Projekt 5514: Abschlussbericht

Story by Nerkitt on SoFurry

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#6 of Projekt 5514


Disclaimer:

Zur Herstellung dieser Geschichte wurden 1,3mg Kafkapulver (200% RDA) verwendet.

Erzählung und Protokoll (c) Nerkitt 2005, nach Belieben weiterzugeben.

Unerlaubte Veränderungen würden den Autor sehr, sehr traurig machen.

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"Pass doch auf, wo du hinläufst!"

Ich drehe mich nicht nach dem Wolf um, der mich angerempelt und mir diese unfreundlichen Worte hintehergeworfen hat. Statt dessen ducke ich mich etwas tiefer und gehe weiter.

Es sind viel zu viele Leute hier draußen... ich weiß nicht genau, warum ich überhaupt draußen bin. Normalerweise vermeide ich es, nach draußen gehen. Aber heute...

Ein Wassertropfen fällt auf meine Stirn. Es fängt an zu regnen. Das ist gut. Ich mag Regen... es sind weniger Leute unterwegs bei Regen, und die Nässe macht mir nichts aus. Die ersten paar Mal habe ich mir eine schwere Erkältung zugezogen, aber mittlerweile habe ich mich, glaube ich, daran gewöhnt.

Es ist nun fast ein Jahr her, seit sie mich herausgelassen haben. Sie haben mir gesagt, wer ich bin... wer ich sein sollte. Meinen Namen, meine Herkunft, meine Geschichte. Ich habe nicht zugehört. Dann gaben sie mir eine Menge Geld, als Abfindung sagten sie. Ich brauche nicht viel davon.

Der Regen fällt stärker. Meine Beine haben mich vor ein Schaufenster getragen, in dem Reihe um Reihe von Fernsehern steht, auf eine Nachrichtensendung geschaltet. Ich starre sie einige Zeit an, ohne mitzubekommen, worum es geht.

Es geht alles so schnell, hier draußen. Schon sind die Straßen fast leer, die Leute vor dem Regen nach drinnen geflüchtet. Hinter mir fährt ein Auto vorbei, und ich werde langsam nass. Was tue ich hier? Das frage ich mich schon seit bald einem Jahr. Ich frage mich viele Dinge, jetzt da... da es vorbei ist. Vor allem frage ich mich...

Aber das ist hier draußen nicht von Bedeutung. Eigentlich ist nichts, was damals geschehen ist, hier von Bedeutung. Es ist, als wäre ich mit einem Mal in einer anderen Welt aufgewacht, einer fremden, bedrohlichen Welt, die jeder versteht, außer mir.

Einige Leute gehen vorbei, in Regenmäntel gehüllt, mit Schirmen bewaffnet. Ich glaube, sie machen einen Bogen um mich, und mir soll es ganz recht sein, wenn es so ist.

Und dann... dann sehe ich ihn.

Im ersten Augenblick denke ich, dass ich mich geirrt haben muss, dass er nicht hier sein kann. Aber andererseits... wenn ich hier draußen bin, warum sollte er es nicht auch sein?

Sein Schritt ist sicher, bestimmt, als würde er sein Ziel kennen. Ich folge ihm.

Er geht nur einige Straßen weiter, bemerkt mich nicht. Ich glaube, ich könnte ihn einholen, ihn ansprechen... aber der Gedanke, jemanden anzusprechen, macht mir Angst. Ich folge ihm einfach weiter, bis er dann in eine Bar einbiegt.

Auch dorthin folge ich ihm. Die Bar ist recht leer, denke ich... aber trotzdem sind so viele Leute dort. Sie machen mir Angst. Auf einer kleinen Bühne spielt eine Band... ich mag keine Musik, aber andererseits macht sie es einfacher, alleine zu sein.

Und dort sitzt er: Alleine an einem Tisch für zwei. Ich überlege, ob er auf jemanden wartet, ob ich ihn allein lassen sollte, aber dann hat er mich schon bemerkt, winkt mir zu und deutet auf den Platz gegenüber von ihm. Kurz zögere ich noch, dann setze ich mich zu ihm.

Er hat seine Jacke über den Stuhl hinter ihm gelegt, und in dem weiten Kragen seines viel zu großen T-Shirts entdecke ich eine Narbe an seiner Schulter... das Spiegelbild zu meiner.

"Na?" sagt er. "Was zu trinken?"

"Wasser," antworte ich, und er winkt einem Kellner. Vor ihm steht schon irgendein buntes Getränk. Ich mag die bunten Getränke nicht... sie schmecken nach zu viel. Genau wie die Welt hier draußen.

