Kapitel 11: Die finale Lösung?
#11 of Eragon 4 Fortsetzung: Schwere Zeiten
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Eragon - Schwere Zeiten
Kapitel 11.1: Rückkehr nach Ilirea
Eragon schlief noch immer ruhig an Saphiras Seite, ihr großer Flügel ruhte über ihm und ihr Körper spendete eine angenehme Wärme. Im Gegensatz zu ihrem Reiter schlief die Drachendame alles andere als ruhig, sie wurde von grausamen Albträumen geplagt. Ihr Schwanz peitschte unkontrolliert über den Boden und wirbelte eine kleine Staubwolke auf während ihr Geist immer neue Schreckensszenarien durchlebt. Ihr geschundenes Bewusstsein kombinierte die aktuellen Ereignisse mit früheren Erlebnissen und Erinnerungen und erschuf so grausame Bilder. Alle Träume hatten nur eine Gemeinsamkeit, sie musste den Verlust von denen, die ihr am nächsten Standen, mitverfolgen ohne etwas dagegen tun zu können und am Ende stand sie alleine und verzweifelt da. Neue, besonders blutige Bilder ließen ihre Hinterläufe zucken als würde sie in die Luft springen.
Eragon wurde unsanft geweckt als er spürte wie ein Ruck durch Saphiras Körper ging und sie sich ein Stück anhob, nur um sofort wieder auf den Boden zu fallen. Zu seiner Erleichterung landete sie eine Handbreit neben ihm, ihr Gewicht war hoch genug um ihn wie eine Fliege zu zerquetschen. In der Annahme, dass sie wach war, streckte er seinen Geist nach ihrem aus. Was er sah ließ ihn erschrocken auf keuchen. Er sah die ehemalige prächtige Hauptstadt der Reiter, Dorú Areaba, doch viele der riesigen Gebäude brannten lichterloh. Im Himmel über der Stadt befand sich das letzte Aufgebot der Reiter und lieferte sich einen brutalen Kampf mit den Abtrünnigen. Am Boden lagen duzende gefallene Drachen, ihr Blut weichte den Boden auf und bildete kleine Bäche. Eragon wollte sich von seiner treuen Gefährtin zurückziehen und sie wecken, doch der grausame Anblick fesselte ihn und er verfolgte den Traum noch etwas. Die Sicht veränderte sich als sich Saphira im Traum umblickte. Ihr Blick viel in die Höhe zu einem rubinroten Drachen, den Eragon als Dorn erkannte. Inzwischen war dieser Drache einer der wenigen die sich noch in der Luft befanden und flog auf die verbleibenden Feinde zu. Er kollidierte mit einer großen, gelben Drachendame und versuchte seine Fangzähne in ihr zu versenken, doch sie wandte sich geschickte und grub ihren kräftigen Kiefer in seinen Hals. Dorns Augen weiteten sich im Angesicht des sicheren Todes, dann warf seine Gegnerin den Kopf hin und her. Mit einem schaurigen knacken brach sein Genick und der Körper des Roten wurde schlaff. Der Fokus blieb auf Dorns Körper liegen während er zurück zur Erde viel. Als der große Leib mit einem lauten klatschen auf dem Boden auftraf, wurden zum ersten Mal Gefühle von Saphira zu Eragon übertragen. Unbeschreibliches Entsetzen gepaart mit Einsamkeit und Verzweiflung durchflutete Eragon, dann veränderten sich die Gefühle und es bildete sich eine neue, komplett andere doch nicht weniger grausame Szene in ihrem Geist.
Diese kleine Pause nutzte Eragon um sich aus dem Geist seiner Seelenpartnerin zurückzuziehen. Er atmete schwer, die Brutalität des Traums erschreckte ihn. Vorsichtig krabbelte er unter ihrem Flügel hervor und stand auf. Ihre Augen rollten hinter den schweren Liedern hin- und her und sie stieß tiefschwarze Rauchwolken aus. Er ging zu ihr und rüttelte vorsichtig an ihrer Schulter, doch wie erwartet führte dies nicht zu dem gewollten Erfolg, daher streckte er seinen Geist aus und konzentrierte sich auf seine Seelengefährtin. „Saphira! Wach auf!" rief er in ihren Gedanken, doch ihr Unterbewusstsein schien den Ruf in ihre Träume einzubauen anstatt sie zu wecken. Er versuchte es noch einige Male, hatte jedoch keinen Erfolg. Die Situation stellte ihn vor ein kleines Problem, wie weckt man einen mehrere Tonnen schweren Drachen der gefangen in seinen Albträumen ist? Schließlich griff Eragon nach seiner Magie und ließ eine große Wasserkugel aus dem nahegelegenen Bach aufsteigen. Die Kugel maß fast drei Fuß im Durchmesser und war eiskalt. Er ließ die Kugel langsam über ihren Kopf schweben, dann löste er die Magie und das Wasser ergoss sich über ihre blauen Schuppen.
Die erhoffte Wirkung trat sofort ein, Saphiras Kopf schoss in die Höhe und sie stieß ein lautes, klagendes Brüllen aus. Verwirrt blickte sie sich um, doch noch etwas anderes lag in ihrem Blick was Eragon nicht einschätzen konnte. Als er vorsichtig ihren Geist berührte wusste er plötzlich was in ihrem Blick lag: Angst. Wie so oft in den letzten Stunden war Eragon tief erschrocken über Saphiras Emotionen. So lange er sie kannte, hatte sie nur selten wirklich Angst vor etwas gespürt. Die wenigen Momente, in denen sie Furch verspürt hatte, standen fast immer in engen Zusammenhang mit Eragon. Die Angst die jetzt ihren Geist beherrschte war anders, sie richtete sich nicht auf Gegenstände oder Personen, sondern ihr ganzes Wesen fürchtete die Einsamkeit. „Ruhig Saphira, ganz ruhig" sagte Eragon mit ruhiger Stimme und ging auf sie zu. Ihr großer Kopf war inzwischen wieder auf den Boden gesunken und eine klare Flüssigkeit bildete sich in ihren Augen. Er zog ihren Kopf in eine feste Umarmung und sprach sie weiter im Geist an. „Alles wird gut, Saphira. Du wirst nie alleine sein. Ich werde immer für dich da sein. Beruhige dich etwas. Ganz ruhig." Er redete weiter auf sie ein, tröstete sie wie man ein kleines Kind trösten würde, bis sich ihre Gedanken langsam beruhigten. Als ihre Angst abklang und Saphira langsam ihre Umgebung wieder richtig war nahm schob sie Eragon aus ihrem Geist und zog sich ein Stück von ihm zurück. Erstaunt löste Eragon seine Umarmung und wollte ihr in die Augen blicken, doch sie wandte den Kopf ab und schaute demonstrativ in eine andere Richtung. Eragon versuchte wieder mit ihr in Kontakt zu treten, doch ihr Geist wurde von einer schwachen Mauer geschützt. Die Wand war bei weitem nicht so stark wie gewöhnlich und Eragon hätte sie ohne Probleme durchbrechen können, doch dies wollte er nicht tun. Trotz der Mauer um ihren Geist konnte Eragon durch ihre Verbindung spüren was auf der Seele der blauen Drachendame lastete. Sie schämte sich für ihre Emotionen, ihre Gefühle und ihr Verhalten, doch Eragon wollte sie auf keinen Fall in diesem Glauben lassen. Daher ging er um ihren Kopf herum und blickte in ihre großen Augen. Als sie den Kopf wieder von ihm abwenden wollte streckte Eragon seinen Arm aus und hielt sie an ihrem Unterkiefer fest. Er war bei weitem nicht kräftig genug um sie wirklich daran zu hindern den Kopf weg zu ziehen, doch er hoffte das Saphira seine Geste verstehen würde. Sie knurrte Eragon grollend an, zog jedoch den Kopf aus den gleichen Gründen, die Eragon davon abgehalten hatten ihren Schutzwall zu durchbrechen, nicht zurück. Eragon zuckte bei ihrem Knurren nicht einmal mit einer Wimper, obwohl er direkt auf ihre tödlichen Fangzähne gucken konnte.
Mit seinem Geist stieß Eragon vorsichtig Saphiras Schutzwälle an. Sein Stoß war bei weitem nicht kräftig genug um ihren schwachen Schild zu durchbrechen, aber sie musste auf jeden Fall gespürt haben dass ihr Reiter mit ihr reden wollte. Es vergingen einige Sekunden in denen Saphira nicht reagierte und Eragon fürchtete schon, dass sie ihren Kopf wieder abwenden würde, doch schließlich senkte sie ihren Schutzwall und er drang vorsichtig in ihren Geist ein. Bevor Eragon etwas sagen konnte fing Saphira an zu sprechen: „Eragon es tut mir leid. Ich sollte mich nicht so verhalten. Ich -" Weiter kam sie nicht, denn Eragon unterbrach sie schnell: „Nein Saphira. Dein Verhalten ist verständlich. Ich verstehe dich." Er machte eine kurze Pause und guckte ihr tief in die Augen bevor er weiter sprach: „Du musstest einen schweren Verlust hinnehmen und dass die Ereignisse dich verfolgen ist normal. Saphira, wir sind Seelenpartner. Du musst dich vor mir für nichts schämen, nicht für deine Gefühle, nicht für deine Emotionen und nicht für deine Taten. Nicht jetzt, nicht in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Egal was ist, ich werde immer hinter dir stehen." Mit diesen Worten strich er mit seiner Hand liebevoll über ihre Wange. Saphira summte und suchte nach einer passenden Antwort, doch sie fand nicht die richtigen Worte um erneut ihre Dankbarkeit auszudrücken, daher fasste sie sich nicht in Worte, sondern schickte eine Welle der Gefühle an ihren Reiter. Eragon musste lächeln als er ihre Dankbarkeit und ihre Erleichterung darüber, dass er sie verstand, empfing. Im Gegenzug übermittelte Eragon ihr seine vielfältigen Gefühle für sie.
Einige Minuten lang standen sie sich gegenüber und tauschten ihre Gedanken aus, bis Eragon die Stille durchbrach: „Wir sollten nach Ilirea aufbrechen." „Du hast Recht. Bringen wir es hinter uns" antwortete Saphira. Keiner von beiden wollte zurück nach Ilirea. Sie mussten Nasuada und die anderen Anführer informieren, was zweifelslos keine leichte Aufgabe werden würde. Außerdem waren die Bewohnen von Ilirea nach Galbatorix Fall aufgeblüht. Die düstere Stimmung, die zu Zeiten des Königs im damaligen Urû´baen geherrscht hatte, war verflogen und wurde von einer fröhlichen, ausgelassenen Atmosphäre ersetzt. Im Grund war dies eine sehr positive Entwicklung, doch weder Eragon nach Saphira waren im Moment in der Stimmung für eine solch fröhliche Umgebung.
Saphira stand auf, sodass Eragon den Drachensattel einfach anlegen konnte. Nach einigen Minuten waren sie Bereit aufzubrechen und Eragon schwang sich in den Sattel. Die Beinriemen ließ er offen, denn das Wetter war schön und sie planten keine besonderen Flugmanöver. Mit einem Satz schwang sich Saphira in die Luft und gewann schnell an Höhe. Während Saphira flog, holte Eragon die letzten Vorräte aus der Satteltasche und Frühstückte. Sie waren ein paar Tage länger in der Wildnis geblieben, daher reichten die Vorräte nur so grade eben. Eragon war froh, dass er immer etwas mehr mitnahm als er eigentlich brauchen würde. Während er sein Frühstück aß viel im auf, dass Saphira seit dem Mordanschlag nichts mehr gefressen hatte. „Saphira, willst du dir nicht auch etwas zu Fressen fangen? Du hast schon lange nichts mehr gefressen" sprach er die Drachendame darauf an. „Nö, will ich nicht" brummte sie, „Es ist noch nicht so lange her, außerdem habe ich keinen Hunger." Für sie war die Angelegenheit damit erledigt und Eragon ließ es darauf beruhen.
