Kristall-Krieger - Kapitel 11: Spiegelbild
Spiegelbild
,,Wo gehen wir hin?", fragte Suichiro. Silver wollte gerade aus dem Zimmer gehen und Suichiro zurücklassen, aber der Husky war schon wach und schaute den Wolf fragend an.
,,Wir gehen nirgendwo hin, aber ich habe etwas zu erledigen", erwiderte Silver. Suichiro schwang sich aus dem Bett und fragte: ,,Was denn? Und wieso darf ich nicht mit?"
Silver drehte sich wieder zur Tür und sagte: ,,Das ist meine Sache."
Er wollte gerade gehen, als er Suichiros Pfote an der Schulter spürte.
,,Nimm mich mit."
Silver würdigte dem Husky keines Blickes und brummte: ,,Lass mich!"
,,Silver, was soll das? Seit gestern bist du total komisch."
Aber der Wolf reagierte nicht.
,,Ist es wegen dem Leopard? Du hättest ihn sterben lassen nicht wahr? Dir wäre egal gewesen, was aus ihm passiert wäre. Dir ist es nicht recht, dass ich ihn vor dem Tod bewahrt habe, oder?"
,,Ich hätte ihn auch nicht sterben lassen. Immerhin hatte er uns auch geholfen. Ich habe mit diesem Leopard aber noch etwas zu bereden und zwar alleine. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest?"
Ohne ein weiteres Wort ging Silver los und ließ Suichiro allein zurück.
Die Sonnenstrahlen schienen durch den Vorhang an Kristys Fenster. Sie lag in den Armen des Fuchses, der noch friedlich schlief. Kristy ließ ihre Pfote durch Drakes Brustfell wandern und massierte ihn dort sanft. Langsam wachte Drake auf und gähnte beherzt. Er schaute zu Kristy und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
,,Guten Morgen", sagte er.
,,Morgen mein Fuchsi."
Noch eine Weile blieben sie so liegen und kuschelten miteinander, dann aber schaute Kristy auf die Uhr und stand auf.
,,Wieso schon aufstehen? Lass uns noch ein wenig kuscheln", brummte Drake. Wie gerne würde Kristy wieder ins Bett springen und mit dem Fuchs kuscheln, aber jetzt gab es wichtigeres. Sie suchte sich ihre Sachen zusammen, tapste ins Bad und putzte sich die Zähne. Nachdem sie fertig war, entledigte sie sich ihrer Nachtkleidung und tapste unter die Dusche. Sie stellte das Wasser auf eine angenehme Temperatur und ließ das Wasser auf sich prasseln. Sie seifte sich überall ein und vernahm plötzlich ein Poltern. Schulterzuckend duschte sie weiter.
Plötzlich öffnete sich die Duschkabine ein Stück und etwas rötliches trat herein. Kristy erschreckte sich und wäre beinahe ausgerutscht, aber ein kräftiger Arm hielt sie fest. Sie öffnete wieder die Augen und schrie erschreckt.
Silver tapste durch den Wald, den Drake einst mit seinem Angriff verbrannt hatte.
,,Es ist wirklich alles wieder grün. Das ist wirklich erstaunlich", dachte er sich und ging weiter. Der Wald war nicht allzu groß, also dauerte es auch nicht lange, bis er den Wald verlassen konnte. Direkt hinter dem Wald standen viele große Felsen. Er lief weiter, bis er schließlich in der Ferne den großen Berg sah, von dem ihm der Leopard erzählt hatte. Silver erreichte den Fuß des Berges und schaute nochmals hinauf.
,,Das wird anstrengend", dachte er sich.
Er öffnete den Rucksack, den er die ganze Zeit auf dem Rücken getragen hatte und holte sich eine Flasche zu trinken heraus. Er stillte seinen Durst, packte die Flasche wieder weg und ging den Berg hinauf.
,,Du hast mich vielleicht erschreckt", keuchte Kristy. Dann realisierte sie erst richtig, was los war. Drake war es, der die Duschkabine geöffnet hatte und Kristy so erschreckt hat. Sie blinzelte ihn verwirrt an und verschrenkte dann hektisch die Arme vor ihrer Brust und ihrem Schritt. Drake zeigte ein Grinsen und sagte: ,,Vor mir brauchst du dich nicht zu verstecken, aber pass auf, dass ich einen so süßen Hasen wie dich nicht vernasche."
