Der entscheidende Schritt - Teil 1

Story by Belenes LeSabre on SoFurry

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Der entscheidende Schritt - Teil 1

"Was ist denn das?", fragte Leila ihren Ehemann.

Der blieb kurz stehen und schaute intensiver in den Käfig. "Hmhm. Keine Ahnung, aber es sieht wie ein Tiger aus. Allerdings ist das der hässlichste Tiger den ich je gesehen habe."

Paul nahm seine Tochter Lisa bei der Hand und ging mit ihr zum nächsten Käfig, während Leila immernoch vor dem ersteren Käfig stand. Sie schaute fasziniert hinein.

Ihr Mann hatte Recht. Nach der Fellzeichnung zu urteilen handelte es sich ganz klar um einen Tiger. Es handelte sich sogar um einen weißen Tiger. Allerdings ließ die Reinheit seines Fells mehr als zu wünschen übrig. Die weiße Grundfarbe war leicht vergilbt und er war überzogen mit blutigen Schrammen, tieferen Wunden und überall zeigten sich schwarze und gelbe Verkrustungen. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen.

Aber irgend etwas schien Leila zu irritieren. Sie wusste es nicht klar einzugrenzen, aber etwas schien anders zu sein bei diesem Tiger. Oh, sie hatte schon häufiger Tiger gesehen, zumindest in Tiergärten, in anderen Zirkussen und auf Bildern. Sie hielt sich nicht für eine Tigerexpertin, auch wenn diese Tiere sie ungeheuer faszinierten, aber tief in ihrem Inneren beunruhigte sie etwas.

Sie stand jetzt schon 10 Minuten vor dem Tigerkäfig und starrte gebannt auf das Tier.

Plötzlich machte es die Augen auf, sah sie direkt an und hob seinen Kopf. Leila blieb fast das Herz stehen. Der Blick war vor Schmerz, Trauer und Angst vollkommen verzerrt. Das Elend der gesamten Welt schien sich in seinen Augen wiederzuspiegeln. Er nahm sie regelrecht gefangen und wollte sich in ihren Geist einbrennen. Aber da war noch etwas anderes. Der Tiger war merkwürdig proportioniert, war körperlich entstellt. Er passte nicht in das Bild, das sie sich von einem Tiger machte. Auf einen Schlag wurde ihr bewusst, was sie die ganze Zeit gestört hatte. Das Tier hatte lange Arme und Hände.

  • Sie schloss kurz die Augen und öffnete sie nach wenigen Sekunden wieder. -

Nein, sie hatte sich nicht getäuscht. Dieses Tier, dieses Wesen oder was auch immer, hatte tatsächlich Arme und Hände.

Damit schied es als reines Tier aus.

Mittlerweile hatten sich auch weitere Zirkus- und Tierschaubesucher vor dem Käfig eingefunden. Manche kamen zu dem gleichen Schluss wie Leilas Ehemann und gingen weiter. Andere blieben stehen, schauten und fingen an zu diskutieren.

Plötzlich trat ein Mann hinzu und schrie: "Na endlich bewegt sich dieses Vieh mal. Ich habe die 10 Pfund Eintritt nicht bezahlt um pennende Viecher zu sehen."

Das Tigerwesen, wie Leila es insgeheim bezeichnete, löste seinen Blick von ihr und schaute den Mann direkt und unvermittelt an.

"Beweg' dich, du hässliches Stück Dreck."

Das war zuviel des Guten. Der Tiger erhob sich. Er stand auf und wurde größer und größer. Und jetzt bemerkten es alle und Leila riss die Augen weit auf. Dieser Tiger war definitiv eine Laune der Natur. Er hatte nicht nur Arme und Hände, sondern stand sogar aufrecht und hatte menschlich anmutende Beine. Lediglich die Füße waren den normalen Tigerpfoten nachempfunden. Seine Erscheinung war trotz des schäbigen Fells imposant, was vor allem daher rührte das sein Körper durchtrainiert, geradezu athletisch wirkte und dass er geschätze zweieinhalb Meter groß war.

Das Tierwesen ging auf die Gitterstäbe zu und betrachtete traurig die Eisenkonstruktion. Er seufzte, packte einen der Eisenstäbe und schien seine Festigkeit zu prüfen, aber die Konstruktion hielt seinen Händen und seiner Kraft stand.

Die vorher vorlaut gewesen Person schien sich nicht mehr beruhigen zu wollen.

"Mann, bist du was hässlich", schrie der. "Du bist ja nicht mal ein richtiger Tiger und die Tatsache, dass du aufrecht gehst macht dich auch nicht zu einem Menschen. Sowas wie dich sollte man doch glatt erschießen."

Leila wurde wütend. "Halten sie endlich ihre verdammte Schnauze und verpissen sie sich."

Der Mann schaute sie irritert an, dann auf das Wesen und wieder auf Leila.

Mit den Worten: "Leck mich doch", verließ er die Szenerie.

