die alternative kannte. Sein ganzer Körper war mit ihnen in unterschiedlicher Länge und Tiefe übersät. Nach einem Autounfall und der Misshandlung von mindesten sechs bewaffneten Männern war das eigentlich kein Wunder. Sein überleben war das größere Mirakel.

Es besaß aber auch etwas Gutes. Er trug seine Lieblingskleidung. Ein einfaches Bandshirt, schwarze 20 Löcher Boots, eine schwarze Jeans und vor allem ein Geschenk seiner Eltern, bevor diese verschieden waren. Dieser lange schwarze Ledermantel war ein guter alter Freund, denn er in den ersten Monaten in dieser neuen Welt sehr vermisst hatte. Schnell durchsuchte er die vielen Taschen und fand noch ein paar andere Kleinigkeiten. Seine Ersatzkontaktlinsen, die Ersatzbrille, eine Packung Zigaretten, eine Packung Kaugummi. Ohrringe, Piercings und andere Utensilien. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, stand er beschwerlich auf. Kein Wort kam von den anderen Anwesenden, als er sich auf den Weg ins Bad machte. Er zog deutlich sein linkes Bein hinter sich her. Ein leichtes Humpeln war das Ergebnis. Alle sahen ihm nach, bis er die Tür hinter sich schloss.

Ruhe war alles, was in den Raum einkehrte. Verwunderung war über jedes einzelne Gesicht geschrieben. Ein unterdrücktes Lachen erweckte alle aus deren Starre. Die ältere Dame im Raum unternahm alles, um nicht in ein lautes Lachen auszubrechen. „Ihr seht alle einfach nur zu köstlich aus. Ich frage mich, ob ich damals genau so aussah?"

„Was ist mit ihm passiert? Er sieht so furchterregend aus." Zur Überraschung von allen, kam die Frage von der sonst so leisen und schüchternen Fluttershy.

„Nichts ist mit ihm passiert. Jeglicher Effekt der Elemente ist von ihm genommen worden. Ihr müsst daran denken, dass die Hauptsorge der Elemente ist, wie ihr zusammenkommt und euch versteht. Deswegen helfen sie ein wenig nach. Sie beschleunigen die Gefühlsentwicklung, passen das Aussehen von dem Menschen an, damit dieser schneller von den Trägern der Elemente hingenommen wird. Zudem verändern sie seinen Blick auf die Welt, damit er sich wohler in seiner Haut fühlt. Alles nur, damit die ersten Weichen gestellt werden. Dank des kleinen Entwicklungszaubers meinerseits wurde genau das jetzt unterbrochen." Noch immer musste Celestia mit einem Lachen kämpfen.

„Dann war alles bis jetzt eine Lüge?" Rainbow Dash klang verletzt, was alle ein wenig aus der Bahn warf.

Die ältere Dame atmete einmal tief ein und wieder aus. „Nein, nicht wirklich. Er hat sich immer noch so verhalten, wie er sich verhalten würde. Außerdem denkt einfach mal nach, was momentan bei ihm los ist. Für ihn sieht jetzt alles komplett anders aus. Selbst ihr habt euch verändert. Wie würdet ihr reagieren, wenn sich euer gesamtes Weltbild abändern würde?" Diese brachte die Gruppe zum Nachdenken. Niemand bemerkte dadurch die Wiederkehr von Leon.

„Und ihr seht alle wesentlich besser aus. Nicht mehr so übertrieben bunt und auch nicht mehr so plastisch. Realistischer würde ich schon fast sagen. Fast als wäre ich die ganze Zeit in einem Fohlenbuch gefangen gewesen. Bis jetzt ist es mir nicht aufgefallen, wie sehr mich das gestört hat." Nach seiner Aussage grinste er, was unterschiedliche Reaktionen hervorrief.

Zu seinem bedauern waren auch komplette Starre und Furcht unter den Reaktionen. Sofort verlor er sein Grinsen, als er dies erkannte. „Sehe ich so beängstigend aus?" Gegen all seine Mühe konnte er nicht die Verletzung in seiner Stimme unterdrücken. Er bekam nicht einmal die unterschiedlichen Erwiderungen auf seine Frage mit. Eher ließ er sich auf den Boden sinken und den Kopf hängen.

Überforderte Blicke wurden in der Gruppe ausgetauscht. Sie würden alle Lügen, wenn sie nicht eingeschüchtert wären. So sahen alle verwundert dem einzigen Hengst im Raum dabei zu, wie dieser aufstand und auf Leo zuging. Alle Augenpaare lagen auf ihm, während er die kurze Entfernung überwand. Kurz vor Leo blieb Big Mac überrascht stehen. Nur zögerlich rieb er seinen Kopf an den herabblickenden Menschen. Etwas überraschend griffen beide Arme um den Hals des roten Erdponys. Dieser blieb kurz in seiner Bewegung stehen, bevor er auch schon die bekannten leichten Berührungen spürte. Sofort entspannte er sich und lehnte sich tiefer in die Umarmung.

