Five Dragons: DLvP: Kapitel 8: Eine Lange Liste
Five Dragons: DLvP: Kapitel 8: Eine lange
Liste Langsam
öffnete er die Augen und blickte in die dunkle Leere. Ein schwaches Knistern
entfachte helle Flammen in fünf silbernen Schalen, welche um Roland aufgestellt
waren. Er stand auf einem schwarzweissen Mosaikmuster, dass ein drachisches
Abbild zeigte. Verwundert schaute er sich in dem Raum um. Er konnte nur so weit
sehen, wie es das warme Licht zuliess. Sonst herrschte nur Dunkelheit um ihn
herum. Ein
tiefes langes Atmen drang aus dem endlosen Schatten und kam beständig näher.
Die leicht flackernden Flammen schreckten in einem starken Impuls auf und
schossen in die Höhe. Roland hielt sich seine rechte Hand schützend vor das
Gesicht und liess seinen Blick schreckhaft zwischen den dünnen Flammensäulen
hin und her schnellen. Er bemerkte wie das Symbol auf seinem Handrücken in
einem schwachen blauen Licht zu glühen begann. Über ihm zogen sich die dünnen
Feuerpeitschen zusammen, wirbelten im Kreis und schossen vor ihm in den Boden. Die
Flammen türmten sich erneut auf und gaben einen Spalt in der Leere preis. Aus
dem geöffneten Portal trat eine zierliche Gestalt in einer orangeroten Robe.
Die Kapuze über den Kopf gezogen trat sie langsam mit zusammengehaltenen Armen
vor Roland. Sie trug eine goldene Kette um den Hals. Das funkelnde Symbol
welches daran hing war mit dem Zeichen auf Rolands Handrücken identisch. Hinter
der Person trat eine weitere Gestalt aus dem Riss. Er trug einen prunkvollen
Harnisch, der die gleiche Farbe aufwies, wie die der Robe. Auch darauf war das
gleiche Symbol zu entdecken. Er
stellte sich neben die unbekannte Person, lehnte seinen Arm auf den Griff
seines Schwertes und blickte Roland mit den leeren Augen seines Helmvisiers an.
Roland erkannte den Ritter, doch schien er nicht an einem Gespräch
interessiert. Stattdessen trat die Person in der Robe näher. „Hallo
Roland." drang eine weiche weibliche Stimme durch den Raum. Roland blickte
etwas verwirrt den Schatten in der Kapuze an. „Du hast dich bisher richtig gut
entwickelt." sprach die Stimme weiter. „Kenne ich dich?" fragte Roland direkt.
Die Person warf ihre Kapuze zurück und zeigte ihr helles Gesicht. Lange
dunkelbraune Haare fielen wie ein glatter Schleier über ihre Schultern. Eine
goldene Tiara schmückte ihre Stirn mit einem ovalen orangeroten Edelstein. Ein
leicht blau glühendes Symbol war über ihrem linken Auge eingebrannt, wie es mit
Rolands Handrücken der Fall war. Sie Blickte ihn mit zweifarbigen Augen aus
ihren halb geschlossenen Lidern an. Das rechte tief blau, und das linke türkis.
Ein warmes Lächeln lag auf ihren schmalen Lippen. Sie
war etwas kleiner als Roland und schaute zu ihm hoch in seine Augen. Er
erkannte überrascht ein kurzes helles Funkeln in ihren Pupillen. „Das will ich
hoffen." antwortete sie lächelnd und begann um ihn herum zu schreiten. Roland
hielt sich gedanklich an dem Funkeln ihrer Augen fest. „Kyndle?" fragte er
unsicher. Daraufhin räusperte sich der Ritter mit einem dumpfen „Hmpf". Die Frau
warf diesem einen ernsten Blick zu, wandte sich danach aber gleich wieder an
Roland. „Nicht
ganz." begann sie gelassen. „Kyleth trifft es da eher. Aber sagen wir, ich war
Kyndle." Roland hob überrascht die Augenbrauen und blickte sie ganz verwirrt
an. „Ich wurde Kyndle genannt, bevor ich zum Wächter aufgestiegen bin."
erklärte sie. Nachdenklich fiel sein Blick langsam zu Boden. „Vor ihrem
Aufstieg zum Wächter?" dachte er vor sich hin. Sie
legte ihm eine Hand auf die Schulter und sicherte sich seine Aufmerksamkeit. „Zerbrich
dir jetzt nicht den Kopf darüber." begann sie zuversichtlich und lächelte ihn
dabei warm an. „Sie unbesorgt. Alles wird sich aufklären. Dein nächster Schritt
ist dein Medium." Sie hob ihre linke Hand hoch und zeigte ihren Handschuh. Er
war aus stabilem Leder gefertigt. Auf dem Handrücken war ein runder orangeroter
Edelstein in eine bronzene Fassung eingebettet. Kleine Metallplättchen
bedeckten das Leder um den Stein und lagen übereinander wie Drachenschuppen. „Du
kannst deinen Zugang ohne ein Medium nicht bändigen." sprach sie und sah ihn
dabei ernst an. Roland atmete einmal ein und rief sich das Bild der verkohlten
Bäume ins Gedächtnis, welche sein Wutanfall im Wald zurückgelassen hatte. Sie
schritt langsam zu dem Riss zurück und nickte dem Ritter einmal zu. Dieser
machte eine leicht vorgebeugte Geste und ging wortlos durch den Spalt. Die Frau
blieb stehen und drehte sich zu Roland um. „Achte gut auf deine Partnerin."
sprach sie lächelnd und zwinkerte ihm einmal zu, was Roland mit einem
verlegenen Schmunzeln konterte. „Und sieh zu, dass Daniel seine Ruhe bewahrt." Er
erkannte noch einen hellen Funken aus ihren Augen, bevor sie die Kapuze wieder
über ihren Kopf zog und sich dem Riss in der Leer zudrehte. Roland sah ihr
etwas ratlos hinterher. „Daniel?" dachte er zunächst vor sich hin, bevor es ihm
wieder einfiel. Zuversichtlich beobachtete er sie wie sie langsam in dem Spalt
verschwand. „Ja werde ich" murmelte er leise vor sich hin. Der
Riss schloss sich und das Licht der Flammen begann abzudimmen. Wieder allein in
der Leere stehen vernahm er ein schwaches Gurren, das seine sanften
Schwingungen auf seinen Rücken übertrug und die angenehme Wärme eines anderen
Körpers, der neben ihm lag. ...... Die
Sonne ging rasch auf und legte ihren weckenden Schein über die vereinzelt
schwebenden Wolken hinweg. Das helle Licht fiel durch breite Glasscheiben und
flutete den Raum mit einer angenehmen Wärme. Eine
kleine Statue, mit einem Pfeil in der Brust stand auf dem Fensterbrett. Sie
warf einen kurzen Schatten, der bis zu dem Symbol auf dem Teppich reichte. Roland
kam langsam zu sich. Verschlafen auf dem Bauch liegend döste er vor sich hin
und dachte an das geträumte Gespräch mit dieser anderen Kyndle. Seine
drachische Kyndle lag eng an seine Seite gekuschelt zu seiner Rechten. Den Kopf
auf seinen Rücken gelegt hob und senkte er sich mit seinen langsamen
Atembewegungen. Mit einem leisen Gurren horchte sie seinem Herzschlag und
schmiegte ihre Schuppen sanft an seiner Haut. Müde
öffnete er seine Augen und blickte in das erstarrte Gesicht des Wasserspeiers.
Nachdem er ausgiebig gähnte drehte er sich zur Seite und schaute in zwei
wunderschöne, erwachende Drachenaugen. Ein friedliches Gurren begleitete den
hellen Funken aus ihren Saphiren. Der dünne Türkishauch darin schimmerte
deutlich daraus hervor. Auf
ihren schnellen Zungenstreich über seine Lippen folgte ein sanftes „Chirp". „Morgen."
entgegnete Roland darauf mit einem warmen Lächeln und strich ihr mit der Hand
über die Wange. Ein leises Schnurren drang aus ihrem Körper während sie sich
erneut an ihn anschmiegte. Nach
dem morgendlichen Kuscheln kroch Roland unter der Decke hervor und setzte sich erneut
gähnend auf die Bettkante. Ein genüssliches Ausstrecken der Arme später fiel
sein Blick wieder zu der kleinen Figur auf dem Fensterbrett. Nachdenklich
schaute er in das steinerne Gesicht. „Was es wohl mit ....." Kyndle
stupste ihn mit der Nase leicht in die Schulter und bekam darauf seine erhoffe
Aufmerksamkeit. Mit einem Lächeln im Gesicht wandte er sich ihr zu. Den Blick
kaum in ihre funkelnden Augen geworfen spürte er sogleich ihre Lippen auf
seinen. Die Drachin lehnte sich stark gegen ihn, bis er mit dem Rücken wieder
auf der Matratze lag. Ihr intensives Schnurren im Kopf zu fühlen warf seine
Gedanken vollkommen über den Haufen. Mit einer Hand strich er ihr über die Wange,
während die liebevolle Zungenberührung anhielt. Das
Weibchen legte sich über ihn und brach den Kuss ab. Roland hielt die Drachin
über sich fest und blickte in die funkelnden Saphire seiner Partnerin. Der
Türkishauch darin schimmerte hell daraus hervor. Ein leises „Chirp" entwich
ihrem Hals, bevor sie ihren Kopf schnurrend wieder sinken liess. Er wusste
genau, was dieser Blick zu bedeuten hatte. Ein
lautes Klopfen an der Tür erwies sich aber als regelrechter Stimmungskiller,
was Kyndle mit einem herablassenden Schnauben bestätigte. Das Weibchen stieg
etwas widerwillig von ihm runter und liess ihn aufstehen. Roland hielt einen
kurzen Moment die Stirn mit geschlossenen Augen gesenkt, bevor er aufstand. Er
drehte sich zu ihr um und griff ihr unter ihr Kinn. Ihren Kopf sanft in sein
Blickfeld gezogen sah er direkt in ihre Augen. „Fortsetzung folgt." flüsterte
er ihr zu und drückte ihr noch einen Kuss auf die Nase. Kyndle schloss die
Augen und gab ein leises „Churr" von sich. Die
Tür geöffnet blickte er in das Gesicht von Aaros, welcher ihn sogleich musterte
und einen schnellen Blick in den Raum warf. „Dafür ist später noch Zeit." begann
er mit einem kaum bemerkbaren Lächeln auf den Lippen. „Zieh dich an, du hast
einen langen Tag vor dir." Mit diesen Worten liess er Roland an der offenen Tür
stehen und ging wieder. Wortlos
drehte er sich zu Kyndle um und deutete mit dem Daumen Aaros hinterher. Mit
einem fragenden Gesichtsausdruck holte er Luft, doch es kamen keine Worte
heraus. Kyndle hielt ihren Kopf schräg und schnaubte Roland mit geschlossenen
Augen an. Nach einer langen Minute des Schweigens begann er sich schliesslich
anzuziehen. ...... Ein
grosser glatzköpfiger Mann stand vor einem grossen Spiegel. Die Arme
verschränkt warf er seinen zornigen Blick in die schwimmende Fläche, auf der
das Anwesen von Ironwing zu sehen war. „Hmpf!" räusperte er sich laut. „Wir
wissen wo er ist, und das schon seit einer halben Ewigkeit." sprach er laut vor
sich hin. „Warum holen wir ihn uns nicht jetzt? Weshalb diese elende Warterei?!". Ein
finsteres violettes Leuchten überschattete für einen schnellen Moment seine
Augen und er sank verkrampft auf die Knie. Ein schmerzhaftes Stöhnen entwich
seinem Mund, gefolgt von einem trockenen Husten. „Dies
obliegt nicht deinem Urteil." drang eine finstere Stimme aus seinem Rücken.
Eine Gestalt in einer roten Robe schritt gebeugt an ihm vorbei. Zwei violette
Lichter schimmerten aus seiner silbernen Maske hervor. Mit einer Handbewegung
liess er den schmerzenden Griff von seinem Diener ab, welcher sich mühsam und
schwer atmend wieder aufrichtete. „So
war das nicht gedacht Lord Kargesh." sprach er untertänig. „Das wird sich
zeigen." entgegnete der finstere Herrscher. Kargesh schritt vor den Spiegel und
wischte mit seiner knochigen Hand über das Bild. Die Fläche begann zu
verschwimmen und das Abbild von Ironwing verschwand. „Aber
um dir die Wartezeit etwas zu verkürzen habe ich eine neue Aufgabe für dich,
Larzarus." Der grosse Mann stellte sich aufrecht hin und warf seinem Herrn
einen aufmerksamen Blick zu. In
der Fläche des Spiegels formte sich ein neues Bild, während aus dem Schatten
ein Knochendiener trat. In seinen Händen hielt er einen kopfgrossen Edelstein,
eingebettet in eine sich selbst verschlingende Schlange. In der tief schwarzen
Farbe des Steines war der schwammige Umriss eines leblosen Herzens zu sehen.
