Kapitel 5: Das Ende der Schlacht und ein böses Erwachen
#5 of Eragon 4 Fortsetzung: Schwere Zeiten
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Eragon - Schwere Zeiten
Kapitel 5: Das Ende der Schlacht und ein böses Erwachen
Eragon ging auf Saphira zu und schlang die Arme um ihren großen Kopf. Gleichzeitig streckte er seine geistigen Fühler aus, auf der Suche nach einem Lebenszeichen. Zu seiner Erleichterung spürt er einen schwachen, unregelmäßigen Herzschlag.
Während dessen kontaktiert Murthag seinen roten Seelengefährten: „Dorn Galbatorix ist tot! Komm sofort her!". Dorns freudiges Brüllen hörte man bis in den Thronsaal, doch seine gute Laute verflog sofort wieder als er die Dringlichkeit in Murthags Stimme hört. „Was ist passiert? Geht es dir gut?!" fragt er bestürzt. Murthag antwortete: „Ja, aber Saphira sie... sie ist schwer verwundert oder... oder" er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, da wurde er schon von Dorns trauererfüllten Brüllen unterbrochen. Er spürte wie der große Drache seine Flügel aufspannte. „Schützen mich deine Schutzzauber vor Glassplitter?" „Ja", antwortete Murthag mit einem Lächeln als er spürte was Dorn plante. Der rote Drache erhöhte sein Tempo und flog in Richtung Zitadelle. Dann wollte Murthag zu Eragon gehen, wurde jedoch von Arya aufgehalten: „Lass ihn alleine, er braucht Zeit."
Eragon hatte seine Magie herauf beschworen und begann den goldenen Kronleuchter aus ihrer Flanke zu ziehen. Er war froh das Saphira nicht bei Bewusstsein war, so musste sie die Schmerzen wenigstens nicht ertragen. Die Wunde blutete so stark das Eragon wusste, dass der Laternenhalter eine Arterie getroffen haben musste. Er erinnerte sich an die alten und komplizierten Heilzauber, welche er in stundenlanger Arbeit auswendig gelernt hatte. Eragon verstand nur einen kleinen Teil des Zaubers, doch er war noch nie so dankbar gewesen ihn zu kennen. Er begann den Zauber zu wirken, doch schon nach kurzer Zeit musste er auf die Energiereserven der Eldunarí zurückgreifen. Wie er es bei der Heilung von Horsts Tochter gemacht hatte, arbeitete er sich von innen nach außen vorwärts. Zuerst schloss er die verletzte Arterie, dann heilte er das umgebene Gewebe, bis er schließlich bei den Schuppen angekommen war.
Während Eragon beschäftigt war, krachte plötzlich Dorn durch die verglaste Wand des Thronsaals. Auf dem Platz vor dem Eingang kämpften noch immer Varden und königliche Soldaten, sodass er den schnelleren und sicheren Weg durch das Glas vorgezogen hatte. Jeder im Thronsaal bis auf Eragon und Murthag fuhr erschrocken zusammen als die Glaswand zersplitterte. Murthag wusste was Dorn vorgehabt hatte und Eragon schien zu konzentriert um irgendetwas von der Welt mit zu bekommen. Sofort nach seiner Ankunft im Thronsaal begann Dorn mit seinen Klauen vorsichtig die schweren Trümmer von Saphiras Rücken zu heben. Der Anblick der sich Ihnen bot war erschreckend. Saphiras Flügel waren an mehreren Stellen aufgerissen und gebrochen. Als Eragon seine Gedankenfühler weiter ausstreckte stöhnte er erschrocken auf. Das Innere ihres Körpers war noch stärker in Mitleidenschaft gezogen worden als ihre Flügel. Einige Organe wurden von dem dumpfen Schlag gerissen, ein halbes Duzend Knochen waren gebrochen. Am schlimmsten war jedoch die Verletzung der Wirbelsäule, sie war gebrochen und der Aufprall hatte das Nervenbündel im inneren durchtrennt. Tränen liefen ihm über das Gesicht, doch er zwang sich weiter zu arbeiten. Während Dorn weiter Trümmer zur Seite räumte, begann Eragon zuerst ihre Organe zu heilen um die inneren Blutungen zu stoppen. Viele Minuten lang sprach er die komplizierten Heilzauber in einer Geschwindigkeit die er früher nie für möglich gehalten hatte, doch die Angst um seine Seelengefährtin trieb ihn an. Die Zauber brauchten eine immense Energiemenge, ohne die Eldunarí hätte Eragon schon lange aufgeben müsse. Saphira war dem Tode näher als Eragon es jemals bei einem noch lebenden Wesen erlebt hatte. Immer wieder keimte die Angst in ihm auf das er sie verlieren könnte und Glaedrs Erinnerungen an Oromis Tod drohten ihn abzulenken, doch er schob sie zur Seite. Langsam wuchsen ihre Organe und die Knochen wieder zusammen und begannen ihre lebenswichtige Arbeit wieder aufzunehmen. Als nächstes kümmerte er sich um ihre geschundenen Flügel. Vorsichtig rückte er mit Magie die Knochen wieder an ihren richtigen Platz und ließ sie wieder zusammen wachsen, dann heilte er die zahlreichen Sehnen und die empfindlichen Flügelmembranen.
