Unter Drachen 17 - Taschas Stunde
#17 of Unter Drachen
Ein weiterer Teil des langen Tages aus dem ursprünglichen Kapitel 13...
Tyria hat aus dem Streit einen Entschluss gefasst und gibt Eldingar diesen bekannt.
Und Tascha hat ihren Spaß mit einem Gewitter und danach mit ihrem geliebten Drachen... ^^
Für Eldingar schließlich wird sich bald einiges ändern... - und er beginnt im Ansatz zu verstehen, wie sich die weitere Zukunft für ihn und die anderen Drachen entwickeln könnte.
Teil 17 der Story um einen Menschen, der zu einem Drachen wurde und nun sein neues Leben erkundet.
Dieser Teil ist im Original ca. 51 Seiten lang.
Unter Drachen
- Taschas Stunde
„Wie ist das, ein Drache zu sein?" -
„Fremd. Eigenartig und überwältigend. Zwar helfen mir die uralten Erinnerungen und Erfahrungen des Drachens ein wenig - wenn sie mich mal nicht ängstigen, weil sie so fremdartig erscheinen - und Erce hat mir sehr viel Wissen und so etwas wie Erfahrung mitgegeben. Aber der Mensch steht die ganze Zeit mit offenem Mund davor und versucht zu begreifen, was er da eigentlich macht, wenn er diesen Körper benutzt." -
Aditi und Padmini grinsen bei dem mit offenen Mund staunenden Menschen.
„Es ist sicher schwer zu beschreiben. Wenn ich Dir das sagen darf Herr und auch wenn ich Dich erst kurz beobachten konnte, man bemerkt nicht, dass Dir dieser Körper noch fremd ist." -
„Danke für die Einschätzung Aditi. Meine Partnerinnen, mein Schatten und Jaya sind da vielleicht etwas zurückhaltender in ihrer Beurteilung." -
Padmini schüttelt grinsend den Kopf.
„Mir ist bisher auch nichts aufgefallen - abgesehen von Deiner meistens sehr freundlichen und umgänglichen Art. Aber wenn Du es wünscht, Herr, werde ich Dich aufmerksam machen, wenn Du Dich meiner Meinung nach untypisch verhältst."
Wir gehen in Richtung Höhleneingang.
„Danke, auch für das 'meistens' als freundliche Umschreibung des Streites mit Tyria..." -
Padmini bleibt abrupt stehen.
„Herr, verzeih bitte, ich wollte nicht..." -
„Ich weiß. Mach Dir keine Gedanken." -
Im Höhleneingang steht Jaya und sieht mich fragend an.
„Verzeih Isha Rajesh. Ich hörte etwas von Streit? Mit einem von uns?" -
„Nein. Die Streiterei mit Tyria ist mir etwas aus der Hand geglitten und ich wurde wohl etwas zu ungehalten." -
Jayas Blick zeigt Verstehen.
„Das könnte es gewesen sein. - Herr, ich wollte Dir mitteilen, dass Ishwari Rajeshri irgendwie verwirrt zurückgekommen und direkt nach unten gestürmt ist. Meine Frage, ob ich etwas für sie tun können, hat sie recht harsch zurückgewiesen, sich ein paar Schritte weiter aber noch dafür entschuldigt." -
„Tyria ist hier?" -
„Ja Herr, sie ist noch unten." -
Sie ist noch da, Tyria hat mich noch nicht verlassen...
„Verzeiht, ich möchte nach ihr sehen." -
Die Antwort nicht abwartend bin ich schon auf dem Weg nach unten. In der großen Halle fällt mir auf, dass ich sogar in einen leichten Galopp gefallen bin, zum ersten Mal in diesem Leben. Ich halte das durch, bis ich auf den Gang in meiner Feral-Wohnung komme - dort stoppe ich schlagartig.
Tyria hockt da als Anthro auf den Knien mitten auf dem Gang. Den Kopf gesenkt, den Blick starr auf den Boden vor sich gerichtet.
„Tyria!"
keine Reaktion von ihr.
Ich gehe langsam auf sie zu.
„Tyria...?"
Sie atmet tief ein, irgendwie zittrig aber antwortet immer noch nicht.
Ich stehe jetzt vor ihr, senke meinen Kopf und versuche ihren Blick zu finden - erfolglos.
„Tyria, was ist mit Dir? Wirf mir etwas an den Kopf, beiß mich, aber bitte sag etwas." -
„Eldingar... bitte jage mich nicht fort..." leise, kaum zu hören ist ihre Bitte. -
„Was... Dich fortjagen..." -
„Bitte Eldingar... - bestrafe mich, zerfetze meine Schwingen, sperre mich für fünftausend Sommer in eine lichtlose Grotte, in der ich mich nicht transformieren kann und lasse mich bei Wasser und altem Fleisch meine Strafe erleiden. Aber weise mich bitte nicht aus Deiner Höhle, lasse mich wenigstens alle paar Jahre Deine Nähe spüren, nur spüren und Dich kurz sehen... - oder töte mich jetzt mit einem schnellen Biss, aber jage mich nicht weg..." -
„Tyria... bitte rede nicht so - warum sollte ich so etwas schreckliches mit Dir anstellen?" -
Keine Antwort, aber nach einem nochmaligen tiefen Atmen blickt sie mir jetzt von unten in die Augen. Ihr Blick ist irgendwie anders, so glänzend, glasig - ihre Nickhäute? Nein. Kurz nacheinander löst sich eine Träne aus jedem Auge und perlt langsam ihre Nasenschuppen entlang zu den Nüstern.
Sie weint... - Tyria, ein Drache, weint...
„Tyria, Geliebte, Du weinst? - Ein Drache sollte nicht weinen. In meiner alten Welt heißt es, ein Drache der weint stirbt bald, weil sein Herz gebrochen ist. Und mit ihm stirbt auch die Welt ein Stück. - Bitte weine nicht." -
Ich transformiere mich jetzt und gehe schnell zu ihr, knie mich vor sie hin. Wieder perlt eine Träne entlang ihres Nasenrückens. Ich nehme sie mit der Zunge auf. Salzig, wie Tränen nun mal sind, und der Geschmack von Trauer und Verzweiflung liegen darin.
„Das ist doch Unsinn."
Sogar ihre Drachenstimme klingt rauh. -
„Ja, sicher. Aber wer hat jemals Drachen weinen sehen. Bitte Tyria, weine nicht. Verzeih mir bitte meine Grobheit und meinen ungerechten Zorn Dir gegenüber. Verzeih mir dummen Drachen. Bitte bleibe bei mir, verlasse mich nicht, ich möchte Dich nicht verlieren, kaum dass ich Dich gefunden habe." -
Sie sieht mich mit einem undefinierbaren Blick durch den Tränenschleier an.
„Ich Dir verzeihen...? Eldingar, mein Lord, mein Geliebter - ich habe Dich um Verzeihung zu bitten. Du hast jedes Recht dieser Welt mich aus Deiner Höhle und aus Deinem Revier zu jagen..." -
Jetzt bin ich es, der sie fragend ansieht.
„Bitte Tyria, mein Liebling, mein Schatz. Es gibt nichts, was ich Dir verzeihen müsste. Ich war es doch, der Deine Hilfe nicht annehmen wollte." -
Sie atmet tief ein. Immer noch hockt sie ohne eine Bewegung auf ihren Fersen vor mir, die Hände auf ihren Oberschenkeln fest ineinander verschränkt. Zwar aufrecht, aber mit immer noch tief gesenktem Kopf, dass ihr Kinn auf ihren Brustdrüsen liegt. Nur ihre Augen bewegen sich und beobachten mich hinter den Tränen. Nicht aufmerksam, nicht forschend - traurig und verzweifelt - und bittend ist dieser Blick.
„Doch Eldingar. Es gibt viel, was Du mir verzeihen musst. Ja, Du wurdest zornig, aber das war eigentlich nicht überraschend, Du hattest mich mehr als einmal gewarnt. Und dennoch wollte ich in Dir nicht den erwachsenen, lebenserfahrenen Drachen sehen, sondern den unerfahrenen, der erst seit wenigen Tagen in dieser Welt ist. Ich habe verdrängt, dass Du als Mensch ja bereits fast ein ganzes Leben gelebt hast - und so groß sind die Unterschiede in der Lebenserfahrung sicher auch nicht. Aber wir achten die Menschen so gering, dass ich diesen Fehler gemacht habe, obwohl ich es besser wissen müsste. Ich habe Dich behandelt, als wärest Du ein gerade erst geschlüpfter Nestling - dass Du dann zornig wirst, ist nur zu verständlich. -
Eldingar, mein Drache, mein Gebieter. Ich bin es, die Dich um Verzeihung anflehen muss. Weise mich nicht aus Deinem Haus, bestrafe mich, ignoriere mich, sperre mich ein und verweigere mir für viele dunkle Winter die Paarung, aber lasse mich bei Dir bleiben, Geliebter." -
„Ich habe Dir schon längst verziehen, schon als Du davongeflogen bist. Tyria, ich bin doch nur glücklich, dass Du mich nicht verlässt." -
„Aber... ich habe Dir eine Flamme ins Gesicht geblasen... ich war so zornig..." -
„Ja richtig, und?" -
„Eldingar... eine Flamme - ins Gesicht!" -
„Sie hat mich kaum berührt und war zudem eher kalt - das war nicht mehr, als Deine Flamme mit der Du den Geruch von Tascha von mir genommen hattest. Für mich eher ein verzweifeltes Zeichen Deiner Liebe, als von Zorn und Hass."
Tyria hebt ihren Kopf, blinzelt ein paar Mal, eine letzte Träne perlt über ihre Wange und wird von meiner Zunge aufgefangen. Mit beiden Händen halte ich ihren Kopf sanft und streiche leicht mit den Fingern entlang ihrer Wangen und Ohrfinnen. Sie legt ihre Rechte hinter meine Wangendornen.
„Eldingar, verzeih mir bitte. Ich fürchtete, Du würdest mit dem Roten etwas tun, was Dir später unangenehm wäre. Nur habe ich es nicht offen gesagt, sondern versucht, Dich wie einen kleinen Nestling anzuleiten. Und der Zorn der Drachen ist nicht nur in Dir, Geliebter - auch ich habe diesen Zorn und heute sind wir damit zusammengetroffen. - Ja, ich war zornig, sehr zornig über Deine scheinbare Uneinsichtigkeit und Deine rauhe Art in der Du mich vor den anderen angefaucht hast. Ich wollte weg, nur weg - nach Hause und Dich nie mehr sehen. Eine angenehme Wohnstätte von mir liegt nur etwas über eine Flugstunde entfernt - aber als ich landete, merkte ich, das 'zu Hause' Deine Wohnstätte war, ich stand vor Deiner Höhle... Und ich verstand, was mir meine Seele damit sagen wollte: ich war dieses Mal im Unrecht. In meiner Furcht, Du würdest mich aus Deiner Wohnstätte weisen, bin ich so schnell ich konnte hierher gelaufen - in der unlogischen Hoffnung, wenn ich erst einmal drin bin, dann kannst Du mich nicht mehr hinauswerfen. Die Transformation erschien mir dann irgendwie logisch, als Zeichen meiner Unterwerfung. - Ja und dann hockte ich hier, war verzweifelt über meine Fehler und weinte, weil ich bei Dir bleiben will und mir sicher war, Du würdest mich sofort fortjagen. - Doch, Drachen weinen auch, aber sehr selten, noch seltener vor anderen und schon gar nicht vor Menschen." -
Ich umarme sie. Mit Armen, Schwingen - sogar meinen Schwanz schlinge ich noch um sie.
„Tyria, mein Schatz, Liebling, geliebte Partnerin. Soviel Sorgen wegen dem Roten. - Hast Du die ganze Zeit hier auf dem Gang gehockt?" -
Sie schüttelt leicht den Kopf.
„Nein, das nicht. Nebenan auf einem Polster." -
„Gut. Ich bin glücklich, dass Du bei mir bleibst." -
„Eldingar - Ralf, was hast Du mit mir gemacht? Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so an einem Männchen hängen würde, dass mir nur der Gedanke, Du würdest mich wegschicken, fast schon Schmerzen bereitet..." -
„Das wird besser mit der Zeit. Aber ich mochte auch nicht daran denken, dass Du mich verlassen könntest. - Die Liebe ist also auch bei den Drachen mächtig. Ich bete zu Erce, dass sie zehntausend Sommer so stark bleiben und ewig halten möge." -
„Du sprichst für uns beide, mein Sternenhimmel. -
Verzeih, dass ich schon wieder ablenke, aber was ist danach geschehen?" -
„Ach Wölkchen..." -
sie nimmt ihren Kopf etwas zurück und sieht mich liebevoll spöttisch an.
„Wölkchen...? Du Mensch, Du." -
„Naja, ich habe überlegt, dass ich es wohl übertrieben habe und gehofft, Dich bald wieder zu sehen. - Der Rote hat sein Fehlverhalten eingestanden und hat sich entschuldigt. Er hat meinen Wunsch akzeptiert und wird für einige Jahre in so eine Art Verbannung gehen. Dafür verzichte ich darauf, sein Fehlverhalten öffentlich zu machen." -
Tyria züngelt mir intensiv über die Nüstern.
„Wie dumm war ich nur - Ralf, mein Geliebter Drache, ich hätte Dir vertrauen sollen. Wie sieht die Verbannung aus?" -
„Er verschwindet eine Zeit lang. Um seine Fehler zu erkennen und davon zu lernen." -
„Keine Strafe?" -
„Doch schon. Sein Stolz wird leiden. Aber er hat es akzeptiert. Offenbar war er froh, noch so davon zu kommen. Wenn er die Zeit übersteht, wird niemand sonst etwas erfahren, Unseren Kampf werde ich dann öffentlich als korrekt bezeichnen. So kann er ehrenhaft wieder in den Kreis der Drachen eintreten." -
„Du willst ihm wirklich alles verzeihen? Niemand wird etwas erfahren? - Vorhin hättest Du ihm am liebsten noch die Kehle durchgebissen..." -
„Richtig. Aber er war offensichtlich selber entsetzt über das, was er getan hatte. Er erklärte mir die Hintergründe und bat um Verzeihung. Es klang für mich ehrlich. Jetzt jedenfalls ist er verschwunden, wir werden ihn erst in einigen Jahren wiedersehen. Ich denke, Du hattest Recht damit, dass ich ihn zumindest anhören sollte." -
„Danke, Geliebter. - Aber ich spüre, da ist noch etwas, das Du mir nicht sagen möchtest. Ich vermute, ihr habt etwas unter euch abgemacht, was sonst niemanden etwas angeht?" -
„Ja. Aber Du wirst es irgendwann auch erfahren, etwas Geduld." -
„Da triffst Du mich hart, mein Sternenhimmel. Als Drache sollte ich Geduld haben - aber wenn meine Neugier erst geweckt ist... - Keine Sorge, ich warte - nur verzeih mir, wenn ich versuche etwas aus Dir heraus zu locken." -
„Ist bereits verziehen."
Was für mich einfach ist. Denn Tyria hat ihn ja schon als Anthro gesehen, sie wird ihn also schnell erkennen, wenn sie ihn sieht. Ich möchte sie ein wenig damit überraschen, deshalb habe ich mich so umständlich herausgewunden. Ich lasse Tyria los und hebe sie beim Aufstehen mit hoch.
„Ich werde jetzt erst mit Tascha gehen, das Gewitter ist bald da und sie möchte sich dann auch noch mit mir als Feral paaren, da wird es langsam Zeit. - Später wollen die Draccier unsere neuen Krieger mit einer kleinen Feier einführen. Da will ich ein wenig dabei sein. Möchtest Du mich dann begleiten?" -
„Ja, gerne. - Natascha möchte die Vereinigung wie ein Drache als Feral erfahren? Habt ihr darüber gesprochen, als ihr etwas später nachgekommen seit?"
Ich nicke.
„Ich freue mich, dass sie diesen Entschluss gefasst hat, da sie ja ihr Leben bisher überwiegend als Anthro geführt hat - erst jetzt erwacht langsam der Drache in ihr. Sei sanft zu ihr, Dein Biss ist sehr fest für einen - verzeih - noch unerfahrenen Drachen. Ebenso Dein Griff. Für eine Drachin, die es zum ersten Mal erlebt, wohl etwas zu kräftig." -
„Habe ich Dir Schmerz zugefügt? - Verzeih, das wollte ich nicht. Ich hatte versucht, mich an Deinem Biss zu orientieren." -
„Nein, es war genau richtig für mich. Ich mag es gerne, wenn mir das Männchen dabei ein wenig von seiner Kraft zeigt und der Schmerz fokussiert mich auf die Vereinigung. - Aber bei meinen ersten Paarungen wäre ich Dir sicher davongelaufen. Andererseits sei nicht zu vorsichtig, Deine Partnerin muss Dich schon spüren. Aber Deine menschliche Erfahrung wird Dir schon helfen, das richtige Maß zu finden. -
Und nun gehe, sonst nehme ich mir, was ihr zusteht..." -
Mit einem sinnlichen Knurren züngelt sie mir über die Nüstern und schubst mich dann sanft in Richtung Ausgang. Nach einigen Schritten transformiere ich mich wieder zum Feral und mit einen kurzen Blick zurück auf eine jetzt deutlich entspannte Tyria, die sich lächelnd die letzten Tränen aus den Augen wischt, mache ich mich im leichten Trab auf den Weg. Ihre Erleichterung ist so eindeutig zu spüren, es war ganz offensichtlich nicht vorgespielt, dass es ihr nahegegangen ist. Und auch ich bin froh, dass es gut ausgegangen ist. Wir Drachen können unseren Zorn also überwinden und schnell wieder Frieden schließen - auch unter Partnern. Für mich eine wichtige Erkenntnis, denn noch kann ich das Verhalten und die Reaktionen der Drachen nicht in allen Situationen einschätzen.
Diese Gedanken begleiten mich auf dem Weg durch die Gänge - nur im großen Saal überfällt mich der Gedanke, wie ich den je sinnvoll nutzen soll. Auf dem weiteren Weg nach oben überlege ich schon wieder, wie Tyria und Tascha wohl auf Dauer miteinander auskommen werden. Die heutigen Drachenweibchen sind mir noch recht fremd, denn die, an die ich mich erinnere, waren extrem einzelgängerisch und erlaubten kein fremdes Weibchen in ihrem Revier. Sogar ihre Töchter wurden nach höchstens zwei Jahren mit Gewalt vertrieben, die Söhne zwar auch, die spürten aber nur sehr selten die Krallen ihrer Mütter dabei.
In der oberen Höhle finde ich Tascha wie eine riesige Drachenkatze auf dem „Thron"-Podest sitzen. Neugierig blickt sie mich an.
„Alles in Ordnung? Ja, offensichtlich, Du wirkst entspannt, Großer." -
„Ja. Wir haben uns gegenseitig unsere Fehler eingestanden und sind uns einig, dass wir zusammengehören. - Warst Du schon jemals so lange am Stück eine Feral - außerhalb der Nestlingszeit?"
Warum ich gerade jetzt darauf komme, weiß ich selber nicht - aber so wie sie da hoch aufgerichtet auf ihren Hinterbeinen hockt, den Schwanz um ihre Füße geschlungen, das Bild einer stolzen Drachin... es fällt mir jetzt so richtig auf. -
„Ich freue mich, Großer. Ich freue mich wirklich. Ich hätte mir nicht zugetraut, Dich aus der Trauer zu holen, wenn Tyria Dich verlassen hätte." -
Sie lächelt mich an und senkt den Kopf ein wenig, blickt mir aber weiter in die Augen - ein Anblick, der mich fesselt.
„Ich habe da Vertrauen, dass Du es erreicht hättest. Vergiss nicht, dass Du meine erste Liebe hier bist - auch wenn ich Tyria nicht missen möchte, brauche ich Dich doch ebenso." -
„Und da heißt es, Drachen lügen nicht..." Ihr Lächeln wird intensiver.
„Nein, so lange war ich noch nie durchgehend eine Feral. Und langsam fühle ich mich auch wohl dabei - ich werde jetzt wohl zur Drachin..." -
Du bist es schon, meine Kleine Kriegerin, Du bist längst eine Drachin...
„Ja. Ich habe ja gleich nach meinem Erwachen als Drache in einer Art Panik die Transformation zum Feral ausgelöst und bin dann die ersten Tage durchgehend ein Feral gewesen. Damals dachte ich manchmal daran, dass es als Anthro wohl einfacher gewesen wäre - heute denke ich, es war besser so. So musste ich schnell lernen, mit dem Körper eines Drachen zurecht zu kommen. Dazu dieses Irrsinnsgefühl so groß, so kräftig - ja mächtig zu sein. Kein kleiner schwacher, zerbrechlicher Mensch mehr, sondern ein unüberwindlicher Drache. Ich bin mir zwar jetzt noch nicht sicher, ob ich dabei nicht größenwahnsinnig geworden bin, aber hätte ich die erste Zeit als Anthro erlebt, würde ich mich wohl heute noch nicht daran gewöhnen können, als Feral herum zu laufen. Jetzt macht es mir nicht mehr viel aus, ich finde es sogar sehr angenehm, auch wenn das Leben als Anthro durchaus bequemer sein kann." -
„Richtig - der Wein hält dann auch viel länger..." grinsend steht Tascha auf und schlängelt sich um mich herum auf meine linke Seite.