Sie wandte sich wieder dem Tierwesen zu. Es tat ihr unendlich Leid. Es musste sich von allem ausgestoßen fühlen, von allem etwas und doch nichts Ganzes, von den Menschen verspottet und von tierischen Artgenossen gemieden. Es war grotesk und Leila schien seine Einsamkeit und seinen Schmerz geradezu spüren zu können.

*

Was niemand und auch Leila nicht wusste, war, dass es sich nicht um eine Laune der Natur handelte.

Der Name des Wesens war Chiron und er stammte ursprünglich von einem anderen Planeten. Als Kundschafter wurde er von seiner Heimat Groon, zusammen mit 6 anderen Anthrotigern, durch das All geschickt. Sie trafen nach langen Jahren auf ein Sonnensystem dessen Zentralgestirn der Klasse G angehörte und dessen dritten Planet eine sauerstoffhaltige Atmosphäre besaß. Sie begannen damals mit ihren Vermessungen und scannten die Oberfläche.

Nach mehreren Umläufen waren sie sich sicher, dieser Planet trug intelligentes Leben. Diese Lebensform nannte sich selbst Mensch und hatte die absolute Herrschaft über den Planeten übernommen, sich fast überall ausgebreitet. Außerdem war sie der bemannten Raumfahrt mächtig und, das war das Besondere, sie hatte angefangen das All mit Radiowellen zu bombardieren, um nach Außerirdischen zu suchen.

Auf der Erde nannte man das Ganze "Seti".

Das gab ihnen den entscheidenden Hinweis darauf, dass es richtig wäre den ersten Kontakt herzustellen.

Zu spät merkten sie, dass sich ein kleines Flugobjekt ihrem Schiff näherte. Zu spät gab der Bordrechner den Kollisionsalarm. Zu spät wollten sie das Ausweichmanöver einleiten.

Der Stolz der Menschheit zu diesem Zeitpunkt im All hieß "ISS" und war eine ziemlich instabile Konstruktion. Sie überstand den Aufprall, wenn man es positiv ausdrücken wollte, nicht so gut wie das Schiff der Anthros.

Wenn man es realistisch sah, dann war es ein Totalschaden, die Raumstation zerriss in zwei Hälften. Eine der beiden Hälften wurde durch die Wucht des Aufpralls aus ihrer Umlaufbahn geschleudert und machte sich auf den Weg in die Tiefen der Unendlichkeit. Die andere Hälfte aber stürzte der Planetenoberfläche entgegen und verglühte.

Das war ein denkbar schlechtes Omen und keiner der Beteiligten wusste, wie man diesen Verlust den Menschen klar machen sollte. Es konnte sich keiner so Recht vorstellen, dass ihnen irgendjemand Glauben schenken würde, wenn sie behaupteten, dass es sich um einen Unfall handelte. Sie versuchten sich auf die Kontaktaufnahme vorzubereiten und legten sich schonmal die passenden Worte zurecht. Aber soweit kamen sie garnicht, denn der Verlust der Raumstation blieb logischerweise nicht unbemerkt.

Auf der Erde schrillten die Alarmglocken und als man intensiver den erdnahen Raum absuchte und ein fremdes Raumschiff fand, welches sich zufälligerweise auch noch an haargenau dem Punkt befand an dem sich eigentlich die "ISS" befinden sollte, drückte man auf den berühmten roten Knopf. Den Anthros waren spätestens jetzt die Fäden entglitten.

Das vor Jahren ins Leben gerufene "SDI"-Programm lag zwar auf Eis, aber man hatte es geschafft ein paar Satelliten ins All zu bringen. Dem Militär kam dieser "Angriff" gerade Recht und war Wasser auf die Mühlen derer. Wieder einmal bemerkten die Anthros einiges zuspät. Ihr Schiff wurde schwer getroffen, der Antrieb fiel aus und sie trudelten unkontrolliert der Erde entgegen. Auf der Erde berechnete man hektisch den Aufschlagsort und setzte alles in jene Richtung in Bewegung. Die Anthros derweil schafften es wenigstens die Hilfsenergie zu reaktivieren und konnten somit den Sturz abfangen und in eine kontrollierte Landung über gehen. Hart, aber weich genug, setzte das Schiff in einer Wüstengegend auf. Die Besatzung stieg aus und atmete tief durch. Gelandet waren sie schonmal, aber wohin sollten sie?

Die Anführerin der Gruppe hieß Kira und war eine zierliche Anthrotigerin. Sie entschied, dass sie als erstes nach Wasser suchen sollten.

Gesagt, getan.

Nach einem stundenlangen Fußmarsch erreichten sie die ersten Bauwerke. Sie waren pyramidenförmig und schienen verlassen zu sein. Zumindest sahen sie sehr heruntergekommen aus und ihre Bewohner kümmerten sich nicht sonderlich um ihre Fassade. Hier begann die Katastrophe.

Es war zwar Nacht, aber trotzdem waren Menschen unterwegs. Die kleine Gruppe wurde entdeckt und innerhalb von wenigen Minuten komplett aufgerieben.

Einer der Anthrotiger starb im Kugelhagel.

Die restlichen 5 verloren sich aus den Augen und verschwanden für immer.

