Five Dragons: DLvP Kapitel 4: Die Schattenseite der Grossstadt

Story by Lorddaventry on SoFurry

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Five Dragons: DLvP Kapitel 4: Die Schattenseite der Stadt

„Was meint ihr mit weg?" fragte Daniel neugierig während er sich auf dem Fahrerplatz umdrehte. „Sie ist doch..." Er brach ab als er die Rückbank leer vorgefunden hatte. In der Tat, die Drachin war verschwunden. „Sie ist bestimmt hier in der Nähe." versuchte er ihn zu beruhigen. Daniel warf dem Jungen einen aufmunternden Blick zu, dieser jedoch schaute noch immer panisch die Strasse hoch. Die Angst um seine Begleiterin stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben.Roland schüttelte verzweifelt den Kopf. „Wo könnte sie hingegangen sein? Sie war doch seit der ersten Begegnung stets an meiner Seite." dachte er sich. Der Junge ging verwirrt auf und ab, das Gesicht nachdenklich gesenkt. Doch plötzlich schreckte er auf. Er hatte wieder dieses unangenehme Gefühl, als bliebe ihm die Luft weg, nur dieses Mal war es intensiver. Hektisch atmete er ein und aus und sank erschöpft auf die Knie. Sein ganzer Körper begann zu zittern. Er wusste nicht wie ihm geschah. Eine leichte Panik nistete sich in seine Gedanken.Daniel blickte ganz entgeistert auf den gesenkten Jungen. Mit einem Satz sprang er von der Kutsche ab und schritt eiligst an Roland heran. Er senkte sich auf dessen Höhe und legte ihm beide Hände auf die Schultern. Der Bursche wurde regelrecht durchgeschüttelt. Seine Arme zitterten verkrampft und seine Atmung war mehr als unregelmässig. „Roland ist mit euch alles in Ordnung?" fragte er ihn ganz nervös und ruckte den Jungen einmal durch. Roland blickte ihn mit geweiteten Augen an. Daniel sah in die offenen blauen Pupillen. Panik erfüllte diese komplett.„Kann...nicht.....kaum....Luft." hechelte der Bursche zittrig vor sich her. „AAAHH!" Ein lauter schmerzerfüllter Schrei liess Daniel und Tim zugleich aufschrecken. Timmy sah verwundert den Jungen an. „Was geschieht hier gerade!?" Roland presste seine rechte Hand auf seinen linken Oberarm. Seine Finger umklammerten den Muskel und hielten ihn mit enormer Kraft fest. „Es...WEH....stechender.....AHH!" ein weiterer Schrei kam von dem Jungen.Daniel festigte seinen Griff und hielt Roland mit engen Armen fest. „Was hat das alles nur zu bedeuten?!" dachte er sich, den Blick stets auf den zitternden Jungen gerichtet. Daniel schaute kurz hoch zu Tim und warf ihm einen fragenden Blick zu. Dieser blickte ahnungslos zurück und zuckte kopfschüttelnd mit den Achseln.Rolands Gedanken waren ein einziges Chaos. Ein Teil versuchte eine logische Erklärung dafür zu finden, während ein anderer bemüht war die Reaktion zu unterdrücken. Der Rest war einfach mit allem im Moment überfordert. Um ihn herum verschleierte sich alles. Die verschwommenen Bilder dunkelten sich ab, bis sich nur noch eine Leere um ihn herum befand. Daniels Stimme geriet in den Hintergrund. Zwischen den starken Schmerzen hörte er aber ein leises Wimmern. Er horchte in die Schatten. Zuerst nur ein leichtes Flüstern, das aber an Intensität zunahm. Es waren leise Worte in dem schwachen Echo zu hören. Die Dunkelheit lichtete sich allmählich und er nahm ein verschwommenes Bild wahr. Zu sehen waren aber weder Daniel noch Timmy. In der schwammigen Erscheinung erkannte er vier undeutliche Umrisse. Grosse Männer in braunen Mänteln standen ihm gegenüber. Zwei der Gestalten zogen an strammen Ketten, welche zu seinem Hals führten. „Man! Dieses Ding hat vielleicht Kraft für so ein kleines Biest!" war angestrengt von dem einen zu hören, der an einer der Fesseln zog. „Das kannst du laut sagen!" kam von dem Zweiten. Eine der anderen Beiden schritt an ihn heran. „Das haben wir gleich!" sprach die nun vor ihm stehende Gestalt. Sie holte mit der Hand aus. Erneut schickte es eine Schmerzwelle durch seinen Körper und das Bild wurde zunehmend verschwommener.Sich gegen die Schmerzen wehrend spürte er ein starkes Ziehen am Hals. Es wuchtete ihn mit kräftigen Stössen nach vorne, den Unbekannten entgegen. Und dann wieder dieses enorme Stechen in seinem linken Arm. Er zuckte erneut verkrampft zusammen. Das Bild schien sich zu verflüchtigen. Einer der undeutlichen Umrisse nahm das Wort an sich. „Richtet es nicht noch übler zu als es schon ist!" klang die tiefe Stimme. „Sonst kriegen wir keinen müden Pfifferling dafür. Und jetzt macht hinne! Ab in die Kiste damit!" schimpfte sie weiter. Das Bild begann sich aufzulösen, doch ganz schwach hörte Roland noch einige Worte. „Wir warten noch bis sich die Soldaten mit dem Gefangenenwagen verzogen haben, und dann geht es zum Lager." Dann war alles stumm. .....Kurz zuvor..... „Mhhmm... Ja, genau da..... huh?" Harrison zuckte leicht zusammen als er aus seinem kurzen Traum erwachte. Gelassen atmete er aus und versuchte sich mit geschlossenen Augen an das Geträumte zu erinnern. Doch einige Stimmen erregten seine Aufmerksamkeit. Neugierig hielt er sein Gesicht zwischen die Fässer und blickte in die Gasse heraus. Ein grosser Mann in einem braunen Mantel stand an der Ecke der Gasse und blickte prüfend in die schmale Strasse. Anschliessend winkte er um die Ecke. Zwei weitere kamen dazu. Auch diese trugen dieselbe Kleidung wie der Erste. Sie zogen angestrengt an zwei strammen Ketten und bewegten sich mühselig in die Gasse hinein. Nach wenigen Augenblicken war auch zu erkennen was an den Ketten hing. Ein kleiner orangeroter Drache wurde in die enge Sackgasse gezerrt. Die eisernen Fesseln waren mit dicken Eisenringen an einem metallenen Maulkorb angebracht. Das Metall schloss sich komplett um die Schnauze des Tieres, welches sich heftig gegen das Prozedere zur Wehr setzte. Die breiten Lederriemen, welche um den Hinterkopf und die Hörner gebunden waren hielten den Maulkorb auf seiner Position fest. Eine weitere breite Fessel war dem Tier um die Brust geschnallt, und fixierte so dessen Flügel.Der Kleine Drache schnaufte aufgebracht, dies war deutlich durch die kleinen Schlitze in der metallenen Vorrichtung zu hören. Den starren durchdringenden Blick der tief blauen Augen war auf die Entführer gerichtet. Die Pupillen zusammen gezogen wie Dolchspitzen. Alle Beine auf den Boden gepresst stemmte sich das Tier kräftig gegen die Ketten. Die schwarzen Klauen hinterliessen zahlreiche Kratzspuren auf den Pflastersteinen. Beiden Männer wurden durch die Wucht nach vorne gezogen. „Mist!" war von dem Einen zu hören. „Verdammt!" von dem Zweiten. Ein vierter Geselle kam zu der Gruppe hinter der Ecke hervor. Er schritt neben den sich wehrenden Drachen und zog eine kurze gerade Klinge heraus. Mit einem kräftigen Stoss versenkte er sein Messer in der linken vorderen Schulter des kleinen Drachens. Schmerzhaft schloss das Tier die Augen und zuckte zusammen. Doch kein Brüllen, nicht einmal ein Wimmern war zu hören. Nur ein hektisches flaches Atmen drang durch den Maulkorb. Die Klinge wurde genauso schnell wieder herausgezogen wie sie durch die Schuppen gedrungen war. Blut floss aus der frischen Wunde und verfärbte die orangenen Schuppen ihres linken Vorderlaufs mit dem tief roten Ton. Der Drache konnte seine Gegenwehr nicht aufrechterhalten und wurde so von den beiden Ketten nach vorne auf den Boden gezogen. Mit einem langsamen Ziehen schleiften sie den liegenden Drachen in die Gasse nach hinten.Der Erste der vier Männer schritt an die Fässer heran, hinter denen sich Harrison versteckte.„Oh! Kacke!" fuhr es dem Burschen durch den Schädel als er sich schützend unter die Decke verkroch. Angespannt hielt er den Atem an als der bedrohliche Fremde sich seinem Versteck näherte. Doch er machte vor den Fässern einen Schritt zur Seite und ging auf eine grössere Kiste zu. Er Kippte sie zur Seite um und öffnete den Deckel. Dann deutete er den Anderen an, den Drachen in dieses hölzerne Gefängnis zu stecken. „Dieser scheint wohl der Anführer zu sein." dachte sich Harrison, der seinen neugierigen Blick bereits wieder durch den kleinen Spalt zwischen die Fässer steckte.Der Drache öffnete wieder die Augen und blickte auf die offene Kiste. Das Tier richtete sich leicht zittrig auf presste sich erneut heftig gegen das Ziehen der beiden Ketten. Die Männer konnten sich nur schwer auf den Beinen halten. Doch die Entführer schienen nun die Oberhand zu haben. „Man! Dieses Ding hat vielleicht Kraft für so ein kleines Biest!" war angestrengt von dem einen zu hören. „Das kannst du laut sagen!" entgegnete der Zweite. Nur mühsam bewegten sie den Drachen in Richtung der Kiste. Der Vierte schritt erneut neben das orangerote Tier. Er blieb davor stehen und blickte kurz in die schwarzen Schlitze zwischen dem tiefen Blau der Drachenaugen. „Das haben wir gleich!" sprach er und holte gleichzeitig mit einer Faust zum Schlag aus. Mit einem wuchtigen Aufschlag prallte die Faust des vierten Mannes auf die Stirn des kleinen Drachens auf. Das Tier schüttelte darauf verwirrt den Kopf und versuchte seinen Blick wieder auszurichten. Zeitgleich grub sich die Klinge des Unbekannten erneut in die offene Wunde am linken Vorderlauf. Der Drache sank wieder erschöpft zu Boden. Die Augen halb geschlossen wich sein schwächer werdender Blick zwischen den Gestallten hin und her.