Kurz nach Mittag erreichten sie Ilirea und Saphira hielt auf den Zugang zum Thronsaal zu, der früher von Magie versteckt wurde. Zu ihrer Überraschung war der Tarnzauber gelöst worden und einige Arbeiter waren grade dabei die von Dorn zerstörte Glaswand wieder aufzubauen. Da Saphira ihre Arbeit nicht zu Nichte machen wollte, landete sie auf dem großen Vorplatz der Burg, wo die Menschen ihr schnell Platz gemacht hatten. Eragon stieg von ihrem Rücken und gemeinsam gingen sie auf das offene Tor ins Innere des Berges zu. Links und rechts des Toren standen zwei mit Speeren bewaffnete Wachen die ihnen bedeuteten in den Gang einzutreten. Einer der Wachen sagte: „Schattentöter, Schimmerschuppe, Königin Nasuada befindet sich im Thronsaal. Den Weg kennt ihr ja." „Vielen Dank" antwortete Eragon und betrat gefolgt von Saphira den langen Gang. Schweigend gingen sie bis zum Enden, wo eine Doppelreihe aus 10 Nachtfalken in ihren schwarzen Rüstungen den Eingang zum Thronsaal bewachte. Eragon grüßte sie und sagte: „Wir würden gerne mit Königin Nasuada sprechen." Einer der Männer, offensichtlich der Anführer der Wache, sagte: „Bitte habt einen Moment Geduld." Dann gab er einen der Männer ein Zeichen, der daraufhin eine kleine Tür in dem Tor öffnete und den Thronsaal betrat. Kurze Zeit später wurde das schwere Tor von innen geöffnet und die Männer gaben den Weg frei.
Als Eragon und Saphira den Thronsaal betraten fiel ihnen als erstes auf, dass sich die Atmosphäre deutlich verändert hatte. Zu Galbatorix Zeiten hatte der Raum etwas Düsteres, Bedrückendes und Einschüchterndes ausgestrahlt, nun jedoch war dieser Saal ein Abbild des neuen Zeitalters. Die Position des Throns war verändert worden, sodass die Königin durch die große Glasfront auf ganz Ilirea schauen konnte. Auf dem Thron saß Nasuada und das Reitergespann ging auf sie zu.
Nasuada wandte sich den beiden zu und warf ihnen einen besorgen Blick zu. „Ahnt sie etwas?" fragte sich Eragon, doch seine Gedanken wurden Unterbrochen als Nasuada fragte: „Wie liefen die Verhandlungen in Teirm?" Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: „Und wo sind Murthag und Dorn? Saphira, ich vermute du hast endlich einen Gefährten gefunden? Ich freue mich für dich." Dabei deutete sie auf die auffällige rote Schuppe in ihrer Brust. Bei diesen Worten ließ Saphira ihren Kopf ein Stück tiefer hängen und stieß ein fast unhörbares, klagendes Wimmern aus. „Ich werde alle eure Fragen beantworten, angefangen bei unserer Ankunft in Teirm", sagte Eragon, „Als wir in Teirm ankamen und vor dem Stadttor landeten, wurden wir von den wachhabenden Soldaten zuerst mit Bögen und Armbrüsten beschossen, doch dies war eigentlich kein Problem für unsere Schutzzauber. Einer der Männer, der nicht unter dem Befehl des Stadtherren stand, hatte eine Armbrust mit einem speziellen, von Zwergen gefertigten Bolzen. Diese Kerätä-Bolzen wurden noch vor dem Krieg zwischen Drachen und Elfen erschaffen und sind ähnlich wie die Dauthdaert dazu gemacht, Drachen zu töten. Der Schütze hat es geschafft Dorn zu treffen, doch wir konnten ihn rechtzeitig retten und heilen. Anschließend hat einer der Soldaten um etwas Zeit gebeten um mit Fürst Risthardt zu sprechen. Nach einiger Zeit wurden wir dann zu ihm in das Arbeitszimmer gebeten." Als nächstes erzählte Eragon von den langen Verhandlungen mit dem Fürsten und erläuterte das Ergebnis. „Sehr gut, Eragon" sagte Nasuada, als Eragon diesem Teil des Berichtes geendet hatte. „Du hast einmal mehr dein Talent für Diplomatie bewiesen. Jetzt musst du mir nur noch erzählen was auf dem Rückweg geschehen ist." Eragon seufzte, er würde diesen Teil am Liebesten auslassen und vergessen, doch dann begann er zu erzählen: „Nach den Verhandlungen haben wir uns auf den Rückweg zum Woadark-See gemacht, wo wir bereits auf dem Hinweg übernachtet haben. Leider hat jemand eine mächtige magische Falle auf dem Plateau, auf dem wir übernachten wollten, installiert. Als Dorn auf dem Felsen gelandet ist, wurden Murthag und Dorn von einem starken Feuerball umschlossen und getötet." Bei den letzten Worten war seine Stimme immer leiser geworden und er musste gegen seine eigene Trauer ankämpfen. Trotz Nasuadas dunkler Haut konnte man deutlich sehen wie sie blass wurde. „Wie...Wer?" stammelte sie und brach dann ab. „Wir wissen es nicht" musste Eragon zerknirscht zugeben, „Saphira und ich haben die Umgebung rund um den Anschlagsort abgesucht, aber niemanden gefunden. Die Angreifer haben sich scheinbar in Luft aufgelöst." „Und es gibt keine Chance mehr dass sie noch leben könnten?" fragte Nasuada mit einem verzweifelten Unterton in der Stimme. Eragon schüttelte den Kopf und sagte: „Leider nicht. Das Feuer war extrem heiß, ich habe gespürt wie Murthags Schutzzauber um ihn zusammengebrochen sind. Dorn und er wurden zu nicht mehr als einem Aschehaufen verwandelt." Es tat Eragon leid dass er Nasuadas Hoffnungen zerstören musste, doch dies war die bittere Wahrheit.
Eragon konnte in Nasuadas Gesicht den inneren Konflikt erkennen der in ihr tobte. Sie war die Königin dieses Landes, sie musste stark sein. So war es während des Krieges gewesen und so war es immer noch. Wer schwäche zeigt verliert, doch auf der anderen Seite konnte sie bei dieser schrecklichen Nachricht nicht ruhig bleiben. Murthag war tot. Es war seltsam für sie, denn Murthag war der Mann, der sie entführt hatte, der sie auf brutalste Weise gefoltert hatte, und dennoch hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt.
Nasuada stand auf und ging zu der halbfertigen Fensterfront und blickte mit leerem Blick über Ilirea. „Es ist ein... schrecklicher Verlust" sagte sie mit zitternder Stimme und versuchte ihre Tränen zurück zu halten. „Wir dachten, wir hätten so viel Zeit und jetzt ist er fort" murmelte sie mehr zu sich als an Eragon gewandt. Dieser sprach schnell einige Zauber, dann sagte er: „Wir sind von allen ungewollten Zuschauern und Zuhörern geschützt." Dann ging er auf Nasuada zu und zog sie in eine leichte Umarmung. Dabei war ihm zwar bewusst, dass sie die Königin Alagaesias war, doch er hoffte dass ihre Freundschaft diese Geste erlauben würde. Zuerst schien sich Nasuada aus seinen Armen befreien zu wollen, doch zu Eragons Erleichterung zog sie ihn nach einigen Sekunden enger an sich. Nun konnte sie auch die Tränen nicht mehr zurückhalten und begann mit ihrem Kopf an seinem Hals leise zu schluchzen, auch Eragon schaffte es nur wegen seiner enormen Geistesdisziplin die Tränen zurück zu halten. „Murthag wir... wir haben besprochen dass wir es langsam angehen wollen. Wir haben gedacht... gedacht dass wir so viel Zeit haben. Warum ist diese Welt so grausam?" schluchzte Nasuada mit tränenerstickter Stimme. Eragon wusste nicht wie er auf diese Frage antworten sollte, daher blieb schwieg er und strich ihr beruhigend über den Rücken.
Eragon konnte nicht genau sagen wie lange sie so am großen Fenster standen und ihrer Trauer freien Lauf ließen, doch nach einer Zeit löste sich Nasuada von ihm und sagte: „Ich brauche etwas Zeit für mich. Auf dem Schreibtisch liegt eine Schriftrolle mit einem neuen Anliegen, das wäre dringend. Ihr könnt euch in...", sie musste schlucken, „in Dorns alten Drachenhort zurückziehen." Eragon nickte, dann wandte er sich zu Saphira zu, die die ganze Zeit über mit leerem Blick aus dem Fenster gestarrt hatte. „Worüber denkst du nach?" fragte er sie, obwohl er die Antwort eigentlich schon lange wusste. „Über alles. Und über nichts" war ihre aussagenlose Antwort und Eragon seufzte still, dann gingen sie zur Tür und ließen Nasuada alleine. Auf dem Weg zum Drachenhort holte Eragon noch schnell die Schriftrolle von Nasuadas Schreibtisch.
Als Eragon und Saphira den Drachenhort betraten, wurde Eragon von dem Anblick Überrascht. Eragon hatte von seinem Bruder erfahren wo der Drachenhort war, hatte ihn aber noch nie betreten. Der Raum war überraschend groß und durch lange Schächte in der Decke viel warmes Sonnenlicht. Große Teile des Bodens waren von einer weichen Matratze bedeckt, die sehr bequem aussah. Am Rand des Raumes befanden sich ein Schreibtisch, ein Bett und ein Kleiderschrank. Während Eragon sich neugierig umguckte, blieb Saphira wie versteinert in dem großen Tor stehen und sog schnaubend die Luft ein. Obwohl Dorn schon lange nicht mehr in diesem Raum gewesen war, konnte sie seinen Geruch deutlich wahrnehmen. Mit dem Geruch kehrten alle Erinnerungen an den roten Drachen zurück. Sie sah vor ihrem inneren Auge deutlich wie sie ihn das erste Mal als freundlich gesonnenes Wessen getroffen hatte, wie er sich um sie gekümmert hatte als sie schwer verletzt im Thronsaal gelegen hatte, wie sie sich immer näher gekommen waren und wieder einmal wurde ihr die ganze Härte ihres Verlustes bewusst. Erst nach einigen Minuten zwang sie sich weiter in den Raum zu gehen und legte sich sich auf das weiche Polster. Die Matratze war unglaublich bequem und übertraf sogar noch das Podest der Elfen in Ellesméra. „_Er hat die ganze Zeit neben mir im Thronsaal auf dem harten Boden gelegen, obwohl er hier eine so wunderbare Matratze hatte"_wurde Saphira bewusst.