„Und größenwahn... naja, wenn ich daran denke, dass Du als Anthro gegen einen Feral gekämpft hast - dazu noch ohne Deine Kräfte einzusetzen - dann steckt da schon was von Wahnsinn drin..." -
„Ein wenig sicher, aber weniger, als Du denkst. Sein Feuer war schon sehr heiß und hätte mir als Anthro bei einem Volltreffer erhebliche Probleme bereitet. Es war nicht ungefährlich, das stimmt, aber die Fähigkeiten Eldflóðs hatte er nicht - vermutlich noch nicht. Zudem war er überraschend langsam in seinen Reaktionen. Gegen Eldflóð hätte ich es so nicht wagen dürfen, da wäre ich sehr schnell unterlegen." -
„Wenn er nun stärker oder schneller gewesen wäre?" -
„Darauf habe ich mich sicherheitshalber vorbereitet, ich hätte mich dann zwischen den Felsen etwas abgesetzt und mich dann schon eher transformiert." -
Tascha nickt, zuckt kurz etwas und reibt dann ihren Kopf sanft an meiner Kehle.
„Daran muss ich mich noch gewöhnen, dass ich die Hände jetzt nicht so benutzen kann, wie als Anthro... beinahe hätte ich das Gleichgewicht verloren..." Sie grinst.
„...Ich verstehe, Du warst also vorbereitet. - Aber Du hattest davon gesprochen..."
Sie stockt, horcht in sich hinein und blickt dann in südöstliche Richtung. Eine typische Reaktion auf eine starke Empfindung unserer Sinne, die ich mir langsam abgewöhne - gerade hier in der Höhle ist es ja nutzlos in Richtung eines starken Gewitters zu schauen, das zudem noch mindestens eine halbe Stunde entfernt ist. Aber der Reiz ist schon stark, wohl eine Eigenart der Beutegreifer.
Tascha atmet tief durch und blickt wieder mich an, in ihren Augen liegt so etwas wie Ehrfurcht.
„Da ist aber ordentlich was los, oder?" -
„Ja. Ein sehr starkes Gewitter, das könnte sogar zum Tornado werden - auf jeden Fall wird es extrem heftige Regen- und Hagelstürme geben, vielleicht auch Waldbrände durch Blitzschläge. Wir sollten da die Energie herausnehmen, dann gibt es weniger Zerstörungen bei den Siedlungen der Menschen hier." -
„Du willst ihnen helfen?" -
„Ich habe momentan keinen Grund, ihnen das Leben hier schwer zu machen. Und wir können ihre Versorgung brauchen." -
„Natürlich, verzeih - eine dumme Frage." -
Ich reibe leicht mit meiner Nasenspitze in der Grube hinter ihrem Kiefer, eine sensitive Stelle, was sie leise gurren lässt. Sage noch einer, dass Große und Drakari sich unterscheiden, sie sind sich ähnlicher in ihrem Verhalten und Instinkten, als die Großen immer behaupten.
„Nein, nicht dumm. Aber wohl eine Folge der überflüssigen Vorurteile, die das Volk der Großen vom Drakarin-Volk hat und umgekehrt." -
„Du hast Recht. Ich habe daran gedacht, dass die Drakarin und die Draccier immer sagen, dass den Großen die Menschen ziemlich egal sind, dabei helfen sie den Menschen sogar mehr, als den anderen Völkern. Vermutlich Neid, oder?" -
„Möglich. Neid war immer ein schlechter Ratgeber beim Zusammenleben von Stämmen oder Völkern. - Lass uns aufbrechen und einen guten Standort suchen, an dem wir das Gewitter ordentlich anzapfen können. Genauer gesagt, wo Du es anzapfen kannst." -
Sie seufzt bedauernd, als ich mein sanftes Reiben ihrer Schuppen in der Kiefergrube beende.
„Schade, das war sehr angenehm. - Aber ich will mich endlich richtig aufladen, es gibt wohl kaum eine bessere Gelegenheit dazu. Und dann..."
Sie bläst ihren Atem in meine Nüstern, deutlich rieche ich ihre sexuelle Lust darin, ihre Schwanzspitze, die verdächtig nahe meiner Geschlechtsspalte über meine Schuppen gleitet ist ebenso eindeutig. Tascha ist in Hitze, sie hat ein reifes Ei und ist mehr als empfangsbereit, ihr Duft ist eindeutig und fängt an, mein Bewusstsein einzufangen. Zu Zeiten von uns Ursprünglichen, wäre ein Weibchen in diesem Zustand schon lange über mich hergefallen und hätte mich praktisch gezwungen, sie zu befruchten. Und der Geruch eines fruchtbaren, paarungswilligen Weibchen weckt meine alten Instinkte... Aber noch haben wir beide uns unter Kontrolle.
„Also los, Großer, lass uns einen Gewittersturm reiten und Blitzdrachen zeugen." flüstert sie. -
„Hmm, wenn das so geht, wie macht man dann Erddrachen...?" wir grinsen uns gegenseitig an. -
„Wir können es dann ja mal in einem Schlammbad probieren." ulkt sie, als sie mich mit ihrem Flugarm mit sich zieht auf dem Weg nach draußen. -
„Dann verzichte ich aber gerne auf Magmadrachen..." antworte ich trocken, worauf sie kichert. -
„Einverstanden, keine Magmadrachen."
Schon sind wir vor der Höhle, Tascha orientiert sich, gleicht ihre Sinne mit den Eindrücken ihrer Fähigkeit aufeinander ab. Mir fällt das inzwischen schon etwas einfacher, dafür lasse ich die anderen Sinneseindrücke der Umgebung auf mich einwirken. Es ist für mich immer noch überwältigend, was ich alles wahrnehme, sobald ich im Freien bin. Leider lässt Tascha mir nicht viel Zeit, sie deutet mit der linken Flughand auf die dunkle Wolkenwand, die am südöstlichen Horizont steht und in unsere Richtung zieht. Noch scheint hier die Sonne durch die Wolken, aber wir spüren das schwere Gewitter dort heranziehen. Tornados wird es wohl nicht geben, ich spüre keine Drehung in den Wolken, aber schwere Sturmböen mit Starkregen und Hagel sind in dieser Front, wenn wir keine Energie herausnehmen.
Da ist mehr Blitzenergie drin, als Tascha in ihren Speichern aufnehmen kann und ich kann ihr zeigen, wie wir so einen Gewittersturm bekämpfen können. Ich sehe sie an, wie sie stolz neben mir steht, ihre Nüstern in den Wind hält und die Eindrücke des Gewitters in sich aufsaugt. Wenn ich dran denke, wie ängstlich sie gestern noch war und wie begierig sie jetzt darauf ist, die Blitze einzufangen... vielleicht spüre ich aber auch nur ihre Lust, sich mit mir zu paaren.
Ihr Blick, den sie mir zuwirft und in dem die Frage steht, ob wir losfliegen wollen, zeugt aber mehr von der Lust darauf, dem Gewitter die Energie abzuzapfen.
„Wollen wir Großer? Ich spüre schon das Kribbeln der Blitze auf meinen Schuppen." -
„Ja. Starten wir."
Sofort breitet sie ihre Schwingen aus, richtet sich auf und nimmt den Wind an. Mit einem Schwingenschlag ist sie schon in der Luft und gleitet seitlich weg um mir Platz zu machen. Ich folge ihr auf ähnliche Weise, denn noch ist der Wind hier nur schwach. Wir kreisen kurz umeinander um etwas Höhe zu gewinnen, dann nehme ich Kurs nach Südost, Tascha folgt mir auf die Schwanzspitze. Als Feral machen ihr die Verwirbelungen, die ich in der Luft verursache, nicht viel aus. Ich bin gespannt, wie sie sich in den Gewitterwolken hält, sicher wird es für sie nicht so leicht, da ihr die verschiedenen Stabilisierungsfinnen fehlen, die mir das extreme Fliegen vereinfachen.
Ein kurzer Schmerz an der Schwanzspitze weckt mich aus meinen Gedanken. Ein kurzer Blick zeigt mir, dass meine Kleine jetzt wohl völlig ausgetickt ist. Spielerisch wie ein junger Nestling jagt sie meiner hin und her zuckenden Schwanzspitze hinterher und schnappt nach ihr - einmal hat sie mich schon erwischt. Offensichtlich hat sie geübt und ihre Flugkünste verbessert, im Vergleich zu dem steifen Geradeausflug noch vor ein paar Tagen, fegt sie jetzt wendig hinter mir her. Beinahe erwischt sie noch einmal meine Schwanzspitze, nur ein schnelles Wegziehen „rettet" mich noch einmal. - Na gut, ich bin aber auch wendig... Vorerst fliege ich ruhig weiter, halte meinen Schwanz etwas ruhiger und in dem Moment, in dem ich einen leichten Luftwirbel an meiner Schwanzspitze spüre, drehe ich eine schnelle Rolle und ziehe ihn so aus ihrer Reichweite. Das klacken ihrer Zähne aufeinander und ihr enttäuschtes Röhren zeigen mir, dass ich den richtigen Moment erwischt habe.
„Och Großer, wenn Du so fliegst, habe ich doch keine Chance mehr..." -
„Und wenn ich nicht so fliege, knabberst Du mir die Schwanzspitze ab..." -
Kichernd holt sie auf und setzt sich über mich, versucht dabei meinen Schwingenschlag im gleichen Takt mitzumachen - was ihr auch recht gut gelingt. Und ohne diesen Unfug können wir jetzt auch schneller fliegen. Ich muss nichts sagen, Tascha beschleunigt von sich aus auf ihre volle Ausdauergeschwindigkeit, die gleichauf mit der von Fjörgyn ist, die ich ja bestens kenne.
„Was hast Du vor? Reicht es, die Blitze aus der Wolke zu ziehen oder müssen wir noch was anderes machen, damit das Gewitter schwächer wird?" -
„Es kann schon reichen, allerdings müssten wir die gesamte Energie herausziehen, was bei diesem Gewitter schon länger dauern könnte, außerdem ist die Zelle recht groß, da zieht einiges an uns vorbei. Ich möchte Dir daher gerne zeigen, wie ich so ein Gewitter aktiv bekämpfe. Dazu müssen wir aber mitten hinein fliegen." -
„Blitze von allen Seiten? Klingt spannend." -
„Treffend gesagt. Aber nicht nur Blitze, auch Wind aus allen Richtungen und in jeder Stärke - wir werden da schon ordentlich durchgeschüttelt werden, auch wenn das noch nicht mit einem Tornado oder einem Zyklon zu vergleichen ist." -
„Oh - und Du glaubst, dass ich das überstehe? Mir ist schon klar, dass ich nicht so im Sturm fliegen kann, wie Du. Ich möchte mir nicht die Finger brechen..." -
„Keine Sorge, so weit gehen wir nicht hinein. Ein Stück am Rand, wo es noch nicht so turbulent ist. Starke Auf- und Abwinde, aber recht gleichmäßig, das halten Deine Schwingen auch aus. Wenn Du befürchtest, dass die Belastung zu groß wird, die Schwingen anlegen und fallen lassen. Die Wolken sind hoch genug, dass Du unter dem Gewitter noch sicher abfangen kannst." -
„Verzeih, ich wollte nicht zweifeln. Mir ist schon klar, dass Du mich nicht gefährden wirst." -
„Doch, Deine Vorsicht ist schon gerechtfertigt. Ich denke nicht immer daran, dass nicht alle so sturmfest sind, wie ich. - Also fliege mir nicht einfach hinterher ohne nachzudenken, achte auf Deine Sinne und Deinen Instinkt. Sobald Du das Gefühl hast, es wird zu gefährlich, weiter zu fliegen, drehe um. Ich weiß leider nicht, wo die Grenzen bei anderen Drachen sind, ich habe keine Erinnerung mehr daran, was ich früher wagen konnte. Ich kann nur vermuten, wie weit wir gehen dürfen, da muss ich von Dir lernen, was noch sicher ist. Aber das Gewitter können wir auch vom Rand her so durcheinander bringen, dass es deutlich schwächer wird. Das Sturmfliegen probieren wir ein anderes Mal, bei weniger Turbulenzen. - Fast hätte ich vergessen, dass mir da viel mehr gegeben wurde, als den geschlüpften Drachen, verzeih." -
Ich sehe, wie sie den Kopf schüttelt.
„Ich sehe keinen Grund, dass Du Dich entschuldigen müsstest. Natürlich muss ich auf mich selber aufpassen, nur ich kann wissen, wie weit ich gehen kann - oder mich traue zu gehen. Und Dir wäre es da drin sicher noch rechtzeitig eingefallen. - Ohhhhoho... da drin ist aber ganz schön was los -und wie riesig das ist, sogar wir Drachen sind so winzig dagegen... und da wollen wir einfach so rein?" -
Wir haben die Front jetzt fast erreicht.
Wieder hat es ein paar heftige Entladungen gegeben, die wir jetzt praktisch schuppennah spüren.
„Ja, das ist schon ordentlich, was da drin steckt. Und groß ist dieses Gewitter, das stimmt. Aber das, was Dir so gewaltig vorkommt ist nur feinverteiltes Wasser im Wind, das Dir die Sicht versperrt. Das einzige, vor dem wir vorsichtig sein müssen ist der Wind. Alles andere sieht gewaltig aus, ist aber harmlos - jedenfalls für uns. Wir fangen langsam an, zuerst bleiben wir am Rand, weitgehend noch außerhalb der Wolken. Da nimmst Du Dir die Blitze um Dich aufzuladen, bevor wir weiter eindringen und das Gewitter stören." -
Tascha nickt nur, sie konzentriert sich schon auf die Blitze und fliegt mir voraus. Ich kann spüren, wie sie bemüht ist, die Blitze auf sich zu ziehen, aber noch fehlt ihr die Übung, die richtigen Kontakte, die Bereiche der Wolke anzusprechen, die einen Blitz auslösen können. Aber sie wird bald erkennen, wo sie „kitzeln" muss um einen Blitz zu bekommen, noch ist es eher zufällig. Doch auch das ist erfolgreich, denn schon findet der erste Blitz sein Ziel in ihrer rechten Schwinge.
„Huh, das fühlt sich irgendwie anders an, kräftiger..."
Sie sieht sich nach mir um.
„Liegt das an diesem Gewitter?" -
„Nein. Beim letzten Mal hast Du auf dem Boden gestanden, da geht ein Teil des Blitzes über Deinen Körper in die Erde. Jetzt in der Luft bleibt die gesamte Energie des Blitzes in Deinem Körper und lädt Deine Speicher, daher wirkt der Blitz kräftiger. Denke daran, dass Du fliegst - Du hast die Neigung, bei einem Blitz Deine Schwingen anzuziehen..." -
„Das liegt wohl an dem angenehmen Schauer, den ein Blitz in meinem Körper auslöst und der über meine Schuppen fließt. Ich achte darauf, nicht abzustürzen. - Willst Du nicht auch ein paar Blitze fangen, Geliebter?" -
„Ich bin ein Elemental..." -
„Aber Du sagst, dass auch Du dieses angenehme Kribbeln spürst, wenn ein Blitz seine Kraft an Dich abgibt." -
„Das stimmt." -
„Also?" -
„Ich bekomme schon noch genug, lade Dich zuerst richtig auf, Du brauchst einiges an Energie um das Gewitter zu stören." -
„Energie... klingt eigenartig das Wort. Du meinst Blitze? Wieviele?" -
„Vermutlich mehr, als Du speichern kannst. Du wirst mit einem Schlag die Energie von zwei oder drei Blitzen gleichzeitig abgeben müssen, um Wirkung zu erzielen. Also praktisch gleichzeitig Blitze abgeben und dabei andere wieder einfangen." -
Wir fliegen die ganze Zeit entlang der Gewitterfront und Tascha zieht immer wieder Blitze auf sich, während wir sprechen. Sie sieht mich etwas zweifelnd an.
„Klingt schwierig, das gleichzeitig zu machen." -
„Naja, eigentlich nicht. Mit etwas Übung geht es sicher wirklich gleichzeitig, aber sonst gibst Du einen Energiestoß ab und fängst dann schnell zwei, drei Blitze ein und so weiter." -
„Energiestoß?" -
„Einen Blitz." -
„Ah, ich verstehe, Maschinensprache." -
„Ja, könnte man so nennen. Ein Begriff aus der technischen Welt drüben. Du wirst sicher noch einige lernen." -
„Du willst Maschinen erlauben?" -
„Soweit ich verstanden habe, ist es auch ein Grund, warum ich hier bin." -
Sie kichert, nicht nur wegen dem Blitz, der sie gerade trifft.
„Ein Drache und Maschinen... Schwer zu glauben, selbst wenn dieser Drache ein Mensch war, wie alle sagen." -
„Zweifelst Du?" -
Tascha sieht mich fast entsetzt an und taumelt ein wenig aus der Bahn.
„Eldingar - nein. Nur hatte ich nicht das Glück, Dich als Mensch zu sehen und zu erleben, wie Du ein Drache wurdest." -
„Das haben ohnehin nur die vier Drachen gesehen, daran beteiligt waren. Tyria gehört auch nicht zu ihnen." -
„Aber sie kann ihren... - Sie ist eine Große und bekommt jede Auskunft von Lady Fjörgyn und Lord Eldflóð, wenn sie danach fragt." -
„Frage Fjörgyn, sie wird Dir alles sagen. Und wenn Sálleiðtogi uns besucht, wird sie Dir sicher jede Kleinigkeit darüber gerne erzählen. Möglicherweise wird es für Dich sogar sein, als ob Du dabei gewesen wärst - Ihre Fähigkeiten entwickeln sich zunehmend." -
„Mir? Einer Drakari? Bist Du sicher?" -
„Ja. Sie werden Dir alles sagen - Dir, meiner Partnerin. - Warum zweifelst Du immer noch?" -
„Vielleicht, weil ich noch mit keinem anderen Drachen gesprochen habe, seit ich bei Dir bin." -
„Ranjit...? - Garrakk...?" -
„Ranjit zählt nicht, der gehört zum Haus und ist auch ein Drakarin. Und Garrakk... - der hatte ja nur Augen und Ohren für Dich, der hat mich gar nicht bemerkt. Zudem war ich da noch nicht Deine Partnerin." -
„Aber bei mir." -
„Oh Eldingar, sei doch mal mehr Mensch und nimm nicht jedes Wort so drachisch genau." -
Ich grinse nur breit.
„Ja, ich denke, ich werde den Menschen hier einen vorsichtigen technischen Fortschritt erlauben und ihnen auch dabei helfen. - Natürlich auch den Dracciern, das Draccier-Reich hier kann eine führende Rolle dabei einnehmen." -
„Du hast nicht vor, Menschen, die Maschinen bauen, zu bestrafen?" -
Ich schüttele den Kopf.
„Nein. Wenn der Weg, den sie dabei gehen, mit Erce vereinbar ist, sehe ich keinen Grund. Wenn nicht, werde ich ihnen zuerst erklären, was falsch läuft - oder laufen kann. Und erst wenn sie uneinsichtig sind, werde ich mir über Strafaktionen Gedanken machen." -
Tascha kommt näher zu mir. Ich spüre, dass ihre Speicher jetzt deutlich über die Hälfte gefüllt sind, ihre Augen glühen, der „Blitz" in ihrem Gesicht leuchtet weiß und über ihre Schwingen scheinen Entladungen zu wabern, so lebendig wirkt das blauweiß leuchtende Muster darauf jetzt im Flug.
„Ich frage, weil es da eine Menschenstadt gibt, in der sie Maschinen bauen. Kein Drache weiß davon, sie halten es geheim euch gegenüber, auch nur wenige andere Menschen wissen davon. Ich sollte es eigentlich auch für mich behalten, insbesondere keinem Drachen etwas darüber sagen. - Aber... nun, Du bist mein Partner und ich glaube Dir, dass Du sie nicht bestrafen wirst. Ich denke, Du solltest es wissen." -
„Kannst Du mir sagen, welche Maschinen sie bauen?" -
Sie schüttelt den Kopf.
„Ich verstehe nichts davon. Maschinen sind auch uns Drakarin fremd. Aber soweit ich es verstanden habe, vereinfachen sie sich die Arbeit damit. Papier, Leder, Metalle - das lässt sich damit leichter herstellen. Sie heben schwere Dinge mit Maschinen, bauen ihre Häuser damit - verzeih, Du weißt doch, was Häuser sind...?" -
„Meinst Du ihre merkwürdigen künstlichen Wohnhöhlen, die sie so unverständlich eckig bauen? - Doch, ich weiß was Häuser sind, Tascha. Auch als Drache weiß ich es, obwohl ich sie dann anders nenne. - Weißt Du, wie sie ihre Maschinen antreiben, wie die sich bewegen?" -
„Da fragst Du mich was... Ich habe aber diese Windflügel und Wasserräder gesehen, wie bei den Mühlen, die die Menschen bauen. Die Steine heben sie, indem sie in solchen Rädern laufen und auch Tiere habe ich gesehen die im Kreis laufen und dabei ein Rad drehen. Meinst Du sowas?" -
„Ja so etwas meinte ich. Das klingt alles noch gut. Zeigst Du mir, wo diese Menschen leben? Ich möchte sie gerne einmal besuchen und selber sehen, was sie so an Maschinen bauen. - Wie fühlst Du Dich?" -
Tascha nickt.
„Ja, ich zeige es Dir auf der großen Karte. Bitte verrate ihnen aber nicht, dass Du es von mir weißt. - Ich fühle mich gut. Sehr gut, aber irgendwie noch nicht wirklich „satt" - ich weiß nicht, wie ich es sagen soll." -
„Ich verstehe. Nein, ich verrate nichts. - Na, noch sind Deine Speicher nicht voll, da geht noch einiges hinein. Ich hätte nicht gedacht, dass Du soviel Energie speichern kannst. Lass uns ein Stück in die Wolken hineinfliegen, da kannst Du Dir noch die restlichen Blitze holen um Deine Speicher ganz zu füllen. Und wir sehen, wie Du mit den Winden da drin zurecht kommst." -
Sie schaut zu den dichten Wolken hinüber.
