Prinz Mawus mit den blauen Bändern

Story by Schneewind on SoFurry

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#1 of Prinz Mawus mit den blauen Bändern


Szene 1 - Vor dem Korvarenland

Unter dem aschgrauen Himmel schlug der Wind über den Grenzwald und fuhr heulend gegen die steinerne Mauer, die sich viele Meilen entlag des Korvarenlandes erstreckte. Schneeflocken trieben darin, hauchfein und scharf wie Sandkörner. Es waren die Vorboten eines Sturms, der weitaus Schrecklicheres barg, als Eis und Kälte. Denn hinter den Zinnen, hoch über der Kluft, standen gewappnet die Scharen des gerechten König Mahoff und harrten dem Angriff der Heiden. Ihre stolzen Banner knatterten froh um sie in den Böhen und leuchteten in den Farben des Königs und seiner Verbündeten. Ein Meer von Fackeln zischte ringsum, spuckte Funken und schoss hoch auf in das Weiß und Grau des Winters.

Prinz Mawus reckte sich in seiner Rüstung und sah still zu der fernen Silhouette Mahoffs hinüber, die an vorderster Spitze inmitten eines majestätischen Dreiecks von blauen Fahnen regungslos wachte. Hinter dem Prinzen stand seine Garde, schwarz wie Pech und gespannt wie Bögen; Mawus ein einzelner grauer Streifen an ihrer Spitze. Ein Paar Bänder flatterte um seine spitzen Ohren, geprägt mit dem Zeichen des Königshauses. Ansonsten war seine schlanke Gestalt schmucklos.

Zu seiner Rechten stand Avery, Abkömmling aus dem Haus der Valentin, nicht in Blau, sondern in Rot und Gold. Die Valentin waren ein Königtum im Osten, kaum jünger als Mahoffs Reich. Avery hatte helles Fell und ein schönes, feines Antlitz; wahrhaftig ein Musterbild seines Volkes. Sein nobler Mantel wallte um schlanke Schultern und lange, zarte Ohren lagen unter dem goldenen Helm. Er hatte nur zwei Gardisten bei sich. Der Rest des roten Heeres war an der Nordspitze des Mauer postiert, kaum mehr als ein Schimmer in der Kluft zwischen den Bergen.

Sie alle sahen hinab auf die gräulich-grünen Wipfel des Grenzwaldes, zwischen denen hauchfeine Rauchschwaden ins Schneegestöber stiegen, ehe sie der Wind zerschlug. Aus der Ferne drang das Stampfen und Rasseln von Kriegsgerät, das dort unten verborgen durch die Gräben zwischen den Stämmen gezogen wurde. Das Geräusch war schwach, doch unmissverständlich inmitten des heulenden Windes und hatte seit Tagen an Gegenwart gewonnen. Es war soweit.

Hörner erschollen und ein Schauer fuhr durch die Reihen der Soldaten, als der König mit einer Handbewegung erwiderte. Unter dem Blätterdach quollen Rauchsäulen auf, rotglühend im Schein von einhundert erwachenden Feuern. Avery trat zu Mawus und sprach ein paar ruhige Worte, die niemand außer den beiden hören konnte, denn das Fauchen des Windes um die Fackeln verschluckte sie in Gänze. Sein Gesicht war gleichmütig dabei, kaum mehr als eine Spur Trauer lag in den hellen Augen. Mawus fuhr in Schrecken zusammen und schien für einen Augenblick davor, die Beherrschung zu verlieren.

Der Prinz bleckte die weißen Zähne, den Blick grau vor Verzweiflung. Die Bänder knallten stolz um sein Haupt wie Gewehrsalven, doch er schien verloren inmitten seines scharfen Panzers. Für einen Moment nur stand er dort, dann gewann er die Ruhe zurück und wandte sich zu Avery um. "Nein." Mawus trat vor ihn, die Augen beider Garden und der Soldaten auf sich, so nah, dass die Spitzen seines Fells im Sturm über Averys Rüstung strichen. "Tut mir Leid." Die Spur eines schelmischen Lächelns zuckte um seine Mundwinkel und seine Stimme wurde rau. "Drangekriegt."

Avery sah Mawus fassunglos an, als er ihm das Schwert aus der Scheide zog. Die Garde des Valentins trat vor, hoch und drohend, und... ergriff sanft die Handgelenke ihres Schutzbefohlenen. Und da begann er zu verstehen. Mawus wich beschämt seinem Blick aus und wich zurück. Averys Schnauze öffnete sich in schierem Unglaubem, doch kein Ton kam heraus. Und dann, als ihn seine eigenen Wächter zurückzogen, schrie er, außer sich: "Verräter! Bastard! Du weißt, was du tust! Du gottverdammter Feigling! " Fanchor, Mawus´ erster Wächter und Schwärzester der Garde, legte ihm stützend die Hand auf die Schulter. So wie er dort stand und auf das Schwert in seiner Pfote starrte, sah der Prinz ganz und gar nicht mehr schelmisch aus. Der rasche Blick, den er dem tobenden Avery zuwarf, bevor er die Treppe hinunter verschwand, war voll trotziger Furcht.