Einer von ihnen irrte wochenlang umher. Er hatte seine Ausrüstung verloren und auch die Orientierung. Er hasste diesen Planeten und sehnte sich nur noch nach Geborgenheit und vor allem nach seinen Artgenossen.

Er sollte sie nie wiedersehen.

*

Das Tierwesen setzte sich schweigend in eine der Käfigecken und schaute traurig in den Himmel.

Da saß er nun und wusste nicht was aus ihm werden sollte. Zur Schau gestellt, angespuckt, ausgelacht und behandelt wie der letzte Dreck.

'Ein hervorragender Erstkontakt', dachte Chiron. 'Bisher habe ich geschwiegen und alles erduldet, habe meine Gefangennahme ertragen. Aber ich muss hier raus, die Anderen finden, wenn sie noch leben sollten.'

Er richtete seinen Blick auf Leila und ihre Augen waren nicht so leer, wie die der anderen Menschen. Sie schaute traurig auf Chiron und schien zu spüren wie er sich fühlte.

Die anderen Zirkusbesucher hatten den Platz vor dem Käfig verlassen und Leila war allein.

'Jetzt oder nie', dachte der Anthrotiger.

Er stand langsam auf und bewegte sich auf das Gitter zu.

Leise und gedrückt sagte er: "Du bist anders als die anderen. Dein Blick ist nich so leer und du scheinst mitfühlend zu sein."

Die Frau zuckte zusammen, erschrak sichtlich. "Du kannst sprechen?"

"Ja, natürlich kann ich sprechen. Ich bin doch nicht eines eurer irdischen Tiere. Mein Name ist Chiron und ich komme von einem anderen Planeten."

Sie sah sich um. "Ist hier irgendwo eine versteckte Kamera?"

"Eine was?"

"Schon gut. Da will sich wohl jemand einen Scherz erlauben und hat einen Statisten in ein Kostüm gesteckt. Wenn ich auch zugeben muss, dass es sich um ein wirklich ausgezeichnetes Kostüm handelt."

"Kostüm? Entschuldige bitte, ich weiß zwar nicht wovon du redest, aber ich bin real. Alles an mir ist echt."

"Aber klar doch. Sicher."

"Wenn du Mut hast, dann kommst du jetzt näher und überzeugst dich selbst davon."

Leila überlegte. Sollte sie es wagen? Sie sah sich wiederholt um und ging ans Gitter. Sie streckte ihre Hand vorsichtig durch die Stäbe und berührte das Tierwesen.

Augenblicklich zuckte sie zurück. "Oh mein Gott. Du hast Recht. Dein Fell ist echt und warm."

"Das sagte ich dir doch."

"Aber wie kommst du hierher?"

"Das ist eine lange Geschichte und sehr schwer zu verstehen. Fakt ist aber, dass ich nicht hier sein darf und ich meine Gruppe finden muss, aber dazu muss ich hier raus."

"Deine Gruppe? Meinst du damit, dass ihr mehrere seid?"

Er nickte. "Ja. Wir waren zu sechst. Eines unserer Besatzungsmitglieder wurde erschossen, ein weiteres starb an einer Vergiftung durch einen Skorpionstich. Wo die restlichen drei geblieben sind weiß ich nicht. Wir wurden verstreut."

"Verdammt. Aber was soll ich tun? Wie soll ich dir helfen?"

"Komm heute Nacht wieder her. Das Zirkusgelände ist relativ schwach bewacht. Das Sicherheitspersonal kommt hier nur alle 3 Stunden vorbei und zwar immer mit Minute 20. Dann reden wir weiter und überlegen was wir tun können."

Leila bekam leuchtende Augen und entfernte sich wieder vom Gitter. Sie versprach Chiron des Nachts zurückzukehren und ihm zu helfen.

Mittlerweile waren ihr Ehemann und ihre Tochter von ihrem Streifzug zurückgekehrt. "Na, mein Liebling. Immernoch hier?"

"Wie du siehst", entgegnete sie und seufzte.

"Ich weiß garnicht, was du an dem komischen Viech für einen Narren gefressen hast, dass du unbedingt 2 Stunden vor dem Käfig hocken musstest."

Sie schaute entsetzt auf die Uhr. "Au mann, es ist ja wirklich schon so spät. Kommt, lasst uns heim gehen."

Zu dritt verließen sie den Zirkus. Leila drehte sich am Eingang nochmals um und gab dem Anthrotiger ein freundliches Zeichen.

*

Stunden vergingen.

Leila, ihr Ehemann und ihre Tochter saßen am Tisch und aßen.

Plötzlich klingelte das Telefon.

Leila stand auf und nahm den Hörer ab.

"Hallo Samantha", sagte sie erfreut.

"Kannst du heute Abend zu mir kommen, ich muss was Dringendes mit dir besprechen", flüsterte Samantha verschwörerisch in den Hörer.

Leila überlegte kurz und sagte zu. "Schatz, ich muss heute Abend weg. Samantha hat was Dringendes auf dem Herzen und das verlangt nach sofortigem Handeln."