Nun fiel auch dem Rest der Gruppe den Grund des kurzen Zögerns auf. Leo war wesentlich größer als vorher. „Man muss sich vielleicht daran gewöhnen, trotzdem bist du noch immer derselbe", beantwortete Macintosh schließlich die vor Kurzem gestellte Frage Leons.

Mit einem Lächeln löste der Mann seine Umarmung. „Eigentlich ist genau das, was wir alle mal benötigen. Jeder von uns könnte mal etwas Zeit zum Nachdenken gebrauchen. Sich über ein paar Dinge klar werden." Noch immer lächelnd quälte sich Leo wieder auf die Beine. Kurz strich er durch Macintosh Mähne und kraulte ihn leicht hinter dem Ohr. Ohne auf eine weitere Reaktion zu warten, ging er in Richtung Tür. „Ich bin in meinem Haus. Wenn ihr reden wollt, meine Tür ist offen. Doch lasst mir ein wenig Zeit. Ein paar von euch wissen, mit was ich erst einmal alles ins Reine kommen muss." Langsam ging er aus der Bibliothek und lies damit seine Freunde in einer bedrückenden Ruhe zurück.

Die ganze Situation war so fremdartig. Die kleine Gruppe war in den letzten Wochen schon vielen ausgesetzt worden. Jede Situation verrückter als die zuvor. Jedoch dies schlug dem Fass den Boden aus. Für jeden Einzelnen gab es neue Aspekte, über die sich Gedanken machten. Manche stellten ihre Beziehung zu dem Menschen sogar infrage. Vor allem waren die Gefühle im Bezug auf Leo um so vieles schwächer. Eine beängstigende Feststellung. Wer zweifelt schon gerne an sich selbst?

Bevor die Ruhe noch unangenehmer werden konnte, sprang ein pinkes Energiebündel wieder in volle Aktion über. „Leonicios ist wie ein großer gruseliger Teddy Bär." Ihre Stimme platze vor Freude. „Wenn ihr ihn nicht mehr haben wollt, nehme ich ihn mir!"

Nun war es endlich zu weit und die ältere Dame im Raum fing an zu lachen. Nicht nur die Aussage alleine war dafür verantwortlich. Auch die daraus folgenden Gesichtsausdrücke brachen schließlich ihre letzte Resistenz. Tränen liefen ihr über das Gesicht, während sie langsam nach Luft schnappte.

Big Macintosh ging währenddessen selbst zur Tür. Er achtete schon gar nicht mehr auf die kleine Diskussion oder vielleicht schon Streiterei zwischen den sechs Freundinnen. Ohne Worte verließ er die Bibliothek. Den Vorschlag von Leo folgend. Es war die richtige Zeit um sich über unterschiedliche Dinge klar zu werden. Der rote Hengst fing auf seinen Weg nach Sweet Apple Acres auch gleich damit an.


Überraschenderweise war es schon wesentlich später, als Leo es vermutete. Die ganze Aktion in seinem inneren dauerte wohl länger als gedacht. Die Sonne war schon am Untergehen, als er seinen Weg zum eigenen Haus ging. Zum Glück war kein Pony auf den Straßen zu sehen. Er war froh sich nicht noch anderen Einwohnern erklären zu müssen. Falls er nicht sowieso eine Massenpanik hervorgerufen hätte.

So saß er jetzt in seinem Wohnzimmer und ließ das ganze Ereignis noch einmal durch seinen Kopf gehen. Er fühlte sich fast ein wenig schuldig vor seinen Freunden, mit einer kleinen Lüge, so schnell verschwunden zu sein. Nachdem seine vier Freunde ihm in seinem Innern geholfen hatten, war diese Zauberphase noch lange nicht vorbei gewesen. Dies war von außen wohl nicht zu bemerken. Für ihn fühlte es sich so an, als hätte er mehrere Tage im inneren Monolog verbracht. Es war nicht wirklich eine nette Erfahrung.

Dadurch sortierte er immerhin die unterschiedlichsten Situationen aus. Mehrere Entschlüsse worden gefasst. Nächste Schritte geplant. All dies, was er ein weiteres Mal mit seinem schnellen Abgang aus dem Weg ging. Alte Gewohnheiten waren schwerer loszuwerden, als man es selbst hoffte.

