Kapitel 1 - Jamie Flynn
#1 of Bonnie und Clyde - Eine Werwolfsromanze
Zwei Werwölfe in einer amerikanischen Kleinstadt, die bei ihren Begnungen auf Dächern, in Friedhöfen und finstren Gassen schon sehr bald ihre eigene Romanze finden. Allerdings bringen sie mit derartigen Eskapaden schließlich eine Sekte gegen sich auf und es ist ihre Zuneigung, die sie in ihrem nachtschwarzen Cadillac hinaus auf die Highways treibt, einem Leben auf der Flucht entgegen.
Ich möchte euch bitten, die Fußnoten zu beachten, in denen ich Songs, Künstler et cetera aufliste, sofern ich in der Geschichte Gebrauch davon mache, und außerdem Erklärungen leiste, wenn im Text unvermeidbare Unklarheiten auftreten. Für Kommentare wäre ich dankbar, da ich mich bis jetzt ausschließlich auf englischen Furry-Seiten ´rumgetrieben habe - wenn ich die Zeit finde, werd´ ich diese Geschichte auch ins Englische übersetzen.
Kapitel 1: Jamie Flynn
Who walks among the famous living dead, drowns all the boys and girls inside your bed.
My Chemical Romance spielte. Jamie rückte sich die Headphones zurecht und öffnete den Browser. Youtube: Ein neuer Upload von Liquiform und einer von 17Tumba. Ein Blick auf Facebook: Zwei Zeilen von einem Freund über ein Konzert von Avengeld Sevenfold und ein Post an seiner Pinnwand.
And if you could talk to me, tell me if it's so, that all the good girls go to heaven.
Er seufzte und strich sich das schwarze Haar aus der Stirn. Gefärbt natürlich und immer zerzaust. Jamie war diesen Sommer 17 alt geworden, von schlanker Statur mit einem zarten, freundlich Gesicht und ruhigem Temperament. In der Schule fiel er nicht auf, saß beim Football glücklich auf der Bank, ohne den meist bewunderten, sicherlich aber immer begehrten Quarterback auch nur eines Blickes zu würdigen. Er war einer von denen, die in den Jahrbuch-Fotos am Rand standen, gern gesehen, aber sicherlich nicht sonderlich beachtet. Jamie fuhr keinen Sportwagen zur Schule, nein, er hatte noch nicht einmal einen Führerschein, genauso wenig wie er an den Eskapaden mit den Mädchen aus der Klasse oder an wilden Poolparties beteiligt war, im Gegenteil, von den meisten wusste er nicht einmal.
Well heaven knows.
Seine Garderobe bestand aus der Bandwear von Rockbands und all den bunten Franchises, die man in der Mall finden konnte. Emerica Sneakers und eine graue Sonnenbrille von Vans - Sicherlich, wenn er mit leisem Schritt ins Klassenzimmer trat, vorsichtig zu Freunden und Klassenkameraden hinübernickte und sich den Weg zu seinem Tisch bahnte, dann gab er ein schönes Bild ab, er war sich dessen gerne bewusst. Und es war auch nicht so, dass nicht schon die eine oder andere seiner Freundinnen ihr Interesse bekundet hatte, behutsam, auf Jamies Art.
Doch wer mit ihm ein Wort wechselte, der konnte Jamies Desinteresse, seine Zurückhaltung nur zu deutlich spüren. Vielleicht nicht beim ersten Mal, denn er war höflich und freundlich, wusste sehr wohl darum, Begeisterung und Aufrichtigkeit zu zeigen. Irgendwann aber wurde es offensichtlich, dass er niemals mehr, als ein wenig Kurzweil oder ein hübsches Gespräch suchte. Nicht ein einziges Mal in all den Jahren, hatte sich sein Blick das Gesicht seines Gegenübers hinab, in deren Ausschnitt verirrt. Nicht einmal war er rot geworden. Jamie blieb ruhig, musste nicht darum kämpfen und sah den Mädchen in die Augen. Manch eine mochte er damit durchaus verunsichert haben.
Genauso wenig suchte er die Nähe zu den Jungen in seiner Klasse. Er mochte einige gute Buddies haben, mit denen er schon das eine oder andere Abenteuer erlebt hatte, viel war allerdings nicht geschehen. Da gab es Brian, groß und muskulös, der sich schon oft um Jamie bemüht hatte. Brian fuhr einen ´79 Firebird, den er sich in 3 Sommern verdient hatte, rostig zwar, aber mit einem großen Supercharger, der silbrig aus der Haube ragte und den Motor röhren und donnern ließ, dass der Wagen einem Gewitter auf Rädern glich.
