Das letzte Experiment

Story by Seth GodofChaos on SoFurry

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Greg Fletscher, der Leiter unseres Forscherteams stand vom Tisch auf, nahm sein Glas in die rechte Hand und erhob seine Stimme. „Meine lieben Mitstreiter! Ich möchte die Gelegenheit nutzen und ihnen allen zu ihrer hervorragenden Arbeit gratulieren. Ich bin in der Tat Stolz darauf Chefwissenschaftler eines so erfolgreichen Teams, wie es das unsrige ist, zu sein. Ich kann mich noch daran erinnern wie es war, als ich vor fünf Jahren diesen Haufen, um es mal salopp auszudrücken, übernahm. Wir hatten sehr viele kluge und geniale Köpfe unter uns, welche vor brillianten Ideen nur so strotzten. Ein Jahr später hatte sich die Spreu vom Weizen getrennt. Einige unserer Kollegen entschlossen sich leider unsere Abteilung und auch das Institut zu verlassen und am Ende blieben nur die fähigsten Denker unter uns. Nur mit ihrer Hilfe gelang es uns, unsere Konkurrenz aus dem Feld zu drängen und einen der wichtigsten Aufträge die unser Institut bekommen konnte, zu erlangen. Ich danke ihnen hiermit herzlich für ihr Engagement und hoffe auch weiterhin auf eine sehr gute und vor allem fruchtbare Zusammenarbeit." Er prostete uns mit seinem Champagnerglas zu und lächelte dabei gewinnend.

Der Erde drohte ein Krieg mit einer außerirdischen Rasse, welche wir nie zuvor gesehen hatten. Sie stellte mit ihrem Kampfgeist, ihrer Ausdauer und ihrer Willensstärke alles bisher da gewesene in den Schatten. Unseren Erdstreitkräften blieb nur eine Wahl und die hieß Aufrüstung. Es musste eine extrem schlagkräftige Gegenwehr aufgebaut werden und das in kürzester Zeit. Vor gut vier Jahren begann das Spiel und das Militär startete eine Ausschreibung. Leider gewann damals die Konkurrenz und stellte ihre Lösung vor. Sie bestand aus Kampfdroiden. Die Droiden folgten anfangs einer festgelegten Programmierung, in welcher ein umfassendes Wissen um Fern- und Nahkampftechniken implementiert war sowie ein globales taktisches Agieren ermöglicht wurde. Durch einen effektiven technischen Zusatz war es den Robotern möglich ihre Fähigkeiten zu erweitern und im Laufe eines Gefechtes mehr und mehr dazuzulernen, selbständiger zu handeln und von den Programmvorgaben abzuweichen. Das war für unser Institut für Gentechnologie ein herber Rückschlag und es wurden viele Mitarbeiter entlassen. Dann kam jedoch eine unerhoffte Wendung. Die Kampfdroiden erwiesen sich als Flop. Ihre Fähigkeiten hatten ihren Preis. Sie waren zu groß, zu schwer und damit in ihrer Wendigkeit und vor allem Schnelligkeit sehr eingeschränkt. Dem ersten Frohlocken des Militärs folgte tieftraurige Ernüchterung. Es brachte auch rein gar nichts einen Roboter ins Feld zu schicken, der zwar durch sein Wissen eventuelle Gefahren und Hinterhalte erkennen konnte und darauf entsprechend reagiert, aber bei der nächsten Gelegenheit von einer Panzergranate ein Bein amputiert bekommt und am Boden endet. Wie konnte man auch nur die unsymmetrische Zahl von drei Beinen als Lösung der Fortbewegung in betracht ziehen. Die Konsequenz folgte auf dem berühmten Fuße. Es kam zu einer neuerlichen Ausschreibung. Wir machten uns an die Arbeit, ebenso die Konkurrenz. Am Ende gewannen wir das Spiel. Wieder einmal hatten sich unsere Gegner zu sehr auf die Technik berufen. Sie stellten eine Kombination vor, welche aus Mensch und Maschine bestand. Diese Cyborgs waren wesentlich leichter und wendiger als ihre Vorgängermodelle und besaßen ein menschliches Gehirn. Das Militär prüfte diesmal genauer und stellte sehr schnell fest, dass sie unbrauchbar waren. Das Gehirn musste durch eine aufwendige Panzerung speziell geschützt werden und daher waren diese Cyborgs sehr kopflastig. Ein genauer Treffer aus einem Maschinengewehr brachte sie schnell zu Fall und damit auch das Projekt der Konkurrenz. Unser Vorhaben sah ganz anders aus. Wir waren auf vielen Gebieten führend, aber vor allem auf Gentechnik spezialisiert und erschufen einen durch und durch homogenen Organismus, der bis dahin einmalig war. Wir schafften es die menschliche DANN mit einer tierischen zu kombinieren. Beides ging in einer perfekten Symbiose auf und wir bekamen den Zuschlag. Unser Supersoldat war schnell, wendig, stark, ausdauernd und extrem flexibel. Er entsprach allen Bedingungen die gestellt wurden. Lediglich sein Hirn war noch leer, aber an diesem Problem arbeiteten wir. Während ich sinnierte war Greg Fletcher erneut aufgestanden, nachdem ein Kollege ihm etwas ins Ohr geflüstert hatte. Die Aufmerksamkeit meiner Kollegen und auch meine, richteten sich wieder auf ihn. „Achja. Ich habe noch eine nette Aufgabe zu erledigen. Einer unserer Kollegen hat heute Geburtstag und da möchte ich es mir nicht nehmen lassen ihm zu gratulieren. - Frank Brenner, herzlichen Glückwunsch zu ihrem Vierzigsten."

Alle drehten sich zu mir um und es wurde zugeprostet und getuschelt. Einige Kollegen lächelten freundlich, andere schauten nur abwesend zu mir und drehten sich schnell wieder um. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ich war nicht gerade ein besonders gut aussehendes Exemplar der männlichen Spezies und ich war offiziell Single. Allerdings war ich auch nicht hinter den Frauen in unserer Firma her wie andere, was mir schnell den Ruf der Gefühlskälte einbrachte. Gefühlskalt war ich bestimmt nicht, aber es wusste glücklicherweise auch keiner, dass ich schwul bin und mit Greg Fletcher ein Paar. Ich war bis vor sieben Jahren verheiratet und hatte mit meiner damaligen Frau zwei Töchter. Wir waren eigentlich sehr glücklich, aber ich spürte etwas in mir, undefinierbar und begann ruhelos zu werden. Dann kam die Trennung und später trat Greg in mein Leben, da wusste ich plötzlich was mir die ganze Zeit gefehlt hatte. Meine Ex-Frau und ich blieben gute Freunde, bis vor etwa zwei Jahren der Kontakt vollkommen abriss. Greg selbst lernte ich vor seiner Zeit als leitender Wissenschaftler unserer Abteilung kennen und freute mich riesig, als er uns, als unser neuer Teamleiter vorgestellt wurde. Aus Furcht vor Repressalien hielten wir uns jedoch, in der Gegenwart von anderen, voneinander fern.

Der Abend zog sich in die Länge, es wurde gemütlicher und es wurde reichlich Alkohol ausgeschenkt. Leider vertrage ich nicht so viel und mir stieg das Ganze schnell zu Kopf. Die Kollegen machten sich über mich lustig, als ich mich leicht schwankend auf den Weg zur Toilette machte. Ich stand vorm Spiegel und sah hinein. „Au man, bin ich alt geworden", sagte ich zu mir selbst und hielt mich am Waschbeckenrand fest. Die Tür ging auf und Greg Fletcher trat ein. „Hallo Frank. Sie können sich doch nicht einfach so zurückziehen und uns allein lassen", sagte er vorwurfsvoll. „Ich und mich zurückziehen? Seit wann sind wir, wenn wir allein sind, beim sie? Du hast dich doch zurückgezogen. Seit einem halben Jahr vernachlässigst du mich und lässt dich nicht mehr blicken. Es ist fast so, als würdest du mich nicht mehr kennen. Ist die Luft zwischen uns beiden raus? Oder sind wir einander überdrüssig?" „Ich weiß nicht worauf du hinaus willst?" Ich lachte kurz auf. „Na schön. Wie ich sehe ist wohl nichts mehr von unserer Leibe in dir übrig geblieben, ist also das Feuer erloschen." Fletcher schaute mich schief an. „Du hast zu viel getrunken. Komm, ich bringe dich heim." Er griff nach meinem linken Arm, aber ich wehrte ihn ab. „Zuviel getrunken? So einfach ist das also? Weißt du was einfach ist? Es ist für mich ganz einfach, wenn ich morgen die Unterlagen, die ich gesammelt habe, an die Presse und ans Fernsehen übergebe. Das ist wirklich sehr einfach." Greg Fletcher erschrak. „Das kannst du nicht tun Frank. Nicht jetzt. Nicht, wo alles so gut läuft. Du machst damit alles kaputt und sitzt hinterher nur selbst auf Trümmern." Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss mit meinem Gewissen leben können, aber nicht mit dieser Firma. Die respektieren mich doch eh nicht. Es würde doch nicht mal auffallen, wenn ich plötzlich verschwunden wäre, wie so viele vor mir." Er sah mich scharf an. „So siehst du also die ganze Sache. Interessant. Ich finde es etwas bedauerlich, dass du so einfach über Leichen gehen würdest, nur um dein Gewissen zu beruhigen." „Ich kann nicht aus meiner Haut." „Hmhm. Bemerkenswerte Feststellung." Fletcher bekam plötzlich einen merkwürdigen Gesichtsausdruck und schien über irgendwas nachzudenken. „Komm", sagte er. „Ich fahre dich heim. Schlaf erstmal deinen Rausch aus und überdenke noch mal alles." Ich nickte. Wir verabschiedeten uns von unseren Kollegen und er setzte mich in seinen Wagen. Das letzte was mir durch den Kopf ging war, dass Greg Linkshänder ist, aber sein Champagnerglas mit der rechten Hand sehr geschmeidig geführt hatte.

Es war ein Morgen wie jeder andere und ich erwachte vollkommen ausgelaugt. Ich öffnete meine Augen, sah mich schlaftrunken um und stellte fest, dass ich mich in einer fremden, aber nicht gänzlich unbekannten Umgebung befand. Da lag ich. Mein Hirn fing langsam an seinen Dienst anzutreten, meine Sehfähigkeit verbesserte sich zunehmend und auch die übrigen Körperfunktionen begannen ihre Wünsche zu äußern. Diese Wünsche und Bedürfnisse versuchten eine logische Verknüpfung mit meinem Geist herzustellen und schafften es schließlich auch. Ich verspürte den Wunsch nach einer Dusche, nach Kaffee und etwas Essbarem. Allerdings spürte ich da noch ein anderes diffuseres Gefühl, welches ich zunächst nicht einzuordnen vermochte. Als ich jedoch genauer in mein Inneres horchte, wurde mir bewusst, dass ich aus irgendeinem Grund eine gewaltige Lust verspürte. Ich hatte einen unbändigen, geradezu dominanten Trieb auf Sex, was vorher nie der Fall war.

Ich musterte meine Umgebung genauer. Ich lag auf einem Untersuchungstisch, war an Armen und Beinen festgeschnallt und bis zum Hals mit einem weißen Betttuch bedeckt. Von meinem Körper konnte ich nur die Umrisse wahrnehmen. Ich hatte den Kopf etwas angehoben und schaute in Richtung meiner Füße. War ich über Nacht gewachsen? Und da. Die beachtliche Beule, welche sich mittig unter dem Tuch abzeichnete, konnte unmöglich von mir stammen. So monströs hatte ich _ihn_ nicht in Erinnerung, zu keiner Zeit. Außerdem störte mich ein Schatten auf meiner Nasenspitze, welcher allerdings auf einen gewissen Restalkohol zurückzuführen wäre.

Es war kein Morgen wie jeder andere. Soviel stellte ich mittlerweile fest und unter dem Betttuch schlängelten sich verschiedene Schläuche und Datenleitungen hervor.

Ich legte meinen Kopf zurück und stöhnte leise. ‚Das muss alles ein Alptraum sein und ich wache bestimmt gleich auf', dachte ich nur. Ich biss mir auf die Unterlippe und hoffte durch den Schmerz endgültig zu mir zu kommen. Ich hatte Erfolg damit. Alle meine Sinne waren aus ihrer Trance erwacht und ich blickte mich erneut um. Nichts. Es hatte sich nichts verändert. Jetzt erfasste mich Unruhe.