„Wie Du meinst. Du zuerst?" -
„Ja, lass mich vorausfliegen. Weiche nicht zu weit von meiner Flugbahn ab, es könnte direkt nebendran sehr turbulent sein. Und hole Dir jeden Blitz, den Du kriegen kannst, schon bald wirst Du eine Menge wieder abgeben." -
„Ich folge Deinem Schwanz, Großer." -
Ich nicke und nehme Kurs auf die Wolkenfront, Tascha dicht hinter mir, sozusagen im Windschatten - allerdings kommt der Wind hier mehr von der Seite, sie muss also ordentlich gegensteuern um in meinem Kurs zu bleiben.
Die hohe Wolkenwand türmt sich vor uns auf, fast wirkt es wirklich, als ob wir auf eine Wand zufliegen und für die Menschen da unten - die uns tatsächlich beobachten - wird es auch so aussehen, als ob wir in einer dunklen Masse verschwinden. Für uns sieht das schließlich doch anders aus, je näher wir kommen, umso lockerer wirken die Wolken, schließlich dringen wir ein, es wird schlagartig kälter, windiger und stark neblig um uns - und nass, klatschnass ist es in so einer Gewitterwolke, ich habe hier immer das Gefühl eher zu schwimmen, als zu fliegen, soviel Wasser ist hier in der Luft.
Tascha ist dicht genug hinter mir, dass wir uns auch in dieser kalten Waschküche noch sehen können. Sicherheitshalber umgehe ich die stärksten Turbulenzen, soweit ich sie rechtzeitig erkennen kann und dringe tiefer in das Gewitter vor. Aber dann spüre ich, dass Tascha unruhig hinter mir wird, sie spürt offensichtlich die gewaltige Energie in dieser Wolke und wird immer aufgeregter, unruhiger. Neben uns ist eine Zelle, in der einige Blitze nur darauf warten, sich entladen zu können. Tascha weicht etwas vom Kurs ab, fliegt näher an diese Zelle heran und wird mit zwei kräftigen Blitzen belohnt, die kurz hintereinander in ihre Schwingen einschlagen. Einen Moment später noch ein dritter, ich höre ihren röhrenden triumphierenden Schrei, aus dem deutlich ein „Jaaaaa!" herauszuhören ist. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Kleine Kriegerin so laut schreien kann, das muss auch auf dem Boden noch zu hören sein.
Ich blicke mich um und sehe meine Kleine jetzt vor Energie geradezu sprühen, Entladungen zucken zwischen ihren Krallen und sogar zwischen ihren Fangzähnen, als sie ihren Mund für einen weiteren Jubelschrei öffnet. Wieder ein Blitz, der sie trifft, ihre Augen stahlen nicht mehr orangefarben sondern hellweiß und ein Blitzmuster strahlt jetzt auf ihren Armen und Beinen bis zu den Händen und Füssen herunter. Feiner und dezenter als meine, aber ich ahne, dass wir uns in der Zeichnung auf unseren Schuppen zukünftig ähnlicher sehen werden.
Die Euphorie über die Energie, die sie jetzt erfüllt - ich kann es durchaus nachvollziehen, denn wenn ich mich auflade, spüre ich ähnliches - lässt sie aber auch leichtsinnig werden. Wir fliegen links herum um das Zentrum, aber Tascha blickt auf eine kräftige Zelle rechts von uns weiter zum Zentrum hin. Mit der Energie dort, wären ihre Speicher problemlos restlos gefüllt. Ich kann nur ahnen, was das für einen 'normalen' Blitzdrachen bedeutet, denn für mich gibt es kein 'voll', ich kann die Energie generieren, die ich brauche, meine Speicher sind nur wenig gefüllt, damit ich im Notfall sofort reagieren kann, alles weitere erzeuge ich, wenn ich es benötige.
Tascha überlegt nicht lange, die Energie reizt sie zu sehr. Sie kurvt nach rechts und fliegt direkt auf die Zelle zu - und scheint nicht zu bemerken, dass diese Zelle von starken, turbulenten Auf- und Abwinden umgeben ist, in denen die Energie entsteht, die in der Zelle steckt.
„Tascha, nicht! - Da sind Turbu..."
...lenzen... wollte ich noch sagen, als ein Art kleiner Tornado sie schon erfasst, herumwirbelt und schnell nach oben zieht. - Zum Glück hat sie einen Aufwind erwischt, das gibt mir Zeit. -
„Ohhh, Scheiße!" höre ich sie.
Sehen kann ich nur zeitweise eine Schwinge oder ihren Schwanz, während sie in dem Aufwind herumgewirbelt wird. Ich jage hinter ihr her und nutze den Aufwind um so schnell wie möglich zu ihr aufzusteigen. Nach einer halben Ewigkeit - also höchstens zehn Sekunden - bin ich direkt unter ihr. Sie hat letztlich richtig reagiert und ihre Schwingen soweit wie möglich angezogen, dazu ihre Finger zusammengelegt. Hier in diesem starken Aufwind reicht das aus, um getragen zu werden, sie verringert aber die Verletzungsgefahr wesentlich dadurch. Zudem ist dieser Aufwind relativ konstant, kaum Scherwinde, auch das hilft. Doch um hier heraus zu kommen, muss sie aktiv steuern und das könnte für sie gefährlich werden. Abwarten bis oben ist auch nicht zu empfehlen. Zum einen dürfte es für sie zu hoch gehen, Tascha kann lange nicht so hoch fliegen, wie ich - zum anderen wird es da oben viel zu turbulent und die Gefahr direkt in einen ebenso starken Abwind zu geraten und letztlich abzustürzen, ist zu groß.
„Klammere Dich an meinem Rücken fest und lege die Schwingen an, bis wir hier raus sind." -
Ich muß das nicht zweimal sagen, kaum, dass sie mich erreichen kann, umklammert sie sofort meinen Hals und meine Hüfte direkt hinter dem Schwingenansatz, dabei achtet sie darauf, meine Steuerfinnen nicht zu behindern. Ich spüre geradezu, wie sie sich so schmal wie möglich zwischen meinen Schwingen macht um mir soviel Bewegungsfreiheit wie nur möglich zu lassen.
„Anthro?" fragt sie leise, aber nicht ängstlich. -
„Nein, als Anthro hättest Du hier drin keine Chance."
Langsam löse ich uns aus dem Aufwind, es rüttelt uns zwar ordentlich durch, aber ohne große Probleme oder meine Schwingen zu überlasten sind wir bald wieder in ruhigeren Gebieten - dafür ist es hier wieder nasser.
Tascha spürt sofort, dass ich hier keine Feral tragen kann, breitet ihre Schwingen wieder aus und löst sich von mir, um wieder frei neben mir zu fliegen.
Ich werfe ihr einen ernsten Blick zu, dem sie ausweicht.
„Wo bitte, hast Du hier meinen Schwanz gesehen?" -
Tascha spielt die unbekümmerte, allerdings spüre ich noch ihre Angst im Hintergrund.
„Och, so schlimm war es doch gar nicht." -
„Hmm, ich dachte, auch bei den Drakarin ist man mit 35 Sommern erwachsen, voll geschlechtsreif und in der Lage, verantwortlich zu handeln - und nicht wie ein unreifer Nestling Unfug zu treiben und zu reden..." -
Tascha bekommt es hin, sogar mit ihren hellweiß strahlenden Augen betroffen und entschuldigend zu blicken.
„Verzeih mir bitte, Großer. Ich habe mich von der Euphorie hinreißen lassen. Die Kraft der Blitze ist einfach zu verlockend. Aber ich habe gerade gelernt, dass es in so einem Gewitter nicht ungefährlich ist, das ging ganz schön rund, ich dachte schon, das war es jetzt für mich." -
Zuletzt klingt ihre Stimme ehrlich betroffen, sie weiß also, wie gefährlich es für sie war.
„Naja, einmal da drin, hast Du dann wohl richtig gehandelt, Deine Schwingen so klein wie möglich zu machen - und Glück hattest Du auch noch dabei. Bleibe jetzt aber in meiner Nähe, Du bekommst Deine Blitze schon noch." -
„Ja Eldingar."
Es klingt immer noch etwas kleinlaut, die nassforsche Antwort vorhin war wohl der Versuch, ihre Unsicherheit zu überspielen.
Wir nehmen unseren Kurs linksherum um das Zentrum wieder auf, ich halte mich in der relativ ruhigen Zone hier in der Nähe des Randes auf, wo auch Tascha sicher fliegen kann. Nach drei kleineren aufgeladenen Stellen hier im relativ sicheren Bereich sind Taschas Speicher praktisch voll, sie vibriert förmlich vor Energie und ihre Euphorie hat wieder die Oberhand - aber jetzt bleibt sie in meiner Nähe.
„Ich könnte jetzt die Sterne vom Himmel holen, so fühle ich mich. Was jetzt, Großer?" -
„Lass uns vorerst dies Gewitter entschärfen, die Sterne sind noch etwas weit weg für uns." -
„Wie weit?"
Sie kann die Fragerei einfach nicht lassen.
„Ein Großer müsste mehr als 61volle Lebensspannen ununterbrochen mit voller Geschwindigkeit fliegen um zum nächsten Stern zu gelangen. Und die meisten sind zehn, hundert oder tausendmal so weit weg." -
„Oh... aber der Mond und die Sonne sind doch näher, oder?" -
Interessant... den Drachen sind zumindest diese astronomischen Grundlagen bekannt. - Aber sie haben in ihrem Leben ja auch mehr als genug Zeit zum Beobachten. Immerhin haben sie die richtigen Schlüsse gezogen.
„Ja. Zur Sonne sind es nicht ganz 49 Jahre, der Mond ist vergleichsweise dicht dran, den könnten wir in etwas mehr als 45 Tagen erreichen, wenn es da oben genug Luft geben würde." -
„Das musst Du mir irgendwann genauer erklären. Woher weißt Du das eigentlich so genau?" -
„Die Menschen drüben haben Maschinen zur Sonne und den anderen Planeten fliegen lassen und einige von ihnen waren auf dem Mond. Und sie haben Methoden entwickelt, die Entfernungen messen zu können. Ich habe bei Eldflóð eine Maschine von drüben bestellt, mit der ich euch das alles besser zeigen und erklären kann. - Woher wisst ihr das eigentlich?" -
„Die Großen haben das lange beobachtet und sind zu der Überzeugung gekommen, dass es nicht nur Lichter an einer Höhlendecke sind. Und ein paar reden auch mit den Drakarin über so was. - Hmm, eine Maschine, die uns alles erklärt?" -
„Eine Maschine, auf der sehr viel Wissen gespeichert ist und die es mit Bildern zeigen kann, die viele Bücher ersetzt. - Jetzt ist aber das Gewitter dran - da können wir etwas, das die Menschen drüben nicht können." -
„Ist die Maschine dann nicht sehr groß? - Verzeih, ich bin wohl ebenso neugierig wie Padmini, oder?" -
„Diese Maschine ist gar nicht so groß, Wissen braucht nicht viel Platz, wenn man es nur klein genug aufschreibt. - Padmini und Du... Ihr seid euch da schon ähnlich in eurer Wissbegierde. Und ich glaube, Tyria ist eigentlich auch recht neugierig. Es ist ja auch etwas besonderes, das Wissen von drüben. - Ich bin dafür neugierig, was hier so los ist und besonders auf alles, was die Drachen betrifft." -
„Ich verstehe. Wäre ich sicher auch." -
„Spürst Du die starke Zone mit Auf- und Abwinden da rechts im Zentrum?" -
Tascha ist sofort bei der Sache.
„Ich bin mir nicht sicher. Ich kann den Wind nicht erfassen..." -
„Schon richtig, ich direkt auch nicht. Aber der Wind trägt Wassertropfen und Hagelkörner mit sich und wenn die zusammenstoßen und aneinander vorbei fliegen, erzeugen sie die Energie für die Blitze. Und das kann ich spüren." -
„Ach das meinst Du... - Aus diesen winzigen ... Etwas... werden so starke Blitze?" -
„Sie verbinden sich und sammeln ihre Energie. Wenn es genug solche kleinen 'Etwas' gibt und es lange genug so geht, dann werden daraus solche starken Blitze, ja." -
„Ich verstehe... - Ja ich spüre diese 'Etwas' an verschiedenen Stellen nach oben und dazwischen nach unten strömen." -
„Gut. Das ist zwar nur ein Bereich, wo dieses Gewitter seine Kraft gewinnt, aber es ist der Ort mit der stärksten Kraft. Ich habe bemerkt, nur wenn es zwischen diesen Strömen keine Blitze gibt, dann kann eine Gewitterwolke so kräftige Blitze erzeugen, die auch zum Boden gehen. Sobald da drin aber Blitze entstehen, verliert das Gebiet die Struktur und die Ladungen gleichen sich aus, es können dann keine weiteren Blitze entstehen. So verlieren die Gewitter irgendwann ihre Kraft - und das nutze ich aus und jage einige Blitze genau in solche Gebiete, damit die sich selber gegenseitig entladen können." -
„Verzeih, aber das verstehe ich jetzt nicht wirklich. Nur, dass ich sowas suchen soll, da einen Blitz hinein sende und das Gewitter ist dann bald keines mehr - oder so..." -
„Im Grunde ist es so. Bringe diese Gebiete mit ein paar Blitzen durcheinander und das Gewitter verliert viel Kraft. Für Tornados und Zyklone braucht es noch etwas mehr, da reicht ein Ladungsausgleich alleine nicht aus, es muss auch noch etwas gegen den Wind gemacht werden." -
Sie nickt und wir fliegen eine Zeitlang weiter um das Zentrum herum. Ich bemerke, wie Tascha mich beobachtet und langsam unruhig wird.
„Willst Du dich nicht aufladen?" fragt sie schließlich.
„Wozu? - Willst Du nicht langsam mal einen Blitz da rein jagen?" frage ich zurück.
Sie fliegt im Moment fast neben mir, so kann ich sehen, wie ihr Mund zuklappt und ihre Augen flackern, sie blinzelt verwirrt.
„Ich...?" -
„Ja, Du. Zum einen hast Du gerade mehr Energie, als nötig und ich möchte gerne sehen, ob Du die Fähigkeiten hast, so ein Gewitter zu bekämpfen - bzw. zeigt es mir, ob es einfache Physik ist oder spezielle Fähigkeiten, die Erce nur mir gegeben hat." -
„Ah so..." -
„Na komm schon. Wenn es nicht klappt, wird es keiner sonst merken - aber wenn Du diesen schweren Gewittersturm abschwächen und zu einem harmlosen Gewitter machen kannst, hast Du den Menschen dort unten einen deutlich ruhigeren Abend verschafft." -
Ich spüre ihre Zweifel.
„Wenn Du willst, mache ich es natürlich, aber..." -
„Keine Sorge, ich habe vor ein paar Tagen auch noch nicht gewusst, dass ich das kann oder wie es geht. Einfach drauf los, es wird schon." -
Die Art, wie sie ihren Kopf schief legt, zeigt mir ihre Zweifel deutlich, aber sie versucht sich zu konzentrieren.
„Es fühlt sich merkwürdig an, schwierig, sich im Flug auf einen Blitz zu konzentrieren... wohin soll ich zielen - wenn ich überhaupt zielen kann..." -
„Einfach auf diese Strukturen halten. Es reicht, da ein, zwei starke Blitze durch zu senden. Ein spezielles Ziel musst Du nicht treffen, nur die stabilen Zonen von Auf- und Abwinden durchstoßen, damit sie sie gegenseitig zu stören beginnen." -
„Werde ich irgendwann verstehen, was ich da mache?" -
„Ich werde es Dir zu Hause erklären, wenn wir etwas Zeit haben." -
„Danke Eldingar. Also einfach da mitten rein..." -
„Ja." -
„Hoffentlich vergesse ich nicht das Fliegen dabei..." -
„Lass es einfach fließen, das wird schon - zudem fliegst Du länger als ich, für Dich ist es schon lange normal - ich frage mich manchmal ja immer noch, was ich da eigentlich mache..." -
Sie knurrt irgendetwas unverständliches, nach einigen Sekunden kurvt sie in Richtung Zentrum und jagt einen kräftigen Blitz genau zwischen die zentralen Aufwindzellen. Ich spüre eine Bewegung dort, aber es reicht noch nicht aus, dass die Zellen in Wechselwirkung treten.
Tascha hat sofort wieder gewendet und ist wieder an meiner Seite.
„Gut getroffen. Du spürst die Bewegung in der Struktur? Noch ist es aber nicht ausreichend, da muss noch mehr Störung rein. Versuche, Deinen Blitz noch stärker werden zu lassen." -
„Das sagst Du so einfach... Ich bin schon zufrieden, es überhaupt geschafft zu haben." -
„Einfach nur ein Versuch..." -
Sie seufzt und konzentriert sich wieder. Die Energie fließt aus ihren Speichern zu den Zonen, die diese Energie als Blitz abgeben. Viel mehr Energie als eben, deutlich ist das für mich zu spüren. Sogar sehr viel mehr Energie, noch fehlt ihr die genaue Kontrolle.
Schließlich wendet sie wieder in Richtung Zentrum und entlässt aus ihrem Mund einen mehr als doppelt so kräftigen Blitz in die zentralen Ladungszonen. Aber sie hat noch mehr Energie bereit, mit einem erstaunt-erschreckten Ruf jagt sie noch einen starken Blitz aus ihrer rechten Hand hinterher.
Auch wenn dieser Doppelblitz von ihr wohl unbeabsichtigt war, ist er doch erfolgreich. Die Aufwindzonen kommen in Unordnung und mit zunehmender Geschwindigkeit gleichen sich die Spannungen mit kurzen, kräftigen Blitzen aus.
Tascha ist wieder neben mir.
„Das war wohl etwas viel, ich musste den zweiten Blitz rausjagen, weil ich fürchtete, es zerreißt mich sonst." -
„Und es war genau richtig. Spürst Du, wie die Zellen dort an Kraft verlieren? - Du kannst also auch Gewitter vernichten, meine Blitzdrachin." -
Sie lächelt kurz.
„Ich kann also das gleiche, wie Du - ein wenig jedenfalls. - Aber das reicht hier noch nicht, oder? Da sind noch andere so kräftige Gebiete, die ich spüre." -
„Richtig. Dieses Gewitter ist so gefährlich und kräftig, weil es mehrere so starke Zellen hat." -
„Also muss ich noch mehr solche Gebiete mit Blitzen stören. Reicht meine Energie dafür?" -
„Für zwei oder drei weitere Zellen wird es noch reichen. Aber es ist besser, wenn Du jetzt noch schnell ein paar Blitze fängst und Dich wieder auflädst." -
„Ja Großer."
Sie lässt es sich nicht zweimal sagen, schnell hat sie eine kleine Zelle gefunden und sich einige Blitze herausgesaugt. Ihre Speicher sind wieder fast voll, als wir in die Nähe einer weiteren zentralen Zone von Auf- und Abwinden kommen, deren Energie dieses Gewitter versorgt.
Tascha geht in eine enge Kreisbahn und ihrem Blick mit schiefgelegtem Kopf nach zu urteilen, untersucht sie gerade die Gewitterzelle mit allen Sinnen, um ihr Ziel zu finden.
Nach einigen Sekunden ändert sie ihren Kurs und kreist um mich herum. Dabei zeigt sie kurz auf die Zelle, etwa einhundert Meter über uns.
„Da würde ich es versuchen." -
„Ja, ein gutes Ziel, dann los." -
Tascha gleitet neben mir, überraschend, wie schnell sie sich an die auch außerhalb der Windzellen teilweise heftigen Winde hier angepasst hat. Offensichtlich hat sie deutlich an Selbstvertrauen gewonnen seit Erce ihr die - eigentlich nur ein wenig größeren aber deutlich anders geformten - neuen Schwingen gegeben hat.
„Soll ich wirklich alleine dieses große Gewitter unschädlich machen?" -
„Natürlich, Du kannst es. Wenn ich Dir jetzt helfe, würdest Du aber immer einen Zweifel haben, ob nicht doch ich es war." -
„Aber dann wissen nur wir beide es - aber für die da unten..." -
„Verzeih, Du hast Recht. Mir eilt der Ruf des Vernichters von Stürmen voraus, alle würde glauben, ich hätte es auch hier wieder gemacht. - Nein, alle sollen sehen, dass Du eine Blitzdrachin bist, die auch einen starken Gewittersturm bändigen kann. Mir ist auch schon aufgefallen, dass die Menschen da unten uns beobachten und hoffen, dass wir dieses Unwetter unschädlich machen. Komm, wir fliegen unter die Wolkengrenze, Du kannst die Zellen auch direkt von unten so treffen, dass die Ladungen sich ausgleichen." -
Ihre Augen leuchten noch heller auf.
„Danke Eldingar." -
„Freu Dich nicht zu früh, das ist reiner Eigennutz von mir. Ich hoffe nämlich, dass die Menschen sich dann eher an Dich wenden, wenn sie Hilfe haben wollen und ich meine Ruhe habe..." -
„Du Drache Du..." faucht sie, grinsend.
Bevor ich irgendetwas sagen kann, verändert sich ihr Ausdruck.
„Lass uns schnell machen, ich will Dich endlich auf und in mir spüren, Geliebter." -
Das klingt so drängend, voller Verlangen, dass ich mich fast wundere, dass sie überhaupt zu einem anderen Gedanken fähig ist. Aber sie hat sich schon wieder im Griff, nickt mir zu und taucht nach unten ab - diesmal eine Aufwindzone mit deutlichem Abstand meidend. Sie lernt wirklich schnell.
Ich folge ihr und lasse mich durchsacken, nur so stoße ich noch gleichzeitig mit ihr aus der Wolke, wo wir beide uns abfangen. An ihren Kopfbewegungen erkenne ich, dass sie wieder die richtige Stelle sucht, bis sie mich anschaut.