"Hmhm. Nagut, wenn dein Seelenheil drang hängt und es sich um einen Notfall handelt, geh' ruhig. Ich kümmere mich schon um den Rest."

Sie dankte ihm, zog sich eine Jacke über und küsste ihn und ihre Tochter zum Abschied, dann verließ sie das Haus.

Auf der Fahrt zu Samantha gingen ihr die verschiedensten Gedanken durch den Kopf und sie musste unentwegt an das Tigerwesen denken und daran, dass sie ein Versprechen gegeben hatte.

Ihr Verstand setzte aus.

'Was war, wenn es nur ein fake war und man sie leimen wollte? Was war jedoch, wenn es der Wahrheit entsprach und alles echt war und es sich tatsächlich um ein Wesen handelte, welches dringend ihrer Hilfe bedurfte? Aber, wenn dem so ist, warum ausgerechnet sie und nicht jemand anderes?'

Sie trat mit aller Kraft auf die Bremse. Die Reifen schrieen auf dem Asphalt auf, als der Wagen zum Stillstand kam.

"Egal, ich habe es ihm versprochen", sagte sie energisch zu sich selbst.

Sie sah sich kurz um, gab Gas und riss das Lenkrad herum. Sie war jetzt nicht mehr auf dem Weg zu ihrer Freundin, sondern auf dem Weg zu jemandem anderen. Zu jemandem der ihre Hilfe wirklich und viel dringender benötigte als Samantha.

Wenig später erreichte sie den Rand des Areals auf dem sich der Zirkus befand. Es herrschte eine gespenstische Stille, nicht mal die Grillen zirpten und das war ungewöhnlich für diese Jahreszeit und vor allem für diese Gegend.

Sie machte die Scheinwerfer aus, bog in eine Seitenstraße ein und stoppte. Sie stand fast punktgenau an der Stelle, an dem sich der Käfigwagen mit dem Tigerwesen befinden musste.

Zunächst verharrte Leila der Dinge die da kommen mögen. Sie hatte zwar die Information, dass der Wachdienst nur alle drei Stunden vorbei kommt und dann auch zur Minuten 20, aber zu welcher Stunde, das hatte das Wesen ihr nicht gesagt.

Wieder kamen ihr Zweifel in den Sinn und die Angst, dass man sich einen üblen Scherz mit ihr erlauben würde. Dann jedoch überlegte sie genauer und stieg aus. Sie bewegte sich lautlos und gebeugt auf das Gelände zu, ging, als sie plötzlich Stimmen hörte, in Deckung. Tatsächlich, sie hatte sich nicht verhört. Zwei Wachmänner kamen gerade an ihrem Zielobjekt vorbei, leuchteten mit ihren Taschenlampen umher und verschwanden so plötzlich wie sie erschienen waren.

Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen.

Sie gab ihre Deckung auf und schlich auf den Käfig zu.

"Psst", machte sie leise. "Psst. Ich bin's."

"Du bist tatsächlich zurückgekehrt. Ich freue mich unendlich dich zusehen", sagte der Tigeranthro.

"Hast du vielleicht eine Ahnung, wie ich dir helfen soll?", fragte sie neugierig.

"Ja, du musst versuchen die Tür aufzubekommen oder wenigstens den Schieber zu öffnen. Vielleicht schaffe ich es durch die schmale Luke hindurch."

Leila schritt um den Wagen herum, blieb stehen und lauschte angestrengt. Es war totenstill.

"Ich komme gleich wieder", flüsterte sie und huschte zu ihrem Auto.

Im Kofferraum fand sie das Gewünschte. Es handelte sich um verschiedene Schraubendreher, Zangen und auch etwas, von dem nur sie wusste, nämlich ein Ditrich.

"Bingo", sagte sie leise, schnappte sich das Teil und kehrte zurück. "Okay, ich habe was ich brauche. Lass es uns versuchen."

Sie kletterte auf den Wagen, hakte sich mit ihrem linken Arm zwischen die Gitterstäbe und machte sich über das Schloss her.

Es klappte nicht und nach 20 Minuten wollte sie schon aufgeben. "Das wird nichts, ich bekomme das Schloss nicht auf."

"Nein, bitte. Du bist meine einzige Hoffnung. Versuche es weiter. Wir haben noch Zeit. Lass mich bitte nicht im Stich!" Er ging vor ihr auf die Knie und sah sie flehend an.

Leila bestürzte diese Geste zutiefst. 'Was musste er alles erlebt, alles durchgemacht haben, um als so stolzes Wesen vor einem Menschen auf die Knie zu fallen?'

"Steh wieder auf, ich versuche es weiter", herrschte sie ihn an. Ihr war die Situation peinlich.

Nach weiteren 40 Minuten hatte sie es endlich geschafft und wunde Finger.

Sie öffnete so leise es ging die Tür und betrat den Wagen.

Das Wesen stand direkt vor ihr. "Ich danke dir von ganzem Herzen. Aber jetzt sollte ich verschwinden und du auch."

Er sprang aus seinem einstigen Kerker und schickte sich an das Gelände zu verlassen.