Larzarus warf einen schnellen Blick zu dem Skelett, anschliessend wieder auf
den Spiegel. Das
Bild einer prachtvollen Stadt kam zum Vorschein, die in der Luft schwebte.
„Haven?" fragte Larzarus leise. „Ganz recht." sprach Kargesh und drehte sich zu
ihm um. Mit einer Hand deutete er auf den schwarzen Stein. „Bring das Gefäss zu
Drover nach Haven." befahl er seinem Untergebenen und warf ihm ein drohendes
Funkeln aus seiner Maske entgegen. „Weitere Anweisungen folgen, sobald du
angekommen bist." Larzarus
stellte sich aufrecht hin und zog die rechte Faust zur linken Schulter hoch.
„Ich werde nicht versagen!" sagte er laut. Kargesh drehte sich um. „Nein." begann
er keuchend. Larzarus hustete einmal stark als der violette Schimmer erneut
über seine Augen schnellte. „Wirst du nicht." sprach Kargesh weiter. ...... Roland
stand mit Kyndle auf dem Trainingsplatz. Den versteinerten Wasserspeier
ansehend wartete er auf seine Ausbilder, welche kurz darauf auch erschienen.
Ein wortloses Nicken der beiden war die Begrüssung. „Sagt
dir der Name Ansem etwas?" fragte Aaros direkt. Roland zog fragend die
Augenbrauen zusammen. „Anscheinend nicht." entgegnete Torben darauf nüchtern.
„Nun gut. Und die Gilde der drei Türme?" fragte Aaros weiter. „Conrad hat sie
mal erwähnt, aber was hat diese Magiergilde mit meinem Training zu tun?" warf
Roland ein. „Kurz gesagt." begann Aaros erneut. „Ansem ist, ich meine war der
Erz-Magier der Gilde, und er ist derjenige der dir dein Medium herstellen kann
und hoffentlich auch wird." Roland
warf Kyndle einen fragenden Blick zu. Diese hielt den Kopf leicht schräg und
gab mit geschlossenen Augen ein sanftes Gurren von sich. „Aber
dazu später mehr." fuhr Aaros fort. „Ich hab mir erlaubt dir alles dafür noch Notwendige
auf diese bescheidene Liste zu schreiben." sprach er und hielt seinem Schüler
das genannte Schriftstück entgegen. Roland griff neugierig danach und hob
erstaunt die Augenbrauen. „Das
ist aber eine lange Liste!" sagte er etwas sarkastisch, als sein Blick schnell
über die sechs aufgeschriebenen Zeilen wich. Kyndle hob ihren Kopf und warf
ebenfalls einen Blick auf das Papier. Sie stupste ihren Partner leicht in die
Seite und gab ein aufgewecktes „Meep" von sich. Aaros
sah ihn einen kurzen Moment lächelnd an. „Es sollte dir eigentlich keine allzu
grossen Schwierigkeiten bereiten diese Dinge aufzutreiben." Er schritt auf ihn
zu und hielt ihm einen Zeigefinger vor das Gesicht. „Wenn du es schaffst, mit
allen Dingen auf dieser Liste vor Einbruch der Nacht hier zu sein." Mit einem
bestimmenden Blick sah er ihn ernst an. „Gibt's noch einen kleinen Bonus."
„Bonus?" hakte Roland verwundert nach. „Das war Torbens Einfall." antwortete er
und schaute zu seinem Kollegen, welcher bestätigend seinen Daumen nach oben
streckte. „Ok."
entgegnete Roland darauf und warf einen nachdenklichen Blick auf die lange
Liste. Er schaute zu Kyndle und begann zuversichtlich zu lächeln. „Das packen
wir schon." sagte er laut und steckte das beschriebene Papier ein. Es
dauerte nicht lange, da hatte Roland ein Pferd gesattelt, seiner Drachin ihr markiertes
Tuch umgebunden, einen Rucksack gegriffen, etwas Geld eingesteckt und war bereits
mit schnellem Tempo in Richtung Hauptstadt unterwegs. Kyndle schwebte mit
eleganten Flügelschlägen über ihm. Mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck
ritt er der Stadt entgegen und dachte an eine Person, die ihm möglicherweise
bei einigen der Dinge helfen könnte. Nach
einer knappen Stunde erreichte er die mächtigen Stadttore. Vor dem hochgezogenen
Fallgitter blieb er stehen, um seinem Reittier eine verdiente Verschnaufpause
zu gönnen und zog das gefaltete Stück Papier heraus. Kyndle landete unterdessen
neben ihm und gab ein begrüssendes „Chirp" von sich, bevor sie ihren Kopf
schnurrend an seinem Oberschenkel rieb. Mit der freien Hand strich er ihr über
die Wange, hielt seinen Blick aber stets auf das Schriftstück gerichtet. Nachdenklich
las er die Worte darauf. - 1 Fläschchen
Drachenessenz (flüssig oder Pulver)- Eine Hand voll
Obsidiansplitter- Ein grösserer
Edelstein, Art egal, je reiner desto besser (Katalysator)- Gegenstand für die
Form des Mediums (du hast die freie Wahl)- Eine Flasche
stronischer Branntwein- !Ganz Wichtig! Zwei
Karotten und eine Zwiebel Leicht
verwirrt warf er seinen Blick zur Seite in Kyndles Augen. „Wozu den zwei
Karotten und eine Zwiebel?" dachte er laut vor sich hin. Die Drachin hielt
ihren Kopf leicht schräg und gab ein fragendes „Meep" von sich. Den
Zettel wieder verstaut, betraten sie die Grossstadt. ...... In
einer Taverne mit dem Namen „Einsame Fackel" unterhielten sich zwei Frauen
angespannt. Die Dame hinter dem Tresen trug ein rotes Kleid, mit einem langen
Rock, welcher in einer Seite eingeschnitten war. Ihre Gesprächspartnerin legte
ein eher abenteuerliches Erscheinungsbild an den Tag. Eine massgefertigte
Lederrüstung verbarg meisterhaft ihre eher zierliche Körperstatur. Und der
wuchtige Streithammer auf ihrem Rücken reichte ohnehin vollkommen aus, um
einige der anderen Gäste einzuschüchtern. „Was
will er denn in Haven?" fragte die Frau hinter dem Tresen. „Keine Ahnung Liz."
antwortete die Kämpferin darauf. „Ich weiss nur, dass es in Athellion Probleme
geben soll. Gerüchte über wandelnde Tote und so weiter." fuhr sie fort und schwenkte
erklärend eine Hand herum. „Aber weshalb er dahin unterwegs ist kann ich dir
nicht sagen." Lizbeth
hielt sich nachdenklich die Hand vor den Mund und senkte ihren Blick auf den
Tresen. „Soll ich ihm nachreisen?" fragte die gut gerüstete Frau. Liz hob ihr
Sichtfeld. „Nein Patricia. Dein Auftrag bleibt bestehen." „Gut."
antwortete Patricia mit einem langsamen Nicken. Ich halte dich auf dem
Laufenden fügte sie an bevor sie aus dem Lokal ging. Liz erwiderte ihre
winkende Geste nicht, sondern blickte nachdenklich an die Wand. „Irgendetwas
ist da faul." murmelte sie leise vor sich hin. ...... In
der Eisernen Jungfrau stand Tamara hinter dem Tresen und hielt sich einen
Zettel vor ihr Gesicht. Fragend zog sie eine Augenbraue hoch und warf einen
flüchtigen Blick zu ihrem Gast. „Und
wenn ich alles auf der Liste vor Sonnenuntergang aufgetrieben habe, gibt's von
ihm einen Bonus." erklärte dieser. Neben ihm streckte ein orangerotes
Drachenweibchen ihren Kopf über den Tresen und nickte mit einem bestätigenden
„Churr". Tamara
konnte sich ihr Lächeln nicht verkneifen. Langsam liess sie das Schriftstück
auf den Tresen sinken. Oben angefangen strich ihr Zeigefinger über die sechs
kurzen Zeilen. „Das Erste klingt für mich nach einer alchemistischen Zutat."
begann sie. „Möglicherweise weiss dieser Barnabas mehr. Das Zweite scheint für
die Schmiedekunst zu sein. Frag da am besten den Waffenschmied im Schloss.
Edelsteine? Hmm?" nachdenklich hielt sie sich die Hand vor den Mund. „Die
Steinchen die man gewöhnlich auf dem Markt findet sind bestenfalls von minderer
Qualität. Ich würd mein Glück daher ebenfalls beim königlichen Schmied
versuchen. Der hat ja schliesslich auch des Königs Schmuck gefertigt, also
sollte er am besten wissen wo du solche bekommst." Roland
sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Und das ist dir alles einfach so
eingefallen?" stichelte er mit einem breiten Grinsen. Kyndle hielt ihren Kopf
schräg und warf ihm einen leicht skeptischen Blick zu. Die Wirtin stemmte ihre
Hände in die Hüften und konterte mit ihren ernsten Augen. „Als Besitzerin einer
Kneipe hört man so einiges." begann sie mit einem leicht verstohlenen Lächeln.
„Und ich kann sehr gut zuhören." fuhr sie betonend fort. „Also."
erklärte sie weiter. „Bei dem vierten Punkt liegt es an dir. Eine Flasche
Branntwein hätte ich sogar noch hier, die gibt's aber nicht umsonst. Und
Karotten mit Zwiebeln findest du auf dem Markt reichlich." „Was
willst du für die Flasche haben?" fragte Roland direkt. „15 Goldmünzen."
antwortete sie nüchtern. Rolands Blick weitete sich erstaunt. „15?!" gab er
laut von sich und sah zu der Flasche hinter Tamara. „Was ist denn da drin, was
diesen Preis rechtfertigt? Hat da etwa der König reingepisst oder was?" Er warf
Kyndle einen leicht verwirrten Blick zu, diese schloss einmal gurrend die Augen
und sah darauf hin wieder zu Tamara. Die
Wirtin zuckte mit beiden Schultern. „Kauf sie oder kauf sie nicht. Wie du
willst." Roland schüttelte einmal den Kopf. Widerwillig holte er seinen
Geldbeutel hervor und warf einen Blick auf dessen Inhalt. „Das ist aber mehr
als ich bei mir habe." sprach er mit einem verzogenen Gesicht. „Und ich denke
ich werde noch was für die anderen Dinge auf der Liste benötigen." erklärte er.
Tamara
verschränkte die Arme und sah Roland mit einem zwielichtigen Lächeln an. „Wie
wärs damit? 5 Münzen und einen Gefallen." Der junge Mann sah kurz zu seiner
Drachin, welche ihm zuversichtlich zunickte und wandte sich anschliessend
wieder der Wirtin zu. „Deal." sprach er laut und reichte seine Hand über den
Tresen. Tamara schüttelte mit einem breiten Lächeln seine Hand und nahm fünf
Goldmünzen von ihm entgegen. „Und was für ein Gefallen wäre das?" fragte Roland
neugierig. Tamara stellte die Flasche vor ihm hin. „Darauf komme ich später
zurück." antwortete sie mit einem schnellen Zwinkern. „Sieh zu, dass du zuerst
deine Liste komplett bekommst." Roland
starrte einen Moment nachdenklich auf die Flasche mit dem Stronischen
Branntwein. Mit einem zuversichtlichen Lächeln steckte er seinen Ersten
Gegenstand in den Rucksack. Den Blick zu seiner Drachin geworfen hielt er die
Liste hoch. „Na, wohin als nächstes?" Kyndle schickte ihm ein helles Funkeln
aus ihren saphirblauen Drachenaugen zu. Der schimmernde Türkishauch leuchtete
darin hervor. Ein leises Gurren begleitete den Blick ihrer halbgeschlossenen
Augen. Lächelnd schaute er wieder die Liste an. Langsam flog seine
Aufmerksamkeit über die erste Zeile, als er ein bestätigendes „Meep" neben sich
hörte. Warm
schaute er zu seiner Drachin. „Also dann zu Barnabas?" fragte er mit einem
schwachen Schmunzeln. Ein leises Gurren drang aus ihrem Hals als sein Blick sie
traf. „Oder eher zu Clara?" fügte er an. Kyndle gab mit einem Nicken ein
bejahendes „Churr" von sich. „Na dann." sprach Roland und stand von seinem
Hocker auf. Er strich seiner Drachin mit der Hand über die Stirn, was sie mit
einem leisen Schnurren und geschlossenem Blick erwiderte. „Auf zur
Drachenfarm." sagte er laut. Roland
wandte sich Tamara zu und hob seinen Arm. „Wir sehen uns." sprach er winkend.