„Versuche, den Blitz direkt von unten hinein zu feuern. - Mir fällt kein besserer Ausdruck dafür ein." -
„Ich verstehe, was Du meinst, das reicht."
antwortet sie mit einem Grinsen, ehe sie genau unter die anvisierte Zelle fliegt. Sie taucht kurz ab um Schwung zu holen und steigt dann mit kräftigen Schwingenschlägen ein gutes Stück senkrecht nach oben. Dabei konzentriert sie sich auf den Blitz, reißt den Mund auf und entlässt eine starke Entladung direkt nach oben in die Wolke. Volltreffer, dieser eine Blitz reicht schon, um die Auf- und Abwindzonen der Zelle in Kontakt zu bringen und mit heftigen, aber kurzreichenden Wolkenblitzen entlädt sich die Zelle in kurzer Zeit.
Tascha wartet nicht lange ab, schon hat sie die Dritte Zelle im Visier. Ich lasse sie fliegen und sehe mich um - tatsächlich stehen die Menschen dort unten in den kleinen verstreuten Siedlungen und beobachten, was hier passiert. Natürlich ist ihnen klar, dass diese kräftige Gewitterfront alles andere als harmlos ist, besonders hier in den Bergen, wo nicht nur die starken Blitze eine Gefahr darstellen, auch der heftige Regen bringt die Gefahr von Überflutungen und Bergrutschen in den Tälern.
Den Regen werden wir jetzt auch nicht ganz abwenden können, aber die Niederschläge verteilen sich mehr und auch der Wind wird schwächer ausfallen.
Tascha kümmert sich gerade um die dritte Gewitterzelle, hier trifft sie beim ersten Mal nicht so genau - das ist sowieso eher Zufall, auch bei mir - und schickt einen zweiten Blitz hinterher.
Auf dem Weg zu der nächsten, etwas schwächeren Zelle auf der anderen Seite nutzt sie schnell eine kleine Zone, aus der sie ein paar Blitze ziehen kann. Bei ihr ist alles klar, also schaue mich schnell in den benachbarten Tälern um. Soweit ich sehen kann, haben die Menschen sich auf dieses Gewitter schnell vorbereitet, oder sind in der Mehrheit noch dabei, ihre Tiere auf höheren Stellen zusammen zu treiben oder irgendetwas zu tun, in der Hoffnung, ihre Ernte zu sichern. Die meisten beobachten uns zwischendurch und praktisch alle sehen zu mir hoch, als ich über ihre Siedlungen fliege. Zwar nur einen kurzen Blick, aber keiner versteckt sich vor mir - einige wenige winken sogar. Sie haben wohl erkannt, dass wir - Tascha - diesem Gewitter viel von seiner Kraft nehmen, sind aber vorsichtig genug, trotzdem mit ihren Sicherungsarbeiten weiter zu machen.
Ich sehe nichts, wo ich noch eingreifen müsste, nur eine störrische Herde Tireks - diese schuppigen Sechsbeiner, die wie Ochsen eingesetzt werden - die sich einfach nicht in Bewegung setzen wollen, was die Menschen auch versuchen, denn sie sollen auf das Gewitter zu auf eine höher gelegene Koppel... doch wenn die Tireks nicht wollen, dann bewegt sie kein Erdbeben. - Ein angedeuteter Angriff und der Jagdruf eines Drachen jedoch bewegt selbst Tireks dazu, doch lieber die Krallen in den Boden zu schlagen und sich aus dem Staub zu machen. Und erst einmal in Bewegung, fällt es den Menschen leicht, sie dorthin zu treiben, wo sie hin sollen. Auch hier winken mir die Menschen kurz ihren Dank zu, obwohl auch sie sich kurz erschreckt hatten über meinen Scheinangriff.
Wieder zur Gewitterfront zurückgekehrt, sehe ich Tascha schnell auf mich zukommen. Sie hat inzwischen auch die vierte Zelle zum Ladungsausgleich bewegt und einer fünften, kleinen, einfach die Energie entzogen, bevor ein Blitz auch diese zusammenbrechen lässt. Sie ignoriert dabei aber eine letzte große Zelle, obwohl sie praktisch drunter durch fliegt.
Ich komme gar nicht dazu, sie zu fragen, so schnell ist sie bei mir, rammt mich praktisch und klammert sich an mir fest. Um nicht abzustürzen, muss ich ähnlich wie ein Falke rütteln, auch Tascha hält sich mit den kurzen, schnellen Schwingenschlägen in der Luft. Sie züngelt heftig um meine Nüstern, sucht meine Zunge - und findet sie auch. Ich kann ihren schweren Duft wahrnehmen, der ihre sexuelle Begierde klar wiedergibt.
„Ich kann nicht mehr. Ich kann an nichts anderes mehr denken - ich will mich jetzt sofort mit Dir paaren und dabei die Kraft der Blitze spüren." -
„Jetzt? Hier?" ich bin völlig platt. -
„Ja, jetzt hier sofort - da auf dem Plateau." -
„Tascha... vor den Menschen dort unten..." -
„Sind mir egal." -
Ich überlege kurz.
„Mir eigentlich nicht - es ist für Menschen und gerade für uns Drachen nicht üblich, sich dabei beobachten zu lassen."-
„Eldingar, ich will Dich. Ich muss mich jetzt mit Dir paaren, jetzt sofort - das Ei macht mich sonst verrückt. Ralf, Geliebter Drache, bitte... jetzt." -
Sie klammert sich mit den Beinen an mich, ihre Hände streicheln die Schuppen meines Halses und ihre Zunge gleitet über mein Gesicht. Und irgendwie schafft sie es, sich immer noch in der Luft zu halten, denn ich könnte sie so nur mit meinen Kräften tragen, die ich aber gar nicht aktiviert habe. Ihre wilden, fast verzweifelt wirkenden Liebkosungen und ihre geflüsterten Bitten verfehlen ihre Wirkung nicht... - Moment, woher weiß sie meinen Namen...? Ich hatte ihr den noch nicht gesagt.
„Schon gut, ich komme mit. Dein Duft ist so stark, dass ich ohnehin fast keine Wahl mehr habe. - Nur woher weißt Du..." -
Ihr Blick zeigt durch das Leuchten ihrer Augen einen leichten Schreck.
„Oh, verzeih... - Tyria hat mir Deinen Nestlingsnamen verraten. Sie ist der Meinung, als Deine Partnerin sollte ich ihn auch wissen..." -
„Ich verstehe. Tyria hat Recht, ich habe da bisher nicht dran gedacht, es geht alles so schnell in letzter Zeit... Ich dachte eigentlich, Drachen haben alle Zeit dieser Welt, aber..." -
Tascha lächelt kurz.
„Du wirst noch genug Zeit haben, Geliebter. Schnell, lass uns dort landen, dort ist genug Platz." -
Ihr Paarungsduft weht immer wieder zu mir und beginnt langsam meine Erregung zu steigern. Sie lässt mich los, windet ihre Schwanzspitze um meine linke Hand und zieht mich regelrecht zu dem Plateau. Wir landen gleichzeitig auf der Freifläche, die genug Raum für das vollständige Paarungsritual bietet.
Kaum gelandet, drängt Tascha sich an mich, reibt ihre Schuppen an meinen, ihr Hals sucht meinen um ihn liebevoll zu liebkosen. Ihr schwerer Duft, der ihre Paarungsbereitschaft und ihre Fruchtbarkeit jetzt mehr als deutlich kundtut, hat schon meine Instinkte geweckt. Ich kann und will nicht anders, schnurrend versenke ich meine Nüstern in ihre Kiefergrube und atme ihren reinen Duft. Sie dreht vorsichtig ihren Kopf und sucht mit ihren Nüstern ebenfalls meine Duftdrüsen in der Kiefergrube. Nach zwei tiefen Atemzügen beginnt sie zu gurren, genauso, wie auch Tyria ihre Paarungsbereitschaft anzeigt.
Ich stelle mich ihr gegenüber, sie mit dem rechten Schwingenarm auf ihrem Platz haltend, denn sie will mir sofort folgen, an meiner Seite bleiben, mir ihre Geschlechtsspalte zum Akt anbieten. Aber ich möchte zuerst den Paarungstanz mit ihr ausführen, der ist zwar nicht zwingend notwendig, aber eine schöne Einstimmung auf den gemeinsamen Akt, wie ich finde.
Im Hintergrund spüre ich, dass hier Menschen sind, hier auf dem Plateau und sie beobachten uns. Aber das ist mir in diesem Moment völlig egal, die Weichhäuter können uns nichts anhaben, warum sollte ich mir also Sorgen machen.
Laut schnurrend senke ich meinen Kopf vor ihr und recke meine Schwingen senkrecht in die Luft und lasse sie vibrieren. Tascha blickt mich neugierig verwundert an, ich wiederhole die Einführungsgeste und Tascha begreift - schneller als ich bei meinem ersten Mal. Sie macht mir die Bewegungen mit ihrem Gurren nach bis wir gleichzeitig die Köpfe gegeneinander senken, die Schwingen hochgereckt im Gleichklang vibrieren lassen und mit dem Hochrecken der Köpfe diese Einführung nach einigen Sekunden beenden um von neuem zu beginnen.
Dann beginne ich langsam dabei einige kleine Schritte nach rechts zu tänzeln. Tascha macht mir das sofort nach, zuerst noch zögernd, aber keine fünf Sekunden später kreisen wir mit tänzelnden Schritten, die Köpfe aneinander gelegt umeinander. Erst rechts herum, Köpfe mit vibrierenden Schwingen hochrecken, dann links herum, Köpfe hochrecken - das wiederholen wir noch vier mal. Ich spüre, dass Tascha dabei ruhiger wird, ihre nackte Begierde lässt nach und wandelt sich in die bedingungslose Bereitschaft zur Paarung, die auch ich jetzt spüre. Dieses Ritual, das uns auf friedliche Weise dazu „zwingt" unsere Pheromone einzuatmen und entsprechend zu reagieren, ist deutlich angenehmer, als die ruppige Art von uns Ursprünglichen Drachen, mit der wir die Weibchen für die Paarung gefügig machten. Auch wenn dieses Ritual einem Menschen merkwürdig vorkommen mag.
Es gibt aber doch einen deutlichen Unterschied zu dem Ritual mit Tyria. Tascha hat ihre Fähigkeiten noch aktiviert und lädt sich im Verlauf des Paarungstanzes auf. Die Spannung wabert über ihre Schwingen und leichte Entladungen zucken zwischen uns hin und her - denn auch ich habe einem spontanen Entschluß folgend, meine Blitzkraft aktiviert und mich jetzt aufgeladen - nur leicht, sie soll nur eine angenehme Spannung spüren, keine schmerzhaften Entladungen. Der Paarungstanz von Blitzdrachen ist eben doch ein wenig anders - aber sehr angenehm, das kribbelnde Gefühl auf den Schuppen nicht nur Einbildung...
„Ich bin bereit für Dich, Ralf" flüstert Tascha. -
„Verzeih mir, wenn ich zu grob bin, geliebte Drachin." flüstere ich zurück. -
„Beiß mich..." lautet ihre knappe Antwort.
Ich gehe an ihr vorbei, reibe dabei meinen Körper an ihrem, was Tascha mit hochgereckten Kopf und geschlossenen Augen geradezu genießt. Beim Umdrehen nutze ich die Gelegenheit und schnuppere an ihrer jetzt weit geöffneten Geschlechtsspalte. Tascha riecht - und schmeckt deutlich anders als Tyria - ich konnte nicht widerstehen und musste kurz züngeln um sie richtig wahrzunehmen. Tascha schmeckt milder und leicht süß, ob das an ihrer Fruchtbarkeit liegt? Das sanfte Spiel meiner Zunge an ihrer Klitoris lässt sie scharf einatmen. - Aber ich bin nicht hier, um menschliche Sexspiele zu machen. Tascha möchte als Drachin von einem Drachen genommen werden und das wird sie auch erleben.
Langsam richte ich mich auf, stütze mich mit den Schwingenarmen ab und lege dann meine Hände auf ihre Schultern, während ich ihren Schwanz mit meinem Körper zur Seite drücke und mich in die richtige Position stelle. Tascha beugt ihre Arme und lässt sich auf die Brust sinken - sie könnte mich problemlos tragen, aber sie bereitet sich auf die Paarungsposition vor. Ich öffne den Mund, meine Fangzähne finden die Hautfalten unter ihren Schuppen am Halsansatz, in denen meine Zähne ihre Wirbelsäule umschließen können ohne sie zu verletzen.
„Es wird etwas schmerzen." warne ich sie. -
„Ja, beiss mich, Ralf."
Meine Kiefer schließen sich langsam, die Fangzähne dringen tief zwischen ihre Halsmuskeln, schließlich liegen meine Zähne auf ihren Schuppen und ich beiße vorsichtig fester und fester zu, bis meine Fangzähne die Nervenbahnen treffen und reizen und Tascha unmittelbar und ohne sich dagegen wehren zu können in Paarungsstellung geht und erstarrt. Ihr gurgelndes Knurren zeigt mir ihr Wohlbefinden dabei - für Weibchen ist dies sehr angenehm. Mir ist die Lähmung dabei unheimlich, denn auch wir Männchen reagieren bei dem Biss ähnlich, nur weniger stark.
Mit der einzigen Bewegung, die ihr jetzt noch möglich ist, sucht ihr Hinterteil meinen mittlerweile auch voll erigierten Penis und und nimmt ihn mit meiner Hilfe so tief es ihr möglich ist, in sich auf.
Leise knurrend genieße ich die warme, feuchte Enge, die meinen Penis umschließt, bis ihre Vagina langsam mit der Massage beginnt. Obwohl Tascha hilflos in der Paarungsstarre verharren muss - sie versucht krampfhaft, ihren Kopf zu bewegen, wie ich bemerke - hat sie sich dennoch voll unter Kontrolle. Sie will die Zeit genießen, es so lange es geht hinauszögern - auch wenn der gemeinsame Orgasmus ihr einziges und ganzes Ziel ist, will sie nicht, dass es schnell vorbei ist - so langsam und sanft massiert sie mich. Unsere genüsslichen Seufzer und Grunzer mischen sich und ich spüre deutlich, dass sie es mindestens ebenso genießt, wie ich.
Langsam wird ihre Massage kräftiger, schneller, immer nur ein wenig, aber immer weiter zunehmend. Ohne Eile treibt sie uns beide vorwärts, unsere Lust steigt, wird mit der Zeit zur sanften Ekstase.
Irgendwann löse ich den Biss, zum einen wirkt die Nervenreizung noch eine Zeit nach, vor allem halte ich ihn nicht für notwendig, Tascha wird auch so in der Paarungsstellung verbleiben. Und für mich ist die Position angenehmer, wenn ich meinen Hals nicht so verdrehen muss. Meinen Kopf lege ich neben Taschas auf den Boden, durch das Leuchten ihrer Augen erkenne ich ihren glücklich ekstatischen Blick, mit dem sie mich ansieht.
Und dann spüre ich, wie ein Blitz unsere Körper durchzuckt - genau genommen über unsere Schuppen abgeleitet wird, das angenehm kribbelnde Gefühl steigert unsere von der Paarung schon umnebelten Sinneseindrücke immens. - Das war es, was Tascha wollte... Du raffiniertes kleines Biest. Sie ist schon zu weit gefangen in der Ekstase, aber ich habe noch eine kleine Ecke vernünftiges Denken und Handeln übrig, also sorge ich dafür, dass das Gewitter seine Energie auf uns lenkt. Keine vier Blitze später ist auch bei mir jede Vernunft untergegangen, ich lebe in diesem herrlich ekstatischen Gefühl - wir leben dieses herrliche Gefühl. Auch ohne die enge Verbindung wie mit Sálleiðtogi verbinden sich unsere Seelen im gemeinsamen Erleben dieser besonderen Paarung. Ich will nur noch kommen, mein ganzes Leben besteht jetzt nur noch aus dem Wunsch nach dem absoluten Orgasmus, mit dem ich das Ei in Tascha befruchte und wir ein neues Leben schaffen. Aber Tascha hat noch etwas dagegen, sie macht langsamer - aber nach einigen weiteren Blitzen, die unsere Sinne überfluten, sehe ich, dass sie ihre Augen verdreht im Versuch ihren Orgasmus noch zurück zu halten.
Aber mein ganzer Körper ist dagegen, noch länger zu warten. Wenn Du nicht willst, dann helfe ich eben nach. Langsam ziehe ich mich etwas zurück, nicht die Vernunft, das pure Verlangen treibt mich dazu. Tascha beginnt sofort dagegen zu kämpfen, will mich nicht loslassen. Ich stoße wieder voll hinein, ziehe mich aber in ihr wohliges Seufzen langsam wieder zurück. Nochmal - und ein letztes Mal, dann kippt uns ein Blitz gemeinsam über die Klippe. Mit einem lauten Schrei kommt Tascha und ich pumpe meinen Samen gleichzeitig tief in sie hinein, stimme mit meinem tiefen Ruf in ihren mit ein, dass im Tal die Wände wackeln müssen.
Taschas Orgasmus ist so heftig und lang, dass sie mich noch zu einem zweiten, kurzen Orgasmus treibt. Mir scheint, dass sie mich in sich hineinsaugt, so heftig sind die rhythmischen Wellen ihrer Vagina dabei.
Schließlich ebbt es ab, langsam sickert die Vernunft wieder in unser Bewusstsein. Ich löse mich von ihr, sie sinkt einfach zu Boden und lege mich noch einen Moment neben sie, erwidere ihren zärtlichen Zungenkuss. Und atme ihren Duft, der sich jetzt deutlich verändert, nicht nur, dass die sexuelle Lust zurückgeht, da ist noch etwas anderes, neues - etwas, das mit ihrer Fruchtbarkeit zusammenhängt... Natürlich - wir waren erfolgreich, Tascha hat die Befruchtung nicht beeinflusst, nicht verzögert. Sie wird Mutter, ihre Hormone reagieren schon auf das befruchtete Ei. Verdammt, geht das schnell bei uns Drachen... die Befruchtung und ihre Reaktion darauf.
Tja - und ich werde dann also Vater... Kurz überlege ich, was das für mich bedeutet: Klar, Verantwortung. Ich werde gemeinsam mit Tascha einen Drachennestling aufziehen müssen, ihr oder ihm die Werte eines Drachen nahebringen, zu einem geachteten Mitglied unseres Volkes werden lassen. Aber eigentlich ist mir das alles jetzt egal. Große Erce - ich werde Vater!
„Hallo Mama." necke ich Tascha. -
Sie sieht mich verständnislos an.
„Wieso Mama?" -
„Spürst Du es nicht?" -
Tascha horcht in sich, ihr leichtes Kopfschütteln erstirbt langsam und sie sieht mich mit großen Pupillen an.
„Das hast Du schon bemerkt? Selbst ich spüre es ja nur mit Mühe, wenn ich mich darauf konzentriere." -
„Deine Hormone reagieren schon und das kann ich riechen. Genau genommen ist es aber nur geraten, warum. Verzeih, ich muss jetzt erst einmal etwas loswerden." -
Sie sieht mich fragend an, als ich aufstehe. Ich gehe zum Rand des Plateaus, blicke über die Täler sauge die Luft in meine Luftsäcke und stoße mit aller Kraft den grollenden Revierruf aus, mit dem wir Ursprünglichen aller Welt eine erfolgreiche Partnersuche und Paarung bekanntgaben und jeden Rivalen den Tod androhten. Die Warnung, dass wir unseren Nachwuchs bis aufs Blut verteidigen werden - Die drohende Komponente darin ist ein Überbleibsel unserer wilden Vorfahren, war durchaus ernst gemeint und klingt extrem bedrohlich.
Der Ruf verhallt und Tascha tritt an meine linke Seite.
„Wenn Du nicht mein Partner wärst, würde ich mich jetzt vor Dir fürchten - das klang eben sehr stolz - und sehr angriffslustig." -
„Es soll Rivalen und Feinde abschrecken. Eine Warnung, dass ich meine Familie verteidigen werde, wenn es notwendig ist." -
„Gegen jeden?" -
„Ich verstehe, was Du sagen willst. Es wird nicht notwendig sein - aber ja, auch gegen Tyria, Eldflóð und Fjörgyn wenn es sein muss." -
Tascha macht eine Kopfbewegung, ich senke meinen Kopf zu ihr, damit sie ihre Stirn an meine legen kann - so stehen wir Stirn an Stirn, Nüstern an Nüstern und versinken in unseren immer noch leuchtenden Augen.
„Verzeih meine Sorgen, Ralf. Ich mag immer noch nicht glauben, dass ein Elemental mich wilde Drakari-Ronin wirklich anerkennt und für mich eintreten wird. Verzeih meine Dummheit." -
„In hundert Sommern lachen wir mit unseren Kindern darüber, hoffentlich auch mit den Kindern mit Tyria..." -
„Frage nicht, aber ich ahne, ihr habt schneller Kinder, als sie heute glaubt. - Nur ein Gefühl, ein Gedanke von Erce - ich weiß nicht."
Wir bleiben noch einige Zeit so stehen, bis ich ein leises Geräusch aus einem Busch, einige Meter entfernt, höre. Richtig, wir wurden ja direkt beobachtet, zwei Menschen haben sich hier versteckt. Ich hatte sie ja schon früh bemerkt, schon ihr Atmen war deutlich zu hören und ihr Geruch war ebenfalls stark zu vernehmen. Aber Tascha hat mich so eingebunden, dass ich sie einfach ignoriert habe, sie konnten uns nicht gefährlich werden.
Ich hebe meinen Kopf und sehe zu dem Busch hinüber.
„Zeigt euch, Nackthäuter." -
keine Reaktion. Ich spüre schon den Zorn in mir aufsteigen, doch Tascha bremst mich.
„Ich denke, sie haben Dich nicht verstanden, Ralf." -
Ich lege meinen Kopf nach rechts.
„Warum sollten Sie mich nicht verstanden haben?" -
Tascha lächelt.