„Hallo?", rief ich laut und erschrak. Was war mit meiner Stimme passiert? Die konnte sich über Nacht doch nicht so dramatisch verändert haben. Anstatt meines gewohnten Tenors erklang eine tiefe, kehlig grollende Stimme, welche die Luft in ihrer Umgebung förmlich erbeben ließ. „Eh! Kann mich jemand hören? Ist hier jemand?" Keine Antwort. „Verdammt noch mal", schrie ich. „Was soll der Blödsinn? Binden sie mich gefälligst wieder los!" Ich rüttelte an den Riemen, aber sie waren gut gearbeitet und gaben keinen Deut nach. „Kann mir jemand sagen, was passiert ist und was ich hier mache?"

Plötzlich knackte es und ich hörte eine mir vertraute Stimme. „Guten Morgen, Frank. Wie geht es ihnen?" „Greg? Greg Fletcher? Bist du das? Man bin ich froh deine Stimme zu hören. Was soll das Ganze hier werden?" Im Hintergrund hörte ich Gelächter. „Es ist schön, dass sie sich freuen meine Stimme zu hören. Aber immer langsam, mein Freund. Erstmal möchte ich wissen wie es ihnen geht." Ich überlegte kurz. „Okay, wenn sie Frage und Antwort spielen wollen, dann bin ich dazu bereit. Mir geht es ganz gut, wenn ich davon absehe, dass ich mal dringend auf die Toilette muss und gefesselt bin. - Aber was hat das Alles zu bedeuten?" „Erst beantworten sie bitte meine Fragen, dann kommen sie an die Reihe." Ich hob kurz den Kopf und nickte zustimmend. „Fein. Ich nehme ihr Nicken wohlwollend zur Kenntnis." ‚Aha!', dachte ich. ‚Ich werde per Kamera überwacht.' „Nächste Frage. An was können sie sich erinnern?" „Was soll denn die blöde Frage? Wir waren gestern Abend zusammen und hatten mit unseren Kollegen unseren Vertragsabschluss mit dem Militär gefeiert." „So, so. Daran können sie sich also erinnern. Hmhm, interessant. Nächste Frage. Können sie sich an ihre Frau und ihre zwei Töchter erinnern, die sie vor zwei Jahren das letzte Mal gesehen haben?" Ich entschied mich, aus einem Bauchgefühl heraus, zu lügen. „Was? Wollen sie mich veralbern? Ich bin Single und habe auch keine Kinder. Das wissen sie doch!" „Hmhm. Falsche Antwort. Jetzt bin ich wirklich mehr als beeindruckt. Und noch eine Frage. Können sie sich an unsere Gespräche bezüglich der Forschungsarbeiten am aktuellen Mercenary-Projekt erinnern?" Ich schrak zusammen. „Nein. Ich kann mich an so was nicht erinnern." Das war eine glatte Lüge, denn ich hatte mich mit Greg Fletcher sehr oft über die dubiosen Vorgänge in unserer Firma unterhalten.

Das Mikro war offen und daher konnte ich das folgende Gespräch mitverfolgen. „Er lügt", sagte Greg. „Mit Sicherheit", entgegnete eine mir unbekannte Person. „Was schlagen sie vor?" „Wir sollten es erstmal dabei belassen. Er wird schon sehen, was er davon hat. Mit dem Firmenmanagement legt man sich nicht ungestraft an." „Sie haben Recht, Sir. Geben wir ihm etwas Ruhe." „Tun sie das und befreien sie ihn von seinen Fesseln. Er soll sich mit seinem Körper vertraut machen, bevor wir mit der Rekalibrierung und Konditionierung seiner Fähigkeiten beginnen." „Ja, Sir." Die fremde Person verließ scheinbar den Raum.

„Frank. Wir kommen jetzt zu ihnen und binden sie los. Nur zu ihrer Information. Wir werden bewaffnet sein und notfalls schießen. Machen sie also bitte keine Dummheiten." „Das wird aber auch Zeit, meine Blase platzt bald", war meine einzige Reaktion darauf.

Die Tür zu meinem Raum wurde geöffnet und drei Personen traten ein, eine davon war Greg. Die beiden anderen waren Angestellte des Wach- und Sicherheitsdienstes und richteten ihre Waffen auf mich. Natürlich waren es die neuesten Modelle des Geheimdienstes, da unsere Firma auf den verschiedensten Gebieten führend war und quasi monopolistisch das Militär und den Geheimdienst belieferte. Der Erfolg unseres Teams war das I-Tüpfelchen und sollte uns Millionen Dollar für die nächsten Jahre sichern. „Los, mach schon", schnauzte ich meinen Kollegen an. „Okay, ich löse jetzt die Fesseln. Sie bleiben schön liegen, bis wir den Raum wieder verlassen haben." „Kannst du mir mal erklären was der Unfug soll?", ich versuchte mich aufzurichten. „Eh! Eh! Freundchen! Ich hatte ihnen was gesagt. Also, lassen sie den Blödsinn und seien sie schön brav." Ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Ihr seid ja alle vollkommen verrückt geworden", entgegnete ich traurig. Er wandte sich dem Ausgang zu. „Übrigens, vergessen sie ihren Namen. Ab sofort sind sie Subjekt 15 Punkt 437." Mit diesen Worten ließ er mich zurück.

Der Satz hallte in meinem Kopf tausendfach wieder. ‚Ich bin Subjekt 15 Punkt 437? Ich bin doch keines unserer Experimente. - Und was, wenn doch?' Ich versuchte mich zu konzentrieren, meine Persönlichkeit und die letzten Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen.

Ich bin Frank Brenner und einer der Laboranten des Spin-Genforschungszentrums. Wir hatten den Auftrag durch Rekombination von tierischem und menschlichem Genmaterial einen extrem widerstandsfähigen Söldner zu erzeugen. Die Kombination unserer Konkurrenz bestand aus einem Menschen und bionischen Anteilen. Glücklicherweise ging das jedoch schief und unsere Forschung erhielt den Zuschlag. Der Auftrag war extrem wichtig für uns, denn durch eine Rundumbelieferung hatten wir die absolute Kontrolle in allen Bereichen. Leider entschied sich die Führung unseres Unternehmens Wege zu beschreiten die jedweder Moral waren. Der feine Grat zwischen legal und illegal wurde durchbrochen und nahm teilweise abstruse und geradezu groteske Züge an. Mehrere Mitarbeiter gingen freiwillig und verschwanden im nach hinein spurlos. Ich begann Fragen zu stellen und Beweise gegen mein Unternehmen zu sammeln. Innerhalb kürzester Zeit fand ich Unmengen davon und beschloss zu gegebener Zeit die Medien einzuschalten. Greg Fletcher und mich verband die Liebe und ich dachte in ihm einen Verbündeten gefunden zu haben. Wie es scheint habe ich mich in ihm getäuscht und er hat mich reingelegt. ‚Aber warum hatten alle soviel Angst vor mir, dass sie sich nur bewaffnet an mich herantrauten?' Mir schwante fürchterliches. Ich zog das Tuch, welches mich immer noch bedeckte zurück um aufzustehen. Weiter kam ich nicht, denn der Anblick war ein Schock. Ich blickte auf Fell. Mein Blick glitt über einen weißen pelzigen Bauch, über weiße Schenkelinnenseiten, eine längliche fellige Vorhauttasche, an deren ffnung sich eine rote Spitze zeigte. Der Rest des Fells an meinem Körper war rotbraun und zeigte deutlich sichtbare schwarze Streifen. Ich schrie auf. Ich schrie? Nein, aus meiner Kehle erscholl ein markerschütterndes Tigerbrüllen. Ich riss die Datenleitungen und Versorgungsschläuche von meinem Körper, sprang auf und schlug der Länge lang hin. Dieser Körper war nicht mein eigener und gehorchte einer anderen Dynamik. Also versuchte ich mich aufzurappeln und schaffte es tatsächlich einen Schritt nach dem anderen zu tun. Als ich in der Nasszelle ankam, fand ich das Gesuchte. - Einen Spiegel. Wiederholt ließ ich mein Brüllen erschallen. „Ihr Wahnsinnigen! Ich verfluche euch! Was habt ihr mit mir getan?" Aus dem Spiegel starrte mich das Antlitz eines Tigers an und fletschte wie von Sinnen die Zähne. Man hatte mich entmenschlicht, hatte mich in einen fremden Körper gesperrt und zu einer bepelzten anthropomorphen Kreatur gemacht. Mir fielen meine letzten Worte gegenüber Fletcher ein. Ich kann nicht aus meiner Haut, hatte ich gesagt. Meine Behauptung war widerlegt worden. ‚Aber wie um alles in der Welt, hatten die es so schnell und so präzise gemacht?'

Als ob das noch nicht gereicht hätte, erfuhr ich eine der größten Demütigungen die ich mir vorstellen konnte. Meine übervolle Blase entleerte sich unter meinem Schockzustand reflektorisch. In hohem Bogen sprudelte der helle Strahl gegen den Spiegel und besudelte alles in seiner Umgebung. Ich kochte vor Wut. „Warum habt ihr das getan?" „Sie haben gequatscht, 15 Punkt 437. Sie konnten einfach nicht ihre lose Klappe halten." „Ich dachte wir wären Freunde." „Niemals! Das Management hatte schon lange ein waches Auge auf sie. Ich bot meine Hilfe an, um sie letztendlich des Datendiebstahls und der Preisgabe von geheimen Informationen zu überführen." „Du mieses Aas. Du hast meine Neigungen ausgenutzt und mich ans Messer geliefert." „Jeder wie er es verdient", kam seine sarkastische Antwort. „War's das oder haben sie noch Fragen?" „Ja. Wie habt ihr das gemacht?" „Das war gar nicht so schwierig. Wobei uns das Ergebnis mehr als überrascht." „Wie?" „Nach der Feier waren sie ziemlich angeheitert, um es vorsichtig auszudrücken und ein paar untergemischte Drogen taten den Rest. Wir brauchten uns nicht mal anzustrengen um sie auf die Hirnübertragung vorzubereiten. Die Technik dürfte ihnen vom hörensagen bekannt sein. Wir überspielten alle Daten und Informationen ihres Hirns auf einen eigens dafür gebauten Supercomputer. Dann lagerten wir die Daten ihres persönlichen Profils darüber und voilá. An ihrem Körper haben sie persönlich mitgearbeitet. „Was habe ich? Wir haben niemals an anthropomorphen Tierwesen als Söldner gearbeitet. Immer, wenn wir etwas Neues generierten war die Grundmaßgabe, dass der Supersoldat menschlich aussehen sollte." „Na super. Die Täuschung hat ja wirklich funktioniert. Genau das sollten sie auch glauben. Keiner hatte ihnen zu diesem Zeitpunkt mehr über den Weg getraut. - Wie dem auch sei, sie erinnern sich noch an die Probleme des Zerfalls, die wir nicht in den Griff bekamen?" „Ja, natürlich." „Die Lösung lag ganz nahe. Wir ließen einfach zuviel Mensch. Die humanoiden DNA-Stränge waren, wenn sie dominierten, instabil und lösten sich aus der Verbindung. Je mehr tierisches Genmaterial wir in die Sequenzen einbanden, umso stabiler wurden sie. Das erste Exemplar unserer Arbeit sind sie. Das Militär ist von ihrer Hülle begeistert, da sie sehr leicht aufzufinden sind. Also, seien sie Stolz drauf." „Stolz? Auf was sollte ich stolz sein? Ihr habt mir mein Leben genommen." „Ach Quatsch! Sehen sie sich mal an. Sie sind das Superwesen schlechthin. Sie sind intelligent wie ein Mensch und ihr Körper entspricht der Robustheit einer ausgewachsenen Raubkatze. Sie sind extrem stark, wendig und schnell. Sie haben lange Fangzähne, ein messerscharfes Gebiss und rasierklingenscharfe Krallen. Außerdem ist ihr Schmerzempfinden stark reduziert, dafür haben wir schon gesorgt. Sie sind einfach perfekt. Sie sind die Einmannkampfmaschine der Zukunft." „Was ist eigentlich aus meinem menschlichen Ich geworden?" „Tja, das ist bedauerlich. Der Mensch Frank Brenner wurde bei einem Laborunfall getötet." „NEIN!" „Es war ein, wie ich hörte, ziemlich hässlicher Säureunfall und die Reste kaum der Rede wert." Ich setzte mich auf den Boden. „Was habt ihr jetzt mit mir vor?" „Zunächst machen sie sich mit ihrem Körper vertraut. Lernen sie, mit ihren Kräften umzugehen und sie zu beherrschen. Finden sie sich mit der Situation ab, denn der Zug ist abgefahren. Arrangieren sie sich mit ihrer neuen Hülle und sehen sie zu, dass sie mit sich selbst ins Reine kommen. Sie können sich ja ein bisschen streicheln. Wer weiß, vielleicht macht Fell sie ja geil?" Ich spuckte auf den Boden. „Aber, aber. Wer wird denn gleich? Ich schicke jetzt vier Reinigungsroboter rein. Die entsorgen auch gleich ihren peinlichen Unfall in der Nasszelle."