„Richtet es nicht noch übler zu als es schon ist!" befahl der Anführer. „Sonst kriegen wir keinen müden Pfifferling dafür!" meckerte er weiter. Der grosse Mann machte einen Schritt zur Seite und gab den Weg zu der offenen Kiste frei. Energisch winkte er mit dem Arm einmal in Richtung der ffnung. „Und jetzt macht hinne! Ab in die Kiste damit!" schimpfte er. Der vierte Mann schritt an den Anführer heran. „Da ist immer noch ein Gefangenentransporter vor dem Gasthaus." flüsterte er ihm zu. Der Grosse hielt sich nachdenklich die Faust vor den Mund. „Wie viele Wachen?" fragte der Anführer ganz bestimmend. „Ich weiss nicht?" antwortete der Vierte mit einem Kopfschütteln. „Vielleicht zwei, oder sogar vier. Gesehen habe ich keinen."„Gut!" begann der Grosse. „Wir warten noch bis sich die Soldaten mit dem Gefangenenwagen verzogen haben, und dann geht es zum Lager."...... Roland riss hektisch seine Augen auf. Er sah in die erschrockenen Gesichter von Daniel und Tim. „Geht es euch gut?" hackte Daniel nach. Roland löste sich aus dessen Griff ohne auf seine Frage einzugehen und stand leicht wackelig auf. Den Kopf nachdenklich nach vorne geneigt ging er die Letzten Bilder und Sätze in Gedanken durch. Leicht torkelnd machte er einige Schritte auf das Gasthaus zu, stets seinen linken Arm festhaltend. Er blickte kurz auf den Wagen der vor dem Eingang zur Eisernen Jungfrau stand. Gedanklich gab er einen Schrei von sich. „Gefangenenwagen!" hallte es durch seinen Kopf.Er sank wieder auf die Knie. Daniel war bereits hinter ihm und stützte ihn ab bevor er umgekippt wäre. Tim sah still zu, sein sonst immer breit lächelndes Gesicht war nun von einer ernsten und besorgten Miene besetzt. Roland fühlte immer noch den stechenden Schmerz in seiner linken Schulter. Doch da war noch etwas anderes. Etwas Vertrautes. Der Junge schloss die Augen und versuchte sich auf dieses Gefühl zu konzentrieren. Eine leichte Wärme durchfuhr ihn und in Gedanken sah er einen kleinen Türkisschimmer aufblitzen.Roland folgte dem kurzen Schein. Aus der Leere formte sich erneut ein Bild. Er sah eine schmale Gasse, welche auf eine Strasse herausführt. Vier Gestalten standen vor ihm. Auf der Strasse hinter den Fremden war kurz ein Pferd mit einem Reiter zu sehen, diese stachen in dem verschwommenen Bild farblich hervor. Das Tier hatte ein braunes Fell und der Reiter war in einen grünen Umhang gehüllt, ein breiter Hut mit gleicher Farbe krönte mit einer roten Feder bestückt seinen Kopf. Dann herrschte wieder Dunkelheit. Roland öffnete verwirrt die Augen. „Vier Gestalten? Gasse? Reiter?" Gedanklich reflektierte er das Gesehene. Er griff sich mit beiden Händen an die Stirn. „Ahhh, was wollen mir diese Bilder sagen!?" fragte er verzweifelt in sich hinein. Daniel sah den Jungen verstört an als dieser erneut seinen Kopf schüttelte. Roland hob langsam sein Gesicht. Er hörte das Geräusch von Hufen. Hektisch wich sein Blick zu der Strasse. Ein braunes Pferd mit einem in Grün gekleideten Reiter schritt an der kleinen Gruppe vorbei. Der breite grüne Hut mit der roten Feder daran bestätigte seine Vermutung.„Gasse!" schoss durch seinen Verstand. Er stand ruckartig auf und schritt leicht zittrig an Timmy vorbei die Strasse hoch, von wo der Reiter gekommen war. Am Lagerhaus neben der Schenke ging Roland um die Ecke und blickte in die schmale Gasse, die hinter das Gasthaus führte. „Roland, wartet!" kam von dem besorgten Daniel der auf den Jungen zu rannte. Er wurde aber bevor er ihn erreichen konnte von Tim aufgehalten. Timmys Arm drückte auf Daniels Brust und stemmte ihn mit dem Rücken an die Wand. Der Grosse sah den Dünnen erschrocken an. Tim blickte ihn ernst an und hielt sich einen Zeigefinger vor den Mund. Ein zischendes „Schhhht." beendete seine Handlung. Anschliessend warf Timmy einen vorsichtigen Blick um die Ecke des Hauses.Roland stand in der Gasse. Vor ihm befanden sich vier einschüchternde Gestalten. Ihre Gesichter waren von braunen Kapuzen verhüllt. Zwei von ihnen hielten eine Kette in der Hand. Schweigend folgte sein Blick den verbundenen Metallringen. Da war sie!Kyndle lag auf dem Boden hinter den Unbekannten vor einer offenen Holzkiste. Das Weibchen hatte die Augen geschlossen und bewegte sich nicht. Ein grosses metallisches Objekt verhüllte ihre Schnauze und ein breiter Riemen hielt ihre Flügel auf den Rücken geschnallt. Roland sah geschockt auf die blutende Wunde unterhalb der linken Schulter. „Kyndle!" rief der Junge verzweifelt in die Gasse.Die vier Männer drehten sich verwundert um. „Hah, nur der Junge." war von dem vordersten herablassend zu vernehmen. Roland rannte auf das gefesselte Weibchen zu, wurde aber von einem der Männer gepackt und in Richtung der Strasse gezerrt. Schweigend zog er ihn über den Boden. Der Junge griff mit tränendem Blick panisch in die Luft, seine rechte Hand auf die Drachin gerichtet.„Nein! Lasst sie in Ruhe! Aufhören!" schrie er, stets auf seine Begleiterin schauend. Der Unbekannte zog ihn weiter aus der Gasse heraus, bis ihm ein sonderbares Leuchten an dem Burschen auffiel. Rolands rechter Handrücken schimmerte in einem hellen blauen Schein. Der Mann liess ihn erschrocken los und schaute dem Jungen panisch in die Augen. „Was zum Henker ist denn mit dem los?!" fragte er geschockt seine Kameraden, welche den Burschen verwundert anstarrten.Roland stand Aufrecht vor dem Unbekannten, die Augenbrauen böswillig zusammen gezogen. Seine blauen Pupillen verfinsterten sich zu schwarzen Kreisen und das Leuchten auf seinem Handrücken nahm zu. „LASST SIE SOFORT FREI!" dröhnten seine Worte durch die schmale Gasse. Seine Stimme wurde von einem tiefen bedrohlichen Grollen begleitet. Die vier Entführer zuckten allesamt zusammen bei dem einschüchternden Echo.Die Luft um den Burschen pulsierte und eine starke Windböe flog über den Dächern hinweg. Der Mann vor ihm zog ängstlich seinen Dolch hervor. Roland blickte auf die Waffe und bemerkte die blutige Klinge. „DU!" hallte seine wuchtige Stimme erneut. Der Mann zuckte bei den Worten kurz zusammen und holte anschliessend zum Angriff aus. Der Junge hob seinen rechten Arm dem Angreifer entgegen. Eine gewaltige Schockwelle entstand um Roland und stiess den Mann mit enormer Kraft zurück, auch die anderen Drei wurden zu Boden geworfen. Die mächtige Welle schleuderte den Unbekannten mit grosser Wucht gegen die Fassade des Lagerhauses. Regungslos blieb er am Boden liegen.Tim zog seinen Kopf schützend hinter die Hausecke zurück, bevor ihn die Staubwolke beinahe erwischt hätte. Timmy und Daniel kauerten schwer atmend in ihrer Deckung und sahen sich nur erschrocken an. „Was geschieht da nur!?" fragte Daniel erschrocken. Tim sah ihn ahnungslos an, während er seinen Kopf schüttelte.Die drei verbliebenen Männer richteten sich angestrengt auf und blickten geschockt auf die eingedrückte Stelle in der Wand und den liegengebliebenen Kameraden. Die Druckwelle hatte eine dichte Staubwolke in der Gasse hervorgebracht. Ein kleiner Schatten trat aus dem Schleier, sank erschöpft auf die Knie und anschliessend zu Boden. Das blaue Leuchten auf dessen rechtem Handrücken dimmte ab bis es schliesslich gänzlich erlosch. Der Anführer der Fremden erkannte seine Chance. „Los! Holt ihn euch und stellt ihn ruhig, bevor er sowas nochmal macht!" befahl er den anderen Beiden. Diese schritten, wie aufgefordert zu dem bewusstlosen Jungen.„Das würde ich an eurer Stelle lieber lassen!" rief eine neue Stimme durch die dichte Wolke aus Staub. „Wer ist da?" brüllte der Anführer und machte einen grossen Schritt auf den Schleier zu. „Zeigt euch!" fügte er bestimmend an. Der Schatten eines Mannes machte sich in der Wolke bemerkbar und schritt auf die Entführer zu. Das leise Scheppern von gepanzerten Schuhen drang in einem langsamen Takt durch die Gasse. Die drei Gestalten stellten sich in eine Reihe und zogen leicht zittrig ihre Kurzschwerter. Der Anführer sah angespannt auf den Schatten im Nebel und schluckte einmal leer. Schweisstropfen liefen der angestrengten Stirn herunter.Ein Blauer Mantel trat aus dem Staub hervor und stellte sich schützend vor den bewusstlosen Jungen. Die grünen Augen auf die Entführer gerichtet stand er aufrecht zwischen Roland und den Unbekannten, als sich der Schleier legte. Es war Mardon. „Es ist nur einer!" dachte sich der Anführer erleichtert und setzte eine entspannte Miene auf, während er ausatmete. „Und was willst du tun? So ganz alleine?" fragte er ihn mit einem finsteren Lächeln im Gesicht. Er deutete mit seinen Händen zu seinen beiden Kameraden. „Wir sind dir Drei zu Eins überlegen." argumentierte er. „Also verzieh dich wieder dahin wo du hergekommen bist!" fügte er bestimmend an.Mardon zog seinen rechten Fuss zurück und stand nun seitwärts zu den Unbekannten. Kampfbereit hob er seinen Kopf und blickte die Gestalten lächelnd an. „Dann ist der Kampf fair." entgegnete er nüchtern.