„Ich weiß nicht warum, aber wir sprechen schon seit einiger Zeit Drrakk miteinander - und Du hast sie eben auf Drrakk angesprochen, das werden wohl nur sehr wenige Menschen verstehen..." -
Stimmt, das ist mir gar nicht aufgefallen, aber als sie mich zur Paarung 'überredet' hat, hat Tascha plötzlich Drrakk mit mir gesprochen, sonst unterhalten wir uns in der hier üblichen Sprache der Menschen und Draccier, manchmal auch in einer Sprache aus dem europäischen Raum hier, die wie eine Mischung von Englisch und Deutsch klingt und die auch Eldflóð schon mit mir gesprochen hat.
„Daran habe ich nicht mehr gedacht... Du hast damit angefangen, als Du Dich an mich geklammert hast um mich zur Paarung zu überreden. Das hast Du noch nie gemacht, selbst als wir die Informationen von Eldflóð besprochen haben, die ja teilweise auch in Drrakk geschrieben waren." -
„Verzeih, ich weiß es nicht. Es ist mir auch erst jetzt aufgefallen." -
„Du musst Dich doch nicht entschuldigen wenn Du Drrakk sprichst - nun gut, dann noch einmal auf indisch."
Wieder hebe ich den Kopf und blicke zum Busch herüber, wo ich jetzt auch zwei Gestalten zwischen den Blättern erkenne. Zwei Menschen, männlich und weiblich.
„Zeigt euch, wir haben euch schon lange bemerkt dort."
Einen Moment sehe und höre ich nur leichte Bewegungen der beiden, dann entscheiden sie sich meinen Zorn nicht herauszufordern, stehen auf und kommen durch den Busch auf die freie Fläche. Tatsächlich ein junges Pärchen, die hier vermutlich wohl ein wenig Spaß miteinander haben wollten, dann aber durch das Gewitter und anschließend von uns gestört wurden. Und dann hat wohl doch die Neugierde über die Angst vor uns gesiegt, dass sie hier geblieben sind um uns zu beobachten.
Jetzt jedenfalls kommen sie in deutlich ängstlicher Haltung heraus, den Kopf gesenkt, blicken aber immer wieder kurz zu uns hoch um zu sehen, wie wohl unsere Stimmung ist. Sie umklammern sich gegenseitig, der Mann versucht dabei die Frau irgendwie ein wenig zu schützen, ihr Deckung zu geben. Nach ein paar zögernden Schritten, sinken beide auf die Knie und verneigen sich tief vor uns, pressen die Stirn dabei auf den Boden.
Leise und stockend spricht dann der Mann zu uns.
„Es... Es tut uns leid... Isha Rajesh. Wir wollten euch nicht stören. Aber ihr habt uns überrascht... wir konnten nicht mehr gehen. Wir hatten nicht vor, euch zu beobachten... - Bitte Isha Rajesh, verschont meine Gefährtin - Ishwari Rajeshri... tötet mich, aber lasst meine Frau leben, sie hat keine Schuld daran."
Tascha verzichtet auf mein Kopfschütteln darauf, ihm zu widersprechen. In meiner Wohnstätte mag man zwischen Tyria und ihr unterscheiden in der Anrede. Für alle anderen ist meine Partnerin die Ishwari Rajeshri. Zumal Tascha ja auch alles andere als eine „Kleine" ist, auch als Feral ist sie fast so groß wie Tyria und nur zwei Köpfe kleiner als ich - aber beide doch deutlich zierlicher als ich - eigentlich der für Menschen einzige erkennbare Unterschied bei den Feral. Dennoch ist sie für Menschen jetzt riesig, sie werden den Unterschied kaum bemerken, selbst ihre Haare müssen auf Menschen eher wie Stacheln wirken.
Ich lasse ein leises Brummen hören, das hoffentlich beruhigend klingt.
„Seid unbesorgt. Wir haben euch bereits bei unserer Landung bemerkt, aber keinen Grund gesehen, euch zu vertreiben. Warum sollten wir euch also jetzt töten? Es wäre unlogisch euch alles sehen zu lassen um euch dann deswegen zu bestrafen. - Übrigens könnt ihr aufstehen, ich möchte die Augen derjenigen sehen, mit denen ich spreche, sie sind die Fenster zur Seele."
Schnell stehen die beiden auf, die Frau klammert sich an den Mann, aber beide sehen mich jetzt an. Ich habe wohl endlich einen Weg gefunden, die Menschen zu überzeugen, mich anzusehen - auch wenn das ebenfalls nur geschieht um mich nicht zu erzürnen.
Meine Sinne erkennen einen Blitz, der sich aufzubauen beginnt. Schnell weise ich ihn ab, sorge dafür, dass er in sicherer Entfernung einschlägt. Tascha sieht mich entschuldigend an.
„Verzeih Gebieter. Ich habe die letzte Zelle vergessen..." -
Sie geht ein Stück beiseite - ein irgendwie leeres Gefühl auf meinen Schuppen zurücklassend, wo sie sich an mich geschmiegt hatte - und konzentriert sich auf die verbliebene Gewitterzelle, die - ihrer Konkurrenz beraubt - deutlich stärker geworden ist. Die eigentliche Gefahr, die in der großen Gewitterfront gesteckt hatte, ist aber vorbei, doch Tascha möchte dieses Gewitter völlig vernichten. Auch ich bin dafür und nebenbei gönne ich ihr diesen Erfolg.
Ich nehme währenddessen meine Fähigkeiten zurück und entlade meinen Körper. Ich weiß, dass meine Körperzeichnung und meine Augen jetzt nicht mehr hell leuchten und ich als normaler Drache vor den beiden Menschen stehe, was hoffentlich ein wenig weniger bedrohlich wirkt. Dann senke meinen Kopf zu den beiden herunter, ich möchte ihren Geruch direkt aufnehmen, denn einiges davon verliert sich sehr schnell, insbesondere ihre Pheromone reichen nur wenige Meter, dann kann nicht mal mehr ich sie wahrnehmen.
„Keine Angst, euch geschieht nichts. Ich möchte nur einige Informationen über euch haben." -
Sie stehen stocksteif - natürlich haben sie Angst, als die Nüstern eines Drachen nur wenige Zentimeter vor ihnen die Luft einsaugen. Natürlich denken sie an die Fangzähne, die nur wenig darunter hinter meinen Lippen lauern... Sie starren mir in die Augen, die auch für sie jetzt das Fenster zu meiner Seele sind - hoffentlich können sie darin meine freundliche Gesinnung lesen. Immerhin entspannen sie sich aber schon etwas, noch bevor ich wieder den Kopf hebe.
Tascha zieht jetzt schnell zwei Blitze aus der Wolke an sich, richtet sich dann auf, streckt ihre Schwingen hoch und nach kurzer Konzentration jagen zwei kräftige Blitze aus ihren Schwingenfingern mitten in die Gewitterzelle hinein. - Ich freue mich für sie, dass sie jetzt ihre Blitze auch gezielt mit den Händen abfeuern kann. Einen Blitz aus dem Rachen abzugeben, wirkt zwar irgendwie normal für einen Drachen, aber es ist praktischer, wenn wir auch andere Pole dafür verwenden können - und Blitzdrachen sind eben nicht ganz so normale Drachen, wie sie mir mit der Paarung im Gewitter gerade bewiesen hat.
Die beiden Menschen sind meinem Blick gefolgt und haben staunend zugesehen, wie Tascha das Gewitter jetzt vernichtet hat, die Ladungszonen in der Zelle sich in kurzen, heftigen, aber ungefährlichen Wolkenblitzen entladen. Dann ist Ruhe, zwar sind da noch ein paar Aufwindzonen in der Front, die irgendwann noch ein paar schwächere Blitze erzeugen können, aber hier wird es nur noch regnen, kräftig, aber vergleichsweise harmlos. Noch ist es aber trocken.
Tascha kommt wieder zu uns, selbst als Feral zeigt sie die sparsamen und doch eleganten Bewegungen der trainierten Kriegerin mit den für sie typischen weichen Schritten.
Die beiden Menschen sehen wieder zu mir hoch.
„Ihr beide gehört zusammen, das zeigt schon euer Verhalten. Euer Geruch sagt mir, dass ihr nicht verwandt seid, aber es ist eine gemeinsame Komponente enthalten. Ihr seid ein Paar." stelle ich fest.
Der Mann nickt.
„Ja, wir haben vor zehn Tagen geheiratet - das könnt Ihr riechen, Isha Rajesh?" -
„Natürlich, Liebe und Zuneigung erzeugen einen deutlichen Duft, den ihr verstömt und ihr tragt beide den Geruch des anderen an euch, seid also sehr oft eng beisammen. Ich rieche auch, dass ihr aus dem gleichen Grund hier seid, wie wir."
Beide sehen mich verwundert an und reagieren nicht mal besonders, als Tascha, die wieder neben mir steht, sie ebenfalls beschnuppert.
Tascha sieht mich lächelnd an.
„Du meinst..." -
„Ja, zwei Menschen, die vor wenigen Tagen eine Partnerschaft eingegangen sind. Ein kräftiges Männchen, der das Glück hatte, dass ein attraktives und fruchtbares Weibchen ihn als Partner erwählt hat, beide gesund... - Auch für Menschen ist eine Paarung eine sehr angenehme Sache." -
Tascha grinst.
„Ich habe sie oft beobachtet, sie sind geradezu süchtig danach." -
Die beiden Menschen sehen uns fassungslos an.
„Aber... Isha Rajesh. Das klingt, als ob Ihr über Tiere sprecht." wagt das Weibchen ein klein wenig Widerstand. -
„Habt ihr uns nicht auch beobachtet, wie man Tiere beobachtet? Hättet ihr Menschen bei der Paarung so belauscht?" -
Sie blicken verlegen zu Boden. Dem Weibchen huscht ein Grinsen über das Gesicht.
„Hätten wir einen Fürsten dabei erwischt, wer weiß... Nein, Ihr habt Recht, bitte, verzeiht uns, bestraft uns nicht dafür, dass die Neugierde uns trieb."
Sie ist nicht nur hübsch - für einen Menschen... - sie ist auch mutig.
Ich nicke.
„Nein, keine Sorge. Ich wollte euch nur klarmachen, wie wir uns fühlen, wenn wir so beobachtet werden. Aber ich kann es auch verstehen. Es gibt wohl keinen lebenden Menschen, der Drachen bei der Paarung gesehen hat, das macht neugierig. Belassen wir es dabei. Ich bitte euch nur, bei der Wahrheit zu bleiben, wenn ihr darüber erzählt." -
„Ihr erlaubt uns, anderen davon zu erzählen?"
Sie ist deutlich verwirrt. -
„Ja. Ich weiß, wie schwer es Menschen fällt, Geheimnisse zu bewahren, ich müsste euch schon töten damit niemand sonst etwas erfährt. Das ist es nicht mir nicht wert, meine Aufgabe ist der Schutz des Lebens. Sorgt dafür, dass ich mich nicht noch anders entscheide." -
„Wir werden uns gut überlegen, ob und wem wir etwas sagen. Danke Isha Rajesh." -
Das Männchen findet jetzt auch etwas Mut.
„Doch wäre es als Geheimnis bei uns sicher gewesen, Isha Rajesh." -
Ich blicke ihn an, was seinen Mut schon wieder sinken lässt.
„Ich glaube Dir, dass Du es ernst damit meinst. Aber wie lange wird es halten? Deine Eltern, Deine Geschwister, Dein bester Freund... Es drängt in Dir bereits jetzt, anderen von diesem besonderen Erlebnis zu berichten und alle werden Dir Stillschweigen schwören..." -
Er senkt den Kopf und nickt.
„Ja... - Ihr kennt die Menschen wirklich gut, Isha Rajesh." -
„Lange Beobachtung, ihr seid für uns sehr interessant, so... anders als wir... - Mensch, Du hast Glück, dass dieses nicht nur hübsche, sondern auch tapfere Weibchen Dich als Partner gewählt hat. Behandle sie gut, sei ihr ein treuer Partner. - Übrigens - wenn ihr Nachwuchs wünscht, nutze die nächste Stunde - sie ist gerade in ihrer fruchtbarsten Phase, besser geht es nicht. Wäre sie eine Drachin - ich würde keine Sekunde zögern..." -
Er sieht sie verwirrt an, dann wieder mich, sie dagegen versteht mich sofort und schmiegt sich mit einem eindeutigen Blick eng an ihn. Nutze die Gelegenheit Junge...
„Äh, ja Isha Rajesh - aber es wird sicher gleich regnen..." -
Große Erce, ist der begriffsstutzig. Tascha verdreht auch schon die Augen.
„Gibt es hier keinen trockenen Unterschlupf? Ihr wolltet doch sicher nicht im Gewitter in die Siedlung zurück laufen. - Und ich kenne Menschen, die das Gefühl, sich im Regen zu paaren, als etwas besonderes empfinden. Der Regen wird recht warm sein, jetzt nachdem das Gewitter vernichtet ist, besteht auch keine Gefahr mehr. Und keine Sorge, wir werden euch nicht dabei beobachten. Wir wissen bereits, wie Menschen sich paaren." -
Tascha neigt sich zu dem Weibchen herunter und flüstert ihr etwas zu. Die Frau nickt lächelnd.
„Ich finde den Hinweis von Isha Rajesh sehr interessant. Komm Kiran, ich habe jetzt Lust bekommen..."
Sie greift ihn bei der Hand und zieht ihn auf die freie Fläche hinaus - zu dem Platz, an dem Tascha und ich uns vorhin gepaart haben...
Ich sehe Tascha fragend an.
„Ich habe ihr verraten, dass im Norden viele Menschen daran glauben, dass der Ort, an dem Drachen sich gepaart haben, als Quelle großer Kraft gilt. Die Kinder die dort gezeugt werden, sollen besonders kräftig und mutig werden - die Mädchen zudem besonders hübsch." -
„Sicher?" -
„Ich glaube auch nicht, dass es solche Auswirkungen hat, aber die Menschen dort glauben wirklich daran. - Aber weil Paarungsplätze von Drachen so selten gefunden werden - selbst die von den Drakarin - lässt sich das auch kaum beweisen. Und für die beiden wird es ein besonderes Erlebnis sein, sich dort zu paaren, wo noch unser Geruch wahrzunehmen ist." -
„Du bist auch ein raffiniertes Biest. - Komm Liebes, lass uns zu unserer Wohnstätte fliegen, es wird langsam spät und ich möchte dabei sein, wenn die Draccier in meine Truppe aufgenommen werden." -
„Ja, als Deine Verwalterin sollte ich ja auch dabei sein - und einen guten Schluck Wein kann ich auch vertragen." -
„Verzeih Tascha, aber darauf sollten wir vorerst verzichten. Ich weiß nicht, wie es bei den Drachen ist, aber bei den Menschen hat der Alkohol im Wein besonders in der ersten Zeit negative Auswirkungen auf das junge Leben, das im Weibchen heranwächst. - Natürlich gibt es große Unterschiede - bei uns das Ei, bei den Säugern die Gebärmutter. Aber wenn ich das richtig weiß, trägst Du das Ei noch einige Monde, ehe die Schale sich ausbildet und Du es legst - mir ist nicht klar, wieviel Einfluss Dein Körper in dieser Zeit noch auf das wachsende Leben hat." -
Tascha sieht mich betroffen an.
„Du meinst, der Nestling könnte nicht lebensfähig sein, wenn ich Wein trinke, während ich das Ei noch trage?" -
„Ja. Jedenfalls ist es bei den Menschen so." -
„Weil ihr Körper den sich entwickelnden Nestling über die neun Monde ernährt." -
„Richtig." -
Sie atmet tief durch.
„Dann kann es sicher auch bei uns passieren. Wir tragen das Ei noch mehr als zwei, meist drei Monde, in denen es heranwächst und größer wird. Auch unser Körper wird also den sich entwickelnden Nestling ernähren, wie kann es sonst so lange überleben und wachsen, es muss ja auch noch Vorrat mitbekommen, für den einen Mond nachdem das Ei gelegt wurde."
Sie reibt ihren Hals an meinem.
„Danke Ralf, mein Geliebter Drache, dass Du mich informiert hast. Ich hätte sicher Wein getrunken - ich habe es mir zu sehr angewöhnt als Söldnerin bei den Menschen." -
„Ich werde solange ebenfalls keinen Wein trinken, Du sollst nicht alleine diese Einschränkung erfahren." -
Sie züngelt mir über die Nüstern.
„Das ist zwar nicht notwendig, aber lieb von Dir. - Gibt es noch anderes, was ich meiden sollte?" -
„Außer allem, worin Alkohol ist, nicht rauchen und keine Drogen. Kaffee und Tee gelten als ungefährlich." -
„Puh, wenigstens Kaffee... Ich fürchtete schon, ich müsste eine Drachendiät mit Schaffleisch und Quellwasser durchhalten..."
Sie grinst mich an.
„Aber für Dich würde ich auch das durchhalten, mein Liebster. Die anderen Sachen mag ich ohnehin nicht. Lass uns jetzt fliegen, sonst verpassen wir wirklich noch alles - oder beobachten die beiden drüben doch noch beim Liebesspiel." -
Ich nicke und Tascha startet, indem sie sich einfach über den Abhang fallen lässt und die Schwingen ausbreitet. Ich ertappe mich dabei, über ihre scheinbare Sorglosigkeit besorgt zu sein, schließlich trägt sie unser Kind - aber sie weiß natürlich, was sie macht.
Und ich fliege ja nicht anders, eigentlich oft sogar noch viel riskanter als Tascha, also durchatmen und ihr nach.
Noch bevor ich starten kann, beginnt es stark zu regnen, ich blicke mich kurz um und sehe die beiden Menschen genau an der Stelle, an der ich mich mit Tascha gepaart habe. Das Weibchen sitzt auf seinem Männchen, beide sind schon weit genug in der Paarung gefangen, dass sie ihre Umgebung nicht mehr bewusst wahrnehmen und sind schon nach Sekunden klatschnass, was sie offenbar nur noch mehr erregt. Insgeheim wünsche ich den beiden eine erfolgreiche Paarung und folge dann Tascha.
Mit ein paar ruhigen Schwingenschlägen steige ich langsam höher, bis Tascha mich umkreist und dann neben mir fliegt.
„Na endlich kommst Du auch Ralf." -
„Na, alter Drache ist doch kein Düsenjäger..." -
„Kein was? Und was heißt alt? Du hast doch selber gesagt, dass Du kaum älter bist als ich." -
„Es bedeutet in der Welt drüben: 'immer mit der Ruhe', ich habe den Spruch aber angepasst. Und ein Düsenjäger ist ein Fluggerät, dass sogar schneller als alle Drachen fliegt, aber auch zu den technischen Dingen gehört, die wir hier vermeiden wollen, weil sie die Welt zu sehr belasten und zur Zerstörung beitragen." -
„Hast Du deswegen diesen Vergleich gemacht?" -
„Nein, nur wegen der Geschwindigkeit und dem Fliegen." -
„Du musst mir unbedingt mehr über Dich und Deine Welt erzählen, Ralf. Ich möchte Dich besser verstehen können." -
Ich sehe sie an.
„Warum benutzt Du jetzt diesen Namen?" -
„Es ist doch Dein Name - der Dir von Deinen Eltern gegeben wurde und mit dem Du bisher gelebt hast. Ich habe Dich leider nicht als Mensch erleben dürfen, aber ich möchte Dir so nahe kommen, wie es möglich ist." -
„Du wärst sicher enttäuscht, wenn Du mich als Mensch kennen gelernt hättest. Ich war nichts besonderes, auch kein nennenswerter Krieger, obwohl ich einige Jahre als Krieger gedient hatte. - Und der Name... Dieser Name gehört einem Menschen aus einer fremden Welt, der vor einem halben Mondlauf in dieser, ihm fremden Welt gestorben ist - gestorben, damit ein Drache erwachen konnte. Dieser Drache hat noch die Erinnerungen und das Wissen dieses Menschen, aber der Mensch Ralf ist tot, nur der Drache Eldingar lebt." -
Tascha wirft mir einen Blick zu, einen betroffenen und traurigen Blick.
„Vor wenigen Tagen hast Du noch anders gesprochen... ist der Mensch in Dir wirklich tot? Wann ist er gestorben? Wenn ich mich richtig erinnere, doch nicht vor einem halben Mond, als Du zum Drachen geworden bist. - Sollte es wirklich so sein, dass der Mensch in Dir gestorben ist, würde mich das mit großer Trauer erfüllen, habe ich doch gerade den Menschen in Dir lieben gelernt." -
Ich blicke zu ihr hinüber und sehe, wie eine Träne aus ihrem Augenwinkel vom Wind nach hinten getrieben wird - schon die zweite Drachin, die ich heute weinen sehe. Kurz entschlossen transformiere ich mich im Flug zum Anthro und noch bevor sie reagieren kann, bin ich schon zu ihr geflogen und klammere mich in ihrem Nacken fest - an der Stelle, an der ein Nestling getragen wird und wo ich sie selber schon getragen habe.
Sie zuckt bei meiner Berührung leicht zusammen und sieht mich dann verwundert an, aber schon im nächsten Moment sehe und spüre ich ihre Liebe zu mir in ihr anwachsen.
„Eldingar, Geliebter. Du weißt gar nicht, wie sehr ich mir das gewünscht habe, Dich tragen zu dürfen." -
„Ach Tascha, meine Geliebte. Nein, der Mensch ist immer noch in mir, er ist nicht wirklich gestorben, dort wo ich zum Drachen wurde - aber ich muss mich doch an irgendetwas festhalten. Ich bin jetzt wieder ein Drache, wie ich vor Urzeiten einer war. Wenn ich immer wieder daran erinnert werde, dass ich so lange ein Mensch war und dabei einer geworden bin, werde ich mich nie wirklich davon lösen und zu mir finden können. Noch fürchte ich mich davor, auch in der Seele ein Drache zu werden und doch wird es irgendwann so kommen. Ich verstehe ja, dass Du einen Weg zu dem Menschen finden möchtest, aber mache es mir bitte nicht schwerer. Lasse meinen menschlichen Namen ruhen, behandeln wir ihn wie den Nestlingsnamen eines Großen Drachen, als eine seltene Geste besonderer Intimität, die Dir natürlich zusteht. Rufe mich mit meinem Drachennamen und mache es mir so einfacher, in dieses Leben zu finden."