Als die Roboter eintraten, saß ich immer noch regungslos auf dem Boden. Nichts war mir geblieben, außer meinem bepelzten Tigerkörper. Mein Leben und auch meine Zukunft waren komplett ausgelöscht. Meine Existenz war belanglos. Man hatte mir eine Falle gestellt und ich war blind hineingetappt. ‚Ich kriege dich Fletcher und wenn ich dabei mit drauf gehe.' Beseelt von diesem Gedanken entschloss ich mich, ihr Spiel mitzuspielen.

Als die Roboter gegangen waren, löste ich mich aus meiner Erstarrung. Ich stand auf, trat vor den Spiegel und atmete tief durch. ‚Naja', dachte ich, ‚wenigstens kann ich mich sehen lassen.' In der Tat brauchte ich mich nicht zu verstecken und sah wirklich toll aus, wenn man denn Fell und anthropomorphe Lebewesen mochte. Mittlerweile begann ich auch zu begreifen warum Fletcher solch eine Angst vor mir gehabt hatte. Ich war etwa zweieinhalb Meter groß und würde ihm wahrscheinlich mit Leichtigkeit die Kehle zerfetzen können.

Da ich bisher noch nichts gegessen hatte, meldete sich mit einem lauten Grummeln mein Magen. „Kriege ich in diesem Saftladen wenigstens was zu fressen?" „Oh. Wie ich sehe und höre beginnt 15 Punkt 437 langsam sein Schicksal anzunehmen", sagte eine unbekannte Stimme. „Ach? Und wer sind sie jetzt?" „Oh, entschuldigen sie bitte. Ich bin Eduard Stein." „Wow! Der Chef des Ganzen höchstpersönlich. - Was ist los, wollen sie sich an meinem Anblick ergötzen?" „Ich darf doch bitten. Seien sie etwas höflicher zu mir, sonst..." „Sonst was? Was wollen sie mir noch antun? Ich habe nichts zu verlieren. Tja, da haben sie jetzt mächtig Dreck am Hacken kleben. Sie haben ne Menge Leichen im Keller und einen Anthrotiger der nichts zu verlieren hat und an seinem Leben nicht unbedingt hängt. Was nun, großer Mann?" „Verdammt, Brenner. Du solltest dich etwas mehr ins Zeug legen", kam plötzlich Fletchers erregte Stimme. „Ach, da bist du ja wieder. Hast du den „lieben Gott" weggeschickt. Hä?" „Herrgott! Bist du so blöd oder tust du nur so?", er war wirklich außer sich. Das merkte ich daran, dass er unwillkürlich zum du übergegangen war. „Ich tue nur so. Aber mal im Ernst, was wollt ihr denn noch? Mich umbringen?" Fletcher räusperte sich, schien sich zu beruhigen und suchte definitiv nach einer Antwort. „gut. Ich schicke ihnen was zu essen rein. Ich hoffe, dass ihnen ein Rinderbraten Recht ist? - Und es handelt sich nicht um Millionen, sondern um Milliarden Dollar, was das gesamte Projekt betrifft." Ich nickte in die Richtung, in der ich die Kamera vermutete.

‚Ich werde euch dafür zur Rechenschaft ziehen und alles in Trümmer legen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Ihr habt aus mir eine Kampfmaschine gemacht. Bitte schön, die werdet ihr bekommen, aber bestimmt nicht so, wie ihr es euch erhofft.' Dieser Gedanke sollte mein zukünftiges Handeln bestimmen.

Ich saß mit knurrendem Magen da und begann ungehalten zu werden. Minute um Minute verging und es geschah nichts. Endlich, nach 25 Minuten kam ein Versorgungsroboter mit einem Wagen hereingerollt. „Ich bringe die gewünschten Speisen und Getränke für 15 Punkt 437", schnarrte er mit blecherner Stimme und verschwand wieder. Ich hob den Deckel an. Es war ein großes Stück Fleisch darunter. „Verdammter Mist, das ist ja noch roh!" „Was haben sie erwartet? Ihr Körper braucht keinen gekochten oder gebratenen Müll. Was sie brauchen sind Rohproteine in reinster Form. Also guten Appetit. - Achja, bevor ich es vergesse. In zwei Stunden sehen wir uns im Ausbildungs- und Konditionierungszentrum. Und in einer knappen Stunde werden ihnen ein paar Roboter Gesellschaft leisten. Wir möchten doch erfahren, wie es ihnen wirklich geht. Immerhin wollen wir doch keinen Milliardenauftrag einfach so verlieren." Fletcher lachte hysterisch auf. „Dämliches Arschloch", murmelte ich. „Du wirst deiner Strafe nicht entgehen." Also nahm ich mir ein Herz und begann das rohe Fleisch hinunterzuwürgen. Merkwürdig. Geistig hatte ich eine Abneigung dagegen, aber mein Geschmackssinn und auch mein Körper sagten mir etwas ganz anderes. Es mundete mir vorzüglich.

Während ich aß oder besser gesagt, während ich das Fleisch förmlich tötete und zerriss, gingen mir die verschiedensten Dinge durch den Kopf und ich sinnierte über die zurückliegenden Ereignisse. Alles ergab einen Sinn. Man hatte mein menschliches Ich am vergangenen Abend mit Alkohol und Drogen betäubt, es ins Institut geschleift und alles was es ausmachte kopiert. Dann hatte man die Daten in das Hirn meiner jetzigen Raubkatzenhülle transferiert. Mein menschliches Dasein wurde abrupt beendet. Dass ich dem Institut seit über zehn Jahren treu ergeben war und meine Arbeit gut machte schien nicht interessiert zu haben. Was scheinbar ausschlaggebend war, ist die Tatsache, dass ich plötzlich zu neugierig war und zu einer Bedrohung wurde. Das mein Freund Greg allerdings in der Sache mit drin steckte und mich verladen hatte, schlug dem Fass den Boden aus. Der Fletcher den ich kannte, hatte nichts gemeinsam mit dem der mich hier überwachte. Irgendwas stimmte an der Sache nicht, aber ich war nicht in der Lage es herauszufinden. Greg war immer ein sehr liebenswürdiger Mensch gewesen, geradezu fürsorglich. Aber seit einem halben Jahr war unser Kontakt fast gänzlich abgebrochen. Gestern Abend hatten wir seit Ewigkeiten das erste richtige, wenn auch sehr kurze Gespräch. Er kam mir wie ausgewechselt vor und seine Ansichten hatten sich komplett geändert. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Greg war ein reiner Linkshänder. Wieso hatte er am Vorabend das Champagnerglas so gewandt mit der rechten Hand geführt? Ich wusste von ihm, dass er mit der rechten Hand vollkommen ungeschickt ist. Mir wurde sehr deutlich bewusst, dass da der Hase im Pfeffer lag und dass die Person, die mir hier als Gegner vorgeführt wurde nicht der echte Greg Fletcher sein konnte. Aber warum das Ganze? Wer steckte alles dahinter? Warum betrieb man so einen Aufwand? Nur allein wegen mir hätte man das nie getan, da musste noch etwas ganz anderes dahinter stecken. Ich war mir sicher, dass ich es, wenn ich Augen und Ohren offen hielt irgendwann herausfinden würde. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg und Fletcher war halt Fletcher.

Tja und da saß ich erst einmal, halb Mensch, halb Tiger und knabberte an einem Bratenrest.

Ich seufzte, legte den Knochen auf den Teller und stand auf. Dringende anstehende Geschäfte zwangen mich die Toilette aufzusuchen und die Absauganlage schien vor Schmerz aufzustöhnen. Selbst ich hätte am liebsten die Flucht ergriffen, aber vor sich selbst kann man nicht wegrennen. Unter der folgenden Dusche erwachte mein Überlebenswille. Sauber und erfrischt betrat ich meine „Gefängniszelle". Sechs Untersuchungsdrohnen hatten mittlerweile den Raum betreten und standen mir gegenüber. Es handelte sich um sehr unförmige Konstruktionen, welche relativ kleine Köpfe hatten, zwei Stielaugen und sechs Arme. Getragen wurde ihr rechteckiger Torso von vier spinndürren Beinen, welche winklig vom Körper abstanden. Wenn man sie aus der Ferne sah und vor allem im Pulk, dann konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich eine Armee von metallenen Riesenspinnen auf einen zu bewegte. ‚Ich hasse Spinnen', ging es mir durch den Kopf.

„Ach nein. Ist es schon so weit?", fragte ich laut in Richtung der Zimmerdecke. „Ja. Da kann man mal wieder sehen, dass sie selbst als Raubkatze keinerlei Zeitgefühl besitzen. Typisch für sie, 15 Punkt 437", erscholl die Antwort. „Und jetzt seien sie brav und kooperieren, dann tut's bestimmt nicht weh." Ich musste unwillkürlich grinsen. „Legen sie sich einfach auf den Behandlungstisch und lassen sie es über sich ergehen." Ich seufzte und fügte mich in mein Schicksal. Zunächst wurde ich vermessen und gewogen. Dann nahm man die aktuellen Aktivitätswerte meines zerebralen Cortex. Desweiteren wurde mir Blut abgenommen, Rückenmarksflüssigkeit entnommen, ebenso Lymphflüssigkeit, dann wurden die verschiedenen Nervenleitgeschwindigkeiten bestimmt und noch weitere Vitalfunktionen überprüft. Plötzlich hörte ich zwei Personen flüstern. „Ähm, sorry 15 Punkt 437", sagte Fletcher an mich gerichtet. „Aber wir müssen da noch etwas anderes überprüfen. Besser gesagt, wir brauchen etwas von ihnen. Sie können es gern freiwillig geben und ihren Spaß haben oder wir nehmen es uns einfach und es wird unangenehm." „Was denn noch? Ihr habt doch schon alles." „Nicht ganz. Um die bestehende DNS-Kette reproduzieren zu können und um uns am Ende einen Haufen Arbeit zu ersparen, brauchen wir ihren Samen." „Was? Und wie habt ihr euch das vorgestellt?" „Nunja, sie haben zwei gesunde Hände und die Nasszelle steht ihnen selbstverständlich zur Verfügung." Ich fing an zu lachen. „Das könnte euch so passen. Ich lege Hand an mich und ihr schaut mir per Kamera dabei zu. Ich bin doch hier nicht in der Peepshow." „Das habe ich befürchtet", sagte Fletcher und seufzte.

In die Roboter kam hektische Betriebsamkeit. Noch ehe ich Begriff was sich tat, hatten mich zwei von ihnen an Armen und Beinen gepackt und auf dem Tisch festgeschnallt. Mit ihren drei Armpaaren waren sie wirklich sehr schnell und vor allem geschickt. Ein Dritter trat hinzu, visierte kurz meinen Hintern an und rammte mir brutal eine Elektrosonde hinein. Ich brüllte auf und erinnerte mich an Fletchers Worte, dass man mir mein Schmerzempfinden genommen hätte. ‚Klasse', dachte ich, ‚das war dann wohl nichts.' Ich war fast blind vor Wut und fletschte die Zähne, Speichel tropfte von meinen Fangzähnen. Aber der Schmerz ebbte unerwartet schnell ab. Der Raubkatzenkörper schüttete Unmengen an Endorphinen aus, welche den Schmerz fast gänzlich töteten und mein Körper reagierte. Sie hatten ihr Ziel erreicht. „Eh, 15 Punkt 437, kleines Ferkel. Stehen sie etwa auf Schmerzen von hinten?" Ich sah an mir herab. Tatsächlich hatte sich, bedingt durch die Reizung mit Mikroströmen eine Erektion gebildet und aus meiner Vorhauttasche reckte sich unverhohlen mein Penis. Ich hatte mich bis dato immer gefragt, was man unter einer Elektroejakulation versteht. Jetzt hatte ich die Antwort. Die Drohne, die mir die Sonde eingeführt hatte, streckte einen ihrer Arme aus, nahm mein Glied vorsichtig zwischen die Finger, stülpte mit einer anderen Hand ein Reagenzglas darüber und fing meinen gleichmäßig herausquellenden Samen auf. Ich empfand keinerlei Befriedigung oder etwa einen Druckabbau während der Prozedur und hatte plötzlich Mitleid mit Tieren denen nur auf diese Art und Weise Sperma abgenommen wurde. Sie wussten nicht was ein befriedigender Lustabbau bei einer richtigen Paarung ist, würden es auf diese Art und Weise auch nie erfahren und ich fühlte in mir eine plötzliche Leere. „Okay, 15 Punkt 437. Sie hatten ihren Spaß. Wir sehen uns in wenigen Minuten. Dann ist Schluss mit lustig." „Ach leck mich doch am Arsch", erwiderte ich. „Danke für das Angebot, aber ich stehe nicht auf Pelz. Servus." Er brach die Sprechverbindung ab und die Roboter ließen mich wieder los. Meine Wut und die Leere in mir hatten sich vereint und schaukelten sich zu Hass auf.