Regungslos saß er auf seiner Couch. Nicht einmal seine Kleidung hatte er nach seinem Ankommen gewechselt. Zum Schlafen war er wesentlich zu wach. Davon abgesehen, dass er paradoxerweise nicht alleine sein wollte. Jedoch war im klar, dass seine Freunde eine kleine Auszeit gebrauchen konnten. Sie mussten auch erstmals mit dieser Situation fertig werden. Stöhnend stand er auf und ging zu dem einfachen Spiegel in der nähe seiner Eingangstür. Langsam ließ er einen Blick über sein eigenes Spiegelbild gleiten. Sah er früher wirklich so Furcht einflößend und ungepflegt aus? Linkes Ohr mit einem deutlichen Stück, was fehlte. Eine lange Narbe, die am Kinn anfing, schräg über beide Lippen fuhr, an der Nase vorbeilief und knapp unter dem rechten Auge stoppte. Die Nase an sich war nicht mehr wirklich ganz gerade. Vereinzelte kleine Narben gingen über die Stirn. Sie waren alle wie weiße Striche auf seiner gebräunten Haut. Ein Nebeneffekt seiner früheren Arbeit an der frischen Luft.

Abwesend glitt er wieder mit einem Zeigefinger über die große Narbe, die fast über sein ganzes Gesicht lief. Sein Blick blieb an der Hand hängen. Sie sah noch schlimmer aus, als der Rest. Übersät mit unterschiedlich tiefen Narben. Schnell zog er seinen Mantel aus. Nur langsam drehte er beide seine Unterarme um. Auf beiden Innenseiten erkannte man deutlich eine lange gerade Narbe. Sie wirkte frischer als der Rest. Niemand seiner Freunde wusste wie oft er in seiner Vergangenheit versucht hatte sich sein Leben zu nehmen. So oft das seine einzige Schwester ihn leid geworden war.

Ein Lächeln glitt über seine Züge, was ihn in den Spiegel starren ließ. Er sah aus wie ein Massenmörder. Die ganzen Gefühle schlugen wieder über ihn ein. Wie er sich gehen ließ, da er keinen Sinn mehr darin sah, sich irgendwie anzustrengen. Sein immer stärker sinkendes Interesse an der Umwelt. Bis er nur noch arbeitete und schlief. Zudem ging er irgendwann so weit, sein furchterregendes Aussehen, noch einmal zu verstärken. Die Piercinglöcher waren immer noch bei seinen Lippen zu erkennen. Schnell ging sein Blick über den Rest des Körpers. Ungepflegtes langes kaputtes Haar. Ein schon gut erkennbares Übergewicht. Unreine Haut und vieles mehr. Kein Wunder, das seine Freunde so überrascht von dem Aussehen waren.

Da gab es wohl etwas, um das er sich nun wieder kümmern musste. Viel Arbeit stand ihm da bevor. Außerdem musste er eigentlich bald wieder mit seiner wirklichen Arbeit anfangen. Wenn er nicht aufpasste ging er an Ersparnisse, die nicht dafür gedacht waren, ausgegeben zu werden. Jedenfalls jetzt noch nicht.

Etwas abwesend sah er aus einem der Fenster. Es war wirklich schon spät. Der Mond stand stolz am höchsten Punkt im Himmel. Leo war nicht müde genug, um zu schlafen. So zog er sich wieder seinen Mantel an und ging ins Freie. Ein kleiner Spaziergang würde ihm bestimmt gut tun.


Big Macintosh trabte langsam in Richtung Heimat. Die letzten Stunden hingen fest in seinen Gedanken. So viel, was er von Leo gelernt hatte, da war es kein Wunder. Dass er einfach nicht aufhören konnte, darüber genauer nachzudenken. In kürzester Zeit wurde ihm das komplette Leben vor Augen geführt. Probleme und lebensverändernde Ereignisse. Der rote Hengst war wohl unter dem Freundeskreis der, bei dem das neue alte Aussehen am wenigsten schockierend ankam. Vielleicht weil er als stummer Beobachter die ganze Entwicklung zu diesem Bild miterlebt hatte? Er war nicht verängstigt wie der Rest Leos Freunde. Viel eher versuchte er ihn ein wenig in Ruhe zu lassen, damit er selbst mit sich ins Reine kam.

Mac bemerkte gar nicht, dass er zum Stehen kam. Direkt vor dem Eingangstor zum Gelände der Farm hielt er inne. Ein unangenehmes Gefühl glitt durch seinen Körper. Es war kein schlechtes Omen oder eine Vorahnung. Viel eher fühlte er sich am falschen Ort. Hier sollte er nicht sein. Aber wo sonst? Seine Stirn legte sich in Falten. Langsam sah er über seine Schulter. Die unterschiedlichen Häuser von Ponyville waren noch gut erkennbar.