Szene 2

Mawus steht hoch und aufrecht neben dem König und der Königin. Er spürt, wie die blauen Bänder an seinen Ohren flattern und sein zerzaustes Fell im Fackelschein schimmert. Und er ist stolz, denn es ist köstlich, ein Prinz zu sein. Der Ansager vor ihnen hält eine knappe Rolle Pergament vor sich ausgestreckt und ließt die Namen gewichtig vor. Lustig ist, dass sich das Pergament in den Böhen so sehr verwindet, dass es offensichtlich nur ein Schauspiel ist.

"... Prinz Avery Lowell von Valentin!" Mawus Magen zieht sich vor Spannung zusammen bei dem Namen und er kann sein ungeduldiges Zittern kaum beherrschen. Fünf Jahre hat er gewartet, seit sie sich das letzte Mal gesehen haben. Ein schmaler, sandfarbener Schemen taucht auf zwischen all den kostbaren Gewändern. Lange, weiche Ohren und ein schönes, sanftes Gesicht mit leuchtenden Augen, die suchend über die adeligen Reihen huschen. Sie entdecken ihn und in Averys stillem Antlitz spiegelt sich die selbe unsichere Erwartung.

Kaum sind die Formalitäten vorüber, da ist Mawus schon die Treppe hinunter und steht unten im Schnee. Ringsum leuchten Laternen und Feuer, Musik wird gespielt und das Willkommensfest beginnt. Er zieht den Mantel enger um sich und hält Ausschau, doch Avery hat ihn schon gefunden und verlangsamt schüchtern seine Schritte. Es ist es wirklich lange her, dass sie zusammen gespielt haben; viele Gelegenheiten hatten sie nie. Seine Wangen sind schmaler geworden, der Blick ernster und gleichmütiger. Doch sein Fell steht nach wie vor wirr um seine Ohren und er riecht noch genauso kühl und süß. Nur ist Mawus jetzt nicht mehr kleiner.

Avery sieht ihn ein wenig ungläubig an und scheint dabei in ähnliche Gedanken versunken. "Du... Du bist gar nicht mehr so klein.", rutscht es ihm schließlich heraus und er errötet. Mawus reckt sich trotzig und hebt seine Schnauze gerade so über Averys Stirn. Neben ihnen donnert es und eine Flammenkugel schießt in den Abendhimmel. Das bricht den Bann. Sie laufen hinüber zu den Feuerschluckern, dann zu den Schießbuden und den Gauklern und weiter.Die Leute sehen den beiden Prinzen gerne zu, dem Grauen und dem Goldenen und machen ihnen einen Platz an den Feuern frei.

Als es dunkel wird, fühlt sich Mawus wie in einem Fiebertraum. Um die brausenden Flammen ist es so heiß, dass die Luft flimmert, doch einige Schritte weiter weht ihm kalter Schnee ins Gesicht. Avery zieht ihn immer schneller, von Feuer zu Feuer, bis Mawus schließlich nicht mehr kann. Und dann liegen sie dort im Schnee auf dem Rücken, in ihren kostbaren Mänteln, während um sie das Fest weitergeht, und erzählen sich, was alles geschehen ist.

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Szene 3 - Vor der Mauer

Avery stand auf dem Sims des zerschlagenen Fensters, bebend vor Wut, und sah hinunter auf den steinern Hochgang, 30 Fuß unter ihm. Er befand sich in den königlichen Gemächern am Rand der Mauer, eine gute Meile von der Schlacht entfernt und 600 Fuß darüber. Hier wurde bei Sieg oder Kapitulation über die Zukunft des Reiches entschieden. Der Wind sang an der zerrissenen Eiseneinfassung vor ihm und ließ die Buntglasscherben klingeln wie ein Glockenspiel.

Sein Fell war heiß und gesträubt vor Zorn und so genoss er den Schnee, der ihm lindernd ins Gesicht fuhr, als er Maß nahm. Zwischen Turm und Mauer, eine knappe Manneslänge entfernt von seinem Fenster stand eine Fichte, mit einem dichten Geflecht aus eisbestäubten Ästen. Avery fasste sich ein Herz, stieß sich vom Turm ab und sprang. Ein flauer Moment in der Luft, das Zischen des Windes und ein bodenloses Gefühl in der Magengrube; dann landete er krachend im Baumwipfel, brach ein Stück hindurch und fand baumelnd Halt an einem Ast, gute 100 Fuß über dem Erdboden.