Bevor die Drohnen reagieren konnten, sprang ich auf, packte die Erste, hob sie von ihren spindeldürren Beinen und schleuderte sie mit aller Kraft gegen die nächste Wand. Mit einem lauten Scheppern schlug sie auf und ging zu Boden. Die Drohne hatte ein Bein verloren und war im Abseits. Eins zu Null für mich. Zwei der Drohnen hatten es geschafft die Tür zu erreichen und waren durch diese verschwunden, zwei weitere hatten den Alarm ausgelöst. Damit Siegpunkte an den Gegner und Vier zu Eins für ihn. Die sechste Drohne stand etwas dumm in der Gegend herum und glotzte mich an. Ich näherte mich ihr entschlossen und mit starrem Blick, holte noch im Gehen mit der rechten Hand aus. Mein Schlag ging durch ihren abwehrenden Arm regelrecht hindurch, zerstörte ihn und traf ihren Kopf. Funken stieben und mehrere Kurzschlüsse ließen sie zusammenbrechen. Das Ergebnis konnte sich für ein Kurzgeplänkel sehen lassen. Vier Drohnen entwischt, zwei zerstört. Leider auch der Alarm ausgelöst, was unangenehme Folgen haben konnte und auch sollte.

Plötzlich hörte ich einen Schuss und spürte einen Stich im Nacken. Einer der herbei geeilten Wachmänner hatte mich mit einem Betäubungspfeil in meine Schranken gewiesen. Unter einem tierischen Aufschrei ging ich zu Boden und mir schwanden die Sinne. Als ich wieder zu mir kam, stand Fletcher direkt neben mir. Wir waren allein. Ich sprang auf und wollte mich auf ihn stürzen, aber es blieb beim Versuch. Ein scharfer Schmerz am Hals stoppte mich, zwang mich auf die Knie. „Dumm!", sagte er. „Einfach nur dumm! Wenn sie nicht qualvoll verrecken wollen, sollten sie sich wirklich beherrschen lernen. Ihre Welpenschonzeit ist hiermit beendet." Als ich betäubt am Boden lag, hatte man mir ein Elektrohalsband angelegt. Mein ganzer Plan, mich rächen zu wollen, war ins Wanken geraten. Durch meinen unüberlegten Wutausbruch hatte ich mich selbst Schachmatt gesetzt und war dringend auf Hilfe von außen angewiesen.

Ich erwachte wie jeden Morgen etwas gerädert. Ich schlug die Augen auf und sah mich um. Mein Schlafzimmer streichelte meine Augen mit seinem Anblick. Ich gähnte herzhaft, streckte mich und setzte mich auf. In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Also zog ich meinen Morgenmantel über und ging die Treppe hinunter.

Vor der Tür stand Greg Fletcher. Ich öffnete. „Hallo Greg, komm rein bevor uns jemand sieht." Ich zog ihn in mein neues Haus. „Was gibt es Wichtiges?", fragte ich und rieb mir den restlichen Schlaf aus den Augen. „Es ist etwas Unfassbares passiert und wir müssen schnell handeln!" „Setz dich erstmal hin und dann rede bitte nicht um den heißen Brei", bat ich Greg. Er nahm Platz und sah mich unheilschwanger an. „Es ist grauenhaft. - Du weißt ja, dass wir am Mercenary-Projekt arbeiteten. „Ja. Aber es klappte nicht so Recht. Die Zellverbindungen lösten sich nach einer gewissen Zeit immer wieder auf." „Ganz Recht. Aber ich erzählte dir auch, dass das Team auf dem Weg war einen Durchbruch zu erzielen." „Ja. Das war bevor du unter mysteriösen Umständen für 8 Monate beurlaubt wurdest." „Ganz Recht. Es ist gelungen. Das Institut hat den Auftrag bekommen. Allerdings sieht das geklonte Wesen nicht menschlich aus." „Was? Wie das? Unsere Maßgaben waren eindeutig. Der Klon sollte menschlich sein." „Tja, wie es aussieht wurden die Spielregeln während meiner Abwesenheit geändert." „Das hört sich nicht gut an. Aber, du hast doch noch etwas auf dem Herzen?" „Ja. Ne ganze Menge. Wir hatten doch aus alten Institutsbeständen einen Sequenzierer nebst Aufzuchtbecken geklaut und alles bei mir im Keller aufgebaut." „Ja. Merkwürdigerweise fiel das auch niemanden auf oder es wollte niemand wissen und jetzt rede endlich Klartext und fang nicht wieder beim Urschleim an." „Tja, dein Klon, den wir zu deinem Schutz erschufen, ist tot. Getötet von mir." „Was? Das geht doch gar nicht. Du warst nicht da." „Ich nicht, aber du erinnerst dich an meine Verletzung am Handgelenk? An die tiefe Schnittwunde?" „Ja, natürlich. Man hatte dir damals noch zusätzlich Gewebe an der Wunde entnommen, um es auf eine eventuelle Kontamination zu überprüfen", sagte ich und zuckte automatisch zusammen, weil mir eine Idee durch den Kopf ging. „Genau. Das war, wie es scheint, ein Vorwand. Man brauchte die Zellen für die Erschaffung eines Klons, einer unerlaubten Kopie von mir." „Den gleichen Gedanken hatte ich gerade auch", seufzte ich. „Das ist unfassbar. Aber wer sollte daran Interesse haben? Warum hat man dich nicht umgebracht, sondern beurlaubt? Jemand der sich für so clever hält, würde doch bestimmt nicht das Risiko eingehen und deine Rückkehr in Kauf nehmen." „Keine Ahnung. Aber da zieht jemand Fäden in einem sehr dubiosen Spiel und scheint an der ganzen Sache einen Heidenspaß zu haben. Außerdem habe ich auch meine Freunde und habe meinen Urlaubsort bewusst geheim gehalten. Vielleicht lebe ich ja deshalb noch? - Aber wart ab, es wird noch besser. Ich habe ja meine kleinen Informanten und Helferlein im Institut und die erzählten mir noch ganz andere Sachen." „Nämlich?" Ich wurde langsam ungehalten, aber Greg schaffte es bei Gesprächen immer wieder die Spannung auf dem Höhepunkt zu halten. „Das Projekt, das Geschöpf, welches für das Militär bestimmt ist. Es trägt angeblich deinen Geist und deine Erinnerungen in sich." Ich zuckte zusammen und fasste mir unwillkürlich vor die Brust. „Das schlägt einem die Krone ins Gesicht", sagte ich schwer atmend. „Die spielen den lieben Gott, wie es denen passt." „Naja, gut. Sie haben mir einen Teil meiner Identität gestohlen und mich dupliziert. Das ist ne riesige Sauerei. Sie haben dir oder besser gesagt deinem Klon ebenfalls einen Teil der Identität geklaut und sie in das Projekt dupliziert. Das ist ne unfassbare Sauerei. Aber ich glaube, dass wir damit angefangen haben und daher keinen Deut besser sind." „Wie meinst du das?" „Wir haben dich zuerst geklont und damit Gott ins Handwerk gepfuscht." „Das mag sein, aber es handelte sich um eine Notlage. Wir erschufen eine Kopie um das Original, nämlich mich, zu schützen und ich hatte es genehmigt." „Rechtfertigt das Motiv die Tat? Ich weiß es nicht mehr." „Vor drei Jahren war ich zum letzten Mal im Institut und damals waren die Anzeichen für eine Gefährdung meiner Person alarmierend. Du selbst kamst auf die Idee. Nicht ich." „Ach verdammt. Du hast ja Recht. Aber, wenn ich alles im Nachhinein betrachte, dann weiß ich nicht, ob ich alle Klonierungsgeschichten überhaupt noch gut heißen soll." „Niemand hat je behauptet, dass es leicht ist der Herr über Leben und Tod zu sein. Niemand hat je behauptet, dass das Klonen ethisch und moralisch eine astreine Sache ist." Greg nickte und erwiderte: „Aber ich hatte noch nie so viele Zweifel wie heute." „Tja, aber wir haben es getan." „Mich würde interessieren, warum man mich geklont hat? Und vor allem, wer?" „Das ist eine gute Frage. Aber, was willst du tun? Ich kann da nicht auftauchen, denn mein Klon hatte meine Zugangskarte und offiziell bin ich tot." „Du hast damit nur bedingt etwas zu tun. Ich muss ins Institut um herauszufinden, was da alles wirklich läuft. Ich habe meine Zugangskarte noch, wenn man die Codierungen nicht gelöscht hat." „Was willst du dann machen?" „Ich will mein Duplikat finden." „Und dann? Willst du Grüß Gott und Hallo sagen?" Er lachte kurz auf. „Nein mit Sicherheit nicht. Ich werde versuchen ihn zu beseitigen. Jedes Lebewesen auf der Erde ist einmalig und sollte es auch bleiben. Geklonte Duplikate sind Identitätskiller und machen uns ersetzbar." „Du kannst ihn doch nicht töten, denn er ist du. Aber, es ist am Ende deine Entscheidung. Was ist eigentlich mit dem Klon unseres Projektes? Was ist mit dem Wesen, das mir so ähnlich ist?" „Oh! Das trägt deine Persönlichkeit, sieht dir wohl aber nicht im entferntesten ähnlich." „Wie? Was?" „Hmmm... hörst du mir überhaupt zu?" „Ja, schon. Aber du hast mich etwas überrollt." „Naja, mag sein. Bei dem Wesen handelt es sich laut meinen Informationen um einen anthropomorphen Tiger." „Na entzückend. Ich wusste ja schon immer, dass es viele Durchgeknallte und Besessene in unserer Firma gibt, aber ein Anthrotiger ist mal ganz was Neues." „Tja, da hatte sich wohl jemand für was ganz ausgefallenes entschieden. Und es kommt beim Auftraggeber gut an." „Sollte mich das jetzt glücklich machen?" „Nein, sollte es nicht, denn immerhin hat man uns Teile unserer Seelen geraubt. Das gibt noch ein böses Erwachen." „Ich möchte, dass wir ihn da rausholen. Wer weiß was die mit ihm alles anstellen." „Ich werde es herausfinden. Vor allem werde ich erstmal schauen, was mein illegales Ich so treibt. Bin mal auf sein Gesicht gespannt, wenn ich ihm gegenüber stehe." „Hältst du das für klug?", fragte ich etwas geschockt. „Nein, aber seit wann handeln wir in unserer Gesellschaft klug? Seitdem wir in diesem Institut arbeiten, wird bis auf wenige Ausnahmen, fast jeder Schritt von Erfolgssucht, Machtgier und Profitsucht bestimmt. Wir sollten diesen Kreis endgültig durchbrechen. Je eher, umso besser. Außerdem beschäftigt mich noch ein anderer Gedanke. Die Erinnerungen in meinem Klon können nicht von mir stammen, denn ich habe mich nie einer Datenaufnahme unterzogen. Das Persönlichkeitsprofil ist leicht aufzulagern, aber das Hirn muss auch mit Daten gefüllt werden, die uns zu dem machen, was wir sind. Da reicht eine stupide Charakterstudie nicht aus." Ich seufzte und nickte kurz. „Pass auf dich auf. Das Ganze ist scheinbar ne ganz große Nummer und könnte uns über den Kopf wachsen, wenn es das nicht schon ist." Greg gab mir zum Abschied einen Kuss, stand auf und ging zur Tür. Als er auf der Schwelle stand fragte ich ihn: „Und was soll ich jetzt machen?" „Hmmm, gute Frage. Machs dir gemütlich. Wenn ich deine Hilfe benötige, lasse ich es dich wissen. Sieh zu, dass du nicht auffällst, denn du bist tot." Mit einem merkwürdigen Grinsen drehte er sich um und ging.

Fletchers Disziplinierung hatte endlich ein Ende gefunden, als ich bewusstlos am Boden lag. Er drehte sich um und verließ den Raum. Vor der Tür traf er auf Stein. „Oh, hallo Dr. Fletcher. Wie geht es denn unserem Juwel?" „Ich denke, dass es ihm gut geht und ich unsere Absichten erfolgreich vermitteln konnte." „Ah, sehr schön. Das gefällt mir. Bereiten sie ihn bitte auf seine Ausbildung vor. Ich möchte in spätestens 48 Stunden eine Präsentation." „Ja, Sir", kam Fletchers Antwort. ‚Verdammt', dachte er, nachdem Stein verschwunden war. ‚Das hat mir gerade noch gefehlt.'