Zum Schluss blieb nur noch das durchtrennte Nervenbündel in ihrer Wirbelsäule. Aus Oromis Unterricht wusste er, dass diese Nerven etwas Besonderes waren. Sie waren kompliziert aufgebaut und konnten mit Magie nicht ordentlich geheilt werden, doch von alleine würden sie nie heilen. Er wusste auch dass diese Nervenbahnen für alle bewussten Körperfunktionen zuständig waren. Wenn er keinen Weg fand diese Nerven zu reparieren, würde sie ihren Körper ab dem Flügelansatz nicht mehr bewegen und auch nicht mehr spüren können. Sie wäre in ihrem Körper eingesperrt und könnte nie wieder fliegen, dieses Schicksaal wollte er ihr unbedingt ersparen. Er überlegte fieberhaft, als er plötzlich die Stimme eines Eldunarí in seinem Geist vernahm: „Eragon, ihr habt heute Großes für Alagaesia getan. Mein Reiter hatte sich auf Heilungen, vor allem von Drachen, spezialisiert. Er hat einen Zauber entwickelt, welcher die Nervenbahnen dazu bringt wieder zusammen zu wachen." Eragon wollte schon erleichtert seufzen, als er den besorgten Tonfall der Drachendame hörte. „Wo ist der Haken?" wollte er wissen. „Der Zauber wurde noch nie getestet und selbst wenn er funktioniert kann dir niemand sagen wie lange es dauert bis die Nervenbahnen wieder wie gewohnt funktionieren" war die ernüchternde Antwort. Eragon überlegte kurz, dann sagte er: „Es ist die beste - die einzige - Möglichkeit die ich habe. Ich werde den Zauber testen." Die alte Drachendame übermittelte ihm den Zauberspruch, er war lang und kompliziert und Eragon verstand nicht einmal jedes zehnte Wort. Sie gingen den Spruch mehrmals durch, bis Eragon sich sicher war das er jedes Wort auswendig konnte und alle Wörter richtig betonte. Dann begann er den Zauber zu weben, Silbe um Silbe. Zu seiner Überraschung brauchte dieser Zauber kaum Energie, wofür weder er noch die Eldunarí eine Erklärung hatten.
Nachdem er den Zauber beendet hatte, suchte er noch einmal Saphiras Körper nach weiteren Wunden ab. Erst dann bemerkte er, dass er die ganze Zeit über von Arya, Murthag und Dorn beobachtet wurde. Trotz der Kraft der Seelensteine fühlte Eragon sich ausgelaugt, sein Mund war trocken und er brauchte dringend schlaf. Er krächzte: „Sie wird es überleben." Dann wob er einen Zauber, der ihn bei einer Veränderung ihres Gesundheitszustands wecken würde und setzte sich neben ihrem Kopf auf den Boden, seinen Körper eng an ihren geschmiegt. Er spürte wie der mächtige Geist von Dorn seinen berührte, dann sagte Dorn in der alten Sprache: „Schlaf, Eragon-Schattentöter-Drachenbefreier. Ich werde euch vor allen Gefahren schützen. Mein Ehrenwort als Drache." Dann legte er sich vor Saphira und Eragon und breitete seine Flügel so aus, dass niemand die beiden sehen oder erreichen konnte.