„Macht ihn fertig!" befahl der Anführer und richtete seinen Arm auf den Kämpfer. Die beiden anderen taten, wie ihnen befohlen und stürmten auf Mardon zu. Der Erste schwang sein Schwert von oben herab um dessen Schulter zu treffen. Der Kämpfer duckte sich gewandt zur Seite und griff an seine eigene Waffe. Er packte den Griff seines Schwertes und zog es schnell nach vorne. Der Knauf der Waffe traf den Angreifer schmerzhaft in den Bauch, worauf dieser sich verkrampft krümmte. Mardon liess seine Klinge wieder in der Scheide verschwinden und holte in einer eleganten Drehung zum Schlag aus. Sein gepanzerter Handschuh traf mit grosser Wucht auf das Gesicht des Unbekannten.Das Blut spritzte aus der gebrochenen Nase und der Mann fiel nach hinten auf den Boden, wo er regungslos liegen blieb. Der zweite Angreifer stiess mit der Spitze seiner Waffe auf Mardon zu um ihn aufzuspiessen, doch sein Ziel wich gekonnt aus. Mardon machte einen präzisen Schritt an der zu ihm gestossen Klinge vorbei und schlug dem Mann geschickt in die Arme, gefolgt von dem Griff an die Waffe des Unbekannten. Mit einem kräftigen Schritt nach vorne packte er den Angreifer an der Kehle und wuchtete ihn zu Boden. Er Drückte den Mann in den Dreck und versenkte die Klinge in dessen Brust. Langsam glitt der Stahl durch den Körper, bis er auf dem Boden auftraf. Der Kopf des Mannes streckte sich verkrampf nach oben, während er schwach nach Luft rang. Die Augen panisch geweitet. Kurze Zeit später erschlafften seine Bewegungen und seine Pupillen trübten sich.Mardon verharrte kurz in seiner knienden Position und atmete mit geschlossenen Augen stark aus. Hob dann seinen Kopf und warf dem Übriggebliebenen einen fordernden Blick zu, begleitet von einem schwachen Lächeln.Der Anführer schaute in den durchdingenden Blick der grünen Augen und liess ängstlich sein Schwert los. Das Klirren der fallengelassenen Waffe hallte durch die Gasse. Nervös machte er einige Schritte zurück, sein panischer Blick stets auf Mardon gerichtet. Der Kämpfer erhob sich und machte einen Schritt auf den letzten Entführer zu. Er blieb stehen und zog seinen rechten Fuss erneut nach hinten. Wieder seitlich stehend warf er dem letzten Gegner einen kampfbereiten Blick zu. Panik zeigte sich in den Augen des Anführers. Er wich den starren Blicken von Mardon aus und rannte fluchtartig an ihm vorbei auf die Strasse. Timmy und Daniel standen hinter der Ecke und blickten dem Flüchtenden kurz hinterher. Tim wagte einen weiteren Blick in die schmale Gasse. Die Gefahr schien gebannt und beide machten sich auf den Weg zu dem Jungen. Mardon bemerkte die beiden. Er wandte sich ihnen zu und zeigte mit einer Hand auf Roland. „Schnell! Bringt ihn in die Herberge." forderte er beide auf und wandte sich dann dem gefesselten Drachen zu. Ein schwaches Atmen war durch den metallenen Maulkorb zu hören. Das orangerote Tier öffnete zögerlich die Augen und blickte in ein fremdes Gesicht. Mardon sah angespannt in die saphirfarbenen Pupillen. Er griff an den Hinterkopf des Weibchens und zog sein Messer hervor. Die Drachin schreckte kurz auf und warf ihm einen ängstlichen Blick zu. Ihre Atmung wurde ebenfalls hektischer als sie versuchte zurückzuweichen. „Ruhig, alles in Ordnung." flüsterte der Mann gelassen.Sie beobachtete die kurze Klinge, wie sie langsam an ihrem Gesicht vorbeigeführt wurde. Ein leichter Ruck war zu spüren und die Metallkonstruktion, welche ihre Schnauze umfasste fiel zu Boden. Nochmals ein leichtes ziehen und ihre Flügel waren ebenfalls frei. Verwundert wich ihr Blick von dem liegenden Eisen zu dem Fremden. Dieser steckte sein Messer weg und blickte erneut in ihre tief blauen Augen. „Ist schon gut. Komm." sagte er zu ihr und stand auf.Mardon ging aus der Gasse heraus auf die Strasse, dort blieb er stehen und blickte zu der Drachin zurück. Diese stand noch immer vor der offenen Holzkiste und schaute ihren Befreier mit schräggehaltenem Kopf fragend an. Der Mann machte mit der Hand eine zu sich winkende Geste und ging dann um die Ecke. Kyndle schloss kurz die Augen und schnaubte einmal als sie den Mann hinter der Ecke verschwinden sah. Neugierig machte sie einige vorsichtige Schritte. Ihren linken Vorderlauf konnte sie nicht richtig belasten, daher humpelte sie langsam auf die Strasse heraus und schaute aufmerksam von rechts nach links. Auf der linken Seite sah sie den Mann erneut. Er stand vor dem Eingang eines Gebäudes. Darüber war ein grosses Schild angebracht. Er blickte sie kurz an und verschwand dann in der breiten Tür. Sie folgte ihm mit zögerlichen Schritten. Die schmerzende Schulter schickte bei jeder Belastung weitere Wellen des unangenehmen Gefühls durch ihren Körper.Vorsichtig streckte sie ihren Kopf in das Lokal. Sie schnupperte einige Male in der Luft und machte die ersten Schritte in den Raum. Ihr Befreier stand neben einer grossen Feuerstelle, in der eine knisternde Flamme loderte. Daniel sass auf einem Stuhl und hielt den Kopf nachdenkliche nach vorne geneigt, abgestützt durch seine Hände. Timmy hatte sich an die Bar gesetzt und schloss seine Finger um ein gefülltes Glas, ein weiterer Mann stand hinter dem Tresen.Kyndle erblickte Roland. Der Junge lag auf einem Tisch in der Nähe des wärmenden Feuers. Eine Frau in einem grünen Kleid hielt ihm einen Lappen auf die Stirn und blickte die Drachin leicht erschrocken an, während sie etwas von ihm zurückwich. Ohne zu zögern sprang Kyndle nach vorne auf die Tischplatte. Sie leckte ihm einmal über die Wange, rieb ihren Kopf an seinem und kuschelte sich neben ihn hin. Schützend legte sie einen ihrer dunklen Flügel über seinen Körper und platzierte ihren Kopf auf seiner Brust. Sie vernahm erleichtert seinen Herzschlag und schnurrte darauf sanft.Tamara atmete einmal erleichtert aus und ging zuversichtlich auf den Jungen zu. Kyndle hob eilig ihren Kopf und richtete den Blick auf die ihr unbekannte Frau. Mit angelegten Ohren zog sie ihre Pupillen zu Schlitzen zusammen. Das Maul leicht geöffnet, genug um die vielen scharfen Zähne zu sehen. Ausserdem war ein leises Knurren von der Drachin zu hören. Die Dame schreckte bei dem bedrohlichen Blick des Weibchens auf und liess dabei das feuchte Tuch aus ihrer Hand fallen. Mardon zog sie schnell ein Stück zurück. Daniel, sowie auch Tim schenkten der Drachin ebenfalls schreckhaft ihre Aufmerksamkeit. Kyndles starrer Blick wich ständig zwischen den Personen hin und her. Niemand durfte sich ihrem Begleiter nähern. Als wieder genug Abstand zwischen ihnen war verstummte das Knurren der Drachin und sie senkte ihren Kopf wieder auf Rolands Brust, wo sie leise schnurrte....... Der kleine Harrison blieb alleine in seinem Versteck hinter den Fässern zurück. Mit offenem Mund stand er da und konnte noch immer nicht glauben was gerade passiert war. Er zwickte sich in den Arm. „Au!" zuckte er leicht zusammen. Seine Augen weiteten sich bei der Erkenntnis, dass das Gesehene doch kein Traum war. „Das wird mir niemand glauben!" dachte er sich und ging mit vorsichtigen Schritten an den Überresten des Kampfes vorbei...... „Ein orangeroter Drache sagt ihr?" fragte eine düstere Gestalt. Sie war in eine rote Robe gekleidet und hielt einen goldenen Stab in der Hand. Die Spitze hatte die Form eines feuerspeienden Drachenkopfes. „So ist es." kam als Antwort von der Unbekannten Person. Der Mann in der roten Robe erhob sich aus seinem steinernen Thron und machte einige kleine Schritte auf den Boten zu. Zwei violette Flammen leuchteten aus den leeren Augenhöhlen der silbernen Maske hervor. „Und er gehört zu dem Jungen?" Der Fremde drehte seinen Kopf leicht zur Seite und blickte leicht nervös in das bedrohliche Funkeln. „Es scheint so." beantwortete er mit langsamen Worten die zweite Frage. „Welch unerwartete Wendung des Schicksals." dröhnte die tiefe Stimme aus der Maske. Er wandte dem Boten den Rücken zu und schritt an seinen Thron heran. „Dies wird den Effekt noch steigern." murmelte er laut vor sich hin. „Mein Plan hat sich soeben geändert." ergänzte er kalt. Die rote Gestalt drehte sich um und richtete seine knöcherne Hand auf den Unbekannten. „Findet diesen Drachen." befahl er, als das Leuchten in seinen Augen heller wurde. „Und bringt ihn zu mir." „Was ist mit dem Jungen?" fragte der Fremde ganz bestimmend. Die Person hinter der silbernen Maske schritt zurück an den Thron und setzte sich. Die dürren Hände hielt er vor seinem Gesicht zusammen. „Um den Jungen braucht ihr euch keine Gedanken zu machen." begann er. „Ihr kümmert euch lediglich um den Drachen." Der Bote hielt seinen Arm gebeugt nach vorne und verneigte sich vor der sitzenden Person. „Die Gilde ist erfreut euch weiterhin behilflich sein zu dürfen, doch dies wie üblich nicht umsonst." sprach er auffordernd und erhob sich wieder. „Dies stellt kein Problem dar." erwiderte die silberne Maske. Er stiess mit dem goldenen Stab zwei Mal auf den Boden.In der dunklen Ecke machte sich ein klapperndes Geräusch bemerkbar. Wie ein leises Knarren. Angespannt sah der Bote in den Schatten. Zwei gelbe Punkte erschienen in der Leere und das seltsame Knacken wurde lauter. Ein bleiches Knochengerüst trat leicht wackelig aus dem Dunkeln hervor. In den Leeren Augenhöhlen leuchtete ein bedrohlicher gelber Schimmer. Das Skelet schritt aufrecht an den Fremden heran, auf der rechten Hand balancierte es eine silberne Platte während es die Linke vornehmlich hinter den Rücken hielt. Bei Jedem Aufsetzen der blossen Fussknochen knackten diese geräuschvoll auf dem steinernen Boden. Auf dem silbernen Teller lag ein lederner Beutel.Der Unbekannte blickte skeptisch auf den beschworenen Butler und nahm zögerlich den Beutel von der offerierten Platte. Das Skelet machte mit dem Schädel eine vorgebeugte Geste und schritt knackend in den Schatten zurück aus dem es gekommen war.