Plötzlich gingen noch einmal die letzten Minuten vor Leos verschwinden durch seinen Kopf. Die Umarmung, die Finger die durch seine Mähne glitten, das angenehme Gefühl an seinem Ohr. Die letzten Worte des Menschen. Seine etwas zögerlich wirkende Stimmlage. Wieso war es ihm die Anzeichen nicht vorher aufgefallen? Big Mac viel es wie Schuppen von den Augen. Sofort drehte er sich auf dem Absatz um und ging wieder in Richtung Ponyville. Sein wirkliches Ziel klar vor Augen.


Leo lief an nichts wirklich denkend durch die einfachen Straßen von Ponyville. Hin und wieder fand er seinen Blick fest im Bann des leuchtenden Vollmondes. Eine Tatsache, an die er sich in den ersten Wochen in Equestria auch erst gewöhnen musste. Jede Nacht war Vollmond, damals fühlte es sich irgendwie falsch an. Ein leicht schmunzelndes Lächeln war kurz auf seinen Lippen zu sehen. Es gab so vieles, was nun vollkommen normal für ihn war. Wiederum gab es auch wieder so vieles Neues zu entdecken.

Es gab viel mehr Struktur und Details in der Umgebung, als vorher. Wenn er sich eine Beschreibung überlegen müsste, würde er sagen, dass alles einen vollkommen neuen Charakter bekommen hatte. So viele kleine Details, die ihm bis vor Kurzem verborgen blieben. Was wohl die Mädchen in der Schule morgen dazu sagen würden?

Nach dieser Frage blieb Leo stehen. Es würde morgen keine Schule geben. Bei seinem Glück würde er nicht einmal die Möglichkeit bekommen, sich von seinen neuen Freunden zu verabschieden. Nun lies er leicht den Kopf hängen. Die vier Fohlen waren ihm ans Herz gewachsen und jetzt würde er sie wahrscheinlich in eine panische Flucht versetzten.

Leider waren das nicht die einzigen Probleme. Es gab so viele, denen er so vieles erklären musste. Ob überhaupt sein Massagestudio überlebte, war schon fraglich. So viele Probleme, die noch auf ihn warteten. Wahrscheinlich würde ihn noch nicht mal jemand glauben, dass er wirklich der Leo war, denn sie alle schon kannten.

Beide seine Hände verschwanden in den Manteltaschen. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher, ob der Spaziergang eine so gute Idee war. Gerade wollte er seine Ohren. Zum ersten Mal wurde ihm wieder die Umgebung bewusst. Schnell folgte er den unterschiedlichen Geräuschen, um den Grund für die Panik herauszufinden. Als er die Stelle endlich erreichte, erstarrte er komplett.

Jetzt wusste er, wohin sich seine Füße gebracht hatten. Hier war er zwar nur als blindes Fohlen gewesen, trotzdem erkannte er komischerweise alles klar und deutlich. Sofort wusste er, vor welchem Haus sich die immer mehr in Panik verfallende Gruppe befand. Niemand wusste, was er tun sollte. In Leos Hals bildete sich ein Kloß. Alle standen direkt vor Silver Spoons zu Hause.

Das Haus brannte lichterloh.

Ohne auf die Reaktion der Anderen zu achten, rannte er direkt in die Gruppe. In der Hoffnung irgendwo ein Anzeichen von seiner grauen Freundin zu finden. In dieser Situation war ihm jegliche Reaktion der anderen Anwesenden egal. Sein Herz schlug immer höher. Nirgends war etwas von ihr zu sehen. Langsam verfiel auch er in Panik. Pegasii versuchten mit Regenwolken, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Das Feuer war jedoch schon zu stark. Sobald die einzelnen Wolken zu nah an die Hitze kamen, lösten sie sich in einen feinen Nebel auf.

Leo fluchte. Warum jetzt? Dank diesem blöden Zustand konnte er auch auf keinen einzigen Zauber zurückgreifen. Eine Tatsache, die ihn bis gerade eben nicht wirklich störte. Immer wieder flehte er auf ein Wunder. Bei jedem neuen Pony hoffte er auch Silver Spoon zu sehen. Leider hatte er nicht solches Glück. Ein gruppenweites Staunen riss seine Aufmerksamkeit wieder auf das brennende Haus. Ein Pony, was sehr nach einem Dienstmädchen aussah, humpelte auf die Gruppe zu.

Ohne zu überlegen stürmte Leo auf das Dienstmädchen zu. Sie war wild am Husten, als er sie erreichte. Die Stute war zu erschöpft, um zu erschrecken. „Bitte sag mir das Silver Spoon nicht zu Hause war." Die von Schock aufgerissenen Augen waren Antwort genug.