Dieses Auto hatte es Jamie durchaus angetan, das Brüllen von acht Zylindern aus über sieben Litern Hubraum war zusammen mit Rock´n Roll eine der wenigen Arten von Lärm, die er schätzte. Oft hatte Brian ihn damit fahren lassen, auf den staubigen Feldwegen der Farm, wo der Große und seine Eltern lebten. Letztes Jahr hatten sie einen Campin´ Trip unternommen, waren von Idaho bis hoch in die Berge über Ontario gefahren, mit einem Kofferraum voller Bier für Brian und Grape Soda für Jamie. Dort hatten sie zusammen auf Blechbüchsen und Baumstümpfe geschossen, mit dem 44er Colt, den sich Brian von seinen Eltern geliehen hatte. Schwer war der Revolver gewesen, außerdem trat er wie ein Pferd.
Jamie hatte den Firebird zwischen den Stämmen hindurch, den Hang hinauf und hinunter gejagt, das Gaspedal voll durchgetreten, Schulter an Schulter mit Brian, der teils doch zusammengezuckt war und die Armlehne gepackt hatte. Denn mochte Jamie auch gute Reflexe haben, einen Fahranfänger mit 400 PS unter den Füßen und Rock´n Roll in den Ohren galt es zu fürchten. Hinterher lagen sie am Feuer auf der staubigen Motorhaube, teilten sich einen Ipod und dann hatte Brian noch eine Flasche Whiseky hervorgeholt und Jamie großzügig eingeschänkt.
Lange hatte es nicht gedauert, bis Jamie Brians Hände, und dann seine Lippen zwischen den Beinen spüren konnte. War schon verwunderlich, wie schnell einem Whiskey und Adrenalin den Kopf verdrehten, besonders wenn man nicht daran gewöhnt war. Leicht und fröhlich war er und Brian tat sein Bestes, um es dabei zu belassen. Und in der Tat, der Blowjob war wirklich schön gewesen. Sein Buddy hatte ihn bis zum Anschlag in den Mund genommen, seine Hoden gekrault, dann mit der Zunge daran gespielt und schließlich alles geschluckt, was er kriegen konnte.
Hinterher hatte Brian Jamie nicht einmal darum gebeten, den Gefallen zu erwiedern, war nur noch einmal über seine Beine gefahren und hatte sich dann auf seine Seite des Bleches zurückfallen lassen. Aufregend war es gewesen, und angenehm natürlich ... aber mehr nicht. Sie hatten nicht mehr darüber geredet. Nun war es nicht so, dass Brian unter Liebeskummer litt, ob der unerwiderten Liebe seitens Jamie. Er musste sich allerdings mit Highfive´s auf dem Schulhof und der gemeinsamen Fahrt nach Hause begnügen. Jamie wohnte in einer der kleinen, weißen Vorstädte, nur wenige staubige Meilen von Brians Farm entfernt. Wann immer sie die erste oder letzte Stunde zusammen hatten, durfte Jamie also auf sein Fahrrad verzichten. Was hatte es nun aber mit Jamie auf sich, dass es ihn weder zu Mädchen, noch Jungen hinzog? Brian wusste sehr wohl, wie es um ihn stand.
That without you is how I disappear and live my life alone forever now. And without you is how I disappear and live my life alone forever now.
Jamie blinzelte. Vor dem Fenster flackerten die Straßenlaternen auf. Der braune Chevy seines Vaters stand schief in der Einfahrt, mit einem Reifen im Blumenbeet. Das Glasdach der Garage, das diesen Sommer hätte fertig werden sollen, war nun trüb, zwei Scheiben fehlten. Letztes Wochenende hatte er die Lücken notdürftig mit Holzleisten vernagelt, an denen jetzt schon das Moos wuchs. Denn über die letzte Woche war der Herbst hereingebrochen, der Holunder verwelkte und die Bäume hatten gelbe Spitzen bekommen. Eine Böhe fegte das Laub an der Hauswand hoch, bis zu seinem Fenster im ersten Stock. Jamie mochte den Herbst, sehr sogar. Die Wälder um sie herum wurden bunt, der Wind roch wunderbar und alles wurde ruhig und kühl.
Mit einem kurzen Blick, stellte er sicher, dass seine Zimmertür geschlossen war. Dann setzte er sich aufs Bett, den Rücken gegen seinen weißen Holzschrank gelehnt, und zog den Laptop auf die Knie. Ein schmales Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und blieb in seinem Mundwinkel hängen, als er mit flinken Fingern eine Handvoll Tabs aufrief und einen nach dem anderen überflog. Da gab es ein Update von "Blotch" auf e621.net, eine Zeichnung von einem Fuchs und einem Wolf in einer Umarmung, nichts Anstößiges diesmal, einfach nur schön anzusehen. Oh, wie sehr er sich wünschte, derart zeichnen zu können... Er war gar nicht mal so schlecht mit Bleistift und Kreide, doch sobald es daran ging, Farbe und Licht ins Bild zu bringen, versagten seine Finger.