Aber Leila war diese Idee überhaupt nicht Recht. "Was hast du vor? Bist du eigentlich verrückt? Was meinst du, wie weit du kommst, wenn du dich jetzt allein auf den Weg machst?"

Er zuckte mit den Schultern. "Du hast schon genug für mich getan. Mehr will und kann ich nicht von dir verlangen."

"Achja? Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, aber ich stecke in der Sache verdammt tief mit drin. Ich sollte eigentlich zu meiner Freundin fahren, weil die ein Problem hat, aber stattdessen habe ich dich befreit. Wenn ich jetzt erst bei Samantha auftauche, dann brodelt es in der Gerüchteküche, weil ich keinerlei Erklärung dafür abgeben kann, wo ich die ganze Zeit über war."

Das Tigerwesen seufzte. "Du hast Recht. Ich fürchte ich habe dein bisheriges Leben zerstört."

Sie überlegte. "Au verdammt. Ich stecke wirklich tief im Dreck. Ich bin nicht bei Sam und seit über einer Stunde verschwunden. Wenn die bei meinem Mann angerufen hat, dann habe ich Fragen am Hals auf die es keine logischen Antworten gibt. Was habe ich nur getan?"

"Du bist deinem Herzen gefolgt und das ist nicht verkehrt. Leider tauchen dann immer Probleme auf, wenn der Verstand wieder das Sagen hat."

Sie wischte sich ihre Tränen weg. "Lass uns gehen, bevor man uns noch erwischt."

Sie schlichen beide zu Leilas Auto und stiegen ein. Sie startete den Wagen, rollte auf die Hauptstraße und gab Gas. Unterwegs schaltete sie das Licht ein.

"So und jetzt?", fragte sie.

"Ich habe keine Ahnung. Ich habe Hunger und Durst. Die haben mich in diesem Zirkus fast umgebracht. Außerdem sehne ich mich nach einer ausgiebigen Dusche."

"Hmhm... keine Ahnung wo ich sowas um diese Zeit... - Moment, ich hab's. Wir fahren zu meiner Freundin. Dann kannst du dort alles bekommen, was du brauchst und ich kümmere mich um sie. Dann haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und vielleicht fällt ihr noch was anderes ein."

Er lächelte sie an und schloss die Augen.

"Wie heißt du überhaupt, ich meine, du wirst doch sicher einen Namen haben, oder?"

"Mein Name ist Chiron."

Die Frau lächelte. "Ein schöner Name. Ich heiße übrigens Leila."

"Leila?" Der Anthrotiger schien zu erstarren.

"Ja. Stimmt damit was nicht?"

"Doch, doch. Ist schon in Ordnung. Meine Partnerin auf Groon hieß genauso. Meine Geliebte ist dort und ich sitze auf diesem Planeten fest und werde sie nie wieder sehen." Er legte die Hände vor's Gesicht und fing an zu weinen.

"Heyhey. Beruhige dich wieder. Du wirst schon nach hause kommen."

Chiron hörte auf zu schluchzen und blickte trübselig auf die Straße.

"Du scheinst ein sehr optimistischer Mensch zu sein. Unser Raumschiff wurde abgeschossen und liegt in einer entfernten Wüstenregion fest. Zwei sind schon tot und der Rest wahrscheinlich auch. Ich bin allein, falle überall sofort auf. Außerdem werden sie uns jagen, zumindest mich. Wo soll ich noch Hilfe finden, außer bei dir? Wie soll ich jemals euren Planeten verlassen, ohne Schiff?"

"Kommt Zeit, kommt Rat. Wir finden schon einen Weg, abgesehen davon sind nicht alle Menschen hinter die her. Wir werden schon Hilfe finden. Aber jetzt fahren wir zu Sam. Du wirst sie mögen. Sie ist sehr aufgeschlossen für alles. Naja, manchmal zu offen."

*

Die Fahrt neigte sich dem Ende zu, als Leila den Wagen auf ein Grundstück steuerte.

"Okay, wir sind da. Bleib noch sitzen. Ich werde sie erstmal auf die Überraschung vorbereiten."

Chiron nickte dankbar.

Samantha war in der Tat sehr aufgeschlossen und wie sich herausstellte, war ihr das Tigerwesen auch aufgefallen, als sie im Auftrag des Tierschutzes und in cognito den Zirkus unter die Lupe nahm.

Sie hatte, als sie den Anthrotiger sah, den gleichen Gedanken wie Leila und hatte sie deshalb um die Unterredung gebeten.

"Als du nicht auftauchtest und ich wusste, dass ihr heute diesen Zirkus besuchen wolltet, konnte ich an zwei Fingern abzählen, was geschehen war. .... Hast du etwas herausgefunden?"

"Naja, es gibt mehr Fragen als Antworten. Aber das sollte er uns selbst erklären."

"Wie, erklären?" Sam verstand überhaupt nichts mehr. "Kann er etwa sprechen?"

"Oh ja und wie. Außerdem ist er sehr nett, gefühlsbetont und extrem verzweifelt."

"Was du nicht sagst. Fahren wir hin?"

"Hinfahren? Warum sollte ich da hinfahren?"