Er hasste dieses Vieh und vor allem den Geist der in ihm steckte. Das Brenner und er Freunde waren, konnte er sich gar nicht vorstellen. Es war ihm geradezu eine Genugtuung, dass er diesen Nestbeschmutzer in diesen Körper sperren und sein jämmerliches menschliches Leben beenden konnte. Brenner war schon immer ein Heuchler gewesen und würde jedem in den Rücken fallen, wenn es ihm gerade passte. Und ausgerechnet der war nur zu stoppen, indem man ihn in einen Anthrokörper verbannte. Eine Ironie des Schicksals und eine glatte Verschwendung. Aber es machte Fletcher Spaß, ihn leiden zu sehen. ‚Wir werden auf das Vieh höllisch aufpassen müssen. Einen Versuch hatte er schon gestartet, er wird es wieder versuchen.'

Er ging zurück und damit zu mir. Ich lag immer noch betäubt am Boden, rührte mich aber schon wieder. Fletcher betrat die Nasszelle, holte einen Eimer mit kaltem Wasser, trat zu mir und kippte den Inhalt über meinen Kopf.

Ich kam schlagartig zu Bewusstsein und sprang auf. Mit einer Geste bedeutete er mir, dass ich auf Abstand bleiben soll. „Du hast Glück. Stein möchte in zwei Tagen eine Präsentation von dir sehen. Ich bin gezwungen seinen Wünschen zu folgen und dich mit Samthandschuhen anzufassen. Kein Grund übermütig zu werden 15 Punkt 437, ist das klar?" Ich nickte und fixierte ihn mit stechendem Blick. „Darf ich eine Frage stellen?", wagte ich einen Vorstoß. „Wenn es sein muss?" „Was ist passiert mit dir? Was ist schiefgegangen?" „Worauf willst du hinaus?" „Ich meine damit, dass du nicht du selbst bist." Er schaute mich schief an. „Was soll der Blödsinn? Ich bin so wie immer." „Nein, bist du nicht. Wir sind seit Jahren ein Paar, dann sprichst du plötzlich nicht mehr mit mir und zur Krönung wirst du deinen Prinzipien untreu und lieferst mich ans Messer, quälst mich und empfindest dabei auch noch Genugtuung." „Was waren wir? Ich glaube da ist beim Datentransfer einiges durcheinander geraten." „Oh nein. Ich weiß wovon ich rede." „Das saugst du dir aus den Fingern 15 Punkt 437. Ich habe selten so einen Schwachsinn gehört." „Okay, dann stelle ich dir eine andere Frage. Warum siezt du mich, wenn andere Personen anwesend sind, gehst aber, wenn wir allein sind automatisch zum du über?" „Deine Fragen werden immer seltsamer und entbehren jedweder Logik." „Stimmt nicht, du bist Fletcher, aber nicht der Richtige. Der echte Fletcher würde seinen Geliebten niemals töten, er hätte ihn niemals verraten und auch niemals in den Körper eines Anthrotigers gesperrt. Du bist durch und durch falsch." Er lief rot an. „Rede bloß nicht einen solchen Scheiß und vor allem nicht, wenn andere dabei sind. Die glauben den ganzen Mist am Ende noch." „Was haben die mit dir gemacht? Eine Gehirnwäsche vielleicht oder hat man dich etwa komplett ausgetauscht?" „Blasphemie!", schrie Fletcher plötzlich und tastete nach dem Halsbandsender. „Schon gut, schon gut. Du brauchst dich nicht zu bemühen", versuchte ich ihn schnell zu beruhigen. Aber es war zu spät. Er griff nach dem Sendegerät und löste es aus. Schmerzen nahmen mich gefangen. „Siehst du was aus dir geworden ist?", presste ich hervor. „Greg würde so was niemals tun, das ist nicht seine Art." „Halt endlich die Klappe, du Vieh", schrie er. Das letzte was ich noch hervorbrachte war die Frage: „Seit wann bist du Rechtshänder?" Dann brach ich zusammen und lag zuckend am Boden.

Plötzlich fiel der Sender zu Boden, meine Schmerzen endeten abrupt und Fletcher schlug neben mir auf. Eine menschliche Person reichte mir die Hand und half mir auf. Als ich stand, schaute ich in ein sehr vertrautes Gesicht. Es war das Gesicht der Person die gerade zu Boden gegangen war. „Wer bist du jetzt? Der echte oder wieder ein falscher Fletcher?" „Ich bin der echte. Das kannst du mir glauben, Frank." „Frank? Den Namen habe ich seit einiger Zeit nicht mehr gehört." „Seit einiger Zeit? Wie ich mitbekommen habe, erst seit 2 Tagen." „Erst zwei Tage? Es kommt mir vor wie 2 Jahre." „Kann ich mir vorstellen. Wir sollten jetzt aber vorsichtig sein und uns nicht erwischen lassen." „Ja, wir sollten uns so bewegen, wie man es von uns erwartet." „Genau. Tja, da wird der menschliche Frank aber Augen machen, wenn er dich sieht." Ich erstarrte. „Er lebt?" „Ja, aber natürlich. Wir wussten was ihm droht und erschufen einen Klon. Der ist getötet worden und von ihm hast du deinen Geist, deine Seele und dein Wissen." „Hmhm. Ich bin also eine Kopie einer Kopie?" „Wenn man es streng nimmt, ja." „Au man. Das wird ja immer besser. Und der Fletcher der am Boden liegt, ist das auch eine gewollte Kopie? Wenn ja, dann habt ihr da aber Mist gebaut." „Nein. Ich hatte einen kleinen Laborunfall in dessen Zuge nahm man mir Gewebeproben. Die hatten zum klonen ausgereicht. Vor acht Monaten beurlaubte man mich plötzlich. Seit dieser Zeit muss er hier sein Unwesen getrieben haben. Mich würde nur interessieren von wem man den Hirnscan genommen hat, denn von mir stammt er nicht." „Er stammt von Stein", sagte der am Boden liegende falsche Fletcher. „Hä? Ach, sieh an. So sieht dann also ein komplett falscher Fletcher aus." „Nicht ganz, denn das Äußere und das Profil stammen von ihnen." „Sekunde mal. Sie sagten gerade, dass das Profil von mir stammt. Wie kann es wissen, was es ist?" „Wie meinst du das?", fragte ich neugierig dazwischen. „Denk doch mal nach, Frank. Wenn ich einen Klon erschaffe und mit identischem Aussehen und identischem Geist ausstattete, dann hält sich die Kopie für das Original, weil es keinen Unterschied zwischen vorher und nachher bemerkt." „Stimmt. Ich wusste, dass ich nicht Brenner sein konnte, weil mein Körper nicht zum Geist passte." „Fast richtig. Eher umgekehrt. Der Geist passte nicht zum Körper. Deine letzte Erinnerung war, dass du menschlich warst, dann warst du schlagartig ein Anthrotiger. Es wurde nicht der Geist getauscht, sondern der Körper." „Tja, bei mir passte der Körper also nicht zur Erinnerung. Und bei deiner unauthorisierten Kopie stammen die Erinnerungen von Stein und das Profil von dir. Daher weiß es, was es ist." „Genau. Allerdings ist das mächtiger Pfusch, denn es könnte in Konfliktsituationen zu Problemen führen." „Wie meinst du das?" Der Fletcherklon gab die entsprechende Antwort. „Weil Steins Erinnerungen in bestimmten Situationen zu anderen Reaktionen führen, als es das Profil von Fletcher tut. Das ist in der Tat ne dumme Sache, aber in den Griff zu bekommen." „Ich würde das als Shizophrenie bezeichnen." „Das interessiert mich aber nicht", kläffte der Klon. „Und was nun?"

Plötzlich kamen drei schwer bewaffnete Sicherheitsleute in den Raum. „Nehmt Fletcher fest." „Ähm... welchen?" Die drei schauten sehr dumm aus der Wäsche. „Den da!", schrie der Klon und zeigte auf den echten Fletcher. Sie hoben ihre Waffen und deuteten an, dass sie keinerlei Widerspruch dulden würden. Mein Freund und Geliebter Greg Fletcher war Gefangener eines Wahnsinnigen. „Verdammt. Sie mieses Ekel. Wissen sie eigentlich überhaupt noch, was sie da tun?" „Natürlich. Ich schütze unsere Firma." „Sie sind einfach nur Machtbesessen, wollen alles und jeden kontrollieren." „Ahah! Noch nicht ganz, aber wir sind auf dem besten Weg." Während zwei Wachleute Greg wegbrachten, wandte sich der falsche Fletcher an den dritten Wachmann. „Unser liebes Tierchen hier, hatte mal eine Ehefrau und zwei Töchter. Bringen sie die her." „NEIN!", schrie ich und brüllte gleichzeitig. „Oh doch. Ich würde auch lieber die Elektrohalsbandmethode bevorzugen, aber da ich Schäden an ihnen vermeiden möchte, greife ich zur guten alten Zusammenarbeit." „Zusammenarbeit? Das nenne ich Erpressung." „Egal. Sie werden uns gehorchen." „Ach, Wachmann", rief der Klon plötzlich. „Schicken sie ein Trupp unserer Spezialisten los, der den echten Brenner finden soll. Bei einem Laborunfall ist ein Klon draufgegangen." Ich erschrak und riss die Augen auf. „Ihr dachtet wohl uns hinters Licht führen zu können? Wir haben den Diebstahl der alten Sequenzierungsanlage bemerkt und waren sehr gespannt was dabei heraus kommt. Ihr habt uns mächtig überrascht. Wie dem auch sei. Wir haben euch jetzt in der Hand und damit alles unter Kontrolle." „Warum? Warum tun sie das Alles? Einfacher Mord hat ihnen wohl nicht gereicht?" „Aber, aber. Das wäre doch primitiv. Da hinterlässt man außerdem zu viele Spuren. Ich habe etwas viel besseres und es gibt keine Leichen. Ich töte euch moralisch, ich demütige euch und breche somit euren Willen. Das ist wesentlich effektiver und man stellt mir hinterher keine dummen Fragen. Das Letzte was ich will, ist die Polizei im Haus zu haben." „Was haben sie vor?", fragte ich und sah ihn durchdringend an. „Das werden sie in Kürze sehen. Ich will doch nicht alles im Voraus verraten und ihnen nachher die Überraschung verderben."

Bis jetzt dachte ich, dass es schon so hoffnungslos war, dass es nicht noch schlimmer kommen könnte. Aber diese Firma einschließlich ihres Managements war so unglaublich durchtrieben und bösartig, dass sie wirklich alles in den Schatten stellte.

Also saß ich wieder in meiner Zelle, wurde von Robotern malträtiert und vergewaltigt. Zweimal am Tag brachte man mir etwas zu essen und täglich für 5 Stunden waren Ausdauer- und Geschicklichkeitstraining angesagt. Es vergingen erst Tage, dann Wochen. Die Präsentation verlief wie am Schnürchen obwohl ich versuchte, nach Möglichkeit alles über den Haufen zu werfen. Das Druckmittel jedoch hatte seine Wirkung hinterlassen und ich wollte nicht für den Tod meiner Ex-Frau, meiner Töchter und auch meines geliebten Greg verantwortlich sein. Ich hatte mir eh schon zuviel zu Schulden kommen lassen. Also baute ich den einen oder anderen Patzer ein und wirkte auch sonst relativ desinteressiert. Aber das schien nicht zu stören und die beauftragten Beobachter der Zwischenlieferer für das Militär waren mehr als begeistert. Damit war die Sache perfekt und das Auftragsvolumen erhöhte sich fast um das Doppelte und sollte über die nächsten 30 Jahre laufen. Damit würden sich Stein und Co. ihre Swimmingpools vergolden lassen können. Im stillen ärgerte ich mich maßlos, zog es aber vor zu schweigen.

Mein menschliches Ich lag im Bett und schlief. Das Frank Brenner Original ahnte nicht mal, dass das sich schlagartig ändern sollte. Wie auch, hatte er doch keinerlei Kontakt mehr zu Greg Fletcher und somit auch nicht zu den Vorgängen im Institut. Bis jetzt nicht. Plötzlich krachte es an der Eingangstür und mein menschliches Ich schrak hoch. Noch benommen hörte ich hastige Schritte näherkommen. Sie kamen von mehreren Personen, da war ich mir sicher. Sie schauten scheinbar in alle Räume und standen schließlich vor meinem Bett. „Mr. Brenner. Betrachten sie sich als unser Gefangener. Sollten sie Widerstand leisten, werden wir von der Schusswaffe Gebrauch machen." „Na entzückend. Kann ich mir wenigstens was anziehen oder wollen sie mich so mitnehmen?" Ich stand auf und stellte mich demonstrativ nackt neben mein Bett. Zwei der Eindringlinge fingen an zu grinsen, zwei schauten interessiert zu Boden, einer pfiff leise vor sich hin und starrte in die Luft. Der Chef der Truppe nickte zustimmend.