Auf Furaffinity hatte Redrusker mit einem neuen Strip begonnen. "Diesmal hoffentlich nicht so rough wie der Letzte.", dachte Jamie bei sich. Kurz war der Comic, gerade mal eine Seite, aber doch recht vielversprechend. Sein Lächeln wurde etwas größer, als sein Blick auf einen Cartoon von Culpeo-Fox viel. Auf DeviantArt - wirklich ein wundervoller Ort. Schade allerdings, dass er dort nicht so sehr hingehörte, und wenn, dann nur als Zuschauer.
Auf seinem Schreibtisch lagen ein unfertiges Essay und ein aufgeschlagenes Mathebuch. Doch beides konnte warten, denn war es nicht so viel angenehmer, einen Abend auf Furry-Seiten und mit Musik zu verbringen? Jamie stöberte eine ganze Weile in den Weiten des World Wide Webs, ließ Soley, Tycho und Johnny Cash durch seine Headphones laufen und endete schließlich doch bei einem einzigen, wunderbaren Bild. Aufgenommen bei einem Roadtrip nach Minnesota, in einem Motel in Montana, auf der Interstate 15. Es war das Bild einer Hündin, dichtes braunes Fell, weiße Flecken um die Pfoten und helle Augen, so schön, dass es ihm weh tat. Sie gehörte zu Walter Ferrol, dem Besitzer des Freeroamin´.
Als sie dort für die Nacht abgestiegen waren, hatte Mr. Ferrol, ein dicker, aber freundlicher Mann aus Kansas gerade einen Schwächeanfall erlitten. Von der Bahre des Rettungswagens hatte er Jamie die Leine in die Hand gedrückt und mit schwerem südlichen Akzent gebrummt: "Walk ´er for me, will ya." Dort stand der Junge nun also, unter der roten Leuchtreklame, mit einer Hündin, deren Name er noch nicht einmal kannte. Leicht geschockt und sicherlich auch ein wenig ängstlich, denn gerade das hatte er sich immer gewünscht, aber nie bekommen. Seine Mutter reagierte höchstallergisch auf Hunde, sein Vater stand ihnen ablehnend gegenüber und so schien dieser, sein größter Wunsch in der Tat vergebens.
Vorsichtig war er auf den Wald zugestolpert, hatte sich weder getraut, an der Leine zu ziehen, noch ein Wort zu sagen. Schreckhaft, starr und so unsicher war er gewesen... Denn auch wenn er natürlich schon Hunden auf der Straße begegnet war; nun tatsächlich einen so nah neben sich zu wissen, so schön und groß dazu, war atemberaubend. Es musste gegen neun Uhr gewesen sein, im August, die Sonne ging gerade unter, doch der Abendwind war schon kühl. Er fröstelte. Der Wald neben dem Highway wurde schon nach den ersten paar Schritten still, nur leise konnte Jamie die Autos rauschen hören.
Für eine Weile strich die Hündin leise neben ihm her, der Kies knirschte kaum unter ihren Pfoten. Unvermittelt machte sie dann einen Satz nach vorn, dass es Jamie die Leine aus der Hand riss, verlangsamte den Schritt jedoch gleich wieder und sah kurz zu ihm hoch, wobei die Schnur hinter ihr über den Boden schleifte. Jamie hob sie nicht auf, blickte nur zurück und bekam eine Gänsehaut. So schön war sie, dort im Halblicht zwischen den Bäumen. Das lange Fell sträubte sich von ihrem Schwanz bis zur schlanken Schnauze in der leichten Brise und ihre spitzen Ohren drehten sich zum Schatten hin.
Die Hündin sprang ins Dunkel am Rand des Kieses, raschelte im Unterholz und huschte vor ihm über den Weg, während sie beide tiefer in den Wald gerieten. Jamie überließ ihr Richtung und Tempo, wusste noch nicht einmal, wo sie überhaupt waren. Hin und wieder hielt sie inne und sah zu ihm zurück, kam manchmal nahe heran und schnupperte, lief dann wieder davon. Schließlich blieb sie stehen, mitten auf dem Pfad.