"Nun, vielleicht um mehr herauszubekommen?"

"Ich dachte, du wüsstest was ich tun würde. Zumindest hattest du es vorhin behauptet."

Sam stutzte. "Was - hast - du - getan?"

"Er sitzt in meinem Auto."

"WAS? Bist du des Wahnsinns? Was ist, wenn er Krankheiten einschleppt? Was ist, wenn er ein blindes Raubtier werden kann?"

"Wie furchtbar", entgegnete Leila sarkastisch. "Aber da muss ich dich enttäuschen. Er ist nicht mal über mich hergefallen um Sex haben zu können. - Wenn ich es Recht bedenke, ist für Sex schon lange keiner mehr über mich hergefallen, nicht mal mein Ehemann. - Alles was er möchte ist was zu essen, zu trinken, eine warme Dusche und eine Ecke zum schlafen. Und, wenn es dich beruhigt, dann bleibe ich bei ihm."

Samantha schaute Leila schief an. "Keinen Sex, häää?"

"Ja, er ist ein Männchen."

"Männchen, häää?"

"Japp, sehr männlich sogar."

"Häää? Wo du überall hinguckst."

Leila zuckte mit den Schultern. "Naja, als er noch in dem Zirkuswagen war, ging er plötzlich vor mir auf die Knie und da war halt das Alles genau vor meinen Augen."

"Oh mann. Du leidest unter Entzug."

"Mag sein. Aber was soll's. Wenn's schön macht."

"Au-au. Da tun sich wahre Abgründe auf."

"Jetzt rede nicht so viel. Lass uns ihn lieber in dein Haus schaffen, bevor uns noch jemand sieht."

Sie gingen zum Wagen und öffneten die Tür. - Er war weg. - Der Anthrotiger war spurlos verschwunden.

"Scheiße", entfuhr es Leila. "Wo ist der hin?"

"Hier bin ich", kam plötzlich die Antwort aus einem der Gebüsche.

"Was machst du da?"

"Das sage ich nicht, denn das ist zu intim, auch wenn du schon einen direkten Blick auf meine Geschlechtsteile geworfen hast."

Leila erötete. "Sorry, aber das war wirklich nur zufällig."

"Glaub ich dir gern", kicherte Sam.

Chiron begriff nicht ganz warum sie plötzlich lachte. "Was ist daran so komisch?"

"Nichts, nichts. Ist schon gut. Aber mal im ernst. Hast du dich versteckt? Hat dich jemand gesehen?"

"Nein, aber wenn es dich beruhigt. Ich musste mal für kleine Tigerkater."

Sam klappte die Kinnlade runter. "Was? Du hast in meine preisgekrönte Rosenhecke gepieselt?"

Er nickte. "Ist ein wirklich angenehmes Gewächs für diese Gelegenheit."

"Na toll, jetzt wird sie wohl eingehen."

"Gehen wir jetzt endlich ins Haus oder wollen wir hier Wurzeln schlagen und warten bis uns die Polizei abholt?", sagte Leila ungeduldig.

Sie verließen die Straße und Sam schloss die Tür ab.

*

"So, egal was passiert. Ihr beide bleibt erstmal hier. Wir müssen ab jetzt sehr vorsichtig sein und dürfen uns keine Fehler leisten."

Leila und Chiron nickten gleichzeitig.

"Gut. Du...", sie zeigte auf den Anthrotiger. "Wie heißt du überhaupt?"

"Er heißt Chiron", warf Leila ein.

"Achja. Seinen Namen kennst du auch schon? - Entzückend."

Chiron verdrehte die Augen, da er langsam zuverstehen begann, dass sich die beiden Frauen neckten.

"Ist ja ein nettes Ritual, was ihr beide da habt. Aber dürfte ich um etwas zu essen und zu trinken bitten. Ich hatte in den letzten 6 Monaten nicht besonders viel."

"Ja, aber natürlich. Und während ich dir was zu essen mache, gehst du duschen. Leila zeigt dir den Weg?"

"Wieso ich?", protestierte die.

"Nur so und sieh zu, dass er sich ordentlich wäscht und zwar an allen Stellen", rief Sam noch hinterher und die beiden verschwanden im Bad.

Chiron stellte sich mit den Armaturen etwas unbeholfen an und bedurfte tatsächlich Leilas Hilfe.

"Weia, kennt ihr sowas nicht?"

"Nein, nicht sowas."

"Wie duscht ihr dann?"

"Unsere Duschen sind automatisch. Ein eingebautes Sensorennetz erfasst die Körpergröße, den Umfang und die Konturen des Anthros sowie seine Körpertemperatur. Über einen Bewegungsmelder wird die Dusche aktiviert und deaktiviert."

Leila ließ den Atem hörbar entweichen. "Das nenne ich mal puren Luxus. Den haben wir hier nicht. Also, runter unter das Wasser!"

Chiron parrierte und ergab sich den wohltuenden Wasserstrahlen. Angenehm durchpflügten sie sein Fell, wärmten ihn sanft auf.

Er begann zu schnurren.