Es heißt, dass es zwei Sorten von Entscheidungen bei Angst gab. Sei es nun ein Angriff oder eine andere lebensbedrohliche Situation. Nachdem der Körper sämtliche Maßnahmen getroffen hatte, Blut wurde zu den Muskeln und ins Gehirn gepumpt, Adrenalin verschärfte die Sinne, wurde eine von ihnen gewählt. Die erste Entscheidung war sich in Sicherheit zu bringen. Die Zweite ohne Sinn vor Verluste sich ihnen entgegen zu stellen.

Sofort rannte Leo an dem Dienstmädchen vorbei. Ohne auch nur ein Funke in seiner Geschwindigkeit zu stoppen, rannte er mit der Schulter voran in die riesige doppeltürige Eingangstür. Mit einem lauten Knall schlug sie auf. Schlagartig kam ihm die enorme Hitze entgegen. Überall züngelte das Feuer. Wo sollte er anfangen zu suchen? Diese kleine Villa war zu groß, um in der Hitze jeden Winkel abzuklappern. Vor allem war er nur zweimal hier gewesen.

Er stand nicht mal zwei Minuten in der Hitze und ihm wurde das atmen schon schwer. Schnell zog er sich den Kragen seines T-Shirts über den Mund. Die Wärme war fast nicht auszuhalten, doch das war momentan nicht seine Sorge. Sein Blick ging zur Treppe. Das Gelände stand schon halb in Flammen. Trotzdem musste er nach oben. Er konnte nur hoffen Silver Spoon in ihrem Zimmer zu finden. Langsam sammelten sich Tränen in seinen Augen. So schnell wie möglich rannte er die Treppe hoch.

Hier oben war zum Glück das Feuer noch nicht so stark am Wüten. Leider würde es wohl nicht mehr lange dauern, bis es auch hier der Fall war. Wieso er sich so gut in dem eigentlich fremden Haus zurechtfand, wusste er nicht. Jedoch stellte er es nicht infrage. An der Treppe links abbiegen. Nach 15 Schritten die rechte Tür. Ohne zu zögern, riss Leo die Tür auf. Zu seiner Erleichterung war das Feuer noch nicht so weit vorgedrungen. Die Hitze war aber auch schon in diesem Zimmer zu spüren.

Nun stand er eindeutig in einem Mädchenzimmer. Innerlich flehend suchte er nach irgendwelchen Anzeichen von dem grauen Fohlen. Zum Glück brauchte er nicht lange, bis er eine zitternde Kugel unter der Bettdecke erkannte. Erleichtert rannte er sofort zum gigantischen Himmelbett. „Silver Spoon!!"

Das Zittern hörte auf. Er beobachte die Kugel dabei, wie sie sich langsam unter der Decke vorarbeitete. Ihr Blicke trafen sich und ein Lächeln vor Erleichterung breitete sich bei Leon aus. Sofort verfiel das Fohlen in eine Schockstarre. Der junge Mann verkniff sich ein Fluchen. Dies konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Auf seinem Nacken spürte er die steigende Hitze. Er musste schnelle handeln.

Ohne viel zu überlegen streckte er seinen rechten Arm aus. Leicht schnippte er ihr gegen die Stirn, bevor er ihr durch die Mähne wuschelte. „Silvy, ich bin für dich da, falls du Hilfe brauchst."

Die Starre löste sich. Leichte Verwirrung war zu erkennen. „Nova, wie ..."

Leo unterbrach sie sofort. „Keine Zeit, wir müssen hier so schnell wie möglich raus." Schnell schnappte er sich das Fohlen und stopfte es unter sein T-Shirt. Sie hatte nicht einmal die Möglichkeit zum Beschweren. Während er sich umdrehte, knöpfte er noch schnell seinen Mantel zu. Nur um den festklammernden Fohlen noch einmal mehr Schutz zu bieten. Sofort stand er wieder im Flur. „Bleib ruhig und halte dich fest." Schützend legte er noch seine beiden Arme um das Fohlen an seine Brust.

Das Feuer hatte sich in der Zwischenzeit weiter ausgebreitet. Die Hitze war schon lange nicht mehr erträglich. Ohne den kleinen Schutz des T-Shirts, war es wesentlich schwerer zu atmen. Ein Hustenreiz kratze schon in seinem Rachen. Mit aller Kraft unterdrückte er das Verlangen und zwang sich zu einer regelmäßigen Atmung.

Zwischen den Flammen konnte er schon klar erkennen, dass die Treppe auf der er hier hochgekommen war, als Ausweg ausschied. Schon fast verzweifelt ging er weitere Fluchtwege in Gedankengang durch. In den zwei Mal, die er hier war, musste er sich doch noch andere Wege gemerkt haben. Hoch konzentriert überlegte er. Der Zeitdruck half da nicht wirklich weiter. Ein leichtes Husten an seiner Brust spornte ihn noch mal weiter an.