Tascha dreht ihren Kopf und sieht mich an.
„Ich verstehe - ja ich verstehe Dich. Verzeih mir Eldingar, mein Geliebter, mein Gebieter. Ich habe nicht daran gedacht, dass es Dir Probleme bereitet, wenn ich Deinen alten menschlichen Namen benutze." -
Ich streichele über ihre Nackenmähne.
„Ich bedauere nur, dass ich Dich nicht schon früher getroffen habe. Ich hätte mich schon als Mensch sicher in Dich verliebt." -
Tascha kichert leise.
„Ja, auch ich hätte Dich gerne schon früher getroffen - aber wenn ich ehrlich bin... Menschen waren für mich so normal, so uninteressante weil unverständliche Wesen... Ich fürchte, ich hätte Dich eiskalt abgewiesen." -
Jetzt muss auch ich kichern und lege dann meine Kopf auf ihren Nacken.
„Also haben wir beiden einen Traum, der sich nie erfüllt hätte, Du hättest mich wohl nicht mal beachtet und ich mich nie im Leben getraut, einer Drachin meine Liebe zu gestehen, weil ich viel zu viel Angst vor ihr gehabt hätte." -
Jetzt lächelt sie.
„Also hätte ich ein Mensch werden müssen, oder Du ein Drache, damit wir zusammen kommen. Zum Glück wurde das von einer höheren Macht für uns entschieden." -
„Ach Tascha..." -
„Ich habe noch eine Bitte an meinen Gebieter. Erlaube mir, Dich nach Hause zu tragen." -
„Warum nennt ihr mich eigentlich Gebieter. Auch Tyria nennt mich so, sie sagt, es sei normal, dass eine Drachin ihren Partner als ihren Herrn ansieht." -
„Ja, das ist auch bei uns so. Wir suchen uns einen Partner und entscheiden, wer es wird. Aber wenn wir uns für einen Partner entschieden haben, dann erkennen wir ihn als unseren Herrn und Gebieter an." -
„Na, ein wenig theoretisch ist das aber schon, oder? So ganz gebt ihr eure Freiheit doch nicht auf." -
„Zugegeben, ganz nicht. Besonders Tyria nicht. Aber mich wirst Du jetzt nicht mehr los. Wir haben jetzt ein gemeinsames Kind, das heißt, dass wir bis zu unserem Lebensende einander verbunden sind - bis zu meinem Tod zumindest. Und darüber bin ich sehr glücklich." -
„Musst Du gerade jetzt damit kommen, dass wir beide so immens unterschiedliche Lebensspannen haben..." -
Sie lächelt wieder.
„Ach Eldingar. Den Menschen hätte ich um eine halbe Ewigkeit überlebt, doch der Drache wird mich um viele Ewigkeiten überleben. Bitte versprich mir nur, dass Du Dich noch lange an mich erinnerst und für unsere Kinder da sein wirst. Aber ich beneide Dich nicht, dass Du Deine Kinder und Enkel überleben kannst, wenn du es willst." -
„Oh Tascha, bitte..." -
„Verzeih. Darf ich Dich weiter tragen?" -
„Ja. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, wie das wirken wird - aber mir ist jetzt die Lust am Fliegen vergangen." -
„Verzeih, Geliebter. Das wollte ich nicht. Aber keine Sorge, es wird allen nur zeigen, dass wir uns lieben und Du mir vertraust." -
„Dann trage mich und meine trüben Gedanken nach Hause, Liebes." -
Tascha schüttelt sich.
„Dich ja, die trüben Gedanken lass bitte hier."
Ich seufze nur und schmiege mich an ihre warmen Schuppen, über die ein wohliger Schauer läuft. Tascha genießt es deutlich, mich tragen zu dürfen, sie macht einen großen Bogen, um die Zeit noch hinaus zu zögern. Mir ist es nur Recht, denn ich fühle mich gerade nicht wie ein kräftiger Drache, der diese Welt beherrscht, ich fühle mich vielmehr gerade als kleiner verletzlicher Mensch, der eine traurige Nachricht erhalten hat - dabei sollte ich doch glücklich sein.
„Hallo Großer, Deine Stimmung ist irgendwie so merkwürdig, das habe ich sogar über unsere Verbindung gespürt. Vorhin ging es Dir doch noch richtig gut und jetzt?" -
Wenn Sálleiðtogi das über unsere ständige, passive Verbindung spürt, muss ich wirklich richtig trübsinnig sein. Normalerweise spüren wir darüber nur eine zarte Berührung der Seele, sie weiß, dass es mir gut geht - so wie ich von ihr, spürt aber keine Gefühle und erst recht keine Gedanken. Sie hat jetzt die Verbindung aktiviert, darum kann ich ihre Gedanken wahrnehmen.
„Hallo meine Kleine. Ich weiß nicht, eigentlich sollte ich glücklich sein - aber irgendetwas bedrückt mich gerade." -
„Erzähl doch mal, vielleicht hilft das schon." -
„Naja, Tascha und ich, wir haben vorhin ein starkes Gewitter entladen, eigentlich hat Tascha das getan. Und anschließend haben wir uns unter den letzten Blitzen gepaart, es war sehr schön, Tascha hatte ein reifes Ei und hat der Natur ihren Lauf gelassen..." -
„Du wirst Papa?" jubelt Sálleiðtogi dazwischen.
„Wenn Mama das erfährt... - und ich - ich bin dann ja... wie nennen die Menschen das noch?" -
„Du bist dann praktisch Tante. Gehen die Familienverhältnisse bei den Drachen soweit?" -
„Soweit ja, aber nicht so eng und umfassend wie bei den Menschen. Die scheinen ja alle irgendwie eine Familie zu sein, habe ich inzwischen das Gefühl. Bei den vielen Tanten und Onkel und Groß-wasweißich, die Raissa alle hat." -
„Ja Menschen fühlen sich in einer Gruppe sicherer und die sicherste Gruppe ist die Familie. - Drachen sind viel mehr Einzelgänger. Auch wenn ich mich da nicht beschweren kann - alle, die ich meine Familie nennen darf, sind mir stets nahe." -
„Aber was betrübt Dich dann, doch nicht, dass Du Papa wirst, oder?" -
„Nein. Jedenfalls denke ich nicht so. Nein darüber freue ich mich, aber Tascha ist eben irgendwie darauf gekommen, dass sie bei weitem nicht so lange leben wird, wie ich. Das wird mich in diesem eigentlich glücklichen Moment so traurig gemacht haben." -
„Darf ich?" -
Sie möchte meine Seele, meine Gefühle erkunden - soll ich es erlauben? Warum nicht, ich sende ihr meine Zustimmung.
Einen Moment später vernehme ich wieder ihre Gedanken in meinem Bewusstsein.
„Ja, mehr ist es nicht. Nur eine kleine Traurigkeit, zudem völlig unlogisch." -
„Unlogisch?" -
„Wenn die Seele eines Menschen darüber trauert, dass sie für vielleicht zweitausend Sommer mit einer geliebten Seele zusammen sein kann, nur weil er daran denkt, dass er jetzt älter werden kann - früher hättest Du getrauert, weil Du nur noch zwanzig oder dreißig Sommer mit ihr hättest leben können... Für mich ist das unverständlich und unlogisch. Frag doch mal Deine Drachenseele." -
„Eldingar? Bist Du noch bei mir?" -
Tascha ist aufgefallen, dass ich sehr ruhig bin - und da auch ihr bewusst ist, dass ich gerade ein seelisches Tief habe, ist sie alarmiert.
„Ja Liebes. Sálleiðtogi ist gerade bei mir, deshalb bin ich so still." -
„Ich verstehe. Ich bleibe noch ein wenig hier über den Bergen, bis Du bereit bist. Lass Dir Zeit Geliebter." -
„Ist das Liebe?" -
„Ja, Schwesterchen. Das ist Liebe. Du wirst es eines Tages auch selber erleben." -
„Wenn auch noch Tyria dazukommt..." -
Ich verstehe, was sie damit sagen will.
„Auch dann werde ich Dich immer lieben, meine kleine Drachin. Du bist schließlich der Grund, warum ich hier bin und noch lebe. Du hast meinem Leben eine neue Richtung gegeben und wir sind enger miteinander verbunden, als es anderen je möglich sein wird. Unsere Liebe ist anders, weniger brennend, aber nicht weniger tief als die zu meinen Partnerinnen." -
„Verzeih meiner kindlichen Eifersucht. Ich weiß das alles und doch mag ich Dich nicht teilen. Ich fürchte immer, Dich zu verlieren." -
„Oh bitte verzweifele nicht daran, meine liebe Kleine. Du wirst mich nicht verlieren, bist Du doch immer bei mir - in mir. Schon die wenigen Tage meines Drachenlebens lassen es mir unmöglich erscheinen, jemals ohne Dich in meiner Seele zu spüren, hier leben zu können." -
„Du musst mir nochmals verzeihen. Ich rede so einen unlogischen Unsinn... Eigentlich wollte ich Dich trösten und nun tröstest Du mich." -
„Eine gute Methode, mich aus meinen trübsinnigen Gedanken zu reißen." -
„Dafür bin ich jetzt ein wenig traurig - aber das darf und soll Dich nicht betreffen. Es ist nichts schlimmes, beachte es einfach nicht." -
„Was ist mit Dir, was macht Dich traurig?" -
„Ach es ist nichts, ich würde jetzt nur gerne bei Dir sein und mich in Deine Hand kuscheln - ach so, Du bist ja gerade ein Anthro - dann könnte ich mich ja sogar ganz an Dich kuscheln." -
Sie klingt schon wieder ein wenig fröhlicher bei dem Gedanken.
„Reicht es nicht, Dich an Mom zu kuscheln?" -
„Manchmal fehlt mir mein Papa zum kuscheln, besonders jetzt, wo ich bald fortgehen muss und vielleicht lange niemand habe, dessen Wärme ich auf meinen Schuppen spüren darf... Doch, mit Mama ist das auch schön - aber das muss noch warten. Gleich gehen wir auf die Jagd, ich soll mein Essen heute selber fangen - das macht mir immer Spaß.
Wir sprechen uns bald wieder. Ich sage Mama, dass es Dir gut geht - darf ich ihr von eurem Kind erzählen?" -
„Sage bitte, dass die letzte Paarung mit Tascha wohl mit der Zeugung eines Kindes geendet hat." -
Eine kurze Welle der Heiterkeit kommt bei mir an.
„Ich werde ihr sagen, dass ihr ein Kind bekommen werdet, das andere ist mir zu umständlich. Sage Tascha bitte, dass ich mich freue, vielleicht bin ich zum Schlupf ja schon bei euch. - Bis später." -
Ihre Seele zieht sich zurück, nur der zarte Kontakt bleibt bestehen.
Aber etwas besorgt bin ich doch, es scheint zwar alles geklärt, aber ihre Traurigkeit hat wohl noch einen anderen Grund, den sie mir nicht sagen mag und auch tief in ihrer Seele vor mir versteckt.
„Sálleiðtogi hat mir aufgetragen, Dir zu sagen, dass sie sich sehr freut und hofft beim Schlupf dabei sein zu können. Sie möchte ihre Trennungszeit ja hier verbringen." -
„Danke. Sie ist doch eine Große nicht?" -
„Ja, die Tochter von Fjörgyn. Warum?" -
„Ich frage nur... Ich fürchte ein wenig die Reaktion von Tyria. Da ist die freundliche Zustimmung von Deiner Schwester mir schon wichtig, auch wenn sie noch sehr jung ist." -
„Mache Dir keine Sorgen darum, Tascha. Meine Familie wird immer zu Dir stehen. Aber Du musst Tyria auch nicht fürchten, ich weiß, dass sie Dir nichts böses will. Ihr ist nur zu gut bewusst, dass sie mich nicht ewig teilen muss, Deine Zeit mit mir begrenzt ist. Und sie kann warten - und ist bereit dazu." -
„Die meisten ihrer bisherigen Partner waren nur einige hundert Sommer mit ihr zusammen, dann hat sie sich von ihnen wieder getrennt." -
„Sollte das passieren, war meine erste Liebe hier die richtige und ich habe mit der richtigen Partnerin Nachwuchs gezeugt. Glaubst Du, Tyria wird mich auch schon bald verlassen?" -
„Nein. Es scheint ihr ernst zu sein, mit Dir gemeinsam zu leben. Vielleicht hast Du Recht und ich mache mir unnötig Gedanken. Wollen wir zurück?" -
„Großer?" -
„Einen Moment noch Tascha."
„Ja, Schwester." -
„Mama hat mich gebeten, mit Dir sprechen zu können. Tauschen wir?" -
„Einen Moment."
„Tascha, Fjörgyn möchte mit mir über Sálleiðtogi sprechen, wir tauschen kurz die Körper, wundere Dich also nicht." -
„Ich verstehe. Ja, alles klar - auch wenn es eigenartig ist, wenn ein Drachenmädchen aus Dir spricht." -
Sálleiðtogi hat mitgehört und erkennt in meinem Bewusstsein, dass es losgehen kann. Im nächsten Moment finde ich mich schon auf dem Felsen wieder, auf dem Fjörgyn immer die Sonne genießt und blicke über das lichtüberflutete Tal im Kaukasus. Ein leises Geräusch von Fußballen auf dem Fels lässt mich umblicken. Da steht Fjörgyn als Anthro und blickt mich freudig und glücklich an.
„Hallo Mom. Wie geht es Dir?" -
„Eldingar... mein Sohn. Ist es wahr? Ihr bekommt Nachwuchs?" -
„Warum sollte ich Sálleiðtogi etwas falsches sagen? Tascha hat vorher mehrfach gesagt, dass sie ein reifes Ei trägt und es befruchten lassen möchte - und ihr Duft sagt deutlich, dass sich seit unserer Paarung ihre Hormone verändern. Und sie hat es mir auch gesagt." -
„Verzeih, die Freude darüber lässt mich unlogisch denken." -
„Natürlich. Die Frage wird mir sicher noch öfter gestellt werden. Aber verzeih mir, ich wundere mich ein wenig, dass Du so stark darauf reagierst. Würde ich selber hier stehen..." -
Sie lächelt, kniet nieder und umarmt mich mit allen vier Armen.
„Ja Du hast Recht, dann hätte ich Dich längst umarmt und wer weiß was sonst noch. Ich versuche mir immer vorzustellen, dass Du vor mir stehst und nicht meine Tochter.
Ja ich freue mich wirklich darüber. Ich freue mich, dass der Mensch, der durch mich zum Drachen wurde und den ich meinen Sohn nennen darf, dass dieser noch so junge Drache ein wichtiges Revier erhalten hat und nun schon selber ein Kind bekommen wird." -
„Mit Tascha..." -
„Ja ich weiß. Das ändert nichts. Gar nichts. Ich würde mich auch freuen, wenn Deine Kinder Menschen wären." -
„Keine Sorge, es werden vollwertige Große Drachen werden, Erce hat ihre Keimzellen dahin verändert - nur Tascha selber leider nicht..." -
„Ich verstehe, die Zeit... Eldingar, mein Sohn, liebe Deine Partnerin, habt Kinder zusammen. In ihnen wird sie weiterleben, wenn sie Dich verlassen muss. Und dann wird Tyria für Dich da sein, glaube mir, sie weiß es selber noch nicht, aber sie wird Dir dann noch viele tausend Sommer eine liebevolle Partnerin sein." -
„Woher weißt Du...?" -
„Ich weiß, es ist unlogisch. Aber ich weiß es einfach. In Tyria steckt die Fähigkeit der unendlichen Liebe zu dem richtigen Partner, wie in ihrem Vater. Und ich bin mir sicher, dass Du dieser Partner bist. So schnell hat sie sich noch nie verliebt und ist eine Partnerschaft eingegangen." -
„Du kennst ihren Vater? Wer ist es?" -
„Sie hat es Dir nicht gesagt? - Verzeih, dann werde ich ebenfalls nichts sagen. Vertraue ihr, sie wird es Dir schon noch verraten." -
Ich seufze.
„Warum so geheimnisvoll? Was ist mit ihrem Vater? Und ihre Mutter? Ist sie wirklich gestorben? Ich mache mir jetzt doch Gedanken, warum sie mir das verheimlicht." -
„Oh nein Eldingar. Zweifele nicht. Ich denke, ich weiß den Grund, warum sie noch nichts gesagt hat. Habe Vertrauen. - Und ja, ihre Mutter war zu unbesonnen, ist in einen Sturm geraten und hat sich in den Böen alle Finger gebrochen. Sie ist hilflos aus großer Höhe abgestürzt und hat die Verletzungen dabei nicht überlebt. Das ist noch gar nicht so lange her, vielleicht tausend Sommer. Danach ist Tyria wieder mit ihrem Vater zusammengekommen und sie hat viel von seinen Ansichten übernommen, wie ich jetzt bemerke. Vorher hättet ihr nie zusammen gepasst, eine so arrogante Drachin, wie sie damals war, hättest Du eiskalt abblitzen lassen." -
„Ich eine Drachin abblitzen lassen?" -
„Oh ja. Du bist in der Position, das machen zu können, wie nur wenige Männchen, Eldflóð vielleicht noch." -
„Wollten wir nicht eigentlich über meinen kommenden Nachwuchs sprechen..." -
Fjörgyn drückt mich an sich.
„Natürlich. Sagt mir alles, informiert mich. Ich möchte alles mitbekommen. Vor allem sagt mir, wenn Tascha das Ei gelegt hat, dann kann ich alles vorbereiten um rechtzeitig bei euch zu sein." -
„Rechtzeitig bei uns sein?" -
„Du glaubst doch nicht, ich lasse mir das schlüpfen von Deinem ersten Nestling entgehen? Das ist auch unter uns Drachen ein besonderes Ereignis. Schade, dass die Eltern von Deiner Kleinen verschwunden und wohl in den Lebensstrom eingegangen sind, so wird das nur ein kleines Zusammentreffen werden. So viele Drachen sind sonst nur sehr selten zusammen." -
„Meinst Du, die Drakarin hätten sich unter so viele Große getraut?" -
„Bei ihnen sind die Familienbande stärker als bei uns. Wir hätten sie sicher überzeugen können, dass sie sicher sind. - Ohnehin verstehe ich ihre Furcht vor uns nicht, ich habe noch von keinem gehört, der ohne wirklich wichtigem Grund von einem Großen getötet wurde - und das wurde dann auch von ihnen eigentlich immer anerkannt." -
„Sie sagen, dass viele Große sie belästigen und für die Betroffenen nicht sehr angenehme Spielchen mit ihnen treiben." -
„Ja, es soll schon vorkommen, dass einige von unserem Volk die Kleinen verschrecken, indem sie sie zum Schein angreifen oder jagen... Aber das sollten sie nicht auf uns alle übertragen." -
„Naja, mich sehen sie jedenfalls zuerst immer sehr verschreckt an - aber wohl auch ein Vermächtnis von Valarinn..." -
„Ja er war kein Vorbild... immerhin hat auch er nur getötet, wenn es notwendig war, nie aus Lust daran. Aber sonst war er wirklich ein Fluch für alle, die in seiner Nähe leben mussten. Wie reagieren die Menschen auf Dich?" -
„Zuerst sehr vorsichtig. Aber die in meiner direkten Umgebung, bei denen mein Verwalter und jetzt die Draccier einige Nahrungsmittel erwerben, kommen bereits zu meiner Höhle um direkt zu handeln. Sie baten mich gerade, eine Handelsstation einrichten zu dürfen." -
„Etwas, das ich nicht verstehe. Ja, sie beginnen Dir zu vertrauen, aber was erhoffen sie sich davon, direkt bei Dir zu siedeln? Einige aus den Dörfern hier haben auch schon angedeutet, hier siedeln zu wollen." -
„Wie Du schon sagtest, sie haben erkannt, dass wir nicht die Gefahr sind, die drohend am Himmel über ihnen schwebt und nur darauf wartet, sie oder ihre Felder und Herden zu vernichten. Sie glauben, in unserer Nähe sind sie dann vor den meisten Gefahren geschützt - alleine schon durch die Nähe zu uns. Sie gehen davon aus, dass es an unseren Wohnstätten keine Unwetter geben wird, keine Felsstürze, dass alleine durch unsere Existenz sich alles zum Guten wendet - und sie davon profitieren, wenn sie nur nahe genug an uns dran sind. Sie fürchten uns Drachen, aber wir sind auch magische Wesen für sie und sie hoffen darauf, dann unter unserem Schutz zu stehen." -
„Obwohl wir durchaus auch die Gefahr sind, die über ihnen am Himmel schwebt und sie manchmal sogar tötet?" -
„Ja gerade deswegen. Wenn sie erlebt haben, dass wir ihnen auch helfen, glauben sie, dass wir nur die Bösen töten, die Guten aber schützen. Und sie glauben auch, dass wir die Menschen, die sich in unserer Nähe niederlassen, als 'unsere' Menschen annehmen, und diese unter einem besonderen Schutz stehen." -
„Merkwürdig diese Menschen... Erwarten sie, dass wir ständig auf sie aufpassen und alles fernhalten? Ich kann Erdrutsche verhindern oder umleiten, auch ein Erdbeben aufhalten - aber einen Sturm, ein Gewitter kann ich nicht verhindern." -
„Die Menschen wissen sehr gut, welche Fähigkeiten der Drache hat, dem sie sich anvertrauen wollen. Und eine starke Erddrachin ist da sicher besonders beliebt als Schutzdrache. Denn das meiste, was sie fürchten, liegt in Deiner Macht - sogar die Folgen von starken Gewitterstürmen kannst Du lindern. - Und Du musst nicht ständig auf alles aufpassen. Sie glauben daran, dass in der Umgebung Deines Wohnsitzes eine Kraft herrscht, die alles schützt, selbst wenn Du nicht da bist." -
„Ich soll es also zulassen, so wie Du? Du hast doch zugestimmt?" -
„Ja ich habe zugestimmt, obwohl in meinem Fall die Menschen auch darauf hoffen, mehr Gewinn aus dem Handel mit mir zu erzielen. Ob Du es zulassen sollst, musst Du entscheiden. Wenn Du sie und ihre laute Art erträgst, hast Du ansonsten keine Nachteile deswegen. Sie werden Verbotszonen beachten um Dich nicht zu verärgern. Aber Du musst damit rechnen, dass immer mal neugierige Menschen vor Deiner Höhle stehen. Da sie bei mir recht nahe siedeln und sie ihre Waren zu mir bringen wollen, werden mir die Draccier nützlich sein, dass es nicht zu viele werden, die stören." -
„Was erhoffst Du Dir davon?" -
„Ein gutes Verhältnis zu einer Gruppe der Menschen, vielleicht die Hoffnung, so etwas wie ein Menschenvolk von 'Drachenmenschen' aufbauen zu können - ich meine damit Menschen, die sich einem Drachen zugehörig fühlen, meine Ziele verstehen und mit tragen und die dann irgendwann einen vorsichtigen Weg der Technik vorbereiten und verbreiten. Einen Weg, der mit der Lebenskraft dieser Welt im Einklang steht." -
„Wo bleiben wir Drachen dann?" -
„Du überlegst doch jetzt schon, die Menschen näher an Dich heran zu lassen. Du kannst eine weitere Gruppe hier bei Dir entstehen lassen. Zudem benötigen die Menschen uns Drachen, wenn sie tatsächlich eine sanfte Technik haben wollen, nur wir können ihnen die Mineralien und Erze beschaffen, ohne die Welt und die Lebenskraft dabei zu verletzen." -
Fjörgyn grinst mich breit an.