Die Verkrustungen lösten sich und auch der Gilb schien merklich zu verschwinden. Er war wirklich eine imposante Erscheinung.

"Okay, kennt ihr Duschgel?"

"Ja, so etwas ähnliches haben wir auch bei uns."

"Ausgezeichnet. Jetzt kommt die Tiefenreinigung dran."

Chiron seifte sich gründlich ein und ließ sich weiterhin von den Wasserstrahlen liebkosen.

Da er leider nicht den Rücken erreichte, übernahm diesen Part Leila. Sie rubbelte und schrubbte an ihm herum, dass die Seife nur so schäumte.

Plötzlich schnurrte Chiron immer lauter und heftiger.

Leila ließ von ihm ab und trat einen Schritt zurück. "Ist dir nicht gut?"

"Doch, doch. Mir geht es ausgezeichnet", kam seine Antwort, aber sie war sehr gepresst.

Das ließ Leila noch mehr argwöhnen und sie verließ das Bad und eilte zu Sam.

"Komm mal schnell mit. Mit Chiron stimmt was nicht."

"Wieso? Was sollte denn nicht stimmen?"

"Er macht so seltsame Geräusche?"

"Geräusche? Was denn für Geräusche und wobei?"

"Naja, ich habe ihm den Rücken gewaschen und plötzlich schnurrte er extrem laut und er zuckte kurz zusammen."

"Ähm, er schnurrte und zuckte?"

"Ja, was hat das zu bedeuten?"

Meine Liebe! Ich fürchte du bist etwas zu hart rangegangen."

Leila erschrak. "Habe ich ihm etwa wehgetan?"

"Nein, das glaube ich nicht. Eher umgekehrt und ihm ist bestimmt nicht schlecht geworden."

"Du sprichst in Rätseln."

Plötzlich hörte man ein lautes hustenartiges Tigerbrüllen, welches sich mehrfach wiederholte.

Sam begann zu grinsen. "Für eine Biologin ist das Musik in den Ohren."

Leila war definitiv überfordert und Sam grinste breit.

Chiron tauchte auf und trocknete sich noch immer ab.

Leila schaute ihn ungläubig an. "Was ist passiert?"

Sam stubbste sie kurz und unauffällig an und deutete auf den Teil seines Körpers, der ihn als Männchen kennzeichnete.

Man sah immernoch ein Stück der Penisspitze aus der Vorhauttasche schauen.

Leila drehte sich abrupt zu Sam um. "Oh nein. Das glaube ich einfach nicht. Das darf es nicht geben."

"Oh doch, meine Gute. Glaubs ruhig."

"Danke, die Dusche war einfach erfrischend und belebend", sagte Chiron und legte ein wirklich dämmlich breites Grinsen auf.

"Tja, nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen, dürfte wohl eine gründliche Spülung stattgefunden haben."

Chiron nickte und zwinkerte ihr zu.

Leila setzte sich, da ihr schwummerig wurde. "Was habe ich getan? Ich habe mich versündigt."

"Und wie", hänselte Sam sie. "Du warst ein ganz böses Mädchen und hast dich an einem Anthrotiger von einem fremden Planeten vergangen."

"Habe ich nicht!" Sie stampfte mit den Füßen auf.

"Hast du auch nicht, du hast nur den Grundstein gelegt. Nachdem du aus dem Bad gegangen warst, habe ich den entscheidenden Rest erledigt", gab Chiron zu.

"Das beruhigt mich jetzt aber wirklich. Vor allem finde ich es nett, dass du gewartet hast, bis ich weg war."

"Ich bitte dich, das musst du nicht sehen."

"Genau! Nachher kommst du noch auf den Geschmack und dumme Ideen", ergänzte Sam.

Leila wurde blaß und rot zugleich. "Na fein. Ich habe jetzt auch Hunger. Gibt es endlich was zu mampfen?"

"Jepp, ist schon fertig."

"Wird ja auch Zeit. Du magst zwar Biologin sein, bist mir aber für meinen Geschmack gerade etwas zu freizügig."

Was? Ich und freizügig? Meine Bemerkungen sind vollkommen harmlos und entsprechen außerdem der Wahrheit. Abgesehen davon ... einen masturbierenden Tigerkater in der Dusche zu haben, das finde ich freizügig."

Leila verdrehte die Augen.

Sam drehte sich zu Chiron. "Würde mich aber zusehr interessieren, wie du das angestellt hast. Ich meine, ich kenne Tiger und da ist nicht besonders viel "Arbeitsfläche" vorhanden, wenn man das so nennen will."

"Das werde ich dir garantiert nicht auf die Nase binden", entgegnete Chiron und grinste frech.

"Nagut, irgendwann finde ich das noch heraus."

"Eh! Jetzt frage ich mich ernsthaft, wer von uns beiden den Notstand hat", mischte sich Leila ein.

"Ich nicht", entgegnete Sam. "Das ist alles aus rein wissenschaftlichem Interesse."

"Um Ausreden warst du noch nie verlegen."