Eine Stunde später stand ich Stein höchstpersönlich gegenüber. „So so, Mr. Brenner. Freut mich sie zu sehen, wenn ich auch gehofft hatte, dass ich sie nie wiedersehen müsste." „Kann ich mir denken. Geht mir genauso." „Aber lassen wir die Freundlichkeiten. Sie wollten mir und meinem Institut ans Bein pinkeln, das hat Konsequenzen. - Sicherheit! Schaffen sie ihn zu dem Anderen." Zwei Sicherheitskräfte traten hinzu, packten mich und führten mich in die Kellergewölbe des Instituts. Sie deuteten auf eine Seitentür, schlossen sie auf und schoben mich unsanft in den dahinterliegenden Raum. Tja, da stand ich im Halbdunkel und hörte ein Geräusch. „Ist hier jemand?" „Frank? Bist du das?" „Greg? Oh verdammt. Du auch hier und nicht in Hollywood." Er kam auf mich zu, wir umarmten und küssten uns. „Die Umstände sind zwar katastrophal, aber ich freue mich unendlich dich zu sehen." „Geht mir genauso", erwiderte er und versuchte zu lächeln. „Was haben die vor?" „Ich habe keine Ahnung wo das hinführen soll. Aber ich habe den Anthrotiger getroffen. Eine sehr angenehme und imposante Erscheinung und er ist genauso liebenswürdig wie du." „Er ist ich." „Ja und du bist er. Ihr seid beide du." „Oh man, ist das alles kompliziert." „Meinst du? Das ist noch nicht alles. Mein Abziehbild hat seine Schergen los gejagt um deine Ex und deine beiden Töchter zu finden und her zuschleifen." „WAS?", mein Herz setzte fast aus. Greg nickte. „Was haben die denn damit zu tun?" In meinem Hals bildete sich ein Kloß und schien mich ersticken zu wollen. „Sie wollen dein Anthro-Ich erpressen." „Geiseln?" „So in etwa. Wenn er nicht mitspielt, dann..." „Ich glaube mir wird schlecht." Ich ließ mich zu Boden sinken und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Greg setzte sich neben mich und versuchte mich zu trösten. „Wenn ich nur ansatzweise geahnt hätte, was mein Vorhaben alles auslöst, dann hätte ich lieber geschwiegen. Dass mein Verstand in einem fremden Hirn und Körper steckt, okay, selbst Schuld kann man nur sagen. Aber das jetzt Menschen mit hineingezogen werden die mir am Herzen liegen und die ich Liebe, geht über meine Kräfte." „Hey, pscht. Beruhige dich wieder. Damit änderst du auch nichts mehr." „Du hast ja Recht, aber trotzdem." „Mich bringt nur ins Grübeln, dass ich nicht dahinter steige, was er mit deiner Ex-Familie vor hat. Was bringt ihm das Ganze? Der hat doch noch was ganz anderes vor." „Mir geht da was im Kopf rum. - Wie weit ward ihr mit den Forschungen an dem Anthro?" „Er lebt und ist gesund." „Nein, das meine ich nicht. Ich meine, ob ihr soweit ward, dass er, ähm, in Serie gehen könnte." Jetzt stutzte Greg. „Ja, ich glaube schon." „Oh scheiße. Ich fürchte, dass dem Militär in Kürze mindestens vier Anthrotiger zur Verfügung stehen werden." „Ich weiß worauf du hinaus willst. Aber das meinst du hoffentlich nicht im Ernst." „Doch, genau das", erwiderte ich. „Er läuft aber Gefahr, dass diese Anthros ihm das Leben schwer machen. Ich glaube zwar, dass er in der Lage ist einen zu kontrollieren, aber gleich vier Stück, das wäre dann wohl zu viel des Guten." „Ich begreife nicht, was er sich von alldem verspricht. Andere werden einfach umgebracht und fertig. Warum dieser Aufwand?" „Mein merkwürdiges Ebenbild hat es mir verraten." „Und ?" „Tja, er will uns demütigen und demoralisieren. Außerdem kommt er nicht noch mal so billig an Hirnscans ran wie jetzt. Wir scheinen ganz besondere Gegner zu sein und werden entsprechend behandelt." „Na toll. Ich bin echt begeistert. Deinen Aussagen entnehme ich, dass du deinem Klon auch begegnet bist?" „Ja, bin ich in der Tat. Er ist nur teilweise mein Ebenbild. Er sieht aus wie ich und trägt mein Profil, aber der Scan stammt von Stein." „Das geht schief. Erinnerungen und Profil werden früher oder später in Konflikt geraten." „Das sagte ich ihm auch, aber er meinte, dass er das im Griff hätte." „Nicht mehr lange." „Ich will es hoffen. Jedenfalls hat er uns hier unten festgesetzt und jetzt heißt es warten."

Mein x-stes Training lief gerade, als Stein vorbeischaute und dem falschen Fletcher etwas ins Ohr flüsterte. „15 Punkt 437", rief er plötzlich ins Mikro, „wir haben eine Überraschung für sie." Ich schloss die Augen und erwartete die furchtbare Bestätigung meiner Alpträume, nämlich, dass diese Höllenfürsten meine Frau und meine Kinder gefunden hatten. Aber es geschah etwas ganz anderes. „Unsere Waffen- und Abwehrabteilung hat schlaflose Nächte in Kauf genommen um sie ausrüsten zu können. Wir werden ihnen jetzt das Ergebnis präsentieren." Die Tür des Trainingszentrums wurde geöffnet und es traten fünf Arbeitsdrohnen ein. Sie trugen eine Art Anzug, mehrere exoskelettartige Konstruktionen und einige Waffen. „Okay, 15 Punkt 437. Freuen sie sich, die Zeit ihrer Nahkampfausbildung ist vorbei. Wir kommen jetzt zu den richtigen Angriffswaffen." Die Drohnen traten näher und legten die Sachen vor meine Pfoten, denn Füße hatte ich als Anthro ja nicht, was mir anfangs einige Bewegungsschwierigkeiten einbrachte. „Ah, entzückend!", rief ich. „Wollt ihr mich jetzt verkabeln oder was?" „Nicht ganz, aber Änderungen behalten wir uns vor. Im Moment sehen wir jedoch keinerlei Anlass sie mit einem Kontrollimplantat auszustatten. Das Halsband reicht fürs erste aus." Bei dem Gedanken daran, etwas in mein Hirn implantiert zu bekommen, was mich am Ende steuern würde, drehte sich mir der Magen um. „Na schön. Was haben wir denn da feines?", fragte ich betont überschwänglich. „Das werde ich ihnen gerne erklären. Der Anzug besteht aus einer superleichten und hochfesten Verbindung, die ihnen als Schutzanzug gegen direkte Geschosstreffer dienen wird. Die Exoskelettfragmente werden an Armen und Beinen montiert und werden ihre Standfestigkeit, ihr Sprungvermögen sowie die Visierfähigkeiten in den Armen erheblich erhöhen. Eine kleine hydraulische Unterstützung wird ihnen gut tun. Die Waffen werden auf den Unterarmen festgeschnallt und mit den Hydraulikteilen verbunden. Um sie ohne Unterstützung zu tragen, sind sie zu schwer. Außerdem wird ihnen ein Rucksackgestell auf den Rücken geschnallt, welches ebenfalls eine Waffenphalanx trägt." „Aha. Ich werde also komplett in einen Panzer gesperrt. Sie wollen wohl verhindern, dass ich doch noch durchbrenne." „Hören sie mit ihren dummen Sprüchen auf. Sie wissen doch, dass wir da andere Mittel und Methoden haben", herrschte mich der falsche Fletcher an. „Kommen wir zu den Waffen", mischte sich Stein ein und ging damit wieder zur Tagesordnung über. „An den Armen werden sie je ein leichtes, kurzläufiges Maschinengewehr tragen, welches mit einem Magazin ausgestattet ist, das 150 Schuss beinhaltet. Die Phalanx auf ihrem Rücken trägt eine doppelläufige Laserkanone, die in voll geladenem Zustand 2.500 Schuss bereit hält." Ich hörte es, wollte es aber nicht glauben. Ich konnte einfach nicht glauben, dass mir nach allem so mir nichts dir nichts solche Waffen zur Verfügung gestellt werden. Als ich noch unbewaffnet war, wenn man von meinen Zähnen und Krallen absieht, hatten alle eh schon Angst vor mir gehabt, aber jetzt, wenn ich voll ausgerüstet war, würde ich eine tickende Zeitbombe sein. Warum der plötzliche Wandel?

Ich schnappte mir den Schutzanzug und streifte ihn über. Er passte perfekt und schien sogar atmungsaktiv zu sein. Trotz meines Fells darunter kam ich nicht ins Schwitzen. Beim Anlegen der Hydraulikunterstützungen halfen mir die Drohnen, ebenso beim befestigen der Waffen. Nach einer halben Stunde war es vollbracht. Stein stand hinter der Glasscheibe des Beobachtungsraumes und schien mehr als beeindruckt zu sein. Er klatschte begeistert in die Hände und war vollkommen aus dem Häuschen. Das lag aber nicht daran, dass meine Gesamterscheinung ihn zu dieser Reaktion animierte, sondern eher die Tatsache, dass er ungeheuer große Dollarzeichen im Raum schweben sah. „Wir sollten jetzt die Waffen testen. Außerdem sollten sie ein Gefühl für sie bekommen. Die Zeit wird langsam knapp und unser Auftraggeber tritt mir massiv auf die Füße." Ich ging einige Schritte im Raum auf und ab. Die Hydraulik jaulte leise bei jeder meiner Bewegungen und ich fühlte mich aufgrund der unterstützenden Wirkung fast vollkommen unbelastet, spürte keinerlei zusätzliches Gewicht. Auch, wenn es mich nicht sehr begeisterte, so war ich doch von der präzisen Arbeit die geleistet wurde beeindruckt und pfiff anerkennend. „Was ist los? Stimmt was nicht?", fragte Stein an mich gerichtet. „Nein, nein. Es passt alles perfekt." „Fein. Dann werden wir jetzt mal mit den Zielübungen beginnen." „Ahja. Und wie haben sie sich das vorgestellt?" Stein drehte sich um und rief etwas in Richtung der Ausgangstür. Wenig später öffnete sich die Tür zum Ausbildungszentrum und zwei Sicherheitsleute traten ein, richteten ihre Waffen auf mich. Das war aber noch nicht alles und auch nicht das Schlimmste, denn Sekunden später betraten drei Drohnen den Raum und hatten drei Menschen in ihrer Gewalt. Es handelte sich um meine ehemalige Ehefrau und meine zwei Töchter.

Ich brüllte auf und meine beiden Töchter schrien panisch, während meine Ex-Frau zu weinen begann. Ich musste einen wirklich furchtbaren ersten Eindruck gemacht haben. Die Drohnen stießen sie in meine Richtung und verließen zusammen mit dem Sicherheitspersonal das Zentrum. Ich brüllte nochmals auf, rannte auf die Tür zu und stieß mit ihr zusammen. Die Schließhydraulik war schneller als ich. Krachend kollidierte ich mit ihr und ging zu Boden. Ich erhob mich, stand auf und drehte mich zu den dreien um. Sie hockten ängstlich am Boden, sahen mich aus erstarrten Augen an und umklammerten sich zitternd. „Wieso? Warum tun sie mir das an? Stein! Sie verdammtes Arschloch!" Ich kochte vor Wut, was man mir auch ansah, denn meine Ex-Familie umklammerte sich in diesem Moment noch fester. „Aber, aber 15 Punkt 437, sie wollen doch Ziele für ihre erste Übung. Oder etwa nicht? Was bietet sich mehr an, als den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und gleich auf bewegliche Ziele zu gehen. So lernt man den richtigen Umgang am schnellsten." Er lachte dämonisch. „Das glauben sie doch wohl selber nicht", schrie ich. „Sie werden doch wohl nicht allen ernstes davon ausgehen, dass ich meine Frau und meine Kinder töte." Stein biss sich auf die Unterlippe. „Sie werden gehorchen." „Niemals, ich werde nicht für sie die Drecksarbeit verrichten. Wenn sie Menschen die mir am Herzen liegen umbringen wollen, dann tun sie das gefälligst selbst, aber dazu müssen sie erst einmal durch mich hindurch." „Wie sie meinen." Er griff nach dem Sender für das Elektrohalsband. „Moment! Stopp! Überredet, okay. Ich werde gehorchen." „Na also. Warum nicht gleich so. Warum muss man ihnen immer drohen 15 Punkt 437. - Übrigens, Frau Brenner! Ich darf ihnen ihren Gegner vorstellen. Was sie vor sich sehen ist eines unser erfolgreichsten Projekte. Das Wesen ist ein anthropomorpher Tiger, welcher seine Existenz unserer wirklich tollen Genetikabteilung verdankt. Aber sein Geist und seine Seele verdankt er einer ihnen bekannten Person." „Ihr Name ist Lisa, Mr. Stein und meine beiden Töchter hören auf die Namen Sabrina und Julia. Wenn sie sie schon opfern wollen, dann sollten sie auch mit ihren Namen angesprochen werden. Die Behandlung die sie im Moment erfahren entbehrt eh jeder Würde." „Na schön. Dann brauche ich ihnen wohl ihren Henker nicht weiter vorzustellen, denn wer er ist, können sie sich jetzt wohl selbst denken", entgegnete Stein amüsiert. Lisa ließ ihre beiden Töchter los und stand vorsichtig auf. „Frank?", fragte sie mit zitternder Stimme. „Bist du Frank? Steckt Franks Geist in diesem Körper?" „Ja, Lisa. Ich bin es. Man hat mich missbraucht und zu dem gemacht, was du vor dir siehst." „Das ist ja wirklich reizend dramatisch. Na fein. Ich gebe ihnen fünf Minuten Zeit, dann will ich eine Demonstration sehen. Ansonsten werden wir zu Plan B übergehen." „Danke Mr. Stein. Sie sind wirklich zu gütig und was Plan B ist, weiß ich aus früheren Erfahrungen. Also, sparen sie sich weitere Erklärungen." Stein nickte kurz und setzte sich einstweilen auf einen der Stühle.