„Ich erwarte eure erfolgreiche Rückkehr." begann die Person in der roten Robe. „ Ein Versagen der Gilde wird von mir nicht geduldet! Sorgt dafür das dies auch so bleibt." fügte er bestimmend an und blickte mit dem stechenden violetten Schimmer den Boten ernst an. Der Unbekannte verneigte sich erneut. „Euer Vertrauen ist in fähigen Händen Lord Kargesh." sprach er bevor er sich erhob und zur Tür schritt. Als er in den hellen Schein der untergehenden Sonne trat funkelte dessen Anhänger in den goldenen Strahlen. Ein auf dem Kopf stehendes Dreieck mit drei Kreisen darauf, in der Mitte glänzte ein geöffnetes Auge.Kargesh sass auf seinem Thron, die violetten Flammen seiner Augen loderten bedrohlich hinter der silbernen Maske. „Welch unerwartete Wendung." sprach er gefolgt von einem diabolischen Lachen, welches von der hohen Kuppel des Daches wiederhallte...... In der Eisernen Jungfrau herrschte eine angespannte Stimmung. Ein unangenehmes Schweigen lag in der Luft. Mardon stand vor der Feuerstelle und blickte nachdenklich in die lodernden Flammen. Timmy sass an der Bar und schaute den Mann dahinter mit schräggehaltenem Kopf an. „Du redest nicht viel? Oder?" fragte er ihn leise. Martin sah ihn ernst an und nickte einmal still. Tamara hatte sich zu Daniel an den Tisch gesetzt, der sich immer noch den Kopf abstützte. Sie schaute verwundert zu dem Jungen und der ihn bewachenden Drachin.Daniel hob seinen Kopf und brach das Schweigen. „Wer waren diese Männer?" fragte er in den Raum. Mardon wandte sich vom Feuer ab und schritt ihm entgegen. „Wohl Schwarzmarktbanditen." begann er. „Wäre nicht das erste Mal das sie sich an Jungtieren vergreifen." fuhr er fort als sein Blick zu der wachenden Drachin zog. „Wer ist der Junge eigentlich?" fragte Mardon und schaute Daniel ernst an. Dieser erwiderte den starren Blick und holte einmal Luft. „Er ist der Sohn von Lady Catherines Schwester." Er wandte seine Augen dem Jungen zu. „Sein Name lautet Roland." sprach er weiter. Mardon hob erstaunt die Augenbrauen. „Dann seid ihr aus Ironwing?" fragte er bestimmend nach. Daniel nickte einmal. „So ist es." antwortete er.„Interessant." dachte sich der Kämpfer und blickte wieder zu dem Jungen. Nach kurzer Gedenkzeit wandte er sich wieder dem Mann zu. „Und jetzt erklärt mir was ich vorhin gesehen..." er brach ab und schaute verwundert zu der Eingangstür.Eine kleine Person betrat überraschend die Herberge. „Hey! Ihr werdet nie erraten was... Whoo!" die Stimme verstummte als der Bursche den orangeroten Drachen auf dem Tisch sah. Das Tier lag schützend neben einem Jungen und richtete einen bedrohlichen Blick auf ihn, gefolgt von einem leisen Knurren. Die schwarzen Schlitze der saphirfarbenen Drachenaugen trafen den Knaben mit voller Wirkung. Mit offenem Mund blieb er eingeschüchtert vor dem Weibchen stehen.„Harrison! Komm sofort hierher." sprach Tamara fordernd und winkte den Burschen zu sich. Harrison schüttelte den Kopf und schritt mit möglichst grossem Abstand an der Drachin vorbei zu der Frau, die Augen ängstlich auf das Weibchen gerichtet. „Wo warst du?" fragte die Frau nach. „Ich hatte dir doch aufgetragen das Lager aufzuräumen." „Ich war ja damit beschäftigt." begann Harrison zu erklären. „Als ich dann..." „Er hatte sich hinter den Fässern in der Gasse versteckt und den Kampf vorhin beobachtet." unterbrach ihn Mardon. Der Bursche sah den Kämpfer verwundert an. „Er hat mich dort gesehen, obwohl er mit den Unbekannten beschäftigt war?!" dachte er sich.„Was hattest du da überhaupt zu suchen?" fuhr Tamara neugierig dazwischen. Der junge zuckte kurz zusammen bei der scharfen Frage. Alle Personen sahen nun den Knaben an. Harrison blickte leicht nervös in die vielen Gesichter. Er neigte seinen Kopf nach vorne und atmete entrüstet aus. „Ok." begann er. „Ich war schon länger in der Gasse. Hinter den Fässern habe ich ein Nickerchen gemacht, weil ich von der Lagerarbeit die Nase voll hatte." Tamara rollte auf dessen Bemerkung mit den Augen. Er hole kurz Luft. „Und als ich aufwachte hörte ich Stimmen. Ein Mann kam in die Gasse und............"Harrison begann seine Beobachtung zu schildern. Alle lauschten aufmerksam der kurzen Geschichte....... In Ironwing war eine Kutsche vorgefahren. Koris stieg von dem Beifahrerplatz ab und öffnete die Seitentür des Wagens. Er hielt der Dame, welche ausstieg eine helfende Hand entgegen. „Seid gegrüsst Lady Catherine." sprach ein Bediensteter, welcher aus dem Eingang des Hauses schritt und sich begrüssend verneigte. „Hallo Sasha." entgegnete die Dame mit einem warmen Lächeln. „Ist Daniel bereits zurück?" fragte sie neugierig nach. Sasha schüttelte einmal den Kopf. „Nein, Herrin. Die Gruppe ist noch nicht zurückgekehrt." antwortete er darauf.„Gut." begann sie, während sie durch den Eingang schritt. „Sag bitte Gustav Bescheid. Ich möchte ihn umgehend sprechen." ergänzte sie und machte sich auf den Weg die Treppe hoch. „Unverzüglich." antwortete Sasha mit einer vorgebeugten Geste und schloss das Tor hinter sich...... Roland öffnete langsam die Augen. „Kyndle!" rief er als er sich hektisch aufrichtete. Doch es war niemand da. Der Junge blickte nervös in dem Raum umher. Er sass auf einem steinernen Sockel in der Mitte einer grösseren Halle. Die kunstvoll bearbeiteten Verzierungen des Podestes erinnerten an Drachen, sowohl auch das Imposante Mosaikmuster auf dem Boden davor. Ein Lichtkegel fiel durch eine runde ffnung von der Decke herab auf das Bild. Prächtige Wandteppiche hingen von den Wänden. Mit orangeroter Farbe war ein ihm bekanntes Symbol auf dem weissen Stoff eingearbeitet. Zahlreiche Holzbänke waren im Halbkreis um den Sockel angeordnet. Fünf silberne Kohlebecken standen symmetrisch um das steinerne Podest verteilt und schenkten dem Raum zusätzlich etwas Licht und Wärme. Roland lief ein merkwürdiger Schauer den Rücken hoch während er sich in der Halle umsah. „Das ist der Raum in dem ich das Drachenei gefunden habe!" dachte er erstaunt vor sich hin. Er stieg von dem verzierten Sockel herunter und stand nun Auf dem Mosaikdrachen auf dem Boden. Er blickte zu dem Podest zurück. „Genau da lag es." murmelte er vor sich hin. Doch nun war es anders als er das letzte Mal hier war. Keine Kampfspuren waren vorhanden und auch die Kälte einer sonst düsteren Höhle war nicht zu spüren. Dieser Ort war ohne Zweifel bewohnt. Doch von wem, oder was?„Du hast noch viel zu lernen, Gefährte!" hallte eine tiefe Stimme durch den Raum. Roland zuckte erschrocken zusammen und wandte sich der Quelle des Echos zu. Eine Person in einer prunkvollen Rüstung stand plötzlich hinter dem Sockel. Ein orangeroter Umhang fiel über dessen Schultern nach unten, die Kapuze über den Kopf gezogen. An der Seite des Stoffes erkannte der Junge das Symbol wieder. Die silbernen Platten des Brustpanzers waren mit dem Bildnis eines Drachens verziert. Beinschienen fügten sich in die Panzerung ein. Die kleinen Platten schichteten sich übereinander wie Drachenschuppen. Grosse dunkle Lederstiefel gaben der Imposanten Erscheinung Halt.Das Schwert des Unbekannten erregte die Aufmerksamkeit des Jungen. Im Knauf war ein orangeroter Edelstein eingebettet. Der Griff hielt diesen fest wie eine dreiklauige Drachenhand. Im Übergang zu der Klinge war ein Drachenkopf mit geöffnetem Maul zu erkennen. In den Augen waren ebenfalls orangerote Edelsteine zu finden. Zwei ausgebreitete Flügel bildeten den Handschutz. Die Schwertscheide war schwarz und mit zahlreichen Runen verziert. „Warum bin ich hier?" fragte Roland die Gestalt und schaute in den gesichtslosen Schatten der Kapuze. Der Unbekannte hob seinen Kopf. „Weil ich es so will." gab er als Antwort während er um den Sockel auf den Jungen zuschritt. Die Gestalt hob die rechte Hand und hielt sie in einer offenen Haltung zu dem Jungen. „War ein berauschendes Gefühl. Nicht wahr?" fragte er ihn. Roland sah in leicht verwirrt an. „Was für ein Gefühl?" entgegneter der Junge unwissend. Der Mann zog sich den ledernen Handschuh von den Fingern und drehte dem Burschen den Handrücken zu. Roland weitete erstaunt die Augen als er das eingebrannte Zeichen auf der Hand sah. „Das Gleiche Zeichen wie ich es habe!" dachte er.Das gezeigte Symbol begann in einem hellen blauen Schein zu leuchten. Rolands Zeichen schimmerte ebenfalls. Der Junge fühlte ein starkes Pulsieren in seinem Inneren, als hätte er eine gewaltige Kraft in sich eingeschlossen. Roland sah nervös auf seinen Handrücken und warf der Gestalt wieder einen fragenden Blick zu. „Wer bist du?" „Das ist im Moment nicht wichtig Gefährte." gab der Gepanzerte von sich. „Hat dich Kyleth geschickt?" hackte der Junge nach. „Nein." sprach der Fremde. „Ich bin auf eigenen Wunsch hier." fügte er an und senkte seinen Blick leicht. Roland atmete einmal tief ein und stiess die Luft mit einem kräftigen Stoss wieder aus. Das Pulsieren, welches in seinem Inneren rumorte steigerte sich. Die Luft um ihn herum schien regelrecht zu vibrieren. „Was ist das?" fragte der Junge leicht verstört. „Du hast deinen Zugang zur Magie dieser Welt geöffnet. Deine Angst um deine Begleiterin hat dies unbewusst bewirkt." erklärte die Gestalt. Der Fremde richtete seine Hand auf den Jungen. „Aber sei gewarnt." sprach er und das Leuchten dimmte mit dem Pulsieren ab. „Magie ist nicht wie eine Waffe der man sich so ohne weiteres bedienen kann." fuhr er fort. „Sie unterliegt Regeln, hat Grenzen."