Die Wirtin hielt ihre Hand ebenfalls hoch. „Komm morgen wieder wegen des
Gefallens." sagte sie lächelnd. „Und viel Glück mit der Liste!" fügte sie an.
„Danke!" rief Roland, bevor er aus dem Lokal trat. ...... „So
ist es brav." sprach sie gelassen und blickte lächelnd auf den kleinen Drachen
herunter. Clara kniete in einem kleineren Gehege nahe des Haupthauses zwischen
sechs Jungtieren. Die jungen Drachen gehörten zu der Gattung Klingenflügel und
rannten verspielt herum. Einer lag vor Clara auf dem Rücken und liess sich von
ihr den Bauch kraulen. Prüfend schaute sie auf die vernähte Wunde auf seiner
Brust und die beiden Riemen, welche seine Flügel fixierten. Geniessend hielt er
die Augen geschlossen und schnurrte leise vor sich hin. Ein vergnügtes „Meep"
fügte er dem hinzu. Clara
zog ihren Stift hervor und notierte sich schnell einige Zeilen auf ihrem
Notizblock. Lächelnd beobachtete sie das Jungtier, wie es schnell aufstand und
eilig zu seinen Artgenossen rannte. Mit einem kurzen Sprung und einem
verspielten „Chirp" landete es auf dem kleinen Drachenhaufen. Clara stand auf
und betrachtete mit schräg gehaltenem Kopf und einem breiten Grinsen im Gesicht
das vergnügte Treiben der niedlichen Jungdrachen. Sie warf anschliessend einen
kontrollierenden Blick auf ihre Liste. „Das wärs dann hier." dachte sie vor
sich hin und schritt langsam zum Tor des Geheges. Der
kleine Drache beobachtete sie ungeduldig und rannte in dem Moment los, als sie
gerade das Gittertor aufzog. Clara konnte nicht schnell genug reagieren. Kaum
hatte sie den kleinen Ausreisser bemerkt, war er schon draussen und sprang
freudig auf dem Vorplatz der Farm herum. Clara
schloss das Gehege hinter sich und drehte sich hektisch um. „So ein Mist!"
dachte sie laut vor sich hin, während ihr Blick leicht überfordert auf dem
grossen Platz herumging. Die fünf verbliebenen Jungtiere lehnten alle ihre
Köpfe an das Gitter und gaben verspielte Laute von sich. Clara stemmte ihre
freie Hand in die Hüfte und warf den Drachen einen leicht verärgerten Blick zu.
„Das ist nicht witzig." zischte sie schnell, worauf die kleinen Drachen sofort
verstummten und neckisch die Zungenspitzen aus dem Maul streckten. Mit
geschlossenen Augen atmete sie einmal tief durch. Den Blick wieder geöffnet
erspähte sie einen kurzen Schweif, der schnell hinter einigen Kisten
verschwand. Die Kiste im Blick ging sie darauf zu, doch versteckte sich kein
Ausreisser dahinter. Nachdenklich schritt sie zurück auf den Platz. „Wo ist er
denn jetzt....?" Ihre gedankliche Frage brach ab, als sie den Kleinen davonrennen
sah. Er war dabei auf der Landstrassen unterwegs, welche zur Stadt führte. „Ohh
nein!" sprach sie laut und begann dem Jungtier nachzurennen. ...... Die
Sonne stand hoch zur Mittagszeit und schien von einem wolkenlosen blauen Himmel
herab. Auf der Landstrasse, welche zu Barnabas Farm führte waren ein junger
Mann und ein orangerotes Drachenweibchen unterwegs. In
Gedanken versunken lag sein Blick auf einem kleinen Stück Papier, auf dem
einige Zeilen notiert waren. Nachdenklich warf er seine Aufmerksamkeit in den
Himmel zur Sonne hoch. „Hoffentlich verlieren wir hier nicht auch so viel
Zeit." sprach er etwas müde. Kyndle schritt leise gurrend neben ihm her und
stupste mit ihrer Nase kurz in seine linke Schulter, gefolgt von einem
zuversichtlichen „Churr". Roland blickte ihr dabei lächelnd in ihre
wunderschönen blauen Augen. Der dünne Türkishauch darin war nicht zu übersehen.
Ein kurzweiliges Funkeln darin beendete den angenehmen Sichtkontakt. „Wir
werden sehen." fügte er dem hinzu und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder nach
vorne, wo bereits die Gebäude der Farm zu sehen waren. Roland
erkannte die lange Brücke, welche über ein weitläufiges braunes Gehege führte.
In der Hälfte des Überganges bewegte sich etwas eilig auf ihn zu. Roland blieb
stehen und starrte konzentriert nach vorne. Die orangerote Drachendame schaute
ihn zuerst etwas verdutzt an, richtete ihren Blick dann aber ebenfalls nach
vorne. Ein
kleiner Drache rannte vergnügt auf sie zu. Die Flügel waren mit zwei
Lederriemen auf dem Rücken fixiert, weshalb er eilig zu Fuss unterwegs war. Er
gab ein fröhliches „Meep" von sich als er auf Kyndle zuhielt. Das Weibchen
senkte gurrend ihren Kopf um den Kleinen zu begrüssen, doch er schnellte
einfach an ihr vorbei. Zwischen ihren Beinen durchgerannt sprang er Roland an. Roland
liess hektisch seine Liste los, um den kleinen Drachen aufzufangen. In der Luft
schnappte dieser nach dem Papier. Roland schaffte es zwar ihn festzuhalten,
doch warf ihn die Wucht dennoch zu Boden. Unsanft auf dem Hintern gelandet
verzog er sein Gesicht und warf seiner Drachin einen etwas verwirrten Blick zu.
Kyndle legte sich neben ihm auf den Boden und leckte ihm sanft gurrend über die
Wange. Anschliessend blickte sie auf den kleinen Jungdrachen und schnupperte
neugierig an ihm. Er schmiegte sich eng an Rolands Brust und schnurrte leise
vor sich hin. Roland versuchte seine Liste aus dem Maul des Drachens zu ziehen,
doch konnte er sie nicht aus seinem Kiefer bekommen ohne sie zu zerreissen.
Deshalb liess er sie ihm für den Moment. Mit
einem warmen Lächeln auf den Lippen blickte er auf den schnurrenden Drachen
herunter. Eine vernähte Wunde war zu entdecken. Mit leichtem Druck liess er
seine Finger über seine Brustschuppen streichen. Die sanften Vibrationen seines
kleinen Körpers fühlten sich angenehm an, ebenso wie die Schwingungen seiner
Partnerin, welche sich hinter ihm platziert hatte und ihren Kopf an seinen
anlehnte. Ihre körperliche Wärme spürend wanderte sein Blick von dem Jungtier
hoch in ihre funkelnden saphirblauen Drachenaugen. Der Türkishauch darin
leuchtete hell daraus hervor. Kyndle
legte einen ihrer Flügel um Roland und den kleinen Drachen, rieb sanft mit
ihrer Nasenspitze an seiner und schnurrte leise. Durch ihre halb geschlossenen
Augenlieder betrachtete er sein Spiegelbild in ihren Pupillen. Dabei strich er
mit seiner freien Hand über ihre Wange. Das Weibchen vertiefte ihr Schnurren
und lehnte sich gegen seine Hand. Den Kopf leicht zur Seite geneigt legten
beide verliebt die Lippen übereinander. Das intensive Summen ihres Schnurrens
im Kopf zu spüren war einfach traumhaft. Den liebevollen Kuss beendet, sahen
sich die Beiden noch lange an, bevor sie die Augen schlossen und die Stirn
aufeinanderlegten. „Das
nenne ich doch mal ein romantisches Bild." sprach Clara lächelnd während sie
Roland und Kyndle mit dem kleinen Drachen sah. Roland stand hektisch auf, als
wäre er aus gerade aus einem Tagtraum aufgewacht. Kyndle schnaubte etwas
verdutzt in seine Richtung, als er sich aus ihrer liebevollen Umarmung löste. Roland
sah Clara etwas verlegen an und schmunzelte leicht vor sich hin. „Ich...habe,
also..." stotterte er unbeholfen. Clara hielt ihre Hände hinter dem Rücken
zusammen und lächelte Roland mit zur Seite geneigtem Kopf an. Langsam ging sie
auf ihn zu. „Danke fürs Einfangen." sprach sie gelassen, während sie ihm den
kleinen schnurrenden Drachen aus dem Arm nahm. Roland
sah schnell zu Kyndle, welche langsam aufstand und sich ebenfalls Clara
zuwandte. Diese streichelte dem Kleinen über die Brust und stupste schnell
einmal in seine Bauchregion. Mit einem verspielten „Meep" öffnete er kurz sein
Maul. Lange genug, sodass sie ihm den Zettel aus dem Mund ziehen konnte. „Das
gehört wohl dir?" sprach sie grinsend und hielt ihm das Schriftstück entgegen.
Roland griff etwas Gedankenverloren danach und faltete es zusammen, bevor er es
in der Manteltasche verschwinden liess. Unterdessen ging Clara an ihm vorbei
und hielt Kyndle eine offene Hand zur Begrüssung entgegen. Mit einem fröhlichen
Gurren schnaubte sie Clara an und lehnte sich anschliessend mit geschlossenen
Augen gegen ihre Hand. Sie
fuhr mit ihrer Hand unter das Kinn der Drachin und schaute ihr in die feuchten
Augen. „Hast es ihm also gesagt?" fragte sie leise, aber immer noch laut genug
sodass es Roland mitbekam. Bei ihrer Frage wich ihr Blick langsam zu ihm.
Kyndle schloss bei ihren Worten die Augen und begann leise zu schnurren. Roland
holte einmal tief Luft. „Du weisst...." „Ja ich weiss es." unterbrach ihn Clara
mit einem warmen Lächeln. „Ich wusste es bereits vor dir." fügte sie dem hinzu
und streichelte Kyndle über die Nase. „Was
kann ich also für dich tun, ausser dir den kleinen Ausreisser hier abzunehmen?"
fragte sie ihn und begann voraus zu gehen. Roland schüttelte einmal den Kopf
mit geschlossenen Augen und atmete gelassen aus. Als er von Kyndle gestupst
wurde fiel sein Blick erneut in ihre Augen. Die Hand an ihrer Wange platziert
schloss sie kurz ihren Blick und gurrte leise. „Wollen
wir?" fragte er leise. Mit einem schnellen „Churr" beantwortete sie seine Frage
und schritt Clara hinterher, stets den Blick auf den kleinen Drachen gerichtet.
Roland schmunzelte vor sich hin und folgte ihnen ohne weitere Worte zu
verlieren. ...... In
Sorlacom kniete ein Mann in einer grauen Kutte vor fünf Steinsockeln. Die
steinernen Abbilder von Arkas, Kyleth, Gal`Vatros, Sorathis und Wyverex hatten
auf diesen einen Platz. Nur die Statue von Kyleth war zusammengefallen. Die
Bruchstücke lagen unberührt um den Sockel, der Kopf lag noch darauf und warf
einen leeren Blick zu dem betenden Priester. Vor Vier der Fünf Steindrachen
schwebte ein hellblau schimmerndes Symbol, welche sich langsam schwerelos um
die eigene Achse drehten. Wyverex
hatte noch kein Symbol, was die Priester nach und nach unruhiger werden liess.