Er trat in die Dusche und schloss die Kabinentür. Zu Kristys Verwundern war er splitternackt und hatte scheinbar kein Problem damit, dass Kristy ihn so sehen konnte. Drake stellte sich direkt vor Kristy, die immer noch die Arme krampfhaft vor ihre intimen Bereiche hielt. Der Fuchs gab ihr einen Kuss und flüsterte ihr zu: ,,Du hast nichts, was du vor mir verstecken müsstest."
Langsam ließ Kristy ihre Arme sinken und schaute zu dem Fuchs hinauf. Er war fast einen Kopf größer als sie. Drake legte seine Arme um Kristy und umarmte sie fest, dabei drückte er ihr noch einen Kuss auf die Nase. Kristy legte auch ihre Arme um den Fuchskörper und schmiegte sich in sein warmes Fell, das mittlerweile ebenfalls ganz nass war. Kristy wusste nicht wie ihr geschieht, zusammen mit Drake unter der Dusche? Ihre Gedanken wirbelten umher und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Drake löste sich wieder von der Umarmung und lächelte Kristy an.
Suichiro lag auf seinem Bett und seufzte tief.
,,Was Silver wohl vor hat?"
Er stand auf und zog sich an.
,,Am Besten gehe ich zu Kristy und Drake", dachte er sich und stieg die Treppe hinunter.
,,Komm her", sagte Drake sanft und nahm Kristy in den Arm. Fest drückten sich aneinander und verschmolzen zusammen. Lange Zeit verweilten sie so, doch dann erinnerte sich Kristy, dass sie sich beeilen musste. Sie stellte das Wasser wieder aus und stieg aus der Dusche. Drake folgte ihr sofort. Kristy nahm sich schnell ein Handtuch und gab auch Drake eines. Sie föhnte sich das Fell trocken, während Drake ihr dabei zusah und hin und wieder nach draußen schaute.
,,Suichiro kommt", sagte er, als er den blauen Husky sah, wie er zu Kristys Haus getapst kam.
,,Was? Oh je, ich muss mich beeilen."
Hektisch föhnte sie sich das Haar, aber schon ertönte die Klingel.
,,Ich mach schon auf", meinte Drake und tapste aus dem Zimmer.
,,Aber du bist noch ganz nass und außerdem hast du nichts an!", rief Kristy ihm nach, aber er reagierte nicht. ,,Zum Glück sind meine Eltern bei der Arbeit", sagte sie sich. Drake öffnete dem Husky die Tür, der etwas erstaunt war. Sein Blick fiel den nackten Körper des Fuchses und er bemerkte, das Drake leicht erregt war.
,,Stör ich vielleicht?"
,,Nein, nein, komm rein."
Also tapste der Husky ins Haus.
,,Komm."
Drake lief die Treppe hoch und Suichiro folgte ihm. Kristy hatte sich bereits fertig getrocknet und sich angezogen, als der Fuchs und der Husky das Bad betraten.
,,Wo ist denn Silver?", fragte Kristy und warf Drake den Föhn zu.
,,Er muss etwas erledigen. Keine Ahnung, was er vor hat."
Kristy nickte ihm zu. Derweil begann Drake sein Fell zu föhnen. Lustvoll murrte er, als er die warme Luft an seinem Körper spürte. Suichiro schaute ihn grinsend an. Kristy achtete nicht auf den Fuchs. Sie schaute immer wieder auf die Uhr und tapste ungeduldig von einer Pfote auf die andere.
,,Was ist denn los? Warum bist du so ungeduldig?", fragte der Husky.
,,Ich habe Rika versprochen, heute zu ihr zu kommen."
,,Wieso? Ist heute irgendwas Besonderes?", fragte Drake und stellte den Föhn aus.
,,Ja, sie heiratet heute."
Die beiden Jungs starrten sie erstaunt an. Rika war ihre Klassenkameradin und ebenfalls erst 16 Jahre alt.
,,Meinst du wirklich Rika? Rika Hurrano?", fragte Suichiro verblüfft.
,,Ja, unsere Rika."
Drake räumte den Föhn zurück in den Schrank und fragte schließlich: ,,Wen heiratet sie denn?"
,,Keine Ahnung. Ich glaube, sie weiß es selbst noch nicht. Es ist eine Zwangsheirat."
,,Also gegen ihren Willen? Und sie lässt sich das auch noch gefallen?", fragte Drake.