Wir sind beide still, bis der Kellner mit dem Wasser kommt. Dann sage ich: "Kesh."

Er nickt.

"Du... bist auch draußen?"

"Offensichtlich," sagt er und lächelt verschmitzt. Ich suche nach Worten, irgend etwas zu sagen, irgendeinen Weg, ihm die Fragen zu stellen, die ich ihm stellen will, aber ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll.

"Wohnst du hier in der Nähe?" fragt er. Ich nicke. "Einige Straßen weiter."

Wieder sprechen wir beide lange nicht... aber irgendwie brauchen wir auch keine Worte. Er sieht gut aus. Lebendig. Gesund. Er hat ein Strahlen in den Augen, von dem ich glaube, dass ich es schon einmal gesehen habe... aber ich bin mir nicht sicher. Ich erinnere mich nur an wenig, und die Erinnerung wird jeden Tag weniger.

Und er betrachtet mich... gelassen, in sich ruhend. Was er wohl jetzt gerade in mir sieht? Ob er mehr sieht als ich sehe?

"Soll ich noch mit zu dir kommen?" fragt er dann. Ich nicke. "Gerne."

Keiner von uns sagt viel, bis wir in meiner Wohnung sind. Ich schließe die Tür auf, lasse ihn herein, schließe die Tür hinter uns beiden.

"Du hast das Licht an," stellt er fest.

Ich nicke. Es war, glaube ich, ziemlich teuer, meine Wohnung mit dieser indirekten Beleuchtung auszustatten, die gleichmäßige, sanfte Helligkeit spendet. Die Rolläden sind geschlossen und das Licht ist an, den ganzen Tag, die ganze Nacht. Über jeden Lichtschalter ist ein wenig Klebeband geklebt, damit ich nicht versehentlich das Licht ausmache.

Ich ziehe meine nassen Sachen aus, und erst dann wird mir klar, dass ihn das vielleicht stören könnte. Ich sehe zu ihm, ein wenig verlegen, aber er lächelt und tut es mir nach.

Meine Wohnung ist nicht groß... ein kurzer Flur, ein einziges Zimmer, ein kleines Bad. Man hat mir gesagt, ich könnte mir viel mehr leisten, aber ich will nicht mehr. Große Räume machen mir Angst.

Ich habe nicht viel Einrichtung. Ein einfaches Bett, nur ein kleines Gestell mit einer harten Matratze darauf, steht an der Wand, direkt neben einem zugeklebten Lichtschalter. Ich mag keine weichen Matratzen. Ein einzelnes, kleines Kissen liegt darauf. Keine Decke.

Ich drehe mich zu Kesh um, und mit einem aufmunternden Blick bedeutet er mir, weiterzugehen. Dann stehen wir beide im Zimmer. Er geht mir nur bis zum Hals, wirkt aber trotzdem irgendwie... größer. Wirklicher.

Er zieht mich sanft zum Bett. Ich setze mich auf die Bettkante, und er setzt sich neben mich, lächelt amüsiert. Was ist? Mache ich irgend etwas... falsch? Er scheint sich besser an die Welt gewöhnt zu haben als ich.

Ich will etwas sagen. Weiß nicht genau was. Dann legt er die Arme um mich und drückt seine Schnauze sanft auf meine. Instinktiv schließe ich die Augen, lehne mich in seine Umarmung und lasse ihn mit seiner Zunge meinen Mund erforschen. Es tut gut, hier zu sein, mich an ihn zu lehnen... ich glaube, ich vertraue ihm.

Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis er sich von mir löst, aber es ist auch nicht wichtig. Zeit hat hier drinnen keine Bedeutung. Er sieht mich an, und seine Augen strahlen Sanftmut und Güte aus. Dann wandert sein Blick an mir nach unten. Mit einem leisen Kichern katapultiert er sich ganz aufs Bett, sieht mich wieder mit diesem auffordernden Blick an.

Ich klettere zu ihm aufs Bett. Ich will fragen, ob ich das richtige tue, ob... ob ich ihn richtig verstehe. Ich will nicht, dass etwas peinliches passiert. Aber als ich den Mund öffne, zieht er mich zu sich und beantwortet meine Frage mit einem weiteren Kuss.

