Kapitel 4 - Mrs. Growlingwood

Story by Schneewind on SoFurry

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#5 of Bonnie und Clyde - Eine Werwolfsromanze


Jamie lehnte sich in seinen Stuhl zurück und sah hinaus auf die Straße. Der Schnee war geschmolzen, es war ein lauer November. Er ließ die Taschenuhr durch seine schlanken Finger wandern. Die Goldene, nicht die Knöcherne. Die Kettenglieder flossen von seinem Handrücken und klimperten. Das Werwolfsdasein war wunderbar. Tags ein Schüler, von der Dämmerung bis zum Morgengrauen ein Monster. Jamie wusste nun wer er war. Er war Kand und die Taschenuhr in seiner Hand gehörte ihm. Die letzten Wochen waren aufregend gewesen. Er kannte nun die Dächer der Stadt und den Wald, genauso wie die Friedhöfe und all die alten Villen. Für viele, viele Nächte war er durch die Straßen gelaufen, hatte einen Farmer zu Tode erschreckt und sich wie Narziss in Fenstern und Weihern gespiegelt. Doch da war mehr. Seine Stimme war rau geworden und seine Zähne blieben spitz, selbst als Mensch. Tagsüber glichen sie nicht den glühenden Fängen in der Finsternis, doch sie gaben ihm ein gespentisches, unwirkliches Aussehen, wenn er sie einmal bleckte. An der Seite der Taschenuhr befand sich ein kleines Loch, wie für einen Schlüssel. Direkt darüber ein Rad, dass sich nicht drehen ließ. Wieso hätte die Uhr auch aufziehen sollen? Sie lief unentwegt, exakt und in einem abstrakten Rhythmus. Er klappte die Savonette zu, fuhr über den Schriftzug und legte sie vorsichtig in eine Schublade. Kand wusste nicht recht, was es mit dem Schmuckstück auf sich hatte. Es schien allerdings wichtig genug zu sein, um die Wasserspeier auf der Kirche aufzuwecken. Die Haustür fiel zu und der Chevy blubberte. Vater und Mutter würden diesen Abend Essen gehen, wie häufig in letzter Zeit. Kand seufzte und warf sich aufs Bett. Er verfuhr mit den Verwandlungen lässig, achtlos beinahe. Noch halb in der Luft wuchs ihm das graue Fell und seine Augen glühten auf. Das Holz knarzte, als er darauf landete, nun ein gutes Stück größer und schwerer. Er war nicht mehr der dünne, schwarzhaarige Junge. Oh nein, nun war es ein Wolf, der sich dort in den weißen Falten des Bettzeugs ausstreckte. Er räkelte sich, fuhr mit den Krallen an der Wand entlang und schnurrte. Es fühlte sich gut an, stark, schön und schnell zu sein. Mit einem glücklichen Knurren sah er aus dem Fenster in den leichten Regen. Doch heute war weder der Tag, noch die Nacht, um auszugehen, denn Kand hatte etwas anderes vor. In dem Rausch der letzten Wochen hatte er nicht einmal daran gedacht. Aber wie hätte er widerstehen können, nun wo er ein wenig Ruhe gefunden hatte und sich seines Werwolfdaseins ganz und gar bewusst geworden war? All die Abende, die er sehnsüchtig auf Yiffstar und Furaffinity verbracht hatte... Es war nicht nur die Sehnsucht nach der wölfischen Art von Schönheit gewesen, sondern auch die Aufregung... Nein, die Erregung, die ihn bei manch einem Bild ergriff. Jetzt allerdings... Kand brummte und rollte sich zusammen. Jetzt war er selbst einer von ihnen. Der Wolf hob den Schwanz und schnupperte an der Felltasche und den beiden Pelzkugeln. Roch gut, allerdings nicht wie er es sich vorgestellt hatte. Vorsichtig öffnete er den Mund und leckte mit der Zunge darüber. Von den beiden Rundungen, über den Ansatz bis zu dem weichen Schlitz am Ende. Oh, das war unglaublich angenehm. Ein, zwei Mal ging es so, dann spürte er, wie sich seine Felltasche weitete und die Spitze seines Gliedes hervorglitt. Sie war feucht und schmeckte nach mehr als nur Wolf. Ein wenig klare Flüssigkeit perlte hervor und lief aus dem Schlitz in seinen Rachen, dass sich sein Fell sträubte und er aufgeregt hechelte. Gütiger Himmel, war das gut. Mit seiner heißen Hundezunge fuhr er in die Tasche, schleckte am Schaft entlang und kostete mehr davon. Die rote Spitze wuchs entlang seiner Zunge, in seinem warmen Atem. Darauf bedacht, nicht zuzubeißen, begann er über die Eichel zu lecken und daran zu saugen. Und es lief mehr von dem hellen Saft heraus. Wirklich fantastisch... Dazu der Geruch und der Geschmack. Tief sog er ihn ein. Anders, als alles, was er jemals gerochen hatte. Ein wenig nach Hundeurin, aber warm, schaumig und vor allem... nach wildem Tier eben. Kand knurrte wohlig und rollte sich enger zusammen, wobei er den Schwanz umlegte und sein Antlitz damit verbarg. Noch nie war er dermaßen erregt gewesen, es musste der Werwolf in ihm sein. Er wollte mehr. Und er wusste ganz genau was. Einmal fuhr er noch mit der Pfote über seine Fellbälle. Weich und sehr, sehr aufregend. Dann war es um ihn geschehen. In seinem Glück hatte es nicht lange gedauert, bis ihn das Lecken und Schmatzen, dazu der Duft, zum Höhepunkt gebracht hatten. Seine Hoden und After zuckten und der Genuß überschwämmte seinen Unterkörper, dass der Wolf die Lefzen hochzog, schnurrte und die spitzen Ohren anlegte. In einem ständigen Pumpen spritzte er und ließ sich den Rachen mit heißem, weißen Wolfssamen vollaufen, bis die Säfte in sein Fell tropften und der Strom schließlich versiegte. Ein unglaublich starker, wunderbarer Geschmack strömte ihm durch den Mund und in die Schnauze. Stärker und schöner noch, als zuvor. Mit einem leichten Zittern leckte er mehr davon auf, stieß seine Schnauze in die Felltasche und schnupperte. Schließlich schlief er ein. Mit dem leisen Rascheln des Regens in den Ohren und den Gedanken bei all den Dingen, die er als Wolf noch tun konnte.