Eragon hatte sich neben ihr auf die Matratze gelegt und las Nasuadas Schriftrolle. Trotz ihrer Trauer weckte dies Saphiras Neugier und sie fragte: „Worum geht es?" „Um eine gefährliche Räuberbande in der Nähe von Petrovya. Das ist am südlichen Ende des Tüdosten, die Bande soll aus ehemaligen Soldaten bestehen und hat bereits zahlreiche Handelskarawanen überfallen, vermutlich werden sie von einigen Magiern begleitet. Nasuada möchte, dass wir die Bande stellen und an die zuständigen Behörden übergeben." „Das klingt nach einem würdigen Auftrag für Drache und Reiter" sagte Saphira. Eragon musste ihr zustimmen, sagte aber: „Ich möchte dies trotzdem nicht jetzt tun, wir werden erst nach Ellesméra reisen. Ich möchte mit den Eldunarí reden und einige von ihnen bitten uns zu begleiten. Hätten wir am Woadark-See ein paar Eldunarí dabei gehabt hätten Murthag und Dorn vielleicht überlebt." Eigentlich wollte Eragon vor allem mit den Eldunarí über Saphiras zustand reden, ihm gefiel überhaupt nicht wie überwältigend ihre Gefühle waren und machte sich ernsthafte Sorgen um ihre Gesundheit. Ein tiefes Knurren machte ihm jedoch schnell deutlich, dass ihr seine wahren Absichten nicht verborgen geblieben waren. „Ich kann kämpfen und mir geht es gut!" fuhr sie ihn an, doch dieses Mal war Eragon entschlossen nicht klein Bei zu geben. „Nein Saphira, wir werden diesen Auftrag nicht annehmen! Soll Nasuada die Du Vrangr Gata oder die Elfen um Hilfe bitten. Wir haben lange genug alles für Alagaesia gegeben und unser Leben riskiert. Ich werde nicht deine Gesundheit aufs Spiel setzten!" gab Eragon aufgebracht zurück. „Mir geht es gut!" wiederholte Saphira und war mit einem Satz auf den Beinen. „Wir sind Drache und Reiter! Es ist unsere Pflicht, unsere Bestimmung zu Helfen wenn man uns darum bittet. Willst du der Frau des nächsten toten Händlers erzählen, dass ihr Mann von Banditen getötet wurde weil dein Drache ein wenig traurig war?" Eragon schüttelte verzweifelt den Kopf und fuchtelte mit hilflos mit den Armen. Schließlich gab er auf und rief: „Du bist so dickköpfig!" Ihm lagen noch weitere unfreundliche Bemerkungen auf der Zunge, diese verkniff er sich allerdings, stattdessen sagte er: „Ich habe gehört das Jeod hier in der Stadt ist. Ich werde ihn besuchen." Ohne auf eine Antwort zu warten verschloss er seinen Geist und verließ den Drachenhort. Saphira schaute ihm mit versteinertem Blick hinterher bis sich das Tor hinter ihm mit einem lauten Knallen schloss, dann rollte sie sich auf der Matratze wie ein Küken zu einem Ball aus blauen Schuppen zusammen und presste den Kopf in die weiche Matratze.
Eragon verließ die Zitadelle und trat auf den sonnigen Platz vor dem großen Tor. Auf dem Platz stand ein kleiner Holzpfahl an dem zahlreiche kleine Holzpfeile befestigt waren. Die Pfeile zeigten in alle Himmelsrichtung und waren mit verschiedenen Orten und der Entfernung beschriftet. Er musste kurz suchen, dann hatte er den Pfeil gefunden den er suchte, „Bibliothek - 500 Fuß" stand auf dem Schild.
Nach einem kurzen Fußmarsch öffnete Eragon die Tür zur Bibliothek und der typische, muffige Geruch von alten Büchern und Schriftrollen schlug ihm entgegen. Gegenüber der Tür befand sich eine kleine Theke hinter der eine zierliche Frau saß. „Was kann ich für euch tun?" fragte sie mit routiniertem Tonfall, bis ihr Blick auf Brisingr an Eragons Seite viel. Ihre Augen weiteten sich als sie Eragon erkannte, doch dieser Entschied dies zu ignorieren. „Könnt ihr mir sagen ob Jeod hier war und wo er sich aufhält?" fragte er freundlich. Der Gelehrte hatte den Wunsch geäußert sich nach der Schlacht länger mit Eragon zu unterhalten und Eragon hoffte jetzt dazu die Gelegenheit zu bekommen. „Jeod?" fragte die Frau nervös nach, „Er war hier, er leitet diese Bibliothek jetzt. Sein Büro befindet sich im ersten Stock in der hinteren rechten Ecke." Eragon zog Überrascht die Augen hoch und musste lächeln als er sagte: „Grade einmal ein paar Tage hier und schon Leiter der Bibliothek, wirklich erstaunlich. Vielen Dank!" Dann wandte er sich ab und ging zur Tür von Jeods Büro.
Er klopfte und nach einigen Sekunden wurde die Tür von innen geöffnet. „Eragon!" rief Jeod überrascht aus. „Bitte, komm rein und setz dich. " fuhr er fort und deutete auf einen Stuhl. Er selbst nahm gegenüber auf einem anderen Stuhl Platz. „Was führt dich zu mir?" fragte Jeod als nächstes. „Nun, du hast gesagt mal erwähnt dass du dich ganz gerne mit mir Unterhalten würdest" antwortete Eragon, „außerdem möchte ich einfach einen Freund besuchen... und ich brauchte etwas Abstand von Saphira. Zuerst einmal möchte ich dir aber zu diesem Posten hier gratulieren." „Vielen Dank. Hier wurde ein neuer Leiter gesucht und Nasuada hat ein gutes Wort für mich eingelegt, allerdings ist hier auch noch eine Menge Arbeit zu verrichten denn die Bibliothek hat stark unter Galbatorix Zensur gelitten. Aber jetzt erzähl mit bitte, wie es dir seit Saphiras schlüpfen ergangen ist. Dein Leben wird ein neues Kapitel in der Domia abr Wyrda füllen." „Ich fühle mich geehrt" gab Eragon erstaunt zurück, mit dieser Ehre hatte er nicht gerechnet. „Leider habe ich heute nur noch drei Stunden Zeit, danach habe ich einen wichtigen Termin" gab Jeod zu bedenken, dann bedeutete er Eragon mit der Geschichte anzufangen.
Als Eragon seine Erzählung nach drei Stunden beendet hatte waren sie grade erst bei der Schlacht um die Brennenden Steppen angelangt, doch Jeod hatte bereits eine ganze Pergamentrolle mit Stichpunkten gefüllt. Inzwischen war es später Nachmittag und Eragon machte sich auf den Weg zum Drachenhort. Als er durch Ilirea ging meldete sich plötzlich sein schlechtes Gewissen. „Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen" sagte ihm eine innere Stimme, „was wenn ihr etwas passiert ist?" Doch gleichzeitig Versuchte er sich zu beruhigen, was sollte einer ausgewachsenen Drachendame schon passieren? Doch eine innere Unruhe hatte ihn ergriffen und er streckte sein Bewusstsein nach seiner Seelengefährtin aus. Als er Saphiras Geist berührte befand sich ein seltsamer Nebel in ihrem Geist und er rief erschrocken: „Saphira, was ist passiert?" Es kam keine Antwort, er empfing nur unzusammenhängende, verbitterte und verwirrte Gedanken. Die Symptome ließen eine grausame Vermutung in ihm aufsteigen. „Bist du vergiftet worden?" fragte Eragon schockiert, doch wieder kam keine Antwort. Mit wachsendem Entsetzen begann Eragon zum Drachenhort zu sprinten.
Als er die große Tür aufstieß knallte das schwere Holz vor einen großen Gegenstand, welcher scheppernd umfiel. Eragon blickte sich schnell im Drachenhort um und sah ein leeres Fass welches unter den Schreibtisch gerollt war, ein weiteres Fass lag hinter der Tür. In der Mitte der weichen Matratze lag Saphira, alle vier Beine von sich gestreckt und den Kopf in einem dritten Fass versenkt. Der unverkennbare Geruch von starkem Zwergenmet lag in der Luft und etwas von dem starken Gebräu hatte die Matratze eingeweicht. Bevor er sich weiter um sie kümmern konnte, wirkte er einige Zauber um die Überreste des Mets nach Giften zu untersuchen, doch zu seiner Erleichterung fand er keine Stoffe die nicht ins Met gehören, Saphira hatte nur eine normale Alkoholvergiftung. „Saphira!" rief er sowohl im Geist wie auch mit seiner Stimme um sie auf ihn aufmerksam zu machen. Als wieder keine Reaktion erfolgte drang Eragon tiefer in ihren Geist vor und plötzlich konnte er ihre verborgenen Gedanken spüren. Was er sah schockierte ihn einmal mehr, ein überwältigendes Gefühl der Trauer und Verzweiflung vermischt mit den vom Alkohol verwirrten Gedanken durchflutete ihren Geist. Eragon war kaum in der Lage ihre Gefühle zu interpretieren, nur wenige schreckliche Bilder blieben ihm im Geist hängen. Sie fühlte sich alleine auf der Welt und vermisste einen Gefährten und Eragon fühlte sich elend sie hier in der Burg alleine gelassen zu haben. Der nächste Gedanke den er verstand war noch viel verstörender als der nächste, er konnte deutlich ihren Wunsch spüren in die unendliche Leere über zu gehen. Ein Teil von ihr, wenn auch nur ein kleiner, wollte diese Welt verlassen und hoffte im Leben danach, was auch immer nach dem Tod kommen würde, Frieden zu finden. Geschockt zog sich Eragon aus ihrem Geist zurück und und starrte in die Leere, der Gedanke dass seine Seelenpartnerin den Gedanken in sich trug sich umzubringen verstörte ihn zutiefst. Er konnte sich nichts Grausameres für einen Drachenreiter vorstellen als mit anzusehen wie sich der eigene Drache umbrachte. „Wie konnte es so weit kommen?" fragte er sich immer wieder und umschlang Saphiras Hals.
Nach einiger Zeit registrierte Eragon bewusst, das ihr Kopf noch immer in einem der Metfässer lag. Mit aller Kraft hob er ihren schweren Kopf an und zog das Fass weg. Mit einem tritt beförderte er den Behälter zum anderen Fass in Richtung Schreibtisch, dann legte er ihren Kopf vorsichtig auf die nasse Matratze. Mit einem komplizierten Zauber band er den Alkohol in ihrem Blut, dies würde zwar nicht die berauschende Wirkung des Alkohols unterdrücken, doch er würde die pochenden Kopfschmerzen am nächsten Morgen stark dämpfen. Als nächstes murmelte er einige Worte in der alten Sprache um die Matratze zu trocknen. Als letztes wirkte er einen weiteren Zauber der Saphira in einen traumlosen Schlaf zu versetze, er manipulierte die Magie jedoch extra so dass er sie nicht betäuben würde, sondern sie nur in einen normalen Schlaf gleiten ließ. So würde sie am nächsten Morgen ganz normal aufwachen können.
Inzwischen stand die Sonne schon so tief am Horizont das kaum noch Licht durch die Lichtschächte viel und Eragon entschied nun ebenfalls Schlafen zu gehen. Einen Moment blieb sein Blick an dem Bett hängen, doch er entschied an Saphira gekuschelt zu schlafen.
Die Matratze war weich und dank seinem Zauber wieder trocken, sodass er an ihre Flanke gemütlich schlafen konnte. Kurz vor dem Einschlafen bemerkte er, dass sich ihre Schuppen kälter als normal anfühlten und er fragte sich ob es Einbildung war oder ob ihr inneres Feuer tatsächlich kleiner geworden war.
Kapitel 11.2: Die finale Lösung?
Eragon wälzte sich im Schlaf unruhig hin- und her, bis er plötzlich mit seinem Kopf gegen Saphiras harte Schuppen schlug. Er schreckte auf dem Schlaf auf und stieß mit seinem Kopf vor die blaue Flügelmembran. Mit einem knurren fasste er sich an den Kopf und öffnete die Augen. Ein schwaches Licht schimmerte durch die ausgebreitete Schwinge und er ließ sich wieder neben Saphira auf die Matratze sinken. Vorsichtig streckte er seinen Geist nach ihr aus und stellte erleichtert fest, dass sie noch immer tief und fest schlief, daher zog er sich wieder von ihr zurück und überdachte die Ereignisse des letzten Tages noch einmal. „Wie konnte es so weit kommen?" fragte er sich wieder und versuchte die Frage irgendwie selbst zu beantworten. „Sie wurde in dem Wissen geboren, das letzte Weibchen ihrer Art zu sein, dann musste sie den Tod der vier letzten Männchen ihrer Art, Glaedr, Shruikan, Thyzon und Dorn, ihrem Partner, miterlebt" erklärte Eragon sich selber, „es ist nicht wirklich verwunderlich das sie nun so reagiert..." Er zerbrach sich den Kopf nach einer Möglichkeit wie er Saphira aus ihren dunklen, bedrohlichen Gedanken reißen konnte, doch ihm viel keine Lösung ein. Mit einem seufzen unterbrach er seinen Gedankengang und schob sich vorsichtig unter dem Flügel hervor, dann guckte er sich etwas ratlos um. Er überlegte, ob er Saphira wecken sollte, doch er entschied sich schnell dagegen, denn Saphira konnte nach ihrem Trinkgelage bestimmt noch etwas Ruhe gebrauchen. Stattdessen ging er zu ihrem großen Kopf und streichelte ihr über die Wange. „Saphira, du bist das Beste was mir geschehen konnte, bitte lass mich nicht alleine. Ich kann ohne dich nicht leben" murmelte er zu ihr und konnte nicht verhindern, dass eine kleine Träne über seine Wange lief. Sie zu verlieren wäre grausam, selbst der Gedanke an diese Möglichkeit stach wie ein Dolch in sein Herz. Bewegt von diesem Gedanken drückte er seine Stirn leicht gegen ihre, als würde er die blaue Drachendame anbeten. Nach einigen Sekunden versuchte er sich selbst zu beruhigen: „Sie ist nicht tot und sie wird auch nicht sterben! Ich werde nicht zulassen das ihr etwas geschieht und es waren vermutlich sowieso nur flüchtige Gedanken in ihrem vom Alkohol vernebelten Geist. Ich sollte mich nicht so aus der Ruhe bringen lassen!"