Die Rinde knirschte und brach unter seinen Pfoten, doch es gelang ihm, sich über den Abgrund zu den Zinnen der Mauer, und darüber hinweg auf den steinernen Hochgang zu hangeln. Avery nahm sich kaum Zeit, seinen Triumph zu genießen, sondern verfiel geradewegs in einen schnellen Lauf nach Westen; dorthin, wo die blauen Fahnen aufragten. Die Wachen warfen ihm einen verblüfften Blick zu, als er vorbeistürmte und in der Tat, er musste ein erstaunliches Bild abgeben. Das sandfarbene, königliche Fell der Valentin, zerzaust und voll Schmutz, und dazu der kostbare Mantel, der nach dem Sprung in den Baum in Fetzen um seine Rüstung hing. Beides mochte nicht zum Vertrauen der blauen Soldaten beitragen, doch sein zorniger Blick brachte sie zum Schweigen.

Auf der steinernen Treppe, die in den Tiefgang und weiter hinab in die tobende Schlacht führte, lag sein Helm, den er hatte fallen lassen, als ihn seine Garde ebendiese Stufen hinuntergeschleift hatte. Avery zog sich das eisige Metall über die Ohren und stieg hinab.

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Zwischen den Bäumen war es unmöglich, eine geschlossene Front zu halten. Stattdessen bildeten sich kleinere Sperspitzen, die in den ffnungen dazwischen kämpften. Mawus und seine Garde bildeten eine davon. Klinge an Klinge mit den Korvaren, inmitten eines dünnen Striches von hohen, kahlen Nadelbäumen und schattigem Gestrüpp. Der Prinz war hierfür geschult worden; seit seinem sechsten Lebensjahr hatte der Schwertuntericht einen festen Teil seiner Erziehung ausgemacht. Und Mawus tat seine Pflicht, wie es der König gewollt hatte, mit den stolzen Farben der Mahoffs um die Ohren und einer schrecklichen, grausamen Leere in der Brust, die ihn beinah erbrechen machte.

Der Korvar tat einen mächtigen Schwung, Mawus sprang zurück, und die lange Klinge sirrte in einem silbernen Bogen durch die Luft, wobei die Spitze knapp über seinen Brustpanzer riss und Funken sprühte. Sein Gegenüber schnaufte und wollte von Neuem ausholen, doch noch bevor er den Hieb herum gebracht hatte, schlug ihm der Prinz die Seele aus dem Leib. Eine kurze Pause war ihm vergönnt und er sah sich zu Fanchor um, der es mit zwei Gegner zu gleich aufnahm.

Mawus wollte ihm zu Hilfe eilen, doch er kam nicht weit. Ein Stoß von hinten schlug ihn nieder, auf die Knie in den Schlamm. "Bastard!" Der nächste Schlag hob ihn zurück auf die Beine und er taumelte vorwärts, nach Atem ringend. Mit gehobener Klinge wirbelte er herum und erstarrte. Ihm gegenüber stand ein zerzauster Avery, die Pfoten zu Fäusten geballt und schrie ihm ins Gesicht: "Du sperrst mich in einen Turm, während du in die Schlacht ziehst?" Mawus konnte die Pfoten gerade noch hochreißen, um den Fausthieb zu dämpfen. Sein Kiefer schmerzte trotzdem von der Wucht. "Ich bin nicht so feige wie du, ich kann kämpfen!" Avery wollte erneut ausholen und Mawus war versucht, ihn diesmal treffen zu lassen, doch ein Heulen und Bersten hinter ihnen zog die Aufmerksamkeit des Valentin auf sich. Er ließ die Pfote sinken und tat mit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück. Mawus sah sich um und sein Herz sank ihm in die Hose.

Aus dem Nebel preschte ein Wagen und donnerte unter Schreien und Krachen geradewegs in die Bresche. Vier massige Gestalten sprangen ab, mit dornengespickten Panzerungen und Schlachtäxten, und stürmten achtlos über die verqueren Körper der Zugtiere. Zwei wandten sich zu Fanchor, der sie knurrend erwartete. Die anderen Beiden richteten ihre finsteren Helme auf Mawus und Avery. Mawus wich neben den Hellen zurück und hob seine Waffe, Avery streckte sich und griff zu seiner Scheide. "Ah." Auf einmal war seine Stimme nicht mehr böse, nur eine Spur Angst schwang darin. "Mawus, ich hab kein Schwert."