Hallo ihr drei. Es tut mir Leid, dass ihr in diese verdammte Sache mit reingezogen wurdet", sagte ich an Lisa gewandt und hatte Tränen in den Augen. „Frank? - Oh, mein Gott. Was haben sie dir angetan?" Sie kam auf mich zu, sah mir in die Augen und umarmte mich. „Es tut mir so Leid Frank. Wir hatten persönliche Probleme und wollten dich nicht damit belasten, daher hatten wir den Kontakt abreißen lassen. Es tut mir alles so Leid." „Ich weiß, ich weiß. Mir tut es ebenso Leid. Ich habe euch so viel Kummer bereitet. - Aber ich bin nur eine Kopie von Frank, der echte, menschliche Frank sitzt als Gefangener in einem der Kellerräume, ebenso Greg Fletcher." „Ah. Der Geliebte", sagte sie verbittert. „Ja. Die beiden sind sehr glücklich zusammen und sollten es auch bleiben." „Ich weiß. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich immer das Gefühl hatte, dass du mich und unsere Töchter, wegen ihm im Stich gelassen hast." „Man macht viele Fehler und stellt erst hinterher fest, dass man vorher eigentlich besser dran war. So geht es mir. Ich war ruhelos und immer auf der Suche nach einem fehlenden Teil von mir. In Greg habe ich diesen Teil gefunden. Der Mensch Frank Brenner ist mit ihm mehr als die Summe seiner Teile." Sie nickte verstehend. „Und was ist mit der Kopie, also dir?" „Ich fühle mich zu Greg hingezogen, vermisse unsere Familie aber noch mehr. Wenn man alles verliert, kommt man oftmals zur Besinnung und merkt worauf es wirklich ankommt und dass man nur Geistern, fixen Ideen und Schatten hinterher jagte." Sie begannen zu weinen. „Dann kehre zu uns zurück. Egal wie du aussiehst und was aus dir geworden ist." „Liebling! Das geht nicht. Man würde mich und am Ende uns alle nirgendwo akzeptieren. Ich kann nicht aus meiner Haut." „Das ist mir egal. Wir brauchen unseren Mann, egal ob er jetzt menschlich ist oder nicht. Den Menschen Frank habe ich an Greg Fletcher verloren, aber ich könnte dich, den Tiger Frank, haben. Es geht nicht um das Äußere, sondern um die inneren Werte und da bist du hundertprozentig mein Frank." „Schluss jetzt mit dem Liebesgeflüster", rief Stein dazwischen. Ich schloss die Augen, stieß Lisa von mir weg, zwischen unsere Töchter, hob beide Arme und richtete die Waffen auf die Drei. Mit Genugtuung registrierte Stein meinen Gehorsam und aktivierte auf seiner Kontrollkonsole alle Waffen. Das Aufpfeifen der Laserkanonen drang in meine Ohren, ebenso das klackende Geräusch der durchladenden Maschinengewehre. „Nein!", schrie Lisa. „Das kannst du nicht tun. Wir sind deine Familie und lieben dich noch immer. Egal wie du aussiehst und was sie mit dir gemacht haben." Ich kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, zielte auf Lisa.

Woher kommen wir und wohin gehen wir? Der Mensch und alle lebenden Geschöpfe sind ein Teil der Evolution und haben sich durch natürliche Selektion zu dem entwickelt was sie heute sind. Der Mensch bezeichnet sich selbst gern als Krone der Schöpfung, aber ist er das wirklich? Viele Menschen glauben an einen Gott, der sie nach seinem Bilde geformt hat. Andere wiederum glauben nur an die physikalischen Grundlagen und an fest verankerte Grundgesetze in der Natur, egal ob es die lebende oder nicht lebende Natur betrifft. Aber egal was der Eine oder Andere glaubt, eines ist fast allen gemein. Sie glauben nur an das, was sie sehen wollen. Alles was nicht in ihr vorgefertigtes Schema passt, wird kategorisch ausgeblendet und nicht wahrgenommen. Alle Lebewesen sind natürlichen Ursprungs. Alle? Nicht Alle! Es gibt ein Wesen, das in keiner Weise in eines dieser Schemen passt. Es ist nicht auf natürlichem Wege entstanden und hat in seiner bestehenden Form auch keinen Evolutionsprozess durchgemacht. Der Mensch hat es zu dem gemacht was es ist, hat es aus der Taufe gehoben und sich damit selbst zu Gott erhoben. Aber ist sich der Mensch seiner Verantwortung auch bewusst? Weiß er immer was er tut? Kann er nur im entferntesten erahnen was seine Handlungen auslösen und an Reaktionen bewirken? Nein! Er ist zu oft selbstsüchtig, egoistisch und arrogant. Er spielt mit Techniken, natürlichen Vorgängen und letztendlich auch mit den Genen von Lebewesen herum, ohne zu wissen was ihn am Ende erwartet. Beherrscht er die Technik und die Natur oder beherrscht das Alles eher ihn? Er bildet sich zu gerne ein, dass er alles im Griff hat und kontrolliert, aber wie groß ist die Überraschung, wenn sich plötzlich seine eigene Schöpfung gegen ihn selbst wendet.

15 Punkt 437 ist kein Wesen natürlichen Ursprungs, aber es hat ein Herz, eine Seele und einen Verstand. Dieses Wesen bin ich. Ich war einmal Frank Brenner und alles was mich ausmachte wurde meiner menschlichen Hülle entrissen und in den Körper eines Anthrotigers kopiert. Aber was tat ich? Eben noch zielte ich auf meine ehemalige Frau und meine beiden Töchter. Riss jedoch abrupt meine Waffen herum und feuerte direkt und ohne Vorwarnung in den Beobachtungsraum des Ausbildungszentrums. Stein, der soeben noch einen triumphierenden Schrei ausstieß, wurde sich bewusst, dass ihm die Fäden entglitten waren. Sein Gesichtsausdruck war irre, als er merkte was ich vor hatte. Er fühlte sich scheinbar hinter der Panzerglasscheibe absolut sicher. Was er allerdings nicht bedacht hatte war, dass das Panzerglas für normale Standardschusswaffen konstruiert war. Ich hatte jedoch neuartige Spezialwaffen an meinem Körper. Als er vorhastete um meine Waffen zu deaktivieren war es schon zu spät. Die Geschosse durchschlugen fast problemlos das Panzerglas. Es riss, zersplitterte und regnete in tausend Einzelsplittern zu Boden. Die Laserkanonen trafen direkt Steins Kopf. Noch in der Bewegung hielt er plötzlich inne, erstarrte abrupt. Er schrie nicht einmal. Die Strahlen hatten sich durch den Schädelknochen gegraben und zerkochten sein Hirn während er bei vollem Bewusstsein war. Sekunden später brach er zusammen und zuckte nicht mal mehr. Alles was Stein einmal ausmachte war geschmolzen und verbrannt.

Triumphierend brüllte ich auf und riss meine Arme nach oben. Der Ausgang war frei und nichts sollte mich jetzt noch aufhalten. Sie hatten mich gedemütigt, demoralisiert, gequält, gefoltert und vergewaltigt. Jetzt war der Zeitpunkt meiner Rache gekommen. Ich drehte mich zu Lisa und unseren Töchtern um, streckte ihnen meine linke Hand entgegen. „Kommt! Wir gehen heim." Auf ihren Gesichtern wich das Entsetzen und die Panik, machte einem Lächeln Platz. Lisa nickte, nahm meine Hand und zog sich hoch. Ebenso tat ich es bei unseren Töchtern. „Wartet einen Moment", sagte ich kurz und sprang über die Glassplitter hinweg, in den dahinter liegenden Nebenraum. Ich setzte mich, so gut es ging, auf einen der Stühle und begann auf einer der Computertastaturen herum zu hämmern. Nach wenigen Minuten war ich fertig. Ich hatte es geschafft, dank meiner sehr guten Computerkenntnisse, alle Codierungen des Instituts zu löschen und alle sicherheitsrelevanten Türen zu öffnen. Meine Ausbildung hatte sich soeben bezahlt gemacht.

Plötzlich hörte ich Schritte nahen. Es handelte sich um mindestens fünf Personen. Ich sprang aus dem Stuhl, wirbelte herum und zielte auf die Tür. Die Angreifer traten ein, sahen sich um, erfassten die Situation und stutzten als sie der Gefahr gewahrten in der sie schwebten. „Nehmen sie die Hände hoch und verschwinden sie. Ich habe keine Lust noch mehr Menschen zu töten. Egal wie tief sie in der Sache mit drin stecken oder nicht, machen sie, dass sie verschwinden. Verlassen sie das Gebäude auf der Stelle und fahren sie meinetwegen heim." Die Gruppe zuckte zusammen, war zunächst unschlüssig. Aber als der Erste die Beine in die Hand nahm, folgten ihm sehr schnell die Anderen. Ich kehrte zu meiner Familie zurück. „Okay, ihr geht bitte vor das Gebäude und wartet auf mich. Ich bin bald bei euch." „Was hast du vor?", fragte Lisa. „Keine Sorge, ich muss noch zwei Freunde raus holen und außerdem noch eine Rechnung begleichen." Die drei Frauen verschwanden und ich begab mich in den Fahrstuhl um ins Kellergeschoss zu fahren. Unten angekommen stieß ich schon auf den menschlichen Frank Brenner und auch auf Greg Fletcher. „Oh, hallo Frank", sagte Greg an mich gerichtet. Mein menschliches Ich nickte mir freundlich zu. „Es freut mich euch lebend wiederzusehen", entgegnete ich. „Aber wir sollten uns nicht zu lange hier unten aufhalten." „Okay, was sollen wir tun?" „Wir fahren in die zentrale Steuerungsstelle. Dort werden wir ein kleines Chaos veranstalten und die Forschung in den Boden stampfen. Das ist das Einzige was wir im Moment tun können." „Stopp!", sagte mein menschliches Ich. „Habt ihr mal daran gedacht, dass wir die Erde, wenn wir das tun, unter Umständen unseren Feinden in die Hände spielen?" Jetzt fing ich an zu überlegen. „Das kann durchaus passieren. Du darfst aber etwas anderes nicht vergessen. Wir haben die Ausschreibung zwar gewonnen, aber es gibt noch andere Firmen, die auch gute Systeme anbieten. Wie wäre es denn mit einer moralisch vertretbaren Lösung für das Militär, als unsere hier? Wenn das Institut im Boden versinkt, ist eine Sofortlösung automatisch bei der Hand und wenn nicht, dann haben wir es vielleicht verdient einen Krieg zu verlieren." Greg überlegte auch. „Was hier gemacht wurde ist der Menschheit gegenüber zutiefst verwerflich und darf nicht toleriert werden. Andererseits kann es auch sein, dass wir mit der Vernichtung unserer Klonwaffen einen Krieg verhindern. Es war doch in der Vergangenheit immer schon so gewesen, dass erst die Waffen sprachen und dann die Diplomatie kam. Normalerweise sollte es umgekehrt sein. Machen wir die Fehler aus unserer Geschichte nicht noch mal." „Genau", sagte ich erfreut. „Und jetzt auf. Rein in den Fahrstuhl und ran an die Arbeit." Die Fahrt schien Ewigkeiten zu dauern und endlich öffneten sich die Türen auf der entsprechenden Ebene. Leider waren auch einige Sicherheitskräfte anwesend, was aber kein Problem darstellen sollte. Ich zielte mit meinen Waffen und schoss bewusst daneben. Die Einschüchterungstaktik funktionierte und die Wachleute rannten um ihr Leben, warfen die Waffen weg. Um weiteren Besuch auszuschließen sorgte ich für ein allgemeines Chaos, indem ich einen der Feuermelder einschlug und somit einen Großalarm auslöste.