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Jamie schlug die Tür des Firebirds zu, trat aus der Parklücke und ließ seinen schwarzen Regenschirm durch die Finger tanzen. Er trug einen Zylinder und weiße Handschuhe, als wollte er sagen: "Yeah, fuck you." Sah schön aus. Die Sonne schien durch grauen Herbstnebel und der Wind wehte die letzten Blätter von den Bäumen. Brian folgte ihm nachdenklich. Da war etwas, das wusste er. Jamie benahm sich so... rough. Sein Freund war kälter geworden, hatte all seine Unsicherheit verloren. Vor einigen Tagen waren sie in einer Bar gewesen, mit Pick Ups und Choppern vor der Tür. Und der schmächtige Junge war ohne Zögern mittendurch Biker und Trucker stolziert, hatte dem schönsten Mädchen mit dem größten Boyfriend zugezwinkert und nach einem tätöwiertem Monster gepfiffen, das eindeutig Kokain zwischen den Zähnen hatte. Flash hatte ein Messer nach ihm geworfen und Jamie... Er hatte wahrhaftig gelacht und die Klinge aus der Luft geschlagen. Mit zwei Fingern. Einfach so. Hatte ein wenig geblutet, aber da war nicht einmal Überraschung in seinem Blick gewesen, geschweige denn Angst. "Sollen wir?" Er riss Brian aus seinen Gedanken, lächelte und bot ihm einen Arm an. Dazu kam die Souverenität und Eleganz seiner Erscheinung. Der größte Reiz hatte stets in seiner Zurückhaltung gelegen, in der Ruhe und Vorsicht, mit der er über den Dingen stand. Er mochte immer noch still und behutsam sein, doch nun war seine Stimme rau und er hatte diese Zähne. Gemeinsam schritten sie die Stufen empor, in die Eingangshalle, die sich so gar nicht Zylindern und weißen Handschuhen fügte. "Biologie. Evolution." raunte Jamie und lachte unerklärlich. Brian musste schmunzeln. Jup, sein Buddy hatte sich verändert. Da war eine graue Sträne in seinem Haar. Aber er mochte es.