Kurze Zeit später löste er sich von der schlafenden Drachendame und suchte das Badezimmer auf. Dabei achtete er darauf, die ganze Zeit mit Saphiras Geist in Kontakt zu bleiben sodass er sofort bemerken würde wenn sie erwachte. Nach den Ereignissen des letzten Tages wollte er sie auf keinen Fall mehr alleine lassen.
Nachdem er sich gründlich gewaschen hatte ging er zurück in den Drachenhort, wo sein Blick auf die drei leeren Fässer viel. Er überlegte einen Moment, dann stapelte er alle Metfässer in einer Ecke auf.
Nach getaner Arbeit ließ er seinen Blick noch einmal über Saphira schweifen, dann setzte er sich an Murthags Schreibtisch und las Nasuadas Brief noch einmal durch. Er befand sich in einer Zwickmühle, eigentlich wollte er zusammen mit Saphira möglichst schnell die Eldunarí besuchen, doch auf der anderen Seite erforderte die Räuberbande am Tüdosten ebenfalls schnell seine Aufmerksamkeit. Gleichzeitig wusste er, dass Saphira darauf bestehen würde die Räuber Dingfest zu machen und er wollte nicht wieder mit ihr streiten. Daher griff er nach einer Karte Alagaesias, die vorsichtig zusammengerollt auf dem Schreibtisch lag und breitete sie aus. Er wusste aus Nasuadas Brief, dass die Banditen rund um Petrovya zuschlugen, doch die in der Stadt stationierten Soldaten hatten bis jetzt noch keinen Fortschritt gemacht sie aufzuspüren. Er suchte auf der Karte nach einem möglichen Unterschlupf und entschied, dass sich die Bande am wahrscheinlichsten in dem Wald östlich des Tüdosten versteckt hielt. Eragon arbeitete einen groben Plan aus, wie sie die Banditen stoppen wollten, dann rollte er die Karte wiederzusammen. Als er sie wieder verstauen wollte, viel sein Blick auf ein kleines Buch ohne Titel, welches er neugierig öffnete.
Zwei Tage ist es nun her, dass der kleine rote Drache bei mir geschlüpft ist. Ich kann kaum fassen, dass ein echter Drache für mich geschlüpft ist! Doch ich frage mich, ob der Drache eine kluge Wahl getroffen hat... Als Morzans Sohn werde ich bald das grausame Werk meines Vaters fortsetzen müssen, ich möchte gar nicht daran denken zu was der Rote alles gezwungen werden wird. Galbatorix hat uns in meinem Zimmer eingesperrt, doch regelmäßig kommen Soldaten und bringen Essen für den Drachen und mich. Bis jetzt hat uns Galbatorix in Ruhe gelassen, doch mir graust es vor dem Moment wenn dies nicht mehr der Fall ist.
„Murthags Tagebuch!" dachte Eragon überrascht, er hatte nicht erwartet, dass sein Bruder ein Tagebuch geführt hatte. Der neugierige Teil seines Wesens forderte ihn auf weiter zu lesen, doch gleichzeitig erzählte Murthag in seinem Tagebuch vermutlich viele Dinge, von denen er nicht wollte dass irgendjemand sie je erfuhr. Doch seine Neugier siegte über seine moralischen Bedenken und er las weiter.
_Heute hat sich mein Drache endlich für einen Namen entschieden. Einer der Soldaten hat zusammen mit der Fleischportion ein Buch mit zahllosen Drachennamen mitgebracht, doch keiner der Namen hat dem Kleinen gefallen, sodass ich auf untypischere Namen ausgewichen bin. Erst „Dorn" ist bei ihm auf Zustimmung gestoßen, daher habe ich ihn nun so getauft. Schon jetzt ist Dorn das wichtigste in meinem Leben.
Fünf Tage ist es jetzt her, dass Dorn für mich geschlüpft ist. Gestern hat Galbatorix uns in den Thronsaal gerufen. Bei dem Anblick des Königs hat sich Dorn fest an meine Brust gekuschelt und ich konnte Angst in seinen Gedanken spüren, scheinbar hat er das Böse im König gespürt. Zuerst hat der Tyrann mich freundlich dazu aufgefordert ihm die Treue zu schwören, doch als ich mich weigerte, griff er nach Dorn und entriss ihn aus meinem Griff. Ich werde nie das panische Quieken des Jungdrachen vergessen. Dorn versuchte seine kleinen Fangzähne in Galbatorix Hand festzubeißen, doch dieser wich geschickt aus. Irgendwo aus seinem Gewandt zog der König einen Dolch und hielt ihn an Dorns Hals. Dann fragte er mich wieder ganz ruhig, ob ich ihm nicht jetzt die Treue schwören wollte. Ich weiß nicht warum, aber ich zögerte einen kleinen Moment. Dieses Zögern veranlasste Galbatorix dazu, die Kehle des Kleinen aufzuschlitzen. Zuerst konnte ich Dorns schmerzen spüren, dann fühlte ich seine unglaubliche Panik als heißes Blut seine Lunge füllte. Dieses Gefühl, verbunden mit den gurgelnden Geräuschen des sterbenden Jungdrachens und dem Strahl roten Blutes, welcher auf den harten Marmorboden traf, werde ich ebenso wenig vergessen wie das schreckliche Gefühl der Machtlosigkeit. Als Galbatorix anbot Dorns Leben zu retten, sollte ich ihm die Treue schwören, zögerte ich keinen Moment und gab mein Versprechen. Noch bevor er die grausame Wunde schloss, zwang er mich zahlreiche Schwüre in der alten Sprache zu sprechen._
Anschließend heilte er die tödliche Wunde, dann schmiss er Dorn in die große Blutlache und lachte: „Sobald dein Tier groß genug ist, wird es die gleichen Schwüre sprechen." Mit diesen Worten entließ er uns und ich drückte den leblosen, blutverschmierten Körper Dorns fest an meine Brust.
Erst heute Morgen ist Dorn wieder zu sich gekommen, der Blutverlust hat ihn sehr geschwächt. Er verbringt die ganze Zeit auf meinem Schoß und kann es nicht mehr ertragen mich nicht an sich gepresst zu spüren. Als der Wachsoldat heute unser Mittagessen gebracht hat, konnte ich spüren wie der kleine Körper an meiner Brust gezittert hat und überwältigende Panik ging von seinem Geist aus. Ich habe versucht ihn zu beruhigen, doch das Erlebnis im Thronsaal hat ihn zutiefst traumatisiert. Ich hasse Galbatorix mit meinem gesamten Wesen für das, was er Dorn angetan hat. Ich werde vermutlich niemals jemand anderem davon erzählen, zu demütigend ist dieses Ereignis für Dorn und mich, doch ich fürchte es werden noch zahllose ähnliche Vorfälle folgen. Das Schicksaal ist grausam, und nun habe ich mein Schicksaal auch noch mit dem einzige Wesen, was mir wirklich etwas bedeutet, geteilt. Geteiltes Leid ist doch nicht immer halbes Leid.
Leicht zitternd klappte Eragon das Buch zu, schockiert über diesen erneuten Beweis für die unbeschreiblichen Grausamkeiten, die der ehemalige König begangen hatte. „Wie konnte nur irgendjemand einem Jungdrachen etwas so grausames antun?" fragte er sich, das Bild seiner frisch geschlüpften Saphira deutlich vor dem inneren Auge. Gleichzeitig hatte der letzte Absatz deutlich gemacht, dass Murthag diese Erlebnisse mit niemandem teilen wollte und er bekam ein schlechtes Gewissen, so in die Privatsphäre seines toten Bruders eingedrungen zu sein. Er wollte das Buch grade wieder an seinen Platz legen, doch dann kam ihm ein besserer Gedanke. Er griff nach seiner Magie und wob einen Zauber um das Buch, welcher nur ihm erlauben würde das Buch wieder zu öffnen, dann verstaute er das Tagebuch in einer der Satteltaschen, welche neben dem Schreibtisch standen.
Als er das Buch in der Tasche verstaut hatte, konnte er aus dem Augenwinkel sehen, wie sich Saphira langsam bewegte. Sofort war er an ihrer Seite und strich ihr über die warmen Schuppen. Sie hob ihren Kopf und stieß ein lautes Gähnen aus, dann ließ sie sich wieder auf die weiche Matratze sinken. Eragon streckte seinen Geis zu seiner Seelengefährtin aus und fragte: „Wie geht es dir heute?" „Mein Kopf schmerzt"_klagte Saphira leise, was Eragon mit einem leichten auflachen quittierte. „_Das wundert mich nicht, Große. Bei der Menge die du gestern getrunken hast." „Getrunken?" fragte Saphira verwundert, „ich habe mich nicht betrunken!" Eragon schaute sie verwundert an, dann schickte er ihr ein Bild wie er sie am vorherigen Abend gefunden hatte, den Kopf tief in einem Fass versenkt. Saphira sank noch ein wenig tiefer in die Matratze, dann stammelte sie: „Oh... ich..." Eragon winkte ab und begann einen Zauber zu wirken, welcher die letzten Nachwirkungen ihres Rausches beseitigte, dann sagte er: „Ich habe dir gestern bereits gesagt, dass für mich egal ist was du tust, du hast immer meine Unterstützung. Ich währe dir nur dankbar wenn du mit mir Redest und nicht versuchst alle deine Sorgen in dich hinein zu fressen." Gleichzeitig versteckte er die Emotionen, die er am vorherigen Abend von ihr erhalten hatte vor ihr, er wollte sie nicht unnötig an ihre Trauer erinnern. Zuerst zeigte Saphira gar nicht, dass sie seine Worte gehört hatte, doch dann schmiegte sie ihren großen Kopf an seine Brust und brummte: „Danke." Hätte ein Außenstehender dieses knappe Wort gehört, würde er dieses eine kurze Wort vermutlich für unhöflich halten, doch Eragon konnte die gesamte Bedeutung dahinter spüren und umschloss ihren Kopf mit seinen Armen. „Gestern... ich weiß nicht warum ich das getan habe, ich erinnere mich nicht mehr wirklich"_begann Saphira, _„Ich weiß nur noch, dass ich dem Treiben auf dieser Welt entfliehen wollte, dass ich die Grausamkeiten hier hinter mir lassen wollte." Eragon musste schlucken, ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet. Diese Worte spiegelten exakt ihre Gedanken von Gestern wieder, nur deutlich zurückhaltender formuliert. Doch die Bedeutung war die gleiche, auch wenn sie sich jetzt vermutlich selbst gar nicht darüber bewusst war: Ein kleiner Teil von ihr wollte nicht mehr leben. Unwillkürlich drückte er sie fester an sich, wollte sie nie wieder loslassen. Saphira bemerkte wie stark er von ihren Worten aufgewühlt wurde und schickte ihm einen fragenden Gedanken, doch Eragon winkte ab und sagte: „Schon gut, Saphira. Ich verstehe dich, ich wünschte auch die Welt wäre friedlicher... und mit wilden Drachen besiedelt." Wieder stieg Trauer um das Drachenvolk in Saphira auf und Eragon wünschte, er hätte das Thema nicht wieder angesprochen, daher lenkte er schnell ab: „Denkst du, du bist fit genug um heute noch nach Petrovya zu fliegen und diese Räuberbande festzunehmen?" „Ja" war Saphira klare Antwort, daher begann Eragon seinen Plan zu erläutern: „Dann werden wir heute nach Petrovya fliegen und der dortigen Stadtwache bescheid geben, danach suchen wir die Räuberbande und stellen sie, das sollte bei normalen Räubern kein großes Problem darstellen. Wenn sie sich ergeben, binden wir sie mit Magie an einen Ort und informieren die Soldaten aus Petrovya, wo sie zu finden sind. Sollten sie sich entschließen zu kämpfen werden wir kämpfen bis sie sich ergeben oder niemand mehr steht. Anschließend werden wir uns sofort auf den Weg nach Ellesméra machen. Bist du damit einverstanden?" Saphira überdachte seinen Vorschlag, dann stimmte sie ihm zu: „Dein Plan klingt vernünftig, wir sollten es so machen." Mit diesen Worten löste sie sich von Eragon, stand auf und packte den Drachensattel vorsichtig mit ihrem Kiefer und schleifte ihn zu Eragon. Dieser lächelte, war die Geste doch eindeutig: Saphira wollte aufbrechen.