Meister Atlas?" drang eine Stimme in den Raum. Der betende Priester hob langsam
seine Stirn. „Ja?" fragte er mit geschlossenem Blick. Mit einer schwachen Eile
trat der Mann an ihn heran. „Es geht um die jüngsten Ereignisse in Haven." Atlas
atmete gelassen aus und verneigte sich vor den Fünf drachischen Abbildern,
bevor er sich aufrichtete und sein Gesicht dem Boten zuwandte. „Die letzten
Berichte waren nicht ganz ausführlich." begann dieser leise. „Aber es lässt
alles darauf schliessen, dass....." Er brach ab als Atlas hektisch seine Hand hob
und sich den Fünf Stauen zuwandte. „Mein
Herr?" fragte der Bote etwas verwirrt. „Schscht!" zischte Atlas schnell und
horchte aufmerksam in den Raum. Mit gespitzten Ohren schritt er an den
schwebenden Symbolen vorbei, bis er an der Statue von Wyverex ankam. Ein
schwaches Knistern war von dem Steindrachen zu hören. Die leeren Augenhöhlen
begannen in einem schwachen blauroten Schimmer zu leuchten, während dünne
Rauchfäden aus den Nasenlöchern stiegen. Es wirkte als würde ihn der Drache
anknurren. Atlas
hob erstaunt die Augenbrauen. Kurz darauf senkte er seinen Blick und fiel vor
dem Sockel auf die Knie. Die Stirn zum Gebet gesenkt murmelte er leise Worte
vor sich hin. Der
Rauch begann vor dem steinernen Drachenkopf zu rotieren und verdichtete sich
zunehmend. Gleichzeitig erwachte darin ein helles blaues Leuchten. Das
Schimmern der blauroten Augen strahlte heller. Ein lauter Knall schickte eine
Schockwelle durch die Halle und löschte sämtliche Kerzen im Raum. Atlas wurde
die Kapuze vom Kopf gerissen und nach hinten geworfen. Erschrocken
den Blick nach oben gerichtet betrachtete er das nun schwebende Symbol vor
Wyverex. „Mein Herr. Ist alles in Ordnung?" fragte der Mann, während er Atlas
zu Hilfe kam. „Mir fehlt nichts." sprach er etwas ausser Atem als er sich an
seinem Helfer abstützte. „Ruf sofort die Ratsmitglieder zusammen." fügte er
bestimmend an. Der Priester verlor kein weiteres Wort. Er nickte still und
schritt mit eiligen Schritten zum Ausgang. Atlas
blieb gebeugt in der Halle stehen und blickte zu den fünf Statuen. „Erheben
werden sie sich....." sprach er leise vor sich hin. ...... „Und
nun bist du hier und fragst mich nach Drachenessenz?" fragte Clara mit einem
breiten Grinsen von ihrem Stuhl aus. Roland sass ihr gegenüber in dem
Arbeitszimmer von Barnabas, die Liste seiner Besorgungen auf dem Tisch liegend.
Ein
friedliches Gurren lag in der Luft. Roland warf einen warmen Blick zu Kyndle,
welche auf dem Teppich in der Mitte des Raumes lag. Zwischen ihren Vorderläufen
lag ein kleiner Jungdrache. Dieser schmiegte sich eng an ihre Brust und
schnurrte leise vor sich hin. Die Augen halb geschlossen stupste sie den
Nestling sanft an, was ihm ein niedliches „Meep" entlocken konnte. Mit einem
fröhlichen Gurren wich ihr feuchter Blick in Rolands Augen, begleitet von einem
hellen Türkisfunken und einem glücklichen „Chirp". „Ihr
seid übrigens ein hübsches Paar." sagte Clara leise. „Was?" warf Roland etwas
verwirrt ein und blickte zurück zu Clara. Diese lächelte ihn zuversichtlich an.
„Du hast mich schon verstanden." fügte sie leise an und betrachtete sein
verlegenes Grinsen. „Nochmal
zum Grund meines Hierseins." begann Roland erneut. „Ok." antwortete Clara
gelassen. „Drachenessez, ja?" „Eigentlich hatte ich gehofft dies mit Barnabas
besprechen zu können." fuhr er fort. „Er hält sich momentan in Athellion auf."
erklärte Clara. „Was macht er denn dort?" hakte er neugierig nach. „Kann ich
dir nicht sagen. Alles was ich mitbekommen habe war, dass er es sehr eilig
hatte nach Haven zu kommen." Nachdenklich blickte sie auf den Tisch. „Sein
Begleiter war zunächst dagegen." Roland zog verwundert die Augenbrauen
zusammen. „Was für ein Begleiter?" dachte er sich, hörte aber weiter zu. „Doch
sie trafen eine Abmachung, worauf er ihn begleitete." sprach Clara. Barnabas
Assistentin zuckte schnell mit den Schultern und warf ihren Blick zur Decke
hoch. „Ist auch nicht so wichtig." begann sie mit einem leichten Lächeln. „Du
brauchst also Drachenessenz?" fragte sie erneut. Roland nickte bestätigend und
sah sie mit grossen Augen an. Clara neigte leicht ihr Gesicht zur Seite und sah
ihm in die Augen. „Du hast keine Ahnung was das ist, oder?" Roland
schmunzelte etwas verlegen. „So ungefähr." fügte er dem hinzu. Clara atmete mit
geschlossenen Augen einmal gelassen aus. „Ok." begann sie. „Drachenessenz gibt
es in flüssiger Form oder als Pulver. Verwendet wird es meistens als
Willenskraftstärkung." erklärte sie. „Und wie das?" fragte er. „Im Normalfall
wird es als Trank getrunken. Es verleiht der Willenskraft des Trinkenden einen
Schub und wirkt dem Kräfte zehrenden Prozess beim Anwenden von Magie entgegen,
doch zu viel davon erzielt den entgegengesetzten Zweck." Mit einem ernsten
Gesichtsausdruck sah sie Roland an. „Es blockiert den Zugang für gewisse Zeit."
Nachdenklich
lauschte Roland ihren Worten. „Und wie viel ist zu viel?" wollte er wissen.
Clara lächelte ihn an und stand von ihrem Stuhl auf. Sie ging zu einem Schrank
an der Wand und zog eine der Türen auf. Prüfend wanderte ihre Hand von einem
Etikett zum nächsten, bis sie das gesuchte Fläschchen gefunden hatte. Sie griff
danach und schloss die Schranktür wieder. Auf ihrem Stuhl Platz genommen
stellte sie den durchsichtigen Behälter auf den Tisch. Roland
betrachtete verwundert die kleine Flasche. Sie war mit einer dunkelblauen
trüben Flüssigkeit gefüllt. Der Menge selbst gab in etwa einen grosszügigen
Schluck her. „Das ist die übliche Menge." begann Clara mit einem etwas
ernsteren Gesichtsausdruck. „Alles darüber würde sich negativ auswirken. Es ist
daher bei vielen Magiern als Notration eingeplant, vorausgesetzt sie haben das
nötige Kleingeld." Roland machte grosse Augen, als er die Worte „nötige
Kleingeld" vernahm. „War ja klar." dachte er sich sarkastisch und verdrehte
leicht seine Augen. Seine
Aufmerksamkeit wurde aber erneut zu Kyndle gezogen. Verspielte Laute lockten
seinen Blick nach hinten. Das orangerote Weibchen lag friedlich gurrend auf dem
Teppich, während der kleine Drache mit leicht tapsigen schritten ihren Rücken
hochkletterte. Sein vergnügtes „Chirp" begleitete seine Bewegungen. Kyndle
drehte ihren Blick zu dem Kleinen und schnaubte leicht in dessen Gesicht. Mit
einem niedlichen „Meep" platzierte er seine Vorderläufe auf ihrem Kopf. Er warf
seinen unschuldigen Blick in ihre funkelnden Augen. Sie
spürte das sanfte summen seines leisen Schnurrens im Kopf und schloss gurrend
ihre Augen zur Hälfte. Sie hob langsam ihr Gesicht, worauf sich der Jungdrache
mehr festhielt. Kyndle platzierte ihn so wieder zwischen ihren Vorderläufen und
versuchte ihn leicht abzuschütteln, doch er hielt sich erfolgreich fest. Sie
streckte ihre Zunge heraus und liess sie mit einem sanften Gurren über seinen
Bauch streichen. Mit einem niedlichen „Meep" liess er unerwartet los und
landete zwischen ihren Pfoten auf dem Rücken. Kyndle hielt ihren Kopf leicht
zur Seite geneigt und sah den Kleinen mit ihren funkelnden Augen an. Verspielt
bewegte er sich auf ihren Vorderläufen und streckte neckisch seine Zunge aus
dem Maul. Gurrend stupste sie ihm mit der Nase in den Bauch und schnaubte ihn
einmal an. Roland
betrachtete lächelnd das niedliche Schauspiel und sah seine Drachin mit einem
warmen Blick an. Kyndle bemerkte den Beobachter und erwiderte den Sichtkontakt
mit dem hellen Funkeln aus ihren Saphiraugen. Er spürte deutlich ihren
Seelischen Kontakt. Am liebsten wäre er jetzt aufgestanden um ihr einen langen
Kuss auf die Lippen zu drücken. Claras Anwesenheit hielt ihn jedoch zurück. Den
Blick nachdenklich auf den Boden gesenkt trat plötzlich ein Jungdrache in sein
Blickfeld. Mit zur Seite geneigtem Kopf schaute er zu dem Mann hoch. Roland sah
dem Kleinen in die Augen und streckte seine Hand nach ihm aus. Sanft strichen
seine Finger über seine Wange, was er mit einem leisen Schnurren beantwortete.
Ein fröhliches „Chirp" kam aus seinem Hals während er sich verspielt auf den
Rücken drehte. Dabei bemerkte Roland wieder die vernähte Wunde auf der Brust
des Nestlings. „Was
ist mit ihm passiert?" fragte er Clara mit einem verwunderten Gesichtsausdruck.
Kyndle hatte sich neben dem kleinen Drachen platziert und schmiegte ihren Kopf
sanft an Rolands. Bei seiner Frage an Clara wandte sie sich ebenfalls ihr zu.
Barnabas Assistentin blickte im ersten Moment etwas ratlos, fand ihre Gedanken
aber schnell wieder. „Vor
einigen Tagen hat eine Patrouille Soldaten auf der Königsstrasse eine
Schmugglerbande aufgegriffen." begann sie leise. „Die Schmuggler waren unweit
der Grenze nach Sullfar erwischt worden. Neben einigen gestohlenen Gütern haben
sie auch einen Käfig sichergestellt." Ihr Blick wich etwas traurig auf den
Tisch. „In dem Käfig waren drei verletzte Nestlinge eingepfercht." Roland
beobachtete sie angespannt. Er war sich sicher eine Träne in ihren Augen zu
erkennen, doch sagte er nichts dazu. Clara
holte tief Luft. Ein kaum bemerkbares Schluchzen war zu hören. „Er hier ist
einer von ihnen." Mit einer leicht zittrigen Hand deutete sie auf den Kleinen
Drachen, der sich schnurrend an Kyndles Flanke anlehnte. „Und die anderen
beiden?" fragte Roland vorsichtig. Clara senkte mit einem schwachen ausatmen
ihr Gesicht und wischte sich eine Träne aus den Augen. „Jedenfalls hat er es
geschafft." antwortete sie ausweichend und lächelte den Nestling an. In
Roland kam gerade wieder die Erinnerung hoch, als Kyndle entführt wurde. „Was
wollten diese Schmuggler denn mit dem kleinen Drachen?" fragte er neugierig.