Eragon glitt schnell in seine Wachträume über, doch sie waren nicht erholsam, denn sein Unterbewusstsein versuchte verzweifelt, die Geschehnisse und seinen beinahe-Verlust zu verarbeiten. Immer wieder erlebte er seine Ängste vermischt mit Glaedrs Gefühlen beim Tod seines Reiters und schreckte aus dem Schlaf auf. Jedes Mal kontrollierte er besorgt Saphiras Atmung, um dann wieder in seinen Schlummer zu sinken. Er wusste nicht wie lange er schon neben ihr lag, als er plötzlich von seinem Zauber aus dem Schlaf gerissen wurde. „Eragon, was ist passiert?" fragte die Stimme, von der er schon gefürchtet hatte sie nie wieder zu hören, schwach.
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Ohne Unterbrechung kämpfte sich Roran weiter durch die Menge der königlichen Soldaten, doch nach einiger Zeit musste er sich etwas von der Front zurück fallen lassen um wieder zu Atem zu kommen. Er war zwar harte Arbeit gewohnt, doch er war kein ausgebildeter Soldat, sodass er Schwierigkeiten bekam sobald er seinen Gegnern die Gelegenheit für einen richtigen Schwertkampf gab. Ohne die zahlreichen Schutzzauber wäre er heute bereits mehr als einmal schwer getroffen worden. In der Hitze des Gefechtes hatte er diese Tatsache verdrängt, doch im Nachhinein realisierte er das er außerordentliches Glück gehabt hatte. „Wäre ich ein normaler Soldat und nicht der Cousin des Schattentöters wäre ich in dieser Schlacht gestorben", dachte er, „allerdings wäre ich ohne Eragon auch nicht hier." Er beschloss Eragon noch einmal richtig für seine Schutzzauber zu danken, dann riss sich aus seinen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die laufende Schlacht. Die vereinte Streitmacht aus Menschen, Elfen, Zwergen, Urgals und Wehrkatzen rückte immer weiter vor, doch sie stießen auf massiven Widerstand in der ganzen Stadt. Überall waren heftige Kämpfe ausgebrochen, während sich die Hauptstreitmacht langsam weiter die Hauptstraße in Richtung Zitadelle vorarbeitete. Das Verschwinden von Graf Barst beunruhigte Roran noch immer, doch der Graf wurde noch nicht wieder gesehen.
Nach seiner kurzen Verschnaufpause wollte er sich wieder in Richtung Front vorarbeiten, doch da sie auf einer engen Straße standen konnte er die Front nicht erreichen. So schob er sich zusammen mit dem Rest der Varden immer weiter vor, bis sie endlich den Platz vor der großen Zitadelle erreichten. Inzwischen hatte sich dort eine große Formation feindlicher Kämpfer versammelt, welche den Zugang in die Burg versperrten. Die Varden bildeten eine Keilformation und stürmten wie auf Kommando auf die Soldaten zu. Erneut versank Roran in den Rausch des Kämpfens, parierte Schwerthiebe mit seinem Hammer und mit seinem Schild und schlug mit seiner stumpfen Waffe unbarmherzig zu. Er blockte einen Schwertstreich und sprang vor um dem Soldaten den Schädel zu spalten, doch er landete unglücklich auf einer Leiche und knickte um. Der Soldat hob sein Schwert um ihn zu töten, doch da schwang plötzlich ein massiver Streitkolben in sein Blickfeld. Die stählerne Keule traf den Soldaten mittig auf die Brust, sodass er nach hinten geschleudert wurde. „Vor einem solchen Schlag schützt die beste Rüstung nicht" dachte Roran schaudernd. Er vermutete, dass ein solcher Treffer selbst Saphira erhebliche Probleme bereiten würde. Dann suchte er den Besitzer des Streitkolbens und sah wie ein riesiger Kull die Hand nach seiner ausstreckte um ihm auf die Beine zu helfen. Vor einigen Wochen noch wäre diese Geste von einem Urgalriesen für ihn undenkbar gewesen, doch jetzt nahm er die Hilfe dankend an. „Guter Kampf!" knurrte der Kull, bevor er mit einem Kampfschrei auf den Lippen wieder auf die königlichen Soldaten zustürmte.