Jamie nahm all seinen Mut zusammen und kniete sich vor die Hündin hin. Sie streckte sich und gähnte ihn an, dann setzte sie sich auf die Hinterbeine. Zaghaft hob er die Hand und strich ihr über die Flanke, ganz behutsam. So weich und zart war sie, dass er sich beinah für die Berührung schämte. Aus hellen Augen sah ihn das bezaubernde Geschöpf an, ruhig, mit einem glücklichen Zug auf dem sanften Antlitz.
Von einem Augenblick zum anderen hatte sie sich mit den Vorderbeinen abgestoßen, leise, dass kein Stein knirschte, und legte die feinen weißen Pfoten auf seine Schultern. So nah kam sie ihm, dass er den Duft ihres Fells riechen und ihre Wärme spüren konnte. Als die Hündin ihm dann mit der Schnauze sanft über das Gesicht fuhr und zärtlich knurrte, setzte Jamies Herz buchstäblich einen Schlag aus, sie war einfach so schön.
Nur wenige Augenblicke kniehte er ihr dort gegenüber, in vollkommenem Frieden, dann ließ sie von ihm ab und auf einmal war ihm nicht mehr kalt. Nein, der Wind schien warm und die Dunkelheit zwischen den Bäumen nicht mehr so finster. Ja, es war ihm, als könnte er beinah hineinsehen. Der Wald roch aufregend, in Erinnerung ihres Duftes, und für einen Moment wollte er hinter der Hündin herlaufen, die da vor ihm den Weg zurück huschte.
Doch sie war schon verschwunden. Jamie erinnerte sich nicht, wie er den Weg zum Motel zurückgefunden hatte, er hatte sich erst auf dem Parkplatz wieder gefangen. Dort stand er für eine Weile wie in Trance, starrte zu der blinkenden Leuchtreklame hinauf und wusste nichts. Schritte kamen vorbei und hielten inne. Jemand packte ihn am Arm. "Whoa boy, du siehst aus, als wärst du einem Geist begegnet. Harter Tag?" Es war ein Motelgast gewesen, in karierter Holzfällerjacke mit einem grauen Bart und groben Händen, der ihn zu seinem Raum brachte.
Jamie hatte die Hündin nie wieder gesehen, denn am nächsten Morgen waren sie sofort weitergefahren. Mit dem Kinn auf dem breiten Hinterdeck unter der Heckscheibe ihres Chevrolets hatte er zum Freeroamin´ zurückgeblickt, solange, bis das Motel als roter Leuchtpunkt zwischen den Hügeln verschwand.
In the middle of a gunfight in the center of a restaurant they say come with your arms raised high well they're never gonna get me
Jamie nahm die Headphones ab und sah aus dem Fenster. Es war ihm schlicht unbegreiflich, wie es etwas derart Schönes geben konnte... Und er es nicht haben durfte. Draußen ging der Mond auf, spiegelte die Regenrinne und warf einen Lichtkegel über die weißen Holzbohlen. Still war es, denn der Wind war verstummt und ihre Straße kaum befahren. Er klappte den Laptop zu, schob ihn auf seinen Nachtschrank und ließ sich rücklings aufs Bett fallen.
Es war ein schönes Bild, um darüber einzuschlafen, mochte es ihn zu anfangs vor lauter Sehnsucht auch eher wach gehalten haben. Schließlich war dann doch Resignation eingekehrt, und mit ihr kam die Ruhe. Für beinah zwei Jahre war das gut gegangen, er hatte sich schlicht mit leichteren Gedanken und einfachen Freuden begnügt. Nun aber begann ein Teil der Erinnerung zu verblassen, und das war unerträglich für Jamie. Durfte nicht passieren. Denn dieses Bild und die Gefühle die es in ihm hervorrief, sie waren das Wichtigste, machten Jamie aus. Sie zu verlieren war undenkbar. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Dachte die Jahre zurück, an das weiche Fell, das schöne Gesicht... doch er war sich nicht mehr sicher wie das Knurren geklungen hatte, wusste nicht, wann er das Foto aufgenommen hatte. Oh, wie leid er es war, zu warten.
Etwas musste geschehen.
Fußnoten:
Die Lyrics sind von My Chemical Romance und zwar aus "This is how i disappear", sowie "You know what they do to guys like us in prison".
Liquiform und 17Tumba sind zwei Youtube-Kanäle, die Remixes & Songs auf Youtube zusammenfassen.
Die genannten Furry/ Internet-Künstler sind hier mitsamt Beispielen aufgelistet: http://e621.net/post/show/172707/ambiguous_gender-anthro-blotch-canine-claws-couple http://www.furaffinity.net/view/8613307/ http://culpeo-fox.deviantart.com/gallery/25585066?offset=24#/d2iyv16
Der wirklich unglaubliche Thumbnail ist von Azzai, Deviantart