Eragon befestigte den Sattel an seiner Seelengefährtin, dann verließen sie den Drachenhort und machten sich auf den Weg zum Platz vor der Zitadelle. Auf dem Weg packte Eragon noch schnell einige Vorräte in die Satteltaschen.
Als sie den Platz erreichten und Saphira ihre großen Flügel ausbreitete, ging wie immer ein Raunen durch die anwesenden Menschen, doch weder Eragon noch seine saphirblaue Seelengefährtin ließen sich davon beeindrucken. Mit einigen kräftigen Flügelschlägen katapultierte sich die blaue Drachendame in die Luft und drehte sofort nach Süden ab, in Richtung Petrovya. Zuerst verlief die Reise schweigsam, doch dann erinnerte sich Eragon an das Spiel, welches sie auf früheren Reisen immer gespielt hatten und sagte: „Mich gibt es in allen Formen und Farben, in dick und in dünn, in Rot, Blau, Gelb, Gold, Silber und Schwarz. Ich kann tausend Schafe hintereinander Fressen und ich bin doch noch nicht satt und meistens liege ich zusammengerollt da. Was bin ich?" Saphira stieß ein lautes Schnaufen aus und erwiderte: „Pah! Damit hast du mich schon einmal hinein gelegt, glaubst du ich falle noch mal darauf hinein? Ein Wollteppich!" Traurig fügte sie in Gedanken hinzu: „Denn Drachen gibt es nicht mehr..." Eragon lächelte und sagte: „Hätte ja noch einmal funktionieren können. Jetzt bist du an der Reihe!"
So stellten sie sich den ganzen Flug über die unterschiedlichsten Rätsel, wobei sie sehr zum Verdruss des jeweils anderen fast immer in der Lage waren, die ihnen gestellten Rätsel zu lösen, zu ähnlich und bekannt waren ihre Gedankengänge.
Am Nachmittag erschien schließlich Petrovya am Horizont und Saphira ging in einen langsamen Sinkflug über. Sie kreisten einige Male über der Stadt, dann landete Saphira auf dem jetzt leeren Marktplatz, die Menschen hatten respektvoll Platz für das Drachenreitergespann gemacht.
Ein einzelner Mann kam mit leicht zitternden Händen auf sie zugeeilt und sagte: „Seit gegrüßt, Schattentöter, Schimmerschuppe. Der Stadtherr von Petrovya lässt fragen, wodurch wir diesen hohen Besuch verdient haben und was für euch tun können?" „Wir sind gekommen um uns mit der Räuberbande, die hier in letzter Zeit ihr Unwesen treibt, auseinander zu setzen" sagte Eragon, inzwischen war er von Saphiras Rücken geklettert und stand jetzt neben ihr, eine Hand auf ihr muskulöses Bein gelegt. „Das ist sehr freundlich von euch" sagte der Bote, „Darf ich euch ins Arbeitszimmer des Fürsten führen?" Eragon nickte und folgte dem Mann in das Verwaltungsgebäude, welches direkt an den Marktplatz grenzte. Saphira schaute mit schräg gestelltem Kopf die schmale Eingangstür an und stieß ein leises seufzen aus, wieder einmal war das Gebäude in keiner Weise auf Drachen ausgelegt.
Als Eragon in das prunkvoll eingerichtete Arbeitszimmer trat wurde er von dem Stadthalter herzlich empfangen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, sagte der Mann: „Es ist sehr freundlich von euch uns bei dieser unerfreulichen Serie von Überfällen zu helfen. Wie können wir euch unterstützen?" „Wir vermuten, dass sich die Banditen im Wald östlich des Tüdosten aufhalten. Saphira und ich werden sie suchen und zur Aufgabe zwingen, anschließend werden wir sie dort festhalten. Danach werden wir euren Soldaten mit Magie einen Hinweis schicken, wo die Banditen zu finden sind. Dies ist leider nötig, da Saphira und ich noch eine weitere wichtige Angelegenheit erledigen müssen. Da eure Soldaten deutlich langsamer sind als wir, ist es am Besten, wenn sie sofort losmarschieren würden." „Sehr wohl" antwortete der Mann, „kann ich noch etwas für euch tun?" „Nein, wir werden uns jetzt auf den Weg machen. Bitte sorgt dafür, dass eure Soldaten möglichst schnell losmarschieren." Mit diesen Worten standen sie auf und schüttelten sich die Hände, dann ging Eragon hinaus zu Saphira und schwang sich in den Sattelt. Er konnte spüren, wie Saphira die kräftigen Muskeln anspannte und sich mit einem Satz in die Luft schwang.
Obwohl Eragon diese wunderbare Demonstration von Eleganz und Stärke schon hunderte Male gesehen und gespürt hatte, war er jedes mal wieder Beeindruckt. Er konnte Saphiras Stolz spüren und sagte träumerisch: „Wie es sich wohl anfühlt eigene Flügel zu besitzen und sich frei wie ein Vogel am Himmel bewegen zu können?" „Es ist ein wunderbares Gefühl" stimmte Saphira zu, „Wenn du möchtest, kann ich dir die Kontrolle über meinen Körper übergeben" bot Saphira an. „Das würdest du tun?" fragte Eragon erstaunt, er war sich bewusst wie viel Vertrauen in diesem Angebot steckte, mehr als manche Reitergespanne je erreichten. „Ja, das würde ich. Ich vertraue dir mit meinem ganzen Wesen" bekräftigte sie ihr Angebot, fügte dann aber lächelnd hinzu: „Und ich könnte jederzeit die Kontrolle über meinen Körper übernehmen, solltest du Anstalten machen uns in den Boden zu rammen." Eragon umschloss ihren Hals und lächelte als er an das seltsame Gefühl dachte, als Ruhnön damals in Ellesméra die Kontrolle über seinen Körper gehabt hatte. Er übermittelte ihr seine Dankbarkeit, doch dann sagte er: „Wir sollten das vielleicht auf den Weg nach Ellesméra verschieben, erst einmal ist es wichtig, dass wir die Banditen stellen, und die dunklen Wolken dahinten gefallen mir nicht." „Wie du meinst" sagte Saphira, „Die Wolken bringen eine menge Regen und Wind mit, doch es sind zum Glück keine Gewitterwolken." Dann schwiegen beide, während sie die Landschaft unter ihnen nach Spuren der Räuberbande absuchten.
Nach etwas mehr als einer Stunde später unterbrach Saphira plötzlich das Schweigen: „Ich rieche Rauch." „Ich rieche nichts, aber das ist ja auch kein Wunder" sagte Eragon, trotz seiner verschärften Elfensinne konnte er bei weitem weniger wahrnehmen als ein Drache. Saphira ging in einen weiten Gleitflug über und folgte dem Geruch bis dieser so stark wurde, dass selbst Eragon in deutlich wahrnehmen konnte. Daraufhin löste Eragon die Lederschlaufen von seinen Beinen und wandte sich im Sattel um, um schnell seine Rüstung anzulegen.
Während Eragon mit den harten Stahlteilen beschäftigt war, hatte Saphira das Lager gefunden und umkreiste es jetzt. „Ich zähle 5 große Zelte, vermutlich sind in jedem Zelt mindestens vier Mann untergebracht. Eine einsame Wache sitzt am Waldrand und überblickt das ganze Lager, der Rest scheint vor dem Sturm in die Zelte geflüchtet zu sein" informierte Saphira ihren Reiter. Dieser zog grade den letzten Panzerhandschuh über, dann legte er seine Hand an den Knauf von Brisingr und sagte: „Ich bin bereit."
Daraufhin legte Saphira die Flügel an und ließ sich in Richtung Banditenlager fallen. Kurz über dem Boden öffnete sie die großen, blauen Schwingen und fing ihren Sturzflug ab, der daraus resultierende Windstoß ließ eins der unsicher verankerten Zelte zusammenbrechen. Gleichzeitig stieß sie ein ohrenbetäubendes Brüllen aus und landete auf der Lichtung vor den Zelten. Der Wachmann brüllte überrascht einige Befehle in Richtung der Zelte und griff nach seinem Bogen, doch Eragon sah die Bewegung und rief „Jierda!" Der Räuber stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sein gespannter Bogen in zwei Hälften brach, eins der Bruchstücke hinterließ einen tiefen Kratzer in seinem Gesicht. „Ergebt euch oder stirbt im Versuch uns zu besiegen!" rief Eragon über das Chaos hinweg. Einen Moment lang wurde es ruhig auf der Waldlichtung, nur in dem zusammengebrochenen Zelt war noch Bewegung als die eingeschlossenen Männer versuchten ans Tageslicht zu kommen. Eragon beobachtete die Situation angespannt, bis plötzlich hinter den vier verbliebenden Zelten Männer mit Bögen und Armbrüsten hervortraten. „Sie müssen auf der Rückseite der Zelte einen zweiten Ausgang haben" teilte Eragon Saphira seine Vermutung mit, dann sprang er aus dem Sattel. Saphira erhob sich wieder in die Luft, am Boden konnte sie nicht schnell genug ausweichen und sie wollte keine lebende Zielscheibe abgeben.
Die Banditen feuerten ihre erste Salve ab, doch sie schienen sich nicht abgesprochen zu haben ob sie auf Eragon oder auf die blaue Drachendame feuern wollten, sodass jeder der beiden Kämpfer nur eine sehr kleine Salve abbekam. Eragon ließ sich auf den Boden fallen um den Pfeilen und Bolzen auszuweichen, er wollte sich auf keinen Fall auf seine Schutzzauber verlassen. Alle auf ihn abgefeuerten Geschosse flogen hinter ihm in den Wald ohne Schaden anzurichten und durch seine Verbindung mit Saphira konnte er spüren, dass auch sie allen Projektilen ohne Probleme ausgewichen war.
Als die Banditen sahen, wie wenig sie mit ihren Bögen ausgerichtet hatten, schmissen sie die Waffen in das Gras und griffen nach ihren Nahkampfwaffen. Eragon erkannte viele Schwerter, doch einige trugen auch schwere Streitäxte oder lange Speere. Einige der Ausrüstungsgegenstände trugen das Wappen Galbatorix. „Es sind einige ehemalige Soldaten dabei" informierte Saphira Eragon, welcher eine wortlose Bestätigung schickte.