Inmitten der Soldatenmenge versuchte Roran sich ein Bild von der Lage zu machen und blickte sich um. Die Menge der Varden, welche von der Hauptstraße auf den Platz stürmten, war enorm. Sie hatten inzwischen dreiviertel der Strecke zum Burgtor überwunden. Plötzlich spürte er ein leichtes Zittern der Erde, als wäre etwas extrem schweres hinunter gefallen. Er blickte sich besorgt um, konnte aber keine Ursache feststellen.
Die Kämpfe gingen unvermittelt weiter, bis plötzlich Dorn über den Häusern auftaucht. „Mist!"_dachte Roran, _„Ich dachte das Biest wäre tot!" Die Soldaten des Imperiums brachen in Jubel aus, denn sie hofften die drohende Niederlage auf dem Burgvorplatz noch abwenden zu können, doch Dorn schien sich nicht für die Kämpfe zu interessieren. Er flog mit hohem Tempo auf die steile Felsklippe zu und machte keine Anstalten die Flugbahn zu ändern. Grade als Roran dachte, dass der rote Drache sich selbst das Genick brechen würde, sah er wie der Drache einfach in der Felswand verschwand. Kurz danach war das laute splittern von viel Glas zu hören, was Roran nicht zuordnen konnte.
Die Kämpfe in der Stadt waren für einen Moment ins Stocken geraten und begannen grade wieder, als plötzlich eine magisch verstärkte Stimme ertönte. Roran brauchte einen Moment bis er Jörmundur erkannte. „Bürger von Urû´baen, Soldaten des Imperiums, Menschen, Elfen, Zwerge und Urgals der Varden, ich habe euch eine gute Nachricht zu verkünden. Galbatorix, der dunkle Herrscher über Alagaesia, ist tot! Er wurde getötet von Eragon Schattentöter. Wir wollen diesen Kampf hier beenden, sodass niemand mehr sterben muss! Ich verspreche, das allen königlichen Soldaten, welche jetzt ihre Waffen ablegen und sich mit erhobenen Armen an die nächste Hauswand begeben, kein Leid zugefügt wird."
Viele der Soldaten schienen erleichtert zu sein und warfen ihre Waffen klirrend auf die Pflastersteine, doch einige wollten die Niederlage nicht einsehen und kämpften weiter. Roran beobachtete wie die verbleibenden Feinde schnell von der nun erdrückenden Übermacht der Varden überwältigt wurden, dann blickte er sich um. Er deutete auf circa fünfzig Mann, darunter einige der Leute aus Carvahall. Er rief über den Lärm hinweg: „Ihr kommt mit mir! Wir überprüfen die Situation in der Burg!" Die meisten der Angesprochenen guckten nicht grade glücklich, doch sie folgen Roran als er auf das Burgtor zulief. Sie benutzten den Zugang, den Eragon bei seinem Eindringen in das Tor geschnitten hatte, und traten langsam in den langen Gang ein. Roran zuckte zusammen als plötzlich eine Reihe von flammenlosen Laternen aufleuchtete. Nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatten, führte Roran die Gruppe weiter ins Innere der Festung. Sie blieben vor der schweren Doppeltür am Ende des Ganges stehen und atmeten noch einmal durch, unschlüssig was sie erwarten würde.