Und versuchte das schmerzende Bild von der gefesselten und verwundeten Kyndle
zu verdrängen. Er griff sich an die linke Schulter, welche gerade einen
leichten Schmerzimpuls ausstrahlte. Seine Drachin warf ihm einen warmen Blick
zu. Sie spürte deutlich seine niedergeschlagenen Emotionen und leckte ihm
tröstend über die Wange. Er griff mit seiner Hand an ihre Wange und presste
ihren Kopf mehr an seinen. Clara
wartete einen kurzen Moment und sah die beiden schweigend an. „Vermutlich wegen
ihrer Schuppen." begann sie mit ernstem Gesicht. „Drachenschuppen, insbesondere
solche von Jungtieren haben auf dem Schwarzmarkt einen hohen Wert. Der Zustand
der Drachen ist diesen Verbrechern aber meistens egal." Sie warf ihren Blick
etwas verloren in den Raum. „Eigentlich will ich gar nicht wissen, was sie
alles mit den Kleinen machen." sprach Clara und atmete gelassen aus. Roland
holte einmal Luft und schluckte dieses traurige Bild runter. Barnabas
Assistentin schloss kurz die Augen um ihre Gedanken neu zu ordnen. Einen
Augenblick später war wieder ihr freundliches Lächeln zu erkennen. „Ich sag dir
was." begann sie schmunzelnd. Roland hob erwartungsvoll die Augenbrauen. „Du
kannst die Flasche Drachenessenz haben." sagte sie und zeigte auf die trübe
blaue Flüssigkeit auf dem Tisch. „Einfach so?" hakte Roland etwas misstrauisch
nach. Clara stand von ihrem Stuhl auf und ging um den Tisch. „Nennen wir es ein
Dankeschön für das Einfangen dieses kleinen Ausreissers hier." antwortete sie
lächelnd während sie den Nestling vom Boden aufhob und ihm sanft den Bauch
streichelte. Roland
sah seiner Drachin schnell in die Augen und legte seine Stirn auf ihre. „Zwei
Punkte erledigt, bleiben noch Vier." flüsterte er leise. „Und übrigens danke
für vorhin." fügte er an und legte liebevoll seine Lippen auf ihre. Kyndle
fügte der sinnlichen Berührung ihr sanftes Schnurren hinzu. Clara
sah beide lächelnd an. Sie hatte immer noch den kleinen Drachen im Arm. „Siehst
du?" flüstere sie neckisch dem Jungtier zu und zeigte dabei zu Roland und
Kyndle. „Liebe ist etwas wunderbares." sprach sie leise weiter, hob ihn höher
und rieb mit ihrer Nase an seiner Schnauze. Ein leises Gurren fügte er ihrer
Geste hinzu. Kurz darauf verliess sie mit dem Nestling leise den Raum. ...... In
Ironwing sass Catherine nachdenklich in ihrem Arbeitszimmer. Müde wich ihr
Blick über die Berichte der Nachtwache. Plötzlich öffnete sich unerwartet die
Tür und Daniel kam aufgeregt in den Raum. In seiner Hand hielt er einen
Versiegelten Brief. Catherine stand von ihrem Platz auf und holte Luft für ihre
Frage, bekam von Daniel aber nicht die Gelegenheit sie zu stellen. „Es
ist ein Brief mit eurem Namen drauf eingetroffen." begann er etwas nervös.
Seine Herrin blickte ihn beruhigend an. „Das ist doch noch kein Grund für eine
solche Aufregung." sprach sie lächelnd und ging um den Tisch herum auf ihren
Boten zu. Daniel schwenkte langsam verneinend den Kopf. „Er wurde von einem
Drachenreiter zugestellt." sprach er mit grossen Augen. „Einem Drachenreiter
aus Sorlacom." fügte er ernst hinzu. Catherines Blick fuhr schlagartig zu
Boden. Nachdenklich schaute sie aus dem Fenster und schritt langsam an das Glas
heran. „Leg den Brief auf den Tisch." sprach sie monoton und ernst. Daniel
schluckte einmal leer und blickte seine Herrin etwas ratlos an, tat aber wie
ihm geheissen und platzierte den Umschlag auf der Tischplatte. „Danke Daniel.
Du kannst nun gehen." fügte sie dem hinzu. Er machte mit dem Oberkörper eine
vorgebeugte Geste und verliess wortlos den Raum. Die Tür schloss er hinter sich
wieder. Catherine stand an dem Fenster und liess ihre Augen über das Anwesen
gleiten. Kurz darauf schloss sie sie und senkte nachdenklich ihre Stirn. Daniel
blickte noch eine Weile nachdenklich zu der Tür. Drehte sich dann aber um und
schreckte leicht auf. Mit einem hektischen aufatmen bemerkte er Tim, welcher
ihn mit seinem leeren Blick ansah. „Was stand denn da drin?" fragte er. Daniel
schüttelte den Kopf. „Ich weiss es nicht." antwortete er leicht gereizt. „Ich will
es glaube ich auch nicht wirklich wissen." fügte er ernst an. Timmy tippte ihm
einmal auf die Schulter. „Nochmal wegen deines Stresspegels." Daniel sah ihn
verwirrt und zornig zugleich an. Anschliessend ging er kopfschüttelnd an ihm
vorbei. „Bei den Fünf das kann doch nicht sein Ernst sein, jetzt für sowa......."
murmelte er vor sich hin. ...... Die
Sonne legte eifrig ihren Weg über den Himmel fort. Mit
der Hand vor dem Gesicht blickte Roland zu ihr hoch. „Wenn wir in dem Tempo
weitermachen sind wir übermorgen noch nicht fertig." meckerte er vor sich hin.
Kyndle stupste ihm leicht in den Bauch und holte seine Aufmerksamkeit wieder
auf den Boden zurück. Ein verkrampftes Zucken später hielt er sich die Liste
vor sein Gesicht. Nachdenklich legte er seine Stirn in Falten. „Hmm. Ich denke
wir gehen jetzt zum Schmied." sprach er zuversichtlich zu seiner Drachin,
welche ihn mit halbgeschlossenen Augen ansah. „Da können wir hoffentlich gleich
zwei Punkte von dieser Liste streichen." Kyndle mache mit einem starken Schnauben
eine nickende Kopfbewegung, gefolgt von einem schnellen „Churr". Lächelnd sah
er seine Drachin an und rieb mit seiner Hand über ihre Stirn, bevor er die
Liste zusammenfaltete und in seiner Manteltasche verschwinden liess. ...... Angestrengt
hob er den Griff des Blasebalgs an und zog ihn wieder nach unten. Ein tiefes
Zischen begleitete den kräftigen Luftstoss in den brennenden Kohleofen. Die
Hitze drang in einer grossen Welle aus der Glut. Schweissperlen glänzten auf
seiner Stirn als er den glühenden Stahl aus dem Feuer zog. Die unfertige Waffe
auf dem Amboss platziert holte er mit seinem Schmiedehammer aus. Ein helles
Klirren begleitete den Funkenflug als das Werkzeug auf den weichen Stahl
niederging. Schlag um Schlag bearbeitete er das Material. Prüfend
blickte er seine Arbeit an. Er legte den Hammer zur Seite und wischte sich den
Schweiss von der Stirn. In einer schnellen Bewegung tauchte er den heissen
Stahl in ein gefülltes Wasserbecken. Dampfend zischte das Metall in dem kalten
Wasserbad. Die noch stumpfe Klinge herausgezogen schwang er sie einmal vor sich
hin. Sein kontrollierender Blick schweifte über die gerade Kante während er das
Werkstück vor seinem Gesicht vorbeiführte. Mit einer gekonnten Bewegung stiess
er es in Richtung Eingang. „Hoppla!"
sprach Roland erschrocken und hob beide Hände hoch, als ihm der Schmied die
Spitze der unfertigen Waffe ins Gesicht hielt. „Was wollt ihr denn?" fragte er
mit seiner tiefen rauen Stimme. Fordernd sah er den jungen Mann mit seinen
gelben Augen an. Die auffällige Farbe seiner Pupillen stach regelrecht unter
seinen Buschigen Augenbrauen hervor. Roland
schluckte einmal leer und senkte seine Hände wieder. „Ich suche jemanden der
sich mit Obsidiansplitter auskennt." antwortete er. Der Schmied hob verwundert
eine Augenbraue. „Warte draussen, bin gleich da." sprach er gelassen und drehte
sich um. Roland nickte einmal wortlos und machte dabei grossen Augen. Etwas
unsicher ging er wieder nach draussen und wartete auf den Besitzer der
Schmiede. Kyndle schnupperte neugierig an den Waffen und Schilden, welche auf
dem schmalen Verkaufstand aufgereiht waren. „Ah!" gab Roland laut von sich
bevor sie einen der Schilde beinahe von dem Tisch gestossen hätte. Das Weibchen
zuckte kurz und blickte ihren Partner verspielt an. Neckisch streckte sie ihre
Zungenspitze aus dem Maul und gurrte leise. Der
Schmied kam mit schweren Schritten aus der Werkstatt und warf Roland einen
kleinen Lederbeutel zu. Er fing die kleine Tasche auf und schüttete sie in
seiner Hand. Es fühlte sich an, als währen kleine spitze Steine darin. Den
Beutel geöffnet betrachtete er den Inhalt. Zahlreiche Gesteinssplitter waren
darin. Sie wiesen eine matte schwarze Färbung. Beim Schütteln des Beutels
klangen sie wie Glasscherben. „3
Goldmünzen." sprach der Schmied nüchtern. Roland hob verwundert die Augenbrauen
und blickte dem Handwerker in seine auffälligen gelben Augen. „Ähm, ok." sagte
er leicht verwirrt und zog seinen Geldbeutel heraus. Kyndle
schnupperte unterdessen aufgeregt an einer Plattenrüstung, welche auf einer
Holzfigur aufgestellt war. Die Nase kurz an dem Metall angelehnt kippte die
Rüstung um. Das Weibchen schreckte mit einem überraschten „Meep" auf, bevor das
geräuschvolle Scheppern über die Strasse flog. Roland
war gerade dabei drei Goldmünzen in die Hand des Schmiedes zu legen. Als die
Aufmerksamkeit der Beiden zu der umgefallenen Rüstung und einem verlegen
dreinschauendes Drachenweibchen. Roland neigte sein Gesicht leicht zur Seite
und schwenkte ihn verneinend hin und her. Der Schmied sagte ebenfalls nichts.
Er zog nur seine Augenbrauen zusammen und atmete tief ein. „Hübsche
Schuppen." gab der Handwerker überraschend von sich. Kyndle gurrte leise und
blickte den Mann mit fragenden Augen an. Roland atmete erleichtert aus und
wandte sich wieder dem Schmied zu. „Ihr kennt euch nicht zufällig mit
Edelsteinen aus?" fragte er hoffnungsvoll. „Der Schmied schwenkte sein Gesicht
langsam in seine Richtung und sah ihn ernst an. „Nein." sprach er trocken und
verschwand wieder in seiner Werkstatt. Kurz darauf war wieder das klirren von
Stahl zu hören. Roland
blieb wortlos vor der Schmiede stehen und warf einen leeren Blick zu Kyndle.
„Ok." gab er von sich und verstaute den Beutel mit Obsidansplittern in seinem
Rucksack. „Dann ab zum Markt, hoffentlich finden wir dort einen Stein, der
gross genug ist und in meiner Preisklasse liegt." Kyndle hüpfte über die am
Boden liegende Rüstung und stupste ihrem Partner leise Gurrend an die Nase. Er
lächelte sie an und fuhr mit seiner Hand langsam über ihre Wange. Ihr sanftes
Schnurren gesellte sich zu dem hellen Funkeln ihrer tiefblauen Augen. Der
Türkishauch darin war nicht zu übersehen. „Gehen wir." flüsterte er ihr zu und
löste sich aus dem angenehmen Sichtkontakt. ...... „LOS,
LOS, BEEILUNG!" rief ein Mann schwer atmend zu seinem Kollegen und winkte ihn
hektisch in seine Richtung bevor er weiter rannte. „Jaja!" meckerte der Zweite
wütend. „Ist ja nicht so als würde ich die Typen dahinten nicht sehen!" fluchte
er weiter und hielt sich erschöpft die Hand an die Seite. Hinter den Beiden
folgten vier Wachen mit eiligen Schritten, und waren dabei aufzuholen. Die
beiden Männer verliessen die enge Seitengasse und bogen auf den Marktplatz ein.
Auf dem belebten Platz herrschte das übliche bunte Treiben der zahllosen Händler
und Käufer. Die vielen Verkaufsstände bildeten mit den verteilten Gruppierungen
einen verwinkelten menschlichen Irrgarten. In der Menschenmenge untergetaucht
versteckten sie sich unter einem abgedeckten Tisch. Die Wachen blieben vor dem
Brunnen in der Mitte stehen und überflogen den Platz mit prüfendem Blick. Nach
schnellen wortlosen Gesten verteilten sie sich und begannen dem Markt
systematisch nach den Dieben abzusuchen. Vollkommen
ausser Atem hechelten die Beiden Männer in ihrem Versteck und blickten sich
gegenseitig grinsend an. „Verdammt! Ich hab dir gesagt, nur die Schatulle auf
dem Tisch!" meckerte er seinen Kollegen an und schlug ihm die Faust in die
Schulter. „Aber nein! Der Herr musste sich noch über den bescheuerten
Wandschmuck hermachen. Was unseren ganzen Zeitplan über den Haufen warf!" fügte
er wütend an. „Jetzt reg dich doch nicht so auf Harrison." versuchte er ihn zu
beschwichtigen. „Wir sind doch noch rechtzeitig weg gekommen." argumentierte er
und griff sich in die Hosentasche. „Rechtzeitig!? Wenn du dich an den Plan
gehalten hättest, dann wären wir von diesen beschissenen Wachen nicht entdeckt
worden!" warf er ihm vor. Harrisons
Kollege zog einen ovalen geschliffenen Edelstein aus der Tasche und sah ihn wie
verzaubert an. „Was glaubst du ist der Wert?" fragte er ihn. Harrison
betrachtete das Diebesgut. Der Stein hatte eine orangerote Farbe und glänzte
makellos. Keine Kerbe oder andere Beschädigung war zu sehen. „Weiss nicht."
antwortete er. „Könnte sich aber noch als schwierig herausstellen den wiederlos
zu werden." sagte er etwas erwartungslos und warf einen schnellen Blick unter
der Deckung hervor. Er
zog seinen Kopf wieder unter den Tisch und sah seinen Kollegen ernst an. „10
Sekunden, dann folgst du mir nach links." sprach er bestimmend und hielt ihm
einen Zeigefinger vors Gesicht, dann rollte er sich unter dem Tisch hervor und
verschwand hinter einigen Körben auf der linken Seite des Tisches. Er war
gerade verschwunden, als eine Wache an dem Tisch vorbei ging und suchend seinen
Blick herumgehen liess. Nach wenigen Sekunden ging der Uniformierte weiter. Harrisons
Kollege rollte sich darauf auch unter dem Tisch hervor und mache die ersten
Schritte auf die Körbe zu, wo sein Kollege in Deckung sass und ihn hektisch zu
sich winkte. Er wollte sich den Edelstein wieder in die Hosentasche stecken,
doch fiel er ihm dabei zu Boden und rollte auf dem Boden zwischen die Leute.