Es geht viel einfacher als ich gedacht hätte. Er greift kurz zwischen seinen Beinen hindurch, um mir zu helfen, aber ich bin fast sofort in ihm. Er schließt die Augen und gibt ein leises Stöhnen von sich, den Mund ein Stück geöffnet. Ich lehne mich nach vorne und verschließe ihn mit meinem.

Ich spüre, wie er leise in meinen Mund seufzt, während ich langsam in ihn eindringe. Ich will ihn fragen, ob bei ihm alles in Ordnung ist, ob ich vorsichtig genug bin, aber er schlingt seine Arme um mich und drückt sich fest an mich.

Seine Nähe... es bringt mich fast zum Weinen. Mit langsamen, vorsichtigen Stößen wiege ich mich mit ihm auf der Matratze. Alles was ich sagen könnte, fängt er mit seinem Mund auf, und noch sehr viel mehr als das angenehme Gefühl, in ihm zu sein, berührt mich die Geborgenheit, die ich dabei empfinde. Die Welt da draußen scheint so fern zu sein... und, auf eine angenehme Weise, auch die Welt drinnen, an jenem Ort. Er ist da... ich bin da... und alles andere verblasst.

Ich führe eine Pfote zwischen unsere Körper, beginne ihn sanft zu streicheln, und sein Seufzen wird lauter, erfüllter. Viel zu schnell fühle ich in mir den Höhepunkt nahen, auch wenn ich nicht weiß, wieviel Zeit vergangen ist. Es ist immer zu wenig.

Wieder küsse ich ihn, halte den Kuss, bin ihm so nahe wie wir einander sein können. Dann fühle ich Wärme unter meiner Pfote emporspritzen, halte mich auch nicht weiter zurück und gehe ganz in ihm auf.

Wir bleiben lange so, glaube ich, eng aneinander gelehnt, einen ewigen Moment festhaltend. Ich sehe ihn an, wie er da unter mir liegt, und stelle fest, wie schön er doch ist. Sein Körper... nein, sein Gesicht. Seine Augen. Sein Lächeln.

Dann schlägt draußen eine Uhr Mitternacht. Als wäre das das Signal gewesen löse ich mich von ihm.

"Jetzt ist es genau ein Jahr," sage ich als der letzte Glockenschlag verklingt. Er sagt nichts und lächelt mich weiter an. Ich denke, jetzt sollte ich...

"Weißt du," beginne ich, "ich habe... es gibt da eine Frage, die ich mir das ganze letzte Jahr gestellt habe. Und jetzt... jetzt, wo ich dich wiedergefunden habe, da... muss ich dich einfach fragen."

Er lächelt mich weiter einfach nur an, als wüsste er schon, was ich fragen wollte.

"Bist du... bist du real?"

Weter das Lächeln. Ich denke, mit dieser Frage hat er gerechnet.

"Nun... lass mich dir eine Frage stellen, über die du das ganze letzte Jahr deswegen wahrscheinlich gar nicht nachgedacht hast: Ist es von Bedeutung?"

Ich denke darüber nach. Er hat recht: Ich habe mir wirklich keine Gedanken darüber gemacht... und so glaube ich, dass ich ziemlich lange nachdenke.

"Nein," sage ich dann, küsse ihn, entferne das Klebeband und lösche das Licht.


Internes Memo

Von: Dr. J. Katarian

An: [Empfänger unbekannt]

Nur zur internen Verwendung -- vertraulich!

Chris,

es ist mir eine große persönliche Freude, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Projekt 5514 ein voller Erfolg war.

Obwohl wir durch die Einmischung von Seiten der ffentlichkeit die letzte Testphase nicht bis zur Vollendung bringen konnten, zeigen die darauffolgenden Beobachtungen doch sehr vielversprechende Ergebnisse. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Abschlussbericht, den ich Ihren Wünschen entsprechend gemeinsam mit Kopien sämtlicher Versuchsprotokolle beigelegt habe.

Für Ihr Gespräch mit den Geldgebern wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg. Sollten alle Finanzierungsfragen zu Ihrer Zufriedenheit geklärt werden können, so können wir bereits Anfang nächsten Jahres in Serie gehen.

Meine besten Wünsche an Jenny.

Mit freundlichen Grüßen,

Joaquin


Projekt 5514 ist beendet, und was hier folgt, sind nur noch ein paar Worte des Autors zu der ganzen Sache. Im ganzen weiteren Text kommt kein Sex mehr vor, und es werden auch nur wenige Fragen wirklich beantwortet. Wer also kein Interesse am Geschwafel des Wahnsinnigen hat, der diese abstrusen Geschichten verbrochen hat, kann getrosten Herzens direkt zum Ende der Seite springen und seine Bewertung abgeben.