Roran stieß die Tür auf und stürmte mit erhobenem Hammer in den Thronsaal und blickte sich um. Zu seinem Entsetzen sah er in das schuppige Gesicht von Dorn. Der rubinrote Drache stieß ein drohendes Brüllen aus und senkte den Kopf, doch er machte weder Anstalten die riesigen Flügel zusammen zu falten noch sich irgendwie anders von der Stelle zu bewegen. Unter den fünfzig Varden waren auch einige Bogenschützen, die sofort auf Dorn angelegt hatten, seine großen Flügel konnten sie gar nicht verfehlen. Doch bevor sie feuern konnten, rief eine helle, melodische Stimme: „Halt! Er ist nicht unser Feind!" Roran sah Arya auf ihn zueilen und bedeutete den Kriegern die Waffen zu senken. Sie befolgten seinen Befehl, doch alle hielten die Griffe ihrer Waffen weiter fest umschlossen. „Wenn er nicht unser Feind ist, warum bedroht er uns dann?" fragte er die Elfe misstrauisch. Dabei behielt er Dorn fest im Blick, bereit jederzeit zu kämpfen, auch wenn er wusste dass er gegen einen Drachen keine Chance hatte. Die Elfe deutete auf die Gruppe und sagte: „Weil ihr ihn bedroht habt. Außerdem ist im Moment sein Beschützerinstinkt ziemlich ausgeprägt. Du tätest gut daran deine Leute draußen vor der Tür warten zu lassen, er ist im Moment ziemlich leicht reizbar." Roran überlegte kurz, dann signalisierte er seinen Männern mit einem Kopfnicken vor der Tür zu warten. Als sie den Thronsaal verließen entspannte sich Dorn merklich, doch er blieb wachsam. Jetzt wagte Roran es den Blick von dem roten Drachen abzuwenden und sah sich im Thronsaal um. Ein Stück neben dem Thron sah er Shruikan liegen, den Kopf friedlich auf die Vorderpranken gelegt und die Augen geschlossen. „Als würde er schlafen" schoss es Roran durch den Kopf, doch dann sah er den Schaft des grünlich schimmernden Speeres in seinem Hals, ein dünner Blutfaden tropfte auf den Boden. Dann wanderte sein Blick weiter in Richtung Thron, wo er eine kopflose Leiche sah. Er deutete auf den toten Körper und fragte an Arya gewandt: „Ist das... Galbatorix?" „Ja" war ihre schlichte Antwort. Roran wandte seinen Blick ab und sah erst jetzt den schweren Schaden in der Decke. Teile waren eingestürzt, doch er konnte nicht erkennen wo die Trümmer hin gefallen sind, denn Dorn versperrte die Sicht. „Das hat also das Beben ausgelöst" dachte er, doch dann wurden seine Gedanken abgelenkt als Dorn plötzlich einen Flügel leicht anhob um einen Mann unter der roten Membran hindurch zu lassen. Roran konnte nur einen kurzen Blick auf die Szene hinter dem roten Drachen erhaschen, doch er erkannte Saphiras blau geschuppten Schwanz, der in einer großen Blutlache lag. Erschrocken wollte er zu ihr hinüber eilen, doch Dorn knurrte warnend. Der Mann, den Roran inzwischen als Murthag identifiziert hatte, sagte an Arya: „Der Zustand der beiden ist unverändert. Erschrocken fuhr Roran dazwischen: „Was heißt das? Wie geht es meinem Cousin und seiner Drachendame?" Murthag überlegte kurz, dann sagte er: „Eragon wird wieder vollkommen genesen. Was Saphira betrifft... müssen wir abwarten. Wir sollten Nasuada suchen und befreien." Sofort wurde Roran noch hellhörig und fragte: „Wie geht es ihr? Und wo wird sie festgehalten?" „Sie befindet sich in der Halle der Wahrsagerin tief unten in der Burg" antwortete Murthag, dann wandte er sich an Dorn und schien etwas mit ihm zu besprechen. „Ich werde euch hinführen, nimm deine Männer und folge mir" sprach er weiter. Roran öffnete die Tür durch die er den Thronsaal betreten hatte und winkte die Männer wieder hinein. Die Soldaten betraten vorsichtig die große Halle und ließen den durch seine aufgespannten Flügel bedrohlich wirkenden roten Drachen nicht aus den Augen. Murthag wandte sich von der Gruppe ab und sagte: „Folgt mir." Dann ging er zu einer weiteren Tür und öffnete sie. Zusammen mit den Soldaten stiegen sie eine große Wendeltreppe hinab.