In einem Überflug spie Saphira Feuer auf das Gras hinter den Banditen um ihnen den Fluchtweg abzuschneiden, dann landete sie an Eragons Seite und wartete darauf, dass die Soldaten zum Nahkampf übergehen würden. Diese schienen ihre ursprüngliche Verwirrung überwunden zu haben und begannen sich neu zu formatieren. „Seit vernünftig und werft eure Waffen weg! Niemand von euch kann hoffen uns zu überwältigen!" appellierte Eragon noch einmal, doch die Räuberbande setzte sich in Bewegung und ging geschlossen auf Eragon und Saphira los.
Eragon zog sein blau schillerndes Schwert aus der Scheide und verlagerte sein Gewicht, bereit jederzeit zuzuschlagen. Als der erste Mann noch drei Meter entfernt war ging er in die Hocke und sprang schneller als jeder Mensch es je können würde auf die ehemaligen Soldaten zu. Brisingr verschwamm zu einem blauen Schemen und schlug dem ersten Mann sauber den Kopf ab, bevor dieser realisieren konnte dass er angegriffen wurde. Gleichzeitig sprang Saphira vor, ihre scharfen Klauen rissen einem anderen Mann das Lederwams auf und zerfetzten seinen Brustkorb. Ihre Bewegung war nicht ganz so schnell wie Eragons, doch auch ihr erstes Opfer hatte keine Chance auszuweichen oder auch nur sein Schwert zu heben. Der Soldat hinter Saphiras erstem Opfer war jedoch schneller als seine Begleiter und stieß mit seinem Speer nach ihrem Auge, scheinbar wusste er, wo Drachen besonders verwundbar waren. Doch der Mann hatte nicht mit Saphiras schneller Reaktion gerechnet, denn sie drehte den Kopf zur Seite und umfasste den hölzernen Schaft mit ihrem kräftigen Kiefer. Mit einem lauten Knacken zerbrach der Speer und Saphira ließ ihn fallen, um sich dann wieder seinem Besitzer zuzuwenden. Ihr langer Schwanz peitschte herum und schlug einem der Männer mit einem dumpfen Geräusch vor die Brust. Sie konnte spüren wie sich die Dornen an ihrer Schwanzspitze in die Brust des Banditen bohrten, warmes Blut lief an ihren blauen Schuppen hinunter. Mit einem schmatzenden Geräusch zog sie ihren Schwanz zurück und der Soldat sank zu Boden. Sie hob den Kopf und ließ ihren Blick zu Eragon schweifen, in der Hitze des Kampfes hatte er sich einige Meter von ihr entfernt.
Eragon schwang Brisingr mit übermenschlicher Geschwindigkeit und hatte bereits einige Männer getötet. „So Sinnlos" dachte er, „Sie müssen doch Wissen dass sie gegen Saphira und mich keine Chance haben. Warum geben sie nicht auf?" Trotz seiner Zweifel kämpfte er weiter, stieß mit Brisingr immer wieder zu und durchbrach die Deckung der ehemaligen Soldaten, durchbohrte ihre Körper oder trennte Gliedmaßen ab. Es waren bereits fast alle Banditen erschlagen, sodass Eragon etwas Zeit fand um in Richtung Saphira zu schauen. Er konnte grade noch erkennen wie ihr kräftiger Kiefer einen der Soldaten am Kopf packte und ihm mit einem Ruck das Genick brach als er plötzlich sah wie sich einer der Soldaten von hinten an Saphira heranschlich. Bevor er eine Warnung aussprechen konnte, hatte Saphira durch ihre Verbindung die Gefahr bereits gespürt und ließ ohne zu gucken ihren Schwanz herumschnellen. Der Soldat wurde völlig unvorbereitet getroffen und flog mehrere Meter zurück und prallte vor einen Baum. Anstatt jedoch, wie Eragon erwartet hatte, auf den Boden zu sinken, blieb der Mann mit offenen Augen am Baum hängen. Erst als sich der Stoff auf seiner Brust dunkel färbte erkannte Eragon, dass sich ein Ast durch seine Brust gebohrt hatte.
Daraufhin wandte sich Eragon wieder den verbliebenden vier Gegnern zu. Drei mit Schwertern bewaffnete Männer befanden sich in seiner Nähe, ein letzter Speerträger war in Saphiras Reichweite. Eragon hob Brisingr und machte einen Satz auf die Männer zu.
Saphira starrte den letzten Speerträger mit harten Augen an. Der Soldat hatte den Speer erhoben, doch sie konnte deutlich sehen wie er leicht zitterte. Sie machte mit gesenktem Kopf einen Satz auf den Soldaten zu, welcher versuchte einen Schritt zurückzuweichen. Dabei stolperte er jedoch über einen am Boden liegenden Ast und viel auf den Rücken und ließ er den Speer los, welcher neben ihm ins Gras viel. Saphira ging einen Schritt auf den Mann zu und setzte grade dazu an, dem ehemaligen Soldaten mit einem einzigen Biss ins Jenseits zu befördern, doch da rief der Mann: „Bitte! Bitte nicht! Ich habe Frau und Kinder!" Saphira hielt inne, als altbekannte Gefühle wieder in ihr aufstiegen. Wie es sich angefühlt hatte ihren Partner so gewaltsam zu verlieren, wie es sich anfühlte plötzlich alleine zu sein, wenn es plötzlich niemanden mehr gab zu dem man zurückkehren konnte. Der Soldat war erstaunt, dass sich die blaue Drachendame von seinen Worten wirklich aufhalten ließ und witterte seine Chance. Mit einer fließenden Bewegung griff er nach dem Speer, welcher neben ihm im Gras lag und stieß zu. Die scharfe Stahlspitze drang knapp unter Saphiras Auge durch die harten Schuppen und fuhr mehrere Zentimeter tief ins Fleisch bevor es von ihrem Schädelknochen aufgehalten wurde. Ausgelöst durch den stechenden Schmerz badete sie den Soldaten reflexartig in gleißendem Drachenfeuer.
Eragon war grade mit dem letzten der drei Schwertkämpfer beschäftigt, als er plötzlich einen stechenden Schmerz von Saphira spürte. Aus einem Reflex heraus fuhr seine linke Hand an seine Wange und er blickte in Richtung seiner saphirblauen Drachendame, konnte jedoch nichts anderes sehen als intensives, blaues Drachenfeuer. Abgelenkt von Saphiras Verletzung hatte er nicht bemerkt, dass sein Gegner erneut in den Angriff übergegangen war. Im letzten Augenblick sah er die Klinge auf seinen linken Arm zu schnellen, trotz seiner übermenschlichen Fähigkeiten konnte er nichts anderes mehr machen als den Arm anzuwinkeln und auf den Aufprall zu warten. Als das Schwert mit voller Wucht auf seine Armschiene prallte stießen seine Zähne aufeinander, doch aufgrund des günstigen Winkels wurde der Großteil der Kraft abgelenkt. Trotzdem spürte er wie ein Knochen in seinem Arm brach und als der schmerz sein Bewusstsein erreichte verfluchte er sich dafür kein Schild mitgenommen zu haben. Trotz seiner Verletzung ließ er Brisingr vorschnellen und stieß dem Soldaten das blaue Drachenreiterschwert tief in die Brust.
Als sein Gegner tot auf den Boden sank blickte er sich auf der Suche nach weiteren Bedrohungen hastig um, dann eilte er auf Saphira zu.
Die blaue Drachendame spie noch immer eine gewaltige Flamme auf den Boden vor ihr, trotz dem gleißenden Licht konnte Eragon sehen wie Blut von ihrem rechten Auge über ihre Schuppen lief. Er verstand nicht, warum sie ihr Feuer noch nicht wieder eingestellt hatte, denn es war sicher, dass sich jedes Lebewesen vor ihrem Maul bereits in Asche verwandelt hatte. Er versuchte sie im Geist zu erreichen, doch zu seiner Überraschung war ihr Bewusstsein von einer extrem harten Mauer umgeben. „Saphira!" rief er daher laut, tiefe Sorge schwang in seiner Stimme mit. Das Auge war nach dem Rückenmark eins der kompliziertesten Organe und schwierig zu heilen. Seinen eigenen gebrochenen Arm hielt er an seine Brust gepresst, doch der Schmerz wurde von der Sorge um Saphira verdrängt. „Saphira hör bitte auf Feuer zu speien, so kann ich dich nicht heilen!" rief Eragon.
„Was haben wir getan?" fragte sich Saphira in den schützenden Mauern ihres Geistes immer wieder. „Wer sind wir, dass wir so viele Menschen getötet haben? Wie viele Menschen werden jetzt um Familienangehörige trauern?" Die Argumente, dass diese Banditen den Kampf gesucht hatten und dass sie zusammen mit ihrem Reiter zahllose Händler und Reisende vor weiteren Angriffen bewahrt hatten, fanden in ihrem aufgelösten Geist keinen Platz. Die Erinnerungen, wie es sich angefühlt hatte ihren Gefährten, Dorn, zu verlieren, schoben sich mit aller Macht in ihren Geist. „Wie vielen Menschen habe ich heute das gleiche Angetan?" Unbewusst klappte sie das Maul zu und ließ die Flammen versiegen, doch Eragons besorgte Rufe wurden von ihrem Bewusstsein ausgeblendet. „Was soll ich hier in dieser Welt noch? Wie soll ich hier jemals Frieden finden?" dachte sie aufgewühlt, „mein Gefährte ist tot, ich bin die letzte meiner Art. Meine Aufgabe ist erfüllt, nichts hält mich mehr hier." Ihr Geist hatte eine Entscheidung gefällt und sie breitete ihre großen Flügel aus um sich in die Luft zu schwingen.
Eragon seufzte erleichtert als Saphira den immensen Feuerstrahl einstellte und löschte den entstandenen Schwelbrand mit einem kleinen Zauber, dann wandte er sich zu ihr um. Dunkler Drachenblut tropfte von ihrer Wange und Eragon zog ihren Kopf an ihrem Kinn herunter um sich die Verletzung anzusehen. Zu seiner Überraschung folgte ihr Kopf seiner Bewegung ohne Widerstand, doch er würde sich darüber nicht beschweren. „Saphira, was hast du denn?" rief er laut, dann versuchte er noch einmal geistig mit ihr in Kontakt zu treten, doch wieder wurde sein Versuch von der undurchdringlichen Mauer um ihren Geist vereitelt.
Da Eragon nicht mit seiner Drachendame in Verbindung treten konnte, konzentrierte er sich zuerst auf die Verletzung an ihrem Auge. Die Wunde ging bis auf den Knochen, doch zu seiner Erleichterung war das Auge selber nicht verletzt, sodass er diese Wunde sehr einfach schließen konnte. Grade als er nach seiner Magie griff, breitete Saphira plötzlich ihre großen Schwingen aus und schwang sich in die Luft. „Saphira, wo willst du hin?" rief er erschrocken, doch es kam keine Antwort. Wieder stieß er auf die Mauer um ihren Geist, doch dieses Mal bemerkte er wie unregelmäßig die Mauer geformt war und erkannte, dass Saphira ihn nicht willentlich ausgeschlossen hatte, sondern das ihr Geist einfach auf so stark auf ein bestimmtes Thema fixiert war, dass sie ihn nicht hören konnte. Eragon wusste nicht genau was die blaue Drachendame so aufgewühlt hatte, doch die Farbe ihrer Emotionen, Leid und Trauer, ließen einen schrecklichen Verdacht in ihm Aufkeimen. Hilflos musste er mitansehen wie sich Saphira immer höher in den Himmel schraubte, bis sie schließlich die hoch hängenden Sturmwolken durchbrach und aus seinem Sichtfeld verschwand.