Nachdem das gesagt ist... puh. Ich habe es hinter mir. Ein seltsames Gefühl, ein Projekt, von dem man sich manchmal noch nicht mal sicher war, dass man es jemals zu Ende bringen wird, zu vollenden und auf einmal hinter sich zu sehen.

Projekt 5514 entstand eigentlich ganz harmlos: Ein anderer Fur meinte zu mir, er schreibe seinen Porno prinzipiell nur auf englisch, da unanständige Geschichten auf deutsch seiner Meinung nach immer entweder hölzern oder geziert oder anderweitig suboptimal klängen. Und damit stand mein Entschluss fest, ihm das Gegenteil zu beweisen.

Das Szenario war nicht allzu schwer zu finden -- als Laborratte mit einem Hang zu BDSM und einer überschwappenden unanständigen Phantasie ging alles praktisch von selbst. Eigentlich sollte es bloß eine einzelne Story sein, aber dann kam die Idee zu einer weiteren, und nach den ersten zwei Geschichten stand auch schon fest, wie das Ende aussehen sollte. Alles weitere ergab sich daraus.

Schon bevor ich die erste Geschichte begann, stand für mich fest, dass ich etwas... außergewöhnliches haben will. Nicht die einfachen Antworten und klaren Situationen der meisten unanständigen Geschichten, sondern... Mindfuck. Ich wollte, dass der Leser genauso sehr wie der Protagonist (und im späteren Verlauf sogar mehr) darüber im Unklaren bleibt, was da eigentlich passiert, und nicht zuletzt auch was jetzt real ist und was nicht. Nach dem Feedback, das ich bislang so erhalten habe ("Las sich so, wie ich mir einen LSD-Trip vorstelle"; "Von der ersten bis zur letzten Zeile seltsam") ist mir das wohl gelungen. :)

Jede Menge offene Fragen also, selbst jetzt im Nachhinein noch. Zu einigen davon wird sich vielleicht im Lauf der Zeit eine Antwort ergeben, andere dagegen werden offen bleiben... offen, heißt das, soweit ein Leser sie nicht für sich beantwortet. Ich habe meine Antworten gefunden -- aber das soll nicht heißen, dass es die einzigen, oder gar die "richtigen" sind. Sie sind einfach eine Möglichkeit -- genauso möglich wie alles, was ein anderer sich an meiner Stelle dazu denken könnte. Und aus genau dem Grund habe ich auch nicht vor, sie an dieser Stelle preiszugeben... wer bin ich, meinen Lesern zu diktieren, was für Antworten sie finden sollten?

Auf ein paar Fragen einer anderen Sorte will ich dagegen durchaus Antworten geben, weil sie mit der Handlung nichts zu tun haben. Beispielsweise wurde ich schon gefragt, ob ich mit der Erzählperspektive und der Wahl des Hauptcharakters als Laborratte andeuten wollte, das wäre ich in dieser Geschichte.

Meine erste instinktive Antwort war 'nein'. Aber so ganz stimmt das nicht -- tatsächlich bin ich durchaus die Ratte in der Geschichte, ebenso wie ich Rogh bin, und Gerool, und Dr. Katarian und, zu einem infinitesimalen Teil, sogar Kesh.

Und nein, meine vergangene Beziehung hat die Geschichte eigentlich gar nicht beeinflusst (von der langen Pause mal abgesehen). Auch wenn gerade der Abschlussbericht ein wenig danach klingen mag, so stand der doch bereits seit fast ganz am Anfang (will heißen seit lange vor meiner Beziehung) in der jetzigen Form fest.

Und ehe die Frage kommt, nein, ich bin ein strikter Gegner von Tierversuchen. Solange sie nicht gerade an mir stattfinden und einen... eher eindeutigen Zweck haben, heißt das. ;)

So, nachdem ich feststelle, dass der Kommentar des Autors so langsam länger wird als die Geschichte selbst, will ich es damit jetzt auch gut sein lassen. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle noch an meinen treuen Korrekturleser und Unterstützer Akeela, ohne den dieses Projekt gar nicht erst entstanden wäre.

Alle Arten von Kommentaren, Interpretationen, Fragen und dergleichen werde ich unter AnthroRat at gmx punkt net gerne entgegennehmen und (wenn vielleicht auch nicht besonders aufschlussreich) beantworten. Vielen Dank für's Lesen.

Nerkitt, 12.10.2005