Schlagartig erinnerte er sich. Da war noch eine Treppe, die direkt in die Küche im Erdgeschoss führte. Beim zweiten Besuch war er durch die in den Garten hinter dem Haus gekommen. Sofort schlug er die andere Richtung an. Ein Versuch war es wert. Ohne sich die Mühe zu machen die Türen mit der Hand zu öffnen rannte er mit der Schulter voran in jede, die ihm den Weg versperrte. So kam er schnell voran.

Schwer atmend stand er vor den Stufen nach unten. Eine Mischung aus Anstrengung und knapper Atemluft ließ ihn schon leichte Flecken in den Augenwinkeln sehen. Er wusste, dass er sich beeilen musste. Nicht nur wegen der Atemluft, da Ponys in Ponyville dazu neigen Holz als Baumaterial zu nutzen, war es nur eine Frage der Zeit, bis das Holz im unteren Geschoss nachgab. Vor allem wusste Leon nicht, wie lange das Feuer schon am Wüten war und wo es ausbrach. Er wollte auch nicht so lange hier bleiben, um es herauszufinden.

So gut wie möglich allen Flammen ausweichend rannte er die Treppen herab. Unten angekommen fühlte er sich wie in einem Ofen auf höchster Stärke eingestellt. So musste sich wohl ein Kuchen beim Backen fühlen. Ein lautes Knarzen in der Umgebung ließ ihn aufschrecken. Das hörte sich nicht gut an. Langsam panisch suchte er nach dem Ausgang. „Der musste hier doch irgendwo sein?"

Überall waren nur noch züngelnde Flammen zu sehen. Das Atmen wurde schon lange zur Qual. Langsam konnte sich der junge Mann nicht mehr wirklich konzentrieren. Er wollte schon fast einen anderen Ausweg suchen, da sah er endlich die gesuchte Tür. Nun nicht mehr auf das Feuer achtend, rannte er auf den Ausgang zu. Ein lautes Knirschen vom nachgebenden Holz ließ ihn zusammenzucken, doch blieb er nicht in seiner Bewegung stehen. Die Decke kam ihn entgegen. Nur noch wenige Meter.


Big Macintosh ging geradewegs zu Leons Haus, als ihn der Rauch, die Rufe und Aufruhr zu Ohren kam. Es dauerte nicht lange und er fand die Ursache dafür. Ein brennendes Haus war eine seltene Gegebenheit in Ponyville. Der letzte Brand war schon mindestens ein Jahrzehnt her. Der rote Hengst stand ruhig und mit seiner typischen Mimik bei der Gruppe an Zuschauern. Schon von einem einfachen Blick konnte er ausmachen, dass jeder weitere Versuch den Brand zu löschen vergebens war. Jetzt konnte man nur noch warten, bis das Feuer von alleine ausging. Leichte Bewegungen des Gebäudes waren schon zu erahnen. Viel länger würde die Struktur nicht mehr zusammenhalten.

Gerade wollte er sich umdrehen, da kam ihn ein Gesprächsfetzen an die Ohren, dass sein Blut gefrieren ließ.

„Habt ihr den Menschen erkannt, der in das Haus gerannt ist? Er ist bis jetzt noch nicht wieder raus gekommen. Er sah nicht aus wie Leo."

Sofort lief das Gehirn des Hengstes blank. Die unausweichliche Zukunft des Hauses nahm nun eine viel schlimmere Bedeutung an. Angst breitete sich in ihm aus. Es kann doch nicht sein, dass sich Leo jedes Mal, wenn er alleine gelassen wurde, in Gefahr brachte. Big Macs Herz blieb stehen, als er das Haus wie in Zeitlupe in sich zusammenfallen sah. Keine Anzeichen von dem Menschen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Seine stoische Maske zerfiel. Tränen sammelten sich in den Augen. Mit einem lauten Krachen war nur noch ein Haufen brennendes Holz von der kleinen Villa zu sehen. Flammen die bis zum Himmel zu züngelten schienen sich über das Mahl zu freuen. Macintosh schluckte schwer.

Gerade wollte er den Tränen nachgeben, da hörte er wieder eine fremde Stimme: „Da ist er!!"


Mit einer Sprungrolle war Leo im letzten Augenblick der flammenden Todesfalle entkommen. So schnell wie möglich entfernte er sich so weit wie nötig von dem frei wütenden Feuer. Kaum war er endlich in Sicherheit überfiel ihn eine unglaubliche Erschöpfung. Nur langsam ging er in die Richtung, wo er die wartenden Ponymassen vermutete.