Saphira schlug angestrengt mit den Flügeln, schraubte sich immer weiter und weiter in die Höhe. Als sie in die dunklen Unwetterwolken flog wurde sie heftig durchgeschüttelt, normalerweise wäre sie nie freiwillig in solche Wolken hineingeflogen, doch ihr Bewusst sein war viel zu abgelenkt um die widrigen Bedingungen überhaupt zu bemerken. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um die gleichen Fragen und Feststellungen; Was sollte sie noch hier in Alagaesia? Ein einsames Leben ohne Artgenossen leben und darauf zu warten, dass mit ihrem Tod die Drachen endgültig aussterben? Sich ein Leben lang an die Illusion klammern, dass es irgendwo noch Drachen geben könnte? Weiter für andere Konflikte austragen, töten und zerstören? Sie flog immer höher, bis sie schließlich oben aus der Sturmfront hinausflog. Unter sich konnte sie das bedrohlich dunkle Wolkenmeer sehen und ihr Atem ging schwer, doch sie verminderte ihre Flügelschläge nicht. Saphira war bereits höher als die meisten Berge im Buckel, doch sie stieg immer weiter. Das Atmen viel ihr immer schwerer und weißer Nebel bildete sich mit jedem schweren Atemzug vor ihrem Maul, doch auch jetzt verminderte sie ihre Flügelschläge nicht. Sie stieg höher, ignorierte das Brennen in ihren Muskeln und ihrer Lunge. Sie war nun höher als viele Berge im Beor-Gebirge und Eis bildete sich an ihren Flügeln, verringerte ihren Auftrieb und machte das Fliegen noch viel schwerfälliger, doch all dies schien sie nicht zu bemerken. Angetrieben von ihrem Verlangen diese Welt hinter sich zu lassen stieg sie höher als sie es normalerweise je gekonnte hätte.
Als Saphira schließlich wegen Sauerstoffmangel fast Ohnmächtig wurde, guckte sie sich ein letztes Mal auf dieser Welt um. Wie damals auf dem Flug nach Vroengard sah sie den schwarzen, sternenbesetzten Himmel und darunter die runde Erden, dann legte sie ein letztes Mal ihre Flügel an und fiel zur Erde.
In dem Moment, als die blaue Drachendame in den dunklen Wolken verschwand, begann Eragon mit all seiner Geisteskraft gegen die Mauer um ihr Bewusstsein anzustürmen, doch egal was er tat, er konnte keinen Weg finden sie zu durchdringen. Durch den Geisteskontakt konnte er wenigstens sagen wo sie sich befand, doch mit wachsendem Entsetzen spürte er wie sie immer Höher in den Himmel stieg, doch er war Hilflos.
Eragons Entsetzen steigerte sich ins Unermessliche als er spürte wie Saphira immer schneller zurück zur Erde kam, viel zu schnell für einen kontrollierten Flug. „NEIINN!!!" schrie Eragon im Geist und mit seiner Stimme als er sah wie die blaue Drachendame durch die Wolkendecke brach. „SAPHIIIIRA!" versuchte Eragon ein letztes Mal zu ihr durchzudringen, doch wieder erreichte er nichts. „Ich muss etwas tun!" dachte Eragon, er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Heiße Tränen liefen über seine Wangen. „Wie konnte es nur so weit kommen?" fragte er sich nicht zum ersten Mal. Ihm war als Bauernjunge ein Drachenei zugefallen und eine wunderbare Drachendame war bei ihm geschlüpft. Er war quer durch Alagaesia gezogen, hatte die Zwergen und Elfen besucht, hatte mit Urgals gesprochen und den tyrannischen König gestürzt. Und jetzt, wenn das Leben fröhlicher für ihn werden sollte, musste er erst seinen Bruder und jetzt seine Seelengefährtin, ein Teil seiner eigenen Seele, verlieren? Er konnte das nicht akzeptieren.
Sein von Tränen verschleierter Blick wandte sich zu dem fallenden Körper, nur noch wenige Sekunden würden vor dem Aufprall vergehen. Sie viel direkt auf die Lichtung, auf der Eragon sich befand, zu. Bei ihrem Anblick wurde ihm eins bewusst: Ohne Saphira wollte auch er nicht mehr Leben. Seltsam klar echoten die warnenden Worte von Oromis in seinem Geist: „Benutze niemals Absolutheiten, Eragon, denn diese Zauber erfüllen entweder ihr Ziel oder sie töten dich." Trotzdem griff er nach seiner Magie und rief: „Letta!" Die Magie würde entweder Saphira auffangen und ihren Todessturz beenden, oder sie würde sie beide Töten, wobei Eragon wusste, dass die letzte Möglichkeit die sehr viel wahrscheinlichere war. Beides war Eragon recht, er würde zumindest zusammen mit seiner geliebten Drachendame diese Welt verlassen.
Als Saphira kurz vor der Oberfläche war, konnte Eragon spüren wie ein gewaltiger Energiestrom durch ihn hindurch floss und er wusste sofort, dass sich seine Vermutung bestätigte: Seine Energievorräte reichten bei weitem nicht, die Magie würde ihn töten. Als sein Zauber immer mehr Energie verbrauchte, spürte er wie er nach vorne sank und mit dem Gesicht im Gras landete. Sein letzter Gedanke bevor er Ohnmächtig wurde, galt Saphira, dann versank sein Bewusstsein in einem strahlenden Weiß.
Kapitel 11.3: Schlimme Nachrichten
Arya saß an ihrem Schreibtisch in der Tialdarí-Halle und zeichnete die verschlungenen Runen der Liduen Kvaedhí, dem Alphabet der Poesie, als ein Bote leise, aber bestimmt an die Tür klopfte. Sie zeichnete die letzte Rune zu Ende, dann bat sie den Besucher herein. Nach der traditionellen Begrüßung sagte der Bote: „Arya-Elda, Königin Nasuada möchte mit euch sprechen, es scheint extrem wichtig zu sein." Arya nickte, da sich ihre Mutter, Königen Islanzadi, zurzeit nicht in Ellesméra aufhielt war es ihre Aufgabe solche dringenden Aufgaben zu übernehmen. „Ich komme sofort" teilte sie dem Boten mit, der sich mit einer angedeuteten Verbeugung zurückzog. Arya erhob sich vom Schreibtisch und zog ihr einfaches Stoffgewand grade, dann ging sie zu dem großen Spiegel im Thronsaal, welcher für offizielle Kommunikation genutzt wurde.
Als sie den Thronsaal erreichte, konnte sie bereits Königin Nasuada im Spiegel sehen und sie konnte sofort die tiefen Sorgenfalten in ihrem Gesicht erkennen, vermischt mit etwas anderem was sie nicht sofort einordnen konnte. Da sie Nasuada bereits seit ihrer Kindheit kannte, hatten beide Beschlossen den elfischen Höflichkeitsregeln nicht so viel Beachtung zu schenken. „Hallo Nasuada" eröffnete Arya das Gespräch. „Guten Tag Arya, gibt es etwas Neues bei euch in Ellesméra?" „Nein, hier geht alles seinen gewohnten Gang. Ich würde ja das gleiche Fragen, doch ich kenne die Antwort schon, oder?" stellte Arya fest. „In der Tat" bestätigte Nasuada und ihr Gesichtsausdruck wurde noch ein Stück düsterer, „ich habe wirklich schlechte Neuigkeiten. Vor einigen Tagen sind Eragon und Murthag mit ihren Drachen nach Teirm aufgebrochen um mit dem dortigen Machthaber zu verhandeln." Nasuada machte eine Pause um ihre Gedanken zu sammeln und Arya sagte: „Ich hoffe uns droht kein neuer Krieg?" „Nein" sagte Nasuada, „ich wünschte es wäre nur ein neuer Krieg." Bei dieser Aussage zog Arya die Augenbrauen hoch, was konnte es schlimmeres geben als einen neuen Krieg? „Auf dem Rückweg von Teirm wurden die Vier in eine magische Falle gelockt. Eragon und Saphira haben überlebt, doch Murthag und Dorn... sie wurden getötet" erzählte Nasuada mit belegter Stimme. Aryas Augen weiteten sich etwas, doch durch ihr jahrelanges Training gelang es ihr ansonsten kaum Emotionen zu zeigen. „Wer ist dafür verantwortlich?" fragte sie äußerlich ruhig. „Das wissen wir nicht, Eragon und Saphira haben nach den Tätern gesucht, jedoch nichts gefunden" war Nasuadas nicht sehr ermutigende Antwort. Nur mit Mühe gelang es Arya ihre unbewegte Fassade aufrecht zu erhalten, ihre Gedanken rasten. „Murthag und Dorn sind tot... wer ist so mächtig sich mit zwei Drachenreitern anzulegen und zu gewinnen?" überlegte sie, „Dorn ist tot... damit sind die Drachen endgültig dem Untergang geweiht" realisierte sie plötzlich, gleichzeitig spürte sie wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. „Arya?" hörte sie Nasuada fragen, erst jetzt bemerkte sie, dass die Königin der Menschen mit ihr geredet hatte. „Ja? Entschuldigung, ich war mit meinen Gedanken wo anders. Was hast du gesagt?" Nasuada lächelte kurz, doch es war kein fröhliches Lächeln, dann sagte sie: „Ich sagte, dass wir noch immer keine Spurt von Graf Barst haben, er könnte also dafür verantwortlich sein. Allerdings wurden Eragon, Murthag und ihre Drachen vorher schon mit von Zwergen gefertigten Waffen angegriffen, sie könnten es auch gewesen sein. Wir wissen es nicht. Worüber hast du nachgedacht?" Arya nickte, dann sagte sie: „Graf Barst... den hatte ich schon fast vergessen. Ich habe über die Drachen nachgedacht, mit Dorns Tod haben sie jede Chance verloren wieder zu ihrer alten Stärke zu finden. Galbatorix hat gesiegt, er hat die Drachen vernichtet." Trauer und Wut hatten sich in Aryas Stimme geschlichen, sie hatte über Einhundert Jahre gegen Galbatorix gekämpft, Einhundert Jahre in denen sie gegen den Untergang der Drachen gekämpft hat und jetzt, wo der verdorbene König besiegt war, hatte er doch noch sein Ziel erreicht. „Es ist ein schrecklicher Verlust" stimmte Nasuada zu.
Ein Moment der Stille breitete sich aus, dann erinnerte sich Arya an das schwierige Verhältnis zwischen Murthag und der Menschenkönigin und fragte vorsichtig: „Wie geht es dir?" „Wie gesagt, es ist ein schrecklicher Verlust" wicht Nasuada aus, dann sagte sie jedoch: „Murthag... es mag eigenartig erscheinen, aber trotz allem, was er mit angetan hat, fühlte ich mich zu ihm hingezogen." Sie zögerte etwas unsicher, dann sagte sie: „Doch ich kann die Erlebnisse in Urû`baen nicht vergessen und nicht so schnell verdrängen, daher haben wir entschieden, noch etwas zu warten. Wir dachten, wir hätten genug Zeit, war ist ein unsterblicher Drachenreiter und ich bin noch jung... wir konnten doch nicht ahnen dass..." schluchzend brach sie ab und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Wohlwissend, dass Nasuada keine Familie mehr hatte, fragte Arya vorsichtig: „Nasuada, habt ihr jemanden dem ihr euch anvertrauen könnt? Ihr solltet eure Trauer nicht in euch hinein fressen." „Ja, Farica, meine Magd, ich kenne sie lange und vertraue ihr" brachte Nasuada hervor und Arya nickte etwas beruhigt, doch dann fügte Nasuada hinzu: „Ich muss die Verbindung jetzt abbrechen, auf Wiedersehen Arya." „Mögen die Sterne über euch wachen" konnte Arya grade noch erwidern, dann wurde das Bild im Spiegel schwarz.
Obwohl die Oberfläche des Spiegels schon lange wieder Silber glänzend war, stand Arya noch immer wie angewurzelt davor und starrte ins Leere. Die Drachen waren bis auf Saphira vernichtet, ihr Lebensziel, die Drachen zu retten, war gescheitert. Sie suchte nach einer Möglichkeit, die Herrscher des Himmels vor dem endgültigen Aussterben zu bewahren, doch keine ihr bekannte Magie versprach einen vielversprechenden Lösungsweg, daher beschloss sie, die Eldunarí aufzusuchen.