„Oh, Scheisse Scheisse Scheisse!" murmelte er vor sich hin und folgte gebückt
dem rollenden Stein. Harrison sah im völlig entgeistert hinterher und griff
sich kopfschüttelnd an die Stirn. „Nicht schon wieder!" seufzte er genervt und
lief ihm hinterher. „Komm
her du kleines Stück." sagte er als er den Stein wieder in der Hand hielt. Mit
einem zufriedenen Grinsen im Gesicht stand er auf lächelte den Mann vor sich
an. Verwundert blickte er seine Uniform an. Der silberne Brustpanzer glitzerte
im Schein der Nachmittagssonne. Ein blauer Umhang fiel von den Schultern
herunter. Durch das offene Visier des Helmes starrten ihn zwei wütende Augen
an. „Ähm. Oh!" stotterte er vor sich hin, da wurde er auch schon von der Wache
gepackt. Mühelos
hob ihn die Wache von den Füssen. „Nicht in meiner Schicht." sagte er zu ihm.
„Achtung Links!" drang eine Stimme von der Seite. Die Wache wandte sich der
Quelle zu und wurde kurz darauf zu Boden geworfen. Harrison sprang von einer
Kiste her auf ihn zu und stiess dem Soldaten mit beiden Füssen in den
Brustpanzer. Harrison richtete sich wieder auf und schaute schnell zu dem
umgeworfenen Wächter, bevor er seinen Kollegen auf die Füsse stellte. „Beweg
dich!" brüllte er ihm in die Ohren und rannte los. Sein Kollege folgte
unverzüglich, als er die anderen Wachen in der Menschenmenge sah. Die Soldaten
halfen ihrem Kollegen hoch und nahmen sofort wieder die Verfolgung auf. ...... Auf
der Hauptstrasse in Richtung Marktplatz waren ein junger Mann und ein
orangerotes Drachenweibchen unterwegs. „Zwei Karotten und eine Zwiebel." Begann
er und legte seiner Drachin die Hand auf den Rücken, während sie sich weiter
dem Marktplatz näherten. Kyndle schloss gurrend die Augen und gab ein
bestätigendes „Churr" von sich. Lächelnd
warf Roland seinen Blick nach vorne, wo bereits der lebhafte Markt zu sehen
war. Plötzlich bog ein Mann schnell um die Ecke und rannte auf ihn zu. Nach
einem kurzen Augenblick erkannte er Harrisons, welcher es sehr eilig zu haben
schien. Begrüssend hob Roland seine Hand und holte Luft für einen Satz. „Keine
Zeit!" hechelte Harrison als er schnell winkend an ihm vorbei ging. Roland
und Kyndle blieben stehen du blickten ihm etwas verwirrt hinterher. Ein
wortloses Schulterzucken später sahen sich die beiden einmal an und wandten
sich wieder der Marktstrassen zu. „Peng!"
machte es als Roland mit einem fremden Mann zusammenstiess. Die Wucht des Zusammenstosses
warf Roland unsanft zu Boden, während der Unbekannte überrascht den nun
liegenden Mann anstarrte. Kyndle sah ihren zu Boden geworfenen Partner und
fauchte den Fremden mit gesenktem Kopf und angewinkelten Flügeln an. Der
unbekannte schreckte auf als er die messerscharfen Zähne der Drachin erblickte.
Panisch nahm er seine Beine in die Hand und überholte Harrison bevor beide in
einer weiteren Seitenstrasse verschwanden. Roland
richtete sich mit verzogenem Gesicht auf und rieb sich sitzend den Hinterkopf.
„Autsch." gab er mit einem schwachen Grinsen von sich. Kyndle platzierte sich
neben ihm und legte schützend einen ihrer dunklen Flügel um ihn. Gurrend
schmiegte sie ihren Kopf an seinen heran und leckte ihm tröstend über die
Wange. Ihre sanfte Berührung brachte seinen schmerzenden Hinterkopf
augenblicklich zum Schweigen. Mit seiner Drachin im Arm beobachteten beide eine
Wächtergruppe, welche den gleichen Weg nahm wie Harrison und dieser andere
Kerl. „Den
Blick in ihre funkelnden Augen geworfen rieben beide die Nase an einander. Der
Türkishauch darin schimmerte hell heraus. „Wo waren wir?" flüsterte er ihr zu.
Kyndle gurrte sanft und antwortete mit einem leisen „Chirp". Er lächelte sie
warm an und strich ihr mit der Hand über die Wange. Sie schloss die Augen und
lehnte sich leicht gegen seine Berührung. „Genau. Zwei Karotten und eine
Zwiebel." fügte er hinzu. Kyndle stupste mit ihrer Zungenspitze sein Kinn an
und löste ihre liebevolle Umarmung. Roland
stand auf und wollte gerade den ersten Schritt machen, als er etwas Glänzendes
auf dem Boden sah. Verwundert griff er danach und hob überrascht einen ovalen
Edelstein auf. Zwischen Zeigefinger und Daumen haltend drehte er ihn im
Sonnenlicht. „Wenn das mal nicht ein merkwürdiger Zufall ist?" dachte er sich. Kyndle
blickte den orangerot leuchtenden Stein wie verzaubert an und schwenkte
aufgeregt ihren Schweif hin und her. Roland schielte zu der Drachin und
zwinkerte ihr einmal zu. „Fast so schön wie du." fügte er seinem verliebten
Blick hinzu. Das Weibchen schloss gurrend die Augen und schmiegte ihren Kopf
eng an Rolands Brust heran. Kurz darauf hob sie ihren Blick und schickte ein
helles Funkeln aus der Türkisfärbung ihrer tiefblauen Augen zu ihm. Die Lippen
verliebt übereinander gelegt teilten sie eine Sinnliche Zungenberührung. Mit
den sanften Vibrationen ihres leisen Schnurrens fühlte er deutlich ihre
seelische Verbindung. Die
feuchte Berührung beendet nickte er ihr zuversichtlich zu und verstaute den
Stein bei den anderen Dingen im Rucksack. „Nur noch ein Punkt auf der Liste."
begann er leise. „Und dann geht's wieder nach Hause." sprach er mit einem
Lächeln auf den Lippen. Kyndle schloss gurrend die Augen und begann eilig
voraus zu gehen. Roland beobachtete sie und schritt ihr hinterher. Die
Nase in die Luft gestreckt schnupperte die Drachin suchend umher. Mit einem
bestätigenden „Meep" verschwand sie in dem Marktchaos. Roland hatte einige
Mühe, seine Drachin in der Menge nicht aus den Augen zu verlieren. Vor einem
Stand blieb das Weibchen glücklicherweise stehen. Zu seiner drachischen
Partnerin aufgeholt warf er einen Blick auf die ausgelegte Ware auf dem Tisch.
Kohlköpfe, Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln lagen in grossen Mengen auf dem
Tresen. Karottenbündel hingen von dem Balken des schmalen Daches herunter. Roland
zupfte zwei einzelne Karotten aus einem der Bündel und warf Kyndle ein
schwaches Lächeln zu. „Na, hast du eine Zwiebel gefunden?" fragte er sie. Das
Weibchen schnupperte neugierig in der grossen Auswahl. Mit einem hektischen
einatmen zog sie leicht zuckend ihren Kopf zurück und schloss die Augen. Ihr
niedliches Niesen entfachte eine kleine Stichflamme, welche über die Zwiebeln
hinwegfegte. Der Gemüsehändler konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter
seinen Stand ducken. Mit
einer rauchenden Mütze streckte er vorsichtig seinen Kopf wieder hoch und fand
seine Zwiebeln als rauchende Aschehäufchen vor. Roland konnte sich sein
Schmunzeln nicht verkneifen als Kyndle ihren Kopf schüttelte und ihn mit ihren
unschuldigen Augen ansah. Nur eine Zwiebel hatte die Flammen unbeschadet
überstanden. „Die da." sagte er grinsend zu dem Verkäufer und deutete auf die
nicht verkohlte Zwiebel. „Und
die anderen!?" fragte ihn der Händler leicht wütend und verschränkten Armen.
„Schon klar." Sprach Roland und hob entschuldigend die Hände. „Wie viel?" hakte
er nach. Der Verkäufer warf seinen Blick schnell über die zerstörte Ware und
rechnete schnell zusammen. „40 Silberlinge." sagte er trocken. „Gut." gab
Roland von sich und zahlte den Betrag ohne weiteres Grinsen. Das
Gemüse im Rucksack verstaut schlenderten er und Kyndle durch die Stände. „Was
für ein Medium soll ich bloss wählen?" fragte er sich gedanklich und liess
seinen Blick suchend über die vielen Gegenstände wandern. Kyndle streckte ihren
Kopf über die breite Auslage und schnupperte an den vielen verschiedenen
Gegenständen. Halsketten, Ringe, Kopfbedeckungen und allerlei anderer
Kleidungstücke. „Bloss keine Gehhilfe." dachte er sich sarkastisch. Mit einem
aufgeweckten „Chirp" schnappte die Drachin mit dem Maul nach einem Gegenstand
und hielt ihn Roland entgegen. „Was
hast du denn da?" fragte er neugierig und hielt seine offene Hand unter ihren
Mund. Mit ihrem leisen Gurren liess sie einen linken Handschuh aus ihrem Maul
fallen. Er war aus stabilem Leder gefertigt, wies einige
Abnutzungserscheinungen auf und hatte abgeschnittene Fingerspitzen. „Sicher?"
fragte er die Drachendame. Genau in diesem Moment fiel ihm das geträumte Bild
wieder ein, in dem ihm diese andere Kyndle ihr Medium zeigte. „Du hast den
Traum also auch gesehen?" fragte er, obwohl er sich sicher war dass es so war. Die
Drachin schloss gurrend die Augen und machte eine langsame nickende
Kopfbewegung. „Dachte ich mir schon." sprach er leise und lächelte seine
Partnerin warm an. „Den
hier." sprach Roland zu dem Verkäufer und hielt ihm den Handschuh entgegen,
denn Blick jedoch stets in Kyndles funkelnde Augen gerichtet. Den
Marktplatz verlassend schaute Roland zur Sonne hoch. „Das schaffen wir noch
rechtzeitig." sagte er zuversichtlich zu seiner Drachin und zog sich den
Rucksack zurecht. Wieder
bei den Ställen bei dem Stadttor angekommen warf Roland einen letzten Blick in
den Rucksack. Als er sich von dem Vorhandensein aller gelisteten Gegenstände
überzeugt hatte warf er ihn sich wieder über die Schulter und stieg auf den
Sattel seines Pferdes. „Und los." Sagte er zu Kyndle welche freudig mit den
Flügeln schlug und ein glückliches „Chirp" zu ihm schickte. Mit einem schnellen
Galopp verliess Roland die Hauptstadt und blickte zuversichtlich nach vorne. Kyndle
rannte ihm mit sprunghaften Schritten hinterher, bevor sie Flügel spreizte und
sich elegant in die Lüfte erhob. ...... In
Ironwing standen Aaros und Torben auf dem Trainingsplatz neben der Kaserne und
warfen einen nachdenklichen Blick zur untergehenden Sonne hoch, welche ihren
rötlichen Schimmer über den Horizont warf. „Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit."