,,Sie hat ja keine Wahl. Ob sie es will oder nicht ist egal. Sie ist ja erst vor vier Jahren hierher gezogen. In ihrer alten Heimat war Zwangsheirat üblich."
,,Das muss ziemlich hart sein", meinte Suichiro. Schnell zog Drake sich an und sie machten sich auf den Weg zu Rikas Haus.
,,Können wir wirklich einfach so mitkommen?", fragte Suichiro unsicher.
,,Natürlich", versicherte ihm Kristy. Schon erreichten sie das große Haus. Ein klarer, blauer See erstreckte sich vor ihren Füßen. Er lag in einem grünen Garten, in dem die verschiedensten Blumen in ihren bunten Farben blühten.
Sie gingen zur Haustür und klingelten, schließlich öffnete Rika die Tür.
,,Da bist du ja endlich Kristy, und die beiden hast du ja auch noch mitgebracht, das ist schön", freute sich das Mädchen. Sie hatte schwarze Haare, die sie als Pferdeschwanz trug. Einige längere Haarsträhnen hingen über ihr hell geschminktes Gesicht. Ihre Augen hatten eine dunkelbraune Farbe, sodass sie fast schwarz wirkten. Die Drei traten in das Haus und Kristy zog sich die Schuhe aus. Mit einem scharfen Blick bedeutete sie Drake und Suichiro, dies ebenfalls zu tun. Mit leisen Schritten gingen sie barfuß durch das Haus, bis sie schließlich in Rikas Zimmer ankamen. Kristy fiel sofort das weite Kleid auf, welches auf einer dünnen Matratze lag, die scheinbar als Bett diente. Das Kleid war grün und hatte viele goldene Ornamente.
,,Ist das dein..." ,,Das ist mein Kleid für die Hochzeit", unterbrach Rika sie bereits.
In dem Zimmer hing ein großer Spiegel, in den Rika hineinblickte.
,,Ich will das alles gar nicht. Ich will nicht heiraten", sagte sie traurig. Plötzlich zuckte Rika zurück.
,,Was hast du?", fragte Kristy sofort und ging einige Schritte auf ihre Freundin zu. Rika schaute misstrauisch in den Spiegel und sagte: ,,Nichts."
Dann erklang eine Frauenstimme: ,,Rika! Kommst du endlich?!"
Rika griff sich das Kleid und sagte zu den drei Gästen: ,,Wartet hier."
Dann ging sie aus dem Zimmer. Drake und Suichiro setzten sich aufs Sofa, während Kristy sich auf die Matratze setzte.
,,Ich dachte, sowas wie Zwangsheirat gäbe es gar nicht mehr", meinte Drake.
,,Das dachte ich auch", sagte Kristy.
,,Warum weigert sie sich denn nicht einfach?", warf Suichiro ein.
,,Das frage ich mich auch. Rika lässt sich sonst ja auch nichts vorschreiben", meinte Kristy Schulterzuckend. Nach einer Weile betrat Rika wieder das Zimmer. Sie hatte nun das weite Kleid an, welches von langen Bändern gehalten und reichlich verziert wurde. Ihre Haare wurden zusammengebunden und von einer rosafarbenen Blume gehalten.
,,Sie sieht umwerfend aus", staunte Drake. Rika setzte sich neben Kristy auf ihr Bett.
,,Geht es dir gut?", fragte Kristy besorgt.
,,Sehe ich so aus, als ob es mir gut geht? Nicht mehr lange und ich muss diesen widerlichen Typen heiraten."
,,Du hast ihn also bereits kennen gelernt?", erkundigte sich das Mädchen.
,,Ne, aber ich kann mir denken, dass dieser Typ ein Idiot ist. Immerhin haben meine Eltern ihn ausgesucht."
,,Ich verstehe nicht, warum du das mit dir machen lässt", sagte Drake.
,,Ich auch nicht... ich will das Ganze ja nicht. Ich will mir selber aussuchen können, mit wem ich zusammen sein werde", seufzte Rika. Sie stand auf und schaute wieder in den Spiegel.
,,Das kann nicht mein Spiegelbild sein. Das bin einfach nicht ich!"
Dann öffnete sich plötzlich die Zimmertür. Ein Mann im Alter von Achtzehn Jahren trat herein. Er hatte kurze, braune Haare, grüne Augen und er trug einen schwarzen Anzug. Da Rika dem Spiegel gegenüber stand und dieser neben der Tür hing, konnte der Mann Rika nicht sehen. Der Mann lächelte und ging auf Kristy zu, die noch auf dem Bett saß.