Als Arya dem gut bewachten Raum betrat, in dem sich die Drachenseelen befanden, wusste sie, dass das folgende Gespräch nicht einfach sein würde. Wie sollte sie den Eldunarí erklären, dass das Aussterben ihrer eigenen Art besiegelt war und das nur noch ein Wunder sie vor dem Untergang bewahren konnte? Vorsichtig streckte sie ihren Geist aus und berührte das Bewusstsein des weiß glühenden Seelensteines, den ehemaligen Anführer des Drachenreiterordens, Umaroth. Sie versuchte alle Emotionen aus ihrem Geist zu verbannen und sagte: „Umaroth-Elda, ich muss mit euch alleine sprechen." Sie hatte sich entschieden zuerst mit dem weißen Drachen zu reden, sie wollte verhindern dass die hunderten Eldunarí alle gleichzeitig versuchten ihr Details zu entlocken, außerdem wollte sie vermeiden von der gewaltigen Flut an Gefühlen, die ohne Zweifel kommen würde, mitgerissen zu werden. „Arya. Was gibt es? Du scheinst sehr aufgewühlt zu sein" stellte Umaroth ruhig feste, gleichzeig spürte die Elfenprinzessin wie sich Umaroth gegen die anderen Drachen abschirmte. „Es ist etwas schreckliches geschehen" fing Arya an, zögerte dann aber, unsicher wie sie weiter reden sollte. Der Drache in seinem weißten Eldunarí wartete geduldig bis Arya weitersprach: „Murthag und Dorn wurden von einer magischen Falle getötet. Es tut mir leid." Schweigen breitete sich zwischen Arya und Umaroth aus, die Elfe konnte spüren wie sich die Seele des weißen Drachen ein Stück von ihr zurückzog um das Gehörte zu verarbeiten. Trotzdem kam Arya nicht herum mitzuerleben wie Entsetzen durch Umaroths Geist flutete als er realisierte, was diese Nachricht für das Volk der Drachen, für sein Volk, bedeutete. Mit einem Ruck trennte die Seele des weißen Drachen die Verbindung mit der Elfe und zog sich in den Schutz seines Eldunarí zurück. Arya schaute den Seelenhort von Vraels Seelengefährten an, das helle Pulsieren wurde von dunklen Schlieren unterbrochen. Die anderen Eldunarí bemerkten die Unruhe ihres Anführers, doch zu Aryas Erleichterung schwiegen sie.
Schweigend wartete die Elfenprinzessin bis Umaroth seine Gedanken halbwegs geordnet hatte und wieder mit ihr Kontakt aufnehmen würde, doch der weiße Drache ließ sich Zeit. Nach einiger Zeit begannen Aryas Füße zu schmerzen und sie setzte sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf den Boden. Während Umaroth seine Gedanken ordnete überlegte Arya wie sie die Drachen vor dem Aussterben bewahren konnte, doch soviel sie auch nachdachte, ihr wollte keine praktikable Lösung einfallen.
Nach langer Zeit spürte Arya wie Umaroths Geist ihr Bewusstsein streife und obwohl der Drache in seinem Eldunarí seine Gedanken geordnet hatte, konnte Arya eine bedrückende Mischung aus Schmerz, Trauer, Wut und Bedauern in ihm spüren. „Danke, dass du mir diese Nachricht überbracht hast, Arya" sagte der alte Drache, „Ich fürchte, es gibt nichts mehr was wir tun können. Das Zeitalter der Drachen ist endgültig vorbei." Arya schluckte, sie hatte es zwar selber schon gewusst, doch es so deutlich zu hören schmerzte trotzdem. „Nein, es muss einen Weg geben! Es gibt immer einen Weg!" protestierte sie, überging Umaroths Einwand und sprach weiter: „Wir Elfen verändern seit Jahrhunderten unsere Körper um uns näher an bestimmte Tierarten zuzuordnen. Könnten wir nicht mit unserem Wissen und der Kraft der Eldunarí einen Elfen in einen Drachen verwandeln, der dann zu Saphira findet?" „Nein" lachte Umaroth kurz auf, „du kennst die Grenzen dieser Art der Magie mindestens genauso gut wie ich, Arya. Selbst wenn wir einen Elfen soweit in einen Drachen verwandeln könnten, dass Saphira ihn akzeptieren würde, könnten die beiden niemals Nachwuchs bekommen. Es ist unmöglich den Körper so weit zu verändern." Arya seufzte, eigentlich hatte sie diese Antwort bereits gekannt, sie hatte es sich nur nicht eingestehen wollen. „Also gibt es keine Hoffnung mehr?" fragte sie, ein Hauch von Hoffnung in der Stimme. „Nein... es sei denn, irgendwo auf dieser Welt gibt es noch Drachen" bestätigte Umaroth, dann fragte er: „Wo wir grade über Saphira gesprochen haben, weißt du wie es Eragon und ihr geht? Der Verlust hat sie bestimmt sehr hart getroffen." „Nein, ich wollte Nasuada nach den beiden Fragen, doch sie hat die Verbindung vorher abgebrochen. Soll ich versuchen, ihn mit der Traumsicht zu erreichen?" „Ja, Bitte" sagte Umaroth. „Ich hole eben einen Spiegel aus meinem Zimmer" verabschiedete sich Arya und verließ das Zimmer.
Bereits wenige Minuten später betrat Arya den Raum mit den Eldunarí wieder und legte den Spiegel vor sich auf den Boden. Sie griff nach ihrer Magie und murmelte den Zauber für die Form der Traumsicht, die beiden Gesprächspartnern die Kommunikation miteinander ermöglichte. Gleichzeitig übermittelte sie Umaroth alles, was sie sah, doch der Spiegel blieb schwarz. „Seltsam. Ich versuche ihn mit der allgemeinen Form der Traumsicht zu erreichen" sagte sie zu Umaroth, dann murmelte sie: „Draumr Kopa." Wieder verfärbte sich der Spiegel schwarz, doch im Gegensatz zum vorherigen Versuch blieb er nicht lange so. Langsam begannen sich Schemen in dem Schwarz zu bewegen, doch zu Aryas Verwunderung blieb ein schwarzer Streifen in der Mitte bestehen. Sie hatte in der Annahme, Eragon und Saphira seien zusammen, beim Wirken des Zaubers an beide gedacht, doch der Spiegel zeigte zwei unterschiedliche Szenen. „Eragon und Saphira halten sich an zwei Unterschiedlichen Orten auf" teilte sie Umaroth mit, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Szene im Spiegel. Zuerst betrachtete sie Eragon, der mit blutbesudelter Rüstung auf einem frischen Schlachtfeld stand. Er hielt seinen linken Arm fest an den Körper gepresst und starrte in den wolkenverhangenen Himmel. „Was hat das zu bedeuten?" fragte Arya den weißen Drachen besorgt, sie glaubte sogar eine Träne auf der Wange des letzten Drachenreiters zu sehen. Umaroth antwortete nicht, daher konzentrierte sich Arya als nächstes auf die Seite des Spiegels, die die blaue Drachendame zeigte. Die Elfenprinzessin konnte erkennen das Saphira hoch über den dunklen Wolken flog, doch der Himmel wurde von strahlendem Weiß gefüllt. „Weiß?" fragte sich Arya, dann realisierte sie, dass sich Saphira vor einem ihr unbekannten Hintergrund befand, aus diesem Grund konnte sie dort nur weiß sehen. Aryas Aufmerksamkeit wurde wieder auf Saphira gelenkt, als sie die weißen Eiskrusten an der Flügelkante der Drachendame erspähte, sie musste sehr hoch fliegen. Plötzlich konnte sie sehen wie Saphira ihre Augen schloss und die Flügel anlegte. Immer schneller und schneller viel die Drachendame in Richtung Erdboden. Gleichzeig konnte Arya sehen wie Eragon den Mund öffnete als würde er schreien. „Was hat das zu bedeuten?" wollte sie Umaroth fragen, doch ein gewaltiges, geistiges Brüllen schnitt ihr das Wort ab. Arya schwankte als hätte man sie geschlagen, blickte sich panisch um und suchte den Ursprung es gewaltigen Brüllens. Es dauerte eine Zeit bis sie Realisierte, dass der Drachenschrei von Umaroth gekommen war. Arya konnte spüren wie alles Leben in Ellesméra einen Moment innehielt, der weiße Drache hatte sein Gebrüll zwar nicht direkt in das Bewusstsein aller Lebewesen übertragen, doch die Kraft seiner ungezügelten Gedanken hatte trotzdem ein mentales Beben hervorgerufen. Erschrocken über die heftige Reaktion blickte Arya wieder in den Spiegel. Die blaue Drachendame durchbrach grade die Wolkendecke und machte noch immer keine Anstalten ihren Sturzflug abzufangen. Erst jetzt, viel später als Umaroth, begriff Arya was sie sah. „Drachen-Selbstmord!" schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte bis jetzt nur in Büchern darüber gelesen. Sie wusste, dass es früher unter den wilden Drachen sehr selten zu solchen Zwischenfällen gekommen war, meistens wollten die Drachen dabei ihrem verstorbenen langjährigen Partner in die ewige Leere folgen, doch unter Reiterdrachen war dies vollkommen unbekannt. „Nein!" rief sie, doch sie wusste, dass sie aus dieser Entfernung nichts ausrichten konnte. Als Saphira dem Erdboden immer näher kam sah sie, wie Eragon etwas sagte, gleichzeitig konnte sie sehen wie der Sturz der blauen Drachendame gebremst wurde. „Nein, nicht Eragon auch noch!" dachte sie erschrocken als sie realisierte, dass dieser Zauber ihn auf jeden Fall töten würde. Als Arya sah, wie Eragon bereits bewusstlos in das Gras fiel, löste sie den Zauber der Traumsicht, sie wollte nicht mitansehen wie Saphiras Körper am Boden zerschellte und Eragon neben ihr am Kraftverlust starb.
Wie betäubt stand Arya in dem Raum mit den Eldunarí und starrte regungslos in den Spiegel, überwältigt von dem, was die grade mit angesehen hatte. Die Elfe wurde aus ihren Gedanken gerissen als plötzlich ein Elf an die Tür klopfte. „Herein" sagte Arya leise und ein scheinbar ruhiger, doch innerlich aufgebrachter Elf betrat den Raum. Hastig führte dieser den Finger an den Mund und begann die traditionelle Begrüßung. „Arya, ist etwas geschehen? Wir alle haben etwas sehr machtvolles und trauererfülltes gespürt, doch niemand kann erklären was geschehen ist." „Es besteht keine Gefahr" beschwichtigte Arya schnell, bemüht ihre aufgewühlten Emotionen nicht zu zeigen. Trotz ihres jahrelangen Trainings gelang ihr dies heute mehr schlecht als recht, daher sprach sie schnell weiter: „Es gibt keine Bedrohung für uns hier in Ellesméra, doch ich bitte euch nun zu gehen. Gebt an die anderen Bewohner weiter, was ich gesagt habe." Sie wusste, dass es eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre eine Erklärung für den Vorfall zu liefern, doch sie wollte mit niemandem über das schreckliche Geschehen in Alagaesia reden. Arya konnte die Frage nach der Ursache im Gesicht des Elfen lesen, doch ihre Bitte war eindeutig gewesen. Aus diesem Grund verbeugte er sich verließ das Zimmer.
Nachdem der besorgte Elf das Zimmer verlassen hatte wartete Arya noch kurz, dann verließ sie ohne weitere Worte mit Umaroth oder einem anderen Eldunarí zu wechseln das Zimmer und ging in ihren eigenen Raum. Dort angekommen ließ sie sich in das weiche Bett fallen und grub den Kopf in das Kissen. Hier, in dem Schutz ihrer magisch Verstärkten vier Wände, konnte sie ihre Emotionen nicht mehr länger zurückhalten. Überwältigt von ihren Gefühlen begann sie leise zu schluchzen und schon bald sickerten heiße Tränen in ihr Kissen, eine Gefühlsregung, die sie seit Fäolins Tod nicht mehr gezeigt hatte.