„Was für Grenzen?" fuhr Roland dazwischen. „Jeder Zauber zehrt an der Willenskraft des Wirkers." begann der Fremde. „Einige schwächen dich, andere ziehen die Lebenskraft aus dem Körper." Die Gestalt wandte seinen Blick auf den Jungen. „Und wenn man sich Zuviel zumutet verliert man das Bewusstsein. Wie du bereits selbst erfahren hast."Roland atmete stark aus als in ihm die Erinnerung an das Geschehene in der Gasse hochkam. „Aber ich wollte das doch nicht." gab er leicht klagend von sich. „Diese Männer hatten Kyndle gefangen! Ich habe nur reagiert." erklärte er. „Ob nun gewollt oder nicht. Das Risiko bleibt dasselbe." fügte der Fremde an. „Und wie erkenne ich die Grenze?" fragte der Junge neugierig nach. „Das wirst du selber herausfinden müssen." antwortete der Mann trocken. „Trotzdem ist Vorsicht geboten. Wenn du einen Zauber wirkst der deinen Kräften weit überlegen ist." Die Gestalt richtete den leeren Blick auf Roland und streckte ihm den Arm entgegen. „Kann es dich das Leben kosten."Das Licht, welches von der Decke herabschien fing an zu flackern und ein kalter Luftstoss zog sich durch die Kammer. Roland zuckte kurz zusammen. Der Fremde richtete seinen Blick zur Decke. „Es wird Zeit." sprach er und wandte sich wieder dem Jungen zu. „Wir werden uns wiedersehen." fügte er an.Die Kammer erbete und der Luftstoss nahm zu. Roland ging mit grossen Schritten auf den Fremden zu. Er hielt die ausgestreckte Hand dem Mann entgegen. „Warte ich habe noch...." Er brach ab als er sah wie sich die Gestalt in einer Flamme auflöste. Der Junge blickte erschrocken in das Feuer. Das Licht um ihn herum wurde schwächer. Er verspürte einen Ruck, als würde er nach hinten Fallen. Und dann herrschte Stille...... Harrison hatte seine Geschichte beendet und blickte nun angespannt in die ernste Runde. „So. Und dann bin ich hier reingekommen."Mardon griff sich nachdenklich an sein Kinn. „Das erklärt aber immer noch nicht wie es der Junge geschafft hat eine solche Schockwelle zu erzeugen." begann er. Sein Blick wanderte erneut zu Daniel. „Woher kommt der Bursche? Wer sind seine Eltern?" hackte der Kämpfer bestimmend nach. Daniel sah ihn etwas ratlos an und atmete zögerlich ein, während er seinen Blick wieder auf den Tisch senkte. „Seine Mutter ist. Ähm. War Lady Claire aus dem Hause Daventry. Sie hatte ihren Wohnsitz in Kams in Ordenary." Er holte in einer kurzen Pause Luft. „Über seinen Vater kann ich euch leider nichts sagen." Tamara schritt an die beiden heran. „Aber da muss es doch irgend....." Sie brach ab als sie einige Laute von der Drachin hörte. Alle im Raum schenkten dem Weibchen ihre Aufmerksamkeit.Roland kam wieder zu sich. Mit geschlossenen Augen schwenkte er leicht seinen Kopf hin und her. Er fühlte, dass etwas auf seiner Brust lag. Es strahlte eine angenehme Wärme aus und sanfte Vibrationen waren zu spüren. Ohne die Augen zu öffnen wusste er dass es sich dabei um Kyndle handelte. Dies spürte er tief in seinem Bewusstsein. Die Drachin hob verwundert ihren Kopf und blickte ihrem Begleiter in das Gesicht, als sie seine Bewegung bemerkte. Sie gurrte leise und stupste mit ihrer Schnauze sanft an seine Nase. Roland öffnete darauf langsam die Augen. Sein leicht verschwommener Blick fand sich in tief blauen Drachenaugen wieder. Darin funkelte ihm ein leichter Türkisschimmer entgegen. Ohne ein Wort zu verlieren schloss er seine Arme um das Weibchen und hielt sie eng an sich. Kyndle leckte ihm über die Wange und rieb ihren Kopf an seinem, während sie freudig schnurrte.Roland presste einzelne Freudentränen aus seinen geschlossenen Augen. Er spürte ihren Herzschlag und vernahm die wohlige Wärme ihres Körpers. Kyndle schnaubte sanft und kuschelte sich enger an ihren Begleiter. Aus ihren ebenfalls geschlossenen Liedern fand die feuchte Substanz ihrer Freude den Weg nach draussen. Sie senkte ihren Kopf wieder auf Rolands Brust und schnurrte leise weiter, während sie seinem Herz horchte. Sie waren wieder vereint.Ein Moment in dem die Zeit still zu stehen schien. Roland spürte wieder deutlich die tiefe Verbindung zu ihr. Tamaras Blick fing an feucht zu werden, als sie die beiden so ansah. Sie lächelte und hielt sich an Mardons Hand fest während sie ihren Kopf auf dessen Schulter legte. Daniel warf seine nachdenkliche Miene aus dem Gesicht und setzte ein freudiges Grinsen auf. Tim blickte gelassen von seinem Hocker aus zu dem Jungen und nickte ihm still einmal zu während er sein Glas hob.Kyndle löste sich langsam aus der engen Umarmung und erhob sich von Roland, blieb aber an seiner Seite. Der Junge richtete sich etwas mühselig auf und blickte in zahlreiche Gesichter. Er sass auf der Tischkante und hob leicht verwundert die Augenbrauen. „Was ist passiert?" fragte er in die Runde. „Erinnert ihr euch nicht mehr daran?" entgegnete Daniel leicht verwirrt. Roland schloss die Augen. In Gedanken schritt er einige Zeit zurück. „Da war eine Gasse." begann er zögerlich. „Vier Männer. Sie hatten Kyndle gefangen." Seine Atmung wurde hektischer und sein Puls trieb in die Höhe. Kyndle stellte sich hinter ihn und schnaubte sanft. Sie begann zu schnurren, steckte ihren Kopf unter seinem Arm hindurch und platzierte ihn auf seinem Oberschenkel. Roland spürte ihren warmen Atem auf seinem Rücken und nahm wohlwollend von ihrer Berührung Kenntnis. Er hielt ihr eine Hand auf die Stirn und strich ihr sanft über den Kopf. „Einer hat mich angegriffen und dann war noch ein lauter Knall." fügte der Junge an. „Das war kein Knall. Das war Magie!" fuhr Mardon dazwischen. „Und jetzt erkläre mir wie es einem Jungen wie dir möglich war, diese zu nutzen." Die grünen Augen waren starr auf den Jungen gerichtet. Roland erwiderte den Blick und sah den Mann ernst an. „Weil ich ein Gefährte bin." entgegnete er bestimmend.„WAS?!" dachte sich Roland. „Warum habe ich das jetzt gesagt!?" klagte er seinen Verstand an.Mardon weitete erstaunt die Augen. Im Moment sprachlos sah er den Jungen lange an. Tamara wusste ebenfalls nicht was sie jetzt sagen sollte. Daniel erhob sich schnell von seinem Stuhl und schritt zwischen Mardon und Roland. „Ich bitte euch diese Information geheim zu halten." sagte er bestimmend. Mardon sah den Mann fragend an. „Warum sollte ich das?" entgegnete der Kämpfer und sah ihn angespannt an. Daniel blickte ihm ernst in die Augen. „Weil der Gefährte es so entschieden hat." erklärte er. Der Kämpfer wich dem Blick des Mannes aus und schritt auf Roland zu. Mardon sah den Jungen lange schweigend an. Schliesslich kniete er sich vor ihm hin und senkte seine Stirn. „Nun, wenn dies die Entscheidung des Gefährten ist. So werde ich mich dem fügen." sprach er.****** „Och erzähl doch keinen solchen Stuss!" fuhr eine leicht genervte Stimme in die Erzählung ein. „Vor zehn Jahren ist das sicher nicht so gewesen! Das hast du dir doch einfach alles nur ausgedacht!" fügte der Fremde energisch an und richtete einen Zeigefinger auf den Erzähler. Dieser sass gelassen auf seinem Stuhl und blickte den Mann ruhig an, die Hände hielt er auf der Tischplatte zusammen. Auf dem rechten Handrücken war ein Zeichen eingebrannt. Hinter dem Erzähler lag ein grosses orangerotes Drachenweibchen auf dem Boden und blickte in die Runde, welche am Tisch sass. Das Tier hatte in Etwa die Grösse eines kleineren Pferdes. Dunkle orangerote Schuppen zogen sich über den eleganten Körper der Drachin. Eine dunklere Verfärbung war im Übergang zu den grauen Brustschuppen zu entdecken. Schwarze Krallen zierten die wuchtigen Pranken und die kräftigen Hinterbeine deuteten auf eine geschickte Jägerin hin. Zwei lange Flügel mit dunkelgrauen Membranen waren zusammengelegt auf dem Rücken platziert. Das Schweifende war mit einer knöchernen Spitze versehen, welche sich wie eine Schere teilen lässt. Zwei schwarze Hörner thronten wie eine Krone auf dem Kopf der schönen Drachin, mit jeweils einem kleineren darunter. Die Ohren wirkten wie kleine Flügel, die an dem prachtvollen Kopf angewachsen sind. Tief blaue Augen stachen aus der orangeroten Färbung heraus.Die Drachin richtete ihren Blick auf den Zwischenrufer. Die Pupillen zu kleinen Schlitzen zusammengezogen hob sie ihre Mundwinkel leicht und zeigte so ihre zahlreichen Zähne. Mit angelegten Ohren begleitete ein leises Knurren ihre Geste. Der Störenfried sah angespannt das Weibchen an und liess dabei seinen Mund offen stehen. „Kyndle ist da wohl anderer Meinung." sprach der Erzähler und lächelte den Mann mit schräggehaltenem Kopf an. Dieser richtete sich wieder auf und hob beide Hände, sein Gesicht leicht zur Seite gedreht. „Ok, ok. Wie ihr wollt." begann er leicht entrüstet. Mit einer Hand schlug er einmal auf die Tischplatte nieder und mit der anderen deutete er zu den Personen die ebenfalls am Tisch sassen. „Lasst ihr euch nur weiter volllabern. Ich bin mit dieser Märchenstunde hier fertig." ergänzte er und schritt energisch durch die Tür nach draussen. „So ein Blödsinn! Gefährte und s....." murmelte er genervt bevor er verschwunden war.Eine in Grün gekleidete Frau betrat das Lokal, kurz nachdem es der Zwischenrufer verlassen hatte. Sie blickte auf die Runde am Tisch und schritt auf den Erzähler zu. „Bei den Fünf. Roland! Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst deinen Drachen draussen lassen." meckerte sie leicht. Roland lächelte die Frau mit schräggehaltenem Kopf an. „Noch ist sie nicht zu gross um durch die Tür zu passen." entgegnete er amüsiert und kraulte die hinter ihm liegende Drachin unter dem Kinn. Kyndle blickte die Frau ebenfalls an und machte auf die Bemerkung von Roland eine nickende Kopfbewegung, gefolgt von einem bestätigenden „Churr". Die Dame ging kopfschüttelnd, aber lächelnd an ihnen vorbei in Richtung des Tresens. „Erzähl du nur weiter deine Geschichten." fügte sie mit einer Hand winkend an. Roland wandte seinen Blick wieder in die Tischrunde, welche begierig darauf wartete, dass er weitererzählte. „So, wo war ich? Ach ja." Er legte seine Hände wieder auf die Tischplatte und atmete einmal ein. „Wir konnten Mardon und Tamara davon überzeugen, das Geheimnis für sich zu behalten. Danach trennten sich unsere Wege wieder. Er hatte noch zwei Gefangene abzuliefern, während wir uns auf den Rückweg nach Ironwing machten. Auf......."