„Ich verstehe. Aber wie Du ihnen Erze an die Oberfläche holst, möchte ich sehen." -
„Ja, richtig. Ich kann das nicht, meine Aufgabe wird wohl mehr darin liegen, den Menschen den Weg zu zeigen und ihnen die Grundlagen der Technik zu bringen. Ich hoffe dann darauf, dass eines meiner Kinder ein Erddrache wird und mir helfen kann." -
„Magmadrachen können das auch, zudem schneller - aber ihre Methode ist auch sehr viel direkter und heißer. Weiß Eldflóð schon von diesem Plan?" -
„Nein, die Menschen sind ja erst heute mit diesem Wunsch zu mir gekommen und auch meine Gedanken dazu sind erst im Entstehen." -
„Aber ich darf ihm davon berichten." -
„Natürlich. Ich spüre, dass ich damit im Sinne Erces handele. Sie möchte die Menschen auf diesen sanften Weg führen, bevor sie den gleichen Weg der Zerstörung betreten, wie die Menschen meiner alten Welt. Denn wir können sie nicht mehr lange von der Weiterentwicklung der Technik abhalten - nicht ohne sie zu vernichten." -
„Also sie begleiten und führen, oder selber untergehen?" -
„Ich fürchte ja." -
„Wir könnten sie leicht unterdrücken." -
„Vorerst ja - irgendwann haben sie aber eine Waffe, die auch uns tötet - und den nötigen Hass dazu, sie auch einzusetzen, bis der letzte Drache tot ist. Große, Drakarin, Draccier, selbst die Wyvern." -
„Also müssen wir sie vernichten, oder sie vernichten uns?"
„Wenn wir sie unterdrücken, ja. - Lassen wir es so laufen, wie jetzt, werden wir langsam aussterben, oder es kommt irgendwann einmal auch zu einem großen Kampf in dem wir untergehen werden. Es gibt für uns nur zwei Möglichkeiten, wenn wir überleben wollen. Kooperation, am besten als Vorbild, als edles Volk, dem es nachzustreben gilt - oder wir müssen sie radikal ausrotten. Jetzt und vollständig bis auf den letzten Nestling." -
Mehrere Schauer laufen über Fjörgyns Schuppen, während ich die letzten Worte sage.
„Ein schrecklicher Gedanke, eine ganze Art einfach vollständig und mit Absicht auszulöschen. Mir ist klar, dass es unbeabsichtigt auch geschehen kann, wenn man nicht auf das Ganze achtet. Aber mit voller Absicht und dem erklärten Ziel der vollständigen Auslöschung? - Da gehe ich lieber freiwillig in den Lebensstrom ein, ehe ich so etwas mache. Und so werden die meisten von uns denken, wir wurden geschaffen um das Leben als ganzes zu schützen, nicht um eine Art auszurotten." -
„Das ist es was ich meine. Kooperieren oder gehen. Vielleicht erst in zehntausend Jahren, aber es wird irgendwann so enden." -
„Aber wie kooperieren? Bisher sind wir das mächtigste Volk dieser Welt, da ist es einfach. Aber wenn die Menschen mächtiger werden, uns eines Tages gar ablösen als führendes Volk..." -
„Schwer zu beantworten. Wir müssen darauf achten, dass die Menschen uns als wichtig ansehen. Und zwar als mindestens gleichberechtigtes Volk, nicht als Sklaven, die ihnen die Erze und Mineralien beschaffen müssen um zu überleben. Wir Drachen müssen immer zu den Wissenden gehören, die Menschen lehren und mit ihren Gelehrten zusammenarbeiten. Dann gelingt es vielleicht. Aber es ist schwer, Menschen töten sich ja schon gegenseitig, nur weil sie einen anderen Fürsten haben, eine andere Sprache sprechen oder an einen anderen Gott glauben. Es ist ein schwieriges, unberechenbares Volk. - Wir müssen es erreichen, dass sie uns mit einer Mischung aus Furcht und Ehrfurcht betrachten. Uns für unser Wissen und unsere Weisheit bewundern und gleichzeitig auch wegen unserer Kraft und Macht ein wenig fürchten. Wir müssen selber Technik benutzen und immer in der Lage sein, sehr, sehr viele von ihnen mit uns zu nehmen, wenn sie uns auf den Weg in die Lebenskraft senden wollen." -
Sie sieht mich nachdenklich an.
„Also ihr Freund sein, aber im Hintergrund immer mit der Drohung, dass wir alle zu Erce senden, die uns angreifen. Ich kenne die Menschen Deiner alten Welt. Ich wage nicht, dort offen über eine Stadt zu fliegen, aber mit der Drohung alle Angreifer und dazu alle Menschen in und eine Flugstunde um diese Stadt herum mit in den Tod zu nehmen, könnte ich es vielleicht wagen. Obwohl ich denke, dass zuerst drei oder vier Drachen und dann mit ihnen viele Millionen Menschen sterben müssten, ehe sie es glauben. - Würdest Du eine Million Menschen töten um den Tod eines Drachen zu rächen?" -
Fjörgyn sieht mich ernst an. Ich schüttele den Kopf.
„Die Verantwortlichen bestrafen. Vermutlich noch nicht einmal diejenigen, die es ausgeführt haben, denn sie haben einen Befehl befolgt und wollten es möglicherweise nicht einmal. Aber Menschen töten, die daran unschuldig waren? Nein. Das ist selbst das Leben eines Drachen nicht wert. Mir jedenfalls nicht, verzeih mir, selbst Deines oder das von Sálleiðtogi nicht." -
„Ich muss Dir nicht verzeihen, das ist es, was ich von Dir hören wollte. Alle bewusst denkenden und fühlenden Wesen sind gleich wertvoll, ob Drachen oder Menschen. Leider müssen wir töten um selber leben zu können, immerhin können wir uns von Tieren ernähren, die nicht bewusst denken. Auch wenn wir uns an ihren Gefühlen dabei berauschen. - Genug vorerst. Ich werde es mir überlegen, ob ich die Menschen hier am Berg siedeln lasse. - Sálleiðtogi sagte mir, dass Tascha Dich gerade trägt, lassen wir sie nicht länger warten." -
„Lass uns aber später weiter darüber sprechen. Am besten, wenn auch ich etwas Ruhe dabei habe. Sálleiðtogi beschäftigt sich währenddessen gerne mit meinem Körper, so lernt sie bereits jetzt den Körper eines erwachsenen Ferals oder den eines Anthros kennen, was ihr viel Spaß macht. Oder sie unterhält sich in der Zeit mit den anderen um mich herum. Wenn sie hier eintrifft, kennt sie das meiste schon." -
Fjörgyn drückt mich noch einmal fest an sich.
„Ja, darüber möchte ich noch weiter mit Dir sprechen. Jetzt richte Deiner Tascha bitte aus, dass ich mich sehr über euer Kind freue und hoffe sie bald kennen zu lernen. Kommt sie mit, wenn wir zusammen nach drüben gehen?" -
„Ich werde es ihr mitteilen. Ob sie mitkommt? Darüber haben wir bisher nicht gesprochen, seit wir Partner sind. Vorher war es für sie selbstverständlich, dass sie hier bleibt, zudem hat sie nicht die Fähigkeit sich dort zu tarnen." -
„Wenn Du durch die Quelle dort gehst, brauchen wir Dich ja nicht mehr zu tarnen, dann können wir sie einbeziehen." -
„Sie würde mich sicher sehr gerne als Mensch sehen. Aber wie soll ich meiner Familie dort gleich zwei Partnerinnen erklären, nachdem ich lange keine hatte." -
„Ich verstehe. Das wird sich aber sicher regeln lassen. So könnte ich sie ja schon früher kennenlernen." -
„Schon verstanden. Ich frage sie, ob sie mitkommen möchte - dann sind wir ja schon fünf Drachen, die in die andere Welt wechseln, geht das ohne Probleme?" -
„Mir ist nicht bekannt, dass es dabei Grenzen gibt. Nur sind die Tore unterschiedlich groß, bei meinem kann ein Feral passieren, die bei Eldflóð sind fast alle kleiner, nur für Anthros geeignet - aber dafür sind dort mehr, in seinem Revier sind sechs oder sieben Tore in Deine alte Welt." -
„Gibt es auch noch Tore in andere Welten?" -
„Ja, aber die sind selten oder nur wenige sind bekannt. Ich habe zwei andere Welten besucht, eine war vermutlich frei von Menschen, ich habe keine Spuren ihrer Siedlungen gefunden, aber eine starke Lebenskraft gespürt, die mich als Besucher begrüßte, aber auch darum bat, dort nicht zu jagen und bald in meine Welt zurück zu kehren. Natürlich habe ich es befolgt. - Die andere Welt war ein furchtbarer Ort, ich habe nur Trümmer, Ruinen und verbranntes Land gefunden. Die Menschen müssen dort weit verbreitet gewesen sein, es gab viele große Siedlungen, aber alles war zerstört. Und ich habe kein Leben gefunden, das größer als eine Maus war. Was dort geschehen ist, kann ich nicht sagen." -
„Ich wüsste zwei Möglichkeiten, wenn ich mal davon absehe, dass wilde Drachen die Herrschaft übernommen haben und dabei ihre eigene Welt zerstörten - aber die hättest Du sicher bemerkt. Es könnte ein Asteroid eingeschlagen sein, ein Himmelskörper in der Größe eines Gebirges. Das vernichtet alles Leben im Umkreis von vielen Flugstunden direkt, der Rest geht in starken Erdbeben, Vulkanausbrüchen und gewaltigen Feuerstürmen unter. - Die andere Möglichkeit ist ein gewaltiger Krieg der Menschen mit Waffen, die zusammen eine ähnliche Gewalt haben. Hast Du Elemente wie Uran oder Plutonium wahrnehmen können?" -
„Du meinst diese Erze, die eine schädliche Strahlung haben? Nein, da war nichts besonderes. Aber viele kleine Kügelchen aus geschmolzenem Gestein, die viel seltene Elemente enthalten haben." -
„Ah, dann waren die Menschen daran unschuldig. Das Universum hat einen Asteroid ausgesandt und die Natur beginnt einen Neuanfang - für das bestehende Leben eine Katastrophe, aber die Überlebenden können eine neue Welt schaffen. Hier hat es das auch schon gegeben, der Einschlag war aber etwas schwächer, unsere Vorfahren konnten auch überleben, in meiner alten Welt war es wohl ähnlich, wie in der von Dir besuchten, dort sind alle unsere Vorfahren mit untergegangen und die Säuger haben die alleinige Macht übernommen. Das ist dort aber schon über 65 Millionen Sommer her, hier vermutlich auch." -
„Woher weißt Du, dass auch hier ein ... Asteroid ... eingeschlagen ist? Ich weiß, dass die Menschen drüben so etwas herauslesen können, aber hier?" -
„So, wie diese Welt sich mir zeigt, denke ich, dass die beiden Zeitlinien sich erst kurz vor, oder sogar durch den Einschlag selbst getrennt haben. Dass der Einschlag in dieser Zeitlinie etwas anders ausgefallen ist, oder etwas weniger heftig war, vermute ich einfach daraus, dass es uns Drachen gibt und auch die Kontinente sich zuletzt anders bewegt haben, als drüben. - Verzeih, kein Wissen, nur Vermutungen und Vergleiche zum Wissen aus einer parallelen Welt, die dieser ansonsten sehr ähnlich ist. - Wenn man die vergangene Zeit mit berücksichtigt." -
„Ich habe jetzt eigentlich nur verstanden, dass Du glaubst, dass unsere und Deine alte Welt vor langer Zeit einmal eine Welt waren? Wie kann sich eine Welt plötzlich verdoppeln?" -
„Ohje, jetzt habe ich ein Problem. Wie erkläre ich Dir Quantenphysik, wo ich doch gar kein Quantenphysiker war..." -
„Verzeih, nein lass es jetzt. Wir sprechen später einmal weiter darüber. Ein interessantes Problem, über dass ich sicher lange nachdenken kann, danke dafür. - Nun aber los, sonst redet Sálleiðtogi Deiner Tascha noch die Schuppen vom Körper." -
Sie umarmt mich nochmal und tritt dann etwas zurück.
„Schwester?" -
„Einen Moment noch..."
Ich verzichte darauf, vorzudringen um zu erfahren, was sie gerade macht und warte einfach ab.
„Sie unterhalten sich gerade, einen Moment." informiere ich Fjörgyn, die zu grinsen beginnt. -
„Die Bedauernswerte... wenn Sálleiðtogi erst einmal in Fahrt ist, kann sie reden wie ein Mensch." -
„Das weiß Tascha schon zu nehmen, sie hat lange unter den Menschen gelebt." -
„Du musst Sie unbedingt mitbringen, wenn wir nach drüben gehen. Sie muss mir viel von sich erzählen - eine Drachin, die bei den Menschen gelebt hat..." -
„Ich werde sie schon überreden - ah, sie sind soweit. Wir sehen uns ja bald, Mom." -
„Sei vorsichtig, Ralf." -
„Wir können wieder tauschen, Großer." -
„Dann los." -
Sálleiðtogi initiiert den Wechsel unserer Seelen und ich finde mich in meinem eigenen Körper auf dem Rücken von Tascha wieder.
„Verzeih Schwester, dass es so lange gedauert hat, aber wir sind abgeschweift. Mom macht sich auch so ihre Gedanken über die Dinge, über die wir gesprochen haben." -
„Ja, Du ersetzt ihr dabei den Partner. Denn natürlich bist Du eigentlich mehr das, als ihr Sohn - wie Du ja eigentlich mehr mein Ersatzvater bist, als mein Bruder." -
„Aber wir bleiben bei Sohn und Bruder, oder?" -
„Ja, klar. Besonders Mama mag es, wenn Du sie so nennst. - Und keine Sorge, ich habe mit Tascha einiges besprochen. Vor allem habe ich sie darüber beruhigt, dass Mama sie wirklich anerkennt als Partnerin von Dir und dass sie sich über euren Nachwuchs freut, als wäre es ihr eigener." -
„Gut. Ich habe immer den Eindruck, dass Tascha mir das nicht recht glauben mag, wenn ich es ihr sage. Hoffentlich ist sie jetzt überzeugt, dass Fjörgyn zu uns steht, egal was kommt." -
„Und ich!" -
„Verzeih. Natürlich Du auch. Das ist für mich so selbstverständlich, dass ich immer vergesse es extra zu erwähnen." -
Ich spüre direkt ihre sanfte Zunge auf meinen Nüstern, so deutlich sind die Sinneseindrücke, die sie mir in mein Bewusstsein sendet...
„Ich weiß. Ich wollte Dich doch nur ein wenig ärgern." -
„Schwester, Deine Fähigkeiten werden immer stärker..." -
„Hast Du es gespürt? - Raissa sagte, dass sie Berührungen von mir spüren kann, auch wenn ich zu weit weg bin, um es wirklich zu tun. Interessant nicht?" -
„Ja, es ist ein Teil Deiner Fähigkeit, anderen etwas einzureden, sie zu Handlungen zu zwingen, ihnen Gedanken einzugeben, die sie als ihre eigenen ansehen werden. - Aber ein eher harmloser Teil davon." -
„Harmlos? Ich habe Raissa damit schon Schmerzen zugefügt. Nur ganz leicht, wir sind vorsichtig und ich habe sofort aufgehört. Aber wenn ich das verstärke?" -
„Ich sehe, dass Du Dir bewusst bist, was Du machen kannst. Ja, sicher kann es auch zur Folter genutzt werden - aber so ein zärtlicher Kuss ist doch eine angenehme Variante, leider kann ich es nicht so erwidern." -
„Du brauchst es nicht, ich habe den Wunsch dazu so deutlich gespürt, dass es für mich geschehen ist. Ich glaube, bald könnten wir uns nur in unseren Gedanken paaren und es wird sein, als ob wir es wirklich getan hätten." -
„Ich weiß nicht..." -
„Ich wollte damit nur beschreiben, wie eng wir verbunden sind. Verzeih meine Wahl der Handlung." -
„Schon verziehen. Lass uns vorerst Schluss machen, langsam muss ich nach Hause, da erwartet mich noch einiges." -
„Ja, wir wollen ja jetzt auch jagen gehen. Darf ich später noch mal sehen, was bei Dir los ist?" -
„Ja, natürlich."
„Bis später, Ralf."
Wieder dieses deutliche Gefühl eines Kusses von ihr, dann ist sie weg. Erce, was wird sie noch alles können mit ihrer Fähigkeit. - Und sie scheint mir seelisch auch sehr viel reifer zu sein, als körperlich. Ihre Paarungsgedanken sind zumindest schon pubertär - ihre Schwärmerei zu mir sehe ich als normal an, schließlich kennt sie mich seelisch besser als jeden anderen, das wird sich geben, wenn sie erst einmal einen anderen Drachen richtig kennenlernt.
„Ich bin wieder bei Dir, Liebes. Verzeih, wir haben noch verschiedene Gedanken ausgetauscht. Fjörgyn bat mich, Dir zu versichern, dass sie immer zu uns halten wird." -
„Macht nichts, dass es länger gedauert hat. Sálleiðtogi hat mir vieles erklärt und mich auch überzeugt, dass Deine Familie immer zu uns halten wird. Sie sagte, dass auch Eldflóð dazu gehört?" -
„Er hatte großen Anteil daran, dass die Kraft Erces auf mich gebündelt wurde. Wenn er auch nicht wie ein Vater ist, so doch mindestens als ein Pate - insbesondere ist er mein Erweckungspate, ohne ihn hätte ich meine volle Kraft nicht gefunden. Und das ist für uns Große fast ebenso wichtig wie der eigene Vater. Ich habe aber den Eindruck, dass er mich darüber hinaus ein wenig wie einen Sohn ansieht. Ja, ich denke, auch er wird zu uns stehen, wenn es notwendig sein sollte." -
„Genau das hat Sálleiðtogi auch gesagt. Du bist Erces Drache, ihr eigenes Kind. Keiner der Großen würde wagen, Dir zu widersprechen. Und ich bin als Deine Partnerin, als die, die Dein Kind trägt, unantastbar. Das soll sogar für Tyria gelten, sagte sie." -
„Sicher habe ich einen hohen Rang, da mich die anderen als Erces Drache ansehen. Aber dabei hat Sálleiðtogi auch etwas übertrieben. Doch spätestens jetzt wird kaum einer wagen, Dich anzugreifen, weder mit Worten noch körperlich. Und Tyria hat Dich bereits vorher voll anerkannt. Denke an unsere gemeinsame Meditation in meinem Wohnraum, bei dem unsere Seelen sich berührten - das hätte sie nie gemacht, wenn sie Dich nicht als Gleichberechtigte angesehen hätte." -
„Ich glaube Dir, nein ich weiß jetzt, dass es so ist."
Sie dreht ihren Kopf und sieht mich liebevoll an.