Chiron stand amüsiert daneben. "Ihr beide erwärmt mein Herz. Da kriegen sich doch tatsächlich zwei fremde Weibchen einer fremden Spezies wegen mir in die Wolle. Das finde ich interessant."

Leila hielt inne und überlegte. "Harhar. Und die Siegerin bekommt dich dann als Belohnung?"

Chiron kratzte sich am Hinterkopf. "Daran hatte ich noch garnicht gedacht, aber jetzt wo du es sagst."

"Oh mann, Männchen sind doch alle gleich", warf Sam ein.

Sie setzten sich an den Tisch und begannen zu essen.

Plötzlich hörte man vor dem Haus eine Sirene aufheulen und dann eine Lautsprecherdurchsage. "Achtung! Achtung! Hier spricht die Polizei. Aus dem Zirkus ist ein extrem gefährlicher Tiger ausgebrochen. Bitte bewahren sie Ruhe. Verlassen sie unter keinen Umständen ihre Häuser und halten sie Fenster und Türen fest verschlossen. Wir informieren sie, sobald die Gefahr vorüber ist."

Sam drehte sich von der Tür weg. "Müssen wir uns jetzt vor dir fürchten?"

"Warum?", fragte Chiron verwundert.

"Weil du ein ganz gefährlicher Tiger bist?"

Er kicherte. "Klar bin ich gefährlich. Ich bringe dich als Biologin in Gefahr, bestimmte anatomische Besonderheiten an mir genauer unter die Lupe zu nehmen und Leila ist, wie sie sagte, schon lange nicht mehr angefasst worden. Da liegt die Versuchung auf der Hand."

Leila wurde wütend. "Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich dir nicht den Rücken geschrubbt, sondern ganz was anderes."

"Kinder, beruhigt euch mal wieder. Wir sollten unsere Sachen packen und schleunigst die Stadt verlassen. Ihr habt gehört, dass sie schon angefangen haben zu suchen", ermahnte Samantha.

"Du hast Recht", sagte Chiron. "Hoffentlich kommen wir überhaupt hier raus. Wer weiß wieviel Polizei im Einsatz ist?"

"Verdammter Mist. Die Straßen sind natürlich leergefegt und die Wagen der Cops patrouillieren überall", sagte Leila, nachdem sie aus dem Fenster geschaut hatte. "Wir sitzen fest."

Sam überlegte. "Wir dimmen das Licht und werden mal schauen, was der Fernseher anzubieten hat. Das fällt am wenigsten auf."

Die Nachrichten gaben Aufschluss darüber, dass keiner wusste wo sich Chiron aufhielt und auch keiner wusste wie er überhaupt den Käfig verlassen konnte.

"Ausgezeichnet, das gibt uns etwas Aufschub. Wenn sie allerdings mit Spürhunden hier auftauchen, dann wird es brennzlig, denn Chiron hat bei seiner Rosenbewässerung eine saubere Duftspur hinterlassen."

Der Anthrotiger rutschte in sich zusammen. "Jede Handlung zieht Konsequenzen nach sich."

Plötzlich klopfte es an der Tür. Sam öffnete sie einen Spalt breit.

"Guten Abend, Miss! Entschuldigen sie die Störung, aber ist ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Vielleicht ein fremdes Geräusch oder ein merkwürdiges Tier?"

"Nein. Warum sollte mit etwas aufgefallen sein?"

"Wir suchen nach einer entlaufenen Raubkatze. Wenn ihnen etwas einfallen sollte oder sie etwas sehen, dann rufen sie bitte ihre nächste Polizeidienststelle an. Danke!" Der Polizist drehte sich um und ging.

Sam schloss die Tür und kehrte ins Wohnzimmer zurück. "Mist. Die Schlinge zieht sich immer mehr zu."

"Scheiße!", zischte Leila plötzlich. "Die haben Spürhunde ausgeladen. Die haben garantiert eine Ahnung, wo er sich aufhält."

"Na toll. Schnapp dir deine Sachen und Chiron und verschwinde durch den Hinterausgang mit ihm."

"Okay. Gib bitte meinem Mann Bescheid. Er soll sich keine Sorgen machen und er soll mit Lisa zu meiner Mutter fahren. Er soll auf jeden Fall die Gegend verlassen."

Sam nickte.

Hastig griff sich Leila ein paar Sachen, packte etwas zu essen ein und schaute zu Chiron.

Der nickte nur und sie verabschiedeten sich von Samantha.

Da schlug auch schon einer der Spürhunde an.

"Sir! Wir haben hier etwas gefunden", schrie einer der Beamten. "Er muss dort drüben im Haus sein."

"Na Klasse, die Schnüffelnase hängt im Rosenstrauch. Geht endlich! Raus hier!", brüllte Sam.

Sie rannten aus dem Haus, flüchteten in Richtung des nahegelegenen Waldes.

Als sie die Hintertür passiert hatten, hörten sie gerade noch wie die Polizei die Eingangstür stürmte. Dann hörten sie Samantha panisch aufschreien und wie ein Schuss fiel. Dann hatten die Bäume und Sträucher sie verschlungen, leugneten ihre Existenz.

Fortsetzung folgt