****** Auf dem Anwesen machte sich ein Reiter bereit zum Aufbruch. Sein Pferd stand startklar vor der Treppe des Einganges. Eine Frau kam aus dem Haus und schritt neben das Tier während der Reiter sich auf den Sattel setzte. Sie hielt den Mann an der Hand fest und blickte ihn von unten mit feuchten Augen an. „Danke dass du das für mich tust Gustav." begann sie. Der Mann nickte der Dame einmal zu. „Ihr braucht mir nicht zu danken Herrin. Ich habe eurer Schwester ein Versprechen gegeben." Er blickte der Frau tief in die Augen. „Und dies werde ich auch halten." Mit diesem Satz zog er die Zügel an und gab dem Tier die Sporen zu spüren. Catherine liess die Hand von Gustav los als sich das Reittier aufrichtete. Das Pferd hob beide Vorderläufe in die Luft und machte einen kleinen Sprung nach vorne. Mit einem schnellen Galopp verschwand der Reiter hinter der Abbiegung der Strasse. Catherine stand vor der Treppe und blickte leicht traurig auf die Strasse. Mit dem Kopf nachdenklich gesenkt trat sie in das Haus ein...... „Grüss dich Mardon." kam von einer grossen korpulenten Gestalt, welcher durch die offenen Eisentore des Kerkereingangs schritt und mit breiten Beinen auf den Gefangenenwagen zuging. Sie überragte den Kämpfer mit einer ganzen Kopfhöhe. Der grosse Mann trug eine breite Schürze, welche von zahlreichen Flecken und Blutspritzern verziert wurde. Gepaart mit den beiden schwarzen Handschuhen, gab ihm seine Kleidung mehr die Erscheinung eines Metzgers als die eines Kerkermeisters.„Na noch alle vollzählig? Korban?" entgegnete der Kämpfer die Begrüssung des Kerkermeisters und hielt ihm lächelnd eine offene Hand entgegen. „Natürlich sind noch alle da!" antwortete Korban mit seiner lauten Stimme und griff sich Mardons Hand. Er zog ihn zu sich und klopfte ihm brüderlich auf den Rücken. Mardon tat das genauso. „Wie du ja weisst gibt es nur zwei Wege aus meinem kleinen Reich." Korban grinste ihn breit an und hielt zwei ausgestreckte Finger hoch. „Als freier Mann durch den König begnadigt." Er deutete mit einem Daumen über seine Schulter. „Oder als Kiste dahinten." fügte er amüsiert an und zeigte auf einige Holzsärge, welche auf Transportkarren neben dem Eingang lagen. Beide sahen sich schmunzelnd an bis sie sich kopfschüttelnd in einem lauten Gelächter wiederfanden. Korban atmete tief ein und schlug Mardon mit der Faust in den Oberarm. „Schön dich wiederzusehen grosser Bruder." Der Kämpfer hielt sich eine Hand an die Schulter, richtete sich nach der starken Begrüssung seines Bruders wieder auf und lächelte ihn mit einem leicht verzogenen Gesicht an. Mit dem Kopf deutete er zu dem Transporter. Korban schritt neugierig an den Wagen heran und schaute durch die Gitterstäbe. „Hast du mir etwa neues Spielzeug mitgebracht?" fragte der Kerkermeister freudig. „Könnte man so sagen." entgegnete Mardon während er die beiden Gefangenen ansah. „Die gehören zum Jägerorden." begann er. „Der König will wissen was sie hier in Parem zu suchen haben." Korban öffnete die hintere Tür des Wagens und zog die bewusstlosen Männer aus der Zelle. „Pass auf. Einer der beiden ist ein Magier." begann Mardon zu erklären. „Und ich weiss nicht was er ohne seinen Stab alles anrichten kann." Korban legte sich beide Körper über die Schulter und ging mit schweren Schritten zum Kerkereingang zurück. „HA! Magie können die sich in meinem Reich abschminken. Die Wände sind nämlich mit Arkansulfat verstärkt." erklärte er grinsend. „Und kein Problem Mardon." sprach er während er kurz stehen blieb und sich lächelnd umdrehte. „Die Info kitzle ich schon aus denen raus." fügte er amüsiert an und wandte sich wieder dem Eingang zu. Mit der freien Hand winkte er ihm noch zu. „Du hörst von mir." kam noch nach bevor er im Schatten des Tores verschwand.Ein lautes metallenes Knacken war zu hören und die breiten Eisentore waren verriegelt....... Es vergingen einige Stunden bis die kleine Gruppe das Anwesen erreichte. Die Sonne war bereits untergegangen und die Kälte der Nacht schlich über die Landschaft. Timmy sass auf dem Beifahrerplatz. Mit beiden Armen verschränkt zitterte er leicht in dem kalten Lufthauch, der über die Strasse flog. „Hätte ich doch bloss einen Umhang mitgenommen." klagte er vor sich hin. Daniel richtete seinen leicht genervten Blick auf dem Mitfahrer. „Hätten wir vorhin nicht so getrödelt, als du unbedingt noch was essen musstest, wären wir schon längst zu Hause." meckerte er ihn an. Roland sass mit Kyndle auf der Rückbank und hielt seine Begleiterin eng im Arm. Er lehnte seinen Kopf an ihren und lauschte entspannt ihrer Atmung. Die kühle Nachtluft schien ihn nicht zu stören, denn die Wärme seiner Drachin schützte ihn erfolgreich davor. Ein Gefühl der Geborgenheit fuhr durch seinen Körper. Kyndle schloss ihn in einem ihrer Flügel ein und schnurrte sanft bei dem engen Kontakt. Das Gefährt bog in die Zufahrt des Anwesens ein. Das Tor war geschlossen und zwei uniformierte Männer kamen der Gruppe mit Fackeln in der Hand entgegen. „Halt!" sprach die erste Wache. „Wer...? Oh! Daniel." ergänzte er erstaunt als er das Gesicht des Fahrers im Fackellicht erkannte. „Eure Rückkehr wird bereits sehnlichst erwartet." sprach der zweite Wächter und schritt zum Tor. Ein schweres Knacken war zu hören und die eisernen Torhälften öffneten sich mit einem leisen Quietschen. Der Wagen setzte sich in Bewegung. „Darf ich fragen was euch aufgehalten hat?" fragte die erste Wache, welche neben dem Gefährt mitlief. Sein Kamerad schloss unterdessen das breite Tor wieder. Das geräuschvolle Einrasten des Schlosses bestätigte dass das die Vorrichtung wieder verschlossen war.„Ich erkläre alles, nachdem ich mit Lady Catherine gesprochen habe." sagte Daniel zu dem uniformierten Mann. Dieser nickte einmal still und schritt dann auf seinen Posten am Tor zu seinem Kameraden zurück.Der Wagen hielt vor der kurzen Treppe am Eingang an. Timmy richtete sich, immer noch leicht zitternd auf und wollte gerade vom Wagen herunterklettern. „Moment!" sprach Daniel und packte ihn am Oberarm, woran er in auf die Vorderbank zurückzog. Er drückte ihm die Zügel in die Hand und schnappte sich das Briefbündel, welches er von Barnabas erhalten hatte. „Du bringst jetzt den Wagen zum Schuppen zurück und die beiden Pferde in den Stall." Mit ernster Miene sah er den Dünnen an und hüpfte dann von der Kutsche runter. Timmy warf einen leicht klagenden Blick zum Himmel, als würde ihn jemand da oben gerade auslachen. Entrüstet atmete er aus und liess seinen Kopf nach vorne fallen.Roland bemerkte dass sie angekommen waren. Leicht zögerlich löste er sich aus der Umarmung und stand auf. Kyndle blickte ihn mit halbgeöffneten Augen an und gab ein leises „Chirp" von sich. Der Junge verlor sich kurz lächelnd in dem leichten Türkishauch ihrer Pupillen. Langsam stieg er von dem Wagen ab und machte die ersten Schritte auf die niederen Stufen zu. Das Weibchen sprang von der Rückbank ab und liess sich mit den Flügeln elegant an seine Seite gleiten. Daniel war schon bei der Tür angekommen, doch beim ffnen kam ihm jemand zuvor. Ein dünnerer hoher Mann streckte seinen Kopf zwischen dem Spalt des Tores nach draussen. Er trug eine schwarze Jacke mit einem weissen Hemd darunter. Dunkle glatte Schuhe zeigten sich unter der ebenfalls schwarzen Hose. Die weissen Handschuhe setzten sich farblich von der Kleidung ab. Die hellgrauen Haare konnten sein Alter nur schlecht verbergen, da sich die Dichte des Haarwuchses bereits zurückzog.Die müden Augen musterten den grossen Kerl vor der Tür und den Jungen mit seiner Drachin am Fusse der Treppe genau. Er rümpfte die Nase und blickte Daniel bestimmend an. „Ihr seid spät dran." sprach er gelassen und zog die Tür auf. Mit einer vorgebeugten Haltung und einem Arm in den Raum deutend lud er die Gruppe zum Eintritt ein. „Lady Catherine ist im Arbeitszimmer." fügte er an als Daniel an ihm vorbeiging. Mit dem Bündel in der Hand machte er sich still auf den Weg zu dem genannten Raum.Roland trat ebenfalls in den Eingangsbereich ein, dicht gefolgt von Kyndle. Sasha schloss die Tür hinter ihnen und wandte sich aufrecht den beiden zu. „Ich würde vor der Nachtruhe einen Besuch im Badezimmer empfehlen." sagte er und deutete mit einem seiner weissen Handschuhe auf den verschmutzten Vorderlauf der Drachin. Er blickte den Jungen nüchtern an. „Ihr seht aus als hättet ihr dies auch nötig." ergänzte er. Roland blickte kurz an sich runter. Die Kampfspuren aus der Gasse waren noch deutlich zu erkennen. Auch etwas Blut von Kyndles Wunde hatte den Weg auf seine Kleidung gefunden.Er schaute zu seiner Begleiterin und lächelte sie an. „Na? Lust auf ein Bad?" fragte er sie mit einem spielerischen Wortlaut. Das Weibchen schloss einmal gurrend die Augen und machte eine nickende Kopfbewegung, gefolgt von einem bestätigenden „Churr". „Wenn die Herrschaften mir bitte folgen würden." sprach Sasha und marschierte aufrecht voraus. Die Hände hielt er vornehmlich auf den Rücken während er beide die Treppe hochführte. Still schritt er durch den Gang mit den zahlreichen Gemälden an Rolands Zimmer vorbei. Bis sie am Ende des Korridors ankamen. Eine gerade Treppe führte zu einer Tür herunter.Sasha blieb davor stehen und öffnete