Die Stunden vergingen, wie sie das in der Schule nun einmal tun. Manches ging an ihm vorbei, manches fand seinen Weg in sein Notebook. Dazu ein wenig Zeichnen, Flüstern mit verschiedenen Nachbarn über Banalitäten und schließlich Sport. Coach Buff war der Meinung, dass heute der letzte Tag sei, um draußen Football zu spielen. Es war nicht die Kälte, die ihn später abschreckte, sondern der Matsch, der sich einfach nicht mit Mr. Pigskin vertrug. Jamie langweilte sich. Ein, zwei Spiele wurden gewonnen und verloren, bis er an der Reihe war. Und er warf den Ball in den Matsch. Hier und da quoll etwas davon aus dem Kunstrasen und er traf genau den Punkt, den Buff immer wieder beäugt hatte. Nun ist es einmal so, dass sich Teamkameraden wie Gegenspieler auf alles mit einer Naht stürzen. Auch diesmal machten sie da keinen Unterschied und es war gerade Richard, der ausrutschte, von irgendeinem Ginger in die Seite gestoßen wurde und mit dem Gesicht vorran im Schmutz landete. Der stand dann wutschnaubend vor ihm und ballte die Fäuste. Jamie grinste nur, mit der Sicherheit, die ihm diese Zähne gaben. Es war das Gefühl körperlicher und geistiger Dominanz, denn er war schneller, seine Sinne schärfer und sollte es zu Handgreiflichkeiten kommen, so war er sich seiner Überlegenheit sicher. Er spielte in Gedanken schon Szenarios durch, die seine Klasse möglichst sprachlos lassen würden. Richard traute seinen Augen nicht. Der Junge vor ihm hechelte. Das Hecheln eines Hundes, aus einem scharfen Rachen. Ja wahrhaftig, er knurrte beinahe und es schien fast, als leuchteten seine Augen im Nieselregen. Dazu die schwarzen Haare, die unnatürlich trocken von seinem Kopf abstanden und dieser unheimliche Blick, nicht wütend, nicht berechnend, einfach nur... gespentisch. Richard trat einen Schritt zurück, klopfte sich die Hände am Shirt ab und lachte nervös. Kein überzeugender Auftritt, ungewöhnlich für ihn noch dazu. Doch Niemand würde es vermuten, so hoffte er, denn er hatte Angst. Nur ein bisschen, doch Jamie sah aus, als wäre es gerade diese Wenigkeit, die er riechen konnte. Die Glocke schlug, die Spinde klapperten den Gang hinunter und draußen wartete Brian vor seinem Firebird. Kies knirschte und Reifen wimmerten, dazu ein wenig Donner und schon waren sie auf der Waldstraße Richtung Fairytale Falls. Zwischen den Bäumen hindurch, überwiegend kahl, mit nur einem Hauch von letztem, gelben Herbstlaub zwischen den Zweigen. Jamie gähnte und stieß die gesprungene Seitenscheibe an. Da stutzte Brian und trat auf die Bremse. Vor ihnen, auf dem spröden Asphalt, lag ein Neonschild. Federn und Tannennadeln waren darum verstreut, entlang der tiefgelben Markierung. Brian schüttelte den Kopf und sah zu Jamie hinüber, doch der war schon ausgestiegen und fuhr über eine der Glühbirnen. Natürlich erkannte er es wieder. Growlingwood stand dort und es zeigte mitten hinein in den Wald, einen ausgetretenen Pfad hinunter, der so verlaubt und verwachsen war, dass man ihn niemals im Vorbeifahren bemerken würde. Brian schaltete den Motor ab, stellte den Kragen hoch und trat hinaus in den Wind. Im Ticken des abkühlenden Phoenix standen sie dort Schulter an Schulter und sahen hinunter in die Splitter. "Da gibt es etwas, was du mir nicht erzählst, nicht wahr?" Jamie antwortete nicht, sah nur stumm zu ihm hoch und dann in den Wald. Für einen Moment flatterte Brians Herz - er sah so schön aus. "Ja." wisperte der Junge schließlich ins Rauschen und Knistern der Bäume ringsum. Er konnte es ganz genau riechen. Den Wolf. Den Weiher. Er hörte die Uhr ticken. "Brian..." Sein Gegenüber blickte gen Himmel und seufzte. "Ist gut, ich werd gehen. Wär nicht das erste Mal, dass ich dich allein im Wald lasse, huh?" - "Danke."