Plötzlich hörte man von überall Schreie und sah aufgescheuchte Personen herum rennen. „Sauber", bemerkte ich nur. Der menschliche Brenner und Fletcher hatten schon an den Terminals Platz genommen und lasen sich die Daten durch. „Hier, hier müssen wir einsteigen", sagte mein menschliches Ich plötzlich. Greg lehnte sich zu ihm hinüber, schaute intensiv auf den Bildschirm und nickte bestätigend. Die Programmierungen dauerten nur zehn Minuten, aber waren effektiv. Nachdem der menschliche Frank auf die Eingabetaste gedrückt hatte verschwanden nach und nach die Zahlenkolonnen von den Monitoren, die Beleuchtung erlosch und viele der aktiven Systeme quittierten ihren Dienst. „Perfekt", rief Fletcher und stand auf. „Lasst uns verschwinden."

Wir verließen den Raum.

„Geht schon mal nach draußen", sagte ich an die beiden gewandt. „Ich habe noch etwas zu erledigen." „Okay", sagte Fletcher. „Aber beeile dich und pass auf dich auf." „Mir wird schon nichts passieren und jetzt geht." Die beiden verschwanden hinter der nächsten Biegung. Aber wo sollte ich suchen? Wo könnte sich der Stein-Fletcher-Klon aufhalten? Ich entschied mich das Gebäude systematisch von oben nach unten zu durchkämmen. Früher oder später würde er mir von ganz allein in die Arme laufen. Also begab ich mich in die oberste Etage. Sie war vollkommen leer. Eine Etage tiefer bot sich mir das gleiche Bild. Sie war wie ausgestorben. So durchsuchte ich ein Stockwerk nach dem anderen, aber alles war eine einzige Fehlanzeige. Das falsche Subjekt aus Fletcher und Stein war spurlos verschwunden.

Als ich an einer Fensterfront vorbeikam, welche auf den Vorplatz zeigte, sah ich nur beiläufig hinaus. Unten standen alle Mitarbeiter des Instituts und die Sicherheitskräfte versuchten in dem Gedränge die Übersicht zu behalten und die Ordnung zu wahren. Ich erkannte Fletcher, Brenner und auch Lisa mit unseren beiden Töchtern. Und ich sah einen Anthrotiger neben ihnen stehen. ‚Moment', schoss es mir durch den Kopf. ‚Oh nein! So leicht kommst du mir nicht davon, du niederträchtiges Produkt.'

So schnell ich konnte, rannte ich zum Treppenhaus und nach unten. Der Fahrstuhl erschien mir einfach zu langsam. Als ich durch die Tür ins Freie kam, hatte sich der Anthrotiger schon meiner ehemaligen Frau bemächtigt.

„STEIN!", schrie ich und brüllte auf. „Lass sie gehen, sie haben damit nichts zu tun!" Aber er zog sie fester an sich, drehte sie als Schutzschild zwischen uns. „Wenn du an mich willst, dann musst du zuerst sie töten", kam seine Antwort. Lisa, der echte Fletcher und auch mein menschliches Ich versuchten die Situation zu erfassen und ihre Blicke pendelten zwischen dem Anthro neben ihnen und mir. „Zwei Anthrotiger?", fragte Greg ungläubig. „Ja", rief ich ihm zu. „Aber ich bin der richtige. Der neben euch ist die Stein-Fletcher-Kombination." „Lassen sie mich raten", wandte ich mich an mein Ebenbild. „Sie haben sich gedacht, dass sie alle hinters Licht führen könnten, wenn sie sich in einen Anthro kopieren oder?" „Mein Plan wäre fast aufgegangen, wenn sie nicht so stur wären. Hatten sie gedacht, dass es ihren Körper nur einmal gibt? So dumm können selbst sie nicht sein." Während der Stein-Fletcher-Klon-Anthrotiger oder wie immer man diesen zusammen gepfuschten Zellhaufen nennen mochte seinen Vortrag hielt, schnallte ich langsam meine Bewaffnung ab, sodass ich mich entsprechend auf einen Zweikampf einstellen konnte. „Nein. Das stimmt in der Tat. Darf ich sie fragen, wo sich ihre menschliche Hülle befindet oder sollte ich es lieber lassen?" „Die gibt es nicht mehr. Hüllen sind austauschbar, was zählt ist der reine Geist." „Sie sind noch schlimmer als ich dachte. Sie kopieren ihre zusammen gewürfelte Identität einfach mal in einen neuen Körper und bringen anschließend sich selbst um. Damit haben sie sich wirklich in die tiefsten Abgründe gestürzt und ich bringe ihnen nur noch Abscheu entgegen." „Das interessiert mich überhaupt nicht. Ich lebe und mein Geist wird durch ständige Transfers unsterblich." „Achja? Ihr Bewusstsein hängt aber in diesem neuen Körper und das können sie nicht transferieren. Was sie können ist ein neues Bewusstsein erschaffen. Aber am Ende bleiben sie doch in dieser Hülle stecken und sterben mit ihr. Ihre Wahnvorstellungen kotzen mich an, Mr. Stein. Sieht so vielleicht ihre neue heile Welt aus? Alle sind nur Hüllen und austauschbar? Wie weit wollen sie noch gehen?"

Mein Anthrogegner brüllte auf, stieß Lisa beiseite und rannte auf mich zu. Ich Begriff was er vor hatte und war bereit für den Kampf. Alles andere hätte mich degradiert und zu dem gemacht, was mein Gegenüber war. Es war einfach widerlich und abstoßend.

Vor den Augen aller entwickelte sich ein Kampf auf Leben und Tod. Er stürzte sich auf mich und brachte mich zu Fall. Am Boden liegend wälzten wir uns auf dem Betonboden. Mal war er oben, dann wieder ich. Mit ausgefahrenen Krallen holte ich aus und schlug zu. Der Stein-Fletcher-Anthro torkelte getroffen einige Schritte zurück. Mein Schlag zeigte seine Wirkung und er blutete aus einer tiefen Fleischwunde. „Was ist los, Mr. Stein? Schmeckt ihnen meine Ausbildung nicht? Sie haben mich zu dem gemacht was ich jetzt bin. Ich beherrsche meinen Körper besser als sie ihren. Dachten sie allen ernstes, dass es so einfach wäre einen Anthrokörper zu haben und vor allem ihn so einfach zu beherrschen? Dachten sie wirklich ein einfaches hineinkopieren reicht aus um mit allem zurecht zu kommen?" „Schnauze, du Vieh!", schrie er mich an. Ich fing an zu lachen. „Sehen sie sich mal im Spiegel an. Sie sehen genauso aus wie ich und das haben sie sich selbst angetan." Mein Gegenüber stutzte, sah an sich herab, sah dann mich an und wieder an sich herab. Dann starrte er einfach in die Luft und verharrte mehrere Minuten in dieser Stellung. Plötzlich griff er sich an den Kopf und begann wie im Wahn zu brüllen. Er wurde dabei immer lauter und steigerte sich hinein. Die umherstehenden Menschen schrien in Panik auf und flüchteten auf einen noch größeren Sicherheitsabstand. Ich verstand im Laufe der nächsten Augenblicke was vor sich ging. Die Verschmelzung von Steins Erinnerungen und Fletchers Profil in einem menschlichen Körper klappte, da es sich um Fletchers Ebenbild handelte. Aber der Transfer in einen Anthrokörper war dann zu viel des Guten. Es war Steins Wille gewesen, dass dies geschah, aber Greg Fletchers Profil bestimmte den eigentlichen Geist und der bäumte sich jetzt gegen seine Misshandlung auf. Die Konfliktsituation die beide Personen trennte war in diesem Moment eingetreten. Er hatte zwei Seelen in seiner Brust und beide kämpften jetzt miteinander.

„Töte mich, Frank! Schieß! Lass es hier enden", schrie er plötzlich auf und von einer Sekunde zur anderen wechselte er scheinbar vollkommen den Charakter und schrie: „Bleib mir vom Leibe du Tier. Du weiß gar nicht zu was ich alles fähig bin und was ich mit dir machen werde, wenn du mich auch nur einmal berühren solltest. - Aber ich bin das Tier. - Nein! Ich bin kein Tier. Ich bin Stein und ich bin besser als Gott. - Frank! Schieß endlich. Du weißt, dass ich so nie leben könnte. - Halt endlich die Schnauze du Kreatur und gehorche mir! - Niemals, nicht auf diese Art!" Die beiden Personen im Kopf dieses Anthros hielten es miteinander nicht mehr aus. Er war endgültig verrückt geworden. „Schieß endlich!" Ich seufzte. Mir wurde von einem der Wachleute eine Pistole gereicht. Ich zielte auf den Anthro, kniff die Augen zusammen und feuerte. Von mehreren Schüssen getroffen brach er zusammen. Lisa und meine beiden Töchter weinten, die umherstehenden Institutsmitarbeiter standen betroffen da, die Sicherheitskräfte zwängten sich zu mir hindurch und Fletcher und der menschliche Brenner standen da und sahen mich stumm an. Ich löste mich von den anderen und ging zu dem am Boden liegenden Anthro, kniete mich neben ihn. Er lebte noch und sah mich an. „Danke, Frank. Jetzt bin ich zu hause." Ich schloss seine Augen und begab mich zu Lisa und den anderen. „Was nun Frank?", fragte Greg an mich gewandt. „Zunächst erstmal heiße ich nicht mehr Frank sondern Cyrus. Ich bin nicht Frank Brenner, denn der ist ein Mensch und steht neben dir. Ihr beide gehört zusammen und ich gehöre zu Lisa, Sabrina und Julia. - Wenn ihr es denn noch wollt?", fragte ich abschließend und drehte mich zu den dreien um. Ich blickte nur in liebevolle und Tränen verschmierte Gesichter. „Aber ja doch. Aussehen ist nicht alles und wir werden einen Ort finden, an dem wir zufrieden leben können und an dem man dich so akzeptiert wie du bist." Ich lächelte. „Das ist schön. - Okay, lasst uns alle gehen. Wir haben hier nichts mehr verloren." Greg nahm Frank bei der Hand und sie gingen zu seinem Wagen. Ich tat das Gleiche mit Lisa und meinen Töchtern. „Und ihr drei meint, dass ihr stark genug seid, es mit mir auszuhalten? Wir werden auf sehr viel Ablehnung stoßen." „Ich liebe dich, ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Frank, äh, Cyrus. Liebe kennt keine Grenzen, wenn sie ernst gemeint ist und aufrichtig." Ich schaute Lisa durchdringend an und alles was ich in ihrem Blick fand war nur Liebe und Zuneigung.

Als wir gingen hörte ich hinter uns plötzlich einen Aufschrei. Nachdem wir uns umgedreht hatten, sahen wir den am Boden liegenden Anthrotiger sich langsam bewegen. „Dein Körper ist extrem robust", hatte der menschliche Stein-Fletcher-Klon vor Wochen zu mir gesagt und er hatte scheinbar Recht. Die Schüsse hatten ihn extrem schwer getroffen, aber nicht getötet. Er griff nach einem kleinen unscheinbaren Gerät und drückte auf einen der Knöpfe. Ich hechtete nach vorn, nahm im Laufen die Pistole vom Boden auf und schoss dem Anthro direkt zwischen die Augen. Er fiel hinten über und ich ging zu ihm, setzte die Pistole nochmals direkt an seine Stirn und drückte ab. Somit war ich erfolgreich, aber der Stein-Fletcher-Anthro auch. Mehrere Explosionen ertönten und das Gebäude schien ins Wanken zu geraten. Eine weitere Explosion brachte eine der Außenwände zum Einsturz. Dann folgte noch eine und dann noch eine. Das Gebäude brach in sich zusammen, begrub alles unter sich. Eine gewaltige Staubwolke breitete sich aus, wälzte sich in alle Himmelsrichtungen und auch über den toten Anthrotiger hinweg, dessen Blick gebrochen war, ohne Lebensfunke und vom Staub zu gedeckt. „Wir haben es tatsächlich geschafft", jubelte Greg Fletcher. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das haben wir nicht." „Wie meinst du das? Das Institut ist komplett zerstört, da gibt es nichts mehr zu retten." „Das mag sein. Aber es gibt noch viele Steins auf unserer Erde. Viele Menschen die immer noch ungestraft herum experimentieren und denken, dass sie Gott ebenbürtig wären und am Ende so größenwahnsinnig werden, dass sie sich selbst für Gott halten." „Tja und was nun?", fragte Sabrina leise. Ich schaute Greg und Frank an. „In jedem Spiel gibt es einen Joker. Vielleicht habt ihr zwei im Ärmel und versucht was Anderes." An Sabrina gewandt, sagte ich: „Wir gehen dahin wo wir hin gehören. Wir gehen dahin wo wir sein möchten."