sie mit seiner linken Hand. Er betrat mit den anderen beiden den hellen Raum. Roland sah sich leicht angespannt um. Kyndle streckte ihren Kopf nach oben und schnupperte aufgeregt. Die Luftfeuchtigkeit war hoch und verglaste llampen spendeten dem Raum ein warmes Licht. Sasha öffnete einen der Schränke und holte einige zusammengelegte Tücher heraus, welche er auf den Tisch neben dem Waschbecken legte. Er drehte sich dem Jungen zu. „Ich ziehe mich zurück. Eine angenehme Nachtruhe." gab er mit einer vorgebeugten Geste von sich und schritt aus dem Raum. Die Tür schloss er hinter sich.Roland sah sich in dem Zimmer um. Er stand in der Mitte des breiten Raumes. Grosse Fliesen bildeten auf dem Boden ein blaurotes Kachelmuster. Die Wände wiesen eine graue Färbung auf, welche zur weissen Decke hin immer heller wurde. Eine wohltuende Wärme erfüllte die Luft, welche durch den Boden drang. Das grosse Marmorbecken im hinteren Bereich war gefüllt mit Wasser, welches dampfend aus einer breiten ffnung an der Wand austrat. Am anderen Ende floss es wieder ab, bevor es den Rand zu überlaufen drohte. Roland schritt an die grosse Wanne heran und hielt prüfend eine Hand ins Wasser. Die Flüssigkeit strahlte eine angenehme Temperatur aus. „Genau richtig." dachte sich der Junge und schaute lächelnd zu seiner Begleiterin.Kyndle warf ihm einen verspielten Blick zu, den Kopf leicht nach unten geneigt schaute sie ihn direkt an. Das leichte Funkeln in ihren Augen leuchtete hell darin. Ihr Schweif schwenkte langsam hin und her. Neckisch streckte sie ihre Zungenspitze heraus und schnurrte leise als sie einige kleine Schritte auf Roland zuging.Der Junge sah das Weibchen lächelnd an, bis er ihre Haltung bemerkte. Er hielt beide Hände hoch und ging einen grossen Schritt auf sie zu. „Ohh nein! OHH NEI...!" Zu spät. Das Weibchen machte einen kräftigen Sprung nach vorne auf ihren Begleiter zu. Kyndle landete an seiner Brust und hielt sich mit ihren Vorderläufen an seinen Schultern fest, die Flügel ebenfalls um ihn geschlossen. Roland hatte dieser Wucht nicht viel entgegenzusetzen und fiel mit dem Weibchen auf ihm rückwärts in das grosse Becken. Ein geräuschvolles Plätschern hallte durch den Raum und eine feuchte Welle nässte den Boden ein. Roland hockte in der Wanne, seinen leicht verärgerten Blick stur auf die Drachin gerichtet. Kyndle streckte ihren Kopf aus dem Wasser und gurrte freudig. Mit halb geschlossenen Augen sah sie ihren Begleiter an und warf ihm einen warmen Blick zu. Ein fröhliches „Chirp" fügte sie an. Der Türkishauch ihrer Augen reflektierte sich in Rolands Pupillen. Sie kam näher zu ihm und leckte mit ihrer Zunge einmal über seine Wange. Seine ernste Miene lichtete sich schlagartig und ein breites Schmunzeln entwich seinem Mund. Roland stieg aus dem Becken aus. Kyndle warf ihm darauf mit schräggehaltenem Kopf einen leicht verwunderten Blick zu, begleitet von einem eher klagenden „Meep". Roland drehte sich darauf schnell zu ihr um. Er machte mit einer Hand eine hebende und senkende Geste. „Ganz ruhig." sagte er leise. Er schritt an den niederen Tisch neben der Wanne heran und zog sich sein nasses Hemd aus, gefolgt von der tropfenden Hose. Er griff sich einen der Waschlappen vom Tisch und kehrte zu seiner Drachin zurück. Wieder in der Wanne wurde er von Kyndle mit einem fröhlichen „Chirp" begrüsst. Roland kniete sich im Wasser neben das Weibchen und tauchte den Lappen einmal unter. Er drückte ihn kurz aus und griff mit einer Hand vorsichtig nach ihrem linken Vorderbein. Er begann die nun etwas aufgeweichten Blutreste von ihrem Vorderlauf zu reiben. Die Blutung hatte schon vor einigen Stunden aufgehört, doch das änderte nichts daran dass die Stelle immer noch empfindlich war. Roland hielt ihren Vorderlauf fest und befreite sie mit dem Lappen von den Spuren der Verletzung. Kyndle spürte die Hände ihres Begleiters und blickte mit feuchten Augen in sein Gesicht. Er hielt seinen Kopf gesenkt und konzentrierte sich auf ihre Behandlung. Sie zuckte kurz zusammen als er mit dem Stoff über die heilende Wunde strich. Roland spürte dabei ein leichtes Kribbeln in seiner linken Schulter und sah kurz zu ihr hoch. Sie schloss die Augen zur Hälfte und begann leise zu schnurren. Er lächelte und blickte ihr tief in die blaue Färbung. Das Türkis darin schimmerte ihm hell entgegen. Roland verlor sich in dem starken Blick. Er liess den Lappen ins Wasser fallen und fuhr mit seiner Hand über ihre Schulter langsam den Hals hoch. Kyndle neigte ihren Kopf leicht zur Seite als sie seine Hand sanft über ihre Schuppen streichen spürte. Sie schnurrte leise weiter und kam näher an ihren Begleiter heran. Die Drachin schloss die Augen, bewegte ihren Kopf langsam auf seinen zu und hielt ihn dabei geneigt zur Seite. Roland konnte nicht anders als ihre Geste zu erwidern. Im nächsten Moment fühlte er ihre Lippen auf seinen. Die samtenen Schuppen lagen auf seinem Mund und er spürte die intensiven Vibrationen ihres Schnurrens im Kopf. Einfach ein unglaubliches Gefühl. Er hielt ihr beide Hände an den Kopf und lehnte sich etwas stärker in die enge Berührung.Nach einem kurzen Moment brach er den liebevollen Kuss ab und blickte leicht verwirrt das Weibchen vor ihm an. Kyndle schloss ihre Augen erneut und kuschelte ihren Kopf an Rolands Brust. Leise schnurrend legte sie noch einen Ihrer Flügel um ihn. Der Junge nahm seine Drachin in den Arm, den letzten Moment kurz vergessen war er einfach nur froh dass sie wieder bei ihm war. Zusammen horchten sie der Stille des Momentes. Das leise Rauschen des warmen Wassers begleitete das sanfte Schnurren des Weibchens. Roland schloss entspannt die Augen und genoss schweigend ihre enge Gesellschaft....... Im Arbeitszimmer sass Catherine auf dem grossen Sessel und lass konzentriert den Brief, welcher ihr von Daniel überreicht wurde.„Er?! Ein Gefährte?" kam erstaunt von Catherine. Sie senkte die Nachricht von Barnabas aus ihrem Blickfeld und schaute Daniel verwirrt an. Er nickte darauf wortlos. „Und Kyndle soll ein Nachkomme der Fünf sein?" fügte sie an. „Ich weiss es klingt unglaubwürdig, aber nachdem was ich heute gesehen habe bin ich voll und ganz davon überzeugt." antwortete Daniel. „Wer hat sonst noch Kenntnis davon." hackte die Frau bestimmend nach. „Bis auf die von Barnabas erwähnten Personen." Er sammelte kurz seine Gedanken. „Tamara, die Wirtin der Eisernen Jungfrau, Mardon ein Kämpfer im Dienste des Königs und Timmy." Er blickte seine Herrin zuversichtlich an und hob eine Hand. „Keine Sorge. Alle haben zugestimmt das Geheimnis zu bewahren, bis sich die anderen Gefährten zeigen." Catherin blickte nachdenklich auf das Schriftstück in ihrer Hand. „Dann müssen wir wohl auf den Rat von Barnabas und Rolands Entscheidung vertrauen."...... Roland lag frisch getrocknet in seinem Bett. Kyndle war ebenfalls unter der Decke und schmiegte sich eng an ihren Begleiter. Den Kopf auf dessen Brust gelegt schnurrte sie sanft in ihrem Schlaf. Roland war wach und hatte einen Arm um sie gelegt. Er schaute kurz lächelnd zu ihr runter als sie bei ihren Träumen leicht zuckte. In Gedanken wiederholte er den sonderbaren Kuss von vorhin. Nachdenklich blickte er zur Decke des Zimmers hoch. „Was hatte das nur zu bedeuten?" fragte er sich selbst. „War es einfach ein Dankeschön von ihr? Oder, oder war da mehr?" Sein Verstand konnte mit den gemischten Gefühlen im Moment nur schwer umgehen. Sein Gespür lieferte ihm auch keine klare Antwort. Hin und hergerissen überkam ihn langsam die Müdigkeit. Seine Augenlieder wurden schwerer und seine Gedankenstimme verstummte allmählich.Roland schlief ein....... Die Sonne erhob sich rasch über den Horizont und spendete ihren hellen Glanz dem beinahe wolkenfreien Himmel. Die warmen Strahlen drangen durch die breiten Fenster und kitzelten Roland sanft aus seinem Schlaf. Langsam öffnete er die Augen. Doch irgendetwas fehlte. Die angenehme Wärme eines anderen Körpers, welche ihn letzte Nacht zur Ruhe gebettet hatte war verswunden. Hektisch richtete er sich auf und blickte um sich. Kyndle war weg. Ein unangenehmer Schauer lief dem Jungen über den Rücken. Angespannt sah er sich in dem Zimmer um. Er spürte einen leichten Lufthauch im Raum. Die gläserne Tür zu der Terrasse stand offen. Eilig stand er von dem Bett auf und schlüpfte in eine frische Hose. Anschliessend ging er mit schnellen Schritten nach draussen. Er blickte auf den prachtvollen Garten des Anwesens und suchte diesen gezielt nach etwas orangerotem ab. Doch nichts war zu entdecken. Keine Bewegung fand in der schönen Botanik statt. Eine leichte Panik kam in ihm hoch und er begann schwerer zu atmen. Doch da. Ein kleines Mädchen kam hinter einer Hecke hervorgerannt. Die zu einem Zopf geflochtenen Haare liessen darauf schliessen, dass es sich dabei um Rebecca handeln musste. Sie rannte mit schnellen Schritten über die Wiese und hielt dabei einen blauen Ball in den Händen. Nach wenigen Augenblicken kam noch etwas hinter der grünen Blätterwand hervorgeschnellt. Orangerote Schuppen schimmerten im Sonnenlicht als das Wesen aus dem Schatten kam. Roland atmete gelassen aus und liess sich mit den Armen auf das Geländer sinken. Er beobachtete die Drachin wie sie auf das Mädchen zu rannte. Roland richtete sich wieder auf und schaute misstrauisch auf das Geschehen. Bevor die Drachin das Kind erreichte machte sie einen kräftigen Sprung in die Luft und beförderte sich mit wenigen Flügelschlägen vor Rebecca. Sie landete wenige Schritte vor dem Mädchen und nahm eine aggressive Haltung ein. Das Kind stoppte ruckartig und fiel dabei auf die Knie.