Roran fand das Gefühl von tausenden Tonnen Stein umgeben zu sein bedrückend, doch er schob diese Emotionen beiseite. Murthag ging vor ihm und er vertraute ihm nicht, sodass er die ganze Zeit über den Griff seines Hammers gepackt hielt, bereit jederzeit zu zu schlagen. Am Ende der Wendeltreppe befand sich ein kurzer Gang der in einem massiven Tor aus Holz und Eisen endete. Der Drachenreiter ging auf das Tor zu und öffnete es mit einem Zauber. Sobald das Holz zur Seite schwang viel Roran der modrige Geruch auf und er begriff dass sie sich am Eingang von Galbatorix Kerker befanden. Dunkelrote Laternen beleuchteten den glatten Fels, der auf beiden Seiten in regelmäßigen Abständen von Zellentüren unterbrochen wurde. Auf jeder Tür stand in roter Schrift eine dreistellige Nummer. Murthag setzte seinen Weg durch den Gang fort, bis sie an eine Wegkreuzung kamen. „Es gibt hier hunderte Zellen" wurde Roran schlagartig bewusst. Zielstrebig ging Murthag weiter, bis er am Ende des Ganges vor einer großen Tür stehen blieb. Er murmelte einige Zauber und öffnete so die Tür. Roran bedeutete seinen Männern vor der Tür zu warten und betrat zusammen mit Murthag den Raum.
Die Szene die sich ihm bot erschreckte ihn. Nasuada war an Armen und Beinen auf eine steinerne Bank gefesselt. Sie war abgemagert und bleich, außerdem war ihr ganzer Körper von schrecklichen Wunden übersäht. Doch zu Rorans Erleichterung war sie bei Bewusstsein und guckte ihn an. Roran wunderte sich, dass sich bei Murthags Anblick keine Furcht in ihren Augen wieder spiegelte, schließlich war er derjenige gewesen der sie entführt hatte. Er eilte auf sie zu und zog seinen Dolch um die ledernen Riemen zu durchschneiden, dann half er ihr sich aufzusetzen. Murthag durchbrach die Stille, in dem er fragte: „Darf ich die Wunden heilen?" Mit einem Kopfnicken signalisierte sie schwach ihre Zustimmung, dann begann Murthag mit komplizierten Zaubern ihre Verletzungen zu schließen. Während der Drachenreiter beschäftigt war, fasst Roran für seine Herrin kurz die Geschehnisse zusammen.
Nachdem Murthag seine Zauber beendet hatte wollte sie aufstehen, doch Roran und Murthag mussten sie Stützen. Die Gefangenschaft hatte Spuren hinterlassen, die nur die Zeit heilen konnte. Auf Murthag und Roran gestützt und eskortiert von den fünfzig Soldaten der Varden machten sie sich langsam auf den Weg nach oben.
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„Eragon, was ist passiert?" fragte Saphira schwach in seinen Gedanken. Unendliche Erleichterung durchflutete ihn. Trotz seiner Schwäche stand er auf und viel ihr erneut um den Hals. „Ich dachte ich hätte dich verloren, Große" sagte er und schmiegte seinen Geist eng an ihren. „Du wurdest von herunterfallenden Trümmern getroffen." Seine Stimmte zitterte bei der Erinnerung. „Ich erinnere mich daran. Ich konnte nicht mehr ausweichen" sagte sie leise.Eragon zuckte zusammen als die Erinnerung an die alles verzehrenden Schmerzen zurückkehrte. Erneut flutete eine Welle der Erleichterung von Eragon durch ihren Geist und erst jetzt erkannte die Drachendame an seinen Emotionen wie knapp sie dem Tod entgangen war, auch wenn er die Details ihrer Verletzungen vor ihr verbarg. Etwas in ihrem Inneren trieb sie dazu nach diesen Details zu fragen, doch sie wusste das Eragon einen guten Grund hatte sie zu verheimlichen. Eragon, der merkte wohin ihre Gedanken abschweiften, sagte: „Du solltest auf jeden Fall noch liegen bleiben, du hast eine Menge Blut verloren." Sie schnaubte und ließ ihren Blick durch den Thronsaal schweifen. Erst jetzt wurde ihr die Anwesenheit von Dorn bewusst, der sie noch immer vor ungebetenen Gästen abschirmte. In seiner Gegenwart wollte sie auf keinen Fall schwach erscheinen und versuchte aufzustehen. Sie stemmte sich auf die Vorderbeine, doch dann merkte sie, dass ihr Körper nicht wie gewohnt reagierte. Sie versuchte ihre Hinterbeine zu bewegen, doch zu ihrem Entsetzen reagierte ihr Körper nicht auf die Befehle die sie ihm gab. Mit wachsender Panik versuchte sie sich irgendwie zu bewegen, doch weder ihr Schwanz, noch ihre Beine, noch die Flügel folgen ihrem Willen. Sie versuchte sich zu Beruhigen und fragte Eragon: „Eragon was passiert mit mir?" Eragon musste schlucken, er hatte sich vor dieser Frage gefürchtet. „Saphira, die Trümmer haben dein..." er stockte, suchte