sagte Aaros zuversichtlich. „Nur nicht so voreingenommen mein Freund."
entgegnete Torben. „Noch scheint die Sonne." argumentierte er. Aaros
setzte sich auf den Boden und schloss ruhig atmend die Augen. „Was für einen
Bonus hast du eigentlich für ihn? Vorausgesetzt er ist rechtzeitig wieder
hier." Wollte er wissen. Torben drehte sich zu ihm um. „Das wirst du früh genug
erfahren." antwortete er bestimmend. „Wie du meinst." fügte Aaros dem hinzu und
widmete sich seiner Meditation. „Übrigens,
hast du von dem Drachenreiter gehört?" fragte Torben seinen Kollegen. „Dieses
Geschöpf war nicht zu überhören." antwortete Aaros und rief sich das unverkennbare
Geräusch von mächtigen Drachenflügel in Erinnerung. „Was der wohl für ne
Nachricht überbracht hat?" dachte Torben laut vor sich. „Das hat Catherine
jedoch völlig aus der Fassung gebracht. Sie hat seit seinem Auftauchen ihr
Arbeitszimmer nicht mehr verlassen." fügte er nachdenklich an. „Wir haben im
Augenblick andere Prioritäten, also eins nach dem anderen." entgegnete Aaros
darauf. Torben
senkte mit geschlossenen Augen seine Stirn und atmete gelassen aus. „Hast
Recht." sagte Torben und ging in zurück in die Kaserne. Die
Sonne brannte noch mit letzter Kraft am Horizont als Roland eilig auf seinem
Pferd in die Zufahrt von Ironwing einbog. Über ihm schwebte ein orangerotes
Drachenweibchen mit eleganten Flügelschlägen hinweg. Vor dem geschlossenen Tor
stemmte sein Reittier kräftig die Beine in den Boden und legte eine
Vollbremsung hin, die ihn beinahe abgeworfen hätte. Kyndle flog leise über das
Tor und schickte Roland ein vergnügtes „Chirp" hinunter. „Hast es ja richtig
eilig Roland!" begrüsste ihn einer der Wächter. Roland schwang sich vom Sattel
und schritt an das Tor heran. „Kann man so sagen." antwortete er und blickte
den Mann hoffnungsvoll an. „Komm ich mach dir auf." sprach der Wächter grinsend
und zog das quietschende Tor langsam auf. „Danke!" rief Roland und spurtete
zwischen dem geöffneten Durchgang und hielt auf die Kaserne zu. Die
beiden Wachen sahen dem jungen Mann hinterher bevor ihre Aufmerksamkeit wieder
zur Strasse gezogen wurde. Schnaubend schüttelte das abgestellte Pferd den Kopf
stampfte mit einem Huf auf dem Boden. „Ich bring den nicht zum Stall." Sprach
einer und verzog sich wieder auf seinen Posten an der Strasse. Der übrige
Wächter atmete lange aus und sah etwas genervt zu dem Pferd. Aaros
sass noch immer in seiner Meditation vertieft auf der Wiese neben dem
Trainingsgelände. Er öffnete langsam die Augen als er das Schlagen von
Drachenflügel vernahm. Geschmeidig schwebte ein orangerotes Drachenweibchen auf
die Grashalme nieder und setzte elegant zur Landung an. Einige letzte Schritte
bremsten ihr Tempo zuletzt und sie hob mit ausgestreckter Brust stolz den Kopf.
Den Blick zu Roland geworfen, welcher in dem Moment hinter der Hecke hervor kam
zauberte ein helles Funkeln in ihre blauen Augen und sie ging zufrieden gurrend
auf ihn zu. Er
strich ihr im Vorbeigehen über die Nase und hielt auf Aaros zu. Er stellte den
Rucksack vor ihm auf den Boden und zeigte provokativ zum Horizont. „Vor
Sonnenuntergang!" sprach er laut und sah seinen Lehrer zuversichtlich an. Aaros
schmunzelte mit geschlossenem Blick vor sich hin, bevor er aufstand und nach
dem Rucksack griff. Mit der Tasche ging er zum Tisch mit den Trainingswaffen
und warf einen kontrollierenden Blick auf dessen Inhalt. „Wusst
ichs doch, dass du es packst!" rief Torben lobend zu Roland als er aus der
Kaserne trat. Kräftig schlug er ihm mit der Faust in die Schulter und klopfte
ihm auf den Rücken. „Aaros?" warf er seinem Kollegen fordernd entgegen. Dieser
griff in den Rucksack und holte die Flasche mit dem stronischen Branntwein heraus.
Schmunzelnd sah er die Flasche an, bevor er sie über die Schulter zu Torben
warf. „Schön, du hast gewonnen." sagte er leicht enttäuscht und wühlte weiter
in der Tasche herum. Torben hielt grinsend die Flasche hoch und zwinkerte
Roland einmal zu. Dieser stand da wie bestellt und nicht abgeholt. „Was wird
das denn hier?" fragte er sich gedanklich und blickte verwirrt seine
Lehrmeister an. Kyndle konnte mit der Szene ebenfalls nicht viel anfangen und
schaute auch fragend zu den Männern. Torben
grinste weiter vor sich hin und machte sich auf den Weg zum Anwesen. „Was wird
jetzt aus dem Bonus?" fragte Roland neugierig. „Bekommst du morgen." Antwortete
er schnell und winkte ihm kurz zu ohne ihn anzusehen. „Jetzt zeige ich Tim was
ein richtiges Beruhigungsmittel ist." murmelte er vor sich hin und verschwand
hinter der Hecke des Gartens. „Scheint
alles da zu sein." sprach Aaros gelassen und wandte sich seinem Schüler zu.
„Ehrlich gesagt war ich gänzlich davon überzeugt, dass du zu spät kommen
würdest." Begann er nachdenklich und blickte ihn mit seinen trüben Augen an.
„Aber du hast mich wieder einmal eines besseren belehrt." fügte er lobend an.
Roland schmunzelte leicht verlegen und warf seinen frohen Blick zu Kyndle,
welche zufrieden gurrend auf ihn zu kam und ihren Kopf an seine Brust
schmiegte. Mit geschlossenen Augen umarmte er seine Drachin und hielt sie fest.
„Ohne dich hätte ich es nicht geschafft." flüsterte er ihr zu. Aaros
verkniff sich sein Schmunzeln und legte Roland die Hand auf die Schulter. „Jetzt
sie zu dass du was isst und eine Mütze voll Schlaf bekommst." erklärte er mir
ernster Stimmlage. „Der morgige Tag wird sicher lang werden." fügte er an und
schritt in die Kaserne zurück. Roland sah seiner Drachin fordernd in die Augen.
„Wer zuerst da ist?" fragte er sie und rannte auch gleich los. Kyndle gab ein
überraschtes „Meep" von sich und nahm unverzüglich die Verfolgung auf. ...... Die
Nacht brach herein und Roland hatte einige Mühe seinen Schlaf zu finden. Zu
nervös und angespannt war er wegen des folgenden Tages. Nachdenklich starrte er
zur Decke hoch, daran denkend was ihn am nächsten Morgen alles erwarten würde. Nicht
mal Kyndles leises Schnurren an seiner Seite vermochte seine Müdigkeit zu
wecken. Sie im Arm haltend lag er deshalb den Grossteil der Nacht wach. Bis
schliesslich die ersten Sonnenstrahlen am Horizont zu sehen waren. Der
warme Schein der Sonne traf auf Kyndles Nase und kitzelte sie sanft aus ihrem
Schlaf. Leise gurrend öffnete sie die Augen und stellte überrascht fest, dass
sie alleine im Bett lag. Leicht nervös schnupperte sie herum und kroch unter
der Decke hervor. Die Tür zu der schmalen Terrasse heraus war halb geöffnet und
liess einen warmen Luftstoss ins Zimmer. Mit dem Kopf drückte sie die Tür
weiter auf und erblickte ihren Partner. Roland stand halb angezogen am Geländer
und stützte sich mit den Armen darauf ab, während sein Blick nachdenklich über
den Garten des Anwesens flog. Das
Weibchen stellte sich mit ihren Vorderläufen auf das Geländer und rieb mit
ihrem Kopf sanft an Rolands. Er fühlte ihre samtenen Schuppen an seinem Gesicht
und spürte ihr leises Schnurren. Lächelnd griff er mit einem Arm unter ihrem
Kopf hindurch und presste sie etwas mehr an sich. „Morgen." sagte er leise und
rieb mit seiner Hand über ihre Wange. Sie schloss kurz die Augen und gab ein
zufriedenes „Chirp" von sich. Den
Blick wieder gehoben schaute er zu der Kaserne. Aaros und Torben standen
bereits auf dem Trainingsplatz. „Dann wollen wir mal." sprach Roland und ging
zurück ins Zimmer. Kyndle warf ihren Blick auch einmal zu der Kaserne und
folgte Roland kurz darauf mit einem aufgeweckten „Meep" hinein. Bei
dem Trainingsplatz angekommen winkte Roland seinen Lehrern gähnend zu. „Pass
auf dass du keine Fliege verschluckst." Begrüsste ihn Torben mit einem breiten
Grinsen im Gesicht. Roland schloss bei seiner Bemerkung schmunzelnd die Augen
und nickte einmal still. Kyndle schnaubte stark in Torbens Richtung und gab ein
begrüssendes „Churr" von sich, was ihm ein schwaches Schmunzeln ins Gesicht
zauberte. „Komm ich hab was für dich." sprach Torben laut und winkte Roland zu
sich an den Tisch mit den Trainingswaffen. Verwundert schritt er an den Tisch
heran, und auch Kyndle war neugierig und musterte die Platte genau. Auf
dem Tisch lag ein längerer Gegenstand, welcher von einer dünnen Decke abgedeckt
war. Mit gehobener Augenbraue blickte er zu seinem Lehrer. Torben begann zu
lächeln und griff nach der Decke. „Da du mir geholfen hast die gestrige Wette
zu gewinnen." Er machte eine kurze Pause und räusperte sich einmal. „Ich meine,
da du es geschafft hast vor Sonnenuntergang zurückzukommen bekommst du nun
deinen Bonus." Mit diesen Worten zog er die Abdeckung von dem Gegenstand und
zum Vorschein kam ein Langbogen. Überrascht
starrte Roland auf die meisterhaft gearbeitete Distanzwaffe. „Nur zu." sagte
Torben, sah seinen Schüler zuversichtlich an und hielt ihm einen Pfeil
entgegen. Roland griff zögerlich nach dem Bogen und strich einmal mit der Hand
über das Material. Er war im Vergleich zu seinen anderen Bögen sehr leicht.
Leicht zog er die Sehne und stellte fest, dass sie eine kräftige Spannung
hatte. „Den
hab ich in früheren Zeiten benutzt." begann Torben und sah sich den Bogen an.
„Er wurde aus Drachenknochen gefertigt und die Bogensehne hat ebenfalls eine drachische
Herkunft." Ein schwaches Schmunzeln wuchs in seinem Gesicht. „Was diesem Ding
einen höllischen Stoss verleiht wenn man ihn ganz spannt." erklärte er. „Aber
mach dir selbst ein Bild davon." fügte er an und reichte ihm den Pfeil. Roland
nahm das Geschoss von seinem Lehrer entgegen und legte es an der Sehne an. Die
Strohpuppe, welche an einem Holzpflock aufgehängt war angepeilt hob er den
Bogen und begann ihn zu spannen. Überrascht stellte er fest dass diese Waffe
wesentlich mehr Kraft für das Spannen benötigte. Dies hielt ihn aber nicht
davon ab sein Ziel ruhig anzuvisieren. Weiter zog er den Pfeil zurück bis die
Spitze an seinen Fingern ankam. Zusammen mit seinem langsamen Ausatmen lösten
sich seine Finger und befreiten den Pfeil. Mit enormer Geschwindigkeit raste
das Geschoss zischend auf die Strohfigur zu. Mit
einem lauten Knacken durchschlug der Pfeil den Kopf der Puppe und brach die
Spitze des Holzpflockes mit ab. Erstaunt die Augenbrauen gehoben schaute er zu
der Figur, welche Kopflos zusammensackte. „Wow." Gab er leise von sich. Kyndle
gab ein lautes „Meep" von sich und machte einen kleinen Freudensprung. „So ist
es recht!" sprach Torben lobend und schlug ihm mit der Hand auf den Rücken. Roland
sah den Knochenbogen an und warf Torben danach einen leicht skeptischen Blick
zu. „Und den willst du mir geben?" fragte er. „Na klar. Du stellst dich damit
ohnehin besser an als ich." sprach er und zwinkerte ihm einmal zu. „Da
das nun geklärt ist können wir uns nun den wichtigen Dingen widmen." sprach
Aaros ernst und stellte einen schweren Rucksack auf den Tisch. „Dein Ziel ist Ansems
Haus im Flüsterwald." begann er. „Wo genau kann ich dir aber nicht sagen. Das
musst du selbst herausfinden. Vermutlich kann dir jemand in Ascom
weiterhelfen." „Ascom? Ok." Antwortete Roland zuversichtlich. „Gut, es ist
alles hier drin." begann Aaros erneut und reichte ihm den vollen Rucksack. „Ich
sag es gleich direkt heraus. Ansem ist verrückt, was die Sache mit dem Medium
leicht verkompliziert." Roland sah ihn verwirrt an. „Und wie gehe ich dann
vor?" hakte er nach. „Dafür hast du ja die Karotten und die Zwiebel besorgt."