„Kyndle!" rief er erschrocken und rannte in das Zimmer zurück. Noch kurz ein Hemd übergestreift machte er sich schnell auf den Weg nach draussen. Die lange Treppe sprang er regelrecht nach unten und spurtete schweratmend durch die Eingangstür. Ein weiterer Sprung über die wenigen Stufen vor dem Anwesen und er war auf der Einfahrt. Nach einem kurzen Sprint erreichte er die Wiese neben dem Garten, doch er fand nur Rebecca vor.Das Mädchen blickte ihn leicht verwirrt an und hielt dabei ihren Kopf zur Seite geneigt. „Was hat dich den gejagt?" fragte sie mit einem breiten Grinsen. „Mich?" entgegnete Roland stark atmend. „Wohl eher dich!" fügte er an und zeigte mit einem Finger auf sie. Rebecca sah in ganz verdutzt mit ihren zweifarbigen Augen an. Das Rechte grün und das Linke Türkis. Ihr Blick weitete sich kurz danach. „Ach so!" gab sie erkennend von sich. „Du meinst deinen Drachen. Keine Panik." beruhigte sie ihn und lächelte. „Wir haben nur Fangen gespielt." fügte sie amüsiert an. „Und sie ist wirklich gut darin."„Aha." antwortete Roland gelassen. Er sah Rebecca mit hochgezogener Augenbraue an. „Weshalb ist sie mit dir hier draussen?" fragte er neugierig. Sie hielt ihm einen blauen Ball entgegen. „Der ist auf der Terrasse von deinem Zimmer gelandet." begann sie. „Ich hab zuerst ein paar Mal an deiner Tür geklopft. Aber du hast nicht reagiert." Roland blickte kurz zur Seite und verdrehte die Augen leicht. Rebecca grinste ihn dabei an. „Zu meinem Glück war dein Zimmer nicht abgeschlossen. Darum bin ich reingekommen und zu der Terrasse geschlichen. Du und dein Drache haben immer noch geschlafen." Der Junge sah nachdenklich in ihre zweifarbigen Augen. Er hatte wirklich nicht bemerkt, dass jemand ins Zimmer gekommen war. „Das mit der unverschlossenen Tür wird sich in Zukunft ändern." dachte er sich. Das Mädchen hielt ihren Kopf leicht schräg und sah ihn weiterhin lächelnd an. „Ich bin also auf die Terrasse gegangen und habe meinen Ball eingesammelt, als plötzlich dein Drache hinter mir stand." Sie setzte eine etwas ernstere Miene auf. „Ich hab mich so erschrocken, dass ich ungewollt meinen Ball über das Geländer geworfen hab." Sie machte eine kurze Pause und atmete ein. „Der Drache sah mich kurz komisch an und schaute dann dem Ball hinterher. Ohne lange zu warten bin ich wieder nach draussen um ihn nochmals zu holen." Rebecca begann erneut zu grinsen. „Ich war ziemlich überrascht, als mir dein Drache mit dem Ball im Maul entgegen kam. Sie wollte sich wohl bei mir für den Schreck entschuldigen." Sie stand auf und legte die blaue Kugel auf den Boden. „Seitdem sind wir hier draussen." fügte sie an.„Ach so. Und wo ist Kyndle jetz.....Uff!" Bevor er seine Frage aussprechen konnte wurde er von etwas schwerem auf den Boden geworfen. Der Junge verzog leicht sein Gesicht und öffnete angestrengt ausatmend die Augen. Ein leichter Türkisschimmer blitzte ihm entgegen, was von einem begrüssenden „Meep" begleitet wurde.Roland sah Kyndle mit einem warmen Lächeln an und strich ihr dabei mit der Hand über die Wange. „Na wen haben wir denn da?" sagte er schmunzelnd zu ihr. Das Weibchen lag auf seiner Brust und gurrte freudig, während sie mit ihrer Schnauze leicht seine Nase an stupste. „Siehst du?" kam lachend von Rebecca, welche sich neben die Beiden hinstellte, die Arme in die Hüften gestemmt. „Ich sagte doch sie ist gut darin.Der Junge sah seine Begleiterin lächelnd an. „Es scheint so." gab er von sich und platzierte der Drachin einen Kuss auf die Nase. Kyndle gurrte glücklich und schloss beide Augen bei seiner Berührung. Roland bemerkte erst jetzt, dass an ihr etwas anders war.Das Weibchen trug einen bezaubernden Blumenkranz auf dem Kopf. Die geflochtenen Blüten schlangen sich um ihre grossen Schwarzen Hörner, wie eine gelbrote Krone. Der süssliche Duft der farbenfrohen Blätter stieg ihm in die Nase. „Wer hat dich denn so hübsch gemacht?" fragte er seine Begleiterin und lächelte sie dabei an. Kyndle schnurrte auf seine Bemerkung leise und gab ein erfreutes „Chirp" von sich. Anschliessend richtete sie ihren Blick auf Rebecca. Roland sah ebenfalls zu dem Mädchen. „Den hab ich für sie gemacht." sagte sie und grinste die Drachin fröhlich an.„Warum das denn?" fragte Roland neugierig. Das Mädchen wandte ihren Blick kurz verlegen zu Boden. „Ich wollte mich damit entschuldigen." begann sie zögerlich. Roland weitete leicht erstaunt seinen Blick. „Für Vorgestern." fügte sie an. „Ich war wohl etwas eifersüchtig, oder so." Der Junge sah das Mädchen leicht misstrauisch an. „Hat deine Mutter gesagt du sollst dich entschuldigen?" fragte er sie leicht schmunzelnd. Das Kind hielt ihren Blick stur zur Seite geneigt, das Gesicht leicht verzogen. „Ja." gab sie verärgert von sich. Roland lächelte still vor sich hin. „Eifersüchtig auf mich? Warum denn?" hackte er nach. Rebecca schüttelte einmal den Kopf. „Ich weiss auch nicht. Alle haben sich plötzlich nur noch um dich gesorgt." Ihr blick wich wieder leicht traurig zu Boden. „Und mich hat keiner mehr beachtet." Roland atmete einmal tief durch. „Das ist doch kein Grund eifersüchtig zu sein." begann er gelassen und lächelte die Kleine an. „Sieh es doch mal von der besseren Seite, wenn ich nicht hierhergekommen wäre." Er machte eine kurze Pause um Luft zu holen. „Hättest du jetzt auch nicht eine so tolle Spielkameradin." Rebecca hob ihren leicht traurigen Blick und begann zu schmunzeln. „Heisst das ich darf weiter mit dem Drachen, ähm ich meine Kyndle spielen?" Das Mädchen sah ihn mit grossen Augen an. Rolands Blick wich kurz zu der Drachin, diese schaute mit halb geschlossenen Augen zurück und gab mit einer nickenden Geste ein fröhliches „Chirp" von sich.Roland zuckte mit den Achseln. „Von mir aus." sagte er nüchtern. Rebecca kam auf ihn zu und umarmte ihn kurz. „Danke!" gab sie erfreut von sich und schritt an Kyndle heran. „Komm ich zeig dir meine Lieblingsstelle im Garten." sagte sie zu der Drachin und lief ein Stück voraus. Kyndle blickte fragend zu Roland. Dieser verschränkte die Arme und lächelte das Weibchen warm an. Mit geschlossenen Augen deutete er mit seinem Kopf dem Mädchen hinterher. Das Weibchen gurrte freudig und gab ein fröhliches „Meep" von sich, bevor sie mit schnellen Schritten Rebecca folgte. Der Junge schaute lächelnd seiner Begleiterin nach, bis sie hinter der Hecke verschwand. Plötzlich bemerkte er eine fremde Hand auf seiner Schulter. Leicht erschrocken drehte er seinen Kopf zu der Person. Sasha sah ihn mit seinem müden Blick an. „Ich würde euch anraten für draussen ein geeignetes Schuhwerk anzuziehen." Roland blickte den Mann leicht verwirrt an bevor er es merkte. Er sah nach unten und bemerkte erst jetzt, dass er barfuss auf der Wiese stand. Er machte die Augen zu und grinste ausatmend vor sich hin....... „Gut." sprach Catherine zu der Gruppe, welche sich im Arbeitszimmer eingefunden hatte. „Ihr wisst nun alle über die momentane Lage und das weitere Vorgehen Bescheid." fragend blickte sie die Gesichter an. Koris, Daniel, Loretta und Timmy nickten wortlos. „Dann wäre das ja geklärt." fügte sie erleichtert an. „Ah ja noch etwas. Ist für Kyndle inzwischen ein Schlafplatz in den Ställen eingerichtet worden?" fragte sie gelassen. Tim hob eine Hand und holte Luft um einen Satz zu beginnen. „Das wird wohl nicht nötig sein." fuhr ihm Daniel dazwischen. Timmy rümpfte die Nase und verzog kopfschüttelnd sein Gesicht. „Ach. Und weshalb?" fragte die Dame nach. „Ich denke Roland will den Drachen in seiner Nähe haben, und nach den letzten Ereignissen kann ich das auch gut verstehen." Er sah seine Herrin mit offenen Augen an. „Die beiden sind ohnehin schwer zu trennen." fügte er an. Catherine erwiderte seinen Blick mit einem leichten Lächeln. „Sein Zimmer scheint wohl genug Platz für beide zu haben." begann sie schmunzelnd. „Auch wenn sie bestimmt noch grösser werden wird." ergänzte sie.****** „Und so verblieben die Bewohner von Ironwing. Das Geheimnis über die Bestimmung des Jungen wohl gehütet, vergingen die Tage." sprach der Erzähler. „Aus Tagen wurden Wochen. Und aus Wochen, Jahre." fuhr er fort.„Moment mal!?" fiel ein Zuhörer dazwischen. „Ist das etwa schon das Ende?" hackte er nach. Der Erzähler schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf gefolgt von einem trockenen Lachen. „Das Ende? Nein." antwortete er. „Das ist erst der Anfang." ergänzte er.„Ich dachte du erzählst uns von deiner Ausbildung?" fragte ein weiterer Zuhörer. Roland hob langsam beide Hände. „Etwas Geduld meine Freunde." sprach er gelassen. Er kratzte sich nachdenklich an seinem Kinn. „Die Ausbildung begann ungefähr fünf Jahre später." Er atmete einmal tief ein und wandte sich wieder der aufmerksamen Tischrunde zu. „In den letz...."****** In den letzten Jahren hatte sich Roland gut auf dem schönen Anwesen eingelebt, es zu seinem neuen Zuhause gemacht.Ein warmer Sonnenaufgang startete den neuen Tag. Ein Bote ritt geschwind an das Tor des Hauses heran. Die Wache am Durchgang hob die Hand, worauf der Reiter stoppte. Dieser griff in seine Tasche und zog einen gerollten Brief heraus, welchen er dem uniformierten Mann übergab. Die Wache brachte das Schriftstück mit eiligen Schritten zu seiner Herrin. Catherine nahm den Brief an sich und blickte etwas erschrocken auf das Band um die Rolle.Das Siegel des Königs war abgebildet.