,,Rika Hurrano, du bist so wunderschön. Ich kann glücklich sein, eine so hübsche junge Dame heiraten zu dürfen."
Er verbeugte sich, nahm Kristy an der Hand und küsste diese. Kristy war vollkommen verblüfft und unfähig zu reagieren, Suichiro entfloh ein leises Kichern und Drake sprang vom Sofa auf und schrie: ,,Das ist meine Freundin! Such dir eine eigene!"
Erschreckt zuckte der Mann zurück, während Drake ihn hasserfüllt ansah. Die Tür knallte zu und Rika sagte laut: ,,Ich bin Rika Hurrano!"
Sie ging auf den Mann zu, der gleich sagte: ,,Entschuldigt, ihr seid natürlich Frau Hurrano. Ich wusste gleich, dass diese Göre nicht Frau Hurrano sein konnte."
Kristy stand wütend auf und gab dem Mann einen Tritt in den Hintern.
,,Diese Göre kann fest zutreten!"
Suichiro versuchte krampfhaft nicht laut loszulachen und auch Drake zeigte ein amüsiertes Grinsen. Der Mann warf Kristy einen wütenden Blick zu und wendete sich dann wieder an Rika.
,,Darf ich mich vorstellen? Ich bin Marek von Volidé."
Suichiro zeigte wieder ein Grinsen und flüsterte zu Drake: ,,Marek von Vollidiot hätte es auch getan."
Die Tür öffnete sich erneut und Rikas Mutter trat ein.
,,Es geht gleich los. Seid ihr soweit?"
Rika warf ihr einen hasserfüllten Blick zu und schrie: ,,Nein, ich werde ihn nicht heiraten! Ich lasse mich nicht länger von dir zu irgendwas zwingen! Ich hasse dich!"
Sie rannte mit Tränen in den Augen an der verblüfften Mutter vorbei und aus dem Zimmer raus.
,,Rika!" rief die Mutter ihr nach, aber die hörte es schon nicht mehr.
,,Was hat sie nur? Da gibt man sich so eine Mühe für sie. Bereitet eine Traumhochzeit vor und das ist ihr Dank?!", klagte die Mutter. Kristy ging zu der traurig zu Boden blickenden Frau und sagte: ,,Rika möchte nicht einfach nur eine Heirat, sie möchte jemanden, den sie wirklich liebt, nicht jemanden, den ihre Eltern ihr ausgesucht haben."
Die Mutter blickte zu und Kristy redete weiter: ,,Sie träumt von einer Hochzeit, aber mit jemandem, den sie wirklich liebt. Das hat sie mir oft gesagt."
Marek, der Mann, der Rika heiraten sollte, starrte Kristy entgeistert an und verließ das Zimmer.
,,Aber meine ältere Tochter Sen, Rikas große Schwester, hat auch jemanden geheiratet, den wir für sie ausgesucht haben."
,,Ist Sen denn auch glücklich mit diesem Mann?"
Die Mutter überlegte und sagte dann: ,,Ich weiß nicht. Sie redet nicht darüber. Aber ich sehe sie nur selten zusammen."
,,Na also. Es war wahrscheinlich wie bei Rika. Ihre ältere Tochter wollte den Mann eigentlich nicht heiraten, hat aber getan, was ihre Eltern von ihr wollten. Rika hat das nicht mit sich machen lassen. Sie hat direkt gesagt, dass sie das nicht will."
Die Mutter schaute sie erstaunt an, hatte sie recht?
Rika war in einem dunklen Raum, der nur von Kerzen beleuchtet war. Der Raum war sehr klein und viele Spiegel befanden sich in ihm. Diese hatten viele verschnörkelte Verzierungen. Ein Duftstab glimmte vor sich hin und ein sanfter Rauch trat aus ihm heraus. Ein Windspiel spielte leise und Rika wimmerte vor sich hin. Sie kauerte auf dem Holzboden, wischte sich die Tränen weg und schaute in den großen Spiegel in der Mitte. Ihr Gesicht war hell geschminkt, ihre Lippen hatten ein kräftiges Rot, unter ihren Augen verlief bereits der schwarze Eyeliner von den Tränen.
,,Wer ist diese fremde Frau im Spiegel? Das kann nie und nimmer ich sein."