nach einer Möglichkeit die Neuigkeiten schonend zu überbringen, doch ihm fiel keine Weg ein, sodass er einfach die ungeschönten Wahrheit sagte: „Deine Wirbelsäule ist gebrochen." Schnell fügte er hinzu: „Eine alte Drachendame hat sich an einen Zauber erinnert, der die Nervenschäden heilt. Du wirst wieder gesund werden." Saphira hörte jedoch die Zweifel in seiner Stimme, er war sich nicht so sicher wie er vorgab. Von ihrem Unterricht bei Oromis und Glaedr wusste sie was eine gebrochene Wirbelsäule bedeutete. „Ich werde nie wieder fliegen können und auch nicht mehr laufen - ich bin ein Krüppel!" schoss es ihr durch den Kopf. Verzweiflung übermannte sie, ein solches Leben, gefangen in ihrem eigenen Körper, konnte und wollte sie sich nicht vorstellen. Wimmernd ließ sie den Kopf auf den Boden sinken. Eragon versuchte zu ihr durch zu dringen, doch seine Gedanken prallten an einer eisernen Mauern aus Panik und Verzweiflung ab. Er wollte sie laut ansprechen und legte ihr seine Hand auf das Gesicht, doch sie stieß ihn mit einer kräftigen Bewegung ihres Kopfes weg.
Dorn, der die Szene beobachtet hatte, legte zum ersten Mal seit Stunden die großen Flügel an und bewegte sich langsam auf Saphira zu. Er beobachtete ihre Reaktion, bereit sich jeder Zeit wieder zurück zu ziehen, sollte er auf Ablehnung stoßen. Als sie nicht reagierte, legte er sich neben sie und breitete vorsichtig seinen großen Flügel über ihrem Rücken aus. Gleichzeitig begann er instinktiv ein beruhigendes Summen auszustoßen.
Es erstaunte Eragon, dass Saphira die Berührung von Dorn zuließ während sie ihn weg gestoßen hatte und für einen Moment wurde er eifersüchtig auf den roten Drachen, doch fast sofort schämte er sich für seine Gefühle. Sie hatte so viel einstecken müssen, da wollte er ihr die Gesellschaft von Dorn auf keinen Fall verübeln.
Eragon beobachtete wie Saphiras wimmern langsam leiser wurden und sie schließlich langsam wieder in einen erholsamen Schlaf sank.
Behutsam kontaktierte Eragon den Geist des Roten. „Danke" sagte er. Dorn antwortete nicht mit Worten, doch er ließ Eragon spüren das er alles tun würde um ihr zu helfen. Eragon übermittelte sein Verständnis und noch einmal seinen Dank, dann fragte er: „Wie viel Zeit ist seit Beginn der Schlacht vergangen?" „Eine Nacht und ein halber Tag" antwortete Dorn. Eragon blickte erschrocken auf, er hatte nicht mit einer so langen Zeitspanne gerechnet. Dann fragte er den roten Drachen: „Kannst du mir eine Zusammenfassung der Ereignisse geben?" „Sicher", antwortete der Rote, „Nach Galbatorix tot informierte Jörmundur die Bevölkerung mit magisch verstärkter Stimme über die Geschehnisse und die meisten Kämpfe in der Stadt wurden eingestellt. Es wurden Meldereiter in alle Teile des Königreiches ausgeschickt um die Bewohner im ganzen Reich zu informieren. Murthag und Roran haben Nasuada aus dem Kerker befreit, sie befindet sich nun bei den Heilern, ihr geht es aber den Umständen entsprechend gut. Außerdem hat Arya die Mitglieder deiner Elfengarde gefunden, sie leben doch sie haben fast all ihre Kraft verbraucht." „Das ist gut" sagte Eragon, „wie geht es dem grünen Drachenei?"_Traurig blickte der große Drache auf das Bündel zwischen seinen Vorderpfoten, zum ersten Mal seit dem er neben Saphira lag verstummt sein Summen. „_Murthag hat das Seithr-l abgewischt aber wir wissen nicht ob er schnell genug war" sagte er dann. „Darf ich es mir ansehen?" fragte Eragon behutsam. Dorn blickte zwischen Eragon und dem Bündel hin- und her, dann schob er das Ei widerwillig zu Eragon. Dieser packte das Bündel vorsichtig aus, er war sich dem wachsamen Blick des roten Riesens bewusst. Als er das Ei in der Hand hielt spürte er sofort einen Unterschied zu Saphiras Ei, denn die Schale des grünen Eis war rau wie unbearbeiteter Granit. Er betrachtete das Ei genauer und stellte fest, dass kleine Bereiche des Eis genau so glatt waren wie Saphiras Ei. Dann begriff er was er sah, das Seithr-l hatte die Schale angegriffen und aufgeraut. Vorsichtig strich er erneut über das Ei, dann steckte er es wieder in das Lederbündel, es gab nichts was er für den ungeschlüpften Drachen tun könnte. Er überreichte den Beutel an Dorn, der den grünen Schatz wieder vorsichtig zwischen seine Vorderpfoten legte, und lehnte sich wieder an Saphiras Flanke. Dorn begann wieder beruhigend zu Summen.