Unglaublich wie müde er auf einmal war. Während er auf die Masse zuging, überprüfte er schnell das kleine Paket an seiner Brust. Sie atmete, schien aber bewusstlos zu sein. Ihm vielen die auf ihn zugaloppierenden Krankenschwestern erst auf, als sie direkt vor ihm standen. Sofort holte er Silver Spoon hervor und überreichte sie den Schwestern.

Eine kümmerte sich um das Fohlen, die zweite Versuchte sich, wenn auch zögerlich, um ihn zu kümmern. Bevor sie auch nur dazu kam, winkte er den Versuch ab. „Mir geht es gut. Kümmert euch um Silver Spoon." Die Krankenschwester stockte kurz, ließ ihn aber schließlich in Ruhe.

Nachdem sie endlich aus Sichtreichweite waren, gab sich Leon seiner Erschöpfung hin. Seine Beine zitterten kurz, bevor er sich auch schon in einem Schneidersitz auf den Boden sinken ließ. Er atmete tief ein und aus, nur hin und wieder von einem leichten Husten unterbrochen. Noch immer konnte er die Hitze auf seiner Haut spüren. Ein Geräusch von schwer aufschlagenden Hufen kam an seine Ohren. Zu erst erwartete Leo eine weitere Krankenschwester oder vielleicht einen Arzt, zu sehen. Die plötzliche Umarmung und das rote Fell in seinem Blickfeld überzeugten ihn vom Gegenteil.

„Mir geht es gut Toshy. Jedenfalls noch." Seine raue Stimme verschluckte komplett denn kleinen Scherz.

„Irgendwann bringst du dich noch um ..." Big Mac weinte, das konnte man am schluchzen und der brüchigen Stimme klar erkennen.

„Ein wenig Schlaf und mir geht es wieder gut. Ich mache mir mehr Sorgen um Silver Spoon."

„Du machst dir immer mehr Sorgen um die anderen, als um dich selbst."

Der rote Hengst schien sich langsam zu beruhigen. Leo streichelte ihn sachte über den Kopf. „Kannst du mir nach Hause helfen. Ich glaube meine Beine geben mir sonst nach."

Nach dieser Bitte stand Macintosh auch schon auf und rieb sich einmal kurz über die Augen. Er beugte sich mit dem Kopf nach unten, damit sich Leo als Unterstützung beim Aufstehen festhalten konnte, und half ihm somit mit einer einfachen Halsbewegung auf die Beine.

An den Hengst gelehnt und mit einem Griff um dessen Hals gingen sie auch schon los. Nur langsam kamen sie voran, doch das störte keinen von beiden. Die unendlichen Fragen der Schaulustigen einfach ignorierend.


Für den recht kurzen Weg brauchten sie ungefähr eine Stunde. Jetzt standen beide vor der Eingangstür zu Leos Haus. In der Zwischenzeit hatte sich der angeschlagene Mensch wieder ein wenig erholt. Trotzdem wisch ihm Big Mac nicht von der Seite. Schnell war die Tür geöffnet und Leon eingetreten. Der rote Hengst folgte ihm stumm.

„Du brauchst mir nicht weiter zu helfen. Ich schaffe das schon alleine. Musst du nicht langsam auch nach Hause?" Ein einfaches Kopfschütteln war die einzige Antwort, die er bekam.

Er zögerte kurz, doch ging er einfach weiter in Richtung Bad. „Mach es dir irgendwo gemütlich. Ich werde mich nach einer kurzen Dusche gleich ins Bett legen." Mit diesen Worten ließ er den Hengst auch schon alleine und verschwand selbst unter der Dusche.

Es war keine ausführliche Dusche, Leo wollte nur das Gefühl und den Geruch des Brandes loswerden. Nachdem er fertig war, ließ er bis auf seine Boxershorts und sein T-Shirt alles in dem Bad zurück. Morgen musste er sich wohl mit Rarity treffen. Er brauchte neue Kleidung, da Leon stark bezweifelte in den Rest seiner Kleidungsstücke dank seiner neuen Körperform zu passen.

In seinem Schritt blieb er stehen. Eigentlich wollte er sich sofort in sein bequemes Bett legen, doch der Gedanke darin alleine zu liegen, bereitete ihm eine unangenehme Gänsehaut. So machte er sich auf den Weg zur großen Couch, den einzigen Ort wo es sich Big Mac ohne Probleme gemütlich machen konnte. Um so überraschter war er, als er dort niemanden fand.

Verwirrt ging er nun doch zu seinem Schlafzimmer. „Vielleicht war er doch nach Hause gegangen?" Kaum stand er vor seinem Bett wurde dieser Gedanke sofort wieder verbannt. Genau auf dem großen Bett lag der rote Hengst und sah ihm direkt in die Augen. So direkt war Big Mac noch nie gewesen. Er besaß eher eine schüchterne Art, was diese Situationen anging. Während seiner Zeit als Fohlen war es nicht so stark der Fall, doch jetzt war Leo kein Fohlen mehr. Big Macs grünen Augen zeigten jedoch keinerlei Zweifel oder Schüchternheit.