Erklärte Aaros und warf seinen Blick kurz zur Seite. „Zumindest hat es bei mir
so funktioniert." „Und
wie funktioniert es?" wollte Roland wissen. Aaros lächelte ihn an und sah ihm
mit seinem trüben Blick in die Augen. „Das wirst du schon noch selbst
herausfinden." antwortete er schmunzelnd. „Und warum soll der verrückt sein?"
hakte Roland nach. Aaros
atmete einmal durch und sah nachdenklich zum Himmel hoch. „Ansem war der
Erzmagier in der Gilde der drei Türme." begann er. „Er verfügte über einen
mächtigen Zugang und genoss im ganzen Land einen guten Ruf. Er verbrachte einen
Grossteil seines Lebens auf Reisen, um die Geheimnisse des Landes zu lüften. Den
Gerüchten nach trieb ihn seine Gier nach Wissen selbst über die Grenzen der
sterblichen Welt. Es hiess, dass er es vollbracht hatte das Drachendogma zu
betreten, wo er dem Chroniker begegnete. Er fragte den Wächter der Zeit um
Einsicht in die allwissende Bibliothek. Doch war sein sterblicher Geist diesem
Sturm an Wissen nicht gewachsen und er verfiel dem Wahnsinn." „Und
nun soll mir ein Wahnsinniger mein Medium herstellen?" fragte Roland skeptisch.
„Wenn du es so formulierst? Ja." entgegnete Aaros gelassen. Mit diesen Worten
im Kopf warf er sich den schweren Rucksack über die Schulter und blickte
angestrengt zu seiner Drachin. „Dann auf nach Ascom." Sprach er zu ihr. Kyndle
hob ihren Kopf leicht und gab mit halb geschlossenem Blick ein bestätigendes
„Churr" von sich. ...... Die
Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel herunter und verteilte ihre
sengenden Strahlen über das Land. Schweissperlen rannten von Rolands Stirn als
er nach der langen Reise mit dem Pferd vor den ersten Häusern von Ascom stand.
„Phuu!" seufzte er angestrengt. Seine Drachin landete elegant neben ihm und
blickte ihn friedlich gurrend an. Langsam bewegte er sein Reittier zu den
Ställen. Das Pferd untergebracht machte er die ersten Schritte auf der
Hauptstrasse durch die Stadt. Ascom
war ursprünglich ein Arbeiterdorf, welche von den Holzfällern im Flüsterwald
und den Steinbrüchen des Kaladrosgebirges gegründet wurde. Als dann aber im
Gebirge eine Goldader entdeckt wurde fiel die kleine Siedlung auch
einflussreichen Kaufleuten auf, worauf es zu einem explosionsartigen Wachstum
kam. Nun floriert die Stadt mit dem Vertrieb von fein gearbeitetem Goldschmuck
und dient vielen Händlern als sicherer Zwischenstopp. Roland
stand vor einem Gasthaus und schaute nachdenklich zu dem Schild hoch, das über
dem Eingang hing. „Goldrausch" war mit goldenen Buchstaben eingearbeitet.
„Versuchen wir es hier." sprach Roland zu seiner Drachin und blickte sie
zuversichtlich an. Leise gurrend machte sie eine nickende Geste und schloss
kurz die Augen. Er lächelte sie warm an und rückte noch schnell ihr Tuch um den
Hals zurecht. Danach betrat er das Lokal, gefolgt von seiner drachischen
Partnerin. Das
Innere des Wirtshauses war mit langen blauen Tüchern geschmückt, welche in
grossen hängenden Kurven an den Wänden angebracht waren. Auf jeder Seite des
Raumes brannte ein grosses Feuer in einem prunkvollen Marmorkamin. Roland liess
seinen Blick über die verteilten Tische schweifen. Ein leiser Lärmpegel
herrschte in der Luft, doch verstummte dieser plötzlich als Kyndle aufgetaucht
war. Skeptisch warfen ihr die Gäste ihre erstaunten Blicke zu. Alle tuschelten
über die auffällige Schuppenfarbe der Drachin. Roland schaute verwundert die
vielen Gesichter an und schluckte einmal leer. Frischen Mut eingeatmet schritt
er zum Tresen, wo er sogleich von einem mürrisch dreinschauenden Mann
angestarrt wurde. Kyndle folgte ihm zögerlich und blickte leicht nervös hin und
her. „Ich
brauche ein paar Informationen." sprach Roland ernst. „Wir alle brauchen
etwas." entgegnete der Mann. Er hob beide Augenbrauen bei der scharfen Antwort
von dem Wirt. „Trink was oder zieh Leine." fügte der Barmann leicht zornig an. „Und
nimm das da mit." ergänzte er und zeigte provokativ auf die orangerote Drachin.
Kyndle sah den Mann darauf sehr misstrauisch an und schnaubte herablassend in
seine Richtung. Roland zog verärgert die Augenbrauen zusammen und ballte seine
linke Hand zur Faust. „Das da?!" wiederholte er die Worte des Wirtes. Kyndle
zeigte ihre Zähne und knurrte leise. „Heyhey!
Nur keinen Stress!" kam ein fremder Mann dazwischen. „Wir wollen doch nichts tun
was wir alle bereuen könnten." Etwas nervös blickte dieser zu dem Barmann. „Und
mal ganz ehrlich. Mit den beiden würde ich mich nicht anlegen wollen." sprach er
und deutete auf Roland und Kyndle. Der Wirt verzog mürrisch sein Gesicht und
gab ein gleichgültiges „Hmpf!" von sich. Mit einem Schulterzucken drehte er
sich um verschwand im Hinterzimmer. „Du musst ihn entschuldigen." sprach der
Unbekannte. „Er hat was gegen Drachen. Du brauchst also ein paar Infos?" fragte
dieser und führte Roland zu einem nahen Tisch. Roland
atmete einmal durch und lockerte seine Hand wieder bevor er seiner Drachin
beruhigt über die Stirn strich. Anschliessend warf er dem Streitschlichter
einen verwunderten Blick zu. „So könnte man es sagen." sprach er und setzte
sich zu ihm an den Tisch. „Ich bin übrigens Roland, und das ist Kyndle." fügte er
an und streichelte seiner Drachin über den Nacken. Leise gurrend schloss sie
kurz die Augen und gab ein schnelles „Churr" von sich. „Freut
mich. Ich bin Walter." entgegnete der Mann mit einem Grinsen im Gesicht. „Also
was für Infos brauchst du?" Roland stützte seine Ellbogen auf der Tischplatte
ab und hielt sich die Hände zusammen. „Ich bin auf der Suche nach einem Mann
namens Ansem." begann er und senkte seine Hände. „Der soll im Flüsterwald hier
in der Nähe leben." ergänzte er. Walters Augen zuckten schnell, als er den
Namen des Waldes hörte. „Einen
Ansem kenne ich nicht, aber es gibt einen Mann, der im Flüsterwald leben soll."
erklärte Walter. „Wirklich?!" hakte Roland nach. „Ja, so ein älterer Kerl. Der
schneit so zwei bis drei Mal im Jahr hier rein und labert irgendetwas von Wächtern,
Magie und Suppe." sagte Walter und rotierte mit seinen Händen. Verwundert hob Roland
seine Augenbrauen. „Das klingt nach dem Mann den ich suche." sprach er und
nickte bestätigend. „Was
willst du und dein Haustier denn von dem?" fragte Walter neugierig. Kyndle warf
dem Mann bei dem Wort Haustier einen leicht verärgerten Blick zu und schnaubte
einmal stark. Roland atmete ebenfalls tief durch. „Sie ist kein Haustier." antwortete
er ernst. „Nein?" hakte Walter nach. „Nein. Sie ist meine Partnerin." sprach Roland.
Kyndle lehnte ihren Kopf an seine Schulter als er es aussprach und begann leise
zu Schnurren. Walters
Blick wich schlagartig einer finsteren Miene. „Raus hier!" schimpfte er und
stand ruckartig auf, was ihm die Aufmerksamkeit der anderen Gäste einbrachte.
Roland und Kyndle sahen den Mann überrascht an. „Hast du nicht gehört du Freak.
Pack deine Missgeburt und verzieh dich!" fügte er wütend an und zeigte zum
Ausgang. Roland stand auf und sah ihn verärgert an. „Pass auf was du...." Er brach
seine Drohung ab als er bemerkte, wie alle anderen Gäste ebenfalls aufgestanden
waren und finster in seine Richtung blickten. Kyndle
zeigte ihre Zähne und fauchte mit geschlitzten Pupillen die vielen Gesichter an.
Roland hielt beruhigend seine offene Hand in ihr Blickfeld, was ihr leises
Knurren verstummen liess. Etwas verwirrt sah sie ihren Partner an. Roland sah
ernst die vielen wütenden Personen an. Einige scheuten sich nicht ihre Meinung
zu äussern. „Das ist wieder die Natur! Was für ein Freak! Fahr zur Hölle! Sowas
wie euch brauchen wir hier nicht!" schimpften sie durcheinander. Roland
warf einen flüchtigen Blick zu Kyndle. Er bemerkte eine schwache Träne in ihren
Augen und ihr Blick senkte sich langsam zu Boden. Mit Geschlossenen Augen
atmete Roland tief ein und hielt seiner Drachin eine Hand an die Flanke. „Wir
sind hier fertig." sprach er angespannt und führte Kyndle zum Ausgang.
Misstrauisch beobachteten sie alle, bis sie unter dem Türrahmen standen. „Ein
zweiter Hector, sowas bescheuertes!" hallte Walters Stimme in seinen Rücken.
Roland blieb stehen während Kyndle mit gesenktem Blick nach draussen ging.
Aufrecht stehend starrte er zu ihm und ballte seine rechte Hand zur Faust. Ein
schwaches blaues Glühen entstand auf seinem Handrücken und er fühlte ein
schwaches Pulsieren in seinem Arm. „Tu uns endlich einen Gefallen und verpiss
dich!" fluchte Walter erneut und zeigte auf die Tür. Kyndle
brachte etwas Abstand zwischen sich und dieses unfreundliche Lokal.
Niedergeschlagen setzte sie sich unter einen Baum und blickte zu der Taverne.
Ein lauter Knall war zu hören und eine dichte Staubwolke trat aus der Tür
heraus. Roland kam mit langsamen Schritten aus der dichten Wolke und wischte
sich die Hände ab. Etwas erschöpft blieb er vor seiner Drachin stehen und
atmete tief ein. „Arschlöcher." Dachte er in sich und warf Kyndle einen warmen
Blick zu. Leise gurrend sah sie zu ihm hoch und schloss die Augen zur Hälfte. „Können
wir?" fragte er sie und deutete mit seinem Kopf in Richtung Wald. Sie gab still
ein langsames Kopfnicken von sich und stand auf. Roland
stand vor den ersten Bäumen des Flüsterwaldes und warf einen müden Blick zur
Sonne hoch. Die Hand zwischen die hitzigen Strahlen und sein Gesicht gehalten
atmete er stark aus. Den Rucksack zurecht gezogen schaute er zu seiner Drachin,
welche leicht niedergeschlagen hinter ihm her trottete. Er
verspürte ein flaues Gefühl in seiner Magengegend. „Das kann ja heiter werden."
dachte er sich und senkte seinen Blick zu Boden. Unsicher
betrat er mit Kyndle den Flüsterwald. Die herablassenden Kommentare aus Ascom
im Gedächtnis machte er einen Schritt nach dem Anderen zwischen die Bäume, auf
der Suche nach einem wahnsinnigen Magier und einem niedergeschlagenen
Drachenweibchen im Schlepptau.