„Lass mich Dich nach Hause tragen, Geliebter. Ich möchte allen zeigen, wie sehr Du mich liebst und mir vertraust." -
„Wie sehr wir uns lieben, denn ein Drache trägt nur seine Liebsten auf dem Rücken." -
„Ich verstehe jetzt, was Du von Anfang an für mich empfunden hast, denn Du hast mich ja schon auf dem Rücken getragen." -
„Ja, Liebste. Obwohl mir das da noch gar nicht so klar war. Aber ich liebe Dich, seit Du bewusstlos auf meinem Lager vor mir gelegen hast und ich Deine Schuppen berührt habe, Deine weichen Fussballen..." -
„Mein Schwert in Deinen Bauchschuppen..." -
„Das hat mir wirklich die Luft aus den Luftsäcken getrieben, aber mich nur noch fester an Dich gebunden. Du weißt nicht, wie schwer es mir gefallen ist, Dich immer um mich zu haben und dabei Deinem Wunsch zu folgen und Dich nicht als meine Partnerin zu nehmen. - Deshalb wohl bin ich Tyria sofort verfallen und habe mich ohne jeden Gegengedanken mit ihr gepaart. Aber Du bist immer die Erste in meinem Herzen. Ich würde gerne sagen: die Einzige - aber das stimmt nicht. Ich liebe Tyria ebenso wie Dich, verzeih mir, aber ich werde Tyria keinesfalls aufgeben." -
„Lass es mich Dir jetzt sagen: solltest Du Dich einmal zwischen uns entscheiden müssen, wähle Tyria. Sie kann Dich besser unterstützen und vor allem sehr viel länger begleiten. Tyria ist die logische Gefährtin für Dich." -
„Oh Tascha, das ist so sehr Drachenlogik..." -
„Ja, reine Logik. Meine Gefühle schreien etwas ganz anderes, aber die Logik gebietet." -
„Danke Tascha für dieses kleine Geständnis. Dass Du anders empfindest, als Du sprichst. - Ich verstehe es zwar, aber die Drachenlogik ist manchmal nur schwer zu ertragen." -
„Lasse mir den Stolz, nach dieser Logik zu handeln, Eldingar. Und bis dahin lieben wir uns einfach, ohne weiter darüber nachzudenken und ziehen unsere Kinder auf." -
Der Platz meiner Höhle kommt in unser Blickfeld. Hier sind die Wolken schon wieder aufgelockert, der Regen bereits durchgezogen. Sanft streichele ich ihren Nacken als Antwort. Sie hat Recht, lassen wir es einfach geschehen, vermutlich wird alles seinen Gang gehen und wir machen uns wieder mal unnötig Gedanken.
In einem großen Bogen verliert Tascha an Höhe und fliegt den Platz gegen den Wind an. Sie setzt so sanft mit nur einem Schwingenschlag auf, dass ich mich nicht einmal festhalten brauche.
„Du hast inzwischen sehr gut fliegen gelernt, Liebes. Ich muss mich bald anstrengen um noch besser zu bleiben." -
„Eine nette Lüge, Geliebter." -
„Nicht, dass Du sehr viel besser fliegst, als noch vor einigen Tagen. Das kann nicht nur durch die größeren Schwingen kommen, die helfen Dir nur beim Gleitflug." -
„Sie haben mir Selbstvertrauen gegeben, vielleicht deswegen." -
„Ja, sehr gut möglich." -
Ich richte mich auf.
„Verzeih Geliebter, darf ich Dich noch nach unten tragen?" -
Lächelnd lege ich mich wieder auf ihre Schuppen.
„Bitte. Wenn Du es möchtest." -
Sie blickt mich ebenfalls lächelnd an.
„Ja, ich möchte es gerne - als Übung für den Nestling." -
Eine gute Ausrede...
Wir nicken uns zu und sie geht die wenigen Schritte zum Höhleneingang. Ich spüre jetzt ihre eleganten Bewegungen, die ihr als Feral eigen sind, so direkt, als wären es meine eigenen.
„Tascha, ich beneide Dich wieder einmal für Deine knapp gehaltenen und doch weichen Bewegungen, diese Eleganz der Kriegerin." -
„Tyria bewegt sich geschmeidig und mit Stolz, ich habe doch nur die Härte der Kriegerin zu bieten." -
„Aber Du verstehst es mit Deinen weichen Schritten, es ebenfalls elegant wirken zu lassen. Ich stolpere dagegen doch nur herum." -
„Das mag Dir so erscheinen, aber Du bewegst Dich für ein Männchen ebenfalls sehr geschmeidig. Ich habe Dich schon für Deine stolze Haltung dabei beneidet..." -
„Meinst Du?" -
„Ja. Dir fallen die feinen Unterschiede vielleicht noch nicht so auf. Aber die meisten anderen Männchen tappsen so durch die Gegend, Du schreitest mit einem natürlichen Stolz. Zugegeben, die Eleganz von Tyria oder meinen weichen Schritt hast Du nicht. Aber Du brauchst Dich für Deine Haltung und Deinen Gang vor niemandem zu schämen, im Gegenteil." -
„Du hättest meine ersten Schritte als Feral sehen sollen..." -
„Und Du meine ersten als Anthro... - Nein, beneide uns nicht. Wenn ich bedenke, dass Du erst seit einem halben Mond als Drache lebst und vier Arme hast, dann beneiden wir Dich für die Perfektion, die Du bereits erreicht hast." -
„Aber Du hast auch von Stolz gesprochen - ich will nicht als Stolz gelten, nur weil meine Haltung so ist..." -
„Ich sprach von natürlichem Stolz, das ist etwas anderes als der aufgesetzte Stolz, den Du meinst." -
„Ah, ich verstehe. Aber in mir steckt immer diese Furcht, zu stolz zu wirken. Ich bin doch erst so kurz hier. Ich habe mich auf einem Foto gesehen, das Sálleiðtogi von mir gemacht hat und fand meine Haltung als fast schon überheblich." -
Tascha schüttelt heftig den Kopf.
„Befreie Dich davon. Du wirkst elegant und - ja stolz - stolz darauf ein Drache zu sein. Aber keinesfalls überheblich. In Dir ist nichts, was Dich über andere erheben will. Vergiss es und belassen wir es dabei." -
„Wenn Du meinst..." -
„Ja meine ich - und nun Schluss damit!" -
Oh, sie klingt richtig erbost. Ich sollte besser nicht weiter darüber reden. Vielleicht hat sie Recht und ich mache mir darüber unnötige Sorgen.
Nach zwei tiefen Atemzügen höre ich ihre wieder weiche Stimme.
„Denke doch nicht über so etwas nach. Für uns Drachen wirkst Du völlig normal und alle anderen erkennen ohnehin die Unterschiede nicht." -
„Ja. Vielleicht sollte ich mir wirklich eher Gedanken darüber machen, was von mir als Drachenvater verlangt wird." -
„Auch das ist sinnlose Gedankenquälerei. Das ist sicher nicht viel anders, als bei den Menschen. Nur läuft es viel schneller ab, das ist vielleicht die Herausforderung." -
„Ach Tascha, ich beneide Dich für Deine Sorglosigkeit - nein verzeih, nicht sorglos - frei von unnötigen Sorgen." -
Sie blickt mich lächelnd an.
„Es mag für einen Drachen seltsam klingen, aber es sind noch volle vier Monde bis das Kleine schlüpft - da ist noch genug Zeit zum Überdenken und Planen." -
Ich lächele ebenfalls.
„Das klingt irgendwie vernünftig. - Lass uns nach unten gehen. Vielleicht sollten wir noch ein kurzes Bad nehmen, ehe wir zu unseren Dracciern gehen." -
„Und das klingt sehr vernünftig. Auch wenn der Regen warm ist, fühle ich mich ein wenig kalt. Nur dort, wo Du liegst ist mir angenehm warm. Auch wenn Du deutlich weniger Temperatur hast, als andere Große."
Tascha betritt die Höhle, ich sehe erstaunt, dass die Draccier auf der Fläche vor der Apsis ein Zelt errichten. Kaum dort angekommen, steht Jaya schon vor Tascha.
„Hallo Tascha, schön, dass ihr zurück seid. Ist unser Herr noch draußen?"
Tascha macht eine Kopfbewegung in meine Richtung und ich richte mich etwas auf.
„Nein, ich bin auch hier. Ich hatte Kontakt zu meiner Schwester und Tascha hat mich freundlicherweise getragen."
Die beiden wechseln einen Blick.
„Ja schon gut, soweit die offizielle Version - obwohl die auch richtig ist. - Was gibt es Jaya?"
Sie kann ein schmunzeln wegen der 'offiziellen Version' nicht verbergen.
„Verzeih Herr. Wir bereiten hier unser kleines Aufnahmefest vor. Leider hat Valarinn vergessen, einen angemessenen Raum für solche Verwendungen anlegen zu lassen. Und diese Räume sind nun einmal für einen Feral gemacht. Wir haben aber diese Zelte gefunden und ich habe einfach Dein Einverständnis vorausgesetzt, dass wir es hier in der Höhle aufbauen dürfen. Wir sind ja noch nicht so viele und das passt dann besser in der Größe. - Natürlich können wir es auch draußen..." -
Ich unterbreche ihren Redefluss.
„Nein, ihr habt mein Einverständnis es hier aufzubauen. Verzeih, dass ich Dich unterbreche, aber Tascha ist etwas kalt." -
„Verzeiht mir... Natürlich, es ist weiter nichts wichtiges. - Oh, doch, Ishwari Rajeshri erwartet Dich mit einer kleinen Überraschung, Herr." -
„Überraschung?" -
Jaya zuckt nur mit den Schultern. Sie will es also geheim halten - oder weiß auch nichts weiter, doch ihr Lächeln spricht dagegen.
Eigentlich will ich jetzt wieder von Taschas Rücken steigen, aber ihr Blick hält mich zurück. Umgehend macht sie sich auf den Weg nach unten, ein schnelles Schritttempo vorlegend. Kurz bevor wir die Halle erreichen, muss ich sie einfach fragen.
„Tascha, warum ist es Dir so wichtig, mich jetzt zu tragen?" -
Sie bleibt abrupt stehen und sieht mich an, in ihren Augen eine merkwürdige Mischung aus Erstaunen, Trauer und langsam aufsteigendem Zorn.
„Sag mir bitte nicht, dass Du es nicht weißt, Eldingar..." -
Ich seufze.
„Doch Tascha, ich weiß es. Du liebst mich, Du weißt, dass ich Dich liebe - und Du möchtest aller Welt zeigen, wie sehr wir beide uns lieben, uns nahe sind, uns vertrauen. Dass ich mich Dir anvertraue, mich von Dir tragen lasse. Doch, das weiß ich Tascha. Aber ich war in Gedanken bereits weiter, meine Frage war ungenau, verzeih.
Ich meinte: warum möchtest Du mich unbedingt bis in meine Wohnung tragen. Dort ist nur noch Tyria..." -
Ihr Blick wird sofort wieder weich, aber zeigt jetzt auch leichte Zweifel.
„Du meinst, ich sollte ihr das nicht so deutlich vor die Nüstern stoßen? - Daran habe ich noch gar nicht gedacht..." -
„Ich verstehe Dich Tascha. Natürlich möchtest Du am liebsten oben auf den Berg steigen und allen laut unser gemeinsames Glück zurufen. Doch bedenke bitte Tyrias Entscheidung heute, ich ahne dass sie es bereits bedauert, auch wenn ich ihre Gründe verstehe warum sie noch nicht wirklich bereit ist. Und ich möchte keinen Krieg zwischen euch..." -
Tascha blickt zu Boden und atmet langsam aus, dann tief ein. Sie sieht mich wieder an, jetzt nur noch ihre Liebe im Blick.
„Verzeih mir Geliebter. Du hast Recht, auch ich habe bemerkt, dass es nicht wirklich so an Tyria abprallt. Ihre Seele leidet mehr, als sie es zugeben will. Es wird sicher schon schwierig genug für sie, unser Glück einfach so hinzunehmen. Sie ist eine Große, sehr stolz - ich bin trotz allem doch nur eine Drakari, ihr nicht ebenbürtig." -
„Du weißt, dass ich es etwas anders sehe, aber machen wir es Tyria nicht schwerer, als es ohnehin für sie sein wird." -
„Ich stimme Dir zu, Geliebter Großer. - Um Deine Frage noch zu beantworten: ich liebe es, Dich auf meinem Rücken zu spüren, Deine Schuppen, Deine Atemzüge, Deinen Herzschlag. Das Gefühl, eine geliebte Seele tragen zu dürfen. Wenn es ginge, würde ich Dich nicht mehr von meinem Rücken steigen lassen, bis unser Kind geschlüpft ist und es dann Deinen Platz einnimmt." -
„Ich verstehe. Deine mütterlichen Instinkte erwachen und Du überträgst es noch auf mich. - Tascha, Liebste... ich brauche doch etwas Raum, ich kann doch nicht ständig auf Deinem Rücken hocken." -
„Ja, Du hast Recht. Lass mich Dich noch bis vor die Wohnung tragen, dann werde ich mich zurückhalten bis unser Nestling geschlüpft ist." -
Sie setzt sich langsam wieder in Bewegung.
„Gut. - Du weißt doch, dass eigentlich wir Männchen vorrangig die Nestlinge tragen? Zumindest bei uns Großen, haben wir die besseren Voraussetzungen mitbekommen." -
„Ist das so? Bei uns gibt es keine Unterschiede." -
„Ja, bei uns Männchen sind die Schuppen zwischen den Flugarmen so beschaffen, dass ein Nestling dort sicher liegen kann und sich leicht festhalten kann. Bei den Weibchen ist das viel weniger ausgeprägt, sie fliegen daher immer viel vorsichtiger mit einem Nestling auf dem Rücken. Wir können da deutlich mehr wagen und wendiger fliegen. Ein wenige Monde alter Nestling kann sich sogar festhalten, wenn wir kurz auf dem Rücken fliegen." -
„Hast Du es schon ausprobiert?" -
„Mit Sálleiðtogi ja, auch schon bevor sie selber fliegen konnte. Sie hat es genossen, auch mal engere Manöver zu erleben." -
„Ich habe noch keinen Nestling getragen - Du bist der erste."
Grinsend zwinkert sie mir zu.
„Aber ich weiß es von anderen Drakarin, mit denen ich Kontakt hatte - und habe. Bei uns gibt es nicht diese Unterschiede, aber wir sind auch vorsichtig, wenn wir mit Nestlingen fliegen." -
„Ja, ich habe bemerkt, dass ich mich gut bei Dir festhalten kann. Tyrias Rücken kenne ich zwar nur als Feral, aber bei ihr sind die Schuppen, an denen sich ein Nestling festhalten kann, kleiner." -
Sie schüttelt den Kopf.
„Ich hatte gedacht, es ist normal bei euch, dass selbst ein erwachsener Anthro sich so sicher festkrallen kann, ohne dass es für Dich unangenehm wird. Und die meiste Zeit braucht man sich nicht einmal festhalten, so sicher liegt man da. - So, ich glaube, ich lasse Dich dann jetzt absteigen, auch wenn es mir schwerfällt..." -
Tascha bleibt vor der letzten Biegung vor dem Eingang zur Feralwohnung stehen. Nach einem tiefen Atemzug hält sie ihre rechte Hand an ihre Schulter, damit ich absteigen kann. Ich steige auf ihre Handfläche und halte mich an ihrem Daumen ein wenig fest, bis ich am Boden von ihrer Hand springe.
Ich blicke in ihr lächelndes Gesicht über mir. Dann schließt sie die Augen und transformiert zum Anthro.
Obwohl ich aus meiner menschlich wissenschaftlichen Betrachtungsweise weiß, dass der jeweils andere Körper in einer Art energetischen Form im Lebensstrom existiert und bei der Transformation 'abgerufen' und stofflich wird, kann ich den eigentlichen Vorgang, selbst aus der eigenen Erfahrung heraus, nicht logisch erklären. Selbst so direkt vor Tascha wirkt es, als würde ihr Feralkörper von einem strahlenden Licht umgeben schrumpfen und die Anthroform annehmen. Dieses Licht ist eine Auswirkung des Überganges von der stofflichen in die energetische Form und umgekehrt, aber mehr kann ich dazu einfach nicht erklären. Die Menschen meiner alten Welt sind technisch zu vergleichbaren Dingen nicht fähig - vielleicht ist das 'beamen' in Star Trek das technische Äquivalent dazu. Es ist wohl das, was Menschen gerne als Magie bezeichnen, aber auch die ist ja eigentlich nur die Nutzung der Lebensenergie.
Nach höchstens fünf Sekunden ist das Leuchten vergangen, Tascha steht als Anthro vor mir und öffnet ihre Augen wieder. Ein Lächeln ziert ihr Gesicht und mit schnellen Schritten hat sie den Abstand zwischen uns zurückgelegt. Noch bevor ich etwas sagen kann, hat sie mich schon umarmt und schiebt ihre Fangzähne hinter meine. Ich komme kaum hinterher, so heftig ist das Spiel ihrer Zunge bei diesem Kuss.
Nach Minuten lässt sie mich los, greift meine Kopf und legt ihre Stirn an meine und ich versinke in den Bernsteinen ihrer Augen.
„Wir lieben Dich, Ralf." -
glaube ich ihre Gedanken zu hören - aber vermutlich hat sie es ganz leise geflüstert. - Wir... spürt sie schon das Leben in ihr?
Ich konzentriere mich und denke intensiv.
„Und ich liebe euch auch."-
Fast erschrocken zieht sie ihren Kopf zurück und sieht mich mich weiten Pupillen an.
„Hast Du das eben ...gedacht?" -
„Ja ich habe versucht, Dir einen Gedanken zu senden." -
„Ich habe gehört... verstanden: 'und ich liebe euch auch.' - Eldingar..." ihre Stimme zittert leicht.
„Ja, das habe ich gedacht. - Wir waren also so eng verbunden, dass meine schwachen Fähigkeiten ausgereicht haben. Die Übung mit Sálleiðtogi wirkt sich wohl langsam aus."
Ich grinse sie breit an.
„Aber wahrscheinlich habe ich in meiner Konzentration doch normal gesprochen, es hörte sich deswegen wohl etwas anders an, als sonst." -
„Bitte... mach' mir keine Angst..." -
„Wieso? Weil ich vielleicht mit viel Konzentration ein paar Gedanken an andere senden kann, wenn wir sehr nahe beieinander sind? Ich denke, unser Sprachorgan funktioniert ohnehin so ähnlich." -
Tascha grinst schon wieder.
„Eigentlich wäre es ja sehr praktisch, wenn Du auch aus großer Entfernung kurze Informationen an uns geben könntest." -
„Dafür werde ich wohl doch die Unterstützung von Sálleiðtogi brauchen. Wenn ihre Kräfte weiter ausgereift sind, kann sie mir dann möglicherweise auch eure Antworten übermitteln." -
Tascha schmiegt sich wieder eng an mich, legt mir ihre Arme um den Hals und küsst mich noch einmal - diesmal ohne die Fangzähne einzuhaken.
„Verzeih Geliebter. Aber dieses intime Gefühl, Deine Bauchschuppen an meinen zu spüren - das fehlt mir als Feral einfach. Auch wenn ich mich langsam daran gewöhne, groß zu sein."
„Lass uns schnell ins Bad gehen. Ich kann jetzt auch ein wenig warmes Wasser vertragen. So fast ohne sich zu bewegen im Regen - da wird mir auch langsam kalt."
Tascha hakt sich auf meiner linken Seite unter und zieht mich halb den Rest des Ganges zur Wohnung entlang. Wir schlendern zum Bad und ich bleibe vor der Tür stehen, weil mir etwas einfällt.
„Was passiert eigentlich mit dem Ei während der Transformation?" -
„Ich weiß nicht. Nur dass irgendwann die Weibchen eine Feral bleiben, bis das Ei gelegt ist." -
Von hinten kommt eine Stimme.
„Ja, weil das Ei die Transformation nicht mitmacht und immer in der Feralgröße bleibt. Anfangs können sie noch zum Anthro werden, so um einen Mondlauf nach der Befruchtung sieht man es dann aber deutlich, weil das Ei dann schon recht groß ist. Die Anthro sieht dann fast so aus, wie ein tragendes Menschenweibchen. Und etwa einen halben Mondlauf später verweigert der Körper die Transformation, weil es für beide zu gefährlich werden würde, dann bleibt das tragende Weibchen durchgehend eine Feral, bis das Ei gelegt ist."
Tyria hat die Frage beantwortet, die sie gehört hatte, als sie aus der Anthrowohnung zu uns gekommen ist.
„Wie kommst Du darauf?" -
Ich drehe mich um und starre die schwarzgeschuppte Anthro an, die in einen roten Sari gehüllt mit schwingenden Schritten langsam näher kommt.
Tascha, die noch mit dem Rücken zu Tyria steht, sieht mich an, bemerkt mein Erstaunen und wirbelt herum - um ebenso verwundert auf Tyria zu blicken.
„Tyria, meine Wolke. Bist Du das?" -
Sie dreht sich auf einem Fuß einmal um sich selbst und lässt den Sari schwingen.
„Ich denke ja." -
„Aber... die Kleidung? Wolke... Du verwirrst mich. Du trägst Menschenkleidung?" -
Tyria kommt mit ihren schwingenden Schritten näher, deren ohnehin schon erotische Wirkung durch den Sari irgendwie noch verstärkt wird. - Tascha blickt sie nur sprachlos an.
„Ja mein Sternenhimmel. Ich wollte irgendetwas machen um mich für meine unlogischen Handlungen heute bei Dir zu entschuldigen. Als mir Jaya dann über den Weg lief, habe ich mich entschieden es einfach mal zu probieren. Jaya meinte, das Rot würde gut zu meinen Augen passen." -
„Womit sie recht hat, meine Wolke. Wie gefällt es Dir, Kleidung zu tragen?" -
„An den gewickelten Stoff könnte ich mich noch gewöhnen, aber das Ding hier oben, das meine Brustdrüsen verdecken soll - warum eigentlich? - Das stört mich doch sehr, es ist so eng."
Sie zupft an der Choli, der engsitzenden Bluse, herum. -
Tascha findet ihre Stimme wieder.
„Ja, die Choli ist auch zu eng für Dich. Der Sari ist sicher von Jaya, sie ist kleiner und sie hat keine Schwingen, ihre Choli hat mehr den Schnitt wie bei den Menschen. Das passt für Dich nicht richtig. Aber Du siehst gut aus in dem Sari. - Mir kommt da eine Idee... Eldingar, Geliebter, öffnest Du mir nachher bitte Deine Kleiderkammer?" -