Ein lautes Grollen ertönte und ein Gewitter brach heran. Man konnte bereits den Regen plätschern hören. Rika nahm die Blume aus ihrem Haar, welches ihr nun lang auf den Schultern lag. Sie schaute wieder in den Spiegel und sagte leise: ,,Das bin nicht ich. Wann nur zeigt mir mein Spiegelbild, wer ich wirklich bin?"
Ein heller Blitz erstrahlte und obwohl der Raum keine Fenster hatte, wurde es urplötzlich sehr hell. Rikas Augen weiteten sich und sie zuckte zusammen. Ein seltsamer Schauer schoss ihr durch den Körper, als sie in ihr Spiegelbild schaute. Dann wurde es wieder dunkler. Rika blickte zitternd in den Spiegel und stotterte: ,,Was war das?"
Ein lauter Schrei ließ sie aufblicken.
Kristy, Drake und Suichiro bemerkten ebenfalls den Schrei. Sie nickten sich zu und rannten aus dem Zimmer. Rikas Mutter blieb verwundert zurück. Draußen stand Marek der Schwarzen Schlange gegenüber. Der Feuerfuchs, Wasserhusky und Naturhase stürmten aus dem Haus.
,,So sieht man sich wieder, Schuppennase!", rief der Fuchs und rannte auf die Schlange zu.
,,Ah, das Rotfell. Hast du mich schon vermisst?"
,,Das ist die Schwarze Schlange, auch ein Mitglied des Teufel-Trios", erklärte Suichiro der Häsin.
,,Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit um sie mit euch mickrigen Mücken zu vertrödeln!"
Die Schlange zog eine Karte hervor und rief: ,,Boreno, erscheine!"
Aus der Karte trat ein Dämon, der einem anthropomorphen Waschbär ähnelte.
,,Mach sie fertig und reiß dir die Seelenkristalle der beiden unter den Nagel!", befahl die Schlange.
,,Aber wir haben doch drei Seel...", Kristy wurde bereits gestoppt, da der Husky ihr die Schnauze zu hielt.
,,Sie weiß nicht, dass ich ebenfalls einen Seelenkristall habe."
,,Mal sehen, wie dir das hier gefällt!", rief der Fuchs und hielt die Arme auseinander, zwischen denen sich ein roter Pfeil bildete.
,,Feuer-Schuss!"
Der Pfeil schoss auf den Waschbären zu, der aber sprang sofort hoch und wich somit dem Angriff aus. Boreno zog einen Bumerang hervor und warf ihn zu Drake, der getroffen zu Boden fiel. Der Schlag ging auf die Stirn, aus der nun etwas Blut lief. Kristy rannte sofort zu dem Fuchs, während der Husky sich dem Dämon nun entgegenstellte. Es regnete noch in Strömen und als Suichiro auch noch den See bemerkte, zeigte er ein Grinsen.
,,Aqua-Welle!"
Eine große Welle kam Boreno entgegen, aber er blieb unbeeindruckt. Der Waschbär nahm wieder seinen Bumerang und warf ihn kraftvoll. Das Geschoss flog durch die Welle hindurch und traf Suichiro am Bauch. Da die Waffe durch das Wasser aber gebremst wurde, war es kein schwerer Treffer, dennoch krümmte sich Suichiro vor Schmerz und hielt sich den Bauch, dadurch wurde der Angriff abgebrochen, bevor er den Feind erreichen konnte.
,,Das klappt ja sehr gut", freute sich die Schlange und wendete sich wieder an Marek. Sie schnippte mit den Fingern und die Fesseln tauchten auf, die Marek die Bewegungsfreiheit raubten.
Suichiro taumelte einige Schritte zurück, dann hob er wieder seine Pfoten und versuchte es erneut.
,,Wasserarme!"
Das Wasser erreichte den Dämon dieses Mal schneller. Es griff ihn an den Armen und Beinen und hielt ihn hoch in die Luft. Der Waschbär kämpfte sich den rechten Arm frei, mit dem er den Bumerang zu Suichiro warf.
,,Darauf falle ich nicht mehr rein!"
Suichiro wich dem Bumerang aus, der zurück zu seinem Besitzer flog. Er drehte noch eine Runde und durchtrennte die Wasserarme, sodass der Waschbär losgelassen wurde und zu Boden fiel, wo er gekonnt landete und seinen Bumerang fing. Nun nahm Boreno wieder den Bumerang und warf ihn mit aller Kraft zu dem Husky, der diesmal nicht rechtzeitig ausweichen konnte und zu Boden ging. Ihn hatte der Bumerang wieder am Bauch getroffen.