Ihre Ruhe wurde jedoch schon nach kurzer Zeit wieder gestört als Nasuada den Raum betrat. Sofort spannte sich Dorn an, auch wenn er Nasuada natürlich erkannte. Eragon ging auf sie zu und fragt: „Wie geht es Euch?" Sie antwortete: „Wieder besser, danke der Nachfrage." Sie blickte sich zu Saphira um, die noch immer schlafend im Schutz von Dorns Flügel lag. Ihr viele die große Blutlache und die blutverschmierten Schuppen auf und fügte hinzu: „Und wie geht es euch beiden? Dorn hat während eurer Bewusstlosigkeit niemanden zu euch gelassen." „Sie wird es überleben" gab Eragon knapp zurück, er wollte nicht gerne an die Situation erinnert werden. Nasuada nickte, dann sagte sie: „In zwei Stunden beginnt eine große Konferenz mit allen wichtigen Führern des Lands. Wenn du dazu in der Lage bist, wünsche ich das zu ebenfalls Teil nimmst." Eragon blickte zu Saphira, ihm gefiel die Vorstellung sie alleine zu lassen nicht. Er dachte kurz nach, dann ließ er seinen Geist ausschweifen und suchte Arya. Als er sie kontaktierte erkannte sie seine Berührung sofort, was Eragon freute. Er erläuterte ihr sein Problem und fragte: „Kann ich die Besprechung durch deine Augen verfolgen? So kann ich hier bei Saphira bleiben, sollte etwas geschehen." Sie willigte ein und Eragon zog sich wieder aus ihrem Geist zurück, dann sagte er an Nasuada gewandt: „Ich werde die Konferenz durch Aryas Augen verfolgen." Sie schien zuerst nicht erfreut, doch dann gab sie ihre Zustimmung und wollte den Thronsaal verlassen, als Eragon noch hinzufügte: „Könnt ihr veranlassen das man etwas zu Essen, einen Eimer mit Wasser und ein weiches Tuch hier in den Saal bringt?" „Selbstverständlich" antwortete Nasuada und verließ den Thronsaal.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür erneut und ein verstört wirkender Diener stellte die gewünschten Gegenstände neben der Tür auf den Boden. Danach verließ er ohne ein weiteres Wort fluchtartig den Raum. Eragon holte die Dinge und begann zuerst den Boden mit Magie von den groben Blutresten zu säubern, anschließend fing er an alle für ihn erreichbaren Schuppen mit dem Tuch vorsichtig zu reinigen. Dabei hielt er die Verbindung zu ihrem Geist aufrecht um sicher zu stellen das sie nicht aufwachen würde, doch sie schlief viel zu fest als das sie ihn bemerken könnte. Die Arbeit war nicht schön oder angenehm, aber er wusste das Saphira viel Wert auf ihr Aussehen legte und wollte ihr eine Freude machen.
Nach getaner Arbeit wendete er sich noch schnell seinem Mahl zu, dann lehnte er sich wieder an Saphiras Flanke und streckte seinen Geist nach Arya aus um an der Besprechung teilzunehmen.