Immer noch überrascht ging Leo zur freien Seite des Bettes und setzte sich. Bevor er sich hinlegte, befreite er sich noch von dem stinkenden T-Shirt. Daran konnte er immer noch das Feuer riechen. Gerade als er das T-Shirt halb ausgezogen hatte, hörte er den Hengst neben sich sprechen.

„Was.. machst du?" Big Mac stotterte leicht. Das war die Schüchternheit, die Leon kannte.

„Mich nur von dem stinkenden Ding befreien", beantwortete er mit einem leichten Lächeln. Er warf das Shirt so weit wie möglich weg. Es segelte geradewegs aus der Eingangstür des Schlafzimmers. Nun nur noch mit Boxershorts bekleidet legte er sich auf seine Seite. Mit dem Gesicht direkt zu roten Hengst. Leon konnte klar und deutlich sehen, das Big Mac mit einer Frage kämpfte.

„Kann ich .." Macintosh wurde schon mit einer Antwort bei seiner Frage unterbrochen.

„Komm bitte her." Leon hatte seine rechten Arm ausgestreckt, in der Hoffnung ihn zu berühren. Leider war der Hengst zu weit entfernt.

Big Mac zögerte kurz, bevor er näher rutschte. Es war das erste Mal, das die beiden so intim zusammenlagen. Jedenfalls ohne das einer von beiden die Form eines Kindes besaß. Sachte legte der Hengst seinen Kopf auf den Oberarm des Mannes. Seine Schnute war direkt an Leos Brust. Der ganze Körper rollte sich ein wenig zusammen. Beide Vorderhufe waren an Leos Bauch, während sich der Schweif um sein oberes Bein wickelte.

Leo entspannte sich langsam. Sein eigener Kopf sank nach unten, sodass seine Nase direkt in der blonden Mähne lag. Der angenehme bekannte Geruch seines Partners stieg ihm in die Nase und entspannte ihn noch mal mehr. Der freie Arm legte sich an Big Macs Hals. Nach wenigen Momenten spürte Leon schon, wie ihn fast die Müdigkeit übermannte.

Alles andere war in diesem Moment vergessen. Keine Selbstzweifel oder Befürchtungen fanden Platz in dem Kopf des Mannes. Er fühlte sich glücklich und geborgen.

„Leon?" Selbst Big Mac schien schon halb zu schlafen.

„Hmm.."

„Du riechst anders."

„Schlimm?"

„... Ich mag es."

Ein kurzes Schweigen ging über beide. Von außen wirkte es schon als würden sie schlafen.

„Toshy?" Leons Stimme war nun schon weniger als ein Flüstern.

„Hmm.."

„Ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch."

Sie rutschten noch näher zusammen, bevor schließlich beide in schöne Träume voneinander übergingen. Die ganzen Umstände und Probleme am heutigen Tag vergessend.

_~Ende~

Kleiner Scherz. Ich konnte es mir am 1. April einfach nicht verkneifen. ;P

Das war es dann mit Kapitel fünf. Ich hoffe, dass es gefallen hat, obwohl eigentlich nicht viel darin passiert ist. Es war mehr Story Progression, als ich geplant hatte.

Noch das Offizielle hinterher. My little Pony: Friendship is Magic gehört Hasbro. Alle Charaktere, die vom original variieren und aus meinem Kopf entsprungen sind gehören mir.

Nun meine kleine Dankesrede

'1000 Blätterstapel raushol'

Ich bedanke mich bei allen für das klasse Feed Back. Ich habe niemals mit so viel gerechnet. Vor allem da diese Geschichte eigentlich nur als kleiner Gedankenanschubser für mich alleine gedacht war. Die unglaublichen Bekanntschaften, die ich noch dazu geschlossen habe, sind ein weiterer Bonus, der mich von den Beinen gehauen hat._

_Blablabla

Unwichtiges Zeug

Wer hat diesen Mist geschrieben?

Noch mehr Gelaber.

Ah hier!

Ich freue mich schon unglaublich auf die Zukunft. Ich kann kaum auf die noch kommenden Bekanntschaften warten. Außerdem freue ich mich schon wie ein kleines Fohlen auf die kommenden Kommentare. Ihr wisst nicht, wie viel Freuden jeder Einzelne von ihnen mir bereitet.

So der Rest ist überflüssig

'Rest der Rede verbrenn'

Ich hoffe darauf, dass wir uns bald wieder sehen und noch mal ein herzliches Danke.

Bis dann euer ~Mirror Image~ ^^_