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Es dauerte nicht lange, bis er am Weiher stand. Die Uhr lag immer noch am Grund, doch es hatte sich eine feine Schicht von Schlamm und Blättern darüber gelegt, gerade so, dass sie dem Platin den Glanz stahlen. Einige Schritte weiter und er war am Eingang unter den mächtigen Säulen. Der Türklopfer, schief und nur noch von einer Schraube im Holz gehalten, hallte lauter, als er es in der Waldesstille für möglich gehalten hatte. Darunter stand in einem angenagelten Schriftzug aus rostigem Eisen: Mrs. Growlingwood - Skurilia Hinter den Türflügeln pochte es und noch bevor sich Jamie wappnen konnte, wurden sie aufgerissen. Faltige Augen funkelten ihn hinter einer milchigen Flügelbrille wütend an. "Edwarrrrd?" Die Greisin knirschte hörbar mit den Zähnen, schnippte und schlug mit ihrem ebenhölzernen Stab gegen eine wuchtige Komode zu ihrer Rechten. Edward war tot, das schon eine ganze Weile, aber das wusste Jamie nicht. Er sagte nichts, blinzelte nur. Ihm war aufgegangen, dass er nicht auf ein Gespräch vorbeitet war. Er hatte sich etwas ganz anderes verhofft. Man musterte ihn verkniffen und wies ihn, einzutreten. Die Bohlen knarzten, die goldene Spitze des Stockes hämmerte und Mrs. Growlingwood biss auf ihren Haaren. "Tee?" krächzte sie und er nickte. "Eeeeedward" Sie traten in ein opulentes Speisezimmer, voll grauem Samt und goldbeschlagenem Services. Nachdem sich Jamie unter ihren gebieterischen Gebärden niedergelassen hatte, verschwand die Lady im Nebenraum. "Pah. Riecht wie du, Darlin. Leuchtet. Tickt. Traurig. Edwaarrd!" Sie stöckelte zurück, mit einer Dose Mountain Dew und dem Portrait eines schnurrbärtigen Mannes unter dem knöchernen Arm. "Iss, Bub.", fuhr sie den Bart an und warf eine Tüte Kandiszucker an die Wand. Dann widmete sie sich Jamie. "Hast du noch Zeit?" Er wusste es nicht. "Sie hat keine mehr. Lange allein. Dann, Platsch!" Die Alte schmiss die Teekanne hinterher und klickte mit den Zähnen, rhythmisch wie ein Uhrwerk. "Kann nicht mit ansehen, wie Zeit vergeht. Muss im Teich versenken." Eine ganze Weile saß sie dort und tickte, dann besann sie sich und blickte ihn an. "Du musst ihr helfen." knarzte sie ernsthaft. Jamie wusste nicht recht ob er lachen, oder nicken sollte. Mrs. Growlingwood bot eine eindrucksvolle Erscheinung, und da waren Eindringlichkeit, genauso wie Erschöpfung in ihrem knittrigen Antlitz. Und Wachsmalkreide. "Weißt du, dass sie auf Beerdigungen in New Orleans Jazz spielen?" Er schüttelte den Kopf. "Doch, doch!" Sie knirschte über die Scherben zurück in den Flur und Jamie betrachtete den Saal etwas genauer. In der Ecke stand eine Truhe, gefüllt mit allerlei Goldrat. Daneben eine gläserne Komode, bis zu Decke voll Alchemie und feingliedriger Messinstrumente. Schließlich ein Haufen eng beschriebener Notizbücher und Zeichnungen. Etwas an der zerzausten Dame war seltsam, nicht nur ihre offenkundige Verschrobenheit. Er sah sich außer Stande, zu bestimmen was genau, doch das Gefühl blieb. Hinter ihm knarzte es, so leise dass er es niemals gehört hätte, wäre da nicht das Feuer in seinem Blut. Kands Nackenhaar stellte sich auf und er wandte vorsichtig den Kopf zur Bibliothek nebenan. Und dort, zwischen weinroten Vorhängen, in staubiger Finsternis und Stille, glühte es. Zwei schwache Punkte schwebten in der Dunkelheit, zart und schön. Ein Windhauch fuhr durch die Ritzen des Hauses, trug Bücherstaub herbei und einen Duft, der seine Schnauze zittern ließ. Für einen Moment nur hing die Glut dort, ein Moment, in dem er Werwolf war. Dann erloschen die Funken, sanken zu Boden und hinterließen nichts, als Nebelschleier und das Ächzen alten Holzes. Jamie starrte unverwandt in die Finsternis, die Augen aufgerissen, den Mund leicht geöffnet. Vollkommen Regungslos. War... War das ein Wolf gewesen? Konnte er hier, in einer uralten Villa im Wald tatsächlich das Unwahrscheinlichtse, Glücklichste finden? Gerade als er sich erhob, unsicher und ängstlich, trat Mrs. Growlingwood wieder ein. Ernst und bekümmert stützte sie sich auf ihren Stock, sah ihm mit ihren Hexenaugen tief in die Seele und wies zur Tür.

Jamie ging. Doch es war Kand, der die Ohren spitzte und sich schwor, wiederzukommen, sobald Nacht fiel.