Kristy zwinkerte Drake zu und stand auf.
,,Dann bin ich wohl jetzt dran."
Die Haustür sprang auf und Rika stürzte heraus.
,,Was ist passiert?", fragte sie und zuckte zusammen, als sie die ganzen Tiere sah. Die Schlange ließ gerade von Marek ab und fluchte: ,,Wieder kein Seelenkristall. Was ist denn das für ein Mist?!"
Sie blickte zu Rika.
,,Mal sehen, ob die einen hat."
Sie sprang vor das geschockte Mädchen und schaute ihr tief in die Augen. Rika schreckte vor den giftgrünen Augen zurück.
,,Lass sie in Ruhe!", schrie der Hase.
,,Dornenranke!"
Sie schlug in Richtung der Schlange, aber schon wurde die Ranke von einem Bumerang durchtrennt.
,,Dieser Waschbär ist eine echte Plage!", fluchte Kristy vor sich hin. Boreno sprang zu dem Hasen, die somit mit ausweichen beschäftigt war und Rika nicht helfen konnte. Rika rannte los. Sie wollte der Schlange entfliehen, aber diese war schneller. Sie kam nicht weit, bis die Schlange sie wieder eingeholt hatte.
,,Nicht so schnell. Ich möchte zuerst deinen Seelenkristall. Dann kannst du weglaufen, aber ich bezweifle, dass du das dann noch kannst."
Rika trat einen Schritt zurück und bemerkte, dass hinter ihr der See lag und vor ihr die Schlange stand, es gab keinen Ausweg. Rika schaute nach hinten. Ihr Gesicht spiegelte sich im Wasser und wieder erstrahlte ein heller Blitz. Rika zuckte zusammen und ein Schauer der Energie schoss ihr durch den Körper.
,,Mein Spiegelbild."
Ihr Spiegelbild zeigte nicht mehr das geschminkte, traurige Mädchen, sondern eine starke Kriegerin. Ein helles Licht erstrahlte vor Rika und eine sanfte Stimme sagte: ,,Rika Hurrano."
Rika blickte auf. Sie sah nicht mehr die Schlange sondern eine Katze. Diese ging aufrecht und schien in einem orangefarbenem Licht.
,,Rika, ich bin Amber. Ich bin die Kriegerin des Windes."
,,Amber?"
,,Ja. Und du bist die Windkatze, meine Nachfolgerin."
,,Windkatze? Aber..."
,,Greife in das Licht vor dir."
Rika tat wie ihr befohlen. Sie griff in das Licht. Ein Energieschub schoss durch ihren Körper, dann verwandelte sich das Licht zu einem Stab, auf dessen Spitze ein orangener Edelstein thronte.
Amber sagte: ,,Du bist eine Kriegerin, du bist die Windkatze. Sag: Bernstein des Windes, erstrahle."
Rika nickte ihr zu und nahm den Stab.
,,Bernstein des Windes, erstrahle!"
Rika verwandelte sich in eine Katze. Ihr wuchs ein langer Schweif, Schnurrhaare, Katzenohren und alles andere, was noch dazugehörte. Aus dem Stab schossen kleine Federn. Rikas Fell glänzte weiß und orange, während sie den Stab um ihren Körper schwang. Dann kam aus dem Edelstein ein helles Licht. Rika war nun zur Windkatze geworden. Ihr Fell war gelb, ihre Augen haben sich orange gefärbt, ihre Haare bekamen ein kräftiges Pink. Sie trug ein Band wie die anderen, nur in einer orangenen Farbe. Einen Edelstein trug sie am Bauch, der durch Bänder an dem Unterteil des Outfits befestigt war.
Die Schlange schaute sie erschreckt an. Rikas Miene verfinsterte sich und plötzlich schrie sie laut. Aus ihrem Rücken wuchsen große, weiße Flügel.
,,Federpfeile!"
Einige Federn schossen aus den Flügeln und verwandelten sich zu spitzen Pfeilen, die auf die Schwarze Schlange einschlugen. Die Schlange wich schnell zurück und schrie: ,,Boreno, tu doch etwas!"