Mawus wandte sich um und erblickte Avery, der sich entgeistert über die Flanke tastete. Er funkelte ihn bitterböse an. "Das ist deine Schuld." Es blieb keine Zeit für eine Erwiderung, denn schon musste Mawus die Klinge hochreißen, um den ersten Schwung zu parieren. Ein markerschütternder Knall folgte, dass er spürte wie ihm die Wucht beinah das Schwert entriss. Anstatt es dem Unhold jedoch zu vergelten, fuhr er zurück und ließ von seinem Gegner ab, panisch bemüht, den Blick nicht von Avery zu lassen, der dem anderen Ungetüm schutzlos gegenüber stand und zwischen den Klingenstößen rückwärts sprang.

Mawus´ Halswirbel knackten, so sehr musste er den Kopf verdrehen. Der Korvar erkannte sein Dilemma und glitt rasch aus seinem Sichtfeld, wofür Mawus ihm widerwillig Beifall zollte. Ein weiterer Hieb, diesmal schnell von unten geführt, traf ihn am Arm und fuhr durch sein Fell bis auf den Knochen. Der Prinz spürte, wie die Klinge in seinem Arm stockte und sich ein stiller, warmer Schwall Blut über sein Handgelenk ergoss. Im Rausch des Kampfes war der Schmerz durchaus erträglich, allerdings war der Arm zum Führen eines Schwertes unbrauchbar geworden. Mawus zog ihn kaltblütig von der Klinge und ließ die Seine in die andere Hand fallen.

Sie umkreisten einander und er verlor Avery aus dem Sichtfeld, wobei er sich innerlich in Höllenqualen wand, denn mit jeder verstreichenden Sekunde wurde dessen Schicksal ungewisser. Mawus´ Gegenüber wurde sich seines Sieges zunehmend sicherer. Immer wieder huschten seine Augen zu dem Schauspiel hinter dem Prinzen, dorthin wo Avery um sein Leben kämpfte, bis er schließlich breit grinste. Mawus wurde ganz schlecht vor Wut und Panik drohte, ihn zu überwältigen. Und dann wurde ihm klar, dass er einen Fehler begehen würde. Etwas im Blick des Korvaren sagte ihm, dass er sich nun umdrehen musste.

Mawus schnellte herum, das blutige Fell gesträubt, die Muskeln gespannt und stieß sein Schwert an Avery vorbei geradewegs durch den Kopf des zweiten Korvaren. In Erwartung des Hiebes von hinten biss er die Zähne zusammen und sah auf seine Brust hinab, auf die Klinge die hindurch fahren musste. Nichts geschah. Er atmete keuchend aus. Unversehens riss ihn eine grobe Hand herum und er fand sich Fanchor gegenüber, der ihn kalt anstarrte. Und dann schlug er ihm mit voller Kraft ins Gesicht. Mit seinem eisernen Handschuh und der Erfahrung von 15 Jahren in der königlichen Garde dahinter.

Mawus flog rückwärts gegen Avery und fiel in einem Bogen von Blutstropfen der Länge nach in den Schlamm. "Du Dummkopf! Wie kannst du deinem Gegner den Rücken zukehren! Du wärst jetzt tot!", brüllte der Gardist. Mawus blieb benommen liegen und der Fanchor kniete sich grollend neben ihn, um seinen Arm zu verbinden. Avery blickte entgeistert auf das Blut in seinem Fell, das nicht das Seine war und dann zu dem Grauen hinunter. Seine Ohren erschlafften, als er zu begreifen begann.

Mawus raffte sich auf und schüttelte den Schlamm aus seinem Fell. Eines der blauen Bänder war ihm geblieben und schnalzte feucht. Er mied den Blick des Hellen und murmelte tonlos, wie ein georfeigtes Schulmädchen: "Haben sie vielen Dank, Fanchor." Der Gardist stutzte, zog dann den Prinzen für einen Moment an seine Seite wie ein Vater und hob schmunzelnd Averys Schwert vom Gürtel.

Es war ihnen keine Pause vergönnt. Zwischen den Bäumen ertönte neuerlich das Geheul weiterer Kämpfer und ein Heer vor Bannern rauschte gespenstisch durch dem tiefen Nebel auf sie zu. Avery sprang neben Mawus, auf die Seite seines verwunderten Armes, und bemühte sich, stur und gleichmütig geradeaus zu sehen. Beinah wäre es ihm gelungen. Nur für einen Moment entgitt ihm seine Miene. Mawus vermochte nicht recht zu entscheiden, was er darin sah. Er selbst fühlte sich in diesem Moment froh und erleichtert, war es auch nur ein hohles Glücks im Angesicht des Bevorstehenden.