Der Dämon wendete sich von der Häsin ab, die er gerade verwundet hatte. Er warf den Bumerang auf die Katze, doch die streckte ihre Arme hoch und rief:
,,Wolken-Tornado!"
Eine Wolke sank herab und verwandelte sich in einen Tornado. Diesen schickte die Katze zu dem Dämon. Der Bumerang wurde vom Tornado verschlungen und auch der Dämon wurde davon ergriffen. Boreno schrie laut, dann verschwand er. Rika ließ den Tornado verfliegen und die Karte fiel zu Boden. Auf ihr war ein B und ein Bumerang zu sehen, dann zerfiel die Karte zu Staub.
Rika schaute zu der Schwarzen Schlange, die sie hasserfüllt anblickte.
,,Das wirst du noch bereuen, das schwöre ich dir!"
Sie öffnete in Portal und verschwand darin.
,,Das hast du gut gemacht Rika", sagte wieder diese Stimme.
,,Amber, bin ich wirklich eine Kriegerin? Bin ich eine Katze?"
,,Ja, das bist du. Du musst zu deinen Gefühlen stehen und darauf hören, was dein Herz dir sagt. Nur so kannst du den richtigen Weg finden."
Amber verließ Rika mit diesen Worten.
Die Katze ließ ihre Flügel wieder verschwinden und rannte zu den anderen Kriegern. Langsam öffnete die Kriegerin der Natur die Augen und erblickte die Katze. Rika schaute sie verwirrt an und sagte: ,,Moment... du bist... Kristy?"
,,Ja, bin ich."
Langsam richtete sich Kristy wieder auf und schaute erstaunt zu Rika.
,,Du bist also auch eine von uns."
Zusammen gingen sie zu den anderen beiden.
,,Drake und Suichiro also auch?"
Die Jungs nickten ihr zu. Sie hatten immer noch Wunden, aber es blutete bei keinem mehr.
,,Es gibt noch zwei weitere Krieger. Silver ist der Donnerwolf, und es gibt noch den Lichtleopard, aber wir wissen noch nicht, wer er ist", erklärte Kristy. Rika nickte ihr zu und Suichiro ergänzte: ,,Mit dir sind wir sechs. Es gibt insgesamt acht Krieger. Es fehlen also noch zwei Krieger."
Sie erklärten Rika noch alles, was sie wissen musste, dann verwandelten sie sich in ihre menschliche Gestalt zurück.
Rikas Mutter kam aus dem Haus gestürzt und fiel Rika um den Hals.
,,Mein Kind, ist dir etwas passiert? Es muss ja etwas Schreckliches geschehen sein."
,,Nein, mir geht's gut. Aber Marek dürfte etwas abbekommen haben."
,,Wir machen das schon", rief Kristy und brachte zusammen mit den Jungs Marek ins Haus, wo sie ihn in ein Bett legten, damit er sich ausruhen konnte.
,,Rika, du wolltest ihn nicht heiraten. Warum hast du uns das nicht vorher gesagt?"
,,Ich... naja, meine Schwester musste das doch auch machen und... ich dachte, ihr würdet sonst böse auf mich sein."
,,Ich würde nie auf dich böse sein. Vergiss die ganze Familientradition. Such dir selbst den Mann, den du liebst."
,,Ist das dein ernst?"
,,Ja, diese Familientradition ist blödsinnig. Vergiss sie. Heirate den Mann, den du wirklich liebst. Die ganze Sache tut mir leid. Ich dachte, er würde dir gefallen."
,,Naja... er ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe, aber ich werde schon den richtigen finden, da bin ich sicher."
,,Okay, ich hoffe du verzeihst mir."
,,Natürlich verzeihe ich dir. Ich hasse dich nicht."
Sie umarmte ihre Mutter fest und ging dann zu ihren Freunden.
,,Ich werde nun den Mann heiraten, den mein Herz ausgesucht hat. Ich hoffe, ich werde den richtigen schnell finden", sagte sie fröhlich. Kristy gab Drake einen Kuss und sagte: ,,Ich habe bereits den richtigen gefunden."
,,Ich auch", sagte Suichiro leise. Alle schauten ihn mit großen Augen an. Suichiro wurde sofort rot und bereute das, was er gerade gesagt hatte.
Rika ging wieder zum See und schaute in ihr Spiegelbild, sie sah eine Katze mit gelben Fell und bernsteinfarbenen Augen.
,,Das ist also mein wahres Spiegelbild."